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Full text of "Grammatik der äthiopischen Sprache"

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9021 

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1899 

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ROBARTS 


XiYMiXn 


GRAMMiVTTK 


DER 


ÄTHIOPISCHEN  SPRACHE. 


D^löG^ 


GRAMMATIK 


DEll 


ÄTHIOPISCHEN  SPIIACHE 


VON 


DR  AUGUST  DILLMANN 

WEILAND  OKI).  PROFESSOR  DER  THEOLOGIE  IN  BERLIN. 


ZWEITE  VERBESSERTE  UND  VERMEHRTE  AUFLAGE 


VON 


Dr.  CARL  BEZOLD 

ORD.  PROFESSOR  DER  ORIENTALISCHEN  PHILOLOfilE  IN  HEIDELBERG. 


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LEIPZIG 

CHR.  BCER.M:.  TAXJCHNI^rZ 

1899. 


Das  Recht  der  Uebersetziing  in  fremde  Sprachen  ist  vorbehalten. 

Die  Verlagshandlung. 


Akademische  Buchdruckerei  von  P.  Straub  in  München. 


VORWORT  ZUR  ERSTEN  AUFLAGE.' 


Da  eine  neue  Bearbeitung  der  äthiopischen  Grammatik  längst 
Bedürfnis  war  und,  so  viel  mir  bekannt  wurde,  keiner  der  dazu 
befähigten  älteren  Gelehrten  diese  Lücke  auszufüllen  Miene  machte, 
so  entsprach  ich  gerne  einer  Aufforderung,  welche  im  Sommer  1855 
von  Seiten  der  Verlagsbuchhandlung  an  mich  gerichtet  wurde,  zur 
Uebernahme  dieses  ebenso  mühevollen  als  lohnenden  Geschäftes. 
Zwar  war  ich  mir  bewusst,  dass,  wenn  erst  eine  grössere  Anzahl 
von  Texten  genau  festgestellt  und  durchforscht,  auch  die  Ent- 
zifferung der  himjarischen  Denkmäler  weiter  fortgeschritten  sein 
würde,  manche  Einzelheiten  sich  noch  sicherer  und  vollständiger 
erkennen  lassen  würden ;  aber  da  die  Lösung  dieser  Aufgaben  noch 
in  weiter  Ferne  liegt,  so  glaubte  ich  darauf  nicht  warten  zu  dürfen; 
und  ein  reiches  Feld,  zum  Schneiden  und  Einsammeln  reif,  lag 
auch  so  schon  vor. 

Durch  meinen  Vertrag  mit  dem  Verleger  war  mir  Arbeits- 
zeit und  Umfang  des  Buches  etwas  knapp  zugemessen;  gleichwohl 
habe  ich  mich  bestrebt,  innerhalb  der  gegebenen  Schranken  den 
Anforderungen  unserer  fortgeschrittenen  Sprachwissenschaft  an  eine 
grammatische  Arbeit  so  viel  möglich  Genüge  zu  thun.  Der  Stoff 
der  Sprache  wurde  in  allen  seinen  Teilen  und  nach  jeder  Seite 
hin  neu  durchgearbeitet;  viele  neue  Beobachtungen,  von  denen 
LliDOLF  noch  keine  Ahnung  hatte,  haben  sich  dabei  ergeben,  wie 
das  jeder  einzelne  Abschnitt  des  Buches  ausweisen  wird.  In  der 
Erklärung  der  Spracherscheinungen   und   Einreihung   derselben   in 


1  Nur  am  Schluss  verkürzt.  —  Die  erste  Auflage  war  Heinrich  Ewald 
(t  4.  Mai  1875)  gewidmet. 


VI  Vorwort. 

das  System  war  ich  noch  mehr  auf  die  eigene  Forschung  an- 
gewiesen, da  hier  die  Vorarbeiten  noch  viel  spärlicher  waren. 
Hievon  ist  nun  freilich  manches  Sache  der  sonstigen  grammatischen 
Theorie,  sodass  Andere,  die  sich  zu  einer  andern  Theorie  bekennen, 
eine  andere  Erklärung  versuchen  werden;  manches  (wie  z.  B.  in 
der  Lehre  von  der  Aussprache  und  Betonung)  muss  wohl  auf  immer 
ungewiss  und  dunkel  bleiben,  weil  die  geschichtlichen  Nachrichten, 
die  allein  entscheiden  könnten,  fehlen ;  manches  auch  musste,  weil 
der  Raum  eine  Erörterung  nicht  erlaubte,  ohne  nähere  Begründung 
hingestellt  werden.  In  den  genannten  Beziehungen  kann  es  mir 
darum  nur  erwünscht  sein,  wenn  andere  Gelehrte  ihr  Schweigen 
jetzt  brechen  und  solche  schwierigeren  oder  noch  dunkleren  Fragen 
zum  Gegenstande  einer  Erörterung  machen  wollen.  Die  Wissen- 
schaft, welcher  allein  auch  mit  diesem  Buche  gedient  werden  sollte, 
wird  dadurch  nur  gewinnen.  Die  Ueberzeugung  aber  wird  sich, 
hoffe  ich,  jedem,  der  mein  Buch  durchliest,  aufdrängen,  dass 
die  so  lange  vernachlässigte  äthiopische  Grammatik  denen  der  an- 
dern semitischen  Sprachen  ebensoviel  Licht  bringt,  als  sie  von 
ihnen  empfängt. 

Einer  Rechtfertigung  bedarf  vielleicht  die  Weitläufigkeit,  mit 
welcher  in  der  Lautlehre  die  Lautübergänge  zwischen  äthiopischen 
und  andern  semitischen  Wurzeln  an  Beispielen  nachzuweisen  ver- 
sucht wurden.  Ich  weiss  aus  Erfahrung,  wie  fremdartig  einen, 
der  von  den  andern  semitischen  Sprachen  an  das  Aethiopische 
herankommt,  eine  Menge  Ausdrücke  und  Wurzeln  anmuten;  darum 
wollte  ich  durch  Besprechung  mancher  Etymologien  und  durch 
Zergliederung  der  Lautveränderungen,  welche  dieser  Erscheinung 
zu  Grund  liegen,  einer  besseren  Einsicht  den  Weg  bahnen.  Vieles 
freilich  ist  hier  vorerst  nur  Sache  der  Vermutung  und  wird  es  so 
lange  bleiben,  bis  der  dialektische  Lautwechsel  von  den  semitischen 
Sprachforschern  genauer  untersucht  und  auf  feste  Gesetze  zurück- 
geführt sein  wird;  aber  selbst  die  Gefahr,  im  einzelnen  hie 
und  da  fehlzugreifen ,  konnte  mich  nicht  abhalten ,  die  Sache 
anzufassen. 

In  der  Satzlehre  musste  ich  mich,  da  der  Raum  schon  über- 
schritten war,  etwas  kürzer  fassen  und  konnte  deswegen  nur  das 
im  Aethiopischen  eigentümliche  und  merkwürdige  noch  eingehender 
behandeln,    das   schon  aus  den    andern  Sprachen    bekanntere    aber 


Vorwort.  VII 

nur  berühren.  Für  die  Anordnung  der  Satzlehre  habe  ich  mich 
fast  ganz  an  die  Ordnung  der  EwALD'schen  hebräischen  Sprach- 
lehre, die  mir  die  richtigste  und  passendste  schien,  angeschlossen. 
Im  ganzen  macht  dieser  Teil,  für  welchen  LuDOLF  fast  gar  nichts 
vorgearbeitet  hatte,  nur  den  Anspruch  eines  ersten  Entwurfs,  der 
durch  fernere  Studien  noch  mehrfach  ergänzt  werden  wird.  Einzelne 
Abschnittchen  hätte  ich  gerne  später  anders  gestellt,  wenn  das 
iVIanuscript  noch  in  meinen  Händen  gewesen  wäre.  —  Auch  die  §§ 
sind  an  Umfang  etwas  ungleich  ausgefallen :  wegen  der  beständigen 
Verweisungen  auf  vorwärts  und  rückwärts  konnte  aber  hier  nicht 
leicht  mehr  eine  Aenderung  gemacht  werden. 

Die  Belegstellen  habe  ich,  so  viel  es  möglich  war,  aus  der 
gedruckten  Bibel  genommen  und  dabei  das  Neue  Testament  nach 
Platt's,  die  Psalmen  nach  Ludolf's,  4  Esra  nach  Laurence's,  den 
Octateuch  und  das  Buch  Henoch  nach  meiner  Ausgabe  zu  Grund 
gelegt.  An  handschriftlichen  Quellen  werden  hie  und  da  die  andern 
biblischen  Bücher,  ferner  das  Buch  der  Jubiläen,  Vita  Adami, 
Liturgiae,  Organon,  Hymnologien  der  britischen  Bibelgesellschaft, 
abessinische  Chroniken  und  Ssalöta  Reqet  angeführt. 

Dass  ich  das  Buch  deutsch  geschrieben  habe,  wird  hoffentlich 
jeder  Deutsche  billigen,  jeder  Ausländer  aber  gefälligst  ent- 
schuldigen :  eine  Grammatik  lateinisch  zu  schreiben  ist  hemmend 
und  beengend,  eine  solche  zu  lesen  ist  Pein. 

Ein  Sach-  und  W^ortregister  beizugeben  schien  mir  an  sich 
nicht  nötig,  war  aber  auch  durch  die  schon  geschehene  Ueber- 
schreitung  des  vereinbarten   Buchumfangs  verboten. 

Kiel,   den  15.  April  1857. 

Der  Verfasser. 


VORWORT  ZUR  ZWEITEN  AUFLAGE. 


Das  ehrenvolle  Anerbieten,  eine  zv^eite  Auflage  des  vor- 
liegenden Werkes  zu  veranstalten,  wurde  mir  nach  vorherge- 
gangener Vereinbarung  mit  den  Erben  des  Verfassers  von  der 
Verlagsbuchhandlung  auf  eine  Anregung  des  Herrn  Professor 
NöLDEKE  hin  zu  teil.  Ein  langjähriger  Wunsch  des  uns  ent- 
rissenen Verfassers  sollte  damit  erfüllt  v^erden.  Dillmann  hatte 
zum  Zwecke  einer  Neubearbeitung  seiner  Grammatih  in  seinem 
durchschossenen  Handexemplar  des  Buches  eine  Fülle  von  Notizen 
gesammelt  und  diese  Sammlung  bis  kurz  vor  seinem  Tode  fort- 
geführt. Damit  war  die  Grundlage  zur  vorliegenden  Ausgabe 
geschaffen,  die  —  auf  den  besonderen  Wunsch  der  Erben  — 
im  Ganzen  eine  Wiederholung  des  ursprünglichen  Werkes 
mit  den  sehr  zahlreichen  Zusätzen  und  den  verhältnismässig  wenigen 
Berichtigungen  des  Verfassers  bildet. 

Durch  die  so  gegebene  Beschränkung  in  der  Neubearbeitung 
meinerseits  ist  der  ursprüngliche  Charakter  des  Werkes  durchaus 
gewahrt  geblieben.  Andererseits  wurde  es  dadurch  freilich  auch 
dem  Neubearbeiter  unmöglich,  an  einzelnen  Stellen  durchgreifende 
Aenderungen  vorzunehmen.  DiLLMANN  selbst  würde  zweifellos, 
wenn  es  ihm  vergönnt  gewesen  wäre,  eine  viel  stärkere  Um-  oder 
ordentliche  Neubearbeitung  des  Buches  vorgenommen  haben.  Ab- 
gesehn  von  kleinen  stilistischen  Aenderungen  und  stillschweigenden 
Verbesserungen  offenbarer  Druckfehler  habe  ich  nur  Versehn  be- 
richtigt, die  durch  Thatsachen  als  solche  erwiesen  sind  und  heut- 
zutage sicher  auch  von  DiLLMANN  anerkannt  würden;  die  ganze 
Verantwortung  und  das  ganze  Verdienst  bleibt  also  auch  bei 
dieser  zweiten  Auflage  dem  Verfasser.  Die  von  mir  gegebenen 
Verbesserungen     des     ursprünglichen    Werkes     sowie    einige    neu 


Vorwüil.  IX 

hinzugefügte  Litteraturangaben   sind   durch   eckige  Klammern  ge- 
kennzeichnet. 

Grössere  Freiheit  glaubte  ich  mir  in  der  Benützung  der  hand- 
schriftliclien  Zusätze  des  Verfassers  nehmen  zu  dürfen.  Nament- 
lich sind  statt  der  häufig  wiederkehrenden  längeren  Auszüge  aus 
neueren  Schriften,  die  DiLLMANN  offenbar  zur  eigenen  raschen 
Orientirung  in  sein  Handexemplar  eingetragen  hat,  nur  die  Ver- 
weisungen auf  die  betreffenden  Werke  gegeben  worden ,  und 
anderes,  besonders  alles,  was  über  den  Rahmen  einer  äthiopischen 
Grammatik  hinauszugehn  schien,  blieb  unberücksichtigt.  Dagegen 
habe  ich  durchaus  im  Sinne  des  Verfassers  zu  handeln  geglaubt, 
wenn  ich  die  von  ihm  häufig  sehr  kurz,  in  vielen  Fällen  nur  mit 
einem  einzigen  äthiopischen  Wort  angedeuteten  Beispiele  näher 
auszuführen,  zu  belegen  und  dem  Ganzen  anzupassen  suchte,  eine 
Arbeit,  die  durch  Dillmann's  Lexicon  linguae  Aethiopicae  er- 
leichtert, ja  in  vielen  Fällen  erst  ermöglicht  wurde.  Gelegentlich 
habe  ich  der  Kürze  halber  statt  einer  längeren  Reihe  von  Beleg- 
stellen auf  das  Lexicon  selbst  verwiesen. 

Die  jetzt  antiquirte  zweite  Tafel  der  ersten  Auflage  mit 
den  „älteren  Formen  der  äthiopischen  Schrift"  ist  aus  verschiedenen 
Gründen  beseitigt  worden. 

Eine  kleine  Anzahl  von  mit  „Nöldeke"  gezeichneten  Zusätzen 
ist  bei  der  Leetüre  der  Druckbogen  entstanden,  die  Herr  Professor 
NöLDEKE  auf  meine  Bitte  auf  die  aus  Dillmann's  Handexemplar 
stammenden  Erweiterungen  der  neuen  Auflage  hin  durchgesehn 
hat.  Selbstverständlich  trägt  damit  der  genannte  Gelehrte  in 
keiner  Weise  irgend  eine  Verantwortung  für  meine  Arbeit.  Je- 
doch haben,  nächst  dem  redlichen  Streben,  das  Werk  eines  treu- 
verehrten Verstorbenen  nach  besten  Kräften  wiederzugeben,  sein 
reges  Interesse  für  dieses  Werk  und  sein  dauernder  Beistand  mit 
Rat  und  That  mir  allein  den  Mut  gegeben,  die  Arbeit  zu  unter- 
nehmen und  zu  Ende  zu  führen;  möge  er  dafür  auch  an  dieser 
Stelle  herzlichen  Dank  freundlich  entgegennehmen  ! 

Lugano,   am  25.  April  1899. 

C.  Bezold. 


Inhaltsübersicht. 


EINLEITUNG. 

Feite 

Von  der  äthiopischen  Sprache  überhaupt.    §>;  1 — G 1 

ERSTER    TEIL. 

Schrifi-  und  Lautlehre. 

• 

ERSTER   ABSCHNITT. 

Die  Lehre  vou  der  Schrift.    §§  7 — 16. 

Consonautenschrift 15 

Vocalschrift 23 

Interpunctions-  und  Zahl-Zeichen 29 

ZWEITER   ABSCHNITT. 
Lautlehre.     §§    17  —  00. 

I.    Die  Laute  der  Sprache. 

1.  Die  Vocale 31 

2.  Die  Consonanten 38 

IL    Das  Zusammentreffen  der  Laute  in  der  Silbe  und  im  Wort. 

Allgemeine  Silbengesetze 61 

Veränderung   der  Laute  in   Folge  der  allgemeinen   Silbengesetze 
oder  ihres  Zusammentreffens  mit  andeni  Lauten. 

1.  Die  Vocale         64 

2.  Die  Consonanten        92 

m.    Das  Wort  und  der  Wortton        99 

ZWEITER    TEIL. 

Die  Bildungslehre. 

A.    Die  Wurzeln,  ihre  Arten  und  ihre  Gestalt.    §§  61—73. 

1.  Interjectionen 103 

2.  Pronominal-Wurzeln 104 


XII  Inhalt. 

3.    Begriffswurzeln.  Seite 

Allgemeines 110 

Dreiradicalige  Wurzeln 113 

Mehrlautige  Wurzeln 118 

B.    Die  Wortbildung.    §§  74—171. 

ERSTE  ABTEILUNG. 
Die  Verbalbildung. 

I.    Die  Stammbildung  der  Verba.    §§  75 — 87. 

1.  Dreiradicalige  Wurzeln 128 

2.  Mehrlautige  Wurzeln        145 

II.  Die  Bildung  der  Tempora  und  Modi.    §§  88  —  100. 

Allgemeines 150 

Dreiradicalige  Wurzeln 159 

Mehrlautige  Wurzeln         177 

III.    Die  Bildung  der  Personen,  Genera  und  Numeri.    §§  101 — 103       .     180 

ZWEITE   ABTEILUNG. 
Die  Nominalbildung. 

A.    Die   Bildung   der   Nomina   im    engeren    Sinne. 

I.    Die  Stammbildung  der  Nomina.    §§  104 — 125. 

1.  Einfache  Nominalstämme 193 

2.  Durch  Verdopplung  von  Wurzellauten  oder  von  abgeleiteten 
Verbalstämmen  und  mehrlautigen  Wurzeln  gebildete  No- 
minalstämme  207 

3.  Nominalstämme  äusserer  Bildung .     214 

Participien  und  Infinitive 234 

II.    Die  Bildung  der  Genera  und  Numeri.    §§  126 — 141. 

1.  Die  Genera  der  Nominalstämme       242 

Bildung  der  v^eiblichen  Nominalstämme 244 

2.  Die  Numeri  der  Nominalstämme 255 

Gegensatz  des  Massenworts  und  Einzelworts      ....     256 
Gegensatz  des  Singular  und  Plural        257 

a)  Die  äussere  Pluralbildung 259 

h)  Die  innere  Pluralbildung 267 

c)  Plurale  von  Pluralen 279 

III.  Die  Bildung  der  Casus.    §§  142—145. 

Nominativ  und  Vocativ 282 

Accusativ 285 

Genitiv  und  Status  constructus 288 


Inhalt.  XIII 

\l.    Pronomina    nnd    Numeralia.  Seite 

I.    Pronomina.    §§  146 — 156. 

1.  Pronomina  tlemonstrativa 292 

2.  Pronomina  relativa  und  interrogativa 295 

3.  Pronomina  personalia       299 

Die  Accnsativ-  und  Genitivbildung  der  persönlichen  Für- 
wörter        301 

Die  Anhängung  der  Verbalsuffixa 306 

Die  Anhängung  der  Nominalsuffixa       312 

II.    Pronominalia.    §  157       319 

III.    Numeralia.    §§  158,  159 322 

DRITTE  ABTEILUNG. 
Die  Bildung  der  Verhältniswörter. 

I.    Adverbien.    §§  160—163. 

1 .  Von  Pronominalv^^urzeln  abgeleitete  Adverbien      ....     332 

2.  Von  BegrifFswörtern  abgeleitete  Adverbien 339 

II.  Präpositionen.    §§  164—167 343 

Anhängung  der  Suffixa  an  die  Präpositionen 358 

III.    Conjunctionen.    §§  168—171 362 

DRITTER   TEIL. 

Syntax. 

A.    Die  Hauptwortgruppen  des  Satzes. 

I.    Die  Umschreibung  des  Artikels.    §§  172,  173        375 

IL    Rection  des  Verbums.    §§  174—183. 

1.  Nomina    und     Pronomina     in     Unterordnung    unter     das 
Verbum 380 

a)  Objectsausdruck  durch  den  Accusativ 380 

h)   Unterordnung    der    Nomina    und    Pronomina    durch 

Präpositionen 393 

2.  Das  Verbum  in  Unterordnung  unter  das  Verbum      .     .     .     396 

III.  Verbindung  der  Nomina  untereinander.    §§  184—191. 

1.  Die  Unterordnung  der  Nomina. 

a)  Das  Genitivverhältnis 406 

b)  Die  Unterordnung   durch   den  Accusativ   oder  durch 
Präpositionen 416 

2.  Die  Beiordnung  der  Nomina 420 

Anhang:  Verbindung  der  Numeralia  und  Nomina      ....  429 

B.    Der  Bau  des  einfachen  Satzes.    §§  192—196. 

1.  Das  Subject 432 

2.  Das  Prädicat 437 

3.  Die  Verbindung  von  Subject  und  Prädicat 438 


XIV  Inhalt. 

C.    Besondere  Arien  von  Sätzen.    §§  197—206.  g^j^^ 

1.  Negativ-,  Frage-  und  Ausrufe-Sätze 448 

2.  Angelehnte  Sätze. 

a)  Copulativsätze 459 

b)  Attributive  Relativsätze 464 

c)  Conjunctionale  Relativsätze       472 

3.  Reciproke  Sätze  und  Worte. 

(i)  Conditionalsätze 480 

h)  Wechselsätze  und  Wechselwörter 487 


Tafeln. 

Tafel 

Schrifttafel  des  äthiopischen  Alphabets I 

Uebersicht  über  die  Bildung  der  Verba II— V 

Uebersicht  über  die  Bildung  der  Pronomina       VI 

Uebersicht  über  die  Anhängung  der  Verbalsuffixa VII 

Uebersicht   über   die   Genus-  und  Numerusbildung   der  Nominal- 
stämme       VIII— IX 


Berichtigungen . 

S.    16,  Z.  18  1.:  Nahäs. 

S.     16,  Z.  28  1.:   Harm. 

S.  160,  Z.  41  1.:  GGA. 

S.  331,  Zz.  31.  39.  40 bis  und  S.  332,  Z.  9  1.:  g. 

S.  422,  Z.  24  1  :  OOß'i''    1i^'9^'' 


EINLEITUNGI. 


Von  der  äthiopischen  Sprache  überhaupt. 

In  dem  grossen  abessinischen  Reiche,  das  mit  seinen  Anfängen 
in  ziemlich  frühe,  aber  vorerst  nicht  genauer  bestimmbare  Zeiten 
ziirückragt,  sofort  nach  seiner  Bekehrung  zum  Christentum  im 
dritten  bis  in's  siebente  Jahrhundert  mehr  und  mehr  auch  in  das 
Licht  der  Geschichte  eintrat  und  von  da  an  durch  das  ganze  Mittel- 
alter hindurch  bis  zum  Anfang  des  siebenzehnten  Jahrhunderts  eine 
bedeutende  Stellung  unter  den  angrenzenden  Völkern  Africa's  und 
Arabiens  einnahm,  blühte  einst  die  gewöhnlich  sogenannte  äthio- 
pische Sprache,  deren  Beschreibung  dieses  Buch  gewidmet  ist.  Ur- 
sprünglich nur  eine  der  mannigfaltigen  Mundarten,  in  welche  die 
arabisch  -  africanische  Abzweigung  der  semitischen  Zunge  zerfiel, 
aber  der  edelsten  eine  unter  ihnen,  errang  sie  durch  den  Stamm, 
welcher  sie  redete,  von  dem  Lande  Tigre  und  dessen  Hauptstadt 
Axum  aus,  zugleich  mit  der  Ausbildung  des  Reichs  auch  ihre 
Stellung  als  Hauptsprache  des  Reichs ,  neben  welcher  die  Mund- 
arten anderer  Stämme  des  Reichs  nur  als  Volkssprachen  fortlebten, 
und  wurde  durch  die  in  ihr  rasch  sich  entwickelnden  zahlreichen 
Schriften,  meist  christlichen  Inhalts,  mit  dem  Leben  der  Kirche 
und  der  ganzen  Bildung  des  Volkes  auf's  innigste  verknüpft.  Sie 
behauptete  sich  in  dieser  ihrer  Stellung,  so  lange  der  Schwerpunkt 
des  Reichs  in  Tigre  und  Axum  blieb.  Als  die  südwestlichen  Pro- 
vinzen mehr  an  Bedeutunof  gewannen  und  der  Regierungssitz  in 
die  Gegenden  südlich  vom  Takazze,  gegen  den  Sana-See  hin,  ver- 
legt wurde,   kam  zwar  bereits  eine  andere  Mundart,  das  Amhari- 

D  i  1 1  m  a  u  u ,   Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  1 


1 


2  §  1.    Von  der  äthiopisclien  Sprache  überhaupt. 

sclie,  als  Umgangssprache  des  Hofes  und  der  Beamten  des  Reichs 
in  Aufnahme,  aber  als  die  Schriftsprache  des  Reichs,  in  welcher 
alle  Bücher  und  auch  die  amtlichen  Ausfertigungen  geschrieben 
wurden,  behielt  das  Aethiopische  auch  jetzt  noch  immer  seine  volle 
Bedeutung,  und  die  drei  Jahrhunderte  dieses  Zeitraums  können 
sogar  als  die  zweite  Blütezeit  der  äthiopischen  Sprache  und  Lite- 
ratur betrachtet  werden.  Erst  mit  dem  Eindringen  der  Galla-Völker 
seit  dem  Ende  des  sechzehnten  Jahrhunderts  und  der  dadurch  her- 
beigeführten Erschütterung  und  Auflösung  des  ganzen  Reichs  erhielt 
auch  sie  ihren  Todesstoss.  Das  Reich  wurde  zerstückelt,  die  ein- 
zelnen Glieder  lösten  sich  vom  Ganzen  ab,  die  Bildung  machte 
einer  schnellen  Verwilderung  Platz,  das  Christentum  wurde  vom 
Islam  bedrängt,  zum  Teil  verdrängt,  und  entartete  innerlich  vol- 
lends zu  einem  blossen  Zerrbild  christlichen  Wesens.  Mit  der  Macht, 
Bildung  und  Literatur  dieser  Länder  starb  auch  die  altehrwürdige 
Sprache  aus;  sie  blieb  freilich  die  heilige  Sprache  und  Kirchen- 
sprache bis  auf  den  heutigen  Tag,  auch  wurden  noch  bis  in  das 
vorige  Jahrhundert  hinein  Bücher,  zumal  die  Landeschroniken,  in 
ihr  abgefasst,  aber  sie  wurde  doch  nur  noch  von  den  gelehrteren 
Priestern  und  einigen  edleren  Männern  verstanden,  und  auch  diese 
schrieben  schon  lieber  amharisch;  jetzt  sind  wohl  selbst  unter  den 
Priestern  nur  noch  wenige  zu  finden,  die  ein  dürftiges  Verständnis 
der  äthiopischen  Sprache  besitzen.'^ 

Die  Mundarten  der  einzelnen  Stämme  und  Provinzen,  die 
meisten  zwar  semitischen  Ursprungs,  aber  mit  Bestandteilen  an- 
grenzender africanischer  Sprachen  stark  gemischt,  wuchern  jetzt 
dort  in  bunter  Mannigfaltigkeit  und  üppiger  Fülle:  die  weiteste 
Verbreitung  hat  unter  ihnen  das  Amharische*,  das,  in  sehr  man- 
nigfaltigen Gestaltungen,  in  Schoa  sowie  in  dem  ganzen  zwischen 
Takazze  und  Abawi  liegenden  Gebiete  gesprochen  oder  wenigstens 


1  Zur  äthiopischen  Bibhographie  vgl.:  G.  Fumagalli,  Bihliografia 
Etiopica,  Catalogo  descrittioo  e  ragionato  degli  scritti  piihhlicati  dalla  in- 
venzione  della  stampa  fmo  a  tutto  ü  1891  intorno  alla  Etiopia  e  regioni 
liviitrofe,  Milano  1893  [und  L.  Goldschmidt,  Bibliotheca  Äethiopica.  voll- 
staendiges  Verzeichnis  und  ausfuehrliche  beschreibung  saemmtlicher  Aethiopi- 
scher  drucJaverke,  Leipzig  1893  sowie  auch  die  ^Litteratura  Äethiopica"  in 
Praetorius'  Aethiopische  Grammatik,  Berlin  1886,  p.  21  flf.]. 

2  Durch  Isenberg's  Dictionary  of  the  Amharic  language,  London  1841 
und  Grammar  of  the  Amharic  language,  London  1842  für  uns  Europäer 
genauer  bekannt  gemacht.  [S.  jetzt  auch  Pkaetouius,  Die  Amharische 
Sprache,  Halle  1879;  Guidi,  Grammatica  elementare  della  lingua  amarina, 
Roma  1889,  und  iVArbadie,  Dictionnaire  de  la  langue  Amarinna,  Paris  1881.] 


§§  1.  2.    Von  der  äthiopischen  Sprache  überhaupt.  3 

verstanden  wird,  wogegen  die  im  Lande  Tigre  geredete  Sprache 
noch  die  meiste  Aehnlichkeit  mit  dem  Aethiopischen  bewahrt  hat. 
Der  Name  äthiopische  Sprache,  den  die  alte  Reichssprache 
Abessiniens  jetzt  bei  uns  gewöhnKch  führt,  leitet  sich  von  der 
classischen  Benennung  der  Bewohner  dieser  Länderstriche  ab  und 
ist  aus  dem  Griechischen  auch  zu  den  Abessiniern  selbst  über- 
gegangen, welche  daher  ihr  Reich  h/['?*fcf'  und  die  Reichs- 
sprache A^V  '  hj\*?'kf '  benannten.  Der  ursprüngliche  einhei- 
mische Name  für  das  Volk  und  weiterhin  für  seine  Sprache  ist 
aber  ^lÖH'j  eigentlich  Wanderung^  dann  als  Volksname  so  viel 
als  die  Gewanderten,  Freien^  demnach  A^V  '  löli '  die  Sprache 
der  Freien.  ^ 

Seinem  Ursprünge  und  Wesen  nach  ist  das  Aethiopische  eine  §  2 
rein  semitische  Sprache,  durch  Einwanderer  aus  Jemen  nach 
Abessinien  verpflanzt.  In  seinen  Lauten  und  Lautgesetzen,  in  seinen 
Wurzeln,  Bildungsmitteln  und  Wortformen,  in  allem,  was  man 
zum  Bau  und  Wesen  einer  Sprache  rechnet,  trägt  es  durchaus  ein 
echtes  und  unverdorben  erhaltenes  semitisches  Gepräge.*  Seine 
sämmtlichen  Wurzeln  lassen  sich  in  den  andern  semitischen  Sprachen, 
zumal  im  Arabischen,  wenn  auch  oft  sehr  abweichend  gestaltet 
oder  nur  noch  in  Trümmern  erhalten,  wieder  nachweisen.  Aus 
den  einheimischen  Sprachen  dieser  africanischen  Länder  hat  es 
kaum  einige  wenige  Pflanzen-  und  Thiernamen  aufgenommen,  wo- 
creoren  die  Monatsnamen,  von  denen  noch  LuDOLF  eine  ähnliche 
Abstammung  vermutete,  entschieden  semitischen  LTrsprungs  zu  sein 
scheinen.  Von  den  Griechen  sodann,  mit  denen  die  Abessinier 
schon  in  vorchristlichen  Zeiten  in  Verkehr  standen  und  bis  zur 
muhammedanischen  Unterjochung  Aegyptens  in  fortwährendem  Ver- 
kehr blieben ,  hat  das  Geez-Volk  zwar  für  so  äusserliche  Dinge 
wie  die  Schrift  einzelnes  gelernt  und  manche  Namen  und  Kunst- 
ausdrücke, die  in  Fleisch  und  Blut  der  Sprache  übergegangen  sind, 
entlehnt ,  ähnlich  wie  darin  auch  manche  rein  aramäische  oder 
arabische  Wörter  schon  frühe  durch  den  Verkehr  mit  Arabern, 
Juden  und  Aramäern  eingebürgert  wurden;  aber  alles  dies  geht 
nicht  über  das  gewöhnliche  Maass  von  Entlehnung  hinaus,  wie  es 
sich  auch  in  andern  sonst  rein  erhaltenen  Sprachen  findet,  und  vor 
einem   so    massenhaften  Einströmen    fremder  Sprachteile,    wie   wir 


^  S.  LiTDoi.rr,  Historia  ÄetMopica,  lib.  T,  cap.  1,  4  und  cap.  15,  3. 
2  Harn i tische  Bestandteile  im  äthiopischen  Lexicon  sucht  Praetorius 
nachzuweisen:  ZDMG  XLIII,  S.  317  ff. 

1* 


4  §§  2.  3.    Von  der  äthiopischen  Sprache  überhaupt. 

es  im  Syrischen  sehen,  wurde  das  Aethiopische  von  Anfang  an  be- 
wahrt durch  einen  grösseren  Reichtum  des  Wortschatzes  und  durch 
eine  langezeit  rege  Bildungsfähigkeit  der  Sprache,  die  für  Begriffe 
aller  Art,  auch  die  abstractesten,  den  entsprechenden  äthiopischen 
Ausdruck  noch  zu  schaffen  vermochte.  Dagegen  hielt  sich  die 
Sprache  in  ihrem  Bau  auch  von  griechischen  Einflüssen  durchaus 
rein.  Selbst  von  ihrem  Satzbau,  der  durch  seine  Geschmeidigkeit, 
Mannigfaltigkeit  und  bewundernswerte  Fähigkeit,  längere  Redeteile 
einander  unterzuordnen  und  einzuordnen,  dem  giiechischen  so  auf- 
fallend ähnlich  ist,  ergibt  sich  bei  näherer  Untersuchung,  dass  er 
nur  auf  einer  sehr  reichen  Entfaltung  und  geschickten  Handhabung 
ursprünglicher  semitischer  Sprachmittel  und  Bildungstriebe  beruht. 
Dabei  kann  man  immerhin  zugeben,  dass  diese  eigentümliche  An- 
lage der  äthiopischen  Sprache  für  grossartigere  Satzbildung  und 
freiere  Wortstellung  durch  die  stete  Beschäftigung  ihrer  Schrift- 
steller mit  griechischen  ^  Schriften  gestärkt  und  zu  mannigfaltigerer 
Entwicklung  ihrer  einzelnen  Triebe  angeregt  wurde. 
§  3  Unter  den  semitischen  Sprachen  selbst   hat  das  Aethiopische 

seine  meisten  verwandtschaftlichen  Beziehungen  zum  Arabischen*, 
wie  sich  das  bei  der  Abstammung  der  abessinischen  Semiten  aus 
Südarabien  und  bei  dem  regen  Verkehr,  in  dem  sie  noch  lange 
mit  diesem  blieben,  auch  nicht  anders  erwarten  lässt.  Zeichen, 
durch  welche  sich  diese  Verwandtschaft  leicht  und  deutlich  verrät, 
sind  z.  B.  im  Lautsystem  die  Spaltung  des  altsemitischen  PI  und  2i 
in  je  zwei  Laute,  in  der  Wort-  und  Formbildung  die  Häufigkeit 
auslautender  kurzer  Vocale,  die  mannigfaltigere  Stammbildung  im 
Verbum  und  die  reichere  Entwicklung  vier-  und  mehrlautiger 
Wurzeln,  die  innere  Plural-  oder  Collectiv-Bildung  im  Nomen,  die 
regelmässige  Unterscheidung  eines  Accusativs,  sowie  die  des  Indi- 
cativs  und  Subjunctivs  vom  Imperfectum,  die  Fähigkeit,  zwei  Pro- 
nominalsuffixe an  ein  Verbum  zu  hängen,  und  eine  Menge  anderer 
mehr  vereinzelter  und  untergeordneter  Spracherscheinungen;  im 
Wortschatze  eine  unverkennbare  Menge  von  Wurzeln,  die  nur  im 
Arabischen  entwickelt  oder  erhalten  sind,  nicht  in  den  nördlicheren 
Sprachen. 

Lidessen  ist  das  Aethiopische  doch  wieder  weit  davon  ent- 
fernt,   eine    blosse  Mundart   des  Arabischen   zu   sein,    zumal  wenn 

^  S.  aber  Praetorius,  Tigriha,  S.  2,  Anm. 

2  S.  dagecren  Haupt,  J.  Am.  Or.  Soc,  Vol,  XIII,  p.  CCLII  ff. ,  nach 
dessen  Ansicht  das  Aethiopische  unter  allen  semitischen  Sprachen  dem  As- 
syrischen am  nächsten  steht. 


i?  3.     Von  der  äthiopischen  Sprache  überhaupt.  ^ 

wir  darunter  das  gewöhnliche  Schriftarabisch  oder  Mittelarabisch 
verstehen.  Schon  in  seinem  Wortvorrat  stellt  sich  das  Aethiopi- 
sche  gegen  das  Mittelarabische  sehr  eigentümlich  dadurch,  dass 
es  grade  für  die  häufigsten  Begriffe  und  Gegenstände  des  ge- 
meinen Lebens  ganz  andere  Wörter  und  Wurzeln  im  gewöhn- 
lichen Gebrauch  hat^  als  das  Arabische  und  umgekehrt  die  im 
Arabischen  gewöhnlichen  im  Aethiopischen  nur  noch  zerstreut  in 
einzelnen  Spuren  erhalten  sind.  Ebenso  sind  mit  Ausnahme  einiger 
weniger  allgemein  semitischer  die  meisten  Präpositionen  und  Con- 
junctionen  ganz  verschieden.  Im  Sylbenbau  hat  es  sich  noch  nicht 
zu  dem  grossen  Vocah'eichtum  des  Arabischen  entfaltet,  oder  da- 
von wieder  eingebüsst  und  nähert  sich  in  dieser  Hinsicht  mehr 
dem  Hebräischen.  In  den  Wurzeln  hat  es  allen  andern  semiti- 
schen Sprachen  gegenüber  sehr  starke  Lautwechsel  und  Lautver- 
setzungen und  steht  unter  jenen  ganz  einzig  und  eigentümlich  da 
durch  die  Entwicklung  der  w-haltigen  Kehl-  und  Gaumenlaute, 
Den  üppigen  Formenreichtum  des  Arabischen  hat  das  Aethiopische 
nie  erreicht,  obgleich  gewiss  ist,  dass  es  in  einer  altern  Zeit  noch 
mehr  Formen  hatte;  namentlich  fehlen  ihm  vollständig  die  Dimi- 
nutiv-, die  Elativbildung  und  der  Modus  emphaticus.*  Auch  ging 
es  in  der  Imperfectbildung ,  sowie  in  der  Casusbildung  (mit  Aus- 
nahme des  Accusativs)  einen  vom  Arabischen  verschiedenen  Weg. 
In  der  Empfindlichkeit  der  Vocale  für  die  Aussprache  eines  Hauch- 
lautes^ stellt  es  sich  mehr  dem  Hebräischen  als  dem  Arabischen 
zur  Seite;  in  der  Entwicklung  der  schwachen  Wurzeln  zu  starken 
ist  es  weiter  gegangen  als  die  übrigen  semitischen  Sprachen;  in 
der  Verbalstammbildung  hat  es  einige  Richtungen  noch  consequenter 
entfaltet  als  selbst  das  Arabische.     In  noch  andern  Dingen*  end- 


1  Man  vergleiche  die  Wörter  für:  Gott,  Mensch,  Mann,  Weih,  Leih, 
Gesicht,  Erde,  Land,  Stadt,  König,  Thier,  Sonne,  Mond,  Tag,  Berg,  Thal, 
gut,  schlecht,  gross.  Mein,  viel,  reich,  arm,  ührig ;  ferner  für:  gehen,  gelangen, 
zurücM ehren,  folgen,  schichen,  verlassen,  fallen,  sich  setzen,  wohnen,  fliehen, 
tragen,  wollen,  rufen,  hefehlen,  schreiben,  suchen,  vollenden,  finden,  loieder- 
holen,  siegen,  sagen,  erzählen,  handeln,  sich  freuen,  liehen,  hrennen,  hauenu.s.f. 

2  Nach  D.  H,  Müller,  Epigraphische  Denlcmäler  aus  Äbessinien,  Wien 
1894,  S.  72  sind  diese  Verhältnisse  aus  dem  Einflüsse  der  hamitischen  Spra- 
chen auf  das  Aethiopische  zu  erklären. 

3  Vgl.  König,  Neue  Studien  iiher  Schrift,  Aussprache  und  allgemeine 
Formenlehre  des  Äthiopischen,  Leipzig  1877,  S.  137. 

*  Dazu  rechnet  König  a.  a.  0.  S.  87  f.  die  Imperfectform  J&^*7Cj  die 
Endungen  J|,  ^,  \\*  im  Yerbum  und  die  Femininbildung  der  Adjectiva  wie 
rh-^ft,  tMl\\  vgl.  unten,  §§92,  129,  135. 


6  §8.     Von  der  äthiopischen  Sprache  überhaupt. 

lieh  hat  es  sich  auf  einer  altertümlicheren  Stufe  erhalten  als  die 
übrigen  semitischen  Sprachen:  der  Artikel  fehlt,  und  im  Gebiet 
der  Pronomina  hat  das  Aethiopische  eine  ürsprünglichkeit  und 
einen  Reichtum  bewahrt,  dem  es  die  andern  nicht  gleichtun  können. 
Es  hat  eine  Menge  von  pronominalen  Wörtchen,  von  denen  im 
Arabischen  keine  Spur  mehr  vorhanden  ist,  und  in  Ausbildung 
von  enklitischen  Wörtern  hat  es  einen  ursprünglichen  semitischen 
Trieb  mit  einer  Consequenz  entfaltet,  die  sich  sonst  nirgends  findet. 
Im  Satzbau  und  in  der  Construction  hat  es  Mittel  und  Wendungen 
zu  vielseitiger  Anwendung  gebracht,  die  im  Arabischen  längst  auf- 
gegeben, aber  noch  im  Hebräischen  als  ursemitisch  angedeutet  sind. 
In  der  Behandlung  des  Geschlechts  der  Nomina  versetzt  es  uns 
gleichsam  noch  ganz  in  den  Urzustand  der  Sprache,  wo  die  Fest- 
stellung des  Geschlechts  erst  im  Werden  begriffen  ist  und  Alles 
schwankt;  es  hat  auch  in  seiner  spätesten  Zeit  in  diesem  Punkt 
keine  Festigkeit  gew^onnen. 

Und  endlich  auch  im  Wortschatz  treffen  wir  viele  Ausdrücke, 
die  im  Arabischen,  wenigstens  in  der  betreffenden  Bedeutung,  ver- 
loren gingen,  aber  doch  ursprünglich  semitisches  Gemeingut  waren. ^ 

Alles  dies  führt  uns  zu  dem  Schluss,  dass  das  Aethiopische 
nach  seiner  Abtrennung  vom  Nordsemitischen  zwar  allerdings  noch 
eine  Zeit  lang  mit  dem  Arabischen  gemeinsame  Wege  ging,  sich 
aber  doch  von  diesem  schon  sehr  frühe  und  zwar  zu  einer  Zeit 
trennte,  da  das  Arabische  noch  nicht  zu  seiner  jetzigen  üppigen 
Formenfülle,  aber  auch  noch  nicht  zu  seiner  festgeregelten,  unbeug- 
samen, starren  Monotonie  gelangt  war.  Das  Aethiopische  rettete 
darum  noch  vieles  Altsemitische,  was  das  Arabische  verloren  gehen 
liess,  und  bildete  manches  ganz  anders  aus  als  dieses.  Den  besten 
Teil  seiner  Sprachkraft  aber  verwandte  es  seit  seiner  Abtrennung 
von  den  übrigen  semitischen  Sprachen  auf  die  Ausbildung  einer 
der  Mannigfaltigkeit  möglicher  Denk-  und  Redeweise  entsprechen- 
den Mannigfaltigkeit   in  der  Verbindung  und  Stellung  der  Worte 


D*np,  /,fi,ö''  [^-^^1  ycn,  ^^T^'-l^:  pnp,  ^-^Al^:  b)ür\,  </»'>fr-l-.' 
HDD,  afio  t:,  hftM--  T^*N>  O^V--  Dr^n,  rthn=  22\:\  'WA-- 

*  •  '  V    V  TT  —  T 

^M'  nn9  ij^,  riiP'f':  r>)j  ^13  u.  m.  a. 


§  4.     Von  ilcr  äthiopischen  Sprache  überhaupt.  7 

des  Satzes  und  auf  die  Entwicklung  des  die  feineren  Beziehungen 
und  Denkverhältnisse  hauptsäclilich  tragenden  pronominalen  Teiles 
der  Sprach  wurzeln. 

Mit  der  in  manchen  Beziehungen  wirklich  auffallenden  Alter-  §  4 
tum  lieh  keit  des  Aethiopischen    steht  nun  aber  in  einem  Gegensatz 
eine  grosse  Zahl  entschieden  späterer  Bildungs-  und  Aus- 
drucksweisen, worin  wir  es  mit  weitentwickelten  Sprachen,  wie 
dem  Aramäischen,  zusammentreffen  sehn. 

Wir  legen  hier  kein  besonderes  Gewicht  auf  die  Verweich- 
lichung in  der  Aussprache  einzelner  semitischer  Laute,  namentlich 
der  Haucli-  und  Zischlaute,  sofern  diese  doch  erst  im  Verlaufe  des 
Mittelalters  so  stark  überhand  genommen  zu  haben  scheint  und 
eine  Erscheinung  ist,  die  sich  zur  gleichen  Zeit  auch  in  andern 
semitischen  Volkssprachen  zeigt,  am  weitesten  aber  im  Amharischen 
gediehen  ist.  Wohl  aber  gehört  hierher,  dass  das  Aethiophische 
viele  alte  Formen  und  innere  Bildungen,  die  es  einst  gehabt  haben 
muss,  aufgegeben  oder  durch  äussere  Bildungen  ersetzt  hat,  sowie 
dass  es  auch  neben  den  alten  Formen  und  Bildungen,  die  es  bei- 
behielt, noch  einige  neue  und  mehr  äusserliche  in  Aufnahme  kommen 
liess,  hauptsächlich  zu  dem  Zweck,  dadurch  eine  grössere  Frei- 
heit des  Satzbaus  zu  erzielen.  Ganz  aufgegeben  hat  es  den  Dual 
im  Verbum  und  Nomen,  wie  das  Aramäische.  Für  die  Bildung 
der  Nomina  und  inneren  Plurale  hat  es  offenbar  einst  mehr  For- 
men gehabt,  aber  vermöge  einer  gewissen  Sparsamkeit  des  Haus- 
halts, die  sich  auch  sonst  vielfach  bemerklich  macht,  hat  es  da- 
von viele  als  unnötig  über  Bord  geworfen :  sogar  beim  Verbum 
zeigt  sich  diese  Sparsamkeit  darin,  dass  nur  von  wenigen  Verben 
mehr  als  vier  Stämme  im  Gebrauche  sind,  von  den  meisten  aber 
nicht  einmal  so  viele.  Eine  eigene  Passivbildung  findet  sich  nicht 
mehr;  das  Reflexivum  muss  das  mangelnde  Passiv  ersetzen,  wie  im 
Syrischen.  Das  active  Participium  wenigstens  vom  einfachen  Stamm 
ist  fast  ganz  verloren;  von  den  abgeleiteten  Stämmen  ist  es  zwar 
häufiger,  aber  doch  nicht  regelmässig  gebildet,  sehr  oft  auch  noch 
um  eine  äussere  Adjectiv-Endung  vermehrt:  im  Grossen  und  Ganzen 
ist  das  Particip  teils  durch  Umschreibung  mit  Conjunctionen,  teils 
durch  andere  Sprachmittel  ersetzt.  Die  einfache  Adjectivbildung 
ist  sehr  stark  in  Abnahme  begriffen.  Dagegen  hat  die  äussere 
Wortbildung  durch  Vor-  und  Nachsätze  und  die  Bildung  abge- 
leiteter Substantiva  und  Adjectiva  an  Boden  gewonnen.  Das  Aethio- 
pische,  wie  wir  es  kennen,  hat  die  Kraft,  von  allen  möglichen 
Noraina   durch  äussere  Nachsätze  Adjectiva  zu  bilden ,    durch  En- 


o  §§  4.  5.    Von  der  äthiopisclien  Sprache  überhaupt. 

düngen  viele  Abstracta  abzuleiten,  Collectiva  durch  äussere  Plural- 
endungen zu  Massenwörtern  zu  steigern;  es  leitet  sehr  häufig  von 
Nomina,  auch  wenn  sie  durch  äussere  Vermehrung  gebildet  sind, 
unter  Beibehaltung  dieser  Bildungszusätze  neue  Verba  ab  und  hat 
auch  im  Infinitiv  die  äussere  Bildung  schon  stark  einreissen  lassen. 
Für  den  Ausdruck  des  Genitiv- Verhältnisses  hat  es  neben  dem 
alten  Status  constructus  auch  die  Bezeichnung  durch  ein  äusseres 
Genitiv-Zeichen  entwickelt,  wie  das  Aramäische.  Die  Umschrei- 
bung des  Genitiv-  und  Accusativ-Verhältnisseb  durch  ein  dem 
regierenden  Wort  angehängtes  Pronomen  mit  einer  darauf  bezüg- 
lichen folgenden  Präposition  ist  im  Aethiopischen  ebenso  häufig 
wie  im  Syrischen,  dient  aber  zugleich  meist  zum  Ersatz  des  Artikels. 
Der  Gebrauch  eines  dem  Verbum  angehängten  Pronomens  in  der 
Bedeutung  eines  Dativs  ist  schon  sehr  gewöhnlich  geworden.  Auch 
hat  neben  der  ursemitischen  Art  und  Weise,  die  Wörter  im  Satze 
zu  verbinden,  der  Gebrauch  der  Präpositionen  und  Conjunctionen 
für  diesen  Zweck  reichliche  Anwendung  gefunden.  Und  um  noch 
einmal  auf  die  Laute  der  Sprache  zurückzukommen,  so  ist  ja 
auch  das  Verschwinden  des  kurzen  i  und  u  und  das  Zusammen- 
schmelzen aller  kurzen  Vokale,  ausser  a,  zu  dem  unbestimmtesten 
und  gleichgültigsten  aller  Vokale,  dem  kurzen  e,  eine  zwar  nicht 
ursprüngliche,  aber  doch  im  Aethiopischen  sehr  alte  Sprach- 
erscheinung. 

Es  liegt  somit  hier  viel  Altes  und  Neues,  zum  Teil  in  sonder- 
barer Mischung,  beisammen:  Dinge,  die  sich  sonst  auf  die  ver- 
schiedenen Lebensalter  einer  Sprache  oder  auf  ihre  verschiedene 
Mundarten  verteilen,  treffen  wir  im  Aethiopischen  neben  einander 
an.  Wir  können  daraus  schliessen,  dass  das  Aethiopische,  wie  es 
uns  in  den  Schriften  vorliegt,  schon  eine  lange  Entwicklungszeit 
hinter  sich  hat ,  und  dass  das  Volk ,  das  es  einst  sprach ,  schon 
frühe  zu  höherer  Bildung  gelangt  ist.  Auch  muss  das  Volk,  das 
mit  semitischen  Sprachmitteln  eine  so  schöne  und  grossartige  Satz- 
bildung erzeugt  hat,  mit  starker  Geistes-  und  Denkkraft  ausgerüstet 
gewesen  sein. 
§  5  Sehr  wünschenswert  wäre  es  nun  freilich  für  uns,  wenn  wir 

die  Sprache  auch  in  dieser  Zeit  ihres  Werdens  noch  genauer  er- 
kennen und  durch  ihre  verschiedenen  Entwicklungs- 
stadien verfolgen  könnten.  Allein  wie  bei  den  meisten  andern 
Sprachen  ist  uns  dies  auch  hier  versagt.  Die  ältesten  grösseren 
Denkmäler,  die  wir  vom  Aethiopischen  haben,  nämlich  die  beiden 
grossen  axumitischen  Inschriften,  welche  E.  Rüppell  bekannt  ge- 


i?  5.     Voll  der  !itliio})isclien  S[)raflu'   ültci-luiiipt .  9 

macht  hat/  reichen  wohl  kaum  bis  an  das  Ende  des  fünften  Jahr- 
hunderts unserer  Zeitrechnung  zurück;  andere  kleinere  Inschriften 
von  Axuni  und  andern  Gegenden  sind  zwar  sicher  vorhanden,  auch 
in  Reisewerken  zum  Teil  schon  erwähnt^  und  ihren  Schriftzügen 
nach  noch  älter  als  jene;  aber  sie  sind  teils  zu  klein,  teils  zu 
ungenau  copiert,  als  dass  wir  viel  daraus  folgern  könnten.  End- 
lich zeigen  uns  die  minäo-sabäischen  Denkmäler,  welche  in  neue- 
ster Zeit  in  grosser  Menge  aufgefunden  wurden,  trotz  der  Uni- 
forniität  der  Schriftzüge,  eine  vom  Aethiopischen  stark  abweichende 
Sprache  und  liefern  uns  den  Beweis,  dass  letzteres  sich  schon  in 
sehr  früher  Zeit  von  seinen  südarabischen  Schwestersprachen  ge- 
trennt hat.  Es  fehlen  uns  also  die  Mittel,  den  Zustand  der 
abessinischen  Reichssprache  in  der  Zeit  vor  der  Bekehrung  dieses 
Reiches  zum  christlichen  Glauben  zu  erkennen.  Und  nur  aus  zer- 
streuten inneren  Anzeichen,  wie  z.  B.  aus  dem  noch  einigemal  vor- 
kommenden Suffix- Pronomen  der  1.  Pers.  Sing,  am  Nomen  i  für 
späteres  (e)ja,  aus  dem  in  einigen  Frage-Partikeln  erhaltenen  e 
("•N*),  oder  verneinenden  en  (]^t^)  und  andern  solchen  Dingen  können 
wir  schliessen,  dass  das  Aethiopische  in  seiner  ältesten  Entwick- 
lungsperiode mit  dem  Hebräischen  noch  viel  nähere  Verwandtschaft 
hatte,  als  es  uns  nach  der  spätem  Sprachgestaltung  scheint,  wes- 
wegren  wir  uns  auch  nicht  darüber  wundern  dürfen,  dass  bei  der 
Entzifferung  der  minäo-sabäischen  Inschriften  sich  manche  auf- 
fällige Aehnlichkeiten  dieser  Mundart  mit  dem  Hebräischen  ergaben. 
Im  Ganzen  steht  das  Aethiopische  schon  am  Anfang  des 
letzten  Jahrtausends  seines  Lebens  als  eine  fertige  und  später  nur 
wenig  veränderte  Sprache  vor  uns.  Die  Hauptveränderungen,  die 
es  innerhalb  dieser  Zeit  erfahren  hat,  betreffen  teils  das  Laut- 
system ,  namentlich  die  Vocalaussprache ,  teils  den  Wortvorrat 
und  die  Ueblichkeit  oder  das  Veralten  einzelner  Wortformen.  In 
ersterer  Beziehung  behaupten  wir,  dass  die  Verweichlichung  der 
Aussprache  mancher  Consonanten  erst  in  diesem  Zeitraum  so  stark 
und  so  allgemein  geworden  sein  kann,  dass  manche  Eigentümlich- 
keiten des  Verhältnisses  der  Hauchlaute   zu  den  Vocalen  erst  spä- 


1  In  der  Beilage  zu  seinem  1838-40  gedruckten  Reisewerk;  s.  darüber 
ZDMG  VII,  S.  338  ff.  [S.  jetzt  D.  H.  Müller,  Epigraphische  Denlcmäler  aus 
Äbessinien,  Wien  1894  =  Denlcschr.  d.  Tc.  Äkad.  d.  Wiss.,  iJhil.-hist.  Classe 
XLIII,  III.J 

2  S.  die  Reisewerke  von  Salt  und  Lord  Valentia;  eine  der  dort  er- 
wähnten Inschriften  ist  wieder  veröffentlicht  in  Isenberg's  Dictionary  of  the 
Ämh.  lang.  p.  209. 


10  §§5.  6.    Von  der  äthiopischen  Sprache  überhaupt. 

teren  Ursprungs  sind,  und  dass  manche  Wörter  und  Formen  eine 
ursprünglichere  und  vollere  Vocalaussprache  mit  einer  abgeblass- 
teren  vertauscht  haben.  Die  Beweise  dafür  können  wir  zwar  nicht 
aus  der  Yergleichung  der  Inschriften  mit  der  späteren  Bücher- 
sprache nehmen,  weil  diese  Inschriften  selbst  nur  mangelhafte  und 
zum  Teil  schwankende  Vocalzeichen  haben^  (§  12  f.);  aber  die 
ältesten  Bücherhandschriften,  die  wir  besitzen,  vom  13.  und  14. 
Jahrhundert  an,  geben  uns  noch  allerlei  Beweismittel  für  jene 
Sätze  an  die  Hand,  und  wir  können  daraus  folgern,  dass,  wenn 
wir  noch  Handschriften  aus  den  6  —  7  früheren  Jahrhunderten 
fänden,  diese  uns  noch  reichlicher  zuströmen  würden.  Was  jedoch 
im  Einzelnen  hieher  gehört ,  kann  erst  in  der  Sprachlehre  selbst 
weiter  erörtert   werden. 

Was  aber  den  andern  Punkt  betrifft,  so  zeigt  jede  genauere 
Untersuchung  der  alten  und  ältesten  Texte  und  ihrer  verschiedenen 
Lesarten,  dass  viele  früher  noch  gebräuchliche  Formen  und  Wörter 
oder  Bedeutungen  einzelner  Wörter  mit  der  Zeit  ausser  üebung 
kamen  und  durch  neue  ersetzt  wurden,  namentlich  auch  dass  in 
den  Zeiten  lebhaften  Verkehrs  mit  arabisch-redenden  Völkern  und 
Stämmen  oder  in  Büchern,  die  aus  dem  Arabischen  übersetzt  sind, 
arabische  Wörter,  die  in  der  Schriftsprache  sonst  nicht  viel  in  Ge- 
brauch, aber  dem  Volke  wohl  noch  verständlich  waren,  wieder 
reichlicher  einströmten.* 

§  6  Für  schriftstellerische  Zwecke  wurde  die  Sprache  hauptsäch- 

lich im  Dienste  der  Religion  und  Kirche  ausgebildet.  Die  in  ihr 
noch  vorhandenen  Schriften  sind  überwiegend  kirchlicher  Art.  Die 
Grundlage  derselben  bilden  die  Uebersetzungen  der  biblischen  Bücher 
des  A.  und  N.  Testaments  im  weitesten  Umfange  des  Wortes, 
denen  sofort  die  Uebertragung  oder  auch  selbständige  Ausarbei- 
tung  einer    Reihe    von    theologischen    und    liturgischen    Schriften 


^  [Durch  die  genauen  Copien,  die  wir  jetzt  haben,  wird  jedoch  diese 
Ansicht  nicht  bestätigt:  die  aksumitischen  Inschriften  sind  vollständig  vo- 
calisirt.] 

^  In  diesen  beiden  Beziehungen  ist  aber  für  die  Erforschung  des 
Aethiopischen  noch  sehr  wenig  geschehn;  Ludolf  hat  diese  geschichtliche 
Betrachtung  der  Sprache  ganz  ausser  Acht  gelassen  und  vieles  altertümliche 
und  abweichende  als  blosse  Abschreibefehler  dargestellt;  auch  Tu.  Platt 
hat  in  seiner  Ausgabe  des  N.  T.,  die  er  für  die  englische  Bibelgesellschaft 
anfertigte,  diesen  Gesichtspunkt  bei  Seite  gelassen.  Ich  selbst  habe  in  meinen 
bisherigen  Textausgaben  dieser  Sache  besondere  Aufmerksamkeit  gewidmet, 
wie  dort  der  Apparatus  criticus  zeigt,  muss  aber  wünschen,  dass  auch  An- 
dere, die  Texte  herausgeben,  dasselbe  thun  mögen. 


i?  C).     Voll  »k'i-  iltliiopisclien  Sprache  überhaupt.  1 1 

folgte;    üliiie  Frage   sind   auch   alle  einheimischen  Schriftsteller  in 
ihrer    Darstellungs-    und   Denkweise    von    den    biblischen   Mustern 
mehr  oder  weniger  abhängig  geworden.     Nach  der  muhammedani- 
schen  Eroberung   Aegyptens,    des    Mutterlandes    der    abessinischen 
Kirche,  und  nach  der  Ausbildung  einer  arabisch-christlichen  Lite- 
ratur daselbst  waren  es  wieder  diese  arabischen  Muster,  von  denen 
sich  die  äthiopischen  Schriftsteller  beherrschen  Hessen;  die  Sprache 
kam  damals  für  die  Darstellung  geschichtlicher,  rechtlicher,  chrono- 
logischer   und    mathematischer    Stoffe    zu    vielfacher    Anwendung. 
Viele  selbstständige  Werke  verschiedenster  Art  wurden  namentlich 
in  der  letzten  Blütezeit  der  Sprache   und   des  Volkes,    vom  Jahre 
1300 — IGOO,  erzeugt;    die   bedeutendsten  darunter   sind    unstreitig 
die    grossen    einheimischen    Chroniken.      Auch    muhammedanische 
Zauberbücher,  astrologische  und  medicinische  Schriften  fanden  gegen 
die  Zeit  der  Verfinsterung  und  Verwilderung  des  Volkes  hin  Ein- 
gang.    Die  Poesie  wurde  von   den  Aefcliiopen   von   jeher   mit    be- 
sonderer Vorliebe  gepflegt,  aber  doch,  soviel  wir  bis  jetzt  wissen, 
fast   ausschliesslich    im  Dienste   der  Religion;    die    grossen    gottes- 
dienstlichen Hymnenbücher  vom  siebenten  und  den  folgenden  Jahr- 
hunderten sind  schöne  poetische  Erzeugnisse,  aber  sehr  stark  nach 
dem  Muster  der  Psalmen  gearbeitet.     Später  artet  die  heilige  Dich- 
tung aus  in  eine  Unzahl  von  Lobpreisungen  heiliger  Männer  und 
Frauen    und  sinkt  in  gleichem  Maasse  an  innerem  Wert.     Leider 
ist  auch  diese  Art  äthiopischer  Schriften  bis  jetzt  noch  sehr  wenig 
untersucht  worden;    doch    können    wir   schon   jetzt    so  viel  sehen, 
dass  sich  hier  eine  kunstvolle  Metrik  nie  entwickelt  hat;  das  höchste, 
was    in    formeller   Beziehung    erreicht    wurde,    ist   die    Gliederung 
eines  Gedichtes  in  gleichmässige  Strophen  mit,  übrigens  oft  genug 
noch  sehr  unvollkommenem,  Reim. 

Einheimische  Grammatiker  hat,  so  viel  wir  bis  jetzt  wissen, 
die  äthiopische  Sprache  nie  gehabt,  und  es  erklärt  sich  daraus  zur 
Genüge,  dass  einzelne  Erscheinungen  in  ihr,  wie  z.  B.  die  Stamm- 
bildnng  und  Imperfectbildung  mancher  abgeleiteten  Stämme  oder 
die  Handhabung  des  Geschlechtes  der  Nomina,  fortdauernd  etwas 
schwankend  und  ungeregelt  bleiben  konnten. 

Versuche  äthiopisch-amharischer  Wörterbücher  wurden  zwar 
gegen  die  Zeit  des  Aussterbens  der  Sprache  hin  vielfach  gemacht, 
aber  sie  sind  alle  noch  sehr  roh  und  beschäftigen  sich  nicht  mit 
dem  grammatischen  Teil  der  Sprache. 

In  Europa  fing  man  im  IG.  Jahrhundert  an,  sich  mit  dem 
Aethiopischen  zu  beschäftigen:   ausser  dem  Abessinier  Tesfa-Zion 


12  §  6.     Von  der  äthiopischen  Sprache  überhaupt. 

und  seinen  Gehülfen,  die  1548  das  N.  T.  zu  Rom  herausgaben, 
und  zum  Teil  noch  vor  ihm  waren  es  JOH.  Potken  aus  Köln, 
Marianus  Victorius  aus  Reate,  Jon.  Scaliger,  Th.  Petraeus  und 
J.  G.  NisSELius,  Jag.  Wemmers  zu  Antwerpen,  schliesslich  auch 
Edm.  Castellus,  die  sich  teils  durch  kleinere  Textdrucke,  teils 
durch  grammatische  und  lexikalische  Versuche  ein  mehr  oder 
weniger  grosses  Verdienst  um  das  Aethiopische  erwarben^.  Eine 
umfassendere  und  genauere  Kenntnis  der  Sprache  aber  verdanken 
wir  erst  den  unsterblichen,  über  alles  Lob  erhabenen  Verdiensten 
HiOß  Ludolf's,  der  16G1  in  4^  die  erste,  1702  in  fol.  die  zweite, 
noch  allein  brauchbare  Ausgabe  seiner  Grammatica  Äethiopica 
herausgab,  wozu  als  zweites  unentbehrliches  Hilfsmittel  sein  Lexicon 
Aethiopico- Latinum  hinzukommt,  das  in  zweiter  Ausgabe  fol.  1699 
zu  Frankfurt  a.  M.  gedruckt  wurde.  Insofern  als  LuDOLF  für  seine 
Arbeiten  den  Unterricht  eines  eingeborenen  Aethiopen,  des  Gregor, 
aus  einer  Zeit,  in  welcher  man  in  Abessinien  noch  leidlich  Aethio- 
pisch  verstehen  konnte,  benützt  hat,  müssen  wir  seine  Angaben 
Allem,  was  die  Aussprache  anbelangt,  zu  Grund  legen;  es  ist  aber 
wohl  zu  beachten,  dass  sie  nur  über  die  in  späterer  Zeit  gewöhn- 
liche Aussprache  des  Aethiopischen  Aufschluss  geben  und  nicht 
durchwegs  sicher  sind.  In  allen  anderen  Stücken  aber  hat  sich 
die  LuDOLF'sche  Arbeit  längst  überlebt  und  kann  nach  dem  heutigen 
Stand  der  Sprachwissenschaft  in  keinem  einzigen  ihrer  Teile  mehr 
als  genügend  betrachtet  werden.  In  den  150  Jahren  seit  Ludolf 
ist  die  Förderung  der  äthiopischen  Sprachkenntnisse  in  Deutschland 
wie  im  übrigen  Europa  fast  ganz  vernachlässigt  worden.  Kaum 
wurden  einige  gedruckte  Texte  neu  durchgearbeitet  oder  auch 
wiederholt  herausgegeben ,  und  nur  gelegentlich  wurde  hie  und 
da  in  hebräischen  Grammatiken  und  Wörterbüchern  auf  das 
Aethiopische  Bezug  genommen.^  Einen  Anstoss  zur  Wiederauf- 
nahme grammatischer  Arbeiten   auf  dem  Gebiete    unserer  Sprache 


^  Vgl.  auch:  Chaldaeae  seu  Äethiopicae  linguae  Institutiones :  nun- 
quam  antea  a  Latinis  visae,  opus  utile  ac  eruditum.  Item.  Omnium  Aethio- 
piae  reguni  qui  ah  inundato  terrarum  orhe  usque  ad  nostra  tempora  inipe- 
rarunt  Libellus:  hactenus  tarn  Graecis  quam  Latinis  ignoratus,  nuper  ex 
Äethiopica  translatus  lingua.  Am  Ende :  Impressit  omnia  quae  in  hoc  libro 
continentur ,  ex  primatuni  licentia  Vai.ekius  Doricus  Bkixien.  opera  Angeli 
DE  Oluradis.     Bomae.    Anno  natali  Christi  MD.L.II.    4P. 

2  Die  Grammatica  Äethiopica  conscripta  a  Jo.  Phil.  Hartmanno.  Francf. 
a.  M.  1707,  4^  ist  ein  dürftiger  Auszug  aus  Ludolf's  Werk;  auch  Jh.  G.  Hasse, 
Handbuch  der  arabischen  und  äthiopischen  Sprache,  Jena  1793  hat  die  Wissen- 
schaft nicht  gefördert. 


§  G.     Von  der  äthiopischen  Sprache  überhanjit.  l3 

gab  H.  HuPFELP^  anno  1825,  ohne  dass  indessen  er  selbst  oder 
Andere  diese  Anfänge  weiter  verfolgt  hätten.  F.  Tuch  gab  einige 
wertvolle  Beiträge  zur  äthiopischen  Lautlehre.'-^  Viele  treffliche 
Winke  über  einzelne  Erscheinungen  der  äthiopischen  Sprache  finden 
sich  in  den  neuesten  Auflagen  des  ausführlichen  Lehrbuchs  der 
hebräischen  Sprache  von  H.  Ewald.  ^ 


*  In  einer  Jugendschrift  JExercitationes  Aethiopicae  Lips.  1825,  4^. 
Das  Haupt  verdienst  dieser  Schrift  besteht  in  dem  Nachweis  des  wahren 
Unterschieds  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Stamm  des  Verbums,  den 
LuDOLP  gänzlich  verkannt  hatte.  —  Auch  was  Hupfeld  in  der  Abhandlung 
Semitische  Demonstrativhildimg  im  2.  Bande  der  Zeitschr.  f.  d.  K.  d.  Morg., 
1839  über  die  äthiopischen  Pronomina  aufgestellt  hat,  erscheint  mir  vielfach 
unhaltbar.  —  Die  Arbeit  Drechsler's  De  Aethiopicae  linguae  conjugationihiis, 
Lipsiae  1825  hat  die  Lehre  Ludolf's  von  der  Stammbildung  eher  verwirrt 
als  verbessert;  sie  hat  nur  den  Wert  einer  Sammlung  von  Belegstellen 
für  eine  Reihe  von  Verbalformen. 

2  I.  Commentatio  de  Aethiopicae  linguae  sonorum  proprietatibus  quibus- 
dam,  Lips.  1854;  ü.  De  Aethiopicae  linguae  sonorum  sibilantium  natura  et 
usu,  Lips.  1854. 

^  [Siehe  jetzt  besonders  noch  A.  Dillmann,  Lexicon  linguae  Aethio- 
picae cum  indice  Latino,  Lips.  1865  sowie  auch  F.  Prätorius,  Aethiopische 
Grammatik  mit  Paradigmen,  Litteratur,  Chrestomathie  und  Glossar  =  Porta 
linguarum  Orientalium  inchoavit  J.  H.  Petermann  continuavit  Herm.  L.  Strack, 
Pars  VII,  Leipz.  1886.] 


14 


ERSTER  TEIL. 

SCHRIFT-  UND  LAUTLEHRE, 


Da  die  äthiopische  Schrift  in  ihrer  Form  und  in  ihrer  Art 
von  der  der  übrigen  bekannten  semitischen  Sprachen  völlig  ab- 
weicht, so  ist  es  durch  die  Sache  selbst  geboten,  mit  der  Beschrei- 
bung der  Schrift  zu  beginnen. 


ERSTER  ABSCHNITT. 
Die   Lehre  von   der  Schrift. 

§  7  Die  äthiopische  Schrift  ist  durch  eine  Reihe  mehr  oder  minder 

bedeutender  Veränderungen  aus  der  minäo-sabäischen  oder  einer 
dieser  ähnlichen  Schrift  herausgebildet  und  stellt  mit  ihr  zusam- 
men den  südlichen  Zweig  der  Schriftarten  dar,  in  welche  sich  das 
semitische  Uralphabet  sehr  frühe  gespalten  hat.  Die  Meinung 
der  früheren  Gelehrten,  dass  die  äthiopische  Schrift  griechischen 
Ursprungs  sei^,  ist  jetzt  als  völlig  beseitigt  zu  betrachten;  die 
Schriftzeichen  der  abessinischen  Inschriften  (s.  Tafel  II)  sind  mit 
den  minäo-sabäischen  teils  identisch,  teils  ihnen  so  ähnlich,  dass 
über  ihre  Abstammung  kein  Zweifel  mehr  sein  kann.'^     Die  Aende- 


^  S.  darüber  Hupfei.d,  JExercitationes  Äeth.  p.  1 — 4  und  Kopp,  Bilder 
und  Schriften  der  Vorzeit.  Auch  schon  Ludolp  neigte  sich  dieser  Ansicht 
zu,  doch  meinte  er,  dass  der  „Erfinder"  auch  das  samaritanische  Aljjhabet 
berücksichtigt  habe,  und  zeigt  darin  eine  richtige  Ahnung  von  dem  semiti- 
schen  Ursprung  dieser  Schrift  [Hist.  IV,  1.   Commcnt.  p.  60.  555). 

'^  An  Literatur  vgl.  E.  König,  Neue  Studien  über  Schrift,  Aussprache 


§§  7.  8.    Consonantenschrift.  15 

runsren  selbst,  welche  die  minäo-sabäische  Schrift  in  Abessinien 
erfahren  hat,  sind  mannigfach  und  werden  sogleich  weiter  be- 
schrieben werden;  aber  sie  sind  nicht  so  gross,  dass  man  nicht, 
auch  ohne  Vermittlung  der  äthiopischen  Inschriften ,  in  den  ge- 
wöhnlichen äthiopischen  Zeichen  leicht  die  alten  minäo-sabäischen 
wiederzuerkennen  vermöchte.  Wie  die  Sprache  selbst,  hat  sich 
vielmehr  auch  die  Schrift  auf  einer  sehr  altertümlichen  Stufe  er- 
halten; sie  wird,  wie  in  den  Drucken,  so  in  der  Kegel  auch  in 
den  Handschriften  mit  grossen  stark  ausgeprägten  Zügen  ge- 
schrieben,   und  zwar  desto  mehr,  je  älter  die  Handschriften  sind, 

I.    Wie   alle   andern   semitischen   ist  die   äthiopische  Schrift  §  8 
ursprünglich  Consonantenschrift.     Die  Zahl   und    die  Ordnung  der 
Consonanten  ist  aber  hier  eine  andere  als  in  den  übrigen  Sprachen; 
auch  die  Benennung  ist  zum  Teil  eigentümlich. 

1)  Die  Anzahl  der  äthiopischen  Consonanten  ist  26,  also  vier 
mehr  als  in  den  nordsemitischen  Sprachen.  Von  diesen  vieren  sind 
zwei  durch  Spaltung  eines  einst  einheitlichen  Lautes  in  zweierlei 
Aussprachen  entstanden.  Der  starke  Gutturalis  Fl  teilte  sich,  wie 
bei  den  Arabern,   in  die  beiden  Laute  rfi    --j   und   'Ti    -^;    ebenso 

der  Zischlaut  li  in  Ä  lt^  und  0  \jc.  Andere  den  Arabern  eigen- 
tümliche Teilungen  von  ursprünglich  einheitlichen  Lauten  in  zwei, 
also  des  n  in  cy  und  ^,  des  1  in  t>  und  <^j  des  20  in  is  und  ib 
kennen  die  Aethiopen  nicht,  wohl  aber  die  Minäo-Sabäer.  Da- 
gegen haben  die  Abessinier  noch  zwei  andere  Laute,  welche  im 
Arabischen  keinen  Eingang  fanden,  nämlich  einen  harten,  eigen- 
tümlich gearteten  Lippenlaut  (§  28)  Ä  =  2^,  und  einen  mehr  dem 
gewöhnlichen  p  entsprechenden,  meist  in  Fremdwörtern  ange- 
wandten,, nämhch  T-  Ausser  diesen  26  kommen  nun  zwar  in 
äthiopischen  Büchern,  wenn  Fremdwörter  oder  einheimische  Eigen- 
namen aus  den  verschiedenen  abessinischen  Mundarten  genauer  ge- 


und  allgemeine  Formenlehre  des  Aethiopischen ,  aus  den  Quellen  geschöpft, 
comparativ  und  physiologisch  erläutert.  Leipzig  1877  [im  Folgenden  citirt 
als  „König"].  —  Ferner  Schlottmann  in  Rieiim's  HWB  S,  1420  ff. ;  Deuenuourg, 
Journ.  as.  VII,  19,  p.  375ff. ;  D.  H,  Müller,  Über  den  Ursprung  der  him- 
j arisch-äthiopischen  Schrift,  Wien  1869.  —  lieber  den  früher  behaupteten 
Zusammenhang  des  äthiopischen  Alphabets  mit  dem  indischen  vgl,  Salt, 
Voyage  to  Ahyssinia  (1814),  p.  415;  Lepsius,  Zicei  sprachvergleichende  Ab- 
handlungen (1836),  S,  76  f.  und  Deeke,  ZDMG  XXXI,  S,  598;  dagegen  Dowson, 
J.  Roy.  As.  Soc.  XIII  (1881),  pt,  1,  —  Völlig  unzutreffend  ist  die  Darstel- 
lung J.  Bird's  Sur  Vorigine  de  Valphabet  Himiarite  et  de  Valphabet  Ethiopien 
in  NoHvelles  annales  des  voyages,  Paris   1845,  t.  11,  jd.  196  ff. 


lo  §§8.  9.    Consonantenschrift. 

schrieben  werden  sollen,  amliarische  Lautzeichen  vor,  doch  gehören 
diese  nicht  hieher. 

§9  2)  Die  Namen  dieser  Buchstaben  und  Laute  sind  im  wesent- 

lichen dieselben  wie  bei  den  übrigen  Semiten  und  offenbar  mit 
dem  Alphabet  selbst  überkommen.^  Teilweise  sind  sie  gemäss  dem 
äthiopischen  Sprachgebrauch  oder  gemäss  der  äthiopischen  Wort- 
bildung verändert,  ohne  dass  aber  der  ursprüngliche  Sinn  des  Na- 
mens gelitten  hätte;  einige  andere  sind  nur  in  verderbter  Aus- 
sprache vorhanden  und  somit  ohne  deutlichen  Sinn;  die  für  die 
4  neueren  Laute  sind  neu.  Es  stimmen  nämlich  Alfy  Bet,  Geml, 
Kaff  Am  unmittelbar  mit  den  alten  Namen  überein;  Qäf  für  Qof 
ist  nach  §  18  zu  verstehen;  Tait  und  Sadai  beruhen  auf  der  Auf- 
lösung des  Diphthongs  e  zu  ai;  Bees  ist  das  gewöhnliche  äthiopi- 
sche Wort  für  Kopf,  Mai  für  Wasser;  der  alte  Name  Jod  war 
unbrauchbar,  weil  im  Aethiopischen  Hand  vielmehr  "h^'  lautete, 
und  wurde  daher  passend  durch  Jaman  {rechte  Hand)  ersetzt;  aus 
einem  ähnlichen  Grund  ist  Nun  (Fisch),  das  im  Aethiopischen  nicht 
in  Gebrauch  ist,  mit  einem  Wort  ähnlicher  Bedeutung  Nahas 
(Schlange)  vertauscht,  und  so  wurde  in  diesen  beiden  letzten  Fällen 
passend  der  Anlaut  j  und  n  beibehalten.  Wenn  dagegen  die 
Aethiopen  Pe  (Mund)  mit  dem  bei  ihnen  gebräuchlichen  Af  ver- 
tauschten, so  ist  dadurch  das  allgemeine  Gesetz,  dass  der  Anlaut 
des  Namens  dem  Laute  des  Zeichens  gleich  sein  soll,  gestört,  zu- 
gleich ein  deutlicher  Beweis  für  die  Nichtursprünglichkeit  des 
äthiopischen  Namens.  Für  Waw  und  Taw  sprechen  die  Aethiopen 
nach  §  38  Wawe,  Tawe.    Für  Chet  sagen  sie  mehr  arabisch,  aber 

mit  gleicher  Bedeutung,  Haut  {^y^)  und  haben  seinem  Schwester- 

laute  einen  neuen  Namen  ähnlicher  Bedeutung,  Harm  ((•r=^  Qüö) 
Zaun  creirt.  Dagegen  scheinen  Zai  aus  Zain,^  Dent  aus  Balt 
(s.  Gesenius,  Thes.  p.  727  und  unten,  §  32)  und  noch  stärker 
Lawe,  eigentlich  Law,  aus  Lamed  verderbt  zu  sein;  diese  drei 
Namen  haben  im  Aethiopischen  keinen  Sinn  mehr.  Hol  ist  so 
dunkel  wie  der  Name  He,  mit  dem  es  gleich  zu  sein  scheint.  Am 
dunkelsten  aber  sind  bis  jetzt  noch  die  Namen  Saut  und  Sat  statt 

^  lieber  die  Benennung  der  äthiopisclien  Consonanten  bei  den  heutisfen 
Abessiniern  mit  je  einem  äthiopischen  Wort,  das  mit  dem  betreäenden  Con- 
sonanten anlautete,  z.B.  J  V/**/^?  1  l'fl^)  0  Oihß>  ^'»h  Praetorius, 
Amhnr.  Spr.  §  Ib  und  ZDMG  XLI,  S.  687. 

^  Obwohl  zu  beachten  ist,  dass  auch  die  Griechen  in  ihrem  C'j^a  keinen 
Nasenlaut  haben  (s.  Hupf.  S.  2). 


§§  9.  10.     Consoiiiuitenschrift.  17 

Shin  und  SamecJi^  wohl  am  ehesten  als  äussere  Nachbildungen  von 
Haut  und  Bet  zu  erklären,    mit  deren  Zeichen  die  ihrigen  Aehn- 

G  es  - 

liclikeit  haben.  Sappa^  (ursprünglich  Dappa)  stelle  ich  mit  x.^.^ 
Riegel  zusammen,  was  zu  der  alten  Form  des  Zeichens  gut  passt. 
Paif  ist  dem  Taif  nachgebildet,  neben  dem  es  im  Alphabet  seine 
Stelle  hat,  und  Pä  ist  das  griechische  Pe.  Uebrigens  nannte  man 
letzteres,  mit  leichter  Anzischung,  einst  Psa. 

3)  Bedeutender  als  in  den  Namen  der  Buchstaben  weicht  aber  §  10 
das  äthiopische  Alphabet  in  seiner  Anordnung  von  dem  nord- 
semitischen Alphabet  ab.  Die  hebräische  Ordnung  der  Buchstaben 
ist,  wie  wir  wissen,  sehr  alt;  wie  alt  die  äthiopische  Ordnung  sei, 
wissen  wir  nicht,  ja  nicht  einmal,  ob  die  Minäo-Sabäer  dieselbe 
Ordnung  hatten.  An  sich  sind  wir  nicht  zu  der  Behauptung  be- 
rechtigt, dass  die  hebräische  Ordnung  die  ursprüngliche,  die  äthio- 
pische die  abgeleitete  sei;  vielmehr  Hesse  sich  sehr  wohl  denken, 
dass  seit  der  Erfindung  und  Verbreitung  des  Alphabets  verschiedene 
Anordnungen  in  Umlauf  kamen,  die  in  verschiedenen  Gegenden 
auf  verschiedene  Weise  bestimmter  gestaltet  wurden.  Und  in  der 
That  scheint  sich  bei  näherer  Untersuchung  der  Ordnung  des  äthio- 
pischen Alphabets  wenigstens  von  einer  Eigentümlichkeit  derselben 
zu  ergeben,  dass  sie  leicht  sehr  alt  sein  kann,  wogegen  andere 
sich  entschieden  als  Neuerungen  darstellen*. 

Das  nordsemitische  Alphabet  zerfällt  bekanntlich  nach  dem 
Atbasch  in  2  Reihen  von  je  11  Buchstaben^;  ganz  ebenso  teilt 
sich  auch  das  äthiopische  Alphabet,  nach  Abzug  der  neuen  Laute 
Ä  und  Tj  in  zweimal  12  Buchstaben,  Hoi  bis  Nahas^  Alf  bis  Af. 
Die  Zahl  12  kommt  daher,  dass  in  jeder  dieser  2  Reihen  ein  neuer, 
arabisch-äthiopischer  Laut  steckt,  in  der  ersten  'V,  in  der  zweiten 
0-  Es  zeigt  sich  nun  sofort  die  merkwürdige  Erscheinung,  dass 
im  wesentlichen  die  zweite  äthiopische  Reihe  der  ersten  hebräischen, 
die  erste  äthiopische  der  zweiten  hebräischen  entspricht,  und  hierin 
finden  wir  eine  Spur*  davon,  dass  man  in  ältester  Zeit  das  Alphabet 
mit  der  einen  oder  andern  Reihe  beginnen  konnte. 

1  Sicher  keine  Nachbildung  von  Kappa,  wie  Gesenius  in  Ersch  und 
Gruber's  EncycJopädie  meint. 

2  Vgl.  Böhmer,  ZDMG  XVI,  S.  570. 

3  S.  Hitzig,  Die  Erfindung  des  Alphabets,  1840,  S.  12f.  —  Die  An- 
ordnung des  ilthiopischen  Alphabets  hat  weder  Hitzig,  noch  andere  Gelehrte, 
die  über  diesen  Gegenstand  geschrieben  haben,  zu  erläutern  versucht. 

*  Eine  andere  Spur  läge  in  dem  lateinischen  Ausdruck  elementa  nach 
A.  F.  Wolf's  Deutung  vor  {^'oh)- 

1)  i  1 1  in  a  u  n ,   Aethiop.  Spraclie,  2.  Aufl.  2 


18  §  10.     Consonantenschrift. 

Innerhalb  der  beiden  Reiben  ist  nun  aber  die  Folge  der 
einzelnen  Laute  bei  den  Aethiopen  von  der  hebräischen  stark  ver- 
schieden, zum  Teil  sicher  erst  durch  Neuerungen,  zum  Teil  aber 
vielleicht  von  alter  Zeit  her.  Im  Allgemeinen  nämlich  finden  wir 
dieselben  Grundsätze  der  Anordnung,  die  für  das  hebräische  Alpha- 
bet massgebend  wurden,  und  die  auch  noch  in  der  Gestaltung  des 
arabischen  Alphabets  nachwirkten,  im  Aethiopischen  wieder;  dort 
wie  hier  wirkten  die  Rücksichten  teils  auf  die  Art  der  Laute,  teils 
auf  die  Gestalt  und  Aehnlichkeit  der  Zeichen  und  Namen  zusammen. 

1)  Die  Aehnlichkeit  der  Zeichen,  die  in  der  ältesten  Schrift  noch 
auffallender  war,  bewirkte  die  Zusammenstellung  von  (D  und  0, 
P  und  ft,   h  und  h?    endlich   auch    die   von  '\  und  ^,   Ä  und  Ä- 

2)  Diese  Zusammenstellung  von  0  zu  (D  hatte  die  Versetzung  von 
V  in  die  erste  Reihe  zur  Folge,  auch  wurde  dieses,  als  der  dem 
Alf  entsprechende  unter  den  Hauchlauten,  an  den  Anfang  der 
ersten  Reihe  gestellt,  wie  ti  die  zweite  beginnt.  Dies  zog  nun 
aber  auch  die  Versetzung  von  ih  in  die  erste  und  von  Ä  in  die 
zweite  Reihe  nach  sich,  wodurch  die  Zusammenstellung  der  Hauch- 
laute in  derselben  Reihe  erzielt  wurde;  dagegen  kann  Ä  seine 
Stelle  mit  0  erst  in  einer  Zeit  vertauscht  haben,  als  man  T  dem 
äthiopischen  Alphabet  anzuhängen  genötigt  war.  3)  Als  man  von 
der  Zweiteiligkeit  des  Alphabets  noch  ein  klares  Bewusstsein  hatte, 
wurden  die  beiden  südsemitischen  Laute  "If  und  0  je  einer  Reibe 
angehängt,  und  zwar  am  Ende.  Infolge  davon  kam  auch  Ä  un- 
mittelbar vor  seinen  Schwesterlaut  am  Ende  zu  stehen,  und  V  wurde 
nach  dem  ersten  der  angegebenen  Gesichtspunkte  zu  'Tf  gerückt 
und  zwar  diesem  nachgestellt,  um  'Tr  von  ti  zu  trennen.  4)  Als 
ein  letzter  massgebender  Gesichtspunkt  endlich  wirkte  die  Rücksicht 
auf  die  Aehnlichkeit  der  Laute.  Aehnliche  Laute  wollte  man  mög- 
lichst nahe  beisammen  haben  und  trennte  sie  nur,  damit  sie  nicht 
unmittelbar  zusammenstossen  sollten,  durch  je  einen  fremden  Laut; 
so  wird  th  zu  Ü  gerückt,  aber  durch  A  getrennt;  ü  zu  i*»  durch 
d  getrennt,  Ä  zu  m  durch  1  getrennt,  wogegen  K  und  0  einst 
weniger  ähnlich  lauteten  als  später. 

So  enthält  nun  die  erste  Reihe,  ursprünglich  mit  A  begin- 
nend und  i'  schliessend,  noch  die  Liquidae  A<^V  und  ^  sammt 
den  beiden  Zischlauten  A  und  i*»  nebst  den  drei  Hauchlauten 
Ihh'h  und  den  drei  Mutae  ^ü'l^  (0  für  ursprüngliches  d,),  und 
die  ganze  Reihe  beginnt  mit  einem  dem  Alf  entsprechenden  Hauch- 
laut; sie  zeigt  noch  am  meisten  Spuren  sinnvoller  Anordnung. 
In  der  zweiten  Reihe  dagegen   sind  gegenüber  der  entsprechenden 


§§  10.  11.     Consönantenschrift.  lö' 

hebräischen  fast  noch  stärkere  Umstellungen  wahrzunehmen;  nur 
ha^ll?  bieten  einige  Aehnlichkeit  mit  der  hebräischen  Folge.  In 
IrilÄ  finden  wir  aber  auch  wieder  drei  Mutae  zusammengestellt, 
in  (Ut^^O  vier  Explosivlaute. 

Abweichungen  von  der  hier  entwickelten  Ordnung  habe  ich 
bis  jetzt  nicht  gefunden^;  doch  ist  zu  bemerken,  dass  Potken  die 
Stellen  des  5.  und  7.  Lautes,  IP  und  A,  vertauscht  hat,  was,  falls 
es  auf  einem  geschichtlichen  Grunde  beruht,  sich  leicht  als  die 
bessere  Anordnung  erweisen  Hesse. 

II.  Was  die  Form  der  äthiopischen  Schrift  betrifft,  so  ist  §11 
scbon  oben  erwähnt  worden,  dass  alle  Buchstaben  aus  Formen,  die 
die  minäo-sabäische  Schrift  bietet,  herausgebildet  sind;  nur  das 
Zeichen  T  scheint,  wie  sein  Laut,  aus  dem  W  (oder  77?)  entlehnt. 
Der  Buchstabe  'If  war  einst  dem  0  sehr  ähnlich  und  scheint  auch 
im  Minäo-Sabäischen  nur  durch  eine  leichte  Aenderung  aus  jenem 
entstanden.  Für  das  Zai  haben  die  JVbessinier  das  minäo-sabäische 
Zeichen  für  Dsal  angenommen.  Die  Entstehung  des  Zeichens  Ä 
ist  noch  dunkel;  am  nächsten  läge  es,  darin  eine  Neubildung  aus 
n  oder  d*  (in  seiner  alten  Form)  zu  erkennen. 

Mit  der  alten  Schrift  ging  nun  aber  bei  den  Abessiniern  zu- 
nächst die  wichtige  Aenderung  vor,  dass  man  sieb  allmählig 
von  links  nach  rechts  zu  schreiben  gewöhnte.  Bei  den 
Minäo-Sabäern  wurde  in  der  Regel  von  rechts  nach  links  ge- 
schrieben, wie  bei  den  übrigen  Semiten  mit  Ausnahme  der  Baby- 
lonier- Assyrer;  teilweise  wurde  auch  ßovorQoq)i]d6v  geschrieben. 
Dass  man  auch  bei  den  Abessiniern  einst  die  Richtung  von  rechts 
nach  links  kannte,  zeigen  noch  einige  der  altern  äthiopischen  In- 
schriften; es  scheint  aber,  dass  das  Beispiel  der  griechischen  Schrift, 
welche  schon  in  vorchristlicher,  hauptsächlich  aber  in  christlicher 
Zeit  den  Abessiniern  bekannt  wurde,  zur  allmähligen  Festsetzung 
der  Richtung  von  links  nach  rechts  mitwirkte^.  Im  Zeitalter  der 
beiden  grossen  RüPPELL'schen  Inschriften  war  die  Sitte,  nach  rechts 
zu  schreiben,  schon  durchgedrungen,  und  in  den  Büchern  herrscht 
sie  ausschliesslich. 


1  Ein  äthiopisches  Alphabet  findet  sich  in  Cod.  LXXI  der  äthiopischen 
Handschriften  des  British  Museum. 

2  Die  gewöhnliche  Ansicht,  dass  die  Richtung  der  äthiopischen  Schrift 
nach  rechts  eine  reine  Neuerung  der  griechischen  Glauhensboten  sei,  lässt 
sich  nicht  halten.  Wäre  vor  der  Einwirkung  der  Griechen  die  entgegen- 
gesetzte Schreibweise  allein  bekannt  und  möglich  gewesen,  so  Hesse  sich 
gar  nicht  denken,  wie  und  warum  man  zu  dieser  gänzlichen  Verkehrung 
der  alten  Art  gelangt  wäre. 

2* 


20  §  11.     Consoiiantenschrift. 

Auf  die  Gestaltung  der  Zeichen  selbst  hatte,  wie  es  scheint, 
diese  allmählige  Aenderung  der  Richtung  keinen  weitern  Einfluss; 
die  meisten  passten  für  beide  Richtungen;  die  Zeichen  "jVh  lassen 
sich  bei  der  neuen  Richtung  fast  noch  bequemer  schreiben  als  bei 
der  alten,  nur  das  ^  erhielt  statt  seiner  ursprünglichen  Biegung 
von  rechts  nach  links  die  entgegengesetzte.  Dagegen  wurde  schon 
frühe,  als  man  die  Schrift  häufiger  anwandte,  zur  Erhöhung  der 
Gefälligkeit  und  Gleichmässigkeit  einigen  Zeichen  eine  andere 
Stellung  zur  Grundlinie  gegeben,  nämlich  dem  A?  <^j  l**;  "t*:  Ä?  d^i 
auch  das  Zeichen  für  d\  wurde  umgekehrt;  ausserdem  wurden  die 
wesentlichen  und  unterscheidenden  Züge  einzelner  Buchstaben  deut- 
licher hervorgehoben  (so  namentlich  beim  ?  und  4*)?  bei  andern 
unwesentlichere  Züge  aufgegeben  ('V  und  ^),  und  endlich  wurden 
alle  gleich  hoch  gemacht.  Während  in  der  minäo-sabäischen  und 
alten  äthiopischen  Schrift  die  scharfen  Ecken  fast  noch  bei  allen 
Buchstaben  vorherrschen,  führte  das  Vielschreiben  und  das  dadurch 
bedingte  Streben,  schneller  zu  schreiben,  von  selbst  darauf,  sie 
abzurunden,  so  dass  man  mit  einem  Federzuge  2,  3  und  mehr  der 
früher  nötigen  Züge  ausführen  konnte  (so  bei  li  rh  <^  IM  4*  fl  K  h  0 
PRlrtlÄO)^;  nur  bei  Zeichen,  die  gebrochene  Linien  haben  (V'Tl): 
blieben  die  schärferen  Ecken,  sowie  bei  A  und  rt,  weil  deren  Ab- 
rundung  leicht  zur  Verwechslung  mit  fl  und  h  geführt  hätte. 
Schon  in  den  RüPPELL'schen  Inschriften  finden  wir  diese  Abrundung 
der  Züge  zum  Teil  durchgeführt,  obwohl  die  eckige  Schreibart  auf 
Stein  leichter  gewesen  wäre. 

Zu  einer  Verbindung  einzelner  Buchstaben  zu  Buchstaben- 
gruppen wurden  kaum  einige  Ar  fange  gemacht;  in  der  RüPPELL'schen 
Inschrift  II,  38  scheint  sich  eine  solche  Gruppe  zu  finden^;  sonst 
findet   man   in    Handschriften    in    dem    äthiopischen    Gottesnamen 

die  Zusammenziehung  von  *7  und  H   zu   *•/!,    oder   die   Gruppe  ^ 

für  4»1^S)  oder  1^  für  Tlfs  u.  a.  Aber  solche  Verschlingungen 
sind  äusserst  selten  und  haben  ofi'enbar  zugleich  den  Sinn  von 
Abkürzungen;  einem  Ueberhandnehmen  derselben  musste  sich  schon 
die  eigentümliche  Vocalschrift  (§13  ff.)  entgegenstellen.  Es  ist 
also  von  den  ältesten  Zeiten  her  fast  ausnahmslos  Regel  geblieben, 
dass    die    einzelnen    Buchstaben    des   Wortes    selbständig    und    un- 

^  Der  Gedanke  Hupfeld's  (p.  2),  dass  auf  diese  Gestaltung  der  Buch- 
stabenform die  Art  des  abessinischen  Häuserbaus  Einfluss  gehabt  habe,  ist 
mehr  geistreich  als  wahr  und  lässt  sich  bei  ^  W  tP»  0  ^  ^1  0  nicht  in 
Anwendung  bringen. 

2  [Diese  Annahme  wird  durch  die  genaue  Copie  Bent's  nicht  bestätigt. | 


i}i?   11.   12.     Consoniintoii.sclirit't.  21 

verbunden,  wie  in  andern  alten  Schriften,   neben  einander  gestellt 
werden. 

Um  so  nielir  mussten  die  einzelnen  Worte,  wenn  nicht  Un- 
deutlichkeit  entstehen  sollte,  auf  irgend  eine  Weise  von  einander 
getrennt  werden.  In  der  minäo-sabäischen  und  älteren  äthiopischen 
Schrift  war  als  Wortteiler  ein  senkrechter  Strich  gebräuchlich  ge- 
worden (I),  der  in  den  RüPPELL'schen  Inschriften  noch  beständig 
angewandt  ist.  Später  wurde  dieser  in  zwei  über  einander  stehende 
Punkte  ( • )  verwandelt,  die  bei  den  Aethiopen  den  Namen  i4*^T ' 
führen;  sie  werden  ganz  regelmässig  und  ausnahmslos  jedem  selb- 
ständigen Worte  nachgesetzt.  Und  diese  Art  der  Wortteilung,  die 
alles  Zusammenfliessen  verschiedener  Wörter  verhinderte,  hat  es 
auch  ermöglicht,  am  Ende  einer  Zeile,  wenn  der  Raum  nicht  mehr 
reicht,  ein  Wort  abzubrechen  und  den  Rest  in  die  folgende  Zeile 
zu  schreiben.  Die  Einführung  sogenannter  dehnbarer  Buchstaben 
ist  dadurch  überflüssig  geworden^. 

III.  Diese  von  den  Aethiopen  überkommene  und  in  der  be-  §  12 
zeichneten  Art  weiter  gebildete  Schrift  war  ursprünglich  Con- 
sonantenschrift  wie  alle  andern  semitischen  Schriften  mit  Aus- 
nahme des  Babylonisch- Assyrischen.  Die  Vocale  sind  in  der  semi- 
tischen Wortbildung  stark  wechselnd  und  beweglich;  die Consonanten 
sind  der  feste  unveränderliche  Teil  des  Wortes;  es  war  darum  eine 
feine,  dem  Wesen  der  semitischen  Sprache  angemessene  Auffassungs- 
weise, wenn  nur  der  feste,  gleichsam  sichtbare  oder  körperliche 
Teil  des  Wortes  geschrieben  wurde,  der  seelenhafte  und  bewegliche 
Teil  aber  unbezeichnet  blieb. 

Indessen  ist  bekannt,  dass  keine  der  semitischen  Schriften  sich 
auf  dieser  ihrer  ersten  und  einfachsten  Stufe  gehalten  hat.  In  vielen 
Fällen  entstand  infolge  des  Mangels  jeder  Vocalbezeichnung  Un- 
deutlichkeit,  und  diesem  Mangel  versuchte  man  auf  einer  zweiten 
Entwicklungsstufe  abzuhelfen  durch  die  Anwendung  der  Halbvocale 
(und  feineren  Hauchlaute)  als  Vocalzeichen  für  gewisse  lange  Vocale 
und  Diphthonge,  worauf  dann  auf  einer  dritten  und  letzten  Stufe 
alle  Vocale  durch  Beisetzung  von  Punkten  und  Strichen  über  oder 
unter  der  Linie  bezeichnet  wurden.  Auch  bei  den  Aethiopen  wurde 
allniählig  dieser  Fortschritt  von  der  Mangelhaftigkeit  zur  grösseren 
Deutlichkeit  der  Schrift  gemacht,  aber  es  hat  sich  bei  ihnen  alles 
hierher  gehörige  ganz  selbständig    und    darum    auch    ganz    eigen- 


^  lieber  die  abessinische  Vocalschrift  s.  jetzt  auch  Halevy,  Journ.  as. 
VIII,  6,  pp.  248  suivv.,  273  und  D.  H.  Müller,  Epigr.  DenJcm.,  S.  69  ff. 


22  §  12.     Consonantensclirift. 

tümlich  entwickelt,  und  so  entstand  schliesslich  eine  sehr  vollständige 
und  genaue  Vocalbezeichnung,  welche  von  der  übrigen  semitischen 
völlig  abweicht  und  eher  der  indischen  einigermassen  ähnlich  ist. 
Zwar  war  die  Anwendung  der  Zeichen  für  die  Halbvocale,  um 
langes  t  und  w,  oder  mit  i  und  u  zusammengesetzte  Diphthonge 
zu  ersetzen,  auch  bei  den  südsemitischen  Stämmen  nicht  unbekannt, 
aber  sie  war  hier,  im  Vergleich  zu  den  nordsemitischen  Schriften, 
noch  seltener;  nur  die  Schreibung  der  Diphthonge  durch  v  und  j 
war  regelmässiger,  dagegen  für  ü  t  gewöhnlich  nur  im  Auslaute 
im  Gebrauch^.  So  in  den  minäo-sabäischen  Inschriften  sowie  in 
den  paar  Worten  der  ältesten  äthiopischen  Inschriften,  die  man 
nach  den  vorhandenen  Abdrücken  lesen  kann.  Dass  auch  die  feineren 
Hauchlaute  als  Vocalzeichen  hier  im  Süden  je  zur  Anwendung 
kamen,  lässt  sich  bis  jetzt  nicht  erweisen  und  ist  für  die  äthiopische 
Schrift  insbesondere  ganz  unwahrscheinlich. 

Zu  einer  häufigeren  Anwendung  von  (D  und  f ,  um  ü  und  % 
zu  bezeichnen,  scheinen  nun  die  Aethiopen  nie  fortgeschritten  zu 
sein;  in  den  RüPPELL'schen  Inschriften,  die  freilich  schon  viele 
andere  Vocalzeichen  haben,  finden  wir  sie  für  diesen  Zweck  nirgends 
gebraucht,  nicht  einmal  da,  wo  1  und  Ti  wurzelhaft  sind;  Ai.  wird 
K  ?^9^'  ^^5  l^h''  ^K  HH^'P-  H^i*  geschrieben  u.  s.  f.*  Nur 
die  eigentlichen  Diphthonge  wurden  fortwährend  durch  (D  und  f 
geschrieben ;  auch  nach  der  Einführung  der  neuen  Vocalzeichen 
blieb  diese  Schreibweise  in  starkem  Gebrauch,  jedoch  so,  dass  man 
dann  genauer  fl>*  und  ^  für  das  allgemeinere  (D  und  f  setzte. 
In  allen  andern  Fällen  aber  verliessen  sie  diesen  von  den 
übrigen  Semiten  ihnen  gewiesenen  Weg,  der  auch  bei  weitester 
Verfolgung  doch  nicht  zum  Ziele  geführt  hätte,  gänzlich  und  gaben, 
indem  sie  einen  andern,  lohnenderen  einschlugen,  einen  schönen  Be- 
weis ihrer  eigentümlichen  Sinnigkeit.  Ausgehend  von  dem  Grund- 
gedanken semitischer  Schrift,  wornach  der  geschriebene  Consonant 
ein  Körper  ist,  in  welchem  unsichtbar  eine  Seele,  ein  Vocal,  durch 
den  er  erst  lautbar  wird,  steckt,  unternahmen  sie  es,  durch  An- 
fügung kleiner  Striche  oder  Ringe  an  das  Consonantenzeichen  die 


1  S.  schon  Ewald  in  Höfkr's  Zeitschrift  für  die  Wissenschaft  der 
Sprache  I,  S.  302,  und  Osiander,  ZDMG  X,  S.  35  f. 

2  [Aus  den  neuen  Copien  dieser  Inschriften  ergiebt  sich  jetloch,  dass 
sie  die  gewöhnliche  Vocalisation  durchführen;  vgl.  oben,  S.  10,  Aiini.  1.]  — 
Wenn  sich  1,  1.  II,  2  'OTlfl?'  für  späteres  '(\Yifi»s  findet,  so  folgt  daraus 
nichts  für  die  Vocalschreibung,  wohl  aber  sieht  man,  dass  der  stat.  c.  von 
'iiTl/i^'   einst  voller  lautete. 


i?  12.    CoiisonantcuiHchrift,     —   §  13.    Yocalschrift.  23 

Art  des  darin  enthaltenen  Vocals  anzudeuten.  Dieses  Mittel  war 
treffend  und  ausreichend,  und  durch  genauere  Regelung  seiner  An- 
wendung entwickelte  sich  die  ursprüngliche  Consonantenschrift  zu 
einer  sehr  ausgebildeten  Silbenschrift,  die  an  Vollkommenheit  und 
Zweckmässigkeit  nur  wenig  zu  wünschen  übrig  lässt.  Es  gibt  kleine 
äthiopische  Inschriften,  in  welchen  von  dieser  neuen  Vocalbezeich- 
nung  noch  keine  Spur  wahrzunehmen  ist;  in  den  RüPPELL'schen 
Inschriften  liegt  sie  schon  halb^  ausgebildet  vor,  ihre  Anfänge  fallen 
also  sicher  schon  in  das  fünfte  Jahrhundert  n.  Chr.,  vielleicht  noch 
früher.  An  fremde  Einflüsse  ist  dabei  nicht  zu  denken*;  ihre  Er- 
findung ist  eine  That  des  abessinischen  Volks. 

Im  Einzelnen  gestaltete  sich  diese  neue  Vocalbe-  §  13 
Zeichnung  wie  folgt.  -  Der  Grundvocal,  nämlich  das  kurze  a, 
herrscht  wie  in  den  alten  Sprachen  überhaupt  so  auch  im  Aethio- 
pischen  vor;  er  ist  überall,  wo  nicht  ausdrücklich  ein  anderer  an- 
gedeutet wird,  zu  sprechen;  es  bedurfte  darum  für  ihn  keines  be- 
sondern Zeichens.  Die  Grundform  des  Consonanten  wird  als  den 
Vocal  ä  enthaltend  gedacht  und  ist  darum  immer  mit  ä  zu  sprechen ; 
genau  wie  in  der  Sanskritschrift. 

Um  so  mehr  aber  mussten  sowohl  die  Vocallosigkeit  eines 
Consonanten  als  auch  alle  andern  Vocale  ausser  ä  bezeichnet  werden. 
Diese  Vocale,  welche  die  äthiopische  Sprache  ausser  ä  hat,  sind 
aber  nach  §  17  an  langen:  ä  t  ü  e  ö^  an  kurzen  ein  e,  das  ur- 
sprünglich bald  mehr  zu  ^,  bald  mehr  zu  u  hinneigte.  Unter 
diesen  galten  die  fünf  langen  für  so  wichtig  und  wesentlich,  dass 
jeder  von  ihnen  mit  einem  besonderen  Zeichen  angedeutet  werden 
zu  müssen  schien.  Dagegen  erschien  der  kurze  Vocal  e  an  Wert 
und  Gewicht  unter  ä  stehend  und  einer  eigenen  Bezeichnung 
nicht  würdig;   es  wurde  also  sowohl  wo  e,  als  auch  wo   gar  kein 


1  [Vgl.  jedoch  oben,  S.  10,  Anm.  1 ;  S.  22,  Anm.  2.] 

2  De  Sacy  dachte  sonderbarer  Weise  an  die  griechischen  Vocalzeichen, 
die  als  Muster  vorgeschwebt  hätten.  Auch  das  syrische  neue  Vocalisations- 
system  kann  nicht  hierher  gezogen  werden,  da  es  nicht  nur  in  seiner  Art 
ganz  verschieden  ist,  sondern  auch  in  dieser  frühen  Zeit  nur  erst  in  seinen 
Anfängen  ausgebildet  war.  W,  Jones,  Kopp,  Lepsius  vermuten  indische  Ein- 
wirkung, und  letzterer  will  zugleich  auch  die  Richtung  der  Schrift  nach 
rechts  von  dorther  ableiten :  aber  auch  die  indische  Yocalschrift  ist  doch  nur 
in  der  Auffassung  des  a  ähnlich,  in  allem  übrigen  aber  ganz  anders  aus- 
gebildet. Auch  Weber's  Aufsatz  über  den  semitischen  Ursprung  des  indischen 
Alphabets  (in  Indische  Studien)  kann  ich  bezüglich  dessen,  was  er  über  die 
Entlehnung  des  Princips  der  äthiopischen  Vocalbezeichnung  von  Indien  her 
ausführt,  nicht  beipflichten. 


24  §  13.     Vocalsclirift. 

Vocal  gesprochen  werden  sollte,  nur  durch  ein  Zeichen  angedeutet, 
dass  hier  nicht  a  zu  sprechen  sei;  ob  aber  e  oder  gar  kein  Vocal, 
muss  der  Leser  selbst  wissen.  Dieses  System,  ausgebildet  von 
solchen  und  für  solche,  welche  der  Sprache  kundig  waren,  mochte 
für  abessinische  Leser  ziemlich  genügend  sein,  und  gewiss  konnten 
für  sie  nur  in  wenigen  Fällen  Zweifel  darüber  entstehen,  wie  zu 
lesen  sei.  Für  Fremde  dagegen,  die  der  Sprache  nicht  mächtig 
sind  und  sie  erst  aus  dieser  Schrift  erlernen  wollen,  liegt  hierin 
ein  grosser  Mangel.  Es  ist  aus  der  hebräischen  Schrift  bekannt, 
wie  unbequem  das  Zusammenfallen  des  Zeichens  für  die  Vocallosig- 
keit  und  für  einen  Vocalanstoss  im  Schwa  ist;  in  der  äthiopischen 
Schrift  findet  sich  dieselbe  Unbequemlichkeit.  Hier  kommt  aber 
noch  folgendes  hinzu:  In  keiner  Sprache  kann  der  Mangel  eines  t 
und  u  etwas  ursprüngliches  sein,  und  man  wird  daher  leicht  auf 
die  Vermutung  gebracht,  dass  auch  die  Abessinier  t  und  u  wohl 
in  der  Aussprache,  nicht  aber  in  der  Schrift  unterschieden,  sondern 
sie  als  die  geringeren  Vocale- neben  ä  in  der  Schrift  mit  der  Vocal- 
losigkeit  zusammenwarfen.  Wäre  dem  so,  so  wäre  diese  Schrift 
auch  dadurch  unbequem,  dass  sie  diesen  Unterschied  der  Aussprache 
verwischte,  und  bei  dem  Mangel  an  anderweitigen  Nachrichten  ent- 
spränge daraus  für  uns  Spätlebende  der  grosse  Uebelstand,  dass  wir 
in  den  einzelnen  Fällen  nicht  mehr  angeben  könnten,  wo  t  oder  ü 
oder  e  gesprochen  wurde.  Lidessen  ist  Folgendes  zu  erwägen. 
Wenn  in  der  äthiopischen  Sprache  die  Unterscheidung  von  u  (o) 
^  (e)  zur  Zeit  der  Ausbildung  dieser  Vocalschrift  noch  so  lebendig 
und  für  den  Sinn  und  die  Bedeutung  des  Wortes  wichtig  gewesen 
wäre  wie  etwa  im  Arabischen  oder  auch  im  Hebräischen,  so  liesse 
sich  kaum  denken,  wie  man  in  der  Schrift  diese  Unterscheidung 
hätte  unangedeutet  lassen  können.  Anders  aber  verhält  sich  die 
Sache,  wenn  schon  die  damalige  Sprache,  also  das  alte  Aethiopisch 
überhaupt  diese  feinere  Unterscheidung  der  kurzen  Vocale  für  die 
Wort-  und  Formbildung  nicht  weiter  ausgebeutet  hat;  denn  dann 
war  es  in  den  einzelnen  Fällen  nicht  sehr  wesentlich,  ob  man  i 
oder  u  sprach.  Damit  fiel  aber  auch  von  selbst  jede  Nötigung, 
über  den  Unterschied  dieser  kurzen  Vocale  in  der  Aussprache  zu 
wachen,  und  dem  allmähligen  Zusammenfallen  aller  kurzen  Vocale 
in  ein  unbestimmtes  e,  das  bald  mehr  zu  «',  bald  mehr  zu  ?*,  bald 
mehr  zu  a  hinneigte,  stand  kein  Hindernis  mehr  im  Wege.  Wir 
wissen  nicht,  wie  weit  diese  Verderbnis  der  Aussprache  kurzer  Vocale 
schon  zur  Zeit  der  Ausbildung  der  Vocalschrift  vorgedrungen  war, 
sicher  aber  griff  sie  in  späterer  Zeit  immer  mehr  um  sich,  und  im 


§  11.     Vocalschrift.  25 

16.  und  17.  Jahrhundert  sprach  man   den   kurzen  Vocal   ziemlich 
allgemein  als  ein  unbestimmtes  c. 

Bei  der  Vocalbezeichnung  selbst  kam  es  darauf  an,  die  sechs  §  14 
verschiedenen   Fälle  auseinander  zu  halten. 

a)  Das  Zeichen  für  ä  besteht  in  der  Stützung  des  Buch- 
stabens durch  einen  kleinen  senkrechten  Strich,  welcher  gleichsam 
dem  im  Buchstaben  enthaltenen  a  Halt  und  Dauer  geben  soll.^ 
Diese  Stütze  wird  (zum  Unterschied  von  o)  gewöhnlich  auf  der 
rechten  Seite  des  Buchstabens  angebracht.  1)  Wenn  der  Buch- 
stabe oben  geschlossen ,  unten  in  zwei  oder  drei  unverbundene 
Schenkel  ausläuft,  so  schliesst  sich  die  Stütze  an  den  rechten  Schenkel 
als  Verlängerung  an;  damit  aber  der  Buchstabe  nicht  über  die  Grund- 
linie hinausreiche,  gestaltet  man  ihn  kleiner,  sodass  es  den  Anschein 
gewinnt,  als  wäre  nicht  der  rechte  Schenkel  verlängert,  sondern  der 
linke  oder  die  linken  verkürzt^  also  A'^^flÄhH-^^ÄH-  2)  Wenn 
der  Buchstabe  nur  einen  Fuss  hat,  so  müsste  dieser  eigentlich 
verlängert  werden;  um  indessen  die  Grundlinie  nicht  zu  über- 
schreiten, wird  diese  Verlängerung  in  einem  rechten  Winkel  nach 
links  (zum  Unterschied  von  1)  gebrochen,  ^ ^C^^f  P ^-^  3)  Wenn 
der  Buchstabe  unten  abgerundet  ist,  so  wird  er  rechts  unten  ge- 
stützt y*^«^*}?,  nur  flJ  in  der  Mitte  <P.  4)  Von  den  beiden 
Buchstaben,  die  unten  eine  wagrechte  Linie  haben,  bildet  d*  sein 
Zeichen  für  langes  ä  durch  senkrechtere  Stellung  und  Verlängerung 
seines  mittleren  Strichs  4«?  ^  aber  bricht  seine  wagrechte  Linie 
nach  aufwärts,  und  setzt  daran  die  Stütze  ^-  5)  V  endlich  lässt 
den  unteren  Teil  seiner  gebrochenen  Linie  als  Stütze  gelten  und 
nimmt  zur  Ergänzung  oben  eine  neue  Linie  an,  ^' 

b)  Die  Zeichen  für  ü  und  1  bestehn  in  einem  dem  Buch- 
staben auf  seiner  rechten  Seite  angesetzten  wagrechten  Strich;  damit 
soll  ein  Abseitsgehen  der  Aussprache,  die  Ausbiegung  von  dem 
graden  offenen  a-Laut  weg,  angedeutet  werden.  Die  Unterscheidung 
beider  unter  sich  selbst  wird  dann  dadurch  hervorgebracht,  dass 
zur  Bezeichnung  von  %  der  Strich  am  untern  Ende  des  Buchstabens, 
zur  Bezeichnung  von  ü  in  dessen  Mitte  angebracht  wird*.    1)  Das 

^  Zu  vergleichen  ist,  wie  im  Devanägari  das  lange  ä,  gleichsam  die 
doppelte  mora,  durch  Beifügung  eine«  Strichs  T  ausgedrückt  wird.  Ent- 
ferntere Aehnlichkeit  bietet  das  griechische  Zeichen  für  den  Acut. 

2  Wie  auch  Ludolp  unrichtig  die  Sache  aufgefasst  hat. 

3  Das  daran  angebrachte  Häkchen  ist  unwesentlich  und  blosse  Ver- 
zierung, sowohl  hier  als  in  den  andern  ähnlichen  Fällen;  s.  Tafel  IL 

*  Naturgemässer  wäre  indessen  das  umgekehrte  Verhältnis,  weil  u 
der  tiefere,  i  der  höhere  Laut  ist. 


26  §  14.     Vocalsclirift. 

Zeichen  für  ü  hängt  sich  überall  ohne  weitere  Schwierigkeit  an; 
nur  bei  ^  ist  wieder  die  untere  Linie  vorher  zu  brechen,  und  zwar 
diesmal  abwärts,  damit  die  Vocallinie  als  von  jener  unterschieden 
in  die  Augen  falle,  4-)^  und  ganz  ebenso  ist  4*  zu  verstehn.  2)  Auch 
das  Zeichen  für  t  hängt  sich  an  die  meisten  Buchstaben  leicht  an; 
nur  in  *L'^'*L^V\%')  deren  Grundformen  unten  rund  sind,  ist 
zur  Anhängung  eine  kleine  Hülfslinie  verwandt;  bei  <5  und  <t  wird 
die  Ausbiegung  der  Aussprache  durch  eine  Biegung  der  unteren 
Linie  nach  aufwärts  ausgedrückt;  und  bei  f  ist,  wohl  um  einer 
Verwechslung  mit  A  vorzubeugen,  das  t-Zeichen  vermittelst  einer 
Hülfslinie  in  der  Mitte  des  Buchstabens  angebracht,  P-.. 

c)  Das  Zeichen  für  e  ist  eine  Weiterbildung  des  t-Zeichens.^ 
Die  wagrechte  Linie,  welche  t  ausdrückt,  wird  nämlich  aufwärts 
in  den  Buchstaben  zurückgebogen,  somit  zu  einem  Ringchen  ge- 
formt, um  e  =  a-\-i  =  i-\-a  (§  40)  auszudrücken.  Die  Art  der 
Anfügung  ist  ganz  dieselbe  wie  bei  dem  Strich  für  t,  nur  in  d» 
und  do  einfacher  als  dort^. 

d)  Das  Zeichen  für  ö  ist  zweifach.  Entweder  wurde  es  als 
ein  Ablaut  des  a  aufgefasst  und  demnach  anfangs  wie  ä  bezeichnet, 
wobei  aber  doch  sofort  der  Unterschied  eingeführt  ward,  dass  man 
für  ö  die  Stütze  auf  der  linken  Seite  (ihti[lh\t?* PHP-ß^t^^P) 
oder  doch  in  der  Mitte  (T* /*)  anfügte;  bei  T  soll  dasselbe  durch 
schiefe  Stellung  des  Fusses  y*  ausgedrückt  werden.  Nach  einer 
andern  Auffassungsweise  aber,  die  wir  auch  schon  auf  den  Inschriften 
finden,  ist  ö,  weil  aus  u  und  w  hervorgegangen,  durch  einen  kleinen, 
oben  am  Buchstaben  angebrachten  Ring,  also  ein  kleines  m,  be- 
zeichnet worden  IT  (?  ^  "i^ 'T  f  C^ ;  bei  A"  ist  es  in  der  Mitte  an- 
gefügt (auf  den  Inschriften  noch  oben).  Nur  bei  P  schien,  um 
nicht  2  Ringe  aneinanderfügen  zu  müssen,  ein  einfacher  Strich  am 
Kopf  (gleichsam  ein  höher  gestelltes  w-Zeichen)  zu  genügen  {?'), 
und  bei  1  ein  auf  seine  obere  Linie  senkrecht  aufgestellter  Strich 
(")),  der  wohl  ursprünglich  zum  Träger  des  Ringchens  bestimmt 
war.  Offenbar  schwankten  einst  die  Schreiber  zwischen  der  einen 
und  andern  Bezeichnungsweise  des  ö;  die  erste  Auffassung  scheint 
die  Oberhand  gewonnen  zu  haben,  und  nur  wo  diese  nicht  gut 
anwendbar  war,  setzte  sich  die  zweite  fest. 

1  Sehr  bemerkenswert  ist  aber   h  =  rü  in  den  Inschriften. 

2  Man  könnte  übrigens  diesen  Ring  auch  als  abgekürztes  |  =  f 
erkhlren,  zumal  da  der  Ring  auf  den  Inschriften  auch  einige  Male  zur  Be- 
zeichnung des  i  steht. 

3  Laurence's  Jesaija-Handschrift  bietet  neben  *^  öfters  Hr,  z.  B. 
Capp.  22,20.  27,4.  37,35. 


§  14.     Voealscbrift.  27 

e)  Die  Zeichen  für  kurzen  Vocal  ausser  a  und  für 
die  Vocallosigkeit  fallen,  wie  schon  oben  gesagt  ist,  zusammen 
in  ein  Zeichen^.  Auch  dieses,  wie  das  des  ö,  ist  bei  den  verschie- 
denen Buchstaben  verschieden  und  aus  verschiedenen  Auffassungs- 
weisen hervorgegangen,  was  hier  um  so  weniger  zu  verwundern 
ist,  da  es  in  verschiedenen  Fällen  einen  verschiedenen  Sinn  hat. 
In  einem  Teil  der  Buchstaben  finden  wir  eine  senkrechte  Linie  des 
Buchstabens  entweder  gebrochen  oder,  sei  es  unten  sei  es  oben, 
eingebogen  (UAC^h*7T^T)  oder  schief  gestellt  (ft),  wodurch 
die  völlige  Brechung  der  graden  Aussprache,  d.  h.  wohl  die  Ab- 
wesenheit des  Vocals  angezeigt  wird.  Bei  andern  dagegen  hat  sich 
ein  ähnliches  Zeichen,  wie  das  für  ü  und  i,  nämlich  ein  wagrechter 
Strich  an  der  Seite  des  Buchstabens  festgesetzt ;  dieser  muss  darum 
ursprünglich  auch  eine  ähnliche  Bedeutung  wie  jener  gehabt  haben 
und  sollte  gewiss  eine  Ausbiegung  vom  a-Laut  weg  anzeigen.  Zum 
Unterschied  von  den  Zeichen  für  U  und  t  wurde  er  aber  in  der 
Regel  auf  der  linken  Seite  des  Buchstabens,  oben  oder  in  der 
Mitte  (rh  ^  't'  'i  h  11  ^  9^  "(l))  bei  andern  dagegen  rechts  oben 
(fl>*Ä'Ä'K')  angehängt;  bei  tf,  Ö  und  /**  verwandelte  er  sich  Raum- 
ersparnis halber  in  einen  senkrechten  Strich,  bei  J&  wurde  er  grade 
unterhalb  des  Buchstabens  gezogen.  In  diese  beiden  Bezeichnungs- 
weisen teilte  sich  das  Alphabet;  es  waren  zum  Teil  nur  zufällige 
Gründe,  aus  denen  sich  bei  dem  einen  Buchstaben  diese,  bei  dem 
andern  die  andere  Bezeichnung  festsetzte,  denn  z.  B.  bei  H  liesse 
sich  dieselbe  Bezeichnung  wie  bei  h  denken.  Die  Bedeutung  war 
aber  nach  Feststellung  der  Voealscbrift  ganz  die  gleiche,  mochte 
das  Zeichen  nun  aus  dieser  oder  jener  Auffassungsweise  hervor- 
gegangen sein. 

Auf  diese  Weise  entwickelten  sich  aus  sehr  ungeregelten  und 
schwankenden  Anfängen  heraus  allmählig  für  jeden  der  26  Buch- 
staben sieben  feste  Formen.  Für  die  alphabetische  üebersicht  haben 
die  Abessinier  selbst  diese  siebenerlei  Formen  in  eine  bestimmte  Folge 
gebracht,  wie  sie  auf  Tafel  I  dargestellt  ist.  Voran  stellten  sie  richtig 
die  Grundform,  die  mit  ä  zu  sprechen  ist,  und  nannten  sie  *7ÄTt' 
d.  h.  die  Natur  oder  die  Anlage  der  übrigen,  aus  der  die  übrigen 
sich  entwickelten.  Die  übrigen  sechs  Formen  werden  mit  Zahlen 
benannt,  hÖ'ü'  zweite  (Form),  **i^tl'  dritte  u.  s.  f.  Die  Reihen- 
folge, die  sie  auf  diese  Weise  angeordnet  haben,  ist  freilich  wenig 
zu  billigen,  und  es  erscheint  sehr  unpassend,  dass  die  Form,  welche 


1  Die  Ansicht,  dass  dieses  Zeichen  zunächst  den  Vocalanstoss  und  erst 
in  zweiter  Linie  die  Vocallosigkeit  bedeutet  habe,  vertritt  König  a.  a.  0.  S.  58. 


28  §§  14.  15.     Yocalschrift. 

e  und  die  Vocallosigkeit  ausdrückt,  als  die  sechste  und  vor  der 
ö-Form  liiu gestellt  ist.  Wahrscheinlich  aber  erhielten  die  sechste 
und  die  siebente  Form  ihren  Platz  am  Ende  aus  geschichtlichen 
Gründen,  weil  man  nämlicli  noch  wusste,  dass  diese  beiden  Formen 
jede  aus  verschiedenen  Bezeichnungsweisen  zusammengewachsen 
waren  und  von  allen  zuletzt  genauer  geregelt  wurden. 
§  15  f)  Neben  diesen  siebenerlei  Formen  der  26  Buchstaben  kamen 

aber  bei  4  Buchstaben  noch  je  5  neue  Formen  auf.  Wie 
unten  §  26  erklärt  werden  wird,  hat  sich  nämlich  bei  den  Lauten 
'^  4*  h  *?  eine  eigentümliche  Aussprache  ausgebildet,  wonach  sich, 
wenn  sie  mit  einem  a-  oder  2-e-Laut  zu  sprechen  sind,  in  gewissen 
Fällen  ein  ii  zwischen  den  Consonanten  und  den  Hauptvocal  eindrängt. 
Für  diese  ?(-haltige  Aussprache  der  Gutturale  erforderte  die  Voll- 
ständigkeit der  Schrift  besondere  Zeichen.  Diese  entwickelten  sich 
aus  der  gewöhnlichen  Bezeichnung  des  ii  (durch  einen  wagrechten 
Seitenstrich)  in  der  Weise,  dass  diesem  die  Zeichen  des  Hauptvocals 
auf  eigentümliche  Weise  angehängt  wurden.  Für  ne  wird  ein  senk- 
rechter Strich  auf  das  ?(-Zeichen  gesetzt  (4^  'Y'  Vf"  7^);  für  nl  das 
T-Zeichen  unten  angefügt  (4***  'V^  h^  7*-) :  mit  den  Zeichen  für  ä 
und  e  zusammengesetzt  wird  es  dagegen  an  den  Fuss  des  Buchstabens 
herabgerückt  S  quä^  ^  que  u.  s.  w.;  um  uä  auszudrücken,  wird  das 
^(-Zeichen  an  seinem  Ende  zu  einem  Ring  geschlossen  (*fe  u.  s.  f.)^. 

In  späterer  Zeit  wurde  das  für  diese  vier  Laute  ausgebildete 
?<(7-Zeichen  hie  und  da  auch  anderen  Buchstaben ,  nämlich  fl  "t"  A 
<^  rt  ^  <(.  in  der  Bedeutung  von  wä  angehängt  und  z.  B.  für  «ll^P 
geschrieben:  f JL  ^  u.  s.  f.  So  entsteht  durch  Zusammenziehung 
zweier  Schriftzeichen  in  eines  eine  neue  Art  von  Lautgruppen  in 
der  Schrift  (vgl.  oben  S.  20). 

Die  Unterschiede  der  siebenerlei  Vocalzeichen  von  einander 
sind  bei  den  meisten  Buchstaben  augenfällig  und  deutlich ;  doch 
werden  einzelne  Formen  durch  Anhängung  einzelner  Vocalzeichen 
einander  sehr  ähnlich  und  daher  beim  Schreiben  und  Lesen  leicht 
verwechselt,  nämlich  4«  und  ^,  d  und  di  C  und  C,  "h  und  'V? 
ay-  und  fll.,  ^  P-  f^.  R  ^  ^,  ^  und  f ,  d.  und  ^.  9^  und  ^, 
A  und  A,  n  und  1.  h  und   >-..  <P  und  9*\ 


^  Für  V|^,  '\  etc.  wird  in  den  Handschi-iften  oft  Y|,,  "^  geschrieben, 
z.  B.   r/oVt'J'J-V. 

^  Siehe  die  auf  diese  Weise  entstehenden  Zeichen  in  Catalogus  codicum 
Acthiopkorum  JMusei  Brifannici  unter  Cod.  LXXI  und  bei  Isesberg,  Gram- 
mar  of  the  Ämh.  lang.,  p.  4. 

3   ;£■   für   "C   findet    sich   in   Abb.   55   bei   Hez.  1,26.    10,1;    M.   Faus 


i?  15.      Vocalschrift.  29 

Diese  verhältnismässig  frühe  Entwicklung  einer  vollständigen 
Vocalschrift,  welche  bald  auch  allgemein  in  den  Büchern  angewandt 
wurde,  verleiht  dem  Aethiopischen  gegenüber  den  andern  semitischen 
Sprachen  und  Schriften  einen  grossen  Vorzug,  und  das  Erlernen 
der  Sprache  aus  den  Schriften  sowie  das  Verständnis  der  Bücher 
selbst  wird  dadurch  sehr  erleichtert.  Gleichwohl  müssen  wir  immer 
im  Auge  behalten,  dass  auch  bei  den  Abessiniern  diese  Vocal- 
schreibung  nicht  mit  einem  Schlage  fertig  und  gleichmässig  durch- 
gebildet dastand,  sondern  sich  erst  im  Laufe  längerer  Zeit  fest 
ausbildete.  Wir  können  dies  noch  beweisen  aus  mannigfachen 
Irrtümern  in  der  Vocalisation  einzehier  Wörter,  namentlich  der 
Eigennamen,  welche  sich  in  den  Bibeltexten  von  alter  Zeit  her  fest- 
gesetzt und  fortgeerbt  haben^.  Solche  Irrtümer  erklären  sich  nur, 
wenn  in  den  ältesten  Handschriften  bei  einzelnen  Wörtern  die  Vocal- 
schreibung  noch  gänzlich  fehlte  oder  aber  in  der  Verwendung  der  ein- 
zelnen Vocalzeichen  noch  etwas  schwankend  und  unregelmässig  war. 

IV.  Ausser  der  Consonanten-  und  Vocalschrift  haben  die  §  16 
Abessinier  keine  eigentümlichen  Schriftzeichen  mehr  ent- 
wickelt. Den  Unterschied  der  aspirirten  und  nicht-aspirirten  Aus- 
sprache gewisser  Mutae  scheinen  sie  nicht  gekannt  zu  haben.  Auch 
die  Consonantenverdopplung  deuten  sie  nie  durch  ein  besonderes 
Zeichen  an,  obgleich  sie,  wie  die  meisten  andern  Semiten,  jeden 
Doppelconsonanten,  wenn  er  nicht  durch  einen  Vocal  getrennt  ist, 
nur  einmal  schreiben.  Hier  ist  also  ein  kleiner  Mangel  in  der 
Schrift;  wir  können  jetzt  nur  noch  aus  den  Bildungsgesetzen  oder 
aus  der  Ueberlieferung  wissen,  wo  ein  Laut  doppelt  gesprochen 
werden  muss,   und  diese  Mittel  reichen  nicht  überall  aus. 

Als  Zeichen  des  Satzendes  haben  sie  ",  die  Verdopplung  des 
gewöhnlichen  Wortteilers.  Soll  dieses  Zeichen  zugleich  als  Ab- 
schnittszeichen dienen,  so  wird  es  gerne  zu  -^'l''  erweitert  oder  ver- 
doppelt: !5  =  ",  worauf  dann  oft  eine  neue  Zeile  begonnen  wird. 
Kleinere  Unterscheidungszeichen  wenden  sie  in  der  Regel  nicht  an; 
nur  I  dient  öfters  dazu;  am  liebsten  wird  |  bei  Aufzählungen 
zwischen  die  einzelnen  Wörter  gesetzt  (z.  B.  Hen.  10,  20.  15,  11). 
In  späteren  Handschriften  werden  :  "  -iU-  häufiger  verwandt,  aber 
infolge  der  Unwissenheit  der  Schreiber  meist  am  unrechten  Platze. 


(ms  XI,  letzte  Seite  ft'7;C);  Herma  0D'/^^i.  —  Eigentümliche  und  alter- 
tümliche  Vocalzeichen  und  Consonantenformen  weist  der  Cod.  Laur.  der 
zwölf  kl.  Pro])heten  in  der  Bibliotheca  Bodleiana  auf. 

^  Ich  habe  in  meinen  Ausgaben  biblischer  Texte  an  vielen  Stellen  auf 
solche  alte  Irrtümer  aufmerksam  sremacht. 


^0  §  16.     Tnterpunctions-  und  Zahl-Zeichen. 

Ihre  Zahlzeichen  haben  die  Abessinier  von  den  Griechen 
entlehnt.  Ob  sie  je  eigene  gehabt,  namentlich  ob  sie  ihre  Buch- 
staben als  Zahlzeichen  gebraucht  haben,  wissen  wir  nicht.  Die 
griechischen  Zahlzeichen  kommen  schon  auf  den  Inschriften  vor; 
man  suchte  aber,  wo  nur  immer  möglich,  das  fremde  Zeichen  so 
zu  gestalten,  dass  es  einem  äthiopischen  Buchstaben-  oder  Silben- 
Zeichen  ähnlich  wurde;  so  soll  ^  dem  Zeichen  für  sä,  9  dem 
Zeichen  für  hä,  §  dem  alten  Zeichen  für  rü  gleichen  u.  s.  f.  So 
entwickelten  sich  schliesslich  die  auf  Tafel  I  gegebenen  Ziffern. 
Damit  sie  als  Zahlzeichen  leichter  erkennbar  seien  und  nicht  mit 
den  Buchstaben  verwechselt  wurden,  fügte  man  über  und  unter 
ihnen  einen  kleinen  wagrechten  Strich  bei.  Nach  den  Ziffern 
werden  in  den  Handschriften  die  Worttrennungspunkte  gewöhnlich 
nicht  gesetzt.  Vielfach  verwechselt  werden  in  den  Handschriften 
A  und  ö,  %  und  %^. 

Schriftabkürzungszeichen  haben  die  Abessinier  nicht. 
In  Texten,  wo  sich  ein  Wort  sehr  häufig  wiederholt,  wird  ein 
solches  zwar  oft  abgekürzt  geschrieben,  aber  diese  Abkürzung  be- 
steht nur  darin,  dass  man  nur  den  Anfangsbuchstaben  oder  die 
zwei  ersten  Buchstaben  des  Wortes  setzt  und,  mit  Weglassung  der 
übrigen,  den  Wortteiler  anfügt,  z.  B.  4*'  für  4*'S-ft '.  Stehende 
Abkürzungen  finden  sich  nicht  (doch  vgl.  §  11).  Nur  Ktl^'h»^' 
Israel  wird  in  vielen  Handschriften,  als  wäre  es  aus  bf^lt* '  zwanzig 
und  h>A=  zusammengesetzt  ^h>A:  geschrieben.  Ebenso  werden 
die  Zahlwörter,  auch  wo  sie  nicht  in  ihrer  reinen  Grundform  er- 
scheinen, gerne  in  Ziffern  geschrieben,  eine  der  Grundform  etwa 
angehängte  Silbe  aber  in  Buchstaben  beigefügt ,  z.  B.  ^Xf^^^ ' 
d.  i.  hA^bir<^-s.  In  Genzat  fol.  13  (Cod.  Tub.  M.  a.  IX.  14)  liest 
man  für  dreimaliges  Hallelujah :  VA»  '  A*^  '  *A«  '  A*^  '  ""A»^  ••  5 
vgl.  eb.  fol.  20.  36.  37  etc.* 


1  Für  T  «10"  hat  Abb.  55  das  Zeichen  ho  Jer.  48,  1.2.8.  Ebenso 
findet  sich  IbOie  für  Taig  MS.  Tub.  M.  a.  IX.  14  (Genzat),  foll.  30.  110; 
MS.  Berol.  Peterm.  II,  Nachtr.  XXVIII  {Gadla  Äbha  Garimä),  foll.  39.  Gl. 
63.  64  etc.  —  Ueber  die  sabäo-minäischen  Zahlzeichen  vgl.  ZDMG  XXVI, 
S.  748  ff.  und  Journ.  as.  VII,  1,  p.  511  ff. 

2  [In  Cod.  Mon.  11  wird  der  Gottesname  häufig  abgekürzt:  ?i*7H,^'flrll» 
oder  'hlW^h'ü  oder  }\'^\]^j\  oder  "hlU,  oder  Ji«^,  dann  meist  mit  roter 
Schrift  und  ohne  die  Schlusspunkte  (:)  geschrieben,  ehenso  YlCtl'f''  A**  • 
oder  /t*-^,  •■  für  üf^^jf  s  Laodicea  und  ^  :  für  0/^(\^  :  findet  sich  Brit. 
Mus.  Or.  2263,  fol.  6.1 


§  17.     Die  Laute  der  Sprache.  31 

ZWEITER  ABSCHNITT. 
Lautlehre. 

L   Die  Laute  der  Sprache. 
1.   Die  Vocale. 

Ueberblickt  man  den  Vocalbestand  der  äthiopischen  Sprache,  §  17 
wie  er  in  der  Vocalschrift  ausgedrückt  ist,  an  kurzen  Vocalen  ä  e, 
an  langen  ä  t  ü^  an  Mischlauten  e  ö,  so  fällt  als  eine  eigen- 
tümliche Erscheinung  auf,  dass  i  und  w,  neben  a  die  beiden  Haupt- 
vocale  aller  alten  Sprachen,  zwar  durch  je  eine  Länge  vertreten 
sind,  aber  ihre  Kürzen  fehlen  und  statt  ihrer  ein  Laut  zweiter 
Bildungsstufe,  e,  auftritt.  Dies  kann  unmöglich  ursprünglich  sein; 
die  reinen  Laute  ü  t  müssen  einst  in  der  Sprache  vorhanden  ge- 
wesen sein,  und  es  kann  nur  als  ein  Zeichen  früh  eingetretener 
Verderbnis  der  Vocalaussprache  angesehen  werden,  wenn  sie  beide 
dem  allgemeineren  und  unbestimmteren  Laut  e  Platz  machten. 
Ueber  das  Alter  dieser  Verderbnis  haben  wir  freilich  keine  äusseren 
Nachrichten  mehr.  Nur  aus  der  Art  der  Vocalschrift,  welche  kein 
kurzes  u  und  *  mehr  unterscheidet,  haben  wir  schon  oben  S.  24  f. 
geschlossen,  dass  bereits  in  der  Zeit  der  Ausbildung  der  Vocalschrift 
die  Unterscheidung  des  ü  und  t  nicht  mehr  sehr  lebendig  gewesen 
sein  kann,  wenn  sie  überhaupt  noch  vorhanden  war.  Dasselbe 
lässt  sich  auch  aus  anderen  Anzeichen  folgern.  Nirgends  in  der 
Sprache  knüpft  sich  an  eine  verschiedene  Aussprache  des  Vocals 
der  sechsten  Vocalschriftform  eine  verschiedene  Bedeutung  des  Worts 
oder  der  Form.  Dagegen  treffen  w^ir  Fälle,  wo  ein  ursprünglich 
kurzes  i  m,  weil  es  für  die  Bedeutung  von  grösserem  Wert  war, 
sich  zu  einem  langen  i  u  dehnte,  um  sich  so  halten  zu  können. 
Ferner  sind  Bildungen,  in  welchen  durch  alle  semitischen  Sprachen 
hindurch  das  u  sehr  wesentlich  ist,  wie  das  Passiv  oder  das  Im- 
perfect  des  ersten  Stamms  und  dessen  Infinitiv,  schon  im  ältesten 
uns  bekannten  Aethiopisch  entweder  ganz  aufgegeben  worden 
oder  Neubildungen  gewichen,  in  welchen  der  mangelnde  kurze 
ii-hsLut  durch  andere  Mittel  und  Laute  ersetzt  ward.  Alles  dies 
scheint  zu  dem  Schlüsse  zu  berechtigen,  dass  schon  in  sehr  frühen 
Zeiten  nicht  bloss  das  kurze  i  bereits  wie  e  gesprochen  wurde, 
sondern  auch,  was  noch  merkwürdiger  ist,  das  kurze  u  in  völligem 


32  §§  17.  18.    Vocale. 

Verschwinden  begriffen  war  und  überall,  wo  es  sich  nicht  mit 
Hülfe  des  Worttones  dehnen  konnte,  zu  ü  oder  v  und  weiterhin 
zu  e  entartete^,  sodass  schliesslich  beide  Laute  sich  zu  dem  unbe- 
stimmten e  vermischten.  Es  mag  sein,  dass  man  dieses  e  in  einigen 
Worten  einst  noch  mehr  wie  i,  in  andern  mehr  wie  ii  sprach^, 
aber  bedeutend  kann  dieser  Unterschied  nicht  mehr  gewesen  sein 
und  hob  sich  endlich  ganz  auf.  Indessen  hat  sich  von  ursprüng- 
lichem kurzem  u  öfters  wenigstens  noch  ein  Rest  erhalten,  nämlich 
nach  den  4  w-haltigen  Consonanten,  sodass  z.  B.  ]|1D  auch  äthiopisch 
noch  4^Cfl7'  querbän  lautete  (s.  darüber  §  26). 
§18  1.    Der  Grundvocal  a  herrscht  auch   im  Aethiopischen  noch 

stark  vor  und  ist  in  Kürze  und  Länge  für  die  Wortbildung  überaus 
häufig  angewandt.  Das  kurze  a  wurde  gewiss  einst  noch  rein 
und  unvermischt  gesprochen  und  musste  in  den  meisten  Fällen 
schon  darum  um  so  reiner  erhalten  werden,  weil  es  sonst  mit  den 
beiden  andern  kurzen  Yocalen  zusammengefallen  und  der  Sprache 
damit  ein  Hauptbildungsmittel  verloren  gegangen  wäre.  Ueberaus 
häufig  ist  es  im  Unterschiede  von  e  der  Träger  einer  eigentüm- 
lichen Wortbedeutung  (vergl.  z.  B.  l'flC-  Knecht  und  *7'flC'  Ge- 
schäft). Gleichwohl  zeigt  es  schon  frühe  auch  eine  Neigung,  sich 
zu  dem  unreineren  e  zu  trüben^,  seltener  in  offener  Silbe  z.  B. 
fi'19" '  und  tll9^ '  Gerste^  häufiger  wenn  es  durch  zwei  silben- 
schliessende  Consonanten  zusammengedrängt  wird,  sodass  in  Formen 
wie  d9^^''  Lame  a  öfters  mit  e  wechselt  C9^!l\'  (s.  §  105). 
Besonders  stark  wurde  dieser  Uebergang  in  e  durch  den  Einfluss 
der  Hauchlaute  (§  45).  Ausserdem  wird  a,  wo  es  zum  Ersatz  der 
Verdoppelung  eines  Consonanten  gedehnt  wird,  zu  e  getrübt  (§  56  a.  E.). 
In  Fremdwörtern  steht  es  ohnedies  häufig  für  t]  e,  z.  B.  Ä,f  frfl' 
Uf]oovg.  Die  Erweichung  der  Aussprache  des  a  nahm  aber  im 
Laufe  des  Mittelalters  bedeutend  zu ;  zu  Ludolf's  Zeiten  wurde  es 
allgemein  als  ä  gesprochen*,  ausser  da  wo  es  mit  einem  folgenden 
iO*  einen  Diphthong  bildete  oder  nach  einem  der  fünf  Hauchlaute 
oder   ^   oder  4*?  rtl?  Äj  Ä^  zu  sprechen  war,   in  welchem  Fall  es 


^   Man  vergleiche  z.  B.  hebr.  QriJ^  oder  Q^  aus  attüm,  Mim. 


'  Vgl  hA*^:  =  ^iL\ 


^  Vgl.  die  älmliche  Erscheinung  in  andern  semitischen  Sprachen, 
z.  B.  im  Assyrischen;  Zimmern,  Zeitschr.  f.  Ässyr.  V,  S.  39G.  Siehe  auch 
König,  S.  59. 

*  Sonus  liujus  vocalis  tarn  dbsciirus  est,  ut  panim  a  murmure  absit. 
haud  aliter,  ac  si  quis  obscure  loquens  infantes  terrere  velit.    Lubolf. 

5  Vgl.  TiiuMiM«,  ZDMG  XXVIIL  S.  519. 


§§  18.  19.    Vociile.  33 

durch  den  Hauchlaut  reiner  erhalten  wurde  (ü  ha^  nicht  hä)-  Glück- 
licherweise ist  diese  Verderbnis  nicht  in  die  Schrift  eingedrungen,  und 
wir  sprechen  darum  überall,  wo  a  geschrieben  ist,  besser  auch  a  aus. 

Das  lange  ä  dagegen  hielt  sich  auch  in  der  Volkssprache 
fortwährend  mehr  als  reines  a,  und  daraus,  dass  in  manchen  Fremd- 
wörtern das  ä  für  ?/  e  steht,  z.  B.  a/PC?'tl '  Liberius,  lässt  sich 
nicht  schliessen,  dass  ä  wie  e  gesprochen  wurde,  sondern  vielmehr, 
dass  man  im  Aethiopischen  noch  gerne  den  unreinen  c-Laut  durch 
das  reinere  ä  ersetzte^,  ä  entsteht  meist  aus  ä  durch  Dehnung 
im  Tone  und  durch  den  Einfluss  eines  folgenden  vocallosen  Hauch- 
lauts (§  46)  oder  durch  Zusammenziehung  zweier  zusammentref- 
fender ä  (§  39);  noch  häufiger  aber  ist  es  ursprünglich  und  trägt 
den  Sinn  und  die  Bedeutung  einer  bestimmten  Wortbildung  (z.  B. 
hihH'Ü  '  Völker^  von  fhli'ü  •  Volk).  Ausserdem  steht  es,  wie  im 
Arabischen,  häufig  für  den  Mischlaut  ö,  namentlich  in  mehreren 
ursemitischen  Wörtern,  wie  j^ A  s  ^1p^  ^C'-  Tn^  'iti^^ '  D^iy. 
s.  unten  §  105  und  vgl.  König,  S.  67;  so  auch  in  Fremdwörtern 
^C  •  ^r^  1  yj&'^'f'V  •  ]lalha^r^.  Aus  der  einheimischen  äthio- 
pischen Wortbildung  gehört  hieher  die  Bildung  des  dritten  Stamms 
P'üh'  iür^'üh'  verglichen  mit  T-flh.'  Versammlung,  und  einiger 
Quadrilittera  z.  B.  'nM'-  für  ^rti-",  im  Particip  Passiv  an-fl^'}:. 

2.  Das  kurze  unbestimmte  e  ist  überaus  häufig.  Als  der  §  19 
farbloseste  und  kürzeste  Vocal  tritt  es  ein  1)  da,  wo  bloss  zur 
Erleichterung  der  Aussprache  ein  Vocal  oder  Vocalanstoss  zu  Hülfe 
genommen  werden  muss,  z.  B.  ^IdC',  h9^V';  2)  in  der  Senkung 
des  Vor-  und  Nachtons  vor  oder  nach  einem  langen  betonten  Vocal, 
z.  B.  ^(\^''  Morgen,  Tf^^b-  Altar,  ^Vth.'  Auferstehung, 
^TK  '  Sünder,  'fe'TK'A  -'  Füchse.  Als  die  Kürze  zu  ü  und  1  geht 
es  aus  diesen  hervor,  wenn  sie  eine  Verkürzung  erleiden,  z.  B. 
*7fl*C«"  gemacht,  im  Femin.  '^'ÜC^'^  #w>j&^:  majjet  (und  mait) 
für  <wif..^:,  und  wird  in  der  Wortbildung  überall  da  angewandt, 
wo  in  den  verwandten  Sprachen  t  ü  oder  tongedehntes  e  ö  stehen: 

h9°^  '  er  glaubte  ^/of,  h'üd  '  er  war  geehrt  va>  ,  ^*7'flC  '  v^:?> 

^nOn-  JfLi',  ^mC'  J^^?.  rin^:,  hl-t-^"-  ihr  ^^1,  rM- 

Ge^et2  pn,  hll'i '  Ohr  ]J>*,  A-flA  -"  Kleidung  o^i.^ 


1  S.  dagegen  König,  S.  62. 

^  Ueber  eine  ähnliche  Schwächung  des  a  zu  i  im  Dialect  der  Banü 
Tamim  s.  Rüdiger,  ZDMG  XIV,  S.  488;  vgl.  Fleischer,  Beitr.  St.  2,  SS.  275, 
317;  Stade,  Morgenl.  Forsch.  S.  212  [und  Huber,  Meisir,  S.  18f.J. 
D  i  1 1  m  a  11  n ,  Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  3 


34  §'19.    Vocale. 

In  manchen  Formen  ist  e  ans  a  erweicht  (§  18),  seltener 
aus  ursprünglichem  e  verkürzt  Itxi^i  ivie?  rlS^N',  hlfü? '  ich  mag 
nicht  ^3  ]^K. 

In  Fremdwörtern  kann  es  für  alle  kurzen  und,  nach  ein- 
getretener Verkürzung,  auch  für  lange  Vocale  jeder  Art  stehen : 
jjLvoTrjQiov  9^/^mX'^  oivdcov  tl'iF^'i',  MavaooYJ  9^^i\.i  und  a^^h.-, 
Beviajuiv  'ül^'^h  onoyyog  (l^ll '-,  XcoMq  hi^C  ••,  Geodcogog 
'b^^^ail'',  Lucia^Yiy:,  BaaUju  sowohl  n^A^s  als  fl'JA.l^" 
u.  s.  f. 

Die  Aussprache  dieses  Vocals  glich,  wie  es  scheint,  am  meisten 
unserem  flüchtigen  oder  auch  dumpfen  e,  doch  bald  mehr  einem  i, 
bald  mehr  einem  o  sich  nähernd^.  Die  älteren  Grammatiker 
stimmen  über  seine  Aussprache  nicht  völlig  überein.  Potken  drückt 
es  durch  o  aus,  was  aber  nach  der  Aussage  von  Ludolf's  Lehrer 
falsch  sein  soll;  Wsmmers  lehrte,  der  Laut  sei  sehr  kurz,  zwischen 
e  und  0  in  der  Mitte  schwebend ;  LuDOLF  gab  es  in  der  ersten  Auf- 
lage seiner  Grammatik  durch  ^,  in  der  zweiten  durch  s  und  e 
wieder;  ebenso  schon  MARIANUS  ViCTORius. 

Sehr  merkwürdig  ist,  dass,  nachdem  kurz  i  und  u  schon  sehr 
frühe  verloren  gegangen  waren,  im  Laufe  der  Zeit  bei  weiterer  Um- 
wandlung der  Aussprache  von  anderer  Seite  her  dieselben  wieder 
zum  Vorschein  kamen.  Wo  nämlich  fl>*  und  J&  im  Anlaut  eine 
Silbe  für  sich  ausmachen,  wurden  sie  von  den  späteren  Abessiniern 
wie  u  und  i  gesprochen*,  also  z.  B.  (D*t^^'  ulüd^  ^l'üC'  igdher. 
Diese  Aussprache  ist  jetzt  allgemein  verbreitet  und  scheint  schon 
ziemlich  früh  aufgekommen  zu  sein^;  sie  kann  aber  doch  nicht 
ursprünglich  sein*  und  wurde  wohl  auch  immer  wieder  aufgegeben, 
wenn  eine  enger  verbundene  Praeposition  oder  Conjunction  dem 
Worte  vortrat,   z.  B.  Afl>*A-J^'  =  )  Aj&*fe$^'sl     Wir  werden  darum 


1  In  MS.  Berol.,  Cod.  B,  Peterm.  II  Nachtr.  55  wird  ^(hf,:  ge- 
wöhnlich ffl'O'^  '   geschrieben,   offenbar  wegen  des  |f|. 

2  LuDOLF,  Gramm.  Lib.  I,  5;  ähnlich  wie  die  Hebräer  1  und  hie  und 

da  ••)  und  die  Syrer  Jüdh  im  Anlaut  i  sprechen.  Consequent  scheinen  die 
Abessinier  aber  in  der  Aussprache  dieser  beiden  Halb  vocale  nicht  zu  sein; 
vgl.  Trumpf,  a.  a.  0.  S.  520. 

3  Ich  schliesse  dies  daraus,  dass  sich  selbst  in  älteren  Handschriften 
fälschlich  hie  und  da  eine  Negation  vor  die  III  p.  m.  Imperf.  eingedrängt 
hat  (z.B.  Ai.J&l'flC  für  ^l'dC'),  welcher  Irrtum  nur  erklärbar  ist, 
wenn  man  ß,  als  i  sprach. 

^  Anders  Haupt,  Beitr.  z.  Ass.  I,  S.  17. 

^  Wo  man  nicht  la-idüd  oder  lauliid  sprach. 


§§20.21.    Vocale.  35 

für  fl>-  und  f»  überall  ive  und  je  transscribieren.  Auch  am  Ende 
eines  Wortes  werden  nach  Trumpf,  ZDMG  XXVIIf,  S.  519  f.  (B- 
und  j?*  11  und  i  gesprochen,  wenn  ä  vorausgeht  oder  U  vor  ß»  steht, 
oder  wenn  e  vorangeht,  das  dann  den  Ton  tragen  muss.  Folgt  (D* 
auf  einen  vocallosen  Consonanten,  so  wird  es  wie  u  gesprochen. 
Auch  in  der  Mitte  eines  Wortes  werden  fli«  und  J&,  wenn  e  vorher- 
geht, e-w,  e-i  gesprochen,  wobei  jedoch  e  nur  dann  den  Ton  hat, 
wenn  dies  in  der  Bildung  begründet  ist.  Mit  vorangehendem  a 
bilden  (O*  und  J&  regelmässig  die  Diphthonge  an  und  ai. 

3.    Die  langen  Vocale  i,  ü  kommen  hauptsächlich  vor  1)  §  20 
in  den  Bildungen  von  Wurzeln,  deren  einer  Radical  ein  Vocal  ist, 

2)  im  Pronomen   und    in  Bildungssilben    pronominalen  Ursprungs, 

3)  in  verschiedenen  innern  Nominalbildungen,  meist  aus  ursprüng- 
lich kurzem  Vocal  durch  den  Ton  gedehnt:  lüjl'  '\%'i'  AVL^*' 

-hauM'  *7n-c-  ^;ih*A:  u.  a. 

Sonst  erscheint  %  hie  und  da  für  ein  in  der  Bildung  be- 
gründetes kurzes  i,  nur  darum,  damit  sich  der  i-Laut  reiner  halten 
sollte,  z.  B.  i^^iX^'  Walker  (für  <^yTA-"),  ^1X1^ '-  Bethaus 

tX^s\AAA/o,  übrigens  ein  Fremdwort.    Selten  ist  es  aus  volleren  Lauten 

e  ä  verdünnt,  z.  B.  /i,  s  niclit  aus  ]\S*  \S*,  ^'%  was?  aus  n^  np; 
regelmässig  aber  geht  es,  in  der  Bildung,  aus  e  als  der  einfachere 
Laut  hervor,  wo  e  verkürzt  wird,  z.  B.  l/hß»'  schuldig  von  1,1^ -j 
%^^ '  Gefangenschaft  von  ^(D(D:.  Wo  t  verkürzt  wird,  wird 
es  zu  e  (§  19).  In  manchen  Wörtern  verfärbt  es  sich  zu  dem 
ehwas  längeren  e  (§  21).  In  Fremdwörtern  findet  es  sich  häufig 
nicht  bloss  für  kurzes  und  langes  «,  sondern  auch  für  v,  ü^fitl ' 
Bysstis,  X\,Cy^'  KvQiaxog,  für  r]  (sofern  dieses  i  gesprochen  wurde) 
'b'h'i'  Tijyavov,  J^/^rtl.C'  juvoTiJQiov,  ja  sogar  für  die  Diphthonge 
ai  und  Ol  in  Folge  der  Monophthongisierung  dieser  Laute,  Yxjlr^k  f ' 
Ai^ioma,  VU(^'7CAP-fts  xoiQoyQvUiog.    Vgl.  KÖNIG,  S.  64  fi*. 

Der  Vocal  ü  ist  schon  in  starkem  Uebergang  in  5  begriffen 
(§  21).  In  der  Bildung  erscheint  er,  wo  ursprüngliches  ö  oder  ein 
aus  ö  entstandenes  ä  (§18)  verkürzt  wird :  'Ulttlx'l*'  Mischung 
von  "f-tlih',  ^h(\»'  Beischlaf  Yon  ^hÜ'.  Wo  ü  verkürzt  wird, 
geht  es  in  e  über  (§  19).  In  Fremdwörtern  entspricht  es,  ausser 
u  «,   auch  V,  z.  B.  V'fi^'  (und  U^Ä-')  vooconog. 

Ausserdem  verhärten  sich  t  und  ü  in  ihre  Halbvocale  f» 
und  (O*  (§  40). 

4.    Die  Vocale  e,  ö  sind  ihrem  Ursprung  nach  Mischlaute,  §  21 
durch  Monophthongisierung  aus  ai,  au  entstanden.  Im  Aethiopischen 

3* 


36  §  21.     Vocale. 

ist  ihr  Ursprung  noch  sehr  deutlich,  denn  weitaus  am  häufigsten 
entstehen  sie  hier  durch  Verschmelzung  von  einem  mit  a  zusammen- 
treffenden i  und  u  (§  39  f.),  und  sind,  so  entstanden,  in  den  meisten 
Fällen  auch  wieder  einer  Auflösung  in  ihre  Bestandteile,  somit  des 
Uebergangs  in  aj,  aw  fähig.  Seltener  entstehen  sie  durch  Dehnung 
kürzerer  Laute  oder  durch  Trübung  und  Dehnung  aus  i,  u. 

Nämlich  e  kann  durch  Einfluss  eines  folgenden  weichen  Hauch- 
lautes sich  zu  e  dehnen  ^d>K'  für  f^Ch^',  f>ü»ti''  für  J&'flüA--" 
(§  46);  auch  entsteht  e  ohne  solche  zureichende  Gründe  durch 
blosse  Dehnung  der  Aussprache  aus  e,  z.  B.  9"^^»'  (Sir.  27,  20) 
für  9^^^s  doQKdg,  thfi'  Hüfte  für  th^'-  In  andern  Fällen  ist 
e  aus  a,  ä  getrübt;  so  aus  ä  zugleich  zum  Ersatz  der  Verdopplung 
im  Iniperfect  der  Steigerungsstämme  ^d„^9"-  jeßsem  für  jefdssem^ 
aus  ä  in  einzelnen  Fällen,  ^{i>:  Tafel  neben  Ä'A'j  fi'^'i'  Süden 
'It^^^Pi.  In  manchen  Wörtern  hat  sich  e  an  Stelle  eines  in  der 
Bildung  begründeten  t  festgesetzt,  als  ein  etwas  vollerer  Laut,  z.  B. 
^dC'  und  J^dC'   n^n^,    V>,VLA-"    und   Wt^'   Nichtigkeit,    n*A-" 

Bohne  ^i*Lj  ^.     In  Fremdwörtern  entspricht  es  am  häufigsten  s,  yj 

und  EL^:  'tfPA-'Jft-  ^eoUyog,  ü,%PTfS  hyecov,  'T.hh.A-'  Mixa/]l 
Ä"ftT*A=  moTLKqg,  9r»•i\^^'  AeßXaM,  Ö^^^ftl'-  ledeKiag,  doch 

auch  V  'üd»^'  BrjQvllog,  ^d'  juvqov,  und  at  ghl»'  'Ayyaiog. 
Der  Laut  ö  entsteht  in  gewissen  Bildungen  sehr  regelmässig 
durch  Zerdrückung  aus  ü,  so  in  den  weiblichen  Endungen  öt  und 
ö  aus  üt  und  ü  (z  B.  l-flCT-"  lüX^^'  äA/I-'  tr^üYl^'-  u.  s.  w), 
wahrscheinlich  auch  in  (th'h'f'O^'s  und  im  pron.  suö".  V^^*')  ferner 
sehr    gewöhnlich   in  Wörtern    ausländischer    Bildung:    V^^^'t' 

U^jiA^^,   ;^^^"-■   Kasten   s^Aj,    h-f''}--   Ofen  ^y>1  jmx,   M\C'- 

Zucher  v^.»^,  HJ&'P'^'   Olivenpflanzung  (j^^^S?  iLh^'  Todtenreich 

^q1^  h)m^  F*(^\'  Sarg  jLiso?,  9.^ö'  Fels  a^^  oder  £^^.  In 
Fremdwörtern  steht  es  für  o  und  co;  die  griechische  Endung  fog 
lautet  daher  ?'f\';  oder  es  entspricht  ov  CTOiA:  Tovßi]k,  ^^C^ 
d*9*h'  Mercurius,  oderv  ^Ä'irft"  KvjiQog,  oder  av  T'Th^^'  vavxt^g. 
Wo  ö  und  e  verkürzt  werden,  gehen  sie  in  w  ^  über  (§  20). 


^  Etwas  anderes  ist  es,  wenn  Abschreiber  e  und  l  verwechseln,   was 
sehr  häufig  vorkommt. 

2  Vgl.  König,   S.  68,   der  aber  für  £i  die  Aussprache  ^  und  dann  die 
ZerdrückunsT  des  *  zu  e  annimmt. 


i 


§  22.     Vocalo.  37 

Alle  diese  Vocale  erhalten  sieb,  wenn  sie  einmal  in  einer  §  22 
Bilduno-  erscheinen,  in  der  Regel  sehr  fest  und  zähe  und  begleiten 
ein  Wort  unverändert  durch  alle  Neubildungen  und  Vermehrungen 
hindurch.  Namentlich  von  den  mannigfachen  Lautwechseln  in 
Folge  der  Aenderung  der  Tonverhältnisse,  wie  sie  das  Hebräische 
der  Masora  zeigt,  findet  sich  hier  keine  Spur;  das  Aethiopische 
stellt  sich  in  Beziehung  auf  Zähigkeit  und  Beharrlichkeit  der  Vocale 
eines  Wortes  vielmehr  dem  Arabischen  an  die  Seite. 

Ob  das  Aethiopische  ausser  den  sieben  Vocalen  auch  noch 
sogenannte  flüchtige  Vocale,  Halbvocale  oder  Vocalanstösse  habe, 
ist  eine  Frage,  die  man  immerhin  aufwerfen  kann.  Die  Antwort 
darauf  ist  schwierig,  teils  weil  über  die  alte  Aussprache  der  Worte 
zu  wenig  bekannt  ist,  teils  weil  die  Frage,  was  Halbvocal  und 
was  kurzer  Vocal  sei,  nicht  so  leicht  zu  beantworten  ist.  Das 
Arabische  hat  bekanntlich  in  allen  den  Fällen,  wo  das  Hebräische 
nur  einen  Vocalanstoss  hat,  einen  kurzen  Vocal.  Andere  weniger 
vocalreiche  Sprachen,  wie  das  Aramäische,  dulden  auch  Consonanten- 
gruppen  und  lassen  da,  wo  nicht  gut  verträgliche  Consonanten 
zusammenstossen,  nur  einen  flüchtigen  Vocalanstoss  hören.  Im 
Ganzen  genommen  steht  das  Aethiopische  an  Vocalreichtum  etwa 
dem  Hebräischen  gleich  und  hat  in  seinem  kurzen  unbestimmten  e 
in  Fällen  wie  h^i^"^-",  ^d.',  IdO,  hh'VI'üd'  allerdings  einen 
dem  hebräischen  Scli^wa  mobile  ganz  ähnlichen  Laut,  und  immer- 
hin kann  man  diese  kürzeste  und  flüchtigste  Art  des  e  mit  dem 
ScJiHva  zusammenstellen.  Andere  Fälle,  in  denen  ein  solcher  ganz 
flüchtiger  Vocal  für  die  Aussprache  zu  Hülfe  genommen  werden 
muss,  werden  unten  besprochen  werden.  Dafür  dass  hier  das  e 
kaum  mehr  als  Vocal,  sondern  nur  noch  als  Halbvocal  gesprochen 
wurde,  scheint  auch  zu  zeugen,  dass  die  noch  spätere  Aussprache 
in  den  genannten  Fällen,  wo  es  nur  immer  um  der  Natur  der 
zusammentreffenden  Consonanten  willen  anging,  sich  gewöhnte, 
gar  keinen  Zwischenlaut  mehr  hören  zu  lassen,  wie  kremt  (s.  da- 
rüber §  34):  zwischen  dem  gänzlichen  Verschwinden  des  Vocals 
an  dieser  Stelle  und  dem  Hörenlassen  eines  vollen  Vocals,  wie  im 
Arabischen,  muss  aber  eben  das  Lautwerden  eines  blossen  Halb- 
vocals  als  Zwischenstufe  in  der  Mitte  liegen.  Auf  die  Lautlehre 
und  Bildungslehre  ist  indessen  diese  ganze  Frage  von  keinem  Ein- 
fluss;  es  wird  genügen,  wenn  wir  immer  betreffenden  Orts  anmerken, 
wo  ein  e  ganz  kurz  und  flüchtig  zu  sprechen  ist. 


38  §  23.    Consonanten. 


2.   Die  Consonanten. 


23  Welche   Consonanten    das  Aetbiopische    habe,    ist   im  Allge- 

meinen schon  oben  in  der  Lehre  von  der  Schrift  deutlich  geworden. 
Es  sind  mit  Ausnahme  des  dumpfen  ^-Lautes  dieselben,  die  den 
Bestand  des  nordsemitischen  Alphabets  ausmachen,  vermehrt  um 
zwei  neue  arabische  Laute.  Hiernach  könnte  es  scheinen,  als  ob 
sich  in  Beziehung  auf  die  Mitlaute  der  Sprache  in  den  abessinischen 
Wohnsitzen  der  Semiten  nicht  viel  Eigentümliches  entwickelt  habe. 
Doch  ergiebt  sich  aus  der  Vergleichung  der  Wurzeln  des  Aethio- 
pischen  mit  denen  der  übrigen  semitischen  Sprachen,  dass  jenes 
zwar  oft  weichere  und  gelindere  Laute  erhalten  oder  aus  härteren 
entwickelt  hat,  noch  häufiger  aber  härtere  und  dumpfere  Laute 
für  die  weicheren  der  andern  Sprachen  zeigt.  Besonders  in  der 
Umschreibung  der  Fremdwörter  giebt  sich  diese  Vorliebe  für  rauhere 
Laute  kund.  Noch  wichtiger  ist,  dass  das  Aetbiopische  einige  ihm 
eigentümliche  Arten  von  rauheren  Lauten  neu  erzeugt  hat.  Dahin 
gehört  einmal  das  dumpfe  p  Ä?  welches  in  einzelnen  Wurzeln,  auch 
in  Fremdwörtern,  an  die  Stelle  eines  ursprünglichen  h  oder  p  ge- 
treten ist.  Ferner  haben  die  Abessinier  die  vier  semitischen  Kehl- 
laute 'Tf  7  h  4*  auf  eine  ihnen  eigentümliche  Weise  dadurch  zu 
rauhen  gurgelnden  Lauten  umgestaltet,  dass  sie  sie  tiefer  aus  der 
Kehle  hervorhauchten  und  damit  einen  dunkeln  w-Laut  sich  ver- 
binden Hessen,  der  eben  in  dieser  Verbindung  seiner  vocalischen 
Natur  verlustig  geht,  im  consonan tischen  Laut  erstarrt.  Diese 
rauhere  Aussprache  der  vier  Kehllaute  ist  zwar  keineswegs  in  dem 
Sinn  allgemein  geworden,  dass  sie  die  gewöhnliche  Aussprache  der- 
selben verdrängt  hätte;  im  Gegenteil,  letztere  blieb  in  weitaus  den 
meisten  Wurzeln ;  aber  die  rauhere  Aussprache  ist  doch  schon  sehr 
stark  verbreitet.  Während  sich  nun  in  diesen  Erscheinungen  ein 
Drang  der  Sprache  nach  Entwicklung  rauherer  Laute  bekundet, 
wie  er  zu  der  Gebirgsnatur  des  Landes  wohl  passt,  so  deutet  da- 
gegen eine  andere  Reihe  von  Eigentümlichkeiten  in  der  Aussprache 
der  Mitlaute  ein  gewisses  Streben  nach  Vereinfachung  der  mannig- 
faltigen Laute  (das  wir  auch  im  Vocalsystem  fanden),  zugleich 
aber  auch  eine  gewisse  Verweichlichung  und  Entartung  an.  Wir 
finden  nämlich,  dass  die  drei  härteren  der  fünf  Hauchlaute  sich 
in  der  Aussprache  allmählig  erweichten,  das  0  dem  }\j  das  'Tf  dem 
ih  und  beide  letztere  zusammen  dem  Ü  sich  verähnlichten,  und 
dass   unter   den   Zischlauten   das   ip  dem  fy   {s  dem   5),   das  0  d 


§  23.    Consonanton.   —   §  24.   TTanchlaiite.  39 

dem  K  s  gleich  wurden^.  Hienach  haben  die  Abessinier  zunächst 
die  in  Arabien  entwickelten  und  von  dorther  mitgebrachten  Laute 
'V  und  0  nach  und  nach  wieder  aufgegeben,  wie  sie  schon  in  viel 
früherer  Zeit  die  lispelnden  Uebergangslaute  ^  O  ib  aufgegeben 
hatten.  In  Beziehung  auf  die  Zischlaute  im  besondern  ergiebt  sich, 
dass  das  Aethiopische  entschiedene  Stummlaute  oder  noch  lieber 
entschiedene  Zischlaute  den  Uebergangslauten  vorzieht,  und  eben 
darum  ging  auch  0  wieder  in  Ä  zurück.  In  den  Hauchlauten 
konnte  es,  nachdem  es  aus  'V  ^  das  rauhere  'Y"  erzeugt,  um  so 
eher  'Tf  und  th  wieder  zusammenfallen  lassen.  Auch  in  dem  Auf- 
geben des  s  gegen  s  zeigt  sich  dieses  selbe  Streben  nach  Verein- 
fachung. Dagegen  ist  die  allmählige  Abschwächung  von  0  zu  h 
und  von  rh  '1f  zu  V  entschieden  zugleich  eine  Verweichlichung 
und  führte,  da  einmal  die  Sprache  diese  Laute  in  ihrer  Bildung 
vielfach  verwandt  hatte,  zu  manchen  Unbequemlichkeiten,  wie  sie 
denn  auch  erst  gegen  die  Zeit  des  Aussterbens  der  Sprache  so  all- 
gemein geworden  sein  kann.  Sie  ist  bei  dem  sonstigen  Streben 
des  Aethiopischen  nach  rauheren  Lauten  um  so  auffallender,  hat 
aber  doch,  mit  den  andern  genannten  Vereinfachungen  zusammen, 
ihre  Analogie  in  der  Lautentwicklung  anderer,  auch  ausser- 
semitischer,  Sprachen.  Namentlich  in  Volksmundarten  reisst  oft 
eine  gev^isse  Bequemlichkeit  der  Aussprache  ein,  die  alles  Schwie- 
rigere aufgibt  und  sich  mit  den  nötigsten  und  wesentlichsten  Lauten 
behilft.  In  den  andern  abessinischen  Mundarten,  namentlich  im 
Amharischen,  sind  alle  diese  Erscheinungen  noch  viel  stärker 
entwickelt. 

Nach  diesen  Vorbemerkungen  besprechen  wir  die  einzelnen 
Consonanten,  ihren  Lautwert,  ihre  Bedeutung  und  ihre  Wechsel 
untereinander.  Wir  gruppieren  sie  nach  den  Sprachwerkzeugen, 
mit  denen  sie  hervorgebracht  werden,  sowie  nach  ihren  in  der 
Sprache  zur  Erscheinung  kommenden  Eigentümlichkeiten. 

1.  Hauchlaute  (Gutturales)  giebt  es  im  Ganzen  fünf,  §  24 
i\0  0  tl\'%.  Unter  ihnen  sind  h  und  Ü  die  ältesten*,  einfachsten 
und  dem  Semitischen  mit  andern  Sprachen  gemeinsamen  Laute; 
0  und  fh  sind  verhältnismässig  jüngeren,  "If  jüngsten  Ursprungs. 
h  ist  eigentlich  nur  der  leise  Hauch,  der  jedem  alleingesprochenen 
Vocal  vorhergehen  und  im  Grunde  auch  einem  auslautenden  langen 


^  Nach  Haupt's  [Zeitschr.  f.  Assyr.  II,  S.  264)  Behauptung  sprechen 
die  Abessinier  0  als  Affricata  [ts],  während  5\  eine  Affricata  mit  festem 
Absatz  ist. 

2  Ewald,  Ausf.  Lehrbuch  der  hehr.  Sprache,  G.  Aufl.,  S.  74. 


40  §  24.     Hauchlaute. 

Vocal  nachfolgen  muss,    also    entsprechend  dem  Spiritus  lenis   der 
Griechen.     Das  Ü,    schon    stärker    und    körperlicher,    ist    unser   /^, 
der  griechische  Spiritus  asper.    An  h  reiht  sich  0  als  ein  Hauch 
ähnlicher  Art,  der  notwendig  einen  Vocal  vor  oder  nach  sich  er- 
fordert, um  lautbar  zu  werden;  er  ist  aber  härter  als  h  und  wird 
durch  stärkere  Zusammenpressung  der  Kehlraündung  gebildet.    An 
0  schliesst  sich  zunächst  rh?  dem  ^  entsprechend,  als  ein  stärkeres, 
tiefer'  aus  der  Kehle  gesprochenes  h  (h),  und  sodann  'Tf,  ^^,  durch 
Reibung  des  Kehldeckels    hervorgebracht,    daher   mehr   zu  Je  hin- 
neigend, ch  oder  kh.    h  und  V  sind  die  schwächsten  und  weichsten 
Gutturale;    sie  können  sich  unter  Umständen    in   einen   ihnen  un- 
mittelbar vorhergehenden  Vocal  völlig  auflösen  (vgl.  unten  §  47). 
Die  Hauchlaute  stellen  eine  doppelte  Stufenleiter  von  stärkeren 
und  schwächeren  Hauchen  dar,  deren  eines  Ende  mit  h  und  Ü  an 
die.Vocale,  das  andere  mit  0  und  'V  an  die  Consonanten,  zunächst 
die  Gaumen-Kehllaute,  angrenzt.     Aus   dieser   ihrer  Mittelstellung 
zwischen  Vocalen  und  Consonanten    erklärt   sich    auch   ihre  weite 
Verbreitung  in  den  semitischen  Sprachen.    Sie  treten  in  der  Wurzel- 
bildung oft   genug  da  ein,    wo  Wurzeln,    deren   einer  Radical  ein 
Vocal  ist,  einen  dritten  consonantischen  Laut  zu  gewinnen  streben, 
und  die  in  diesem  Fall   immer   zunächst  eintretenden  schwächeren 
Laute  verdichten  sich,  meist  durch  den  Einfluss  der  beiden  andern 
Wurzellaute,  zu  den  härteren  Hauchen;   namentlich  in  den  äthio- 
pischen AVurzeln  ist  dies  noch  sehr  deutlich,  und  darum  w^echseln 
solche,    die    Gutturale    enthalten,   mit   solchen,    an    denen    an    den 
betr.  Stellen  Vocale  auftreten^.    Andererseits  entstehen  diese  Hauche 
aus  festeren  Consonanten,  namentlich  aus  den  Gaumen-Kehllauten 
und  Stummlauten,    indem    diese    ihren    festen   consonantischen  Be- 
standteil  aufgeben    und    nur   den  Hauch  als  Rest  davon  behalten. 
So  steht  im  Aethiopischen  h  als  erster  Wurzellaut  gerne  für  Kaf: 

hd^C'  alte  Frau  neben  v>^A3,  während  die  Aussprache  h'fl^'  im 
Aethiopischen  mehr  einen  geistigen  Sinn  trägt,  hdl'  alt  sein 
neben  «^r^,  hh^'  sammeln  neben  tXi.5  y-l5  ;  hinwiederum  wechselt 

^  Dass  'Tf  dem  •  entspreche,  hat  schon  Ludolf  gesehen.  —  Heut- 
zutage werden  U  rh 'If  ^^^^^  ^^^  h  gesprochen;  s.  TRUMrp,  a.  a.  0.  S.  518. 

2  Dass  ursprünglich  härtere  Laute  in  weichere  übergehen  und  um- 
gekehrt, wegen  eines  in  der  Wurzel  befindlichen  weicheren  oder  härteren 
Consonanten,  z.  B.  in  rflfffl-  neben  i-hf^n*  (wegen  des  fl),  ist  allgemein 
anerkannt. 


§  24.     Ilauclilautc.  41 

il\  '1i  in  manchen  iithiopischen  Wörtern  noch  sehr  gewöhnlich 
mit  h,  /.  B.  tl\a)fi'  und  hö^rt-'  hcwegcn,  /Mdx'  und  /M'fl''  un- 
rein sein,  Vr7r>Ji=  und  >h>h-"  schütteln,  llhC--  und  If'VC-"  Dew/c- 
mal,  rtA/*i''V-'  und  rtA.h*'  ca5sia,  i'hll,-"  Fluss  gehört  zu  a>-/KiM-", 

t\WM*'  Wochenbett  halten  zu  hC/*'-",  rhrtöö:  /«^^en  zu  I^tr  ^lX5^ 
(ij^Lä.).     Seltener   entspricht   th  '\   einem  Geml:    AxO^^i'    Schnee 

zu   cV^Ä.    (wogegen    lUo^^'   Asche  zu   lX^-ä-   gehört),   ^l'hü'd'V' 

Kufe  zu  21,  vl^i,  rlh'J'nC'l'-"  iVa&e?  zu  s^^J,  hxl'üC'üd^'  Krätze 

zu  Iin:i  Vr^-  Noch  häufiger  ist  der  Wechsel  der  rauheren  Hauch- 
laute mit  Qäf,  z.  B.  'TiÄ^i  hur^  sein  ll^p  >^i'  (r^^),  tUd^W'  zu- 
sammenraffen   J^IJp  f>£p   (aber   schon    im    Arabischen  «^),  Ä'rhl^' 

JBör^  Ip];  'i9^'i9^:  Sumpf  {•Uli',  OmV'  räuchern  iLOp  iny  ^Äi* 
wk^.  Dagegen  ist  die  A'^ereinfachung  eines  Zischlautes  zu  einem 
blossen  Hauch  im  Aethiopischen  seltener;  vielleicht  ist  i*»^!  gehen 
_-.  A«i,  ^'tQi  gerade  sein  zu  ,^z^  zustellen;  sonst  be- 
hauptet das  Aethiopische  eher  Ä  und  ITI,  auch  wo  andere  Sprachen 
dafür  y  eintreten  lassen.  Unter  sich  selbst  sind  aber  die  Hauch- 
laute ebenfalls  in  starkem  Wechsel  begriffen,  wie  in  den  andern 
semitischen  Sprachen,  und  im  Ganzen  ist  hier  nicht  zu  verkennen, 
dass  die  härteren  die  weicheren  zu  verdrängen  suchen.  Zwar  hält 
das  Aethiopische  in  manchen  Fällen  h  Ü  selbst  da  fest,  wo  es  in 
andern  Sprachen  in  härtere  Laute  übergegangen  ist:  JiOA'   Glied 

zu  ^A5ö  ii^j^sa),  M-tx^y'  Bing  zu  r\^ri  ^il,  ^,CÜ''  fürchten  ^^, 
ÄI^A'  sich  zitrüchsiehen  ^nn  J^^,  wie  es  auch  in  den  Bildungs- 
silben der.Causativa  kein  Ü,  sondern  K  hat;  häufiger  aber  steht 
der  härtere  Laut  für  den  weichen  anderer  Sprachen :  (/TA  walken 

Jof  und  Jj;,  [/7C-'  Stadt  wahrscheinlich  zu  -1^N^  OÄÄ"!  Eof 
cX^f  und  cVas^  ,    und  so  in  manchen  mit  0  anfangenden   Wurzeln 

(§  70  a.  E.),  -Trf  As  Hirsch  h\^_  Jt^t,  ^wT" '  Schuld  D^^i^  j*l3l 
(jvXc^ä),  ^'Hfh'  iviichern  N^jn  ,^^y  und  't^lx'  treiben  kommt  auch 

liärter  als  'i^th'  vor;  *^tl\0^'  entweichen  J^^^)  Afhd*'  belmmmert 
sein  ^^^  rh T^A"  m  Grunde  gehen  T|!2n  ^^1^;  i^/linn-  schimmeln 


1  Ewald  S.  74. 

2  Umgekehrt  ist  wohl  Od^d**  Ulstern  mit  nnn  verwandt. 

3  Ewald  S.  347. 


42  §  24.     Hauclilaute. 

v_A^;  't»'^(Di  eifersüchtig  sein  ^5-^  ^-^^  h^^'^C't''  I^etimonde 
j-^M4  ]95Uü  (nnt!^  w^x^).  Auch  entspricht  öfters  0  einem  n  anderer 
Sprachen:  0<^?:  Unrecht  D?2n,  Hfl>-||:  5/?2?2e?i  n^t\  W^'O'-  nn- 
ersäiÜich  sein  (^^^)  gehört  schliesslich  zu  der  Wurzel  ni^*^ 
(jX:^^  ;  umgekehrt  hat  das  Aethiopische  oft  th  "h  für  y  der  andern 
Sprachen:  dfO"  hungrig  sein  l]^^'^  v^)'   3\'fl'V  eintauchen  '^yi 

1;::L:  >a-o,  KMh,^-:   Ceäer  jJi^,  Ä^rh-   ?«?(frw  ^.,  flTrh-'  ?n  f?/e 

Hallt  einschneiden  ^-^^^  f^^^^^tWl''  BacJte  nlyri^D  >>^.  Beide 
Wechsel  zeigen,  dass  verschiedene  Sprachen  auf  verschiedene  Weise 
weicbere  Hauche  in  härtere  verwandelten. 

Wie  sehr  im  Aethiopischen  eine  Zeit  lang  die  stärkeren  Laute 
die  schwächeren  zu  verdrängen  suchten ,  kann  man  am  besten 
daraus  abnehmen,  dass  hier  0  "It  di  sogar  in  einige  pronominale 
Wörtchen  eingedrungen  sind  (§  62,  1  b),  während  in  den  andern 
Sprachen  wenigstens  dieses  Gebiet  sich  von  ihnen  rein  erhalten  hat. 
Selbst  der  griechische  Spiritus  lenis  und  asper  wird  nicht  bloss  mit 
h  und  Ü  ausgedrückt  (hfl^AbA :  h^4'  tC^^flX'  h(i>X' 
h^^Cy  '  X^^?*ftv)j  sondern  auch  mit  0'*lthj  sodass  das  Aethio- 
pische öfters  bei  ursprünglich  hebräischen  Namen  wieder  mit  der 
hebräischen  Aussprache  zusammentrifft  [Ö'Ü^'V'  ih^lrf'  tht^lF' 
'\&>X}  Irene)',  vgl.  König,  Ss.  64,  ^^. 

Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  solange  die  Sprache  in 
diesem  Streben  nach  Entwicklung  härterer  Hauchlaute  begriffen 
war,  eine  Erweichung  der  härteren  zwar  nicht  unmöglich,  aber  doch 
seltener  war:  so  scheint  z.  B.  Y\^)\'  Icfehlcn^  herrschen  schon  sehr 

frühe  aus  OHH-"  stark  sein  »y  vä  gebildet  zu  sein,  indem  für  die 
häufiger  angewandte  Bedeutung  befehlen  das  0  sich  allmählig  zu  h 
abschleifen  liess.  Aber  sehr  merkwürdig  nimmt  nun  später,  als  die 
Sprache  schon  längst  ausgebildet  vorlag,  aus  noch  nicht  gehörig 
aufgeklärten  Gründen  eine  der  bisherigen  ganz  entgegengesetzte 
Strömung  in  der  Aussprache  der  Hauchlaute  überhand  (§  23); 
die  harten  Laute  wurden  allmähh'g  erweicht;  "^  glich  sich  mit 
dl  und  beide  zusammen  mit  il,  und  0  mit  h  aus^,  und  der 
ganze  bisher  zurückgelegte  Weg  wurde  wieder  zurückgegangen,  bis 
man    bei    dem  Ausgangspunkt    angelangt  war,    wo    die   semitische 


^  Wie  iin  Samaritanisclieu  und  Mandäischeu. 


§  24.    Hauclilaiite.   —   §  25.   Kohllautc.  43 

Sprache  nur  h  0  hatte.  Möglich  ist,  dass  zu  dieser  Abschleifung 
der  harten  Laute  ausser  dem  Einfluss  des  Amharischen  auch  der 
häufige  Verkehr  mit  nichtsemitisch  redenden  Völkern  mitwirkte. 
Dieser  rückgängige  Weg  wurde  zunächst  nur  in  der  Aussprache 
gemacht,  nicht  in  der  Schrift;  allmählig  drang  aber  die  Verderbnis 
auch  in  die  Schrift  ein,  und  es  wurden  nun  in  vielen  Fällen  einer- 
seits ho,  andererseits  gh'll,  weniger  th''l  und  (i,  ganz  unter- 
schiedslos mit  einander  vertauscht.  Die  spätesten  Handschriften 
gehen  darin  noch  viel  weiter  als  die  älteren,  aber  so  allgemein 
wurde  die  Verderbnis  nie,  dass  man  in  jedem  einzelnen  Worte  die 
härtern  und  weichern  Laute  beliebig  für  einander  setzen  konnte.  Zum 
Beispiel  wird  das  h  der  Causativstämme  oder  der  Pronomina  Ji^'f"! 
hti"'  oder  der  Wurzeln  und  Wörter  ^/^h',  fi'üh',  '(\}\fl.',  hl'^V-", 
'%'rh',  h''l\i',  hM',  hhü'-  u.  s.  f.  in  bessern  Handschriften 
nie  als  0  geschrieben;  das  0  in  AOA-",  9^00',  nAO-",  OOP-'j 
Ü^O',  hO(D:  O't'ü':  Oß'l'  u.  s.  w.  nie  als  ^i;  häufiger  werden 
"h  und  lii  verwechselt,  doch  sind  sie  in  einigen  Wörtern,  z.  B. 
fllf'V'j  J^'^'l')  fl^'ih'  u.  s.  f.  fester  geblieben ;  die  Schreibung  von 
fh  '*l  für  Ü  ist  eigentlich  nur  in  den  spätesten  Handschriften  zu 
finden,  aber  in  gewissen  Wörtern  wie  hVTr',  'i\*L^',  hUAv  ÜiiiO: 
auch  da  nicht,  wogegen  Ü  schon  häufiger  für  th  "h  angewendet 
wird^  Ganz  allgemein  also  konnte  die  Verschlechterung  der  Aus- 
sprache nie  werden,  und  in  der  Schrift  hat  sich  das  Richtige  oft 
noch  zäher  behauptet.  In  Gedichten  reimen  aber  t\  auf  0,  und 
Ü  ih'h  unter  einander. 

2.  Die  festeren  Kehllaute  (Gaumenlaute),  zu  denen  man  §  25 
auch  f  rechnet,  schliessen  sich  zunächst  an  die  Kehlhauchlaute  an. 
Es  sind  deren  drei,  der  weiche  1?  immer  als  «7,  nie  als  dsch^  ge- 
sprochen ,  der  harte  h  ä:,  der  dumpfe  4*  q.  Die  beiden  ersten 
kann  man  mit  dem  gleichen  Recht  auch  Gaumenlaute  nennen,  da 
sie  auf  der  Grenze  zwischen  Gaumen  und  Kehle  gebildet  werden, 
der  letztere  aber  ist  entschieden  mehr  Kehllaut,  mit  Zusammen- 
pressung des  Organs  und  mit  schnell  abgebrochener  Luftströmung 
(explosiv)  gesprochen  *  und  eigentümlich  semitisch.  In  Fremd- 
wörtern wenden  die  Aethiopen  den  dumpfen  Laut  in  der  Regel 
für  k  an,    z.  B.   *S"^:   'i^^ClX'  ^l{a\la\^Tt\'   4'C:'}-f-tl'' ,    und 


1  Das  Genauere  darüber  gehört  in  das  Wörterbuch.  —  Wer  die  Sprache 
erlernen  will,  muss  sich  von  Anfang  an  sowohl  beim  Gebrauch  des  Wörter- 
buchs als  beim  Lesen  der  Schriften  an  diese  möglichen  Lautwechsel  ge- 
wöhnen, 

2  IsENBERG,  Gramm.  Amh.  S.  6  und  Wallin,  ZDMG  IX,  S.  10  ff. 


44  §  25.     Kehllaute. 

9 

beweisen  dadurch  wiederum  ihre  Neigung  zu  rauher  Aussprache; 
nur  in  einer  Minderzahl  von  Fällen  sprechen  sie  Je  als  h,  z.  B. 
h'T.T' '  xvjiuvov,  oder  gar  'Ir  'h'i^Yh '  Kavddxi].  Häufiger  ge- 
brauchen sie  h  für  ^  (^'gl-  König,  S.  64),  als  wäre  h?  im  Gegen- 
satz zu  dem  reinen  Stummlaut  +,  mehr  angehaucht  zu  sprechen, 
z.  B.  a^'iXih'  "lMh>^'  A.^h-  hh\h'^'  h^A.JP'J.-  (obwohl  auch 
hie  und  da  'V  ft'>.'}-"  oyjvog),  oder  hfl  für  |  l\l\\flO  hC'f'P^)l^'R'' 
ftÄAhft'j  oder  für  7,  indem  sie  dieses  nach  ihrer  Art  verhärten: 
hAHi'J'  galhamim. 

Im  Aethiopischen  selbst  wechseln  in  einigen  Wörtern  die 
härteren  mit  den  weicheren  Lauten:  ^^rth"  und  (0(i^i  spannen 
(den  Bogen),  iWiXi-  und  dil^*^'  ängstlich  sein,  0Ü\'  und  0^^' 
Freundschaft  halten,  und  in  diesen  Fällen  scheint  h  der  ursprüng- 
liche Laut  zu  sein  ;  V\y?,!  und  ^Ö'  Bähe.    Dagegen  ist  h  hie  und 

da  zu  1  erweicht,  z.  B.  in  K"?^-'  und  rth»-Th-"  Gasse  (pir  ^y^)\ 
sogar  4»  findet  sich  im  Wechsel  mit  1  in  l^i  =  ,^^s  Halsschmuck. 

Stärkere  Wechsel  zeigen  sich,  wenn  man  die  äthiopischen 
Wurzeln  mit  den  entsprechenden  der  andern  Sprachen  vergleicht^. 
Oft  hat  das  Aethiopische  die  härtere  Aussprache :  4'^C '  Säulen- 

hnauf  n^r  ^Äf  yAL,  ^^fi'-   schläfrig  sein  (j^li^i>,   Ö^lf'   Sahne 

^Xä   s^^ä,  AU4*5  ivachsen,   alt  werden  n!25   J^,   '^'l'd'   ver- 

schliessen  "inj  iDp  y3,   ^4*"  warm  sein  :i1^  Tjö  ^;  oder  ^Vf'rt 

unrein  sein  ij*^^^  und  ^j^^^;  oder  *feA*feA'  hinahrollen  b:h^;  aber 
wenigstens  ebenso  häufig  bewahrt  es  die  weichere  Aussprache; 
nämlich  h  zu  p  z.  B.  in  dlf}'  Leerheit  p13  pp|  ,jL\  Y}fi!^:  Hals 

t>^^i*,  i}dti3'  3Iist  j^*i*;  Ahfl^«  stumpf  iverden  (vom  Auge)  ^'^5 
Ahf !  zanken  ^  und  Läj,  h"rtf '  einen  Beinamen  führen  <^y, 
Vf-T^"-'  neben  ^'^'l' :  Stachel,  Spitze  POp  slü,  «ThhJ  Geseufze 
p^ij  n^N*  pKi,  llChf*  verläumden,  neidisch  sein  i^;);  1  zu  r,  z.  B. 
t\\l''^'  TjSn  ^-U;  J7.^--  Stamm  "iri,  7",^7"Ä--  Z:/öj;/b»  tX<J<.?; 


^  Ueber  die  Natur  und  Aussprache  von  4*  (X^  Hl)  ^S'^-  Trumpf,  S.  518; 
Haupt,  Beitr.  z.  Assyr.  I,  S.  15;  Edgar  Allen,  Proc.  Am.  Or.  Soc.  1888, 
p.  CVIIIff.;  über  das  Verhältnis  von  4"  zu  c  Pkätorius,  Amh.  Gr.  §  45.  c; 
Tigrinagramm.  Ss.  18,  100;  ZDMG  XLI,  S.  68G;  s.  auch  ebend.  XXXVII, 
p.  440,  und  Reinisch,  Bilinsprache,  S.  12,  No.  6. 


§  25.    Kelillaute.  —   §  2G.   U-luiltiov  Kehllaute.  45 

1  zu  p,  z.  B.  Ihl'  Gesetz  pH  (dagegen  nach  Nölpeke  =  'i^^j, 
f^lfil''  mager  sein  p'H,  l'ü^^'  Aegyi^en  i^AJ,  hl'-C?:'  Lauch 
Icjl   ^'1^5^;  ^l"-:   Gasse  pir  ^y^- 

Deutlich  aber  bekundet  sich  das  Streben  des  Aethiopischen 
nach  stärkeren  Lauten  darin,  dass  es  Hauchlaute  anderer  Sprachen 
zu  diesen  Kehllauten  verdichtet.    So  1  für  N  in  OJ^^^'  linke  Hand 

^Li,  für  n  in  M(D  ^  gnädig  (freundhch)  sein  und   Ä7?'   blühen 

bös,  für  n  in  THTs  Leibschmerzen  i^^Ä,  JP'7-niJi  •  Ochsen- 
stachel t:;:n  iz\.:^,  i\19^:  und  tlt'h^^'  Pfeil  (Vita  Adami),  für  y  in 

K*7n-"  satt  sein  Hit*  ^^,  ftl^'-  Strauss  ^y»^i  'hf^V  verlassen 

£tXi=.  (-^J^),  äT^C  Haar  neben  /^|JC'>  (König,  S.  65  f.),  und 
besonders  häufig  für  j:  it^ld'  schnell  laufen  v*^,  H'J'?'*^'*''  ver- 

höhnen  ^yS-'^  pn^,   1.^!  JVe&eZ  (V^i:,   itWg:  leriinr einigen  ^-»-^j 

"irt-"  /"rw/i  aw/"  sein  IlXä,  ^^f  •'  sündigen  ^^^  n^]),  IIA  t'or  ^??/75^ 

zittern  ü^i:  u.  a.    Sodann  }l  für  n  in  J^lrf"^-'fls  Tempel  *->U^\^, 

^.f^ff^:  52;27^ß  [wLi^,  Vih^'l'-"  tvarme  Bäder  x^a*.::^,  hT-i^"  ^im- 

50?2S^  n^n,  IriAAs  schwindeln  JL^  ^in.    Endlich  +  für  n  in  iP^«['." 

aufgehen  (vom  Gestirn)  HjT  i^y-^j  ^,^'  Finsterniss  PID   r^iöl^^ic, 

für  j  in  fl<PA!  Maidesel  JJu,  4*^^4*^i:  em  I/zsecif  (auch  Motte) 

von  ^j^  summen^  für  c  in  oofn^i  {'^i  die  Höhe  heben  ,^^  {^j^)^ 
^M'  bauen  yDl 

3.  Aber  als  wäre  es  an  dem  rauhen  Kehl-Hauchlaut  '\  und  §  2G 
dem  dumpfen  Kehllaut  +  noch  nicht  genug,  hat  das  Aethiopische 
die  Rauheit  dieser  beiden  sowie  der  beiden  andern  Kehllaute  1  h 
noch  dadurch  gesteigert,  dass  es  ihnen  ein  dunkles  u-o  nachklingen 
Hess,  jedoch  so,  dass  dieses  sich  nicht  zu  einem  vollen  Vocal  ge- 
staltet, sondern  mitten  in  seiner  Gestaltung  unterbrochen  nur  zur 
Verrauherung  des  Consonanten  dienen  muss  (§  23)^.  Sie  müssen 
sich  somit,  um  gesprochen  zu  werden,  erst  durch  einen  Vocal  er- 
gänzen, gleich  andern  Consonanten ;  wie  die  einzelnen  Vocale  sich 


1  Aehnlich,   nur  weniger   rauli,    sind   lingua  qiiaero  u.  s.  w.   im   La- 
teinischen. 


46  §  26.     U-haltige  Kehllaute. 

nach  ihnen  gestalten,  s.  §  41.  Wir  nennen  sie  die  t^-haltigen 
Kehllaute^.  Diese  eigentümlich  rauhe  Aussprache  kommt  ledig- 
lich bei  den  Gaumen-Kehllauten  vor;  das  'If  nimmt  nur  Teil  daran 
als  der  stärkste  Kehl-Hauchlaut,  sie  ist  aber  bei  ihm  bei  weitem 
nicht  so  häufig,  wie  bei  den  drei  andern.  Die  Fälle,  in  denen  die 
M-haltige  Aussprache  der  Kehllaute  sich  entwickelt  hat,  lassen  sich 
noch  einigermassen  überblicken,  und  es  ergeben  sich  daraus  fol- 
gende Sätze\ 

1)  In  den  allermeisten  Fällen  ist  diese  rauhere  Aussprache 
veranlasst  durch  einen  «*-Laut,  der  in  der  Grundform  des  Wortes 
einst  nach  dem  Kehllaut  gesprochen  wurde,  aber  sofort,  entweder 
weil  er  bei  weiterer  Umbildung  des  Wortes  einem  anderen  Vocale 
Platz  machen  musste,  oder  auch  ohne  solchen  Anlass  sich  in  den 
Consonanten  hinein  flüchtete,  um  ihm  unaustilgbar  als  ein  verrauh- 
ernder  Zusatz  anzuhaften,  a)  So  dringt  in  Fremdwörtern  ein  nach 
"ll  *?  h  *!•  lautendes  u  o  v  in  den  Consonanten  ein :  Ä^ni*feft't ' 
jzevTfjxooTi] ,  h^'t'lrtKflM'  dvayvcaoTrjg ,  ^T'^'i '  EJiayojuev}], 
\tCy^'  KvQiaxög,  l^^-lr'  ein  Eigenname;   *feftm'>m.TA=   Con- 

> ) "  j 
stantin;  4^A'H1^5  f*)"^^'  ^'^^''^'  ^^^c^/m  und  eine  Menge  an- 
derer, b)  In  vielen  äthiopischen  Wörtern  hat  ein  in  der  Bildung 
begründetes  u  o,  das  in  den  entsprechenden  Formen  anderer  Wörter 
ohne  Kehllaut  verloren  gegangen  ist,  sich  durch  Eindringen  in  den 
Kehllaut  zu  retten  gesucht  (§  17),  z.  B.  4*^Cfl'}-   Opfergabe  ]2ip^, 

T-Ci'  Tenne  ]15,  T-'i^'  Baumstamm  nb-i,  «l^flT  costus  (s.  unten 
§  105),  dti^C'  Erstgehurt  1)^2.  ?iAW"fr«"  jene  (neben  JiAh'tO 

von  JiAVh'j  ^t'ü/t"-  Niere  '^^'^.  Oefters  ist  so  auch  ein  wurzel- 
haftes u  oder  (D*  in  den  vorhergehenden  Kehllaut  eingedrun- 
gen:   h'h''    Bruder    und    MOhs,    ^h^ :    Hüfte  y'kc^ ,     fiCV"- 

Schmuck   von   rtClöJ-";   Ä'T^-"    Gasse   von    KlöJ    (plttO,   h»Vf-/h-' 

Fels  (für  h"rihW"/hO  von  m^  «^i.5  hart  sein.  Einige  andere 
Wörter  wechseln  noch  beliebig  den  vollen  w-Laut  mit  dem 
rauheren  und  kürzeren  ue,  z.  B.  ^Yi^lr'  und  ii'lr'  für  J&Vb'}'  und 


1  Ueber  die  Natur  und  Aussprache  dieser  Laute  vgl.  Trumpf,  S.  520; 
König,  S.  41  ff.,  über  ihre  Herkunft  aus  dem  Kuschitischen  Reiniscii,  Die 
■Bedauyc-Sprache  (Wien  1893),  Bd.  II,  S.  26  ff.  Maltzan  hat  diese  Laute  auch 
imMehri  gehört;  s.  ZDMG  XXVII,  S.  261  f. 

2  Ueber  diesen  Gegenstand  handelt  auch  Tuch  in  der  ersten  der 
beiden  oben  S.  13,  Note  1  angeführten  Commentationen.  Seine  Ergebnisse 
treffen  mit  den  meinigen  meistens  zusammen. 


§  2().     U-baltIgo  Kehlliiute.  47 

1fh'>-v  hVlH:'  Städte  und  hm-O,  'n'l''-X"-'  und  -n*^!"-'  zusammen- 
gescharrt^ und  in  noch  andern  ist  ü  schon  durchwegs  so  umge- 
lautet, namentlich  in  ursprünglichen  Part.  Pass.,  die  allmählig  zu 
Substantiven  geworden  sind:    tUy-C'  Zibebe  für  thl'C',   i'l'^T-" 

Piwkt  für  1)p2  u.  a.  Ja  selbst  wenn  in  der  Grundform  ein  u 
nicht  unmittelbar  nach  dem  Kehllaut,  sondern  nach  einem  anderen 
vorhergehenden  oder  nachfolgenden  Wurzellaut  zu  hören  war,  hat 

der  Kehllaut  es  angezogen :  (l\^'   Ccdernhoh  aus  (3->^  durch  Er- 
es ' 
weichung  des  b  zu  iv,  M"^'  Abgrund  ii-f^i ;  'f"Vf"A-"  Schakal  ^)^^'Ü 

.xJLij,  ati^o^i  Mark  Jl^/o  nt:,  so  wohl  auch  A^9"s  Zaum,  aus 

einem  ursprünglichen  f»Ls:vJ,  K">^J^ -"  und  K"VÄ' -*  Ce^Zer  tXx^. 
c)  Auf  ähnliche  Weise  ist  es  auch  in  die  Verba  und  Wurzeln  ein- 
gedrungen. Entweder  rettete  sich,  indem  ursprüngliche  Wurzeln 
mit  mittlerem  u  weitergebildet  wurden,  das  u  in  den  Kehllaut: 
*feTO-'  Ekel  empfinden  tOlp,  ebenso  ^«(nax-)  O'kd'  eimvickeln 
^U,  O'k^s  einzäunen  von  ^L^  pii:,  'kiüd'  kalt  sein  np  nnp,  rt'fe'fes 

Gelüste  haben  nach  fremdem  Eigentum  piC^,  (l'h'ü''!'''  faulen  ^b 
y^  Läj,  rthof  •'  irren  ^"i^!/  ^2^  Hj^,  h»VV*  richten  (feststellen) 
(M3,  i^Jibni^s  danken  v«A^und  o^a5^  (mit  Erweichung  von  b  zu  tt;), 
7^rh*fe  5«c/i  krümmen  i^^r*?  wo  w  in  beide  Kehllaute  eingedrungen 

ist,  u.  a.  Odm-  aber  sie  sind  von  Nomina,  die  ein  u  in  der  Bil- 
dung hatten,  abgeleitet:  AT^^'^ -•  zügeln,  •feAH  •"  abhauen,  'feflA-' 
Wunde  empfangen,  >*fe^-'  einäugig  sein  (lipj),  ^/,d.',  Ä'^?"^-", 

Ä'fe^n!,  hofil-^:,  7-^Re-,  -l-O^',  ^^hoA-,    f-^/^'W-O-, 

•^rlhAfl^s  u.  a.;  vergleiche  auch  fl^P^Os  nützen  mit  u.»^s. 

2)  In  wenigen  Wörtern  und  Wurzeln  ist  ua,  ue  schallnach- 
ahmend: ^ö'  und  y\y\''  Babe,  -h^-"  und  l-P''  Nachtrabe,  'feOV'J'Th! 
Frosch,  T^CV.!  Ze/«/e,  Gurgel,  h'il*'Cl''d'  murmeln,  vielleicht  in 

'hP'O'  eructavit,  wenn  nicht  eher,  weil  von  J^y^?-  abgeleitet,  und 
in  h'i^Ö'  juchhe! 

3)  In  einer  Reihe  von  anderen  Wörtern  scheint  diese  Ver- 
rauherung  eingetreten  zu  sein,  weil  der  Kehllaut  gegen  seine  ur- 
sprüngliche Aussprache  um  eine  Stufe  erweicht  ist,  also  gleichsam 
um  eine  andere  Härte  zu  ersetzen.  So  scheint  in  rhT^A"  l^^n' 
>^>^'  1  aus  h,  in  ft7"Ä-  KT^C"  1  aus  0,  in  AH-T^^  MT-Ö' 


48  §  26.     U-haltige  Kehllaute, 

1  aus  4»,  in  Afhh"-'  h»rtf  s  W-T^s   h  aus  4»,  in  J^W-^-fl--  Vf-rTirt' 

h  aus  ih'h  entstanden.  Aehnliches  lässt  sich  auch  sonst  nach- 
weisen ;  so  hat  sich  z.  B.  in  ?i^As  ?i7"A'ihs  u.  s.  w.  das  d  zu  K 
erweicht  und  die  Härte  ist  durch  den  ^^-Laut  bei  1  ersetzt. 

4)  Sofort  ist  aber  diese  i^-haltige  Aussprache  auch  in  manche 
Wörter  und  Wurzeln  eingedrungen  nur  aus  einer  allgemeinen  Vor- 
liebe der  Sprache  für  solche  Laute,  ohne  dass  wir  jetzt  im  Stande 
wären,  besondere  Veranlassungen  dazu  nachzuweisen,  wie  umgekehrt 
die  bis  jetzt  entwickelten  Veranlassungen  keineswegs  überall,  wo 
es  äusserlich  möglich  war,  diese  Folge  nach  sich  gezogen  haben. 
Doch  scheinen  dabei  immer  die  übrigen  Lautverhältnisse  des  Wortes 
mit  in  Betracht  zu  kommen.  Ganz  schwache  Wurzeln  suchen  sich 
durch  dieselbe  mehr  Lautfülle  zu  erwerben,  z.  B.  7"f?"  fliehen^ 
l'^t'h'  eilen  ('>^)\  in  Fällen  wie  W'rihrt'  ist  diese  Aussprache 
offenbar  leichter  als  Ylthfi'.  Besonders  häufig  und  beliebt  ist  sie 
vor  einem  ^  (gegen  30  mal  in  äthiopischen  Wörtern),  weniger  vor 
Hauchlauten,  dann  vor  A  (gegen  15  mal)  und  ^  (gegen  20),  vor 
fi  W  (etwa  15)  und  Ä0  (etwa  10),  mehr  vereinzelt  auch  vor  allen 
andern  Lauten,  ausser  vor  wurzelhaftem  (D  und  (\  (doch  im  Ver- 
dopplungsstamme fl'y^'fl'V"S;  vor  d,  nur  in  it'i'C');  auch  findet 
sie  nie  statt  vor  einem  der  drei  andern  Kehllaute,  wogegen  aller- 
dings da,  wo  der  w-haltige  Kehllaut  selbst  verdoppelt  und  der 
Doppellaut  durch  einen  Vocal  auseinander  gehalten  wird,  beide- 
male  die  rauhere  Aussprache  eintritt.  Ferner  scheint  sich  in  einigen 
Wurzeln  diese  Aussprache  festgesetzt  zu  haben,  um  sie  von  andern 
sonst  gleichlautenden  ganz  verschiedener  Bedeutung  zu  unterscheiden, 
vergl.  'V^A'fej  mit  '1[A4'--,  i^'feA'feA--  mit  h'}4*^^^'',  fl'feAs  mit 
n4*Av  rth»?s  mit  rthP'-  Endlich  hat,  wenn  in  einem  Wort  zwei 
Kehllaute  (übrigens  durch  einen  andern  Laut  getrennt)  vorkommen, 
oft  die  Festsetzung  der  w-haltigen  Aussprache  bei  dem  einen  die- 
selbe auch  beim  andern  nach  sich  gezogen  :  "Tr^Ali"  T^rh^fe'?  ferner 
Ä"Clnf"W"^-"  Thürangel  (Fem.  von  J^'Ch-h-";  das  worin  die  Thüre 
hin  und  her  geht). 

Schliesslich  ist  noch  zu  bemerken^,  dass  manche  Wörter  und 
Wurzeln  zwischen  der  «i-haltigen  und  gewöhnlichen  Aussprache 
des  Kehllauts  schwanken  oder  jene  nicht  durch  alle  einzelnen  Bil- 
dungen durchführen  (vergl.  'k^O'  und  ^dO',  ^/.^J  und  ^^dj, 
die  Wurzeln  to^l--,  A^^'-  und  Uli"!»'');  auch  suchen  sich  häufig 
gebrauchte  Wörter  wie  TfW'ii-'  ?iAlrf"[-=  allmählig  durch  Ab- 
schüttelung  jener  Aussprache  zu  vereinfachen  IlM''  "h^il'P'- 

1   S.  Tuen,  Comment.  1,  S.  18—22. 


I 


1 


§  27.    Zahn-  niid  Zungen-Stimimlaute.  49 

4.  Die  Zahn-  und  Zungen-Stummlaute  ft'l'ril.  Durch  §  27 
Zusammenwirken  der  Zunge  und  der  Zähne  werden  ausser  den 
flüssigen  Lauten,  von  denen  wir  hier  absehn,  gebildet  der  weiche 
Laut  ft  f?,  der  harte  '['  t;  an  sie  reiht  sich  wie  zu  den  Gaumen- 
Kehllauten  das  *l*j  ein  dritter,  dem  Semitischen  eigentümlicher  dumpfer 
explosiver  Laut  rtl  t,  durch  Zusammenwirken  der  Zunge  und  des 
Gaumens,  „mit  Erhebung  der  Zungenwurzel  gegen  den  hintern 
Teil  des  harten  Gaumens"  gebildet^.  Ganz  wie  in  der  Classe  der 
Kehllaute  +  für  x^  und  h  für  %  der  Fremdwörter  gebraucht  wird, 
so  wird  auch  hier  das  griechische  r  gewöhnlich  durch  m>  z.  B. 
t^^au'}',  ATC--,  9^/^m.C',  '^T^--,  dagegen  das  griechische  {) 
oder  T^  durch  1'  wiedergegeben,  z.  B.  A.'f'ftT^v  ^'bPtl',  '^'l" 

In  den  äthiopischen  Wurzeln  sind  diese  drei  Laute  ziemlich 
scharf  getrennt,  und  sehr  selten  wechselt  'f'  und  (ti^  wie  V't'V " 
und  VniV^  ^^'l'O  und  VTO-  in  etwas  verschiedenen  Bedeutungen, 
so  auch  'V'ÜO  •  männlich  sein  und  (fl'ÜO  '  standhaft  sein  i^'^)- 
Im  Anlaut  hat  sich  't*  öfters  schon  zu  R  erweicht  (§  73). 

Aber  gegenüber  den  andern  semitischen  Sprachen  zeigt  das 
Aethiopische  mehrere  Wechsel  dieser  Laute.  Seltener  hat  es  das 
weichere  R  für  n  in  hftV»  bedecken  ]n|  Dn3  [V^^  e^<^^^   für  ^ 

in  VR'I'  =  hauen  ^DJ ,  ft<^ J  =  verdunkelt  sein  ]n^  ^^.^^  R-flC  •' 
^er(7  niD  "113^,  Rl^rtfls  löschen,  tilgen  u^Jc  (j^x)t>,  'V-^T'  M^emr/ 
iaxkÄ,  und  i*  für  10  in  •J'^'A'  tödten  ^Dj^  J^^**,  4';^^s  Eauch- 

werJc  nnlDp  ^Lki>,  't'^fTr^'  Mücken  zu  jj.i?.  Häufiger  zeigt  es  die 
stärkeren  und  härteren  Laute  für  die  weicheren,  so  wahrscheinlich 

i*  für  1  in  rhi"i'5  untersuchen  tX^-,  vielleicht  in  hM*^'  Ge- 
schenk zu  "init%  m  für  "I  in  ir^a\^'  messen  l'l'O  tU>,  ^i^^:  Tunkt 
11p3  iaÄJ,   mfl+s  ankleben  pD^  (J-^-S^,  <OAm'   ändern,  tauschen 


1  Vgl.  Trumpf,  S.  518.  —  lieber  die  emphatische  Consonantenaus- 
sprache  im  Aethiopischen  giebt  es  verschiedene  Angaben  und  Theorien,  die 
aber  nicht  mit  einander  übereinstimmen;  vgl.  Moore,  Proc.  Am.  Or.  Soc.  1888. 
p.  XXX  ff. 

2  [Vgl.  GüiDi,  Le  traduzioni  degli  EvangeUi  in  Ärabo  e  in  Etiopico, 
Roma,  1888,  p.  34,  Note.] 

^  Vgl.  assyr.  nadänu  gehen  "?n2  (zwischen  zwei  n),  Haupt,  Siim.  Fam.- 
Ges.,  S.  43. 

*  S.  Haupt,  a.  a.  0.,  S.  74. 

Dillnianu,   AetLiop.  Sprache,  2.  Aufl.  4 


50      §  27.  Zahn-  und  Zungen-Stummlaute.  —  §  28.  Lippenstummlaute. 

JcXj,  OdüV  ZU  Frohndienst  zwingen  H^JiJ  ^'^^•)  iiO\^'  zerreissen 
^i^,  mV^-  genau  untersuchen  bt>  11,  T^'  Genauigkeit,  ril'>4'4" 
genau  sein,  rtlf  ^^  genau  erkunden  zu  p'^  j^t>  p'^'^,  obwohl  in  der 

Bedeutung  Mein  sein  auch  Ä4*4*  •  noch  häufig  ist,  sodann  für  H 
in   OD(i\^:    in  die  Höhe  heben  ^   ^-^^j    jP^p^l* :    SüssigJceit 

pn^  und  ^^üiix»,  fl^av  verführen,  täuschen  zu  HH^,  mTO-  stossen 
(Hörn  blasen)  VDJ!)'  In  vielen  dieser  Wurzeln  nat  das  Aethiopische 
das  ITI  mit  dem  Arabischen  gemein  gegenüber  den  nordsemi- 
tischen Mundarten. 

Weiterhin  entspricht  R  öfters  6,  und  m     ^  und  ^,    z.  B. 

in   htl'i'^f^^'    anMagen   ^i>y    niA^^ '    unrecht,   treulos  handeln 

[V-l^Jö  >a^,  a\li*(0*'  Plejaden  bvJ,   AiT^fs  erwerben  M,   m^'fls 

nähen  ^äj  und  oiÄj  und  iw>LX-w^.  obgleich  diese  angezischten  Laute 
des  Arabischen  sonst  im  Aethiopischen  auch  in  volle  Zischlaute 
übergeh n  (§  30).  Dem  \jo  entspricht  häufig  rtl :  flTr/i"  Schnitte 
in  die  Haut  machen  /«^dj,  h(l\^'  knebeln  p1^  o^"^'  TCft'  und 

ÖCll'  Backensahn  ^y^i   rtl*70«  sich  anhängen  ^^^,   nXiLC' 


</  -' 


Geivölbe   vA^. 

Endlich  ist  gegenüber  andern  Sprachen  auch  ein  starker 
Wechsel  der  Zahn -Zungen -Stummlaute  mit  den  entsprechenden 
Zischlauten  wahrzunehmen.  So  spricht  man  Ä"rhh'  lahm  sein, 
hinken  ^^'^,  f^^b'  Geflüster  für  yo^,  ft<i.V'  verbergen,  zurück- 

legen  für  ]£^  ^•^^;  ferner  'IhAfl»'  Flachs  wahrscheinlich  =  Vr-^? 

0^-^'  Bett  i!nj[^  l^jjl  0*7^'  endlich  a\Ct\'  schreien  (neben  T^Cth') 

L.O   -^^^  nn^,   4*T4*m-'  und  4*ä'4'ä!  zermalmen,  OX^C-  Buss 

zu  jÄau  und  vÄ^,  T^P-  gesund  sein  L:s\^  =  K'rhfl*:.  lieber  die 
andere  Seite  dieses  Wechsels  s.  §  30. 

§  28  5.    Lippenstummlaute  fl  <i.  Ä  T.    Die  übrigen  semitischen 

Sprachen  haben  nur  zwei  mit  den  Lippen  gebildete  Stummlaute, 
den  weichen  (1  und  den  harten  d*.  Bei  den  Nordsemiten  wird 
jeder  von  beiden  bald  angehaucht,  bald  härter  ohne  Anhauch  ge- 
sprochen; die  Südsemiten  kennen  diese  Unterscheidung  einer  dop- 
pelten Aussprache  nicht,  sondern  sprechen  fl  b  (oder  auch  noch 
weicher,  dem  v  ähnlich),  d^  aber  aspiriert,  doch  nicht  ^j/i,  sondern  /", 


§  28.    Li])pcnstnmmlaute.  Ol 

und  dem  arabischen  Mund  wenigstens  ist  die  Aussprache  des  p 
niclit  möglich^.  Bei  den  Abessiniern  jedoch  hat  sich  auch  der 
härtere  unaspirierte  Laut,  nämlich  p  ausgebildet,  aber  als  wären 
auch  sie  wenigstens  ursprünglich  unfähig  gewesen,  ein  reines  p  zu 
sprechen,  in  eigentümlicher  Lautweise.  Entweder  wird  das  p  mit 
grosser  Anstrengung  des  Sprach  Werkzeugs  stark  und  plötzlich  hervor- 
gestossen,  und  es  entsteht  so  in  der  Lippenlautclasse  ein  dem  em- 
phatischen 4*  und  (l\  der  beiden  andern  Organe  ähnlicher  empha- 
tischer Laut  p^  Ä,  oder  es  wird  leicht  angezischt  p^  T,  wie  in 
dem  griechischen  yj.  Diese  Auffassung  von  T  scheint  wenigstens 
aus  dem  alten  Namen  Psa  hervorzugehen;  dabei  ist  aber  zu  be- 
achten, dass  LuDOLF  und  Isenberg  die  Aussprache  von  T  ausdrück- 
lich als  die  unseres  p  bezeichnen^;  es  muss  demnach  wenigstens 
später  als  p  gesprochen  worden  sein.  Von  diesen  beiden  Lauten 
hat  sich  der  erstere,  Ä,  sicher  unabhängig  vom  Griechischen  ent- 
wickelt*, denn  weder  das  Zeichen  noch  der  Name  des  Buchstabens 
weisen  auf  griechischen  Ursprung,  und  er  kommt  keineswegs  bloss 
in  Fremdwörtern,  sondern  in  acht  äthiopischen  Wurzeln  „und  Wör- 
tern vor.     In  diesen   ist   er   in  der  Regel    aus   einem   h  verhärtet 

und   verdumpft:    XÄ'   werfen^    treffen   (schiessen)    gehört   zu   ^s^, 

4*AÄs  etwas  Zugeworfenes  mit  dem  Munde  fassen  zu  1175  {^"^S)^ 


1  Wallin  S.  23. 

2  Die  beste  Beschreibung  desselben  gibt  Isenberg  S.  8:  the  explosive 
letter  of  this  dass;  the  hreath  puffs  off  from  hetween  the  Ups,  hefore  the 
voivel  is  heard.  S.  dazu  Walltn  S.  10:  „um  eine  solche  Explosion  hervor- 
zubringen, muss  ein  Organ  sich  gegen  ein  anderes  anstemmen  und  so  einen 
Verschluss  bilden,  durch  dessen  plötzliche  Oeffnung  die  hinter  demselben 
eingeschlossene  Luft  zur  Articulation  des  explosiven  Buchstabens  ausge- 
stossen  wird".  S.  auch  König,  S.  45  f.  —  Man  vergleiche  die  emphatische 
Aussprache  des  ^  bei  gewissen  Juden,  Journ.  as.  VI,  16,  p.  517,  und  bei  den 
Syrern,  Journ.  as.  VI,  13,  p.  476  ff.;  Nöldeke,  ZDMG  XXXIV,  S.  572. 

3  Isenberg  nennt  ihn  auch  bloss  Pa,  nicht  Psa. 

*  Gegen  Ludolf.  Die  ganze  Darstellung  Ludolf's  von  diesen  Lauten 
ist  nicht  zu  billigen.  Er  meint,  ursprünglich  sei  n  durch  fl  und  ^  wieder- 
gegeben worden,  später  habe  man  versucht,  den  i)-Laut  als  ^  einheimisch 
zu  machen,  es  sei  aber  daraus  ein  novus  und  mirabilis  sonus  entstanden. 
Noch  später  habe  man  die  richtige  Aussprache  des  Jt  gelernt  und  X  bei- 
gefügt, und  dieses  gebrauche  man  jetzt  häufig.  Die  Wörter,  in  denen  ^ 
und  T  vorkommen,  hält  er  fälschlich  für  lauter  Fremdwörter.  An  dieser 
Darstellung  ist  nur  wahr,  dass  T  später  in  häufigeren  Gebrauch  bei  Fremd- 
wörtern kommt;  aber  oft  genug  werden  auch  später  noch  die  drei  andern 
Laute  für  p  angewendet,   zumal  in  ausländischen  Wörtern,   die  durch  Ver- 

mittelung  des  Arabischen  Eingang  fanden. 

4* 


ö^  §  28.    Lippenstummlaute. 

9^T'lr^''  Köcher  zu  xaa^^,  ^^T-:  Stiefel  v^\  l^^A-'  verkehren, 
umstürzen  vw^^i*  '^DPI.     Indessen  auch  aus  £  kann  er  hervorgehen: 


Ä'JÄfl's  (?ie  Glieder  auseinanderrenJcen,  brechen  i-aÄ^;  HÄ.'  (^^)j 

....     ^ , ,.        AÄ».    Unbekannter  Ableitung  sind  die  Namen 

4*8 Ä,  5  Chamäleon^  h'^Ä'JÄ.'  Name  einer  Krankheit.  Auch  in 
andern  Wörtern  scheint  sich  das  h  schon  frühe  zu  einem  härteren, 
aber  weniger  dumpfen  p-Laut  gestaltet  zu  haben;  aber  erst  nachdem 
von  den  Griechen  ein  neues  Zeichen  für  p  eingeführt  war,  konnte 
man    diese    härtere   Aussprache    auch    in    der   Schrift   ausdrücken: 

ÜTti'  ivalken  J:?!  lSjj,   und  ^^'  Hinterhalt^  Nachstellung  HS'n 

^5*3  V^-  —  ^^^  griechische  n  wird  nun  bald  durch  fl,  bald  durch 
<{.,  bald  durch  Ä  und  T  ausgedrückt:  o^'VdtiJi',  ^^P-^f-, 
aViü'  yCY}',  tWil'  ö7i6yyog,  htli-^^'-  OTivglda,  n-A^J^'C^ft", 
rt^Ä-p-'}-"  und  rt^^f-^s,  tl^'E'-  oivam;  für  q?  dagegen  wird  <f., 
aber  wenn  kein  voller  Vocal  vorhergeht,  auch  Ä  und  T  gebraucht: 
t\K,C'  o(paTQa,  fi'i'UC'   odTKpeiQog. 

Die  beiden  andern  Laute  fl  und  d*  zeigen  öfters  Lautwechsel 
untereinander,  wenn  wir  das  Aethiopische  mit  den  andern  Sprachen 
vergleichen.  Einem  äthiopischen  fl  steht  in  andern  ein  £  entgegen, 
z.  B.   in   folgenden  Wörtern:    fl4^(|!   u^s,   J^-fl^Ü  s   Blasebalg 

niO  nSi  aX^  z^-^^?  'ÜÖH'  eine  Antilopenart  (j^-^äUj  p^flH'  erschöpft 
sein  wahrscheinlich  o^j ;  in  Vmfl*  träufeln  f]D3  und  'i(f\dJ  seihen 
haben    sich    beide   Laute    für  verschiedene   Bedeutungen    erhalten. 

Einem  äthiopischen  d*  entspricht  ^1  in  llid,'  dicht  sein  v^^-ycc^s* 
^^j^hs^  VV-^j  fh^d*'  umarmen  pisn  ^aä.  i^L^,  'iKd*'  ver- 
siegen :3^^  v^^  v^-^Jj  hö^dj  einen  Ansfoss  bereiten  :ip})  oiÄ^c, 

iid,^'  kneten  (wenn  nicht  bestreichen)  neben  A^rt'  kneten  zu  ^^ 
und  jaJ. 

Diese  Stummlaute  grenzen  aber  auch  durch  fl  an  den  Halb- 
vocal  (D  an,  und  wie  in  andern  Sprachen  zeigen  sich  in  dieser 
Beziehung  auch  im  Aethiopischen  sowohl  innerhalb  der  Sprache 
selbst  als  auch  gegenüber  andern  Mundarten  nicht  selten  Wechsel; 
so  sagt  man  Oto/is  schwachgliedrig  sein  und  0'üfi'  schwach  sein, 
^Imü'  und  ^'imiD'  (iJ^iJ)  stechen,  durchbohren;  (D  entspricht 
einem  2  ^  in  ihfKDs   lügen  2]:^  V<^^   ItiOJs  überziehen  ^^, 


§§  28.  2*J.    Li[ipeii.stuunuliiatc.  —  §  30.    Zischlaute.  53 

0)fii(Di{i  unschlüssig  sein  J^^j  oder  fl  einem  ^  'VlVi'ü'  Sintse, 

Stachel  J^y>r^'.     Auch   in   Eigennamen   zeigen   sich   diese  Wechsel: 
ftA'f.'JP-n-"  Sylvanius,  ii^^C?'tl''  und  A.nCP"fts  Liherius. 

Ebenso  kommt  ein  Wechsel  zwischen  Stummlauten  und 
dem  Nasal  dieser  Classe  vor^;  OArh:   hcrausreissen  ^-^-«j   flC'Tf" 

kahl  sein  nno  (vgl.  Dnpi),  thCdf^'  sich  im  Kot  ivähen  Jwo*.ä., 

WH'   schmieden   (^^,   und   "i^C'    Tiger  wird  amharisch   V'flC=- 
Andererseits  entspricht  O'i^tros  zornig  sein  v»^^,  und  W7^^'  Ge- 

fallen  haben  geht  schliesslich  auf  j-a^,   va^w  (v*^)  zurück. 

Ueberblicken  wir  nochmals  die  drei  Classen  von  Stummlauten,  §  29 
so  ist  daran  zu  erinnern,  dass  der  Unterschied  der  aspirierten 
und  nichtaspirierten  Aussprache  im  Aethiopischen  ebensowenig 
Eingang  gefunden  hat  wie  im  Arabischen.  Zwar  haben  wir  ge- 
sehn, dass  h  oft  dem  x  ^^^  "^  ^^^  ^  entspricht,  und  können 
daher  vermuten,  dass  in  Fremdwörtern  h  "t"  und  vielleicht  auch 
andere  harte  und  weiche  Laute  mit  einer  Anhauchung  gesprochen 
werden  können.  Aber  für  die  einheimischen  Wörter  folgt  daraus 
nichts.  Wohl  aber  steht  fest,  dass  die  dumpfen  Laute  nie  für  eine 
ausländische  Aspirata  stehen  können,  es  müsste  denn  die  Aspiration 
zugleich  verloren  gehn. 

Wechsel  von  Stummlauten  der  verschiedenen  Classen  unter- 
einander sind  äusserst  selten  und  scheinen  ausschliesslich  der  frühesten 
Sprachbildungszeit  anzugehören.  Verhältnismässig  am  häufigsten 
ist  noch  der  Wechsel  von  ^h  und  <<.,  lOrth*  hinzufügen  ist  f]D^ 

(l^-^;)?   'PCd,'   übrig  sein  ^>->'   nnn;  gh^^ '   Ufer  ^-^  xA^. 

Ein  uralter  Wechsel  von  't  und  h    zeigt  sich   im   Pronomen   der 
Isten  und  2ten  Pers.  (§  65). 

6.  Die  Zischlaute,  im  ganzen  fünf,  gehören  zur  Classe  der  §  30 
Zahn-  und  Zungenlaute.  Unter  ihnen  entspricht  H  dem  Ä,  als  der 
helle  und  weiche  Laut  {z  der  Franzosen  und  Engländer),  das  härtere 
rt  dem  't  (das  starke  s) ;  Ä  der  emphatische  explosive  Zischlaut 
dem  fli.  Und  wenigstens  diese  drei  Hauptlaute  hat  auch  das 
Aethiopische  immer  genau  unterschieden.  Gegenüber  dem  Arabischen 
ist  H  nicht  nur  \,  sondern  auch  ^  (wie  auch  das  Zeichen  M  aus  dem 
minäo-sabäischen  Zeichen  für  <3  hervorgegangen  ist  §  11,  vgl.  auch 


1  Eine  analoge  Erscheinung  findet  sich  im  Sabäo-Minäischen;  s.  ZDMG 
XXIX,  S.  606f.;  XXX,  S.  704f. 


54       '  §  30.    Zischlaute. 

HoMMEL,  ZDMG  XLYI,  S.  536),  wenn  anders  ^  nicht  vielmehr  in 
R  zurücksinkt  (§  27);  und  K  ist  nicht  bloss  \jc^  sondern  vertritt 
auch  die  Stelle  des  io  (mit  der  gleichen  Einschränkung  §  27). 
Neben  diesen  drei  Lauten  haben  alle  Semiten  noch  einen  Schwester- 
laut zu  rt,  etwas  rauher  und  zischender  als  dieser,  nämlich  das  s 
(ti^  \^)  entwickelt,  und  dieser  findet  sich  auch  im  Aethiopischen 
als  IP  ^.  Die  Südsemiten  allein  erzeugten  ausserdem  durch  Zurück- 
biegung des  {jo  zu  den  Stummlauten  \j6  d^  das  die  Aethiopen 
ebenfalls  mit  nach  Abessinien  nahmen  als  0.  Insofern  gehörte 
dieser  Laut  eigentlich  nicht  unter  diese  Reihe;  warum  er  doch 
hierher  gestellt  ist,  darüber  s.  unten. 

In  griechischen  Wörtern  entspricht  meist  H  dem  t,  (HJ^  ' 
Ccojuog,  n^'h'i'  Zeno)^  doch  auch  fl  z.  ß.  fifl/^*  Zosima;  dem  s 
rt  und  I*»,  aber  hie  und  da  auch  ä  und  0  und  dann  oft  merk- 
würdig in  ursprünglich  hebräischen  Wörtern  mit  dem  Hebräischen 
zusammentreffend  (K'P"T'!  0(\h't');  auch  für  griechisches  ri  haben 
die  Aethiopen  öfters  Ä  z.  B.  liTrK'  Ievtlov,  IxiMlf'  Äntiochia^ 
häufiger  jedoch  Tf  und  ^-f  z.  B.  h'JT^lnft-"  ÄntiochuSy  M^ 
^'t*?^'}'  indictio. 

Nach  aussen  hin  grenzen  diese  fünf  Laute  an  die  Stummlaute 
der  Zahn-  und  Lippenclasse.  Das  Gefühl  von  dieser  ihrer  Ver- 
wandtschaft hat  sich  im  Aethiopischen  noch  äusserst  lebendig  er- 

1  Dass  rt  dem  D  uo  (jw,  und  |P  dem  tt^  ^4,  »CO  entspreche,  hatte 
LuDOLF  verkannt,  indem  er  das  Verhältnis  umkehrte,  aber  schon  Hupfeld 
S.  5  hat  auf  das  Richtige  aufmerksam  gemacht  und  Tuch  in  der  zweiten 
der  S.  13  angeführten  Commentationen  dies  weiter  erwiesen.  Ich  betrachte 
die  Sache  damit  als  erledigt  und  verweise  nur  auf  diese  zwei  Schriften. 
Was  LuDOLF  hauptsächlich  irre  führte,  war  die  Nichtbeachtung  der  eigen- 
tümlichen Lautverschiebung  zwischen  li^  />w,  tt^  D  (Jw  bei  Nord-  und  Süd- 
semiten. Dem  nordsemitischen  s  entspricht  nämlich  oft  genug  im  Arabischen 
s,  und  dem  s  der  Nordsemiten  s;   das  Aethiopische  folgte  hierin  meist  dem 

Arabischen  J^t  ^^  fj^-  Zahn,   t^nj^  (j^tXi*  4*^^  s?   y^^  ^«4-w  {i^^Qi^ 

hC/**'  u.  s.  w.  (Tuch  S,  5).  Sonst  aber,  wo  diese  Lautverschiebung  nicht 
eintrat,  entspricht  ^  meist  nicht  bloss  dem  (lw,  sondern  auch  dem  D  t^, 
woraus  wiederum  erhellt,  dass  fl  nicht  =  tJf  ist,  z.  B.  'Ifft^:  www^i».  IQH-  — 

Wegen  dieses  Irrtums  darf  auch  die  in  Ludolf's  Wörterbuch  befolgte  Recht- 
schreibung der  Zischlaute  nicht  ohne  weitere  Prüfung  als  richtig  ange- 
nommen werden ;  sie  bedarf  vielfach  der  Nachbesserung.  —  Ueber  die  Scala 
der  semitischen  Zischlaute  im  Allgemeinen  vgl.  Haupt  ,  ZDMG  XXXIV, 
S.  759  ff.  [und  D.  H.  Müller,  Verh.  VII.  Or.-Gongr.,  Semit.  Sect,  S.  229  ff.]. 


I 


i?ij  öO.  ol.    Zisclihiidc.  55 

halten,  indem  ein  solcher  Stummlaut,  wenn  vocallos  auf  einen 
Zischlaut  stossend,  in  diesen  übergeht  §  54.  Auch  in  den  Wurzeln 
und  ^Vörtern  ist  ein  vielfacher  Wechsel  zwischen  Stumm-  und 
Zischlauten  bemerkbar.  Wie  dieser  sich  im  Pron.  demonstr.  ge- 
stalte, s.  §  G2.  Dass  das  Aethiopische  für  Zischlaute  anderer  Sprachen 
hie  und  da  die  Stummlaute  zeige,  ist  oben  §  27  nachgewiesen. 
Aber  viel  häufiger  tritt  der  umgekehrte  Fall  ein.  Nicht  nur  hat 
es  in  den  Fällen,  wo  das  Aramäische  den  Stummlaut,  das  Arabische 
den  lispelnden  Stummlaut,  das  Hebräische  den  Zischlaut  hat,  eben- 
falls den  Zischlaut ^  z.  B.  ]lol  sy^   "ll:!^  i^C'i  ^^-»  v^;   '211}^  (DI\{\', 


,_v^  ^^  ]y]^  =  lyD  ÄOJsj  und  lässt  so  meist  Zischlaute  für  die 
arabischen  angezischten  Stummlaute  hören,  nämlich  für  ^  meist  w 

z.  B.  thwC''  Stroh  J^Uä^  (^L^x^is»),  >/^Vi*»:  sprengen  Uj  K-J   nti, 

auch   rt  z.  ß.  thdti'  pflügen  vi^v^  ti^nn,   für  ^   entweder  H  z.  B. 

Hfh4's  die  Haut  abgehen  (^^^^  z^*-^^  (andere  Beispiele  s.  oben), 

oder  rt  z.  B.  Otl^'  Buntes  i^cXä,    '^thtlTti'  junger  Bock  £<^^ 

^tX^  n]i,  oder  Ä  z.  B.  OK'^'!  Äst  o^X^?  <^Ä'A<»-"  we?/^ew  J<j3  3^, 

für  iö  Ä  (s.  oben),  sondern  es  hat  nicht  sehr  selten  den  Zischlaut 
auch  da,  wo  selbst  das  gewöhnliche  Arabische  keinen  Uebergang 
zeigt,  und  zwar  dann  meist  den  nächsten  und  allgemeinsten  Zisch- 
laut rt,  für  1  z.  B.  in  hMl'  bis  (aus  "ly  §  64),  /i*kd'  durchbohren 

Iß'Ji  dM'  glühen  ;jt>>  (in  Ableitungen),  l,fi'  früh  auf  sein  l<Xt, 
für  n  z.  B.  fi'^lfs  Süden  ]0^n  ^j^,  fih^fi'  abnehmen,  zu  Ende 
gehen  n.D  o^^^«  und  Dp^  iaü^;  in  den  dumpfen  Zischlaut  K  (ö) 
geht  zunächst  tO  io  häufig  über:  *7'flK*s  ^i'  Aegypten^  flÄCO'  eiw- 

schlafen  Uaj,  Cl^<<.:  f?en  Mantel  anziehen  f]DJ)  ^.jmÄ  VIII,  selten 

T  i>5  z.  B.  HAO^Ö'  Wunderzeichen  zu  £tX^- 

Diese  Zischlaute  sind  aber  auch  unter  sich  selbst  sehr  §  31 
fliessend,  und  in  keiner  Lautclasse  sind  die  Wechsel  zwischen  den 
einzelnen  Lauten   so  stark  wie  in   dieser*.     Wir  sehen  hier  noch 
ab  von  dem  eigentümlichen  Verhältnis   zwischen  0>  und  d  einer- 
seits, K  und  0  andererseits  (wovon  später)  und  fassen  nur  die  drei 

1  Tuch  S.  8  ff. 

2  Hierin  gleicht  das  Aethiopische  ganz  dem  Arabischen. 


56        '  §  31.    Zischlaute. 

Stufen  H)  rt  i*»?  K  0  in's  Auge,  a)  Den  weichsten  Laut  H  treffen 
wir  oft  neben  rt  (lA»)  und  Ä,  oder  statt  dieser;  ihfkd'  denken,  ver- 
muten spricht  man  auch  rhHfl'}  AH^'  zerbrechen  auch  Hd^'  in 
^'HOCs,  tnil^aDQi  Zeile  auch  0^119^0'']  J^'HC  ••  J5ier  auch 
S'^ftCs;  andere  Fälle  s.  §  57;  und  so  kommt  die  Wurzel  0<w>ft: 
verbinden  {lJ2)L  tX^-o)  in  wenig  verschiedener  Bedeutung  auch  als 

Uatif^s  vor.  Häufiger  sind  die  Fälle,  wo  das  Aethiopische  nur  H 
für  s  oder  s  anderer  Sprachen  hat;  z.  B.  für  5  und  s:  ffOni' 
schlagen  DQ^!^,  ll(O*0s  sinnen  n^^,   nlrlO-  schwatzen  ^^^  und 

^-^^  ll'ü^'  Fell  cXaa*;,  H<{.C=  Eanc?  >ä^,  lUdn'  dicht  sein  v-a^ä^j 

7"'M7**1i  5   Unterteppich  x^^^ ,  iW^^aon .-   streichen,  reiben  ^m 

jil^  cy.x)  yxjyx),   seltener  für  s:    H*?^«'  e^M^as  Gelbes   'vA^,   fljlfs 

Morgenstern  zu  u^b  (jaj^  rh^^li'  ö^^/"i^  }^0n  (jo^ä-^^^.  b)  Der 
mittlere  Laut  rt  i**  entspricht  oft   dem  weicheren  T  t>   der  andern 

Sprachen:  d^h'  alt  werdest  HP  !s>  c^>  (^^5i  V/*'Vi^'  sprengen 
nti  IvJ  L^,  CDrtJ:  bestimmen,  abgrenzen  ,j\^,  ^rhflrh^  /im  wwc?  her 

bewegen  yiT  nm  ,^S  f  7^)'   'i'^^'  iveggehen  hl^,  Jf),  rtCi^s  c?ie 

i^2w^  mit  dem  arabischen  j* >*«  gegen  hebr.  D  H  t  (vergl.  auch  in  §  30 
die  Fälle,  wo  A  einem  t>  O  1  entspricht).  Aber  sonst  hat  sich 
auch  A  W  erhalten,  wo  andere  Sprachen  schon  )l  \jd  haben:  Wih^' 
lachen  vil^x.^  pnii  und  pPIti^  thd^w-  zusammenraffen  J^£p  u^^aä., 

iL^^ih-  sich  freuen  n^S  u^^s,  htliLC'  Gelbsucht  Jua  (s.  H^^s 

oben),  A<(.CD:  7^o/fen  HS^,  4^AA!    Wunde  J^^5  '\^,  M^nAnA: 

schimmern  o^.^  (ja.AAaJ,  und  in  andern  Wörtern  wechselt  es  im 
Aethiopischen  selbst  mit  0 :  d^th'  und  Ö^rih'  Breite  j^a^  nsii, 
CrhA '   >2ass   5em   und   CthO  -    schwitzen   yni    u^^\    und    z^'^^- 

c)  Noch  häufiger  allerdings  erscheint  im  Aethiopischen  der  härteste 
Laut  Ä  0  für  weichere  in  andern  Sprachen  vorhandene.  Einige 
Fälle,  in  denen  ä  dem  <3  und  t>  entspricht,  s.  §  30.  Einem  \  ent- 
spricht es  in  Wörtern  wie  ^'h\9^'  Bart  ]'^\,  ^l(Ds  und  Alf  •"  (§  25) 

^^))  ^K'^fel"  Eidechse  cJ-^y?  A<^K-"  (A-'A-O  v^-^,  VKVh^  rein  sein 

^,o.j  zu  T|I  ^^.    Noch  häufiger  steht  es  einem  (jj-  (ji*  gegenüber: 

Ä'/^Ä^  stechen  ^^k^  y}ri  j^xo,  Ä*Ad-'  Geschivür,  Wunde  ä*-Lw 


§  31.    Zischlaute.  57 

über  -^— ^,  1^^ÖT''  Felsen^  Felsenhöhlen  p5P  ^T^  ^"^  c  jV^,  äH'!'" 
schivimmen  >^'^^'^\  äT^C-  neben  f^bCÄ*'  Ilaare  zu  1)711;*  v*^, 
Ä*7ns  sa^^  5em  ^^^  ynr,  ?xGi*0'  rufen  '^W  ^Lo,  hlrd.CO^'' 
S}yrinijen  zu  U*yn9,  2\AJi  =  hassen  L^^  K2t:%  fll*'"^  =  zusammen' 
schüren  (Feuer)  C*[p3  ^^^^  f^'tiD'  riechen  D"'QD  [V^Cw.   Im  Aethio- 

pischen  selbst  kommt  neben  K  noch  rt  vor  in   rth"'^!  und  K"/^s 

Gasse  (pIC*)^;  und  §  73  wird  an  einem  Beispiele  gezeigt,  wie  sogar 
das  fi  der  Causativ- Stämme  sich  zu  Ä  verdumpfte.  Aehnlich  ist 
auch  0  oft  aus  (jli  und  (j^  hervorgegangen :  *l»0^'  (*feÄ^)  einengen^ 

verstrichen  1^|J  y'^^')  0P9^'  linlce  Hand  [♦t-ci,  Qff^O  anheften  "IDD 

^♦^,  1,a)(Ds  gefangen  nehmen  n^^  Laaw,  ö^s  TFwn?^  tT)^  ^^aä,  97.' 

Jfo^^e  Dp  (j^^'W,  7"?7^d'  rauher   Weg  J^=^' 

Schon  aus  der  hier  gegebenen  Uebersicht  der  vielgestaltigen 
Lautwechsel  in  dieser  Classe  erhellt  in  Beziehung  auf  das  Ver- 
hältnis von  rt  zu  IM  und  Ä  zu  0*,  dass  rt  und  K  die  Haupt- 
laute der  zweiten  und  dritten  Stufe  sind.  Sie  herrschen  in  der 
Sprache  durchaus  vor,  und  IP  und  0  erscheinen  viel  seltener.  Der 
Laut  I*»  entspricht  da,  wo  er  erscheint,  meist  einem  u^  oder  ^5 
doch  auch  hier  ist  er  oft  schon  von  dem  einfacheren  ü  verdrängt; 
vergl.  rtCfls  trinken  Vr*^'  rt^A*  wägen  ck^-^  J-äj   ^ptr,   fk^^s 

zerfleischen  inil^  y^j  l^fl'  grau  werden  2^t^  V*"*^?  ^^^  so  auch 

y  9 

^fhdÜ'  schimmeln  v'-^-^i  (v*^)'  i^ä  '  Zunder  g^-V«^,  ferner 
rtj&^^:  4'f^C-'  4*1^^11=  ^'ft^-*  flrt^s  und  viele  andere,  die  entweder 
nur  oder  fast  immer  mit  rt  geschrieben  werden.  In  dieser  Richtung 
ging  nun  die  Sprache  immer  weiter,  der  Laut  5  nahm  so  sehr 
überhand,  dass  s  allmählig  verschwand  und  statt  seiner  vielmehr 
s  gesprochen  wurde  ^.  In  Gedichten  reimt  sich  A  und  IP,  und 
als  man  das  Amharische  zu  schreiben  anfing,  war  das  Bewusstsein 
von  dem  ursprünglichen  Lautwert  des  Zeichens  IP  so  gänzlich  ver- 
loren,  dass   man   für   amharisches   s    das   neue   Zeichen   ft    erfand. 


1  Zweifelhafter  ist  dies  in  fi^^Qi  und  Y\b9^h'' 

2  Nach  König,  S.  47  sind  J\  und  0  Affricationen  ursprünglicher  Ver- 
schlusslaute, ty,  dz. 

3  Vgl.  ScHRADER,  Mouatsher.  d.  K.  Preuss.  Äkad.  d.  Wiss.  1877,  S.  79  ff. 
und  Haupt,  Sum.  Fam.-Ges.,  S.  68. 


S8        '  §  31.  Zischlaute.  —  §  32.  Nasale. 

Leider  hat  sich  diese  Verderbnis  der  Aussprache  in  den  Hand- 
schriften, auch  in  den  älteren,  so  geltend  gemacht,  dass  man  be- 
liebig rt  und  IP  verwechselte,  sodass  wir  jetzt  bei  manchen, 
namentlich  den  selteneren  Wörtern  im  Zweifel  sind,  welches  die 
richtigere  Schreibweise  sei.  Jedoch,  sei  es  weil  doch  in  manchen 
Wörtern  im  noch  etwas  anders  als  Ü  ausgesprochen  wurde,  oder  weil 
die  Macht  der  Ueberlieferung  in  der  Schrift  zu  stark  wirkte,  ganz 
durchdringen  konnte  eine  solche  willkührliche  Verwechslung  nie. 
Wurzeln  wie  ^/^h-  WÜh'-  ^a^i  ^«7«*»:  \\w\i  (D/^h'-  u.  a.  trifft 
man  in  besseren  Handschriften  nie  mit  rt,  und  umgekehrt  Wurzeln 

wie  A-flrt-  Wti'  ^rtA"  'IM'  dfi?'  ^Rrt-  -üMj  /i9^0'  fi^?- 

fi'ÜO'  rtÄÄ'  u.  a.  nie  mit  lA»  geschrieben.  Wie  von  IP,  so  ver- 
loren aber  die  Abessinier  bald  auch  von  0  die  ursprüngliche  Aus- 
sprache als  einer  Muta  und  Hessen  es  wieder  in  den  Laut  Ä,  aus 
dem  es  hervorgegangen,  zurückgehn :  Ä  und  0  wurden  schon  vor 
Jahrhunderten  ganz  gleich  ausgesprochen,  und  in  Gedichten  reimen 
sie.  Aus  dem  Vorkommen  des  0  in  den  einzelnen  Wörtern  können 
wir  indessen  nicht  mehr  sehn,  wann  etwa  diese  Zurücklenkung 
der  Aussprache  angefangen  hat;  wir  treffen  (s.  oben)  noch  ziemlich 
viele  Wurzeln,  wo  das  Aethiopische  für  einen  einfacheren  Zischlaut 
anderer  Sprachen  0  hat,   umgekehrt  auch  manche,   wo  tjo  bereits 

immer  Ä   lautet,    z.  B.   Ä^ifl^   Vr*^'    ÄHfls   ^^,    ^'?'   xkj^-ö, 

?\^'  ^A^j  ?\^0'  aaac.  Auch  drang  die  Verwechslung  beider 
Zeichen  in  der  Schrift  nie  so  stark  durch,  da  0  und  K  in  einigen 
sonst  gleichlautenden  Wurzeln  auch  ganz  verschiedene  Bedeutungen 
begründen.  Nur  in  einzelnen  Wörtern  werden  die  Schriftzeichen 
häufiger  verwechselt.  Merkwürdig  ist  es  zu  sehn,  wie  das  Aethio- 
pische nach  und  nach  durch  Zusammenwerfen  von  *![  und  rh?  0 
und  ?i,  w  und  rt?  0  und  Ä  allmählig  wieder  auf  den  Urzustand 
semitischer  Sprachlaute  zurückzukehren  suchte,  insofern  nämlich 
zweifellos  "^01^0  verhältnismässig  jüngere  Laute  sind. 

§  32  7.    Die    flüssigen    und    weicheren    Laute,    nämlich   die 

Nasale  oo  ^^  die  Zungenlaute  ^  A?  die  Halbvocale  (O  f. 

Unter  den  Nasalen  ist  der  der  Lippenlautclasse  tw  (Jer 
bestimmtere  und  darum  auch  festere,  der  der  Zahnlautclasse  V  der 
allgemeinere  und,  weil  zugleich  an  die  Zungenlaute  grenzend,  mit 
diesen  wechselnd;  beide  Nasale  aber  zeigen  auch  unter  sich  selbst 
nicht  selten  Uebergänge. 

Wie  tro  ^aii  den  Lippenstummlauten  wechsle,  ist  §  28  gezeigt 
worden.    Ebenso  wechselt  es  mit  dem  Halbvocal  <D;  einerseits  sagt 


§  32.    Flüssig-e  Ziin^^-enlante.  59 

man  «tatt  <"*rtlp  den  Bogen  spannen  auch  fl'rt'l»',  andererseits 
verfestigt  sich  anlautendes  fll  zu  ff^  in  c^^iC'  Honig  l};!,  o^Of*' 

ermahnen  J^y^  ^s-^  cXä^  IV  "ty\  mehr  amharisch  f^Wi'  wägen 
(äthiopisch  <DrtV'  §  31)  i^)^^.  Dass  das  bestimmtere  ff^  aus  dem 
allgemeinen  Nasal  hervorgehe,  ist  nicht  häufig:   in  ^Of^Oi'  Imren 

(neben  Tfi'Th-")  H^J  b^  und  in  ÄVThi'"«"  -Bar«^  Ijjt  ^äS  zeigen  aller- 
dings alle  andern  semitischen  Sprachen  n\  in  t\*^9^'V0'  den  Äcker 
^volühestellen  scheint  es  durch  Einfluss  von  (V\  aus  n  entstanden. 
Dagegen  wird  häufiger  m  zu  n  (§  57). 

Der  andere  Nasal,  V  ist  flüssiger  und  schlüpfriger.  Er  kann 
sich  deshalb,  namentlich  im  Auslaut,  ganz  verlieren  §  58,  anderer- 
seits zur  Stärkung  einer  betonten  kurzen  Silbe  leicht  eindringen 
§  58  oder  den  ersten  Laut  jedes  beliebigen  Doppelconsonanten  er- 
setzen §  58.  Auch  geht  er  in  einheimischen  und  fremden  Wörtern 
vor  einem  Zahn-  und  Lippenstummlaut  leicht  aus  T*  hervor  §  57. 
So  wechselt  er  auch  in  den  Wurzeln  öfters  mit  dem  bestimmteren 
o^''  'l'flüVV'  entgeheuj  sich  entziehen  ^^^  IV  u.  V,  ä,^<D!  riechen 

D*^D  f^5   AV"/lh'  kahlköpfig  ^^.^^^.^  W.%\  aber  auch  iA.^1  ^>-Laa.I, 

*^VÄ5  springen  {jo.4^  und  ijcXs.  Andererseits  gehen  mundartlich  i 
und  der  flüssige  Zungenlaut  A  ineinander  über,  dfM'  hinhreiten 
J*Ä.x,  J^'^V'  entkommen^  sich  retten  hu^  (J.ä*4>  J.ä.\,  flTrti^'  Kette 

b 

nSir^i^  (j^j^^  und  äT'KA«"  Cymhel  U^h)t?t  J<Aa-L^*,  umgekehrt 
KAK-  hassen  ^W  \j^^^.    Nicht  so  nahe  liegt  der  Wechsel  von  V 

und  ^  und  ist,  wo  er  vorkommt,  durch  A  vermittelt  zu  denken, 
so  wohl  in  OmV-  räuchern  (neben  ^^*d>')  aus  HDP  y^i  r^-^i  "^^ 

vielleicht  in  h^^lll^'  wiedererstatten  l^t^  yS^M  und  ^^^  (vergl. 

auch  'V'i'^Y'  wanken  y^V)  und  H^^^i  Regen  DlT  (vergl.  auch  rtCl^')- 

Von  den  beiden  flüssigen  Zungenlauten  neigt  sich  zwar 

^  mehr  den  Hauch-Kehllauten  zu;    es   teilt  aber  keineswegs,   wie 

zum  Teil  im  Hebräischen,  die  übrigen  Eigentümlichkeiten  der  Hauch- 

^   Häufiger  ist  im  Amharischen  (f)  zu  iW  geworden;   Isenberg  S.  33. 

2  Vielleicht  auch  Dent,  der  Name   des    19ten  Buchstabens  aus  Dalt. 

3  Ueber  den  Wechsel  von  am  und  al  (vermittelt  durch  an)  im  jeme- 
nischen Arabisch  s.  Mufassal'^,  p.  (öl**,  1.  8,   über  die  moderne  arab.  Volks- 

ausspräche       nLuiI  embäreh  gestern  (für  —Xj^Ü)  Trumpf,  Sitzber.  d.  philos.- 

philol.  u.  h.  Ol.  d.  Je.  b.  Ak.  d.  Wiss.  1877,  Hft.  II,  S.  119. 


60  §  32.    Halbvocale. 

laute,  doch  bewirkt  es  oft  die  gurgelnde  w-haltige  Aussprache  bei 
ihm  vorausgehenden  Kehllauten  §  26,  worin  ihm  freilich  auch  das 
A  folgt  (ebendas.).  Unter  sich  selbst  sind  ^  und  A  in  häufigem 
Uebergang  begriffen,  doch  nur  in  der  Wurzelbildung.    Im  Auslaut 

nämlich  ist  äthiopisch  A  beliebter  als  ^,  daher  i^Oti-  analen  ^yc 
{y\1  ^t)  J^-^j  fl4'A-"  strafen  jl^  n1p3,  }\(\^'  Glied  ^^,  thMi' 
anbrennen  neben  rh^^'  heiss  sein  vä.  nng  J.^  lnä.?  'feK'As  Laub 
y-^^  und  J»-ö,Ä.  XP.     Im  Inlaut  findet  man   diesen  Wechsel  in 

rt^CAJP!  Hammer  von  der  Wurzel  y\B  "119,  ^CflT"  Linsen  ^^Xy^ 

das  härtere  *lCld'  findet  sich  neben  galgala  auch  im  Syrischen. 
Mit  V  teilt  A  die  Schwäche,  dass  es  im  Auslaut  sich  ganz  ver- 
lieren kann  §  58,  wie  es  auch  die  Fähigkeit  zeigt,  ein  vorher- 
gehendes m  n  in  seinen  Laut  übergehn  zu  lassen  §  54.  —  Dass 
ausserdem  r  in  5  übergehn  kann*,  scheint  aus   "^fi'  es  ist  besser 

neben  '%C^  gut  v-^  zu  folgen,  vergl.  auch  Rj^Art^  ^j^^ö  und  vX)0. 

Endlich  sind  die  beiden  Halbvocale  CD  und  f  neben  At 
die  flüssigsten  und  weichsten  aller  Laute  und  in  beständigem 
Wechsel  mit  den  ihnen  entsprechenden  Vocalen,  s.  unten  §  49  fi*. 
und  vgl.  über  10*  und  J&  oben,  S.  34  f.  Dagegen  sind  sie  gegen 
einander  viel  fester  abgegrenzt  als  in  den  andern  semitischen  Sprachen 
und  erhalten  sich,  wo  sie  einmal  Wurzel  gefasst  haben,  zähe,  ohne 
dass  ID  z.  B.  durch  den  Einfluss  eines  i  in  f,  oder  f  durch  den 
Einfluss  eines  «^  in  fli  übergienge.  —  Wie  fl>  sich  aus  andern 
Lippenbuchstaben  erweiche,  oder  sich  in  sie  verhärte,  ist  oben  §  28 
und  §  32  gezeigt  Avorden;  als  erster  Laut  einer  Wurzel  steht  es 
öfters  einem  n  anderer  Sprachen  gegenüber  (§  68),  aber  diese  Er- 
scheinung ist  nicht  als  Erweichung  eines  n  zu  j  w^  sondern  aus 
Verschiedenheit  der  Wurzelbildung  zu  erklären.  —  Als  Gaumenlaut 
grenzt  f    an   ihj  und  wenigstens  Ä'h'jjj^!  verwaist  scheint  mit 

Dn^  zusammenzuhängen  (vergl.  auch  0P9":  neben  |*Iaw). 

^  So  wechselt  auch  in  Fremdwörtern,  meist  übrigens  nach  dem  Vor- 
gang der  LXX,  A  mit  r  und  n,  z.  B.  <WCnhA-"  für  OOQf^Qi^  CTttiAs, 

fr^A,A-",  h.4-n.A:,  ;^f  A--  u  s.  w. 

2  Worauf  Eavald,  Hcbr.  Spr.  S.  66  aufmerksam  gemacht  hat.    Indessen 

hat  Vi^rts  '^^ß^*^  sein  an  ..^irnj  (j*/wäj  \m.j  seine  Anknüpfung.  Das  Wort  ^«'VC^: 
und  ai'^C'    >t-««.io  ist  von  TOfxaQiov  abgeleitet. 


§  33.    Allgemeine  Silbengesetze.  ^^1 

IL    Das  Zusammentreffen  der  Laute  in  der  Silbe 

und  im  W^ort. 

Allgemeine  Silbengesetze. 

Die  beiden  Arten  von  Lauten,  welche  bis  jetzt  getrennt  dar-  §  33 
gestellt  wurden,  kommen  in  der  Sprache  nur  in  Verbindung  mit 
einander  vor;  weder  ein  einzelner  Vocal  noch  ein  einzelner  Con- 
sonant  kann  für  sich  ein  Wort  oder  einen  selbständigen  Sprachteil 
bilden;  erst  durch  ihr  Zusammenlauten  entstehn  Wörter  und  Wort- 
teile. Bei  diesem  Zusammenlauten  ist  es  immer  der  Vocal,  welcher 
einen  oder  einige  Consonanten  um  sich  her  versammelt  und  sie  zu 
einem  Ganzen  verbindet.  Ein  solches  einfaches  durch  einen  Vocal 
zusammengehaltenes  Lautganzes  ist  die  Silbe;  jede  Silbe  muss 
einen  Vocal  haben,  aber  mehr  als  einen  Vocal  kann  sie  nicht  haben, 
es  müssten  denn  zwei  Vocale  sein,  welche  leicht  zu  einem  einfachen 
Vocallaut  zusammenfliessen  (Diphthonge).  Eine  Silbe  kann  schon 
an  sich  allein  den  vollen  Sinn  eines  Wortes  geben,  also  ein  Wort 
ausmachen,  wie  11'  dieser,  ^^'  Wort,  und  die  Sprache  hat  eine 
Menge  einsilbiger  Wörter;  weitaus  die  meisten  Wörter  aber  ent- 
halten mehrere  solche  einfache  Lautgruppen,  unter  welchen  wieder 
eine  die  andern  um  sich  her  zusammenhält  und  den  Ton  des  Wortes 
trägt.  In  der  Art  dieser  einfachen  Lautgruppen  zeigen  die  ver- 
schiedenen Sprachen  verschiedene  Anlagen  und  Fähigkeiten,  je 
nachdem  sie  mehr  oder  weniger  Consonanten  um  einen  Vocal  herum 
sich  anlagern  lassen  können.  Die  semitischen  Sprachen  vermögen 
im  Allgemeinen  die  Häufung  von  Consonanten  in  einer  Silbe  nicht 
zu  ertragen,  sie  sind  vocalreicher.  Jedoch  existieren  in  dieser  Be- 
ziehung Gradunterschiede  unter  ihnen:  das  Arabische  hat  diesen 
semitischen  Trieb  am  folgerichtigsten  entfaltet,  die  nordsemitischen 
Sprachen  sind  weniger  vocalreich,  das  Aethiopische  steht  auch  hier, 
wie  in  so  vielen  andern  Dingen,  in  der  Mitte  zwischen  beiden. 
Namentlich  hat  es,  wie  das  Arabische,  die  Fähigkeit,  in  offenen, 
d.  i.  vocalisch  auslautenden  Silben  einen  kurzen  Vocal  lauten  zu 
lassen,  auch  ohne  dass  dieser  durch  den  Wortton  gehalten  ist, 
andererseits  teilt  es  mit  den  nordsemitischen  Sprachen  die  Fähig- 
keit, in  geschlossenen,  d.  i.  consonantisch  auslautenden  Silben  auch 
lange  Vocale  zu  ertragen,  ja  sogar  ein  Wort  mit  einer  Doppel- 
consonanz  zu  scbliessen.  Im  Allgemeinen  überwiegen  aber  an  Zahl 
die  offenen  Silben  über  die  geschlossenen.  Auch  durch  seinen  ganz 
kurzen   e-Laut,    der   oft    die   Stelle  eines  vollen  arabischen  Vocals 


^2  §§  33.  34.    Allgemeine  Silbengesetze. 

einnimmt,  neigt  sich  das  Aethiopische  auf  eigentümliche  Weise  zu 
den  nordsemitischen  Sprachen  hin.  Im  Einzelnen  sind  die  Gesetze 
der  Silbe  die  folgenden  ^ 

§34  1.   Jede  Silbe  muss  mit  einem  Consonanten  anlauten.    Ein 

Vocal  kann  nie  ein  Wort  oder  eine  Silbe  anfangen,  da  nach  der 
semitischen  Auffassung  der  Lautverhältnisse  jedem  für  sich  laut- 
werdenden Vocal  wenigstens  ein  Hauch,  sei  er  mehr  oder  minder 
stark,  vorhergehen  muss.  Darum  haben  alle  ursprünglich  vocalisch 
anlautenden  Wurzeln  auch  im  Aethiopischen  sich  zu  consonantisch 
anlautenden  verdichtet;  dasselbe  zeigt  sich  in  Fremdwörtern,  die 
in  das  Aethiopische  übertragen  werden  sollen:  h^4*'  äXcpa,  %^ 
if'ft!  Irenaeos,  Ax^l^^  'Avaviag,  Ö'Ü^'V'  'Eß^alog,  hOA^'  oder 
WOa»'  Ex.  30,  13  (indem  o  zu  an  ==  ua  =  wa  aufgelöst  wird) 
ößo?iog,  Oh^f^h'  oceanus,  OhM^'^fi'  Gen.  28, 19,  J&O-^s  'lovdaia; 
erst  die  spätere  Aussprache  erzeugte  ein  reines  w,  i  im  Anlaut  des 
W^ortes  in  Fällen  wie  CO-A-Ä":  J&l'fl^s  §  19.  So  wird  auch,  wenn 
mitten  im  Worte  nach  den  sonstigen  Bildungsgesetzen  zwei  Vocale 
zusammentreffen,  d.  h.  (§  33)  zwei  Silben  entstehen,  von  denen  die 
erste  vocalisch  schliesst,  die  zweite  vocalisch  anlautet,  dies  nicht 
ertragen,  sondern  es  wird  einem  solchen  Hiatus  entweder  durch 
Zusammenziehung  oder  durch  Verschmelzung  zu  einem  Doppellaut 
oder  Mischlaut  (§  39)  oder  durch  Einschiebung  eines  Trennungs- 
lautes (§41)  oder  durch  Verhärtung  eines  Vocals  in  seinen  Halb- 
vocal  (§  40)  abgeholfen,  und  werden  so  die  Lautverhältnisse  auf 
jenes  obige  Gesetz  zurückgeführt;  ebenso  in  Fremdwörtern,  z.  B. 
Theodora  entweder  ^Yxf^li*'  oder  'b^^F'^'- 

Mit  einer  Doppelconsonanz  kann  ursprünglich  keine  Silbe  an- 
lauten, vielmehr  muss  in  den  Fällen,  wo  dem  den  Silbenvocal  ein- 
führenden Consonanten  ein  anderer,  von  Haus  aus  vocalloser  Consonant 
vorhergeht,  dieser  mit  dem  kürzesten  Vocal  e  gesprochen  werden, 
z.  B.  *7flCs  g^-här.  Dieses  e  ist  aber  flüchtig,  fast  nur  ein  Halb- 
vocal  oder  Vocalanstoss,  und  es  ist  dies  einer  von  den  Fällen,  wo 
der  sogenannte  Vocal  der  sechsten  Ordnung  einem  hebräischen 
SchHva  mobile  gleicht  (§  22).  In  der  spätem  Aussprache  des  Aethio- 
l^ischen  wurde  aber,  wenn  es  die  Art  der  zusammentreffenden  Con- 
sonanten zuliess,  z.  B.  wenn  ein  flüssiger  Laut  auf  einen  Stummlaut, 
oder  ein  Stummlaut  auf  einen  Zischlaut  folgte,  sogar  dieser  Vocal- 
anstoss nicht  mehr  gehört,  und  man  sprach  ^f 'Th*  fnöt^  'flAd'  hlä\ 


^  Zu  den  folgenden  Ausführungen  vgl.  König,  Ss.  54  ff.,  92  f.,  104,  118, 
139  f.  und  143  ff. 


§§  34.  35.    AUj^-emoine  Silbengesetze.  ^3 

h^i'"'!'-"  Jcrdmf,  und  weiterhin  sogar  lnA^l>•'  Jcle  für  Jcel-e  (g  47)^ 
in  Fremdwörtern  also  ft^7*7'  sfeng  für  sefcng  ojzoyyog,  YlCtt 
■f'tl-   Chrestos. 

Aber  mehr  als  ein  Consonant  kann  auf  solche  Weise  einem 
den  Silbenvocal  einführenden  Consonanten  nicht  vorgeschlagen 
werden,  sondern  wenn  nach  den  Bildungsgesetzen  mehrere  vocal- 
lose  Consonanten  vor  ihm  zusammentrefifen,  so  muss  ein  Hilfsvocal 
eintreten,  um  ihre  Aussprache  zu  ermöglichen.  Dieser  ist  meist  e^ 
aber  nicht  mehr  so  flüchtig  wie  im  vorigen  Fall,  sondern  ein 
voller  kurzer  Vocal,  z.  B.  J&'7flC'  jeg-har,  'VJiJ^C'Ths  te-mert. 

Fremdwörter  indessen,  die  mit  drei  Consonanten  anlauten, 
würden  durch  die  Einschaltung  eines  Hilfsvocals  in  die  Gruppe  oft 
zu  sehr  entstellt,  und  man  bedient  sich  in  diesem  Fall  eines  auch 
den  übrigen  semitischen  Sprachen  geläufigen  Mittels,  nämlich  der 
ganzen  Gruppe  einen  kurzen  Vocal,  durch  t\  eingeführt,  vorzu- 
schlagen, z.  B.  "hKil^Mli'  esk^ren  scrinium.  Ja  dieses  Mittel  zur 
Erleichterung  der  Aussprache  vocalloser  Laute  im  Anfang  des  Wortes 
wird  selbst  da  gerne  angewandt,  wo  dem  den  Silbenvocal  einfüh- 
renden Consonanten  nur  ein  vocalloser  Consonant  vorhergeht.  In 
einheimischen  Wörtern  äthiopischer  Bildung  ist  der  vorgeschlagene 
Vocal  meist  e,  ?i9"5r:  aus  von  l^>s  |P,  hll^^'^  denn,  weil,  ht\\V'' 
0  doch !  (in  der  Bitte),  Ttx'Ü^'t''  Abwechslung  von  fl^f  s,  "hltljti' 
Herr  für  llOi',  vielleicht  ^A;^'>-■  UnterMeid  und  ?il^rh.a>-." 
Ahne    (über   KlflH'  Fremdling  s.  §  137  a.  E.),    in    äthiopischen 

Wörtern  früherer  Bildung  auch  a  h^QÖ't'  Finger  ^^1.  In 
Fremdwörtern  erscheint  häufiger  a  als  e,  zumal  in  solchen,  die 
durch  das  Arabische  nach  Abessinien  gekommen  sind  :  ItitKuA^^fl' 
Stephamis,  hYlii/'t.'i'f'tl'  neben  dem  älteren  ^a,9'^Tr(f^tl'  Clemens, 

Frocla,  h'ü^lnfLtl'  n^d^sig  (arab.). 

2.  Auslauten  kann  die  Silbe  sowohl  mit  einem  Vocal  als  §  35 
mit  einem  Consonanten.  Lautet  sie  vocalisch  aus,  so  kann  der 
Vocal  sowohl  kurz  als  lang  sein:  11  s  2e,  'Tlfl  s  häba,  ^fx^^' 
fässamaj  ^iWi  qöma,  *^m-'  me'tü.  Schliesst  sie  mit  einem  Con- 
sonanten, so  kann  der  Silbenvocal  kurz  sein,  wie  in  7flClfl"'  gahdrJcü, 
ItiCi}^'^'  gabarkemmü,  oder  auch  lang,  sei  es,   dass  er  den  Ton 


1  LuDOLF,  Gramm,  l,  5. 

"^  In  der  späteren  Aussprache  wirft  man  dieses    3*1   wieder   ab;   man 
spricht  sma,   slcu,   und   so   auch   Ti^h:   bis  (das  anders  entstanden  ist)  sTca^ 

LuDOLF   I,   5. 


64  §  36.    Veränderung  der  Vocale. 

hat,  wie  gewöhnlich,  h9^^Yl'  amlaJc,  h^'^'i'P'  emuntü,  ^9^l\' 
nomka,  ^9^Ml'  tamleh,  oder  auch  nicht,  z.  B.  '%f\\ao*i  met- 
Ummü,  i&'T.Tfl^fPs,  J&^Ä'^tf»-.-  u.  s.  f. 

Eine  Silbe  kann  auch  auf  zwei  Consonanten  auslauten,  doch 
nur  am  Ende  eines  Wortes.  Fälle  wie  Ji^'lhVh'  jene  machen  hie- 
von  keine  Ausnahme,  da,  selbst  gesetzt,  dass  man  ent-Jcü  und  nicht 
vielmehr  ent^kü  spräche,  dieses  Wort  als  eine  Zusammensetzung  aus 
zwei  Wörtern  anzusehn  und  somit  wie  9^'}'lr'h'  was?  00'}**}^ 
"IhSi^  auch  das  Reich  u.  s.  w.  zu  beurteilen  ist.  x\m  Schlüsse  eines 
Wortes  kommt  eine  Doppelconsonanz  hauptsächlich  vor  in  weib- 
lichen Nominalstämmen,  welche  durch  das  engangeschlossene  t  ge- 
bildet sind.  Der  Vocal  einer  solchen  Silbe  muss,  weil  er  durch 
die  zwei  schliessenden  Consonanten  mehr  zusammengedrängt  ist, 
notwendig  kurz  sein,  also  wenn  er  ursprünglich  lang  war,  sich 
verkürzen:  ^TC-^-'  feiert,  ^9^\)C^''  temhert,  h^\}'ü^'  kawäJceht, 
^ÜC't*'  sahdrty  Jirh^'A'ih'  ahqelt.  Nur  wenn  der  erste  dieser 
zwei  schliessenden  Consonanten  ein  Halbvocal  oder  ein  Hauchlaut 
ist,  kann  der  Silbenvocal  auch  lang  sein,  s.  §  36.  Ausserdem  kom- 
men auch  noch  andere  Fälle  vor,  wo  ein  Wort  auf  zwei  vocallose 
Consonanten  endigt;  s.  §  38. 


Veränderung  der  Laute   in   Folge   der   allgemeinen  Silbengesetze 
oder  ihres  Zusammentreffens  mit  andern  Lauten. 

1.    Die  Vocale. 

§  36  Am  meisten  der  Aenderung  unterworfen  sind,   wie  in  allen 

semitischen  Sprachen,  so  auch  im  Aethiopischen  die  Vocale  als  der 
beweglichere  und  feinere  Teil  der  Sprachlaute.  Doch  ist  hier  ihr 
Wechsel  lange  nicht  so  ausgedehnt  wie  im  Hebräischen  (§  22); 
nur  in  einigen  wenigen  Richtungen  macht  sich  ein  häufigerer  Vocal- 
wechsel  geltend. 

a)  Einfluss  des  Silben-  und  Wortbaues  auf  die  Vocale. 

Die  wichtigste  Erscheinung  in  dieser  Beziehung  ist  die  Kür- 
zung langer  und  die  Dehnung  kurzer  Vocale.  Zwar  hat  nach 
§  35  das  Aethiopische  die  Fähigkeit,  sowohl  kurze  als  lange  Vocale 
sowohl  in  offener  als  in  geschlossener  Silbe,  sei  sie  betont  oder 
unbetont,  zu  ertragen,  und  daher  kommt  es,  dass  der  Wechsel  von 
langen  und  kurzen  Vocalen  hier  lange  nicht  so  ausgedehnt  ist  Avie 
in  andern  Sprachen.     Gleichwohl  gibt  es  einzelne  Fälle,  wo  dieser 


§  3().    Verilndeniiip^  der  Vocale.  65 

Wechsel  eintritt.  In  einer  mit  zwei  Consonanten  schliessenden  Silbe 
kann  nach  §  35  kein  langer  Vocal  vorkommen.  Wo  also  einer 
einfach  geschlossenen  Silbe  sich  ein  zweiter  vocalloser  Consonant^ 
anfügt,  muss  ä  zu  a,  ü  und  i  zu  e  sich  verkürzen.  So  bildet 
IP^T«  Händler  im  Fem.  i*»eT-"  (für  iPi'T'l"  §  54),  W^h'  fi^lX' 
im  Fem.  wtiM"  rt^^'J'Tl";  die  sehr  häufige  Form  "^n-C-"  wird  im 
Fem.  "^'flC'lh'  (jehert^  und  nur  von  CVl*ft"  unrein  und  ähnlichen  liest 
man  wohl  auch  C\vh^'  für  CVf-ft-Tf-:  nach  §  42^  'h^Wjtx-  und  AY.4': 
lauten  im  Fem.  'h''}'\l}\'\"  und  AU4"Th"-  Nur  wenn  von  den  zwei 
schliessenden  Consonanten  der  erste  ein  Hauchlaut  ist,  kann  eine  solche 
Silbe  ä  bewahren,  oder  muss  sogar,  wenn  sie  kurzes  a  hatte,  dieses 
verlängern,  z.  B.  Wrlh'!"'  'feT'Hh'lh'  (§  46),  wogegen  andere  lange 
Vocale  als  ä  auch  vor  Hauchlauten  sich  verkürzen  müssen,  z.  B. 
-flÖ-lJs  Fem.  'übö'l"',  doch  findet  man  hie  und  da  auch  txlWjtx'l") 
und  selbst  A.^*'!*'  (von  ii^^'i  sofern  ^  hie  und  da  die  Eigentüm- 
lichkeiten von  Hauchlauten  teilt).  Auch  wenn  der  erste  der  beiden 
schliessenden  Consonanten  ein  Halbvocal  ist,  kann  der  lange  Vocal 
bewahrt  werden;  so  sagt  man  nicht  nur  iP^^'l'',  "V^ihA^'l'-j 
weil  hier  J&  wie  i  lautet,  sondern  auch  rh^ö^"'!' '  j  }\9^ih,(0*'l'i, 
wo  das  (O*  wenigstens  zu  u  hinneigt  §  39.  Ausser  diesem  sehr 
häufigen  Fall  kommt  die  Verkürzung  eines  langen  Vocals  in  der 
Bildung  regelmässig  nur  dann  vor,  wenn  das  tonlose  t  weiblicher 
Verbalpersonen  durch  Anhängung  eines  Suö".  in  den  Inlaut  kommt; 
ferner  durch  Einfluss  eines  f  und  (D,  welche  von  einem  vorher- 
gehenden oder  folgenden  t  und  ü  ein  j  und  w  an  sich  ziehen  und 
es  darum  zu  e  schwächen  §  52,  oder  auch  in  Folge  des  Lautgewichts 
des  Wortes,  indem  sich  ö  und  aus  ö  entstandenes  ä  in  gewissen 
Fällen  zu  ^f,  e  zu  t  vereinfachen  §  60;  und  hieher  gehört  es  auch, 
wenn  ü  hie  und  da  zu  ue  wird,  wie  IfVh"  TtiMl*'  ^ekü  elkü  mit 
hinzutretendem  'fj  wegen  dieser  neuen  Belastung  am  Ende  zu 
1/W"fi.-  und  ?iAVf"*s  und  noch  weiter  zu  Tfhl::  und  hAh*-' 
verkürzt  werden,  s.  §  26.  —  Die  Dehnung  eines  kurzen  Vocals 
zu  einem  langen  kommt  mit  einer  gewissen  Regelmässigkeit  in  der 
Bildung  nur  vor  unter  dem  Einflüsse  eines  folgenden  Hauchlauts, 
und  ist  auch  da  auf  den  a-  und  e-Laut  beschränkt  §  46;  andere 
Fälle,   wo   kurzes  a  e   zu    ätü^   oder  gar    e   zu   e   wird ,   s.  oben 


1  Ein  ursprünglich   das  Nomen   auslautendes  kurzes  e,   wovon  §  38, 
kommt  hier  nicht  in  Betracht. 

2  Eine  Ausnahme  bildet  auch  'JO'A'Tl*':   -^*^^-  J'^^^^-,  P-  142,  1.3.  ^— 
Ueber  Formen  wie  hliliY}^,'  ^  hWliU.  '\'  X  ^'  unten,  §  151,4. 

Dillmann,   Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  5 


66        *  §§  36.  37.    Veränderung  der  Vocale. 

§§  18,  20,  21.  Ausserdem  müssen  wir,  wenn  wir  andere  semitische 
Sprachen  vergleichen ,  in  dem  ä  t  ü  verschiedener  Wortformen 
ursprünglich  kurze,  nur  durch  den  Ton  allmählig  gedehnte  Vocale 
erkennen;  s.  unten. 

Erweichung  und  Zerdrückung  der  Vocale  findet  sich 
zwar  hie  und  da  in  einzelnen  Wörtern,  so  namentlich  die  Erweichung 
des  a  zu  e  §  18,  die  Zerdrückung  des  ü  zu  ö,  und  des  t  einerseits 
und  ä  andererseits  zu  e  §  21  und  die  Vereinfachung  des  ö  zu  ä 
§  18«  als  eine  regelmässige  Erscheinung  in  der  Bildung  kommt  in- 
dessen nur  die  Zerdrückung  des  a  zw.  e  vor  Hauchlauten  §  45,  und 
die  Zerdrückung  und  zugleich  Dehnung  des  a  zu  (^  als  Ersatz- 
dehnung für  eine  Doppelconsonanz  vor  §  56. 
§37  Abfallen  können  einzelne  Vocale   nur  beim  Zusammenstoss 

mit  andern  Vocalen  §  41.  —  Dagegen  ist  diesem  Schicksal  in  Folge 
der  Aenderung  der  Silbenverhältnisse  sehr  häufig  unterworfen  das 
kurze  e,  sofern  es  in  manchen  Bildungen,  wo  es  nicht  durch  den 
Ton  oder  durch  eine  geschlossene  Silbe  gehalten  ist,  schon  äusserst 
kurz,  fast  nur  wie  ein  Halbvocal  lautet  und  daher  bei  entsprechen- 
der Veranlassung  ganz  abfällt.  Im  Einzelnen  gehören  hieher  fol- 
gende Fälle,  a)  Ein  kurzes  e  in  einer  offenen  Silbe  ohne  Ton, 
welcher  eine  andere  offene  Silbe  mit  kurzem  oder  langem  Vocal 
vorhergeht,  kann  sich,  wenigstens  nach  der  späteren  Aussprache, 
meist  nicht  mehr  halten,  es  lässt  den  es  einleitenden  Consonanten 
sich  der  vorhergehenden  Silbe  anfügen  und  schwindet:  so  sagt  man 
f'l'M*'  {\xvs^rm^^\\(ih.  jegaberu)  jegahrTi^  f*?Ch\i*'  (ursi^r.  jesehefü) 
jesehfü,  ^dCXh'  jehärkü,  ^^k"^' ••  jefesmü,  I^'J^^IO-^T' : 
medräivjün,  und  so  in  der  halbpassiven  Aussprache  des  Verburas 
für  ursprüngliches  l'ü/i'  gäbera,  'l'l'üd'  tagdhera  vielmehr  gähra 
und  tagdhra.  Nur  das  e,  welches  den  sogenannten  Bindevocal  der 
Pronominalsuffixe  ausmacht,  erhält  sich,  sei  es  betont  oder  unbetont, 
auch  in  der  späteren  Aussprache,  also  ÄJ^AhJ"  amläkena^  ^Ah' 
qcileka;  auch  findet  diese  kürzere  Aussprache  keine  Anwendung, 
wenn  die  der  Silbe  mit  e  vorangehende  ofi*ene  Silbe  ein  äusserlich 
vorgesetztes  Wörtchen  (z.  B.  Praepos.  oder  Conjunct.)  ist,  z.  B. 
üll^ß''  ba-setäi  (nicht  bastäi)^  ii't'^9^'  la-teqmn  (nicht  latqTim), 
wohl  aber  bei  eigentlichen  Zusammensetzungen,  die  stets  als  solche 
vorkommen  wie  'h*lll^h'i\ih»C'  eg^tahher,  'Mh'fJ-'  ^eJctü.  b)  Ein 
kurzes  e  in  geschlossener  Silbe,  der  eine  offene  Silbe  vorhergeht, 
erhält  sich  fester,  so  dass  man  J&7'flC"  ^<^Ah  s  IrIC'  jegdber 
jämdleJc  neger  spricht,  ähnlich  ÄV^A'  danägel,  h^^^''  awäled^ 
und  nur  eine   nachlässigere  Aussprache    kann    hier    aiväld  jämalk 


§§  37.  38.    Veränderung  der  Vocale.  67 

hören  lassen.  Tritt  aber  eine  vocalisch  anlautende  Bildungssilbe 
an  eine  solche  geschlossene  Silbe  mit  e,  so  wird,  indem  der  Schluss- 
consonant  zur  Bildungssilbe  hinübergezogen  wird,  das  e  sammt  dem 
einleitenden  Consonanten  vereinsamt  und  schwindet,  indem  sich 
letzterer  der  vorangehenden  Silbe  anfügt:  p,7'n<--'  JP'^Ah-"  7*7^-' 
negrt^  f^^lti'  danägla^  (obwohl  ursprünglich  gewiss  danägela)^ 
Ä.*7'>-'  R>*7V"=  degen^  aber  degnü. 

Eine  ähnliche  Einbusse  eines  kurzen  und  flüchtigen  c  hat  das  §  38 
Aethiopische  am  Ende  von  Nominalstämmen  erlitten.  Es  kann 
nämlich  kein  Zweifel  sein  und  lässt  sich  aus  der  Bildung  einzelner 
Nominalstämme  im  Singular  und  Plural  sowie  aus  einigen  andern 
Anzeichen  (s.  unten)  ziemlich  sicher  beweisen,  dass  das  Aethiopische 
einst  die  Grundform  der  Nominalstämme  (im  Unterschied  vom 
Status  constructus  und  vom  Accusativ)  auf  ein  flüchtiges  e  aus- 
lauten liess^,  sodass  man  einst  z.  B.  l'flC"  Knecht  gdbr\  R'i'*7As 
danügeP  sprach.  Dieser  vocalische  Auslaut  muss  sich  aber  schon 
sehr  früh  abgestumpft  haben,  und  bei  den  meisten  Nominalstäm- 
men konnte  dies  ohne  weitere  Schwierigkeit  für  die  Aussprache 
geschehn,  vor  allem  bei  denjenigen,  deren  vorletzter  Consonant 
einen  eigenen,  wenn  auch  ganz  kurzen  Vocal  hat,  wie  ^1^'  0^*'^' 
Ä'i'*7As  u.  a.;  aber  auch  bei  solchen,  deren  vorletzter  Consonant 
vocallos  ist,  konnte  der  vocalische  Auslaut  des  Wortes  leicht  ab- 
geworfen werden,  wenn  die  beiden  so  entstehenden  vocallosen  Con- 
sonanten von  der  Art  sind,  dass  sie  sich  leicht  aneinander  fügen, 
z.  B.  wenn  der  letzte  Consonant  eine  Muta  oder  ein  Zischlaut  ist, 
wie  aoQtqi  d9^tl'  19^^'  hCA^',  oder  wenn  der  vorletzte  ein 
weicher  Hauchlaut  ist  wie  Hh'Ü'  u.  s.  f.  In  diesen  Fällen  ent- 
standen durch  die  neue  Aussprache  eine  Menge  Wörter,  die  auf 
eine  Doppelconsonanz  auslauten  (s.  §  35),  indem  man  7närg,  rdnis 
u.  s.  f.  sprach.    Aber  in  andern  Fällen  ergaben  sich  nach  Einbusse 


1  Aehnlich  wie  im  Arabischen  ein  Nomen  im  Nominativ  auf  ti,  im 
Genitiv  auf  i  auslautet.  Im  Aethiopischen  sind  diese  zwei  Fälle  noch  nicht 
getrennt.  Die  obige  Theorie,  welche  von  Trumpf,  S.  532  bestritten,  von 
König,  S.  76  f.  aber  aufrecht  erhalten  worden  ist,  habe  ich  zu  begründen 
gesucht  in  meinem  Aufsatze  Bemerkungen  zur  Grammatik  des  Geez  und  zur 
alten  Geschichte  Ahessiniens:  Sitzher.  d.  K.  Preuss.  Ak.  d.  Wiss.  1890,  S.  3  ff.  — 
Ueber  die  arabische  Schriftsprache,  die  Nomina  mit  consonantischem  Auslaut 
nicht  kennt,   vgl.  Fleischer,  Beiträge,  St.  2,  S.  281  ff.;  St.  5,  S.  130  ff.;   über 

die  Form  des  himjarischen  Ortsnamens  AaIo  Wüstenfeld,  al  Bakrl  II,  p.  4G3; 

Jäqüt  III,   p.  .576;   vgl.  Olshattskn,    Monatsher.  d.  K.  Freuss.  Ak.  d.   Wiss. 
1881,  S.  690. 


ßo  §  38.     Veränderung  der  Vocale, 

des  auslautenden  e  Consonantengruppen,  welche  sich  nicht  so  leicht 
zusammenfügen  wie  lüC'  'h^l'-  *feK'A-'  0^9^'  u.  s.  f.     Wenn 

hier  gleichwohl,  wie  es  nach  den  Beschreibungen  der  äthiopischen 
Aussprache  der  Fall  zu  sein  scheint,  das  auslautende  e  aufgegeben 
wurde,  so  musste  sich  notwendig  ein  flüchtiges  e  nach  dem  vor- 
letzten Consonanten  eindrängen,  gd¥r,  hef^n  u.  s.  f.  ^  Gleichwohl 
gibt  es  eine  Anzahl  von  Nominalbildungen,  in  welchen  das  aus- 
lautende e  sich  nicht  so  leicht  verdrängen  Hess  und  auch  in  späterer 
Zeit  noch  gesprochen  worden  zu  sein  scheint.  Erstens  musste  sich, 
wenn  ein  Wort  auf  einen  w-h altigen  Kehllaut  schliesst,  in  Ver- 
bindung mit  diesem  u  das  e  zäher  behaupten,  z.  B.  wurde  'V^A4*^! 
hÖ^^'  sicher  nicht  bloss  huelq  und  a'nüq  ausgesprochen*,  sondern 
huelque^  dnaque^  sodass  Ji'^iO*:  und  'h')'^'  Bruder  sich  in  der 
Aussprache  allein  nicht  unterscheiden^.  Zweitens  wird,  wenn  der 
schliessende  Consonant  der  hieher  gehörigen  Nominalbildungen  ein 
Halbvocal  ist,  wie  in  nj^'a>-!  ^C(D"'  ^'hOh'-  l^^ti^'-  h^COh: 
fl9ftfl>--'  ffo^'l'ah:  (D^^'(D*s  l^Ö^',  um  eine  Auflösung  des 
Halbvocals  in  den  Vocal  zu  verhindern,  das  auslautende  e  immer 
beibehalten  werden  müssen,  also  hädw^,  serw%  rä'j%  dhretv^  ferner 
sawäsw\  mahätw%  walätw%  gamaj^  für  ursprüngliches  sawäsew^  u.  s.  f., 
indem  das  flüchtige  e  der  vorletzten  Silbe  verloren  geht  und  der 
es  einführende  Consonant  sich  der  vorhergehenden  offenen  Silbe 
anschliesst  (s.  oben).  Wenigstens  das  (D  erhält  sich  so  am  Ende 
(wenn  ihm  nicht  ä  vorhergeht)  immer  als  Halbvocal;  P  ist  weniger 
fest  und  löst  sich  in  gewissen  Wörtern  und  Bildungen,  die  unten 
in  der  Lehre  von  der  Nominalbildung  besonders  werden  namhaft 
gemacht  werden,  schon  in  t  auf,  z.  B.  <^hAJ&'  und  ^^hü^'  d.  i. 
makalej^  wird  entweder  makülf  oder  makälej  ==  mdkalt^  wie  man 
denn  auch  z.  B.  die  oben  genannte  Form  ^JiJ&s  leicht  rCi'i  für 
rWj^  sprechen  kann.  Ebenso  hat  sich  aber  auch  in  andern  Nominal- 
formen, wie  ÜAfl>"!  (aus  ÜA*Ö>*0  rh^Ö>*'  m^-fl>*"j  das  auslautende 
e  behauptet  und  die  Auflösung  des  Halbvocals  in  einen  Vocal  ver- 
hindert (s.  darüber  weiter  §  51  f.);  vergl.  hierzu  auch  einige  der 
§  9  erörterten  Buchstabennamen.    Drittens  ist  die  Beibehaltung  des 


^   Sodass   solche   Wörter,   die   ursprünglich   arabischen   Wörtern   wie 
dlJlx)  glichen,  sich  nun  vielmehr  hebräischen  wie  TjSp  verähnlichten. 

2   Wenn  man  auch   das  einzelne  Wort   O'^'l'*'}^'   «>HP((iO  aussprach, 
wie  LuDOLF  sagt;  denn  man  schreibt  auch  O'}'}'"}:. 

^   Wie  König,   Ss.  70,  140  diesen  Grund   bestreiten   konnte,   ist   nicht 
ab  zu  sehn. 


§  38.     VL'rändcniiio-  der  Voc^alo.  69 

auslautenden  c  meist  notwendig,  wenn  der  schliessende  Consoniint 
einer  der  fünf  Hauchlaute  ist.  Vor  allem  in  Formen  wie  ^^Ö* 
^^\):  4''fl?i=  Tr^ri/Hi",  wo  der  Hauchlaut  ohne  Vocal  vor  oder  hinter 
sich  nicht  gehört  werden  kann,  die  Aussprache  ndqe"  u.  s.  w.  aber 
ebenfalls  schwierig  ist;  also  ist  hier  (ähnlich  dem  Accusativ  i^Ü' 
und  dem  Fem.  'i^Ü'l'i)  vielmehr  näq^  nciqli^  qeU^  JcuesJf  zu  sprechen. 
Aber  auch  Formen  wie  '^'T}\'  h^lö'  sind,  obgleich  in  ihnen  die 
Aussprache  hüte  ahüge"  in  der  Bildung  begründet  ist,  doch  wegen 
der  Anziehungskraft  des  ä  auf  den  folgenden  Consonanten,  wodurch 
das  folgende  flüchtige  e  vollends  schwindet,  besser  mit  Beibehaltung 
des  ursprünglichen  Auslautes  häf^  abäg^  zu  sprechen.  Ja  selbst  in 
allen  mit  Hauchlauten  schliessenden  Nominalformen,  die  unmittel- 
bar vor  dem  Hauchlaut  einen  andern  Vocal  als  aäe  lauten  lassen, 
wie  'i^hx'  *7fl''?i'j  scheint  dieses  auslautende  e  lautbar  sein  zu 
müssen,  wenn  der  Hauchlaut  nicht  (wie  in  der  amharischen  Aus- 
sprache des  Aethiopischen)  seine  ganze  Kraft  verlieren  soll,  also 
nawtJf  gebu^^. 

Die  spärlichen  Bemerkungen,  welche  die  früheren  Gramn^atiker 
über  die  Aussprache  des  Aethiopischen  bei  den  Eingebornen  ihrer 
Zeit  geben,  reichen  lange  nicht  aus,  um  darnach  alles  Einzelne 
genauer  feststellen  zu  können.  Die  Hauptgesetze  ergeben  sich  in- 
dessen aus  der  Beobachtung  der  Bildungsweisen  und  der  geschicht- 
lichen Entwicklung  der  Aussprache  im  Allgemeinen.  Daraus,  dass 
in  der  spätesten  Zeit,  als  die  Aussprache  der  Hauchlaute  und  Vocale 
in  völliger  Auflösung  begriffen  war,  von  einem  das  Nomen  aus- 
lautenden e  nichts  mehr  gehört  wurde,  folgt  noch  nicht,  dass  es 
nicht  einst  vorhanden  war,  und  wir  werden  gut  daran  thun,  es 
auch  bei  der  Erlernung  des  Aethiopischen  wieder  einzuführen,  wenn 
wir  erkannt  haben,  dass  es  geschichtlichen  Grund  hat.  Die  ganze 
Entwicklung  der  spätem  Aussprache  steuert  nicht  auf  Bereicherung, 
sondern  auf  Verarmung  an  Vocalen  los,  wie  sowohl  aus  §§  37.  38 
als  auch  aus  dem  ähnlichen  Fall  §  34  abzunehmen  ist. 

b)  Zusammentreffen  von  Vocalen. 

Aus  dem  allgemeinen  Gesetz,  dass  keine  Silbe  mit  einem  Vocal  §  39 
beginnen  kann  §  34,  folgt,  dass,  wenn  in  der  Bildung  zwei  Vocale 
unmittelbar  aufeinander  stossen,  sie  sich  nicht  neben  einander  als 
zwei  getrennte  Laute  erhalten  können,  sondern  dem  dadurch  ent- 
stehenden Hiatus  auf  irgend  eine  Weise  abgeholfen  werden  muss. 
Die  hiefür  der  Sprache  zu  Gebote  stehenden  Mittel  sind: 

^  Ebensowenig  kann  man  im  Hebräischen  fl^ti^  oder  r\)^^  sprechen. 


70  §  39.    Zusammenziehung  und  Verschmelzung  der  Vocale. 

1.  Zusammenziehung  und  Verschmelzung.  Zwei  zu- 
sammentrejßpende  Vocallaute  gehn  unter  Umständen  leicht  in  einen 
einfachen  oder  in  einen  zusammengesetzten  Laut  über,  sodass  sie 
nur  eine  Silbe  bilden. 

a)  Stossen  zwei  gleiche  Vocale,  kurz  oder  lang,  unmittelbar 
aufeinander,  so  wird  zwar  nicht  1  -\-t  und  ü  -\-  ü  zu  1  und  ü  zu- 
sammengezogen ,  sondern  einer  von  beiden  muss  sich  zu  einem 
Halbvocal  verhärten  §  52,  dagegen  wird  sehr  häufig  und  regel- 
mässig a-\-  a  m  ä  contrahirt,  z.  B.  in  iW?Cf'  +  ät  (Plur.)  rh*P 
C^-1",  l>7H>-  4-  et  (des  St.  c.)  ö'in^l^h  l-üd-  +  ä  (für  hä,  Suff.) 
l'D^-'j  l)/^/J««  +  äwt  Ö^lt*^'^  sogar  zwei  selbständige  Wörter 
Itxtf^-  wenn  und  Ml'  nicht  werden  zu  'h^'M}'.  Aehnlich  wird  c  +  a 
und  ö  -\-  a  z.  B.  in  der  Accusativbildung  der  auf  e  ö  auslautenden 
Nominalstämme  zu  e  und  ö,  während  sich  in  anderen  Fällen  dieser 
Art  c  und  ö  in  ihre  Bestandteile  auflösen  oder  durch  einen  Tren- 
nungslaut von  dem  folgenden  fremden  Vocal  trennen. 

b)  Treffen  ungleiche  Vocale  aufeinander,  so  gehen  sie,  wenn 
sie  von  der  Art  sind,  dass  sie  zu  einem  zusammengesetzten  Laut 
zusammenschmelzen  können,  in  einen  solchen  über.  Ein  i  fügt 
sich  auf  diese  Weise  leicht  zu  einem  vorhergehenden  ä,  ü^  ö,  z.  B. 
f^^Ö'  er  soll  kund  thun,  'flhj^'  das  Weinen,  'UÖ^^'  Vieh, 
'f-'JJ&'j!  Lager,  ?ih-J&-"  schlecht,  rtV-J&-'^  der  zweite,  IfJ&s  Buch- 
stabenname; doch  muss  in  diesem  Fall  die  Zusammensetzung  immer 
mehr  äusserlich  bleiben,  und  äi  oder  äj  darf  z.  B.  nicht  zu  e 
werden*.  Dagegen  fügt  sich  u  schon  schwerer  sowohl  an  ä  als 
an  c  und  wird  darum  nach  beiden  besser  hart  als  Halbvocal  ge- 
sprochen äw  ew:  fü^Cß^'  er  lasse  her  abkommen  jäwred,  li^(D*' 
Ton  neqäw^  m^-fl^'  Siebengestirn  taräw%  Ä.fl^'  Sah  sew%  11x9^ 
ih»(D*'  Ahne  emhew\  Zwar  sagt  Ludolf,  dass  man  zu  seiner  Zeit 
ft»Üi^-  seu  sprach,  und  Europa  schreibt  man  jetzt  h»fl^(?^")  aber 
daraus  folgt  für  die  ursprüngliche  Aussprache  nichts;  in  älterer 
Zeit  wurde  ein  sv  z.  B.  in  evayyeXiov,  Eulogia,  Eustathius  ganz 
anders  ausgedrückt,  und  wie  wenig  äw  jemals  in  äu  ö  contrahirt 
werden  könne,  zeigt  sich  noch  sehr  deutlich  in  der  Bildung  ge- 
wisser Nominalstämme.  Dagegen  fliessen  ä  -]-  i  und  ä  -\-  u  regel- 
mässig in  ai  und  au  zusammen  oder  verschmelzen  in  sehr  vielen 
Fällen  gleich  noch  weiter  zu  e  ö;    auch   hierin   unterscheidet  sich 


1   Eigentlich  aber  müssen  diese  Formen   hekäj« ,   ekuj^ ,  ta'ajen^  oder 
ta'äjen  gesprochen  werden,  §  38. 

'^  Allerdings  findet  man  für  iPVJ&'lh''    auch  die  Form   IP^'J'!. 


'4 


§40.     V'eiiulrtunj^-  ilus   Vociils  in  ciiu-ii  Jlulltvociil.  71 

das  Aethiopisclie  charakteristisch  vom  Arabischen  und  nähert  sich 
dem  Hebräischen.  Durchwegs  tritt  der  Mischlaut  e  ö  ein  im 
Perfectum  der  dreiradicaligen  Verba  mediae  infirmae  '^,trDs  J^ao: 
(es  müssten  denn  besondere  Lautverhältnisse  die  diphthongische 
Aussprache  herbeiführen  §  94),  in  allen  Bildungen  der  vierradi- 
caligen  Verba,  die  i,  u  als  zweiten  Radical  haben,  wie  A>A?'  'f'llth'i 
in  Noniinalstämmen  von  Wurzeln  tertiae  (D  f ,  die  auf  weibliches  t 
endigen,  und  beim  Pron.  suff.  der  3ten  p.  Sg.  m.  am  Accusativ 
des  Nomen;  der  Diphthong  dagegen  erhält  sich  am  regelmäs- 
sigsten  in  einigen  Bildungen  von  vornvocaligen  Wurzeln,  wie 
ha>'Vi\:  '/•a>-OJr):  h^dfi-  u.  s.  w.,  im  Subjunctiv  der  Verba 
tertiae  f  und  in  den  mit  fl>«'lh'"  und  ^''Th'  schliessenden  Plural- 
formen der  Nominalstämme,  z.  B.  VOIO^'T"'^  0(lf*'t*'^  offenbar  weil 
in  diesen  Formen  der  a-Laut  für  sehr  wesentlich  gilt'^,  endlich  im 
Inlaut  in  allen  Formen,  wo  ein  Diphthong  ai  au  nur  durch  kürzere 
Aussprache  (§  37)  aus  ursprünglichem  äje  äwe  entstanden  ist,  z.  B. 
/i<^J&m**  ^^Ohf^'-.  Aber  in  der  sonstigen  Nominalbildung, 
ferner  in  der  Conjugation  der  Verba  tertiae  infirmae  und  derer  mit 
schliessendem  ü  im  Subjunctiv,  sowie  in  einzelnen  Wörtern  schwankt 
die  Sprache  nach  Verschiedenheit  der  Wurzeln,  des  Zeitalters,  der 
Schriftsteller,  der  Abschreiber  zwischen  dem  Diphthong  und  dem 
Mischlaut;  dasselbe  Wort  kommt  oft  in  beiderlei  Aussprache  vor; 
und  aus  einem  Gesammtüberblick  ergiebt  sich,  dass  die  mischlautige 
Aussprache  mit  der  Zeit  immer  mehr  Boden  gewinnt  und  nur  wenige 
Sprachgebiete  davon  unberührt  geblieben  sind.  Auch  in  Fremd- 
wörtern wird  all  ai  in  der  Regel  durch  ö  e  (t)  ausgedrückt,  und 
doch  findet  sich  umgekehrt  auch  wieder  für  ein  ö  der  Fremd- 
wörter aUj  wie  f  CO-^s  Jota.  —  Der  Mischlaut  e  ö  entsteht  übri- 
gens nicht-  bloss  aus  ai  au,  sondern  häufig  auch  aus  ia  ua,  s.  unten 
§  40.  —  Mit  einem  vorhergehenden  e  kann  nur  i  in  einen  Diph- 
thong ei  zerfliessen,  z.  B.  thj^Oi't''  Jieiwat^,  obgleich  dies  selten  ist; 
dagegen  muss  u  nach  e  zu  w  werden,  s.  §  49  ff. 

2.  Verhärtung  des  Vocals  in  einen  Halbvocal.    Diese  §  40 
ist  nur  möglich  bei  den  Vocalen,  welchen  ein  Halbvocal  entspricht, 
i  und  w,  und  bei  den  Mischlauten  c  und  ö,  indem  sich  diese  wieder 
in  ihre  Bestandteile  auflösen.     Im    Anlaut    eines  Wortes  muss 


1  Doch   ^a-»^:  7^ih:. 

'^   Zugleich  im  Unterschied  von  weiblichen  Singularformen. 
3   In  Cod.  B  des  Sirach  (Petekm.  II,  Nachtr.  55)   ist  statt  il\ß,(D'l^  • 
öfters   rK.J^^fll'lh"   geschrieben. 


72         »         §  40.    Verhärtung  des  Vocals  in  einen  Halbvocal. 

diese  Verhärtung  von  i  und  u  überall  eintreten,  da  kein  Wort  mit 
einem  Vocal  anfangen  kann  §  34,  z.  B.  Oh'h't^'  für  uetü,  J&h't" 
für  iett;  deshalb  sind  alle  ursprünglich  mit  i  u  anlautenden  Wurzeln 
zu  Wurzeln  primae  f  (D  verhärtet.  Ferner  muss  sich  m,  da  es 
weder  nach  ä  noch  nach  e  vocalisch  lauten  kann  §  39,  hinter 
solchen  Yocalen  am  Ende  einer  Silbe  durchwegs  verhärten  ^(D*C^i 
jäwred^  ^(9**10*'  jewgeü^  ebenso  nach  ?,  z.  B.  '['({JD*'\  auch 
verhärtet  sich  i  nach  t,  u  nach  ü^  s.  §  39  und  unten  §  52.  Im  In- 
laut muss  t  ü  überall,  wo  es  zwischen  zwei  Silben  zu  stehn  kommt, 
deren  letzte  mit  einem  Vocal  irgend  welcher  Art  anfängt,  mag  die 
erste  Silbe  offen  oder  geschlossen  sein,  zu  J&fl>*  werden.  So  vor 
dem  Vocal  e :  j^ooj^*^'  f^^(D'9^'  jemäjet  jeqäwem  aus  jema-i-et 
jeqa-u-em,  -t'^^lt''  ta'äjen^  (DA^^V^s  von  a^rh.lf!,  /^COh: 
serw^  aus  seru-%  vor  a  z.  B.  ^Cf '  von  '^d',  "^ACDJ:'  von  -^A*-', 
vor  ä  J&nA.e=  von  ^Üti.',  J&H.J^°*PJ  von  J&H.«^:,  {i'^^Ohfii 
von  fi^y^',  vor  t  "ThnAf-.-"  von  ■^hfl/V.-'j  <w>^^':  für  ma-ü-it, 
vor  ü  J&nA^"  von  J^HA.',  ^Hr'a}."  von  ^lUan*:,  vor  ö  ^d>}i 
^ao",  von  j&^Ä,:,  J&i'A?'^»- -"  von  J&i'A-s,  vor  e  z.  B.  th^*^- 
Vor  allen  Vocalen  ausser  a  ist  diese  Verhärtung  notwendig*;  da- 
gegen geht  t  ü  vor  a  zwar  in  einzelnen  Bildungen  notwendig  in 
ja  wa  über,  in  einigen  andern  aber  kann  der  a-Laut  sich  jenen 
auch  vordrängen  und  so  mit  ihnen  zu  einem  Mischlaut  zerfliessen, 
indem  ia  ua  zu  ai  au  und  weiter  zu  e  ö  wird.    Am  regelmässigsten 

kürzt  sich  so  die  dem  arabischen  iw  --  entsprechende  Nomiualendung 

ab  zu  et  und  e,  z.  B.  d^h^'t''  Hülfe,  1^<^A»'  Gleichnis^,  und  der 
Accusativ  und  der  Status  constructus  vieler  Nomina  auf  t  lautet 
e  für  ja,  z.  B.  'ühfU'  'flhrt.' ;  ebenso  ist  der  Bindelaut  e  zwischen 
manchen  Nomina  und  Pronom.  suflP.,  z.  B.  "IhllM'j  aus  ia  ent- 
standen (§  167).  In  andern  Bildungen  wechselt  ja  wa  noch  beliebig 
mit  e  ö,  so  4*7? '^••  und  4*^^''  Dienst,  ^^fll'Tl":  und  ^-f-'t"'  Lust, 
während  andere  nur  die  contrahirte  Form  zulassen  ^^'["s  Weg, 
ÄA-l'-"  Gebet,  IT'rt.l-:  Ähend  u.  s.  f. 

Ebenso  müssen  die  Mischlaute  ö  e,  obgleich  sie  in  gewissen 
Fällen  ein  folgendes  ä  verschlingen  §  39,  in  der  Regel  vor  einem 

1  Diese  Wörter  können  dann  freiUch  in  kürzerer  Aussprache  nach 
§  36  zu  jemait,  jeqaum,  ta'äin  werden. 

2  S.  jedoch  unten  §  49  flF. 

^  Dieses  auch  von  Schrader,  De  linguae  Äethiopicae  indole,  etc.,  (Gott. 
18G0),  p.  11  angenommene  Gesetz  bestreitet  König,  p.  112  f.,  ohne  dass  ich 
seine  eigene  Erklärung  zu  billigen  vermöchte.  Vgl.  auch  Prätorius,  Äethiop. 
Gramm.  (Karlsruhe  1886),  S.  22. 


§  41.    Einschiebuiifif  eines  trennenden  Consonanten.  73 

unmittelbar  an  sie  antretenden  Vocal,  welcher  Art  er  auch  sei, 
sich  in  atv  und  aj  auflösen,  z.  B.  wird  ^tl\{'''  er  lebe  (=  y>il\^(D'') 
'1'i1\^'ll'  y-il^^in.'  fu'h^'P''  u.  s.  f.,  70=  Seite  im  Plural  liW'V'- 
Dagegen  löst  sich  ein  aus  ia  entstandenes  e  auch  wieder  leicht  in 
ja  auf,  z.  B.  l^^^A.'  +  ät  iT'i^AJP'Th!. 

Indessen  gehen  t  ü  und  e  nicht  notwendig  in  reines  j  w  und 
aj  über,  sondern  können  sich  vor  j  w  an  ihrer  Stelle  behaupten; 
so  findet  man  für  laCYl^^?^'  auch  IdClßf^'P'  aus  inCh^--", 
oder  h(Dd»?''  Deut.  22,  1;  am  häufigsten  und  regelmässigsten  findet 
sich  dies  bei  Nomina  auf  e,  wenn  sie  einen  äussern  Plural  bilden, 
Ä'^-"  Blume  K'IJ?^"-',  Trf->2i-"  Gericht  Yl-^^^-'t"',  und  wenn  an  das 
Pron.  suff.  ^!  noch  ein  anderes  vocalisch  anlautendes  antritt,  z.  B. 
0(ii,y '  gieh  mir  sie  von  liflj^s  und  ä  (=  */)j  s.  übrigens  auch 
§  52.  —  Wir  nennen  dies  die   „halbe  Verhärtung*. 

In  Fremd w^örtern,  welche  zwei  unmittelbar  auf  einander  fol- 
gende Vocale  enthalten,  wird,  wo  es  möglich  ist,  dem  Hiatus  ebenso 
durch  ganze  oder  halbe  Verhärtung  des  einen  vorgebeugt:  ^Cy9^' 
MaQidiLi,  AJ^'^!  Lydia,   h^^thtl'  'Irjoovg,   ^Oh'i^^fls   Leontius. 

3.  Einschiebung  eines  trennenden  Consonanten.  Dieses  §  41 
Mittel,  den  Hiatus  zu  vermeiden,  wird  im  ganzen  selten  angewandt^. 
Am  nächsten  liegt  in  solchem  Fall  (wie  in  einem  ähnlichen  §  34) 
die  Einschaltung  eines  h  oder  eines  noch  stärkeren  Hauchlautes, 
z.  B.  V9*  siehe  aus  V  und  einem  Anhängsel  ä;  doch  findet  sich 
ein  Hauchlaut  als  Trennungslaut  fast  nur  in  Fremdwörtern,  z.  B. 
^hP^lX^h'  Theodosius,  sogar  ii(i»ii^9^'  ^doodfj,.  In  eigentlich 
äthiopischen  Bildungen  aber  wird  der  Hauchlaut  (der  auch  in 
andern  Fällen  §  48  in  einen  Halbvocal  übergehen  kann)  lieber 
gleich  zum  Halbvocal,  und  zwar  ist  hierfür  das  unbestimmtere  fl>' 
beliebter  als  das  spitze  ^.  Am  gewöhnlichsten  ist  diese  Einschal- 
tung eines  trennenden  III* ^  in  innern  Pluralbildungen:  ({'i\(D*C'\" 
Länder  von  'i[d\»C'i  d^^iO^lr'l''  Aeltestenschaft  von  d^^lr' ;  auch 
die  Adjectivendung  äwl  scheint  auf  diese  Weise  aus  äi  entstanden, 
z.  B.  «f'i^'^'E  ■■  neben  ^^*^^';  an  die  Partikel  J  siehe  hängen 
sich  die  Pron.  suffixa  teils  durch  (D  an,  z.  B.  V*Ps,  teils  und  noch 
häufiger  durch  f,  z.  B.  J^-"  Vp-ö»*:  §  160.  (Dagegen  sind  Fälle 
wie  Ä"i!  Blume,  Plural  Klf^'  nach  §  40  zu  erklären.)  Auch 
bei  der  Transscription  von  Fremdwörtern  in's  Aethiopische  kommt 
die  Einschaltung  eines  trennenden  Halbvocals  zur  Anwendung:  't?^ 


1  Vgl.  König,  S.  126  ff. 

2  Vgl.  Ewald,  Gramm.  Ärab.  §  50,  und  Hebr.  Sprachlehre  §  28,  d. 


74    *   §  42.    Zusammentreffen  der  u-lialtigen  Kehllaute  mit  Vocalen. 

J^^:  Theodora  neben  ^'h^^^'-,  'i:?*t\r1^''  Theologie  neben  'tft» 
•7«7"  u.  s.  f.i 

4.  Selten  ist  auch  die  Verdrängung  eines  Vocals  durch 
einen  andern.  An  sich  kann  diese  eigentlich  nur  kurze  Vocale 
treffen.  Das  flüchtige  e  im  Auslaut  der  Nomina  schwindet  vor 
dem  ßindevocal  e  1  der  Pron.  suff.,  z.  B.  lOCs  l'üC?'.,  ^CO^- 
/*'Cfl>"h*.  In  der  Subjunctivbildung  mitteWocaliger  Wurzeln  wird 
ein  e  a  von  ü  und  t  verschlungen,  z.  B.  J&'fcjP'!  für  jeqüem  oder 
jeqTiam,  J&'^T*  für  jemtet;  andere  ähnliche  Fälle  s.  §  49  a.  E., 
§  51  und  §  53.  Auch  wird  im  Accusativ  des  Nomens,  z.  B.  bei 
(DC*^:,  vor  dem  Pron.  suff.  f  (§  154)  a  durch  e  (i)  verdrängt: 
(OC^^ '  warqeja.  (Einige  andere  Fälle,  wo  m,  w  oder  i,  ;  sich 
ganz  verliert,  siehe  §  52).  Bei  der  Transscription  von  Fremdwörtern 
in's  Aethiopiscbe  geschieht  es  häufiger,  dass  von  zwei  unmittelbar 
aufeinanderfolgenden  Vocalen  der  eine  verschlungen  wird;  Beispiele 
s.  oben  und  in  §  20. 
§  42  Eine  besondere  Beachtung  verdient   noch    das   Zusammen- 

treffen des  u  der  w-haltigen  Kehllaute  mit  gewissen  Vo- 
calen. Dieses  u  nämlich  kann,  indem  es  sich  zu  einer  Art  Mitlaut 
verhärtet,  leicht  einen  unähnlichen  Vocal  nach  sich  hören  lassen, 
ohne  dadurch  in  seinem  eigenen  Wesen  beeinträchtigt  zu  werden: 
man  kann  in  qua  que  qut  qua  que  den  Hauptvocal  vom  ^t-Laut 
deutlich  unterschieden  hören.  Wo  demnach  in  der  Wort-  und 
Formbildung  einer  der  fünf  genannten  Vocale  nach  einem  ^«-hal- 
tigen  Kehllaut  eintreten  soll,  kann  dies  ohne  weitere  Schwierigkeit 
geschehn,  und  diese  Vocale  werden  hier  ebenso  regelmässig  durch- 
gebildet wie  nach  andern  gewöhnlichen  Consonanten.  So  bildet 
man  z.  B.  '^"A*fe'  er  hat  gewählt,  'V^AS'  sie  haben  gewählt  (Fem.), 
■^-'^A*)*^.-  du  wählest  (Fem.),  J&'>.A4^3  er  zählt,  '>^'\.*--  Zählung. 
Dabei  versteht  sich  von  selbst,  dass  ein  solcher  Kehllaut  nie  völlig 
stumm  sein  kann,  sondern  immer,  auch  wo  die  entsprechenden 
Formen  gewöhnlicher  Wurzeln  einen  vocallosen  Consonanten  haben, 
ein  flüchtiges  e  nachlauten  lassen  muss,  um  seinen  w-Laut  hörbar 
zu  machen,  sowohl  im  Auslaut,  z.  B.  J&',^»A4^*  jehueleqiie  (von  der 
Form  ^do^9"-  jefesem),  und  ebenso  im  Nomen  §  38,  als  im  In- 
laut: J^'T^C'  deguer,  rhT^A^  hdguel,  hwVf'/h^  JcuäJcueh.  Nur  in 
einzelnen  Wörtern  wird   in  einem  solchen  Fall  der  w-Laut  leicht 


1  Anders  König,  S.  129.  —  Wie  heutzutage  in  Abessinien  Oh  und  J?, 
zwischen  zwei  Vocalen  in  Wörtern  wie  ■^P»C)  IS^C'l^tl'j  rt^-^  ausge- 
sprochen wird,  lehrt  d'Abbadie,  Gatal.  rais.,  p.  127,  Geographie  1,  p.  12  {preface): 


§  43.     Kinlluss  der  llaürlilauic  iiul'  ilie  Vocale.  •  o 

ganz  au%egebeii,  'Uil'U-  und  ?iAln-|."!  §  20,  0'» 7^-"  und  Ü'il'1' 

Eidechse^.  Wo  dagegen  solche  w-lialtige  Kehllaute  ein  ü  oder  ö 
aufnehmen  sollen,  zerfliesst  regelmässig  der  ?^-Laut  des  Kehlbuch- 
stabens mit  diesem  ü  oder  ö,  sodass  man  für  Ijualaqu-Ti^  Ijiialaqii- 
ömTi  'V-Ai^:  ''i»ti^(P»".  spricht,  oder  'Y''hh'  nach  der  Form  •^fl-C-" 
von  7"7^Ai'  u.  s.  w.  Sobald  jedoch  ein  solches  ü  wegen  neu  an- 
tretender vocalisch  anlautender  Zusätze  sich  in  einen  Hall)vocal 
verhärten  muss,  kommt  die  i<- haltige  Aussprache  des  Kehllauts 
wieder  zum  Vorschein,  z.  B.  'V*»A4J'  mit  Pron.  suff,  ömü  wird 
'^o/\<jH.jPai>-:  hualaqiiewömii. 

Die  Vocale  dieser  w-haltigen  Kehllaute  sind  nun  aber  immer 
etwas  schwerer  und  gewichtiger  als  die  entsprechenden  Vocale  der 
einfachen  Consonanten.  Dadurch  erklärt  es  sich,  dass  in  solchen 
Wörtern  von  Haus  aus  kurze  Vocale  sich  leicht  dehnen,  sodass 
man  z.  B.  das  Verbum  ili^s  einäugig  sein  in  einem  Falle  sogar 
VS^s  geschrieben  findet.  Auch  steht  ü  einem  ue^  ö  einem  uä 
ziemlich  nahe,  und  so  geht  ebensowohl  ursprüngliches  ue  ua  leicht 
in  ü  ö  über,  z.  B.  4>^frA!  in  ^frA-",  CYl^ll^''  in  CVbfl'Th.",  fi\\«^' 
Gasse  in  fk\\'1"',  i'rtlit^fP-  in  'lii*^?"'',  'V"A'fe:  in  TAto:, 
als  ursprüngliches  ü  ö  in  ue  uä,  z.  B.  \blf'  sei  in  V/'T^s  u.  a.  §  26, 
hll^^d'  in  htl^d^-  u.  a.  In  genaueren  Handschriften  ist  frei- 
lich ein  derartiger  Wechsel  nicht  zu  beobachten. 

c)  Vocale  und  Consonanten  in  ihrem  Zusammentreffen  oder  in  ilirem  Wechsel 

mit  einander. 

a)  Einfluss  der  Hauchlaute  auf  die  Vocale. 

Unter  den  Consonanten  stehn  die  Hauchlaute  und  die  Halb- 
vocale  den  Vocalen  am  nächsten,  und  diese  ihre  Verwandtschaft 
mit  den  Vocalen   hat  sehr  mannigfaltige  Vocalwechsel  zur  Folge. 

Die  Hauchlaute  stehn  dadurch  in  einer  besonders  engen  §  13 
Beziehung  zu  den  Vocalen,  dass  einerseits  der  Vocal,  am  meisten 
a,  immer  einen  Hauch  in  sich  schliesst,  der,  auch  wenn  der  Vocal 
frei  an-  oder  auslautet,  deutlich  hörbar  wird,  andererseits  der  Hauch, 
ohne  einen  Vocal  vor  oder  nach  sich  zu  haben,  nicht  vernehmbar 
werden  kann.  Dieses  gegenseitige  Verhältnis  der  Vocale  und  Hauch- 
laute bedingt  ihre  Wechselwirkung  auf  einander.  In  so  vocal- 
reichen  Sprachen  wie  das  Arabische  und  in  so  vocalarmen  wie  das 
Syrische  haben  sich  diese  Einwirkungen  weniger  geltend  gemacht; 
dagegen  sind  sie  im  Aethiopischen  wie  im  Hebräischen  sehr  durch- 

^  In  andern  Wörtern  beruht  dies  mehrfach  auf  Fehlern  der  Abschreiber. 


76       '  §  43.    Einfluss  der  Hauchlaute  auf  die  Vocale. 

greifend  und  mannigfaltig  geworden.  Im  Aethiopischen  sind  ausser- 
dem in  Folge  der  schon  früh  eingetretenen  alhnähligen  Verweich- 
lichung in  der  Aussprache  der  härteren  Hauchlaute  (§  24)  einzelne 
Erscheinungen,  die  sich  im  Hebräischen  erst  bei  den  weicheren 
und  schwächeren  Hauchlauten  finden,  auch  bei  den  einst  stärkeren 
Hauchlauten  allgemeiner  geworden. 

1.  Der  Hauchlaut  muss  immer  einen  Vocal  in  seiner 
unmittelbaren  Nähe,  sei  es  vor  oder  nach  sich,  haben. 
Daber  konnte  weder  im  Anlaut  eines  Wortes,  wenn  ein  Hauchlaut 
nur  als  Vorschlagsconsonant  zu  einer  vollen  Silbe  erscheint,  noch 
im  Auslaut  des  Nomens,  wenn  ein  Hauchlaut  auf  einen  vocallosen 
Consonanten  folgt,  die  §§  34  u.  38  beschriebene  kürzere  Aussprache 
aufkommen,  vielmehr  musste  man  rh^  -  oder  ^ÄC"  immer  hese 
und  hesär^  und  ^^ö'  Quelle  u.  dergl.  näq'^  sprechen.  Auch  bei 
Nominalstämmen,  die  mit  Hauchlauten  schliessen,  ist  ein  auslau- 
tendes e  besser  selbst  da  beizubehalten,  wo  ihm  ein  anderer  Vocal 
als  a  ä  e  unmittelbar  vorangeht,  wie  schon  §  38  gezeigt  ist,  wo- 
gegen im  Inlaut  ein  in  offener  Silbe  für  sich  stehender  Hauchlaut 
mit  kurzem  e,  wenn  eine  offene  Silbe  mit  kurzem  Vocal  ^  voraus- 
geht, seinen  e-Laut  ebenso  leicht  aufgibt  wie  andere  Consonanten 
in  dem  §  37  a.  E.  beschriebenen  Fall  und  sich  der  vorhergehenden 
Silbe  anschliesst,  z.  B.  J&fl>*/lhlf*'  je-weh-^ü  von  ^»(O'fhli'  je-we-he^, 
während  es  besser  zu  sein  scheint,  nach  langen  Vocalen  ausser  ü 
den  Hauchlaut  mit  e  als  selbständige  Silbe  zu  bewahren,  z.  B. 
JK.Ä,(i^^!  je-se-e-ram.  Da  ferner  ein  Hauchlaut,  zumal  hOj 
wenigstens  mit  gewissen  Vocalen,  leichter  vor  als  nach  dem  Vocal 
zu  sprechen  ist,  so  scheint  sich  in  einzelnen  Fällen  der  Vocal  von 
der  Stelle  vor  dem  Hauchlaut  nach  denselben  zu  drängen.  Am 
notwendigsten  scheint  dies  zu  sein,  wenn  auf  eine  offene  Silbe  eine 
geschlossene  mit  einem  h  oder  0  schliessende  und  mit  dem  kurzen 
e  zu  sprechende  Silbe  folgt,  z.  B,  ^l'üh'^  eigentlich  je-gä-be\  aber 
gewiss  besser  ye^a6-'e  zu  sprechen,  f^i\9^Ö'i  wogegen  II  r/i'lf  aller- 
dings auch  in  diesem  Fall  leichter  ein  e  vortreten  lassen  können, 
wie  /iVKVTh',  ß'^.CV'"  Nominalstämme  wie  ^^llh',  Ä^PAd-", 
Ä^CÜ '  u.  s.  f.  sind  ohnehin  schon  nach  §  38  eher  quanäz-e  u.  s.  w. 
auszusprechen.  Ob  aber  auch  in  Fällen  wie  f»*!***!'  nur  jenüh  und 
nicht  vielmehr  jenü^h  zu  sprechen  sei,  müssen  wir  dahingestellt 
sein  lassen,  da  hierüber  Nachrichten  fehlen;  aber  wohl  zu  beachten 
ist,  dass  in  einigen  Bildungen  dieser  Form  die  Aussprache  mit  ü 
vermieden  wird  und  dafür  die  mit  ä  eintritt:  fr^lti'  §  53. 

^   Dieser  ist  nach  §  45  e. 


I 


% 


§  44.    Eiiifluss  (Um-  ITauchlanto  auf  (li(^  Vocale,  77 

2.  Die  Hauchlaute  haben  eine  starke  Vorliebe  für  §44 
den  a-Laut^.  Diese  macht  sich  aber  auf  zwei  einander  ganz 
entgegengesetzte  Weisen  geltend :  sie  lassen  in  ihrer  Nähe  entweder 
einen  «-Laut  statt  eines  andern,  in  der  Bildung  begründeten,  Lautes 
hören,  oder  aber  sie  verdrängen,  wenn  sie  um  anderer  Gründe  willen 
einen  a-Laut  nicht  hören  lassen  können,  das  a  einer  vorhergehenden 
offenen  Silbe,  nur  um  nicht  von  ihm  angezogen  zu  werden.  Der 
erstere  Fall  ist  seltener,  der  zweite  häufiger. 

a)  Am  gewöhnlichsten  zeigt  sich  ein  <x-Laut  vor  den  Hauch- 
lauten, wenn  einem  mit  a  zu  sprechenden  Hauchlaut  ein  anderer 
Consonant  als  vorgeschlagene  und  somit  eigentlich  mit  kurzem  e 
zu  sprechende  Silbe  vorangeht:  in  diesem  Fall  tritt  auch  in  der 
Vorschlagsilbe  a  statt  e  ein :  so  sagt  man  ^^iUQi  f^thd'  u.  s.  w. 
statt  9^thC'  9^A\6'^  i^fh^'-  Lachen  für  /^gh^'-  (sogar  nDQ-l"' 
für  9^0'l''  Zorn^  obgleich  0  eigentlich  doppelt  zu  sprechen  ist), 
hihiO-C'  für  Tt\fh(0*O:  ^O^'ü'  für  ß>0^'ü',  und  so  haben  die 
Personalpräfixe  des  Imperf.  oder  Subjunctiv  der  Verba  mit  einem 
Hauchlaut  als  erstem  Radical  immer  a  statt  e  (wenn  der  Hauch- 
laut a  hat);  nur  wo  h^  nicht  dem  Personalpräfix  J&  vorgesetzt 
wird,  kann,  weil  der  Laut  je  durch  das  vorhergehende  t  gehalten 
wird,  das  J&  statt  f  sich  leichter  behaupten,  z.  B.  h^ß^O^'W  und 
K^^O^'Ü'-  Indessen  ist  das  hier  vorgetragene  Gesetz  über  den 
Ersatz  des  e  durch  ä  erst  in  verhältnismässig  später  Zeit  ganz 
durchgedrungen:  in  den  älteren  Handschriften  und  in  den  Drucken, 
die  ihnen  folgen,  findet  man  noch  sehr  häufig  Formen*  wie  9^ihC': 
^thiO^^'j  y'h9^'i'  u.  s.  f.,  während  immerhin  möglich  ist,  dass 
man  auch  schon  in  früherer  Zeit  in  solchen  Fällen  einen  a-Laut 
sprach,  wenn  auch  nicht  schrieb^.  Hat  aber  der  Hauchlaut  einen 
andern  Vocial  als  a,  so  bewahrt  eine  Vorschlagssilbe  vor  ihm  ihr  ^, 
z.  B.  f>'\^l\'',  K'^*-",  9^iKO  u.  s.  w.  —  In  anderer  Weise  zeigt 
sich  die  Vorliebe  des  Hauchlauts  für  ä  statt  e  in  der  Bildung  des 
Subjunctiv  im  I.  St.  von  Wurzeln  mit  mittlerem  und  schliessendem 
Hauchlaut  (§  92).  —  Dass  durch  den  Einfluss  eines  Hauchlautes  ein 
vorhergehender  stärkerer  Vocal,  als  e,  in  a,  ü  übergeht,  kommt 
nur  vereinzelt  vor;  so  spricht  man  z.  B.  das  häufig  gebrauchte 
Wort  für  Tag  lieber  ^^üA^'s  als  H^O^'l"^   wie  es  ursprünglich 


1  Vgl.  König,  S.  148  ff. 

'^  Und  diese  sind,  grade  weil  die  ältesten  Denkmiller  sie  am  häufigsten 
haben,  keineswegs  mit  Ludolf  II,  7,  7  für  Schveibfohlor  zu  halten. 

^  Man  vergl.  das  Verhältnis  zwischen  einem  hebräischen  Sch^iva 
simpJex  und  compositum. 


•  o  §  45,    Einfluss  der  Hauchlaute  auf  die  Vocale. 

lautete;  ähnlich  zeigt  sich  dieser  Einfluss  im  Subj.  einiger  mittel- 
vocaliger  Wurzeln,  der  darum  ßt^h'  j&fl?!'  lautet  gegen  J^V-l^' 
ß>^9^:  u.  s.  w.,  und  statt  V'E'V'  hoch  sagt  man  wegen  des  Hauch- 
lauts auch  V'P''V5.  Auch  hat  sich  hie  und  da  um  des  Hauchlauts 
willen  ein  ursprüngliches  a,  das  in  ähnlichen  Wörtern  ohne  Hauch- 
laut zu  e  erweicht  wird,  erhalten,  z.  B.  Ü'd'l''  Gäbe  §  106  gegen 
T'J'l---;  MC^'-  Topf  neben  ^CVC^'- 
§  45  }))    Wenn   ein   Hauchlaut   einen    andern  Vocal  als  a  ä  hat, 

wird  ä  in  einer  ihm  unmittelbar  vorhergehenden  ofiPenen  Silbe  fast 
beständig  zu  e  zerdrückt,  weil  der  Hauchlaut  durch  ein  ihm  vorher- 
gehendes a  zu  stark  angezogen  und  einen  Teil  seiner  Kraft  an 
dieses  abzugeben  gezwungen  würde  (s.  unten  §  46  f.)  ^.  Indem  die 
Sprache  dieser  Anziehung  durch  Zerdrückung  des  a  zu  e  vorbeugt, 
gewinnt  dadurch  die  Deutlichkeit  der  Aussprache  des  Hauchlauts. 
Am  notwendigsten  ist  diese  Zerdrückung  des  a  zu  e,  wenn  der 
folgende  Hauchlaut  selbst  ein  e  hat;  aber  auch  wenn  er  einen 
andern  Vocal  hat,  tritt  sie  fast  immer  ein.  Man  bildet  also  von 
Wurzeln  mit  mittlerem  Hauchlaut  Nomina  der  Form  7fl.CI'  AVL^*' 
olt,  CtK'd'  hreit  (aber  Fem.  /i^'Ü'),  von  der  P'orm  Id'C'  h'Th!^' 
Sonntag,  Infinitive  der  Form  lH^C'  ittji^'t''  u.  s.  w.  ^'i^'i'  sich 
retten,  9"ih^G't'  erbarmen^  'VT^HXi'  gelehrt  werden  u.  s.  w.,  aber 
ebenso  lautet  das  Imperfect  der  Form  f/l'üC'  ^l'üC'  u.  s.  w.  von 
solchen  Wurzeln  immer  ^9^!hC''  je-me-her,  ß-J^^/hA-",  f9^(t\C'' 
jä-me-hcr,  ß^ilth'  jek-ü  iür  je-Jce-ü  (§  37)  für  ^l\(h''  oder  j&h 
0(0*:,  und  nur  wo  der  Hauchlaut  doppelt  zu  sprechen  ist,  kann 
sich  a  halten,  z.  B.  in  ^ff^VC'  Subjunctiv  von  J&*^UC'5  obgleich 
man  auch  dafür  lieber  ß>9^fhC '  je-mehher  sagt.  Sogar  in  den 
Perfectbildungen  dieser  Wurzeln  von  der  Form  l'üd'  und  't'l'üd', 
welche  ursprünglich  gäbera  tagäbera^  aber  später  nach  §  37  gdbra 
tagäbra  lauteten,  muss  das  a  des  ersten  Radicals  notwendig  zu 
e  erweicht  werden,  teils  weil  der  zweite  Radical  einst  eine  eigene 
Silbe  bildete,  teils  um  der  Dehnung  des  a  nach  dem  ersten  Radical 
zu  ä  (nach  §46)  vorzubeugen,  also  fl>*/lhR'  CM'  (für  IW/hÄ' 
^?if  0  '\*1h\iP'  'VCh?-  (für  'l"lt{\W'  u.  s.  w.).  Ebenso  sagt  man 
'ihi't'  tvir  für  ursprüngliches  ^th^',  um  nicht  nach  §  46  TrlhV' 
sagen  zu  müssen.  Wurzeln  mit  einem  Hauchlaut  als  drittem  Radical 
lassen  in  allen  Bildungen,  in  denen  der  zweite  Radical  in  offener 
Silbe  mit  ä  lauten  sollte,  dieses  a  in  e  übergehen,  also  im  Perfect 
sämmtlicher  Stämme:   'i^'hh   ii'dtU'   sabbeha,   flArh-",   hl/^hh 

1  Vgl.  König,  S.  135  f.,  der  (S.  136)  auch  einige  seltene  Ausnalimsfillle , 
beobachtet  hat. 


§  40.    Einfliiss  der  TTauclihiuti»  auf  tlio  Vocale.  7«' 

'|'<<./*Vh'  u.  s.  w.,  ebenso  im  Subjunctiv,  Imperativ  und  Imperfect 
crewisser  Stämme  wie  J?/>/*'h.!  (für  P-'h^'h-:),  'ir'hj  (^'r  'ii^'h^ 

'll"VV/*'/i,-'  (für  'V'V'iwhS)  u.  s.  w.,  oder  in  Nominalbildungen  der 
Form  '/»"/n^--  und  h'^H^!  z.B.  ^'>ÄVh.:  lleiniger,  i^'i^fr- 
und  ^i'}'^''/.!  Erweclcer.  Das  auf  diese  Weise  entstandene  e  dos 
zweiten  Kadicals  kann  nun  aber,  wenn  eine  offene  Silbe  vorher- 
ofeht,  vollends  scb winden  nach  §  37,  sodass  man  V/^K"  nds'a^ 
'l"ThJ/'''Ai^'"  tetnasl^  Ir^'h^'  nest  zu  sprechen  scheint^. 

3.  Der  Hauchlaut  kann  einen  ihm  in  derselben  Silbe  §  40 
vorhergehenden  Vocal  dehnen,  indem  er  von  seinem  Hauch 
an  den  Vocal  abgiebt,  sich  selbst  aber  dadurch  schwächt.  Im 
Hebräischen,  wo  dieselbe  Erscheinung  vorkommt^,  üben  nur  die 
weicheren  Hauchlaute  diesen  Einfluss  aus,  im  Aethiopischen  aber 
alle  fünf  Hauchlaute  gleichmässig,  indem  auch  die  drei  härteren 
in  ihrer  Aussprache  nach  §  24  immer  mehr  erweicht  wurden.  Vgl. 
König,  S.  131  f. 

a)  Am  regelmässigsten  macht  sich  dieser  Einfluss  geltend, 
wenn  der  Silben  vocal  a  ist,  sowohl  wenn  der  Hauchlaut  die  Silbe 
schliesst,  wie  j&l^^?!.-  für  J&JT'J^K:,  M^d^^lÜx'  für  M'd^whxh 
h'^thOY'  iüYhf^hxBY'i  rt^dVh"  für  rt^dVh-',  n*dVl--  für  n'fedVi--, 
A'^^-fllr»!  für  ni^-n'V«-",  ^lt\\i^'  für  «^hhA:,  als  auch  wenn 
auf  den  Hauchlaut  noch  ein  anderer  entweder  ursprünglich  oder 
in  Folge  späterer  Aussprache  vocalloser  Consonant  folgt,  wie  <^T 
n/hl*-"  Messer,  in^Mix^'  Geldstück,  MlK^'  Feinde,  fihC' 
Schlauch^  "/rh^*'  Spott^.  Wörter,  in  denen  diese  Dehnung  des  ä 
öfter  vermieden  wird ,  sind  sehr  selten ,  z.  B.  lÜÜ '  Vollmond^ 
K'^lf '  Pfand;  T^rhAö^'  listig  sein  häufiger  als  ^il\i\(D.  Doch  ist 
zu  bemerken,  dass  in  den  ältesten  Handschriften  und  Drucken 
dieses  Gesetz  sehr  häufig  erst  vereinzelt  durchgeführt  ist  und  man 


1  HüPPELD  S.  12  meint  zwar,  man  habe  fi9^0'  ^^^h'  ^'^«"'^^  mam, 
und  sogar  j\tl'i*(\(D*fh'  cistabaiva  mit  gänzlicher  Verdrängung  des  Hauch- 
lautes gesprochen;  dies  wird  aber  schon  durch  die  Schrift  widerlegt,  da  man 
solche  Formen  nie  #/»5\:  oder  O^Viltx'  geschrieben  findet.  Ueberhaupt  ist 
die  ganze  Lehre  Hupfelu's  vom  Verhältnis  der  Hauchlaute  und  Vocale  falsch, 
weil  sie  von  dem  Irrtum  ausgeht,  dass  die  amharische  Aussprache  derselben 
etwas  ursprüngliches  sei. 

2  Ewald,  Hebr.  Sprachl.  §  54  f. 

3  Die  Aussprache  der  auf  fem,  t  auslautenden  Wörter  hat  in  diesem 
Fall  keinerlei  Schwierigkeit;  aber  auch  die  andern  wie  "//IhV-  lassen  sich, 
wenn  man  den  harten  Hauchlaut  weich  spricht,  leicht  einsilbig  aussprechen ; 
will  man  aber  die  ältere  Aussprache  des  Hauchlauts  festhalten,  so  muss  man 
säh-qc  sprechen. 


80      "  §  46.    Einfluss  der  Hauchlaute  auf  die  Vocale. 

einst  ebensowohl  oder  noch  öfter  z.  B.  ^^KhA^  ^9^^h.'  u.  s.  f. 

schrieb,  woraus  wir  wohl  mit  Recht  schliessen  dürfen,  dass  sich 
das  Lautgesetz  erst  später  entwickelt  hat.  Im  Amharischen  ging 
man  dann  noch  weiter  und  unterdrückte  in  einem  solchen  Falle 
den  Hauchlaut,  sei  er  hart  oder  weich,  vollständig,  z.  B.  A9"'  Stier 
für  äthiopisches  ^V9"'^. 

Selbstverständlich  findet  dieses  Gesetz  keine  Anwendung  auf 
die  Wortzusammensetzung,  sodass  man  z.  B.  für  Hhhj?''  ha-ekäje 
nie  n?ihj&'  durch  Schlechtigkeit  sagen  kann.  Genau  ebenso  und 
nur  äusserlich  hervortretend  wird  aber  auch  das  kurze  t\  der 
Causativstämme  und  der  CoUectivformen  des  Nomens  behandelt, 
z.  B.  hödd,'  er  ruhte^  h'^ti^'  er  brachte  su  Ende^  txhxH'iX'  Völker^ 
i^rh^'A'Ths  Felder^  wofür  sich  nie  höd^'  u.  s.  w.  findet,  wogegen 
allerdings  andere  Nominalpräfixe  wie  <^  und  'l*  vor  Hauchlauten 
dem  allgemeinen  Gesetz  folgen.  Ebenso  hat  die  Dehnung  des  a 
vor  verdoppelten  Hauchlauten  besser  zu  unterbleiben,  z.  B.  f^ÜC'l" 
mahheröt.  In  den  Reflexivstämmen  der  Form  ■t"?'fl^*  kommt  es 
zwar  hie  und  da  vor,  dass  der  erste  Wurzellaut  sein  a  vor  dem 
stummgewordenen  Hauchlaut  verlängert,  z.  B.  'i*y\thii'^  in  der 
Regel  aber  wird  hier  wie  sonsb,  wo  man  eine  Dehnung  des  ä  ver- 
meiden will,  dieses  a  vielmehr  zu  e  erweicht,  wie  in  'Pltlii^'  für 
i-IrThlP-  §  45. 

Wenn  nun  aber  ein  stummer  Hauchlaut,  der  die  Dehnung 
des  ä  seiner  Silbe  veranlasst  hat,  in  der  Bildung  und  Flexion  einen 
Vocal  annimmt,  also  aus  seiner  ursprünglichen  Silbe  ausscheidet, 
so  hört  auch  die  Dehnung  des  ä  auf,  und  dieses  wird  möglicherweise 
nach  §  45  zu  e  erweicht,  z.  B.  ^9^^'h'  er  komme^  aber  ^9^?kY\*' 
sie  sollen  kommen  für  J&j^Äh«'.  Nur  im  Subjunctiv  und  Imperativ 
einiger  Wurzeln  I.  oder  II.  infirmae  erhält  sich  das  lange  ä  auch 
in  der  Flexion,  weil  es  zugleich  zum  Ersatz  eines  ausgestossenen 
Radicals  dient,  z.  B.  in  g.^h'  J&?K- -"  (Ox-  flÄ,  =  u.  s.  f.  §  53. 
Ebenso  wird  es  in  Nomina  der  Formen  'V^h '  Mangel,  f  ^PÜ  * 
Sanftmut  u.  s.  w.  als  zum  Stamme  gehörig  durch  die  ganze  Flexion 
hindurch  beibehalten  §  143  f. 

b)  Aber  auch  wenn  der  Silbenvocal  e  ist,  kann  es  vorkommen, 
dass  er  durch  einen  folgenden  vocallosen  Hauchlaut  gedehnt  wird. 
In  einigen  sehr  häufig  gebrauchten  Wörtern  ist  diese  Dehnung 
des  e  zu  e  sogar  von  Alters  her  in  der  Schrift  ausgedrückt.    Die 

^  Die  von  König,  S.  132  f.  für  die  Behauptung,  dass  auch  ein  nicht 
vocalloser  Guttural  vorhergehendes  a  dehnen  könne,  angeführten  Beispiele 
beruhen  auf  schlechten  Lesarten  aus  Herrn,  und  4.  Ezra. 


§  47.    Einflusa  der  Hauchlaute  anf  die  Vocale.  81 

schwache  Wurzel  CM'  sehn  bildet  das  Imperfect  beständig  y>d>h^'j 
indem  ursprüngliches  ^Chf»'  (für  f»Ü\i^'  nach  §  45)  je-re-e-i, 
weil  das  i  das  e  vor  sich  verdrängt  und  "h  einen  Einfluss  auf  die 
vorhergehende  Silbe  übt,  zu  je-re'-t  =je-re-t  wird;  analog  findet 
sich  auch  von  der  Wurzel  CÖ^ '  weiden  ^d>\'^  §  92.  Ebenso 
entstand  J&fli/V-s  sie  sagten  aus  fß'üVt^'  je-beh-lü  durch  Dehnung 
des  e  und  Ausstossung  des  Hauchlautes  nach  §  47.  Anderwärts 
wird  eine  solche  Dehnung  des  e  durch  den  Hauchlaut  zwar  nicht 
in  der  Schrift  ausgedrückt,  scheint  aber  für  die  Aussprache  gleich- 
wohl oft  angenommen  werden  zu  müssen ;  denn  Wörter  wie  Clti^' 
lauteten  zwar  vielleicht  einst  wie  (T^Xl,  wurden  aber  später  gewiss 

immer  zu  re'ja  oder  re'ja  zusammengezogen,  ähnlich  O^ii'P'^ 
J&JiH..",  ^ItilM"'  tes-irt,  'Ir^^CV'-t"'  tefreU.  Auch  die  ent- 
sprechenden Lautgruppen  mit  härteren  Hauchlauten  wurden  später 
gewiss  durchwegs  so  gesprochen,  z.  B.  Jt^df^s  'h^/^/hl""  afreht 

tefseht;  so  9^ÖC'  meV  für  meV^,  lÖH'  ge'Sj  sodass  man  hier 
passend  meer,  geez  schreiben  kann*.  Ja  selbst  in  Fällen  wie 
f^r^vC'  für  ^^;hC-  (§45),  IT'/hChv,  -M-rTil-hs  (§  102)  ist 
es  fraglich,  ob  man  nicht  später  für  jemeher,  meherka,  tatehetlca 
zusammengezogen  jemehr,  mehrJca,  tatehtka  gesprochen  habe. 

4.  Der  Hauchlaut  kann,  nachdem  er  seine  Kraft  §47 
an  einen  Vocal  abgegeben  hat,  ganz  verschwinden.  Im 
Auslaut  eines  Wortes,  welches  auf  einen  Hauchlaut  mit  vorher- 
gehendem, durch  den  Hauchlaut  gedehntem  ä  schloss,  geschah  dies 
in  einigen  Fällen  ziemlich  regelmässig,  wie  ^?  •'  Reisegabe  für 
r^h',  Ä-J^Ä"^(r1h)--  Haupthaar,  t^^(lJ)s  Spitze,  ^^ö)  Tafel 
u.  a.,  in  andern  nur  nach  einzelnen  Handschriften.  In  der  Mitte 
des  Wortes  findet  es  gewöhnlich  bei  einigen  vorn  oder  hinten 
antretenden  Flexionssilben  und  sonstigen  Anhängseln  statt;  ganz 
regelmässig  bei  der  Imperfect-  und  Subjunctivbildung  der  mit 
Kj  h'y,  htl'i*  anlautenden  Verbalstämme,  indem  die  Personal- 
präfixe J&5  'Ih,  K,  If  vor  dem  h  zunächst  zu  f,  "t*,  h^  V  werden 
(§  44)  und  sodann  mit  dem  folgenden  a  von  h  unter  Ausstossung 
des  Hauches  zu  f,  ^,  ^i,  ^  zusammenfliessen^,   wogegen  in   an- 


1  Eine  ähnliclie  Form  von  fl'Mi  nicht  Tcönnen  J&rt»?lV"'  führt  Ludolf 
im  Lex.  p.  172  an. 

2  Weitere  Vermutungen  s.  bei  Haupt,  The  Ässyrian  E-voivel,  in 
Amer.  Journ.  of  Philol.,  Vol.  VIII,  p.  281. 

3  Dagegen  werden  Formen  wie  hh9^C'  ^^^  weiss,  'M\a^'^i  ich  soll 
glauben  nicht  weiter  contrahiert;  Tti^'W'  Cant.  7,  9.  Ps.  17,  41  ist  nur 
schlechte  Schreibart  für  hltl'^ll'' 

D  i  1 1  m  a  u  n ,  Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  "   . 


o2  §  48.    Einäuss  der  Hauchlaute  auf  die  Vocale. 

deren  Bildungen  von  solclien  Stämmen  der  Haucli  spurlos  abge- 
worfen wird,  wie  in  aof^OD^:,  £WJfl'f'«^iJA-',  ^^tl^T-tlh'.  Ebenso 
wird  häufig  das  h  der  Pron.  suiF.  th'  V'  {ff*^"-  V"}'  ausgestossen, 
§  151.  Andere  Fälle  der  Ausstossung  eines  Hauchlauts  sind  mehr 
vereinzelt  und  zufällig,  aber  auch  hier,  wie  in  den  oben  genannten, 
verflüchtigen  sich  hauptsächlich  nur  "h  und  Ü-  Wenn  das  h  des 
Vocativ  einem  Nomen  angehängt  wird,  wird  der  Hauch  aufgegeben: 
hinh'  von  hinjti''  +  h',  -ühfL-f-'  von  -ühfuH"-  §  142.  Für 
JihüA'  jekehel  spricht  und  schreibt  man  immer  J&hAs  jekel,  für 
P.'flÜA."  jebehel  JR-flAs  jebel,  für  jK.-flUAs  J&flA--  jebal,  für  -flOA: 
flA-  bal,  für  h-nOti'  hriA-  u.  s.  f.  (s.  auch  je.fl,A-s  §  46);  AVL^s 
Aeltester  zieht  man  gewöhnlich  zu  ii^^'  zusammen;  ^d'  Seher 
entstand  aus  f^CKt'.  Aehnlich  ist  wohl  auch  tlC^^'  Waiden  aus 
t\äC^ß>-  (haarigy  vergl.  Dlyti^)^  entstanden. 

Die  spätere  Aussprache  und  danach  auch  die  Handschriften 
gehn  aber  in  allem  diesem  weiter.  Man  sprach  sogar  Wörter 
wie  \\^h»'  Me^  dh'i'f''  und  Hh'JflA'j  obgleich  aus  zwei  Wörtchen 
zusammengesetzt,  mit  Ausstossung  des  a  und  h.  benta  zenbala,  für 
<^AKh'  Bote  findet  man  hie  und  da  tr^^i}',  für  hChtl^'  Häupter 
hCll'l*'.  Von  solchen  Verderbnissen  der  Aussprache  und  Schrift 
weiss  die  ältere  Zeit  noch  nichts.  Doch  kommt  es  auch  schon  in 
älteren  Handschriften  vor,  dass  man,  wenn  in  einem  Worte  auf 
eine  geschlossene  Silbe  ein  Hauchlaut  mit  ä  a  in  offener  Silbe  folgt, 
den  a-Laut  sich  dem  Hauche  vordrängen  lässt,  z.  B.  hPÖlU'  für 
^i'^'JH,"?  am  häufigsten  in  den  Zahlwörtern,  wo  sich,  namentlich 
in  späteren  Handschriften,  oft  rtfllJi^!  und  't'^Ö't'  für  ursprüng- 
liches rt'flO'JJ.'  und  'ttlO'P''  §  158  findet.  Auch  in  diesen  Fällen 
zeigt  sich  wieder  die  Neigung,  den  Hauchlaut  immer  mehr  schwinden 
zu  lassen^). 

§48  5.   Eine  letzte  Eigentümlichkeit  der  Hauchlaute  ist  es,  dass 

sie,  wenn  mit  folgendem  a  gesprochen,  gerne  den  Wort- 
ton auf  sich  ziehen^.  Diese  Erscheinung  erklärt  sich  daraus, 
dass  ein  Hauch  dem  ihm  am  meisten  verwandten  Vocal  a  von 
seiner  eigenen  Kraft  mitteilt  und  ihn  dadurch  stärker  macht  (§  46). 
So  spricht  man  die  Reflexiv-  und  Causativ-Reflexiv-Stämme  des 
Verbums,  die  sonst  die  drittletzte  Silbe  betonen,  von  Wurzeln  mit 
mittlerem    Hauchlaut   vielmehr   't'h'^H'    ta-ähä^a,    htl't9^th^' 


1  Dagegen  bleibt  in  tt^Mlt  =  "jfiOD  -j-  f^\i:  §  39  das  Ji  bestehn. 

2  Vgl.  auch  Platt,  The  Ethiopic  Didascalia  (London  1834),  p.  17,  3  note. 

3  Vgl.  König,  S.  140  f 


§  48.    Kintluss  dov  Ilauchhuite  auf  die  Vocale.  "'"' 

astamhara,    htl'l'CM '  asiar^äja'^^    ferner  Formen  wie    /*'C(J'1"  = 

nicht  wie  gewöhnlich  serat^  sondern  serdt  K    In  Folge  dieser  stär- 
keren Aussprache  eines  a  nach  einem  Hauchlaut  fingen  die  späteren 
Schreiber  an,  in  solchen  Fällen  langes  ä  zu  schreiben,  obgleich  es 
ganz  und  gar  nicht  in  der  Bildung  begründet  ist,  z.  B.  'f'A'JA'j 
'l'ff^C'ifDs,  P^CTfSj  und  umgekehrt  wurde  dann  gelegentlich  ein 
in  der  Bildung  begründetes    langes   ä   als    kurzes   geschrieben,    da 
man  sich  gewöhnt  hatte,    auch    kurzes    a   nach    einem    Hauchlaut 
länger  zu  sprechen;  vgl.  z.  B.  hh9^C'  für  hh9^C'.    Dies  führte 
schliesslich  zu  einer  Verwirrung  in  den  Handschriften,  indem  man, 
namentlich    bei    "h    und   Ö^    langes  ä   und   kurzes  ä  ganz   beliebig 
durch  h  0  oder  h  *}  wiedergab*.     Auch   in    einem    andern,    aber 
ähnlichen  Fall  trat  später  in  ungenaueren  Handschriften  eine  Ver- 
schlechterung der  Schreibweise  ein :  die  Personalpräfixe  des  Imper- 
fect  (und  Subjunctiv),  welche  in  Causativstämmen  ^s  ^^  ^'  lauten, 
werden    später,    wenn    der   erste    Radical    ein    Hauchlaut   ist,    von 
manchen  Schreibern  fs  "[*'  h'  ^'  geschrieben,  z.B.  fOC^'  für 
yOC^'j    da   ja    nach    ihrer   Meinung    ein    ä    vor    dem  Hauchlaut 
ohnehin  etwas  gedehnter  gesprochen  wird  und  sich  deshalb  fOC^*' 
und  ^OC^'  in  der  Aussprache  nicht  unterscheiden. 

6.  Der  weichste  Hauchlaut,  ^,  geht  in  gewissen  Fällen 
in  einen  Halbvocal  über.  Im  Arabischen  und  Syrischen  findet  dies 
häufiger  statt,  im  Aethiopischen  aber  ist  die  Erscheinung,  abge- 
sehn  von  gewissen  Wurzelbildungen,  auf  einen  einzigen  Fall  be- 
schränkt: wenn  K^'  nicht  einer  ersten  Person  Sing.  Imperf.  oder 
Subj.  oder  einem  mit  J%  anfangenden  Causativ-  oder  Reflexivstamm 
vortritt,  geht  t\  mit  Ausnahme  der  Verba  primae  gutturalis  im 
Imperfect  des  I.  Stammes  (vgl.  König,  S.  125  f.)  regelmässig  in  f 
über:  Kf^^-üO  =  Khl-üCh  hJhrO  =  KhhrO;  h  nach 
h^'  wird  dann  immer  zu  ^,  indem  der  schwindende  Hauchlaut  den 
Vocal  dehnt:  h^yiiU-  =  Ä.h'^n^",  KHO^^O'  =  KhlrO^^O'^ 
(\K.^}\9^G'  =  ([h^h}i9^C''^.  Vereinzelt  entstehn  durch  diesen 
Lautübergang  Undeutlichkeiten.    Im  übrigen  vergl.  §  41. 

lieber  die  Verdopplung  der  Hauchlaute  s.  §  56. 


1  LuDOLF,  Gramm.  I,  7. 

2  Am  häufigsten  findet  diese  Verwechslung  bei  dem  }\  der  ersten  Pers. 
Imperf.  und  Subjunctiv  der  Causativstämme  statt.  In  gewissen  Handschriften 
liest  man  in  diesem  Falle  fast  immer  }\i. 

3  Nur  äusserst  selten  findet  sich  ursprüngliches  J|,  1f\  nach  ^  er- 
halten, z.  B.  in  h^M'/^^i  Num.  21,  35;   hJhO"Ü''  Deut.  2,  5.  9.  19.  27, 

6* 


ö4  "  §  49.    Die  Vocale  i  und  u  und  die  Halbvocale. 

Yon  den  übrigen  Consonanten  nehmen  nur  4*  und  ^  hie  und 
da  an  den  Eigentümlichkeiten  der  Hauchlaute  Teil,  z.  B.  bezüglich 
ihrer  Vorliebe  für  den  a-Laut,  §  105  f.,  aber  auch  sonst,  vgl.  §  96 
über  (n^s  sowie  König,  Ss.  134  f.,  151. 

ß)  Die  Vocale  i  und  u  und  die  Halbvocale. 

§  49  Dass  die  Vocale  i  und  u  (auch  ai,  au^  e,  ö)  sich  beim  Zu- 

sammentreffen mit  andern  Vocalen  oft  in  ihre  entsprechenden  Halb- 
vocale verhärten,  ist  schon  §  40  gezeigt  worden.  Die  dort  darge- 
legten allgemeinen  Gesetze,  nach  denen  die  Verhärtung  eintreten 
muss,  erleiden  aber  verschiedene  Einschränkungen  und  nähere  Be- 
stimmungen je  nach  den  besondern  Eigentümlichkeiten  der  ver- 
schiedenen Arten  von  Wurzeln.  Ausserdem  treten  eigentümliche 
Laut  Wechsel  ein,  wenn  ein  i  mit  i  oder  j,  u  mit  u  oder  w  zusam- 
mentrifft. Endlich  ist  wenigstens  u  oder  tv  in  gewissen  Fällen 
einer  völligen  Verdrängung  ausgesetzt^. 

1.  Die  Verhärtung  von  i  und  u  zu  Halbvocalen. 
a)  Alle  Wurzeln,  die  einst  mit  i  oder  u  anfingen,  mussten  nach 
§§  34  und  40  diese  Vocale  notwendig  zu  j  und  w  verhärten.  Sie 
werden  darum  in  der  Grundform  als  Wurzeln  mit  anlautendem  f 
und  (D  gesprochen,  und  diese  Aussprache  erhält  sich  überall,  wo 
nach  dem  ersten  Radical  ein  Vocal  zu  sprechen  ist,  z.  B.  in  ^^0' 
^'üh'  jRd-fj!  <öAÄ!  a>-A-Ä"s*.  Sobald  aber  diese  Laute  in  Folge 
vortretender  Bildungspräfixe  als  Schluss  einer  Silbe  in  den  Inlaut 
kommen,  suchen  sie  wieder  vocalisch  zu  werden.  Geht  ihnen  in 
diesem  Falle  a  vorher,  so  bilden  sie  mit  diesem  einen  Diphthong 
(§39),  der  ajj,  a(B*  geschrieben  wird:  hfl^AR*  aulada^  Yxf^^O'^ 
i'ID-AT-'  Tausch,  '^a^'2i^•■  Spiel,  o^a^ti^^'  Hebamme,  h(S^ 
S{'(i'  Binge,  und  dieser  Doppellaut  geht  zwar  nicht  in  der  Bildung 
des  Verbums,  wohl  aber  ganz  gewöhnlich  in  Nominalstämmen  der 
Formen  ^^h-  WecJiselgesang,  ^rtCl*"  Säge,  hie  und  da  auch  in 
Participialformen  wie  T'^ft"  Erbe  (neben  <^fl>-A'^'ih'  oben)  in  einen 
Mischlaut  über.  Nach  ä  kann  zwar  i  leicht  vocalisch  lauten  z.  B.  ^f» 
^Ö'  jäide%  aber  u  muss  sich  (§  39)  verhärten  z.  B.  yo^^h' 
jäwse\  Nach  dem  ihm  unähnlichen  kurzen  e  kann  w,  wenn  es  die 
Silbe  schliesst,   Halbvocal  werden,  z.  B.  ^(0*10' '  jewgeTi    (nicht 


I 


1  Vgl.  König,  S.  108  ff*. 

2  Dass  man  übrigens  für  ein  in  offener  Silbe  mit  e  lautendes  J&:  (O*: 
später  wieder  geradezu  i  u  sprach,  also  ibüs,  itlüd,  ist  schon  §  19  gezeigt 
worden. 


§  50.    Die  Vociile  i  und  ii  und  die  Halbvocale.  8^> 

mge'u)^  doch  ist  eiv  nicht  behebt  und  wird  in  der  Verbalbildung 
in  der  Regel  vereinfacht  durch  Ausstossung  des  ii  (iv)  §  53;  in  der 
Nominalbildung  dagegen  verdrängt  meist  das  u  ein  vorhergehendes 
^,  daher  fast  immer  Formen  erscheinen  wie  '''•"AÄ"'?  ^^'^WW'") 
seltener  iP^O^'jAs  neben  tf^-^A-"  vor  dem  Hauchlaut,  -l-fl>-3nA'|--' 
und  '|jhA'l"\  ■^'fl^'AÄ's  und  'I^AÄ*'.  1  nach  ^  wird  in  diesem 
Falle  notwendig  zu  %  contrahiert. 

b)  Die  Wurzeln,  welche  i  und  u  als  zweiten  Radical  haben,  §  50 
halten  am  zähesten  an  der  vocalischen  Aussprache  fest,  so  sehr, 
dass  sie  sogar  da,  wo  nach  den  allgemeinen  Lautgesetzen  eine  Ver- 
härtung erfolgen  müsste,  oft  lieber  einen  i  oder  u  folgenden  Vocal 
ausstossen,  als  das  i  und  u  verhärten.  Natürlich  können  auf  diese 
Weise  aber  nur  kurze  Vocale,  a,  e,  und  auch  diese  nur  dann,  wenn 
sie  als  für  die  Bildung  minder  wesentlich  gelten,  verdrängt  werden, 
also  im  Ferfect  des  einfachen  Stammes  und  der  von  ihm  abgeleiteten 
Stämme  das  a  oder  e,  das  nach  dem  zweiten  Radical  stehen  sollte, 
z.  B.  ^'^!  für  ma-ue-ta^  ^nx'  für  ma-ia-ta  oder  ma-ie-ta^^ 
ebenso  im  Subjunctiv  und  Imperativ  dieser  Stämme,  z.  B.  j&ff'^'TS 
für  jem-uH  oder  jem-uH^  Ji'^T'  für  jem-iH  oder  jem-iH  (doch 
wird  hier  ua  bisweilen  nach  §  40  zu  ö  monophthongisirt:  ß>t^C' 
er  gehe  s.  §  93),  und  nur  wenn  auch  der  dritte  Radical  ein  Vocal 
(Halbvocal)  ist,  muss  der  zweite  sich  notwendig  zu  einem  Halb- 
vocal  verhärten  ^0)?:,  ^fllf :  (vgl.  §  94  a.  E.),  ^C(D^''  jerwai, 
th^(0'  Jiaiwa  (für  hafwa),  ß^fh^d^'-  Ebenso  bewahren,  wenn 
sich  in  der  Bildung  ein  kurzer  Vocal  nach  dem  ersten  Radical  ein- 
drängt, die  Wörter  dieser  Wurzeln  die  vocalische  Aussprache  des 
zweiten  Radicals,  indem  sie  ihn  mit  einem  vorhergehenden  a  zu 
einem  Diphthong  oder  zu  einem  Mischlaut  zusaramenfliessen  lassen, 
z.  B.  von  der  Form  ^'üC'-  H^^'  Tod,  ^T'  Preis  oder  fh^¥' 
Üfer^  0(O*^i  Umkreis  (und  so  nach  einem  Hauchlaut  oft  diph- 
thongisch, da  a  nach  dem  Hauchlaut  etwas  stärker  lautet  §  48), 
ein  vorhergehendes  e  aber  verdrängen,  wenn  es  für  die  Bildung 
nicht  wesentlich  ist,  <fcj^:  Rachsucht  (Form  l'üO),  'h'^'  Länge, 
tf^^'  Rauh,  tb*d^'  Gang;  dagegen  heisst  es  von  Wurzeln,  die 
zugleich  HI.  infirmae  sind,  notwendig  (h^(D^'  heiwat,  Tfl>*f  ^' 
tewjat  (selten  rh,©^-'  u.  s.  f.),  s.  oben.    Selbst  solche  Wurzeln  aber 


1  Offenbar  sind  hier  beide  Ausspraclien   tew   und   tu  möglich;    denn 
hätte  man  immer  tu  gesprochen,  so  wäre  auch  immer  so  geschrieben. 

2  Dass  in  diesen  Fällen  der  Diphthong  immer  in  den  Mischlaut  über- 
geht, lehrt  §  39. 


86  »  §  51.    Die  Vocale  i  und  u  und  die  Halbvocale. 

müssen  eine  Verhärtung  ihres  vocalischen  Radicals  gestatten  1.  bei 
Verdoppelung  des  zweiten  Radicals :  Äfl^Ü'  säivwea^  'llf  A'  häjjala^ 
7"P-  gudjja,  f^d*(B*tl'  mafdwwes;  2.  wenn  darauf  ein  langer  oder 
ein  zwar  kurzer,  aber  für  die  Bildung  wesentlicher  Vocal  folgt : 
Ö(DO  Blindheit,  'Iff  A-"  Hirsch,  1^9^'-  Schlaf,  Ä'fl^K'.-  Gemssen 
von  {[JK'i  l^^T'  gewendet^  aot^^i  sterben  (über  t  nach  i,  ü 
nach  ^l  s.  §  52);  3.  wenn  der  betreffende  Radical  zwischen  zwei 
Vocale  zu  stehn  kommt,  von  denen  der  erste  lang  ist,  z.  B.  «i*^ 
flJÄ-",  i'hfft-";  ^(O-Ö'  Opferer,  <^Hfl>-C--  Tragstangen,  i'^i^'i'- 
(eigentlich  tdäjen,  aber  nach  §  40  tdäin),  oder  der  erste  zwar  kurz, 
aber  der  zweite  für  die  Bildung  wesentlich  und  darum  nicht  ver- 
drängbar ist:  j&<w>||>-^:  ^ao^^s  eigentlich  jemd-wet  jemd-jet, 
aber  nach  §  40  jemaut  jemait  (niemals  jedoch  J&T'l's  J&'^TOj 
4.  wenn  ihm  zwei  vocallose  Consonanten  folgen,  da  nach  §  35  f. 
in  einer  doppelt  geschlossenen  Silbe  kein  langer  Vocal  stehn  kann, 
also -^l) J&'Jl" :  te-jent,  'l'Tffl^'h'l"  tez-weft,  hhf^^^-  Schwerter 
(doch  IxXiM'^'  neben  Jihj&ft'l*-,  weil  sich  Zischlaut  und  Stumm- 
laut sehr  eng  an  einander  schliessen). 

§  51  c)   Die  Wurzeln,    welche    ursprünglich   i   oder  u    als   letzten 

Radical  haben,  zeigen  im  Aethiopischen  eine  starke  Neigung  zu 
verhärteter  Aussprache;  auch  halten  sie  ihren  Auslaut  zähe  fest 
und  lassen  ihn  nicht  leicht  in  andere  Vocale  verschwimmen.  Aus 
diesem  Grunde  sind  auf  i  und  u  schliessende  Wurzeln  auch  sehr 
genau  von  einander  geschieden  und  gehn  in  der  Bildung  nicht, 
wie  in  andern  Sprachen,  in  einander  über.  Die  vocalische  Aus- 
sprache des  letzten  Radicals  erscheint  in  Bildungen  von  solchen 
Wurzeln  nur  da,  wo  er  keinen  Vocal  oder  höchstens  ein  kurzes, 
leicht  verdrängbares  e  nach  sich  und  keinen  langen  Vocal  vor  sich 
hat  (§  40),  jedoch  mit  der  Einschränkung,  dass  i  auch  nach  ä 
vocalisch  lautet  (§  39).  Dieses  Gesetz  findet  überall  in  der  Bildung 
und  Flexion  des  Verbums  Anwendung,  also  zwar  '['ti(D',  C?if') 
^rtfs,  aber  'i'Afl>-h-"  talduka  und  i'/t^hs,  CKM'^  ^rtj&h-"  rassdika; 
ein  vorhergehendes  kurzes  e  fliesst  immer  mit  ü  und  ^  zusammen, 
also  ^-tÜ"',  ^d>fL'  (selten  f^f-^ah:,  i&^ftj&.-,  vgl.  'Mfjr»|0-: 
Lev.  20,6;  ^'^^0^'-  Ex.  27,20;  f-h^Ohs  Ex.  27,21  (anders  38,13); 
auch  %(0*Ohi  unten  §  99,  l).  Auch  in  der  Nominalbildung  gilt 
jenes  Gesetz  überall,  wo  das  Nomen  nicht  mit  i  oder  u  schliesst,  z.  ß. 
in  Afl''i''  Verstand^  und  Öd^'  Gleichheit  von  der  Form  *7'flCT') 


^  Doch  wird  hier  auch   cio   ertragen,   z.B.  flC*7ö>*V'   Schmiickumj, 
vergl.  §  49. 


§  51.    Die  Vocale  i  und  u  und  die  Halbvocale.  87 

'l''>fl/Tl"-"  rroj)hetie,  'l"/*'7"'l'-"  Fleischwerdung  von  der  Form  '>*7 
'nd'"-  f'^\}^A"  Spaten,  c^'idA"  Versuchung  von  der  Form  <w>«7 
-flC'l-s;  V(l£I>-'1|-s  naäut  Jäger  PL,  'VAjK-'Tf's  /ia^a«^  Sänger  PL,  r/of; 
•^'l-.'  Hecrde,  (f^tlM*-  Fenster  von  der  Form  ^f^ldC^"',  und  so 

durchwegs  in  allen  Femininformen,  die  durch  engangeschlossenes 
vocalloses  l*  gebildet  sind,  z.  B.  /hÄ.'^'  Verlohte,  öti''!''  Abtrünnige 
von  r1hK.ji-"  und  l^AOH:  (§  30),  ^^^'Th-'  fruchtbare  von  <^^f:j&:. 
Wo  aber  das  Nomen  mit  dem  letzten  Kadical  schliesst,  gehn  ver- 
schiedene Bildungen  verschiedene  Wege,  je  nachdem  sie  das  flüchtige 
^,  auf  welches  nach  §  38  der  reine  Nominalstamm  einst  auslautete, 
erhalten  oder  aufgeben.  Auslautendes  u  kann  in  solchen  Bildungen 
nur  nach  ä  vocalisch  sein,  indem  es  mit  letzterem  entweder  einen 
Diphthong  oder  Mischlaut  bildet:  <^0a>*  s  Frühling,  /*'^fl>-: 
Wurzeln,  h(\(0"'  Väter,  Vd'-  Thau,  W-  Seite,  '^ö^-  Thürschloss; 
in  allen  andern  Fällen  wird  das  auslautende  e  festgehalten  und  der 
Vocal  u  zu  tv  verhärtet:  ihf(0*'  hejäw^  9^\\'i(D''  me¥äiü^,  i'A«fl>*s 
taltw',  ^C0y"'  serw%  (\ß:iO"'  bädw%  aotb^ay"-  mahätw'  für 
mahätetv'  (§  37),  <^ftAfl>-s  maddllew',  </»K'7fl>--'  masäggew',  o^^ 
^(th:  mätlew^;  sonst  wird  u  hie  und  da  nach  langem  ä  auch  ab- 
geworfen §  53.  Dagegen  neigt  i  vielmehr  der  vocalischen  Aus- 
sprache zu  und  behauptet  sich  als  i  nach  langem  ä  und  ü  §  39, 
thP^>'',  -üU^'  T^J&=,  J^CJJK-",  -n/V-je.-S  bildet  mit  a  einen 
Diphthong  oder  Mischlaut  öd^',  ^"l'>  üd»',  f^/^'k'-:  und  mit 
vorhergehendem  e  in  der  Regel  i,  z.  B.  f^^Cß»'  oOi^C^'  wahr- 
scheinlich nicht  mafrej^  und  masarrej^  sondern  mdfrt  und  masdrrt, 
da  man  für  diese  Formen  ebenso  häufig  ^f^^d'  und  o^it^d'  ge- 
schrieben findet,  ebenso  flrlhC)^'  Ferle  =  (\h\d'  bahrt  oder  bährje; 
notwendig  wird  es  also  im  Nomen  nur  dann  zu  J&  verhärtet 
und  e  nachgeschlagen,  wenn  ihm  ein  vocalloser  Consonant  voraus- 
geht, wie  ^}\^'  rä'je  von  der  Form  l'üC-j  und  nach  Belieben 
kann  es  vocalisch  oder  je  gesprochen  werden,  wenn  der  voraus- 
gehende Consonant  der  Silbe  eigentlich  ein  kurzes  e  haben  soll, 
die  vorhergehende  Silbe  aber  mit  einem  langen  Vocal  schliesst, 
z.  B.  tf^h^f''  Talente  entweder  onakälf  (§  37)  oder  maJcält,  wie 
denn  auch  <^hA«'  geschrieben  werden  kann,  ebenso  f'^lX'f'^^f^' 
Ankläger  und  '^ft^'^PS^s  Schauspieler,  und  desgleichen  ArhJ^- 
schön,  zu  sprechen  lähj^  oder  läJii^. 

^  Obwohl  man  hier  aucli  helüj^  bekäj^  u.  s.  w.  sprechen  kann. 

2  Mit  diesen  Ausführungen  vergl.   man   die   zum   Teil   abweichenden 
bei  König,  S.  111  fF, 


88  §  52.    Die  Vocale  i  und  u  und  die  Halbvocale. 

Immer  aber,  sowohl  im  Verbum  als  im  Nomen  muss  sich  u 
und  i  verhärten,  wenn  nach  ihm  ein  festerer  Vocal  als  das  flüchtige 
e  gesprochen  werden  soll  §  40.  Wenn  man  zu  Ludolf's  Zeit 
Wörter  wie  d^^Of :  |)00l :  fännaua  esaua  sprach,  so  dürfen  wir 
dies  nicht  für  ursprünglich  und  nachahmenswert  halten. 

52  2.    Trifft   ein  Bildungsvocal  i,  ü  mit   einem   wurzel- 

haften t^  ü  zusammen,  so  fliessen  sie  ursprünglich  nie  in  einen 
Laut  {t  ü)  zusammen,  sondern  das  wurzelhafte  t  und  ü  muss  sich 
sowohl  vor  als  nach  dem  Bildungsvocal  zu  ß»  und  10*  verhärten^. 
Entsteht  auf  diese  Weise  jt  und  wü^  so  bleibt  dies  meist  unver- 
ändert, z.  B.  ^-t-^OKi  l-nAP.:  'TlAP-.:  ^^COK'"  Nur  die  Wur- 
zeln mediae  infirmae,  die  auch  sonst  eigentümliche  Lautverhältnisse 
haben  §  50,  streben  in  einem  solchen  Falle  eine  kürzere  Aussprache 
an,  indem  sie  den  langen  Vocal  verkürzen  und  dafür  den  Halb- 
vocal  verdoppeln  (insofern  ji  =ju  ^jjii  wü  =  wuü  =  wwu)^  so- 
dass nach  §  19  daraus  jje  ivwe  wird^  Demgemäss  können  In- 
finitive und  Adjective  der  Form  lfl,C'  von  Wurzeln  mit  mittlerem  i 
zwar  i^'f-.jT'!  setzen^  iwp.^:  wenden^  ^^'^h\'  rot  lauten,  und  na- 
mentlich in  älteren  Handschriften  findet  man  diese  Form  noch 
häufig,  aber  gewöhnlich  wird  iPjijr":  ao^f*:  «fj&rh'  geschrieben. 
Und  diese  Formen  sind  dann  zunächst  sajjem  majjet  qojjeh  zu 
sprechen ;  sie  können  sich  aber  weiterhin  zu  saim  mait  qaih  ver- 
einfachen ^.  Ebenso  finden  sich  Participia  passiva  der  Form  *7fl*C' 
von  Wurzeln  mit  mittlerem  ü  noch  sehr  häufig  in  der  Aussprache 
^aXri'i  mewüt,  ^OKf^'  dewüj  (dewüf)  und  so  im  Plur.  9**OK 
^'i'  u.  s.  w.,  aber  namentlich  in  späteren  Handschriften  findet  man 
dafür  ^0>''t''  C(0*^:,  was  zunächst  mewwet,  verkürzt  mewwt  und 
müt  lautet,  daher  der  Plural  sowohl  9^(0*^'}'  mewwHän  als  a^'^^s. 
Dabei  ist  zu  bemerken,  dass  allerdings  im  Singular  die  Schreibart 
O^^'l''  4-Ä''  nicht  vorkommt  und  auch  im  Plural  selten  ist.  Dagegen 
bildet  man  von  Wurzeln,  deren  dritter  Radical  ebenfalls  schwach  ist, 
lieber  J^ai.jR:  COh^'-,  aber  im  Plural  z.  B.  ^^fV  (neben  J^fll.^^0 
aus  dewwejan.  Entsteht  dagegen  durch  das  Zusammentreffen  jener 
Laute  die  Gruppe  tj  üw^  so  kann  diese  nur  ertragen  werden,  wenn 
sich  ihre  Bestandteile  auf  zwei  Silben  verteilen,  wie  z.  B.  in  Vft,.?'!'' 
(daneben  auch  V'fl^'ih')  Propheten;  ausserdem  werden  diese  etwas 


1  Anders  König,  S.  152  ff. 

2  Vergl.  Ewald,  Gramm.  Arab.  §§  387,  108. 

^  Wie  v:>.ajo  aus  o^iä  für  oo*./o. 


§  52.    Die  VcK'iile  i  und  u  und  die  Halbvocale.  89 

schwer  zu  sprechenden  Laute  dadurch  vereinfacht,  dass  1  und  ü 
sich  halb  verhärten,  wodurch  tj,  üw  zu  ejjy  ewiv^  werden  §  19. 
Nur  tj  hat  sich  und  zwar  nur  in  einer  einzigen  Form  erhalten, 
nämlich  in  Adjectiven  der  Bildung  ifl.C'j  als  wäre  hier  der  Bil- 
dungslaut i  gewichtiger:  dadurch  entstanden  Wörter  wie  dfl^J^s 
Vfl,J&'  u.  3.  f.,  welche  gewiss  einst  ^ahtf  nahtf  gesprochen  wurden; 
später  aber,  als  man  das  flüchtige  e  aufgab,  wurde  ^ahtj  nahtj 
geradezu  zu  ^ahi  naht  zusammengezogen,  daher  auch  das  Fem. 
Vfl.J&'l"  nabtt,  und  obgleich  man  in  den  meisten  Fällen  das  J& 
noch  beständig  schrieb,  so  ist  es  doch  in  einzelnen,  mehr  sub- 
stantivisch gebrauchten  Wörtern  dieser  Bildung  auch  schon  regel- 
mässig abgeworfen:  thü,'  Bürge,  (UÜJ  Ziege,  und  VQ^J^'V'  z.  B. 
schreibt  man  auch  Vfl.'lh''-  So  flössen  schliesslich  t  und  t  zu  % 
zusammen,  was  sonst  nicht  leicht  vorkommt.  In  den  übrigen 
Bildungen  aber  drang  durchwegs  die  erleichterte  Aussprache  durch. 
Daher  lauten  die  Participia  passiva  der  Wurzeln  mit  schliessendem  u 
(mit  wenigen  Abweichungen  in  einzelnen  Handschriften)  ClfÖ^' 
reheww%  A'fllO-s  lebeww^^^  Plur.  Ch^l!'  A'fl'P'}'!  reheivwän,  Fem. 
Sing.  C'^'t''  An^'l'-  für  rehewivf  §  51 ;  und  ebenso  finden  sich  für 
den  Infinitiv  der  Form  ifl.C '  von  Wurzeln  mit  schliessendem  i 
zwar  auch  noch  hie  und  da  Bildungen  wie  C/i,J&*j  die  dann  retj^ 
zu  lesen  sind,  doch  sind  diese  durchaus  als  veraltet  zu  betrachten; 
die  gewöhnliche  Bildung  ist  vielmehr  ftAj&s  rt'hji '  Ch^'  (nie 
flA*"  rtt«  Ch^'),  welche  Worte  demnach  baJejj^  satejf  reejf  zu 
sprechen  sind.  Dabei  versteht  sich  von  selbst,  dass  in  geeigneten 
Fällen  die  Aussprache  sich  mehr  zusammenziehen  kann,  z.  B.  re'jf 
für  reejj%  und  flAP"'''*"'  halejjömü,  rt-^p-tf»- :  kann  wenigstens 
missbräuchlich  zu  haljömM  satjömü  werden.  —  Dieselbe  Scheu  vor 
den  Lauten  tj  üw,  selbst  wenn  sie  sich  auf  zwei  Silben  verteilen, 
lässt  sich  aber  auch  ausserhalb  der  Bildungen  von  Wurzeln  mit 
einem  Vocal  als  mittlerem  oder  letztem  Radical  in  einigen  andern 
Erscheinungen  nachweisen.  Der  Bindevocal  i  des  Stat.  constr.  geht 
vor  dem  Pron.  suif.  f  gewöhnlich  in  e  über  (s.  §  153  f.):  man 
findet  also  zwar  wohl  noch  Formen  wie  h9^^tK?'  amläklja,  aber 

1  Vergl.  Ewald,  Gramm.  Ardb.  §  108. 

2  Nie  findet  man  dafür  C^*'  AO*';  ^^^^  ^^  i^t  darum  falsch,  wenn 
HüPFELD  S.  16  lehrt,  man  spreche  rehü  lebü.  Aber  auch  die  Aussprache 
U  A(0*s  helluw,  die  Ludolf  empfiehlt,  ist  gewiss  nicht  richtig,  da  man  sonst 
nicht  einsehn  könnte,  warum  man  nicht  bei  der  ursprünglichen  Schreib- 
weise Vti*(0*s  blieb.  —  Nach  Trumpf,  S.  534  wird  heUu  {=  ursprünglichem 
heUiv)  gesprochen.  Am  Ende  eines  Wortes  wird  die  Verdoppelung  nicht 
mehr  jrehört. 


90       ^  §  53.    Die  Vocale  i  und  u  und  die  Halbvocale. 

in  der  Regel  lauten  sie  h9^^i}?'  amläkeja^.    Sogar  d^h^i  Helfer 

kann  mit  dem  Suff,  f   MM'  radä'eja  werden.     Aus  demselben 
Grunde  sind  Formen  wie  ItlCilf^P-  f (i'flhtf»'<p!  zwar  möglich 
(§  40  a.  E.),  aber  auch  hier  ist  die  vollständige  Verhärtung  des  ü 
häufiger  als  die  halbe,  also  l(\Ci}9"P'  u.  s.  f. 
53  3.  Ausstossung  eines  u  (und  iy.  Unter  den  beiden  Halb- 

vocalen  gilt  im  Aethiopischen  iv  als  der  unbestimmtere  und  zugleich 
dem  sanftesten  Hauch  h.  am  nächsten  stehende;  wie  er  aus  diesem 
Grund  nach  §  41  zur  Trennung  zweier  zusammentreffender  Vocale 
eingeschoben  werden  kann,  ganz  besonders  wenn  der  erste  ein 
a-Laut  ist,  so  kann  andererseits  auch,  wurzelhaftes,  aus  u  ver- 
härtetes w  nötigenfalls  einem  a-  oder  e-Laut  weichen.  Am  häufigsten 
geschieht  dies,  wenn  u  am  Schluss  einer  Silbe  nach  e  oder  ä  zu  w 
verhärtet  werden  und  die  wenig  beliebte  Lautgruppe  ew  äw  bilden 
müsste.  Im  Subjunctiv  des  einfachen  Stammes  von  Wurzeln  mit 
anlautendem  u  wird  so  in  der  Regel  die  Gruppe  J&fl>*!  ^Ohs  u.  s.  w. 
(obwohl  sie  in  einzelnen  Verben  sich  gehalten  hat,  z.  B.  ß>Oihpl\i) 
zu  J&s  't"'  u.  s.  w.  vereinfacht,  also  J&^Ä's  von  flJ^Rs,  JiR^*-"  von 
fllj^^s.  Während  nach  §  49  in  Nominalbildungen  ew  leicht  zu  ü 
werden  kann,  gilt  dagegen  hier  beim  Verbum  das  e  des  Personal- 
präfixes für  so  wesentlich,  dass  ein  w-Laut  niemals  zugelassen  wird, 
und  während  im  Hebräischen,  wo  ebenfalls  *1T  für  ih))  steht,  das 
ausfallende  w  wenigstens  durch  einen  langen  Vocal  ersetzt  wird, 
fällt  es  im  Aethiopischen  wie  im  Arabischen  spurlos  aus,  sodass 
dann  auch  im  Imperativ  und  in  den  vom  Imperf.  (Subj.)  abge- 
leiteten Nominalformen  die  Wurzel  um  ihren  ersten  Laut  ver- 
stümmelt erscheint.  Ebenso  wird  in  Nominalstämmen  von  Wurzeln 
mit  (D  als  letztem  Radical,  wenn  sie  vor  dem  letzten  Radical  lang  ä 
haben,  das  zu  w  verhärtete  u  öfters  abgeworfen^,  um  die  nicht 
sehr  beliebte  Gruppe  äw  zu  vermeiden,  selten  in  Wörtern  mit 
Adjectivbedeutung  ^ÖH'  oder  ÄO-S*  weiss  PL  Ä'JÄ'fl^'';  aber  häufig 
in  Abstracten,  von  denen  nur  die  wenigsten  einen  Plural  zulassen, 
z.  B.  /^P'-  Fleisch,  ^^''  Weg,  7,P'  Gnade  u.  s.  f.  (§  107)  und 
fast  durchwegs  in  der  Form  '^A4-5  Hoffnung,  ^h^'  Verwandtschaft, 
i'Ä'A'  Vergnügen  u.  s.  w.  (§  111),  dagegen  noch  'tfi^po^s  Esth. 
9,22  neben  'th^V^'^'',  ähnlich  wird  es  bisweilen  vor  dem  sich 
enganschliessenden  t  des  Fem.  (obgleich  nicht  gan'z  ersatzlos)  aus- 

^  S.  dagegen  König,  S.  153. 

2  Zum  Folgenden  vgl.  König,  S.  105  ff. 

^  Wie  im  Arabischen  ^-L^^w. 


§53.    Die  Vocale  i  und  u  und  die  Halbvocale.  ^1 

gestossen,  z.B.  OO^F'I''  WchJdage  (YQoy'^a}:),  tr^CM"  Braut 
(l^dfl^O'  ih^l'l"'  Schwiegermutter  u.a.  (§  128)^.  Seltener  kommt 
es  vor,  dass  im  Anlaut  einer  Silbe,  der  eine  geschlossene  Silbe 
vorhergeht,  2i  vor  einem  a  oder  ä,  das  sich  aus  irgend  einem  Grunde 
nicht  verdrängen  lassen  will,  ausgestossen  wird*.  So  bildet  man 
von  Wurzeln  mediae  CD  statt  des  schwerer  lautenden  Causativ- 
stammes  h^'l"'  einen  einfacheren  mit  leichteren  Lauten  ti^o^i 
für  h^(Dtnii,  hilX't''  von  (n^z  (vgl.  KÖNIG,  S.  116),  namentlich 
von  solchen,  die  einen  Hauchlaut  als  dritten  Radical  haben,  z.  B. 
hl-^'  nach  §  45  für  h^-h-  für  h'iiD'^'  (s.  darüber  weiter  §  96). 
Auch  in  diesem  Falle  schwindet  das  w,  w  spurlos;  doch  vgl.  §  96,1. 
In  der  Nominalbildung  ist  dies  selten,  doch  gehört  hieher  ihM*' 
Lüge  von  rhrt^D:  für  A\tl(D't'^.  Sodann  lassen  einige  Wurzeln 
mediae  (D  und  mit  einem  Hauchlaut  als  drittem  Radical  im 
Subjunctiv  ö  in  ä  übergehn  und  so  den  vocalischen  Wurzellaut 
schwinden;  doch  ist  dieses  ä  dann  wenigstens  unveränderlich  (§  46): 
J&nh--  je.'^hs  für  jRnh-"  ^Thi  (s.  §  93).  Aehnliches  zeigt  sich 
in  Fällen  wie  ^A'  Wort  für  ^A-"*  nach  §  18. 

Viel  fester  als  u,  w  ist  ^,  j.  Der  hauptsächlichste  Fall, 
in  dem  wurzelhaftes  t  schwindet  oder  vielmehr  mit  einem  andern  t 
zusammengeht,  ist  schon  oben  S.  89,  §  52  besprochen  worden,  z.  B. 
niA«"-  Sonst  kommt  eine  Ausstossung  von  i,  j  nur  ganz  vereinzelt 
vor  ^.  0/^^"'!*'  der  Zehnte  scheint  aus  O^^'^'t''  entstanden,  wie 
OO^j^'l"'  aus  0(D*fa^']r' ;  des  Reims  wegen  findet  sich  •fld^.s  Vieh 
für  'üd^f^''^;  /^'i't''  Urin  (Y^^:)  scheint  aus  einer  männ- 
lichen Form  '*i/i'  gebildet,  deren  t  sich  nach  §  36  in  der  doppelt 
geschlossenen  Silbe  zu  e  verkürzen  musste. 

Ein  Wechsel  von  w  und  j,  der  in  andern  semitischen 
Sprachen  so  häufig  ist,  ist  im  x4ethiopischen  äusserst  selten.  Zwar 
sind,  wie  es  scheint,  viele  ursprünglich  mit  i  anlautende  Wurzeln 
in  Wurzeln  mit  anlautendem  (D  übergegangen,  §  68,  aber  nachdem 
sich  die  Wurzeln  einmal  fest  ausgebildet  hatten,  blieben  die  mit 
u  und  i  als  erstem,  zweitem,  drittem  oder  viertem  Radical  immer 


1  Ganz  verschieden  davon  ist,   wenn  in   den  vielgebrauchten  uralten 
Wörtern  t\'i\i  Öfy'  u.  s.  w.  der  letzte  Radical  verloren  ging;  vgl.  §  105  a.  E. 

2  Wie   oft  im  Arabischen   Ewald,    Gr.  Ärab.  §  109  und  Hebräischen 
Ewald  §  35,  a. 

3  Im  Arabischen  häufiger,  Ewald,  Gr.  Ärab.  §  410. 

*  Vergl.  aus  dem  Arabischen  Ewald,  Gr.  Ärab.  §§  73  u.  387. 

5  Vgl.  König,  S.  107. 

ß  LuDOLF,  Lex.  Äeth.  p.  247. 


92         ^  §  54.  Verdopplung  der  Consonanten. 

streng  geschieden  und  gehn  in  der  Bildung  nie  mehr  in  einander 
über.  Ganz  vereinzelt  stehn  demnach  Fälle  wie  der  Plur.  o^lt* 
b^'  von  ^CJ^-s  für  ^C9a>*^:.     Vgl.  auch  KÖNIG,  S.  107. 

Dass  nach  einem  1  der  Hauchlaut  K  hie  und  da  in  P  über- 
geht, ist  schon  oben  §  48  erklärt  vrorden. 

2.    Die    Consonanten. 

Die  Consonanten  sind  der  festere,  unveränderlichere  Teil  der 
Sprachlaute.  Sie  behaupten  sich  im  Allgemeinen  in  der  Gestalt 
und  Folge,  in  welcher  die  ausgebildete  Wurzel  sie  an  die  Hand 
gibt,  durch  die  ganze  Wortbildung  hindurch.  Die  einzige  durch- 
greifende Veränderung,  welche  die  Radicale  durch  die  Bildung  zu 
Wörtern  erfahren,  ist  ihre  Verdopplung,  im  semitischen  Sprach- 
gebiet eines  der  hauptsächlichsten  Bildungsmittel.  Indessen  auch 
abgesehn  hievon  können  durch  die  Bildung  Lautgruppen  entstehn, 
die  etwas  schwer  zu  sprechen  sind  und  darum  fast  mit  Notwendig- 
keit Lautübergänge  unter  den  Consonanten  nach  sich  ziehen.  Auch 
können  sich  unter  gewissen  Lautverhältnissen  einzelne,  namentlich 
weichere  Consonanten  allmählig  abschwächen  und  entweder  ganz 
verloren  gehn  oder  vocalisch  werden.  Und  wie  Consonanten  unter 
Umständen  in  Vocale  übergehn  können,  so  können  auch  wieder 
Vocale  zu  ihrer  Stärkung  Consonanten  zu  Hülfe  nehmen  und  in 
ein  Wort  eindringen  lassen. 
§  54  L    Die  Verdopplung  eines   Consonanten   ist  zum  Teil 

schon  durch  die  Wurzel  an  die  Hand  gegeben,  sofern  nämlich  die 
Sprache  eine  Anzahl  von  Wurzeln  hat,  in  welchen  der  eine  ihrer 
Laute  doppelt  gesprochen  wird;  das  Genauere  hierüber  ist  in  der 
Lehre  von  den  Wurzeln  zu  geben.  Andernteils  dient  die  Ver- 
dopplung als  ein  Mittel  der  Wortbildung;  auch  davon  wird  erst 
weiter  unten  die  Rede  sein.  Zum  Teil  endlich  entsteht  Verdopplung 
eines  Consonanten  dadurch,  dass  ein  anderer  Consonant  sich  ihm 
assimiliert,  und  dies  ist  der  Fall,  der  hier  nähere  Besprechung 
verdient. 

a)  Treffen  nämlich  in  einem  Worte  Consonanten  zusammen, 
die  infolge  dieses  Zusammenstosses  schwer  zu  sprechen  sind,  so  ist 
eines  der  Mittel,  die  die  Sprache  zur  Herbeiführung  einer  er- 
leichterten Aussprache  anwendet,  dass  sie  den  einen  der  beiden 
Laute  in  den  andern  übergehn  lässt:  die  Verdopplung  eines 
Consonanten  in  Folge  der  Verähnlichung  des  andern 
(Assimilation).     In  der  Wurzelbildung  kommt  eine  solche  Ver- 


§  54.    Verdopplung  der  Consonanten.  93 

ähnlichung  zweier  Laute  öfter  vor,  namentlich  sind  es  weichere 
Laute,  z.  B.  Hauchlaute  oder  flüssige  Laute,  die  leicht  in  einen 
stärkeren  Consonanten  übergehn,  z.  B.  ^"HA'  mahhala  Gewalt 
üben  aus  <^'fl(lA")  rtrtA"  sich  entfernen  (sassala)  aus  A AAA-  u.  s.  f. 
(s.  unten  §  71)  ^  Im  übrigen  ist  diese  Erscheinung  auf  einige 
bestimmte  Fälle  beschränkt.  Wenn  nämlich  zwei  Consonanten  auf 
einander  stossen,  ohne  durch  einen  Vocal  getrennt  zu  sein,  so  geht 
in  gewissen  Fällen  der  eine  in  den  andern  über.  Nämlich  L  wo 
in  der  Conjugation*  der  Kehllaut  1  oder  4*  als  Radical  mit  dem  h 
der  Personalendung  zusammentrifft,  geht  letzteres  in  den  vorher- 
gehenden Radical  über  (vgl.  König,  S.  97  f.):  O^/l'  arägga  für 
O^'^h-,  Ä'U42s  seheqqü  für  ^V^Yl"'.  Gehört  aber  der  vorher- 
gehende Kehllaut  zu  den  w-haltigen  (§  26),  so  wird,  eben  weil 
eine  Art  Vocal  beide  Laute  trennt,  lieber  nicht  assimiliert,  z.  B. 
ArhVf-h-",  H'>7"T^Vh-',  'V«A'l*^hö»-s ;  nur  hie  und  da  findet  Assi- 
milation statt,  z.  B.  Arhh«-"  für  ArJiVf"hs,  i"V«A*s  für  '/"V«A4*'-Vl-" 
Ps.  87,  4.  2.  Das  ^  der  Bildungssilben  des  Femininums  und  des 
Reflexivstammes  assimiliert  sich  wurzelhaftem  rtl  und  R:  J&RA"' 
jeddalö  für  J&^RA*-",  J&m'^'fc-"  für  J&'l"m'^'fc-"j  iPfT-'  für  iPf 
T^v  ^h\^"  für  ^;hÄ'1-.-,  ^fllAÄ"!  für  ^a)AÄ-Th",  'l"Ö>-AJ^': 
für  l'flh'AJ^'Th--,  *m-:  für^lJ^'^s;  nur  in  den  Worten  ^  hth-t- 
eine  für  hth^-t-  und  CöA^s  Tochter  für  fllAÄ'l'-"  (König,  S.  97) 
ist  der  Radical  dem  Bildungslaut  gewichen  (wie  in  nriK  für  riTHi^). 

Sofern  aber  die  Zahnstummlaute  und  die  Zischlaute  demselben 
Organ  angehören,  ist  es  nicht  weiter  auffallend,  dass  die  auch  in 
andern  Sprachen  für  unerträglich  geltende  Lautgruppe  ts^  ds  u.s.  w.* 
sich  durch  den  Üebergang  des  Stummlauts  in  den  Zischlaut  er- 
leichtert.   Demnach  ffeht  'Th  und  Ä*  vor  einem  Zischlaut  in  diesen 


1  Wie  aD{\(^',  will  Prätorius,  Beitr.  z.  Assyr.  I,  S.  30  ff.  auch  QO^O') 

W  KW 

O^f  •',  -f'hH-"   verstehn.     In  den  Wörtern   'Y,ni-',    ft,K'-';   (\\M'i    '^m-% 

fu^Oii,  J\,rh:  sieht  er  (a.  a.  0.  S.  28  ff.)  eine  Ersatzdehnung  für  den  Ausfall 
einer   (durch  Assimilation    von   )\,  Q  etc.  entstandenen)  Verdopplung. 

2  Anderwärts  tritt  dieser  Fall  selten  ein.  Zwar  findet  sich  bei  An- 
hängung eines  Pron.  suff.  der  IL  P.  an  ein  auf  einen  Kehllaut  schliessendes 
Nomen  scheinbar  das  Gleiche;  aber  in  der  That  sind  hier  die  beiden  Laute 
immer  durch  den  Bindevocal  getrennt,  und  es  ist  keine  Assimilation  möglich. 
Ueber  ähnliche  Erscheinungen  bei  Anhängung  von  enklitischen  Wörtchen 
an  das  Verbum  vgl.  unten,  §§  169  und  152. 

^  (D*li'f''  scheint  nicht  von  fll^AT'!''?  sondern  von  fll*AT'  abge- 
leitet, indem  1*  zu  -Y"  wurde.     [Vgl.  aber  assyr.  iHu  {ultu)  ?]. 

*  Andere  Sprachen  weichen  ihr  durch  Umsetzung  zu  st,  sd  aus. 


94         ,  §  55.    Verdopplung  der  Consonanten. 

über  und  zwar  das  "ih  des  Reflexivstammes  regelmässig  in  jeden 
Zischlaut:  KiPfllT--  für  h^i^XD^i,  j&rt.<{.fll, :  für  f^^h^d^OK', 
J&H.hC"  für  je.1-H.hC:,  fs?,ih^i  für  J?.lÄrh^",  ^0^^'  für 
^^00D^:;    (^  geht  in  ft  über  in  ftfr:  für  ftj^fr-',  M'-  für  tl^fl^, 

obgleich  beide  Laute  zur  Wurzel  gehören.  Ausser  diesen  Fällen 
ist  der  Uebergang  eines  Consonanten  in  einen  andern  äusserst  selten. 
Ein  Nasal  hat  sich  einem  l  assimiliert  in   KA'  aber,  sondern   aus 

hr-  (h^--  JjP  und  As  {%  b^by- 

§  55  b)    Die  Verkürzung  eines  langen  Vocals   und    die  Ersetzung 

der  Länge  durch  Verdopplung  des  folgenden  Consonanten  ist  ausser 
dem  in  §  52  beschriebenen  Falle  äusserst  selten.  Hierher  gehört 
jf|<ii>-:  liemmü  (Pron.  suflP.  der  IL  p.  PL),  dessen  erster  Vocal  ur- 

sprünglich  lang  war,  obwohl  im  Arabischen  ^S  entspricht  und  somit 
die  Verdopplung  des  m  nur  zur  Stärkung  des  kurzen  Vocals  in 
offener  Silbe  herbeigeführt  zu  sein  scheinen  könnte.  Dagegen  scheint 
in  txi^'  diese,  JiAs  welche  {ellü  ella)  die  Verdopplung  anders  ent- 
standen zu  sein;  s.  §  146. 

c)  Wie  nun  aber  auch  die  Verdopplung  eines  Consonanten 
entstanden  sein  mag,  immer  wird  ein  doppelter  Consonant  in  der 
äthiopischen  Schrift  nur  einmal  geschrieben.  Und  in  diesem  Grund- 
satz ist  sich  die  Schrift  so  getreu  geblieben,  dass  auch  da,  wo  zwei 
gleiche  Consonanten,  ohne  durch  einen  Vocal  getrennt  zu  sein,  in 
der  Bildung  oder  Wortzusammensetzung  zusammentreffen,  nur  einer 
geschrieben  wird,  z.  B.  fL'^sdi^'  für  j&l^'fcrh^-',  KM-  für  HMY-, 
hl\^\i''  für  hlX^Wa*',  9^(D-^''  für  9^(9*^^:,  h^tl^'  für 
h^h't'l"',  hr^'  für  hJP:  r^-',  ;l'^ftV-:  für  ^-^til'h', 
^/KiÄ-s  fem.  von  «P/hJ^s  für  ^/hÄ'lhS;  sogar  OJa^'J'!  für  (D(D* 
a>-^!  (dagegen  h9^^\\\i'  amlükeka,  ^(Dlr^''  sawanena,  J&VÄ'«^-" 
jenadedü  u.  s.  w.);  vgl.  König,  S.  94  ff.  Auch  in  Fremdwörtern 
wird  von  dieser  Schreibweise  nicht  abgewichen,  z.  B.  A-^s  Lydda, 
^ü^'  Bahhi,  il^lY^tl'  Symmaclms.  Schwankungen  kommen  nur 
da  vor,  wo  zwischen  vocalloser  und  vocalischer  Aussprache  eines 
Consonanten  geschwankt  wird.  Es  gibt  nämlich  nach  §  37  Fälle, 
in  denen  nach  einer  offenen  Silbe  ein  mit  flüchtigem  e  in  offener 
Silbe  zu  sprechender  Consonant  sein  e  leicht  aufgibt  und  sich, 
vocallos  geworden,  an  die  vorhergehende  Silbe  fügt.     Ist  ein  solcher 


^  Die  von  König,  S.  98  gesammelten  Fälle  der  Art  sind  mit  Ausnahme 
von  h'flrh.^-'  füi'  ?il^'flrh»4-'  in  den  RüppELL'schen  Inschriften  1,28;  2,51 
(vgl.  D.  H.  MüT.LEu,  ZDMG  XXX,  S.  704  [und  Epigr.  Benhn.,  S.  52])  zweifelhaft. 


§  56.    Aufgabe  der  Consonauten- Verdopplung.  95 

Consonant  der  erste  eines  consonantischen  Doppellauts,  was  in  Bil- 
dungen von  Wurzeln  mediae  geminatae  oft  vorkommt,  so  sind 
beiderlei  Schreibarten  möglich.  Für  VJ^'R-'  '['rtÄ'Rs  schreibt  man 
zwar,  da  hier  die  vocallose  Aussprache  des  mittleren  Lauts  allgemein 
durchgedrungen  ist,  gewöhnlich  VÄ=  'l'rtft'  und  so  auch  'i'9^0i 
tarne' -a  für  '1^9^ ÖO';  doch  kommt  die  andere  Schreibweise  gleich- 
falls vor.  Für  ^'iK'^r.  y^ad'  'V/^'^"  If/^/^JP.-  schreibt  man 
ebenso  häufig  J&V-S-:  ^Vfl-'  'V'^-'  '^^P-  u.  s.  w.  Da  sich  nun 
nach  §  16  zur  Andeutung  der  Verdopplung  auch  niemals  ein  Schrift- 
zeichen ausgebildet  hat,  so  kann  nur  aus  dem  Verständnis  der  Wort- 
form selbst  erkannt  werden,  wo  ein  Consonant  doppelt  zu  lesen  sei, 
ein  für  den  Anfänger  in  der  Sprache  empfindlicher  Mangel  der 
äthiopischen  Schrift.  Schlimmer  noch  ist  es,  dass  wir  auf  diese 
Weise  ein  altes  äusseres  Zeugnis  über  die  Fälle,  wo  ein  Con- 
sonant doppelt  zu  sprechen  ist,  entbehren^  und  darum  wenn  auch 
nicht  über  einzelne  Formen,  so  doch  über  einzelne  Wörter,  die  zu 
dieser  oder  jener  Form  gehören  können,  ratlos  bleiben. 

d)  Aufgabe  der  Verdopplung.  1.  Die  Verdopplung  eines  §  56 
Consonanten  ist  nur  dann  hörbar,  wenn  ein  Vocal  folgt;  am  Ende 
von  Wörtern,  die  nicht  vocalisch  auslauten,  ist  sie  nicht  vernehm- 
bar. Das  Aethiopische  hat  nun  zwar  ursprünglich  keine  Wörter, 
welche  am  Ende  einen  zu  verdoppelnden  Consonanten  ohne  voca- 
lischen  Auslaut  enthielten,  denn  die  Nominalstämme,  die  allein 
hieher  gehören,  lauteten  einst  auf  e  aus,  §  38,  sodass  z.  B.  A'fl' 
leb¥  gesprochen  wurde.  Aber  dieses  e  wurde  früh  aufgegeben,  und 
dann  entstanden  allerdings  Fälle  genug,  in  denen  ein  schliessender 
Doppellaut  nur  als  einfacher  gehört  werden  konnte,  z.  B.  A'fl'  leh^ 
ihl'  heg,  aber  mit  Vocal  AH^  Uhha,  thlll'  heggeJca.  2.  Im  Inlaut 
kann  die  Verdopplung,  namentlich  der  Halbvocale  und  Hauchlaute, 
unter  Umständen  leichter  schwinden.  Ueber  dietlalbvocale*  vgl.  oben, 
S.  88  f.,  §  52;  hieher  gehören  Fälle  wie  #/»/&T'  mait,  eigentlich 
mojjet,  ä^^'i:  für  ^"Ohjh'i:  mewwHän-,  auch  sonst  kann  z.B.  wohl 
f  rhfl>*Ä-"  (von  Pr/ifl^-K'')  jahawivesü  in  nachlässigerer  Aussprache 
zu  jahaws'ü  jahausü  werden.    Auch  die  Hauchlaute  werfen  hie  und 

^  Die  spätere  Aussprache,  wie  sie  Ludolf  gehört  hat,  hat  keineswegs 
immer  das  Richtige;  auch  hat  Ludolf  über  diesen  Punkt  manches  entschieden 
Falsche,  wie  es  scheint  nur  nach  seiner  eigenen  grammatischen  Ansicht, 
vorgetragen,  wie  weiterhin  bewiesen  werden  wird.  —  Nach  Trumpf,  S,  522, 
N.  1  wird  (mit  Ausnahme  der  Hauchlaute)  die  Consonanten- Verdopplung  in 
der  Mitte  eines  Wortes  im  Geez  noch  etwas  gehört,  am  Ende  aber  immer 
aufgegeben.     Vgl.  auch  König,  S.  117  f. 

2  Vergl.  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  64,  a. 


^^        »  §  5G.    Aufgabe  der  Consonanten-Verdopplung. 

da  die  lästige  Verdopplung  ab.  So  kommt  es  vor,  dass  betontes  d 
vor  einem  verdoppelten  Hauchlaut,  der  kurzes  e  in  geschlossener 
Silbe  nach  sich  hat,  wie  in  J&<^ÜC"  jemähher  (er  lehre),  zu  e  ge- 
trübt wird  ^9^VC'  —  ein  Zeichen  dafür,  dass  die  Verdopplung  nicht 
mehr  stark  gehört  wird  (§  45)  —  und  dass  dieses  jemehher  weiterhin 
zu  jemehr  zusammensinkt  (§  46).  Nur  aus  einer  gewissen  Scheu 
vor  Verdopplung  der  Hauchlaute  kann  es  ferner  erklärt  werden, 
dass  einige  Verba  mit  mittlerem  Hauchlaut  im  Causativum  des 
Steigerungsstammes  in  allen  denjenigen  Formen,  in  welchen  eine  Ver- 
dopplung des  zweiten  Radicals  hörbar  werden  müsste  (Perf.,  Subj., 
Imper.,  Infin.),  in  das  Causativ  des  einfachen  Stammes  zurückfallen, 
z.  B.  W^rdi'f'-,  h^Oii'  neben  htiOti'  (vgl.  §  96).  Ebenso  nimmt 
eine  noch  grössere  Zahl  von  Verben  mittleren  Hauchlauts  im  Perfect 
(und  zum  Teil  im  Infinitiv)  des  Refiexivstammes  statt  der  Form  'f"f* 
rh'^s  lieber  die  Form  'V'tih't''  tatehta,  d.  h.  statt  Refl.  2  vielmehr 
die  Form  von  Refl.  1  an  oder  lässt  wenigstens  beide  Formen  neben 
einander  zu  (s.  §  97).  Weiter  aber  als  bis  zu  solchen  vereinzelten 
Wahrnehmungen  können  wir  diese  Frage  über  die  Verdopplung 
der  Hauchlaute  nicht  verfolgen,  da  die  Mittel  zur  Erkenntnis  der 
alten  Aussprache  fehlen.  3.  Geht  in  den  bisher  genannten  Fällen 
die  Verdopplung  ersatzlos  unter,  so  wird  sie  dagegen  in  andern 
Fällen  auf  irgend  eine  Weise  ersetzt.  Vereinzelt  steht,  wie  es  bis 
jetzt  scheint,  der  Fall,  dass  die  Verdopplung  eines  Radicals  in  einer 
doppellautigen  Wurzel  in  den  ersten  Radical  zurückgeschoben  wird, 
in  dem  Wort  -^9^0'  't'^Öh'  für  '19^00'  't^'iöh'  u.  s.  w.,  §  97. 
Kaum  häufiger  wird^  die  Verdopplung  ersetzt  durch  Dehnung  des 
vorhergehenden  Vocals  (König,  S.  146),  z.  B.  ^Ifi'  Täuschung  für 

9^y^''  mejjäne,  •^;r:  Hinterhalt  m'l,  i-fl^H:  =^^aj,  in  Fremd- 
wörtern z.  B.  f^C'bti**tl'  Marcellus^;  eher  löst  sich  der  erste  Laut 
eines  Doppellauts  zu  einem  Halbvocal  auf,  der  dann  mit  einem 
vorhergehenden  a  zu  einem  Mischlaut  zerfliesst,  so  in  einigen  mehr- 
lautigen  Wurzeln  (s.  §  78).  Regelmässig  wird  nur  in  den  Imper- 
fecten  von  allen  Steigerungsstämmen  in  Folge  der  Dehnung  des 
unmittelbar  vorhergehenden  Vocals  ä  zu  ä  die  Verdopplung  des 
mittleren  Radicals  aufgegeben  und  zum  Ersatz  dafür  dem  ü  ein 
i-Laui  beigemischt,  z.  B.  fßdt»?C9^'  jefesem  aus  f>4L^9^'  jefdssem 
(§  95).    Eine  dritte  sehr  häufig  vorkommende  Art,  die  Verdopplung 

^  Wie  im  Hebräischen  und  noch  häufiger  im  Syrischen. 
"^  Verba  wie    il^^'  H^h'    halte   ich   nicht  für  Steigerungsstämme 
(etwa  wie  Ttl^)'  sondern  stelle  sie  vielmehr  zu  Stamm  3. 


§  57.    Vertauschnng  und  Versetzung  der  Consonanten.  97 

zu   ersetzen,    bestellt   in   der   Einschiebung   eines   flüssigen   Lautes; 
vgl.  §  72. 

2.  Um  schwer  zu  sprechende  Lautgruppen  leichter  lautbar  zu  §  57 
machen,    stehn    der  Sprache    ausser   der  Assimilation    zweier  Con- 
sonanten auch   noch   andere  Mittel   zu  Gebote,   nämlich  ihre  Ver- 
tauschung mit  andern  und  ihre  Versetzung. 

Die  Vertauschung  eines  Consonanten  mit  einem  an- 
deren ist  im  ganzen  selten;  vgl.  König,  S.  100  f.  Ein  mit  ■!•  un- 
mittelbar zusammentreffendes  11  kann  leicht  an  tt  anlauten  und 
ist,  obgleich  es  in  der  Regel  beibehalten  wird,  z.  B.  in  (D'h^ll'l" 
Flüsse,  in  einigen  vielgebrauchten  Wörtern  schon  in  A  überge- 
gangen, so  immer  in  'i'üil^'  Brod  für  '^'fllf'hs,  fast  immer  in 
hPlKM"  Herren  für  und  neben  hPlt\l\'{''-  Auch  ist  wahrschein- 
lich T  nach  li  in  'Ih  abgeschliffen  in  dem  häufigen  V\^ort  (D^M*'-^ 
9^  geht  bei  unmittelbarem  Zusammentreffen  mit  Lippenstummlauten 
öfters  in  den  dentalen  Nasal  über:  Ji^AjÜ'  wegen  für  hi^flJKiV'j 
M^ti'  ausser  für  hl^flA'  (obwohl  man  immer  ?iJ^'flrh.C=j  "h^^ 
-ÜC^'  u.  s.  f.  sagt),  Mhh'  lafinaq,  A'JÄ.^s  laixnrivr],  ^^Ird^'- 
MajußQTJ  Gen.  14,  24;  ebenso  mehrmals,  wenn  es  mit  einem  Zahn- 
stummlaut zusammenstösst :  1^'i^'  Stamm  aus  "ID5,  tlTf^tU' oejui- 

daXig,  und  so  wohl  auch  in  0o'}^:  Zivülinge  für  ao^^t  von  DNip*. 

Die  Versetzung  von  Consonanten  kommt  im  Aethiopischen 
in  der  Wortbildung  nicht  vor,  denn  ts  wird  nicht  zu  st^  sondern 
zu  55,  s.  §  54*.  Wohl  aber  bieten  die  äthiopischen  Wurzeln  im 
Vergleich  mit  den  entsprechenden  der  verwandten  Sprachen  viele 
Beispiele  von  Lautversetzungen.  Z.  B.  a^'^\\^']^'  Schulter  für 
ODYi-f-^^i   (r^n^),   hCt^hf^ii'   für   ÄlT^A^rt  s   von   t^Cilii- 

trrro,  int^^ii:  aus  ^^,  MlM'  i=  hlFl^üV)  für  h'ilM^'y 


1  [Vgl.  aber  oben,  S.  93,  Anm.  3]. 

^  )\tl^^(^t\'  für  aoTTaXadog  erklärt  sich  aus  der  griecliisclien  üncial- 
schrift  (A  als  A  gelesen). 

3  Vgl.  jedoch  h9^C^^'  und  ^i^rThC^v  h^C^'t"'  und  h^'^C^'i 
^dflA:  und  ao^dO^i,  tro^Öi\'>''  und  OD^^Ö^'-,  't9^TnP'1"'  für 
-ir^hl^^'  und  I-Srhh^!  für  ^9°hl[}'>'',  Ciixtll"'  und  Qtllh^:, 
f^llhC't'  für  ^hilC'l"',  '^l>fl^C^■  für  ^OhÖC^',  -l-Ol-'li^'Th-"  für 
^IKD-^'I"',  h'lM^'  und  hlÖ^^'^  h'nnjv'  und  hPhli^', 
f^'l'ODO'f::  für  J&-l-#/»^•|^:  Gadla  Adäni  (ed.  Trumpf),  S.  79,  Z.  24.  — 
Ob  der  Vorsatz  des  Causativ-Reflexivs  titl't*'  ^^us  h't'fl*  versetzt  sei,  da- 
rüber s.  §  83. 

Dillmann,  Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  • 


98        §  58.    Einschiebung,  Abwerfuiig,  Erweichung  der  Consonanten. 

AOA-"  la-a-Ia  für  OAOA',  ih^d.'  pi^n  ^^r^,  Ä'7fl-  V^  ^• 
Namentlich  sind  es  die  flüssigeren  Laute  und  die  Hauchlaute,  die 
in  der  äthiopischen  Wurzel bildung  gerne  von  einer  Stelle  zur  andern 
schlüpfen;  Beispiele  für  A:  WÜA'  nhö  J^^^,  ^rHiAs  HH^^,  (DfiaV 

JlVj,  rh^'A!  phn  ^pn  ö<^:^,  H9"^'  u^^  und  {jaLo;  für  C' 
(DdJ^:  Breite  llt<,  ^Ir-üC-n^'  ^D-J  <^y^,  dAö  ^f  (j-^i);  für 
*}  •  Avi^v'  [J"^=^  (On ;  für  Hauchlaute  ausserdem :  tllrh'  ]^^  X^^ 
^M}'-  Blei  Tjl^l  ^Jlj  ^hi}'  Geseuße  p:^  pt^D,  d.fh'P'  Tj^H  vilil, 
Afl'^s  y-^s:^-^?  thfiti'  J^^^-w.  In  einzelnen  Wurzeln  sind  sämmtliclie 
Laute   versetzt:    9"rh^s    ÜHI    (V^;  \    AÜ^s    H^:?   ck^^,   vielleicht 

hlC'-  Fuss  aus  A'^Cs^   h^  J^^;'   <^C*7«'    p^l^;.     Im  Einzelnen 

sei  hierüber  auf  das  Wörterbuch  verwiesen. 

.§  58  3.    Einschiebung   oder  Abwerfung    einzelner   Conso- 

nanten und  Erweichung  von  Consonanten  zu  Vocalen. 
Zunächst  kann  ein  kurzer  betonter  Vocal  in  offener  Silbe  sich 
durch  Einfügung  eines  Nasals  verstärken:  so  steht  Tf^'l^s  0cntü 
{dieser)  für  li'fc',  V^'i'i''  hejänia  {anstatt)  für  ÜPi's,  das  daneben 
noch  vorkommt,  M'M^'-  für  W-A;^'-",  hli(['  für  ÄO",  A^nAl':, 
A^fLAs  neben  A-nA-"  (König,  S.  102),  ^l^^Zufdl  für  ^-^=\"\ 

vgl.  auch  ff^lrm'ini,!'  windig  von  der  V^^mJj  AW-^'}'Th-'  /eÄ"!/e- 
/e;7^  XrjKV&og^  £/»'J7'J:  firj^arij  ^.  Wie  aber  in  solchem  Falle  ein 
kurzer  Vocal  sich  auch  durch  Verdopplung  des  folgenden  Consonan- 
ten verstärken  kann*,  §  55,  so  kann  auch  wiederum  ein  Nasal  zum 
Ersatz  der  aufgegebenen  Consonanten-Verdopplung  in  ein  Wort 
eindringen  (§  56).  Diese  Erscheinung,  bekanntlich  im  Aramäischen 
sehr  gewöhnlich,  zeigt  sich  im  Aethiopischen,  wie  im  Arabischen  ^, 
hauptsächlich  nur  in  der  Wurzelbildung,  hier  aber  auch  sehr  häufig, 
indem  ein  Tr  nach  dem  ersten  Radical  eindringt,  wahrscheinlich  zum 
Ersatz  einer  Verdopplung  des  zweiten  (die  Beispiele  s.  §  72).  In 
dem  Wort  9^Yl"^'  Deut.  32,  15  kommt  neben  dieser  ursprünglichen 
Form   auch    9^'i\l''^-    vor;    von   Fremdwörtern    ist    z.  B.  fiTr'UC' 


o  ^ 


1  S.  aber  Prätorius,   Beitr.  z.  Ass.,  I,  S.  21.   —  Vgl.  arab.  Jkiö.    aus 
griecla.  XlxQa. 

2  Ewald,  Ilebr.Spr.  S.  91;  Sciirader,   T>e  inäole,  p.  24;  König,  S.  144. 

3  Amharisch  z.  B.  ^^^J^'"  ^"^^'*  füi'  ti^'  aus  Yxdl^'' 
*  Vergl.  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  9  f. 

5  Ewald,   Gr.  Arah.  §§  1G3.  191. 


§  59.    Das  Wort  und  der  Wortton.  99 

odjKfFiQog  zu  vergleichen.  Seltener  ist  zu  gleichem  Zwecke  in  der 
Wurzelbildiing  ein  C  eingeschoben:  ICAP^tl'  Gallus,  a\C{[»lt\h' 
Tobcmicsis;  vgl.  König,  S.  103  und  unten,  §  72;  im  Syrischen  und 
Arabischen  ist  dies  häufiger. 

Die  ersatzlose  Abwerfung  eines  Consonanten  ist  im  Aethio- 
pischen  ebenfalls  selten  (König,  Ss.  101,  103);  am  ehesten  wird  der 
Nasal  '}  davon  betroffen,  z.  B.  Olröf-  für  01019'  vor  dem  Halb- 
vocal,  oder  im  Auslaut  nach  langem  Vocal  in  den  Zahlen  von 
20 — 90  (§  158)  und  in  Pronominalendungen  (z.  B.  §  146);  eine 
ganze  Silbe,  \  sammt  Vocal,  wird  von  7x9^*1'  von  abgeworfen,  wenn 
es  eng  mit  dem  Nomen  verbunden  werden  soll.  Wie  1  wird  auch 
das  flüssige  A  nach  langem  Vocal  beständig  abgeworfen  in  dem 
ausserordentlich  häufig  gebrauchten  Wort  J&Hi'  er  sagte  für  ^'fl 
ÜA^j  vgl.  Gesenius,  Thesaurus,  p.  600  und  oben,  §  46.  Das  Fem.-'lh 
schwindet,  wie  im  Aramäischen,  in  den  Endungen  ö  e  (für  öt  et) 
§  120  f.  lieber  die  Ausstossung  von  Hauchlauten  und  Halbvocalen 
vgl.  §§  47  und  53.  Hie  und  da  wird  auch  in  Bildungen  mit  Wieder- 
holung mehrerer  Radicale  der  Kürze  wegen  ein  Laut  fallen  gelassen. 

Die  Erweichung  eines  festeren  Lautes  zu  einem  Vocal  ist 
noch  seltener  und  meist  nur  in  uralten  Wörtern  überkommen,  wne 
Y^h'ü''  Stern  aus  h-nh-fl-'.     Vgl.  auch  §  28  über  fl. 

III.  Das  Wort  und  der  ^Vortton. 

Das  Wort,  welches  aus  mehreren  Silben  besteht,  wird  zu  einer  §  59 
Einheit  zusammengehalten  durch  den  Wortton,  der  eine  Silbe  als 
die  das  ganze  beherrschende  hervorhebt.  Nach  dieser  Hauptsilbe 
richtet  sich  dann  die  Aussprache  der  übrigen  Silben  in  Beziehung 
auf  Kürze  und  Länge,  Höhe  und  Tiefe  der  Stimme,  und  unter  Um- 
ständen sogar  auch  die  Wahl  der  Vocale  für  diese  Silben.  Obwohl 
dieser  Einfluss  des  Worttones  auf  die  Vocalisation  des  Wortes  im 
Aethiopischen  lange  nicht  so  mannigfaltig  zur  Erscheinung  kommt 
wie  z.  B.  im  Hebräischen,  so  macht  er  sich  doch  dann  und  wann 
geltend  und  muss  deshalb  hier  in  Kürze  besprochen  werden. 

1.  Die  Art  der  Wortbetonung^  kann  zwar  in  einer  aus- 
gestorbenen Sprache,  von  welcher  grammatische  Beschreibungen 
aus  der  Zeit  ihres  Lebens  fehlen,    und    die   auch    in    ihrer  Schrift 


1  Vgl.  hierüber  jetzt  besonders  die  öfter  citirte  Abhandlung  von 
Trumpf,  lieber  den  Äccent  im  Aethiopischen,  ZDMG  XXVIIT,  S.  515  ff.;  s.  auch 
König,  S.  154  ff.  —  Ueber  das  starke  Schwanken  des  Tons  im  jetzigen 
Abessinisch,  z.  B.  im  Tigrina  s.  Prätoiuus,  ZDMG  XLl,  S.  G88. 

7* 


100  §  59.    Das  Wort  und  der  Wortton. 

keine  Tonzeichen  zur  Anwendung  kommen  liess^,  bis  in  Einzel- 
heiten hinein  nicht  mehr  genau  bestimmt  werden;  aber  die  allge- 
meinen Grundsätze  ergeben  sich  teils  aus  den  Gesetzen  der  Wort- 
bildung, teils  aus  den  späteren  Nachrichten  über  die  Betonung* 
und  aus  der  Vergleichung  des  Aethiopischen  mit  dem  Arabischen 
und  Amharischen.  Hienach  ist  der  Ton  an  keine  bestimmte  Silbe 
gebunden,  wie  im  Hebräischen,  sodass  er  etwa  in  der  Regel  auf 
der  letzten,  möglicherweise  auch  auf  der  vorletzten  Silbe  wäre; 
vielmehr  kann  er  in  einem  vielsilbigen  Worte,  der  reinen  Möglich- 
keit nach,  auf  irgend  einer  der  drei  letzten  ruhen,  ja  wie  es  scheint 
hie  und  da  sogar  noch  weiter  zurück  liegen,  z.  B.  fl^h'f''  härakata^ 
fl.^h'l'h'  bäraJcätaJca.  Die  Betonung  richtet  sich  nach  ganz  andern 
Gesichtspunkten.  In  erster  Linie  kommt  es  auf  die  Art  der  Silben 
und  ihre  Vocale  an :  Silben  mit  langen  Vocalen  oder  (was  pro- 
sodisch  das  gleiche  ist)  geschlossene  Silben  mit  kurzen  Vocalen 
machen  sich  von  selbst  im  Worte  mehr  geltend  und  ziehen  den 
Ton  notwendig  auf  sich  gegenüber  offenen  Silben  mit  kurzen  Vo- 
calen, z.  B.  'Ir^T'  hedatj  ViCV'  nagärna.  Das  zweite  Grundgesetz, 
das  übrigens  schon  mit  der  Bildungsgeschichte  der  Worte  zusammen- 
hängt, besteht  darin,  dass  auslautende  kurze  Vocale  (die  immer  der 
Bildung  angehören)  und  auslautende  einfach  geschlossene  Silben 
mit  kurzen  Vocalen,  welche  durch  Abwerfung  eines  auslautenden 
Vocals  in  der  Aussprache  entstanden  sind  (z.  B.  ÜIQ'  hdgar  für 
hdgar^)  nicht  betont  werden,  aber  auch  lange  auslautende  Vocale 
den  Ton  an  die  vorletzte  abgeben,  wenn  die  vorletzte  einen  langen 
Vocal  hat  (also  zwar  j&fl/V.'  jebalt\  ^'['dJf'  jetfannö\  hl^'  na- 
garu,  aber  J&QjA-s  jehelü,  ^i^i  motu,  j&'^m-"  jemttü,  f^&.'h^' 
jere'jü,  ^rt«Cs  jesefö,  d*^d'  fotar't,  9^^^^:  wedrawt  u.  s.  w.), 
und  schon  hieraus  ist  klar,  dass  der  Ton  in  den  meisten  Fällen 
nicht  auf  der  letzten  Silbe  ruht.  Viel  häufiger  ruht  er  auf  der 
drittletzten,  am  häufigsten  aber  auf  der  vorletzten.  Im  übrigen 
ist  für  die  Betonung  des  Wortes  die  Art  seiner  Bildung  maass- 
gebend,  indem  nur  hieraus  ersichtlich  wird,  welche  Vocale  und 
Silben  die  wichtigsten  des  Wortes  sind,  welche  Bildungszusätze  sich 
betont  anfügen  und  welche  ihren  Ton  aufgegeben  haben,  warum 
man  also  z.  B.  spricht  *?flC=  gehär  {handle),  aber  ÜlQ'  hdgar 
(Stadt),  warum  ffofi^'y^:  masafent  (Fürsten),  aber  ^TCl"  feiert 


^  Die  in  den  äthiopischen  Hymnologien  über  die  einzelnen  Wörter 
aufgeschriebenen  Zeichen  sind  sicher  nicht  Tonzeichen ,  sondern  Gesang- 
zeichen und  zwar,  wie  es  scheint,  den  griechischen  Gesangnoten  nachgebildet. 

2  LuDOLF,  Gramm.  I,  7. 


§  GO.    Das  Wort  niul  der  Wortton.  101 

((jeschaff'cne)^  (D'Yx'X*'  iveHü  {er)  und  l'H^"  gahrü  {sie  handelten) 
u.  s.  w.  Es  wird  darum  auch  geratener  sein,  statt  hier  eine  Reihe 
von  Gesetzen  über  die  Betonung  aufzuzählen,  vielmehr  bei  der  Be- 
schreibung der  einzehien  Bildungen  ihre  Betonung  anzugeben.  Doch 
sei  hier  noch  einmal  auf  §  48  zurückgewiesen,  wornach  die  Hauch- 
laute eigentümliche  Tonverhältnisse  herbeiführen. 

Das  Aethiopische  hat  eine  grosse  Zahl  kleiner  einsilbiger 
Wörtchen,  welche  zu  schwach  sind,  um  für  sich  eine  Stelle  im  Satz 
einzunehmen;  sie  hängen  sich  darum  an  stärkere  Wörter  vorn  oder 
hinten  an,  sind  aber  dann,  wie  die  Enklitica  anderer  Sprachen, 
tonlos  oder  nur  soweit  betont,  um  sie  als  lose  verbundene  Anhängsel, 
die  nicht  zum  Worte  selbst  gehören,  hörbar  zu  unterscheiden.  An 
der  Hauptbetonung  des  Wortes  ändern  sie  nichts;  doch  soll  nach 
LuDOLF  in  Wörtern,  die  auf  langen  Vocal  enden,  vor  einem  hinten 
angelehnten  Anhängsel  der  Ton  notwendig  auf  diesen  langen  Vocal 
kommen,  auch  wenn  er  im  selbständigen  Wort  nicht  darauf  war: 
ifo*t"'  mänüi  aber  <^y-<^!  manuma,  ?*%'  jö'gt,  Siher  ^'ijn,'  jögtlce. 
Verschieden  von  diesen  Anhängseln  ist  H'  dieser,  H'  diese^  welche 
zwar  in  der  Schrift  meist  mit  dem  ihnen  folgenden  Wort  zusam- 
mengeschrieben werden,   aber   ihren   selbständigen  Ton  behaupten. 

Von  einer  besondern  Aussprache  eines  Wortes  am  Satzende 
oder  am  Ende  eines  Satzabschnitts,  also  von  einem  Einfluss  des 
Satztons  auf  den  Wortton  (Pausa)  ist  im  Aethiopischen  nichts 
bekannt.  LuDOLF  bemerkt  ausdrücklich,  dass  die  Abessinier  beim 
Lesen  die  Stimme  sehr  wenig  moduliren. 

2.  Die  Vocalisation  eines  Wortes  hängt  in  der  Hauptsache  §  60 
allerdings  nicht  von  den  Lautverhältnissen,  sondern  von  dem  Sinn 
und  der  Bedeutung  seiner  Bildung  ab,  sofern  verschiedene  Bedeu- 
tungen an  verschiedenen  Vocalen  haften,  wie  sich  weiterhin  zeigen 
wird.  Gleichwohl  wirken  auch  die  Lautverhältnisse  dabei  mit: 
denn  gewöhnlich  trägt  in  einem  Worte  nur  ein,  höchstens  zwei 
Vocale  den  Sinn  der  Bildung;  die  Wahl  der  übrigen  hängt  von 
den  Lautverhältnissen  ab,  und  sie  werden  so  gewählt,  dass  alle 
einzelnen  Silben  des  Wortes  wohl  zusammenklingen  und  die  nicht- 
betonten sich  den  betonten  nach  Maassgabe  ihrer  Stellung  zu 
ihnen  unterordnen.  Was  zunächst  die  langen  Vocale  betrifft,  so 
erscheinen  sie  im  Aethiopischen  (mit  wenigen  Ausnahmen)  in  der 
Bildung  als  für  die  Wortbedeutung  wesentlich;  die  kurzen  Vocale 
a  und  e,  namentlich  a,  erscheinen  zwar  in  vielen  Bildungen  in 
derselben  Eigenschaft,  sind  aber  häufig  auch  blosse  Hilfsvocale,  um 
die  vom  Bildungsvocal    oder  von   den  Bildungsvocalen    nicht    um- 


102      ^  §  60.    Das  Wort  und  der  Wortton. 

spannten  Consonanten  aussprechbar  zu  machen.  Unter  ihnen  beiden 
ist  e  der  gleichgültigere  und  farblosere;  a  ist  schon  gewichtiger 
und  bedeutungsvoller  und  hat  daher  als  blosser  Hilfsvocal  nament- 
lich im  Nomen  seine  Anwendung.  Weiterhin  zeigt  sich,  dass  wo 
einmal  a  oder  e  in  einer  Bildung  Wurzel  gefasst  haben,  die  andern 
Silben  den  betreffenden  Vocal  leicht  als  Nachhall^  wieder  hören 
lassen;  so  geht,  wie  im  Perfect  der  Verba,  auch  in  vier-  oder  mehr- 
lautigen  Nomina  das  a  oft  durch  mehrere  Silben  durch:  V7"Ä''^Ä'' 
V^AJ^As  ^1^*7:,  oder  e  in  ^1?:^'  Ä'A^f'A*."  Ä-^-fllrfA: 
Vor  ü  erscheint  lieber  e  '^{{'O  hli^'l'Ü'ltxh  vor  1  lieber  a  mfl.'fls. 
Ist  aber  ein  langes  ä,  als  der  schwerste  aller  Vocale,  in  den  Stamm 
neu  eingedrungen,  so  muss  die  Silbe  vor  ihm  oder  nach  ihm  sich 
möglichst  kürzen  und  senken,  es  erscheint  daher  in  ihr  nicht  a, 
sondern  ^:  d^*=  h\l(\^'  9" /Ih^C  ■  ^CPÖ'  rfltU',  '>'?it\'' 
OD^^^s  rt«7ftAs  '^'^hC'Th-';  muss  ja  doch  in  gewissen  Fällen 
selbst  ein  ä  ö  e  sich  vor  einem  solchen  ä  wenigstens  zu  w  i  er- 
leichtern T'flh.s  %V^'-  Das  gleiche  Gesetz  gilt  auch,  wenn  ein 
betontes  ä  oder  eine  Bildungssilbe  mit  ä,  als  Hauptsilbe  des  Wortes, 
sich  an  den  Stamm  hängt:  ^/^^v'  C/^hTr'  '(i'd'C^'-  Ja  selbst 
ein  blosses  stark  betontes  a,  das  sich  als  Träger  der  Bedeutung 
neu  in  den  Stamm  eindrängt,  fordert  ein  gesenktes  e  vor  oder  nach 
sich  ^l'üC'  TiH'i'  hü'}'-  Umgekehrt  muss  ein  e  hie  und  da 
unter  dem  Einfluss  des  Tones  in  ä  übergehn ;  beständig  dann,  wenn 
im  Perfect  der  Form  l'ü^'  und  'i'l'fl^'  die  mit  dem  zweiten 
Radical  beginnende  Silbe  den  Ton  erhält;  denn  obgleich  man  wohl 
l'flCh'  gaherJca  aussprechen  könnte,  gilt  hier  e  doch  für  zu  schwach, 
um  in  der  durch  den  Ton  hervorgehobenen  Hauptsilbe  zu  bleiben, 
und  wird  vielmehr  durch  das  stärkere  ä  ersetzt.  Ebenso  geht 
langes  t  einer  betonten  Silbe,  die  aus  einer  einfach  geschlossenen 
zur  doppelt  geschlossenen  wird,  sodass  nach  §  35  f.  das  t  sich  ver- 
kürzen muss,  nicht  immer  in  e,  sondern  auch  in  d  über,  wie 
vielleicht  in  rt'Jfl.A^  rt'JflA'Th«'?  obgleich  in  ähnhchen  Fällen 
ein  aus  ü  verkürztes   e  sich    regelmässig  hält,    wie   ^TC'l's   aus 


^  Ein  anderes  Beispiel  dafür,  dass  durch  Nachhall  in  der  nächsten 
Silbe  der  vorhergehende  Vocal  wiederkehrt,  s.  §  20,  4. 

2  Eine  von  der  obigen  abvs^eichende  Darstellung  dieser  Verhältnisse 
s.  bei  König,  S.  121  ff. 


103 


ZAVEITER  TEIL. 

DIE   BILDUNGSLEHRE. 


A.  Die  Wurzeln,  ihre  Arten  und  ihre  Gestalt. 

Die  Wurzeln  sind  der  Stoff,  aus  dem  die  Sprache  die  Wörter  §  61 
bildet.  Die  Art  ihrer  Entstehung  und  ihre  Bedeutungen  im  Ein- 
zelnen zu  erklären,  ist  Aufgabe  des  Wörterbuchs;  die  Grammatik 
nimmt  sie  als  gegebene  auf,  muss  aber,  weil  die  Bildungsweise  der 
den  Wurzeln  entstammenden  Wörter  durch  die  Gestalt  der  Wurzeln 
bestimmt  ist,  von  den  verschiedenen  Arten  der  Wurzeln  und  ihrer 
Gestaltung  eine  Uebersicht  geben.  Ihrer  Bedeutung  nach  zerfallen 
die  Wurzeln  in  drei  an  Menge  sehr  ungleiche  Arten. 

1.  Die  unteiste  Stufe  der  Wurzeln  bilden  diejenigen  Inter- 
jectionen,  welche  .nicht  aus  Pronomina  oder  Begriffswurzeln  ab- 
geleitet, sondern  als  unmittelbarer  Ausdruck  der  Empfindung  her- 
vorgestossene,  gleichsam  tierische  Laute  des  Menschen  sind,  meist 
kurz  und  starr;  der  Unterschied  von  Wurzel  und  Bildung  aus  der 
Wurzel  fällt  bei  ihnen  weg.  Es  sind  ihrer  aber  in  jeder  Sprache 
nur  sehr  wenige.  Der  allgemeinste  dieser  Rufe  ist  AiS  o/^,  um 
Affect,  namentlich  Verwunderung  auszudrücken,  z.  B.  hU^^'yYlC' 
0  tvas  für  ein  Wunder  !\  sodann  häufig  gebraucht  in  der  Anrede 
an  Jemand  im  Vocativ,  §  142,  Yxl'iXCi'  o  Mann!.  Es  scheint  auch 
in  hW'  0  ja!  zu  stecken,  s.  §  62.  Als  Wehe-  und  Schmerzens- 
rufe  kommen  vor:  h'^i  in  der  Zusammensetzung  mit  }\'  als  hK' 
öj  0)  Num.  24,  23;  h\)'^  ach!;  f«:  und  P--"*  o  weh!  In  häufigerem 
Gebrauch   ist   (Dß,i^   vaeh^    immer    mit    folgendem    A   des   Dativ, 


^   ^ 


^  oh  ^  ^  >^^j  n.  ^  I,  n^n. 

3  S.  LuDOLF,  Comm.  Ilist.  Aeili.  p.  41. 

*  S.  LuDOLF,  Lex.  Actli.  p.  484;  arabiscli  Lj  in  anderer  Bedeutung. 


O    " 


^  ^;j  ^;)  ^:?5J  ^°'  ^^';   'IN*- 


104        »  §  62.    Pronominal- Wurzeln. 

z.  B.  IDJ&:  A.'l's  ivehe  mir!^  und  in  gleichem  Sinne  das  längere 
AiA»!^,  ebenfalls  mit  folgendem  Dativ,  endlich  rtj&A'  oder  ii>^' 
mit  folgendem  Pron.  suff.,  ach,  wehe!  (s.  über  diese  drei  letzten 
miten,  §  199).     Eine  Nebenform  fllJ&As  zu  IDJis,  und  ^iA>A:  zu 

JiA»'  anzunehmen,  ist  nach  §  167  nicht  nötig;  doch  ist,  wie  sich 

im  Arabischen  aus  \^^  Jj^  gebildet  bat,  so  auch  im  Aethiopischen 
aus  CDJ&:  und  dem  ihm  immer  folgenden  A  ein  Nomen  (Df^d»' 
Geheul  entstanden.  Ausserdem  findet  sich  noch  W\-  wohlan! 
(Ex.  4,  19;  var.  V?:),  fl/h',   (\d\'i  {{th-  mit  folgendem  Pron.  sufi*. 

als  Begrüssungspartikel,  arab.  -^i  -^i  und  KT'  als  Beschwich- 
tigungsausruf. ^      V 

§  62  2.  um  eine  Stufe  höher  stehn   die   Pronominal-Wurzeln. 

Sie  gehören  nicht  mehr  dem  Gebiete  der  Empfindung,  sondern  dem 
des  Verstandes  an;  sie  bezeichnen  aber  nicht  die  Gegenstände  des 
Vorstellens  und  Denkens  selbst,  sondern  weisen  nur  auf  die  Gegen- 
stände im  Raum  und  in  der  Zeit  hin  (Deutewörter)  und  sind  von 
da  aus  weiter  zur  Bezeichnung  aller  möglichen  Denkverhältnisse 
angewandt.  Sie  sind  ein  eben  so  wichtiger  Teil  der  Sprache  als 
die  Begriffswurzeln :  wenn  letztere  die  Stoffe  der  Sprache  enthalten, 
so  geben  erstere  die  Form  dazu;  fast  alle  Bildungszusätze  der  Wörter 
und  die  meisten  zum  Ausdruck  der  Satzverhältnisse  dienenden 
Wörtchen  sind  pronominalen  Ursprungs.  Das  Aethiopische  hat 
grade  diesen  Teil  der  Sprache  sehr  reich  und  mannigfaltig  aus- 
gebildet und  vieles  in  den  andern  semitischen  Sprachen  verlorene 
erhalten. 

1)  Die  verbreitetsten  und  mannigfaltigst  angewendeten  unter 
diesen  Pronominalwurzeln  sind  die  hinweisenden  im  engeren  Sinn 
(Demonstrativa).  Wir  unterscheiden  hier  vier  Reihen  von  Wurzeln, 
a)  Das  ürdeutewort  ta'^  hat  sich  erweicht  zu  da  und  hat 
durch  Umwandlung  des  Sturamlautes  in  den  Zischlaut  noch  die 
beiden  weiteren  Aussprachen  sa  und  za  entwickelt.  Sämmtliche 
vier  Formen  sind  im  Aethiopischen  vertreten.  Das  ursprüngliche  ta 
hat  sich  ausser  in  der  Fem.-Endung  ^  noch  erhalten  in  dem  per- 
sönlichen i^^  und  "fc  der,  die  (nur  noch  in  Zusammensetzungen, 
z.  B.  fl^KI::  je-h-fc:,  Tf}*:  »ft^  /t^i^'  ^'kh  ?itf^7*")j  sowie 
in  dem  Fragewort  /^J&'t"  wo?.    Die  weichere  Aussprache  c?«,  die 


3  Vgl.  Trumpp,  S.  546,  N.  2[;  Bezolu,  Die  grosse  Dariicsinschrift,  S.  25flF.; 
Barth,  ZDMG  XL  VI,  S.  685  ff.] 


§  G2.    Pronominal- Wurzeln.  105 

im  Aramäischen  herrschend  geworden  ist,  ist  im  Aethiopischen  nur 
in  der  Praepos.  -^0'  auf  (§  1G5)  zu  belegen.  Als  Aj  in  den  här- 
teren Zischlaut  übergegangen*,  hat  es  eine  Reihe  von  Verhältnis- 
und  Ausrufe- Wörtchen  hervorgebracht,  nämlich  rt-'  öe,  htl^"^'  äcnn^ 
^(1=  als^  tvann,  fi'  und  hil^l''  o  doch!.  In  der  weichen  zischenden 
Aussprache  ist  es,  wie  im  Hebräischen  und  Arabischen,  herrschend 
geworden  für  das  gewöhnliche  Pron.  demonstr.  Tfs  dieser,  für  das 
Pron.  relat.  H'  ivelcher,  §  64,  sowie  in  den  Wörtcheii  Iff  s  hier, 
^hlU'  ivami?^  J&hH.'  jet^t,  vielleicht  auch  in  T.!!.-'  ZeitinmJcf,  Stunde. 

b)  Die  Wurzel  'f",  R  ist  durch  weitere  Verflüchtigung  der 
Muta  zu  einem  blossen  Hauch,  zu  Ü  geworden^.  Als  solche  er- 
scheint sie  aus  dem  zu  einem  persönlichen  Pron.  (§  65)  ausgebil- 
deten 'ps  abgekürzt  im  Pron.  suff.  0;  '/,  If  "^  •",  Ü"}'',  sonst  nur 
in  der  Ausbildung  zu  Adverbien,  nämlich  '/  s  als  Accusativzeichen 
(§  143),  U-!  als  Fragewort,  t-  hin  (§  160),  VL-"  re,  auch,  Uf:  da, 
lifj-f«:  anstatt,  wohl  auch  in  hlf'  oja!  (eigentlich  o  so!  vergl. 
§  61).  Und  merkwürdig  genug  (§  24)  hat  sich  dieser  Hauch  Ü 
im  Aethiopischen  sogar  in  rfi,  "If  verhärtet  in  "hü'  hei  und  wo 
(§  161)  und  hrh""  dorthin,  \\d\\\'  dort',  und  zu  0  vielleicht  in  ^^' 
siehe  (doch  s.  §  41), 

c)  Wie  die  stummen  oder  zischenden  Dentale,  so  dienen  zur 
Bildung  von  Demonstrativpronomina  auch  die  beiden  Liquidae  n 
und  l,  mit  vor-  oder  nachlautendem  Vocal,  also  na,  an^.  Ja,  al, 
und    sind   in   der '  äthiopischen  Sprache  noch  vielfach  angewendet. 

Der  erste  Zweig,  und  zwar  zunächst  in  der  Aussprache  V? 
ist  im  Semitischen  überhaupt,  und  so  auch  im  Aethiopischen, 
hauptsächlich  zur  Bildung  feiner,  sinnliche  oder  geistige  Bezieh- 
ungen ausdrückender  Verhältniswörtchen  verwendet*.  Von  ihm 
stammen  teils  die  Wörtchen  für  siehe  da^  ^th'  'i^'  J^">  §  160, 
und  für  wohlan^  iO '  ?  teils  einige  enklitische  Partikeln,  welche 
den  von  der  Wurzel  Ü  entsprungenen  an  Bedeutung  und  Bildung 
sehr  ähnlich  sind,  nämlich  ^s  als  Fragewort,  Jis  hin  (§  160),  V' 
hin  (§  160)  und  X'  auch  [himviederum).  In  der  Aussprache  hlr 
dient  dieser  Zweig  teils  zur  Bildung  persönlicher  Pronomina  in 
den  Femininen  hinweisender  und  bezüorlicher  Fürwörter  K'JtVI*  ' 


1  Vergl.  d:^.  "^  Vergl.  Is^,  KH- 

^  Diese  beiden  sind  auch  im  Sanskrit  sehr  verbreitet. 
*  Vgl.  Trumpf,  Sitzber.  d.  philos.-philol.  Cl.  d.  hayer.  ÄJcad.  zu  München 
vom  5.  Mai  1877,  Heft  2,  S.  117  ff. 


106       ,  §  62.    Pronominal-Wurzeln. 

und  M^lnil  s  jene^  M't'  -  ivelche  (§  64)  und  als  erster  Bestand- 
teil im  Pron.  der  1  sten  und  2  ten  Pers.  (§  65),  teils  zur  Bildung 
verschiedener  Partikeln,  wie  Ti*?  s  dd^  siehe  (in  YxiYXf'^^'^  Itx'i^Ö') 
Tx'iXl')  'hlrP')^  h'i'f*'  in  Beziehung  auf\  hlrlt'  indem.  Als 
Demonstrativum  scheint  sich  dieses  an^  im  Gegensatz  zu  ta  und 
ha^  ursprünglich  auf  das  Fernere  zu  beziehn ,  also  jener  zu  be- 
deuten; da  es  von  dem  Näheren,  Daseienden  wegweist,  konnten 
sich  aus  ihm  zugleich  Verneinungswörter ^  ableiten:  wie  schliess- 
lich das  hebräische  ]^K,  ]^K  so  geht  auch  das  äthiopische  'h'i'  nicht 

in  Zusammensetzungen  wie  'hlr^'\'  vielleicht  (§  163),  'h'i'Ü^s  ich 

mag  nicht  auf  diese  Wurzel  zurück;  auch  das  gewöhnliche  äthio- 
pische Wort  für  nicht  hj  (vgl.  assyr.  \}\j  ai)  ist  aus  einer  Form 
wie  J'^K  verkürzt. 

Auch  der  andere  Zweig,  la,  al^  hatte  ursprünglich  die 
Kraft,  auf  das  Entferntere  hinzuweisen,  obgleich  er  nicht  in  allen 
seinen  Ausbildungen  diesen  bestimmteren  Sinn  bewahrt  hat.  Im 
Aethiopischen  kommt  A  noch  persönlich  vor,  nämlich  wiederholt 
titi'  er  er,  eben  er,  er  seihst,  selbst,  §  150^,  und  ebenso  h^'  in 
der  Zusammensetzung  ?iAVl*"  l'iAVf'"!^'  jene  (Plur.);  und  al  und  la 
zusammengesetzt  zu  alla  in  dem  durch  alle  semitischen  Sprachen 
gehenden  Pluralstamm  des  Pron.  demonstr.  Ji/V*"  ?iA'  diese  sowie 
des  Pron.  relat.  Ttiti'  ivelche.  Und  wie  von  dem  Zweig  an  so  leiten 
sich  auch  von  dem  Zweig  la,  al  Negationen  ab,  nämlich  i^A^* 
nicht  in  Y\^{\'  es  gibt  nicht.,  und  A^^  nicht  in  Y\f{'  sondern. 

d)  Da  die  ursprüngliche  Bedeutung  der  mit  l  und  n  gebil- 
deten Wurzeln  sich  allmählig  abgeschwächt  hat,  so  hat  sich  für 
die  Hinweisung  auf  das  Entferntere  die  neue  Demonstrativwurzel 
h  gebildet.  In  der  Aussprache  li:a  ist  sie  enthalten  in  den  Ad- 
verbien hrfi*  dorthin,  hrhh*  dort;  zur  Bildung  persönlicher  Deute- 
wörter wird  sie  in  der  Aussprache  Vh  an  andere  Deutewurzeln 
angehängt,  um  ihnen  die  Kraft  der  Hinweisung  auf  das  Entferntere 
zu  geben:  ^\\*i  jener,  'h'i't'Xh'  jene  (Fem.),  7\M)r'  jene  (PI.)- 
Diese  Deutewurzel  darf  man  schwerlich  für  eine  aus  der  Interrogativ- 
Relativ- Wurzel  (§  63)  entsprungene   halten,    sondern  sie  scheint S 


1    Wie  »T  nicht,  '^'^  anderer. 

/     -         ....        T  :  |T  '1 

3  Vgl.  Trumpf,  ZDMG  XXVIII,  S.  550,  N.  2  (gegen  Prätorius,  abend. 
XXVII,  S.  639).  4   Lj^.  5  ^l^^  Nl^  ^. 

6  Vgl.  ÄJI5;  diS,  7]^,  T|:n,  i?,^' 


§  63.    Pronominal-Wurzeln.  107 

ähnlich  wie  das  h  der  2ten  Pers.  (§  65),  aus  ursprünglichem  /«, 
tiva  entstanden  zu  sein. 

Ein  letztes  Deutewort  endlich  s.  §  65  unter  den  persönlichen 
Fürwörtern. 

2)    Fragewörter    können   zwar  durch  die  Kraft  des  Tones  §  63 
aus  Deutewurzeln  entspringen  wie  li-  und  V"  (§  62).    Da  aber  die 
Kraft  des  Tones  für  die  Bildung  aller  Fragewörter  nicht  ausreicht, 
so  haben  die  Sprachen  besondere  Fragewurzeln  erzeugt. 

a)  Im  Semitischen,  also  auch  im  Aethiopischen  ist  die  ge- 
wöhnlichste Fragewurzel  ma  (wahrscheinlich  aus  iva  verhärtet)^. 
Sie  ist  in  dieser  kurzen  Aussprache  noch  vielfach  erhalten  (ob- 
gleich in  der  Bedeutung  nicht  mehr  immer  fragend,  sondern  zu 
einem  Indefinitum  und  Relativum  herabgesunken),  in  dem  Anhängsel 
tf^  (§  162),  als  zweites  Glied  von  Zusammensetzungen  in  ^^o^i 
oder  ctiva?  h<^s  hewaJie^^  h^^'  ivie^^  als  erstes  Glied  in  ^hlL' 
wann?^.  Um  ma  zum  persönlichen  Fragewort  zu  machen,  wurde 
es  mit  dem  Demonstrativstamm  na  zusammengesetzt:  #wj^-:  ivasder? 
wer?^  und  davon  das  Neutrum  ^7"^'  ivas?.  Eine  neutrale  und 
adverbiale  Form  ^T,'  ivas?  ivie!  scheint  aus  einer  im  Aethiopischen 

nicht  mehr  erhaltenen  Form  wie  ^  HtD  HD  verderbt  zu  sein.  Ausser- 

dem  sind  von  diesem  f^  noch  einige  andere  Wörtchen  relativen 
Sinnes  abgeleitet,  s.-  §  64. 

b)  Die  andere   der  gewöhnlichsten  Fragewurzeln   ist  h^'^, 

wahrscheinlich  aus  ursprünglichem  hai  (oi^^^)  abgeschwächt.  Sie 
wird  im  Aethiopischen  wie  im  Arabischen  als  fragendes  Adjectivum 
gebraucht  in  der  Bedeutung  noTog,  qiialis,  von  ivelcher  Art?  und 
ist  in  der  kurzen  Aussprache  e  oder  in  der  vollen  ai  einigen  hin- 
weisenden Wörtchen  und  sogar  einem  BegrifFsworte  vorgesetzt,  um 
ihnen  Fragekraft  zu  geben:  hß^'U'  wo?  h^'  wie?'^  Jift'h^'lss 
tvas  Maass  davon?  wie  viel?. 

c)  Diese  beiden  Fragewurzeln  des  gewöhnlichen  Gebrauchs 
weisen  auf  eine  Urwurzel  hiva^  kai  hin.  Und  wirklich  scheint  auch 
im  Aethiopischen  von  dieser  noch  ein  Rest  übrig  zu  sein  in  der 
Interjection  ti'i^Ö'  ei!^  eigentlich:  siehe  was!^  wo  das  k  zugleich 
in  den  stärksten  Kehllaut  übergegangen  ist.     Sonst  aber  hat,  wie 


^  Als  Rest  von  ursprünglichem  ktva  Wf,  quis  (s.  Ewald,  Hehr.Spr.  §  104). 

2  r\J22-       ^  los,  U^       *  ^no,  ^icJo,  ^^j.       ^  ,j^^  ^^^  ^'j^^ 
^  ^^  ]:^  'T.t<'  uJ  U^h  ii^  ^?}  u^^^  u-  s-  w.         '^  rlD^K. 


108        ,  §  64.    Bezügliche  Fürwörter. 

in   den    andern   semitischen    Sprachen,    die   Fragewurzel   schon   in 
dieser  ursprünglichen  Aussprache  durchwegs  Relativbedeutung  an- 
genommen. 
§  64:  3)  Die  bezüglichen  Fürwörter  sind,  wie, in  andern  Sprachen, 

aus  den  hinweisenden  und  fragenden  abgeleitet. 

a)  Von  Demonstrativ- Wurzeln  sind  die  gewöhnlichen  Relativ- 
pronomina entlehnt,  nämlich  H '  welcher,  Itxi'f' '  welche  (Fem.), 
"hti  •  ivelche  (Plur.),  sowie  die  Conjunctionen  H '  qiiod,  ut,  YiTrll  s 
indem  (da  dass),  und  die  Präpositionen  KT'i''  in  Beziehung  anf\ 
KMi't''  wegen.  Auch  in  der  Aussprache  rt  wird  diese  Demonstrativ- 
Wurzel  relativ  gebraucht  in  flfls  wann,  als  (mit  angehängtem  fl, 

während  ^  etwa  dem  '^^j  \c>\^  entspricht). 

b)  Aus  der  Fragewurzel  ma  entstanden  durch  einen  vorge- 
setzten Hauch ^  die  Conjunctionen  ?i<^!  wann^  Itx^^'  wenn^  und 
daraus  verkürzt  1x9"'  äv  im  Nachsatze  einer  Bedingung,  §  170; 
mit  vorgesetztem  hinweisendem  rt  nach  §  34  litl^^  •  (für  tl^^ ' 
das  was)  dieweil,  tveil,  denn.  Aus  der  Fragewurzel  kwa  (§  63,  c) 
ist  durch  Vereinfachung  zu  Jca  ein  unpersönlicher  Relativstamm  in 
der  Bedeutung  dass  (eigentlich:  ivas)  entsprungen^;  er  kommt  vor 
in  den  Zusammensetzungen  hMl'^  bis  dass,  bis,  Ji'Jh'  nun  denn, 
also  (eigentlich :  siehe  dass,  da  dass,  daher).  Hauptsächlich  aber 
wird  dieser  Stamm  zur  Vergleichung  in  der  Bedeutung  wie  an- 
gewandt^, zunächst  in  h<^  s  beinahe  (wie  was)^,  l\^^'  (Praepos. 
und  Conjunct.)  wie,  gleichwie  dass'^,  ferner  mit  Demonstrativen 
zusammengesetzt  in  \h'  also^  nun  (wahrscheinlich  verkürzt  aus  ]!D  = 

jH^)^,  und  \\'  so  (aus  kähü,  wie  es),  zwar  nicht  mehr  für  sich  ge- 
bräuchlich (wie  n^  K!D    \1)^  ^^^'■'  wahrscheinlich  noch  enthalten  in 

hlf^'  Jceineswegs,  nicht^.  Aus  \\'  scheint  durch  Lautübergang  C'^^ 
entstanden  in  dem  fragenden  Itx^'  wie?.  Dasselbe  kö,  zu  Im 
erleichtert,  scheint  mir  auch  in  dem  in  Aufforderungen  gebräuch- 
lichen JiftYb'  (für  flVb'  §  34)  roivvv,  quaeso,  o  doch!  (eigentlich 


1  Etwa  wie  in  "l^K- 

2  QX;  vergl.  über  dessen  Ableitung  Ewald  S.  225  Anm.  1. 

3  Vergl.  hebr.  i^,  Ewald  S.  230.  *  ?|f|:  =  '•]\J  nach  §  30. 

^-  -  y 

5  g_  Ewald  §  105,  b.      6  Vgl.  tO^D^.      "^  Uj   l^b!^-      ^  ^S^-  '^"^'^  ^' 

^  Sodass  dem  }\,  vielleiclit  verkürzt  aus  ^"Js  (§  62)  oder  /^Av  schon 
an  und  für  sich  verneinende  Kraft  zukommt.  Vgl.  Trumpf,  a.  a.  0.  S.  559,  N.  1 
10  Ewald  S.  232. 


§  G5.    PersÖnliclie  Fürwörter.  109 

da  min)  zu  stecken.  Der  Laut  7c  konnte  sich  nun  aber  weiterhin 
zu  g  erweichen,  und  hieraus  erklärt  sich  das  von  K'Jh'  etwas  ver- 
schiedene h'iJ^'  nun  wohl  (eigentlich  siehe  ivas!)^  vielleicht  auch 
7,H.'  ÄugenhlicJc^  Stunde,  Zeit^  wenn  dieses  überhaupt  pronominaler 
Herkunft  ist  (für  h  +  J&?iH.O  und  das  ganz  dunkle  ?"%'  viel- 
leicht, da  SS  nicht. 

lieber  den  Rest  eines  andern  Relativums  ia  s.  §  65. 

4)  Die  rein  persönlichen  Fürwörter  für  die  drei  Personen  ich  §  65 
du  er  sind  als  die  stärksten  Fürwörter  im  Aethiopischen  durchwegs 
zusammengesetzt.  Die  eigentümliche  Wurzel  für  die  dritte  Person 
ist  rein  vocalisch,  nämlich  u  und  i,  nicht  aber  a;  denn  obgleich 
einst  auch  a,  wie  sich  noch  deutlich  im  Sanskrit  zeigt,  hinweisende 
Kraft  hatte,  so  ging  es  doch  auf  das  Entferntere,  ii  und  i  dagegen 
auf  das  Nähere  und  Innerlichere^,  und  im  Aethiopischen  wenigstens 
sind  u,  i  überall  da  angewendet,  wo  eine  Deutewurzel  persönlich 
ausgebildet  werden  sollte  (vergl.  'U,  t'  Vh,  ^'•)-  Selbst  für  die  Be- 
zeichnung einer  von  ich  und  du  verschiedenen  Person  schlechthin 
genügte  einst  u  und  i;  mit  auslautendem  e  wurde  daraus  äthiopisch 
u'  i'  d.  i.  (O^h  und  J&?i  (§  40)*.  Die  beiden  Stämme  Ohtii  und 
J&?i'  galten  aber  auch  den  Aethiopen  bald  für  zu  schwach  und 
wurden  nun  am  Ende  durch  die  Deutewurzel  'fcs  'fcs^  verstärkt; 
und  indem  zugleich  zwischen  u  und  i  in  der  Sprache  sich  der 
Unterschied  festsetzte,  dass  u  für  das  männliche,  i  für  das  weibliche 
gebraucht  wurde,  entstanden  die  Fürwörter  (D'Tti'l^'  er  und  J&h'fc' 
sie^.  Beide  sind  ursprünglich  Substantiva,  werden  aber  weiterhin, 
wie  N*in  u.  s.  w.,  auch  adjectivisch  gebraucht  und  sinken  damit  zu 
blossen  persönlichen  Deutewörtern  herab.  Sogar  zu  Bildung  eines 
Adverbiums  wurde  ^}i  verwandt  in  J&hHt '  jet^t.  Die  zweite 
Person  hlf'i''   ist  aus  der  Wurzel  tu  oder  twa  für  du  und  dem 


1  Ewald  §  103,  a.  2  Ebenso  wie  Tf  •  ^^,  dieser. 

^  Die  dem  i^^n  o<7i  5^  und  im  Aethiopisclien  selbst  dem  |i« :  y  s 
Ifao^s  (/"}:  zu  Grunde  liegt. 

*  Da  'fj  und  'f^  sonst  noch  überall  im  Aethiopisclien  voll  erhalten 
ist,  so  kann  ich  die  Erklärung,  dass  (0*l\i  und  ß,}i  u^  i^  aus  hu^  /w«  und 
dieses  aus  tu^  ti^  abgeschwächt  sei,  nicht  billigen,  Dass  es  Urpronomina 
u,  i  gab,  ist  aus  der  Declination  von  '^Wt  und  "^RI^  und  lat.  is,  aus  dem 
Zend  und  Litthauischen,  sowie  aus  den  Guna-Formen  T^'T  T^?  atrög  und 
auch  aus  den  von  diesen  Demonstrativen  abgeleiteten  Relativen  "'^  und  "^ 
(z.  B.  in  "^cf^  "Q^  u.  s.  f.)  noch  deutlich  genug  ersichtlich.  Auch  im  Semitischen 
gibt  es  ein  von  jenem  i  abgeleitetes  Relativ  ia,  dessen  Spuren  sich  im  Binde- 
vocal  des  Stat.  constr.  und  in  der  Adjectivendung  i  äthiopisch  noch  erhalten 
haben,  und  man  sieht  nicht  ein,  warum  dieses  ia  erst  aus  tia  verkürzt  sein  soll. 


110  §  66.    BegrifFswurzeln. 

Deutewort  an  zusammengesetzt^;  mit  dem  aus  twa  verstümmelten 
ta  wechselt  aber  in  gewissen  Formen  h  (§  29),  wie  in  allen  semi- 
tischen Sprachen.  Die  erste  Person  ist  zwar  im  Aethiopischen 
sehr  stark  verstümmelt  und  lautet  M',  indem  sogar  das  im  Schrift- 

Arabischen  noch  erhaltene  lange  ä,  aus  ursprünglichem  ö,  (Li!)  sich 
verkürzt  hat,  aber  teils  der  Plural  "JrliV'j  teils  das  als  Verbalendung 
der  ersten  Person  noch  vorkommende  Vh-  zeigt,  dass  ana  aus  anöku 
oder  anöJci^  wie  es  im  Hebräischen  erhalten  ist,  abgekürzt  ist,  zu- 
sammengesetzt aus  dem  Deutewort  an  und  öJci  =  ich. 

Aus  dem  Jca^  Jci^  ku^  das  in  der  2ten  und  Isten  Person 
erscheint  und  nach  §  62,  d  auch  als  allgemeineres  Deutewort 
vorkommt,  wurde  endlich  ein  Abstractum  Jcijät^  abgekürzt  Xl^jf  s 
Selhstheit,  welches   mit   angehängten   Suffixen   zum  Ausdruck   des 

Begriffs  seihst  dient  (s.  §  150)*  und  dem  arab.  b[  und  hebr.  HlN 
entspricht^.  Ein  anderes  Wort  zur  Bezeichnung  des  Begriffs  eben 
er,  er  seihst  s.  §  62*. 

G6  3.   Die  dritte  und  höchste  Stufe  der  Wurzeln  bilden  die  Be- 

griffswurzeln. Sie  sind  die  in  Lauten  ausgedrückten  Bezeich- 
nungen für  alle  die  einfachen  Begriffe,  welche  der  Geist  eines 
Volks  aus  der  in  seinem  Anschauungskreise  liegenden  Erfahrung  ab- 
strahirt  und  durch  seine  Denkthätigkeit  entwickelt  hat,  ausserordent- 
lich mannigfaltig  und  zahlreich,  doch  übersehbar  und  nicht  uner- 
schöpflich. Sofern  aber  jeder  einfache  Begriff  im  wirklichen  Denken 
und  daher  auch  in  der  wirklichen  Sprache  nie  rein  sondern  immer 
nur  in  einem  gewissen  Denkverhältnis  gedacht  erscheint,  gibt  es 
in  der  wirklichen  Sprache  keine  reine  Begriffswurzel,  sondern  nur 
Wörter,  welche  aus  den  Wurzeln  gebildet  sind.  Die  Wurzel,  welche 
verborgen  einer  Anzahl  aus  ihr  abgeleiteter  Wörter  zu  Grunde 
liegt,  wird  erst  durch  wissenschaftliche  Abstraction  aus  den  wirk- 
lichen Wörtern  gewonnen.  Bei  dieser  Zurückführung  der  Wörter 
auf  Wurzeln  ergibt  sich  als  erstes  dem  ganzen  semitischen  Sprach- 
stamm gemeinschaftliches  Grundgesetz,  dass  die  meisten  Vocale  und 

'  Ewald  S.  234. 

2  Vgl.  Trumpf,  S.  549,  N.  1  (gegen  Prätorius,  ZDMG  XXVII,  S.  640). 

^  Ewald  §  105,  f.;  Nöldeke,  Aland.  Gramm  ,  S.  390,  N.  2;  Syr.  Gramm., 
S.  199,  N.  1;  Lagarde,  Mitteilungen,  I,  S.  226;  Haupt,  Beitr.  z.  Ass.,  I,  S.  20. 

*  Ueber  die  semitisclien  Pronomina  im  Allgemeinen  vgl.  0.  Vogel, 
Die  Bildung  des  persönlichen  Fürivorts  im  Semitischen,  1866;  Cii.  Enehkrg, 
De  pronominibus  Arabicis  dissertatio  etymölogica ,  Helsingforsiae ,  I  1872, 
11  1874,  und H.  Almkvist,  Den  semitisica  sprakstammens pronomen,UpsAln,\875. 


§  66.    Begriffswurzeln.  111 

namentlich  alle  kurzen  Voeale  immer  schon  der  Bildung,  nicht  der 
Wurzel  angehören,  dass  somit  die  Wurzel  nur  aus  festeren  Lauten 
besteht.  Hieran  reiht  sich  als  zweites  ebenso  allgemein  gültiges 
Gesetz,  dass  jede  Begriffswurzel  mindestens  drei  feste  Laute  um- 
fasst^  Weniger  als  drei  hat  keine;  mehr  als  drei  sind  möglich, 
es  gibt  vier-  und  mehrlautige  Wurzeln,  aber  diese  geben  sich  leicht 
als  aus  einfacheren  Wurzeln  abgeleitete,  später  gebildete  zu  er- 
kennen. Auch  hat  innerhalb  des  Gebietes  dieser  mehrlautigen  das 
Gesetz  der  Triliteralität  bei  manchen  wieder  eine  Abkürzung  zu 
dreilautigen  bewirkt.  Und  im  Allgemeinen  lässt  sich  bemerken, 
dass  in  den  ältesten  semitischen  Sprachen  das  Gesetz  der  Triliteralität 
am  unbedingtesten  geherrscht  hat,  dagegen  in  den  Sprachen,  in 
welchen  der  Wurzelbildungstrieb  noch  länger  lebendig  blieb  —  und 
zu  diesen  gehört  das  Aethiopische  —  sich  mehr  und  mehr  auch  vier- 
lautige  Wurzeln  ausbildeten ;  mehr  als  vierlautige  aber  sind  über- 
haupt selten.  Gewöhnlich  besteht  hienach  auch  im  Aethiopischen  die 
Wurzel  aus  drei  festen  Lauten  (Radicalen).  Als  feste  Laute 
gelten  Consonanten  oder  lange  Voeale,  doch  sind  es  aus  einem  be- 
sondern, erst  unten  §  67  f.  zu  erörternden  Grunde  nur  die  Voeale 
t  nnd  w,  welche  als  Radicale  vorkommen.  Die  meisten  Wurzeln 
sind  rein  consonantisch.  Unter  den  Wurzeln  sind  nur  die,  welche 
einen  Vocal  zum  zweiten  Laut  haben,  wie  inüt^  leicht  aussprech- 
bar; fast  alle  andern  wären,  weil  der  nötigen  Voeale  ermangelnd, 
nicht  auszusprechen,  daher  hat  man  sich  gewöhnt,  die  Wurzel  in 
der  Gestalt  einer  der  einfachsten  wirklichen  Wortformen,  welche 
die  Sprache  hat,  nämlich  in  der  3ten  Pers.  masc.  sing,  perfecti  des 
einfachen  Stammes  darzustellen,  und  dieser  Sitte  werden  wir  durch- 
aus folgen,  also  für  ngr  nagara  schreiben  u.  s.  f.*. 

Je  nachdem  nun  eine  Wurzel  aus  drei  und  mehr  Consonanten 
besteht  oder  aber  an  irgend  einer  Stelle  statt  eines  Consonanten 
einen  langen  Vocal  enthält,  entstehn  verschiedene  Arten  von  Wur- 
zeln, und  sofern  die  allgemeinen  Gesetze  der  Bildung  von  Wörtern 
aus  der  Wurzel  je  durch  die  besondere  Art  der  Wurzel  besondere 
Einschränkungen  oder  Veränderungen  erleiden,  müssen  hier  die 
verschiedenen   möglichen  Arten  von  Wurzeln   festgestellt  und  be- 


1  Ueber  biliterale  Nomina  s.  D.  H.  Müller,  Actes  du  Vl^e  congr.  d. 
Orient.,  II,  1,  p.  415  ff.;  dagegen  Barth,  ZDMG  XLI,  S.  COS  ff. 

2  LuDOLF  hat  die  mittelvocaligen  Wurzeln  oft  in  der  Gestalt  des 
Infinitiv  dargestellt,  wie  oo^^ : ;  eine  solche  Darstellung  hat  aber  im 
Aethiopischen  keinen  zureichenden  Grund.  Wir  werden  auch  hier  ^'f'  s 
schreiben. 


112  §  66.    Begriffs  wurzeln. 

besclirieben  werden.  Die  Art  und  Ordnung  der  Consonanten,  aus 
denen  sich  die  Wurzeln  zusammensetzen,  ist  im  Allgemeinen  völlig 
frei  und  ungebunden;  denn  da  die  semitischen  Sprachen  überhaupt 
vocalreich  sind  und  die  meisten  Wörter  mindestens  zwei  Vocale 
haben,  so  können  in  einer  Wurzel  unbeschadet  der  daraus  abzu- 
leitenden Bildungen  auch  Consonanten  zusammen bestehn,  die  in 
einer  Lautgruppe  nicht  leicht  zusammengesprochen  werden  könnten. 
Gleichwohl  hat  auch  hier  teils  die  Bildungsgeschichte  der  Wurzeln, 
teils  die  Rücksicht  auf  Bequemlichkeit  der  Aussprache  und  auf 
Wohlklang  einige  Einschränkungen  der  allgemeinen  Freiheit  be- 
wirkt. Wir  reden  hier  nur  von  Wurzeln  mit  drei  Radicalen,  da 
die  mehrlautigen  wieder  besondern  Gesetzen  folgen.  Dass  in  der 
Wurzel  ein  und  derselbe  Consonant  zweimal  vorkomme,  ist  erlaubt 
und  sogar  häufig,  wenn  er  die  zweite  und  dritte  Stelle  hat;  dass 
der  erste  und  zweite  Radical  identisch  sind,  kommt  im  Aethio- 
pischen  zwar  häufiger  als  in  andern  semitischen  Sprachen  vor,  aber 
alle  derartigen  Wurzeln  sind  secundäre  Bildungen  und  geben  sich 
als  aus  vierlautigen  verkürzt  zu  erkennen,  s.  §  71.  Auch  die  Wur- 
zeln, welche  den  ersten  und  dritten  Radical  gleich  haben,  wie 
(D^(Ds,  sind  selten  und  haben  meist  erst  durch  Umbildung  aus 
andern  Wurzeln  diese  Gestalt  angenommen,  wie  V't'V-  und  VrtlV' 
aus  natala,  rth^rt  ■  aus  saJcata^  'f'ih'i''  aus  tüh,  AOA-  aus  al, 
1A1  •  aus  gal  u.  s.  f.,  und  namentlich  sind  auch  mittelvocalige 
Wurzeln,  welche  den  gleichen  Consonanten  an  erster  und  dritter 
Stelle  haben  ^,  im  Aethiopischen  meist  durch  andere  Wurzeln  er- 
setzt und  nur  noch  in  wenigen  Nominalstämmen,  wie  hYl'  9%'> 
vertreten.  Ferner  werden  innerhalb  der  Wurzel  nicht  geduldet 
zwei  verschiedene  Hauchlaute  (mit  Ausnahme  des  sanftesten,  tn 
der  sich  innerhalb  der  Wurzeln  auch  mit  andern  Hauchlauten  ver- 
trägt und  sogar  unmittelbar  vor  oder  nach  Ai  und  'If,  nicht  aber 
unmittelbar  vor  oder  nach  andern  stehn  kann,  z.  B.  V^K'  thA^ti' 
ti^'^s  hß'thh'  h'hd'  h'Ml'  u.  s.  w.),  auch  nicht  leicht  zwei 
verschiedene  Gaumen-Kehllaute  (doch  T"^*fe -'  ^Itl't''),  Lippen- 
stummlaute  oder  Zahnzungenstummlaute*;  wohl  aber  vertragen  sich 
verschiedene  Zischlaute  in  derselben  Wurzel  oder  sogar  neben 
einander  (z.  B.  Wß^s  tiHd'  rtHf  •  Ii^äO-  Als  schwer  zu  sprechende, 
daher  gewöhnlich  vermiedene  Lautverbindungen   gelten   auch  tidy 


1  In  andern  semitischen  Sprachen  noch  häufiger,  Ewald  §  118,  a. 

2  In  'V'^T«  i«t  fi  erst  aus  (i\  erweicht,  ^'}'l*'l"  eine  Bildung  aus 
ÄVV'j  '^4*'^'  scheint  ausländisch  (HiXÄj)  zusein;  über  R'fl'f'^-s  s.  §  73. 


§67.    Dreinidicalige  Wurzeln.    DoppoUautige  Wurzeln.  113 

VA^  mhj  Äh,  hÄ,  hm,  '/•4*\  aucli  steht  neben  ^  eher  0  als  K 
((j4»r/D:  (l'fc^:)  und  eher  X  als  rtlP^;  '/"rn  vor  A  ist  selten  (z.B. 
'ttlÜ'  rilrtf  0-  Viele  der  oben  §§  24 — 32  beschriebenen  Lautver- 
schiebungen lassen  sich  schliesslich  auf  diese  und  ähnliche  Gesetze 
zurückführen. 

1.  Die  dem  semitischen  Wurzelbildungstrieb  am  meisten  ent-  §  67 
sprechenden  sind  die  dreiradicaligen  Wurzeln  mit  drei  Con- 
sonanten.  Viele  von  ihnen  mögen  als  dreiconsonantische  uralt  und 
schon  vor  der  Zeit  der  Lostrennung  des  semitischen  Sprachstamms 
von  einer  Ursprache  vorhanden  gewesen  sein:  die  meisten  aber  sind 
gewiss  erst  durch  Umbildung  aus  kürzeren  oder  längeren  Urwurzeln 
und  durch  Verhärtung  ursprünglich  vocalischer  Wurzelbestandteile 
entstanden.  Aber  neben  ihnen  kommt  nun  eine  grosse  Zahl  von 
andern  Wurzeln  vor,  welche  diese  vollkommene  Wurzelgestalt  noch 
nicht  erreicht  haben  oder  aus  einem  vollkommeneren  Zustand  wieder 
in  den  unvollkommeneren  zurückgesunken  sind:  die  unvollkom- 
menen und  schwachen  Wurzeln. 

a)  Eine  ganze  Reihe  von  Wurzeln  hat  nur  zwei  Consonanten, 
welche  ursprünglich  um  einen  kurzen  Vocal  (also  a,  der  am 
nächsten  liegt)  vereinigt  zu  denken  sind,  wie  nah.  Um  sie  auf  das 
durch  das  semitische  Grundgesetz  §  6ß  gebotene  Maass  zu  bringen, 
hat  die  Sprache  sie  entweder  beide  wiederholt  und  so  zu  vier- 
lautigen  ausgebildet,  wie  gdsgasa  (vgl.  §  71)  oder  nur  den  zweiten 
Laut  verdoppelt  und  sie  zu  dreilautigen  entwickelt,  wie  nahaba. 
Wir  nennen  sie  mit  Ewald  die  doppellautigen  (genauer:  hinten- 
doppellautigen),  lat.  radices  media e  geminatae^. 

Manche    dieser  Wurzeln    hat    das  Aethiopiscbe   mit   anderen 
semitischen  Sprachen  gemeinsam,    andere   sind    ihm    eigentümlich 
und  die  übrigen  Sprachen  haben  die  zu  Grunde   liegenden  kurzen 
Urwurzeln  auf  andere  Weise  zu  dreilautigen  fortgebildet,  z.  B.  <^iV' 

.y«   7KD    1.:^  ViD  /*^-     Einzelne  dieser  Wurzeln  sind  im  Aethio- 

pischen  erst  denominative  Neubildungen,  wie  dill'  ^l"!"'  *I*W'- 

In  dieser  ihrer  Erweiterung  zu  dreiradicaligen  Wurzeln  be- 
haupten sie  sich  durch  die  ganze  Bildung  hindurch;  sie  folgen  also 

1  Darauf  beruht  z.B.  «Wni4*'   rtlTl4* '    rtl4'0 '    Hl^fl '• 

2  Daher  zwar  4»|P<J,:,  aber  'kßd'    fl4*^Ä -'    ("l^jj  tTjP^). 

3  Nach  A.  Müller,  ZDMG  XXXIII,  S.  698  fF.  (vgl.  Nöldeke,  ebend. 
XL  VI,  S.  776)  sind  sowohl  diese  als  die  Wurzeln  mediae  w  ursprünglich 
zweiradicalig,  und  bei  ihrer  Flexion  wurde  bei  den  ersteren  der  Consonant, 
bei  den  letzteren  der  Vocal  verstärkt. 

Dillmauu,  Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  8 


114    ^  §  67.    Mittelvocalige  Wurzeln. 

durchaus  der  Weise  der  Bildungen  aus  starken  Wurzeln  und  lassen 
den  Doppellaut  nirgends  verloren  gelin,  obgleicli  nach  §  56  Fälle 
eintreten  können,  in  denen  die  Verdopplung  in  der  Aussprache  nicht 
hörbar  ist.  Und  nur  darin  zeigen  sie  noch  eine  Spur  ihrer  Entstehung, 
dass  sie,  wenn  der  erste  der  beiden  Doppellaute  nur  durch  ein 
flüchtiges  e  vom  zweiten  getrennt  ist,  dieses  e  leicht  aufgeben,  damit 
sich  die  letzteren  einander  mehr  nähern,  ohne  aber  darum  auf- 
zuhören, als  doppelte  gesprochen  zu  werden,  wie  das  in  §  55  näher 
beschrieben  ist.  Selten  tritt  die  Verdopplung  vom  zweiten  in  den 
ersten  Wurzellaut  zurück  oder  schwindet  ganz  (s.  schon  §  56). 

b)  Eine  zweite  Art  unvollkommener  Wurzeln  sind  die  mittel- 
vocaligen\  d.  h.  solche,  welche  als  zweiten  Radical  einen  langen 
Vocal,  bestimmter  ein  ü  oder  t  haben  (radices  mediae  infirniae). 
Langes  ä  als  zweiter  Radical  kommt  nicht  vor;  denn  wenn  es  auch 
ursprünglich  Wurzeln  mit  mittlerem  ä  gab,  so  mussten  diese  doch, 
wenn  sie  den  a-Laut  erhalten  wollten,  bei  der  Bildung  von  Wör- 
tern aus  ihnen  einen  festeren  Laut,  näher  einen  Hauchlaut,  zu 
Hülfe  nehmen,  und  die  meisten  scheinen  in  Wurzeln  mit  mittlerem 
Hauchlaut  oder  mit  mittlerem  ¥  und  ü  übergegangen  zu  sein.  Da- 
gegen sind  Wurzeln  mit  t  oder  ü  als  zweitem  Radical  häufig. 
Auch  sie  können  sich  zwar,  wie  die  hintendoppellautigen,  durch 
Verhärtung  ihres  mittleren  Vocals  zu  einem  Halb  vocal  zu  der  Ge- 
stalt starker  Wurzeln  entwickeln,  aber  sie  thun  dies  doch  nicht 
überall,  wo  man  es  nach  den  sonstigen  Bildungs-  und  Lautgesetzen 
erwarten  sollte,  vielmehr  bleiben  sie  darin  ihrem  Ursprünge  getreu, 
dass  sie,  wo  nur  irgend  möglich,  die  vocalische  Aussprache  des 
mittleren  Lautes  bewahren,  wie  das  schon  §  50  beschrieben  ist. 
Unter  diesen  Wurzeln  gibt  es  ungefähr  ebensoviele  mit  mittlerem  t 
als  mit  mittlerem  ü.  Jeder  dieser  Vocale  erhält  sich  in  der  Wurzel, 
in  der  er  einmal  Sitz  gefasst  hat,  zähe  durch  die  ganze  Bildung 
hindurch,  und  von  einem  Uebergang  des  ü  in  i  oder  des  t  in  w 
ist  fast  nichts  zu  bemerken.  Auch  sind  nur  selten  für  die  gleiche 
oder  eine  ähnliche  Bedeutung  beide  Aussprachen,  mit  t  und  w, 
ausgebildet  (wie  rlifllj^-"  und  d\??k',  C9t-  und  ^eO-",  -J^:  und  le^s); 
öfter  haftet  an  der  Aussprache  mit  ü  eine  ganz  andere  Bedeutung 
als  an  der  mit  1  (z.  B.  ^*l(\\'  und  '/'m'j  X^'i-  und  h,>  0-  Den 
hintendoppellautigen  stelin  zwar  die  mittelvocaligen  ihrem  Ur- 
sprünge nach  ziemlich  nahe,  wie  namentlich  die  Vergleichung 
beider  Arten  von  Wurzeln  innerhalb  der  verschiedenen  semitischen 
Sprachen  ergibt:    oft   ist,    was    die   eine  Sprache  zu   einer   mittel- 

^   S.  dagegen  König,  S.  108. 


§  G8.    Seiten vocalige  Wurzeln.  11^ 

vocaligen  Wurzel  ausgebildet  hat,  in  der  andern  eine  doppellautige 

und  umgekehrt;  vgl.  z.  B.  h.R-"  =  tX.^  Ä.rh'  =  ^-  Aber  inner- 
halb des  Aethiopischen  selbst  sind  beide  Arten  streng  geschieden: 
sie  gehn  nicht,  wie  z.  B.  im  Hebräischen,  in  der  Bildung  in  einander 
über.  Auch  sind  verhältnismässig  selten  für  den  gleichen  oder 
einen  ähnlichen  Begriff  beide  Wurzelarten  ausgebildet,  wie  lihh- 

und  \rh' 

c)  Die  dritte  Art  schwacher  Wurzeln  sind  die  seitenvoca-  §  G8 
ligen,    d.  h.   solche,    welche   zum    ersten   oder  dritten  Wurzellaut 
einen  Vocal  haben  (radices  primae  (D  et  ^  und  radices  tertiae 
infirmae).     Sie   zerfallen  von   selbst  wieder  in   zwei  Unterarten: 

a)  Die  vornvocaligen.  Wurzeln  mit  a  als  erstem  Laut 
gibt  es  nicht ;  sie  mussten,  da  kein  Wort  mit  einem  Vocal  beginnen 
kann,  das  a  durch  einen  Hauch  einführen  (§  34),  und  wir  können 
uns  denken,  dass  (wie  in  dem  ähnlichen  Fall  §  67,  b)  viele  ursprüng- 
lich mit  a  anlautende  Wurzeln  sich  zu  solchen  mit  einem  Hauch- 
laut als  erstem  Kadical  verdichteten.  Dagegen  mussten  zwar  auch 
mit  i  und  u  anlautende  Wurzeln  überall,  wo  ein  aus  ihnen  ge- 
bildetes Wort  mit  dem  ersten  Radical  rein  anfängt,  diesen  in  den 
betr.  Halb  vocal  verhärten  (§  49),  aber  wo  ein  Vorsatz  davor  tritt, 
lassen  sie  leicht  wieder  den  Vocal  als  ersten  Radical  erscheinen 
und  bekunden  damit  ihren  Ursprung  (s.  §  49).  Nach  Vergleichung 
der  mittel-  und  hintenvocaligen  Wurzeln  sollte  man  erwarten,  dass 
ungefähr  gleich  viele  Wurzeln  mit  ü  und  mit  t  anfangen,  in  Wahr- 
heit ist  aber  dem  nicht  so.  Wenn  das  Nordsemitische  fast  alle 
Wurzeln  mit  anlautendem  u  in  solche  mit  anlautendem  i  übergehn 
Hess,  so  hat  dagegen  das  Aethiopische,  hierin  dem  Arabischen  gleich, 
nur  noch  in  sehr  wenigen  Wurzeln  das  ursprüngliche  i  bewahrt, 
und  dann  aus  ganz  besondern  Gründen.  Die  Wurzel  f  J^O'  wissen 
behielt  i  zur  Unterscheidung  von  (D^tii,  das  eine  ganz  andere 
Bedeutung  hat;  in  ^'üfl'  Pflfl'  ^(9*1)'  wurde  durch  die  lautliche 
Natur  des  zweiten  Radicals  (Lippenlaut)  der  Uebergang  von  i  in  u 
verhindert;  p-JP's  und  fVJs  sind  uralte  semitische  Wörter.  Alle 
andern  Wurzeln  mit  anlautendem  i  sind,  wenn  solche  ursprüng- 
lich vorhanden  waren,  teils  durch  Wurzeln  mit  anlautendem  u, 
teils  durch  mittel-  und  hintenvocalige,  teils  durch  noch  andere  er- 
setzt. Dagegen  sind  die  Wurzeln  mit  anlautendem  u  sehr  zahl- 
reich ausgebildet.  Beide  Arten  von  Wurzeln  halten  sich  aber  durch 
die  ganze  Bildung  hindurch  von  einander  getrennt,  ohne  je  in 
einander  überzugehn.     Eher  findet,  wenn  auch  selten,  in  der  Bil- 

8* 


116  ^  §69.    Mehrfacli  scli wache  Wurzeln. 

dung  ein  Wechsel  zwischen  den  Wurzeln  mit  vorderem  und  denen 
mit  mittlerem  u  statt;  so  sagt  man  9^^^'  Speichel^  wahrschein- 
lich von  (^^',  nicht  vom  gewöhnlichen  (D^^s  gebildet  §  116,  und 
(DÜfi'  hat  im  Imperfect  ^V"(l'  §  93;  umgekehrt  steht  <^-fl?i: 
Eingang  von  (D'f\J\i  für  (ih-  §  115.  Dagegen  zeigt  die  Ver- 
gleichung  der  andern  semitischen  Sprachen,  dass  äthiopischen  Wur- 
zeln mit  anlautendem  u  in  andern  Sprachen  oft  mittel-  und  hinten- 
vocalige  oder  doppellautige  entsprechen,  oder  dass  diese  Sprachen 
noch  stärkere  Laute  wie  n  und  b  dafür  haben,  z.  B.  fl^Ani'  J^^j 
flJ^f :  |„üj  Läj  yp\  (D*^0'  /*^^-  Andere  scheinen  denominative 
Neubildungen  zu  sein,  wie  fl^hi^*  von  f)^,  (D^^'  von  19. 

ß)  Die  hintenvocaligen.  Diejenigen  Wurzeln,  welche 
etwa  ursprünglich  ein  a  als  letzten  Radical  hatten,  haben  dies  meist 
in  einen  Hauchlaut  verhärtet.  Dagegen  haben  die  ursprünglich 
auf  i  und  u  schliessenden  Wurzeln  zwar  eine  sehr  entschiedene 
Neigung  zu  starker  Aussprache  d.  i.  zur  Verhärtung  ihres  Vocals 
in  einen  Halbvocal,  viel  mehr  als  die  entsprechenden  Wurzeln  in 
den  verwandten  Sprachen,  doch  lassen  auch  sie  geeigneten  Falls 
noch  oft  genug  die  ursprüngliche  vocalische  Aussprache  wieder 
hervortreten;  das  Einzelne  darüber  s.  §  51.  Die  auf  i  auslautenden 
Wurzeln  sind  aber  häufiger  als  die  auf  u.  In  der  Bildung  bleiben 
diese  Wurzeln  (mit  wenigen  Ausnahmen  in  der  Nominalbildung) 
streng  geschieden;  nur  selten  sind  in  der  Sprache  für  den  gleichen 
Sinn  beiderlei  Wurzelaussprachen  entwickelt,  wie  ^rtps  und  ^rtCö') 
ndOii  und  H^ps;  sonst  sind,  wo  aus  einer  Urwurzel  beide  Aus- 
sprachen herausgebildet  wurden,  auch  die  Bedeutungen  mehr  oder 
minder  stark  verschieden,  z.  B.  Älfl^s  gnädig  sein  und  Alf-  blühen^ 
äAcD:  horchen  und  äAP"  beten  (eigentlich:  neigen^  Ohr,  Leib, 
Knie),  rfiAö*-  wachen  und  rhAP'  denken  (vgl.  ^^^)-  Unter  allen 
schwachen  Wurzelarten  ist  diese  im  Aethiopischen  die  beliebteste; 
sie  tritt  sehr  häufig  für  mittelvocalige  und  doppellautige  der  andern 
Sprachen  ein.  Selten  wechselt  sie  im  Aethiopischen  selbst  mit 
doppellautigen  Wurzeln,  wie  tidd'  und  hd^*  in  etwas  verschie- 
denem Sinn.  Indessen  trägt  diese  ganze  Wurzelart  überwiegend 
transitiven  Sinn  und  wird  daher  zur  Ableitung  neuer  Wurzeln  aus 
kurzen  Nominalstämmen  dienlich,  um  auszudrücken:  das,  was  im 
Nomen  ausgesagt  ist,  machen,  treiben,  zu  eigen  haben  u.  s.  f.,  z.  B. 
M(Di  von  A-fls,  lÄfl^s  von  7K'-',  (n(\(Di  von  T'fl-". 
§  69  d)  In  einer  und  derselben  Wurzel  können  mehrere  schwache 

Radicale  zusammentrefi*en :  solche  Wurzeln  nennt  man  mehrfach 
schwache.    Unter  ihnen  sind  im  Aethiopischen  am  zahlreichsten 


§  70.    Uobergänoe  der  verschiedenen  Wurzelarten  in  einander.     117 

vertreten  die,  welche  zugleich  vorn-  und  hintenvocalig  sind  und 
nur  einen  Consonanten  in  der  Mitte  haben:  solche  die  vorn  ^l, 
hinten  i  haben,  kommen  nicht  selten  vor,  z.,  B.  Wf^^s,  fl^'Ö^sJ 
mit  II  vorn  und  hinten  ist  bis  jetzt  nur  die  eine  Wurzel  (D/i(D, 
mit  vorderem  i  und  hinterem  i  oder  ti  keine  einzige  bekannt.  In 
der  Biklung  folgt  jeder  dieser  beiden  schwachen  Laute  seiner 
sonstigen  Art.  Weniger  zahlreich  sind  die  zugleich  mitten-  und 
hintenvocaligen  Wurzehi ;  sei  es,  dass  sie  wie  doppellautige  Wur- 
zeln an  zweiter  und  dritter  Stelle  den  gleichen  Laut  haben  {ü^^' 
Off"'  '?"ff O5  oder  verschiedene,  wie  fl\ß>(Ds  einerseits,  ^flOf : 
RcDf  •'  mö^f  •'  fi(D^s  andererseits,  immer  muss  in  der  Bildung  der 
zweite  (vocalische)  Laut  sich  zu  einem  Halbvocal  verhärten  (§  50), 
während  der  dritte  nach  der  sonstigen  Weise  der  hintenvocaligen 
behandelt  wird.  Die  noch  übrigen  möglichen  Verbindungen,  näm- 
lich dass  der  erste  und  zweite  Radical  vocalisch  sind,  wie  (D(D*0' 
^(P^V',  oder  der  erste  vocalisch,  der  zweite  und  dritte  aber  identisch, 
wie  f  flfl!  fl^ÄRs  Ö>hh"5  bieten  für  die  Bildung  nichts  eigentüm- 
liches dar,  da  sie  nur  in  Stämmen  und  Ableitungen  vorkommen, 
in  denen  die  vocalische  Aussprache  sich  gar  nicht  oder  nur  den 
sonst  geltenden  Gesetzen  gemäss  entwickeln  kann. 

Andere  schwache  Wurzeln  gibt  es  nicht.  Alle  mit  J  an- 
lautenden werden  durchaus  als  starke  Wurzeln  behandelt.  Sonst 
hat  nur  die  vielgebrauchte  Wurzel  'flÜA'  etwas  eigentümliches,  da 
sie  in  einer  Form  ihr  A  am  Ende  schwinden  lässt,  §  58.  Dagegen 
haben  die  Wurzeln,  welche  einen  Hauchlaut  an  erster,  zweiter  oder 
dritter  Stelle  enthalten,  in  der  Bildung  ihre  eigene  Weise,  sofern 
sich  die  §§  43 — 47  dargestellten  Gesetze  bei  ihnen  geltend  machen. 
Und  wenn  solche,  Hauchlaute  enthaltende,  Wurzeln  zugleich  der 
einen  oder  andern  Art  schwacher  Wurzeln  angehören,  so  entstehn 
allerdings  zum  Teil  sehr  eigentümliche  Bildungen. 

Schon  diese  in  der  Sprache  noch  vorhandenen  verschiedenen  §  70 
Arten  schwacher  Wurzeln  geben  mannigfache  Aufschlüsse  über  das 
Wesen  der  ältesten  Wurzelbildung.  Aber  auch  die  Wurzeln,  welche 
im  Aethiopischen  zu  starken  ausgebildet  sind,  lassen  unter  Ver- 
gleichung  der  entsprechenden  Wurzeln  der  verwandten  Sprachen 
die  Art  ihrer  Entstehung  noch  vielfach  näher  erkennen.  Am  meisten 
trifft  dies  zu  bei  den  einen  Hauchlaut  enthaltenden  Wurzeln  nach 
§  67  f. :  Wurzeln  mit  Hauchlauten  w^echseln  in  den  verschiedenen 
semitischen  Sprachen  sehr  häufig  mit  vorn-,  mitten-  oder  hinten- 

vocaligen  oder  doppellautigen.     So  stellt  sich  z.  B.  OTA-"  zu  J^jI 


118  §71.    Mehrlautige  Wurzeln. 

und  J.^^,  im  Aethiopischen  selbst  hängen  Üß^h'  und  (D^j\t  zu- 
sammen.    Von  mittelhauchlautigen  sind   z.  B.  zusammenzustellen : 

V^j  (wie  umgekehrt  z.  B.  flf  Ä-"  U^*j)?  l^dC-"  »^^  (;-»^)j  9^Ö\l'  y>' 

Aethiopische  Wurzeln  mit  einem  Hauchlaut  als  letztem  Radical 
entsprechen  oft  hinten-  oder  mittelvocaligen  anderer  Sprachen,  wie 

ih^h'  nm  ^^,  Vö-Ti«-  m^  L^j,  'kTO-  to^p,  d.'lO''  J^;  für 

das  umgekehrte  Verhältnis  vergleiche  man  z.  B.  04*0^'   ^DJ   /^ 

(3^'  WhP'  /«^^«  Die  Wurzelbildung  durch  vortretendes  ^  vor  eine 
Urwurzel  ist  im  Aethiopischen  wenig  lebendig;  fast  alle  äthiopischen 
Wurzeln  mit  anlautendem  i  sind  in  den  andern  Sprachen  ebenso 
ausgebildet^;  dagegen  zeigen  manche  in  den  verwandten  Sprachen 
mit  n  gebildete  im  Aethiopischen  eine  andere  Bildung  {Yg\.  z.  B. 
4>p#w:  Dp2  jVÄJ).  Manchmal  hat  das  Aethiopische  dafür  <^,  z.  B. 
in  C^ilth'  /^^J  und  ^^f,  0^01(0:  Lki  III  Uiä  IV.  Auch  er- 
scheint in  eigentümlich  äthiopischen  Wurzeln  V  als  dritter  Radical 

neu  hinzugetreten  zu  sein,  z.  B.  <^m^'  l^p  tX^?  0*fei'  O^**^  p1^ 
(nicht  j^Ä^  "I^d).  Manche  dreiradicaligen  Wurzeln  sind  eigent- 
lich verkürzte  Causativstämme  aus  schwachen  Wurzeln,  gebildet 
durch  vorgesetztes  ^5  das  sich  dann  unter  dem  Einfluss  des  fol- 
genden  Radicals    auch   zu    0   verhärten   kann,    z.  B.   Kni4*s    von 

ijjLo,   Mfo'f*:   oa.a5    ^^f  (in  der  Bedeutung:    Jcrümmen,    beugen)^ 

hnn-  n^t  ^?  v^),  0^^'  Dip  ,*u,  (i*fe^:  ^u  V.  VII,  (i^<{.! 

nonn  U^,  oder  durch  vorgesetztes  rt  (§  73)  rtlf^-"  von  nn.t,  fi^Ol' 
^l^B^  fid*^'  D"'i9,  oder  durch  nachgesetztes  "f*,  wie  noch  häufiger 
in  den  vierlautigen  Wurzeln  §  73,  Äfli*-"  und  Äflf  =  (Hen.  89,  6) 
schwimmen,  üdi'l''  Vollmacht  haben  von  [\(0*th'j  Ol't'  ^Lr  ^JLä, 

hf^'i''  aufdecken  aus  HDD  decken,    Ueber  dreiradicalige  Wurzeln, 
die  aus  mehrlautigen  verkürzt  sind,  s.  unten,  S.  120. 
§71  2.   Neben  den  dreiradicaligen  hat  sich  im  Aethiopischen  eine 

grosse    Menge    von    mehrlautigen    Wurzeln    ausgebildet,    die 

^  Gegen  Prätorius,  Beitr.z.  Assyr.,  I,  S.  36  f.,  der  äthiopische  Wurzeln 
mit  anlautendem   (O   mit  Wurzeln  primae  nun  der   verwandten   Sprachen 

zusammenstellen    will    (cDÄ'rh '   =   j^-*^  J  j    hiO'J^'h'    =   ^^^^   N*Ü*3, 


§71.    Mehrlautige  Wurzeln.  HO 

spracbgescliiclitlich  sehr  verschieden  zu  beurteilen  sind.  Ihrem  Ur- 
sprünge nach  unterscheiden  wir  drei  Hauptarten. 

a)  Viele  mehrlautige  Wurzeln  entstehn  durch  Wiederholung 
einzelner  lladicale  oder  der  ganzen  Wurzel  nach  einem 
gemeinsemitischen  Bildungsmittel,  das  sich  durch  die  ganze  Wort- 
bildung hindurch  noch  sehr  lebendig  zeigt,  §  74  ff.  Man  könnte 
desshalb  alle  hierher  gehörigen  Wurzeln  auch  erst  bei  der  Stamm- 
bildung besprechen,  und  wenigstens  diejenigen  durch  stärkere  Wieder- 
holung der  Kadicale  entstandenen  Gebilde,  deren  einfachere  Wurzel- 
form  in  der  Sprache  noch  erhalten  ist,  werden  wir  am  besten  auch 
dorthin  ziehn.  Aber  die  meisten  dieser  stärkeren  Gebilde  kommen 
in  ihrer  einfacheren  Gestalt  gar  nicht  mehr  vor,  sondern  haben 
nur  diese  längere  Bildung,  und  umgekehrt  lassen  die  gewöhnlichen 
dreiradicaligen  Wurzeln  Starambildungen  durch  solche  stärkere 
Wiederholung  der  Wurzellaute  gar  nicht  oder  doch  nur  höchst 
selten  (meist  in  Nominalstämmen)  zu.  Darum  scheint  es  geratener, 
nach  dem  Vorgange  der  arabischen  Grammatiker  solche  längere 
Bildungen  zu  den  mehrlautigen  Wurzeln  zu  ziehn. 

a)  Eine  grosse  Anzahl  dieser  Gebilde  entstand  aus  noch  un- 
entwickelten zweilautigen  oder  aus  schwachen  dreilautigen  Wurzeln 
durch  Wiederholung  der  ganzen  Wurzel  oder  ihrer  beiden 
Hauptlaute.  Sehr  malerisch  wird  dadurch  die  innere  Bewegung 
oder  Wiederholung  des -Begriffs  ausgedrückt,  und  diese  Wurzelform 
erscheint  darum  besonders  bei  solchen  Begriffen,  in  welchen  es  auf 
Bewegung,  Mischung,  Gewohnheit,  Wiederholung,  Sonderung,  All- 
mähligkeit  des  Werdens  oder  Stetigkeit  der  Dauer,  Doppelheit, 
Mannigfaltigkeit  oder  üebermass  der  Teile  oder  Acte  ankommt; 
demnach  für  die  Begriffe  des  Wankens  und  Schwankens,  Zitterns 
und    Rollens,    Hin-   und   Hergehens    {^thtlth-  4'^^h''  ^ihlnh' 

'iMii'  i^'i-i-'i'  (D^(Dh:  eie^i'  ak-aä^;  yi-ch«^:  ^AliA-- 

iCld']  fi(0*ti(D  i) ,  der  zitternden  schimmernden  Bewegung  des 
Lichtes  (Afl>-Afl^-  nftflA.-  ^'^(O-'Tr:  Hen.  108,  13.  14),  des  durch 
wiederholte  Töne  hervorgebrachten  Geräusches  ((Ith'üih'  l^Cl^d.' 
vergl.  auch  blr^f '  §  58),  des  Tröpfeins,  Quellens,  Sprudeins, 
Sprengens  {'i^hd.'  mAmA-'  d^^d^ü'  ^ÖliO'  'l^'liP'\  des  Klo- 
pfens, Peitschens,  Schiagens  (>Ä*7"Ä--  m-nnifl  =  ä'JäAOj  des 
Streicheins,  Schabens  {a^')\aD\[i  Itllfi'),  des  Trennens,  Leerens, 
Zerbröckeins,  Zerstreuens  (Aj&Af -•  (\Cf[/L'  +T4»m -•  4*K'4»Ä  •" 
d,Cd,d '  HCHd  0  5  des  Wachsens,  des  Uebermasses,  des  Nährens 
und  umgekehrt  des  Abzehrens,  Verfaulens  (Al'^A^''* '  d.^d,R. ' 
H'hll'h'   flß>fi^'   f^l^V   'fe'>'feV=   n  ^-n''!«.-)'  <3es  Hemmens,  Zu- 


120     ^  §  71.    Mehrlautige  Wurzeln. 

rückhaltens  (PVIÜi  hAhA-'  neben  h^h-  4'J&4»f 0^  Zubereitens 
(.^TtiTti'Jj  auch  für  seelisch-leibliche  Zustände  und  Gewohnheiten 
(wie  Iß»!?'  sündigen,  ^'VCÜ'  zart,  sanft  sein)'  Ausser  den  hier 
aufgezählten  gibt  es  noch  eine  Reihe  anderer  nur  in  Nominal- 
stämmen erhaltener  Doppel  wurzeln,  worüber  §  112  handelt.  Sehr 
vielen  dieser  Wurzeln  entsprechen  auch  im  Arabischen  ähnliche 
Doppel  wurzeln,  anderen  stehn  in  den  übrigen  semitischen  Sprachen 

schwache  Wurzeln  gegenüber,  z.  B.  <w>l|#7Djf:  ^^xi  und  J^y  ^V 

Cü"  :in,  i^VÄ-  f]ij,  Ä^Ä<<."  f)i2^,  1/z.if -'  nip  ^ys-  u.  s.  f. 

Indessen  hat  das  Aethiopische  manche  ursprüngliche  Doppel- 
wurzel durch  Verkürzung  auf  das  Mass  der  Dreilautigkeit  zurück- 
geführt, und  es  entstanden  so  mehrere  ganz  eigentümlich  gebildete 
dreiradicalige  Wurzeln.  Namentlich  wurde  durch  Assimilation  des 
zweiten  Radicals  einer  Doppelwurzel  mit  dem  dritten  eine  Anzahl 
von  dreiradicaligen  Wurzeln  hervorgebracht,  deren  erster  und  zweiter 
Laut  identisch  sind :  der  zweite  ist  aber  immer  verdoppelt,  sodass 
solche  Wurzeln  äusserlich  einem  Steigerungsstamme  gleichen.  Dies 
sind:  IP/^O-"  (aus  WÖ^O'i  ntT^  und  yti^"»)  unersättlich  sein,  rtrtA' 
(StK  Jl))  sich  entfernen,  4*4»? '  geizig  sein  (neben  4'J&4*P05  ^"^9^0' 
zaghaft  sein,  ÄR4*'  accidit  (von  fllft4»!  fallen),  03(0*0'  ein  Ge- 

schrei  erheben  {^^  ^^^^)'  T^^"  ängstlich  sein,  l^'t'h'  eilig,  eifrig 

sein  v^^^  ^0*  ^^f  ^^r  gleichen  Wurzelbildung  beruhen  auch 
Nominalstämme  wie  hoVf'^s,  M'i':  Äfth"  u.  a.  Seltener  wurden 
ursprüngliche  Doppelwurzeln  durch  Umstellung  und  Zusammen- 
ziehung einzelner  Laute  (wie  iiOti'  =  MOti'  =  dAOAv  lAl'  == 
lAAl*  =  'IA7A')  oder  durch  Abwerfung  des  letzten  Lautes  (wie 

hiih'  =  hAhA'j  Afl>*A  =  yy)  zu  dreiradicaligen  verkürzt. 

ß)  Manche  mehrlautige  Wurzeln  sind  aus  schon  ausgebildeten 
dreiradicaligen  Wurzeln  durch  Wiederholung  des  letzten  oder 
der  zwei  letzten  Radicale  entwickelt.  Beiderlei  Bildungs weisen 
sind  auch  zur  Ableitung  von  Steigerungsstämmen  aus  noch  erhal- 
tenen dreiradicaligen  Wurzeln  angewandt,  vgl.  unten  §  77.  Hier 
soll  nur  von  denjenigen  Wurzeln  gesprochen  werden,  die  lediglich 
in  dieser  mehrlautigen  Gestalt  vorkommen.  Durch  Wiederholung 
der  zwei  letzten  Laute  ist  gebildet  RA4'A4*  '  erschüttert  werden 
(wahrscheinlich  denominativ),  /^^ÄAÄA'  zucken  und  0(O*^(D' 
heulen,  aus  (ICDJ&CDp:  (^^ä)^  abgekürzt.    Häufiger  als  diese  fünf- 

1  ScUiesslich  geht  aber  diese  Wurzel  auf  (Dßgi  ivehe  §  Gl  zurück, 
und  Q  aus  }%  ist  causativ. 


§72.    Mehrlautige  Wurzeln.  121 

sind  vierradicalige  Wurzeln,  die  aus  dreiradicaligen  durch  Wieder- 
holung- des  letzten  Radicals  gebildet  sind;  und  wie  die  stärkere 
WiederhüluniT  der  glänzen  Wurzel  ist  auch  diese  schwächere  des 
letzten  Radicals  hauptsächlich  bei  solchen  Begriffen  angewandt, 
in  welchen  es  auf  die  AUmähligkeit,  Dauer,  Fortsetzung,  Stetig- 
keit der  einzelnen  Acte  oder  die  Heftigkeit  und  Gänzlichkeit  der 
Handlung  ankommt,  oder  welche  eine  anhaftende  Beschaffenheit 
ausdrücken.  Hieher  gehören  hfl>"AA''  schwindeln  (S^n),  rri'flAAs 
wickeln  ('^'^to),  li(D''(\\(ti'  in  Gemütsverwirriing,  Schrecken  geraten 

(icLw  vergl.  rtmf  0?  flÖ^^'"  erschrecken  (^n|  oder  y^i)^  rh74'4'-' 

ängstlich  sein  (pDn  pDX),  i^rlhnO  ^  schimmeln  (v-^-*^  ^^^  rtfflO? 
iLCUH'  aufbrechen  (von  der  Knospe),  d^Cll'  heilen  (von  der  Wunde, 
eigentlich  aufbrechen  ir-y^)-.  nifl>*AA'  schlaff  sein,  hängen,  HÜAA^ 
Vossen  treiben,  r[rfl4"l''  sich  beschmutzen,  ^l)M{'  sanft,  gnädig 
mit  einem,  umgehn  (d^^),  flÜii'  sich  entsiehn,  entgehn,   ^T*illi' 

vertilgen,  zerstören  (^^fwoJ>),  J^C-^Ä""  hartnäckig  von  d.y^^Cftft^; 

ausserdem  die  Wurzeln  verschiedener  mehrlautiger  Nominalstämrae, 
s.  §  112.     Besonders  merkwürdig  sind  die  Wurzeln  A'^rtA*  leise 

murmeln  (ArhA^  ^vh)  und  h^rtrt-  etivas  ernst  sein  (von  ^y^), 
weil  sie  von  dem  Nomen,  von  dem  sie  stammen,  noch  den  langen 
Vocal  bewahrt  haben. 

b)  Während  aber  diese  ganze  erste  Classe  von  mehrlautigen  §  72 
Wurzeln  auf  einem  ursprünglichen  und  allgemeinen  Bildungstrieb 
der  semitischen  Sprachen  beruht,  und  das  Aethiopische  nur  etwa 
darin  etwas  Eigentümliches  hat,  dass  es  meist  neben  solchen  län- 
geren Bildungen  die  dreilautige  nicht  mehr  erhalten  oder  gar 
nie  entwickelt  hat,  so  ist  dagegen  das  Vorkommen  oder  Ueber- 
handnehmen  der  zweiten  Classe  schon  ein  Zeichen  sinkender  Sprach- 
bildung. Zu  dieser  zweiten  Classe  rechnen  wir  diejenigen  mehr- 
lautigen Wurzeln,  welche  durch  Eindringen  eines  festeren 
Lautes  nach  dem  ersten  Radical  entstanden  sind.  Weniger 
auffallend  ist  das  Eindringen  der  Mischvocale  e  oder  ö,  was  als 
eine  Abart  der  Bildung  des  dritten  Verbalstammes  (§  78)  anzusehn 
ist;  es  ist  im  Aethiopischen  äusserst  selten^.  Ebenfalls  sehr  selten 
kommt  es  vor,  dass  ein  Hauch  nach  dem  ersten  Radical  eindringt, 

wie  in   {K)^h\W^'  übersehn,   vergessen  (nti^J  cs"^^)-     Sehr  häufig 

1  Häufiger  im  Syrischen:  Hoffmann,  Syr.  Gr.  S.  186. 


122      ^  §  73.    Mehrlautige  Wurzeln. 

dringt  ein  flüssiger  Laut  ein,  teils  um  der  Wurzel  mehr  Lautfülle 
zu  geben,  §  58,  teils  um  die  durch  die  Bildung  geforderte  Ver- 
dopplung des  zweiten  Radicals  zu  ersetzen,  §  56  a.  E.  Insofern 
könnten  die  meisten  dieser  Gebilde  auch  erst  in  der  Lehre  von 
der  Wortbildung  besprochen  werden,  aber  der  äusseren  Uebersicht- 
lichkeit  wegen  scheint  es  besser,  sie  hier  zusammenzustellen.  Meist 
erweitert  der  Nasal  V  eins  dreilautige  Wurzel  zu  einer  vier- 
lautigen.  Am  häufigsten  findet  sich  dieses  Ir  vor  Lippenstumm- 
lauten  (vgl.  König,  S.  99):  iiia^'  n|;t^  ^Ir^M-  niep,  O'^M' 

Löwe  ((j^A-*^  von  (j^->e^),  *7'3'4-A=  Ziegel  (S-^^  fiTrü.^'  n^Str» 

/h^flAs  Kameelsattel  hxlfiW:^"  Nabel,  hxl-nC'üd»'  Krätze  (§  57), 
h'JflAs  Haarflechtenspange  (<J<"^05  Md^O  Lipjje,  rh'Jfl'fl'  Beere, 
r/i'Ji^rtl'  Jcratzen,  TJÄA"  das  unterste  su  oherst  kehren;  sodann 
auch  häufig  vor  den  stummen  Kehl-Gaumenlauten:  di'illl'  Brauen- 
haare, Ä''J*7A!  Jungfrau,  dx'iXxtl'  lahm  sein,  (\\lf^^'  genau  sein^ 
tt'i^O '  schwatzen^  WY!**!" '  spotten,  f^lf^iD :  taub,  schwerhörig 
sein  (w?);  Olr*lO'  auf  die  Seite  liegen  (wovon  9^fylrPÖ'  neben 
9^bPÖ')\  etwas  seltener  vor  Hauchlauten,  Zischlauten  und  'f's  dV'' 


KlAx^i  Ganzopfer  (2-^  ^^),  Ü'iM'  vcn  rt^A-",  'kTrHlti''  Locle 

(xÄ^jj),   a^Olfh'a'   Wahrsager   {'2'^n),    d.'}^^'    eine    Krankheit, 

<^'>HH!  schelten  (iix»  J^/o),  -lilXÄs  Körner  ausMauben,  ^'i^'B' 
nagender  Hunger  (ll^ij)?  4*'}mfl'  durchbohren  (HDp),  wahrschein- 
lich auch  in  h'i'f'ii '  ungeduldig  sein.  Vor  rtl  ist  dieser  Nasal 
einmal  in  <^^  übergegangen  *^9^T0'  den  Aclcer  wohlbestellen',  in 
^C'iÖ't'  Krätze  {r\)Tl'^)  ist  er  hinter  das  flüssige  r  geschlüpft. 
Statt  n  findet  sich,   aber   nur  in   wenigen  W^örtern,   r"^:   <^Crtrt  • 

tasten  (Wü) ,   rhCH^  '   sich    im   Kot  wälzen    (tXx)^Ä>) ,   d^CO^ ' 

springen  (^^^i  ti^pH^)?  thCl^'  Krokodil.  Manche  der  hier  auf- 
gezählten Wörter  und  Wurzeln  zeigen  auch  im  Syrischen  oder 
Arabischen  eine  ähnliche  Gestalt^. 

§  73  c)     Die    letzte    überaus    zahlreiche    Classe    von    vierlautigen 

Wurzeln    ist    aus    dreiradicaligen    Wurzeln    und    Wörtern 


^  S.  auch  Hoffmann,  Syr.  Gr.  S,  186. 

2  Vergl.  Ewald,  Gr.  Ar.  §  191;  Hoffmann  a.  a.  0. 

3  Die  Entstehung  dei  Wurzeln  O^fllf:  O'iUd'  Öl^'^d^'  'MdJA' 

ist  mir  bis  jetzt  noch  unklar  oder  zweifelhaft;  doch  s.  S.  123  Anm.  I. 


§  73.    Mohrlaiitige  "Wurzeln.  123 

durch  äussere  Vor-  oder  Nachsefczung  von  Bildungslauten 
abgeleitet,  und  zwar  in  sehr  mannigfaltiger  Weise.  Einige  sind 
ursprünglich  nur  wie  abgeleitete  Verbalstämme  aus  der  drei- 
radicaligen  Wurzel  gebildet,  aber  mit  der  Zeit  aus  ver6chiedenen 
Gründen  als  Ableitungen  unkenntlich  geworden  und  in  der  Sprache 
als  selbständige  Wurzeln  behandelt  worden.  Ein  vorgesetztes  rt, 
voller  hil,  das  einst  zu  Bildung  von  Causativstämmen  gebraucht 
wurde  (§  79),  ist,  wie  in  einigen  dreilautigen  Wurzeln,  §  70  a.  E., 
so  auch  in  einigen  mehrlautigen  noch  deutlich  zu  erkennen,  teils 
in  Nominalstämmen  wie  fldl^'  Wagen  (^jH,  bplT)),  flld'h'  Lunge 

{^^),  ild^^f'  Hammer  (inE)),  o^h\\d,9^'  ein  Monatsname  (TFm- 

ters-  oder  Jahres- Anfang)^  teils  in  Verbalwurzeln  tiClOi'  schmücken 
(vgl.  einige  mit  rag  und  raq  anfangende  Wurzeln  der  andern 
semitischen  Sprachen),  rt'J4'fl^'  Cither  spielen  und  einige  andere, 
s.  §  85  a.  E.;  in  Äi^AT'  triefäugig  und  Ä'fl^4''  Helle  verbreiten 
ist  A  sogar  zu  Ä  verdumpft^.  Ein  ursprüngliches  '[*,  zur  Reflexiv- 
bildung dienend,  ist  zu  ft  erweicht  und  darum  unkenntlich  ge- 
worden in   M'üf'  HeuschrecJcen  (^n1,^),    S^CI^'   und  f.C1^' 

Lappen  (jIjdo?  '^^),  Ä^hf  =  und  RChTs  Purpur  (]Opt<  ^^y^^) 
und  Äh'^<^ '  verivaist  sein  (DD"'  >c^  [*.aj).  Durch  vorgesetztes 
reflexives  'f^'J  (§  87)  ist  die  Wurzel  •i''3'flA-  den  Sprecher  für  Je- 
mand machen  (von  -flüAO  und  das  Wort  'l''i\\'i'9^'  Brücke  (Ueber- 
deckung  des  Flusses,  Dn^)  gebildet. 

Eine  Reihe  anderer  mehrlautiger  Wurzeln  wurde  aus  drei- 
radicaligen  Wurzeln  oder  vielmehr  Wörtern  durch  ein  hinten  an- 
tretendes e  ö,  i  ?^,  gebildet,  womit  auch  dreiradicalige  hintenvocalige 
Wurzeln  von  Nominalstämmen  abgeleitet  werden,  §  68  a.  E.  Dieser 
hinten  antretende  vocalische  Bildungszusatz  muss,  wo  er  neu  antrat 
und  nicht  schon  im  Nominalstamm  begründet  war,  ursprünglich 
die  Kraft  gehabt  haben,  Transitiva  und  Causativa  zu  bilden,  und 
dient  daher  dazu,  um  neue  Wurzeln  mit  der  Bedeutung  „das 
machen  oder  treiben,  was  in  der  Grundwurzel  oder  in  dem  Grund- 
wort ausgesagt  ist",  abzuleiten.    Diese  Bildung  ist  im  Aethiopischen 


1  Aehnlich  wäre  ein  Y\  des  Causativstamms  zu  Q  verhärtet  (s.  §  70) 
in  d'^^flff*  ^^id  O'^H^'j  wenn  diese  wirklich,  wie  ich  vermute,  zu  OyJ  und 
n3ü  ("l^r)  gehören,  und  zu  '^j  in  'Tf'^^J.J^s,  wenn  dies  mit  y^^  zusammen- 
gestellt werden  darf.  Auch  das  *[•  in  »f"flrh'  inischen  (flüssige  Dinge)  ist 
wahrscheinlich  causativ,  s.  Hoffmann  S.  187;  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  122,  a. 


124        ^  §  73.    Mehrlautige  Wurzeln. 

äusserst  beliebt  geworden  (noch  mehr  als  im  Syrischen)^.  Hierher 
gehören:  th'ÜM '  durch  List  an  sich  bringen  (/h'flAOj  ÜCh?' 
verläumden  (ijn)  und  ^i))^  ÄCHf  •  schiessen^  ICO^'  in  die  Kehle 
stechen^  schlachten,  l^'iM'  sögern  (T^'JÄ'Oj  Äl^lif '  weihen,  ver- 
trocknen, hC(D^s  vertieren  (doch  auch  K^löö:),  ^Uf  f  •',  von  ^^K" 
*i't'7  und  ^rhff '  von  Unkraut  reinigen,  vielleicht  auch  fiYl'l'?' 
und  UPM''  Noch  häufiger  sind  die  mit  (D  gebildeten:  A'JJiflJs 
(tlTrh'),  (D^-tO):  (fllA;^.•),  WCttOis  {a)d>H'),  f^'i^O):  (§  72), 

^;h'^flJ■  (n;h'fcl'0.  ^/hAfli-  (T^rThA-ThO.  j^Arhoi:  (Ä-Arh.^0, 

'Ik^CD-  ('i4.1-')^  ih^O):  (VU^),  H.iai:   (zu  ]y^<),  ^^(D'  (Sm  J^3), 

9^aD(Oi,  n.Hfl»«"  ()b  ^WX  ^Öf^(D'  {andächtig  sein  ^Lo),  HdÄß»-', 

Ä'JÄfl'*^.  In  vielen  Fällen  ist  die  Aussprache  aja  resp.  awa  schon 
durch  die  Endung  des  zu  Grunde  liegenden  Wortes  nahe  gelegt; 
vgl.  z.  B.  ICO?'  von  T-C^i,  ^!h^(0''  von  T^/h/V^-s.     Seltener 

dient  zu  gleichem  Zwecke  (statt  e  ö)  ein  Hauch,  wie  c^Q^Ü' 
Steine  werfen  (von   <^C*7 '))    Äj&Ahs   von    hß'ih'j    mfl>-A(l  = 

(VlD   JUo). 

Während  in  der  soeben  behandelten  Reihe  äthiopische  Nach- 
sprösslinge  eines  ursprünglichen  semitischen  Bildungstriebes  zu  sehn 
sind,  der  auch  bei  Ausbildung  der  dreiradicaligen  Wurzeln  einst 
sehr  mächtig  wirkte,  beruht  dagegen  die  jetzt  noch  zu  besprechende 
dritte  Reihe  auf  einer  Afterbildung  der  späteren  Sprachperiode. 
Es  ist  nämlich  im  Aethiopischen  mit  der  Zeit  sehr  gewöhnlich 
geworden,  von  Nominalstämmen,  die  durch  conson antische  Bildungs- 
zusätze gebildet  sind,  unter  Beibehaltung  dieser  Bildungszusätze 
neue  Verbalwurzeln  abzuleiten,  welche  dann  notwendig  mehrlautig 
werden  mussten.  Diese  Neubildung  ist  im  Aethiopischen  verhältnis- 
mässig noch  häufiger  als  im  Arabischen^.  Am  häufigsten  sind  diese 
Wurzeln  von  Nominalstämmen  mit  vorgesetztem  <^  gebildet,  wie  ^^Tl 
fl^s  in  Trümmern  liegen,  "lÜÜX*  erheuten;  unter  etlichen  30 
solcher  Bildungen*  sind  besonders  folgende  von  vornvocaligen  ein- 
facheren Wurzeln  gebildete  zu  bemerken :  "^ilh'  verderben  (intr.) 

1  Hoffmann  S.  186  und  Ewald,  Hebr.  Spr.  §  125,  b. 

^  In  dem  Vorhandensein  mehrerer  derartiger  Wurzeln  will  Prätorius, 
Beitr.  z,  Ass.,  I,  S.  31  ff.  den  Beweis  finden,  „dass  auch  das  Aethiopische 
einst  gleich  dem  Hebräischen  und  Arabischen  bei  Wurzeln  med.  gemin.  den 
Antritt  der  consonantisch  anlautenden  Flexionsendungen  mittelst  ö  oder  au 
gekannt  hat". 

3  Ewald,  Gr.  Ar.  §  191. 

*  Ich  zähle  diese  hier  nicht  auf,  da  sie  im  Wörterbuch  meist  unter 
dem  Buchstaben  OD  leicht  zu  finden  sind. 


§  74.    Die  Wortbildung.  125 

von  (j-^l   ^-^;   ]^^l^  ^^^ih'  gefangennehmen  von  ^i^  ^S^  n^^ 

V*'Trh  •■  verschleiern.  Seltener  werden  consonantische  Bildungs- 
nachsätze der  Nominalstämme  beibehalten,  nämlich  !r  in  {K)i^ 
Ami-"  von  /*'A^']7-'  (vgl.  ^iaiA*AJ')  und  vielleicht  in  R,1j5  ver- 
folgen, öfter  i*  wie  r/i'fl^'l'-'  glätten,  {'V)oo^- t\x'\*  i  Scheingestalt 
annehmen  (Vita  Ad.),  ÄA^^'h-",  a^^iD-i^z,  Xiil-f"-,  PÜd-J^'  und 
(Äj'^ft^'f's  gründen  (von  ^WJ^^-lf-:,  von  der  Vrt^^!,  sodass  f^ 
und  "i*  Bildungslaute  sind).  Und  einigemale  scheint  dieses  •j"  vom 
Ende  sogar  in  die  ürwurzel  selbst  eingedrungen  zu  sein,    wie   in 

r/iC'h^^s  im  Elend  sein  (von  fhd^"^')  vgl.  ^^>^^^),  l^'th'  von 

Grund  aus  zerstören  C^^  )j  vielleicht  auch  in  hofti"^'^. 

Durch  die  gleiche  Kraft  der  Neubildung  werden  von  Fremd- 
wörtern Verba  abgeleitet,  wie  '^'Jhort'  von  juovaxog,  <w>'}iJ:  von 
^t^XavY],  dn^/ld*'  von  cpdooocpog  u.  s.  f. 

Zu  den  verschiedenen  bisher  beschriebenen  Arten  mehrlautiger 
Wurzeln  kommen  noch  einzelne  andere  unklarer  oder  seltener  Bil- 
dung, z.  B.  HAlrts;  namentlich  zu  Nominalstäramen  ausgebildete, 
s.  unten  §  112.  Aus  Allem  ergibt  sich,  dass  im  Aethiopischen 
die  mehrlautigen  Wurzeln  überaus  stark  vertreten  sind;  nach  un- 
gefährer Schätzung  betragen  sie  den  sechsten  oder  siebenten  Teil 
aller  Wurzeln  der  Sprache. 


B.  Die  Wortbildung. 

Mit  Ausnahme  der  laterjections- Wurzeln  und  einiger  Pro-  §  74 
nominal- Wurzeln,  die  in  ihrer  nächsten  unmittelbaren  Gestalt  die 
Geltung  selbständiger  Wörtchen  gewonnen  haben ,  müssen  alle 
Wurzeln  erst  eine  oder  mehrere  Stufen  der  Umbildung  durchlaufen, 
ehe  sie  als  Wörter  der  lebendigen  Sprache  brauchbar  werden.  Je 
nach  den  verschiedenen  Bestimmtheiten  und  Denkverhältnissen, 
unter  welchen  der  menschliche  Geist  einen  Begriff  denken  kann, 
niuss  auch  die  Wurzel  verschiedene  Formen  annehmen,  um  der 
entsprechende  Ausdruck   des   gedachten  Begriffs   zu  werden.     Von 

^  Als  secundäre  Verkürzungen  von  mehrradicaligen  Wurzeln  sind 
zu  betrachten  VflA:  Flamme  von  K'^nAHA-  (Wurzel  'yrh  AWfl«)  und 
^Vl-As  wankend  von  ^i'J^AA'   (Wurzel  JflA'")' 


126      ^  §  74.   Die  Wortbildung. 

der  Ausprägung  der  allgemeineren  Bestimmungen  wird  fortge- 
schritten zu  den  besonderen,  und  so  fort,  bis  auch  die  feinsten 
Unterschiede,  deren  ein  Begriff  fähig  ist,  ihren  sprachlichen  Aus- 
druck gefunden  haben.  Die  Bildungsmittel,  die  dafür  in  den  semi- 
tischen Sprachen,  also  auch  im  Aethiopischen  zur  Verwendung 
kommen,  sind  dreierlei.  1.  Kleinere,  ursprünglich  selbständige 
Wörtchen  meist  pronominalen  Ursprungs  treten  an  die  Wurzel  oder 
den  Stamm  an,  um  durch  ihre  Bedeutung  seinen  Begriff  näher  zu 
bestimmen,  und  dabei  zeigt  die  Sprache  ein  entschiedenes  Streben, 
diese  äusseren  Ansätze  so  innig  als  möglich  mit  der  Wurzel  oder 
dem  Stamme  zu  verknüpfen  und  damit  verwachsen  zu  lassen.  In 
einzelnen  Fällen  dringen  solche  ursprünglich  äussere  Ansätze  sogar 
in  die  Wurzel  oder  den  Stamm  selbst  ein.  2.  Diesem  Mittel  gegenüber 
steht  ein  anderes,  nämlich  die  Wurzel  aus  sich  selbst  heraus  weiter 
zu  entwickeln,  indem  einer  oder  mehrere  Radicale  verdoppelt  werden. 
Doch  ist  dieses  Mittel,  das  in  der  Wurzelbildung  sehr  wichtig  ge- 
worden ist  (§§  67.  71),  in  der  Wortbildung  von  beschränkterer  An- 
wendung; es  erstreckt  sich  lediglich  auf  die  Stammbildung  der  Verba 
und  Nomina.  Doch  werden  auch  in  den  weiteren  Bildungsstufen  ana- 
loger Weise  zwar  nicht  die  Radicale,  aber  einzelne  Bildungsvocale  ge- 
dehnt und  verbreitert,  um  eine  neue  Bestimmung  des  Begriffs  aus- 
zudrücken. 3.  Das  dem  Semitischen  geläufigste  und  zugleich  feinste 
und  geistigste  Mittel  ist  der  innere  Vocalwechsel.  Schon  die  Gestalt 
der  semitischen  Wurzeln  (§  66)  gibt  Zeugnis  von  der  durchgreifenden 
Herrschaft  dieses  Bildungsmittels.  Alle  Vocale  sind  mit  Ausnahme 
der  an  gewissen  schwachen  Wurzeln  von  Natur  haftenden  beweg- 
lich und  dienen  nach  ihrer  Art,  Länge  und  Kürze,  Zahl,  Stellung 
und  Verhältnis  zu  einander  für  die  Zwecke  der  Bildung  und  die 
Bestimmung  der  Bedeutung.  —  Zur  Hervorbringung  der  meisten 
wirklichen  Wörter  aber  haben  zwei  von  diesen  Bildungsmitteln 
oder  alle  drei  zusammengewirkt. 

Die  allgemeinste  und  nächste  Unterscheidung  der  Wurzel- 
begriffe  ist  der  Gegensatz  des  Verbum  und  Nomen  (Thatwort 
und  Nennwort).  Alle  Wörter  der  Sprache  stehn  auf  der  einen 
oder  andern  Seite  dieses  Gegensatzes;  die  Begriffswurzeln  sind  meist 
nach  beiden  Seiten  hin  ausgebildet,  die  Pronominal  wurzeln  nur 
nach  der  Seite  der  Nomina.  Zu  den  Nomina  im  weitesten  Sinn 
gehören  ihrem  Ursprung  nach  auch  viele  Partikeln  und  Präpo- 
sitionen, die  nur,  um  ihres  häufigen  Gebrauchs  willen,  hie  und  da 
stark  verstümmelt  sind.  Da  aber  grade  im  Aethiopischen  unter 
den  Partikeln  und  Präpositionen  sich  die  Mehrzahl  (pronominalen 


§  76.    Die  Stammbildung  der  Verba.  127 

Ursprungs)  noch  nicht  zu  eigentlichen  Nomina  ausgebildet  hat. 
und  eigentümliche  Bildungen  und  Bildungsgesetze  aufweist,  so  wird 
von  diesen  besonders  zu  handeln  sein.  Wir  unterscheiden  deshalb 
1.  Verba,   2.  Nomina,   3.  Partikeln. 


ER8TE  ABTEILUNG. 
Die  Verbalbildung. 

Die  Bildungsstufen,  die  das  Verbum  durchlaufen  muss,  sind 
drei:  1.  die  Stammbildung,  2.  Tempus-  und  Modusbildung,  3.  die 
Bildung  der  Personen,  Genera  und  Numeri. 

I.  Die  Stammbildung  der  Verba. 

Die  Wurzel  wird  durch  eine  bestimmte  Vocalaussprache  zum  §  75 
Verbum,  durch  eine  andere  zum  Nomen  gestaltet;  tM  z.  B.  ist  in 
der  Aussprache  't'hA'  Verbum,  in  der  Aussprache  •f'hAs  Nomen ^. 
Der  Unterschied  zwischen  Verba  und  Nomina,  die  unmittelbar  aus 
der  Wurzel  hervorojeofanofen  sind,  besteht  also  zmiächst  nur  in  der 
Vocalaussprache.  Genaueres  hierüber  kann  erst  bei  der  Beschrei- 
bung der  einzelnen  Gebilde  selbst  gegeben  werden,  da  die  Vocali- 
sation  bei  verschiedenen  Bildungen  verschieden  ist:  im  Allgemeinen 
lässt  sich  bemerken,  dass  das  Verbum  kürzere  und  beweglichere 
Vocale  hat  als  das  Nomen.  Wie  aber  aus  einer  Wurzel  nicht 
etwa  nur  ein  einziges  Nomen,  sondern  eine  Fülle  von  solchen  ent- 
springen kann,  so  entspringt  aus  derselben  auch  eine  Reihe  von 
Verben,  deren  jedes  den  Grundbegriff  in  einer  neuen  Bestimmtheit 
ausprägt.  Wir  nennen  nach  dem  Vorgang  Anderer  diese  aus  der 
Wurzel  mittelbar  oder  unmittelbar  abgeleiteten  Verba  Verbal- 
stämme. Im  Aethiopischen  giebt  es  deren  zwölf  oder,  wenn  man 
einige  nur  bei  vierradicaligen  Wurzeln  gebräuchliche  Stämme  mit- 
rechnet, 13  — 14  verschiedene  Stämme,  die  von  einer  Wurzel  ge- 
bildet werden  können.  Unter  diesen  Verbalstämmen  traten  einst 
alle  diejenigen,  deren  Bedeutung  es  nicht  von  vornherein  unmög- 
lich machte,  vermittelst  inneren  Vocalwechsels  in  den  Gegensatz 
der  activen  und  passiven  Aussprache  ein,  wozu  im  ersten  oder  ein- 
fachen Stamm    noch   die  Unterscheidung    einer   halbpassiven    oder 


^  Ueber  die  Frage  der  Priorität  in   Bezug   auf  Nomen   und  Verbum 
s.  zuletzt  A.  Müller,  ZDMG  XLV,  S.  237  f. 


128     §76.    Die  Stammbild.  der  dreirad.  Wurzeln.    Die  Grundstämme. 

intransitiven  Aussprache  kam.  Aber  von  dieser  Passivbildung  durch 
inneren  Yocalwechsel,  wie  sie  das  Hebräische  und  am  folgerich- 
tigsten durchgeführt  das  Arabische  zeigt,  hat  das  Aethiopische 
kaum  noch  einige  Spuren  (im  Participium)  bewahrt,  und  nur  die 
halbpassive  Aussprache  wird  auch  im  Aethiopischen  im  ersten  Stamm 
(und  zum  Teil  im  Refl.  des  einfachen  St.)  noch  regelmässig  unter- 
schieden. Die  eigentliche  Passivbildung  aber  ist  durch  ein  anderes 
Mittel,  die  Reflexivbildung  ersetzt,  wie  im  Aramäischen.  Aus  diesem 
Grunde  werden  wir  auch  die  Lehre  vom  Unterschied  des  Activs 
und  Passivs  mit  der  Darstellung  der  Stammbildung  verbinden.  Die 
Stammbildung  selbst  gestaltet  sich  verschieden  bei  den  drei-  und 
mehrlautigen  Wurzeln,  die  getrennt  zu  behandeln  sind. 

1.   Die  Stammbildung  der  dreiradicaligen  Wurzeln. 

Gemäss  einer  Uebersicht  der  Stämme  und  ihres  Verhältnisses 

zu  einander: 

I.  II.  IIL  IV. 

ri  1    j."  n  L'      i.    x>    £^      •      i.      C ausati vref le- 

Grundstamme.  Causativst.  Keilexivst.  •      ... 

xivstamme. 


1.  einfacher  St. 


2.  Steigerungs-St.    <{.Ä^"  2.  hd^T^au-  2.  -f-dJAO^'  2.  htli-^^fi' 

3.  Einwirkungs-St.  ({^M'     3.  h^^^i'    3.  1'h<(.As    3.  Äftl-h^A- 

werden  wir  fortan  die  einzelnen  Stämme  durch  I,  1.  II,  1.  II,  2  u.s.  f. 
bezeichnen. 

I.   Die  Grundstämme. 
§70  1.  Im  ersten  oder  einfachen  Stamm,  der  unmittelbar  aus 

der  Wurzel  hervorgeht,  unterscheidet  sich  das  Verbum  vom  Nomen 
der  entsprechenden  Bildung  dadurch,  dass  der  Hauptvocal  auf  den 
zweiten  Radical  folgt.  Dieser  Vocal  ist,  wenn  das  Verbum  active 
Bedeutung  hat,  a\  er  war  späterhin,  schwerlich  aber  ursprünglich 
betont^.  Der  erste  Wurzellaut,  eigentlich  vocallos,  nimmt,  wenn 
für  sich  eine  Silbe  bildend,  zu  seiner  Aussprache  den  nächsten 
Vocal,  also  ebenfalls  a  (§  60)  zu  Hülfe.    Auch  der  letzte  Wurzel- 


1  Vgl.  das  Arabisclie,  Amharische  und  Tigrina  (Schreiber  §  83).  Auch 
König  bemerkt  S.  161  richtig,  dass  die  Betonung  der  zweiten  Silbe  nicht 
ursprünglicb.  war.  Späterhin  scheint  allerdings  wenigstens  ä  nach  dem 
zweiten  Radical  betont  worden  zu  sein;  s.  Ludolf,  Gramm.  I,  7  und  Trumpf, 
S.  525,  der  jedoch  selbst  zugeben  muss,  dass  genau  genommen  nähära,  ägbara, 
häräka  zu  accentuiren  wäre,  da  „die  Stimme  die  erste  Silbe  mit  einem  ge- 
wissen Nachdruck  hebt". 


i?  70.    Die  (iiiindstilmme.  129 

laut  wird  in  der  dritten  Person  Sing.  Perf.  immer  mit  a  gesprochen 
(wie  im  Arabischen),  selbst  bei  allen  Wurzeln  III.  infirmae  (vgl. 
unten  §  91).  Also  lautet  dieser  Stamm  in  der  activen  Aussprache 
V7^-"  nagära,  er  hat  geredet.  Von  dem  activen  Verbum  des  ersten 
Stammes  unterscheidet  aber  das  Aethiopische,  wie  die  andern  se- 
mitischen Sprachen,  das  intransitive  oder  halbpassive,  welches  nicht 
eine  rein  thätige,  sondern  eine  zuständliche  und  leidende  Handlung 
ausdrückt,  durch  eine  andere  Vocalaussprache:  an  Stelle  des  a  nach 
dem  zweiten  Radical  im  activen  Verbum  hat  das  intransitive  Verbum 
e  ^,  wie  in  l'(\^:  er  ivar  thätig,  und  dieser  Vocal  schwand  endlich 
ganz,  sodass  man  statt  gahera  gähra  sprach  (§  37,  vgl.  König,  S.  81). 
So  fällt  die  intransitive  Aussprache  des  starken  Verbums  mit  der 
transitiven  der  hintenhauchlautigen  Verba  wie  hAJi?  nach  §  92 
äusserlich  ganz  zusammen.  Diese  Unterscheidung  der  intransitiven 
Verba  durch  die  Aussprache  ist  im  Aethiopischen  ganz  lebendig 
geblieben ;  alle  Verba,  welche  Eigenschaften,  leibliche  oder  geistige 
Bestimmtheiten,  Leidenschaften,  unfreie  Thätigkeiten  bezeichnen, 
wie  CrUin-'  loeit  sein,  O'flf  •  gross  sein,  fth^w:  nmde  sein,  Ä*7fl' 
satt  sein,  ÄÄ*'!''  gerecht  sein,  h^^iP'  König  sein,  herrschen,  C^O« 
hungern,  CM'  sehn,  d(0*^ '  sich  satt  trinken,  di^^^'  leiden 
(^=  rhi^^^O?  iWY'ti'  SU  Grunde  gehn,  oder  auch  solche,  die  re- 
flexiven Sinn  haben,  wie  Mili'  sich  anhleiden,  ja  vereinzelt  selbst 
solche,  welche  eine  reine  Thätigkeit  ausdrücken,  mit  der  Anstrengung, 
Mühe  verbunden  ist,  wie  A7^^^'  Bügeln,  ti'i*^'  verhauen,  fl4*^Ä5 
Kohlen  zusammenscharren,  werden  mit  e  gesprochen.  Die  meisten 
sind  nicht  im  strengen  Sinn  intransitiv,  sondern  eher  dem  griechi- 
schen Medium  vergleichbar,  da  sie  Objecte  haben  können.  Viele 
kommen  in  beiderlei  Aussprachen  vor,  wie  f^htV'  und  tiofif^: 
gleichen,  "^C?'  und  "Ir^f  •'  Gefallen  haben  und  erwählen,  7'*^'  und 
1**??'  fliehen,  rthfls  und  Ül\(\-  liegen  und  sich  legen'^. 

Intransitive  Verba  des  einfachen  Stammes  können  dann  ge- 
radezu auch  für  das  Passivum  ihrer  Causativa  stehn,  wenigstens 
da,  wo  die  wirkende  Ursache  nicht  angegeben  wdrd,  z.  B.  (D*ö^' 
ivETiQrjo^i]  Jos.  6,  24;  ^'U-  sie  wurden  getödet  Jos.  8,  25;  'TiÄ^s 
(in  transitiver  Aussprache)  kurs  tverden,  auch:  verhürzt  tvcrdcn 
Matth.  24,  22;  lHh'  äno>iaxeoxddr]  Matth.  12,  13. 

1  Statt  ü  und  i  (ö,  e)  der  andern  Sprachen  nach  §§  17.  19. 

2  Ebenso  wQ^i   -Y-fl^:   0,^^t   (D^^^^i  ^^''^'   'ICd.'-   '\'i\0 

h-n^:  ocn-  ocd.'  ^.cf-  rhid.-  r:u\\'  ruA*-  tiii^m-  hh^' 

L)illmaiui,  Aetbiop.  Spraclie,  2.  Aufl.  9 


1^^    »  §  77.    Der  Stcigerimgsstamm. 

§  77  2.  Der  Steigerungsstamm.    Eine  Steigerung  des  Begriffs, 

sei  es  im  Sinne  einer  mehrmaligen  Wiederholung  oder  um  die 
Gewalt,  den  Eifer,  die  Völligkeit  der  Handlung  auszudrücken,  wird 
durch  Wiederholung  von  Radicalen  ausgedrückt,  und  je  nachdem 
der  eine  oder  andere  oder  mehrere  zusammen  wiederholt  werden, 
kann  diese  Bildung  sehr  verschiedene  Formen  erzeugen.  Obgleich 
nun  aber  nach  §  71  durch  dieses  Bildungsmittel  von  in  der  Sprache 
verlornen  einfachen  Urwurzeln  sehr  viele  mehrlautige  Wurzeln 
entstanden,  so  sind  doch  im  Bereich  der  gewöhnlichen  dreiradi- 
caligen  Wurzeln  die  meisten  der  möglichen  Wiederholungen  von 
Wurzellauten  nicht  gebräuchlich  geworden.  Verhältnismässig  am 
häufigsten  ist  die  Bildung  mit  Wiederholung  der  zwei  letzten 
Radicale;  sie  drückt  sehr  malerisch  das  „hin  und  her",  „fort  und 
fort",  „immer  wieder"  aus  in  (tijC^^tl^^ii'  (§  57)  tvie  ein  Blinder 
tasten  von  «wi^rtA:  (tr^n  §  72),  (Ai)^m'flmfl-"  tröpfeln  (von  VmflO 

und  damit  w^echselnd  {h)lr^^^iL'  tropfenweise  ausgiessen^  {t\)'i(\ 
AHA-"  flammen  (von  VAA-")?  {t\)l\4'*^(D''  heulen  (vgl.  Ahf  0) 
{h)Mh\t\d\'  Vonvürfe  machen  (von  ^flrhO?   h'^iiCd^'  ivieder- 

holt  schmähen  (von  'hh^')^  und  dient  sonst  noch  bei  Farbwörtern, 
um  das  Schillern  auszudrücken  :  ih^^fh^^Ai'  ins  rötliche  schim- 
mern (4'JRrhOj  (W'lf^^A^^A-"  grün  werden  ('IiJ^AO?  vgl.  §  110. 
Seltener  findet  sich  die  Wiederholung  des  letzten  Radicals  in  gleicher 
Bedeutung  wie  §  71,/?:  {{Cf^^-  hageln  (H^Ä-s  Hagel),  (W'^lJ^^: 
versüssen  {o^'iC'  Honig),  l-flAA '  gypsen  (yvyjog)^  ^AHn^  ein- 
hüllen (von  lAM '  =  lti(D !  über^iehi).  In  der  Bildung  werden 
alle  die  hier  genannten  Stämme,  ebenso  wie  die  §  71  aufgezählten, 
als  mehrradicalige  behandelt. 

Statt  aller  dieser  stärkeren  und  gewaltsameren  Wiederholungen 
ist  ein  feineres  und  leichteres  Steigerungsmittel  in  der  Sprache  ge- 
wöhnlich geworden,  nämlich  die  Verdopplung  (resp.  Verstär- 
kung) des  zweiten  Radicals,  und  zwar  in  der  Weise,  dass 
dieser  Doppellaut  nicht  einmal  durch  einen  Vocal  auseinander- 
gehalten wird^,  wie  Vä^  '  nässara^  blichen,  betrachten^  vgl.  über 


1  Die  Verdopplung  in  der  Weise,  dass  der  Doppellaut  durch  einen 
Vocal  auseinandergehalten  wird,  ist  zwar  amharisch,  aber  nicht  äthiopisch: 
wo  solche  Stämme  vorkommen,  sind  sie  als  aus  dem  Amharischen  einge- 
drungen zu  betrachten,  z.  B.  jKi'll"'^^^^:  Gen.  3,  24  annot.  —  Nach  Trumpf, 
S.  522  wird  auch  bei  der  Verdopplung  des  zweiten  Radicals  immer  die  zweite 
Silbe  betont,  auch  wenn  sie  e  hat:  ^(\^ '  rassdja,  it'Hrh*  sabbeha  (nur 
Ot^ '  hallo,  weil  aus  ÜtiOi  '  halldwa  contrahirt).  Dagegen  wird  im  Am- 
harischen immer  die  erste  Silbe  betont  und  daher  im  Perfect  immer,  auch 


i?  77.    Der  Steitreriingsstamm.  131 

die  Vocaliiussprache  dieses  und  der  folgenden  Stämme  das  Genauere 
unten,  §  95  ff. 

In  diesem  Steigerungsstamm  werden  gerne  gebraucht  1.  solche 
Verbalbegriffe,  welche  in  einzelnen  Acten  sich  vollziehende  oder 
ihrer  Natur  nach  länger  andauernde  Handhingen,  Fertigkeiten  und 
Gewohnheiten  ausdrücken,  wie  thii(D'  wachen^  thM-  hin  und  her 
denken j  nachdenken,  Wo^^'  spielen^  'V^A'fe'  zählen^  fljftrt'  und 
rt'flrfi-'  lohpreisen,  ^OhO'  rufen,  7i*'Ä'  süchtigen,  fhtl(D:  lügen, 
\iao(D:  huren,  hflfl'  sündigen,  O^'^O'  Unrecht  thun,  auch  solche, 
in  welchen  die  Gewalt,  Gänzlichkeit,  Schnelligkeit,  Anstrengung, 
Pünktlichkeit  hervortreten  soll :  'Trf  A-  Kraft  ausüben,  (0^(D''  werfen, 
o^^f^  '  heschleunigen ,  W\^  '  schnelle  Schritte  machen,  ÄO^  ' 
Schmerlen  haben,  'VhH'  sehr  trauern,  wO^'  spalten,  R4'4''  Ver- 
stössen, rnf4''  genau  überlegen,  dJfld'  erklären  u.  s.  w.;  2.  dient 
er  gradezu,  um  das  thätige  Wirken  und  Schaffen  mit  dem  Neben- 
begriff der  Sorgfalt  und  des  Eifers  auszudrücken,  und  berührt  sich 
daher  oft  mit  dem  Causativstamm,  indem  auch  er  bedeuten  kann: 
zu  etwas  machen  durch  die  That  oder  bloss  mit  Worten  und  in 
Gedanken,  also:  für  etwas  erklären  oder  halten;  vgl.  A\f^d*'  leiten, 
lenken,  h»^^'  richten,  ^?xO^'  vollenden,  oo\)^i  lehren,  th?*{{'  er- 
neuern, ^f^i\'  heiligen  und  für  heilig  erklären,  h^^d'  zeigen 
{hoch,  deutlich  machen),  (D^h'  ein  Ende  machen,  A4'rh'  leihen 
{nehmen  lassen),  AiHH  "  befehlen  {Kraft  ausüben).  Und  da  im 
Aethiopischen  manche  Begriffe  als  Thätigkeit  angesehn  werden, 
die  wir  in  unsern  Sprachen  mehr  eigenschaftlich  oder  zuständlich 
auszudrücken  gewohnt  sind,  so  erklärt  sich  hieraus  der  Gebrauch 
des  zweiten  Stammes  in  Fällen  wie  wh^'  schön  sein  {Gestalt  ge- 
winnen), KÄ^^s  gefallen  {befriedigen),  th(Dlls  angenehm  sein  {er- 
götzen), Ü/{(Ds  sein,  werden  {Dasein  gewinnen)  u.  m.  a.  Es  wird 
daher  3.  dieser  Stamm  vielfach  zur  Bildung  von  Denominativen^ 
gebraucht  in  der  Bedeutung:  das,  was  das  Nomen  aussagt,  bewirken, 
sich  damit  beschäftigen,  es  gebrauchen  und  besitzen:  üHiDi  ("j/^S) 
Verstand  haben,  iP^OIs  entwurzeln,  h(DA'  den  Nachtrab  bilden, 
O^^Äs  Säule  aufrichten,  <^Arfi'  sahen,  ^d,d'  Nägel  beschneiden, 
0^^'  ins  Äuge  fassen^  l?d'  mit  Kalk  überziehn;  namentlich 
werden  auf  diese  Weise  von  Zahlwörtern  Verba  abgeleitet:  i^Art' 

bei  Nicht-Intensiven,  der  zweite  Radical  verdoppelt;  s.  Guidi,  Gramm,  elem., 
p.  21  und  Sulla  reduplicazione  delle  consonanti  amariche  in  Supplemento 
period.  deir  Ärchivio  glottol.  Ital.  II,  1893,  p.  1  segg. 

1  Wozu  hie  und  da  auch  einzelne  stärkere  Steigerungsstämme  dienen, 
vgl.  oben  z  B.  inftfi-    ttCR^.:. 


9 


« 


1<5^   ,  §  78.    Der  Einwirkungsstamm. 

etwas  sum  dritten  Mal  thun,  der  dritte  sein^  d'ÜO'  vier  machen^ 
OwO  den  Zehnten  gehen. 

Während  nun  aber  in  den  andern  semitischen  Sprachen  neben 
diesem    zweiten  Stamm    der   erste   in  der  Regel   im  Gebrauch  der 
Sprache  erhalten  blieb,  hat  das  Aethiopische  vermöge  der  §  4  er- 
wähnten   Sparsamkeit    seines    Formen  -  Haushaltes    bei    denjenigen 
Verbalbegriifen ,    die   es  im  zweiten  Stamm  ausbildete,    den  ersten 
meist  aufgegeben.    In  der  That  giebt  es  nur  sehr  wenige  Wurzeln, 
von  denen  der  erste  und  zweite  Stamm  zugleich  im  Gebrauch  ist, 
wie   tf^tlti'  gleich  sein,    oodti'   vergleichen,   rh T^A'    unter gehn, 
rh7"A-'^    m   Grunde  richten    (Gen.  35,  4.    Num.  21,29),    Ortfl -" 
mieten,  äT'O'  fest  sein,   OC^'   nackt  sein,  (D^^i  1  u.  2  werfen 
und  steinigen,  und  meist  ist,  wenn  beide  Stämme  ausgebildet  sind, 
in  der  Bedeutung  kein  wesentlicher  Unterschied  mehr,  wie  f^V^ 
1  u.  2  lehren,  h^tO'  1  u.  2  tönen,   "^Af  ^   1  u.  2  singen,  OA? 
1  u.  2  vergelten,    rh.rt  '    und  di^ti  '    tadeln,    ^öd  '    und  Äö^ 
Schmerlen  haben  u.  s.  w. 

Wie  Verba  dieses  zweiten  Stammes  werden  in  der  Bildung 
auch  die  §  71,  a  beschriebenen  Wurzeln  der  Form  W^O'  be- 
handelt, da  ihr  zweiter  Radical  doppelt  zu  sprechen  ist.  Dagegen 
folgen  die  Wurzeln,  welche  die  Verdopplung  des  zweiten  Radicals 
durch  ein  V  oder  ^  ersetzt  haben,  §  72,  in  der  Bildung  den  mehr- 
lautigen  Verben. 
78  3.    Der   Einwirkungsstamm   wird    durch    das  Eindringen 

eines  langen  ton  tragenden'^  ä  nach  dem  ersten  Radical  gebildet 
und  entspricht  genau  dem  arabischen  St.  III.  Er  ist  im  Aethio- 
pischen  nicht  mehr  sehr  häufig  und  zum  Teil  durch  III,  3  ersetzt 
(s.  §  82);  auch  ist  von  denjenigen  Verben,  welche  ihn  ausgeprägt 
haben,  der  erste  oder  zweite  Stamm  entweder  gar  nicht  mehr  oder 
doch  nur  in  derselben  Bedeutung  wie  der  dritte  im  Gebrauch.  In- 
dessen zeigen  doch  verschiedene  Spuren,  namentlich  in  einzelnen 
Nominalbildungen  §§111  a.  E.  und  120,  dass  der  Einwirkungsstamm 
einst  weiter  verbreitet  war,  und  da  er  zugleich  den  Stämmen  III,  3 
und  IV,  3  als  Grundstamm  dient,  so  ist  er  in  der  Sprachlehre  ohne 
Zweifel  als  besonderer  Stamm  zu  behandeln.  Zu  seiner  Entstehung 
scheinen  zweierlei  ßildungstriebe  zusammengewirkt  zu  haben:  teils 


1  Diese  Form  ist  aber  veraltet  und  wird  später  immer  durch  II,  1 
ersetzt. 

2  Eine  Ausnahme  davon  machen  nach  Ludolf  die  Verba  mediae  gut- 
turalis,  in  denen  die  zweite  Silbe  betont  wird.  Nach  Trumpp,  S.  522  ruht 
der  Ton  immer  auf  der  zweiten  Silbe. 


§78.    \)vv  EinwirkiingBstaium.  133 

wurde  die  Verdopplung  des  zweiten  Kadicals  durch  einen  Halb- 
vocal  ersetzt,  der  mit  einem  vorhergehenden  a  zu  ö  e  zusammen- 
ging, teils  wurde  eine  ursprünglich  äussere  Causativbildung,  welche 
in  der  Vorsetzung  von  K  besteht,  innerlich,  indem  dieses  }\  sich 
als  ä  nach  dem  ersten  Radical  festsetzte.  Der  Einwirkungsstamm 
ist  darum  schliesslich,  sowohl  in  Beziehung  auf  Ursprung  als  auf 
Bedeutung,  eine  Abart  teils  des  Steigerungs-  teils  des  Causativ- 
stamms^  Am  regelmässigsten  wird  er  bekanntlich  im  Arabischen 
gebildet  und  dort  als  der  stärkste  Activstamm  namentlich  da  ge- 
braucht, wo  die  Handlung  als  eine  auf  einen  Andern  einwirkende 
und  ihn  zur  Gegenhandlung  herausfordernde  dargestellt  werden 
soll,  eine  Bedeutung,  welche  auch  im  Aethiopischen  zum  Teil  noch 
in  I,  3,  besonders  aber  in  den  davon  abgeleiteten  Stämmen  III,  3 
und  IV,  3  deutlich  genug  ist.  Doch  gehn  andere  Verba  dieses 
Stammes  im  Aethiopischen  nicht  über  die  Bedeutung  des  Steigerungs- 
oder des  gewöhnlichen  Causativstammes  hinaus.  Im  Grunde  sind 
hienach  auch  Verbalstämme  mit  einem  Bildungs-e  oder  -ö  nach 
dem  ersten  Radical  zu  diesem  Stamm  zu  ziehn^,  also  1,0)(Ds  ge- 
fangen nehmen,  ?ut(D  '  duften^  «P^^  •"  und  /'HH  •'  (in  htl^d^  • 
hhPHH'  §  73);  in  der  weiteren  Bildung  aber  folgen  diese  den 
mehrlautigen  Wurzeln.  Die  andern  hierher  gehörigen  Stämme 
haben  alle  ä  nach  dem  ersten  Radical,  das  in  manchen  gewiss 
ursprünglich  ist,  in  andern  aber  aus  ö  und  e  verfärbt  zu  sein 
scheint.  Dieses  ä  scheint  jedoch  in  einer  früheren  Sprachperiode  ö 
gesprochen  worden  zu  sein,  wie  im  Hebräischen:  denn  es  geht  da, 
wo  die  Bildungsgesetze  seine  Verkürzung  fordern,  in  ü  über  (§  18). 
Die  Verba  dieses  Stamms  sind:  ^fh(D '  betrauern  (neben  ArfiÖ^ : 
trauern),  (\^,\\'  segnen  (durch  Kniebeugen),  ^rhf  s  besuchen  (^^^)? 

'^i*^?'  qiiälen  (^^^^  unglücklich  sein),   HArh-    einen   herauszieJin^ 

erretten,  ^0^ :  (neben  *fe0^  •')  einem  Stricke  legen^  umstricken, 
AÖf !  scheeren,  rasiren^,  (^'t*d*'  einen  Teil  nehmen  lassen  wsia^), 

fl^^'  gründen,  ^^d*'  (neben  'Pdd.')  entrinden,  zerfleischen,  ^d,4*' 
zweifeln,  heucheln  (^^ilj),  i^h"^s  das  Weite  suchen,  herumirren  (zu 
uh-'l*'),  das  sich  auch  wieder  zum  ersten  Stamm  vereinfacht,  ^HH- 


1  S.  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  125,  a. 

2  Wie  aram.  Paitel  und  Paiel,  Hoffmann  S.  186. 

3  Wenn  hier  nicht  ^yo  oder  ijoJ  die  Wurzel  und  ^  nach  §  73  zu 
verstehn  ist. 

*  Obgleich   diese   Wurzel   mit   Law!    ^^^f    jc^^    zusammenzuhängen 
scheint,  und  sich  daher  das  ä  auch  anders  erklären  Hesse. 


134   ,  §  79.    Causativstämme. 

trösten,  ^10'  fest  verbinden  (Zach.  14,  13  var.),  hM'  bedecken 
(Gen.  9,  23  var.),  H(D1:  gleich  sein,  ^f^^'-  treffen,  ^/^h'-  iveg- 
f Uhren  (Jes.  57,  13  Cod.  Laur.),  V^A'  in  Besitz  nehmen  (ibidem). 
Dagegen  sind  ^if^iDs  Mühe  und  Not  haben  (von  ^^s  Not  nach 
§  73  abgeleitet)  und  '^rtV'  verderben  (intr.),  §  73,  vierlautige 
Wurzehi.  Ausser  den  genannten  Verben  gebrauchte  man  einst  im 
Aethiopischen  noch  manche  andere  Wurzeln  im  dritten  Stamm, 
z.  B.  -fi4»<i.!  umarmen,  'i^d*'  umhüllen  (vgl.  die  Bildungen  §  120), 
liess  sie  aber  mit  der  Zeit  wieder  in  den  ersten  Stamm  zurück- 
fallen, wie  man  überhaupt  später  so  manche  nicht  durchaus  not- 
wendig scheinende  Formen  wieder  aufgab. 
§  79  IL    Causativstämme.      Aus    den    drei    genannten    Grund- 

stämmen leitet  das  Aethiopische  durch  ein  und  dasselbe  Bildungs- 
mittel ,  unter  Belassung  ihrer  übrigen  Eigentümlichkeiten ,  drei 
Causativstämme  ab  und  hat  damit  einen  Trieb  der  Sprache  noch 
consequenter  entfaltet  als  die  andern  semitischen  Sprachen,  selbst 
das  Arabische,  die  ein  solches  Causativum  nur  vom  einfachen  Stamme 
bilden.  Das  Bildungsmittel  ist  ein  dem  Grundstamme  vortretendes, 
wie  im  Arabischen  und  Aramäischen  durch  den  weichsten  Hauch, 
t\j  eingeleitetes  ä.  Mit  dem  stärkeren  Hauch  h,  durch  den  das 
causative  a  im  Hebräischen  eingeleitet  wird,  kommt  es  im  Aethio- 
pischen nicht  mehr  vor^.  Dagegen  finden  sich  Spuren,  die  be- 
weisen, dass  auch  dort  einst  noch  ein  stärkerer  Vorsatz  zur  Bildung 
von  Causativen  in  Gebrauch  war,  nämlich  •f'  (§  73  Anm.)^  und 
häufiger  ü  (§  70  a.  E.  und  §  73  a.  A.),  wie  denn  dieses  Ü  in  der 
ursprünglichen  Form  htl  auch  zur  Bildung  der  Causativstämme 
IV,  1.  2.  3  noch  ganz  regelmässig  angewendet  wird.  MögHch  ist, 
dass  K,  ursprünglich  li,  aus  diesem  rt  oder  'l*  erst  abgeschwächt 
ist^.  Der  Bedeutung  nach  sind  die  mit  h  gebildeten  Stämme 
immer  causativ,  d.  h.  es  wird  dadurch  ausgedrückt:  machen  oder 
veranlassen,  dass  einer  die  im  Grundstamm  ausgedrückte  Handlung 
vollziehe. 

1.  Der  erste  Causativstamm  der  Form  hlUd'^  gehört  zum 
einfachen  Grundstamm.  Zwar  kommt  oft  genug  der  einfache  Stamm 
zu  11,  1  im  gewöhnlichen  Gebrauch  gar  nicht  vor,  oder  es  ist  da- 


^  Üf^OD^i  glauben  ist  ein  Fremdwort:  ^4"(^    —La^oi. 

2  'l^d'Jif^i    doUmetschen  ist   ein   Fremdwort  aus   dem   Aramäischen 
(Hoffmann  S.  187). 

3  S.  darüber  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  122,  a.     Vgl.  König,  S.  77  f. 
*  Nach  Trumpf,  S.  522  agbcira  zu  betonen. 


§  79.    Causativstämme.  '  3o 

neben  von  den  Grundstämnien  nur  noch  der  zweite  erhalten;  aber 
ein  solcher  Mangel  des  einfachen  Stamms  beruht  nur  auf  Zufällig- 
keiten des  Sprachgebrauchs,  und  II,  1  ist  gleichwohl  auch  dann 
als  aus  I,  1  abgeleitet  zu  denken.  Ist  der  einfache  Stamm  ein 
halbpassives  Verbum,  so  bewirkt  das  Causativum  das  betr.  Activum, 
wie  AiS^'Ä'Ä"  bringen  von  f^'^^h'  kommen,  ht^^'  gehn  macJwn 
von  d*^'  gehn,  oder  es  bedeutet  auch :  durch  das  Wort  oder  in 
Gedanken  machen,  dass  etwas  sei,  z.  B.  hChofi'  für  unrein  er- 
Jdären  und  halten  von  ^^YhA'  unrein  sein.  Ist  der  einfache  Stamm 
ein  transitives  Verbum,  so  bildet  das  Causativum  daraus  ein  doppelt 
transitives,  wie  htl'l'^'  einen  mit  etwas  tränken  von  rt'jhps  trinken^ 
Ai/*'(lA '  einen  etwas  malen  lassen.  Nicht  selten  aber  gibt  das 
Causativum  dem  WurzelbegrifF  eine  eigentümliche  und  öfters  eine 
unerwartete  Wendung,  z.  B.  /^'^ftO'  (von  Wlfl=  reden)  lesen  (gleich- 
sam die  Schrift  selbst  reden  lassen),  h"}^"^- auf  einem  Instrument 
blasen  (von  ^^"h'  blasen)^  hC'üAi'  Geld  auf  Wucher  leihen  (von 
^Aid\'  wuchern)^  Y\\\i\\f^'  (von  \\h\f^'  läugnen)  einen  als  Lügner 
darstellen,  h'^^h'  aufnehmen^  aufwecken  von  ^/*'K'  nehmen. 
Nur  scheinbar  haben  Verba  dieses  Stammes  hie  und  da  intransitive 
Bedeutung,  ursprünglich  und  in  Wahrheit  liegt  auch  diesen  immer 
ein  causativer  Sinn  zu  Grunde :  hÖ^^J  ruhen,  ursprünglich  schlaff 
werden  lassen^  hC^^^^'  schweigen  eigentlich  Ruhe  halten,  /lÄ'Jif' 
sich  beugen,  eigentlich  eine  Beugung  machen.  Wo  der  Stamm  II,  1 
neben  I,  2  vorkommt,  ist  die  Bedeutung  beider  zwar  öfters  ver- 
schieden, wie  in  '^rtA'  vergleiche)!,  ähnlich  machen,  }\9^flti'  für 
ähnlich  erklären,  Gleichnis  machen,  h^^d. '  zeigen,  txh^'^^ '  er- 
kennen, wissen  (etwas  hoch,  deutlich  haben),  ^^hd'  einen  Plan 
machen,  t\9^il^*'  beraten;  bei  andern  Verben  fällt  sie  auch  zu- 
sammen, wie  flih*ti'  und  hfi\l"ii'  ^u  Grunde  richten,  JK^'  und 
h'i^d.'  blicken  (II,  1  eigentlich:  den  Blick  richten),  ^4*^  =  und 
h^*^^'  zermalmen.  Seltener  fällt  II,  1  wieder  in  die  Bedeutung 
von  I,  1  zurück,  z.  B.  df^h'  helfen,  hC^h'  Hülfe  geben,  helfen, 
ii't'ffD:  ^Y\d  h^l"^^'  zügeln,  bändigen.  Ein  Beispiel  von  II,  1 
als  Causativum  zu  I,  3  ist  ÄArhÖ^'  trauern  machen  neben  Arhö^' 
betrauern.  Beispiele  von  II,  1,  wozu  keiner  der  drei  Grundstämme 
mehr  erhalten   ist,   sind  YxC'SiD  '-  öffnen,   t\(0*l\{i  s  heiraten  (11^^), 

hf»^0'  zu  wissen  thun  (yn^),  hüt'/^h'  antworten,  h^^d-  lieben, 
hödd.'  ruhen.  Auch  Denominativa  werden  durch  II,  1  gebildet: 
t\^?iü'  Blätter  treiben  von  *feÄ'A.",  htllii'  Wahrsagerei  (rt7A0 
treiben,  h'ÜOti'  ein  Fest  (09 A-')  feiern,  h9^M\'  Gott  verehren 
von  i\9^^t} '  u.  m.  a. 


136  §  80.    Reflexiv-Passiv-Stämme. 

2.  Das  Causativum  des  Steigerungsstammes  ist  zwar 
viel  seltener  als  Stamm  II,  1,  aber  doch  noch  hinreichend  in  der 
Sprache  vertreten.  Steigerungsstämme,  welche  scheinbar  intransitive 
Bedeutung  haben,  werden  im  Causativum  activ,  z.  B.  KiPjf -^  schön 
inachen,  K'llfA'  stärken,  hii(\(D'  verständig  machen;  andere,  die 
schon  transitiv  sind,  werden  doppelt  transitiv,  können  sich  aber 
auch  durch  eine  neue  Wendung  zu  einfacheren  BegrifiPen  gestalten: 
hd*^^^'  vollenden  lassen,  hlfid'  machen,  dass  einer  etwas  arbeitet, 
ziüingen,  YxCi^W'  richten  machen  oder  zum  Richter  machen,  Y\?%ri\d\' 
einen  etwas  steuern  lassen,  Steuer  eintreiben,  KrhAf  •  zu  bedenken 
geben.  Selten  kommt  Stamm  II,  2  schliesslich  wieder  auf  die  Be- 
deutung von  I,  2  zurück,  wie  Itro^:  beflecken  und  hl^^^'  beflecken 
machen  und  beflecken,  Od^ '  und  hOd^  '  gleich  machen,  tm^Q ; 
und  h^^^O'  abreisen,  fortreisen.  Neben  Stamm  II,  1  kommt 
Stamm  II,  2  allerdings  hie  und  da  vor  und  stellt  dann  in  der 
Regel  eine  andere  Bedeutung  dar,  wie  hlüd'  ausführen  lassen, 
hld^'  zwingen,  h9*^hd.'  beraten,  h'^hd'  prüfen;  doch  gibt  es 
auch  Fälle,  wo  beide  Stämme  nur  in  Folge  eines  gewissen  Schwankens 
im  Sprachgebrauche  neben  einander  vorkommen.  Die  Wurzeln  der 
Form  W^O'  (§  71,  a)  bilden  ihr  Causativ  nach  dieser  Form  II,  2, 
z.  B.  hl'^l^h'  ^ur  Eile  antreiben,  hi^/^h'  sättigen  (Vita  Ad., 
sofern  iP/^0'  zunächst  unersättlich  sein,  dann  auch  viel  essen  u.  dgl. 
bedeutet).  Auch  dieser  Stamm  kann  (vermittelt  durch  I,  2)  de- 
nominativ  sein,  z.  B.  h*k/i(\'  das  Abendmahl  reichen  von  ^C^llf'- 

3.  Das  Causativum  vom  Einwirkungsstamm  ist  sehr 
selten,  da  schon  der  Grundstamm  nur  noch  wenig  in  Gebrauch  ist. 
Die  wenigen  bis  jetzt  bekannten  Verba,  die  hieher  gehören,  sind: 
h^^fi-  jemandem  sein  Beileid  bezeugen  (ijj^äJ  betrübt  sein,  y^'^ 
geduldig  tragen),  h^ll^'  etwas  durch  sein  Licht  erleuchten,  h^ 
^/^i  weissagen  und,  denominativ,  tx^dif*'  etwas  mit  einem  andern 
vereinigen,  addiren  (in  der  Rechenkunst).  Dagegen  gehören  Yx^'l 
{{'i'  verderben  und  l\9^o^(D''^  einem  Mühe  machen  (nach  §  78)  und 
t\^0^ '  Götzen  anbeten  (abgeleitet  von  ^P'l' '  Götze)  zu  den 
Causativen  mehrradicaliger  Wurzeln. 

80  III.   Die  Reflexiv-Passiv-Stämme   bilden  den  Gegensatz 

zu  den  Causativstämmen ;  sie  führen  die  Handlung,  welche  der 
Grundstamm  ausdrückt,  auf  das  handelnde  Subject  zurück,  sodass 
dieses  Object  und  Subject  zugleich  wird.     Wie  aber  in  den  indo- 


1  Nach  Trumpf,  S.  522  asanndja  zu  betonen. 
^  Nach  TßUMPP,  S.  522  asämäwa  zu  betonen. 


§80.    Reflexiv-Passiv-Stiimme.  1^7 

eiiropiiischeii  Sprachen  aus  dem  ReÜexivum  sich  weiter  das  Passivum 
entwickelt,  so  wurde  auch  im  Aethiopischen  (wie  im  Aramäischen 
und  zum  Teil  im  Hebräischen)  das  Reflexivum  mit  der  Zeit  zu- 
gleich als  Passivum  verwandt,  und  dieser  Gebrauch  hat  dort  so 
sehr  überhandgenommen,  dass  die  andere  semitische  Passivbildung, 
durch  inneren  Vocalwechsel,  fast  ganz  aus  der  Sprache  verschwunden 
ist.  Eine  Hauptursache  dieser  Erscheinung  liegt  gewiss  darin,  dass 
das  kurze  w,  Ö,  an  welchem  grade  die  innere  Passivbildung  haftete, 
allmählig  aus  der  Sprache  verschwand;  nur  im  Nomen  (Part,  pass.), 
wo  sich  das  passive  ii,  i  zu  lang  w,  t  dehnte,  hat  sich  noch  ein 
Rest  der  alten  Passivbildung  erhalten.  Da  somit  das  Reflexivum 
zugleich  als  Passivum  dient,  so  war  um  so  mehr  Grund  vorhanden, 
dieses  Reflexivum  von  allen  Grundstämmen  gleichmässig  auszubilden. 
Von  den  beiden  Präfixen,  welche  im  Semitischen  einst  zur  Bildung 
des  Reflexivums  dienten,  in  (hin)  und  it  (hit)^  ist  für  die  dreiradicalige 
Wurzel  nur  das  letztere  im  Gebrauch  geblieben ,  während  das 
erstere  sich  nur  in  der  Stammbildung  der  mehrlautigen  Wurzel 
erhielt.  Aber  auch  das  Präfix  it  (ursprünglich  wohl  ein  zu- 
sammengesetztes Pronomen  reflexiver  Bedeutung)  ist  im  Aethio- 
pischen schon  durchaus  zu  dem  einfacheren  'f'  erleichtert  (wie  im 
arabischen  Stamm  V  und  VI). 

1.  Das  Reflexiv-Passiv  des  einfachen  Stamms,  in  der 
doppelten  Aussprache  't'l'üd'  und  'tO^d'  (vgl.  unten  §  97),  ent- 
spricht dem  arabischen  Stamm  VHI  und  dem  aramäischen  Ethpeel. 
Die  meisten  dieser  Stämme  sind  reflexiv  und  passiv  zugleich,  z.  B. 
i'hJ^'V '  und  'i'hM '  ^  sich  hedecJcen  und  bedeckt  iverden^  doch 
kommen  viele  auch  nur  in  der  einen  oder  andern  Bedeutung  vor. 
Es  hängt  hier  alles  vom  Sprachgebrauch  und  von  der  Grund- 
bedeutung des  einfachen  Stamms  ab.  So  können  z.  B.  'MlÜA ' 
(von  hUA "  können)  und  •f'fthV  •  (von  fl3"iV  =  nicht  können)  nur 
passiven  Sinn  haben:  möglich  sein  und  unmöglich'  sein.  Wo  aber 
die  reflexive  Bedeutung  ausgebildet  ist,  ist  die  Rückbezüglichkeit 
keineswegs  immer  so  grade  und  unmittelbar  wie  in  •f'A'flrt  '  sich 
ankleiden^  sondern  der  Reflexiv-Stamm  kann  auch  ausdrücken :  etwas 
für  sich  und  an  sich  selbst  thun,  wie  'l'M}^^'  sich  etivas  auf  die 
Schulter  laden  (Jud.  16,  3),  '\'(B\\d.'  sich  etwas  einhändigen  lassen 
d.  i.  nehmen^  'f'^Ä*?  s  zu  eigenem  Nutzen  jemand  drücken  d.  i. 
wuchern.  Das  Reflexiv  kann  ferner  auch  bedeuten :  sich  so  und 
so  zeigen,  z.  B.  'hrlifl^s  sich  zum  Verwalter  und  Bürgen  hergehen, 


^  Nach  TuuMPP,  S.  523  takddna,  takaddna  zu  betonen. 


1^8  §  81.    Reflexiv-Passiv-Stämme. 

etwas  besorgen^  'f*Of^(D :  sich  als  Uebertreter  seigen^  übertreten. 
Oft  vereinigen  sich  mehrere  solche  Bedeutungen  in  demselben  Wort, 
z.  B.  '\*Y\^'^^'  und  'i'h9^'t'  sich  glaubend  verhalten  d.  i.  vertrauen, 
sich  jemand  anvertrauen  d.  i.  bekennen,  endlich  gläubig  tverden; 
oder  't'IDCrt'  sich  als  Erbe  etwas  nehmen^  aber  auch  geerbt  werden. 
Manche  dieser  Stämme  kommen  an  Bedeutung  dem  einfachen  Stamm 
wieder  sehr  nahe,  namentlich  wenn  dieser  intransitive  Bedeutung  hat, 
z.  B.  i'</»Ah''  sich  füllen,  voll  werden  =  <^A?i'j  't^^^ß^m'  sich 
zurückwenden  =  ^a\')  Ithi^'  und  'tlfhi^'  sich  entfernen.  Oft 
aber  ist  der  einfache  Stamm  neben  dem  Reflexivstamm  nicht  mehr 
erhalten,  und  der  letztere  dient  als  Deponens  für  den  ersteren,  so 
namentlich  bei  Wörtern  der  Gemütsbewegungen,  z.  B.  'i'9^00' 
2Ürnen,  'f'rh/^'f '  frohlocken.  Schon  aus  den  bisher  angeführten 
Beispielen  erhellt,  dass  manche  Reflexivbegriffe  durch  eine  neue 
Wendung  transitiv  werden  können ;  so  z.  B.  auch  •f'O^'fl  sich  hüten, 
aber  auch  beobachten,  i'+'Jf '  sich  unterwerfen  d.  i.  dienen,  '^A 
"Mx-  sich  senden  lassen  d.  i.  einem  Dienste  thun,  bedienen. 

Da  das  Reflexiv  zugleich  die  Stelle  des  Passivs  vertritt,  so 
kann  weiterhin  St.  III,  1  auch  als  Reflexiv  und  Passiv  zu  St.  II,  1 
dienen.  So  ist  "t'fÄ'O"  bekannt  werden  Passiv  zu  hf'^O'?  'td* 
^^'  geliebt  werden  zu  h^^dh  'th9^d'  erkannt  werden  zu  h 
Itxf^d')  'l'C\(D'  sich  öffnen  und  geöffnet  werden  zu  hC'^tD:', 
ferner  ist  "i^lf^h'  aufstehn  Reflexiv  zu  hlr^^h'^  und  •f'^fl  ^ 
heisst  sowohl  geredet  werden  (Vflfl")?  als  gelesen  iverden  {h'idfl')- 
Seltener  ist  St.  III,  1  Passiv  und  Reflexiv  von  St.  I,  2 ,  z.  B.  in 
'^<i.h^"  erklärt  werden  von  dAld'  erklären,  'i'if^^^s  gemessen 
tverden  neben  't'^^/TlV  '  HI,  2  von  <^niV  '  I,  2.  Auch  dieser 
Stamm  wird  denominativ  gebraucht,  z.  B.  in  •t*AU4''  Presbyter 
werden  von  AVL4*s,  '/'flW'^'  sich  der  Erstgeburt  entledigen  d.  i. 
zum  ersten  Mal  gebären. 
§  81  2.    Das  Reflexiv-Passiv  vom  Steigerungsstamm,   von 

der  Form  '/'^J.Ä'^'  tafassama,  entspricht  dem  Hithpael  und  dem 
arabischen  St.  V  und  ist  ebenfalls  sehr  häufig.  In  Beziehung  auf 
die  Bedeutung  hat  fast  alles  über  III,  1  Gesagte  auch  für  diesen 
Stamm  Geltung.  Oft  hat  er  nur  reflexive  Bedeutung,  z.  B.  'f'Yx 
o^ö  sich  zeigen,  •t'^^hrh'  sich  rühmen,  't^lfO'  sich  verhärten, 
'l^ffDffiff):  s^ßji  einlas  übergeben  lassen  d.  i.  in  Empfang  nehmen, 
oft  nur  passive,  wie  'f'<^rnV=  gemessen  werden,  "t"V'*A*fe'  gezählt 
iverden,  'hrfiAf "  gedacht  werden,  oft  beide  zugleich,  wie  •f'Ä 
f^d'  sich  vermischen  und  vermischt  werden.  Er  ist  besonders  ge- 
bräuchlich   von    Verben,    die    eine   Gemütsbewegung    ausdrücken: 


§82.    Reflexiv-Passiv-Stilmme.  139 

'l'fi^.(Oi^  hotfen,  '[•^./*'rhs  sich  freuen,  'V(D\\ti'  vertrauen,  'VO 
7iA»s  Geduld  üben,  '/•4»f <w>!  sich  rächen,  '|"<WJjp:  wünschen,  sich 
sehnen.  Oft  haben  sich  ganz  einfache  Begriffe  wieder  aus  ihm  rück- 
entwickelt, wie  in  den  zuletzt  genannten  Beispielen,  ferner  in  '\*t\ 
HH  s  gehorchen  {sich  befehlen  lassen),  'l'f^Üd'  lernen,  '^fl)Vf  : 
spielen,  "i'^l^flA'  entgegengeht,  und  er  unterscheidet  sich  in  der 
Bedeutung  bisweilen  nicht  viel  von  seinem  Grundstamm,  wie  in 
'l'O^Cih'  und  wCth'  Glück  haben,  •i^^tlth'  und  ^tldi'  Beiie  em- 
Xifmden,  Od^'  und  i^O^f  s  gleichen.  Durch  Begriffsvereinfachung 
kann  er  sogar,  wie  in  mehreren  der  genannten  Fälle,  transitiven 
Sinn  annehmen.  Seinem  Ursprung  aus  I,  2  gemäss  hat  er  ganz 
besonders  die  Bedeutung:  für  etwas  erklärt  werden,  oder  sich  für 
den  und  den  ausgeben,  z.  B.  in  'IvhrtflO  "  sich  als  lügenhaft  er- 
weisen, 'f'^^fi'  geheiligt  und  für  heilig  erklärt  werden,  't'OOf^i 
sich  blind  stellen  (etwas  nicht  beachten),  'PO^d'  sich  als  Scheiter 
zeigen,  't'KÄ'l*'  sich  gerecht  dünken,  so  auch  'tOd^'  sich  gross 
machen  (obgleich  Oflf  s  I,  2  nicht  gebräuchlich  ist).  Wo  dieser 
Stamm  neben  III,  1  ausgebildet  ist,  ist  in  der  Regel  beider  Be- 
deutung verschieden,  z.  B.  •f'Hh^'  sich  erinnern  '['Hh^'  erivähnt 
loerden,  'i'^tf'^  s  sich  verdunheln  ■f'ftj'^is  bedeckt  werden,  'tl 
d^'  einen  Handel  oder  ein  Geschäft  treiben  't'l'üd'  geschehn; 
seltener  schwankt  der  Sprachgebrauch  zwischen  beiden  Stämmen 
mit  gleicher  Bedeutung,  z.  B.  in  'f'^/öTV'  und  '^<^rll!^'  (s.  oben 
und  §  97,  2).  Zu  manchen  dieser  Stämme  sind  die  einfachen  nicht 
mehr  erhalten,  wie  zu  i'4'nA-'  i'lif f •"  i^CD^f:  'f-IDilA-'  '^0^A•• 
'Voo'i^i  'l^QliPt,  Nicht  selten  ist  auch  dieser  Stamm  denominativ, 
wie  in  •f'^Hf  •  den  Propheten  machen  d.  i.  tveissagen,  'i'O^i'  sich 
eine  Quelle  suchen  d.  i.  sich  lagern,  •f'mf  ^'  den  Vogelflug  beob- 

achten  {y^),   '^f  ORs  =  i'J&üRs  jüdisch  werden,  u.  m.  a.^ 

3.  Das  Reflexiv  vom  Einwirkungsstamm,  von  der  Form  §  82 
't'hi^A')  entspricht  dem  arabischen  St.  VI.  Dieser  Stamm  kann 
zwar  auch  rein  passiven  Sinn  haben,  nämlich  bei  solchen  Verben, 
die  nur  in  I,  3  gebräuchlich  sind,  wie  'l'flArh'  gerettet  werden. 
r|.u^<f>^>  gequält  werden,  oder  rein  reflexiven,  wie  in  •f'AÖf '  (von 
A0f')  sich  scheeren,  't'fl'^<^'  sich  einer  Sache  teilhaftig  machen; 


1  Nach  Trumpf,  S.  523  tasaffäica  zu  betonen. 

2  Aus  dem  Amharischen  (s.  Isenberg,  Grammar,  p.  54,  No.  XIV)  in 
äthiopische  Schriften  eingedrungen  sind  die  Stämme  '1*0^^^ (\\i  sich  hin 
und  her  ivenden,  'f'if'fiiifi :  hin  und  her  laufen,  '['f^^^O^^  :  sich  ver- 
mischen; 'f'^nOA"  gastfrei  sein. 


140  §  82.    Reflexiv-Passiv-Stämme. 

aber  diese  Fälle  sind  nur  selten^.  Fast  immer  kommt  vielmehr 
bei  St.  III,  3  die  eigentliche  Bedeutung  seines  Gruudstamms:  Ein- 
wirkung auf  einen  andern  durch  eine  Handlung  zur  Erscheinung; 
er  bedeutet  entweder:  sich  auf  andere  einwirkend  verhalten,  oder, 
wenn  die  Handlung  mehreren  zugeschrieben  wird:  gegenseitig  auf 
einander  einwirken.  Er  ist  somit  teils  gradezu  an  die  Stelle  des 
allmählig  verloren  gehenden  St.  I,  3  getreten ,  teils  dient  er  zur 
Bezeichnung  der  gegenseitigen  Handlung  (Reciprocität)^,  wird  in 
beiden  Beziehungen  überaus  häufig  gebraucht  und  kann  von  allen 
Grundstämmen  oder  auch  von  abgeleiteten  Stämmen  abgeleitet 
werden.  Besonders  werden  in  diesem  Stamm  gebraucht  die  Be- 
griffe des  Streitens,  Kämpfens,  Zankens,  Tadeins,  Rechtens  u.  dergl., 
wie  't'^'i^ii'  im  Plural  sich  gegenseitig  beJcämpfen,  oder  im  Sin- 
gular einen  bekämpfen  mit  Accusativ,  wobei  vorausgesetzt  ist,  dass 
der  Bekämpfte  Gegenwirkung  leistet,  'Jr^aJaos  'l^(\hfys  irP^ti' 
-l-?^^-'  l-f'flhs  'f'4-'Thr/i5  i-^if rt:  -i-A^tro^i  i-Ah-fs  i^A^aoaD: 
'i*^ÖO-j  ferner  die  Begriffe  des  Trennens,  Teilens,  Verbindens, 
Versammelns,  Zusammenhängens,  und  auch  diese  Verba  können 
teilweise  sowohl  im  Singular  als  im  Plural  gebraucht  werden,  z.  B. 
•t'4'Artl'^  sich  von  einander  trennen^  't'P'üh'  sich  (gegenseitig) 
versammeln,  '^A5V4*s  zusammenhängen,  '/'^•hrt'  sich  gegenseitig 
treffen  d.  i.  1.  sich  begegnen  2.  zusammen  sein.  Ebenso  wird 
St.  III,  3  von  vielen  andern  Begriffen  in  dieser  Bedeutung  der 
gegenseitigen  Handlung  abgeleitet,  wie  'i'^l^O'  sich  gegenseitig 
versieht  {hören),  't^hd-  sich  beraten,  't'^^AA"  sich  unterein- 
ander gleichen,  't^ld'  und  'f'flWA  ^  sich  besprechen,  't'^ß.'h' 
sich  gegenseitig  helfen.  Demgemäss  kann  er  ebensogut  von  in- 
transitiven als  von  transitiven  Begriffen  gebildet  werden,  da  auch 
intransitive  Handlungen  mehreren  in  ihrem  Verhältnis  zu  einander 
zugeschrieben  werden  können,  z.B.  •f'^Ä'l' '  von  einander  ab- 
fallen,  "l'^fl^Ä'  zusammenlaufen,  'tV^^'  Wollust  mit  einander 
treiben ,  •f'Olf'lf  •  sich  gegenseitig  vermehren ,  i'^P^R  J  sich  auf 
einen  stürzen,  wie  umgekehrt,  wenn  er  von  transitiven  Verben 
abgeleitet  ist,  keineswegs  die  Handelnden  zugleich  die  Leidenden 
sein  müssen,  sondern  der  Stamm  ein  Object  zu  sich  nehmen  kann, 


1  Fälle  wie  'l'^lM  '  verwüstet  iverden  (§  78),  '1*^^^  s  den  Wahr- 
sager machen  von  "7^  '  gehören  nicht  hieher,  da  diese  Stämme  von  mehr- 
lautigen  Wm-zeln  kommen;  s.  unten  §  86. 

2  Oft  vv^ird  dann  aber,  wenn  von  mehreren  die  Rede  ist,  Ofl/tjV't 
ipaO':  oder  ^rh-^--   1^"AA"    U^h*'  ^^-  '^-  ^^och  ausdrücklich  zugesetzt. 

3  Nach  Trumpp,  S.  523  tafäldta  zu  betonen. 


§  83.    Causativ-Reflexiv-Stiimme.  141 

z.  B.  'l'U^^ti'  nicht:  sich  teilen^  sondern:  etivas  unter  sich  ver- 
teilen^ '['"/Pril '  nicht:  sich  verkaufen^  sondern:  unter  einander 
verkaufen,  Handel  treiben,  etwas  von  einem  erhandeln^  'Vlii(\V 
sich  über  einen  Baiib  streiten  oder  mit  einander  rauben;  dagegen 
reflexiv  z.  B.  in  'l*^ldJ  sich  losmachen  (während  "i^^fld*'  passive 
Bedeutung  hat).  In  mehreren  Fällen  tritt  indessen  der  Begriff" 
der  Gegenseitigkeit  auch  ganz  zurück,  und  der  Stamm  kehrt  dann 
scheinbar  zur  Bedeutung  von  III,  1  u.  2  zurück;  doch  ist  darin 
dann  meist  eine  Beziehung  auf  andere  Personen,  wenigstens  still- 
schweigend, enthalten,  z.  B.  'I'**t0ii'  sich  gnädig  erzeigen,  gnädig 
sein  gegen  andere,  '^flA4' '  spotten  auf  andere,  i"ArhP '  sich 
schmücken  für  andere.  Oder  die  ausgedrückte  Gegenseitigkeit  braucht 
sich  nicht  notwendig  auf  den  Handelnden  und  einen  Andern  zu 
beziehn,  sondern  kann  auch  auf  die  näheren  oder  entfernteren  Ob- 
jecte  gehn,  z.  B.  •t'4-4'A'  nach  einander  abzählen,  mustern^  'f"^- 
*IQ'  mit  beiden  Füssen  zappeln. 

Auch  dieser  Stamm  ist  hie  und  da  denominativ,  z.  B.  in 
't'^iOtD  !  (mit  verschiedenen  Stäben)  loosen ,  •f'^^^V  •■  mit  den 
Hörnern  aufeinander  losgehn,  'tPfOd'  nachbarlich  beisammen- 
ivohnen. 

Um  die  Zeit  des  Aussterbens  der  Sprache  fing  man  an, 
diesen  Stamm  in  III,  1  oder  2  zurück  gehn  zu  lassen  (so  oft  •f"'^ 
rhA"  für  '^^diti'  sich  verschtvören,  verbünden,  'i'flhfi'  sich  be- 
kämpfen für  't*(\hfi'  u.  s.  f.),  eine  Erscheinung,  die  zumeist  nur 
bei  Wurzeln  mit  vorderem  oder  mittlerem  Hauchlaut  vorkommt 
und  daher  nicht  nach  Analogie  des  VIII.  arabischen  Stamms,  der 
hie  und  da  auch  die  Bedeutung  des  VI.  hat,  sondern  nach  §  48 
zu  erklären  ist.  So  findet  man  bei  solchen  Wurzeln  umgekehrt 
auch  III,  1  als  III,  3  geschrieben ,  z.  B.  i''J4'n '  für  i^O^O  •'. 
Man  lasse  sich  dadurch  nicht  täuschen! 

III.  Die  Causativ-Reflexiv-Stämme.  Von  den  Reflexiv-  §  83 
stammen  werden  noch  einmal  Causativstämme  abgeleitet,  und  diese 
neue  Bildung  ist  eine  eigentümliche  Zierde  des  x4Lethiopischen, 
wozu  allein  das  Arabische  in  seinem  St.  X  ein  Analogon  bietet. 
Das  Aethiopische  ist  aber  auch  hierin,  wie  in  den  Causativstäm- 
men  II,  reicher  und  consequenter  als  das  Arabische,  sofern  es 
von  sämtlichen  3  Reflexivstämmen  neue  Causativa  ableitet.  Diese 
reichere  Entwicklung  von  IV,  1.  2.  3  hatte  zur  Folge,  dass  von 
vielen  Wurzeln  manche  einfachere  Stämme  verloren  gingen,  weil 
die  durch  sie  hervorgebrachte  Begriffsbestimmung  durch  die  Bil- 
dung IV   noch  treffender  ausgedrückt  schien.     Das  Bildungsmittel 


142      ,  §  83.    Caiisativ-Reflexiv-Stämme. 

für  diese  Stämme  ist  die  Silbe  htl^  welche  dem  •f*  des  Reflexivs 
vortritt.  Zwar  könnte  man  vermuten,  der  Vorsatz  dieser  Stämme  IV, 
Jifti'j  sei  nicht  in  t\h  und  '^,  sondern  in  K"^  und  rt  aufzulösen, 

indem  nach  altsemitischer  Weise  }\'t*fi'  zu  htl't''  (^^i)  ge- 
worden wäre.  Indessen  abgesehn  davon,  dass  diese  Lautversetzung 
nicht  äthiopisch  ist  (§57),  spricht  gegen  diese  Erklärung  schon 
die  Bedeutung  der  Stämme  IV,  die  fast  alle  Causativa  vom  Re- 
flexiv, nicht  Reflexiva  vom  Causativ  sind.  Dass  as  wirklich  einst 
zur  Causativbildung  gebraucht  wurde,  sieht  man  teils  im  Aethio- 
pischen  selbst  noch  aus  den  Bildungen  htlPUH '  und  htl^^^ ' 
(§  73  a.  A.),  teils  aus  dem  Amharischen,  wo  htl  noch  einfache 
Causativa    bildet^.      Und    titl    erscheint   so    als    die    ursprüngliche 

Form  für  späteres  rt,  ganz  wie  r^,n  j'f  die  ursprüngliche  Form  für 

'i*  v;y  ist^.  Das  neue  Causativum  bildet  sich  nun  zwar,  wie  ge- 
sagt, von  allen  3  Reflexivstämmen,  doch  ist  die  Bildung  IV,  3 
weitaus  die  häufigste,  off'enbar  weil  die  Stämme  III,  1  u.  2  den 
Wurzelbegriff  oft  weniger  eigentümlich  modificieren  als  III,  3, 
daher  auch  das  Causativ  von  ihnen  leichter  durch  das  einfache 
Causativ  ersetzt  werden  kann  als  das  Causativ  von  diesem.  In  Be- 
ziehung auf  ihre  Bedeutung  drücken  alle  3  Stämme  aus:  machen, 
dass  das,  was  im  Reflexivum  bezeichnet  ist,  eintrete  oder  geschehe, 
oder  gradezu:  das  ausüben,  was  das  Reflexivum  besagt.  Ein  Re- 
flexivum ist  dabei  immer  vorauszusetzen,  obgleich  in  der  gewöhn- 
lichen Sprache  ein  solches  oft  nicht  mehr  erhalten  ist.  Hie  und 
da  springen  auch  die  3  Stämme  in  einander  über,  namentlich  lässt 


1  IsENBERG,  Gramm.  S.  53  u.  54,  St.  8  u.  9[;  Guidt,  Gramm,  p  21].  Auch 
das  Saho  hat  Ös  der  Wurzel  nachgesetzt,  um  Causativa  zu  bilden,  Journ. 
asiat.  1843,  tome  2,  p.  116. 

2  Obiger  Auffassung  schliesst  sich  Trumpf,  S.  523,  N.  2  an.  Dagegen 
treten  für  die  Erklärung  von  ^tl'l*  aus  }\'\*  und  {^  ein  Osiander,  ZDMG 
XIX,  S.  240  ff.;  XX,  S.  206;  Wright,  Ar.  Gr.^  p.  46,  §65,  rem.  [vgl.  Lectures 
on  the  couipar.  gr.,   p.  214f.];    König,    S.  79  ff.    und    Nöldeke,    der    (in    einer 

Privatmitteilung  vom  10.  Februar  1887)  bemerkt,  dass  auch  das  arab.  (>*ÄIa«! 

ganz  überwiegend  transitiv  gebraucht  wird.    [In  vielen  Fällen  ist  es  gradezu 

causativ ;   z.  B.  ist    — .  *..s\*w!    oft   ganz   gleichbedeutend   mit   _,  *-£>.! ,   wenn 

auch  ersteres  ursprünglich  einen  feinen  Nebensinn  enthielt.  Man  könnte 
höchstens  fragen,  ob  nicht  in  ^f|'i"*7fl^-  "^'or  is  noch  das  causale  j\  ge- 
treten sei.  Doch  ist  dies  a  wohl  durch  die  Analogie  der  andern  Verbal - 
classen  hervorgerufen.  —  Nöldeke.] 


§  83.    Causativ-Reflexiv-Stämme.  143 

sich  von  IH,  2  statt  oder  neben  IV,  2  auch  IV,  1  bilden,  wie 
/.  B  tit\'l\iy''ih  '  IV,  2  und  htl'l'^A^ih  •  IV,  1  von  Id. 
/^'ilV  III,  2. 

1.  In  den  Causativ-Reflexiv-Stämmen  1  und  2  tritt 
die  causative  Bedeutung  meist  sehr  bestimmt  und  klar  zu  Tage: 
htl'l'l'tth'  1.  erobern  (machen,  dass  eine  Stadt  i^I'fl^i'  sich  er- 
giebt),  ^ifti"hJiR=  1.  cmen  2iim  Abfall  vom  Glauben  beivege^i, 
htl'l'ä^'^?*''  1.  einen  sum  Dienst  gewöhnen  (i'09"f.')^  hll't'ü 
Ü\'  1.  Kniebeugung  machen^  nicht  viel  verschieden  von  d^h«? 
Yxli'Vtid.O^'  2.  machen,  dass  einer  Hoffnung  hegt  (hiid*(Di  hoffen 
lasse)i)^  htl'l'lthi^'  1.  entweichen  lassen.  Und  nur  scheinbar  sind 
sie  hie  und  da  intransitiv  und  reflexiv,  z.  B.  in  htl'tCM'^  1.  er- 
scheinen machen  d.  i.  offenbaren  und  sich  sehn  lassen,  erscheinen^ 
hi\'l'Cl\i\'^  1.  sich  selbst  an  etivas  haften  machen  d.  h.  sich  eifrig 
damit  beschäftigen^  hM^Oli**'  2.  Geduld  üben^  nicht  viel  ver- 
schieden von  't'Oli*' '  gediddig  sein  (über  sich  ergehn  lassen). 
Auch  werden  diese  Causativ-Reflexiv-Stämme  viel  gebraucht,  um 
dauernde  Bestimmtheiten  und  Stimmungen  der  Seele  auszudrücken*: 
Y\h'f*9^ th^'  1.  gerne  und  viel  Mitleid  üben,  i\t\'\r(D\\ti'  2.  ver- 
trauensvoll sein  u.  m.  a.  Und  da  somit  das  Causativum  der  Re- 
flexiva  oft  nur  ausdrückt:  das  ausüben,  was  das  Reflexiv  besagt, 
so  kann  das  Participium  von  Stämmen  IV,  1.  2  gradezu  das 
fehlende  von  Stämmen  III,  1.  2  ersetzen,  §  114.  Besonders  sind 
unter  den  häufigeren  Bedeutungen  dieser  Stämme  noch  folgende 
zwei  zu  merken:  a)  für  etwas  halten,  erklären,  z.  B.  fxh't'lrYxti' 
1.  ^u  gering  für  sich  achten  oder  überhaupt  für  gering  achten, 
Jifti'flÖOs  1.  selig  preisen,  ^lft'^^lflRs  2.  einen  als  Toren  ge- 
ringschätzen, i\h't"*l^{\'  2.  für  vorzüglicher  halten,  vorziehn; 
b)  sich  oder  anderen  etwas  zu  verschaffen  suchen,  z.  B.  }ih'i^9^ 
ih^'  1.  Mitleid  erflehen,  fürbitten  (eine  andere  Bedeutung  dieses 
Worts  s.  oben),  hfl'l'lld?'  1.  Verzeihung  erbitten,  htl'f'(\(0'fh' 
1.  um  Erlaubnis  bitten,  l\t{'i''ÜOti'  1.  sich  bereichern  ivollen,  i\l\ 
'^¥^i'^s  1.  um  einen  Bissen  bitten.  Aber  auch  sonst  unter- 
scheiden sich  die  Stämme  dieser  Bildung  von  den  einfachen  Activ- 
stämmen  stark  genug,  z.  B.  i\h'f*'id*{i'  1.  einatmen  und  riechen 
(aber  auch  aufatmen  machen,  erquicken  wie  txlid.ii')',  Yih'V'hi^W' 
1.   erfinden   {^ww '    suchen),   hh'l'Öflfi'    1.   ängstigen   (hödfl' 

1  Inwieweit  eine  Aussprache  hh't'CYld  '  ^  }\tl'i*CTt\^  '  j  die  sich 
bisweilen  in  den  Handschriften  verzeichnet  findet,  aber  in  meinem  Lexicon 
absichtlich  bei  Seite  gelassen  ist,  berechtigt  sei,  bleibt  noch  zu  untersuchen. 

2  S.  darüber  die  lehrreiche  Stelle  1.  Cor.  13,  3-7. 


144  ^  §  84.    Causativ-Reflexiv-Stämme. 

schwächen).     Hie  und  da  sind  alle  andern  Stämme  verloren,  z.  B. 
von  }\h'i'i\\l({'  pissen. 
§  84  2.    Der  Stamm  IV,  3    bildet   im  Allgemeinen   Causativa  aus 

dem  Gegenseitigkeitsstamm  III,  3,  mag  dieser  in  der  Sprache  noch 
erhalten  sein  oder  nicht,  z.  B.  tvM*^^^'  gegenseitig  Feindschaft 
stiften^  einige  mit  einander  verfeinden^  htl'l^P'Ütx'  versammeln, 
hll'i'^a^  •  zusammenleimen ,  Jift'f'fl^f '  einen  ablösen  und  ab- 
wechselnd mit  Andern  ettvas  thnn ,  ht\'P^h(D'  der  Reihe  nach 
auf  einander  folgen  lassen,  Aift't"fl'H'\«"  sich  etwas  aus  sich  selbst 
vermehren  lassen,  hil't'^ti^'  fortpflanzungsfähig  machen  (sofern 
dazu  mehrere  gehören),  txll't't'hd*'  (die  Hände)  über  einander 
gehn  lassen,  kreuzen.  Oft  drückt  er  nur  eine  stillschweigende 
Beziehung  auf  Andere  aus,  z.  B.  hM^^ÖO'  Groll  hegen  (gegen 
Andere),  hh't^d? '  (Andern)  gerne  verzeihen,  htl't^^tih'  der 
Verachtung  (Anderer)  preisgeben,  /ifl't'^iCDH"  ettvas  (für  Andere 
und  so  auch  für  sich)  angenehm  finden  oder  machen,  Y\h'l*^V{[' 
zum  Ersatz  geben,  l\ll'\*^'\d,'  bis  zuletzt  aufbewahren  (worin  die 
Vergleicliung  mit  anderem  liegt),  t\h't*'i\t\'  zu  sich  (nach  Hause) 
führen.  Wie  ferner  St.  III,  3  (nach  §  82)  auch  die  Bestimmungen 
„der  Reihe  nach",  „nach  und  nach",  „das  Ganze  in  seinen  ein- 
zelnen Teilen"  u.  dgl.  ausdrückt,  wird  der  Causativ-Reflexiv-Stamm 
IV,  3  besonders  gerne  gebraucht ,  um  zu  bezeichnen :  der  Reihe 
nach  etwas  thun,  nach  und  nach  etwas  werden  lassen,  also  für 
die  Begriffe  des  Wiederherstellens,  Zubereitens  u.  s.  w. ;  diese  Be- 
ojriffsbestimmunff  wird  aber  nur  durch  die  beiden  Vorsätze  Y\li 
und  'i'  zusammen  hervorgebracht,  und  der  Reflexivstamm  III,  3 
kommt  neben  solchen  Stämmen  IV,  3  meist  gar  nicht  oder  in 
anderer  Bedeutung  vor.  Beispiele:  htl't'^öh'  Ausgaben  machen 
(nach  und  nach),  htl't'^^Ofi  Wiederaufleben  machen,  htl'i"^^?' 
iviederherstellen ,  htl't'^-'t'O'  verbessern,  i\M"^^^Y\'  wiederauf- 
richten, (dagegen  'i'^^^tx'  sich  gegen  einen  andern  erheben),  htfl* 
^fi(Di  zubereiten,  hfl'i^^^di'  rein  machen  (nach  und  nach),  hi\ 
'j'^(D*t>i  erwärmen,  hl\i'4-(U^'  beschleunigen,  htl'l'^9^h'  etwas 
erhorchen,  längere  Zeit  zuhören.  So  hat  St.  IV,  3  gegenüber  IV, 
1  u.  2  manche  eigentümliche  Bedeutungen,  wogegen  er  die  beiden 
Bestimmungen  „für  etwas  halten"  und  „etwas  zu  verschaffen  suchen" 
(§  83)  nicht  oder  nur  selten^  ausdrückt;  w^ohl  aber  wird  er,  wie 
jene,    auch    zum  Ausdruck   dauernder  Seelenstimmungen    und  Ge- 


1   Z.  B.  in    tiM'/i'^^/i'    eiofentlich :  verunreinigen,   dann:   für  un- 
rein halten. 


4?  85.    Die  Starambiklung  der  niehrlautigen  Wurzeln.  l4o 

mütsziistände  gebraucht,  wenn  nämlich  diese  eine  Beziehung  auf 
Andere  enthalten  (s.  1.  Cor.  13,  4  tf.).  Wo  daher  IV,  1  oder  2 
und  IV,  3  zugleich  ausgebildet  sind,  ist  die  Bedeutung  meist  wohl 
unterschieden,  z.  B.  in  hil'l'tl^.?'  und  htl'l'^d?'  (s.  oben),  htl 
'l'l'üh'  und  hM'P'üh-  (s.  oben),  htl'l^'l'lrh'  neidisch  sein, 
ebenso  htl'l'^^'ih'^  aber  letzteres  auch:  ^u  gegenseitiger  Eifersucht 
rei2en\  kaum  verschieden  sind  z.B.  ixM^'l^ii^ ' :  hM*^fi^ ' 
nach  Zeichen  wahrsagen,  —  Von  einem  Nomen  ohne  Vermittlung 
von  St.  III,  3  abgeleitet  ist  htl'l^T-O'  entmarken  (hlfl^Ö'  Mark). 
Die  im  Vorstehenden  beschriebenen  zwölf  Stämme  können 
unmittelbar  von  dreiradicaligen  Wurzeln  abgeleitet  werden  oder 
denominativ  sein.  Sie  werden  aber  nicht  etwa  alle  zwölf  von  einer 
und  derselben  Wurzel  abgeleitet.  Dieser  Fall  kommt  auch  in 
andern  Sprachen  nicht  vor,  und  zumal  das  Aethiopische  hat  ver- 
möge der  Sparsamkeit  seines  Haushalts  immer  nur  ein  paar  der 
nötigsten  Stämme  aus  einer  Wurzel  entwickelt,  die  andern  aber, 
die  wohl  zum  Teil  einst  vorhanden  waren,  wieder  fallen  lassen. 
Das  in  dieser  Hinsicht  am  reichsten  entwickelte  Verbum,  1'ü^'  i 
hat  nur  sechs  Stämme  im  gewöhnlichen  Gebrauch.  Sonst  haben 
die  reicher  entwickelten  Wurzeln  von  I,  II,  III,  IV  je  nur  einen 
Stamm  und  dazu  III,  3  als  Gegenseitigkeitsstamm  ausgebildet.  Die 
meisten  haben  nur  einen  activen,  einen  reflexiv-passiven  und  etwa 
noch  III,  3  oder  einen  Stamm  IV  erzeugt.  Auch  ergiebt  sich  schon 
aus  der  gegebenen  Uebersicht,  dass  Wurzeln,  die  in  einem  der  drei 
Grundstämme  gebräuchlich  sind,  in  II,  III  und  IV  leicht  in  einen 
andern  Grundstamm,  z.  B.  von  1  in  2  oder  von  2  in  1  überspringen 
können :  doch  setzt  sich,  wo  in  einer  Wurzel  Stamm  2  Grund  ge- 
wonnen hat,  dieser  meist  auch  durch  II,  III,  IV  fort. 

2.   Die  Stammbildung  der  mehrlautigen  "Wurzeln. 

Wie  vier-  und  mehrlautige  Wurzeln  überhaupt  entstehn,  ist  §  85 
§§  71 — 73,  77,  78  gezeigt  worden.  Zugleich  ergiebt  sich  daraus, 
dass  fünflautige  überhaupt  seltener  sind  und  sechslautige  nur  ver- 
einzelt vorkommen.  Bei  der  Stammbildung  aus  diesen  Wurzeln 
wiederholen  sich  zwar  die  vier  Arten  von  Stämmen  (1 — IV),  die 
zur  Ausbildung  der  dreiradicaligen  Wurzeln  verwendet  werden;  da- 
gegen fällt  der  Steigerungsstamm  2  durchaus  und  der  Einwirkungs- 
stamm 3  wenigstens  in  I  und  II  weg.  Jedoch  hat  sich  in  gewissen 
Wurzeln  ein  für  die  dreiradicaligen  verlorener  Reflexivstamm,  durch 

1  Welches  Ludolf  deshalb  zum  Paradigma  wählte. 

D  i  1 1  m  a  u  n ,  Aetliiop.  Sprache,  2.  Aufl.  10 


146  I  85.    Grrundstamm.     Causativurü. 

vorgesetztes  hlf  gebildet,  erhalten.    Die  Uebersicht  der  gebräuch- 
lichsten Stämme  für  die  mehrlautigen  Wurzeln  ist  somit: 
Grrundstamm  I.  Caus  ativstamm  IL  Reflexivstämme  III. 

Causativ-Reflexivstämme  IV.  Zweiter  Reflexivstamm  V. 

1.  htl'ifi'ih^'  hi>^>f.' 

Zu  diesen  kommen  noch  einige  seltenere  Bildungen,  welche 
in  der  Uebersicht  aufzuzählen  unnötig  scheint. 

I.  Im  Grundstamm  kommen  nur  vierlautige  Wurzeln  vor ^; 
der  zweite  Laut  ist  in  der  Grundform  immer  vocallos,  z.  B.  ft'}10s- 
Die  Stelle  des  zweiten  Lautes  vertritt  oft  ein  langer  Vocal,  wie  in 
"iM  '  Ä.^^  •  'f'tlih  '.  Transitive  und  intransitive  Aussprache  wird 
hier  nicht  unterschieden.  In  der  Bedeutung  herrscht  die  grösste 
Mannigfaltigkeit,  entsprechend  den  mannigfaltigen  Entstehungs- 
arten dieser  Wurzeln.  In  Beziehung  auf  letztere  kann  man  unter- 
scheiden: ^T4*ni'  zermalmen  mit  Wiederholung  der  ganzen  Wurzel; 
rh'J4*4''  ängstlich  sein  mit  Wiederholung  des  dritten  Radicals; 
rh'Jflfl'  Beeren  treiben,  rhCfl^'  sich  im  Kot  wälzen,  i(D(D:  ge- 
fangennehmen mit  Einschiebung  eines  weichen  Lautes  nach  dem 
ersten  Radical;  7"T'Rf '  zögern,  (OCll(D'  Jüngling  werden  mit  An- 
hängung eines  schwachen  Lautes;  f^lrlO'  verwirrt  sein,  Olrlld' 
Cither  spielen,  ^tith'  mischen  mit  Vorsetzung  eines  Bildungslautes; 
"^DÜl'  erheuten,  tM\d^'\r'  glätten^  diCi'f^ '  im  Elend  sein  als 
Ableitungen  von  äusserlich  vermehrten  Nominalstämmen;  ^^'Jhört«' 
Mönch  werden  als  Beispiel  für  ein  Fremdwort.  Für  die  Bildung 
macht  dieser  verschiedenartige  Ursprung  keinen  Unterschied;  von 
Bedeutung  für  dieselbe  ist  nur  das  Vorkommen  schwacher  Laute 
in  solchen  Wurzeln;  vgl.  §  99  f. 

IL  Das  Causativum  wird  in  der  Regel  gebildet  durch  vor- 
gesetztes ?t,  wie  von  der  dreiradicaligen  Wurzel.  Es  verwandelt 
intransitive  Begriffe  in  transitive  und  transitive  in  doppelt  transitive, 
z.  B.  '^Crtrts  tasten,  h^^^CM-  tasten  machen-,  hliAC'h'  he- 
sänftigen;  Ji<DA<DA '  und  h(Df{(Dt{'  verwirren;  h^h^h-  und 
hdxh^h'  ordnen;  auch  begründet  es  hie  und  da  feinere  Unter- 


\ 


1  Eine  Ausnahme  scheint  nur  Äl^lIP?'  oder  K^V/hPf '  vertrochien 
zu  bilden,  aus  dem  Quadriliterum  ÄJ^OPs  mit  Wiederholung  des  vierten 
Radicals. 


§  86.    Passiv-Reüexiv-Stilinme.  147 

schiede  wie  9k,^(D '  duften  als  Geruch  verbreiten^  ^iÄ.V<ö :  riechen 
als  Geruch  einatmen.  Die  Mehrzahl  der  vorkommenden  Causativ- 
stämme  ist  aber  unmittelbar  aus  einem  (äusserlich  vermehrten) 
Nominalstamm  abgeleitet,  um  auszudrücken:  das  machen,  thun, 
treiben,  was  das  Nomen  aussagt  u.  s.  w.,  wie  h^^il^'l' '  Grund 
legen,  gründen,  ix^hxQ't'  in  den  Schutz  von  jemand  gehen,  an- 
vertrauen, Ki^ArnV*  Vollmacht  gehen,  Krt'Jfli''  den  Sahhat  halten, 
htifM '  die  Nacht  zuhringen,  ti^^'^'iiiO) '  in  Versuchung  führen, 
h^nOOi:  die  Götzen  verehren.  Auch  fün flautige  Wurzeln  kommen 
in  diesem  Stamm  vor,  vor  allem  die  durch  Wiederholung  der  beiden 
letzten  Radicale  entstandenen  (§§  71,  77):  hC^ll^fi'  durch  Tasten 
suchen  {ertasten  ivollen)^  h^ti^A^'  erschüttern,  hMihtlth'  und 
hCfiihhth '  (trübe  machen)  eines  Vergehens  üherweisen^  K'V'^A 
oot\i  grünen,  h^?ih^th'  und  h^j^ch^th'  rötlich  werden  (eigent- 
lich: solche  Farbe  gewinnen,  daher  Caus.),  auch  h'i(l\'i\(l\(\' 
tröpfeln  und  hlr^^^d*'^  tropfenweise  ausgiessen,  h'^fiCfl^' 
wiederholt  schmähen ;  sodann  einige,  welche  nur  den  letzten  Radical 
wiederholt,  aber,  weil  sie  denominativ  sind,  nach  dem  zweiten 
Radical  einen  langen  Vocal  haben :  h^'^tifi '  leise  flüstern,  M} 
H^M'  jemanden  hart  anfahren,  schelten. 

Als  Trümmer  einer  veralteten  Causativbildung  durch  vorge- 
setztes htl  (§§  79,  83)  haben  sich  noch  erhalten  htl^d^'  Schauder 
empfinden,  verabscheuen^  htlPüH'  Krampf  oder  Erstarrung  hahen^. 
lieber  den  ö-Laut  dieser  Wörter  vgl.  §  78.  Nur  äusserliche  Aehn- 
lichkeit  damit  hat  Ärt^4*IDs  heiäen^  wenn  anders  die  §  77  ver- 
mutete Ableitung  richtig  ist  und  nicht  vielmehr  eine  Wurzel  «pfl^" 
^(Di  zu  Grrunde  liegt. 

IIL  Ihre  Passiv-Reflexiv-Stämme  bilden  die  mehrlautigen  §  86 
Wurzeln  durch  vorgesetztes  'f'j  wie  die  dreiradicaligen.  An  Be- 
deutung sind  manche  passiv,  manche  reflexiv,  manche  beides  zu- 
gleich, und  die  Rückbeziehung  auf  das  handelnde  Subject  ist  bald 
eine  grade  und  unmittelbare,  bald  eine  ungrade,  wie  bei  den  in 
§  80  beschriebenen  Reflexiven:  i'''7rtV'  verderbt,  verwüstet  iverden^ 
'i'l^'t'h '  von  Grund  aus  zerstört  werden,  '^T'Trh '  sich  ver- 
schleiern und  Pass.,  •f'rt.rtf  s  sich  von  etwas  nähren  und  essen  mit 
Acc,  i'QiHfl^'  sich  loskaufen  und  für  sich  loskaufen  und  losgekauft 


1  Wenigstens  ihrem  Ursprung  nach  gehören  diese  beiden  hieher.    In 
der  Conjugation  können  sie  ebensowohl  zu  Stamm  V  gezogen  werden. 

2  [Wahrscheinlich  ist  aber  dies  ^f|  eine  Verkürzung  aus  }\l\'l*  wie 
bei  den  amharischen  Verben  mit  }\fl.  —  Nöldeke.] 

10* 


148       ^  §  86.    Causativ-Reflexiv-Stamm, 

werden,  '['?%9^Ü^'  sich  welk  stellen  d.  i.  ein  saures  Gesicht  machen, 
't^'^C'^'  besänftigt  iverden^  't^lti^h'  und  'J'itiKtK-  geordnet 
iverden.  Dieser  Stamm  kommt  häufig  vor,  da  er  zugleich  zur  Passiv- 
bildung von  den  vierradicaligen  Wurzeln  activer  Bedeutung  dient. 
Aber  auch  unmittelbar  von  Nominalstämmen  wird  er  (wie  das  Caus.) 
oft  genug  abgeleitet,  z.  B.  'P^^^hh'  Fürst  werden^  't^^Cl^H 
sich  auf  einen  Stab  stützen  und  sich  stützen  überhaupt,  'thCfD^ 
viehisch  iverden,  vertieren,  •f'^^/^Irf'O '  wiederkäuen,  'f'^^tid* 
philosophieren.  Merkwürdig  ist  das  Wort  'f'h^rt^"  adlerähnlich 
werden,  weil  es  von  einem  Plur.  h'JAC'lh'  {lillC'  Adler)  abgeleitet 
ist,  sodass  es  in  der  Form  dem  Verbum  '^hlriid '  vertieren  (von 
h'Jft^')  gleicht,  sowie  auch  das  Wort  "t'ÄÄrts  Metropolit  werden^ 
weil  es  von  seinem  Stammwort  ÄÄfts  ndjinag  beide  lange  ä  bei- 
behalten hat,  sodass  es  als  fünfradicaliges  Verbum  gelten  muss. 
Andere  fünfradicalige  sind  bis  jetzt  nicht  bekannt.  Auch  ein  sechs- 
radicaliges  Wort  kommt  in  diesem  Stamme  vor :  •f'Ä'J'f'A't'A ' 
ungeduldig  und  unwillig  sein,  von  der  vierradicaligen,  noch  gebräuch- 
lichen Wurzel  K^'/'A-"  (§  72)  nach  §  77  gebildet. 

Der  reciproke  Stamm  wird  wenigstens  von  einigen  mehr- 
lautigen  Wurzeln  gebildet.  Das  lange  ä,  das  zu  seiner  Bildung  in 
der  dreiradicaligen  Wurzel  nach  dem  ersten  Radical  eindringt,  setzt 
sich  in  der  vierlautigen  folgerichtig  erst  nach  dem  zweiten  Laut 
fest,  da  der  erste  und  zweite  Radical  in  der  vierlautigen  Wurzel 
immer  näher  zusammengehören  und  beide  zusammen  dem  ersten 
Laut  der  dreiradicaligen  Wurzel  entsprechen:  'l'ß^^^O):  sich  aus 
Neid  mit  einem  andern  über  etwas  streiten,  'l'Ü^fiti'  verkettet  sein, 
•j'rtV^iflJ'  einträchtig  beisammen  sein,  •f'rth't'f  ^  sich  verschwören, 
'l'CDAö^A'  mit  sich  selbst  uneins  seht,  'tnn^^^'  genau  vergleichend 
^11  Werke  gehn,  'f'liy^iOi  einander  erzählen  (üVö^-)?  'f'^h^h' 
verehren,  '['O"!^"'^'  sich  ^u  tief  einlassen  7nit;  •i'7'**i'ftf'  zögern'^. 
In  der  fünflautigen  Wurzel  dringt  das  lange  ä  erst  nach  dem  dritten 
Radical  ein,  damit  die  gewichtigste  Silbe  nicht  zu  weit  nach  vorn 
falle:  '^A'1l*Prtrts  leise  mit  einander  flüstern. 

lY.  Der  Causativ-Reflexiv-Stamm  von  diesen  Wurzeln  ist 
äusserst  selten;  da  die  ohnehin  schon  lange  Wurzel  hier  vorn  durch 
zwei  Silben  vermehrt  werden  muss,  so  wird  er  so  viel  als  möglich 
vermieden.  Bis  jetzt  kenne  ich  nur  vier  Beispiele  von  IV,  1 : 
hh'lriilhti'  Abschied  oder  Urlaub  geben  (i'fl'ihfi'  A.  oder  U. 


1  'h^/hAflJ^  gehört  zu  Stamm  IIT,  1;  'f'^iflAf*;  das  Ludolf,  Lex. 
p.  42  aufführt,  ist  nach  §  48  zu  erklären. 


§  87.    Zweiter  lieflexivstamm.  149 

nehmen),  hll'l^hCO^^  •  loild  machen,  txMuwK'Vh '  ordnen,  hfl 
'VdX'i'P'P'  genau  erklären,  und  ebensoviele  von  IV,  3:  hil'l'fi^ 
ho^'  zusammenstimmend  machen,  htl'Vl"^^^'  (Vita  Äd.)  einen 
zu  spät  gekommen  glaiihen  für  etwas,  htl'l*(Df{(Di{s  verwirren, 
^ift'l"niS'4*4'  -■  aneifern. 

V.   Ausser  diesen   Stämmen,    die   sowohl   von    drei-  als   von  §  87 
mehrradicaligen  Wurzeln  gebildet  werden,  erscheint  noch  ein  an- 
derer ursprünglich  reflexiver  Stamm,  durch  vorgesetztes  Ji'3' 
gebildet.      Man    erkennt   darin   leicht   das    hebräische   _  DH  ^    und 

*>. 

arabische  —  Jf    St.  VIT,    zur  Bildung  von  Reflexiven   und  Passiven 

gebraucht  und  ursprünglich  etwas  schwächerer  Bedeutung  als  _nn 
..  j'.  Die  Aussprache  mit  a  ist  dem  Aethiopischen  ebenso  eigen- 
tümlich wie  die  ähnliche  von  htl  (§  83).  In  Nomina,  welche  von 
diesem  Stamm  abgeleitet  werden,  vereinfacht  sich  dieses  an  zu  na, 

wie  as  zu  sa,  und  wie  —  nn  — .J>i  im  Aethiopischen  immer  schon  "l* 

lautet.  Dieser  Stamm  kann  aber  keineswegs  von  allen  mehrradi- 
caligen  Wurzeln  gebildet  werden,  sondern  die  Sprache  hat  ihn  fast 
ganz  auf  die  §  71  beschriebenen  Wurzeln  beschränkt,  genauer  auf 
Verdopplungsstämme  von  solchen  Wurzeln,  welche  eine  Hinundher- 
bewegung irgend  einer  Art,  auch  des  Lichtes  und  Schalles^,  aus- 
drücken, wie  ?i'}7"*Ä'7"ft  ■  donnern,  h'iÖfiiOi  hin  und  hergeht, 
Ä'JV'AA'  schwindeln,  h'iliil'  {angällaga)  sich  zusammenrotten^. 
Von  andern  Wurzeln  sind  bis  jetzt  nur  vier  bekannt,  welche  diesen 
Stamm  bilden:  h'i^'ü^^'  durchschimmern  (hell,  durchsichtig  sein), 
h'id.CO^'  springen,  tanzen,  iVi^Öf^O^'  erheben  (die  Augen),  Ixli 
(TiAO'  ausspannen,  hinbreiten,  und  diese  berühren  sich  wenigstens 
in  der  Bedeutung  sehr  stark  mit  den  erstgenannten  Bildungen. 
Manche  dieser  Stämme  zeigen  neben  der  reflexiven  zugleich  transi- 
tive Bedeutung:  h^hnCh»iis  rollen  (trs.  u.  intrs.),  h'ilCl^J  sich 
wälzen  und  umhertreiben  (trs.  u.  intrs.),  K'}4*A^A'  ivanken  und 
erschüttern,  hlrfifiOis  gehn  und  bewegen,  h'i^ätlO'  sprudeln,  sie- 
den,   auch    trs.,    hlffi(f\(I\'    erschrecken   (trs.  u.  intrs.),    und   nur 


1  Vgl.  Ewald,  Hebr.  Spr.  §  123,  a. 

2  Schon  LuDOLF  lehrt,  dass  dieser  Stamm  ausdrücke  inipetum  quendam 
vel  moUim  reciprocantem. 

3  Die  übrigen  sind:   ^^f:   flfWth'   ^ÖtlO-   '^A'^A•■   nADA: 

n/li-nrh!  nriflrt:  h-Ch«^:  ich:'  1h:1'*/.'  mAmA-;  i^rnm- 
rnAA-  HÜAA- 


150    ,  §  88.    Bildung  der  Tempora  und  Modi. 

transitive  Bedeutung  haben  hlrfl^^O'  ausdehnen^  hlrli^Hd**  aus- 
spannen (die  Flügel)  und  hlr^Ö^O^-  erheben  (die  Augen).  Da  h'} 
überhaupt  schwächere  Reflexiva  als  'f',  fast  reine  Intransitiva  bildet, 
und  da  alle  diese  Wurzeln  (ausser  l,!^'  und  7«'Ä'7"Ä0  nur  in 
St.  V  gebraucht  und  davon  namentlich  keine  neuen  Causativa  ab- 
geleitet werden,  so  könnte  man  diese  Erscheinung  unschwer  aus 
einem  allmähligen  üebergang  des  Intransitivums  in  das  Transitivum 
erklären,  und  bei  den  meisten  reicht  wohl  diese  Erklärung  auch 
aus.  Nun  kommt  aber  von  einigen  dieser  Bildungen  auch  ein 
Passiv-Reflexiv,  durch  "l*  gebildet,  vor:  'i'TfP^^O'  ausgedehnt  wer- 
deuy  sich  ausdehnen^  '['li\\oC\\*'l^'  (nach  Ludolf)  gewäUt  werden 
(vgl.  die  mit  't'Tr  anfangenden  Wörter  §  73).  Hieraus  ergiebt  sich, 
dass  das  Sprachbewusstsein  das  h  von  tiTr  in  manchen  dieser  Ge- 
bilde als  J\  causativum  aufgefasst  hat,  als  wären  sie  causative  Neu- 
bildungen von  mit  V  anfangenden  Nominalstämmen  (nach  §  85,  11)^. 
Hiernach  ist  der  Hergang  so  zu  denken :  Ä'Jh"Ch»<!ls  rollen  intrs., 
'Jt\\»Cy\C'  das  Bollen,  cans.  h'Jh-Ch»^-"  rollen  trs.,  I^'^h-Cth»^-" 
gerollt  werden.  Eine  gewisse  Unklarheit  des  Sprachbewusstseins  ist 
dabei  unverkennbar'^.  Nicht  zu  verwechseln  mit  solchen  Passiv- 
stämmen wie  'i'lrfl^^O  '  sind  die  ohne  Vermittlung  eines  Causa- 
tivums  (nach  §  86,  HI)  von  Nominalstämmen  abgeleiteten  Gebilde 
'thlflß*'  "thlMi;  denn  hier  wird  wie  in  -fhlftid'  i'h'O'ti' 
't'O'iÜfi'  das  h  als  wurzelhaft  behandelt. 

IL   Die  Bildung  der  Tempora  und  Modi. 

§  88  In  der  Tempusbildung  geht  das  Aethiopische  wie  die  übrigen 

semitischen  Sprachen  von  der  Zweiteiligkeit,  nicht  von  der  Drei- 
teiligkeit der  Zeit  aus  und  hat  sich  immer  auf  diesem  ursprüng- 
lichen Standpunkt   erhalten.     Jede  Handlung  oder  jedes   Ereignis 

1  [Dass  in  diesen  Nifal-Formen  wirklich  }\  vor  in  getreten  ist,  geht 
auch  daraus  hervor,  dass  die  betr.  Stämme  (vgl.  oben)  zum  grössten  Teil 
transitive,   resp.  causative  Bedeutung  haben.     Wörter  wie   donnern,   scliim- 

y  y  -    -C.^ 

mern  sind  ebenso  zu  erklären  wie  ^J5j.^j    ha\S\   n"^Nn  ijr^'  ^tc,  eigentlich 

„Licht  hervorbringen^  u.  s.  w.  Bei  der  positiv  reflexiven,  zum  Passiv 
neigenden  (und  im  Hebräischen  und  jüngeren  Arabisch  wirklich  jpassivisch 
werdenden)  Natur  des  in  oder  na  .wäre  es  sehr  seltsam,  wenn  die  transitive 
Bedeutung  im  Aethiopischen  so  ohne  Weiteres  um  sich  gegriffen  hätte.  — 

NöLDEKE.] 

2  Im  Amharischcn  findet  sich  dies  alles  ebenso,  aber  in  häufigerem 
Gebrauch  als  im  Aethiopischen,  vergl.  Isknberg  p.  54  Nr.  XXIV,  *p.  56 
Nr.  VII— X,  p.  60  Nr.  VII. 


§88.    Perfectum.  151 

wird  entweder  als  vollendet  vorliegend  und  somit  wirklich,  oder 
als  unvollendet  aufgefasst^,  und  gemäss  diesem  Gegensatz  sind 
nur  zwei  Tempora  ausgebildet,  das  eine  zum  Ausdruck  der  vol- 
lendeten Handlung,  Perfectum,  das  andere  zum  Ausdruck  der 
unvollendeten  Handlung,  Im  perfectum.  Zu  dem  Unvollendeten 
gehört  aber  nicht  nur  das  gegenwärtig  Geschehende  und  das  künftig 
erst  zu  Verwirklichende,  sodass  das  äthiopische  Imperfectum  im 
Allgemeinen  zugleich  dem  Praesens  und  dem  Futurum  anderer 
Sprachen  entspricht,  sondern  auch  das  bloss  Gedachte  und  Ge- 
wollte, das  was  in  Wirklichkeit  treten  kann  oder  soll,  und  dem- 
gemäss  wird  hier  das  Imperfectum  zugleich  die  Quelle  für  die  Aus- 
bildung der  sogenannten  Modi  des  Verbums,  wodurch  die  Verhält- 
nisse des  Wollens  und  Sollens  ausgedrückt  werden.  Auch  im 
Aethiopischen  werden  nur  vom  Imperfect  aus  Modi  gebildet,  das 
Perfect  hat  keine  besonderen  Modi  aus  sich  erzeugt;  auch  die  aus 
dem  Imperfect  gebildeten  Modi  sind  nur  zwei.  Mit  diesen  wenigen 
Zeit-  und  Verhältnisformen  des  Verbums  vermag  das  Aethiopische 
den  Sinn  aller  der  viel  reicher  entwickelten  Tempora  und  Modi  der 
indoeuropäischen  Sprachen  auszudrücken. 

Was  die  beiden  Zeiten  betrifft^,  so  dient  1.  das  Perfectum 
zumeist  und  zunächst  a)  zum  Ausdruck  der  Vergangenheit.  Alle 
Handlungen,  die  der  Redende  vom  Zeitpunkt  seines  Redens  aus  als 
geschehn  oder  vergangen  betrachtet,  drückt  er  in  diesem  Tempus 
aus;  es  wird  darum  gewöhnlich  in  der  Erzählung  gebraucht.  Soll 
eine  Handlung  als  in  der  Vergangenheit  abgeschlossen  bezeichnet 
werden  (wie  im  Perfect  der  Griechen),  so  muss  auch  hiefür  das 
Perfectum  genügen;  nur  in  einzelnen  Fällen,  wo  auch  wir  Deutsche 
schon  oder  bereits  zum  Perfect  setzen,  kann  der  Aethiope  dem  Per- 
fect noch  W^'h'  er  hat  vollendet^  vorsetzen  (und  zw^ar  nach  §  180, 
laa  ohne  CD),  z.  B.  (OPtM'  '^'tC^ '  ivir  haben  (bereits)  zuge- 
schlossen Luc.  11,  7.  Ebenso  hat  aber  die  Sprache  auch,  um  eine 
Handlung  als  in  einem  gewissen  Zeitpunkt  der  Vergangenheit  schon 
vergangen   darzustellen  (Plusqiiamperfectiim),   nur  das   Perfectum, 

1  S.  darüber  weiter  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  134. 

2  Ueber  die  Frage,  ob  das  semitische  Perfect  erst  eine  später  ent- 
wickelte Form  sei,  vgl.  Haupt,  J.  Am.  Or.  Soc,  Vol.  XIII,  pp.  LIV,  LXIf., 
über  Sinn  und  Bedeutung  des  Perfects  im,  Unterschied  vom  Imperfectum 
die  weitläufigen  Auseinandersetzungen  Knüdtzon's  ,  Zeitschr.  f.  Assyr.  VI, 
S.  408  ff.,  VII,  S.  33  ff. 

'^  Aehnlich  wird  im  Arabischen  immer  cXi*  vorgesetzt;  Ewald,  Gr.Aräb. 
§  109  f.  Aber  im  Aethiopiscben  ist  obige  Wendung  nicht  so  häufig.  Uebrigens 
kann  (Df^t\i  auch  nachgesetzt  werden,  z.  B.  K A^^ '    (0^*Y\'   Joh.  6,  17. 


152  §88.    Perfectum. 

und  es  muss  sich  immer  erst  aus  dem  Zusammenhang  und  dem 
Sinn  der  Sätze  ergeben,  ob  eine  Handlung  hinter  einer  andern  in 
der  Vergangenheit  zurückliegt  oder  nicht.  Am  leichtesten  kann 
so  das  Perf.  für  das  Plusqp.  stehn  in  Nebensätzen,  namentlich  in 
Zustandsätzen,  z.  B.  Gen.  31,  34  (neben  V.  33  u.  35),  liY-  JK-Q,!  er 
hatte  gesagt  Gadla  Adam  90,  13,  oder  in  Sätzen,  die  durch  das 
Fron,  relat.  (z.  B.  (DCM'  Vf"/t"s  Hl'fl^'  und  er  sah  alles,  ivas  er 
gemacht  hatte  Gen.  1,  31,  flM-  h^^'  den  er  aufgestellt  hatte 
Gadla  A.  147,  20,  XM-  JK-rt^jK«!  <^AWf|.'  w^f^-  der  .guter Engel" 
genannt  worde^i  ivar  Hexaemeron  (ed.  Trumpf,  München  1882) 
36,  20  f.)  oder  durch  bezügliche  Conjunctionen  wie  ^fl',  KJ^Ä* 
'^^Sj  "M^ho^-  (auch  h^^W'  f^tid-  /t^iJ«  so  wollte  er  ihm  ver- 
gehen Gadla  A.  90,  18)  eingeleitet  sind,  b)  Zum  Ausdruck  der 
Gegenwart  dient  das  äthiopische  Perfect  seltener,  zumeist  nur  in 
folgenden  zwei  Hauptfällen.  Wenn  eine  Handlung  schon  in  der 
Vergangenheit  angefangen  hat  und  sich  in  die  Gegenwart  fortsetzt, 
so  setzt  man  das  Perfect,  z.  B.  QÜlCli-f-h'  i"1[Ä"? -"  hh'  'Vm.K 
•ihV'  um  Christi  willen  werden  uns  die  Sünden  vergehen^  und  das 
Perfect  muss  stehn,  wenn  dafür  nicht  ohne  Aenderung  des  Sinnes 
auch  ein  Futurum  denkbar  ist,  z.  B.  ^0*'  4'Cn=  ^fl'üYxX'  siehe 
der  Verräter  ist  da  Matth.  26,  46.  Namentlich  gewisse  Handlungen 
stehn,  weil  der  Aethiope  sie  nicht  zuständüch  als  ein  Sein,  sondern 
als  ein  Thun  und  Werden  auffasst,  meist  im  Perfect,  wo  wir  das 
Praesens  setzen,  z.  B.  hh^^CXh"'  ich  weiss  (habe  erkannt),  CAi.Tfh' 
ich  sehe,  h^^d'  er  lieht;  besonders  steht  Üti(D  i  sein  im  Sinne 
von  er  ist  da  oder  er  ist  vorhanden  fast  immer  im  Perfect,  wo  wir 
im  Deutschen  das  Praesens  setzen.  Der  andere  Fall  ist  der,  dass 
eine  Handlung  in  den  Augenblick  der  Gegenwart  des  Sprechens 
hineinfällt:  eine  solche  betrachtet  der  Aethiope  als  mit  dem  Aus- 
sprechen des  Wortes  schon  vollendet  und  setzt  sie  daher  in  das 
Perfect,  z.  B.  TU"'  ^{.TVbh '  hiemit  sende  ich  dich  Jud.  6,  14; 
^U«:  tDÜ'üXl'h'  hiemit  gehe  ich  dir  Gen.  23,11,  ^0''  h'^Üxeif 
Vhh'  idov  TtaQüii^J^ejuai  ooi  Tob.  10,  12.  Dagegen  steht  in  Sätzen, 
in  welchen  allgemeine  Wahrheiten,  Erfahrungen,  Gewohnheiten  ge- 
zeichnet werden,  im  Aethiopischen  meist  das  Imperfect,  seltener 
das  Perfect.  c)  Auch  für  zukünftige  Handlungen  wird  das  Per- 
fect gebraucht,  zunächst  in  Bedingungs-  und  diesen  gleichgeltenden 
Relativsätzen,  wenn  die  künftige  Handlung  als  einer  andern  noch 
weiter  in  die  Zukunft  hinausgerückten  vorausgehend  dargestellt 
werden  soll,  wofür  andere  Sprachen  genauer  das  Futurum  exactum 
setzen :   Vf-A-  -'   H^^hfl^.  -"   ß^'l'^'hy,  •"  jeder^   der  mich  finden  wird, 


§89.    rmperfectiim.  1^3 

tvird  mich  töäen  Gen.  4, 14.  Marc.  16,  IG.  Matth.  23, 12.  Gen.  40, 14; 
vgl.  unten,  §  205.  Sodann  kann  vermöge  lebhafter  Einbildungskraft 
der  Sprechende  sich  so  in  die  Zukunft  hineinversetzen,  dass  sie  ihm 
als  etwas  erlebtes  und  vollkommen  gewisses  erscheint:  darauf  be- 
ruht im  Hebräischen  das  Fcrfechim  propheticmn  ^  das  auch  im 
Aethiopischen  in  den  biblischen  Schriften  vielfach  ebenso  vorkommt, 
z.  B.  Hen.  48,  8.  99,  1 ;  in  mehr  nachlässiger  Redeweise  z.  B.  Uf ' 
Üti**'  'fl^lj^'  exei  eorai  x^.av'&jiiög  Matth.  8,  12,  wie  auch  wir  sagen 
können :  dort  ist  Heulen  für  dort  tvird  H.  sein.  In  Bedingungs-, 
Wunsch-  und  diesen  ähnlichen  Sätzen  entspricht  das  äthiopische 
Perfectum  auch  den  Modi  der  Praeterita  anderer  Sprachen,  §  205. 

2.  Das  Imperfect,  als  der  Ausdruck  für  nichtvollendete  §  89 
Handlungen,  dient  a)  vor  allem  zur  Bezeichnung  des  Futurums. 
Für  das  Künftige  ist  das  Imperfect  der  nächstliegende  und  (mit 
Ausnahme  der  §  88,  1,  c  angegebenen  Fälle)  der  einzige  Ausdruck, 
sowohl  für  das  absolut  Künftige,  wie  ^\\iD*li'  er  tvird  sein^  HJ& 
^'^^h'  'JAl'"'  die  künftige  Welt,  als  für  das  relativ  Künftige,  also 
für  das  von  einem  gewissen  Zeitpunkt  der  Vergangenheit  aus 
Künftige,  z.  B.  er  schwieg,  um  ^u  sehn  "h^^'  ^**LCi^'  ?i*7H,?i 
'i\fh,C'  ob  Gott  ihm  Glück  gehen  iverde  Gen.  24,  21,  und  für  das 
einer  andern  künftigen  Handlung  vorausgehende  Künftige  {Futurum 
exacttim),  z.  B.  /i.J&1'4*i'A  •"  lt\h\\  '  h^  '  ^^(0^9^  '-  ^^ao : 
QfO*^ '  er  soll  sticht  getödet  werden,  bis  er  vor  Gericht  gestanden 
haben  wird  Jos.  20,  6.  Doch  steht  in  letzterem  Fall  viel  häufiger 
das  Perfect  (§  88).  Auch  wird,  da  die  Modi  nach  §  90  nur  zum 
Ausdruck  des  Beabsichtigten  dienen,  das  einfache  Imperfect  auch 
zur  Bezeichnung  der  zweifelhaften,  ungewissen  und  bedingten  Zu- 
kunft verwendet,  z.  B.  sorget  nicht  M'hflAO-'  ri  cpdyrjxe  Matth.  6, 25; 
bestimme  mir  deinen  Lohn  Ifhll'fth"^  den  ich  dir  geben  soll  (nsich 
deiner  Meinung)  Gen.  30,  28;  er  sonderte  eine  Gabe  ab  HJ&CDftJ^": 
i{'^fl(D*'  die  er  dem  Esau  schicken  würde  oder  könnte  Gen.  32,  14. 
Ebenso  wird  es  in  Bedingungssätzen  von  etwas  bloss  als  möglich 
gesetztem  Künftigem  gebraucht,  z.  B.  Matth.  11,  23  (§  205).  Ja 
selbst  das  gewollte  Künftige  kann  in  das  schlichte  Imperfect  gesetzt 
werden,  namentlich  wenn  ein  entschiedener  und  dringender  Befehl 
gegeben  werden  soll,  im  Sinn  von  dti  ivirst  das  thiin  für  du  sollst 
es  thun.  Für  einige  andere  feinere  Bestimmungen  in  der  Aussage 
über  etwas  Künftiges  gebraucht  aber  die  äthiopische  Sprache  Um- 
schreibungen mit  dem  Hülfszeitwort  ÜA(Oi  sein.    Wo  nämlich  eine 

1  Wogegen  UtiO'üll'j  das  auch  stehn  könnte,  hiesse:  den  ich  geben 
soll  (nach  deinem  Willen). 


154  _  §  89.    Imperfectum. 

künftige  Handlung  als  in  der  Zukunft  dauernd  dargestellt  werden 
soll,  wird  das  Perfectum  Vii^'  oder  Üii(Di  mit  dem  Imperfectum 
des  Hauptverbums  verbunden,  etwa  wie  im  lateinischen  amaturus 
est^  und  zwar  steht  dann  das  Imperfect,  als  die  Hauptbestimmung 
enthaltend,  voran,  z.  B.  ^^th^'  Uli*''  es  wird  forttvährend  auf- 
geschrieben werden  Hen.  98,7.  104,7;  f^'l'tWl^t^'  ÜtiOK'  unter- 
gehend werden  sie  sein  52,  9;  HJ&hö>*'3''  Ü/t^s  was  künftig  sein 
wird  52,  2.  Doch  kann  es  auch  nachstehn,  z.  B.  K^i's  Vh(0'\*'' 
'^'^<CÄP"•  fl^^*PdA«li''  die  in  seinen  Tagen  vollendet  werden  wird 
Hen.  106,  18.  99,  2.  Dieselbe  Umschreibung  kann  aber  naturgemass 
auch  den  Sinn  eines  bald  bevorstehenden  Künftigen  {Futurum 
instans)  haben,  z.  B.  fßff^Ktx'  Üt^'  ersteht  im  Begriffe  zu  kommen 
Hen.  10,  2;  'Ihrtml^s  Vti(ß't-  sie  ist  daran^  zu  versinken  83,  7. 
Indessen  ist  grade  für  diese  letztere  Art  von  Zukunftsbestimmung 
die  Umschreibung  durch  VtiOf'  und  Pron.  suff.  (im  Sinne  eines  Dat.) 
mit  folgendem  Subjunctiv  des  Hauptverbums  gewöhnlicher  geworden 
und  wird  sehr  häufig  angewandt^,  z.  B.  HWAP*'  ^^^'^Tti'  o  fxsXXatv 
EQxeo^ai  Matth.  11,  14.  17,  10;  l/A?*  •"  yi'ühP^ '-  sie  tverden  ihn 
(bald)  überantworten  17,  22,  ähnlich  2,  13.  17,  12.  Hen.  104,  5. 
100,  8;  noch  häufiger  wird  damit  eine  bestimmte  Färbung  der  Zu- 
kunft, die  Begrifi^e  wollen,  sollen,  müssen  ausgedrückt,  sofern  Üfi(Di 
mit  Sufi'.  bedeutet  es  liegt  einem  ob,  z.  B.  9^'i'i'i  ^Id^'  Üi{(D 
iia^:  was  wollt  ihr  (dann)  thunP  Hen.  97,3.  101,2;  Ü^a}^la1^': 
'tCh^9^'  ihr  werdet  ihn  sehn  müssen,  ihr  sollet  ihn  (dann)  sehn 
Hen.  55,  4.  98,  12.  Matth.  16,  21.  Gen.  15,  13.  18,  19.  Ex.  16,  23; 

ähnlich  \i'f'  J&fl*7'^-'  sie  mussten  anbeten  Gadla  A.  147,  18  f. 

Hie  und  da  fehlt  das  Pron.  suff.  bei  ÜA(D:  wie  Hen.  100,  8;  und 
Üti(Di  steht  auch,  obwohl  seltener,  nach  dem  Subjunctiv,  104,  5. 
b)  Seinem  Begriff  nach  drückt  aber  das  Imperfectum  auch  das 
Werdende,  nämlich  das  schon  im  Werden  Begriffene,  aber  noch 
nicht  Vollendete,  aus.  a)  Daher  ist  es  zur  Bezeichnung  des  Ge- 
genwärtigen (Prae5e??s)  das  nächstliegende  und  häufigst  gebrauchte 
Tempus,  zumal  wo  die  gegenwärtige  Handlung  nicht  eine  in  einem 
Augenblick  vorübergehende  ist,  z.  B. :  saget  dem  Johannes  H't'ii 
9^(h'  (Dn^d>h^'  was  ihr  (jetzt  eben)  höret  und  sehet  Matth.  11,  4. 
Und  so  sehr  ist  es  für  diese  Zeit  in  gewöhnlichem  Gebrauch,  dass 
selbst  das  Particip.  praes.  gewöhnlich  damit  umschrieben  wird: 
nfßliCYi'  ein  säender,  säend  u.  s.  f.,  oder  Chjf}9^'  f  rhfl>*C'  ich  sehe 
ihn  gehn  (gehend).     Und  wo  Gewohnheiten,  Sitten,  dauernde  und 


1  So  wird  auch  das  griechische  fxsXXeiv  ausgedrückt. 


§89.    Impei'foctum.  155 

sich  öfters  wiederholende  Handlungen  geschildert  werden,  hat  immer 
das  Imperfect  zunächst  seine  Stelle,  und  nur  seltener  wechselt  damit 
das  Perfect.  ß)  Ebenso  häufig  und  gewöhnlich  wird  damit  aber 
auch  das  in  der  Vergangenheit  Werdende  bezeichnet,  und 
dann  entspricht  es  ganz  regelmässig  dem  lateinischen  Imperfectum. 
Wo  in  der  Erzählung  eine  Handlung  als  dauernd  oder  als  allmählig 
sich  vollziehend  oder  als  sich  wiederholend  dargestellt  werden  soll, 
steht  durchaus  das  Imperfect:  am  Fest  pflegte  der  Statthalter  einen 
freinigehen  fh9^^'  h^^P '  Matth.  27,15;  hh'h'  J&VÄ-ÄVs 
A'fli:  Hh^:  i&V*7^V=  Luc.  24,  32;  HA^f.:  M-üO  9^t\(i>il^'' 
(Dh^WC'  fortwährend  sass  ich  unter  euch  und  lehrte  Matth.  26,  55; 
^j^o^a^y.  f^^^^^i  j^Ch-fl!  ^'h't'  von  da  an  suchte  er  (fort- 
während) eine  Gelegenheit  zu  finden  26,  16;  Gen.  ^l^^iX,  25,  21; 
in  der  Beschreibung  der  Sitten  der  Zeiten  Noah's  Matth.  24,  38  f., 
ähnhch  4,  23.  Gen.  2,  6.  Daher  ist  das  Imperfect  das  Tempus  für 
Zustandssätze,  in  welchen  die  Haupthandlung  begleitende  Neben- 
-  umstände  beschrieben  werden,  mögen  sie  mit  ID:,  ?i1kH'  oder  auf 
irgend  eine  andere  Weise  eingeleitet  sein,  z.  B.  tx^Xi'  J&flAd"' 
j^Qi!  während  sie  assen,  sagte  er  Matth.  26,  21;  Wah'h'Pfi'  f^h 
GhT'  während  er  schlief  8,  24.  Gen.  3,  8;  WAöl.-'  bl>*^X\ro^' 
O^Y\S'*i^^'  sie  waren  nacht  und  schämten  sich  nicht  Gen.  2,  25. 
Auch  in  eben  fortlaufender  Erzählung  treten  Handlungen,  die  etwas 
Zuständliches  ausdrücken,  in  das  Imperfect,  z.  B.  (DUii(Di   'üTtifU' 

Jud.  19,  1.  Soll  indessen  die  Dauer  in  der  Vergangenheit  noch 
genauer  ausgedrückt  werden,  sei  es  um  den  BegriflP  des  Pflegens 
oder  das  Zusammentreffen  einer  Handlung  mit  irgend  einem  Neben- 
umstand genauer  hervorzuheben,  so  steht  der  Sprache  hiefür  wie- 
derum die  Umschreibung  durch  Vii(Ds  oder  \i^'  sein  mit  folgendem 
Imperfect  des  betr.  Verbums  zu  Gebote  S  z.  B.:  M-  ^l'üC'  l'ü^' 
'flC'l's  er  pflegte  eherne  Werkzeuge  zu  verfertigen  Gen.  4,  22; 
(DÜti^i  ?'th'itl'  ym9^^'  m-SJ'"-'  Johannes  war  taufend,  pflegte 
zu  taufen  Marc.  1,  4;  IDA^-TA  •"  Üü*"-  ^'füC-  O^Af' -•  M^fC- 
während  Lot  eben  im  Thore  sass  Gen.  19,  1.  18,  22;  h'^Vh'  h(\ 
Ch'  tihlUji'  (D^O*'  ich  pries  eben  Gott,  siehe  da  riefen  sie  mich 
Hen.  12,  3;  Ji>'  ß^'Vd^"^^'  Gadla  A.  95,  28;  Vi>:  J&RA-:  es  war 
sich  gebührend  =  es  hätte  sich  gebührt  Gadla  A.  90,  21 ;  aber  auch 

ViV--"  '^M-'   habitabant  Gadla  A.  103,  9   und  sogar  Vn4- ■■ 

f'fh'}^  •   sie   bauten  Gadla  A.   164,  1  ff.      Im    Gegensatz   zu   der 


1  Wie  im  Arabischen:  Ewald,  Gr.  Arab.  §  208. 


156  §90.    Subjunctiv. 

ähnlichen  Umschreibung  des  Praesens  in  der  Zukunft  (s.  oben)  rauss 
hier  Vii(D  s  und  W '  voranstehn.  —  Verschieden  von  den  bisher 
besprochenen  Fällen  ist  es,  wenn  der  Redende  oder  Erzählende  sich 
so  lebhaft  in  die  Vergangenheit  hineinversetzt,  dass  er  dieselbe  wie 
jetzt  eben  geschehend  oder  gegenwärtig  sich  und  seinen  Zuhörern 
vorführt  {Praesens  Jiistoricum) :  in  diesem  Fall  können  Handlungen, 
die  bei  minder  lebhafter  Erzählung  im  Perfect  ausgedrückt  werden 
müssten,  im  Imperfect  stehn.  Im  Aethiopischen  ist  diese  Wendung 
nicht  sehr  häufig;  doch  beruht  darauf  z.  B.  der  durchgehende  Ge- 
brauch von  J&fliS  er  sagte  (eigentlich:  sagt  er)  in  der  Erzählung. 
§  00  Aus  dem  Imperfect   als   dem  Ausdruck   für   die   unvollendete 

oder  erst  werdende  Handlung  leiten  sich  nach  §  88  a.  A.  auch  die 
Modi  ab.  Das  Aethiopische  hat  deren  nur  zwei  ausgebildet.  Soll 
nämlich  die  erst  werdende  Handlung  zugleich  als  eine  gewollte 
(sei  es  im  Willen  des  handelnden  Subjects  oder  im  Willen  eines 
Andern  begründete)  dargestellt  werden,  so  wird  dieses  Verhältnis 
durch  eine  besondere  Form  des  Imperfectums,  die  wir  fortan  den 
Subjunctiv  nennen  werden,  bezeichnet.  Der  Subjunctiv  steht 
überall  nur,  wo  es  sich  um  den  Ausdruck  einer  Absicht,  des  Wil- 
lens oder  Wunsches  handelt;  er  steht  sowohl  in  einfacher  und 
directer  Aussage  als  in  abhängigen  und  untergeordneten  Sätzen 
und  hat  somit  zugleich  die  Kraft  eines  Jussivs  und  eines  Subjunctivs. 
Demnach  findet  er  seine  Anwendung  im  einfachen  Befehl  (wenn 
anders  nicht  nach  §  89  das  Imperfect  vorgezogen  wird),  entweder 
mit  einer  ihn  einleitenden  Conjunction,  wie  in  Aj&Vh'J '  'flCVi  ' 
es  iverde  Licht!  Gen.  1,  3,  oder  ohne  solche,  wie  in  foy'li'ii*  er 
soll  heiraten  Matth.  22,  24  (für  die  zweite  Person  steht  aber  dann 
der  Imperativ),  ferner  als  Cohortativ  wie  in  Irlr^^ '  ivir  ivollen 
hauen!  Gen.  11,4,  und  beim  Wunsch,  z.  B.  'h1\Uh'(\{h»C'  f^Ö^ 
'flh'  der  Herr  behüte  dich!  Ps.  120,  5.  Sogar  in  Fragesätzen  tritt 
er  immer  da  ein,  wo  die  Handlung  als  eine  von  jemand  gewollte 
gedacht  ist,  z.  B.  h'h^'^^h-  soll  ich  verlassen?  Jud.  9,  9;  ?iK  s 
?i*7fl(r-  All'Ji^'"  'ilC'  wie  sollte  ich  so  etwas  thun  (wie  du  mir 
zumutest)  Gen.  39,  9,  und  so  in  allen  andern  Sätzen  irgend  welcher 
Art,  z.  B.  hlti^^^C^'  h<^-  Ird'üi^'  wir  wissen,  dass  ivir  ihn  lohen 
sollen  Hen.  63,  4,  wogegen  \\o^-  Trt.'flrH'  dass  wir  ihn  lohen  tverden; 
oder  ^An*  li^tl'^Ö'  ^^V-VL*  nicht  ist  irgendwer,  der  es  hören  soll 
d.  i.  Niemand  soll  es  hören!  Jos.  6,  10.  Ebenso  häufige  oder  noch 
häufigere  Anwendung  findet  der  Subjunctiv  in  abhängigen  oder 
untergeordneten  Sätzen,  welche  zum  Hauptsatz  das  beabsichtigte 
Ziel  oder  nur  eine  beabsichtigte  Folge  hinzufügen,  mag  die  beab- 


§91.    Tempusbildung.  1''''7 

siclitigte  Handlnng  dor  Ilaupthandlung  unmittelbar  untergeordnet 
sein,  wie  in  hUll-  fl/fl"«*  er  befahl,  sie  sollen  gehen  Matth.  19,7; 
'VJP,"*7  •"  'iCh^''  lass,  dass  wir  sehn  d.  i.  lass  uns  sehn  27,  49; 
^^f{'h'  ^/V/*V*''  er  liam  zu  suchen  18,  11,  oder  vermittelst  eines 
Relativ-Pronomens,  wie  in  sie  suchteil  falsche  Zeugen  HH '  fA* 
'l'AF*5  um  ihn  durch  sie  zum  Tode  zu  bringen  26,  59,  oder  einer 
Conjunction,  wie  /i7nrr^''*"s  YXf'^'  f'dCl''  er  nötigte  sie  hinauf- 
zugehn  14,  22  u.  s.  f.  Demgemäss  muss  er  regelmässig  stehn  nach 
gewissen  finalen  Conjunctionen,  namentlich  nach  h^^'  damit  und 
dieser  ähnlichen,  ferner  nach  denjenigen,  welche  den  Begriff  ehe, 
noch  nicht  enthalten  (§  170),  z.  B.  ?il^"4'J?/<yö:  JK.'fl'fcA!  ehe  (das 
Gras  und  Kraut)  tvuchs  Gen.  2,  5,  weil  in  solchen  Sätzen  der  Sinn 
liegt,  es  sei  etwas  zu  kommen  oder  zu  werden  bestimmt,  nur  sei 
es  noch  nicht  verwirklicht^.  Vgl.  über  alle  diese  hier  nur  ange- 
deuteten Fälle  unten  die  Syntax. 

Eine  besondere  Abzweigung  des  Subjunctivs  und  aus  diesem 
herausgebildet  ist  der  Imperativ.  Er  lässt  sich  zwar  von  allen 
Verbalstämmen  bilden,  wird  aber  nur  in  der  zweiten  Person  ge- 
braucht, und  nie  in  Abhängigkeit,  sondern  nur  in  der  directen  Rede 
bei  Befehl,  Wunsch,  Bitte  u.  s.  f.  Er  ersetzt  die  zweite  Person 
des  Subjunctivs,  soweit  dieser  Jussiv  ist.  Da  er  aber  durchaus  keine 
Unterordnung  unter  einen  andern  Begriff  erträgt,  sondern  nur  wie 
ein  selbständiger  Ausruf  hingestellt  werden  kann,  so  wird  er  schon 
bei  einer  vortretenden  Negation  wieder  durch  den  Subjunctiv  ersetzt. 

Die  Bildung  dieser  beiden  Zeiten  und  Verhältnisse  §  9^ 
des  Verbums  geschieht  durch  das  Zusammenwirken  zweier  Bildungs- 
mittel. Das  eine  besteht  in  der  verschiedenartigen  Ansetzung  der 
Personalbildungszusätze  an  den  Stamm.  Da  nämlich  ein  Verbal- 
stamm, wenn  er  in  die  Zeitbildung  eingeht,  zugleich  auch  die  Unter- 
scheidung der  Personen  an  sich  zur  Erscheinung  kommen  lässt,  so 
giebt  es  in  Wirklichkeit  keine  Zeitbildung  ohne  Personalbildung, 
und  so  konnte  das  Semitische  die  Personalbildung  zugleich  als  Mittel 
zur  Zeitbildung  verwenden.  Der  Gegensatz  des  Perfects  und  Imper- 
fects  wird  nämlich  durch  den  Gegensatz  zweier  möglichen  Stellungen 
der  Personalbildungszeichen  ausgedrückt.  Zur  Bildung  des  Perfects 
wird  das  Personalzeichen  dem  Stamme  hinten  angehängt,  sodass  z.  B. 
'^AÄ'll"  heisst:  voll  (ist)  sie',  zur  Bildung  des  Imperfects  aber  dem 
Stamme  vorgesetzt,  sodass  z.  B.  'Th<^A?i'  heisst:  sie  (ist  im  Begriff) 
voll  (zu  sein).  Im  letzteren  Fall  wird  die  Handlung  als  etwas  der 
Person  noch  Bevorstehendes,   in   ersterem  als  etwas  von  ihr  schon 

1  Vgl.  ähnliches  im  Arabischen :  Ewald,  Gr.  Arab.  §  210. 


ISo        .  §91.    Tempusbildung. 

Zurückgelegtes  ausgesagt,  wodurch  der  wesentliche  Unterschied  der 
beiden  Zeiten  sehr  fein  getroffen  ist.  Mit  diesem  Bildungsmittel 
verbindet  sich  das  andere:  der  innere  Vocalwechsel.  Dieser  Wechsel 
ist  im  Aethiopischen,  so  wie  es  jetzt  vorliegt,  sehr  einfach :  in  allen 
Stämmen  activer  Bedeutung  geht  der  charakteristische  Vocal  nach 
dem  vorletzten  Radical,  wenn  er  im  Perfect  e  ist,  im  Imperfect 
in  a,  und  wenn  er  im  Perfect  a  ist,  im  Imperfect  in  e  über.  Nur 
in  den  Reflexivstämmen,  welche  zugleich  als  Passiva  dienen  und 
dem  Passiv  überhaupt  sehr  nahe  stehn,  ist  dieser  Wechsel  nicht ^ 
oder  nur  teilweise  durchgedrungen.  Denn  nach  einem  andern  hier 
einwirkenden  Gesetz  muss  das  Passiv  im  Imperfect  an  der  Stelle, 
wo  das  Activ  e  hat,  a  annehmen:  dieses  a  herrscht  in  den  stärkeren 
Reflexivstämmen  im  Imperfect  ausnahmslos,  und  nur  dadurch,  dass 
einzelne  im  Perfect  an  der  entscheidenden  Stelle  e  statt  a  eintreten 
Hessen,  entstand  ein  weiterer  teil  weiser  Wechsel  zwischen  Perfect 
und  Imperfect.  Dagegen  zeigt  der  schwächere  Reflexivstamm  V 
(der  mehrlautigen  Wurzeln)  denselben  Wechsel  wie  die  Activ- 
stämme.  Beide  Zeitbildungen  hatten  ursprünglich  in  denjenigen 
Personen,  in  denen  hinten  kein  Bildungszusatz  antrat,  einen  voca- 
lischen  Auslaut  (wie  im  Arabischen),  der  nach  dem  Unterschied  der 
Zeiten  zwischen  a  für  das  Perfect  und  e  (u)  für  das  Imperfect  ge- 
wechselt haben  muss  und,  wie  er  für  die  Unterscheidung  der  beiden 
Zeiten  ein  weiteres  Kennzeichen  bildete^  so  auch  hinwiederum  im 
Imperfectstamm  durch  verschiedene  Aussprache  zur  Unterscheidung 
der  Modi  diente.  Aber  das  Aethiopische  hat  den  vocalischen  Aus- 
laut wenigstens  des  Imperfects,  e,  bald  wieder  ganz  aufgegeben 
(ähnlich  wie  den  Auslaut  der  Nominalstämme  §  38),  dagegen  im 
Perfect  den  Auslaut  a  regelmässig*  bewahrt.  Und  so  bildet  dieser 
Unterschied  nun  einen  neuen  Gegensatz  zwischen  beiden  Zeiten: 
das  Perfect  hat  eine  vollere  Yocalaussprache,  das  Imperfect  lautet 
in  den  genannten  Formen  auf  den  letzten  Radical  aus. 

Aus  dem  Imperfect  werden  in  den  übrigen  semitischen  Sprachen, 
die  überhaupt  Modi  haben,  diese  teils  durch  Abwandlung  des  aus- 
lautenden Vocals  und  der  Personalendungen,  teils  durch  Verkürzung 
gebildet;  in  den  ältesten  Zeiten  scheint  dies  auch  im  Aethiopischen 


^  Ebensowenig  im  arabischen  Stamm  V  und  VI. 

2  Nur  in  dem  einen  Perfect  Vt^'  für  Oi\(D:  sein,  das  noch  ebenso 
häufig  vorkommt,  ist  a  abgeworfen  oder  in  ö  verschmolzen,  sodass  es  der 
Aussprache  der  Verba  tertiae  infirmae  bei  den  Syrern  gleichkommt.  Dass 
die  Unterscheidung  in  der  Bedeutung  zwischen  (//t**'  ^^^d  ÜtiOii,  die  Lupolf 
im  Lex.  aufstellt,  nicht  richtig  sei,  hat  schon  Drechsler  nachgewiesen. 


^  92.    Einlacher  Grimdstamm  der  dreiratlicaligen  Wurzel.  159 

der  Fall  gewesen  zu  sein.  Aber  schon  früh  müssen  sich  hier  die 
iiuslautenden  Vocale  verloren  und  die  volleren  Endungen,  welche 
im  Arabischen  noch  erhalten  sind,  stark  abgestumpft  und  verkürzt 
haben,  sodass  sie  unfähig  wurden,  durch  eine  noch  weitere  Ver- 
kürzunof  den  Unterschied  der  Modi  an  sich  erscheinen  zu  lassen. 
Während  nun  aber  das  Hebräische,  das  bis  hieher  mit  dem  Aethio- 
pischen  so  ziemlich  den  gleichen  Weg  ging,  die  Unterscheidung 
der  Modi  teils  ganz  aufgab,  teils  durch  Kürzung  inlautender  Bil- 
dungs-  oder  Wurzelvocale  und  durch  Abwerfung  auslautender 
Wurzelvocale  zum  Ausdruck  brachte,  schlug  das  Aethiopische  einen 
andern  Weg  ein:  es  behielt  die  hinten  verkürzte  alte  Imperfect- 
form  für  den  Subjunctiv  bei  und  bildete  aus  diesem  eine  neue 
vollere  Form  für  das  Imperfect,  indem  es  zum  Ersatz  der  hinten 
abgefallenen  Vocale  und  Nasale  ein  ä  in  den  Stamm  selbst,  hinter 
den  ersten  (d.  i.  im  mehrlautigen  Verbum  hinter  den  drittletzten) 
Radical  eindringen  liess^.  So  entstand  eine  neue  Modusunter- 
scheidung und  eine  Form  des  Imperfects,  die  von  den  Imperfect- 
formen  aller  andern  semitischen  Sprachen  abweicht.  Da  somit  das 
Imperfect  auf  einer  Neubildung  beruht  und  die  alte  Bildung  viel- 
mehr im  Subjunctiv  dargestellt  ist,  so  muss  auch  in  der  Bildungs- 
lehre immer  vom  Subjunctiv  als  der  Grundbildung  ausgegangen 
werden.  —  Der  Imperativ  geht  aus  dem  Subjunctiv,  mit  welchem 
er  seiner  Bedeutung  nach  innigst  verwandt  ist,  hervor,  indem  das 
Personalzeichen  der  2.  P.  Subjunct.  vorn  abgeworfen  wird.  In  allem 
Uebrigen  stimmt  der  Imperativ  völlig  mit  dem  Subjunctiv  überein; 
nur  in  einzelnen  Verben  des  ersten  Stamms  zeigt  er  noch  ander- 
weitige stärkere  Verkürzungen. 

In  den  einzelnen  Wurzeln  und  Stämmen  kommen  diese  all- 
gemeinen Bildungsgesetze  auf  folgende  Weise  zur  Anwendung. 

I.    1.   Im  einfachen  Grundstamm  der  dreiradicaligen   §  92 
Wurzel  wird  nach  §  76  die  transitive  und  intransitive  Aussprache 
unterschieden ;   in  jener  lautet  das  Perfect  ^Id. '  (nagära)   er  hat 
geredet,   in   dieser   l'üd'   (gäbra)   er  war  thätig.     Im  Subjunctiv 
setzt  sich   der  charakteristische  Vocal   nach   dem   zweiten   Radical 


^  Aehnlich  wie  im  Aethiopisclien  in  der  innern  Femininbildung  ein- 
zelner Adjectiva  ursprünglich  äusserlich  antretende  Bildungsvocale  nach 
innen  drangen  (s.  §  129).  —  Ueber  die  entsprechenden  Formen  im  Assyrischen 
8.  Barth,  Zeitschr.  f.  Assyr.  II,  S.  383  f.  und  Hommel,  ZDMG  XLIV,  S.  539; 
über  ähnliche  im  arab.  Dialekt  von  Zanzibar  Prätorius,  ebend.  XXXIV, 
S.  225.  —  Vgl.  auch  König,  S.  82;  Philippi,  Beitr.  z.  Ass.  II,  S.  383  f.  und 
Reinisch,  Die  Bedauye-Sprache,  Bd.  III,  S.  136  fit. 


160        -§92.    Einfaclier  Grundstamm  der  dreiradicaligen  Wurzel. 

fest;  der  erste  und  dritte  sind  vocallos.  Das  Personalzeichen  für 
die  3.  P.,  ßß  (nach  §  101),  vereinigt  sich  mit  dem  ersten  Radical 
zu  einer  Silbe  mit  dem  Vocal  e.  Der  Bildungslaut  nach  dem  zweiten 
Radical  ist  nach  §  91  für  transitive  Verba  e  (worin  i-e  und  u-o 
anderer  Sprachen  zusammengefallen  sind),  für  intransitive  ä.  Somit 
lauten  die  entsprechenden  Subjj.  ß'i'^C'  und  ^1(\C'  mit  dem 
Accent  auf  der  ersten  Silbe:  jenger,  jegbar^.  Der  Imperativ  lautet 
Ir^C-  und  IdC'  neger  (oder  neger?)^  gebär.  Das  Imperfect  lässt 
nach  dem  ersten  Radical  ein  a  neu  eindringen,  wodurch  das  Per- 
sonalzeichen vereinzelt  und  nun  mit  blossem  Vocalanstoss  ausge- 
sprochen wird.  Der  neue  Vocal  trägt  den  Accent  und  beherrscht 
das  Wort  so  sehr,  dass  sich  nach  §  60  in  der  auf  ihn  folgenden 
Silbe  ä  zu  e  senken  muss,  also  J&V^C'  ß»l'üC'  jenäger^  jegdber. 
Der  Unterschied  zwischen  transitiver  und  intransitiver  Aussprache 
hört  also  hier  auf.  —  Wie  indessen  in  den  andern  semitischen 
Sprachen,  so  gibt  es  auch  im  Aethiopischen  viele  Verba,  welche 
nur  in  einer  der  beiden  Zeitbildungen  der  transitiven  oder  intransi- 
tiven Aussprache  folgen,  und  andrerseits  wieder  solche,  welche  im 
Subjunctiv  zwischen  beiden  Aussprachen  schwanken,  wie  nach  §  76 
auch  im  Perfect  manche  Verba  beide  zulassen.  Zwischen  beiden 
Aussprachen  schwanken  im  Subj.  z.  B.  'l'Cfl'  sich  nähern  Ji^^'fls 
und  J&4'C'fls,  '1(A4'-'  vergeht  J&^A^»-"  und  j&'VA^':  (s.  Gen.  8,  3), 
OCl'  hinaufsteigen,  0'}ti'  schwanger  sein,  ÄA^^s  finster  sein, 
f^iliTD:  müde  sein.  Das  Verbum  flYlü'  und  fth(\'  sich  legest  bildet 
sowohl  i&flh'fl''  als  J&flh'fl-',  d,'\'(Di  und  d^^(Ds  wünschen  sowohl 
J&^'f'fl^:  (ßß^-f-i)  als  ß.^^'(D*i  (ji^i::),  wogegen  von  solchen 
Verben,  die  im  Perfect  zwischen  beiden  Aussprachen  wechseln, 
einige  im  Subjunctiv  ausschliesslich  oder  doch  meistens  die  intransi- 
tive Aussprache  haben:  Jil^rtA'  er  gleiche!  ß>^(\C'  er  verbinde 
sich!  ß»hh^'  er  bitte!  f»^/iß>'  er  sei  fruchtbar !.  Im  Perfect  nur 
intransitive,  im  Subjunctiv  nur  transitive  Aussprache  haben  J*7l^" 
König  sein  J&'>*7/*'-";  THÄ-"  dicht  sein  ß^lH^'-,  ><PÄ-"  sich  davon- 
machen J8»'}^Ä*'S  dagegen  im  Perfect  transitive  und  im  Subjunctiv 
intransitive  z.  B.  dhd'-  finden  ßCh-ü',  Vft^-  sitzen  J^'^flD,  0^(1' 
bewahren^  (l*fe^s  umhüllen,  0'\*f['  bekreuzen,  \\003i  giessen.  Der 
Imperativ  folgt  immer  dem  Subjunctiv. 

Von  den  hauchlautigen  Verben  haben  1.  die  mit  einem 


1  Vgl.  Trumpf,  S.  530;  König,  S.  158  f.  ~  Im  Tigrai  wird  im  Sub- 
junctiv nacli  dem  ersten  Radical  ein  kurzer  Vocal  eingeschoben  (Prätorius, 
Tigriha,  S.  276  Anm. ;  Schreiber,  Manuel  de  la  langue  Tigrai,  p.  37),  was 
NöLDEKE  (GGN  1886,  No.  26,  S.  1014)  für  ursprünglich  hält. 


§92.    Haucblaiitige  Verba.  101 

Hauchlaut  beginnenden  nur  die  Eigentümlichkeit,  dass  sie  nach 
§  44  im  Imperfect  dem  Personalzeichen  statt  eines  flüchtigen  e  den 
Vocal  ä  geben:  ^OCI'  ?'Y(\C''  ?0^'i\'  u.  s.  w.^  2.  Die  mit 
einem  Hauchlaut  schliessenden  haben,  ob  transitiv  oder  in- 
transitiv, nach  §  45  im  Perfect  alle  die  Aussprache  '^AK '  voll 
sem,  i^CO'  ordnen  {mdVa,  sära)  und  haben  auch  im  Subjunctiv, 
da  der  Hauchlaut  hier  statt  e  regelmässig  ä  vor  sich  fordert  (§  44), 
indem  dieses  ä  sich  nach  §  46  zu  ä  dehnt,  nur  einerlei  Aussprache: 
ß>9^^}i'  J&/^^d-  J?-'n*0-",  Imperativ:  9^^Tti'  /^/^Ö'  9^^h' 
tl^lö'-  Dagegen  zeigen  sie  im  Imperfect  keine  Eigentümlichkeit: 
J?^<^Ah-"  f^wCÖ'  J&fl4^j>-".  3.  Die  Verba  mit  mittlerem 
Hauchlaut  lauten  transitiv  hY\\l'  senden,  Arhfl'  ziehn^  intransitiv 
aber  nach  §  45  AU4*'  wachsen,  h/hR'  leugnen^  liTiti'  Idein  sein; 
manche  wechseln  zwischen  beiden  Aussprachen  §  76.  Im  Subjunctiv 
haben  auch  diese  Wurzeln  statt  e  wegen  des  Hauchlauts  a  (§  44), 
sodass  man  von  transitiven  und  intransitiven  Verben  gleichmässig 
P-Arh-fl:  J&hrhJ^:  f^hOC'  J&i^rhC:  bildet.  Im  Imperativ  aber 
spricht  man  statt  flrh'fl '  SflrhÄ's  nach  §44  regelmässig  ilthrü' 
hrhÄ's  u.  s.  f.  Das  Imperfect  wird  nach  §  45  statt  Jirt/h'fl'  viel- 
mehr J&rirh'fl '  jeseheh  gebildet*,  ebenso  J&K'rh^ '  er  schreibt, 
J&AÜ^*'  er  wächst,  J&Ä"^'Js  er  rettet  sich-,  aber  li^Ö^'  neben 
lahö^'  Gen.  33,  14  var. 

Eigentümliche  Bildungen  zeigen  hier  nur  einige  vielgebrauchte 
Wurzeln  mit  schwachen  Hauchlauten.  Ch^'  sehn  bildet  im  Subj. 
ß'Ch^'i  dehnt  aber  nach  §  46  im  Imperf.  ^Chf^'  zu  f^d>i\^'\ 
ebenso  II,  1  f^h^^',  Imper.  Qh^'  und  ^tx^'-  Ihm  folgt  hie  und 
da  CÖ^'  weiden,  Imperfect  J&^'^s;  doch  ist  diese  Bildung  in  der 
Natur  des  0  nicht  begründet,  und  bessere  Handschriften  haben 
dafür  gewöhnlich  J&CV.-  (vgl.  unten  §  94).  Auch  litxt'  unver- 
mögend sein  konnte,  obgleich  es  in  der  Regel  das  Imperf.  f^Mxi' 
bildet,  wie  es  nach  Ludolf's  Lex.^  p.  172  scheint,  sein  e  dehnen: 
f^Mx'i' ',  vgl.  mein  Lex,^  col.  377.  Ferner  stösst  die  Wurzel  'flUA" 
sagen  (im  Perfect  wenig  mehr  gebräuchlich)  ihr  0  im  Subj.  und 
Imi3erf.  aus,  daher  Subj.  J&ftA'  (für  jR-flÜAs)?  Imper.  HA';  im 
Imperfect  wird  zugleich  nach  Art  der  vorigen  e  zu  e  gedehnt, 
also  J&n>A-  (§  46),   und  A  wird  in   allen  Personen,   wo   es   aus- 


1  Hingegen  stellt  nach  }\^  nicht  in  Folge  von  regressiver  Assimilation  j&, 
z.B.  Ai^J&rfiÄ'^«'  **^  (f-)  'lohnen  nicht-,  s.  König,  S.  118  ff. 

2  Sodass  die  Form  den  Schriftzeiclien  nach  mit  dem  Subjunctiv  der 
starken  transitiven  Verba  zusammentrifft.  In  der  Aussprache  unterscheidet 
sie  sich  davon  wesentlich. 

Dillmann,  Aetbiop.  Sprache,  2.  Aufl.  11 


162  §  93.    flintendoppellautige  und  vornvocalige  Wurzeln. 

lauten  würde,  abgeworfen,  §  58,  daher  ß^d»'-  Dieses  j&flj^  wird 
nun  aber  nach  §  89  a.  E.  immer  im  Sinne  eines  Praeteritums  er 
sagte  gebraucht,  daher  bildete  die  Sprache  ein  neues  Imperfect 
J&'flA!  für  J&'flÜA'  in  der  Bedeutung:  er  sagt  und  er  tvird  sagen. 
Ebenso  wird  von  YiVti'  können  zwar  der  Subj.  voll  JK-hliA",  das 
Imperfect  aber  meist  verkürzt  J&hA*  (jekel)  gesprochen;  doch  auch 
J&hUA'j  s.  1  Reg.  26,  25.  —  Wurzeln  mit  zwei  zusammentreffenden 
Hauchlauten  sind  nach  §  66  selten:  'flfhh'  sauer  iverden,  h'^ti' 
fange)!,  nehmen'^.  Letzteres  bildet  Subj.  J&h'^lf«',  Tmper.  Ä'VH'; 
Imperf.  ß>Mlt';  der  Subj.  ?h'h1l',  den  LuDOLF  in  einer  alten 
Handschrift  Ps.  15,  6.  34,  9  fand  (vgl.  auch  Joh.  7,  30)  und  wofür 
er  f /i'lf'Hs  drucken  Hess  (als  Subj.  von  St.  I,  2),  erklärt  sich  wohl 
daraus,  dass  man  einmal  f^Tti  als  i<^  gesprochen  hat. 
§  93  Von  hinten  doppellautigen  Wurzeln  lautet  das  transitive 

Perfect  '\wu^'  suchen^  Jflfl'  reden,  das  intransitive  th^^'  (hämma 
für  ih9^^^'  häm^ma  §  55)  kranJc  sein,  leiden;  einige  haben  beide 
Aussprachen :  VÄÄ^  und  Vfts  brennen,  th^^'  und  rliÄ'  Jdein  werden, 
abnehmen,  T»?? '  und  7"^'  fliehen.  Davon  kommt  der  transitive 
Subj.  je.'^/^/^-  ^l-n^'  {ß^^\^H"'  JiftÄ-J^'-  ß>1t\tli),  auch  von 
ÄHfl-"  einengen  und  enge  sein  J^Ä'-fl-fl-",  Imper.  'V/*'/*':  "J-fi-fl: 
ftÄ-Ä-:,  aber  intransitiv  ^'if^ß:-  ß^T-^ß^'^  ß^Ö^ß^',  Imper.  -JÄJ^'" 
u.  s.  w.  Das  Imperfect  lautet  J&^Ä'Ä"-"  jendded,  J&if'fl'fl:,  f'Ti 
/*'/*'•■  (§  92). 

Von  vornvocaligen  Wurzeln  ist  in  diesem  Stamm  bis 
jetzt  nur  eine  mit  i  anlautende  belegt:  ^'üli'  (intr.)  trocken 
sein,  Imperf.  ß.^'dh',  Subj.  JZ-JZ-Ori.-,  Imper.  J&flft--.  Häufig  da- 
gegen sind  die  mit  u  anlautenden.  Im  Perfect  ist  die  transitive 
und  intransitive  Aussprache  ausgebildet,  z.  B.  fliAA'  zeugen,  (D*lO 
werfen  und  steinigen,  flJ^fts  hinahsteigen ,  (Dtiß.'  ivegführen; 
(Dß:^:  (selten  (Dß^^:  Num.  14,  5)  fallen;  mit  mittlerem  Hauch- 
laut: tO^ihH'  fliessen,  flJ-'Vfts  wenig  werden,  (D^'haV  (und  (D'^m-) 
schlucken,  IDilfl '  geben;  mit  schliessendem  Hauchlaut:  (D*^}\' 
stossen,  Wfyh '  herausgehn.  Von  diesen  hält  im  Subjunctiv  nur 
eine  kleine  Anzahl  den  anlautenden  w-Laut  zu  einem  Halbvocal 
verhärtet  in  der  Zusammensetzung  JilO*  fest  (§  49),  daher  trans. 
ß>(D-1C'  (Lev.  24,  16.  Deut.  22,  24),  ß^iD-C^'-,  ß>(D-^C'  ^0^ 
^O  J&a>*T'>=  ß>(0*^'',  j&fl>-4»fls  Act  19,33;  von  hauchlautigen: 


1  l\'\^t  Subj.  1, 2  'l'lti'^Ci  nach  einer  vereinzelten  Lesart  in  Ex.  22,  28, 

in  der  Bedeutung  verzögern;  andere  Handschriften  haben  II,  1. 

2  Auch  ß/Y'ß'^*'  Num.  10,34. 


§  93.    Wurzeln  mediae  infirmae.  163 

f^iO'J^h''  Hen.  89,  43,   f.(D'Pö'  {säugen)  Hebr.  5,  12.     Bei  den 

meisten  wird  durch  Ausstossung  des  (D*,  §  53,  der  wenig  beliebte 
Laut  j?.fl>-  vereinfacht,  dann  aber,  wenn  sie  transitiv  sind,  die  zweite 
Silbe  verstärkt,  indem  sie  a  statt  e  annehmen.  Zwar  kommt  auch 
die  Aussprache  ß^tl^'  (jesed)  noch  vor,  z.  B.  Gen.  27,  10  ann. 
Ps.  42,  3,  aber  gewöhnlich  dringt  a  durch:  J&AÄ-=^  f-lCs  Joh.  8,  7 
(neben  obigem  Jill>-'7C0?  ^^»O  ^'t'O  ^(ixlr'j  wie  in  intransitiven 
J8.R4'--  je.^J^'-",  von  mittelhauchlautigen  ^tl\1i'  (§  44),  eOA^  Luc. 
19,  5,  f-^T--  Ps.  68,  18,  fÜ-fl',  von  hintenhauchlautigen  ß>^}\'. 
Wo  im  Subjunctiv  der  erste  Wurzellaut  ausgefallen  ist,  kommt  er 
auch  im  Imperativ  nicht  mehr  zum  Vorschein,  also  AT'  ^ß^' 
AJ^'-"  If'il'  ^h'-,  von  Formen  wie  ^ftj^'s  auch  Imper.  flÄ":  Ex.  33, 12. 
Gen.  42,  19  (obgleich  man  wie  J&rtÄ"'  hie  und  da  auch  AÄ's  findet); 
aber  auch  von  ßßOh'QC'  leitet  sich,  mit  Abwerfung  des  ersten 
Radicals,  IC-  Ex.  1,  22  (doch  auch  (9*1C'  und  nC'  von  ß^lC' 
s.  die  annot.  zu  d.  St.)  ab,  und  ähnlich  sagt  man  ^C'  (von  (D'p^i 
behauen)  Deut.  10,  1  neben  ^C',  (O'^C'  und  (D*^C''  Ex.  34,  1 
annot.  ^ 

Das  Imperfect  von  allen  diesen  Verben  lautet  gleichmässig 
JRfllJ^4»:  ^(D^^s  fsWCh'  ^(Döti-,  von  mittelhauchlautigen 
J&ö^rhlf!  ^(0*ö^'  u.  s.  f.  Nur  das  vielgebrauchte  Wort  WÜH'- 
bildet  statt  J&ID-U'fls  jeweheb  mit  Versetzung  des  w-Lautes  immer 

Die  Wurzeln  mediae  infirmae  beider  Arten  (mit  *  und  w) 
verdrängen  im  Perfect  nach  §  50  das  ä  oder  e,  welches  nach 
dem  zweiten  Radical  gehört  werden  sollte;  daher  fällt  die  Unter- 
scheidung der  transitiven  und  intransitiven  Aussprache  weg.  Ihren 
vocalischen  Radical  lassen  sie  mit  dem  Bildungs-a  der  ersten  Silbe 
beständig  zu  einem  Mischlaut  zusammenfliessen :  ^^'  tragen^  (Tä' 
laufen^  th^s  gehn^  "i#w>:  setzen,  ^ImOV  ivenden,  (U'l''  übernacJäen; 
ebenso  tertiae  gutturalis :  f*h'  siegen,  (\h'  kommen,  ^gh'  bahnen^ 
ith'  rot  sein^.      Nur    diejenigen,    welche   zugleich    hintenvocalig 


1  Vgl.  tXJLj  15;.;  Philippt,  ZDMG  XL,  S.  653. 

2  Einige  der  hieher  gehörigen  Verba  sind  noch  nicht  in  allen  Formen 
mit  Beispielen  belegt. 

^  Man  kann  dies  nach  §  68  als  einen  Uebergang  der  vornvocaligen 
in  eine  mittelvocalige  Wurzel  ansehn,  muss  aber  dann  zugleich  annehmen, 
dass  hier  die  alte  Imperfectbildung,  die  sonst  die  Bedeutung  eines  Subj. 
annahm,  erhalten  blieb. 

4  Vgl.  die  arab.  Imäla;  König,  S.  67;  Barth,  ZDMG  XLIV,  S.  698. 

11* 


164  §  93.    Wurzeln  mediae  infirmae. 

sind,  haben  eine  andere  Aussprache,  §  94.  Wenn  Ludolf  in  seinem 
Lexicon  Formen  wie  -f-fllj :  '*i(Dw''    6(0*}'-   </»f  rt :    ^f0!   ftf  fl  •* 

MdJ  ftPJs  aufführt,  so  hat  er  ihnen  diese  Gestalt  nur  gegeben, 
weil  er  ihre  genauere  Aussprache  im  Perfect  noch  nicht  gelesen 
hatte;  die  Perfectformen  If^s  d^^i*'  0(Dfii  sind  zwar  belegbar, 
aber  sie  scheinen  den  St.  I,  2  darzustellen^.  Der  Subjunctiv 
lautet  von  den  Wurzeln  mediae  t  nach  §  50  durchwegs  Ji'T.T' 
je.'^J^:  J&V1Ä-:  je.«i.A-  ß^OKÖ'  J&rM"  Matth.  11,20.  Judae  9, 
der  Imperativ  '^T-"  "tl^--  ^^h-  Jes.  40,2;  auch  die  Wurzeln 
mit  mittlerem  ü  haben  fast  alle  die  §  50  beschriebene  Bildung: 
je-Ä-C-  /i4.K's  J&0-Ä-:  ß^it^Ö'  S^'h'h',  Imper.  Ä-D  (h^'  1*^0'^ 
Auch  Vlj!  sein  hat  im  Subjunctiv  meist  J&Vb^*,  Imper.  Vh^s,  kann 
sich  aber  nach  §§  26  und  36  noch  weiter  zu  ^It^'i'  und  Yt'Tf'  ver- 
kürzen. Indessen  lässt  sich  nicht  verkennen,  dass  wenigstens  in 
den  Wurzeln  mediae  ü  einst  im  Subjunctiv  und  Imperativ  auch 
eine  intransitive  Aussprache  vorhanden  war,  welche  den  nach  dem 
zweiten  Kadical  zu  sprechenden  intransitiven  Vocal  a  noch  durch- 
hören liess^;  am  häufigsten  ist  sie  noch  erhalten  in  ^^C'  t^C'j 
namentlich  in  älteren  Handschriften,  während  neuere  meist  ß»th*C' 
rli-C-  haben;  ebenso  J&^C-  und  J&K-C'^.  Auch  sonst  findet  sie 
sich  noch  hie  und  da,  z.  B.  in  fi^  =  fi*^';  s.  mein  Lexicon.  Bei 
Wurzeln  mediae  t  ist  eine  solche  Unterscheidung  der  intransitiven 
Aussprache  auch  für  die  ältere  Zeit  bis  jetzt  nicht  nachzuweisen. 
Endlich  lautete  von  den  beiden  Wurzeln  Oh'  kommen  und  H^h' 
siegen  der  Subjunctiv  vielleicht  einst  auch  J&flJi '  J&^h'j  aber 
durch  den  Einfluss  des  schliessenden  Hauchlauts  ging  nach  §  44 
ö  in  unveränderliches  (§  46)  ü  über,  daher  immer  J&fl?i"  ^''l'h'j 
Imper.  flK*  ^li'  *.  Das  Impe^fect  wird  von  allen  diesen  Wurzeln 
beider  Arten,  ob  transitiv  oder  intransitiv,  gleichmässig,  wie  im 
starken  Verbum  gebildet:  nach  dem  neueindringenden  betonten  d 
muss  der  vocalische  Radical  sich  zu  einem  Halbvocal  verhärten, 
also:  ß^hah-}:  fs^ahQi  fA(0*'h''  ^0(D-^''  Prhfl^C--  ^HOhh' 
f^wf.9^'  ß.^ß>lh'  POi&Ä-!  f  rhj&ft!  Apoc.  2,  4.  (üeber  die  Aus- 
sprache s.  §  50.) 

1  Mit  Sicherheit  kann  dies  erst  dann  bestimmt  werden,   wenn  man 
die  zugehörigen  Imperfectformen  findet. 

2  Sie  unterscheidet  sich  von  der  transitiven  Aussprache  wie  t^'i^*  von 

D1P\   »Oli^^v^j   von   J..ÄJ. 

I    T  •♦  J      " 

^  S.  dagegen  König,  S.  151  f. 

*  Wenn  nur   (\j\'   diese   Bildung   hätte,    Hesse   sie   sich   auch   nach 
§  G8,  a  erklären. 


§  94.    Wurzeln  tertiae  infirmae.  165 

Die  Wurzeln  tertiae  infirmae  beider  Arten  (mit  t  und  ü)  §  94 
lassen  im  Perfect,  in  der  3ten  p.  Sing.,  das  auslautende  a  wie 
alle  andern  Wurzeln  hören ,  verhärten  also  regelmässig  ihren 
vocalischen  Radical  (§§  51,  68).  Von  Wurzeln  tertiae  ü  liegt  im 
Perfect  eine  intransitive  Aussprache  nur  in  ein  paar  Fällen  vor, 
in  denen  der  zweite  Radical  ein  Hauchlaut  oder  Vocal  und  Halb- 
vocal  ist:  'l^ti(D:  folgen,  d,'V(Oi,  seltner  dJV(0'  gelüsten^  auch 
\\0(Di  giessen,  ÜfhO):  sich  ausdehnen,  dagegen  KVliÖ^'  erwachen, 
9^l)(Ds  schmehen;  und  so  auch  die  doppelt  schwache  Wurzel 
rhj&fl^ '  leben  (ursprünglich  häjewa,  kürzer  häiiva),  vgl.  unten. 
Dagegen  ist  bei  den  Wurzeln  tertiae  1  die  Unterscheidung  der 
transitiven  und  intransitiven  Aussprache  regelmässig  durchgebildet: 
rt^fs  verleihen,  rt^^^f'  nennen,  /iflf  s  veriveigern;  'hC^'  und  '^Cf « 
erwählen,  <{.^f-'  und  <<.Cf •'  Frucht  tragen,  rt1"f '  trinken,  O-flf •* 
gross  sein,  flAf  •  veralten,  Chf  ^  sehn,  Cd?'  weiden,  'JÜ^s  sich 
erholen,  0>*b?'  brennen.  Im  Subjunctiv  wird  das  kurze  e  der 
transitiven  Bildung  von  dem  dritten  Radical  verdrängt,  §  51,  daher 
)2.^/V--  {im  jetle-ü),  J&?i+:  J&*7A-:  J&J^Ä-  ^Ö-^'  J^Tf^-'  J&'J*- 
(Matth.  26,  34)  und  andere;  J&'flll«-"  {weinen),  ^Yld'  {graben), 
J&fth.!  Deut.  4,  42;  ß-C*-',  JZ-TA.'  Ex.  32,  10;  J&lfA.'  {singen), 
f^}\d')  ^ÖfU'  Ps.  130,  4.  Dagegen  hält  sich  das  a  der  intransi- 
tiven Bildung  und  das  ä  der  Wurzeln  mit  mittlerem  Hauchlaut 
und  bildet  mit  dem  folgenden  Radical  einen  Diphthong;  so  immer 
mit  folgendem  t:  ß>tldß>'  ß'tl'l*^'  (hie  und  da  trans.  J&A'fcO 
ß'V^Ji-  JR-nAji:  ^n^^:  (von  iJf:)  J&TOji"  ^10^'  j^Chß^' 
f>COS^']  auch  mit  folgendem  ü,  wobei  allerdings  der  Diphthong 
oft  zum  Mischlaut  ö  wird:  ßß^-f''  Ex.  20,17;  nur  nach  einem 
Hauchlaut  erhält  er  sich  als  Diphthong  zäher,  doch  nicht  immer: 
ßK'rhfl>-«'  ßtlfh(0*'  J&h(lfl>*"  Der  Imperativ  lautet  hienach 
teils  '^A••  Ö^'  K'A--  Ö^^'  ötL'  "VA.!  C*",  teils  hOO^'  (§  44) 
und  auch  4"^.-  Apoc.  3,  19  (alte  Ausg.),  -^J^s  'i\^ß'  ft'^J&•■ 
(und  trans.  tl±'),  ^0^'  z.  B.  Job.  21,  15.  16.  Aber  Chf ••  sehn 
bildet,  jobwohl  es  im  Subj.  immer  ^Chß'^  nie  ßChj  hat,  doch 
immer  die  kürzere  (trans.)  Form  des  Imper.  Ch^';  die  Form  ^hß»' 
oder  gar  Ch^'j  die  man  hie  und  da  liest,  ist  nicht  gut.  Im 
Im  perfect  wird  das  nach  dem  zweiten  Radical  zu  sprechende  e 
regelmässig  von  dem  folgenden  Yocal  verdrängt,  also :  J&i'A*  • 
f^d.'P'  ^Iti"'  ßn^'  ß.>*!  {tönen),  f d^-  f K+";  J&rt't"  ^d^d- 
f'ii^h  ?'\d'  fort.-"  f Ort^s-  Von  Wurzein  mit  mittlerem  Hauch- 
laut (nach  §  45) :  J&hd-:  f^iO--  f^^-h^'  f^TCd^^h  JZ-T'^."  f^C\- 
(und  je.^'i.s  §  92),  je-Arh.:  (Liturg.,  von  Arlif  0;  aber  Chf-"  hat 


1^*^        ,  §  95.    Steigerungs-Grundstamm. 

immer  f^d>h^')  §  92,  und  in  der  Berl.  Handschrift  von  Hen.  steht 
immer  ^^%i  für  J&fl^'i.!,  z.  B.  93,  8.  Obwohl  nun  diese  Formen 
des  Imperfects  von  den  mittelhauchlautigen  Wurzeln  mit  den  Sub- 
junctivformen  der  nichtmittelhauchlautigen  Verba  zusammenfallen, 
so  ist  doch  keine  Verwechslung  möglich,  da  letzteren  immer  ein 
Imperfect  mit  a  in  der  ersten  Silbe,  ersteren  immer  ein  Subjunctiv 
mit  a  in  der  zweiten  Silbe  entspricht. 

Was  die  doppelt  schwachen  Wurzeln  (§  69)  betrifft,  so 
ist  über  *h*^^'  und  Offs  schon  in  §  93  gehandelt  worden.  Von 
vorn-  und  hintenvocaligen  bildet  CD^f:  hineinlegen  den  Subj. 
J&Äje.!,  Imper.  ftj&s,  O^^s  und  Öl-Äje.s  (Herm.  p.  81  b,  1.  7), 
Imperf.  J&CD^:,  a>-|)f .'  brennen  Subj.  f  (IJ&=  (§  44),  Imperf.  /iO^'i.! 
(der  Imper.  ist  noch  nicht  belegt),  flörhf '  j^flJ'rK.'  (s.  mein  Lex,^ 
col.  893).  Die  einzige  Wurzel  mit  mittlerem  i  und  schliessen- 
dem  u^  ih^(Oi  zeigt  keine  Eigentümlichkeiten,  die  nicht  aus  dem 
obigen  verständlich  wären:  Snbj.  ß^th?''  und  J&#lfiffl^"j  Imper. 
rhf"'  und  rhffl^',  Imperf.  frhf^"-  Die  Wurzeln  mit  mittlerem  le 
und  schliessendem  i  haben  im  Perfect  transitive  Aussprache: 
AflJf  :^  Jcrank  sein^  fiOJ^s  Äehren  treiben^  ^ö^f  *  sich  satt  trinlcen^ 
Gen.  24,  22,  mö^f  =  (oder  mfl>'f '?)  Windungen  machen^  Imperf. 
j&Ä^s    J&rt^s    j&^«--    ^aW',   Subj.    (nicht   von   allen   belegt) 

§  95  2.   Der  Steigerungs-Grundstamm  wird  im  Perfect  mit 

drei  a  gesprochen,  von  welchen  das  nach  dem  zweiten  Badical  das 
wesentliche  und  entscheidende  ist  und  daher  (nach  LuDOLF  und 
Trumpf)  den  Ton  hat:  d*^^^'  fassdma  vollenden.  Da  der  zweite 
Radical  verdoppelt  werden  muss,  so  tritt  auch  bei  doppellautigen 
und  mittelvocaligen  Wurzeln  immer  die  starke  Bildung  ein,  also: 
hUH  '  azsä^a  befehlen^  r/ifl'lf  '  hawwd^a  angenehm  sein,  mf  4*  - 
tajjäqa  genau  erkunden'^;  von  den  übrigen  ohnehin:  (D^(Di  iverfen^ 
rhAf '  denken,  d*^(n :  schichen.  Nur  die  mit  einem  Hauchlaut 
schliessenden  Wurzeln  haben  nach  §  45  A'flrh-  sabbeha^  lobpreisen, 
'h't'h'  guagguea  eilig,  eifrig  sein,  TtO^O'  sawwe'a  rufen,  ?0}*Ü' 
jawweha  Sanftmut  üben.  In  der  Bildung  des  Subj.  tritt  das  Per- 
sonalzeichen vereinzelt  und  daher  mit  Vocalanstoss  gesprochen  vor, 
weil  der  erste  Radical  mit  der  ersten  Hälfte  des  zweiten  verdop- 
pelten eine  einzige  unveränderliche  geschlossene  Silbe  bildet;  für  a 


^  Demgemäss   auch   ipfjs   di^A')   sofern  sie   zu  St.  I,  2   gehören, 
nicht  «^>:   ^rt-"- 

2  LuDOLF,  Gr.  Aetli.  II,  2. 


§  95.    Einwirkungs-Grundstamm.  167 

des  Perf.  tritt  im  Subj.  an  der  entscheidenden  Stelle  ein  tonloses  e 
ein,  das  von  einem  schlicssenden  Radical  verdrängt  wird,  also: 
jR<f-Ä'J^'  jefdsscm,  mit  beginnendem  Hauclilant  PrliÄ'ft'  (erneuern) 
jahdddes,  mit  schliessendem  Hauch  /^rt'flrUi"  ,&7*'1^?i'5  von  schwachen 

Wurzehi  ?hini''  j&h»^7v  j^enn-  /z-öiat-  j&öJJ^'ft-,  ^^ahö- 

fr/ifl^K":  .('.ffl>-U-  ^a}(n'ö'  jnväivive  (Jos.  6,5),  f^(V\f>^'jetäjjeq, 
<&<<.>.•  J&Hö»-!  eii/V-s  ;aÄ6^7/^,  JK-fll^--  (von  fl>/.flJ:),  J&ÄA."  J&^rt." 

frhA.-;  Imperativ:  d^f{'9^:  fässein,  hllli'  fl>AT--  Äa>-(i:  fflI-Ü.- 
(DOhd'  mj^4'5  <f,V-"  5VA«'  ^rt.'.  Nur  infolge  einer  abgekürzten 
und  ungenauen  Aussprache  (§  56)  kann  f»(T\^^'  (f\ß'^'  u.  dergl. 
jetaiq  taiq  lauten.  Die  mittelhauchlautigen  Wurzeln  müssten 
eigentlich  J&<^llC=  jemähher  er  lehre  bilden,  und  in  der  That  hat 
sich  d  in  diesem  Falle  vor  dem  Doppelhauchlaut  in  alten  Hand- 
schriften und  Drucken  noch  öfters  erhalten  (z.  B.  Deut.  4,  9.  36.  6,1); 
allein  nach  §  45  spricht  man  auch  hiefür  lieber  fj9^VC'  jemehher, 
Imper.  9^ÖC'  mehher,  z.  B.  Ps.  118,26.  64;  solche  Formen  sinken 
dann  in  späterer  Aussprache,  wo  die  Hauchlaute  immer  träger  und 
gleichgültiger  gesprochen  wurden,  leicht  zu  jemehr  mehr  zusam- 
men, §  56. 

Sonst  haben  diese  beiden  Modi  in  ihrer  Bildung  nichts  eigen- 
tümliches :  es  soll  indessen  hier  daran  erinnert  werden,  dass  einige 
Wurzeln  den  St.  I,  1  und  I,  2  in  gleicher  Bedeutung  zulassen, 
namentlich  (Dl^i  troy^:  ^Q^s  und  noch  einige  andere,  s.  §  77  a.  E. 
Indem  zur  Bildung  des  Imperfects  nach  dem  ersten  Radical  noch 
ein  a  eindringt  (§  91),  wird  nach  dem  so  entstehenden  langen 
Vocal  die  Verdopplung  unhörbar  und  durch  Verfärbung  des  ä  zu  e 
(aus  ä  +  i)  ersetzt.  Demnach  entsteht  das  Imperfect  dieses  Stammes 
in  allen  Arten  von  Wurzeln  gleichmässig  durch  ein  nach  dem 
ersten  Radical  sich  festsetzendes  e,  also:  f^^?v9^'  jefesem'^^  f^ih» 
Ä-ft-  /?.^UC-  M-fl/h'  f^^ll'  f^^'ü'ü'  J&'ßAT-  ^'Bfl^d- 

J&rh.fl^K' :    J^^m-JR*-    J&Ä.V  ••    J&X/V--    f!>H,X'    J&Ä.A.--    J&rh.A.:. 

Dieses  e  des  Imperf.  ist  zugleich  das  sicherste  äussere  Erkennungs- 
zeichen aller  Steigerungsstämme. 

3.  Im  Einwirkungs-Grundstamm  trägt  das  die  Kraft  des 
Stammes  enthaltende  ä  durchaus  den  Ton ;  nur  wenn  der  zweite  Radical 
ein  Hauchlaut  ist,  zieht  er  nach  §  48  im  Perfect  den  Ton  an  sich*, 
also:   *^*l*f  s  saqaja^   aber  ^ghO^'  lähdwa.     Das  Imperf.  wird  in 


1  Nach  PßÄTOKius,  Beitr.  z.  Ass.  I,  S.  27  soll  dieses  jefesem  durch  Er- 
satzdehnung aus  ursprünglichem  ^jefissini  entstanden  sein,  worauf  das  Tigrina 
fß^^^^i    [mit  hörbarer  Verdopplung  des  J\]   hinweise. 

2  LuDOLF,  Gr.  Aeth.  I,  7,  3. 


168  §  96.    Causativum  des  einfachen  Grundstammes. 

diesem  Stamme  vom  Subj.  nicht  unterschieden,  weil  das  sonst  für 
diesen  Zweck  angewandte  Mittel  (§  91)  nicht  ausreicht,  um  hier  eine 
eigene  Form  zu  schaffen.  Demnach  lauten  die  betr.  Formen:  Perf. 
n^hs,  Imperf.  Subj.  J&aCh-,  Imper.  (\C\}',  ebenso  *0^s  f>^dO 
^ÖC';  mit  schliessendem  Hauchlaut :  flArh'  erretten  (baleha)  J&fl 
A/h-"  flA^s;  von  schwachen  Wurzeln:  fl^d'  ^hCC'  flCC-, 
"Pih?'  i&'Prh.-  "PiK-,  «^^f  ■  J^*^*"  '^*^  ^ih(D"  J?,Arli.-  A/h-s. 
§  96  II.    Im   Causativum    1.    des    einfachen    Grundstammes 

hat  der  zweite  Radical  im  Perfect  a,  ebenso  der  dritte  in  der  3ten 
p.  S.  m.;    der  erste,   ursprünglich  vocallos,   fügt  sich  dem  Stamm- 
bildungsvorsatz  als    Silbenschliesser   an.     Den  Ton   trägt   die   ge- 
schlossene (erste)  Silbe,  und  nur  wenn  der  zweite  Radical  ein  Hauch- 
laut (mit  a)  ist,  behauptet  dieser  den  Ton.    Das  Causativum  bildet 
sich  auf  gleiche  Weise  von  transitiven  und  intransitiven  Wurzeln. 
Also:  h9^/iii'  dmsala  für  ähnlich  erJcläreUf   h^^d'  liehen,  hYl 
rliR'  akhäda  als  Lügner  überführen.     Von  Wurzeln  mit  schlies- 
sendem  Hauchlaut:    h'i^h-  änsea  erheben^    hUCÜ-  erleuchtest. 
Unter  allen  starken  und  hauchlautigen  Wurzeln  hat  nur  'üVii'  die 
besondere   Eigentümlichkeit,    dass    es    seinen    Hauchlaut   ausstösst 
(§47):  hdii'  sagen  machen  ahäla^  für  Jt'flyA'-     Ausserdem  soll 
hier   noch    einmal    daran    erinnert   werden,    dass   vornhauchlautige 
Wurzeln  ihr  Stammbildungs-Jt  vor  dem  stummen  Hauchlaut  nicht 
dehnen  (§46),  also:  h^^f^'  hh^^'  (nicht  hhi^f^')-   Von  den 
übrigen  Wurzeln    haben    im    Perfect   in    dieser  3ten  p.  S.  m.  die 
doppellautigen  und  hintenvocaligen   durchaus  starke  Bildung:   t\li 
flfls  lesen,  Kb??'  fliehen  machen,  h^h(D''  folgen  machen,  htli*?' 
tränken,    hCh? '  sehn  lassen.     Besonders  hervorzuheben  ist  h9^ 
ÖO'    dm-e-a   erzürnen.      Die    vornvocaligen   lassen    ihren    ersten 
Radical  mit  h  zu  einem  Diphthong  zusammengehn :  Kfl>*Afi'  äu- 
lada  Gehurtshilfe  leisten,   ho^'^h'  antworten,    h^flfi-  trocken 
machen,  hß>!^0'  kund  thun.     Die  mittelvocaligen  Wurzeln  lassen 
auch  in  diesem  Stamm  das  a  meist  nicht  nach  dem  zweiten  Radical 
eindringen,   sondern    bewahren   die  kürzere  Aussprache   von  I,  1 : 
das  K  des  Causativ-Stammes  wird  dadurch  vereinzelt.    Der  Ton  ist 
auf  dem   langen    Wurzelvocal.     Also :    d\^ :   ht^/* '  ahöra,    (Tä  ' 
JiC^K'j  ih,fi'  hib»tk'  (woneben  sich  allerdings  auch  hth^fi'  findet), 
h>R'  Mhß*'-     Nur  die  zugleich  hintenvocaligen  Wurzeln  müssen 
nach  §  69  wie  in  I,  1  notwendig    die   starke   Bildung   annehmen: 
h(l\?(Di  heieben,   hC(D? '  tränken,    h^'(0?''  KTCDP-".     Indessen 
giebt  es  doch  einige  Wurzeln  mediae  w,    welche    auch    die   starke 
Bildunf]f  zulassen:   P^,i  blind  sein  und  P^'  Acht  haben  können 


§  96.    Causativum  des  einfachen  Grundstammes.  169 

t\P^*'  und  ixP^'i  aber  wegen  des  Hauchlautes  auch  aufgelöst 
t\Ö(D^^'  (und  t\0^*')  bilden;  von  in  St.  I,  1  ungebräuchlichen 
Wurzeln  führt  Ludolf  auf:  h/^0^(l\'  zurückführen  und  hlrO^/i' 
beschimpfen,  doch  ohne  Belege.  Einige  Wurzeln  mediae  w,  zu- 
mal solche,  welche  mit  einem  Hauchlaut  oder  Lippennasal  schlies- 
sen,  zeigen  eine  ganz  eigentümliche  Bildung,  indem  sie  ihr  ö  zu  a 
(ursprünglich  ä)  verkürzen  und  so  die  Gestalt  einfacher  dreilautiger 
Stämme  annehmen^:  Oh'  kommen,  V'^'  lang  sein  und  die  unge- 
bräuchliche Wurzel  Ofh'  bilden  beständig  h'üh'  M'h'  tvOth' 
erlauben  (nach  §  45  für  h(\h':  M'^'j  was  noch  vorkommt:  Jos. 
24,  29  ann.,  h(\A\'),  und  ihnen  folgt  (nach  §  48  a.  E.)  (n'ps  hoi^' 
einengen  (Jos.  19,  47),  doch  auch  h^O)^:  Hen.  89,  15.  Ebenso 
bilden  ^i/»:  aufstehn,  ^aoi  schlafen  Ma^'-  und  KV<^«"  z.  B. 
Jud.  16,  14.  19,  wofür  übrigens  die  jüngeren  Handschriften  h^^"*' 
haben;  vgl.  auch  htr^-t'  =  Ji^l---,  h9^h''  und  h'Ph',  hd^' 
=  hC^^'  2  Esr.  2,  30  var.  Ueber  hwm-  (für  Ji/^l»m-"  oder 
h^(U')  s.  den  Imperativ  (unten). 

Im  Subj.  und  Imperf.  dieses  und  der  andern  Causativ-Stämme 
geht  der  Personalbildungsvorsatz  J&  mit  dem  Causativ-^  zu  f  zu- 
sammen, §  47*;  dagegen  kommt  im  Imper.  nach  Abwerfung  des 
Personal  Vorsatzes  das  t\  wieder  zum  Vorschein.  Bezüglich  der 
Vocale  erscheint  im  Subj.  nach  §  91  nach  dem  zweiten  Radical  e; 
der  erste  ist  stumm,  wie  im  Perf.,  und  fügt  sich  der  Vorsatzsilbe 
als  Schluss  an,  also  ^^^C'  jafqer,  ^'ü^^'  jabquel  (von  h'ü 
*feAO;  von  hauchlautigen:  ^?i9"C '  ja-mer,  ff^^C'  ja^nher, 
yir/^Txi  ^'ÜCV-,  aber  von  hdti-  ^'flAs;  von  doppellautigen: 
f'i'ü'ü'  yh't't'',  von  h9^Ö0'  ^9^00-  jam-e%  von  vornvocaligen 
f^S^Ö'  jaide  z.  B.  Hen.  106,  12,  ^fl>-AÄ-s  jaivled\  ^(n-^-^h 
fa^hxni'  Demnach  der  Imper.:  h^^C'  äfqer,  hh9^C',  hlr 
/^h-"j  hlfü'd',  h^^'Ö',  h(0-^^'''äuled.  Die  mittelvocaligen 
und  hintenvocaligen  Wurzeln  lassen  das  e  nach  dem  zweiten  Radical 
nicht  aufkommen;  also:  ^ft.'lhv  Imper.  httjl''  von  hdt'f'']  fffC' 
yO'^i,    Imper.  h^C'-;    ebenso    hoiM'   Tob.  6,16.     Aber   die 


^  König,  S.  116.  —  Vielleicht  wurde  einst  zum  Ersatz  des  ausfallen- 
den ü  der  erste  Radical  doppelt  gesprochen,  sodass  solche  Bildungen  der 
hebr.  in   l'^^;^  11^3(1  entsprächen. 

2  Nach  Prätoriüs,  a.  a.  0.  S.  41  soll  das  Tigrina  f  ^•'If'A'  =  ^^pl 

'V^uaJ   im  Vorzug  vor  dem  Aethiopischen  und   Amharischen  die  ursprüng- 
licheren Formen  bewahrt  haben. 

3  Nach  Trumpf,  S.  529  jauled  zu  sprechen. 


1 '  ^        ,  §  96.    Causativum  des  Steigerungsstammes. 

Stämme  mediae  ü^  welche  im  Perfect  die  kurze  Aussprache  h 
'üh'  h^^"''  haben,  bilden  den  Subj.  in  der  Regel  ebenso  ^•flh" 
y^^s  y-yr*'  y-üiti'  (Jos.  lO,  19)S  daher  Imper.  h^^*'  (z.  B. 
Jos.  6,3.  Jud.  20,7),  h'üh'  älfe  (für  ä-be  §  43),  M')'^.  Doch 
ist  zu  beachten,  dass  in  Beziehung  auf  die  längere  oder  kürzere 
Aussprache  die  PerfF.  und  Subj. -Imperative  sich  keineswegs  immer 
entsprechen ;  wie  vielmehr  z.  B.  ti^tros  im  Imper.  ausser  h^9^' 
auch  die  Form  h^9^ '  (Liturg.)  annehmen  kann  und  hlr'h'  im 
Subj.  auch  die  Form  ^V«1f-'j  so  kann  hP^'  oder  hÖ(D^s  die 
Form  yö^'  oder  yöo^^''  und  h/^(Da\'{^)  den  Imper.  h/^"?' 
Deut.  22,  1   bilden.     Hintenvocalige :  ^Ä"A*-"  ja  diu,  ^'fl*-*  J?<>'?-s, 

yti±''  yöo.:  ycK',  Imper.  h^tir-  ädiü,  h-n^'  M^-  hti±' 

hC^u"•    Doppeltschwache:  yC^'-  Imp.  KC^-',  y^h^'-  Imp.  htW', 
yah^s  Imp.  hO^\''    Aus  diesen  Formen  bildet  sich  das  Imperf. 
ganz  einfach  durch  Eindringen   des   betonten  Vocals  d  nach  dem 
ersten  Radical,  nur  in  mittelhauchlautigen  Wurzeln  erscheint  statt 
seiner  e;   also:  yd.^O  jäfdqer,  yhT'O   f^^h',  aber  fT'hxO 
jämeher   (durch   die  Aussprache  vom  Subj.  ^J^/hC'  jämher   wohl 
unterschieden),  y'ü^'  jähcl,  ^J'fl'fl  ••  y9^ÖÖ'  jä-me-e%   f^^Ö' 
^fl>AÄ"'5  aber  yohfhil'  jäwehe^  (gegen  Subj.  jäwhe^);  von  allen 
mittelvocaligen    (mögen    sie    im   Subj.  die    kurze   oder   lange  Aus- 
sprache haben):  ydiiO^C'-  ^flfl>-hs  ^nfl^rh-'   ^^0^9°'  ^00^^ 
y^Oh^:    ymiO-^'-  (Jos.  19,  47)   yn^^'    jfilß^y:'  (eigentlich 
jäkdjed^  dann  leicht  ^äHit^) ;    von  hinten  vocaligen:  ^'^A•'  f'^'P 
^ÄA--  y/i±',   aber  ycK'-  (jdre-t  d.  i.  jar-t),   ydV-  ^ö^* 
y(D^%'  jäwet. 

2.  Das  Causativum  des  Steigerungsstammes  unterscheidet 
sich  von  dem  Grundstamm  2  in  der  Bildung  nur  durch  die  vor- 
tretende Stammbildungssilbe  h-  Diese  tritt  immer  vereinzelt  vor, 
da  der  erste  Radical  mit  der  ersten  Hälfte  des  Doppellauts  eine 
unveränderliche  geschlossene  Silbe  bildet.  Der  Ton^  ist  in  der 
Regel  auf  der  drittletzten  Silbe,  und  nur  wenn  der  zweite  Radical 
ein  Hauchlaut  ist,  im  Perfect  auf  der  vorletzten.  Hienach  ist  das 
Perfect:  hlü/i-  agdhhara  nötigen^  htiOfi'  ald^dla  erhöhen  (Jud. 
7,  20),  Äh"W5  ^um  Richter  machen,  Ji^^W'  verächtlich  machen, 
K'h^tSr  stark  machen,  Ämf  4*=  versichern^  Äi^Vf  •  schön  machen^ 


'  Auch  y^^ :  Lev.  25,  46. 

2  Vgl.  Philippi,  Beitr.  z.  Ass.  II,  S.  380. 

^  LuDOLF,  Gr.  Aeth.  1,  7.  Dieses  Gesetz  stimmt  aber  nicht  zu  der 
von  LuDOLF  gelehrten  Betonung  von  St.  I,  2  und  III,  2.  Vgl.  auch  oben, 
S.  136,  N.  1. 


§  96.    Causativum  des  Einwirkungsstammes.  171 

htifltt^'  verständig  machen.  Dagegen  von  Wurzeln  mit  schlies- 
sendem  Hauchlaut:  h^'üfh'  Steuer  salilen  lassen^  hl^l^h'  ^ur 
Eile  antreiben,  ixW^'O'  sättigen,  Yx^^^O'  weiter  ziehn.  Da  nun 
dieser  Stamm  im  Perfect  etwas  lang  und  vielsilbig  ist,  so  suchen 
ihn  manche  Wurzeln,  namentlich  mittelhauchlautige  (§  56),  we- 
nigstens im  Perfect,  hie  und  da  aber  auch  in  den  andern  Bil- 
dungen, durch  St.  IT,  1  zu  ersetzen  (vgl.  §  97,2):  so  sagt  man  im 
Perfect  statt  h^0^'  Heber  ^AOA-'  z.  B.  Gen.  7,  17.  18,  2,  statt  hh 
o^^'  immer  \\h^^*'i  statt  ^i'rh'f''  erniedrigen  immer  YvVAx'X"', 
schwerlich  aber  hf^f^h'  in  Wolken  hüllen^  für  ÄÄ<^V"-  Statt 
hOd^'  gleich  machen  findet  sich  im  Perfect  häufig  l\%d,^''  Der 
Subj.  lautet  yvnO  jägdbher,  fh^lrV  ^mj&*'  ^i**^-  ^An«-, 
Imper.  hl'üC'  agäbher,  M\»'}lr'  hoi^^'  hwX^  ÄAn*-"  Dagegen 
von  mittelhauchlautigen:  Subj.  ^AdA'  (eigentlich:  jäle'-el,  was 
zu  jale^'l  zusammengeht  §  56),  Imper.  JiAl^A-  z.  B.  Jos.  8,  18^. 
Das  Imperf,  lautet  von   allen    gleichmässig   ^'i'flC'  jäge'ber^   ^A» 

(JA-  ^-fc/h^-  y^'i'}'  ^'Y.J&A-  ^"im-'J:  JP'^5::  ^An--  u.  s  w. 

Merkwürdig  wegen  seiner  Schwankungen  zwischen  II,  1  und  2  ist 
das  Wort  h/^ld'  im  Netze  fangen.^  insofern  sich  nämlich  Perf. 
(Matth.  17,27),  Subj.  und  Imper.  (Joh.  21,  3.  1  Cor.  7,  35.  Cant. 
2,  18)  nach  St.  H,  1,  dagegen  Imperf.  (Marc.  1,  16.  Luc.  5,  10) 
nach  St.  II,  2  bilden.  Auch  hPd^'  und  hP^'  bilden  den  Subj. 
von  St.  II,  1,  hingegen  das  Imperf.  von  St.  II,  2;  und  ähnliche 
Schwankungen  wird  eine  genauere  Erforschung  des  Sprachschatzes 
wohl  auch  noch  bei  andern  Wurzeln  aufweisen. 

3.  Das  Causativum  des  Einwirkungsstammes  unterscheidet 
sich  von  seinem  Grundstamm  ebenfalls  nur  durch  den  Stammbil- 
dungsvorsatz. Perf.  ?iA4*A"  alaqasa^,  Subj.  y^^tl'  Job.  11,19, 
Imper.  hf^^tl'-j  Imperf.  y^^il-  Joh.  11,31.  Schwach:  ^9il.-" 
Subj.  und  Imperf.  (und  von  vierlautigen  Wurzeln,  die  diesem  St. 
folgen:  f^ao^i  Marc.  5,35.  Luc.  8,  49,  f^ih'  Act.  17,  16).  Der 
Ton  soll  bei  mittelhauchlautigen  Wurzeln  im  Perf.  auch  hier  auf 
der  vorletzten  Silbe  liegen:  Ji'PrhR-  awahäda. 


1  Wie  LuDOLF,  Lex.,  p.  496  hat.  Sicher  hat  Ludolf  selbst  die  Formen 
Yx^fD'l'  schäumen  machen,  }\'il\fl\i  zur  Heue  antreiben,  Y\(B*(V\'t'  ^*^- 
fangen  machen,  }\]^1^}\i  (s.  oben)  falsch  gebildet  für  j^lPfllV';  Mtlih'j 
^fl^mV'j  KT^T^K'-  Wenigstens  ist  die  andere  Aussprache  bis  jetzt 
nicht  belegbar. 

2  Ebenso  h'l'rh'Th!  Eph.  5,  21. 

3  Vgl.  aber  oben,  S.  136,  N.  2. 


172         ^  §  97.    Reflexivstämme. 

97  III.    Die   Reflexivstämme.     Der  Stammbilduügsvorsatz  "f* 

tritt  der  Wurzel  im  Perf.  äusserlich  und  vereinzelt  vor;  im  Subj.- 
Imperf.  fliesst  er  mit  dem  Personalbildungsvorsatz  zu  der  Silbe  JZ»T 
zusammen,  und  nach  §  54  assimilirt  sich  dies  'Ih  einem  folgenden 
Zischlaut  und  stummen  Zahn-Zungenlaut.  In  der  Bildung  der  Zeiten 
fehlt  hier  nach  §  91  der  Vocal Wechsel  in  St.  III,  2.  3  immer  und 
in  St.  III,  1  wenigstens  oft  (s.  unten).  Auch  die  Unterscheidung 
des  Imperf.  und  Subj.  ist  nur  in  St.  III,  2  durchgebildet;  in  St.  III,  3 
konnte  sie  aus  dem  §  95,  3  angegebenen  Grunde  ebensowenig  wie 
in  St.  I,  3  und  II,  3  zur  Erscheinung  kommen.  Aber  auch  in  III,  1, 
wo  schon  der  Subj.  nach  dem  ersten  Radical  a  hat,  reichte  das 
äthiopische  Bildungsmittel  für  das  Imperf.  nicht  aus,  um  eine  be- 
sondere Form  zu  schajßpen :  eine  Dehnung  des  a  hätte  diesen  Stamm 
in  St.  III,  3  hin  übergeleitet ;  sie  unterblieb  also,  und  Subj.  und 
Imperf.  fallen  zusammen.  Möglich  wäre  allerdings,  dass  man  in 
älterer  Zeit  beide  Formen  wenigstens  durch  die  Betonung  unter- 
schieden hätte,  z.  B.  ßßH'lÜC'  Subj.  jetgahär^  Imperf.  jetgabar 
oder  jetgahar. 

1.  Für  das  Reflexiv  vom  einfachen  Grundstamm  könnte 
man,  da  im  Perfect  der  erste  Radical  von  Haus  aus  vocallos  ist, 
wie  im  Caus.-St.  II,  1  MlM'j  die  Form  'Mr)Ä>s  erwarten.  Diese 
kommt  aber  mit  Ausnahme  von  'l^'i^h'  sich  erheben,  aiifstehn^ 
nicht  mehr  vor:  dieses  selbst  war  nur  möglich,  sofern  es  sich  nicht 
von  St.  I,  1,  sondern  unmittelbar  von  St.  II,  1  hlr^h'  erheben  ab- 
leitete, wogegen  das  Refl.-Pass.  von  ^/^h'  nehmen  immer  '^J/^/%s 
lautet.  Bedenkt  man,  dass  "t*  selbst  erst  aus  Ti't'  oder  ti't'  verkürzt 
ist  (§  80),  die  älteste  Bildung  also  h'thf*^'  sein  musste,  so  er- 
klärt sich,  warum  dieses  't  nicht,  wie  das  caus.  hi  mit  dem  ersten 
Radical  zu  einer  Silbe  zusammenfliesst :  aus  ursprünglichem  'h'l* 
hftV-"  entstand  durch  Verkürzung  '^hW^  In  der  That  ist  'th 
fi>s,  mit  Betonung  des  Hauptvocals  in  der  vorletzten  Silbe,  die 
nächste  Aussprache  dieses  Stammes  im  Perfect.  Sie  ist  aber  nicht 
die  einzige  geblieben.  Vielmehr  hat  sich  in  diesem  Refl.-Passiv- 
stamm  statt  des  activen  Vocals  a  sehr  häufig  der  intransitive  oder 
passive  Vocal  e  (§  75  f.)  geltend  gemacht:  'tl'üd'  tagdbra  (für 
tagäbera)^  und  dadurch  wurde  dann  zugleich  ein  Vocalwechsel 
zwischen  Perf.  und  Imperf.-Subj.  erzielt,  sofern  dem  passiven  e  des 
Perfects  im  Imperf.-Subj.  ä  entspricht.     Welche  von  beiden  mög- 


1  Der  Erklärung  dieses  Wortes  durch  König,  S.  148  kann  ich  nicht 
beipflichten.  —  Nach  Nöldeke,  GGN  1886,  No.  26,  S.  1016  ist  i''i/^h' 
von  einem  Substantivum,  etwa  'tlr'^K'  denominirt. 


§97.    Reflexivstämme.  173 

liehen  Aussprachen  nun  bei  den  einzelnen  Wurzeln  eintrete,  kann 
durcli  allgemeine  Gesetze  nicht  bestimmt  werden;  vielmehr  war  es 
zuletzt  nur  der  Sprachgebrauch^,  der  für  die  eine  oder  andere 
Form  entschied.  In  vielen  Wurzeln  wechseln  beide  Formen  be- 
liebig mit  einander,  und  grundsätzlich  mag  allerdings  der  Unter- 
schied zwischen  beiden  ursprünglich  der  gewesen  sein,  dass  z.  B. 
'^0'^^=  ausdrückte:  sich  Jiüten,  't'0^({'  gehütet  werden'^;  aber 
späterhin  ist  dieser  Unterschied  durchaus  verwischt.  Gleichwohl 
werden  wir  die  Aussprache  mit  e  der  Kürze  wegen  die  „passive 
Aussprache"  nennen.  Hienach  hat  man  im  starken  Verbum  für 
das  Perf.  die  doppelte  Aussprache :  't'^^rtni'  geraubt  werden,  'tl 
'fl^l '  geschehn.  Vom  mittelhauchlautigen  Verbum  (§  45)  meist 
't'lthi**'  tagehsa  sich  ent^iehn,  'l'lti'^ll'  gefangen  genommen  iverdcn, 
'l'hüA"  möglich  sein^^  seltener  mit  ä  'l'flhrt'  (=  'l'(\hfi-)  kämpfen; 
mit  schliessendem  Hauchlaut  immer  'f'^^AAi!  sich  füllen^  't'fi9^0' 
gehört  werden.  Von  doppellautigen  entweder  't"1iiPiP '  gesucht 
werden  oder  häufiger  mit  passiver  Aussprache  'f'^H'  gelesen  tverden, 
•f'rtft'  vertrieben  iverden^  selten  "t'rtÄ'R'  geschrieben  (§  55);  aber 
't9^Ö0'  zürnen  ta-me-a  kann  nach  §  56  mit  Zurück  werf  img  der 
Verdopplung  des  zweiten  Radicals  auf  den  ersten  sich  zu  '1*9^0' 
tammea  und  weiter  zu  tärna  vereinfachen.  Vornvocalige  und  hinten- 
vocalige  Verba  sind  im  Perfect  immer  stark  gebildet:  'l'^^O'  be- 
kannt werden^  't'flöAR'  geboren  werden,  'lr(0*V({'  gegeben  werden^ 
'hORcös  übertreten,  'i'flJj^f  s  hineingelegt  tverden,  ■f'hdflJs  ausge- 
gossen werden^  'PCM'  gesehn  werden.  Die  mittelvocaligen  Wur- 
zeln haben,  wenn  mit  a  gesprochen,  die  starke  Bildung;  wenn 
mit  e  gesprochen,  lassen  sie  nach  Abwerfung  des  e  (§  50)  einen 
Diphthong  entstehn :  -Mifl)h-"  Num.  22,  3  und  'W(D*l\'  Matth.  2,  3 
bestürmt  werden,  i'OJ&Äs  Hen.  89,  58  geraubt  werden,  '^rit^^aoi 
gesetzt  werden;  sehr  selten  wird  der  Diphthong  zu  einem  Misch- 
laut verschmolzen:  "i^VO'  geopfert  iverden  (Org.),  't"kh'{^)  aus- 

^  Dieser  ist  aber  noch  nicht  genau  genug  erforscht,  und  viele  von 
LuDOLF  im  Wörterbuch  und  in  der  Grammatik  daraufhin  gemachte  Angaben 
bedürfen  der  Berichtigung. 

2  Wie  LuDOLF  annahm.  Ludolf  hat  aber,  auf  dieses  von  ihm  ange- 
nommene Gesetz  zu  viel  vertrauend,  oft  genug  in  seinem  Wörterbuch  eine 
Form  wie  't'O^d'  aufgestellt,  ohne  sie  belegen  zu  können,  selbst  dann, 
wenn  er  die  andere  Form  •f'O^fl'  i^^  Perfect  öfters  gefunden  hatte  (s. 
Drechsler  S.  34). 

3  Nicht  gut  ist  es,  wenn  Abschreiber  vor  einem  stummen  Hauchlaut 
den  Vocal  des  ersten  Radicals  dehnen:  'l'V^rhA'  ^^^^  ^i^  Äugen  schminken 
für  i-VfvhA- 


174  §  97.    Reflexivstämme. 

gespieen  iverden.  —  Der  Subj.  und  das  Imperf.  bilden  sich  von 
sämmtlichen  Wurzeln  stark  und  gleichmässig  mit  dem  Hauptvocal  a 
nach  dem  zweiten  Radical  und  mit  a  als  nächstliegendem  Vocal 
für  den  ersten;  die  mittel vocaligen  müssen  ihren  vocalischen  Radical 
verhärten,  die  hintenvocaligen  lassen  ihn  mit  dem  vorhergehenden  a 
zu  einem  Diphthong  zusammengehn,  und  nur  die  Wurzeln  tertiae  ü 
können  den  Diphthong  auch  zu  seinem  Mischlaut  zusammen- 
schmelzen lassen  (ganz  wie  im  einfachen  Grundstamm  §  94);  also: 
JR^-inC-  {jetgaharY  Ji^-^rtT"  i&^^'Trlf-  ^ii'^Ö'  (§46),  f.^ 

-hw^'  jz-^^nn^  ^^(Dü-a-  ^^^^ö-  f^-tü?^-  ^y-uailn' 

^W9Ö'  ^>OÄfl>--  oder  ß^^OF-'  }^'^(Df^^:  i&'^^Ai/^.^  Auch 
das  Perfect  't'Tr/'^h'  bildet  wie  'l'^^h'  das  Imperf.  und  den  Subj. 
J&^i'^h«;  und  ebenso  't9^Ö0'  und  '^9^0-  gleichmässig  J&'^^WJ 
'iÖ'-  Der  Imperativ,  weil  vom  Subj.  abgeleitet,  zeigt  gleichfalls 
immer  a  nach  dem  zweiten  Radical:  i'lflC^  'bh'^H'  'td^^hx' 
'l-iPfiT':  't'dA^ah:  oder  i^d.-^'-  i'd.f^ß,'  i-^h^'  u.  s.  w.  Doch 
kehrt  von  't'lrl^lx '  im  Imper.  die  eigentümliche,  dem  Caus.  1 
nachgebildete  Aussprache  "1*11  ^Yx'  erhebe  dich  wieder;  ebenso 
lautet  von  'f'9^00'  der  Imper.  verkürzt  't*9^Ö'  (Plur.  auch  't9^ 
Ö(h')'  Ausserdem  bilden  hie  und  da  mittelhaiichlautige  Wurzeln, 
welche  im  Perf.  die  passive  Aussprache  'P'^chW'  haben,  statt  der 
gesetzmässigen  Form  '^1rh/*' '  die  kürzere  't'lfh^ '  (tag^häs) 
Num.  16,  21.  26.  17,  10  (in  Handschr.  F,  wogegen  die  andern  Hand- 
schriften die  Form  •f'lrh/*''  haben,  die  man  z.  B.  auch  Ps.  33, 
15.  36,  28  liest)  \ 

2.  Das  Reflexiv  vom  Steigerungsstamm  soll  nach  Ludolf 
im  Perfect  den  Ton  auf  dem  Vocal  des  zweiten  Radicals  haben; 
in  den  andern  Formen  ruht  er  auf  dem  Vocal  des  ersten.  Das 
Perf.  hat  von  allen  Wurzeln  die  starke  Bildung:  'f'^^ii'  taqad- 
ddsa  geheiligt  werden,  "i^ho^V^  taJcuannäna  gerichtet  werden,  "l* 
(Ofill'  hinzugefügt  iverden,  'tfid,(Di  hoffen,  'tO^^'  sich  gleich 
werden,  'l^QOi^'  tdawwdra  übersehn,  "i'O^d'  schelten.  Aber  von 
liintenhauchlautigen  regelmässig:  'i^d^^Ai'  sich  freuen,  'f'^^Arh' 
gesalzen  werden,  't'?(O*0'  sich  besänftigen  lassest.  Ferner  trat 
hier,  da  nach  §  56  die  Hauchlaute  nach  der  späteren  Aussprache 
für  die  Verdopplung  leicht  zu  träge  wurden,  eine  Erscheinung 
ein,  die  sich  auch  in  St.  II,  2  (§  96)  bemerklich  machte,  nämlich 


1  Nacli  Trumpp;  S.  527  jetgäbar  zu  betonen. 

2  'T'Tf'fln^!  in  der  äthiopischen  Liturgie  (ed.  Bezold,  in  Svvainson's 
The  Greek  Liturgies,  London  1884),  p.  384,  1.  11  ist  wohl  Fehler  der  Ab- 
schreiber für  '1**70  fl.'« 


§  98.    Causativ-Reflexiv-Stämme.  175 

dass  im  Perfect  mittellianchlautis^e  Wurzeln  von  Sfc.  111,  2  in  111,  1 
zurücksanken.  So  wird  'l^^^Üd'  tamalihdra  zunächst,  da  (nach 
§  97  oben)  statt  a  ein  passives  c  wenigstens  möglich  ist,  zu  ta- 
mahhcra  und  weiter  nach  §  45  zu  tameJihcra,  was  vollends  zu  ta- 
tnchra  zusammensinkt.  Demnach:  'l'^^Ü^'  und  '1'9^0/i'  lernen, 
'h'l'rfi'/'-'  und  'MvTi'f"  erniedrigt  iverdcn ,  'l'tiOti-  und  '['AdA^ 
erhöht  iverden,  'VW^'  und  i'lfU^-"  sich  brüsten,  i"Ä'V^-"  (z.  B. 
Jud.  5,  28  F)  und  '\*i^:'^0  ziirücJcbleiben,  zaudern,  'V^xö^-  be- 
steigen, 't'hhA'  sich  erkundigen,  '/'äO^'  und  '1*^0^'  gequält 
werden,  't^hii'  und  '^K'^lA'  geschmäht  iverden ,  i'f'lifts  und 
'f'J&UR'  Jude  iverden.  Im  Subj.  und  Imper.  haben  sowohl  diese 
als  alle  anderen  Wurzeln  nach  dem  zweiten  Radical  a  als  Haupt- 
vocal,  ebenso  a  nach  dem  ersten;  im  Imperf.  nach  dem  ersten  Ra- 
dical e,  mit  Verlust  der  Verdopplung  des  zweiten,  also:  ß»'l"k?*il' 
J&'Th'l'ftft'"  '/"l*Äft!  jetqe'das,  jetqdddas,  taqäddas;  ^'t'ti»0^ 
^l-AOA-  i-AOA",  ^^d^'Hh^'  ^^^Jf.'h'  'l-^.'^f'h-,  M'?»^W 
i&'l-P'PÜ:  l'f'PU-,  ^H"La)C'  ^'l'0(0O  -f'OflJC-,  MGs  oder 
ß,CLd.ah:  J&rtc:-  -hrte-  oder  tfi^Oh:,  ß.t'^df,:  ß>'>Odj^' 
i'Od^'  n.  s.  w. 

3.  Der  Gegenseitigkeitsstamm  lautet  im  Perfect  •t'4-Artl" 
sich  gegenseitig  trennen,  mit  dem  Ton  auf  ä  tafälata'^,  aber  in  mit- 
telhauchlautigen  Verben  mit  Betonung  der  vorletzten  Silbe  't'^Üti' 
sich  gegen  einen  gnädig  erweisen  tas'ähäla.  Von  Wurzeln  mit 
schliessendem  Hauchlaut  immer  e  (statt  a)  nach  dem  zweiten  Ra- 
dical: 't'P'Üh'  tagabe^a  und  kürzer  tagä'b'a.  Von  allen  schwachen 
Wurzeln  wird  dieser  Stamm  voll  und  stark  gebildet:  'i*^^^'  sich 
gegenseitig  befeinden,  't'^dO'  tama'^e'^a  und  tamä"\i  sich  gegen- 
seitig zürnen,  •f'^O^'Ü:  sich  gegenseitig  schmeicheln,  '^^rtfl•  unter 
einander  heiraten,  'i'^/^h'  einen  gelehrten  Streit  führen,  'f'^- 
(D^i  zusammenlaufen,  '/'hfft'  sich  verbünden,  •f'^Vf  s  mit  ein- 
ander spielen,  •t'4-Vö''  von  einander  Abschied  nehmen.  Auch  im 
Subj.  Imper.  und  Imperf.  hat  dieser  Stamm  a  nach  dem  zweiten 
Radical,  und  Subj.  und  Imperf.  unterscheiden  sich  nicht  von  ein- 
ander; also:  P-H-AT"  f^^Pdltx'  M^O,  ^^^PA-Ü'  ^^/^'(D?x' 

jz.V'PVje.-;  i'4-AT-  i';^nh-  u.  s.  w. 

IV.  Die  Causativ-Reflexiv-Stamme  haben  als  activeVerba  §98 
im  Perfect   den    activen  Vocal  a   nach   dem   zweiten  Radical    und 
lassen  ihn  wie  die  andern  Activstämme  im  Imperf.-Subj.  in  e  über- 
gehn.     Der  Stammbildungsvorsatz    t\h'\'  wird  mit  dem  Personal- 
zeichen zu  ^ft'^  (§  47). 

1  Vgl.  aber  oben,  S.  140,  N.  3. 


176  §  98.    Causativ-Reflexiv-Stämme. 

1.  Der  erste  dieser  Stämme  hat  im  Perfect  zweierlei  Aus- 
sprache. In  der  nächstliegenden  und  gewöhnlichen  Aussprache 
fügt  sich  der  erste  Radical,  der  ursprünglich  vocallos  ist,  dem  Bil- 
dungsvorsatz 't*  als  Silbenschliesser  an  (ganz  wie  in  II,  1)^,  also: 
htl't'id^fli'  einatmen^  mit  schliessendem  Hauch  hM^I'üh'  er- 
obern (Num.  21,32),  htl't''Ü^O'  selig  preisen  und  hli't'Ü^O' 
Fürbitte  leisten\  von  schwachen  Wurzeln:  t\li'\*(0*^{\'  entlehnen 
(Ex.  12,  35),  hli't'Ctx^'  erscheinen  und  offenbaren,  hM'tld?' 
Verleihung  verschaffen;  von  Wurzeln  mit  beginnendem  Hauchlaut: 
htl^fh^d'  geringschätzig  behandeln  (Gen.  29,  25.  Jud.  16.  10). 
Der  Ton  ruht  in  diesen  Fällen  auf  der  drittletzten  Silbe*,  bei 
mittelhauchlautigen  Wurzeln  auf  der  vorletzten.  Neben  dieser 
gewöhnlichen  iVussprache  hat  sich  aber  auch  eine  andere  geltend 
gemacht,  welche  den  A^orsatz  till'l*  nach  Art  der  Reflexivstämme 
vereinzelt  vortreten  und  nach  dem  ersten  Radical  ein  ä  hören 
lässt.  Der  Ton  muss  hier  ohne  Zweifel  auf  der  vorletzten  Silbe 
ruhen;  vgl.  Trumpf,  S.  524.  Diese  Aussprache  kommt  am  häu- 
figsten vor  von  Wurzeln  tertiae  gutturalis,  z.  B.  htl't'^'ih'  eifer- 
süchtig sein,  htl't(\0>^th'  um  Erlaubnis  bitten,  und  von  Wurzeln 
primae  gutturalis^,  z.  B.  htl't'hd^'  als  Toren  behandeln,  htl'l* 
hil?'  für  schlecht  erMären,  htl'f"^iPU^i  erfinden;  doch  auch  sonst 
hie  und  da,  z.  B.  in  htl't^di^'  neben  htli'Cih^'  entfernen. 
Bemerkenswert  ist  ausserdem,  dass  man  von  der  ungebräuchlichen 
Wurzel  [\(D*ih':  welche  in  St.  II,  1  die  kurze  Form  h'üdi'  bildet 
(§  96),  auch  in  diesem  Stamm  ht\'t*'(\ih'  neben  htl't'dO^Ax'  um 
Erlaubnis  bitten  bildet.  Der  Unterschied  dieser  beiden  Aussprachen 
ist  aber  für  die  Bildung  der  übrigen  Tempora  und  Modi  nicht  von 
Belang.  Im  Subj.  fügt  sich  der  erste  Radical  immer  vocallos  an 
den  Bildungsvorsatz  't  als  silbenschliessend :  yil'i^'i^il'  ^fti^'fl 
^Ö'  yM-Cil-Ü'  ytl^f^i^C'  ytl-tltd-  yil-t-Ch^-,  demnach 
Imper.:  hMCil-ü-  htl-t-Ü^Ö'-  hM^ihC''  htfttld''  hili- 
Ch^'-  Zur  Bildung  des  Imperf.  dringt  das  (wahrscheinlich  auch 
hier  betonte)  ä  nach  dem  ersten  Radical  ein:  ytl'i^Ül'ü'  ytl'td 
^Öi  fh'\"\^l^'  ^ft'^rt^••;  in  mittelhauchlautigen  Verben  trübt 
es  sich  zu  e:  f  li'f'9^ h\C.'  jästameher  (wogegen  Subj.  jästämher), 
yil't'ÜÖ^')  ytl'VCh^'  {jästaret,  daher  in  einzelnen  Handschriften 
hie  und  da  ^fti'^/i,'*  geschrieben,  s.  St.  I,  1). 

1  Vgl.  König,  S.  148. 

2  S.  dagegen  Trumpf,  S.  523. 

^  Um  die  Delinung  des  a  von  'f*  zu  vermeiden,  weswegen  man 
neben  hh^^ftl^^'  auch  hli'i'tM^'  sagt. 

4  Auch  fll'lrdh^'  Herm.  p.  85  a,  1.  3;  vgl.  König,  S.  119. 


§  99.    Mehrlaiitige  Verba.  177 

2.  Vom  zweiten  Grundstamm  lautet  dieser  abgeleitete 
Stamm  im  Perfeet  htl'l'Oli*''  mit  dem  Ton  auf  der  drittletzten 
Silbe ^  (s.  St.  II,  2),  also:  astaäggasa^  Geduld  üben.  Er  wird  von 
allen  schwachen  Wurzeln  stark  gebildet,  z.B.  l\l\'\*OM '  gross 
thiin,  f\l\'\*{id*(D  '  einem  Hoffnung  machen,  hl\'l"h^A '  vorziehn, 
^ift'f'fllhA"  gerne  vertrauen-,  von  Wurzeln  tertiae  gutturalis:  Kh 
'l'd./^'fh'  sich  freuen  (asfafdsseha).  Im  Subj.  hält  sich  selbst- 
verständlich das  ä  nach  dem  ersten  Radical,  das  a  nach  dem 
zweiten  wird  zu  e:  ytl'l'Ol/^:  jästa'dgges,  ftl'l^'^^ll''  flxi'fD 
hA"  .eri'l'Ofl.--  yiX'VM*'  ,eft'^<{./^;h•■^  ebenso  der  Imperativ: 
Yxh'VOl^''  u.  s.  w.  Das  Imperf.  bildet  sich  (wie  in  allen  Stei- 
gerungsstämmen) durch  e  nach  dem  ersten  Radical  mit  aufgeho- 
bener Verdopplung:    ^ftiA*?/^"   ytl-t^^^'-   yfl't'^d'   ^ft'^ 

rt.^-5    U.  S.   f. 

3.  Vom  dritten  Grundstamm  abgeleitet  bildet  dieser  Stamm 
das  Perf.  hM'^fiiy''  mit  dem  Ton  auf  der  drittletzten  Silbe ^ 
von  W^urzeln  tertiae  gutturalis:  hll't'P'üh'^  ebenso  hll'i'^äO'' 
Andere  Beispiele  s.  oben  §  84.  Subj.  und  Imperf.  werden  nicht 
unterschieden;  in  beiden  tritt  für  a  nach  dem  zweiten  Radical  e 
ein:  ftli-^ltl^'-  jästamasel,  yh-tP'üh'-   yfl-t^CC-    S^MQ^'- 

ytli'^^''   ytli^^ÖÖ']   hienach  Imper.:  htl't'^llA'   hfl't-dd' 

u.  s.  f. 

Das  mehrlautige  Verbum  folgt  in  der  Bildung  der  Tem-  §  99 
pora  und  Modi  im  Allgemeinen  denselben  Gesetzen  wie  das  drei- 
radicalige.  Auch  im  mehrlautigen  Verbum  kommt  der  innere 
Vocalwechsel  zwischen  beiden  Zeiten  immer  beim  vorletzten  Radical 
zur  Erscheinung;  die  beiden  ersten  fügen  sich  zu  einer  Silbe  mit 
a  zusammen  und  behaupten  sich  in  dieser  Zusammensetzung  fast 
durch  die  ganze  weitere  Bildung  hindurch:  nur  in  den  Imper- 
fecten  und  in  St.  III,  3.  IV,  3  muss  sich  diese  Gruppe  auflösen. 
Auch  gilt  in  dieser  Gruppe  der  a-Laut  für  so  wesentlich  und  ein 
langer  Vocal  in  der  ersten  Stammsilbe  für  so  wohl  erträglich, 
dass  dieses  a  vor  stummen  Hauchlauten  nicht  nach  §  45  zu  e  ge- 
trübt, sondern  nach  §  46  zu  ä  gedehnt  wird.  Im  Gebiet  der  zwei 
letzten  Radicale  dagegen  gelten  in  Bezug  auf  die  Behandlung  der 
Hauchlaute,  Wurzelvocale  und  verdoppelten  Radicale  dieselben  Ge- 
setze wie  beim  dreiradicaligen  Verbum. 

I.  Der  Grundstamm  unterscheidet  im  Perfeet  keine  tran- 
sitive  und    intransitive  Aussprache.     Er  lautet  immer  mit  drei  a, 

^  In  mittelhauchlautigen  auf  der  vorletzten.    S,  jedoch  Trumpf,  S.  524. 
2  Hingegen  ein  Mal  yM'f^Ö'iP'>  s-  m.  Lex.,  col.  1306. 

Dillmann,  Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  12 


17"  §  99.    Causativstamm. 

und  den  Ton  trägt  die  erste  (geschlossene  oder  langvocalige)  Silbe ^. 
Also:  f^'ilO'  dängasa  bestürmt  sein^  mit  einem  Hauchlaut  als 
zweitem  Radical:  "VU^h"  mä'hraka  erbeuten^  mit  einem  solchen 
als  letztem:  l^'t'ti'  zerstören,  mit  einem  Hauchlaut  an  zweiter 
und  letzter  Stelle:  fl'y^'fl'V"2  verfaulen^  mit  Verdopplung  des  dritten 
Radicals:  ftj^rtrts  vertilgen^  zugleich  schwach:  Hilhff'  von  TJn- 
Jcraut  reinigen^  mit  langem  Vocal  als  zweitem  Radical:  "^Ai' 
verderben^  Ä,U!  verfolge)!^  -f-llfh'  mischen^  mit  einem  Vocal  als 
letztem  Radical:  ÄCflf"  schiessen^  fk'i^O):  die  Cither  schlagen; 
mehrfach  schwach:  0(O*^(Ds  heulen,  %(D(D:  gefangennehmen^  7>*l^' 
sündigen^  ^^(Ds  duften^  AA^'  entflammen.  Der  Subj.  wird  durch 
die  vortretenden  Personalzeichen  und  durch  Uebergang  des  a  nach 
dem  vorletzten  Radical  in  e  gebildet:  J&fi'J*7d'  jeddnges,  primae 
gutturalis:   ^O'iltC',  ferner:  J&<^ÜCh -,   ^l^^h'    jK.O'V-'fl^-- 

f^f.rhh'  je-^/hf-.-,  j&'^ftT-  j&5^'7'j-  ^^hhx'  j&Rcn-  j&A 

*}*-■    ^OOh^''    ^%(0.:   oder  ^%(D-(D*'    ^1%'    jK-^V-'    jZ-A-A--" 
Hienach    Imper.:    Ä'>*7Ö  •"    (XY-'Ü'^'    Rl^AA -■    Ä,'7'> -"    'LfO-Oh: 

(Jud.  5,  12)  u.  s.  w.*  Zur  Bildung  des  Imperf.  dringt  ein  betontes 
a  nach  dem  dritten  Radical  ein ,  wodurch  die  vom  ersten  und 
zweiten  gebildete  Silbe  in  zwei  Silben  auseinandergeht:  ß^MlÖ' 
jedandges,  ^o^ÜCYl-  ^1dJ\rlt\'  /2.n''l"'n'^-  S^f.^l\hh  JE-rti** 
(Apoc.  14,  2),  JiR^fl^!,  ^0(D^'"  Nur  diejenigen  Wurzeln,  welche 
einen  langen  Vocal  als  zweiten  Radical  haben,  wie  ^M'  ^1^' 
'f'tlth' j  können  keine  besondere  Form  des  Imperf.  bilden,  weil 
ein  nach  demselben  eindringendes  a  mit  dem  langen  Vocal  ver- 
schmilzt, und  selbst  Wurzeln  wie  "ilf  s  A^Aö*:  sind  zu  träge,  um 
ihren  Mischlaut  aufzulösen,  also:  J&^A'Js  ^^11'-  f'-f-h^'  ^ZX' 
^A^A*'  (Jac.  3,  6),  ßrlOhi.  Selten  und  nicht  gut  ist  es,  wenn 
Wurzeln  mit  einem  Vocal  als  letztem  Radical  die  Durchbildung 
des  Imperf.  unterlassen,  wie  z.  B.  Ludolf  aus  einer  Handschrift 
des  Organ,    anführt:    h'i'l" '   Av.^'^K'A' •   die  nicht  verwelkt   für 

IL  Genau  nach  denselben  Gesetzen  werden  auch  die  Tempora 
und  Modi  des  Causativstamm  es  von  vierlautigen  Wurzeln  ge- 
bildet. Perfect:  h^^'if^ü'  amändaba'^  in  Drangsal  bringen,  tx"^ 
'höh'  anvertrauen,  MT^'VO'  den  Ader  wohl  bestellen,  Yx^h'Th' 
zubereiten,  K^'^CAA"   tasten  machen,   hfiClfD:  schmücken,  hl" 


1  S.  dagegen  Trumpf,  S.  524. 

2  Unregelmässig  sind:  Subj.  ß,9^ÜCi}'  Kuf.  p.  122,  n.  4,  p.  160,  n.  11; 
Impei.  iTDOCi}'  Jes.  8,  1.3  var.;  —  und  J&ÄrhfJi-'  von  Ärllff  •"• 


§  100.    Reflexivstamm.  179 

"JÄf  •  cine7i  aufhalten^  ^i'ilf '  sandigen  machen^  IxTu^ifi'  riechen^ 
h^i^'^Ü):  ]\Iiihc  machen,  hC''lC'h'  hesünftigen^  ^Ä'J/hrfi«'  opfern. 
SubjuiiLtiv:    jP^/»'}.e,'n :    ^'l'Wi'    ^'^T'VÖ'   fmlt\'?h'   JP'^C 

hh'  ytic-h'  .e-KJ^,!  yvh'  j?ä.v--  .eH^»-:  ^^^c^-  j?ä'> 

rluTh-  üdei  jPAWh'^rli-;  Imperativ:  hf^'iJ^'ü'  h*^"lÖl'  u.  s.  w  ; 
Iiupeifect:  ^(i^'i^:'^'  ft^'hö'i  '  y*\*o^'?Ö' .  jPni^Th -■  ^^Z- 
hl\'  yfidl"'  .e-M^:,  aber  ^^^:  .e^V-:  ^Htf«-"  Fünflauti^re 
Wurzeln  ziebn  den  ersten  Kadical  mit  dem  Stammbildungsvorsatz 
in  eine  Silbe  zusammen,  den  zv^^eiten  und  dritten  in  eine  Silbe 
mit  a;  der  vorletzte  Radical  ist  der  Träger  des  Vocalwechsels.  In 
der  Imperfectbildung  setzt  sich  a  nach  dem  dritten  Radical  fest, 
und  die  Silbe  des  zweiten  und  dritten  löst  sich  damit  in  zwei  Silben 
auf.  Also:  hC^^'^h^^ii'  armdsmasa  hin-  und  her-tasten,  h^^ 
ihf^th'  und  h^^fh^th'  rötlich  werden,  Mni'flnirt-"  tröpfeln, 
hroCO/j  süss  machen,  Subj.  ^C^ftS^A-  y^y^h^Ih',  y'HÖCC', 
Imperf.  yC^fi9^t\''  järmasämes,  f^^(h^(t\'  (Lev.  13,  24.  Matth. 
16,2.3),  ^^ninT-fl!  Ps.  71,6.  Ebenso  h?.9^Ü^^',  h^f^O?^:, 
?iÄ"^Uf  f -•  oder  hK'^Uf  P--  schlaff  machen,  h^Tflfi'  leise  flüs- 
tern und  die  beiden  durch  htl  gebildeten  Causativa  §  85,  nur  dass 
hier  Subj.  und  Imperf.  nicht  unterschieden  werden  können:  ^A 
-^tltl'  yil^CC'  ^A/'-Hlf-,  auch  ^A**! 

III.  Im  Reflexivstamm  zeigt  der  vorletzte  Radical  keinen  §  100 
Vocalwechsel  zwischen  den  beiden  Zeiten  §  97;  dagegen  ist  es  hier 
möglich  geworden,  durch  Einschiebung  des  ä  nach  dem  zweiten, 
im  Subj.  vocallosen  Radicals  das  Imperf.  vom  Subj.  zu  unterscheiden, 
und  nur  in  den  Wurzeln  mediae  infirmae  fällt  (wie  in  St.  I  und  II) 
Imperf.  und  Subj.  zusammen.  Hienach  Perfect:  'f'^^l'Rft!  tamdn- 
daha^;  -f-Ri^Arts  vertilgt  iv  er  den,  'fr^'hdY'  -f-l^^h'^  -i^^^hTCh' 
anbeten,  'l^iro'}fia)s  versucht  werden,  't^9^Ü?''  i^'^M-  i'H^^fh' 
l-rt-rtf!  -/-ßHai:  (§86);  Subjunctiv :  ^l'^'JÄ'fl:,  J&RiPrtfl  ■ 
(Ps.  108,13),  ^^'l^d-y-  (Ps.  120,7),   i&Th1^;l-?i:,    ^^Mh-, 

Hfl>-!;  Imperativ:  '\rf^9^{lh'  i'^^O'}'  u.  s.  w.  Aber  Imperfect: 
f.^OD'if^^',  jetmanddal,  /Z-R^rtA',  ^^^^'^0'}'-,  ^^Id.^'h', 
JRÄhHh-,  ^^0^^fi(D*'',  je.Ä^li/2.5,  dagegen  ^^'^fk'i'  usf. 
wie  Subj.  Der  Reflexivstamm  von  sechsradicaligen  Wurzeln  (§  86) 
ist  bis  jetzt  nur  im  Perfect  gefunden.  Ueber  die  Bildung  des 
Perfects  des  Gegenseitigkeitsstammes  s.  §  86.  Besonders  zu 
bemerken  ist,   dass  selbst  die  Wurzel  H.^Ö'-  ihr  e,   das  sie  durch 

1  S.  dagegen  Trumpf,  S.  524. 

12* 


loO  §  101.    Bildung  der  Personen,  Genera  und  Numeri. 

alle  Bildungen  von  St.  I  und  III  behauptet,  vor  dem  eindringen- 
den ä  zu  aj  auflöst.  Selbstverständlich  hat  das  lange  ä,  durch 
welches  dieser  Stamm  gebildet  wird,  den  Ton.  Das  Imperf.  unter- 
scheidet sich  vom  Subj.  nicht  (vgl.  §§  95 — 97);  auch  ist  zwischen 
den  beiden  Tempusbildungen  kein  Vocalwechsel.  Also:  J&rtTrtA' 
Ex.  26,  3;  ^mV**--  Lev.  23,  22;  ^M^Oh:  ß>fi^h(0-'  J&rtJ] 
i*ß>:,  Imperativ:  -t/i^hiO*''  i'H^Vcö-s  u.  s.  f. 

IV.  Der  Causativ-Reflexiv-Stamm  ist  nach  §  86  sehr 
selten.  Im  Imperf.  und  Subj.  muss  er  den  Vocalwechsel  aller 
Activstämme  zeigen,  daher  ytl'tfi^h*'  Jac.  3,  17. 

V.  Der  schwächere,  durch  vorgesetztes  tilf  gebildete  Reflexiv- 
stamm (§  87)  giebt  sich  insofern  als  den  activen  Stämmen  näher 
stehend  zu  erkennen,  als  er  zwischen  den  beiden  Zeitbildungen  den 
gewöhnlichen  Vocalwechsel  der  activen  Stämme  zeigt.  Vom  Subj. 
wird  das  Imperf.  wie  in  den  übrigen  Stämmen  der  mehrlautigen 
Wurzeln  unterschieden.  Das  Personalzeichen  im  Subj.  und  Imperf. 
verbindet  sich  mit  tilr  ebenso  wie  sonst  mit  hh  und  h-  Daher 
Perfect:  h'}l"Cl''d'  angudrgiiara^,  Subj.:  y'il''C't'C' ^  Imper.: 
Ml^CbO,  Imperf.:  yi^^Jt^O-  Mit  Hauchlauten  und  wurzel- 
haften Vocalen:   Perf.  Md^dAv  hl.^Öf^O}!  hlOi^O'  hlf^ 

fio)'  h'izi?',  Subj  nf\:h'ü,'h''  n^äa^'  nt^M-  y-iöfi"- 

fllXh  Imperf.  ^^Arh-fl/h-"  H^O^h  die  übrigen  wie  im  Subj.^ 

III.  Die  Bildung  der  Personen,  Genera  und  Numeri. 

101  Es  liegt  im  Begriff  des  Verbums  (im  Unterschied  vom  blossen 

Aussagewort),  dass  es  nicht  nur  die  Aussage  giebt,  sondern  auch 
die  Person,  von  der  etwas  ausgesagt  wird,  schon  in  sich  enthält 
oder  doch  andeutet.  Daher  ist  der  dritte  Schritt,  den  das  Verbum 
zu  seiner  vollständigen  Ausbildung  macht,  der,  dass  es  seine  Tempus- 
und  Modusstämme  mit  den  Personalzeichen  versieht.  Um  diesen 
Schritt  zu  thun,  greift  es  in  das  Gebiet  der  Pronomina  hinüber, 
sofern  zum  Ausdruck  der  verschiedenen  Personen  eben  die  persön- 
lichen Fürwörter  dienen.  Die  Personalzeichen  am  Verbum  sind 
entstanden  aus  der  Zusammensetzung  des  Verbalstammes  mit  den 
persönlichen  Fürwörtern :  diese  sind  in  der  Folge  mit  jenem  zusam- 


1  S.  dagegen  Trumpf,  S.  525. 

2  Ueber  die  eigentümliclien  Formen  von  Y\i^^lii[\ '  sich  regen 
s.  m.  Lex.,  col.  327;  über  die  mit  'f*  gebildeten  Fassiv-Reflexiva  wie  'f*'}' 
(t\^0'  oben,  S.  150. 


§  101.    Personalzeichcn  am  Perfect.  181 

mengewachsen ,  haben  aber  in  dieser  engeren  Verbindung  Ab- 
kürzungen und  zum  Teil  starke  Verstümmlungen  erlitten.  Es 
wiederholt  sich  also  am  Verbum  zugleich  der  ganze  Bestand  der 
Geschlechts-  und  Zahl-Unterscheidung  der  Personen,  der  im  Gebiete 
der  persönlichen  Fürwörter  in  der  Sprache  Geltung  und  Leben  hat. 
Wie  nach  §  148  am  persönlichen  Fürwort,  so  werden  im  Aethio- 
pischen  auch  am  Verbum  zwei  Numeri,  Singular  und  Plural,  und 
in  beiden  von  der  zweiten  und  dritten  Person  zwei  Genera,  mascu- 
linum  und  femininum  unterschieden. 

Schon  in  §  91  ist  darauf  hingewiesen  worden,  dass  die  Stellung, 
welche  das  Personalzeichen  gegenüber  dem  Verbalstamm  einnimmt, 
für  die  Bildung  der  beiden  sich  entgegenstehenden  Tempora  von 
wesentlicher  Bedeutung  ist.  Am  Perfect  treten  die  Personalzeichen 
hinten  an,  am  Imperfect  und  Subjunctiv  vorn.  Diese  verschiedene 
Art  der  Anfügung  hat  aber  bewirkt,  dass  die  Verstümmlung  der 
ursprünglich  vollen  Fürwörter  am  Perfect  eine  andere  wurde  als 
am  Imperfect,  und  hiernach  teilen  sich  die  in  der  Sprache  wirk- 
lich gebräuchlichen  Personalzeichen  in  zwei  Reihen. 

1.  Die  Personalzeichen  am  Perfect^.  Die  dritte  Per- 
son Sing.  masc.  wird  nicht  durch  ein  besonderes  Zeichen  unter- 
schieden :  da  alle  andern  Personen  und  Geschlechter  in  beiden 
Numeri  genau  durch  Endungen  bezeichnet  sind,  so  konnte,  ohne 
dass  ündeutlichkeit  entstand,  kraft  des  Gegensatzes  das  Personal- 
zeichen in  diesem  einen  Fall  entbehrt  werden.  Die  dritte  P.  fem. 
dagegen  hat  at^  das  zu  gleichem  Zweck  auch  in  Nominalstämmen 
dient,  s.  §  126.  Dieselbe  Person  wird  im  Plur.  masc.  durch  w,  im 
fem.  durch  ä  bezeichnet.  Jenes  ist*  aus  ümü^  wm,  wn,  dieses  aus  ön 
[Ohtvf'li')')  an  verkürzt.  —  Das  Zeichen  für  die  zweite  Person 
Sing,  ist  im  masc.  h,  im  fem.  tl..  Der  Vocalwechsel  zwischen 
beiden  Geschlechtern  ist  ganz  derselbe  wie  im  vollen  Fürwort  der 
zweiten  Person  (§  148);  auch  die  andern  semitischen  Sprachen 
haben  ihn  in  den  Personalzeichen  noch  ganz  oder  in  Spuren. 
h  und  In*  selbst  aber  ist  nichts  anderes  als  der  zweite  Bestandteil 
des  zusammengesetzten  vollen  Fürworts  h'i'b'  und  h'i'b'  (§  148), 
insofern  nach  g  65  aus  ursprünglichem  twa,  woraus  'f'  entstanden 
ist,  auch  h  werden  konnte  und  ausser  in  diesem  Fall  auch  im 
Pron.  suff.  der  zweiten  Person  beider  Numeri  in  allen  semitischen 


^  Vgl.  dazu  jetzt  besonders  Nöldeke,   Untersuchungen  zur  semitischen 
Grammatik,  ZDMG  XXXVIII,  S.  407  ff. 

2  Wie  man  noch  deutlicher  in  den  andern  semitischen  Sprachen  sieht. 


182  §  101.    Personalzeichen  am  Imperfect. 

Sprachen  geworden  ist^.  Auch  im  Phiral  hat  das  Aethiopische 
dieselbe  Umwandlung  des  ursprünglichen  Lautes  in  k :  raasc.  h«"**! 
Jcemmü^  fem.  Tnlr'  Tcen^  ganz  entsprechend  dem  zweiten  Bestandteil 
in  hlf^"^"'  h'i^'i',  §  148.  —  Für  die  erste  Person  lautet  das 
Zeichen  im  Sing,  th,  im  Plural  V.  In  kü  ist  das  Jc^  wie  es  scheint, 
ursprünglicher  als  das  t,  das  säramtliche  andern  semitischen  Sprachen 
zeigen  (§  65),  und  gewiss  hat  der  Einflass  der  Personalzeichen  der 
zweiten  Person  bewirkt^,  dass  sich  dieses  k  hier  zäher  erhalten  hat. 
Um  so  mehr  musste  aber,  damit  nicht  die  erste  P.  und  die  zweite 
P.  fem.  zusammenfallen,  sich  für  die  erste  Person  der  Vocal  w, 
der  nach  §  65  ebenso  nahe  liegt  als  t,  festsetzen.  Das  '^  des  Plur. 
ist  ein   Rest  des  vollen  Pron.  'JrhV',  §  148. 

2.  Für  das  Imperfect  und  den  Subjunctiv  sollen  nach  dem 
ursprünglichen  Sinn  der  Sprachbildung  die  Personalzeichen  dem 
Thema  vorgesetzt  werden.  Da  aber  vorn  auch  die  Zeichen  der 
Verbalstämme  antreten,  so  mussten,  wenn  nicht  einzelne  Verbal- 
formen vorn  übermässig  belastet  werden  sollten,  die  Personalzeichen 
zu  möglichster  Kürze  zusammenschrumpfen.  Im  Aethiopischen,  wie 
in  den  andern  semitischen  Sprachen,  sind  darum  die  vorn  antreten- 
den Personalzeichen  entweder  von  Anfang  an  sehr  kurz  oder  stark 
verkürzt  und  bestehn  aus  einem  einzigen  stärkeren  Laut.  Da  aber 
dieser  nur  zur  Bezeichnung  der  verschiedenen  Personen  ausreicht, 
nicht  aber  zur  Bezeichnung  der  Genera  und  Numeri,  so  wurde 
durch  hinten  neu  antretende  Geschlechts-  und  Zahl-Zeichen  nach- 
geholfen. Die  dritte  Person,  zunächst  im  Sing.,  hat  vorn  für 
das  Masc.  J&,  für  das  Fem.  't;  hinten  am  Thema  haben  beide  keine 
weitere  Bezeichnung  mehr.  Das  1*  ist  sicher  dasselbe  Feminin- 
zeichen, das  im  Perfect  und  sonst  sehr  allgemein  im  Gebiet  der 
Nominalstämme  erscheint  (§  126).  Ebenso  aber  ist  ßß  nichts  an- 
deres als  das  ursprüngliche  Fürwort  der  dritten  Person  (§  65)  und 


1  Der  Unterschied  zwischen  dem  Aethiopischen  und  den  andern 
Sprachen  ist  nur  der,  dass  diese  in  den  Unterschied  der  Form  ta  und  Tca 
den  Gegensatz  des  Fürworts  als  Subject  und  des  Fürworts  in  der  Unter- 
ordnung hineinlegten,  jenes  dagegen  die  Form  ta  für  das  selbständige,  die 
Form  ka  für  das  (hinten)  angehängte  Fürwort  gebrauchte. 

2  Während  in  den  andern  Sprachen  das  t  der  zweiten  Personen  den 
Uebergang  von  A;  in  i  in  der  ersten  veranlasste.  —  Erman,  ZAS  XXVII,  S.  81, 
weist  das  ku  der  1.  p.  S.  Perf.  auch  im  Aegjptischen  nach.  Vgl.  auch  Halkvy, 
Notes  seniitiques  in  den  Melanges  JRenier   (Paris  188G),  p.  447  ff.     üeber  c) 

statt  i  der  1.  p.  S.  in  Südarabien  vgl.  v.  Maltzan,  ZDMG  XXV,  S.  197  und 
MoRDTMANN,  cbcud.  XLIV,  S.  191. 


§  101.    Personalzeichen  am  Imperfect.  183 

bezeichnet  zunächst  nur  im  Gegensatz  zu  den  andern  Personal- 
zeichen '1"  "h  If  die  dritte  Person,  ohne  Unterschied  des  Geschlechts 
(so  noch  im  Plural)^:  erst  durch  den  Gegensatz  von  fem.  I*  be- 
kommt es  die  Bedeutung  eines  masc*  Im  Plural  wird  ausserdem 
hinten  für  das  masc.  ü^  für  das  fem.  ä  angehängt,  offenbar  die- 
selben Pluralzeichen,  die  sich  auch  im  Perf.  finden;  und  zwar  lauten 
sie  im  Aethiopischen  immer  bloss  w,  ä,  während  bekanntlich  die 
andern  Sprachen  grade  im  Imperf.  ihre  ursprünglichere,  vollere 
Form  noch  mehr  erhalten  haben.  Da  ä  im  Unterschied  von  ü 
schon  an  sich  das  Fem.  bezeichnet,  so  unterbleibt  im  Plur.  in  dem 
vorgesetzten  Personalzeichen  der  Wechsel  von  J&  und  'Ih;  J&  als 
der  allgemeine  Ausdruck  für  die  dritte  Person  genügt  für  beide 
Genera.  Zur  Bezeichnung  der  zweiten  Person  tritt  im  Sing. 
und  Plur.  in  beiden  Geschlechtern  vorn  das  Zeichen  'ih  an,  eine 
Abkürzung  aus  hVl"  ÄT"!'*^-"  (§  148).  Für  den  Ausdruck  des 
masc.  Sing,  muss  dieses  vorn  antretende  T  genügen,  und  dem  Uebel- 
stand,  dass  auf  diese  Weise  die  2.  p.  m.  S.  mit  der  ganz  ebenso 
gebildeten  3.  p.  f.  S.  zusammenfällt,  wurde  im  Aethiopischen  nicht 
abgeholfen.  Dagegen  wird  das  Fem.  und  ebenso  der  Plur.  m. 
und  f.  wieder  durch  hinten  antretende  Zeichen  besonders  unter- 
schieden :  für  das  fem.  Sing,  dient  dazu  der  Yocal  i,  der  auch  am 
selbständigen  Pronomen  der  2.  p.  S.  das  weibliche  Geschlecht  aus- 
drückt; für  die  Bezeichnung  des  Plur.  dienen,  da  die  Person  als 
zweite  schon  vorn  bezeichnet  ist,  die  allgemeinen  Pluralzeichen,  die 
auch  bei  der  dritten  Person  angewendet  sind,  ü  im  masc,  ä  im 
fem.  Die  erste  Person  hat  ein  vorn  antretendes  h.  im  Sing., 
verkürzt  aus  h^'  ich^  und  Ir  im  Plur.,  verkürzt  aus  'JrhV«  tvir, 
und  beide  reichen  für  sich  schon  aus,  da  in  dieser  Person  keine 
Genera  unterschieden  werden. 


^  Im  Assyrischen  ist  nach  Haupt  die  Form  jaqtulu  für  das  Fem.  viel 
häufiger  als  taqtiihi;  s.  ZDMG  XXXIV,  S.  757. 

2  Dieser  Gebrauch  des  i  für  die  dritte  Person  ohne  Unterschied  des 
Geschlechts  weist  für  die  Bildung  der  Personalzeichen  in  eine  Zeit  zurück, 
da  ühYi  und  ^ji]ti  noch  nicht  als  masc.  und  fem.  sich  entgegengesetzt  wur- 
den,  wie   auch   in   JR,?if[,!  jetzt  dieser  Gegensatz  noch  nicht  erscheint.  — 

Dass  ^,    ^,  j  nicht  erst  aus  ive  umgelautet  sei,  wird  jetzt  wohl  allgemein 

zugestanden  werden  (s.  Dietrich,  Ähhandl.  zur  hehr.  Gramm.,  184G,  S.  122  fF.; 
Ewald,  Hehr.  Spr.  S.  434  Anm.).  Dass  das  Syrische  dafür  ne  hat,  beweist 
noch  nichts  für  eine  Erweichung  des  je  aus  ne,  sondern  nur,  dass  dem 
Syrischen  die  Deutewurzel  j&^  überhaupt  sehr  frühe  verloren  gegangen  ist 
(wie  auch  aus  dem  Mangel  des  i  zur  Bildung  des  st.  c.  hervorgeht)  und 
dafür  eine  andere  (§  62)  in  Gebrauch  kam. 


184  §  102.    Personalbildung  des  Perfects. 

102  Für  die  Anfügung  dieser  Personalzeichen  an  den  Stamm  der 

Tempora  und  Modi  sind  teils  der  vocalische  und  consonantische  An- 
laut der  hinten  anzufügenden  Personalzeichen,  teils  die  Tonverhält- 
nisse maassgebend^. 

1.  Von  den  Personalzeichen  des  Perfects  lauten  drei  vocalisch 
an:  at^  w,  ä,  die  übrigen  consonantisch.    Betont  waren  sie  gewiss 
einst  alle,  aber  die  Mehrzahl  derselben  ist  tonlos  geworden.     Nur 
w,  ä,  Jccmmü^  heyi  bewahren   in  der  Regel   ihren  Ton    und  ziehn, 
da  das  wirkliche  Wort  nur  einen  einzigen  Hauptton  haben  kann, 
zugleich  den  Wortton  überhaupt  auf  sich.     Die  übrigen  sind  alle 
tonlos  geworden,  aber  die  consonantisch  anlautenden  Hessen  ihren 
Ton    nicht    weiter    als    auf    die    unmittelbar    vorhergehende    Silbe 
(welche  immer  entweder  geschlossen  oder  mit  einem  langen  Vocale 
oder  Diphthong  versehn  ist)  zurückweichen,  und  nur  das  vocalisch 
anlautende  at,  das  keine  geschlossene  Silbe  vor  sich  bildet,  belässt 
durchaus  dem  Perfectstamm  den  Ton,    den   er  von  Haus  aus  hat. 
Aber  auch  die  Personalzeichen  ü  und  ä,  die  in  der  Regel  den  Ton 
auf  sich  ziehn,    geben    ihn    an  die  vorhergehende  Silbe  ab,    wenn 
diese    einen   stammlangen    oder    unveränderlich    langen   Vocal   hat 
(wie  in   '^rrb'  ^^*')'     Die  Art  der  Anfügung    dieser  Personal- 
zeichen  ist   im    übrigen   sehr  einfach.     Da   der  letzte  Radical  im 
Perfectstamm   ursprünglich    vocallos   ist   (§  91),    hängen    sich    die 
consonantisch  anlautenden  Zeichen  so  an  ihn,  dass  vor  ihnen  eine 
geschlossene  Silbe  entsteht,  die  vocalisch  anlautenden  aber  so,  dass 
sie  den  vorhergehenden  dritten  Radical  zu    ihrer    Silbe    ziehn;   ist 
der  dritte  Radical  ein  Vocal,   so  fügen  sich  die  consonantisch  an- 
lautenden einfach  als  eine  neue  Silbe  daran  an,  vor  den  vocalisch 
anlautenden  aber  muss   sich    der  Vocal   in    seinen  Halbvocal  ver- 
härten and  sich  zur  Silbe  der  Personalzeichen  fügen.     Hienach  ist 
die  Conjugation  der  meisten  Perfectstämme  verständlich;  z.  B.  il^' 
nagdrat,  nagdrka,  nagdrkt^  nagarhü,  nagarii ,  nagarä  ,  nagarJcemmü^ 
nagarhen,  nagdrna.    Oder  von  Jift'f'Chfl.*  astdrkabat,  astarJcäbJca, 
astarkabü\  astarJcahkemmü.     Doch  ist  hier  noch  einmal  daran  zu 
erinnern,  dass  die  vier  Personalzeichen  der  zweiten  Person  und  das 
der  ersten  Person  Sing,  ihr  h  einem  vorhergehenden  wurzelhaften 
1:  +:  assimiliren,    z.  B.    OdX'  'ardggt    für    OdlK'^   VÄ^»«^-! 
fiadaqqemmü  für  ^f^^Ylt*^"  (§  54),  und  dass  zwei  zusammentref- 
fende h  oder  V  in  diesem  Falle  nur  ein  Mal  geschrieben  werden: 
f^thh'  mahdkka,   llM'  kaddnna,  J^^iV-"  Gadla  A.  135,19;   InV-" 


^  Ueber  die  Accentverhältnisse  vgl.  Tkumpp,  S.  525  und  König,  S.  160  ff. 


§  102.    Personalbildung  des  Perfects.  185 

1.  Plur.  ebend.  23,  9.  25,  10  (§  55).    Besondere  Beachtung  verdienen 
die  folgenden  eigentümlichen  Perfectstämme. 

a)  Die  Perfecta,  welche  nach  dem  zweiten  Radical  den 
halbpassiven  Vocal  e  (statt«)  haben,  nämlich  St.  I,  1  in  der 
intransitiven  Aussprache  und  St.  III,  1  in  der  Aussprache  'i'l'd/i', 
lassen  in  allen  denjenigen  Personen,  wo  es  in  geschlossener  be- 
tonter Silbe  steht,  ihr  e  in  das  stärkere  d  übergehn  (§  60)^,  also 
zwar  l-n^'l---  oder  -f'l'fl^-:  'M-fl^-",  aber  lUCh'-  oder  i"?flCh", 
und  behaupten  dann  dieses  a  auch  in  den  beiden  Formen  der  zweiten 
Person  Plur.,  wo  der  Ton  auf  dem  Personalzeichen  ruht,  also  nie 
l'flCh^---  oder  -M-nCh'J-,  sondern  immer  lilCilf^'  i^ldCil'}'', 
oder  von  ^Iff-rt-*:  iHh^llh'  ^h«ft]ri^-' 

b)  Die  Perfecta  der  Stämme  I,  1.  III,  1.  2  von  Wurzeln 
mediae  gutturalis  in  der  halbpassiven  Aussprache  9^{h^'  "l"! 
Ö\l'  't'K'hA  -  können  diese  Aussprache  mit  e  durch  die  ganze 
Conjugation  hindurchführen,  also  z.  B.  l^rThCh  •"  'tlÖHh'  i'K' 
hAh'  (s.  Tafel  III),  und  in  der  That  müssen  dies  die  Perfecta 
derjenigen  einfachen  Stämme  thun,  welche  in  der  Grundform  nur 
diese  intransitive  Bildung  zulassen,  wie  z.  B.  AÜ*^!.  Viele  aber 
lassen  schon  im  ersten  Stamm  die  Aussprache  mit  a  ebensowohl 
als  die  mit  e  zu  (s.  §  76  a.  E.),  und  vollends  im  St.  III,  1.  2  sind 
bei  allen  beide  Aussprachen  möglich*;  man  kann  daher  ebensogut 
ff^AiCh'-  'i'lOllili  '^ÄÄAh-'  u.  s.  f.  sagen.  Die  verschiedenen 
Handschriften  schwanken  bei  solchen  Wörtern  sehr  stark  zwischen 
beiden  Aussprachen^.  Zu  sprechen  aber  sind  solche  Formen  zu- 
nächst meherka,  ta-ge-ezlm  oder  kürzer  tag-eska^  ta-se-elka^  aber 
es  wird  kaum  zu  bezweifeln  sein,  dass  die  späteren  Abessinier,  die 
sämmtliche  Hauchlaute  weich  aussprachen,  wie  mehra,  tagem^ 
taselay  so  auch  mehrJca,  tage'^ka^  taselka  sprachen  (s.  §  46  a. E.).  — 
Die  Wurzeln  tertiae  gutturalis  lassen  in  allen  Perfectstämmen 
vor  allen  consonantisch  anlautenden  Endungen  das  a  nach  dem  vor- 
letzten Radical  wieder  hören,  müssen  es  aber  nach  §  46  zu  ä 
dehnen:  ^A^s  ^AJ^h-",  'ihth'  'iflMl',  nArfv"  fl^rlhh-",  hn-üh' 
hn(\h\\h  ÄÄ-flrh-  hMhxXl',  l^^h'  ^^;^Ki|:  u.  s.  w.,  wo- 
gegen sie  vor  allen  vocalisch  anlautenden  Endungen  das  e  des  vor- 
letzten  Radicals   bewahren:   'l^^Yx^'   7^'Thh«-'  7^^^-"  u.  s.  w. 

c)  Die  dreiradicaligen  Wurzeln  mediae  geminatae  bilden 
zwar  in  der  halbpassiven  Aussprache  des  Perfects  von  St.  I,  1  und 

1  Vgl.  Philippi.  Beitr.  z.  Ass.  II,  S.  378  f. 

2  Nur  'hT'/h'i'-   scheint  immer  die  Aussprache  mit  t  zu  bewahren. 

3  S.  z.  B.  Gen.  16,  13  annot. 


186  §  102.    Personalbildung  des  Perfects. 

III,  1  vor  allen  vocalisch  anlautenden  Endungen  die  contrahirte 
Form  >•?.:  i'^fl-s  '^Jfl••  u.  s.  f.  für  nadedü  tanahebü  u.  s.  w.,  da- 
gegen wird  vor  allen  consonantisch  anlautenden  Endungen,  wo 
für  e  vieiraehr  a  eintreten  muss  (s.  oben),  der  Doppellaut  durch 
dies  a  stets  auseinander  gehalten,  also  •f'VQ'flVh^  i'Vfl'flh^''*''  u.s.  w. 
9^00'^  die  einzige  äthiopische  Wurzel  mit  gleichem  Guttural  als 
zweitem  und  drittem  Radical,  wird  im  Perfect  von  St.  II,  1  regel- 
mässig conjugirt,  h9^Ö0'  h9^'^idll'  u.  s.  w.,  kann  aber  nach  §  97 
in  St.  III,  1  sowohl  die  volle  Form  'i'9^dO'  als  auch  die  zusammen- 
gezogene 't9^0'  haben.  Jene  wird  •i'^^^idU'  'l*9^d(hi  u.  s.  f. 
conjugirt,  diese  aber  -wie  ein  Perf.  des  St.  I,  2  einer  Wurzel  tertiae 
gutturalis,  also  'l^9^Ü'  i^'^Öil'-  'i*9^(h''^  u.  s.  f. 

d)  Die  Wurzeln  mediae  infirmae,  mögen  sie  tertiae  gut- 
turalis sein  oder  nicht,  bewahren  in  allen  Perfectstämmen,  welche 
in  der  Grundform  die  mischlautige  Aussprache  haben,  diese  durch 
alle  andern  Personen  hindurch,  wie  r^^  s  tt^Ch '  ?  Oh '  Ohh  ' ) 
h^'i^'  hH^^il'  hdi^'  hiU^h'-,  M'  honna  wir  sind  geworden 
(Hen.  103,  11);  wo  sie  aber  in  der  Grundform  ihren  Wurzel vocal 
zum  Halbvocal  verhärtet  haben,  wie  in  (Ti?^'  Y\Ö(Dö  "t'if.CDrt:, 
oder  diphthongische  Aussprache  haben,  wie  in  'f'rhö^ft'  'l^iP^ffo: 
tahaiisa  tasaima,  führen  sie  die  verhärtete  Aussprache  durch  die 
pfanze  Bildung  hindurch,  also  m^^f'^''  hÖOiCh'  'l'^(Dtlh', 
i^ih(Dt\i\'  i-iP^trh'-  Verba,  welche  in  St.  II,  1  und  IV,  1  die 
verkürzte  Form  h^ifo:  }\'(\th'  htl'i''(\th'  haben,  werden  wie  Per- 
fecta vom  einfachen  Stamm  conjugirt:  h^9^h'  Mthh'  Atfti'flrhh«"- 

e)  Die  hintenvocaligen  drei- und  mehrradicaligen  Wurzeln 
müssen  (s.  oben)  in  allen  Perfectstämmen  vor  den  vocalisch  an- 
lautenden Endungen  ihren  letzton  Radical  zu  einem  Halbvocal  ver- 
härten, vor  allen  consonantisch  anlautenden  Endungen  aber  ihn  als 
Vocal  hören  lassen.  Da  zugleich  der  zweite  Radical  in  diesem 
Falle  meist  a  hat,  so  vereinigt  sich  das  u  und  i  als  dritter  Radical 
mit   diesem   a    zunächst   zu    einem    Diphthong:    "i'Afl^h"  iJj&h'j 

nAj&h"  von  flA?-,  «^t^h-  '^Ärhf  J&h-  '^'^l^J&h•  ^lA'^ft^J&h• 

^Ije-h-  %(Day'h''  '^H^5rfl^V^■•  h'ifiÜa^X)'',  und  in  der  Regel 
wird  der  Diphthong  bewahrt.  Doch  können  wenigstens  die  Wurzeln 
mit  schliessendem  ü  den  Diphthong  noch  weiter  in  einen  Mischlaut 
verwandeln:  i'/t^h",  'i'd.-f't}'',  fh^^Yh',  «^Ä'A^Vhs  GadlaA.  21,21, 
und  namentlich  das  Verbum  Üi{(Di  sein  thut  dies  sehr  gewöhnlich 
und  lautet  nicht  nur  Vti**l\'   l/A^h*"*"'   Vti**^'  u.  s.  w.,   sondern 


^  So  nach  Ludolf;  doch  kommt  auch  'l'^^^^Yl'  vor,  z.  B.  Ex.  32,  12. 


§  103.    Personalbildung  des  Subjuncfcivs  und  Imperfects.  187 

sograr  (M'"!""  für  UAfl^'l'-'j  sofern  man  nach  §  91  für  ViiiDs  selbst 
IM*'"  sagen  kann.  Seltener  erscheint  der  Mischlaiit  bei  den  mit  i 
schliessenden  Wurzeln,  wie  -Tf^h^- s  Jos.  24,  22.  Jud.  10,  14, 
'M%h-!  Jud.  16,17.  Ex.  29,  17.  Mehrlautige  Wurzeln  haben  die 
mischhiutige  Aussprache  häufiger  als  die  dreiradicaligen,  weil  die 
daraus  gebildeten  Stämme  länger  sind  und  darum  so  viel  als  mög- 
lich verkürzt  werden.  —  Eigentümlich  conjugirt  werden  die  drei- 
radicahgen  Wurzeln  tertiae  infirmae,  die  zugleich  mediae  gutturalis 
sind  und  intransitive  Aussprache  haben,  wie  CYi?'  sehn,  CO?' 
iveiden,  Ohö?'  brennen  {TtV?'-  TÖf-'  9^V(D:  ÄVThö^O  Wenn  an 
diese  consonantisch  anlautende  Endungen  treten ,  so  entstünden 
nach  dem  (oben  unter  b)  Gesagten  zunächst  Formen  wie  re-  e-t-Jca^ 
aber  e  wird  nach  §  51  regelmässig  von  dem  Radical  verdrängt, 
also  re-t-ha  ChM'  "•  s-  f-^  (s-  Tafel  III).  Ob  die  auf  u  schlies- 
senden (l^Ufll!  8'rhfl'O  ebenfalls  dieser  Bildung  folgen,  also  Ä'rh-h-" 
bilden,  ist  noch  nicht  mit  Sicherheit  zu  sagen,  da  sie  in  den  be- 
treffenden Personen  noch  nicht  belegt  sind ;  möglich  ist,  dass  sie 
in  diesen  Personen  in  die  Aussprache  mit  a  übergehn  (Ärhfl>*hO' 
Auch  Ch?'  fällt  in  St.  III,  1,  obwohl  man  i'Chf-'  -f^Ch?^'  u.  s.  w. 
sagt,  vor  den  consonantisch  anlautenden  Endungen  in  die  Aus- 
sprache mit  a  zurück:  't'dh^h'  u.  s.  f.  —  Die  doppelt  schwachen 
Wurzeln  wie  th^tOi  ^CDf :  l^?s  bieten  nach  dem  §  69  Gesagten 
nichts  eigentümliches  dar:  rhPfl^-h-'  ^(D^h-  >ff,h-"  u.  s.  f. 

2.  Die  Anfügung  der  Personalzeichen  an  den  Sub-  §  103 
junctiv  und  das  Imperfect.  Was  zunächst  die  Personal- 
vorsätze Ji'^?l'}  betrifft,  so  ist  über  die  Art,  wie  J&  dem  Stamme 
vortritt,  schon  §§  92 — 99  gehandelt  worden;  alles  von  ^  Gesägte 
gilt  aber  auch  von  den  drei  andern,  üeberall,  wo  der  folgende 
Radical  einen  eigenen  Silbenvocal  hat  (also  in  den  Imperfecten  aller 
Grundstämme,  im  Subj.  von  St.  I,  2.  3  des  dreiradicaligen  und  von 
St.  I  des  mehrläufigen  Verbums,  sowie  im  Subj.  von  St.  I,  1  der 
mittelvocaligen  und  vornvocaligen  Wurzeln  schwacher  Bildung), 
werden  diese  Vorsätze  mit  einem  flüchtigen  e  gesprochen,  und  nur 
wenn  der  folgende  Radical  ein  Hauchlaut  ist,  nach  §  44  mit  a, 
daher  nicht  nur  ?0C1''  ^OlliC-,  sondern  auch  ^'^H'-  ?0^' 
von  (O'thU  '  O^bti  ••  Wo  sie  aber  mit  dem  ersten  Radical  eine 
einzige  (geschlossene)  Silbe  bilden,  wie  im  Subj.  I,  1  der  meisten 
dreiradicaligen  Verba,  werden  sie  mit  dem  vollen  Vocal  e  ge- 
sprochen.     Ferner    geht    in    allen    durch    "i'    gebildeten    Reflexiv- 


^  C/ujK-Vhs  Hab.  3,  2.  7  Cod.  Laur.;  Ch^^M?*'  Am.  9,  1  Cod.  Laur, 


ioö  §  103.    Personalbildung  des  Subjunctivs  und  Imperfects. 

stammen  der  Personal  Vorsatz  mit  diesem  '^,  das  sein  a  aufgiebt,  in 
J&'lh  zusammen^,  wobei  die  §§  54,  55  erklärten  Gesetze  zu  beachten 
sind.  Endlich  vereinigen  sich  mit  dem  i\  der  Causativstämme  II 
und  IV  sowie  des  Reflexivstammes  V  die  Vorsätze  nach  §  47  zu 
^j  ^j  Ä,  ^.  Die  Personalnachsätze  (welche  am  Subj.,  Imperat. 
und  Imperf.  gleich  sind)  bestehn  aus  blossen  Vocalen  i,  ü^  ä.  Sie 
ziehn  durchaus  den  Ton  des  Wortes  auf  sich,  also:  J&7'fl4«'  'ihj 
1d'  J&i.Ä"'^'  jegahrü\  tenagrt\  jefesema^.  Als  vocalische  Nach- 
sätze ziehn  sie  den  Schlusslaut  des  Stammes  zu  ihrer  Silbe,  und 
wenn  er  ein  Vocal  ist,  wie  in  den  Wurzeln  tertiae  infirmae,  so 
muss  sich  dieser  in  seinen  Halbvocal  verhärten.  Obgleich  nun 
aber  der  Schlusslaut  der  letzten  Stammsilbe  zur  Endungssilbe  fort- 
rückt und  letztere  auch  den  Ton  an  sich  zieht,  so  wird  doch  der 
Bildungs-  oder  Wurzelvocal  der  letzten  Stammsilbe  (der  nun  in 
offener  Silbe  steht)  unverändert  bewahrt,  wie  in  j^AOri'  'IhAftrtj, 
ß>^9^'  ^'to^h  i&AÄ':  ^A-^s,  ^IIC'  ^'i1<^',  i&n A/h"  m 
Arh--,  J&<CK"1^"  l'iC.Ä'^-,  ^'J'7C-  ^'ild'  u.  s.  f.,  und  wo  der 
Bildungsvocal  von  einem  Vocal  als  drittem  Radical  in  der  Grund- 
form verschlungen  war,  wie  in  J&flh«'  ^H'A''  f/L%'-)  muss  er, 
nach  Verhärtung  des  Wurzelvocals  in  einen  Halbvocal,  wieder  ein- 
treten: ^flSn^s  J&^-Afll.-'  '^^*7t^.•^  Jedoch  finden  sich  in  alten 
Handschriften  Formen  wie  jR-flll.^!  für  J&'flh^-"  Abb.  LV,  4  Esr. 
6,  25,  je.'^*f^!  Am.  6, 15  Cod.  Laur.,  f.i{±^'  Am.  9, 14  Cod.  Laur.^ 
Für  die  Aenderung  der  Silben  Verhältnisse  ist  zu  beachten:  Wenn 
die  letzte  Stammsilbe  den  Bildungsvocal  e  hat,  wie  in  J&V*7C',  oder 
wenigstens  hatte  oder  haben  sollte,  wie  in  j^^'A*':  und  dieser 
letzten  Stammsilbe  eine  offene  Silbe  mit  kurzem  Vocal,  also  ent- 
weder mit  a  (^^10  jK-i-A-O  oder  mit  e  ('}*7D)  vorhergeht,  so 
zieht  dieses  ä  oder  e  den  ersten  Laut  der  letzten  Stammsilbe,  wenn 
er  mit  seinem  e  vereinzelt  wird,  an  sich,  sodass  er  sein  e  aufgiebt 
und  sich  als  stummer  Schlusslaut  der  vorhergehenden  Silbe  anfügt^: 
^^1C-  't^^ld'  jendger  tenagri',  IflC'  'il^'  neger  negru,  ftl 
't'dil'il'  fM*dYli\''  jästaräkeh  jästarakbu  ;  und  wenn  man  For- 
men wie  J&<^A?is  ^'i(0'9^i  ^0Dß,^:  nach  §§  43  und  50  wenigstens 
missbräuchlich  jemäl-e  jenäum  jemäit  ausspricht,  so  lautet  dagegen 


1  Also  anders  als  im  Arabischen,  das  sich,  auch  hier  als  vocalreicher 
bewährt.  —  Die  Verkürzung  von  'f*  zu  ']['  kann  uin  so  weniger  auffallen, 
als  nach  §  80  dieses  »f*  selbst  in  früherer  Zeit  it  oder  et  gelautet  haben  muss. 

2  Vgl.  aber  Trumpp,  S.  526  ff. 

3  In  meiner  Ghrest.  Aeth.,  p.  147,  str.  3,  1.  2  bietet  das  MS  statt  ^ftf-.s 
vielmehr  ^ftj&s. 


§  103.  Personalbildung  des  Subjunctivs,  Imperfects  u.  Imperativs.      lo9 

'V'^A^-"    y.^a^'d^'s    JP»<^JP*m-=    notwendig   temal-i'  jenaumu 
jemaitu. 

Die  Verba  tertiae  gutta ralis  verlängern  in  ihrer  Grund- 
form in  allen  den  Fällen,  wo  die  letzte  Stammsilbe  den  Bildungs- 
vocal  a  haben  sollte,  diesen  zu  ü:  f^iT^h'  9^S{Tti:  yA'i^Mti'' 
.e-1-^"/rTK-  fAd.^itx'  ^rlPtMtiS  tPd^i:  ^Vl  ^U^Ü"  u.  s.  f. 
Wenn  nun  eine  Personalendung  antritt  und  der  Hauchlaut  zur 
folgenden  Silbe  gezogen  wird,  so  fällt  nicht  nur  der  Grund  zur 
Dehnung  des  a  weg,  sondern  nach  §  45  muss  dieses  Bildungs-a 
in  e  übergehn,  worauf  der  dieses  e  einführende  vorletzte  Radical 
in  den  geeigneten  Fällen  (die  soeben  genauer  bestimmt  wurden) 
das  e  ganz  verliert  und  sich  einer  vorhergehenden  offenen  Silbe 
mit  kurzem  Vocal  als  stummer  Silbenschliesser  anfügt,  also: 
"l-J^K'/u-",  9^^h^'  mes-u  für  me-se-ü\  J^.'^^A^.!  jetmal- u  für 
jetma-le-u  ,  ^^*^/^^\'  ^H*d./^iK'  tetfasseht  u.  s.  f.  Nur  die 
wenigen  Subjunctive  und  Imperative  von  vorn-  oder  mittelvocaligen 
Wurzeln  schwacher  Bildung,  welche  §  93  beschrieben  sind,  näm- 
lich J&9h:  und  9h:  von  (D^h'  und  ß^iVk-  flhv  jK-^h"  von  OK-" 
^ti'  bewahren  das  lange  ä,  sofern  dieses  zugleich  zum  Ersätze 
eines  ausgestossenen  Wurzellautes  dient,  durch  die  ganze  Conjugation 
hindurch  (s.  Tafel  III).  JK-H?!-,  ^'Hh'-  und  dh'  sind  Analogie- 
bildungen nach  ßf^lti'  und  ^h'- 

Die  hintendoppellautigen  Verba  lassen,  wenn  in  ihrer 
Grundform  die  beiden  gleichen  Laute  nur  durch  den  schwachen 
Vocal  6  auseinandergehalten  sind  und  dem  ersten  derselben  eine 
offene  Silbe  mit  kurzem  Vocal  vorhergeht^,  wie  in  ^^''fl'fl«  'J'fl'fl' 
^J^Ä-s  ^A^'lf/^/*'-  j&ft^rtA-  9^^.t\h'  (nicht  aber  in  fM» 
11'  f\i«ll'  h»^*}--  l\\\9ll',  weil  hier  das  erste  1  doppelt  zu 
sprechen  ist),  in  den  durch  Personalendungen  vermehrten  Formen 
(vgl.  oben)  ihre  beiden  gleichen  Laute  ohne  trennenden  Vocal  auf- 
einanderstossen,  und  man  schreibt  sie  in  diesem  Falle  lieber  nur 
einmal:  ß-Vn--"  ^fl--"  fh^^-  ^fti"Tlu^s  J&R^fr:  ^^^fr-",  wohl 
aber  auch  zweimal  wie  J&V'fln*'  (s.  §  55)^*.  Die  Imperfecta  und 
Subjunctive  von  h9^Ö0'  und  i'J^dO:,  99^00'-  und  ^^'ifo'iö'' 
(§§  96,  97)  sind  noch  nicht  alle  zu  belegen,  bieten  aber  in  der  Con- 
jugation nichts,  was  nicht  aus  den  allgemeinen  Gesetzen  zu  ver- 
stehn  wäre,  z.  B.  99^ä(h'  Num.  16,  30.  Deut.  31,  20.  29.  Hen.  69, 1, 


1  Fälle  wie  J&'Vu^'  für  j&'V/*'!***'  Cod.  Pocok.,  Ps.  77,  9  beruhn 
auf  Irrtümern  der  Abschreiber.  —  Von  einer  mehrlautigen  Wurzel  beachte 
den  Subj.  ^^flA'flA-'  Fal.  f.  51  {Lex.,  col.  1235). 

2  S,  dagegen  König,  S.  95. 


190  §  104.    Stammbildung  der  Nomina. 

oder  f^^a^Othi  Joh.  7,  23;  ebenso  Tmper.  -1*9^ ö'  (§  97),  -{-9^%^ 
'^J^'£^:   -f-ir»^:,  oder  -1*9^0%'   -^rTÖth'  -1*9^0^' 

Die  Conjugation  der  Verba  tertiae  infirmae  hat  keine 
Schwierigkeit,  da  sowohl  ?,  ü  als  die  Diphthonge  und  Mischlaute 
aiy  au,  ß,  ö  sich  leicht  in  ihre  entsprechenden  Halbvocale  auf- 
lösen lassen  und  nach  §  52  alle  hier  vorkommenden  Lautgruppen, 
nämlich  j1^  jü^  jä^  wt^  wü^  wä  in  der  äthiopischen  Sprache  wohl 
ertragen  werden.     Das  als  Aorist   gebrauchte   erste  Imperfect  von 

-fluA"  (§  92),  j&ß-,  bildet  j&n,"  ^n.'  ^-ßA.-  htt."  j2.n./v-'  f^{[»^'' 

■'Thn>/V''  'hOiA'  "JOiS  ^ ;  das  zweite  Imperfect  /^-tl Av  sowie  der  Sub- 

junctiv  J^flA-   und  der  Imperativ  flA',  sammt  dem  Imperfect  von 
hüA'j  i&hA'  (§  92)   folgen   den   gewöhnlichen  Gesetzen:    ^flA*" 

je.'flA--  j?.hA--"  nA-:  U.S. f. 


ZWEITE  ABTEILUI^G. 
Die  Nominalbildung. 

§  104  Dem  Verbum  steht  gegenüber  das  Nomen  (Nennwort),   so- 

wohl das  von  Begriffswurzeln  abgeleitete  Nomen  im  engeren  Sinn 
als  das  von  Deutewurzeln  abgeleitete  Pronomen  (Fürwort).  Wie 
die  Bildung  der  Verba,  durchläuft  auch  die  der  Nomina  drei 
Stufen :  aus  der  Wurzel  bildet  sich  der  Nominalstamm,  der  Stamm 
geht  in  die  Unterscheidung  der  Genera  und  Numeri  ein,  die  so 
ausgebildeten  Wörter  nehmen  je  nach  den  besondern  Verhältnissen, 
in  die  sie  im  Satze  eintreten,  besondere  Formen  (Casus)  an.  Diese 
Bildung  ist  aber  bei  den  Pronomina  zum  Teil  eine  andere  als  bei 
den  eigentlichen  Nomina,  und  unter  diesen  selbst  haben  wiederum 
die  Zahlwörter  viel  eigentümliches  und  nehmen  zugleich  in  einigen 
Stücken  an  den  Besonderheiten  der  Fürwörter  teil.  Wir  unter- 
scheiden daher  in   der  Darstellung  diese  drei  Arten  von  Nomina. 

A.   Die  Bildung  der  Nomina  im  engeren  Sinne. 

I.   Die  Stammbildung  der  Nomina. 

Ihrer  Bedeutung  nach  teilen  sich  die  Nomina  zunächst  in 
Begriffswörter  (Abstracta),  welche  einen  Begriff,  eine  Handlung 
oder  eine  Eigenschaft  rein  für  sich  in  Form  eines  Nomens  aufstellen 


I 


1  Vgl.  Trumpf,  S.  526. 


§  104.    Stammbildung  clor  Nomina.  191 

(wie:  Glaube,  Töduntjj,  Schnelligkeit)  und  in  Aussage  Wörter 
(Concreta),  welche  den  Begriff  als  in  einem  Wesen  oder  einer 
Sache  verkörpert,  daran  haftend  aussagen.  Die  Concreta  selbst 
zerfallen  wieder  in  selbständige  (Substantiva),  welche  irgend  eine 
Person  oder  Sache  nach  einem  Begriff,  den  der  Geist  als  in  ihr 
zur  Erscheinung  gekommen  wahrnimmt,  benennen,  d.  i.  Personen- 
namen und  Sachwörter,  und  unselbständige  (Adjectiva),  welche 
einen  Begriff  als  einer  Person  oder  Sache  zukommend  aussagen 
und  daher  immer  eine  Beziehung  auf  eine  Person  oder  Sache,  der 
sie  beigelegt  werden  wollen,  in  sich  enthalten,  d.  i.  Beschreibe- 
wörter oder  Eigenschaftswörter.  Diese  beiderlei  Sinnunter- 
scheidungen der  Nomina  sind  zwar  in  sich  selbst  fliessend:  ein 
Begriffswort  kann  durch  leichte  Veränderung  des  Sinnes  zu  einem 
Sachwort  oder  Personennamen  werden  (wie  z.  B.  Kleidung  zunächst 
das  Kleiden,  dann  aber  auch  das  Kleid,  Erstgeburt  auch  den  Erst- 
gebornen bedeuten  kann)  oder  die  Stelle  eines  Beschreibeworts  ein- 
nehmen (wie:  Gott  ist  Wahrheit),  und  ein  Beschreibewort  kann 
leicht  ein  Personen-  oder  Sachwort  werden;  gleichwohl  muss  in 
der  Bildungslehre  jene  Grundunterscheidung  festgehalten  werden, 
da  es  für  das  Verständnis  der  Stammbildung  immer  darauf  an- 
kommt, was  ein  Wort  ursprünglich,  nicht  was  es  abgeleiteterweise 
bedeute.  Besondere  Arten  der  Nomina  sind  ferner  die  Infinitive 
und  Parti cipien;  sie  unterscheiden  sich  dadurch  von  andern  Nenn- 
wörtern, dass  sie  nicht  unmittelbar  aus  der  Wurzel,  sondern  aus 
den  Stämmen  des  Verbums  hervorgehn.  Sie  stehn  darum  dem 
Verbum  näher  als  irgend  ein  anderes  Nennwort  (Nomina  verbalia) ; 
sie  stellen  den  VerbalbegriflP  in  seiner  Stammbestimmtheit  ^  dar 
entweder  als  reines  BegrifiPswort  (Infinitiv)  oder  als  Beschreibewort 
(Particip),  und  von  jeder  dieser  beiden  Arten  gibt  es  in  den  se- 
mitischen Sprachen,  die  noch  ihren  ganzen  Bildungsreichtum  er- 
halten haben,  so  viele  Bildungen  als  das  Verbum  Stämme  hat. 
Aber  das  Aethiopische  hat  wenigstens  im  Gebiete  des  Particips 
eine  starke  Einbusse  erlitten :  es  hat  nicht  mehr  die  Fähigkeit,  von 
jedem  Verbum  in  jedem  Stamm  ein  Particip  zu  bilden;  nur  von 
einzelnen  Verben  hat  es  aus  einzelnen  Stämmen  Participien  gleich- 
sam als  zerstreute  Beste  einer  früheren  Bildungszeit  erhalten,  sonst 
aber  das  Particip  auf  andere  Weise  ersetzt.  Die  Infinitive  werden 
regelmässiger  gebildet;  da  sie  aber  eine  besondere  Art  des  Nomens 

1  Aber  weiter  als  bis  zur  Unterscheidung  der  Verbalstämme  begleiten 
im  Semitischen  bekanntlich  das  Particip  und  der  Infinitiv  das  Verbum  nicht; 
die  Unterscheidung  der  Tempora  liegt  nicht  in  ihnen. 


192  §  104.    Stammbildung  der  Nomina. 

ausmachen,  werden  wir  darüber  erst  am  Schlüsse  der  Uebersicht 
über  die  Nominalstamrabildung  handeln.  Dagegen  ist  die  Be- 
schreibung der  noch  zerstreut  erhaltenen  Participialbildungen  in 
die  Darstellung  der  übrigen  Nominalstämme  aufgenommen,  zumal 
da  diese  zum  Teil  gradezu  die  Bedeutung  gewöhnlicher  Adjectiva 
oder  Substantiva  angenommen  haben. 

Die  Mittel  zur  Nominalstammbildung  sind  schon  oben,  §  74 
aufgezählt  worden :  innerer  Vocalwechsel,  innere  Vermehrung  durch 
Verdopplung  einzelner  Radicale,  äussere  Vermehrung  durch  an- 
tretende Bildungslaute  oder  -Silben.  Namentlich  dient  auch  die 
weibliche  Nominalendung  schon  zur  Ausbildung  des  Nominalstammes 
selbst  und  zur  Feststellung  seiner  Bedeutung,  sofern  die  Begriffs- 
wörter und  stärkeren  Abstracta  leicht  als  weiblich  aufgefasst  werden. 
Der  innere  Vocalwechsel  ist  unbeschränkt,  aber  in  Bezug  auf 
Mannigfaltigkeit  der  durch  inneren  Vocalwechsel  hervorgebrachten 
Bildungen  steht  das  Aethiopische  schon  darum  dem  Hebräischen 
und  Arabischen  nach,  weil  es  nur  noch  zwei  kurze  Vocale  hat. 
Nicht  einmal  alle  bei  seinem  geringeren  Vocalbestand  möglichen 
Bildungen,  die  in  andern  Sprachen  noch  lebendig  sind,  hat  es  er- 
halten, sondern  sich  auch  hier  mit  dem  notwendigsten  und  wesent- 
lichsten begnügt  und  das  übrige,  was  einst  da  war,  verloren  gehn 
lassen.  So  sind  oft  ältere  oder  allgemein  semitische  Bildungen  nur 
noch  durch  wenige  Trümmer  aus  der  alten  Zeit  oder  durch  neu 
aus  der  Fremde  eingeführte  Wörter  vertreten. 

Die  Nomina  im  engeren  Sinne  (ohne  Partie,  und  Infin.)  werden 
entweder  von  der  Wurzel  (Nomina  primitiva)  oder  von  andern 
Nomina  (Nomina  denominativa)  abgeleitet;  von  letzteren  hat  das 
Aethiopische  eine  grosse  Zahl;  namentlich  Begriffswörter,  Eigen- 
schaftsbegriffe und  bezügliche  Beschreibewörter  werden  vielfach  auf 
diese  Weise  abgeleitet.  Einzelne  Nomina,  ausser  den  eigentlichen 
Infinitiven  und  Participien,  werden  auch  aus  abgeleiteten  Verbal- 
stämmen gebildet,  zumal  wenn  der  Verbalstamm  einen  einfachen 
Begriff  ausdrückt  und  somit  einen  fehlenden  einfachen  Stamm  ersetzt. 

In  der  Uebersicht  über  die  Stammbildung  der  Nomina  gehn 
wir  von  den  einfachen  und  ursprünglichen  Bildungen  aus  und 
schreiten  von  da  zu  den  zusammengesetzten  (bei  welchen  mehrere 
Bildungsmittel  zusammenwirken)  und  abgeleiteten  fort.  Die  Bildung 
durch  inneren  Vocalwechsel  ist  die  einfachste  und  allgemeinste, 
denn  jede  Nominalform  hat  bestimmte  Bildungsvocale,  welche  Träger 
ihrer  Bedeutung  sind.  Die  innere  Vermehrung  der  Radicale  bildet 
die  zweite,  äussere  Bildungsmittel  die  dritte  Stufe.    Auf  allen  drei 


§  105.    Einfache  NominalHtämmo.  1^«^ 

Stufen  ist  aber  die  Vocalisation  von  wesentlicher  Bedeutung.  Ihre 
Art  kann  im  Allgemeinen  nicht  zum  voraus  beschrieben  werden; 
doch  ergiebt  sich  gegenüber  der  Vocalisation  des  Verbums  die 
Eigentümlichkeit  des  Nomons,  dass  es  längere,  schwerere  und  breitere 
Vocale  liebt.  Ueber  die  Accentverhältnisse  der  Nomina  s.  Trumpf, 
S.  531  ff.  und  König,  S.  154  ff. 

Wie  die  Tempora  im  Verbum  lauteten  einst  im  Aethiopischen 
auch  die  Nominalstämme  vocalisch  aus,  und  dieser  vocalische  Aus- 
laut diente  zugleich  dazu,  durch  den  an  ihm  vorgehenden  Wechsel 
der  Vocale  die  verschiedenen  Verhältnisse  des  Nomens  im  Satze, 
die  Casus  zu  bezeichnen  (s.  §  142  ff.).  Dieser  vocalische  Auslaut, 
ohne  dessen  Annahme  eine  Reihe  von  Nominalformen  nicht  zu  er- 
klären wären,  wurde  aber  nach  §  38  wenigstens  in  der  Grundform 
des  Nominalstammes  frühe  wieder  aufgegeben. 

1.  Einfache  Nominalstämme. 

1.  Die  einfachste  Nominalbildung  besteht  darin,  dass  §  105 
sich  ein  kurzer,  aber  betonter  Vocal  nach  dem  ersten 
Radical  festsetzt;  der  zweite  Radical  ist  vocallos,  und  der  dritte 
hatte  einst  den  allgemeinen  vocalischen  Auslaut  aller  Nominal- 
stämme, wurde  aber  später  vocallos  gesprochen  (§  38)^.  Diese 
Bildung  steht  in  directem  Gegensatz  zu  der  Ausprägung  der  Wurzel 
als  Verbum  (mit  Vocal  nach  dem  zweiten  Radical);  sie  hat  zunächst 
immer  den  Sinn  eines  reinen  Begriffs worts,  wie  'fl'Thlls  BisSj 
tht"^'  Verderben,  (O*'^^'  Wenigkeit^  (OC^t  Breite.  Vermöge 
weiterer  Umbildung  des  Sinnes  (§  104)  wurden  aber  diese  Begriffs- 
wörter vielfach  zur  Benennung  von  Gegenständen  und  Wesen,  in 
denen  der  Begriff  zur  Erscheinung  kommt,  angewandt,  sodass  diese 
Bildung  weiterhin  Sach Wörter,  Personen-,  Tier-,  Pflanzennamen 
u.  dergl.  ausdrückt,  z.  B.  A-flA '  (Kleidung)  Kleid,  V^A  s  (Atem) 
Seele,  -flC^s  (Schneiden)  Er^,  (D^ß;:  (Geburt)  Sohn,  a^Ch'  Mond, 
hC/^5  Bauch,  hA'fls  Hund  u.  s.  w.  Namentlich  viele  uralte  Wörter, 
deren  Wurzeln  als  Verba  gar  nicht  mehr  gebräuchlich  sind,  wie 
O^lf'  Äuge,  werden  so  gebildet.  Reine  Adjectiva  werden  aber  nicht 
durch  diese  Bildung  ausgedrückt*.   Der  Vocal,  der  sich  vorn  festsetzt. 


1  Ygl.  Trumpf,  S.  532;   König,  S.  145.  —   Es   entsprechen  hebr.  "n^p 
120  ^Ipy   arab.   (JJ.s>    J^'As    (js/3,    aram.   ^1n^    ^c,m    ^.a,©,.^. 

2  Denn  ^9^"}:  ^*)C'  019^*  bedeuten  nie  dexter,  posterior,  laevus, 
wie  LuDOLF  meint,   sondern  die  rechte,   hintere,   linke  Seite,  und  '\,Qi  gut 

Di  11  manu,  Aethiop,  Si)raclie,  2,  Aufl.  13 


194^  §  105.    Einfache  Nominalstämme. 

ist  im  Aethiopisclien  entweder  a  oder  e.  In  diesem  e  sind  ü  (o) 
und  ^  (e)  der  verwandten  Sprachen  zusammengefallen ;  nur  in  einigen 
mit  Kehlhauchlauten  anfangenden  Wurzeln  hat  sich  nach  §  26  ein 
ursprüngliches  u  noch  dadurch  zu  retten  gesucht,  dass  es  sich  zum 
Kehl-  oder  Hauchlaut  flüchtete,   wie   T^O«  Tenne  (]15),    T^^Ä": 

Stamm  (*lb-i),  W'rhAs  Äugenschminke  (Jä5  ),  «f^^ftT'  costus  (ia^^ö), 
4^C'  Kälte  (1p),  Vf"A-"  GesammtJieit  0^)^.  Ein  wesentlicher 
Unterschied  in  der  Bedeutung  zwischen  den  Wörtern  mit  a  und  e 
lässt  sich  im  Allgemeinen  nicht  mehr  erkennen.  Wo  eine  und 
dieselbe  Wurzel  diese  Bildung  in  beiden  Aussprachen  erzeugt  hat, 
haften  oft  auch  verschiedene  Bedeutungen  an  ihnen,  hie  und  da  so, 
dass  das  Wort  mit  a  mehr  activen  oder  persönlichen,  mit  e  mehr 
passiven  oder  sachlichen  Sinn  trägt,  wie  l'flC'  Sklave,  *7'flC'  Ge- 
schäft^ ^1^'  Fremdling,  '}*7Ä'"  Heise-,  aber  auch  in  anderer 
Weise:  Ihh'  Jugend,  ^htl'  Kleinheit,  gh-il^'  Seil,  fh'ü^'  List, 
^H'ih'  Gericht,  dJ^h\'  Lösung.  Oft  aber  werden  beide  Aussprachen 
gleichbedeutend  gebraucht,  wie  Crh'fl-  und  ^•rh'fl'  Weite,  C9^h\' 
und  ^^h\'  Lan^e,  ÖC^ '  und  OC^'  Versöhnung,  ^^C-  und 
^K'C-"  Burg,  ^'ih-  und  ^'ih-  Eifersucht,  W^'  und  "J^^»  •' 
Kiste,  I^K'As  und  *feK"A!  Blatt,  -^-A*^-"  und  1r«A4»^-"  Zahl, 
Ä Ah-"  und  K'ATi:  Hass,  f^'M-  und  J^lf^s  wohl,  Wohl ;  denn  da 
einesteils  nach  §  18  a  sich  zu  e  erweichen  kann,  andrerseits  Hauch- 
laute und  hauchlautähnliche  Laute  (wie  in  den  angeführten  Bei- 
spielen 4*)  eine  Vorliebe  für  den  a-Laut  haben,  so  erklärt  sich 
dieser  Wechsel  zwischen  a  und  e  in  gewissen  Wörtern  schon 
hieraus,  und  man  braucht  nicht  zweierlei  ursprüngliche  Bildungen 
anzunehmen.  Endlich  ist  nicht  zu  übersehn '^,  dass  manche  dieser 
Wörter  mit  ä  aus  ursprünglichen  Participien  der  Form  P'üC'  erst 
verstümmelt  sind,  so  vielleicht  l'flC'  Sklave,  ursprünglich  ein 
Thätiger,  OCYl'  Freund  u.  a.  —  lieber  die  Aussprache  dieser  Wörter 
vgl.  oben,  §  38. 

Ein  mittlerer  Hauchlaut  äussert  auf  die  Bildung  mit  e 
keinen   Einfluss:    Üh-Ü'  Wolf,  9^ÖC'  Mal,   9^h^''   Hundert,  in 

wXä.  ist  doch  wohl  erst  aus  y^^^-^  verkürzt,    gehört  also  ursprünglich  einer 
andern  Bildung  an. 

1  Ferner  ^QÖ  -  ^IK^'  t^K-A"  ^^^x'  \tCÖ''  tf-ftA' 
'V-^ A4^  :  5  auch  4^ jKiK'  •  Schenkel.  —  Die  oben  vorgetragene  Ansicht  wird 
auch  von  Trumpf,  S.  532  gebilligt,  von  König,  Ss.  45,  52  aber  mit  Unrecht 
bekämpft. 

2  S.  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  146,  Anm. 


§  105.    Einfache  Nomincilstämme.  19^ 

der  Bildung  mit  d  aber  dehnt  er  dieses  zu  ä  (§  46):  PTxIl'  Streif^ 
'^ihx^'  Spott. 

Die  Wurzeln  mediae  geminatae  lassen  in  beiden  Bildungen 
ihren  Doppellaut  unaufgelöst  ^ :    A'fl '  JTer^,    /lfi*7'  Gesetz^    /^'i' 

Schönheit  (iu^«),  tl'is  Zahn,  11^'-  Schlauch  (^)),  l^'tl'  Bär  (v^)? 

"hü'  Grube  (Z^^),  ^'l"  Stück  und  Gahe  (Jud.  19,  5.  Jac.  1,  17), 
J^"'V:  Ehemann  (PI.  h9^:^'1*:);  Ai^"-  Pfeil  (yn),  w^'-  pit^  ^4»: 
Blatt  Papier^    Wfl'  Leerheit,    VÄ"'  Flamme^   '^'}' s  Dunst  (jJ-Jz), 

R^"."  Kleiner,  0C'  Feind,  mA-'  Thau,  m^-"  ^^  (in  den  abess. 
Chroniken  häufig  gebraucht). 

Von  vornvocaligen  Wurzeln  ist  diese  Bildung  immer  stark: 
f>9^1r''  rechte  Seite,  f 'flft -■  Festland,  OhtiT:  Inneres,  lO-'VÄ'." 
WenigJceit,  CDAÄ"-"  Sohn,  (D'^O  Sehne  (ir\\).  In  der  Bildung  von 
Wurzeln  mediae  infirmae  wird  nach  §  50  der  Vocal  e  durch 
den  Wurzel- Vocal  verdrängt,  also :  rh.ft-"  Tadel,  ^Irs  List,  fl.K's 

Genosse,  *fej^-'  Rachsucht,  Xlji'  Kunst,  Oljti'  Bauch  (^ju.Ad^  ^l^io), 

lUh\'  Wassersucht,  (f/.TZ.V  X.?i!  Schmutz  {r\^)l),  *h'h'  Länge,  0-1'- 

Schändlichheit,  tbö'  Zunder  (c^^)*;  dagegen  bildet  der  Vocal  d 
mit  dem  Wurzel- Vocal  einen  Diphthong,    der   oft,   namentlich   in 
Wörtern  von  Wurzeln  primae  oder  tertia  gutturalis  erhalten  bleibt, 
oft  aber  auch  zu  einem  Mischlaut  zusammenschmilzt :  ÜJK.Ä's  Banh^ 
rtjK.^:  Schwert,  -TfJ&As  Gewalt,  di^^'  Ufer,  hf^'h'  Flut,  Ä^rTh 
Strasse,  W^V  Wein,  0^^'i'  Äuge  {O^l-  Rj&^-  nß^'i'-  l^-ü 
iPjK-hO)  OOJ-Ä":  Umkreis,   litO^I'  Paar,  HOhD''  Tafel,   lliO-Ö 
und    HOhö'  Possen,    ^a>-As  Dampf,    rt£»-T '  Peitsche  (4*fl>*d 

hfO-O),  oder  «^T-*  Preis,  d^'-  Haus,  Ä,C--  Kloster  (jlc>),  ^(\: 
Süsswein\  IrtJ^s  ßdoig  Sap.  13,  18,  H^H"-  Tod,  H^^'-  Wärme, 
*J^.'  Wuchs,  p-9":  /^e^f/fe,  F^'-  Vogel,  P9"''  Baum,  -JrYi-"  Morgen- 
röte {ri}'-  fiC'  -JA--  -Je--  >^J^!  >^C!  }iT-  CTftO.  Aber  neben 
diesen  acht  äthiopischen  Bildungen  findet  sich  auch  noch  eine  Aus- 

1  Demnacli  ist  auch  in  Ludolf's  Wörterbuch  S.  562  für  ^'}'}s  TT'* 
zu  lesen;  't^:  Länge  könnte  aus  '[*'}:  erst  gedehnt  sein,  kann  aber  auch 
von  einer  Wurzel  '^^  =  I^D  herkommen. 

2  tlOh^s  Cant.  7,  3  kann  nicht  Subst.  sein,  wie  Lüdolf  annimmt, 
sondern  ist  Part,  fem.;  ^(0*ö'  Einladung  ist  vom  Steigerungsstamm  des 
Verbums  abgeleitet. 

3  Wohl  auch  f^fD*'  Salz,  Wurzel  ^''li  ^y^' 

13* 


196        ^  §  105.    Einfache  Nominalstämme. 

spräche  mit  langem  ä,  namentlicli  in  einigen  uralten  Wörtern; 
dieses  ä  ergiebt  sich  in  den  meisten  Fällen  als  auf  äthiopisch-arabische 
Weise  nach  §  18  aus  ö  vereinfacht^:  ^A^  Wort,  ^iC'  Geschlecht 

(nicht  F'C'),  ^h'  JBeitiMeid  (vgl.  ^^0^  öfters  unter  dem  Einfluss 
eines  Hauchlauts:  V^s  Schweiss,  Arh^  Trauer  (wovon  Üd^(Ds  und 

Arhfl*:  erst  abgeleitet  zu  sein  scheinen),    (\d'  Spanne  (plj   f^^)? 

9J^!  Jahr,  flö'  Stunde  (neben  fl'i't"'  xr^L^,  eigentlich:  Äugenblick, 

n^^);    dagegen   scheint   ^-A^  gutes  Vorzeichen  aus   4-?iA"  (JLi) 

und  ^i&*'  Krümmung  aus  einer  Form  wie  \y^  und  'iys.   verkürzt, 

endlich  -^ft'  Hütte  ursprünglich  ein  arab.  Part.  (jj-^4>  (vgl.  &*>j^o) 

oder  aus  Äft'  gedehnt  zu  sein. 

Wurzeln  tertiae  infirmae  werfen  weder  (wenn  wir  von 
einigen  uralten  Wörtern  unklarer  Abkunft  zunächst  absehn)  ihren 
letzten  Wurzel-Laut  ab,  noch  lassen  sie  die  vocalische  Aussprache 
eintreten,  sondern  verhärten  ihn  vielmehr  immer  zu  einem  Halb- 
vocal  und  haben  somit  durchaus  starke  Bildung.  Diese  Bildung 
erklärt  sich  aber  überhaupt  nur  dann,  wenn  wir  nach  §  38  an- 
nehmen, dass  einst  alle  Nomina,  und  so  auch  diese,  auf  einen 
kurzen  Vocal  auslauteten;  und  grade  bei  Wörtern  dieser  Bildung 
muss  man,  um  sie  auszusprechen,  diesen  Vocal  notwendig  hören 
lassen*.  Die  bis  jetzt  bekannten  derartigen  Bildungen  sind:  /*^Cfl^' 
serw^  Wurzel,   *7K'fl>"s  Barstellung,    Mo^i  oder  Tti'h'  Bruder, 

K'T'-"  Gasse  {=  ^'lOhs  p^tr),  ^^T^:  wohlriechendes  Holz  (vgl.  iJ-a:^); 

flUxOhi  Ausdehnung,  (i^ahs  Wüste  (;tXj),  ^^^O}"'  Wettkampf, 
^'h^'  Gesicht,  ArllijZ«'  Schönheit,  'iV^'  Erholung:  man  sieht, 
diese  Bildung  ist  sehr  selten  geworden;  ein  Wort  mit  dem  Vocal  e 
von  einer  mit  t  schliessenden  Wurzel  ist  nicht  darunter^.  Die 
Seltenheit  solcher  Wörter  könnte  auffallen ;  aber  sie  erklärt  sich  zur 
Genüge  daraus,  dass  man,  nachdem  in  der  späteren  Aussprache  der 
auslautende  Vocal  eingebüsst  war,  lieber  diese  ganze  Bildung  ver- 
alten liess  und,  soweit  damit  reine  Begriffswörter  gebildet  werden 
sollten,  durch  eine  andere,  §  106,  ersetzte.  —  Ausserdem  kommen 
nun  aber  einige  uralte  Wörter  vor,  welche  nur  zwei  Radicale  haben, 


1  S.  Ewald,  Gr.  Ar.  §§  73.  387.     • 

2  S.  jedocli  Trumpf,  S.  532. 

3  Denn  CJtlj^'  ist  Infin.  und  ganz  andern  Ursprungs. 


i 


§  106.    Einfixche  Nominalstiimme  zweiter  Reihe.  107 

aber  teils  vor  Pron.  sufF.  und  im  Plur.,  teils  in  Ableitungen  in  drei- 
radicalige  Wurzeln  mit  hinterem  u  übergebn:  sie  sind  deshalb 
hier  aufzuzählen,  wenn  auch  in  einzelnen  Fällen  die  dreiradicalige 
Wurzel  erst  von  ihnen  abgeleitet  ist,  nicht  etwa  sie  von  ihr: 
Ö^'  Mann,  t\9^^'  Name,  h,^"'  Hand,  ob'  Baum,  T'fl-'  weihliche 
Brust,  M"',  rt'V-'  Papyrus,  M^'-  Blut^,  IK"-"  Gesichty  h^'-  Mund, 
rhÄ'5  Pfeil,  h'ü'  Vater,  diT^'  Schwäher.  Was  ihre  Bildung  be- 
trifft, so  ist  zwar  nicht  von  allen  gewiss,  dass  sie  grade  nach 
dieser  von  uns  angenommenen  ersten  Form  gebildet  sind;  sie 
gleichen  aber  in  der  Form  am  meisten  den  Wörtern  dieser  ersten 
Bildung,  und  da  sich  ihre  wahre  Bildungsweise,  weil  uralt,  mit 
Sicherheit  nicht  mehr  feststellen  lässt  und  jedenfalls  unter  keine 
der  in  der  Sprache  noch  lebendigen  Bildungsweisen  untergeordnet 
werden  kann,  so  haben  wir  sie  unter  den  Nomina  einfachster  Form 
aufgeführt. 

Ein  onomatopoetisches  Wort  dieser  Bildung  ist  ^ö'  Rahe; 
Fremdwörter,  die  nach  dieser  Bildung  umgestaltet  sind:  Vlr^*' 
Indien,  ^Ch'  Griechenland,  ^^th-  Passah,  A'JK'"  Uvtlov,  i'J&s 
oder  'hj^!  Schivefel  {d'eiov)  u.  a. 

Einige  dieser  Gebilde,  namentlich  von  solchen,  die  die  Be- 
deutung von  Sach Wörtern  angenommen  haben,  gingen  in  die  weib- 

liehe  Form  über,  wie  'IfJ&rwi^s  Zelt  {^^4-t:=^\  Ä"7Vl's  Fledermaus, 

K-^V^:  Reisetasche  (ül^),  n^^s  Garten,  ^'iht''  Galhanum, 
r!i^'>:  Galle  (für  d\9^a)^''l  ÜYl^'-  und  rth»'!-:  Gasse  (zu  K'T^: 

s.  oben),  '^'lil':  Türe  (xi^^ia-),  T^-"  KalJc  (»)^j)  und  manche 
andere  auf  a  endende  (§  127). 

2.  Die  zweite  Bildungsweise  besteht  darin,  dass  ein  betonter  §  lOO 
kurzer  oder  durch  den  Ton  gedehnter  langer  Vocal  sich 
nach  dem  zweiten  Radical  festsetzt.  Die  Wörter  dieser 
Bildung  sind  Nomina  verbalia.  Sie  bezeugen  diese  ihre  Verwandt- 
schaft mit  dem  Verbum  schon  durch  den  Sitz  ihres  Bildungsvocals 
nach  dem  zweiten  Radical,  sofern  das  Verbum  grade  an  dieser 
Stelle  seinen  wesentlichen  Vocal  hat;  ihrer  Bedeutung  nach  sind 
sie  entweder  infinitivartige  Begriffswörter,  vom  alten  Imperfect  ab- 
geleitet, oder  Beschreibe  Wörter,  vom  Perfect  abgeleitet*.  Sie  zer- 
fallen somit  wieder  in  zwei  Arten,  je  nachdem  sie  vom  Imperfect 
oder  Perfect  ausgehn. 


1  Woher  DIX  erst  abgeleitet  zu  sein  scheint. 

2  S.  hierüber  Ewald,  Hebr.  Spr.  §  148,  a. 


19o  §  106.    Einfache  Nominalstämme  zweiter  Reihe. 

1)  Vom  Imperfect  abgeleitete,  den  Infinitiven  und  in- 
finitivartigen Substantiven  anderer  semitischer  Sprachen  ent- 
sprechende Begriffswörter.  Das  alte  Imperfect,  d.  i.  der  Sub- 
junctiv  (§  91)  hat  im  Aethiopischen  die  Vocale  e  und  a,  jenen  für 
das  transitive,  diesen  für  das  intransitive  Verbum.  Diese  beiden 
Vocale  müssen  auch  in  den  davon  abgeleiteten  Begriffswörtern 
wiederkehren.     Aber 

a)  Begriffswörter  mit  betontem  e  nach  dem  zweiten 
Radical  finden  sich  nicht  mehr;  sie  sind,  weil  das  e  für  zu  schwach 
galt,  den  Ton  zu  halten^,  sämmtlich  in  die  Feminin-Bildung 
übergegangen  (§  104),  z.B.  statt  A'flC'  seher  vielmehr  Mi^/V' 
Bruch^  und  nur  durch  diese  weibliche  Endung,  welche  sie  annahmen, 
wurde  verhindert,  dass  sie  mit  der  ersten  einfachen  Bildung  durch 
e  zusammenfielen.  Diese  Feminin-Endung  at^  seltener  ä  (§  127  b) 
ist  ausserordentlich  häufig*.  Der  Bedeutung  nach  entstehn  dadurch 
fast  immer  Nomina  actionis,  wie  4-Ä'lh'  Laufy  Chfl'lhs  Auffindung^ 
C*7H'ih!  Durchbohrung,  oder  eigenschaftliche  Begriffswörter  wie 
llild't''  Trunkenheit,  CTfl'lh*  Feuchtigkeit;  selten  Sach Wörter  wie 
tbÜh^'  (Lager)  Stall,  9^^V^''  (Erscheinung)  Gespenst,  il^d^' 
(Höhlung)  Loch,  4^A<(.'^!  (Unbeschnittensein)  Vorhaut,  ih^^'t'' 
(Kreis)  Bing,  TÖ^*l*'ih'  Bedrückung.  Wo  sie  von  einer  Wurzel 
neben  den  Nomina  erster  Bildung  ausgebildet  sind,  bedeuten  sie 
immer  die  reine  Handlung:  VLR'Ths  Beraubung  {üf»^'  Baub), 
A-flrt-^-'  das  Ankleiden  (A'flft!  Kleid),  9^^h^'  Anfülhmg,  Voll- 
sein (l^AK"  Fülle)  u.  s.  w.  Sie  werden  auch  von  mittel-  und 
hintenhauchlautigen  Wurzeln  gebildet,  obgleich  diese  im  Subj.  den 
Vocal  a  haben,  wie  A/lh'^'^=  Irrtum,  'üihh^-  Säuerung,  Oh^lh'l'' 
Stossen,  't'^h't'  Schlagen,  Schlag  u.  s.  w.,  und  ebenso  von  vielen 
intransitiven  Wurzeln.  Von  Wurzeln  mediae  geminatae  lautet 
diese  Bildung  immer  ilOX't'  settat  Biss,  lifJt'  Fieber,  '^ti't' 
Berührung,  T^P^s  Flucht,  ^dji^'  Flug,  Ih^^'  Schwärze,  ¥i"^: 
Stück,  Bruchteil,  o^Q't''  Zorn  (§  44).  Wurzeln  mit  anlauten- 
dem w  haben  oft  die  starke  Bildung,  auch  wenn  der  Subj.  die 
schwache  hat,  wie  O^hxW't"'  Fliessen,  (O^'^^'t*:  Werfen,  Wurf, 
(O^'^O'i''  Stossen,  (th^'t'  Anklage  (s.  unten),  meist  aber  die 
schwache:  AR'l'-'  Geburt,  CAI*'  Herabkunft,  C^'t-  das  Speien, 

1  Wie  es  auch  im  Subj.  den  Ton  verlor,  §  92. 

2  Im  Hebräischen  entsprechen  Bildungen  wie  niTV,  nöm»  Dw  u.s.w., 

>  t:^:       t  :  t 

Ewald,  Hehr,  Spr.  §  150,  im  Arabischen  »Xxi  u.  s.  w.  —  lieber  die  Betonungs- 
verhältnisse s.  Trumpf,  S.  533.  —  Nach  König,  S.  77  würden  diese  Feminin- 
Formen  zu  Nomina  der  ersten  Bildung  gehören. 


§  107.    Einfache  Nominalstämme  zweiter  Jleihe.  199 

l>A-1---  (Dauer)  Tag,  ,^''H-."  Fall,  OM*'  (§  44)  Ausgang  und 
diesem  analog  flAi'!"'  Eingang  von  flK'  §  68;  wo  beide  Formen 
ausgebildet  sind,  haben  sie  verschiedene  Bedeutung:  Ö^'Y"'  Brand- 
mal (D'd^'l*'  Brennen,  *7H'Ths  Bannfluch  fl>-*7H'll'*  Bannung.  Einige 
andere  lauten  mit  engangeschlossener  Feminin-Endung  (§  128): 
T7-Th-"  Anfang  (|I>-T>-V-'  das  Anfangen)^  4*/*'''lh-"  Streit,  •^-n'Th-" 
plötzlicher  Zufall,  (hM*'  Darlehn,  li'fl'Ths  6ra&e,  wo  sich  das  a 
von  f(i'fls  des  Hauchlauts  wegen  behauptet  hat. 

Die  Bildungen  von  Wurzeln  mediae  infirmae  zeigen  nach 
§  50  immer  ^  die  vocalische  Aussprache  des  mittleren  Radicals : 
0^'i"1"'  Sterben,  di*^^'  Gehn,  ^#w>'>:  Stehn,  (hd^'  Blindheit, 
d^l^'-  Schändlichkeit,  '^m't''  Wendung,  'i^m^'  Betrug,  ^tro^: 
(Einsetzung)  Atnt,  \A't''  Ausivanderung ,  'fcrh'lh''  Böte-,  und  nur 
die  Wurzeln,  die  zugleich  tertiae  infirmae  sind,  bilden  mit  diph- 
thongischer Aussprache  fh^(D't'  Leben,  Tfl^^f'Th'  Verdrehung. 
Ueber  dh't'  s.  oben. 

Von  Wurzeln  tertiae  infirmae  ist  diese  Bildung  um  so 
häufiger,  als  die  erste  einfache  Bildung  von  ihnen  stark  im  Ab- 
nehmen begriffen  ist  (§  105).  Die  Form  lautet  nach  §  40  entweder 
'VCf'^s  Erwählung,  C?if"^-"  Gesicht,  Anblick,  tl^?^'  Bewäs- 
serung, ÖQ^^'  Gleichung,  4'4'f'^!  Geiz,  ^^(D^'-  Folge,  dA 
ID'lh:  Abtrünnigkeit,  hd<D-ih:  Ausgiessung,  HCO^'t''  Zerstreuung, 
oder  i^rt.^.'  (neben  9^M^')  Abend,  ^S»^-'  Armut,  l)rt,^s  Ver- 
geltung, T%^'  (Einsamkeit)  Kloster,  ^^'V-'  (Schickung)  Weg, 
und  von  manchen  Wörtern  werden  beide  Formen  promiscue  ge- 
braucht, wie  4»'Jf^!  und  4»i'>!  Dienst,  CJ^f'Th--  und  dA"- 
Wurf,  C^^^'  und  C*^-"  Zauber,  ^h^m^'-  und  ^'f-^'-  Lust; 
vgl.  oben  S.  72.  Mit  vorgeschlagenem  h  (§  34):  tvüd»^'  Ab- 
wechslung. Einige  wenige  mit  beginnendem  Hauchlaut  (§  44) 
oder  4*  (§  48)  zeigen  statt  e  in  der  ersten  Silbe  a:  /hJ^f"^-  und 
Ax*^^'  Verläumdung,  OXh'^T'-  üeberdruss,  A\'*L^'  Freude,  ^Irh^' 
und  ^Tfh't''  Eifer  (Num.  25,  11  annot.),  di^d'l''  Verachtung, 
^d^^'-  und  ^d/t^'  Dichtigkeit,  Härte,  ^-f-^'  Wette.  Mehr  arab. 
Bildung*  ist  dxivt-  Lüge   für   rh^fl^l"'  von  der  Wurzel  d\{i(D', 

die  nach  Prätorius,  Beitr.  s.  Ass.  I,  S.  34  vielleicht  von  ^j^ä.  aus- 
geht.    Vgl.  auch  unten,  §  128. 

b)  Die  Bildung  mit  intransitivem  a  ist  noch  in  mannig-  §  107 
f acher  Gestaltung  erhalten. 


1  LuDOLF,  Lex.  Äeth.  p.  564  führt  f^Ohiro^:,  aber  ohne  Beleg,   an. 
'^  Ewald,  Gr.  Arab.  §  410. 


200  §  107.    Einfache  Nominalstämme  zweiter  Reihe. 

a)  Der  zweite  Radical  wird  mit  a^,  der  erste  mit 
flüchtigem  e  gesprochen.  Diese  Form  wird  nur  von  intransi- 
tiven oder  halbpassiven  Verben  gebildet  und  ist  darum  nicht  grade 
sehr  häufig.  Hieher  gehören  Wörter  wie  ^^C-  Kurse  ^  {iod^s 
Tiefßy  ^(Tllf'  Dünne.  fhw9^'  Hässlichkeit ;  von  Wurzeln  mediae 
gutturalis  (§  44):  i^th^'  Gelächter,  Ärh^s  Census,  ^r/i-fl-"  Weite, 
hth^''  Verleugnung,  ^'h'ü'  Hunger-,  von  solchen  tertiae  gut- 
turalis: 'h^Üs  Wachsamkeit,  h^th'  Müdigkeit,  '^^h'  Mangel; 
mediae  geminatae  immer  aufgelöst:  Tfl"!!-  Weisheit,  hO'fl'  Run- 
dung, 4*^niTs  Dünne;  tertiae  infirmae:  htlß''  Schlechtigkeit , 
Ö(\ß''  Grösse,  oder,  indem  der  Diphthong  zu  einem  Mischlaut  wird, 
fti-JK.."  und  A-fe:  Trinken,  K'l-'  Blüte,  ^d>''  Frucht  {ö^.-  ^^ -■ 
rhÄ.')?  vielleicht  Üfls  starker  Thau  (unklarer  Herkunft)'^.  W^urzeln 
mit  anlautendem  u  ersetzen  diese  Bildung  gewöhnlich  durch  die 
feminine  (s.  §  106);  doch  gehört  hieher  ^^'  Speichel  (dagegen 
C4"'1h5  Speien)  und  ähnlich  Ä'Ä's  Grundlage  (wahrscheinlich  vSt)^- 
Von  einer  Wurzel  mit  anlautendem  i  kommt,  weil  dieses  im  Subj. 
nie  abgeworfen  wird,  ß»(\tl  s  Trockenheit.  Von  Wurzeln  mediae 
infirmae  ist  diese  Bildung  äusserst  selten  iÖ(DC'  Blindheit)  und 
wird  teils  ebenfalls  durch  die  feminine,  teils  durch  die  erste  ein- 
fache Bildung  ersetzt.  Die  Wörter  dieser  Bildung  wechseln  hie 
und  da  mit  der  ersten  einfachen  Bildung  in  gleicher  Bedeutung: 
in^''  und  11i^:  Dichtigkeit,  hd^'  und  h-ü^'  Torheit, 

ß)  Das  a  kann   sich  zu  ä  dehnen.     Dadurch  werden  die 
betreifenden  Wörter   von   ihrer   Verwandtschaft   mit   dem   Verbum 
mehr  losgetrennt  und  von  Infinitiven  zu  eigentlichen  Substantiven 
erhoben;   sie   drücken  nicht  sowohl  die  Handlung  selbst,   als  viel- 
mehr das  Resultat  der  Handlung  aus   und   sind  meist  Sachwörter. 
Beispiele:   "^^.^s  Rest,   tlhC'  Trunkenheit,   A'^Ä"!  Gewohnheit, 
hi^li'  Kind,  Tf^jT»:  Regen,  Yl^-Ü'  Buch,  MC-  Stück,  ^^-fl 
Span;  mediae  gutturalis:  /^^^:  Spott;  tertiae  gutturalis:  K'flrh 
Morgen,  COrlh"   Gewinn,  't'4'h'  Ausgespienes;  mediae  geminatae 
h\19"''  Schmers,    IrH!^''  Fieber,   hx^O  Hitze,  ^'iö-  Rauheit; 


^  Wenigstens  m-sprün glich  betont;  vgl.  Trumpf,  S.  533.  Arabisch  ent- 
sprechen y^f^Z)  u.  dergl.  (Ewald,  Gr.  Ar.  §  240),  hebräisch  intransitive  In- 
finitive ersten  Stammes. 

2  Vgl.  Barth,  ZDMG  XLII,  S.  352  f. 

3  Dass  es  ein  Wort  AÄ*'  =  fl'AJ^"'  giebt,  ist  zwar  nicht  aus  Gen. 
17,  12,  wohl  aber  aus  Gen.  17,23;  Jer.  2, 14;  Kuf.  pp.  54,  59  ersichtlich. 


§  107.    Eiiifiiclie  Noiuiiuilsiiliiime  zweiter  Koilie.  201 

mediaeinfirmae:  i1\'PO  Halle  (Gang),  '^'P 9^' Schlaf,  tlA^Ptl' Sinn, 
<^^A=  Füllen,  tlfili'  kostbares  Gefäss,  ^JPA-"  Schale,  'V^h'  das 
Ausgespiene;  tertiae  infirmae:  '(11}^''  Weinen,  tl^'^'  Trunk,  /*' 
*J&.-   Qual,    T^JR.=  lind  ni^J&-"  Kolik,    l^ß,'  Gefäss,    -n^fl>'" 

Schlummer,  ^;l'fll-s  Verlangen,  'i^'(D''  Ton,  und,  mit  Abwerfung 
des  fl>-  (nacli  §  53),  *7A-'  Einhüllung,  ä^'  Loos,  ^-V-"  Weg,  ^P'- 

Fleisch  (l^Ls2Uw)S  Ö^'  Geldschuld,  ^'^i''  Vergeltung^.  Ein  Wort 
mit  vorgesetztem  "h  (§  34)  ist  ?iA;^"V  =  Kleid  (l^nn^)*  Spuren 
von  ursprünglichem  u  in  der  ersten  Silbe  zeigen  sich  in  ')l^^^' 
Ring,  \i'4''C '  Elisen,  4*^''7A '  Laus.  Hie  und  da  kommt  diese 
Bildung  neben  der  ersten  einfachen  vor:  hA/h'  und  hArh-  Ge- 
schrei, h^^'  und  hT^As  Junges  (von  Tieren  und  Menschen). 
Einige  Feminin-Enormen  von  a  und  ^ö  s.  in  §  128. 

Nun  können  aber  diese  Bildungen  sich  noch  mehr  verbreitern, 
indem  auch  die  erste  Silbe  mit  dem  bestimmteren  Vocal  a  ge- 
sprochen wird.  Dies  ist  die  gewöhnlichste  Art,  Sachwörter  (auch 
Begriffswörter)  zu  bilden. 

/)  Die  Form  mit  ä  in  beiden  Silben*  ist  teils  als  eine 
Weiterbildung  von  a  anzusehn,  wie  denn  auch  einzelne  Wörter 
noch  beide  Formen  promiscue  zulassen,  z.  B.  fil9^'  und  ftll^' 
Gerste,  teils  als  Fortentwicklung  der  ersten  einfachen  Bildung^, 
mit  der  sie  noch  viel  häufiger  wechselt,  z.  B.  W^^'  und  ipC4*- 
Aufgang,  ii9^0  und  Ütr^O  Ergiebigkeit,  H'^A'  und  O^'A-"  Maid- 
esel,  i-^^v  '^C^:  und  'h^^*  Rest  (V7J^!  und  V'^Ä"",  0^1' 
und  O'il',  Oft  As  und  OÄ"A-',  d^lf'  und  O^'i',  IHT'  und 
IflT'  Sir.  34,  20),  wie  ihr  denn  auch  in  andern  Sprachen  oft 
Wörter  der  ersten  Bildung  entsprechen :  <{.A*7'  j^Bj  O^'Ü'  Iin])  • 
Es  kann  daher  auch  nicht  mehr  in  allen  Fällen  entschieden  werden, 
welche  Silbe  den  Ton  trägt:  nach  Ludolf  immer  die  erste;  vgl. 
jedoch  Trumpf,  S.  534.  Im  Ganzen  ist  diese  Bildung  sehr  häufig, 
namentlich  von  starken  Wurzeln:  fl^J^s  Hagel,  d^^ll'  Pferd, 
^ao^t  Kameel,  flAft'  Feige,  ll'jt'ü'  Schwann,  ÜlO  Stadt.  Wörter 
mit  anlautendem  0  werden  oft  missbräuchlich  mit  9  geschrieben: 

"ihti'  Spelt  (o^i^),  9*|»'fl:  und  O^-ü'  Steige  (i^AÜr).    Tertiae  gut- 
turalis:  P^PÜs  Aufrichtigkeit,  't'^iö'  die  kleine  Brust,  doch  auch 

1  Vgl.  jedoch  König,  S.  116  f. 

2  Arabisch  (L.Ä  v.>.s\ä;  hebräisch  n^'n  entspricht  zugleich  unserer 

•        •  TT 

Form  ß  und  y. 

3  Vgl.  Ewald,  Gr.  Ar.  §  240. 

^  S.  aber  auch  Zimmern,  Zeitschr.  f.  Ass.  V,  S.  385. 


202  §  108.    Einfache  Nominalstämme  zweiter  Reihe. 

IVV'  Volllicht ;  vornvocalig :  WfiTr'  Grenze ;  mediae  infirmae :  'V 
f  A-'  Hirsch,  RmAs  GeUet,  Ä«»'}-"  Burg  {MO  Luft  ist  Fremd- 
wort); tertiae  infirmae:  if^QOh'  Frühling^  iLOOh'  Viper'^,  aber 
auch  mischlautig:  "lO-"  Seite,  (wohl  für  llßs',  vgl.  DU  j-i!),  0^1: 
Hüfte  (vielleicht  für  0Vf"O;  von  Wurzeln  mit  schliessendem  i  immer 
mischlautig:  AA.'  Seite,  Udo'  Naht,  f^^i  Kranhheit,  'hd»'  Gesang. 
Ein  t^-haltiger  Kehllaut  als  erster  Radical  kommt  hier  und  in  d 
nicht  vor.  —  Feminin-Formen  von  dieser  Bildung  sind  seltener,  §  127. 
d)  Die  Form  mit  langem  ä  in  der  zweiten  und  kur- 
zem a  in  der  ersten  Silbe  ist  nicht  häufig*:  fl^As  Fest,  th 
^•fl!  Rechnung,  iif\9^''  Friede,  ^^9^'  Bonner,  ^^^^  Wille, 
1^9^s  Feld^.  Mediae  geminatae:  hfl'fl'  Kreis,  mediae  infirmae: 
rh*Pi&*  Abendröte,  tertiae  infirmae:  ^^ß»'  Abgrund;  aber  auf  u 
schliessend  mit  Abwerfuug  des  Oh  (§  53):  ^pi  Gnade,  fl^s  Wüste^. 

§  108  2)  Beschreibewörter,  vom  Perfect  abgeleitet  (Adjectiva 

verbalia  und  Participia).  Diese  im  Hebräischen  und  Arabischen 
noch  stark  vertretene  Wortgattung  ist,  mit  Ausnahme  der  für 
das  Part.  pass.  gebrauchten  Bildung,  im  Aethiopischen  (wie  im 
Aramäischen)  im  Aussterben  begriffen.  Wie  für  das  Part,  act.,  so 
nahm  auch  für  das  einfache  Adjectiv  die  Umschreibung  durch  das 
Imperfect  des  Verbums  oder  auf  andere  Weise  immer  mehr  über- 
hand, und  die  alten  Adjectivformen  wurden  aufgegeben;  andere 
haben  sich  nur  deshalb  erhalten,  weil  sie  Substantiva  geworden 
sind.  —  Die  ursprünglichen  Vocale  des  Perfects  werden,  um  solche 
Wörter  als  Nomina  vom  Verbum  zu  unterscheiden,  durchwegs  ge- 
dehnt; deshalb  haben  sich  hier,  da  zwar  ^  und  ü,  niemals  aber  1 
und  ü  m  e  zusammenfallen,  ausser  a  auch  i  und  u  geschieden 
erhalten. 

a)  Die  Bildung  mit  ä  in  der  zweiten  Silbe  ist  nur 
noch  schwach  vertreten.  Die  erste  Silbe  hat  im  eigentlichen  Ad- 
jectiv e^.  Diese  Wörter  haben  zum  Teil  die  Bedeutung  von  Parti- 
cipien.     Es  kommen  vor^:    ttifiO*:  lebendig,   'If^T"  wenig  (wenn 


1  tx^Oh'  Wohlgerüche  und  Wohlgeruch  scheint  ein  Plural  zu  sein. 

2  Arabisch  *^aa^,  hebräisch  Uw^  "llD5. 

I  '  TT 

3  Von  Wurzeln  tertiae  gutturalis   lässt   sich   diese  Bildung  von   der 
vorigen  nicht  unterscheiden. 

*  Anders  König,  S.  117. 

^  Hebräisch  "iti^^  und  ti^llp,   arabisch   ^^m^^>.   lJ^^    Jlj-^« 

6  Zur  Betonung  vgl.  Trumpf,  S.  534. 


§  108.    Einfache  Nominalstämme  zweiter  Reihe.  203 

nicht  iirsprün.irlich  Wenigkeit,  §  107),  11 A^--"  (=  IfA'^-O  fort- 
danernd,  ÖA-^'  nackt  (wenn  nicht  Subst.,  vgl.  §  15G),  T^/Z,-* 
(nD)  roh,  '},'i'V''  erwachend,  1f^*7-'  verlassend,  tf»-^VTfi  =  tf»"4j/h-" 

gefesselt,  ^.'^fC-  «s'«?'^,  h^J^'-"  zertreten  Jes.  18,2  var.,  T^^-"  &e- 
sitzend  oder  Besitzer  (Hen.  14,  6)^.  Aber  auch  diese  wenigen 
noch  erhaltenen  Adjectiva  haben  schon  eine  starke  Neigung  zu 
substantivischem  Gebrauch ;  sie  werden  meist  nicht  als  reine  Ad- 
jectiva einem  Substantiv  beigeordnet,  sondern  in  mehr  selbständiger 
Stellung,  wie  ein  Substantiv  in  Apposition  gestellt  und  ordnen 
sich  zum  Teil  Nomina  im  st.  c.  unter  oder  ergänzen  sich  durch 
Pron.  suff.  —  Als  Reste  aus  älterer  Zeit  haben  sich  auch  einige 
zu  reinen  Substantiven  gewordene  Wörter  dieser  Art  erhalten,  wie 
ti'^fß'  (hoch)  Himmel,  O^hß»'  (glänzend)  Sonne,  ?CPf»'  künstliche 
Blume,  wohl  auch  4*AJ&'  Abgrund.  Auch  einige  der  §  105  a.  E. 
genannten  kurzen   Wörter   gehören   im  Grunde  zu  dieser  Bildung. 

b)  Mit  t  in  der  zweiten  Silbe  werden  einfache  Adjectiva 
verhältnismässig  am  häufigsten  gebildet;  manche  davon  sind  Sub- 
stantiva  geworden.  Diese  Bildung  kommt  meist  von  Wurzeln  in- 
transitiver Bedeutung*;  seltener  haben  die  betr.  Wörter  rein  pas- 
siven Sinn,  und  dann  fällt  sie  mit  der  Bildung  durch  ü  zusammen^. 
Der  erste  Radical  wird,  um  sie  als  eigentliche  Nomina  von  Parti- 
cipien  zu  unterscheiden,  mit  a  gesprochen ;  bei  Wurzeln  mediae 
gutturalis  mit  e  (§  45)*.  Von  starken  Wurzeln :  d\\h'  neu,  /ifl^Ö' 
gottlos,  ^m/ii  dünn,  '\?uC'  kurz,  ^XUl-  fremd,  h^9^'  rot, 
^ii^9^'  schwarz,  IHL^s  dicht,  d^fü/}'  schnell,  (\A^^-  scharf; 
mediae  gutturalis:  Cdwü'  weit,  AVL^*'  alt;  mediae  geminatae: 
^f^dO  bitter,  ^A^A-"  leicht,  OUJ^'  stark,  mtt^'ü'  weise  (d^^i 
'kdC'  Än-n-  Ä**-  §  136,1  'fem.T');  mediae  infirmae:  J^'^s 
lang  (und  wegen  des  Hauchlauts  auch  ^^'h'  §  44),  4*f'.rlh'  (z.  B. 
Gen.  30,  35)  und  (§  52)  ^ß>fh';  von  Wurzeln  mit  schliessendem  t: 
OÜ^ß»'  gross;  von  solchen  mit  schliessendem  ü  kommt  die  Bildung 
nicht  vor.  Substantiva:  «l'rt.fl'  Aeltester,  di^^'  Eisen  (scharf), 
/i'^C  der  erste  Monatstag  (oberer),  ^d^'  (dünn)  Kuchen  und 
klei72e  Münze,  Olti^'  (§  52)  Ziege  (nt'D),  AVL^"'  und  gewöhnlich 

1  tl^^^^i  heisst  nicht  gibhosus,  wie  Ludolf  meint,  sondern  Höcker 
((•Lll),  §  107. 

2  Dann  entsprechen  ihr  hebräische  Adjectiva  wie  ^y  und  )r^\ 

3  Wie  nVB- 

*  Zur  Betonung  vgl.  Trumpf,  S.  534. 


204  §  108.    Einfache  Nominalstämme  zweiter  Reihe. 

zusammengezogen  (§47)  A.^*'  Aeltester,  Greis,  'üthjti'  Essig; 
ferner  ursprünglich  mit  der  Bedeutung  eines  Part.  act.  oder  den 
Thäter  ausdrückend^:  V(Uj& '  Prophet  (Sprecher),  ghtt^'  (§  52) 
Bürge^  Venvalter^  ^d9^'  Erntereste ,  O^C'  ausgepresster  Saft^ 
"^^If'  Eisen  (schneidend);  oder  mit  passivem  Sinn:  ?i'J',As  Teig 
(§  45),  ff^tl^hx'  Christus.    Die  Bildungen  mit  vorgeschlagenem  "K 

(§  34):  Itx'^XOx'  Herr  und  ÄhA^A:  Kran^,  Krone  d^^.^^[  {^Y^ii) 
kommen  vielleicht  von  St.  II,  1;  Fremdwörter  sind:  IV^Ji*  oxTvog, 

Jfl'Ti'}'    TiVfJLLVOV    (aVO    Jfl   =  Kv). 

c)  Die  Bildung  mit  ü  in  der  zweiten  Silbe  ist  weitaus 
die  häufigste  und  in  der  Sprache  noch  so  lebendig,  dass  sie  von 
den  meisten  Wurzeln  abgeleitet  werden  kann*.  Sie  trägt  zunächst 
streng  passiven  Sinn  und  dient,  von  Verben  activen  Sinnes  ab- 
geleitet, als  Part.  pass. ,  z.  B.  ?Cth*^'  geschrieben.  Der  erste 
Radical,  eigentlich  vocallos,  wird  (mit  Ausnahme  von  ^o^tl'  dmikel) 
immer  mit  e  gesprochen  (zum  Teil  nach  §  60,  zum  Teil  weil  diese 
Bildung,  zum  Ausdruck  des  Partie,  dem  Verbum  näher  steht)  ^. 
Sie  kann  auch  von  Wurzeln,  die  nur  als  Nomina  ausgebildet  sind, 
abgeleitet  werden,  z.  B.  ^^(hC'  grasig^  Afl*'fls  besonnen^  und  wird, 
da  eine  andere  Form  zur  Bildung  von  Part,  passiva  abgeleiteter 
Stämme  nicht  vorhanden  ist,  auch  von  abgeleiteten  Stämmen,  mit 
Aufgabe  ihrer  Stammeseigentümlichkeiten,  wie  von  Verben  des  ein- 
fachen Grundstammes  gebildet,  z.  B.  ¥Ä-J^'  vollJwmmen  (von  fas- 
säma),  /^'-fcje.s  geplagt  (»^«^f Oj  ^^O  geliebt  (h^^d-,  pass.  i* 
d,^d'))  ?lVb'^!  gepriesen  (von  iiMl»i"')y  ^i^^fti'  erfreut  (von 
i'd^/^ih'  St.  III,  2);  doch  vergl.  §  111.  Von  starken,  hauch- 
lautigen,   doppellautigen,    vornvocaligen  Wurzeln   und  von  solchen 

1  Ewald,  Hebr.  Spr.  §  149,  e. 

'^  Zur  Betonung  vgl.  Trumpf,  S.  534. 

3  Sie  entspricht  durchaus  dem  hebräischen  Paul.  Wenn  Ludolf, 
Gr.  Äeth.  I,  3  behauptet,  dass  der  zweite  Radical  verdoppelt  sei,  so  hat  er 
sich  wohl  geirrt,  wie  er  auch  sonst  in  seinen  Angaben  über  die  Verdopplung 
nicht  zuverlässig  ist  (er  spricht  z.  B.  Vl^'  ^^IC'  naggära,  jenägger, 
unterlässt  aber  zu  bemerken,  dass  in  Bildungen  wie  tl^ft'  §  110  der  zweite 
Radical  verdoppelt  sei).     Den   Intensivbildungen    ^1t3j2'  ^liSp.   ?^t2p  u.  s.  f. 

(Ewald,  Hebr.  Spr.  §  155,  d,  Gr.  Ar.  §  248,  Hoffmann,  Syr.  Gramm.  S.  241) 
entspricht  im  Aethiopischen  vielmehr  7flC'«  Die  Art  der  Bildung  des 
Part.  pass.  von  äusserlich  vermehrten  Verbalstämmen  und  mehrlautigen 
Wurzeln  (§  111)  spricht  entschieden  gegen  eine  Verdopplung  des  zweiten 
Radicals,  ebenso  die  eigentümliche  Gestaltung  dieses  Gebildes  von  Wurzeln 
mediae  infirmae. 


§  100.    Einfache  Noniinalstämme  dritter  Reihe.  205 

mit  mittlerem  und  schliessendem  1  wird  diese  Form  gleichmässig, 
nämlich  stark  und  voll  gebildet:  Aö**",^''  gelehrt^  JifrC  =  ge- 
biinden,  'Kli-A'  verstört,  y^ti^lx'  voll^  hfl^'i'  gerichtet^  l'H'^'  ver- 
armt, 1^'t'T '  ahgewandt.  Dagegen  entsteht  von  Wurzeln  mit 
schliessendem  ü  nach  §  52  immer  die  Form  A-flCO*'  lehetviv^  kundig, 
Öt\(D*'  ahtrimnig  u.  s.  f.;  von  Wurzeln  mit  mittlerem  ü  ist  zwar 
die  Form  S^^flJ.'l"'  mewTit  (todt)  möglich  und  kommt  noch  oft  vor, 
geht  aber  nach  §  52,  namentlich  in  späterer  Zeit,  gewöhnlich  in 
jT'fll-'Tl-:  mewwet  über:  IT'fll-^»:  tvarm,  ^^dhltii  besiegt  u.  s.  w.  Wie 
schon  aus  einem  Teil  der  angeführten  Beispiele  hervorgeht,  wird 
diese  Form  nicht  nur  von  Verben  activen  Sinnes,  sondern  auch 
von  intransitiven  gebildet  und  ist  auch  von  diesen  überaus  häufig, 
entweder  im  Sinne  eines  Participiums  oder  gradezu  als  Adjectiv: 
Mh'ü'  liegend,  /*'4-C'  fliegend  (im  Flug  begriffen),  C(f^^'  laufend, 
UAö>*!  seiend,  Cfl*'fl'  schwebend,  fl>-4-J^'"  herabsteigend  G.  Ad. 
129,  26,  l^'d'h. '  auf  einer  Expedition  begriffen,  9^M\ '  unter- 
ivorfen,  Tfl'Ös  bereit  (intr.  und  pass.),  K'fll-C'  beladen,  ^1^*^*9^- 
Icranh,  h\Wl!'  traurig',  sie  kann  sogar,  ähnlich  wie  die  Reflexiv- 
Passiv-Stämme,  scheinbar  activen  Sinn  gewinnen^,  z.  B.  Ä'V-rh' 
(von  Ä7rh'  warten)  nicht  erwartet,  sondern  im  Warten  begriffen, 
wartend,  CD-Ifl-As  vertrauend,  d4-¥'  dem  Lästern  ergeben,  Läs- 
terer, ^'h^'i'  icohlbehalten,  aber  auch:  heilsam  (Vit.  Ad.),  'h'^hH''^ 
nicht  nur  gefangen  gehalten,  sondern  auch  angeJclammert  an  d.  i. 
etwas  haltend  c.  Accus.  (Hen.  56, 1).  —  Bei  dem  grossen  Mangel 
an  einfachen  Adjectiven  muss  sie  auch  Adjectiva  ersetzen,  wie 
^^tt'ltx'  voll  (und  erfüllend),  'ü)\"h'  viel,  ö^Ö'  müssig,  ^Y-Ö'  stark, 
^d'Ö'  standhaft,  •74-i^*  schrecklich,  J&fl'fts  dürr,  ä^'ü'  vorsichtig, 
*li*Ö'  gewaltthätig,  T^^'  scharfsichtig  u.  s.  f.  Sehr  selten  sind 
Substantiva  dieser  Bildung:   'fhV'  wachsam  und  Wächter,  Ir'h^' 

König,  ö^'Oh:  Gegner  (^iX£^),  I^O  Proselyte,  'Ü^O  Silber  (weiss), 
'üfh-'h'  Sauerteig,  K"fl-C-"  kotig  und  Kot,  T-V-Ä":  (von  T^'JJ^O 
Stock,  OhflY''}'  Anfänger  (einige  Feminina  s.  §  128). 

3.    Während   in    der  zweiten  einfachen  Bildung  die  wesent-  §  109 
liehen  Vocale  (ä  t  ü),  wie  die  verwandten  Sprachen  erweisen,  aus 
ursprünglich   kurzen    gedehnt   sind,    entsteht   eine    dritte    Reihe 
einfacher    Bildungen    dadurch,    dass    sich    stärkere    oder 
ursprünglich    lange  Vocale    im    Stamme   festsetzen.     Zum 


1  Vgl.  Ewald,   Hehr.  Spr.  §149,  d;   Hoffmann,   Syr.  Gramm.   S.  177; 
Ewald,   Gr.  Arab.  §  244. 

2  Wie  \yr\^  Cant.  3,  8. 


^t)b  §  109.    Einfache  Nominalstämme  dritter  Reihe. 

Teil  können  sie  als  aus  Wörtern  der  zweiten  Reihe  abgeleitete 
neue  und  stärkere  Bildungen  angesehn  werden. 

a)  Indem  sich  nach  dem  ersten  Radical  ein  langes  ä 
festsetzt,  hinter  welchem  in  der  zweiten  Silbe  der  kürzeste  Vocal  e 
erscheint  (§  60),  entsteht  eine  Wortform  stark  activen  Sinnes,  die 
den  Handelnden  (das  Agens)  ausdrückt  und  daher  in  den  übrigen 
semitischen  Sprachen  als  Part.  act.  vom  ersten  Verbalstamm  ver- 
wandt wird.  Im  Aethiopischen  kann  diese  Form  nicht  mehr  von 
jedem  Verbum  abgeleitet  werden,  ist  überhaupt  fast  ganz  ausge- 
storben und  nur  noch  in  wenigen  Wörtern  vertreten,  welche  ad- 
jectivisch  und  substantivisch,  aber  nicht  als  Participia  gebraucht 
werden^.  Als  Adjectiva  kommen  noch  vor:  HÄ'^*'  gerecht^  ^'tö' 
grade^  aufrichtig^  ^'h'i-  wohlbehalten,  (\^Ö'  nüt^Uch^  (\Ö^'  an- 
derer^ verschieden,  ArlhJ&'  schön ;  als  Substantiva :  ^Th'  Sünder, 
hVi'  Priester,  ^(D^ö'  (Opferer)  Göt^enpriester,  ^^h'  Gehülfe, 
'?Cl\'  Erle,  ^Oh^^i  Einsteher,  Schützer,  (\ö^'  Herr  und  reich, 

AÜi^--  Ochse  (vgl.  cnb  f^),  <^Üfl>-:  Glas,  ^ß>''  Wasser  (flüs- 
siges V^''^d)i  und  nach  §  105  wohl  auch  solche,  deren  langes  ä  ver- 
kürzt ist,  wie  h'ü^'  töricht,  Tor^.  Ganz  gewöhnlich  wird  diese 
Form  zur  Bildung  der  Zahladjectiva  verwandt,  §  159. 

b)  Im  Gegensatz  zu  dieser  Bildung  activen  Sinnes  durch 
langes  ä  entstehn  neue  und  stärkere  Bildungen  von  BegrifiPswörtern 
durch  ein  von  den  passiven  Vocalen  u,  i  abgeleitetes  langes  ü  und  t, 
das  sich  in  der  zweiten  Silbe  festsetzt,  aber  auch  in  erster  Silbe 
nicht  das  gleichgültige  e,  sondern  den  bestimmteren  Vocal  a  vor 
sich  hat^  Auch  diese  Bildung  ist  im  Aethiopischen  sehr  selten^, 
mit  ü:  fh^C'  Hitse  (verschieden  von  rh4-C'  und  rh^CO'  th^C' 
Wall,  Befestigungswerk,  f^d^ü'  Norden  (Gegend  des  Ä'^flO;  mit  t: 
'^d^'  das  laufende  Jahr  (eigentlich  Herbst,  Zeit,  da  gepflückt 
wird),  vielleicht  7^^'  Net^  (womit  man  zusammenrafi't)  und  ^(\>C'j 
mit  langem  ä,  Hinterraum  (des  Tempels,  n''Il'\l),  und  mit  einem 
aus  i  verfärbten  e  P^'i '  Gespenst ,  böser  Geist ,  sowie  einige 
Feminin-Stämme,  §  127.  Das  Wichtigste  aber  ist,  dass  diese  Form 
im  Aethiopischen  am  gewöhnlichsten  gebildet  wird,  um  von  den 
einzelnen  Verbalstämmen  Handlungsabstracta  oder  Infinitive  ab- 
zuleiten, §  124,  welche  nur  äusserst  selten  als  Nomina  substantiva 
gebraucht   werden,    wie    h^Tf'  Glaube,    tD*d\/ll'    Fluss    (einige 

^  Zur  Betonung  vgl.  Trumpf,  S.  535. 

2  Auch  /i(thfl\S  sanft  (s.  Ludolf,  Lex.),  wenn  die  Lesart  richtig  ist. 

3  Im  Hebräischen  häufiger,  Ewald,  Hehr.  Sp7\  §  153. 


§  110.    Bildungen  durch  Verdopplung  des  mittleren  Radicals.      207 

Feminina  s.  §  127).  Als  neue  Ableitungen  von  Adjectiva  verbalia 
der  Form  1(\'C'  (§  107)  erscheinen  einige  Zahlwortgebilde  mit 
vorn  eindringendem  a;  s.  §  159. 

Es  giebt  im  Aethiopischen  noch  eine  Anzahl  von  Wörtern 
einfach  scheinender  Bildung,  die  sich  aus  keiner  der  sonst  gewöhn- 
lichen Wortformen  erklären  lassen  und  entweder  auf  veralteten 
Bildungen  oder  auf  verderbter  Aussprache  älterer  oder  aus  der 
Fremde  aufgenommener  Wörter  beruhn.    Fremdwörter  sind  z.  B.: 

9Ai^-'  Welt,  Ewigkeit  ,viLi  nSly,  ^^1'-  Gramtapfel  ^Coj,  fihO 

Zucker  v>-^,   ^^0'  Fels   ^^  oder  ^^^   il'^7-"  Süden   ^j-^'i 

]D^n,  A.AkA:  ^.:l1».  bm,  h-f^V'  Ofen  ^^»1  ]int<,  ■^O'?-"  ^LIj^, 

^t^C'  ;Laj4>  denarius,   d^^C'-  |^-^,  h^lr'   Jt2{j,   ^'üö'  &*Ii 

^0-0,  ^Ptl'  racog  (j^^tio,  0^4»-'  und  flA4»  •"  Marmor  (J.ij; 
Wörter  unklarer  Abkunft  und  Bildung:  "Z.^-J&!  kostbares  Kleid, 
l/'flj&s  eine  Geierart,  ^ß-lr'  Lade,  Schrein,  ^flC«'  Finsternis,  ^t^'i' 
Schuh,  ^AA:  Buchstabe  {o^d»'\*'  Erde,  'Üdi^Ci'  Land)  und  andere. 

2.  Durch  Verdopplung  von  Wurzellauten  oder  von  abgeleiteten  Verbalstämmen  und 
mehrlautigen  Wurzeln  gebildete  Nominalstämme. 

1.  Bildungen  aus  einfachen  dreiradicaligen  Wurzeln  §  no 
und  Verbalstämmen. 

a)  Aus  einfachen  dreiradicaligen  Verbalstämmen  wer- 
den durch  die  Verdopplung  des  zweiten  Radicals,  welche 
hier  eine  Steigerung  des  Begriffs  ausdrückt,  im  übrigen  aber  nach 
der  §  108  beschriebenen  Adjectivbildung,  Aussagewörter  ge- 
bildet. Die  erste  (geschlossene)  Silbe  hat  immer  den  Vocal  a. 
die  zweite  den  betonten  Hauptvocal  ä  (wie  in  §  108,  a)^.  Die 
andern  Vocale,  die  für  die  Adjectivbildung  überhaupt  möglich  (§  108) 
und  in  den  andern  semitischen  Sprachen  auch  vertreten  sind^,  fehlen 
im  Aethiopischen  (es  müssten  denn  unter  den  §  108,  b.  c  ange- 
führten Wörtern  einzelne  mit  verdoppeltem  mittlerem  Radical  ent- 
halten sein).  Dadurch  werden  zunächst  Adjectiva  gebildet,  welche 
mehr  innerlich  und  fester  anhaftende  Beschaffenheiten  oder  Eigen- 
schaften gesteigerten  Maasses  ausdrücken;  von  starken  Wurzeln: 
d*lfA}'  furchtsam  (der  immer  und  leicht  fürchtet),  ^9^"'  ängst- 
lich (Vit.  Ad.),   Äy^" '  sehnsüchtig ,    i'flö  '    männlich,    mannhaft, 

1  Ygl.  Teümpp,  S.  536. 

2  Ewald,  Hebr.  Spr.  §  155,  Gr.  Ar.  §  248;  Hofpmann,  Syr.  Gr.  S.  241  f. 


'^OcJ  §  111.    Bildungen  von  abgeleiteten  Verbalstämmen. 

nyj'"-'  stumm,  d^Hx'  IcaJil,  MT"'  angenehm,  iVß:'  offenbar;  de- 

nominativ:  MC'  haarig,  'k^^'  (die  Vorhaut  an  sich  tragend) 
unheschnitten,  *fe^As  belaubt  (Deut.  12,2);  von  Wurzeln  mediae 
infirmae:  'Tf^A'  gewaltig,  f^Püs  sanftmütig,  fl^'Ü'  grauköpfig, 
Ä^^s  stammelnd,  0^^'  abscheulich,  hässlich;  tertiae  infirmae: 
A*Pfl>*s  bösartig,  h*Pfl>*-"  sehr  kräftig,  m^^'  verdreht,  Ül}^'  faul, 
\^ff>'  arm,  ti'hf^'  (neben  Arh/i-'  §  109)  schön,  w^^'  schön,  gut. 
Oder  aber  dient  diese  Bildung  auch  dazu,  um  den  T  hat  er  (der 
etwas  oft  oder  immer  thut,  es  als  sein  Geschäft  betreibt  u.  s.  w.) 
auszudrücken :  IflC'  Arbeiter,  0^*11'  Taglöhner,  d,f\h'  Anwohner, 
Beisasse,  rt;^j&!  Trinker,  H^H'  (§  53)  Hurer  und  Hure,  von  hlC' 
Fuss  Y\PQ'  Fussgänger.  Indessen  nehmen  die  meisten  Wörter 
dieser  Bedeutung  noch  die  äussere  Endung  1  (§  117)  an;  manche 
haben  noch  beide  Formen:  Ä^'fl'  und  K^-fl,'  Zimmermann,  d\ 
f{^'  und  di^dM-  Steuermann,  von  rh4*As  Feld  rh^A'  und  rh 
^a^'  Landbewohner. 

b)  Mit  noch  stärkerer  Wiederholung  der  zwei  letz- 
ten Radicale  werden,  wie  Verbalstämme  (§  77),  so  auch  Adjec- 
tiva  abgeleitet  von  Wurzeln,  welche  Farben  und  Geschmacksachen 
bezeichnen,  um  damit  das  A  eh  nein  auszudrücken^;  die  letzte  und 
Haupt-Silbe  hat  1  (vielleicht  auch  a),  die  beiden  andern  a  wie  in 
§  108,  b^:  M^X^r-  weisslich,  odQCXC'  (verkürzt  auch  ^"J 
dC')  honigähnlich  d.  i.  süss,  'Tf^^A'^A-'  grün,  l^flj^'ft,J^"  töricht, 
^OD-y^-}:  sehr  dunkel,  thli'itU'}'  kläglich,  ^TrOXlrmJf'  Mein, 
OÄ'flX.'fls  sehr  hart,  ÄflCft.C'  Rückwand;  nur  im  Fem.  bis  jetzt 
bekannt  sind  ^yHiß'ih^'  rötlich  (wohl  von  ^^M'-ch'  §  36)  und 
f\^'thC(h^'  schimmernd  (von  d^fhdfh'  oder  fl^-A^/jh")- 
§  111  2.  Von  abgeleiteten  Verbalstämmen  können  unter  Bei- 

behaltung ihrer  Stammeseigentümlichkeiten  einige  der  §§  105 — 109 
beschriebenen  Nominalformen  gebildet  werden.  Zwar  fehlt  natür- 
lich die  erste  einfache  Bildungsweise  (§  105)  bei  diesen  Ableitungen 
vollständig;  denn  der  eine  Vocal  nach  dem  ersten  Radical  genügte 
nicht,  diese  längeren  Stämme  zu  umspannen.  Dagegen  können 
sich  bei  ihnen  die  Bildungen  §§  106 — 108  mehr  oder  weniger 
wiederholen. 

a)  Begriffswörter  von  abgeleiteten  Stämmen  zeigen 
je  nach  den  Stämmen  verschiedene  Formen,  a)  Vom  zweiten 
Grundstamm  (I,  2)  werden  durch  a  nach  dem  zweiten  Radical 
und  die  stark  betonte*  Feminin-Endung  ä,  die  zugleich  (meist)  die 

1  Ganz  wie  im  Hebräischen;  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  157,  c. 

2  Vgl.  Trumpp,  S.  536. 


§  111.    Bildungen  von  abgeleiteten  Verbalstiimmen.  209 

Dehnnncr  des  vorhergehenden  Bildungs-a  verhindert,  infinitivartige 
Begriffs  Wörter  gebildet,  deren  erste  (geschlossene)  Silbe  ebenfalls 
mit  a  gesprochen  wird^.  Diese  Form  ist  indessen  nicht  mehr  sehr 
häufig:  o^\\/**'  Versuchung j  4*fl'\'  Begegnung,  HA^-"  Zuredd- 
iveisung,  hM'  Vergehung,  0^^9"  Unrecht,  H^O-  Not  (Schwer- 
machung), ff'OH'  Geruch,  und  ebenso  von  einigen,  als  Verba  in 
St.  I,  2  nicht  gebräuchlichen  Wurzeln :  rfi"!'^'-  gerichtliche  Unter- 
suchtmg,  i\\W^^'  Erforschung,  ^l}^"'  Verwunderung,  Wunder;  viel- 
leicht auch  einige  Sachwörter  wie  *I*ÄA'  Krone,  Kranz,  \\(Of\.^ 
und  h^A  s  Nachtrab,  hinterer  Teil,  7RA"  Aas  (Hinstreckung), 
f^i/o€^:  Wolke  (Verhüllung).  Einige  andere  Steigerungsstämme 
haben  diese  schwerfällige  Bildung  schon  aufgegeben  und  zu  der 
§  106  beschriebenen  Bildung  von  Nomina  actionis  zurückgelenkt, 
haben  jedoch,  gleichsam  zur  Unterscheidung  von  den  Bildungen 
aus  dem  einfachen  Stamm,  die  schwere  weibliche  Endung  ä  an- 
genommen :  'itl'h'  Beue,  ^/^'h'  Freude,  4>^T9-'  Unwille,  ^l^i'- 
Lust,  rhAJ?*  Benkvermögen,  Geist,  OhOh^'  Geheul,  T't'h'  Eifer, 
Hast,  9^^^ii  Bestürzung;  statt  9^^^\'  GeschmacJc  haben  Deut. 
32,  28  die  meisten  Handschriften  schon  J^A/h'«  Ganz  vereinzelt 
steht  ^(D*d'  sewive  Einladung  und  ^(D^Ü'Y"'  jdwwehat  Sanftmut^. 
Auch  von  Causativstämmen  war  wohl  die  Abstractbildung  mit  a 
nach  dem  vorletzten  Radical  und  Feminin-Endung  ä  einst  mehr 
im  Gebrauch,  ist  aber  im  gewöhnlichen  Aethiopisch  nur  noch  in 
hChf'  (sehn  lassen)  Beispiel,  Gestalt  (und  vielleicht  in  htl't'i' 
Schenkung)  erhalten. 

ß)  Von  reflexiv-passiven,  durch  vorgesetztes  "f"  gebildeten 
Stämmen*  konnte  einst  das  Nomen  actionis  mit  Beibehaltung  der 
Vocale  des  Subj.  aus  dem  Subjunctiv  gebildet  werden*;  aber  diese 
Bildung  ist  ausgestorben.  Man  kennt  nur  noch  'f'i^ÜC'  tamdhhar 
Studium  und  ähnlich,  von  mehrlautigen  W^urzeln  :  'f'^flAs  (Unter- 
handlung) Unterhändler,  't'^h't'J^s  (üeberdeckung)  Brücke.    Da- 

^  Ziemlich  genau  entsprechen  diesen  Bildungen  die  aramäischen  In- 
finitive des  Pael  und  der  andern  Stämme  (is't'tSp  u.  s.  w.)  sov^^ie  hebräische 
Wörter  wie  HIDS,  Ewald  §  156,  d. 

t|t- 

[       ^  ÄA*"!*'    Gehet,   aus   älterer   Zeit  überkommen,   ist   das   arabische 
»•Xo;  im  Aethiopischen  spricht  man  ÄA?*  leten,  nicht  JVAfl^'- 

3  Nach  Prätoriüs,  Beitr.  z.  Ass.  I,  S.  38  ff.  wären  diese  mit  vorge- 
setztem t  gebildeten  Nominalformen  vielmehr  zum  Steigerungs- Stamm 
zu  stellen.     Vgl.  auch  König,  S.  81. 

*  Wie  JuJui*. 

Dillmann,  Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  14 


210  §  111.    Bildungen  von  abgeleiteten  Terbalstämmen. 

gegen  ist  die  Form  mit  langem  ä.nacli  dem  zweiten  Radical,  vor 
welchem  't'  sein  a  behält  und  den  ersten  Radical  in  seine  Silbe 
zieht,  sehr  gewöhnlich,  wird  aber  nur  von  St.  III,  1  gebildet,  in 
den  auch  III,  2  übergehn  muss.  Es  werden  so  passive  Begriffs- 
wörter, die  auch  Sachwörter  werden  können,  ausgedrückt:  "t"!! 
ho  Gedächtnis,  'f-'^flC-  Gemachte  (Werk,  Thaten),  't'^^9^''  Vol- 
lendung, 'i^tli'fh'  Verzögerung,  i^Ä'^rh'  Stockwerk^  't'/^^h' 
drittes  Stockwerk,  ^'^''^tl'  Verfünffachung  ^  Fünf  zahl;  mediae 
geminatae:  't^tl'ü'  Änshlügehing, 'l'^(\'üi  (ümkränzung)  Zinne; 
vornvocalig:  '^a^'«^h•■  Zusatz,  i-fl>*^T!  Tausch,  i^fl^-^fl«  Lob- 
preisung; mediae  infirmae:  't9^y^'  Aenderung,  '1^9^^'^'  Betrug^ 
»|«^<pj^:  (Aufstellung)  Gestell;  von  Wurzeln  mit  schliessendem  u 
zwar  'l^'Ü^Oh'  das  Klaffen,  in  der  Regel  aber  mit  Abwerfung 
von  fl>-  ^ :  ^Av^  ■  Verschiüägerung,  ^"h^ '  Verbrüderung,  Ver- 
wandtschaft, 't'tl4-'  Hoffnung,  't'Ä'A*  Würdigkeit;  von  Wurzeln 
mit  schliessendem  i  ist  bis  jetzt  nur  die  Feminin-Bildung  'l'ü^'^'t- 
Spiel  (für  -^fl^■> J&'lf' :  oder  '^(I^'^^1' 0  bekannt.  Bisweilen  er- 
höht sich*  schon  das  a  der  ersten  Silbe  zu  e,  namentlich  in 
Sachwörtern:  't'hHH'  Befehl,  'tChll'  was  zu  Häupten  liegt, 
"l'CPÖ'  was  in  der  Fussgegend  liegt  (vielleicht  't'i4-1'  Erdfeuchte, 
;]|.^>|.(^.  Feuerbrand),  auch  '^"'JflAs  Vermittlung  (von  •f'^flAO*  — 
Von  andern  Verbalstämmen  sind  auf  diese  Weise  mit  langem  ä  in 
der  letzten  Silbe  gebildete  Nomina  actionis  sehr  selten :  von  St.  III,  1 
kommt  hh^liA-h'  Atemzug;  von  St.  I,  3  (nach  §  60)  /^;^^: 
Teilnahme,  oder  4-h*'fl'  (Ex.  36,  31)  Zusammenheftung  ^  (mit  aus  ä 
verfärbtem  e);  meist  aber  haben  solche  Bildungen  von  St.  I,  3,  wie 
auch  von  I,  2  (und  III,  1),  noch  eine  äussere  Endung  (s.  §  120). 
Wie  man  namentlich  aus  dem  Hebräischen  und  Syrischen* 
ersieht,  waren  aber  in  Gebilden  von  passiven  Stämmen  auch  die 
passiven  Vocale  ü  und  1  möglich;  im  Aethiopischen  wird  dadurch 
mehr  der  Gegenstand  der  passiven  Handlung  als  die  Handlung  selbst 
ausgedrückt,  sodass  diese  Bildung  fast  mehr  zu  den  Beschreibe- 
wörtern gehört:  'h'flrt.A'  und  'Ih'flrt^As  Gekochtes,  Gericht  (Gen. 
25,  29—34);  i'A'^Ä's  Schüler  (wahrscheinlich  Fremdwort).  Ge- 
wöhnlich aber  vereinigt  sich  damit  die  engangeschlossene  Feminin- 


1  Wie  i^ÜJJ  Ewald,  Gr.  Ar.  §  280. 

^  Vgl.  König,  S.  123. 

^  Ganz  eigentümlich  ist  <Ph :  Glanz  (von   ^hP')  und  \\\i  Streit 

(i-Ahof:). 

*  S.  Ewald,  Hebr.  Spr.  §  161,  a;  Hoffmann,  S.  243. 


§112.    Bildungen  von  mehrlautigen  Wurzeln.  211 

Endung  "1"  S  vor  welcher  nach  §  36  t  und  ü  zu  e  gekürzt  wird ; 
dadurch  wird  von  den  Passivstämmen  eine  neue  Art  von  Abstracta 
und  Sachwörtern  abgeleitet.  In  der  ersten  Silbe  behauptete  sich 
ursprünglich  noch  a  (z.  B.  in  '|-<P/*V1i-l-:  Gen.  31,  27  F,  '/'Ol- AJ^'-" 
Gen.  Comm.  p.  5,  'llüC^'  Am.  8,  6  A,  -f'lTai-h'Ths  4  Reg.  13, 17, 
'l'(D*A.'l'i  neben  'l'fll-i^.-lhs  U eherlief  er  ung)^  das  aber  später  vor 
dem  e  der  zweiten  Silbe  durchwegs  zu  e  getrübt  wurde.  Die  Bil- 
dung ist  ziemlich  häufig,  s.  z.  B.  'lh'7'nfl'l"-  Erzeugnis  (Vit.  Ad., 
wie  von  '^*^fl•Cs  Erzeugtes)  tegbert^,  ^(t\C9^'l''  Enthalt samlceit, 
'ThJ^UC'Tl-s  Lehre,  -M^Ah'l's  Regierungshezirk,  'Th^/*'/h 'I" '  Er- 
freitung,  'Th'^ilh/*''!" ••  Abweichung,  ^'öl^'i''  Betrug,  't'lÖCH'' 
Seufsen^  'VtX'ü'h'V'  Menschwerdung,  'hTIl^J?,"  tezmed  (§  54)  Ge- 
schlecht, Stamm\  namentlich  von  Zahlwörtern,  wie  'l'/^Aft'!"  das 
Breifache  (Verdreifachung)  u.  a.,  §  159;  vornvocalig:  "ihflJ-hA'l" 
und  +hA'T["  Vertrauen,  '|-fl>-AJ^'--  (§  54)  und  ^AJ^^  (Gen.  15,  2  F) 
Geschlecht  {9,^y\q\\  teivled  o^e^r  tuledY -,  mediae  infirmae :  'f^d/Z-CT*" 
Beschimpfung,  ^-Tffl^^'Th-'  Eigenlob,  ^^^ß^lf-'h  Ränke,  H'dß»l'l"' 
Lager;  tertiae  infirmae  (nach  §  51):  'tlrttji':  Pro^^hetin,  'l"Crt/('' 
Schmuck,  ^hfUt"-  Schlacke,  ^'düjl*'-  Stolz,  ->/^7-'|-:  Fleisch- 
werdung. 

b)  Beschreibewörter  von  den  abgeleiteten  Stämmen  sind 
im  Ganzen  selten :  die  meisten  Participien  und  deren  Stellvertreter 
werden  durch  äussere  Vor-  und  Nachsätze  abgeleitet  (§§  114  und 
117).  Doch  ist  die  Bildung  des  Part.  pass.  mit  ü  nach  dem  zweiten 
Radical  (§  108,  c)  ausser  vom  ersten  auch  von  einigen  andern 
activen  Stämmen  wenigstens  möglich  und  von  St.  I,  3  sogar  sehr 
gewöhnlich'^.  Vom  Stamm  IV,  1  findet  sich  ?ifllhCVl*'fls  vertieft 
in  eine  Sache,  von  IV,  3  ?iftT7"fl*h'  versammelt,  wobei  sich  also 
die  vorhergehenden  a  des  Perfectstammes  zu  e,  und  ä  nach  §§18 
und  78  zu  ü  senkt.  Nach  letzterem  Gesetz  kommt  von  St.  I,  3 
fl"4-h'  gesegnet,  rt«4-C'  gegründet,  fr'fc^^  teilhaftig,  drO^^^'  rasirt, 
T^a^h'  versammelt,  fh^H^C'  gefärbt,  h'^i*^'  ungläubig,  zweifelnd 
(aber  nach  §  108,  c  auch  ^^^f^'-).  —  Auch  T'K''fl4-4's  durchsichtig 

VK  fl^4*,  vgl.  oben  S.  123  und  unten  S.  213)  Hesse  sich  hierher  stellen. 

3.    Die    mehrlautigen  Wurzeln   sind  meist  nur  als  Sub-  §  112 
stantiva,   selten   als  Beschreibewörter   ausgebildet.     Auch  die  Sub- 
stantiva  sind   meist  Sachwörter,    selten  Begriffs  Wörter.     Die  weib- 


1  Etwa  wie  in   riti^2'!'ri  ]Aaa^^./   u.  a. 

2  Zur  Betonung  vgl.  Trumpf,  S.  536. 

^  Obgleich  Ludolf  I,  5  lehrt,  man  spreche  teweld. 

14* 


'^l^  §  112.    Bildungen  von  meiirlautigen  Wurzeln. 

liehe  Endung  (ausser  der  Endung  ä  §  127)  wird  diesen  ohnehin 
längeren  Gebilden  selten  angehängt.  Ein  grosser  Teil  der  mehr- 
lautigen  Nomina  ist  aus  der  Fremde  eingeführt  oder  noch  dunkeln 
Ursprungs. 

a)  Einfache  Begriffs-  und  Sachwörter  vierlautiger 
Wurzeln  werden  meist  in  der  Weise  gebildet,  dass  je  zwei  Radicale 
in  eine  Silbe  zusammengehn,  und  ebenso  von  fünf  lautigen,  indem 
der  erste  Radical  wie  ein  Vorschlag  vor  die  erste  volle  Silbe  tritt. 
Wo  ein  langer  Bildungsvoeal  eindringt,  trägt  dieser  den  Ton,  wo 
nur  kurze  Bildungsvocale  sind,  nach  späterer  Aussprache,  die  erste 
geschlossene  Silbe,  a)  Beide  Silben  haben  kurzes  e^  (sodass 
etwa  n-ÜO  §  105  entspricht):  -flJ^-nÄ--"  Pest^,  'i^'i^'  Staub- 
regen, ^il^tl'  Rausrat,  *^T^K"A--  Fuchs,  ^l^H:  Igel,^'i 
•7A'  Jungfrau;  ^tlillr'  xQayeXacpog  (Deut.  14, 15),  'flCft^s  Linsen, 
Ä'77^'3''  Kothaiifen.  Ein  BegrifFswort  dieser  Bildung  ist  CO*AlI>*As 
Schwankung.  Fünflautig:  J^'4^T'Ä'4^:  Beil,  Ä'A^A^'-"  Erschüt- 
terung, Beten,  Ä'-fldW-A-",  R'fl<>lrf'A--  und  ^'i'ÜÖ\t^'  Käfig. 
Fremdwort:  ^C{}9^'  Dirhem.  ß)  Beide  Silben  haben  kurzes  a: 
th9^th9^'  Kürbis,  0^0^'-  Pflaster,  7«1f7«1f-"  Teppich,  ^A-I^A-" 
Bergabsturz,  thlithli'  Sumpf,  ^jf9^^9"'  Sumpf  (wahrscheinlich 
nur  missbräuchlich  mit  langem  ä  geschrieben,  §  48),  ÜChfidhi 
Leiter,  w^iP^'-  Neiziverl,  ^fl'kil'  =  ^tl^tl',  flCftCs  Beute, 
rt'JrtA!  Kette;  4'ARÄ's  Äugenkreis;  di'yiiC'  Schwein  (Hen.  89, 
10),  h^nA-'  Haarkamm,  rh^llfs  Brauenhaare,  'k'TrHh'  Locke, 
\\ld.C'  Lippe,  O'idC-  Seeungeheuer,  i-lhC'-  Topas;  4'O'fl-" 
Wimper,  ghCl^''  Krokodil,  hChÖ'-  Mandelnuss,  rtOI-'hAs  Wurf- 

spiess,  OMl'  Kübel  {sJil^J),  (Dß>a\^'  doQxag,  y^hA-"  b^'rj; 
<^4^0A»  Fett;  Inh'fls  Stern.  Ein  Begriffswort  dieser  Form  ist 
'^Ctitl'  das  Tasten.  Auch  gehören  nach  §  71  hieher:  Mir'  Geil- 
heit, ÄRh-'  Frost,  4*4"fl!  Scheide,  y)  Die  letzte  Silbe  hat  ä, 
die    ersten    entweder   ä    oder   e:    0^^'ü'  Scorpion,    rt*7AT' 

kostbares  Kleid  (io^Äw),   fißM^^Tfi  Satan,   'f'^'^s  Schuhriemen, 

i^Hx'  Weissmehl;  (i\l(\^' Kameelsattel,  (hl({'ü'  Beere,  hC^Ä*-" 
Unkraut  (Matth.  13,  25),  'd'C^Ö'  Ellenbogen,  Ä-JQ-H!  Tragbalken, 
Ä">P*7--  Band,  •7'>4-As  Ziegelstein,  ^Cl^hhi-  Brandopfer;   öt 


1  In  \^\t'ih'  Stein,  Fels  scheint  das  a  der  ersten  Silbe  einen  Hauch- 
laut zu  ersetzen  {Yl'iMt'lh')  >  ^E^-  ^ber  Prätorius,  Ämh.  Spr.,  S.  152. 

2  Zur  Betonung  vgl.  Trumpf,  S.  536  f. 


§112.    Bildungen  von  mehrlautigen  Wurzeln.  213 

h:9'C''  Äbsf/M,  y.-'ry:"!'  (§47)  Haupthaar,  'p-^tl^'il-  =^ 'l^'-tl 
'^••ft-^   hr:;i-ft.-  Charta. 

Wörter  unklarer  Bildung  und  Abstammung  sind  z.  B.  fl/h 
<-ft:  Schreibrohr,  M^t.'P-  Maus;  ^.CU'-"  Hahn,  9,^'^*'^''  Raute, 
i\^.'l'i'  Schleier,  ^^'r?x^'  Fmike;  Fremdwörter:  J^/*'m.C-- 
JLivoTrjQiov,  •l'V'^.As  candela,   ^'i'^'^'  navöo^eiov,  O'il'l'  oavQa 

_%.cs\aä   u.  a. 

h)  Beschreibewörter  und  von  solchen  abgeleitete 
Substantiva.  Der  vierlautige  Verbalstamm  wird  in  seiner  nächsten 
zweisilbigen  Aussprache  mit  zwei  kurzen  a  als  Beschreibewort  ge- 
braucht, oder  es  setzt  sich,  wenn  dieses  genauer  als  ein  Adjectiv 
unterschieden  werden  soll,    auch  nach   dem  zweiten  Radical  ein  a 

fest,  und  das  Wort  wird  dreisilbig^:  iilr'h*'Y''  fest,  massiv  ((3-^))' 

Ä*7M"  und  f.1^1'  mager  (Gen.  41,  4  ff.),  h-iPh»/*'--  hunt  (Gen. 
30,  32—39.  31,  10—12,  in  jüngeren  Handschriften  \t«il\i^h')]  > 

97^0'  holperig.  Oder  aber  die  letzte  Silbe  hat  gedehntes  ä,  und 
die  erste  wird  dann  entweder  mit  e  gesprochen  (w^ie  §  108,  a): 
j^ Jl -|-jp>:  verwaist  (=  jei'h+l^Oj  oder  häufiger  mit  a  (wie  §  11 0, 1 .  a): 
dxlihh'  lahm,  K?"AT-"  triefäugig,  f\l\\h'  (st.  c.  ^h^h')  stammelnd, 
und  mit  abgeworfenem  schliessendem  u  (§  53)  ^Ö^'  oder  ^0^' 
iveiss.  Schon  durchaus  Substantiv  geworden  ist  "hlfh^'  (mit  ab- 
geworfenem (D*,  §  53)  vierfüssiges  Tier  (gehend).  Die  häufigste 
dieser  Bildungen  ist  die  des  Part.  pass.  mit  U  in  der  letzten  Silbe 
(§§  108  und  111,  b),  vor  welchem  die  vorhergehenden  Silben  den 
möglichst  kürzesten  Vocal  erhalten :  ^9^ti'9^'  ^art,  fhC'P9^'  un- 
glückselig,   ;h'fl*4'-'   befleckt,    9^1lü'C'    und    ^IffhC-"    verstört 

dh-ü^^'  mxfhl'  "l-ütbh'  r-'i^'^'  ^^hi^h-  ^Afrq-"),  a>-A 

flJ,As  unbeständig,  Ülrl'l'  verlacht  (von  H'3''7«'7"0;  von  Wurzeln 
mit  langem  Vocal  als  zweitem  Radical  (§  20) :  f'^^tl*'} '  verderbt 
(tfVrtV:),  tfi>-<fc;ih-"  gefangen  {f^^A\'),  't^Ü^hx-  gemischt  {:^hth'), 
T.T'J&s  verschuldet  (Mf*)?  *fe'fcj&s  gei^ig^  A.A*J&'  getrennt;  von 
Wurzeln  mit  u  als  letztem  Radical  (§  52) :  (D^CIKf^i  jung,  9^1 
l\(D*'  versucht,  hlhiB*''  übereinstimmend  (fl>-A^fl>*s  9^'i^(D's 
MC(9*s),  ^Öß^Oh'  gebleicht,  weiss;  mit  i:  T-Ö't^^'  getäuscht. 
Auch  vom  Reflexivstamm  V  kann  dieses  Particip  abgeleitet  werden, 
teils  in  der  Form  h'i^Cü'^i  tankend,  h'iiU't^rÖ'  verschleiert, 
Ttilr'hlüy'i  irrend,  'hlr^Ö^(D*i  andächtig,  teils  mit  Abwerfung 
des  anlautenden  h  (§  87) :  'i^'ü^^'  durchsichtig,  ^^'T^T-'  (Vit. 

^  Zur  Betonung  vgl.  Trumpf,  S.  537. 


214  §  113.    Nominalstämme  äusserer  Bildung. 

Ad.)  fieberwahnsinnig ^  T'TfUA'As  und  ?i'>1fÜA"A5  liederlich,  und 
mit  nocli  stärkerer  Verkürzung  'Jh-A^  schwindlig  (von  t\i\\tih')' 
Bisweilen  haben  solche  Bildungen  Substantivbedeutung  angenommen: 
^C^C-'  Krume,  rt^fl'K*  Lunge,  hllPfi^'  das  Abirren-,  fem. 
Ä'CW"Vf"'h-"  Türangel.  —  Die  Bildung  mit  1  (s.  §110,  b)  ist 
nur  in  einigen  substantivisch  gewordenen  Aussagewörtern  erhalten: 
AÄ'/V.Ä'-*  Zünglein  der  Wage,  ^^\^'  Staubregen,  Wid*^'  Grenze, 
rt'Jft.As  Narde'^^   VHI/A*As  und  Vlf(iA«As  liederlich,  Schlemmer 

c)  Stärkere  Begriffswörter  (Nomina  actionis)  entstehn 
von  mehrlautigen  Wurzeln  mit  langem  ä  in  der  letzten  Silbe  (vgl. 
§  lll,a,ß)  und  a  in  den  vorhergehenden :  T,Pß>'  Sünde,  fi'Qfi'ü- 
Ehe  (^/^^i,  von  der  wiederholten  Beiwohnung),  W'fV^i'ü'  Geflecht, 
GitferwerJc,  ^h^h-  Beredtsamkeit  {(DA^h'),  ^Mh''  Sprösslinge 
{(DÖh-,  Ü^K^K^j,  ^/hH/h:  Geträufel,  V'ÜÜ'Ü'  Geschenh,  \\a^f\h' 

milder  Ernst,  h'flh'fl-"  Hochzeitsfest,  <<.Ä'4-Ä'''  Uebermaass,  A'^^ft« 
leises  Flüstern,  ^Ä^^^'  und  Vm-fl^-fl--  Geträufel,  'Ij^A'^As 
Grün,  irtTOT'  und  *7'flTflT'  Bauchgrimmen  (Jubil.);  von  einigen 
Causativstämmen  (§  85)  mit  abgeworfenem  h-  rt^^«C'  Schauder, 
fil'HIl'  StarrJcrampf,  ii^^Ohi  Geheul,  und  häufig  vom  Reflexiv- 
stamm V  mit  abgeworfenem  Y\'-  J7"Ä''^Ä''  Bonner^  Vh"CV^C* 
Wirbel,  ^l^C^C'  Murren,  'id^C'i^'  Ausgelassenheit,  VÄ-fl^^*-" 
Glanz,  "i-iPOh:  Schwanken  (V^Öa>-:  V* AJ^A :  J^TJ^T-"  Vfl 
AOA-'  Vlf^AA-"  'tlCPO  iHüAAO;  auch  M'hPa^' das  Abirren; 
seltner  in  der  Aussprache  IfüMll'  zitternde  Bewegung,  'JTiÜAA' 
Possenmachen,  'itlth^fh'  Bewegung,  wie  auch  vom  einfachen  Stamm 
ll/l^'  Nahrung,  tiAf^'  Trennung. 

3.  Nominalsiämme  äusserer  Bildung. 
a)    Durch    Vorsätze    gebildet. 

§  113  Die  an  das  Imperfect   sich   anschliessende  Bildung  von  Aus- 

sagewörtern mit  vorgesetztem  je,  ja,  welche  einst  besonders  im 
Minäo-Sabäischen,  aber  auch  in  den  andern  semitischen  Sprachen'^ 
verbreitet  war,  ist  im  Aethiopischen  ganz  ausgestorben  und  nur 
noch  in  dem  einen,  von  Alters  her  überkommenen  Wort  J&Cflrh" 
oder  yC'üfh'  {ja  durch  den  Ton  gedehnt,  für  ja)  Biese  (Wurzel 

1  9^M\^Tfi  arm  ist  Fremdwort. 

2  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  162,  a;  Gr.  Ar.  §  281.     Dietrich,  Abh.  zur  hehr. 
Gramm.  S.  140  ff. 


§  113.    Nominalstämme  äusserer  Bildunt^.  215 

n^"^?   ^'flr/i")  vertreten.    Ebenso  ist  die,  namentlich  im  Arabischen 

sehr  gebräuchlich  gewordene^  Bildung  von  Adjectiven  (im  Sinne 
von  Intensiven  und  Elativen)  durch  vortretendes  }\  im  Aethio- 
pischen,  wie  es  scheint,  zwar  einst  vorhanden  gewesen,  aber  bis 
auf  wenige  Trümmer  ganz  verschwunden.  Es  kommen  noch  vor^: 
h'}'(\Ö'  Thräne  (fliessende),  h'il^Ö'  Mark  (eigentlich:  das  beste, 

reinste,  vgl.  ^^),  hli^'ü'  und  hH'ü'  (§  40)  Süden  (4^jjl),  h'U 

o^C '  Purpur  (^T),  htld^O  (Deut.  28,  22,  jllsf)  eine  KranJc- 
lieit^  wahrscheinlich  der  Leber ^    womit   zu  vergleichen    ist    H'P^-s 

gelbe  Farbe  als  Fem.  von  vA^i,  und  vielleicht  ebenso  H'fl^s  Fell 
(Wurzel  cXa**»),  weil  der  Plural  HHÄ'fl^'  lautet.  Ausserdem  gehört 
dieser  Bildung  vielleicht  noch  K'J4*K'=  Türe  an  (klafi'end,  von  (jdÄi, 

wenn  es  nicht  eher  von  ijds  VII  einen  Riss,  ein  Loch  bekommen 

abzuleiten  ist).     Die  Wörter   hllU^'  Traube  (^5^K   JL^j|)   und 

h^QÖ^'  Finger  (y|i:t<  ^^^0  sind  uralte  Fremdwort  ist  hC 
?"ü'   Name  eines  Planeten;    hlr^^'  Laus  wechselt  nur  mund- 

artlich  mit  4^<^A!;   hCO-'t-  Joch  ist   '^y^j^  ^• 

Die  Bildungen  mit  vorgesetztem  'f*  sind  nach  §  111  durch- 
wegs aus  Reflexiv-Passiv-Stämmen  abgeleitet. 

Dagegen  ist  der  in  allen  semitischen  Sprachen  vielgebrauchte 
Vorsatz  ma  im  Sinne  von  der,  welcher  oder  das^  was  (aus  der  Frage- 
wurzel, §  63)  auch  im  Aethiopi'schen  überaus  stark  verbreitet,  um 
Aussage  Wörter,  näher  Participia  mit  participähnlichen  Adjectiven, 
und  Sach Wörter  abzuleiten. 

1.  Vor  allem  wird  dieses  ma  verwandt,  um  Participia  zu 
bilden,  welche  dann  weiterhin  (wie  die  §  109,  a  beschriebenen)  zum 
Teil  auch  als  Adjectiva  oder  häufiger  als  Personenwörter  gebraucht 
werden.  Derartige,  mit  ma  gebildete  Participien  werden  jedoch  nie- 
mals vom  einfachen  Grundstamme  abgeleitet  (bei  dem  nach  §  108  f. 
die   innere  Bildung   genügt)*',    sondern    nur   von    den    abgeleiteten 


1  Ewald,   Gr.  Ar.  §  251  f. 

2  Zur  Betonung  vgl.  Trumpf,  S.  537. 

3  Vgl.  darüber  Ewald,  Hebr.  Spr.  §  147,  b. 
*  Vgl.  Ewald,  Gr.  Ar.  §  243. 

^  Den   von   Prätgrius,   Amh.  Spr.    S.  158    erhobenen   Einwendungen 
kann  ich  nicht  beipflichten:  t^Tfltltl*  J^^W  ist  vielmehr  Subst.  :=  ^Kleines". 


216  §  114:.    Nominalstämme  äusserer  Bildung. 

Stämmen  und  unter  diesen  wiederum  nur  von  activen,  nicht  von 
reflexiven  oder  passiven :  die  letztern  bedienen  sicli  zur  Participial- 
bildung  der  §  117  beschriebenen  Form.  Von  den  activen  Stämmen 
selbst  wird  nur  ein  Part.  act.  abgeleitet,  und  zwar  dieses  noch 
sehr  häufig,  Participia  pass.  dagegen  selten.  Indessen  ist  diese 
Bildung  keineswegs  mehr  so  lebendig,  dass  sie  von  jedem  activen 
Verbalstamm  vorkommt,  sondern  nur  in  einzelnen  Stämmen  be- 
stimmter Verba  haben  sich  auf  diese  Weise  gebildete  Aussagewörter 
in  der  Sprache  noch  erhalten  (ähnlich  wie  die  Participien  des  ein- 
fachen Grundstamms).  Was  die  Bildungs weise  betrifft,  so  wird  der 
Bildungsvorsatz  immer  mit  a,  also  ma  gesprochen,  und  dieses  a 
herrscht  so  ausnahmslos,  dass  selbst  in  Fremdwörtern,  die  aus  dem 

Arabischen  stammen,   das   arabische  ^  durch  «^  ersetzt  wird,    wie 

in   Ä^rh^^Ä"-'   Muhammad,   i^^h^f^-   Muslim,   tr^U^'i'   ^.'y^ 

(durch  9^  in  ?iA?"d1"HA-"  iiiyÄÄjl).    od  tritt  immer  ebenso  vorn 

an  den  Stamm  wie  das  h.  causativum;  letzteres  wird,  wenn  <^  vor- 
treten soll,  spurlos  abgeworfen,  und  t"*  tritt  an  seine  Stelle.  Die 
letzte  Silbe  hat  wie  im  Subj.-Imperf.  dieser  Stämme  für  das  Part, 
activum  den  Vocal  e,  für  das  passivum  dagegen  a.  An  solche 
Participialbildungen  kann  übrigens  ausserdem  noch  die  Adjectiv- 
endung  t  angehängt  werden;  vgl.  unten  §  118. 
114  a)  Von  Stamm  I,  2  kommen  z.  B.^:  c^O^^b'  (mdämmes) 

der  Unrecht  thut,  f^dJnC'  ErMärer,  ^^d'ÜÖ'  der  vier  Personen 
in  der  Gottheit  macht,  a^l^^  s  Züchtiger ;  mediae  gutturalis : 
f^^^VC'  Lehrer  (§  45);  mediae  geminatae:  <'»ho'>^  •"  Richter, 
<^rhAAs  Salbenmenger;  mediae  infirmae:  t^flO^C'  {masäwwer) 
Beschützer,  ff^^Ohili  Arzt-,  tertiae  infirmae:  o^wCf!»'  und  <w> 
wd*  Zauberer,  <w>j\*7fl>-:  der  schenJd,  ffofk^(B*i  der  annimmt 
(§  51).  Solche  Formen  kommen  hie  und  da  auch  von  Wurzeln 
vor,  die  als  Verba  in  St.  I,  2  ungebräuchlich  sind,  wie  ^^hAh' 
Hinderer.  Ein  auf  diese  Weise  gebildetes  Sachwort  ist  ff^itVÜ^' 
Leim  (kleben  machend);  <^IP'}J&!  das  Beste  (einer  Sache)  wird 
gewöhnlich  neutrisch  gebraucht. 

h)  Von  St.  I,  3  kommen  z.  B. :  a^'^^^i  streitsüchtig ,  zornig 
(vgl.  v-AÄÄ  \l\y^  iwf^q^S^:  let^erisch,  ^«S^liTf:  tröstend^  i^^hl' 
Beiter  (Deut.  20,  1),  o^^Vf^'  trostspendend,  tw(\\\^i  beweinend 
(Matth.  9,  23).    In  ff^VX^^  Walker  ist  das  kurze  e  zu  t  gedehnt. 

^  Zur  Betonung  s.  Trumpf,  S.  537  f. 

2  g^  dagegen  Pbätojiius,  Beitr,  z,  Ass.  I,  S.  25  f. 


§  114.    Nominalstämme  äusserer  Bildung.  217 

c)  Von  St.  II,  1  ist  diese  Form  ziemlich  häufig:  tm^p^S^: 
Täufer,  a^^'Yi'  ErUser,  c^li^^'i'  Fürst,  Oberhaupt,  o^CÖ^"- 
entsetdicli  (zittern  machend),  if^/^ÖC'  Gras  treibend,  ^''^'ühtl' 
holperig,  Steinland,  '^K'Al^s  dunkel,  dunkler  Ort  u.  a. ;  primae 
gutturalis:  ^'h9^C'  kundig-,  mediae  geminatae:  ao^^^^i  g^_ 
staiinlich  (erstaunen  machend),  t^ÖCC'  der  Feindschaft  stiftet; 
tertiae  infirmae:  <w>J^Afl>*!  Heuchler  (auch  <^ÄAa^:  St.  I,  2), 
^Tl>j&-"  Är^t,  o^^C^'  fruchtbar,  ^/»W'rt.:  (und  (^Yi'll^:)  gleich- 
namig. Merkwürdig  verkürzt  ist  ^d'  (§  47)  heidnischer  Seher 
aus  ODQt^i. 

d)  Von  St.  II,  2  sind  diese  Bildungen  selten;  sie  fallen  ohne- 
hin der  äusseren  Form  nach  mit  denen  von  St.  I,  2  zusammen; 
z.  B.  o^^'ühx'  Steuereintreiber,  ^^A-flö^-'  Unterweiser,  <^ip^J&: 
Verschönerer. 

e)  Die  Reflexivstämme  bilden  dieses  Particip  nicht:  sie  können 
ihre  Participien  auf  andere  Weise  bilden  (§  117)  oder  aber  bei 
Uebergang  in  das  Causativ-Reflexiv  dessen  Part,  bilden.  Dagegen 
ist  die  Form  von  St.  IV,  1.  2.  3  sehr  gebräuchlich.  Von  der  Perfect- 
form  von  St.  IV,  1 :  htl'i'Cih^'  •  ^h't'9^ihO  der  um  Gnade  für 
Jemand  fleht  {^'^il't'ü^ö'  flehentlich  bittend),  <^ft'^ftCJ&-■  der 
um  Verleihung  bittet;  von  der  Perfectform  hM*dA\^'-  ^^Ai* 
<^J&T"  der  das  Sich -wenden  ausübt  {'t'^^^dl'  sich  wenden), 
^A'^'^[/^/^!  Erfinder.  Von  St.  IV,  2:  </»A'^0'7/^!  geduldig, 
^Ai'fl4'A-"  Bacher,  c^h'l'O*!^'  Uebervorteiler,  ff^lli^m^C- 
Vogelflugbeobachter  (i'mf^');  mediae  gutturalis:  ff^tl'i'K^h'i- 
Reiter  ('^K'^lV  0-  Von  St.  IV,  3:  ^Ai^'^ÜAs  der  Gnade  übt, 
f^ti'f'fl^9^'  Friedensstifter,  (r^M*^9^9^'  sorgsam,  sich  beküm- 
mernd um  etwas;  o^h'f^fl^^-  Spötter  ('^«^A«I* Oj  ff^hi^^^f^' 
rachsüchtig,  i^t\'t'^ß:ß»'  Ankläger,  oder  ^w'Ai'VJ^s  Schauspieler. 

f)  Auch  die  activen  Stämme  mehrl autiger  Wurzeln  bil- 
den dieses  Part.  Von  St.  I,  der  seinem  Silbenbau  nach  einem 
St.  I,  2  der  dreiradicaligen  Wurzeln  entspricht,  kommt  <^fli1ffl>*' 
der  loskauft,  ffoi^Cl^^s  Bollmetscher ,  f^a\l^^'  Wahrsager, 
^^7-'>J^J&-"  verzögernd^  von  St.  II:  a^f^l'^ö-  der  Schrecken  ein- 
flösst,  iToa^fi^^:  Tyrann  (von  h^ÖM'-,  von  '^öti»^"-  von  0 
Af  0?  oder  if^ilPlllli  der  erstarren  macht,  <y»'}')*7£0-s  Land- 
streicher, trofi^i^ah:^  cler  ein  Klagelied  singt.  Auch  von  dem 
schwach-reflexiven  St.  V  findet  sich  (^li*l**C^il'  Murmler. 

1  Stark  verkürzt,  wenn  überhaupt  richtig,  wäre  #W^'J\jg,s  frevlerisch 
für  aof/^^i    oder   ilo%1^:. 

2  Ludolf:  irofiJ^^d}*:. 


218  §  115.    Nominalstämme  äusserer  Bildung. 

Neben  diesen  ziemlich  häufigen  activen  Participien  kommen 
vereinzelt  auch  noch  einige  Fälle  von  passiven  Part,  aus  activen 
Stämmen  durch  Vocalwechsel  gebildet  vor.  Hierher^  gehören  (zu 
St.  II,  1):  '^fh'i''t"'  Zeuge  (einer,  der  ausgefragt  wird),  ^dll'  Erbe 
(zum  Erben  eingesetzt),  ^h^^'i'  dem  Glauben  gebührt,  wahrhaftig, 
zuverlässig  (act.  '^h9"'i'  der  glaubt,  fidelis)  Deut.  7,  9.  Matth. 
24,  45.  Luc.  19,  17,  wofür  an  andern  Stellen  ^^h^^li'  (aus  ur- 
sprünglichem aoltxf^li'  nach  §  45)  steht;  o^^O'i'  zusammen- 
gedrückt,  eng,  o^^Ol^'  Engpass-,  ^^K'flrh.s  steuerpflichtig. 

§115  2.  Ferner  wird  der  Vorsatz  ma  im  unpersönlichen  Sinne  an- 

gewandt, um  Sachwörter  zu  bilden  oder  um  das  auszudrücken, 
woran  der  Wurzelbegriff  zur  Erscheinung  kommt;  nur 
selten,  und  nur  durch  Uebertragung,  können  diese  Sachwörter  per- 
sönlichen Sinn  annehmen.  Des  näheren  bezeichnet  diese  Bildung 
das,  worin  die  Handlung  vollzogen  wird,  den  Ort,  oder  das,  womit 
sie  vollzogen  wird,  das  Werkzeug,  oder  das,  was  durch  die  Hand- 
lung gemacht  wird,  Erzeugnisse,  Gegenstände  aller  Art, 
und  die  Handlung  selbst.  Fast  immer  wird  diese  Form  vom 
einfachen  Stamme  gebildet,  selten  von  abgeleiteten  Stämmen  oder 
von  Nomina.  Der  Vorsatz  (^^  wird  mit  dem  ersten  Radical  zu  einer 
einzigen  Silbe  verbunden.  Im  übrigen  haben  sich  für  die  ver- 
schiedenen Arten  der  dadurch  gebildeten  Wörter  verschiedene  Aus- 
sprachen festgesetzt. 

a)  Um  den  Ort  auszudrücken,  wo  etwas  geschieht,  wird  nach 
dem  vorletzten  Radical  ein  ursprünglich  kurzes  a  gedehnt,  und 
das  a  des  Bildungsvorsatzes  senkt  sich  vor  diesem  ä  zu  e*.  Diese 
Bildung  ist  sehr  häufig,  z.  B. :  T^^^'  Osten,  l^d^'fl!  Westen, 
T'hxl^^^'  Tempel,  T^f^^b-  Altar,  9^tl'^ö'  Höriveite,  9^'hi^C' 
Schamteile,  l^'V'^lf!  Ofen,  J^h.'^lf-"  Grenzort -,  5^1rf-«S">s  Gerichts- 


^  Dagegen  sind  O^^fxtl'  Bote,  T^d^Qi  Freund,  Schützling  ur- 
sprünglich Sachwörter,  §  116;  ebenso  heisst  <^*7'H?i'  gemästet  ursprünglicli 
die  Mast  (Jud.  6,  28  F.  ann.)  und  iTD'Qglx^s  (Jos.  8,  33)  ursprünglicli  Un- 
versehrtes (Wurzel  v:>iS\j).  O^^^Q^  ünterjocher,  #^*7A'fl'  Fischer  (s. 
LuDOLP,  Lex.)  und  ^d^'d'  (Ex.  22,  9)  müssen  entweder  auf  falschen  Les- 
arten oder  auf  Entartung  der  ursprünglichen  Formen  tW^QQ:  £/D*7A'fl' 
<'7^4»'fl:  beruhn.  —  Das  Wort  tf^^'tl^'  Mörder  (im  SaWta  Reuet)  ist 
eine  hebräische  Bildung  und  Fremdwort;  vgl.  m.  Lex.,  col.  441. 

2  Also  dieselbe  Bildung,  die  im  Arabischen  zur  Bezeichnung  von 
Werkzeugen  dient.   —  Zur  Betonung  vgl.  Trumpp,  S.  538. 


§116.    Nominalst jimme  iiusserer  ßildung.  '^i'' 

hof:  ir'/^'jPT--  MarJcf,  S^'-nj?'!"'  Nachtquartier,  l^Mi^r:.-  Bahn; 
'/'C'Jjl'-'  Weide,  i^"rt;i-Ji'.:  Tränke,  '/'h'Jfl>-:  Ort  des  Äiisgiessens, 
9^^'l^yy»'  Zufluchtsort;  von  vornvocaligen  Wurzeln  nach  §  49 
meist:  o^'l'h'  Ausgang,  <w>•^|^:  Behälter,  a^'^^^i  Gerichtshof, 
o^'J^C'-  Steinivurfweite  (tf^'A.P/ -'  tf^-^ilf:  o^'i-C'),  seltner  9" 
CO-^A:  Gefängnis  (und  tfw-'JA--  Act.  4,  3),  J^^öJ-^ft«"  Ort  der  Lob- 
preisung. Auch  von  Wurzeln  mit  mittlerem  u  w^ird,  indem  sie 
nach  §  68  in  vornvocalige  übergehn,  ö**"flh'  Eingang  (z.  B.  Hen. 
73,  3)  neben  'r-ü^h'  (z.  B.  Jud.  1,  24,  Jos.  13,  5)  und  a^'^C- 
Raum,  Bahn  (z.  B.  4  Esr.  13,  46  ed.  Laur.)  neben  l^/h^C-'  ge- 
bildet. Dagegen  ist  von  Wurzeln  raediae  infirmae  die  Bildung 
ff^Yl'i'   Ort   einzig  in  ihrer  Art  und  mehr  arabisch^. 

Von  St.  IV  kann,  indem  ausser  der  Vorsatzsilbe  auch  die 
andern  ihr  a  zu  e  senken,  9^tl't*tl/*'ß''  Ort  der  Fürbitte,  9^{l'l' 
IdO  Marlit,  9^l\^M-h\'  Ausdehnung,  9^l{^'h(\'it\'  Versammlung 
(T*  §  18),  oder  auch,  merkwürdigerweise  mit  dem  passiven  Vocal  ü 
in  der  letzten  Silbe^  i^ft'ThT-fl-?!!  Hen.  46,  8.  53,  6  {Versammlung 
=  die  Gesammtheit  der  Versammelten),  '^A't''fl*fed!  Fürbitte  ge- 
bildet werden.  In  Ableitungen  von  mehrlautigen  Wurzeln  wird, 
da  der  erste  und  zweite  Radical  für  sich  nur  eine  Silbe  ausmachen, 
ff^  oder  vielmehr  9^  vereinzelt  vorgesetzt:  9^9^h\^li'  Zufluchts- 
ort (von  'n'he^'),  9^1[i'h^C'  Ort  des  Kehrichts,  9^0'iPÖ'  Ort 
wo  man  sich  niederlegt,  ^Oh^^^iD*'  sicherer  Ort.  Diese  Bildung 
dient  durchwegs  dazu,  um  den  Begriff  des  Ortes  auszudrücken^; 
^'hf^C'  ist  nicht  Wohnort,  sondern  Anstalt  zum  Wohnen  (Haus, 
Zelt  u.  s.  f.)  oder   Wohnung.     Im  übrigen  s.  §  116. 

b)  Um  Werkzeuge  und  Gefässe,  Erzeugnisse  und  Sachen  §  116 
aller  Art,  auch  die  reine  Handlung  oder  Art  und  Weise  der 
Handlung  auszudrücken,  genügt  in  der  Regel  nach  dem  zweiten 
Radical  der  passive  Vocal  a  oder  der  active  e,  ohne  Dehnung,  und 
der  Bildungsvorsatz  oo  behält  dann  seine  nächste  Aussprache  mit  a*. 
Die  Aussprache  mit  a  in  der  zweiten  Silbe  ist  etwas  häufiger  als 
die  mit  e;  viele  Wörter  haben  beide;  ein  Unterschied  im  Sinne 
entsteht  dadurch  nicht,   wohl  aber  lässt  sich   bemerken,   dass  fast 


1  Ewald,  Gr.  Ar.  §  387. 

2  Als  wäre  es  eine  Participialbildung. 

^  f^ill,^'   ist   Fremdwort,    tX^^w^X),    und   lautet   rein   äthiopisch 

*  S.  dagegen  König,  S.  121  ff. 


220  §  116.    Nominalstämme  äusserer  Bildung. 

alle  Wörter,  welche  nur  die  Aussprache  mit  e  haben,  als  neutrische 
Participien  activen  Sinnes  (§  114)  erklärt  werden  können.  Viele 
dieser  Wörter  beider  Aussprachen  haben  sodann  die  engangeschlos- 
sene Feminin-Endung  'ih  angenommen;  andere  kommen  mit  und 
ohne  "V  vor. 

a)  Bildung  mit  a  in  der  zweiten  Silbe.  Von  starken 
und  doppellautigen  Wurzeln:  '^Aflft  =  und  o^^{ilvV'  {mälbas 
und  mdlhast^)  Kleidung,  o^l^C-  Thron,  (^'id.^'-  Hälfte,  o^li 
d.h'  Geist,  tr^^ih^'  Buch,  (^"^^OWerhseug,  a^MX'ü'  Zeugungs- 
glied  (Jubil.)*^_ö«/*'Aft5  Dreiling  (ein  Maass) ;  ^ft'fl-"  Rand, 
Vorsprung  (y^Ofl);  ^^Ml'  (Sendung)  Bote,  Engel,  ^'hd.f^' 
Turm,  '^öMl'  Becken;  zwischen  a  und  e  schwankend:  ff^tl^C- 
und  i^tl^O  Schiff  (Ausgehöhltes),  ^'>rt*7--  und  f^lli'^'  Bieget, 
«^-nAA:  und  f'^'ühlK'  Kochtopf,  <w>-fl^4[>:  und  o^'üC^'  Blit^, 
im^ii^i  und  ao^ti^^s  Wahrsagehunst,  ^öii'fX'  und  '^Öh-Ü- 
(Verlassenheit) TFi/^M;er  und  Wittive;  mit  und  ohne  Feminin-Endung: 
^tld.O  und  t^tld^C^s  Maass,  a^\\^l'  und  <wijr|ft^^:  Decke-, 
nur  mit  Feminin-Endung:  <^h<f,A'^-'  Teil,  oo^i^^'t's  Plage, 
^^Cfl-fll"  Net^,  ff^^hYl^'  und  «^Ahhl"-"  Geschäft  (ausserdem 
i^A?ih^!  Brief);  in  dreierlei  Form:  ^d^^'  ^Ö9^^'  ^Ö9° 
*1-:  Tiefe,  ^Ö^^'  '^Ö^^'  '^Ö^^^'  Änstoss,  ^hfiO  'Ih 
ItC'  "^MC^'  Band,  'Ihn'}''  "Ihlfi^'  "^Ml^'  Ecke.  — 
Die  Wurzeln  tertiae  gutturalis  dehnen  ihr  a  vor  dem  stummen 
Hauchlaut  in  der  Regel  nicht  (nach  §  46),  sondern  trüben  es  zu  e, 
weil  ein  langes  ä  sie  in  die  Bildung  §  115  hinüberführen  würde: 
<^Ahd!  Bild,  ^fhtlh'  Junges  der  Heerde,  <^J^4'/h'  Einweihung, 
'^CÄ'hs  Hilfsmittel,  ooQqLfyi  Nadel;  nur  wenige  dehnen  ihr  a 
und  können  dann  das  a  der  ersten  Silbe  zu  e  senken:  ^^^IfV* 
und  9^1iH'h'  Sprengung  und  Sprenggefäss,  9^h^Ö'  Gehörtes  (und 
Hörweite);  trD/^(p{^s  im  Sinne  von  Opfer  wird  gewöhnlich  zum 
fem.  OD^tp^^s  oder  zu  JT'/^^Pi):,  wodurch  es  mit  9^/^90- 
Altar  zusammenfällt^.  Wenn  sie  a  behalten  sollen,  nehmen  sie 
meist  die  weibliche  Endung  an:  '^Tflrhl'-'  Messer,  d^lx'^Ö't"' 
Gehorsam  u.  s.  w.  —  In  Bildungen  aus  Wurzeln  mit  anlautendem  u 
tritt  nach  §  49  immer  die  mischlautige  Aussprache  ein:  ^ll\' 
Gnade,  Anmut,  T^O  Meissel,  Tl^-  Flut,  T^'Vh   ^^T»  und 


1  Vgl.  dagegen  Trumpf,  S.  538. 

2  Dagegen  9^l\Y\'i['  Lager. 


^  Deshalb  verwechseln  die  Abschreiber  häufig  JT'/^^^d'  und  ^W/^ 
«p^'l*:,  s.  z.  B.  Gen.  12,  7  ann. 


§  116.    Nominalstämme  äusserer  Bildung.  221 

^^^•T=  Kami}),  TrtC'V-'  Säge,  H^lC'l''  Schleuder;  tertiae  gut- 
tiiralis:  T'^/h-  Wechsel gesang,  iP"^.?i:  Schürte,  -p?:  ^  und  "P^h' 
(§  47)  Reisegabe,  H^'jf^'lx^"  Schleier.  P^ür  r'OA'l-s  Ta^  (Am.  8,  9  A) 
spricht  man  gewöhnlich  ^-^''OA'l",  §  44.  —  In  Bildungen  von  Wurzeln 
mediae  infirmae  herrscht  die  consonantische  Aussprache  vor:  <^K' 
(DC-  und  fn»^'(DCA's  Tragstange,  ^Hx^'ü'  Schöpfeimer,  ^K"^ 
rlh'l"  gebahnter  Weg.  Zu  bemerken  sind  aber  ^^^C'  Sänfte  (für 
if^Ä'iDO  §  40)  im  Unterschied  von  o^^fDC'  Tragstange;  ferner 
</»n?i'"  G^«?^e  (nicht  von  Ah-"?  sondern  von  St.  II,  1  tvüh'  abge- 
leitet)   und    <^flr1i-V:  Vollmacht   (von    j^-flrfis  aus  Hrh-")-     Ebenso 

wie  ff^^C'  ist  gebildet  «^^-fl:  Kapsel  (vgl.  ^L-w^^/o).  —  Wörter 

von  Wurzeln  tertiae  infirmae  lassen  meist  ai,  au  zu  e,  ö  zusammen- 
gehn:  <^f|<C:  Pfriemen,  ^H\%'  Axt,  ^/*'^J&:  und  <w>/^^: 
Arzneimittel,  aoC/^i  Schlüssel,  ^Ö^'  Schloss  (der  Türe),  </»->/!«': 
Beihe;  hie  und  da  aber,  z.  B.  in  den  folgenden  Bildungen  von 
mittelhauchlautigen  und  doppelt  schwachen  Wurzeln,  hält  sich  der 
Diphthong :  tr^COß''  Heerde  (Matth.  8,  30  f.),  'PÄJK.-"  Zusammen- 
setzung, <^Tfl^J&*  Folterwerkzeug .  Die  Feminin-Bildungen  haben 
durchwegs  den  Mischlaut:  <^C*k^s  Heerde,  <^K"X'Th."  Spiegel,  ^^ 
Af'Th-"  Gesang,  f^hX^^"-  Fenster,  o^^Or^-  Gewicht,  ^1f'f•'^-• 
Leuchte  u.  s.  f. 

Von  mehrlautigen  Wurzeln  ist  diese  Bildung  selten,  z.  B.: 
f^l(^f\Ö^'  Vorhang  (von  hl(^^0')i  f^i'Chtl'  ivas  zu  Häuften 
ist  (von  i-Chrt-',  woher  auch  ^Chh-  §111),  ^^Kithdhx^- Wasser- 
sturz (auch  ODTfd's  Vit.  Ad.,  von  /^'jn/h'flrhO^  ^'>1n3fi->:  Z'w^e? 
(Sir.  36,  5  von  Ji'}3ihc»0j  tro^fl'ihH"'  und  <^W7<^'h-  i^äcÄer.  — 
Ein  Fremdwort  dieser  Form  ist  ^^^'^TJ:  Maschine. 

ß)  Bildung  mit  e  in  der  zweiten  Silbe.  Schon  oben 
wurde  bemerkt,  dass  diese  Wörter  zum  grossen  Teil  als  Participia 
in  unpersönlicher  Auffassung  angesehn  werden  können:  <^'}'hC' 
Wunder  (was  wundern  macht),  ^^ArlhT'  Anker  (was  macht,  dass 
das  Schiff  sich  an  etwas  hält),  ao^^»^:  Band,  o^lfixC'  Blase- 
balg, ffo^^^:  und  ^w'^'fÄ''  Bedürfnis  (was  vermissen  lässt  und 
was  vermisst  wird),  ao^^^s  Wunder  (was  staunen  macht), 
^^^''ü'ü'  Engpass,  <^K"A?is  Verhasstes  u.  a.     Die  Feminin-Bil- 


1  Ebenso  vielleiclit  iW^^s  Doppelgehitrt,  Zwillinge  für  0O^^*' 
für  OD^^liZ  (von  aD^j\s  =  Üt^Vi),  woher  aD'}'f'(Di  erst  abgeleitet 
ist;  und,  mit  Abwerfung  von  fll«,  wahrscheinlich  OoQ^'^t  Vermählung, 
Hochzeit  (Wurzel  nicht  Q^^s,  sondern  /iO(Di,  vergl.  npi)« 


222  §  116.    Nominalstämme  äusserer  Bildung. 

düngen  davon  sind  häufig  Abstracta :  '^AdA'lhs  Höhey  ^^'MÜA'll's 
Widerrede,  #/»'>*7/^'Ths  BeicJi,  <'»/*' Aft'Ths  dritter  Rang. 

Von  Wurzeln  mediae  infirmae  scheint  diese  Bildung  nicht 
gebräuchlicli  zu  sein.  Von  solchen  tertiae  infirmae  lautet  sie: 
cna^^Oht  was  Lust  machte  erwünscht,  passend  ist,  o^YlCf^'  Spaten, 
<^K'C^-'  Crocus,  f^Ch'  (statt  O^ChiO*^)  Hafen,  häufiger  aber 
mit  Feminin-Endung:  f'D'\{^^i  Versuchung,  ao^^^*:  Preis,  <^ 
Tnajt"'  Talent,  «wjjfi^^:  Spaten,  ao^ß.^-.  Topf.  Von  mehr- 
lautigen:  «^A-A.!*-"   Gelenk,  Glied  (A.AfO- 

y)  Neben  diesen  beiden  Hauptformen  von  Sachwörtern  (im 
Gegensatz  zu  den  Ortsbenennungen)  kommen  nur  wenige  anders 
gebildete  Wörter  vor,  welche  verschieden  zu  erklären  sind.  In 
einigen  mit  a  in  der  letzten  Silbe  gebildeten  Sachwörtern  hat  sich 
dieses  a  gedehnt  und  sich  vor  ihm  das  a  der  ersten  Silbe  zu  e 
gesenkt,  sodass  diese  Wörter  der  Form  nach  mit  Ortsnamen  zu- 
sammenfallen: 9°1(\C'  Handlungsweise,  Werke,  i^Ch'fl"  Erwerbs- 
weise, Nahrungsstand,  9°'i1^1:  Schaar,  9^Chß''  Anblick  (Deut. 
28,  34),  aO'f\^s  Gefäss,  d^fi^:  nicht  bloss  Vaterland,  sondern 
auch  Abstammung^;  und  9"^^^  Ausgespieenes  (für  meruaq)  mit 
ausgeworfenem  u,  von  C^'-  =  (D^^i  (§  68),  ebenso  9^^C'  Beil. 
Bei  anderen  wechselt,  obwohl  sie  in  der  letzten  Silbe  a  oder  e 
bewahren,  in  der  ersten  e  mit  a:  9^0^11'  Stab,  9^^C^' =  i^ 
fCCf»'  (s.  oben),  J^Arh'fl'  (ein  infinitivartiges  Begriffswort)  das 
Herausziehn-,  ähnlich  bei  einigen  weiblichen  Zahlsubstantiven,  §  159. 
Ferner  sind  einige  ursprüngliche  Participia  Sachwörter  geworden: 
so  ist  od\\^^'  Schemel  Part.  pass.  von  St.  I,  2  (das,  worauf  getreten 
wird),  ebenso  ao^^^^i  Schrecknis;  ao^'f^'}:  Angel  (Matth.  17,  27) 
ein  Part.*  von  St.  I,  3  oder  II,  3  (h^m'^')]  ^^h-^W'C-"  Rad 
ein  Part,  vom  St.  V  der  mehrlautigen  (rollendes),  mit  tongedehn- 
tem ä.  Auch  in  einigen  von  St.  I,  3  abgeleiteten  Sachwörtern  sind 
die   Stammeseigentümlichkeiten    beibehalten:    ff^^%'   Scheermesser 

(von  A0fO5  9^'h(nß''^  Ochsenstecken  (von  Pa\^'",  vgl.  ia^)- 
Eine  Abstractbildung  von  ^'üö'  der  vierte  ist  i^/r-'üä't''  Viereck 
und  Viereckigkeit.    Ein  arabisches  Part.  pass.  ist  if^lia^^C'  Psalm; 

ebenso  ist  ^^'J-S.As  Kopf  binde  (Jot>.Ax>)  ein  Fremdwort,  üeber 
einige  eigentümliche  Feminin-Bildungen  s.  unten,  §  127. 

1  Dagegen  ist  9^^^i\'  ei»  Fremdwort:  t^^nnD;  und  JP'^fl'fl!  ist 
locus  lectionis,  Leseabschnitt. 

2  Wenn  nicht  ein  innerer  Pluralis. 

3  Wenn  es  nicht  für  i>"7^rtlj&s  steht. 


§  117.    Nominalstämme  äusserer  Bildung.  <^'^o 

h)   Durch   Nachsätze   gebildet. 

Die  meisten  der  durch  Nachsätze  gebildeten  Wörter  sind  von  §  117 
andern  einfacheren  Nomina  abgeleitet,  mögen  diese  in  der  Sprache 
noch  erhalten  sein  oder  nicht  (nomina  denominativa);  ihrer  Be- 
deutung nach  sind  sie  entweder  bezügliche  ßeschreibewörter  oder 
Abstracta,  nur  sehr  selten  Sachwörter.  Die  Nachsätze  selbst  sind 
zwar  vielgestaltig  und  mannigfaltig,  gehn  aber  im  Wesentlichen 
auf  zweierlei  Endungen  pronominalen  Ursprungs  zurück.  Den 
Grund  der  meisten  derselben  bildet  eine  gemeinsemitische  Adjectiv- 
endung,  und  wir  gehn  darum  auch  in  der  Darstellung  von  der 

1.  Adjectivbildung  aus.  Die  Endung  der  Adjectiva  ist 
hergenommen  von  einer  uralten  Deutewurzel  1  (er)  und  dem  rela- 
tiven ia  (welcher)^^  §  65,  und  lautet  ursprünglich  Ija  oder  dja 
(=  der^  welcher).    Sie  wurde  in  den  andern  semitischen  Sprachen 

verkürzt,  teils  zu  t  (^-7-  ^^— ),  teils  zu  ai,  e  (^ .   i *);  im  Aethio- 

pischen  fand  sie  die  dreifache  Ausbildung  als  t,  äi  und  mit  tren- 
nendem Zwischenlaut  (§  41)  äwt.  Die  beiden  letzteren  sind  ziem- 
lich gleichbedeutend  und  wechseln  hie  und  da  in  demselben  W^ort; 
dagegen  ist  der  Wechsel  von  t  einerseits  und  äi,  äwt  andrerseits 
selten;  beide  haben  ihre  eigene  Anwendung. 

a)  Die  Endung  t  wird  meist  gebraucht,  um  Nomina  des 
Thäters  von  einfacheren  persönlichen  Nomina  zu  bilden;  sie  dient 
verhältnismässig   selten   zur  Ableitung   einfacher  Beschreibewörter. 

a)  Sie  wird  vor  allem  an  die  den  Thäter  ausdrückenden 
Nomina  der  Form  IHC'  gabhär  §  110,  a  angehängt  und  dient 
dann  meist  dazu,  ein  Substantiv  des  Thäters  von  einem  blossen 
Steigerungsadjectiv  zu  unterscheiden;  z.  B. :  ih^fU'  Ackersmann^ 
'tP^'-  König,  flOA-^:  Erzeuger,  ^*PX,s  Läufer,  ^"i^'-  Jäger, 
fh^^'  Lügner,  CM*^'  Seher,  fifd*'  Schwertträger.  Manche  Wörter 
dieser  Form  haben  aber  auch  reine  Adjectivbedeutung :  ff^^hd' 
harmherzig,  fl^*^!  nützlich,  JflfU-'  loyiKog,  gh'l^'  kränklich, 
mürrisch,  fPVL«'  sanftmütig,  Ofti,'  irre  (Vit.  Ad.),  u.  a.  Die 
Endung  selbst  ist  in  diesen  Bildungen  nach  Trumpf,  S.  539  stets 
betont:  harräst. 


1  Die  Richtigkeit  der  Zusammenstellung  dieser  Endung  mit  dem 
Pron.  relat.  ergiebt  sich  daraus,  dass  im  Aethiopischen  auch  ein  anderes 
Pron.  relat.  im  Sinne  eines  Genitiv-Zeichens  einem  Substantivum  vorgesetzt 
Adjectiva  relativa  bildet:  H^^lf d^tl'  ^^**  '^^^  Geist  =  geistig. 

2  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  164,  c. 


> 


224  §  118.    Nominalstämme  äusserer  Bildung. 

Während  aber  die  einfache  Form  ohne  Endung  nur  vom  Ver- 
dopplungsstamme gebildet  wird,  kann  die  mit  der  Adjectivendung 
zusammengesetzte  auch  von  allen  abgeleiteten  Stämmen  gebildet 
werden  und  ersetzt  dann  Participia  oder  wechselt  mit  solchen  ohne 
wesentlichen  Unterschied  in  der  Bedeutung.  Wie  in  der  Adjectiv- 
bildung  §  108,  a  und  §  HO,  a  hat  der  vorletzte  Radical  immer  ü 
(betont);  im  übrigen  erhält  sich  die  Aussprache  des  Perfectstammes 
mit  a.  Von  Stamm  T,  3:  ^HHj  Tröster,  ^4-^'  ungläubig,  fl^d' 
Gründer^.  Von  St.  II,  1:  h/^Pd'  Fischer,  hl(\K''  Verräter, 
h'Ü^i^'  frohe  Botschaft  hringend,  h'JflfU'  Leser,  AT^-*fe'  äneo- 
naoi^Evog  (Lev.  22,  24,  Wurzel  ^y^\  Äfl/V.'  der  einführt  (von 
ivülx'')  von  nK")  u.  a.  Aber  von  Wurzeln  tertiae  gutturalis,  in- 
dem ä  nicht  nur  gedehnt,  sondern  nach  §  45  auch  zu  e  getrübt 
wird:  hTf^t'^  ErwecJcer,  h'üli'X''^  Vermehrer  (ah^eJjt).  Von 
St.  II,  2 :  hMü^'  der  vertreibt. 

Von  den  Reflexivstämmen  III  ist  diese  Formation  um  so 
häufiger,  als  sie  keine  Participia  mit  vorgesetztem  <^  bilden.  Z.  B. 
von  III,  1:    'i'ihVfL'  tt'cts  sich  bewegt,  "t^iP^^s  aufgestellt;  von 

III,  2:  'f'dS^'  gesandt,  'VOP'X'  geduldig,  'taifi^'  Vogelflug- 
beobachter, 't'hH\l,'  gehorsam,  'tO^ti^'  Räuber-,  von  III,  3:  'Vfi 
A*fe-'  Spötter,  i^'P'i'f'.s  Schauspieler,  't^^'fU'  Miterbe.   Von  Stamm 

IV,  1.  3:  htl-t-Ü^X'  Fürbitter,  tiM'C^'^'  Bollmetscher,  hlii* 
P'üh^'  (weil  tertiae  gutturalis)    Versammler. 

Von  mehrlautigen  Wurzeln:  St.  I:  "l^li^'  vergänglich,  (\(h 
;^*^.•  einsam,  aiTr^'k'  Forscher,  "f-fliii^''  Mischer,  (LH'C-'  Erlöser, 
TA^s  Hirte,  OCfl^s  Räuber,  f.T*fl{U''  Zerstörer,  HCh^-"  Ver- 
läumder^;  St.  II:  h^^^i^'  Verderber,  h^'i'hiiu-  der  ein  Brand- 
opfer bringt. 

§  118  ß)  Ebenso  wird  dieses  1  gerne  den  durch   <^  gebildeten 

Parti cipien  angefügt,  um  sie  zu  Substantiven  des  Thäters  zu  er- 
heben*. Es  ist  betont.  Am  häufigsten  ist  diese  Bildung  von 
Participien  des  St.  II,  1,  in  denen  zugleich  das  e  der  letzten  Silbe 
des  ursprünglichen  Particips  in  a  übergeht,  welches  sich  nur  selten, 
bei  mittelhauchlautigen  nach  §  48,  zu  ä  dehnt:  o^^hti^'  Er- 
leichterer,  <^4^rtA«'  Verwundender,   f'^9^MU'  Gottesverehrer,  "1 


^  '^^^s  ist  eigentümlich,  wenn  überhaupt  richtig. 

2  Nach  Ludolf's  Lex, 

^  Dagegen  gehört  ^<P^'  Gefangener  (im  pass.  Sinn)  von  %^i  und 
awl  zu  §  119  (Ex.  12,  29). 

*  Die  von  Prätorius,  ZDMG  XLI,  S.  689  gehegten  Zweifel  (vgl.  auch 
König,  S.  124  f.)  scheinen  mir  unbegründet  zu  sein.  .   ^, 

t' 
i 


§  118.    Nominalstiimme  äusserer  Bildung.  22o 

il\V*ü^'  Verderher,  o^^^^d'  Liehhaber,  ^Ih^^'  Lehengeher ^  <^ 
Ä"'U'  Erlöser  {=in»^'Yit)  und  viele  andere;  ^-fl4A*s  Be- 
reicherer,  t^tt^'ll'  Verführer  (neben  «^ftrh'hO^.  —  Dagegen 
bleibt  e  in  Ableitungen  von  Wurzeln  tertiae  gutturalis  unverändert: 
^'(ICir-  Erleuchfer,  ^»'>/^/i,-"  Erwecher,  o^l^^du''  Beiniger, 
«^'h'Tlvh.s  Oeffner  u.  a.;  jedoch  t^C^Kr  OehiUfe.  In  den  meisten 
Fällen,  in  denen  diese  äussere  Bildung  stattfindet,  ist  die  einfache 
Form  des  Part,  nicht  mehr  im  Gebrauch. 

Von  den  andern  Stämmen  ist  die  äussere  Bildung  etwas  sel- 
tener; die  ursprüngliche  Aussprache  des  Part,  bleibt  unverändert. 
St.  I,  2:  ^<{.flMX-  (=  t^d^a^h')  Ar^t,  St.  T,  3:  a^fi-üX^  Be- 
schtvörer  (Een.S.S),  ^OArh.«  Erretter,  ^«TTiH,«  Tröster;  St.IV,!: 
^n-h^-Z^rh.--  und  2:  i^tli'd.^iK'  Erfreuer,  3:  <^ft'^;'-fl^-" 
Sammler  (=  htl'f'P'Üh^').  Von  mehrlautigen  Wurzeln  St.  II: 
^^^Yi^h^'  einer  der  Speise  bereitet,  <w>/n9'G=  (und  verkürzt  <^ 
T'J'EO  Götzendiener. 

y)  Häufig  ist  t  im  Gebrauch,  um  Beziehungsadjectiva  von 
Eigennamen  abzuleiten;  bei  vocalisch  auslautenden  Namen  wird 
dann  t  meist  zu  j  verhärtet;  s.  zahlreiche  Beispiele  Num.  26.  — 
Seltener  wird  dieses  t  gebraucht,  um  Adjectiva  oder  Nomina 
des  Thäters  von  Substantiven  abzuleiten:  t^l\({d'  Zer- 
störer (von  ^winncO.  i-'b^'^!  der  letzte  (i-^Hi^O,  h^J%' 
(aramäisch)  heidnisch,  O^tt^'  arabisch,  Araber,  (\h\d*  und  flrhCJKi' 
Perle  (meerentsprossen).  Oefters  ist  es  einzelnen  Personen-  und 
Sachwörtern  männlichen  Geschlechts,   scheinbar   überflüssig,   ange- 

hängt:  'ühfL'  Mann  (kühn,  streitbar),  MV'  Nilfluss  (vvO? 
hJZ.A.s  Schlange  (listig,  ^K),   i-hiU'  Fluss  iV^^^^),   Olfdd'' 

Seeungetüm  =  0l{\O,  Üdd'  Westen  (Ex.  26,  20.  35.  Jos.  5,  10), 
Ä'>^A.!  Cgmbel  (klingende),  h^^^^fU-  Bitter.  Auch  thCZ-  Widder 

(Hen.  89,  43)  lautete  wohl  ursprünglich  ihC%',  und  AiCh'  ist 
eigentlich  die  Form  des  st.  c.  oder  Accus.;  auch  4^A*ts  Junge, 
Diener,  Knabe  ist  vielleicht  ebenso  zu  beurteilen.    Feminin-Stärame 

haben  dafür  e  (aus  ijah,  ^^:>—  §  40):    hlfi'  Habicht  neben    Ä'J 

i^:,   T-Cks  Kehle  (s.  auch  §  127,  c);   oder  et  (ä^-):   AÄ'*^'-' 


1  #y»'}ft'|'!,  t^H^d*'  beruhn  wohl  nur  auf  Schreibfehlern;  O^^ 
/\<g:  könnte  so  gesprochen  worden  sein  zur  Angleichung  an  die  Adjectiv- 
Endung  äici. 

Dillmann,   Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  15 


^26  §  119.    Nominalstämme  äusserer  Bildung. 


es  ci>. 


[jLvydXrj   (vgl.  •^•^.j^)^   ^C{[»^'    Teppich   (&a^.\);  seltener   tt:    ivü 

tiü/t"'  Brennnessel. 
§119  &)  Die  stärkere  Endung  awt'^  dient  dazu,  um  von  Substan- 

tiven (auch  Adjectiven)  neue  Adjectiva  und  Personenwörter  abzu- 
leiten. Zwar  können  im  Aethiopischen  fast  noch  leichter  Adjectiva 
durch  das  Genitivverhältnis  der  Substantiva  umschrieben  werden, 
und  wenigstens  in  gewöhnlicher  Prosa  ist  diese  Umschreibung  viel 
gebräuchlicher  als  die  äussere  Adjectivbildung.  Gleichwohl  ist  die 
Fähigkeit,  durch  jene  Endung  neue  Adjectiva  abzuleiten,  in  der 
Sprache  lebendig  geblieben;  die  Möglichkeit  liegt  vor,  von  jedem 
Wort  ein  solches  Adjectiv  zu  bilden,  und  in  der  Dichter-  und 
Gelehrtensprache  wird  davon  auch  häufig  Gebrauch  gemacht.  Die 
inneren  Vocale  des  Grundwortes  bleiben  dabei  unverändert,  die 
Endung  tritt  ganz  äusserlich  (an  vocalisch  schliessende  Grundwörter 
nach  den  §  39  ff.  beschriebenen  Gesetzen)  an;  und  selbst  von  Plural- 
formen, Fremdwörtern  und  Eigennamen  können  auf  diese  Weise 
Beziehungsadjectiva  gebildet  werden.  Z.  B.  J^Ä'^-'E'  irdisch  {9^ 
ß:C'),  n/h^^-  ^ur  See  gehörig,  'iti'^^''  tueltlich,  HiVd"^'  Laie, 
iLM'K''  Bitter,  d.f^^'  (zu  d.f^')  Bäiiber,  ^H^^-"  ArUiter 
(n.  Unit,  zu  IflCO?  O^^'  feindlich  (zu  0C'),  sogar  von  h'ü'  Vater 
eine  Femininbildung  M^^'  Ahnin  (Vit.  Ad.);  von  /^P-'  ^P^' 
fleischlich,  von  K'Jfl^'  hliM^'  löwenartig,  ItilrMV'  tierisch 
{hlfM')^  ^a^'  Hoch^eiter  d.i.  Bräutigam  (von  <^C90;  von 
äusserlich  vermehrten  Nominalstämmen :  ^^tl^^V'  auf  das  Kreuz 
bezüglich  {o^M^'),  o^lrd^fl^-  geistig,  iilil^'^''  sonntäglich, 
h}\9^C;^^'  ivissenschaftlich  (vom  Inf.  h}\9^C^')  ^I'IM^' 
jungfräidich  (von  ^Irl^'t'  Jungfrauschaft);  von  Pluralformen: 
h'Uf^V'  häuslich,  dO^:^V'  riesig,  i}C{l±y^V'  christlich;  von 
Fremdwörtern  und  Eigennamen:  tw^Y^fif^s  mönchisch,  h^O'^^' 
jüdisch,  Ö'üli*^'  hebräisch,  ÖJ'J'iA'E'  Evangelist,  sogar  'h'DlJtv 
'flrh.^'gs  auf  Gott  bezüglich,  Tv^ti'  K'^A^^-'  menschlich,  tili 
'iti^V'  ewig.  Auch  an  Adjectiva  kann  diese  Endung  treten: 
^^fl^'  auf  das  Heilige  bezüglich,  'flÜ'^^s  zu  den  Seligen  ge- 
hörig; an  das  Fragewort  K^'  (§  63):  h^V'  und  hf^'  (welcherlei 
gestaltet)  ähnlich,  gleich;  auch  an  Wörter,  die  nur  als  Adverbien 
und  Präpositionen  in  Gebrauch  sind :  h^h^'  äusserlich  (h^h')^ 

^  Nach  Trumpf,   S.  539   äwi'   zu  betonen.   —   Ueber  die   Entstehung 
vgl.  König,  S.  130. 


§  120.    Nominalstämme  äusserer  Bildung.  227 

A^A'R«'  oberer,  ;^v7i;'"'R=  ^  unterer.    Ein  derartiges  Fremdwort  ist 
"i'ly'K'   Schiffer  vavTrjg. 

Die  kürzere  Endung  äi  wechselt  wenigstens  in  den  Zahl- 
adjectiven  (§  159)  beliebig  mit  ätvt^  ist  aber  sonst  nur  noch  in 
wenigen  Wörtern  erhalten:  :}*h\^*i^'  und  :^'£h^*V'j  AdAJ&s  und 
fiöfi^'-,  'l-nö:^'!^'  und  'l'dÖ^'V'  männlich,  hf^'  und  hf^', 
ft:^/-.ie.--  und  Är^^^ißs  der  letzte,  d^^'J^f^'-  neben  d.f'J^^'  Räuber, 
0/.-^'  neben  0^^'  feindlich,  hd^ß>'  neben  hdPV'  alt;  auch 
tlC^S^'  Getreide  (§  47  von  tlÖC^'  Behaarung),  4'i^4-J&'  ^??er- 
heiligstes  (Ex.  26,  33),  eigentlich:  der  auf  den  Gottesdienst  bezüg- 
liehe  (Ort,  vgl.  ua-*-az|). 

Etwas  abweichende  Bildungen  zeigen:  ^Pf**  blumig  (zu 
?:%'),  T-ZhA^s  betrügerisch  (zu  T^/hA->Oj  Vf-WC-'  richterlich 
(za  Tff-ViO^   (?in,^.'E-  und)  JirL^'g!   (von  ^ilLCO  a?^. 

2.  Indem  an  diese  Adjectivendungen  das  Femininzeichen  an-  §  120 
tritt,  entsteht  eine  Anzahl  von  Endungen  für  Abstracta. 

a)  Sehr  selten  ist  in  dieser  Bedeutung  die  Endung  ja  zur 
Bildung  von  Collectiva,  s.  §  140.  Etwas  häufiger  ist  die  Endung  tt"^, 
meist  von  Aussagewörtern  auf  1,  um  Abstracta  oder  Collectiva  zu 
bilden:  ^A'9kJ}r'  JEntkommenes  (von  V^^Ä^O^i  '^A^^'lh'  Reisende, 
vorüberziehende  Leute,  ebenso  ^P^JlT-  (z.B.  Jud.  19,  17),  OO/^'ll" 
Heer,  Üld^'-  Stadtbewohner schaft  (Col.  3,  11);  ferner  ftr^^^: 
E7ide,  ^^^^i  Anfang  (Matth.  12,  45),  ahfim,^'-  Inneres,  fl/h 
iyt"'  Einsamkeit,  «^J^^lfj^l*!  Erlösung  (von  tr^^'^ii^''  Erlöser), 
^f\S\Jl"'  Hülfe,  i\9K^'  Menge  der  Eintretenden,  ;^Ä?l^s  Ab- 
nahme, Verringerung  (Hen.  78,  15),  'üCV^^'t*'  Lichtnatur  (von 
"ÜCV^V'  Vit.  Ad.).  Auch  ohne  Vermittlung  eines  Adjectivs  auf  t 
werden  durch  Anhängung  von  tt  Abstracta  von  einfacheren  No- 
minalstämmen abgeleitet:  Iftlil^i  Wenigkeit,  K'i^'^^s  und  Ä" 
'T.'Th--   Heimlichkeit,    ^'^d^'-   Rückwärts  gekehrtheit,    hGlfV^' 

'^-f^,  TJÄrA.I"!  Verkehrtheit,   +^A4»^A*^-"  Abschüssigkeit,   htl 

hJt"'  Hoden  (t]^^,  V^\m)  *.    Häufig  gebraucht  ist  diese  Endung, 


1  Dafür  sagte  man  einst  auch   AdAJ&s   (Jud.  1,  36  ann.)   und   ;f-/jf| 
-ThJ&-'  Jos.  11,  16  (vgl.  16,  3.  18,  13),  mit  der  einfacheren  Endung  i  ^ — 

2  Vgl.  dieselbe  Endung  im  Mehri:  v.  Maltzan,  ZDMG  XXYII,  S.  282. 

3  Wie  n^^S©  zu  ^^^B. 

*  Nicht   KrthfSj  da  dieses  nicht  „anzeigen"  (Gesenius)  bedeutet. 

15* 


'^^ö  §  120.    Nominalstämme  äusserer  Bildung. 

um  aus  Zahlwörtern  Substanti^a  und  Adverbia  abzuleiten,  die  das 
Mehrfache  ausdrücken,  s.  §  159.  —  Wie  in  den  andern  semi- 
tischen Sprachen  kann  aber  auch  im  Aethiopischen  mit  diesem  1f 
in  gleicher  Bedeutung  üf^  wechseln :  doch  ist  auch  diese  Endung 
nur  noch  in  wenigen  Wörtern  vertreten :  'X^'t'  Güte  (von  '%C')} 

T^rhA"^-"  Trug,  ^^di*^-  Kunstgriff,  Hinterlist  (xus>'9^kJo\),  OhC 

It^i  Jugend  (|/w)*. 

b)  Häufiger  sind  diese  Endungen  mit  dem  a-Laut  verfärbt; 
so  wird,  wie  man  statt  mit  t  vielmehr  mit  äi,  üwt  gewöhnliche 
Adjectivendungen  bildete,  auch  zur  Abstractbildung  statt  tt  die 
weibliche  Endung  et  oder,   mit  vocalischem  Auslaut,  e  verwandt. 

a)  Durch  die  Endung  eV,  aus  iat  =  ait  ^,  werden  noch  einige 
wenige  Abstracta  von  einfacheren  Wörtern  abgeleitet:  dß^hi't*' 
Hülfe,  fl^^'V.I--  Nutzen  (von  ^J^h:,  fl+^d-);  -t^^"^^'-  Ende 
(von  i-^^^l^O;  Ö'ü^^'  Frucht,  Folge  (Gen.  12,  13)  von  einem 
verlornen  Wort  wie  lO^.,  und  iJ'fl^'ihs  Dürre  von  ÖÜ^C'  unfrucht- 
bar. Die  Stelle  eines  Infin.,  unmittelbar  von  hhh^'t''  abgeleitet, 
vertritt  h\l«'lS't'  Danksagung  (für  hMlö't'ThO- 

ß)  Gewöhnlicher  ist  aber  die  kürzere,  vocalisch  auslautende, 
Endung  e,  wodurch  von  den  einzelnen  Verbalstämmen  infinitiv- 
artige ßegriffswörter  abgeleitet  werden:  diese  Bildung  ist  zugleich 
eine  innere  und  äussere.  Innerlich  drängt  sich  das  gedehnte  ä  ein, 
das  nach  §§  107,  ß  und  111  a^  ß  zur  Bildung  von  Abstracta  dient; 
es  trägt  den  Ton  (Trumpf,  S.  540),  und  das  a  der  vorhergehenden 
Silbe  muss  sich  zu  e,  ä  (in  St.  I,  3)  zu  U  senken*.  Daran  tritt 
äusserlich  die  tonlose  Endung  e.  Am  häufigsten  ist  diese  Bildung  von 
St.  I,  2.  3  des  dreiradicaligen  und  St.  I  des  mehrlautigen  Verbums, 
dagegen  von  St.  I,  1  sehr  selten  (h*P2i'  das  Sein^  9^^h,'  Sieges- 
gesang). Von  St.  1,  2  kommen  z.  B.  thHtl»'  Erneuerung  (heddase), 
^^^'  Vollendung^  i^<^A»'  Vergleichung ,  i^Art.'  Dreieinigkeit^ 
h'^dt-  Beweisführung,  flJ-'^rt.s  Lobpreisung,  J^OOi'  Jubel,  fl^-^f-P»* 
lieber gabe^  hx^l'^-  Lüge^  so  auch  /h*^*^'  Bedrängnis  (indem 
St.  I,  2  den  St.  Ärh^^^^«"  bier  ersetzt),  hV.'ts  Danksagung  {Mx 
h-i^O?   ^^^'   Antwort   ('f'iPTßls).     Eigentümliche   Bildungen 


1  S.  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  165,  b. 

^  '%d(Oi    KArh<0:    ^rhAfl^s    (DCll(0''    sind  daraus  erst  abge- 
leitet, §  73. 

^  S.  dagegen  König,  S.  113. 

^  S.  dagegen  König,  S.  124. 


§  121.    Nominalstämme  äusserer  Bilduiif^.  229 

sind  V^V3i=  {huennane)  Gericht,  'VflJi!  neben  'VflSi'  Kleidersaum^ 
/jfi#7D<'^;  Drangsal,  K'V^C'  Ende^,  wo  das  lange  ä  nicht  durchge- 
drungen ist,  und  ''%y^'  Täuschung  (von  «'"f ^r-')?  wo  das  lange  t 
die  Verdopplung  des  zweiten  Radicals  ersetzt.  Von  St.  T,  3:  l*(\h»' 
Versammlung ,  Vl-<f-A»'  Einteilung^  V-fl^'  Aufstellung ,  H'/n'ih' 
Segen,  rh-^Ä.'  Beobachtung  (Jubil.)^  Manche  Wurzeln,  die  als 
Verba  in  St.  I,  3  nicht  mehr  gebräuchlich  sind,  haben  diese  Bil- 
dung, zum  Teil  von  St.  III,  3  und  IV,  3,  wie  <-hfl,:  zu  '^^hfl'^ 
y-fl^s  zu  hll't^'dd'.  Von  fl'ÜÖ'  der  siebente  abgeleitet  ist  fr 
0*^!  Woche  (Siebene).  Von  Reflexivstämraen  ist  die  Bildung  äusserst 
selten,  da  hiefür  die  §  111  angegebenen  genügen:  'l^Mh»'  neben 
't'll'üh»'  menschliche  Natur,  Menschwerdung  =  'ihA'fl^l'^^  't'i 
^h»'  Auferstehung.  Von  raehrlautigen  Wurzeln  dagegen  ist  sie 
sehr  gebräuchlich;  St.  I:  A^A*^'  Frische,  ^IrPti»'  Jungfräu- 
lichkeit, 'fl'>^n:%!  Fäidnis,  ^M^'  Philosophie,  9^'}fi^''  Ver- 
suchung, fl^CH'B!  Jugend,  %^'B''  Gefangenschaft  (ttDCDi),  tf»-j^^: 
Gefangennehmung  (T'^'rh')  u.  a. ;  St.  V:  ?i'>/Th'\*^s  Verhängung. — 
Ein  Fremdwort  dieser  Form  ist  h'i^ti»'  osjuldahg. 

Aber  auch  von  einfacheren  Stämmen  können  durch  die  Endung 
e  sowie  durch  die  Endung  et  (s.  oben)  BegrifFswörter  (und  Sach- 
wörter) abgeleitet  werden:  fliJ&A»'  Geheul  (von  flJj&As  §  6.1), 
Ih'}^'  neben  Hii^'  Gebäude,  f^ö"^'  Jagd\  /li'^-flC-n^-'  Krätze, 
?i'>Ä^Ä.s  ein  Krankheitsname,  vielleicht  auch  ö^^'  Frist,  4^ 
"^^Yt'  Holzwürmer  (Gesumme)  und  einige  der  §  127,  c  genannten 
Wörter. 

c)  Wie  aus  tt  durch  Beimischung  eines  a-Lautes  et  so  wird  §  121 
aus  üt  dt,  vocalisch  auslautend  ö. 

a)  Die  betonte  (Trumpf,  S.  540)  Endung  öt,  das  hebr.- 
aramäische  üt,  hat  weite  Verbreitung  gefunden  in  der  Bildung 
des  Infinitivs  (s.  §  125),  ist  aber  sonst  nur  in  wenigen,  zum  Teil 
ausländischen,  Wörtern  erhalten.  Einheimische  Bildungen  sind: 
^AVi^!  Gottheit  (von  i\9^f{\\'),  9^M\^'  Eigentum,  Ä'Art^^-" 
Schatten  (vgl.  Ä'AAjOj  ^'üP't'  ovvxa^ig  (tägliche  Aufgabe,  von 
Tn-*s,  Ex.  5),  A.h^s  Kot  (Vit.  Ad.,  von  ^h'),  ^.h^'-  Niederung, 


^  Vgl.  LuDOLp's  Lex.  s.  v. 

2  M"^'  v-4.*:  v-;^^:  n-'JR.!  fr^^-  fr;*-^.-  fr^^- 

^HH."    4-hlrt-    -^0^5    A-'JA,-    rh-^^"    l^*-^'uh.'    rh.«Ä.=    £^ 

3  Gegen  die  Vermutung,  dass  ^d^'   f^^  'J'J'B '   stehe,   spricht  die 
ältere  Schreibart  Vl)^:,  z.  B.  Lev.  17,  13  F.  H. 


230  §  121.    Nominalstämme  äusserer  Bildung. 

Wiesenthal  (vgl.  äjloI^).  Fremdwörter  sind:  V^'^H^'t''  Glaube, 
]laxlu^,   flü/^^'-  Cassia  (ii^\xJ^),   ^tfi^s  Heilung  (jlolxof),  ;^ 

(i^s  Kasten  {<L>y^\j)^' 

ß)  Die  gleichfalls  betonte  Endung  ö  wird  ebenfalls  be- 
sonders häufig  zur  Bildung  des  Infinitivs  (s.  §  125)  verwandt  und 
ausserdem  meistens,  um  (von  Nennwörtern  der  Form  *7fl*Cv  Namen 
für  Erzeugnisse  der  Kunstfertigkeit  abzuleiten:  /^'üYi'  Guss- 
arheit,  ^^i)r'  mit  Metall  Ueher^ogenes,  'ütlti"'  Gelcochtes,  M^ 
Gewehe,    Oh^C'   SteinJiauerarheit ,   Ü'tKn:    Blecharheit,   *7AC 
Schnitzwerk ,    T'fl^ '   Braten ,    TÖ^'P* '    Drechslerarheit,    ^rh^ 
DrecJislerarbeit,  ¥'1'A"'  Fadenarbeit,  C^h-  Schneiderarbeit,  &^C 
Flechtwerk,   ^^C^'  Franken,    (D*^'(i'   Schmuck  für  Nase   und 
Ohren,  Ä'O'  Anweisung,   *7'H(?'  Beschneidung ''^.     Sonst  kommt 
sie  nur  noch  vereinzelt  vor:    ^AO-  Kreuz,   4'Ä'^'  Schöpfeimer, 

hftCT-"  Faule  {yS'),  h^O'  Korb  (Flechtarbeit,  V^Oj  äA/I"-"  Buss, 
ft^hf  s  und  ÄChT-"  Hyacinthfarbe,  ^tl'}^'-  Musikwerkzeug  (Plur. 
ff'^filr^^^'  Apoc.  14,  2),  'Mri'p'!  Zustand  der  monatlichen  Beini- 
gung  (von  'Ihh'hs  mulier  menstruata,  wahrscheinlich  für  'Mflh'l'' 

1/   Uo  VIII  und   1/    Lf  ;  zur  Begriffserklärung  vgl.  Gen.  31,  35), 

hfl/^*-"  und  h^ft/t"s  Henkel,  h'fl/^-'  und  h^fl/^-*  Haarnetz^. 

d)  Teils  durch  Lautwechsel  aus  ö^,  teils  durch  Dehnung  aus 
der  einfachen  Feminin-Endung  at  entstanden  ist  die  betonte 
Endung  ät,  welche  an  Nomina  einfacherer  Bildung  tritt,  um 
Zustandsbegriffe  auszudrücken:  ^V^'t'  Alter  (=  AÜ^^TO 
von  AVL^"-',  ^M^'  Jugendalter  (Gen.  43,  33)  von  T'h-A-'  oder 
Ihh',  ^ß:^^'  Heiligtum  von  ^H^tl'j   '^ß:P^'  Zustand  des  Ge- 


1  Unbekannter  Ableitung  sind  t\\\'['t  Meine  Heuschrecke  (vgl.  i>L^«x), 
9iB*'\^'  ^^^  ^P't''  ein  stechendes  Insekt,  diAtl't^'l''  Pci'oian. 

2  Vielleicht  auch  ti'i^^'^s  Ei  als  Erzeugnis  des  Gaggerns,  wenn 

nämlich  Ji'J^4''1|!  (vgl.  \^kÄ£.)  gaggern  bedeutet. 

3  Unklarer  Herkunft  sind:   ^/jK/^:  ein  Blumenname,   rtT?:  Strauss 

(vgl.    ^yx^),     OOhtt^s    Sturmwind,    ^CW '   Sühn,    7fl :    Seite    (vgl. 

m.  Lex.)  und  4*C^'  J^orö;    dagegen  scheint  das  u  in  ^fl^i  Kot  wurzel- 
haft zu  sein;  vgl.  !uJ<£; 


§  122.    Nominalstämme  äusserer  Bildung.  231 

schiedenseins  von  'V'S-*7'5  ftCJP'l"  der  Zustand  dessen,  der  ftCf'hs 
Siindcnvergcbting  hat,  ^''JjP'l's  Sklaverei^  d.  i.  4*31«  als  Zustand, 
5^C^->:  Ueppigheit,  K'J^'/^'Th!  WohlthätigJceit,  worin  sich  K'^-^»." 
erweist.  Oefters  wechselt  dieses  ät  mit  a^,  z.  B.  in  A'fl^'i'll"  Herr- 
lichkeit neben  h'nfh'l"-,  gh'ü^'l"  Geflecht  (Jud.  8,  26.  Ex.  35,  22 
annot.)  neben  fh'üii'l*'^  und  at  selbst  genügt  zur  Ableitung  von 
Abstracten  aus  einfacheren  Nominalstämmen  :  rt'flÄ'l'-  Menschheit 
von  rt'flX:,  J^fth»!  ^rmw^  von  9^t\iUlr';  in  'firi^'l"  /roÄe 
Botschaft  (nn1ti^3)   scheint  ä   nur  tongedehnt  zu  sein^.     Aehnlich 

können  auch  einfache  Feminina  von  Part.  pass.  die  Bedeutung  von 
Abstracten  annehmen,  s.  §  128. 

e)  Ausser  diesen  Endungen,  welche  schliesslich  alle  mit  der  §  122 
Adjectivendung  t  zusammenhängen ,  hat  aber  das  Aethiopische 
noch  eine  ebenfalls  betonte  Abstractendung  an  und  wä, 
die  offenbar  pronominalen  Ursprungs  ist,  s.  §  62*.  Wie  man  aus 
den  übrigen  semitischen  Sprachen  ersieht,  erzeugte  diese  Endung 
an  einst  Adjectiva  und  wurde  erst  in  ihrer  Dehnung  zu  äw,  ön 
auch  zur  Bildung  von  Abstracten  verwandt,  die  von  solchen  Ad- 
jectiven  abstammen.  Ihre  Verwendung  zur  Adjectivbildung  ist  im 
Aethiopischen  nur  noch  in  wenigen  Spuren  erhalten,  dagegen  zur 
Bildung  von  Abstracta  ziemlich  häufig.  Wie  schon  in  §  62  ge- 
zeigt worden  ist,  konnte  das  betr.  Demonstrativum  ursprünglich 
sowohl  an  als  na  ausgesprochen  werden:  das  Aethiopische,  hierin 
wiederum  reicher  als  die  andern  semitischen  Sprachen,  hat  auch 
in  der  Nominalbildung  beide  Aussprachen,  im  Sprachgebrauch  mit 
etwas  verschiedenem  Sinne,  entwickelt  und  beibehalten;  die  Aus- 
sprache nä  ist  häufiger. 

a)  Die  Endung  ä'n  tritt  in  der  Regel  an  Nominalstämme 
der  ersten  einfachen  Bildung,  und  durch  diese  doppelte,  innere  und 
äussere,  Bildung  werden  stärkere  Begriffs  Wörter  abgeleitet: 
C^hl'  {res an)  Älter  von  C^^h',  ^V^l-  Ältersvorzug  (Vit. 
Ad.),  -flCVJs  Klarheit,  Licht,  r'^ml-  Herrschaft,  ^Cdlii 
Opfergahe,  /hA^T'-*  BestechungsgeschenJc,  ^C^lf'  Abhandlung, 
K'AAi^!   Hass,   lU^lr'   Bündnis^.     Zur   Bildung   von    Personen- 


^  Ebenso  kann  (J/**^«"^!  der  Zehnde  gebildet  sein,  oder  es  steht  für 
Ol^li-fA^'  wie  Oa}*y'l"'  Klagegeschrei  für  Oa}*f(D*'[''-  —  Ueber  ?ll^'^: 
und  ^\\^'.  s.  §  128.     Vgl.  auch  König,  S.  116  f. 

2  Vgl.  Ewald,  Hebr.  Spr.  §  163,  b. 

3  Ferner:    ÖC^'}''    9^0^11''    ^C^l '    ^-^^If''    'üd'i'}'    1Ö 


232  §  122.    Nominalstämme  äusserer  Bildung. 

Wörtern  wird  sie  nur  noch  in  dem  Fremdwort  H'Ct'^'i'  Doll- 
metscher  verwandt.     Statt  an  findet  sich  einige  Male  ön:    in   HJ^ 

-j^^s  Oelhaumpflanzung  ((j^JS)  und  O^GTf'  Decas^.  Im  Am- 
harischen  ist  an  gewöhnlich  in  am  übergegangen*  und  vielfach 
zur  Bildung  von  Adjectiven  (z.  B.  l\^9^i  der  grosse  Zähne  hat) 
gebraucht;   auch  im  Aethiopischen   finden  sich  Spuren  dieses  am: 

^tl^9^'  Bogen  und  Kriimmstah  (von  4'fl'lh',  vgl.  ^jlixwJj)  und 
vielleicht  %fi9^s  der  morgige  Tag  (Ex.  32,  5.  Jos.  3,  5.  Matth.  6,  30) 
von  lii'-    (IJ^). 

ß)  Die  Endung  nä,  ebenfalls  betont,  ist  viel  häufiger  ge- 
braucht, um  von  Nominalstämmen  aller  Art  neue  und  letzte  Be- 
griflfewörter  abzuleiten,  die  teils  Zustände  und  Eigenschaften,  be- 
sonders aber  Würden,  Aemter,  Alter,  Stand  u.  s.  w.  ausdrücken 
und  meist  unseren  Begriffs  Wörtern  auf  -tum  und  -schaft  ent- 
sprechen. Ableitungen  von  Nominalstämmen  erster  einfacher  Bil- 
dung sind  z.  B.  Chtl^'  Fürstenwürde  (Chtl')^  •flW'C^s  (hekuerna) 
Erstgeburtsrang  ((lYt^O),  TtiCI^'-  Älter  {hCI')  J^Ah'i'."  Herrscher- 

würde  (^iUi),  4»J^SP«i""  Vorrang  {^^9^')\  ^1f9"  und  Ä^^V--  Ge- 
sundheit, ÖC^^'  Nacktheit,  löH^'-  Freilassung,  11^^'-  Furcht. 
Das  ü  der  Part.  pass.  muss  vor  nä  zu  e  verkürzt  werden :  Ali AV 
Höhe  (leelnä\  AO-AO^  CT'fl'r-'  Feuchtigkeit  (CnV-flO?  h'ühi^' 
Herrlichheit  (ftlh/h-')?  ^^tl^'  Heiligkeit,  TJ&4"i"-"  Genauigkeit 
{T^^'),  ^Ih^^'-  Bescheidenheit  (l^rh-^Oj  *7^CV '  (gejerna) 
Fremdlingschaft  (*7^C")?  o^li^'  (müsenna)  Verderben  (von  f^^' 
iblr'),  ^Ä-^J^Ts  Ueberfluss  (von  ^Ä-f  J^s),  ^Aft^'T-'  Philosophie 
(von  ^Afr^O;  tertiae  infirman:  Ü/V-«r:  Wesen  (üAfl>*-')j  Afb'i"-" 
Verstand,  ^tiS-  Denkkraft,  Ö6^'  Gleichheit  iö^ß^'l  T'i.V--  Ge- 
sundheit, fyoi'^f^s  Finsamkeit.  Auch  sonst  erleiden  vor  dieser 
Endung  hie  und  da  die  zu  Grunde  liegenden  Nominalstämme 
stärkere  Verkürzungen :  th^lr^'  und  fhO^'  (hesanna)  Kindheit 
(Ih^'i'),   ^tlti^'    und    sogar   4'ftT'  Aeltestenwürde  von    «l'rt.ft-', 


H*}'?  auch  ^T/f'i'  Theer  (^Lki*);  dagegen  ist  A^*} -"  ^«^^^ö'e  ein  ur- 
altes Wort  anderer  Bildung  (jlti^S  ,ol^J)*,  rtj&^'J' '  'S^rt^ötw  (jjLbxXu 
]tOti^)  ist  Fremdwort.  —  Zur  Bildung  dieser  Formen  vgl.  auch  König,  S.  123  f. 

^  O^^Ch'   ^As  Becdlogus  (Hymnolog.). 

^  IsENBERG,   Gramm,  p.  33;    vgl,   im   Hebräischen   Ewald,   Hebr.  Spr. 
§  133,  f. 


§  122.    Nominalstämme  äusserer  Bildung.  233 

9^t\^'^i  (mesfemm)  Fülirerschaft  von  ^n^-7-",  9^M\\\^'  Fürsten- 
würde von  ^'»A^lh-"^  ^Ir'dM'  Fürsprache  von  '[•'J-nA-*,  9^1f 
M-h^'-  3[ünchs1eben  von  iro^\if\:,  '^.COJ-^:  und  '^COht;:  Güte 
(von  '3',4-'l'0-  Dagegen  werden  in  andern  Wörtern  die  sämmt- 
lichen  Vocale  des  Grundwortes  unverändert  beibehalten:  A«^T' 
Aeltestenwüräe  (A*4»0?  "^fl^hv^-  Messiaswürde,  ax^'ü^'  Weis- 
heitskraft, h1\UM'  Herrentum,  ^;h.^"V-"  Finnglceit,  hC*^(D^^' 
SchmiicJc  (tlC1(D's),  (O'CIKO-^'  Jünglingsalter  iahCH(D''),  Ä"> 
IM'  Jungfraiischaft  {^11^-),  -bPii^l^s  Theologie,  T'>4'4"rs 
Uehereinstimnmng,  01^*^^^'  Vermittler amt,  Itx'hti'  ^(O^'l'f^s  Ver- 
waistheit, A,4*-"  ÄÄftT-'  Erzhischofswürde,  'flA*f -"  <^*PlJAT-'  Ewig- 
keit, hVl'  h9^^\\^'  das  Gottwerden,  Xx^Y-  ^C^^'  die  Würde 
des  Aiisgchens  (des  heiligen  Geistes),  WMt\9^^'  Ewigkeit.  Sogar 
von  Infinitiven  werden  solche  Wörter  abgeleitet :  'f'h  AH'I'*!' ' 
hündisches  Wesen,  'tV^^^'  Zustand  des  Äusgerauhtseins  ('t'Ü 
f'^'),  ^9^tiahf^:  Verzagtheit,  und  von  Pluralformen:  h9^^\\^' 
Gottheit,  Yxf^Ü*^^'  Judentum.  Durch  ihre  Form  merkwürdig  ist 
die  Bildung  ^^ö(0*^:  Knabenalter  von  «^^A*^',  sofern  hier  die 
Endung  e  sich  in  ew  auflöst*.  —  Für  nä  erscheint  nät  (mit  dem 
fem.  ^)  in  zwei  Fällen:  l'üC^^i  Sklaverei  (von  l'üO)  und 
CAdV^s  Gottlosigkeit  (von  CtlÖ')  Hen.  99,  1   (104,  9  annot.)  3. 

Die  Deminutiva  haben  im  Aethiopischen  keine  besondere 
Form  und  müssen  deshalb  umschrieben  werden,  z.  B.  dld'  'iti^tl' 

ein  Schäfchen  Hen.  89,  48. 

Wortzusammensetzungen  kommen  im  Gebiet  der  Be- 
griffswörter nicht  vor.  Zwar  werden  die  Bestandteile  einiger  viel- 
gebrauchter Wortgruppen  und  von  Eigennamen  ohne  Trennung 
durch  Punkte  in  ein  Wort  zusammengeschrieben,  wie  ?i*7H. 
Ji'flrh.C'  der  höchste  Gott  (eigentlich:  Herr  der  Erde),  ?i<^rlh 
^fl>-.-   Mutter  des  Lebendigen,  hdl^lrd^'  Casuar  (Deut.  14,  18 

^xAÄ.j  (dagegen  fr^'i^'-   1^'-   Wachs,   TT^'   AJ&-"  Scharlach), 

können  aber,  da  das  erste  Wort  die  regelmässige  Form  des 
Status  construetus  aufweist,  nicht  als  Composita  gelten.  Aller- 
dings scheinen    aber   in    einzelnen   mehrlautiffen   Nominalstämmen 


1  So  auch  9^dtt'(\^''  von  ^ÖA'Ü'  ^^nd  9^d^'ü^''  von  ^Ö^'ü'- 

2  Das  Wort  fl'H'^'J":  Halskette  vermag  ich  nicht  zu  erklären. 

3  Nach  Hal^vy,  Bevue  crit.  1885,  No.  13,  p.  247  sollen  die  Endungen 
-nä,  -nät  aus  dem  Agau  in's  Geez  eingedrungen  sein. 


234  §  123.    Bildung  des  Infinitivs. 

Wort-  oder  Wurzelzusammensetzungen  stattzufinden,  z.  B.  in  Ä"} 
'fldW'As  Käfig,    Fangseil   und    ii'iild^'   Seide    (dessen   letzter 

Teil  =  (JJY«^  ist);   merkwürdig   ist  auch   ftT^CÄ*'  Lauch  (dessen 

letzter  Teil  =  ioji  ist)  und  ÖT-^ß^O  Aloe. 


Participien  und  Infinitive. 

§  123  Aus  der  bisherigen  Darstellung  ergiebt  sich,  dass  im  Aethio- 

pischen  für  jeden  einzelnen  Verbalstamm  besondere  Formen  vor- 
handen sind,  nach  denen  er  sein  Participium  bilden  konnte; 
für  St.  I,  1  die  §§  109,  a  und  108,  c  beschriebenen  Formen  des 
activen  und  passiven  Particips;  für  St.  I,  2.  3.  II,  1 — 3.  IV,  1 — 3 
der  dreiradicaligen  und  St.  I.  IL  IV.  V.  der  mehrlautigen  Wurzeln 
die  durch  vorgesetztes  od  gebildeten  Formen  §§114  und  118;  für 
die  Reflexivstämrae  TU  der  drei-  und  mehrlautigen  Verben  sowie 
für  einige  andere  Stämme  die  §  117  beschriebenen.  Gleichwohl 
kann  man  alle  diese  Formen  kaum  eigentliche  Participien  nennen ; 
denn  sie  lassen  sich  keineswegs  von  jedem  Verbum  ableiten,  sondern 
es  hängt  immer  vom  Sprachgebrauch  ab,  ob  sich  bei  den  einzelnen 
Verben  participähnliche  Bildungen  festgesetzt  und  erhalten  haben 
und  welche;  und  zudem  haben  diese  meistens  auch  die  Bedeutung 
eines  reinen  Particips  verloren  und  sind  entweder  Adjectiva  oder 
Substantiva  des  Thäters  geworden.  Hieraus  erklärt  sich  auch,  dass 
so  viele  die  äussere  Endung  t  angenommen  haben  (§  117  f.). 
Ausserdem  sind  besondere  Formen  des  Participium  passivi  mit  dem 
Schwinden  der  innern  Passivbildung  überhaupt  in  allen  abgeleiteten 
Stämmen  activen  Sinnes  fast  ganz  verloren  gegangen  (doch  s. 
§§  111,  b.  114  a.  E.);  solche  Stämme  gingen,  um  Participien  pas- 
siven Sinnes  zu  bilden,  notgedrungen  in  die  einfachen  Stämme 
zurück  (vgl.  §§  108.  111,  b.  112,  b);  aber  auch  das  häufigste  aller 
Participien,  das  Part.  pass.  vom  einfachen  Stamm,  wird  keineswegs 
mehr  von  jeder  Wurzel  gebildet.  Begünstigt  wurde  im  Aethio- 
pischen  diese  Einbusse  einer  regelmässigen  Participbildung  durch 
den  eigentümlichen  Gebrauch  des  Infinitivs  (§  181),  durch  welchen 
das  Particip  in  vielen  Fällen  ersetzt  werden  konnte,  wie  in  (Dth 
^Ctm^s  /iT4'(^s  und  gehend  (im  Gehn)  sollen  sie  blasen  Jos.  6,  8; 
n^^rh:  (D%}\i  er  Team,  nachdem  er  herausgegangen  ivar  Jos.  10,  9, 
sowie    durch    das    Aufkommen    der    äusseren   Umschreibung   eines 


§  123.    Bildunp^  des  Infinitivs.  235 

participialeii  Begriffs  durch  das  Tempus  finitum:  der  Mangel,  dass 
das  semitische  Participium  an  keine  Zeitsphäre  gebunden  ist,  wurde 
im  Streben  nach  Deutlichkeit  dadurch  ausgeglichen,  dass  die  Sprache 
allmählig  das  Particip  durch  die  eigentlichen  Zeitbildungen  um- 
schreiben lernte. 

Ganz  anders  verhält  es  sich  im  Aethiopischen  mit  dem  In- 
finitiv: er  wird  von  allen  einzelnen  Stämmen,  und  zwar  nicht 
nur  in  einer,  sondern  in  mehreren  Formen  regelmässig  durchge- 
bildet. Der  Infinitiv  bringt  den  reinen  Begriflp  der  Handlung  ohne 
Unterschied  der  Tempora  oder  Personen  zum  Ausdruck  und  tritt 
insofern  den  abstracten  Nominalstämmen  oder  Begriffswörtern  zur 
Seite;  andrerseits  nimmt  er  aber  auch  an  der  Verbalnatur  teil, 
insofern  er  dem  Verbum  durch  alle  Stämme  folgt  und  so  viele 
Formen  erzeugt  als  es  Stämme  hat,  sowie  auch  dadurch,  dass  er 
Objecte  zu  sich  nehmen  kann.  Infolge  dieser  seiner  Doppelnatur 
neigt  sich  der  Infinitiv  in  den  verschiedenen  semitischen  Sprachen 
teils  dem  Nomen  teils  dem  Verbum  zu :  im  Arabischen  z.  B.  mehr 
dem  Nomen,  im  Hebräischen  dem  Verbum.  Das  Aethiopische  ist 
hierin  seinen  eigenen  Weg  gegangen,  indem  es  für  den  Infinitiv 
in  verschiedenen  Functionen  verschiedene  Formen  ausgebildet  hat. 
Es  hat  Infinitivformen,  welche  ganz  die  Kraft  und  Selbständigkeit 
eines  Nomens  haben:  sie  können  alle  Verbindungen  des  Nomens 
im  Satze  eingehn,  Subject  oder  Object  werden,  andere  Nomina 
im  Genitivverhältnis  zu  sich  nehmen^,  Präpositionen  oder  andere 
Wörter  im  st.  c.  sich  vortreten  lassen,  durch  ein  Adjectivum  näher 
bestimmt  werden  (z.  B.  -nlMf--  n9^P'  Hen.  8,  2)  oder  auch  wie 
der  hebr.  Infinitivus  absolutus  oder  der  arabische  Infinitiv  sich  ihrem 
eignen  Verbum  im  Äccusativ  zu  näherer  Bestimmung  unterordnen. 
Aber  von  diesem  nennwörtlichen  Infinitiv,  wie  wir  ihn  fortan 
nennen  wollen,  unterscheidet  das  Aethiopische  durch  eine  besondere 
Form  den  dem  Verbum  näher  stehenden,  thatwörtlichen  In- 
finitiv den  wir,  der  lateinischen  Terminologie  entsprechend, 
Gerundium  nennen  werden:  er  hat  zwar  als  Infinitiv  die  Form 
eines  Nomens  und  kann  wie  ein  solches  in  den  Äccusativ  treten, 
versieht  aber  nicht  die  Stelle  eines  Nomens,  sondern  die  eines 
Verbums  und  ist  eigentlich  nichts  anderes  als  das  der  Zeitsphäre 
beraubte  Verbum*.     Er  kommt   nur   als   nähere   Bestimmung    zu 

^  Dass  sie  sich,  wie  ihre  Verba,  Objectsaccusative  unterordnen,  ist 
seltner,  z.  B.  Gen.  6,  7.  Deut.  5,  22. 

2  In  einigen  der  bei  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  280,  a.  b  angegebenen  Fälle 
entspricht  ihm  im  Hebräischen  der  Infinitivus  absolutus. 


236  §  124.    Bildung  des  Infinitivs. 

einem  Yerbum  finitum  vor,  das  die  Haupthandlung  des  Satzes  ent- 
hält, und  ist  diesem  im  Accusativ  untergeordnet,  um  eine  Neben- 
handlung anzufügen:  da  die  Zeit  der  Nebenhandlung  durch  das 
Tempus  des  Hauptverbums  bestimmt  ist,  so  wird  die  Nebenhandlung 
ohne  Zeitbildung,  d.  h.  im  Infinitiv  beigesetzt.  Darin  aber  steht 
er  einem  gewöhnlichen  Verbum  vollkommen  gleich,  dass  er  immer 
das  handelnde  Subject  in  sich  schliessen  muss,  indem  er  nach  Art 
andrer  Nomina  durch  ein  Pron.  sufi*.,  in  diesem  Fall  immer  als 
Genetivus  subjectivus  aufzufassen,  ergänzt  wird,  z.  B.:  (Dfi^'lps 
^T"/**'  R^70'  (und  bei  seinem  Hören  erschrak  der  König,  d.  h.) 
als  der  König  das  hörte,  erschrak  er;  ß»T^(h'  th^Cf^''  (sie 
sollen  blasen  in  ihrem  Gehn,  d.  i.)  sie  sollen  blasen,  indem  sie  gehn. 
Man  könnte  diesen  Infinitiv  auch  den  Infinitivus  absolutus  nennen, 
ebenso  wie  man  in  andern  Sprachen  von  einem  Participium  ab- 
solutum  spricht.  Durch  die  Ausbildung  dieses  Infinitivs  hat  die 
äthiopische  Rede  eine  eigentümliche  Kürze  und  Zierde  gewonnen: 
dass  sie  aber  damit  nur  eine  auch  in  andern  semitischen  Sprachen 
liegende  Fähigkeit  des  Gebrauchs  des  Infinitivs  entwickelt  hat,  zeigt 
die  ähnliche  Anwendung  des  Infin.  absol.  im  Hebräischen  und  des 
Infin.  constr.  mit  b  in  Fällen  wie  10t<S  npK'^l^. 

§  124  Für   den   Infinitiv,    wenigstens    den    nennwörtlichen    können, 

da  er  lediglich  ein  vom  Verbum  abgeleitetes  Begriffswort  oder 
Abstractum  ist,  leicht  auch  einzelne  der  oben  beschriebenen  Ab- 
stractbildungen  unter  den  Nominalstämmen  gebraucht  werden,  wie 
denn  auch  manche  jener  Formen  in  den  andern  semitischen  Sprachen 
gewöhnliche  Infinitivformen  sind.  Namentlich  die  §  111,  a,  a.  ;5 
beschriebenen  Formen  können  gradezu  die  Stelle  eines  Infinitivs 
versehn;  ferner  die  Feminin-Bildungen  §  106,  z.  B.  a^"f''t*i  sterben 
(Gen.  35,  18),  dh't'  eingeht  (Matth.  19,  24),  und  manche  andere, 
z.  B.  9^'ü^'h''  hommen  (Jos.  13,  5);  vgl.  auch:  *7'flM'f  •'  (Luc. 
10,  35),  dh-f-tn^'  (Ex.  5,  20),  9^^Tn^h'  Trf-A-:  (Sap.  12, 16),  -V 
<J.CVh-  hhii-f-'  M-h^'  -TrJ&A-  CD^^^-h:  (2  Esr.  8,  22),  ob^ 
ÖA'  blfl'  Xijlh'  (F.  N.  33,  4).  Für  den  eigentlichen  Infinitiv 
hat  indessen  die  Sprache  besondere  Abstractbildungen  ausgebildet, 
die  höchst  selten  zum  eigentlichen  Nomen  geworden  sind.  Dabei 
hat  sich  für  die  beiden  Arten  des  Infinitivs  der  Unterschied  fest- 
gesetzt, dass  das  Gerundium  immer  nur  innerliche  Bildung  hat, 
der  nennwörtliche  Infinitiv  aber  äussere  Abstractendungen  annimmt, 
wie  sie  in  Nominalstämmen  gebräuchlich  sind. 


1  Ewald,  Hebr.  Spr.  §  280,  d. 


§  124.    Bildung  des  Infinitivs.  237 

1.  Die  Bildung  des  Gerundiums  schliesst  sich  an  die 
§  109,  b  (vgl.  mit  §  106)  beschriebene  Form  an.  Sie  wird  durch 
ein  nach  dem  vorletzten  Radical  eindringendes  langes  und  betontes  t 
bewirkt,  das  in  letzter  Instanz  mit  dem  e  des  Subjunctivs  der  transi- 
tiven  Verba  zusammenhängt. 

In  St.  I,  1  des  dreiradicaligen  Verbums  hat  zugleich  der 
Radical  (nach  §  109,  b)  immer  den  Vocal  a,  und  die  Form  lautet: 
i^'llC'  (mattr^)  schneiden^  Uti^Ö'  essen,  'TfA.*?'  weiter gehn,  '\ 
•^"^s  verlassen,  ^'k^-  töten,  04*^C'  zusammenbinden.  Zwischen 
Verben  mit  transitiver  und  intransitiver  Aussprache  ist  kein  Unter- 
schied. In  Wurzeln  mediae  gutturalis  trübt  sich  (nach  §  45)  das 
a  des  ersten  Radicals  immer  zu  e\  J'^rh.Cs  sich  erlarmen,  ^\li' 
sich  retten,  »OVlA'  sagen,  JflVLAs  könnten,  i\K/}'  nicht  können, 
ft/uAs  bitten,  *^\C'  seufzen,  h'^li'  nehmen,  Ith^^^^  hinwenden. 
Von  doppellautigen  Wurzeln  immer  aufgelöst:  VQ."!!-  reden,  rh'fc'Th* 
untersuchen,  iflM'  berühren.  Von  vornvocaligen  immer  mit  starker 
Bildung:  fl'A.Ä*!  gebären,  (D%}i:  ausgehn,  fll^4»:  speien;  zugleich 
mediae  gutturalis:  Oh^L'ü'  geben,  (D*ih/ll'  fliessen,  (D*'i/f"'  ver- 
schlingen. Wurzeln  mit  mittlerem  ü  haben  immer  die  starke  Bil- 
dung: ^^9^''  schlafen,  ^^9^-  stehn,  tl\^0  gehn,  (Wh-  kommen, 
o^^^i  heiss  werden  Job  6,  17;  solche  mit  mittlerem  t  entweder 
ebenso  (oft  in  älteren  Handschriften),  z.  B.  tro^^t  wenden,  iP-ft«' 
früh  auf  sein,  oder  gewöhnlich  nach  §  52:  «w>J&^:  (^majet,  vgl. 
Trumpf,  S.  540),  lf>h',  iPj&i^--  setzen,  Üf.^'-  rauben,  d^^'- 
übernachten,  ^1^(0*^  leben.  Von  Wurzeln  mit  schliessendem  ü 
stark:  't'ti^Ohs  folgen,  0^(0*'  über  gehn;  von  solchen  mit  schlies- 
sendem t  zwar  hie  und  da  noch  0%f^'  faulen  (Act.  12,  23),  und 
zwar  namentlich,  wenn  durch  Anhängung  eines  Casusvocals  oder 
Pron.  suff.  der  letzte  Radical  zur  folgenden  Silbe  gezogen  wird, 
gewöhnlich  aber  nach  §  52:  rt'ThJ&s  {satejje)  trinken,  ÜAJ&s  ver- 
alten, rh^'J^s  knirschen,  fllJ^J&:  legen,  d*^f^'  vergelten ;  zugleich 
mediae  gutturalis:  0hb^'  brennen,  ChS^'  sehn  (mit  Pron.  suff. 
auch  ChS"'  Hen.  107,  3),  dagegen  mö?"'  Wtl'-  Sir.  30,  16;  zu- 
gleich mediae  geminatae:  '^«»J&J&s  fliehn  (Hen.  52,  7). 

In  St.  II,  1  wird  der  erste  Radical,  wie  im  Subj.,  immer 
mit  dem  vortretenden  Stammeszeichen  h  zu  einer  einzigen  Silbe 
mit  dem  Vocal  a  verbunden,  der  zweite  hat  t,  und  bei  Wurzeln 
mit  schliessendem  t  wiederholt  sich  die  eigentümliche  Bildung  von 


^  Vgl.  Trumpf,  S.  540.   —  Im  Tigrina  hat  nach  Scureiber,   §  88  das 
Gerundium  auch  mit  Suffixen  den  Ton  immer  auf  der  ersten  Silbe. 


238  §  124.    Bildung  des  Infinitivs. 

St.  I,  1.  Beispiele:  hh'^C'  wissen,  hMt^H"'  danken^,  Äftrh.^' 
verderben  (Heu.  19,  2),  IxMl't"'  ausser  Acht  lassen  (Hebr.  2,  3), 
J%'>lfl>- . ■^(;e^Z;ew  (Ps.  89,  6),  At/h^r^',  IxO^nh',  hIdC',  h 
d^',  hX'h',  von  Ma^'  hi9^',  von  M^'  hi^9^'  u.  s.  f. 

In  St.  III,  1  haben  nach  Abwerfung  des  Personalzeichens 
des  Subj.  der  Stammesvorsatz  und  der  erste  Radical  den  Vocal  a, 
der  zweite  t ;  im  übrigen  wiederholen  sich  die  Eigentümlichkeiten 
der  Wurzeln  mit  mittlerem  und  schliessendem  t:  't'f^'^iijh'  sich 
erfüllen,  'f'ÜdÖ'  gesät  werden,  'l"^d*C'  sich  schämen,  '^#w>Jg,^: 
sich  wenden  (Luc.  22,  32),  '^<i.'|;fl>•!  gelüsten  (Num.  16,  15),  ähn- 
lich 2  Petr.  3,  10,  i-lfti^  = ,  -f-aoli^a^'',  -VinX'^  -t-^^h', 
-1-01"%^ 'y  i-ai'^ö'',  i-iP^fP-  ehrest,  72,1,  i^^P-mh  • 
G.  Ad.  17,  8;  mediae  gutturalis:  'tlth,/^'  sich  entziehn,  'f*lt\'\'^' 
Sap.  U,  16  und  von  'f'9^00'  '['9^%Ö'  mrnen.  In  St.  IV,  1  hat 
der  erste  Radical  dieselbe  Aussprache  wie  im  Subjunctiv:  Ixti'i*^ 
"Irh'  sich  freuen,  i\h'f''üd\\'  die  Kniee  beugen.  Uebrigens  sind 
die  Infinitivbildungen  der  Stämme  II,  1,  III,  1  und  IV,  1,  die  im 
ganzen  seltner  vorkommen  als  die  von  St.  I,  1,  noch  nicht  ge- 
nügend belegt. 

Auch  der  Infinitiv  des  Steigerungsstammes  ist  in  I,  2 
bis  jetzt  noch  nicht  sehr  häufig  gefunden,  ist  aber  aus  dem  Sub- 
junctiv, der  nach  dem  ersten  Radical  immer  a  und  in  Wurzeln 
mediae  gutturalis  e  hat,  leicht  zu  bilden  und  unterscheidet  sich 
von  dem  Infinitiv  von  I,  1  nur  durch  die  Verdopplung  des  mitt- 
leren Radicals:  'i^^Q'  erblicken  (2  Cor.  5,  19),  <{.Ä^J^s  vollenden 
Job.  17,  4,  h»:tT'."  beherrschen  Esth.  3,  14  Z.  4  aper.;  JP'VLC  •" 
lehren;  selbst  von  Wurzeln  mit  mittlerem  t  wird  er  ähnlich  wie 
von  I,  1  gebildet:  (l\^^'  genau  wissen  (Ps.  21,  18.  Jac.  1,  24). 
Noch  seltner  ist  der  Infinitiv  von  II,  2,  z.  B.  h^ltl^C'  in  Erinnerung 
bringen,  h^XuC'  1  Cor.  11,  28.  Häufiger  ist  er  von  St.  III,  2: 
+Ä'TiC'  sich  verbinden  (Hen.  19,  1),  '^'^U«C'  versucht  werden, 
'l'i^%ah'  Fleisch  tverden  (Hymnol.  Musei  Brit.),  ebenso  't'd^'H*? 
't'l'*L^'',  i-OI^^',  i'ÄA.fl^.-,  'tld.Ö',  i-flJlUA--;  von  Wurzeln 
mediae  gutturalis:  '^A'^.A!  sich  erheben  (Ps.  87,  16),  '^J^!tC ' 
unterrichtet  werden,  '\i*?k\C'  gequält  werden,  'i'?C\lf'  reiten"^. 
Von  St.  IV,  2  z.  B.  hh't^'hi^li'  vormehn  (Encom.). 


1  Marc.  8,  6  hat  Platt  eine  unrichtige  Form. 

2  Vgl.  auch:  'f'^hj^-  Eph.  6,  15;  i^OVO  Num.  5,  6;  'f'dX^' 
2Petr.  1,  21;    -f^tld.Oh''  Hebr.  11,  1;    'f-h"3:'} -"  Hebr.  11,35;    'l'd.'^Lih' 

Ps.  64,  11. 


§  125.    Bildung  des  Infinitivs.  239 

Der  Infinitiv  des  Einwirkungsstammes  ist  in  St.  I,  3 
und  II,  3  noch  nicht  belegt,  konnte  aber  zweifellos  gebildet 
werden;  von  St.  III,  3  z.B.:  'l^PÜJi'  sich  versammeln,  'l'AUJis 
sich  bcivegen;  i"^/iT •"  einhandeln  (Gen.  43,  2),  't'^h^C-  beraten 
(Matth.  27,  7),  l'P'b^^"'  streiten  (Job  35,  2),  IXh'i?^''  für  'Mft 
i^y*'  es  künstlich  zurichten  Sap.  13,  11;  von  St.  IV,  3:  htl'l*^\ 
^9^'  sich  abmühen  (Luc.  15,  8),  txM'^ÜJXh'.  bereiten  (Jos.  9,2)^ 

Von  mehrlautigen  Wurzeln:  St.  I:  4'T^T-  zertrümmern 
(Luc.  9,  39),  «^rt.^:  ^u  Grunde  gehn,  7"Ä'7'-J^=  '^  anklopfen  (Luc. 
12,36),  'VC1''9"''  verdollmetschen,  Ä'JT.Ö-'  erschrecken,  I^A^A-" 
verdreht ,  H^'kih'  fesseln,  •f'fUfli'  mischen  (Gadla  Lalibala,  ed. 
Perruchon,  Paris  1892,  p.  39,  1.  19),  7"7J^^-'  zögern  (xMatth.  25, 6), 
%Vahs  gefangen  nehmen  Eph.  4,  8.  Ps.  67,  19;  St.  II:  ho^l^'H' 
in  Not  bringen,  h^thtL^'  (iifiit  Pron.  sufF.)  verzeihn  (2  Cor.  5,  19), 
hAA.A:  entfernen  {Chrest.  73,  7);  St.  III:  't't^l^'ü'  in  Not 
kommen,  '^<^C7*•'H'  sich  stützen,  'f'^ll^hx'  gemischt  werden,  i* 
'P'ferh''  gefesselt  werden,  't"?Afl,'fl-"  sich  verhüllen,  'f'%^(B*:  ge- 
fangen genommen  werden,  't'h*^'^^'  sich  hinzieht,  "l'Ü^J^fl**  sich 
gegenseitig  erzählen  (Gad.  Lalib.  39,  12);  St.  V:  hlrfl^ti^Ö'  aus- 
breiten, h'i^Ö^iO's  andächtig  sein,  h'i (U'üfü^'ü'  träufeln,  Ml 
fi/1'  sich  versammeln  (1  Cor.  5,  4). 

2.  Der  nennwörtliche  Infinitiv  hat  in  der  Regel  eine  §125 
besondere  Form.  Zwar  dient  im  einfachen  Grundstamm  die  in 
§  124  beschriebene  Form  zugleich  auch  für  die  Fälle,  wo  der  In- 
finitiv mehr  als  Nomen  gebraucht  wird,  und  wird  in  diesem  Sinne 
weit  häufiger  angewandt  als  die  besondere  nennwörtliche  Infinitiv- 
form, welche  auch  dieser  Stamm  bilden  kann.  Dagegen  ist  in  den 
übrigen  Stämmen  der  substantivische  Gebrauch  jener  ersten  Form 
überaus  selten.  Vielmehr  hat  in  allen  diesen  Stämmen  der  nenn- 
wörtliche Infinitiv  eine  besondere,  durch  eine  äussere  Abstract- 
endung  gebildete  Form,  und  auch  St.  I,  1  kann  eine  solche  bilden. 
Die  Endung  ist  öt,  abgekürzt  ö,  §  121,  und  ist  stets  betont  (Trumpf, 
S.  540).  Die  Bildung  selbst  ist  in  St.  I,  1  von  der  Bildung  in  den 
übrigen  Stämmen  verschieden. 

In  St.  I,  1  tritt  öt  an  die  Form  des  Gerundiums  als  Abstract- 
endung  einfach  an,  z.B.  von  rh3:K""  bauen:  ghi,^^'-  Ebenso: 
0*01"  bewahren  (Ps.  18, 12),  h'^V^'-  glauben  (Matth.  13,  58), 
d^h'1"  helfen  (Ps.  21,  20),  'h'^L^^'-  suchen,  'id.fl^''  reden,  (Dd 
F*^'-   herabkommen   (Hen.  63,  10),    fk^^^'   stützen,    'tii^P^' 

1  Andere  Beispiele  Deut.  11,  14.  Ex.  18,  16. 

2  In  Platt's  Ausgabe  unrichtig. 


240  §  125.    Bildung  des  Infinitivs. 

folgen  (Joh.  13,36),  irt,/^^:,   nKJ^rH^«:,  H^JP^-r  Äfl^l--,  h«^ 

'f^^'  (Gen.  48,10.  Apoc.  5,  3),  htuG^'  (Matth.  12,  29),  O^P^^i 
(Deut.  2,  3),  HXfl^.-  (Tob.  12,  8),  i-Xv^t^^'  (Num.  7,  1),  7a<^1-- 
(Deut.  17,  16),  'TffUAk^s  (Ex.  2,  3),  n'EAkl':  (1  Reg.  7,  13.  Sir. 
42,  6);  mediae  gutturalis:  JP'rh.lfi'Th s  schonen,  WLl^'^T'  können^ 
lih/\'^'  nicht  'können^  Ji'l^H'lh-  nehmen,  ChP'l'-  5e7^w,  Crh^^^^s 
zurückweichen ;  mit  wurzelhaftem  I  in  der  Mitte  :  l^fi't'^  früh  auf 
sein  (Ps.  126,  3),  hß>F*^'  treten  (Hen.  4),  jedoch  auch  verkürzt: 
lUP-^'  (Gr.  Ad.  22,  11),  *^rn^!  wenden  (Org.);  mit  wurzelhaftem  t 
am  Ende:  '^CP■'^5  wählen^  (JftP"^=  vergelten.  Indessen  ist  diese 
nennwörtliche  Infinitivform  des  ersten  Stammes  fast  nur  im  Ge- 
brauche, wenn  Pronomina  suff.  antreten.  Denn  da  nach  §  123  die 
thatwörtliche  Form  mit  Pron.  suff.  den  Sinn  eines  Gerundiums 
trägt,  z.  B.  in  Oi(\f'^'  indem  sie  bewahrten^  ^Ö?^'  Sir.  30,  16, 
unterscheidet  die  Sprache  die  Fälle,  in  denen  der  Infinitiv  mit 
Pron.  suff.  diesen  Sinn  nicht  haben  soll,  durch  eine  besondere  Form, 
sodass  z.  B.  Q^il'f'O^^  s  bedeutet  ihr  bewahren,  d.  h.  entweder: 
das,  dass  sie  bewahren,  oder:  das,  dass  man  sie  bewahrt.  Die 
abgekürzte  Form  auf  ö  kommt  dem  Stamm  I,  1  nicht  zu^. 

Die  übrigen  Stämme  der  dreiradicaligen  und  alle  Stämme 
der  vierlautigen  Wurzeln  bilden  ihren  nennwörtlichen  Infinitiv  aus 
dem  Subjunctiv^  durch  Abwerfung  der  Personalzeichen  und  An- 
hängung der  Abstractendung  dt  oder  ö,  wobei  in  den  Reflexiv- 
stämmen das  a  des  zweiten  Radicals  durch  e  ersetzt  wird;  1  kann 
nach  dem  zweiten  Radical  nicht  stehn.  Zwischen  den  Formen 
mit  öt  und  ö  besteht  kein  Unterschied  in  der  Bedeutung,  sondern 
zunächst  nur  ein  Lautunterschied :  die  abgekürzte  Aussprache  ö 
wird  überall  angewandt,  wo  kein  besonderer  Grund  die  andere  Aus- 
sprache fordert,  und  selbst  ^  dann  beibehalten,  wenn  der  Infinitiv 
in  den  st.  c.  tritt,  wie  in  h9^^Yi''  ^P^'  Götzendienst,  hhf^C' 
i-h^^^H'-  Sap.  8,  8,  hh9"Cr=  ^T-P'  1  Esr.  2,  11,  i^^fl^JP:  h^P 
AÄ*?'  Bar.  4,  10;  die  ursprüngliche  und  längere  Form  auf  öt  tritt 
durchwegs  vor  Pron.  suff.  auf,  wie  in  hM'  Ji^^hC^'/'h'  er  konnte 
dich  nicht  versuchen,  und  wird  auch  wohl  sonst  hie  und  da  für  die 
abgekürzte  Form  gebraucht,  namentlich  wenn  es  darauf  ankommt, 
den  st.  c.  oder  den  Accusativ,  die  in  der  letzteren  nicht  unter- 
schieden werden  können,  §  143  f.,  deutlich  zu  bezeichnen.  Im  Sinne 
eines  Gerundiums  kann  keine  der  beiden  Formen  gebraucht  werden. 


1  Doch  s.  Deut.  15,  10  (0*^(1:.  ^  g    dagegen  König,  S.  163. 

^  Anders  als  im  Aramäischen. 


§  125.    Bildung  des  Infinitivs.  241 

Stamm  T,  2:  VK'(?s  blicken,  h'üfi'  sich  vergehn,  hhi^- 
(nasseho)  Reue  empfinden,  h"'JT"  richten,  (i\(\'  iveise  sein,  IDAfH: 
vertauschen,  (DC9^'  iverfen,  P'flfls  jubeln,  ^(0*W:  sanft  sein,  m 
JR4»=  genau  erkunden,  "liAP"'  überlegen,  AAP"'  beten,  thtl?*'  lügen^ 
Vfi\.9^'  sein,  aber  mediae  f^ufcturalis:  9^\)^'  lehren  (1  Cor.  9,  14). 
Mit  öt:  >K-r?l"  flJArivl-'  n^y'l'.  V^^l'-  {Chrest.  ib,  20)  T 
lilT'l'-'  ^  u.  s.  w. 

Stamm  I,  3:  flCVi:  und  f{Coh"  segnen,  hCXl'  und  flCCT'l" 
gründen,  Arh^^  und  Arli?*']!"'  trauern, 

Causativstämme:  St.  II,  1 :  h^^d-  und  Yx^^C^*-  lieben, 
htlih-f''  verführen,  hC9^H^'  ruhig  sein,  hh^^C'  wissen,  h(0^ 
'^F''  ivenig  machen,  ixTC^'  in  Besitz  nehmen,  t\C'h9^'  öffnen, 
hCah?-:  bewässern,  h^T^^h^'-,  ?iTdP">--,  h9^öP',  hCOh^' 
(G.  Ad.  116, 11),  hH^h^',  hT-f^^',  h^hOhfi'  und  hfh^fi'  (Sap. 
5,11),  Kn.-f:  (IReg.  3,  3);  aber  Ä4"P'-  und  h^-^'h:  stellen, 
hl'f''',  M-^h  Yx-Üh'.  St.  II,  2 :  KA-nfP-  und  KA-dJ^^s  unter- 
richten, JirhAP"!  erinnern,  ixiiht^'  entfernen,  h^'^Ylt^'  (Judith 
8,  26),  hiP'i?'^'  (Chrest.  44,  28),  hfi^^^'  "i^C»^'  (G.  Ad. 
23,  8)*;  mediae  gutturalis:  hAÄ/t**'  erheben,  Ji'Thrh'f''  erniedrigen. 
St.  II,  3 :  h't^'/^'  und  h^^t^^-  Beileid  bezeugen. 

Reflexivstämme:  St.  III,  1:  'hA-fl/^s  und  i'A'fl^^s  sich 
anUeiden;  mediae  gutturalis:  'tC^P'  sich  öffnen;  von  'i^lr^^h'- 
-tl^^h-  und  i-7/^^-1-!  5ic/i  er/ie&m;  -i-tlF^'-,  -^fl^F-'  und  -h 
rtJ^/^lhs  vertrieben  iverden;  •f'lij&p-s  und  i'ÜJ&P''lhs  vernach- 
lässigen] i^ODf^fti:  (Chrest.  44,  28)  sich  wendest,  '}ro^ahh'^  i" 
Of^Ohyt^i  und  't'i^^h^'  besiegt  werden,  i'<f*'}P-s  dienen,  'tC 
?if-."  erscheinen,  i'iPT^  •"  antworten,  't'iD^Cs  und  i'W^G^s 
behauen  werden,  i'i^.Arn -'  (Chrest.  44,  24;  G.  Ad.  11,  19; 
127,  16),  -h^/DCrh:  (CÄres^.  44,  26),  -tiDCP^'-  (G.  Ad.  24,  8), 
i-m-nfl!  (Prov.  8,  5),  i'RT'--  (G.  Ad.  53,  16).  St.  III,  2:  -f- 
rh^^s  und  •f'gh^fi't"'  erneuert  werden;  'thUl^'  gehorchen,  'hiP 
1?*'  Fleisch  werden,  't*mj&^'  und  '^mJ&•P'^'  5^c/^  Gewissheit 
verschaffen,  i'01'^''  und  '1*01?'^'  sich  enthalten,  i'^Ohfn^; 
mediae  gutturalis:  i'AiJA--',  i"Th/]h'?-"j  i'J&U^-",  'i*9"öP'  und 
'v9^P'.  Aber  zugleich  primae  gutturalis  in  beiden  Stämmen: 
'f'Yi'hP '  brüderliches  Verhalten,  i'lti'ht^'t" '  fortgesetzt  werdest. 
St.  III,  3:  -l-^^nG'  und  i'<7'7Cr1-s  stc/i  unterreden,  'Ir^Üttr-  -t^ 

^  S.  übrigens  Deut.  31,  27  annot. 

2  Doch  s.  htl'i-P^'  Gal.  3,  8.  18  mit  Uebergang  aus  II,  2  in  II,  1. 

3  Eph.  1,  16  hat  Platt  't'\i\\(^^'" 

D  i  1 1  m  a  11  n ,  Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  16 


^^^  §  126.    Genera  der  Nominalstämme. 

•>/%■  -tyahWs  -t-HohpH'"  {Chrest.  45,  26)  i-AUP-l^»  (G.  Ad.  123, 12) 
-t^lh^?^^''  (ibid.  136,  28)  u.  s.  w. 

Causativ-Reflexivstämme.  In  St.  IV,  1  erscheinen  die 
beiden  Aussprachen  des  Perf.  (§  98)  wieder:  htl'l''(\^P'  und  h 
tl-t-n^P^',  htli-Ch?"'  und  htl-tCh?-^'',  htl-th'üF'',  htl-t 
h-üP-^'  und  hh^h-üF-'-;  St.  IV,  2:  hfi-tOir-  und  hil-tOl 
r^',   htl-t-h^fi'  und  htl't-^f'Ö^' ;  St.  IV,  3:  htl-tP-üh'  und 

Äfti';''n^^.",  ^Ai'-hio-Hs,  htl't'h^'^'',  hlt-t^^P-,  Äfti-4- 
4»^!  (Num.  26,  63). 

Mehrlautige  Wurzeln:  St.  I:  (LlffPs  und  (UliP^',  00^ 

^P'  und  oahf^9^^h  •f'T^'rn:  und  ^'T^rn'h  rtchp-l'!,  11k 

t\r^''\  St.  II:  Ä^^Ä-fl!  und  Ä'^TJ^fll-:,  h^'h-üC-,  tx'^h'T', 
hU^P'  und  M\|)Ä-}P^!,  hft**JP-  (G.  Ad.  137,22)  und  txh 
**P^Th-  (ibid.  108, 12;  135,19;  137,21),  K^hTP--;  hÄ-A^A*" 
hC^flir»^:;  St.  III,  1:  i-^7J^-fl:  und  i'^'JÄ-nl'-,  '^%fl^^.^ 
i-h'JA^:,  i-'^'^ö^-,  i-^r^VCir''  -tiici?*',  i-h'Ji'A^A--; 
St.  III,  3:  i'rt'i'hA«.-  und  dhlll'i'?iA«'>:,  i-rt^^iJ":  -tmfiOhfir:; 
St.  V:  K^^A^/t-s  (are5i5.  76,1)  und  M+A^A-^-",  MAA?*" 
und  hlfitl?"^'^  h'^ATrn:,  hT^A;]hArhs,  hllCIG^',  hlZl?-' 


II.  Die  Bildung  der  Genera  und  Numeri. 
1.   Die  Genera  der  Nominalstämme. 

§  126  Die   semitischen    Sprachen    haben    die  Unterscheidung   eines 

Persönlichen  und  Unpersönlichen  (oder  Neutrischen)  an  den  Gegen- 
ständen der  Wahrnehmung  und  Vorstellung  längst  aufgegeben^; 
die  Semiten  haben  vielmehr  vermöge  einer  lebendigen  Einbildungs- 
kraft alles  seiende  als  lebendig  aufgefasst  und  unter  den  an  allem 
lebendigen  erscheinenden  natürlichen  Gegensatz  des  Männlichen  und 
Weiblichen  gestellt.  Auch  die  unbelebten  Gegenstände,  Sachen 
und  Begriffe,  werden  je  nach  der  Anschauung,  die  der  Geist  eines 
Volkes  davon  hat,  entweder  als  männlich  oder  als  weiblich  oder 
als  beides  zugleich  gedacht.  Auch  das  Aethiopische  kennt  nur 
diese  beiden  Geschlechter.  Für  das,  was  andere  Sprachen  neutrisch 
auffassen,  kann  nun  zwar  in  den  semitischen  Sprachen  das  weibliche 
Geschlecht  eintreten,  sofern  dieses  gegenüber  dem  männlichen  das 
schwächer  persönliche  isf^,  und  in  der  That  werden  reine  Begriffe 
(Abstracta)    gerne   als    zeugende  und  gebärende  Kräfte  aufgefasst, 

1  S.  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  172,  a.  2  Yg\.  aXdV^'  5'««5'^«?i7- 


§  12G.    Genera  der  Norainalstämme.  243 

also  weiblich  gebildet.  Aber  viele  Sachen  und  Begriffe  erscheinen 
doch  dem  Geiste  auch  wieder  nicht  so  entschieden  schwach  und 
weiblich,  dass  er  ihre  Namen  ausdrücklich  als  weibliche  bezeichnen 
wollte;  sie  bleiben  darum  ohne  besondere  weibliche  Bezeichnung, 
und  da,  wie  sogleich  gezeigt  werden  soll,  auch  das  männliche  Ge- 
schlecht keine  besondere  Bezeichnung  hat,  fallen  sie  der  äussern 
Form  nach  mit  den  entschieden  als  männlich  gedachten  Wesen, 
Sachen  und  Begriffen  zusammen.  So  kommt  es,  dass  sowohl  das 
Masculinum  als  das  Femininum  zum  Ersätze  des  Neutrums  anderer 
Sprachen  dient.  Und  wie  in  der  Stammbildung  der  Substantiva 
so  zeigt  sich  dies  auch,  wenn  im  Aethiopischen  das  Neutrum  von 
Beschreibewörtern  oder  Deutewörtern  ausgedrückt  werden  soll:  man 
gebraucht  dafür  bald  das  Masculinum,  bald  das  Femininum,  ersteres 
jedoch  häufiger,  und  zwar  namentlich  im  Gebiete  der  Deutewörter 
und  der  mit  Fürwörtern  zusammengesetzten  Wörter,  z.  B.  Tffl^Ji'fc! 
das  ist,  h^lf!  solches  (Matth.  9,  33),  ll^th'-  solches  (Jos.  11,  15), 
IH-U'-  dies  (Ps.  41,  4.  61,  11),  h^'^'^d''  IHi:'  nach  diesem 
(Jos.  24,  30),  ^09^tl^'  llir  'i^'  ausser  diesem,  ?|tf»-T"(::  selUge 
Dinge  (Matth.  15,  18),  Yi-lt"-  alles  (Jos.  23,  14).  Seltner  ist  das 
weibliche  Geschlecht,  z.  B.  Y^^'t''  H'fc'  dies  ist  geschehn^  oder  beide 
neben  einander:  fllftü:  (Ith'tl^-  und  nur  hierin  (Gen.  34,  22), 
H'  dies  (Ex.  17,  14).  Auch  bei  Beschreibe  Wörtern  genügt  oft  das 
Masculinum:  'IbC'  das  Gute  (Matth.  19,  17),  'flli-^!  dd^'-  vieles 
andere  (2  Cor.  11,  28),  M)-^'  das  Böse  (Ps.  33, 14),  1^9^'  Hehres 
(Ps.  105,  22),  iP^^je.!  Gutes  (Ps.  24,  14),  +^'^!  das  erste  (sehr 
oft);  häufig  steht  aber  auch  das  Femininum:  W^f^'V'  das  Gute ^ 
das  Wohl  (Jos.  21,  43.  Hen.  20,  5),  H-fc-"  iJÖ-fl^«'  dieses  Schwere 
(Ex.  10,  7),  't'fliJ'Ths  (Dh'iil'l''  ein  Männliches  und  ein  Weibliches 
(Gen.  1,  27.  Marc.  10,  6),  hhji"-  V?'ii"'  ip^JK.-"  Böses  für  Gutes 
(Gen.  44,  4. 6);  vgl.  auch  A;]h3fl1'-'  'ü\t'^'  vieles  Rauhe  (Chr.  ho.  30). 
Fasst  das  Neutrum  vieles  einzelne  zusammen,  so  steht  dafür  gerne 
der  Plural,  im  Pron.  meist  masc,  im  Beschreibewort  meist  fem.: 
(lfl,^'Vs  {grosse  Dinge)  Grosses  (Ps.  105,  22),  gh^^^'  Neues 
(Hen.  106,  13),  öd-d^'  Erstaunliches  (Gen.  49,  3),  ^a^h^'-  Ge- 
heimes (Ps.  43, 23),  ^Ä-A-hs  ^^filsÄllerheiligstesiUehY.d,  3)  u.s.f. 
Was  die  Bezeichnung  der  beiden  Genera  betrifft,  so 
hat  das  Masculinum  keine  besondere  Endung;  sein  Erkennungs- 
zeichen besteht  lediglich  in  der  Abwesenheit  der  Feminin-Endung. 
Das  Femininum  hat  als  Zeichen  eine  an  den  Stamm  antretende 
Endung,  die  ursprünglich  at  lautete^,  im  Aethiopischen  aber,  wie 

1  Ueber  den  Ursprung  dieser  Endung  vgl.  Ewald,  Hebr.  Spr.  §  173  a. 

16* 


244  §  127.    Bildung  der  weibliclien  Nominalstämme. 

in  den  übrigen  semitischen  Sprachen,  schon  manche  Lautwechsel 
durchlaufen  hat.  Einerseits  nämlich  stumpft  sich  der  ^-Laut  zu 
einem  blossen  Hauche  ab,  unter  dessen  Einfluss  sich  das  a  zu  un- 
veränderlichem ä  dehnt  (womit  ät  nur  selten  wechselt);  dabei 
geht  der  Hauchlaut  selbst  verloren  (§  47)^.  Diese  Endung  ä*  ist 
im  Aethiopischen  zwar  nicht  gewöhnlich,  kommt  aber  sowohl  im 
Gebiet  der  Nomina  von  Begriffswurzeln  als  in  dem  der  Fürwörter 
noch  öfters  vor  und  ist  in  einem  Falle  sogar  in  den  Stamm  selbst 
eingedrungen  (§  129);  selten  trübt  sie  sich  noch  weiter  zu  e. 
Andrerseits  verkürzt  sich  die  Endung  at  durch  Abwerfung  des  a 
zu  blossem  t  ^,  das  sich  dem  Stamme  eng  anschliesst.  Diese  Endung, 
im  Arabischen  selten,  im  Hebräischen  häufiger,  ist  im  Aethio- 
pischen die  gewöhnliche  Femininendung  und  kommt  namentlich  in 
der  Feminin-Bildung  des  Beschreibewortes  fast  überall  zur  An- 
wendung. Eine  weitere  Feminin -Endung,  i,  im  Gegensatz  zu 
masc.  ^,  ist  dem  Pronomen  eigentümlich  und  wird  mit  diesem 
beschrieben  werden. 
§  127  Im   einzelnen   ist    über   den   Gebrauch  dieser  Endungen  und 

die  Art  ihrer  Anhängung  an  den  Stamm  folgendes  zu  bemerken: 
1.    An  Substantiva  tritt 

a)  die  volle  und  ursprüngliche  Endung  at^  zumeist  an 
die  §  106  beschriebene  zweite  einfache  Bildung  von  infinitivartigen 
Begriffswörtern,  obgleich  sich  auch  schon  hier  in  einigen  Ab- 
leitungen von  vornvocaligen  Wurzeln  die  rein  consonantische 
Endung  t  geltend  gemacht  hat  {'Vl^-  4»/*'^:  'l'ü^^  «i-fl^O? 
neben  andern  Bildungen,  welche  die  Form  CRI"'  C^'t'  haben*. 
Abgesehn  davon  kommt  die  volle  Endung  nur  noch  selten  vor, 
nämlich  von  Stämmen  der  ersten  einfachen  Bildung,  §  105,  wobei 
freilich  die  betr.  Feminina  von  den  zu  Sachwörtern  gewordenen 
weiblichen  Abstractbildungen  §  106  nicht  mehr  durchwegs  genau 
zu  unterscheiden  sind:  Ä'*7i'lh'  Fledermaus,  Ä'^^'lhs  Reisetasche 
und  einige  andere  §  105  a.  E.  aufgezählte;  auch  fiffo^s  Knoblauch 

(Dlti^,   l*^J,   j^oi);  von  ^jT»:  (§  105)  'ioo^^i  Jahr;  ebenso  <74*^5 

weibliches  Kameel  i»^i^\  h^'"^'  Elle  und  ÖO^'  Strauch  (von  ob' 


1  S.  dagegen  Pbätorius,  Amh.  Spr.,  S.  167. 

2  Hebr.  n«,  arab.  ^^^,  aram.  K-,  jL..    S.  jedoch  ZDMG  XV,  S.  145. 

3  Wie  im  Verbum,  s.  oben  S.  182,  §  101,  2. 

*  Vgl.  Philippi,  Beitr.  z.  Ass.  II,  S.  379.  —  Zur  Betonung  s.  Trümpp, 


S.  540  f. 


§  127.    Bildung  der  weiblichen  Nominalstämme.  24o 

Baum)^.  Von  Stämmen  der  zweiten  einfachen  Abstractbildung, 
§  107,  y^  ist  die  Feminin-Form,  die  (im  Gegensatz  zu  den  Anssage- 
wörtern  derselben  Bildung,  §  128)  stets  auf  at  lautet,  sehr  selten: 
fl^h'Th'  Segeiiy  'VtiO^'^'  Nachfolge.  Auch  sonst  findet  sich  diese 
Endung  nur  noch  selten;  von  der  Bildung  §  108,  b:  Ä^4"T["  Kuchen 
(neben  Ä^^»-*))  (0^,^'1^'  Zipfel  und  ein  älteres  Wort  •^fl.Vl"-" 
Käse  (nr:D5),   verkürzt  •^'flV'l";   von  einem  Infinitiv  §  109,  b:  "If 

m.h'Th!  Sünde   (Fremdwort?,    '\Th'  sündigen  Hen.  20,  6);   von 

einem  Part.  §  109,  a:  fld^'t''  (für  säriat)  Spinne  (VrinT,  vgl.  gl;^)? 
von  einigen  durch  vorgesetztes  <^  gebildeten  Sach Wörtern  (§  116,  a) 
von  Wurzeln  mediae  ffeminatae  nach  arabischer  Weise*:  <^ÄA'h' 


CS  ^ 


Zelt  (x-Ui2>o),  aofi^^i  Grundlage  (statt  der  starken  Bildung  tf^ti 
^C'ThO?   '^flA'Th'  Wittwenstand  (vgl.  ^^ij  ^3).     Mehrlautige  und 

fremde  Wörter  sind  z.  B. :  Ä.^Jl'!  Waldgeist  (iüljl^),   ^«7^^: 
und  0^1^^^'  (nnljp)  Leuchter. 

h)  Die  abgestumpfte  vocalische  Endung  ä  wird  besonders 
häufig  gebraucht,  um  aus  abgeleiteten  Stämmen  Abstracta  zu  bilden 
§lll,a:  durch  die  schwerere  Endung  unterscheiden  sich  diese 
von  den  entsprechenden  Bildungen  auf  at  vom  einfachen  Stamm, 
wie  *7'fl^'lh''  i'Afl'l''-  Selten  findet  sich  ä  in  der  Abstractbildung 
vom  einfachen  Stamme  (§  106  f.)  und  wechselt  dann  meist  mit  at: 
l^P'  und  '>^7^.-  Mangel,  1^^-  und  1^^^'  Hälfte,  ^hl^' 
und  fh'i^'t''  der  Bau  und  das  Bauen,  sowie  T^^s  und  T^f-^s 
Flucht,  ^;^!  (Jud.  19,  5  annot.)  Stück  =  ^^'',  ^th^'-  Schwur; 
oder  zur  Bildung  stärkerer  Abstracta  von  Nominalstämmen  der 
ersten  einfachen  Bildung  (§  105):  h9^^ '  Gruss,  '^rM -"  (und 
o^d\f{')  Schwur,  <^fl^■;^:  Aas,  A'fl'h-"  Gebilde^.  —  Aber 
auch  in  vielen  Aussagewörtern  verschiedener  Bildungen  und  in 
vielen  aus  Begriffswörtern  zu  Personen-  und  Sachwörtern  ge- 
wordenen Stämmen,    zumal  in  uralten   oder   in   ausländischen,    ist 


1  Ueber  fi'(\}\^'  Menschheit  vgl.  §  124,  d;  'flj'^:  Geschenk  (njp?) 
und  «7i"^:  Korb  (vgl.  "ää.)  sind  unklarer  Abkunft;  dl^^'  Schlachthaus 
ist   sÜLä-j    4»T'1*s   ÄiacTieZ    siJS*    (np)?     (0*^^*    ovyxla    iU^^    ^^^^ 


2  Ewald,  G^r.  ^r.  §  434. 

3  üeber  M'^fi:  s.  §  137,4,  Anm. 


246  §  127.    Bildung  der  weiblictien  Nominalstämme. 

die  Feminin-Bildung  mit  ä  häufiger  als  die  mit  at.    Von  der  ersten 

einfachen  Bildung  §  105:    '^'i'-  Stakte   {'^x1a>),   ^^:  Hinterhalt 

(n|:i)M  i'^^'  Coriander  (sjJiS-),  OA^-"  Aloe,  'fe^^s  und  'feAl's 

Thal,  -^A'  Sand  {Q^\  ^^:  Kall  (s^^i),  \\l^'  Becher  {^y^\  %^'' 
Reihe  (^^,  HD^),  ^^'  und  1^'-  Halskette  {VA^\  Ä.V-  Wohl- 
geruch, H.^s  Harmonie,  ImIi*'  Helm,  XA"  Palmtraube;  mit  mitt- 
lerem ä  (aus  ö):  ^^s  Finsternis  (l/mtO),  'i'A'  Gehirn  (vgl.  Jb  und 
^n3);  wohl  auch  H^^s  ifwÄe  (yöli),  'h^-'  und  rh^-"  ITeer  (sofern 

in,  >Ä-  zunächst  den  Freien,  dann  auch  wohl  den  Krieger  be- 
deutet*) u.  a.^     Von  Stämmen  der  Bildung  §  107,7   ^^^   andern: 

ihtr^fi:   Schnee   (tX^),   rt+A  =   ^e^^    M^  =   Fell,    hl^'   Bug, 

hft^-'  Armspange,  hi"^'  5pi^^e,  Kft'i""  Erdbiene  (^t\>j^),  fl*»!! 

neben  ft^?is  Friede,  '^rhH  •  Jugend  und  Jüngling  (vielleicht 
Ä^«?!  iMs  hflJA-"  +ÄAs  §lll,a),  rth»«7-"  Fusssohle  (wohl  von 
einem  Part.  pass.  der  l/]rii^  abgeleitet).  Von  Stämmen  mit  vor- 
gesetztem ff^,  §  116,  ist  die  Endung  ä,  vor  welcher  sich  die  vorher- 
gehenden a  zu  e  senken  müssen,  sehr  selten:  J^ÜCh'  Beute,  9^1) 

AA'  flehentliches  Bitten,  9^'Y'lf^'  Köcher  (xaää-)*;  ein  Fremdwort 
scheint  oo^{\^i  und  «^J^-fl^s  Wüste  zu  sein  (ijnp).  Von 
Stämmen  mit  t  nach  dem  zweiten  Radical,  §  108,  und  von  Parti- 
cipien  §  109,  a  kommen  einige,  zum  Teil  stark  entstellte  Feminina: 

\\Xfl'  Gemeindeversa^nmlung  (xaaaxa5^),   rtA«h'  und  iitiM'  Cassia 

(k-^A^A*/),  -fltH'  Hörn  zum  Blasen;   wohl  auch  (DdM'  Jugend, 

Jüngling  (mit  e  aus  ^,   vgl.  auch  König,   S.  117),    fl*feA'  Bohne 

(vgl-  cs-^'^:')'  '^•^*^s  Strafe,  WUK'  und  V\XA-"  Nichtiges,  Schmutz, 

Kot  u.  s.  f.    Ganz  dunkler  oder  fremder  Abstammung  sind  'f'lft^s 


1  Unbekannter  Ableitung  sind:  \l*A\iWeide,  *7^«'  Honigwabe,  T^"?! 
/Sc/iaZZ  (Sir.  50,  18);  über  ^^:  und  K'^:  s.  oben  S.  81,  §47. 

2  "Wofür  bestätigend  ist,  dass  gli/g^:  hie  und  da  Offizier  bedeutet. 

3  Fremdwörter:    f^ :   und   f^fis  Pech,   ^(0^n\s   Jota,   ^S{i   Böse, 

^«If:  und  ^«'H'  ^6?s;  J9^:  Halseisen  (:i5?);  onomatopoetisch:  t^^J^s  jRa&e, 

T-p:  und  7*5^:  Nachtrahe. 

*  1^'VÖ'i'«'  für  ir"^ö'}*i'-'  gehört  zu  §  122,^5;   ^']lpf^:  Belohnung 
ist  dunkeln  Ursprungs. 


§  127.    Bildung  der  weiblichen  Nominalstämme.  247 

Schult erhlatt^  iitiji'  Tafel  {oeUda)  w,  a.  Besonders  ist  diese  Endung 
auch  bei  mehrlautigen  Stämmen  in  Gebrauch:  Ä'fl'f'^s  Zelt^  4* 
S^-h^.:  Schnalle,  Ä'>7"A.'  und  ft77«''\->:  Lilie  (wohl:  jungfräu- 
liche), fl/il^'-  Wagen,  d,!^^'  eine  böse  Krankheit,  J^CI^V-  Zeug, 
Stoff,  ö'}^^*''  Bienenzellen,  J^T-A*^:  oder  J^A?^*^:  x^^^^^^^ 
(Sir.  21,  21),  -nCM^i  Pergament,  öin^l.'  Leier-,  ^ncn^-"  Brenn- 
nessel, Ä*^hA"  Bornen.  Das  sonderbare  Wort  hlfß^Q^'  und  hlf 
'^Q^'  (Hebr.  12,  8)  vo'&og  scheint  eigentlich  zu  bedeuten:  was  sich 
alivendet,  aus  der  Art  schlägt  (iDH?  y^^))  als  wäre  i\lif^(\C'  ein 
von  St.  V  abgeleitetes  Adj.;  ebenso  wird  K'il^h'  Brust  (von 
'h'^h'  klopfen)  das  Fem.  eines  nach  §  112,  b  gebildeten  Be- 
schreibewortes sein. 

lieber  einige  Pflanzen-  und  Tiernamen,  welche  dieser  Bildung 
folgen,  vgl.  §  131;  über  H^l^-  und  H-fl^ :  §  113  a.  A.  Auch 
Wörter  auf  ja  (ausser  den  §  140  erklärten)  kommen  vor,  welche 
als  Feminin-Bildungen  von  Beschreibewörtern  mit  der  Endung  i 
(§  117  f.)  aufzufassen  sind:  rt<i,A^s  Hammer  (wie  von  rtiCA^s, 
l/"Tis),  rh'flA^-'  Beute  (was  durch  rh-flA'  erworben  ist),  hlldx 
't'f'  Beif^  Schnee,  Schlössen  (von  hllth'h'  verderbenbringendes), 
9^'t'V!^'  UnJcraut  (was  wüste  macht,  oder  zur  Wüste  gehört,  von 

(54^^)5  vielleicht  auch  blibf'  (für  bliblif'  summende  oder  sum- 
mender Schwärm)  ^. 

c)  Nur  sehr  selten  trübt  sich  dieses  ä  zu  e*,  wie  es  scheint 
meist  in  Wörtern  ältester  Bildung.  Hierher  gehören  zunächst 
einige  Wörter   mit  u   als    drittem   Radical :    ipC^  •  Balken  (vgl. 

'^.)^\  hC^'  Tier  (n:."li<),  flC^'  Heer  (vgl.  '4.y^)^;  sodann  viel- 

leicht  die  Pflanzennamen  'hAH»'  Flachs  (auch  OIb'  Linnen?),  llC(\»' 

Myrrhe,   HÄ.'  eine  Baumart;    einige  Tiernamen:    9^!  Motte  (DD 

^y^),  ^^ft»'-  Chamäleon,  n-  Elephant  (^T),  AT'*»  Habicht; 
ausserdem  vielleicht  auch  T,*^!  Nehel  (r*^):  UÖfl»'  Mist  (j^*i*), 
o^^o^.i  ^^^^^  (PI    qa^fif^t,  wie  ;5pi   ^^L^i),   'fe/^m,'  (Z'roi^/') 

^  'lh'flA^'"5    'lh'flA9S5   'Th-flAJ^'  (Ex.  28)  SchulterMeid  scheint  ein 

Fremdwort  zu  sein  (oder  von  ^£^0  abzuleiten?). 

—  T 

2  Hebr.  H—,  Ewald,  He6r.  5pr.  §§  173,  f  und  176,  a;  vgl.  auch  arab.  ^^^. 

3  Vielleicht  auch  OO'^'Qi  Bündel, 
*  S.  Num.  19,  17. 


248  §  128.    Bildung  der  weiblichen  Nominalstäranie. 

Beimagen.  Vgl.  auch  <^?iH.s,  T.H.S,  6^*%',  hj&'fc-  u.  s.  f.  Frei- 
lich ist  es  von  mehreren  der  genannten  bis  jetzt  noch  ungewiss, 
ob  sie  nicht  zu  §  118,  7  oder  zu  §  120  a.  E.  gehören^. 

§  128  d)    Die   consonantische,    engangeschlossene    Endung 

'Ihj  vor  welcher  nach  §§  35  und  36  ein  langer  Vocal  in  geschlos- 
sener Silbe  regelmässig  verkürzt  wird*,  verwenden  die  meisten 
Concreta,  die  nicht  die  Endung  ä  (§  127)  annehmen,  zur  Feminin- 
Bildung.  An  Stämmen  der  ersten  einfachen  Bildung  findet  sie  sich 
allerdings   selten:    tdl't"'^'    Grund   neben    ftjfl'h'lhs    (vgl.    l^ojk.), 

/^'ÖC'Ths  Haar  (seert^),    '^'h^'-    Türe    (j^^),  Xi'iijlrs  Niere 

(ni^b^  ^^0?  'ü'i^'  Tochter  (von  ]3,  c^^aj),  M^'  Schwester  (von 

"h-hi,  v::^i:^l)*.  Von  hltl'  Mann  lautet  das  Fem.  hlrtl^'  Weib, 
von  mö'  Schaf  ülöh-',  von  h^"!'  Esel  h^lH*'  und  hß:1^' 

(Matth.  21,  2.  Ex.  13, 13.  Num.  22,  21);  vgl.  auch  hiO-^^'  Geier. 
Häufiger  ist  diese  Endung  an  einigen  Stämmen  der  zweiten  Bildung: 
Von  Nominalstämmen  der  Formen  §  107,  welche  concrete  Be- 
deutungen angenommen  haben,  kommen  Feminina  vor  wie  Jl^i^'h* 
Winter,  hl"^^'  Kuh,  •7^J^1's  Schrecknis,  h^^Ö^'  Finger, 
ÄOrh^'  Steuer,  fi^^Ö^'  Zeugnis,  l^V^f  Feld,  't'^oQ^i':  Palme, 
dnOl^'  Fieber,  hd^^'  Mauer,  OU^^'  Brunnen,  fH'Al's  Palme, 
ÄflCl---  Palm^weig,  Ith^^^  Korb,  MC^'-  (neben  ^VC^:)  Koch- 
topf, Rrt,'!--"  Insel.  Ebenso  ist  Wü^s  Tochter  (für  IDAÄ"^-'  §  54) 
Fem.  zu  einem  Wort  ^h)  =  fl> AÄ*'  ^.  Feminina  verlorner  Mascu- 
lina  zweiter  einfacher  Bildung  (§  107  oder  108,  a)  von  Wurzeln 
tertiae  infirmae  verlieren  entweder  den  letzten  Radical  vollständig, 

wie  h^^'t''  Magd  (ß^\)j  oder  ersetzen  ihn  durch  ä,  wie  th''l't'- 
Schwiegermutter  (»Uä.),   fi'i't*:  Stunde  (auch  verkürzt  fldO?  A^l*' 
Griff  (vgl.  m.  Lex.,  col.  60),  oder  M'l'i^  Feuer,  't'U't'  Altertum 


1  Zu  tiifis  und  ^^y,i  s.  §21;   f{*(i,s  Tafel  wechselt  nur  lautlich 
mit  ^4'?  vgl.  §  47  a.  A. 

2  Vgl.  die  ähnliche  Erscheinung  im  Assyrischen:  Haupt,  Sum.  Farn. 
S.  6,   N.  1. 

3  Zur  Betonung  s.  Trumpf,  S.  541. 

*  Vgl.  über  die  beiden  letzteren  Ewald,  Gr.  Ar.  §§  409,  411. 

^  lieber  U'Ü'lr'  aus  *habet,  '^habat  s.  König,  S.  121. 

6  Ewald,  Gr.  Ar  ab.  §411. 

■^  Wie  hebr.  n^D  V\'^T)  Ewald,  Hebr.  Sj^r.  §  137,  d.    Anders  König,  S.  117. 
T :       T  : 


§  128.    Bildung  der  weiblichen  Noiuinalstämme.  249 

(Wurzel  Uj,  s.  §  121  unter  'Vh'f-'),  vielleicht  auch  AA'Tl'-'  Freude^ 
Schadenfreude. 

Von  Beschreibewörtern  der  Form  §  108,  c  entstand  eine  An- 
zahl weiblicher  Substantiva  (gebildet  nach  §  129,  b,  ß)'.  A/lliW"T's 
GeJnlde,  '^nM'  Brod  (§  57),  ^C^'l'-  Binde,  6^^-^"  Änstoss, 
Ö^'ü^*'  Kehszveib,  r*lh'fl4'4"Th«'  dxQaoia,  \{^ölr^'  Beschwerde,  1*^ 
/^'l"!  Königin  (von  11*^'),  h\9jV'  Verlohte  (von  /hÄ./?.!)^  'V 
h'l's  (aus  'Vhh'l'O  menstndrend.  Auch  V^ft'lhs  ieiö  (beseelte)^, 
Jifl>*A'll"  Säule  (gedrehte)  und  H'flC'T's  aS'^wc/c  werden  hieher  zu 
rechnen  sein,  obwohl  sie  in  der  ersten  Silbe  a  haben,  vielleicht 
sogar  ^^'J'l's  Äschenkuchen  (Vf^ii,^:  verbergen),  sodass  a  zu  ä 
gedehnt  wäre.  Hie  und  da  werden  solche  Bildungen  Abstracta: 
Ti4-'lh'  Zerstreuung  Gen.  11,  9  (von  1lC(0*i  Zerstreutes),  Ä'fl^'lhs 
(in  flj^fl""ih^  J^'Q-i*!  zeitgemäss),  rhfl.l's  Verwaltung  (Verwaltetes, 
von  Afl-je.0  Num.  4,  28.  29.  Zu  Masculinen  der  Bildung  §  108,  b 
gehören:  m/U^"'  Ziege  (mA.0^  !Ffl,J&^s  (Jud.  4,  4)  und  Vn.'Ths 
Prophetin,  h^nn^M"-  und  K'^Tih^-s  ^emw  (§  36),  A.4'1'-"  Aeh- 
tissin  (§36).  Von  Participien  der  Form  §  109,  a  kommen:  (\Ö 
A'hs  Herrin  (von  flÖAO?  ^i/t*'  und  rtJ^'hs  c?^r  folgende  Tag  (von 
i^'JJ&Oi  vielleicht  auch  A^lh'  Aehre,  und  stark  verkürzt  'i'?i1*s 
Ungesäuertes  (Wurzel  •^'-j);  von  einem  Beschreibewort  §  110,  a: 
i'fl()'>!  Männliches.  Von  4^A*^s  §118,7  kommt  ^^%r)r'' 
Dienerin. 

Bildungen  mit  engangeschlossenem  'jh  von  Stämmen  mehr- 
lautiger  Wurzeln  sind:  Ä"3'*7A'lh'  Jungfrau  (sofern  J^'J'^A'  auch 
ein  jungfräulicher  Mann  sein  kann),  ^QlfÖ'i*'  Flechten,  Aussatz, 
^C^C^' Wachteln,  hxl-üC^'  Nabel,  \il\\i'h^'  {=  M'hM^h') 
Krug-,  "kinh^-  Locke  (= 'fe'JHhO)   a\^^(h^''  Münze,  9.^ö^'' 

Felsgegend  (vgl.  ^^)  =  ^^b^  Sir.  22,  1;   ^^'nö^'  Einsiedelei 

(xixp);  rt^nAl--  Narde  (rt'jn.A-  §  36);  Ä-drMrf-^-  Türangel 

(§26  a.  E.),    A^A.^!  iVaÄ   (Wurzel  Aj&Afs,  vgl.  U\.\)\  h9^ 

{h»a^^^  Ahnin  (von  h9^(h.(0-'  §  36). 

Dass  Feminin-Bildungen  von  Nominalstämmen  mit  vorge- 
setztem 'f'  oder  <"•  ebenfalls  das  engangeschlossene  'J*  annehmen, 
ist  schon  §§111  und  116  gezeigt  worden.  Merkwürdig  ist  <^C 
91"s  Braut,  Schwiegertochter  {Hochzeit  er  in,  von  tf^C'i'  Vermählung 
§116);  vgl.  König,  S.  117. 

^  Denn  es  ist  unwahrscheinlich,  dass  V^A'h*  ^i^r  einfaches  Fem.  von 
i^A'  ^^^^^  ist. 


250  §  129.    Bildung  der  weiblichen  Nominalstämme. 

§129  2.  Die  Adjectiva  und  Participien  nehmen  mit  wenigen 

Ausnahmen  die  consonantische  Endung  "1*  an.  Von  einigen  ist 
für  das  Femininum  überhaupt  keine  besondere  Form  ausgebildet, 
während  eine  dritte,  nicht  sehr  zahlreiche  Classe  von  Adjectiven 
Feminina  innerer  Bildung  aufweist. 

a)  So  geben,  um  mit  dieser  letzten  Classe  zu  beginnen,  die 
§  108,  b  beschriebenen  Adjectiva  mit  t  nach  dem  zweiten 
Radical,  wie  gh'^tl'  neu^  die  äussere  Bildung  auf.  Denn  vor 
dem  sich  enganschliessenden  weiblichen  1*  müsste  sich  t  zu  e 
kürzen  (§  36),  und  diese  Bildung  findet  sich  in  der  That  noch  bei 
einigen  mehr  substantivisch  gebrauchten  Wörtern:  AVL^**  Alter ^ 
fem.  M)^^'  (Plur.  AV^J^^--'):  hni^Tx^'  Herrin  von  ti^rOx'^' 
Da  aber  auf  diese  Weise  die  Feminina  dieser  Adjectiva  mit  denen 
der  Form  *7fl*C5  zusammenfallen  würden,  so  kam  eine  andere  Bil- 
dung in  Gebrauch,  wonach  die  vocalische  weibliche  Endung  ä* 
-  in  den  Stamm  selbst  eindringt  und  sich  entweder  mit  i  zu  e  mischt 
oder  gewöhnlich  gradezu  an  Stelle  von  t  festsetzt.  Diese  Adjectiva 
nehmen  also  im  Femininum  statt  t  regelmässig  ä  an  :  di^lX'    di 

^n-,  mfi-n-  ax^-H'^  oitTf-  oH-H-,  Än-n^  ÄO-fl-,  ^^hx-  ^fihh 

Ofl,^'  Onj^'-  Von  Wurzeln  mediae  gutturalis,  die  im  Masc.  die 
Form  Crfx.'fl '  weit  haben ,  bildet  sich  (nach  §  44  f.)  d'h'ii ' 
(Matth.  7,  13);  ähnlich  d^^'-  verzärtelte  (Deut.  2S,hQ).  Nur  noch 
im  Fem.  kommen  vor:  ^^Tfi  rechte  Hand^  OPf^'  linke  Hand, 
auch  I0*9?i'  verstossene^  (Lev.  21,  14).  Den  Mischlaut  e  aus  ä -\- i 
hat    hlLC '  und  h(i»C '  altes  Weib    (von    einem   verlornen    Masc. 

}\ilO  =  y^J^y.  Aber  ^^'h'  (für  V^1fO  bildet  sein  Fem.  'i^'h^'- 
Von  den  §  110,  b   genannten  Adjectiven   sind   bis  jetzt    entweder 


^  Wie  durchwegs  im  Tigrina;  Schreiber,  S.  28.  —  Von  Vh«C'  ff^'^d 
findet  sich  neben  V^C '  sogar  noch  VVl.C'lh '  alXoxQia,  ebenso  ^^^"X*' 
neben  ft^4»: ;  s.  m.  Lex.,  coli.  667,  1099. 

2  S,  die  Analoga  in  der  Pluralbildung.  —  Aehnlich  ist  im  Tigre  bei 
Verben  tertiae  gutturalis  im  Imperf.,  Subj.  und  Imper.  ü  vor  dem  dritten 
Radical  eingedrungen;  s.  Nöldeke,  W.  Ztschr.  f.  d.  K.  d.  Morg.  IV,  S.  295.  — 
Auch  im  Arabischen  ist  diese  innere  Bildung  nachzuweisen;  vgl.  Trumpf, 
S.  541,  N.  1.  —  Andere  Erklärungen  dieser  Form  als  die  obige  s.  bei  König, 
S.  87  f.  und  Prätoriüs,  Amh.  Spr.  S.  148.  —  Zur  Betonung  vgl.  Trumpf,  a.  a.  0. 

^  Obwohl  das  Wort,  das  im  Masc.  Oh^Yii  lauten  müsste,  mehr  wie 
ein  Part.  pass.  gebildet  ist  und  daher  nach  dem  ersten  Radical  mit  e  ge- 
sprochen wird. 

*  Möglicherweise  gehören  derselben  Bildung  •fl/h,C'  ^^^d  /W^^j  an. 


• 


§  129.    Bildung  der  weiblichen  Nominalstämme.  251 

die  Masc.  oder  die  Fem.  unbekannt.  —  Ueber  die  weibliche  Form 
einiger  substantivisch  gewordener  Wörter  dieser  Bildung  mit  t  von 
Wurzeln  mit  schliessendem  ?,  wie  Vfl.f^  =  s.  §  128. 

b)  Alle  andern  Adjectiva  und  Participien  haben  die  äussere 
Bildung  durch  'Th« 

a)  Die  Form  §  108,  a  bildet  zwar  in  der  Regel  kein  Femi- 
ninum mehr,  weil  die  betr.  Wörter  mehr  substantivisch  gebraucht 
werden;  s.  jedoch  /hJ?fl^"'Ths  (z.  B.  Ruth  1,  19)  zu  th^oy''  lebendig. 
Mehrlautige  Adjectiva  der  Form  Älft*^ '  §112,  b  bilden  ihre 
Feminina  von  der  Form  Ä'*7'S-*7-'- 

ß)  Die  Form  §  108,  c  verkürzt  ihr  ü  zu  e^  und  alle  Wörter 
dieser  Form  folgen  ausnahmslos  dieser  Bildung^:  ftVh'fl'  hil'Ü't'' 
sekebt\  -üa-ö'  -ÜÖÖ^',  Yi^'hV'  Ytll^'-,  n^O  •7J&C>:  {gejert), 
9^ah7x'  r*(D-YvV',  CV^V'  CVCÜ^-,  tl-^O  thCC^'  In  manchen 
Fällen  dient  sie  zum  Ausdruck  von  Abstracten,  z.  B.  ^/^/hl*  • 
llaQOTi^g.  Wörter  von  Wurzeln  mit  schliessendem  'i  haben,  nach 
Verdrängung  des  e,  die  vocalische  Aussprache  des  letzten  Radicals: 
?iT[l-J&-  htuTh-  eint,  C(D-f.'  CV^',  A-a-J?.-  A-l^",  f{*^^^' 
K'rhf-.'lhs;  von  Wurzeln  mit  schliessendem  ü  entweder:  V^iO^'t'' 
helewwet  (von  ÜAlI>*s  heleww^),  oder  mit  Contraction  des  Doppel- 
lautes zu  ü:  ÜA-^s  Mut,  C^Oh:  CTf-^  •" ,  f^ÖJ^(0-s  ^ö^ 
't''.  In  Wörtern  mit  einem  w-haltigen  Kehllaut  als  vorletztem 
Radical,  wie  CYbh'  unrein  (von  ^1rf"rtO  kommt  die  w-haltige  Aus- 
sprache im  Fem.  wieder  zum  Vorschein:  CW'A'ih',  was  nur  miss- 
bräuchlich  (§  42)  wieder  in  CYl'h't''  übergeht  (Hen.  5,  4).  In 
Wörtern  mit  rtl  ft  "f*  als  letztem  Radical  fällt  mit  diesem  das  Bil- 
dungs-l*  zusammen:  'h'P't''  fem.  ?l'lh'^'  (etet),  ^tD*^:  oder  9^ 
OK^'  fem.  ro^l-:,  /^-Y^l«:  /*"^1-:,  ^di^^'  ^Hx^'-,  hn-Ä"" 
h-flÄ-s  kebed  (Deut.  30, 11),  u.  s.  w.  (§  54  f.). 

7)  Die  Feminina  der  Form  §  109,  a  werden  regelmässig  durch 
Anhängung  von  't  ohne  weitere  Vocalveränderung  gebildet:  ^J^^'s 

^fhj^'  ^fh^H*'  oder  Arh.'lh^  aber  von  ^P/hÄ*'  nach  §  54  wiederum 
<PrThJ^-:  h-üß:-  töricht  bildet  h-ü^',  h-ü^^-  oder  Ji-nÄ*"  (von 
?ifl\^0-     Auch  '%C'  gut  bildet  ohne  Vocaländerung  '%,C'Th-'- 

d)   Statt  der  Form  §  110,  a,    von    der  Feminina   nicht   gern 

^  Wenn  Ludolf  in  seinem  Wörterbuch  von  'J^l«rt:  klein  ausser  "J^ 
il't*:  auch  ein  Fem.  ^3\tl'  anführt,  so  ist  letzteres  natürlich  auf  ein  ver- 
lornes Masc.  Tfii^tl'  zurückzuführen. 

2  Zur  Betonung  vgl.  Trumpf,  S.  541. 


252  §  129.    Bildung  der  weiblichen  Nominalstämme. 

gebildet  werden,  tritt  die  §  117,  a  beschriebene,  mit  der  Adjectiv- 
endung  t  versehene  ein,  an  welche  sich  das  weibliche  H*  leichter 
anfügt.  Jedoch  findet  sich  von  w^^*  das  Fem.  w^fß'["'  und  selbst 
contrahirt  iPji'll':  Jud.  8,  32,  und  von  IP^T'  Händler  mit  Ver- 
kürzung des  ä  (§  36)  iPfT"  Händlerin.  Auch  die  §  112,  b  ge- 
nannten Adjectiva  dieser  Form  von  mehrlautigen  Wurzeln  scheinen 
keine  Feminina  zu  bilden:  von  ÄO^'  lautet  das  Fem.  wiederum 
Äd«^-'  (Matth.  5,  36).  Eine  weiblich  gebrauchte  Masculin-Form 
wäre  f^Wi'  unfruchtbare,  falls  wirklich,  wie  LuDOLF  angiebt,  der 

mittlere  Radical  verdoppelt  ist;    sie  wäre   dann   etwa   wie  JwoL^  ^ 

zu  beurteilen;  s.  aber  Prätorius,  Tigrina  S.  180.  Dagegen  lässt 
sich  IDAÄ"-'  fruchtbare  nach  §  36  verstehn  (=  CD^Ä"^:).  Männlich 
und  weiblich  ist  IfVs  Hure. 

e)  Auch  die  §  114  besprochenen  Participien  nehmen,  soweit 
sie  überhaupt  Feminina  bilden  und  nicht  entweder  als  Substantiva 
im  Fem.  unverändert  bleiben  oder  in  die  Bildung  §  118  übergehn, 
^  an^:  a^f^llb^'.  ^^ÜCl-',  ^h'f'T'hxC^',  ^ftl'^:/*' 
th^h  ^^'ÜÖ^',  ^H^lfl^',  o^iD^^i  Geburtshelferin  (für  o^ 
<DAJ^^')  §  36,  ebenso  o^KÖT-  Salbenmischerin.  Von  Wurzeln 
tertiae  i  hat  das  Fem.  regelmässig  die  (schon  im  Masc.  mögliche) 
vocalische  Aussprache  des  letzten  Radicals:  t^^d't''  von  f^^Cf»'-, 
tn»'Y\^i  von  ^TdJ&-%  ^'JVl^:  von  ^"JÜJ&s,  iwrt.rt.l's  von 
o^iuhf*'"  Dagegen  ersetzen  die  Wurzeln  tertiae  u  das  Fem.  dieser 
Form  durch  das  der  Form  §  118. 

t)  Alle  auf  die  Adjectivendung  t  schliessenden  Wörter 
§§117—119  hängen  im  Fem.  einfach   ^  an:    a^^d'   f^^d^', 

dP.:  OD^Q^^s,  ODTf^/i^^:  OD'i^fif^^:.  Auch  an  die  Adjectiv- 
endung äi  (§  119  a.  E.)   kann   't'  einfach   antreten,   z.  B.  *'7?ih'\ 

J&^s  mittlere  (Hen.  76,  6);  doch  ersetzen  die  meisten  Masculina 
auf  äi  die  Feminin-Form  äit  lieber  durch  äivlt  oder  durch  t^, 
z.  B.  hdPV'  und  hiüP^'  alt,  Fem.  hdP'E^'  und  hdl^', 
so  namentlich  die  Zahladjectiva  auf  äi,  wie  ^1^^'  der  sweitCj 
Fem.  ^'^'^qj^:  oder  ^'^'T.^s. 

Einige  wenige  Substantiva  nehmen,  um  weibliche  Formen  zu 
bilden,  eine  Adjectivendung  zu  Hülfe:  OlM'  Löwe,  OlM^'t"' 
Löwin;  ^f^lf'  Diakon,  ^f^^^'^T'  Diakonissin. 


1  Ewald,  Gr.  Ar.  §  298. 

^  Zur  Betonung  vgl.  Tbumpp,  S.  542. 


§  130.    Genus  der  Nominalstämme.  253 

Obwohl  nun  aber  das  Aethiopische  Mittel  genug  hat,  um  das  §  130 
weibliche  Geschlecht  auch  äusserlich  vom  männlichen  zu  unter- 
scheiden und  eine  Menge  von  selbständigen  Nennwörtern  schon 
in  der  Bildung  durch  die  weibliche  Endung  bezeichnet  sind,  so  ist 
doch  die  Anwesenheit  oder  Abwesenheit  der  Feminin -Endung 
keineswegs  für  den  wirklichen  Geschlechtsgebrauch  eines  Wortes 
in  der  Sprache  maassgebend.  Nicht  nur  giebt  es  manche  Begriffe, 
die  die  Sprache  von  Anfang  an  weiblich  aufgefasst  hat,  ohne  sie 
deswegen  auch  durch  eine  Endung  als  solche  zu  bezeichnen,  wie 
z.  B.  7\9^'  Mutter,  Ä"}*7A5  Jungfrau  u.  a.,  sondern  es  wirkte 
hier  die  Verschiedenheit  der  Zeit  und  des  Orts  noch  weiter  dazu 
mit,  um  die  äusserliche  geschlechtliche  Bezeichnung  für  den  wirk- 
lichen Geschlechtsgebrauch  gleichgültig  zu  machen.  Was  in  der 
Zeit  der  Formenbildung  als  weiblich  aufgefasst  wurde,  konnte  in 
einer  andern  Zeit  leicht  als  männlich  gedacht  werden ;  die  Ueber- 
gänge  der  Begriffe  ineinander,  z.  B.  des  Abstractums  in  das  Con- 
cretum  bringen  einen  solchen  Wechsel  in  der  geschlechtlichen 
Anschauung  von  selbst  mit  sich;  auch  die  mundartlichen  Ver- 
schiedenheiten der  einzelnen  Gegenden,  in  denen  die  Sprache  ge- 
sprochen wird,  kommen  hier  in  Betracht.  Durch  das  Zusammen- 
wirken dieser  Ursachen  kam  im  Aethiopischen  die  Geschlechts- 
behandlung in  ein  so  starkes  Schwanken  wie  in  keiner  andern 
semitischen  Sprache,  selbst  im  Hebräischen  nicht,  das  übrigens 
hierin  mit  dem  Aethiopischen  noch  am  meisten  Aehnlichkeit  hat. 
Weitaus  die  meisten  Nennwörter,  mögen  sie  weibliche  Endungen 
haben  oder  nicht,  können  sowohl  männlich  als  weiblich  gebraucht 
werden.  Nur  wenige  feste  Grundsätze  für  die  Behandlung  dieser 
Seite  der  Sprache  schimmern  durch;  sie  sind  aber  nicht  so  fest 
und  bindend,  dass  nicht  dem  Sprechenden  oder  Schreibenden  ge- 
nügende Freiheit  in  der  Auffassung  des  Geschlechtes  gegeben  wäre. 
Doch  lässt  sich  in  den  uns  zugänglichen  Handschriften,  die  alle 
verhältnismässig  spät  sind,  ein  Fortschritt  von  der  Ordnungslosig- 
keit  zu  festerer  Ordnung  wahrnehmen:  die  älteren  Handschriften 
zeigen  durchaus  noch  einen  freieren  Standpunkt,  die  Jüngern  suchen 
wenigstens  den  beliebigen  Wechsel  der  Geschlechtsauffassung  eines 
Worts  im  selben  Satze  oder  Abschnitt  möglichst  zu  vermeiden. 

Es  kann  darum  im  Aethiopischen  auch  nicht  davon  die  Rede 
sein,  den  Geschlechtsgebrauch  unter  gewisse  Gesetze  bringen  und 
erschöpfend  darstellen  zu  wollen^;  es  muss  vielmehr  dem  Wörter- 


1  S.  hierüber  Ludolf,  Gr.  III,  5. 


254  §  130.    Genus  der  Nominalstämme. 

buch  überlassen  bleiben,  ihn  bei  jedem  einzelnen  Wort  genauer 
zu  bestimmen.  Nur  die  Hauptgrundsätze,  nach  welchen  das  Aethio- 
pische  das  Geschlecht  behandelt,  sollen  hier  angegeben  werden. 

Ganz  scharf  und  regelmässig  wird  das  Geschlecht  nur  unter- 
schieden bei  lebenden  Wesen,  die  den  Geschlechtsunterschied  an 
sich  tragen.  Alle  Eigennamen  von  Männern,  alle  Wörter,  die 
einen  Mann  oder  Thäter  ausdrücken  (wie  'ühfL'  ti'ülti'  ^d,^' 
'i'üO  (D^^s  OD^tiYit  aofl^'}!  u.  s.  w.),  werden  stets  als  männ- 
lich behandelt;  als  weiblich  alle  Nomina  propria  und  appellativa 
für  Weiber  und  Thäterinnen,  mögen  sie  äussere  Geschlechtsbe- 
zeichnung an  sich  haben  oder  nicht.  Doch  trifft  man  schon  hier 
einzelne  Nomina  generis  communis  (wie  Ä*'>*7A!)i  namentlich 
solche,  die  ursprünglich  Begriffswörter  oder  Abstracta  sind,  wie 
f^^Cih'  Führer  und  Führerin,  '^Öfi'ü'  Wittive  und  Wittwer,  fk'^ 
d't '  (Zeugnis)  Zeuge  und  Zeugin ,  'h'il^ '  (Fremdlingschaft) 
Fremder  und  Fremde  (Ruth  2,  10),  und  einige  auf  tt  §  120,  a. 
Bei  Tiernamen  wird  das  Geschlecht  selten  und  fast  nur  bei  den 
häufigst  genannten  durch  eine  besondere  Endung  unterschieden, 
wie  aiÖ'  und  AlÖ^'-,  h^'l'  und  ÄÄ-^'Th:,  niA.-"  und  mO-" 
(nicht  immer),  oder  gar  durch  ein  besonderes  Wort  wie  ÖC'  Stier, 
AT« AI'-"  Kuh,  1<W)A=  und  •74'1'-'j  fl^dA'  und  fll^mA-';  die 
meisten  haben  nur  eine  einzige  Form  (wie  hA-fl^  ^'ü'  d^dtl' 
IfX'fl'  'TlfAO  und  werden,  wenn  das  Geschlecht  unterschieden 
werden  soll,  nur  durch  die  Geschlechtsunterscheidung  am  Prädicat 
oder  an  der  Apposition^  als  männlich  oder  weiblich  bezeichnet. 
Bei  Luft-  und  Wasser-  oder  kriechenden  Tieren  hört  in  der  Regel 
selbst  diese  Art  der  Geschlechtsunterscheidung  auf:  schon  ihre 
Namen  sind  bald  männlich,  bald  weiblich  geformt  (Cl'ü'  d*0(O*' 
^CI^C^'  ?d^^'  \?:^^'  h'ii^'  u.  s.  w.),  und  sie  können 
ohne  Rücksicht  auf  die  äussere  Endung  als  männlich  oder  weib- 
lich behandelt  werden. 

Von  den  übrigen  Wörtern  sind  zwar  zunächst  die  Abstracta 
sowie  die  Substantiva  der  Handlung,  des  Erzeugnisses,  der  Art  und 
Weise  und  die  eigentlichen  Infinitive  schon  durch  die  Bildung  zum 
grossen  Teil  als  weiblich  bezeichnet;  aber  eine  Minderzahl  von 
Bildungen  beweist,  dass  man  solche  Begriffe  auch  im  nächsten, 
d.  h.  männlichen  Geschlecht  denken  kann.  Und  diese  doppelte 
Möglichkeit  setzt  sich  auch  im  wirklichen  Geschlechtsgebrauch  fort. 
Jedes  Begriffswort   ohne  Feminin-Zeichen    kann    als  weiblich   be- 


1  Oder  durch  andere  Mittel;  vgl.  die  Beispiele  Hen.  60,  7.  8.  85,  3. 


§  131.    Numeri  der  Nominalstämme.  255 

bandelt  werden  und  jedes  Begriftswort  mit  weiblicher  Endung  als 
männlich  oder  vieiraehr  als  geschlechtslos,  sodass  es,  da  auch  das 
Masc.  kein  äusseres  Geschlecbtszeichen  hat,  mit  dem  Masc.  zu- 
sammenfällt: selbst  solche  Wörter,  die  sich  in  der  Bildung  von  der 
weiblichen  Endung  durchaus  frei  erhalten  haben,  wie  die  Orts- 
namen §  115,  können  weiblich  behandelt  werden.  Als  Beispiele 
dienen  hier  nur  einige  Infinitive:  iD'lti'U'  9^\)(^'  1  Cor.  9,  14, 
-f-i^^a-  ^^^r-l'  1  Job.  4,  18,  'n(^.^"  e\{^'\''  (DCDH^M-  (Org.); 
C'"1"I>'1"  h'^'i'  rechter  Glaube,  u.  s.  w.  Wörter  wie  AR^-'  Ä" 
+^-"  llhti^'  ^^(D^"  K'A^^'l's  können  ebensogut  als  männlich 
wie  als  weiblich  behandelt  werden  und  umgekehrt  Wörter  wie 
tl9"-  'IiJ^jA'  (hl'  auch  als  weiblich.  Demgemäss  können  auch 
Sammel-  und  Massenwörter  und  ebenso  die  collectiven  Pluralformen 
(§  135  ff.)  sowohl  männlich  als  weiblich  gebraucht  werden. 

Unter  den  eigentlichen  Sachwörtern  und  Benennungen  leb- 
loser Dinge  und  Wesen  sind  die  Namen  von  Ländern,  Gegenden, 
Städten,  Burgen  wenigstens  vorherrschend  weiblich,  obgleich  z.  B. 
OlC-  Stadt  selbst  generis  communis  ist  und  man  sogar  Ausdrücke 
trifft  wie  fuF-^'  OflJK.--  Jos.  11,  8  (anders  V.  2),  dagegen  die 
Namen  der  Glieder  des  Körpers,  von  Werkzeugen,  Kleidungsstücken, 
Wohnungen,  Bäumen  generis  communis ^  Namen  von  Flüssen  und 
Bergen,  Wegen,  Quellen,  Gestirnen  (doch  kann  0^J&s  auch  fem. 
sein),  von  Kräften  des  Himmels  (Regen,  Wind,  Thau,  Hagel  u.  s.  w.), 
Metallen  und  Waffen  sind  meist  männlich;  ^^'iiLtl'  Geist  ist 
generis  communis,  vom  heiligen  Geist  gebraucht  immer  masc; 
V^fts  Seele  gewöhnlich  fem.,  V^ft'J''  und  /^P'  Leib  gewöhn- 
lich masc.  Auch  die  Lebensmittel,  selbst  '^'flft'^s  Brod,  sind 
meist  masc. 

2.   Die  Numeri  der  Nominalstämme. 

Das  Aethiopische  hat,  wie  das  Syrische,  den  Dual  gänzlich  §  131 
aufgegeben.  Zweifellos  hat  es  ihn  einst  ebenso  wie  die  andern 
semitischen  Sprachen  besessen.  Eine  Spur  davon  ist  in  dem  Wort 
hAAb^  nvei  erhalten,  sofern  das  auslautende  e  sich  nur  als  eine  abge- 
stumpfte Dual-Endung  erklärt  (ü^kS^)^  Ebenso  findet  sich  in  der  äth. 
Bilinguis  Z.  3  nach  D.  H.  Müller,  Epigr.  Denkm.  S.  68  noch  der 

^  hC/**'  Leib  ist  meist  fem. 

2  Das  gleiche  vermute  ich  von  dem  Worte  ^Ä,!   Türe  PL  ^^'V* 

Deut.  3,  5.  6,  9  (wie  von  Ä,Ä":),  und  Ä.R.i?'!'-"-  1^^  ^^^^^  Ä.Ä.*  für  zu- 
sammengezogen aus  ^nS'^- 


256  §  131.    Numeri  der  Nominalstämme. 


^  ^ 


Dual  YfO^h  ^^.y^^'  Endlich  sind  nacliPRÄTOiiius,ZDMG  XXXIV, 
S.  222,  XLVII,  S.  395  auch  in  der  vor  Suffixen  erscheinenden 
Form  t\9x»'  Hand  und  in  th^'  Hüfte  Dualreste  zu  erkennend 
Wo  der  Begriff  heide  bestimmter  ausgedrückt  werden  soll,  mu.ss 
das  Zahlwort  ^wei  zu  Hülfe  genommen  werden.  Nach  Verlust  des 
Dual  behauptete  das  Aethiopische  nur  die  Unterscheidung  des  Ein- 
zelnen und  des  Mehrfachen  oder  Massenhaften.  Diese  Unterscheidung 
hat  aber  in  andern  semitischen  Sprachen,  insbesondere  im  Arabi- 
schen, viererlei  Numeri  hervorgebracht.  Wenn  nämlich  die  Grund- 
form nur  einen  Einzelbegriff  ausdrückt,  wie  Mensch^  so  entwickelt 
sich  daraus  eine  neue  Form,  welche  die  Mehrheit,  Masse  oder  Ge- 
sammtheit  ausdrückt,  und  es  entsteht  der  Gegensatz  des  Singular 
und  Plural.  Wenn  aber  die  Grundform  einen  Gattungsbegriff  aus- 
drückt, wie  Haar^  so  kann  sich  daraus  eine  neue  Form  entwickeln, 
um  das  besondere  Einzelne  von  dem  Allgemeinen  zu  bezeichnen, 
und  dies  ist  der  Gegensatz  des  Massenworts  und  Einzelworts 
(Generalis  und  Nomen  unitatis). 

1.  Der  letztere  Gegensatz,  als  eine  besondere  Form- 
bildung bedingend,  ist  im  Aethiopischen  wenig  durchgeführt.  Denn 
weitaus  in  den  meisten  Namen  von  Sammelbegriffen,  in  denen 
überhaupt  ein  Einzelnes  besonderes  unterschieden  werden  kann, 
fällt  der  Generalis  und  das  Nomen  unitatis  zusammen,  obgleich 
ursprünglich  diese  Namen  nur  entweder  das  eine  oder  das  andre 
bezeichnen.  So  ist  fi'üh'  Mensch  und  Menscheriy  gh^'  Krieger 
(neben  ih^^ ')  und  Kriegsheer ^  "hltll^ '  Tier  und  Tiere^  P^ ' 
Vogel  und  Gevögel,  'JÜ'fl '  Biene  und  Bienen,  P9^ '  Baum  und 
Wald,  ö%'  Wurm  und  Gewürm  u.  s.  w.  Da  auf  diese  Weise 
manche  Collectiva  zugleich  als  Einzelwörter  dienen,  so  treten  sie 
dann  auch  in  den  Plural,  den  sie  als  Sammelwörter  eigentlich 
nicht  zulassen.  Gleichwohl  scheint  auch  das  Aethiopische  einst 
die  Kraft  besessen  zu  haben,  von  Sammel Wörtern  durch  eine  be- 
sondre Form,  nämlich  durch  die  Feminin-Endung,  Einzelwörter  ab- 
zuleiten. Nur  so  erklärt  sich  die  auffallende  Erscheinung,  dass  so 
manche  Tier-  und  Pflanzennamen  weibliche  Endungen  haben*.    Die 


1  Vgl.  auch  Trumpf,  ZDMG  XXXIV,  S.  236.  S.  dagegen  Barth, 
Deutsche  Lttrtrztg.  1887,  Sp.  1303;  Nominalbildung,  S.  6. 

2  Ganz  ähnlich  im  Hebr.,  vgl.  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  176,  a.  Merk- 
würdig ist  auch,  dass  eins  ==  ein  Einzelnes  im  Aethiopischen  gern  durch 
das  fem.  ^fh't '  ausgedrückt  wird,  und  zwar  nicht  nur,  wenn  es  für  sich 
steht,  wie  Yxtivl^i   l'ü/iAVl*'  P^-  26,  7,  sondern  auch,  wenn  es  einem  Sach- 


fx»^ 


§  131.    Numeri  der  Nomiiialstiimme.  2oi 

betr.  Endung  ist  meist  ä^:  (D'Ö^^  xQayEXaq)og  (Deut.  14,  5),  •f'lt*' 
ßovßcdog  (ibid.),  'VM^^i'  Hyänenhund,  'HÖH'  ein  gehörntes  l'icr, 
OlM'  Löwe,  h'i^'P'-  Maus,  TH'  Falke,  Habicht,  Mfl^' 
Heuschrecke  (aucb  collectiv),  vielleicht  auch  ^ö^ '  und  -^fliA ' 
Junges  von  einem  Tier,  rt*7A'  Feigenbaum,  H*7fl*  Cypresse.  Ob- 
gleich einzelne  dieser  Wörter  ihren  Plural  von  derselben  Form  aus 
bilden,  wie  'f-^-'l*'  'f'Vf^A'Th' ,  so  gehn  doch  andre  von  ihnen  in 
der  Pluralbildung  von  der  Grundform  aus :  O^'üll'l' '  h^'ÜT ' 
^iVÄ-'l'"-  In  andern  Wörtern  scheint  e  mit  jenem  ä  zu  wechseln, 
s.  Beispiele  §  127,  c.  Liegt  nun  diesen  Feminin -Bildungen  die 
dichterische  Anschauung  vom  Einzelnen  als  dem  schwächeren  gegen- 
über der  Gattung  als  dem  stärkeren  zu  Grunde,  so  wird  nach  einer 
anderen,  verständigeren  Auffassung  des  Verhältnisses  das  Einzelne 
durch  die  bezügliche  Adjectivendung  t  bezeichnet  als  das  zur 
Gattung  gehörige,  wie  z.  B.  in  0'}(\d'  Seeungetüm  von  und 
neben  O'idC'  (§  118,  7).  Doch  ist  diese  Bildung  noch  seltner  als 
jene.  Weiter  als  bis  auf  diese  Spuren  lässt  sich  im  Aethiopischen 
die  Ableitung  eines  Einzelworts  von  seinem  Gattungsbegriff  durch 
eine  besondere  Form  nicht  verfolgen.  Eher  lässt  das  Aethiopische 
das  Gattungswort  und  das  Einzelwort  zusammenfallen,  und  so  werden 
aus  Einzelwörtern  neugebildete  Gattungsbegriffe  unmittelbar  nach 
ihrer  Entstehung  wieder  als  Einzelwörter  behandelt,  z.  B.  die 
§120,  a  genannten:  'liA^t'lh '  (von  'h^d*'  vorübergehend)  was 
vorübergeht  d.  i.  vorübergehende  Leute  Marc.  15,  29,  dagegen  wie- 
derum i\d\H*'  '1lA<i»'lhs  ein  einzelner  vorübergehender  Marc.  15,  21; 
ebenso  iP-^'t-  Jud.  19,17;  das  ursprünglich  collective  Wort  'h'} 
«7^:  Fremdlingschaft  (§  137,  5)  wird  regelmässig  auch  wieder  für 
einen  einzelnen  Fremden  (=  V^Ä"')  gebraucht. 

2.  Dagegen  ist  der  Gegensatz  des  Singular  und  Plural 
im  Aethiopischen  ganz  regelmässig  und  allgemein  durchgeführt. 
Zwar  drücken  sehr  viele  Wörter  schon  im  Singular  die  Mehrheit 
aus  und  können  deshalb  mit  einem  Prädicat  im  Plural  verbunden 
werden,  und  zwar  nicht  nur  alle  ursprünglichen  Collectivbegriffe, 
Volks-,  Länder-  und  Gemeindenamen,  sondern  selbst  Einzelnamen 
wie  'ühflr  Mann  und  Männer,  0C'  Feind  und  Feinde;  die  meisten 
von  diesen  können  aber,  wenn  es  die  Deutlichkeit  erfordert,  auch 
einen  Plural  bilden   oder   durch   den  Plural  eines  andern  Wortes, 

oder  BegrifFswort  beigeordnet  ist,  wie  ^rh'fc'  .^A'  ^i^^  Wort  (z.B.  Jos. 21, 43. 
23,  14),  obgleicli  ^A'  in  der  Regel  masc.  ist. 

^  Wie  in  den  Agausprachen ;  vgl.  Reinisch,  Bilinspr.  S.  89 ;  Chamirspr. 
I,  S.  101;  Qimraspr.  I,  S.  89. 

Dill  mann,  Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  17 


^5o  §  131.    Numeri  der  Nominalstämme. 

wie  dftö>*-  zu  'flhrt.!,  ersetzen.  Zur  Pluralbildung  unfähige,  wirk- 
liche Einzelwörter,  wie  H^l"  Oelbaum  (PI.  dO(Os  HJ&'l'O,  sind 
selten,  und  selbst  eigentliche  Gattungs-  oder  Sammelwör.ter  können, 
weil  sie  oft  (s.  oben)  zugleich  auch  das  Einzelwort  vertreten,  in 
den  Plural  treten.  Dagegen  lassen  eine  grosse  Anzahl  anderer 
SingularbegrifFe,  namentlich  Massen  Wörter,  ihrer  Natur  nach  keinen 
Plural  zu,  wie:  (DC^:  Gold,  th^^'-  Schnee,  ao'iO  Honig,  hhA-" 
Nahrung,  09^O  Wolle,  mM'  Bauch,  Ä'AA-'Th-'  Schatten,  ebenso- 
wenig eigentliche  Abstracta,  wie  tD^d^'t'  das  Brennen,  't'^^^'t'' 
Vollendung,  ^^C'  Liehe,  K9^}i'  Durst,  und  namentlich  alle 
Infinitive.  Doch  können  auch  solche  Wörter  bei  einer  bestimmten 
Begriffsentwicklung  wieder  zur  Pluralbildung  fähig  werden;  z.  B. 
bedeutet  9^^C'  Erde  auch  Land,  daher  Plur.  h9"^C';  ebenso 
kommt  von  »fl^-C '  Silber  oder  'flC'ih"  Er^  der  Plur.  'fl4-^-'lh' 
SilberstücJce,  'ÜC^'P'  eherne  Dinge  vor  und  von  niA^  Thau  der  Plur. 
a\ii^i  Fett-,  Tfl-fl'  Weisheit  bildet  einen  Plur.  in  der  Bedeutung 
Künste,  ^fh^H''  Barmherzigkeit  einen  solchen  in  der  Bedeutung 
Barmherzigkeitserweisungen.  Und  hienach  lassen  bisweilen  selbst 
Infinitivformen  den  Plural  zu,  wie  (D'h^Ü'l"'  Flüsse  von  O^Au^' 
Fliessen  =  Fluss  und  htl'l''ü^'i^'lri  flehentliche  Bitten. 

Umgekehrt  hat  die  Sprache  auch  wieder  Wörter,  die  ent- 
weder nur  oder  doch  besonders  im  Plural  gebräuchlich  sind^. 
Schon  die  Bedeutung  des  Plurals,  der  eine  bestimmte  oder  unbe- 
stimmte Mehrheit  von  Einzelnen  ausdrückt,  bringt  es  mit  sich,  dass 
eine  solche  Summe  von  Einzelnen  wieder  als  ein  einheitlicher  ein- 
facher Begriff  aufgefasst  werden  kann  (s.  unten  §  141),  wie  Zelte 
=  Lager,  und  hieraus  erklärt  sich,  dass  das  Aethiopische  gewisse 
Begriffe  im  Plural  ausdrückt,  die  andere  Sprachen  durch  ein  Singular- 
wort bezeichnen.  Dazu  kommt,  dass  in  den  semitischen  Sprachen 
der  Plural  überhaupt  nicht  nur  das  zählbar  Mehrfache,  sondern 
auch  die  Masse,  die  Gesammtheit  und  das  Höchste  und  Allgemeinste, 
was  innerhalb  eines  Begriffs  liegt,  ausdrückt;  so  können  im  Aethio- 
pischen  Wesen  und  Gegenstände,  welche  den  Eindruck  des  Massen- 
haften und  unendlich  Erhabenen  machen  oder  in  denen  die  Spitze 
und  Zusammenfassung  alles  Einzelnen  innerhalb  eines  gegebenen 
Begriffs  erblickt  oder  gedacht  wird,  in  den  Plural  treten,  wofür 
andere  Sprachen  einen  einfachen  Singular  haben.  Pluraliatantum 
sind  allerdings  sehr  selten:    die  Sprache   ist   schon   zu   abgerieben 


^  Abgesehen  von  solchen  Wörtern,  deren  Sing,  aus  den  bis  jetzt  be- 
kannt gewordenen  Schriften  zufällig  nicht  zu  belegen  ist. 


§  132.    Aeussere  Pluralbildung.  259 

und  zu  entwickelt,  als  dass  nicht  von  den  meisten  Wörtern,  auch 
wenn  sie  auf  einer  altertümlicheren  Stufe  bloss  im  Plural  zulässig 
waren,  mit  der  Zeit  der  Singular  gebildet  wurde  und  in  Gebrauch 
kam.  Dagegen  giebt  es  eine  Reihe  von  Wörtern,  die  im  Plural 
als  einfache  Begriffe  und  gleichbedeutend  mit  einem  Singular  ge- 
braucht werden.  Der  Name  für  Gott^  Jil^Ah-,  bezeichnet  ihn  als 
den  höchsten  der  Herrscher,  den  Inbegriff  aller  Herrschaft,  ebenso 
der  dichterische  Name  hCj^9"'  den  Himmel  als  höchste  Höhe. 
Auch  Namen  von  Räumlichkeiten,  die  einen  umfang  haben  und 
das  Einzelne  einschliessen,  oder  von  Dingen,  die  eine  Fülle  von 
Einzelnem  umfassen  oder  aus  verschiedenen  auffälligen  Teilen  be- 
stehn,  werden  häufig  im  Plural  gebraucht,  z.  B.  hClll'  Floss, 
l^^l^'l"'  Kahn,  ^'^H'!'-"  Türpfosten,  hh/^'d-  Wasserstur^,  h^ 
0'^'  Eingeweide,  Ä^'^-Th--  Hüftgegend,  hidl-  =  hibl-  (Ex.  4, 
6  ff.,  Busengegend  und  Busen),  '?"9T^d'  rauher  Weg  (eine  Fort- 
setzung von  Rauheiten),  '^^•flC*  JBegrähnisplat^  und  Grab,  o^H 
9^CH"  conjugium,  conjiix,  fl^^'t"'  zwischen  (eigentlich:  zwischen- 
liegende Räume),  öß^^'t'  Kremweg  (Marc.  11,  4),  9^^(0*0'  Honig- 
seim-, auf  geistigem  Gebiet:  mAJ^d-  die  natürliche  Anlage  (als 
Inbegriff  vieler  einzelner  Kräfte),  i\9^^^'  Bild  (sofern  es  aus 
einer  Menge  von  Aehnlichkeiten  besteht),  'l*h9"C'  Wunder^eichen 
(wegen  seiner  vielen  auffallenden  Erscheinungen),  ti9^^'i'  Maass, 
Grösse,  Summe,  Dauer  (weil  eine  Masse  von  einzelnen  Raum-  und 
Zeitteilchen  in  sich  fassend).  Dieselbe  Anschauungsweise  hat  aus 
Pluralen  wieder  neue  Plurale  entstehn  lassen,  s.  §  141. 

Die  Bildung  des  Plurals  erfolgt  durch  Endungen,  die  an  §  132 
den  Singularstamm  antreten,  oder  die  äussere  Bildung  wird,  genau 
wie  im  Arabischen,  durch  eine  innere  ersetzt. 

a)   Die   äussere   Pluralbildung. 

Als  männliche  Endung  der  Mehrzahl  hat  das  Aethiopische  an, 
als  weibliche  ät,  beide  betont  (Trumpf,  S.  542)  ^.    Die  erstere,  der 

-•    i 
in  andern  Sprachen  (j^^  D''-r  rr^—  gegenüberstehn,  scheint  nach 

§  18  aus  ön,  das  mit  ün  wechseln  konnte,  entstanden  zu  sein.  Beide 
Endungen  sind  durch  Dehnung  aus  den  Singularendungen  (e,  arab. 
un  im  Masc,  at  im  Fem.)  hervorgegangen.     Die  Endung  an  tritt 


1  Die  Pluralendung  an  findet  sich  auch  im  Assyrischen  [(s.  Delitzsch, 
Assyr.  Gramm.  §  G7)].  —  Im  Tigre  entspricht  am)  vgl.  Nöldeke,  W.  Ztschr. 
f.  d.  K.  d.  M.  IV,  S.  299. 

17* 


260  §  132.    Aeussere  Pluralbildung. 

immer  an  den  letzten  Radical  des  Singularstamraes,  also  an  die 
Stelle  seines  ursprünglichen  vocalischen  Auslautes;  die  Endung  üt 
tritt  in  manchen  Wörtern  an  die  Stelle  der  Feminin-Endung  at  des 
Sing.,  meist  jedoch  äusserlich  an  den  Singularstamm,  mag  dieser  auf 
at  oder  sonst  wie  auslauten.  Keineswegs  aber  nehmen  alle  Wörter, 
die  im  Singular  ohne  Feminin-Endung  sind,  die  Plural-Endung  an 
und  alle  weiblichen  Stämme  die  Endung  ät  an  :  während  im  Singular 
die  Bildung  ohne  Feminin-Endung  die  nächstliegende  ist  und  die 
weibliche  Endung  nur  aus  besonderen  Gründen  antritt,  ist  bei  der 
Pluralbildung  das  Umgekehrte  der  Fall.  Denn  jeder  Plural,  als 
eine  Mehrheit  oder  Gesammtheit  von  Einzelnen,  ist  ein  Sammel- 
wort und  in  gewissem  Sinn  ein  Abstractum:  Abstracta  werden 
aber,  auch  im  Singular,  vorherrschend  als  weiblich  aufgefasst,  und 
demgemäss  ist  im  Plural  die  Feminin-Endung  die  nächstliegende 
und   das  Masculinum  tritt  nur  aus  besonderen  Gründen  ein. 

1.  Die  männliche  Endung  an  haben  nur  Personenwörter  und 
Beschreibewörter  (Adj.  und  Part.).  Aber  nicht  alle  Personenwörter 
bilden  ihren  Plural  durch  äw;  manche  haben  ät  (§  133,  a),  und 
viele  ersetzen  die  äussere  Bildung  durch  eine  innere,  die  zum  Teil 
auch  die  Beschreibewörter  angenommen  haben.  Wo  ein  Beschreibe- 
wort die  männliche  Endung  an  zulässt,  hat  es  daneben  für  das 
Fem.  die  Endung  ät;  dabei  bilden  die  einen  den  Plur.  fem.  vom 
Plur.  masc,  die  andern  vom  Sing.  fem.  aus.  Im  Einzelnen  ist 
folgendes  zu  beachten. 

d)  Die  Nennwörter  der  Form  §  108,  a  kommen  selten  im 
Plural  vor  und  haben  äussere  Bildung:  h\^(0*'  fhfVi']  Ö^*^'i' 
d/^'^^'  (T^^'J--  Hen.  U,  6);  ebenso  rM^'Js  wenige  und  ÄT 
M-  (§  112,  b)  ÄTÄP-}: 

h)  Die  Wörter  der  Form  §  108,  b  haben,  soweit  sie  reine 
Adjectiva  sind,  in  der  Regel  die  äussere  Bildung:  th^tl^  neu  rfi 
^^Tf'-,  Fem,  vom  Sing.  Ax^tl'  (§  129,  a):  ih^fl^'-;  ebenso  mfl-fl-" 
mfUfl'J'  niflO'lh'.  Oft  aber  bilden  sie  ihren  fem.  Plur.  vom 
masc.  Plur.,  sodass  sich  statt  O^^'t'  häufiger  OÜ^S^'t'  findet, 
ebenso  mfln'Ths,  (lü^C^^'-  scharfe  (Hen.  10,5),  Ä*,*!*--  und  Ä 
^^'t*'.     Einige  bilden  einen   Innern  Plural   neben    dem   äussern: 

(§  138);  ebenso  'Y.C  •  gut  'lf,^-7s.  Von  den  mehr  substan- 
tivisch gebrauchten  Wörtern  dieser  Form  bildet  f^fUtlx'  Messias 
regelmässig  ^rt.^^:,  AY.^"'  (A.^f'O  Äeltester  und  alt  AVL.^'J'S, 
fem.  MJ'-V'-,  oder  d,^''}'-   A^,^'V';   't'flM'-  Preshißer  hat  neben 


§  132.    Aeussere  l*lul•albildull^^  261 

der  innern  auch  die  äussere  Bildun«^  'l'fl^^'i'-    Die  übrigen  haben, 
soweit  sie  überhaupt  einen  Plural  bihlen,  andere  Formen. 

c)  Die  Participien  der  Form  §  108,  c  (111,  b.  112,  b)  haben 
durchaus  die  äussere  BikJung  und  leiten  ihr  Fem.  Flur,  nicht  vom 
Fem.  Sing.,  sondern  vom  Masc.  Flur,  ab:  hi^*'!"'  offenbar  hiA»- 
;J-7:  hi*'-;>'l-'-;  C^IO-:  offen  Ch^l-  C'V^P'V-'  (reheivwät) .  Parti- 
cipien von  Wurzeln  mit  mittlerem  ü  haben  (nach  §  52)  im  Flur, 
öfters  die  contrahirte  Form :  JT'aJ-'l'-"  todt  tf»-;i-'>:  00-^*^1  aber 
auch  9^^ah^'  warm  9^^(0*4''}:  und  $r'fl>-j^'V'",  oder  von  einem 
Sing,  jrfll.4»::  9^(D.,^'}s  9^(D.,^'^s.  Sehr  selten  haben  diese 
Participien  innere  Bildung:  4'Ä'fl>*!  lauter,  acht  Flur.  4*^(0''t') 
ebenso  das  stets  substantivisch  gebrauchte  Wort  Ir'h^'  König 
Plur.  Vi/**'!"',  dagegen  Ö^(0*''  Feind:  Ö^^l'.  Von  substantivisch 
gewordenen  Femininen  dieser  Form  (§  128)  folgt  Ö^'fi'i''  Kehs- 
iveih  den  Participien  und  bildet  den  Flur.  Ö^(\'["  neben  Ö^'Ü^^'t'' 
(dagegen  '}*7/^'^"  Königin,  th''üC't''  farbige  Verzierung  u.  a. 
ganz  äusserlich  Irl^^'^s,   fh^'üC^'^')- 

d)  Die  Participien  der  Form  §  109,  a  und  ähnliche  haben, 
adjectivisch  gebraucht,  meist  äussere  Bildung:  i}^}\i  h^hlf' 
h^h't"',  '^'VM'  tx-ü^l'  OChl']  OCA\'  Freund  hat  auch 
innere  und  ^^h*  ([Ö^'  (<^Crh"  AU?"«")  nur  innere  Bildung. 
Ueber  hVl-  s.  §  133,  a. 

e)  Die  Wörter  der  Form  §  110,  a  haben,  adjectivisch  ge- 
braucht, noch  äussere  Bildung:  W^f^'  iP^f'i'  l^'^^'t',  dagegen 
eine  innere,  wenn  sie  den  Thäter  ausdrücken,  sie  mögen  im  Sing, 
mit  oder  ohne  die  Endung  t  gebildet  sein.  Mehrlautig:  dilfhtl' 
th'iMlr';  aber  KO-^*'  und  ^ö^'  mit  innerer  Bildung. 

f)  Durch  Vorgesetzes  <^  gebildete  Participien  und  Nomina 
des  Thäters  (§  114)  haben  im  Plur.  die  Endung  an,  fem.  ät,  z.  B. 
ff^9^V^-'i:  Ä^iP'U^"^!^  Einige  bilden  einen  innern  Flur.,  z.  B. 
^9^\}C''  Ratgeber  ^^^JflC'Th--,  ebenso  ^^'O'  (^\\»11'  ^Ö 
CC'  u.  a.  ^d'  Seher  hat  entweder  '^CF'i'  oder  ^Cf^' 
(§  133,  a)  oder  ^iüß.t''  (§  138).       . 

g)  Alle  Adjectiva  mit  äusseren  Adjectivendungen  §§  117 — 119 
haben  in  der  Regel  äussere  Bildung;  das  ¥  verhärtet  sich  vor  den 
Endungen  zum  Halbvocal :    -f^OP'n.'     lOP/^'n-    -lOP/^y^'-, 


1   Wenn   nach    Ludolf    OD^^O}*:    im    Plur.   ausser    /WÄ'AI*^  • 

Matth.  6,  2  auch  tmf^^tp'}'.  Ps.  52,  7  hat,  so  liegt  ein  Sing.  iWftAfl^s 

zu    Grunde,    und    man   hat   nicht   nötig,    ^^ftA^PT'    etwa  nach   Ewald, 
Gr.  Ar.  §  300  zu  erklären. 


262  §  133.    Aeussere  Pluralbildung. 

h^'  if^lrMtB'^V'  und  ^'id.^aJ'y^i,  ttCh'bflf'  Christen  (von 
einem  ungebräuchlichen  Sing.).  Einige  auf  t  aus  der  Classe 
§  118,  7  und  auf  äi  §  119  bilden  ihren  Plur.  aus  der  Endung  üwt: 
Od(L'  Araber  Plur.  O^MiO-y}'.  Die  Wörter  Ä^J^^s  Greis, 
TA^"  Hirfe  und  ^'Ih^'ßs  vavr7]g  haben  innere  oder  weibliche 
Bildung  hlti^l'  (von  einem  verlornen  Sing.  hC^')j  ^ti^'t''  (für 
'^Aa^^'s),  ^^f^i  (§  133);  ^y^^'  Räuber  und  h^O'^V-  Jude 
sind  von  Plur.  abgeleitete  Einzelwörter  (§  131)  und  gehn,  um  in 
die  Mehrzahl  zu  treten,  in  ihre  Grundform  iLf't*'  und  h^O*^' 
zurück.  Die  meisten  der  §  118,  7  aufgezählten  Substantiva  haben 
innere  Bildung.  Auch  die  §  117,  a  erklärten  Wörter  der  Form 
l(\d'  welche  zum  Teil  mit  1({C'  §  110,  a  wechseln,  nehmen  ge- 
wöhnlich die  innere  Bildung  an.  Nur  eine  kleine  Anzahl  meist 
adjectivisch  gebrauchter  Wörter  dieser  Form  hat  äussere  Endungen, 
z.  B.  Afl^-"   MiO^fi'   Aflfl^^l'-';  andere  lassen  beide  Bildungen 

zu,   z.B.   ih^fU'-   7fl^  =  5  ebenso  ^A^d.''   Ärh^^s  und  Ä^^^'J' 

(G,  Ad.  164,  4.  20;  166,  29);  noch  andere  haben  nur  die  innere  Bil- 
dung, z.  B.  4'-^''?.!  der  erste  und  O^dj  (vgl.  §  138).  Doch  können 
auch,  diese  neben  der  innern  Bildung,  die  für  Masc.  und  Fem.  ge- 
braucht werden  kann,  noch  eine  besondere  Feminin-Form  mit 
äusserer  Endung  bilden  :  ^^^^^'t'',  oder  '^A?'-'  Sänger  Plur.  m. 
'^[AJ&'^5  Sänger^   f.  'h^ß^^'t-  Sängerinnen. 

Andere  als  die  hier  aufgezählten  Wörter  nehmen  die  masc. 
Pluralendung  an  nur  vereinzelt  im  dichterischen  Sprachgebrauch 
an,  z.  B.  tlC^y^'  f'^'i^h'  geistige  Weizenliörner  {llCS^'  urspr. 
Adj.),  oder  von  ^'IfQC'  Genossenschaft:  '^'Vfl^-'}!  Genossen, 
Ausserdem  vgl.  §  141,  5. 
§  133  2.    Die  weibliche  Endung  ät  nehmen,   ausser  den  §  132 

aufgezählten  Personen-  und  Beschreibewörtern,  alle  andern  Sub- 
stantiva an,  welche  überhaupt  eine  äussere  Bildung  des  Plurals  zu- 
lassen, mögen  sie  im  Singular  Feminin-Bildung  haben  oder  nicht. 
Die  Art  der  Anfügung  dieser  Endung  ist  meist  sehr  einfach; 
wichtiger  ist  der  Nachweis  der  Fälle,  wo  diese  äussere  Plural- 
bildung überhaupt  statt  hat,  und  dieser  soll  in  der  folgenden 
Uebersicht  gegeben  werden. 

a)  Männliche  Personennamen  haben  zwar  nach  §  132 
im  Plural  in  der  Regel  die  männliche  Endung  än^  indessen  gibt 
es  mehrere  Fälle,  wo  sie  im  Plural  die  weibliche  Endung  annehmen 
müssen.  Nämlich  1)  alle  Eigennamen,  männlich  und  weiblich, 
haben  im  Plural  äussere  Bildung,  und  zwar  die  Endung  ät:  tf^^ 


§  133.    Aeussere  Pluralbildung.  2G3 

ötl'-  Macarms  f^^'^V^^'l",  '^CF'^'  Maria  '^Cf'^'l".  2)  Männ- 
liche Personen  Wörter,  welche  ein  Amt,  Geschäft  oder  einen 
Stand  ausdrücken,  nehmen  im  Plural  die  weibliche  Endung  an 
und  sind  als  Abstracta  des  Amtes  und  der  Würde  aufzufassen ; 
eine  Mehrzahl  z.  B.  von  Priestern  ist  dem  Aethiopen  immer 
„Priesterschaft"  ^  Daher:  hV}'-  hV^'l"-  Priester,  ^tJ^V-  -^^ 
4^V'l",  ebenso  ÄÄflv  h,ftM^^tl''j  ^^Y^tl-  Mönch,  4'H^tl'  comes; 
dAM''1"  Philosophen,  /.nV'!"-"  Bahhiner  (z.  B.  Matth.  16,  21  u.  f.), 
'/"'HM'l's  Chalifen,  d.Cf^^"  Pharaone  (Joh.  Madabb.  ed.  Zoten- 
berg, p.  173);  ferner  Vfl.J&"  Prophet  ^ü^y^"-,  ii'^Ö^*^'  Märtyrer, 
i^>l^''t"'  Häscher,  ir^tl-t^A^'i^s  Lictoren  (Matth.  27,27),  rtj& 
^1'  Satan  rtj&^«i"l'=  (neben  der  inneren  Bildung),  ^^'  Seher 
"ICf't"'  (neben  ^ICH'  und  '^^J&l:),  h,'}^"  Künstler  Xhlf^'- 
(neben  der  inneren  Bildung),  70/5" 'Ih'  Arbeiter,  dx^Cf'  Apostel 
ih^Cyi",  "T'tyV'  Schiffer  V^y^:  (von  f 'Th^O,  vielleicht  auch 
d.^'i"'  Räuber  (wenn  dieses  nicht  für  d^f'h't'  von  d,^Kr  steht). 
Sogar  an  den  Plur.  d^^Tf'  Aelteste  kann  diese  Endung  treten, 
um  das  Wort  zu  einem  Amtsnamen  zu  machen :  li^^^'t''  (neben 
fi^,^(0*'i't'  §  140).  Auch  an  Wörter,  die  nur  eine  Eigenschaft 
ausdrücken,  tritt  bisweilen  diese  Endung,  z.  B.  Ö^-^'t^s  nackt  wir 
von  Ö^<^^'  2  Cor.  5,  3  (vgl.  Hen.  32,  6  annot.) ;  vgl.  auch  htid 
V^'  'IfAJ&^i'-"  ihi"'  hCA'fc^'Js  0  ihr,  unsere  Väter,  die  für  die 
Kirche  sorgen  (MS.  Berol.,  M.  Berh.  fol.  12  b). 

b)  Eine  ganze  Reihe  von  Substantiven,  die  im  Sing,  weib- 
liche Bildung  haben,  nehmen  im  Plural  die  Endung  ät  an: 

a)  Singularstämme,  die  auf  t  auslauten,  bilden  (mit  Ausnahme 
der  Nomina  der  Form  ^^'^flC'Th-"  und  <^'7'flCl"s)  ^  einen  Plural 
auf  ät,  wobei  die  Bildung  selbst  auf  verschiedene  Weise  vor  sich 
geht.  Die  meisten  lassen  ät  äusserlich  an  das  t  des  Sing,  antreten, 
wie  ^fft^'l''  Jahr  9</»;l"^:  ^;  nur  eine  Minderzahl  bildet  den  Plur. 


1  Vgl.  ähnliches  im  Hebr.,  Ewald  §  177,  f,  im  Syr.,  Hoffmann  S.  253 
und  im  Arab.,  Ewald  §  301.  Im  Arabischen  ist  die  weibliche  Endung  für 
Amtsnamen  im  Sing,  häufiger  (Ewald,  Gr.  Ar.  §  284,  4) ;  im  Aethiopischen 
kommen   im   Sing,  nur   wenige  Bildungen    dieser  Art  mit   der   Endung  ja 

(iL)«.)  vor:  jft'}'^:  Künstler,  'Y'hx^f'  Betrüger  (von  Gewerbe),  ihVC^' 

Gesandter,  Apostel.    Aber  diese  Endung  ja  hat  sonst  den  Sinn  eines  Plur., 
8.  unten  §  140,  IV. 

2  Ausgenommen  sind   auch:    if'C'i't''   M'^^"'    ^'^'ÖC't''   Ü'itl'l*- 

rth"'l-"  ?ifth.'l'.-,  hf^'1"'  (DA'I-  "i'üM"'  ''im.h'h  u.  a 

3  Vgl.  Haupt,  Siim.  Farn.  S.  73. 


264  §  134.    Aeussere  Pluralbildung. 

vom  masc.  Stamm  aus,  lässt  also  ät  an  die  Stelle  der  Feminin- 
Endung  des  Sing,  treten.  So  die  meisten  Wörter  der  Form  Ji^ 
^^:  Wlauer  (§  128  a.  A.)  Ä^^-'l'-',  (IH4"T['s  Brunnen  OlfJ^I": 
(neben  On^^^-),  ferner  ÄflC^«"  n4*A'>.';  h>^^*'  Kuh  hat 
?i7«Al-.-  und  KY'^^'',  MQ^i  (ÄUC>.)  Topf  Ml.^^'  TCü/^A" 
^Ü^'^i  (und  MC^'H"'),  Yl^9"^''  Winter  (von  einem  Masc.  h^ 
J^O  Y}^^^''  (oder  mit  innerer  Bildung  hh^J^O^  ftrt.l's  I?i^e? 
ftrt^'l"-";  dagegen  bildet  'i^ff^C^'-  Palme  i^tr^C^'^'.  Das  Wort 
^^^s  Nagel  kann  ausser  ^^^^s  auch  ^»'J^'Ths  (für  ^'J'Pl's) 
bilden;  W-A«1"  JVüere  hat  W'A*^^!  und  V^A^I*',  und  drt.^"  j^e- 
loJmung  nicht  Ö/iflT'^  sondern  mit  Beibehaltung  des  e  und  nur 
halber  Verhärtung  (§  40)  ÖCi^S^^'  (Hen.  105,  1).  Uebrigens  haben 
sonst  nur  noch  wenige  Feminina  diese  ursprünglichere  Plural- 
bildung: /hA«l"Th-"  Bing  bildet  sowohl  /]hA+;^'1'••  als  thii^H"' 
(Ex.  30,  4  von  der  ursprünglichen  masc.  Form  rhA^*-)-  Das  stark 
verkürzte  Wort  'h'^'t*'  Schwester  bildet  den  Plur.  h^'l'--  Ausser- 
dem gehören  hieher  noch  einige  bis  jetzt  nur  im  Plural  belegte 
Wörter:  ^^^^i  Stachel,  (D^^^s  Wurfspiesse,  ^1^^'-  Taue, 
^^IW't''  Pfosten^  ^\b(\'t'  weibliche  Kameele. 

Die  andern  lassen  ät  äusserlich  an  das  1*  des  Sing,  antreten. 
Doch  bilden  meist  nur  Sachwörter  einen  Plural,  wie  All*'  Hütte^ 
ÖA'Ths  Tag,  Ö0^'  Strauch,  9^i't'  Einsiedelei  u.  s.  f.;  reine  Be- 
griffswörter kommen  viel  seltner  im  Plural  vor,  wie  tl'flrtl^'ih' 
Schläge  (Hen.  69,  6),  Tl^(l;^'^•:  (Hen.  8, 1),  (\dil^-^''  (Hen.  71, 12), 
ih'dß-^'  (Cant.  7,  2),  au^i-^'h  (G.  Ad.  124,  7),  -X^^^'-  Wohl- 
thaten,  ^dl^'t'  Wendungen  u.  s.  w.  —  Innere  und  äussere 
Bildung  zugleich  haben  von  dieser  Classe  z.  B.  'T'^'Th*  Türe  und 
hAftAl---  Garbe. 

ß)  lieber  die  vocalisch  auslautenden  fem.  Singularstämme 
s.  unten  §  134. 

§  134  c)  Endlich  haben  auch  viele  männliche  Singularstämme 

diese  Bildung  des  Plurals : 

a)  am  häufigsten  und,  wie  es  scheint,  ausnahmslos  ^  alle 
Wörter,  die  vor  dem  letzten  Radical  langes  ä  haben,  offen- 
bar weil  dieses  schon  im  Singularstamm  vorhandene  ä  einer  inneren 
Bildung  mit  neu  eindringendem  ä  ungünstig  ist.  Daher:  1)  ,^A= 
,^/[^'.,   <^jK,:    <^JP^-:;    2)  /Ki^T^"  Kind   /h^V'l'-,    ebenso    l'^^h: 

ö^V  11^9^'-  M^'  19^'  l'if''  (•7>J?10  ;h^ft-  T-jPA:  -Ti- 

'i^-n-  ^'id^'   /h^n-n-  und  viele  andere;    3)   d'i^:  Fest  (HAI:, 


3f|^ j^:  Hals  hat  äussere  und  innere  Bildung  zugleich. 


§  131.    Aeussero  Pluralbildun^.  2()5 

d.fl'^:-  Hh'  rt^j?.-  4'AJR-  (*AJP1"  und  '[•A.eii -•)  ftf^mi-  u.  a  ; 

4)  r'lKml'  Herrschaft  /*'A^V'Tl:,  •flC'/'J«  *^ft;l•r•  ^'-OC- 
•^.VC-   CV^V'J-  u.a.;    5)  'ITM-M'  Befehl  IhilHl",    IftO:   '/JP/ 

O'fl';  6)  fast  sämmtliche  Ortsnamen  der  Form  J^rlli^-?"'  Tempel 
^'W-^^-l--,  Tr'^b'  ao\\l'  a^'i\^i  tf»-9?i!  u.  s.  f.,  auch  1^"*7 
flC'  Handhmgsweise  und  ähnliche  Bildungen.  —  Auch  eine  An- 
zahl andrer  Stämme,  welche  vor  dem  letzten  Radical  einen  hingen 
Vocal  haben,  bilden  diesen  äusseren  Plural:  thdC'  Seide  rh<*^-'l" 
seidefie  Kleider,  'Ü^O  -fK-^-'l"'',  'Mr/i^C-*  Laiid  'üdW^-'V'-  (neben 
der  inneren  Bildung),    hßC^  altes  Weib   hdt^-'l''  und  hih/^-'l*', 

V7".ei-:^,^-  M'V'  iiF-o  M\^A''  hS'^^'  ir^'  u  a. 

ß)  die  meisten  der  auf  lange  Vocale  auslautenden 
Nominalstämme,  mögen  diese  Vocale  Feminin-Endungen  dar- 
stellen oder  sonst  wie  entstanden  sein. 

Bei  den  auf  ä  auslautenden  verschmilzt  die  Endung  ät 
mit  diesem  ä,  z.B.:  'J«^:  Fisch  'J'^l':,  fidl^'  Wagen,  ?.o^^' 
Wolke,  hll.^'i'  Brust,  ^^T-'i^:  Köcher  (d'}H>:  (\li1^''  h 
i"^'  Vf-^-  -f-^'-  i-W-A-  n.^'  T^:  G.  Ad.  5,  1  u.  a);  auch 
/*•;>:  Leih  ^^P'h,  n*^'  Hure  H'll'',  ÄP"  x^^Q^?^  ^'A-  Tafel; 
sogar  die  Abstracta  auf  ^^  rh/V,*!*'  Denkvermögen  und  ä,*!*'  Geruch 
bilden  einen  Plur.  ;h/V.«i"1"-- '  und  Ä.^'1-:  (G.  Ad.  4,  12). 

Auf  e  auslautende  lassen  dies  e,  wenn  es  die  §  120  be- 
schriebene (aus  ia  oder  iaf  entstandene)  Abstractendung  ist,  in  jät 
(gedehnt  aus  jat)  übergehn :  9^^ti>'  Gleichnis  J^/^A^'T"-',  i^'J-^Q.-" 

^flf't',  (D^ftdU'  das  Innere  (O^^^f^i-,  dagegen  erleidet  e,  wenn 
es  aus  a  und  einem  wurzelhaften  i  entstanden  oder  dunkeln  Ur- 
sprungs ist,  vor  ät  halbe  Verhärtung  (§  40):  öi'  Gewürm  ö% 
f^'  und  00^^ s,  ebenso  ?C1,'  Blume,  Ittu'  Kaninchen,  ^d>' 
Frucht  ^d>f^'',  ^dy't"'  und  ^C^l'-"  (letzteres  nicht  gut);  H' 
Elephant  n^^'  (Ben.  86,  4).  Auch  T.H.!  Zeit  hat  T.H,JP1-!  und 
R.Ä,.-  Türe  ^^f^'  (vgl.  oben,  S.  255,  Anm.  2),  X*^:  Nebel 
X'^y^',  ft^s  Krankheit  Ä^B^I  •";  19^'^'  Krug,  das  meist 
innere  Bildung  hat,  kann  den  Plur.  *^9^'^f^'  und  (von  19^0') 
dj^^;)..  ^^i^Q^  (^um.  4,9  ann.)^ 

Auf  ö  auslautende  Wörter,  die  einen   Plural  bilden,  sind 


1  Wenn  dieser  nicht  eher  nach  §  122,  ß  zu  erklären  ist.     Innere  Bil- 
düng  haben:  fi^/{:   fl\\a(;:   Q^iM:    i'lTLA:    M^^'P-    (D^'J".    \\'({f\t 

2  Innere  Bildung  haben:  rtC'B  5    hC'^'    dlCZ-    T^CV.' 


266  §  134.    Aeussere  PluralbilcUmg. 

selten:   bis  jetzt  sind  nur  1(1^^'  von   Ifls  Seite,    ^d^?'}^'  von 
4»^'  Korh,   ^fl^l-:  Myriaden  (Sing.  I3n)    und   1^^^^"-,  *7A 

^<p^:   von   einer  Bildung   §  121,  y5  *7AC  Schnitswerk  bekannt, 
in  denen  sich  ö  vor  ä^  in  aw  auflöst^. 

Ueber  die  auf  1  auslautenden  Wörter,   welche  nicht  hierher 
gehören,  s.  §  132. 

y)    einzelne    zerstreute    consonantisch    auslautende    Nominal- 
stämme einfacherer  Bildung,  von  denen  die  folgenden  am  wichtigsten 
und  häufigsten  sind:  h^^'  Mutter  h^^h  1^'  Angesicht,  niA-" 
Thau,  114».'  Schlauch,  .^'fl-'  Bär,   Ä'Ä":   Grundlage,  Wh'  Seele, 
'Tfi&A-  Macht,  iiCY"'  Schmucl    rtC^Tj-:,    '^h!^'  Tisch  «^ÖA 
Gnade,  T-J^'M-'  Beil,  'h'üC'  Beschivöning,  >^4»:  Kiste,  ^J^^ 
Almosen,    Tf^C-"   Grabmal,   Ä'A4'A4'-"  Erdbeben;    auch   TH-fl 
Weisheit   Plur.    'P(\(\H"'  Künste;    ferner   'IrPAs  iTir^cA,    ihCl^ 
Crocodil,   rtlA-"  ilfa^fe,    ^fC  Lt*/"^,   H^^^s  Zeit,   O'i'h'T''  Ei- 
dechse, 9A1^-"  Welt,  fl/hCJ&s  Per/e,  itfiA."  Buchstabe'^.     Andere 
lassen  die  äussere  Bildung  auf  ät  neben  der  inneren  zu:  4*^flA' 
Wunde,  *7'flC-"  /SacÄe,   w^'-  Sack,   fifTC-  Ergiebigkeit,    d^^'- 
Pflanze,   I^^A^  Kameel,   h^'ü'  Hund  und  in  verschiedenen  Be- 
deutungen ilC''-   Jl/J-"^!  Geschäfte,   Sachen,    WiPC'  Sprachen. 
Die  Pluralbildung  aller  dieser  Stämme   geht  ohne    inneren  Vocal- 
wechsel  vor  sich;  nur  hA'fl:  bildet  hAfl^'^. 

d)  Nominalstämme  mit  dem  Bildungsvorsatz  f^,  §  116, 
haben  mit  oder  ohne  Feminin-Endung  gewöhnlich  innere  Plural- 
bildung, bisweilen  aber  auch  äussere:  ^^TrYlC'  Wunder  ^^'Ol^^'t''^ 
ebenso  tmf^TT'  ^^4'Ä'-',  a^^^aDQi  Zeile  €r» l^ a^ l,JVh  ^'^ 
tf»-C!  Fsalm,  ^hCJZ.-"  Spaten,  (^li\\»l.Ai^O  Bad^;  ao^i^q:^^: 
Züchtigung  ao^i^q:^^:,  tw^^^i  Topf  a^^B-^^')  ^b^C^- 
Kopfbund  ^^ÖdX»^*^"-  Bei  anderen  kommt  die  äussere  Bildung 
neben  der  inneren  vor:  <^1f^X=  Turm,  Tl^'  Flut,  ^'^^C'- 
Wohnung  (^'^Ä/..'> -'  Hen.  59,  2),  ^^htlC'-  Band,  ao^Ü^' 
Aeltestenschaft  (^AUj^''>."  Gad.  Lalib),  ^'^ü,^'  ^Öm'}^'  ^ 
/^^Ö't'''      Auch   von   den    §  111,  a  a.  E.   angeführten    Feminin- 


^  OflI'A'''  Sturm  bildet  0(lha**^'t':.  —  Innere  Bildung  haben 
^»rt'J*:    und   P^CW'- 

2  Bis  jetzt  nur  im  Plural  zu  belegen  sind  l'Q^'l':  Gen.  30,  38  und 
Öf^^^"'  Marc.  11,4. 

^  Zu  erklären  nach  Ewald,  G)\  Ar.  §  300.  —  Andere  Auffassungen  ver- 
treten Zimmern,  Zeitschr.  f.  Ass.  V,  S.  385  und  Piiilippi,  Beitr.  z.  Ass.  TI,  S.  377. 

*   Vgl.   auch   T^^^bi   Firmament   JP'Ä">91'=   ""^^    f^^^'i^*'- 


§  135.     Innere   Plunilbikliino-.  ^-^(*>7 

Stämmen  mit  vorgesetztem  l"  lassen  einige  die  äussere  Bildung  zu: 
^rji'l-s  Wunsch   '|-rS;;J-l:,   l'h'rC'l"-  Zeichen  -l?i'rf::H:, 
-T[-^r/*Mh-T|--  Freiide  1'^V^' i1\:H'' ,    Ifll-AÄ-:  Gescldecht    'Ifll-A 
^i-V--;   'Vi{\J\"   Prophetie  bildet  nach  §  133,  b,  a  -T|-'>-nj?'V--. 

Ueber  eine  weitere  Anwendung  der  Endung  ät  s.  §  141. 

h)   Die  innere  Pluralbildung. 

Gemäss  dem  Grundtriebe  der  semitischen  Sprachen,  die  äussere  §  135 
Bildung  durch  inneren  Vocalwechsel  zu  ersetzen,  hat  sich  auch 
aus  der  äusseren  Pluralbildung  eine  innere  entwickelt^.  Die  Dehnung 
und  Verbreiterung  der  auslautenden  Endungen,  durch  welche  die 
Pluralformen  §§  132 — 134  entstehn,  kann  zu  einer  Dehnung  und 
Verbreiterung  der  inneren  Vocalaussprache  des  Stammes  werden. 
Wie  in  der  Imperfectbildung  §  91  und  in  der  Bildung  des  Femi- 
ninums gewisser  Beschreibewörter  §  129  tritt  als  ein  Rest  der 
weiblichen  Pluralendung  ät  und  der  männlichen  an  (ön)  ein  langes 
oder  kurzes  a,  seltner  ii^  mitten  in  den  Stamm  und  treibt  hie  und 
da  a-Laute  des  Singularstammes  aus  diesem  hinaus  als  Vorschlag 
zum  Stamme,  um  aus  dem  Einzelwort  ein  Sammelwort  zu  bilden. 
Diese  Bildung  neuer  Sammelwörter  durch  inneren  Vocalwechsel 
ist  mithin  nur  eine  Fortsetzung  der  Nominalstammbildung,  und 
da  die  Sprache  die  neuen  Formen  nicht  als  eigentliche  Mehrheits- 
wörter, sondern  als  abstracte  Sammelwörter  auffasst  und  behandelt, 
so  werden  sie  statt  Pluralformen  besser  CoUectiv formen  genannt. 
An  Mannigfaltigkeit  dieser  Collectivbildungen  kommt  das  Aethio- 
pische  dem  Arabischen,  in  welchem  grade  dieser  Trieb  der  Sprache 
auf  das  üppigste  wuchert,  nicht  entfernt  gleich ;  es  zeigt  sich  auch 
hier  wieder  sparsamer  in  der  Entwicklung  und  dem  Gebrauch  von 
Formen  und  ist,  sofern  es  nur  die  wichtigsten  möglichen  Grund- 
arten dieser  Bildung  im  Gebrauche  hat,  zur  Erläuterung  des  ver- 
wickelten arabischen  Systems  sehr  geeignet.  Alle  diese  Sammel- 
wörter können  im  Aethiopischen,  als  unter  den  allgemeinen  Begriff 
der  Abstracta  fallend,  als  weiblich  aufgefasst  werden  und  haben 
zum  Teil  auch  schon  in  der  Bildung  feminines  'l*^;  im  Sprach- 
gebrauch können  sie  wie  das  gewöhnliche  Abstractum  (§  130)  mit 
oder  ohne  Feminin-Endung  sowohl  männlich  als  weiblich  behandelt 
werden  und  können  ferner  als  Sammelwörter  entweder  als  einheit- 
liche Begriffe  aufgefasst  und  mit  dem  Singular  des  Prädicats  und 


1  S.  dagegen  König,  S.  86  f. 

2  Nicht  ät,   wodurch  sie  ja  zu  Mehrheitswörtern  (Pluralen)   würden. 


268  _  §  136.    Innere  Pluralbildung. 

der  Apposition  oder  als  eine  Mehrheit  von  Einzelnen  in  sich 
schliessend  mit  dem  Plural  derselben  verbunden  werden,  sodass 
man  z.  B.  für  jene  Tage  (D'h'^'  tro^ö^'  oder  f^Jh't'  '^^iJA-" 
oder  ?itf«»-'>'|2-"   ^TdA-"  oder  h^'i'P''    t^^Ö^'  sagen  kann. 

Die  Collectivbildung  selbst  richtet  sich  immer  nach  der  Form 
des    Singulai'- Stammes    und    zerfällt    somit    in    drei    Hauptarten: 

1)  Bildungen    von    dreilautigen    Nominalstämmen    einfachster  Art; 

2)  Bildungen  von  längeren  Stämmen,  nämlich  von  Stämmen  drei- 
radicaliger  Wurzeln  mit  langem  Bildungsvocal  nach  dem  ersten 
oder  zweiten  Radical,  von  Stämmen  mit  äusseren  Vor-  und  Nach- 
sätzen und  von  Stämmen  mehrlautiger  Wurzeln;  3)  in  der  Mitte 
zwischen  beiden  stehende  besondere  Bildungen  von  gewissen  Be- 
schreibewörtern und  Nennwörtern  des  Thäters.  —  Manche  Nominal- 
stämme haben  eine  doppelte  oder  dreifache  Collectivbildung,  jedoch 
meist  ohne  Bedeutungsunterschiede.  Neben  den  Hauptarten  der 
Collectivbildung,  die  im  gewöhnlichen  Sprachgebrauch  noch  lebendig 
sind,  kommen  vereinzelt  auch  Reste  anderer,  im  Arabischen  noch 
erhaltener  Bildungen  vor,  welche  beweisen,  dass  einst  auch  das 
Aethiopische  mehr  Formen  hatte,  diese  aber  vermöge  der  ihm 
eigentümlichen  Sparsamkeit  wieder  verloren  gehn  Hess.  Zur  Be- 
tonung dieser  Collectivformen  im  Allgemeinen  vgl.  Trumpf,  S.  542 
und  König,  S.  159. 

§136  T.    Sammelwörter   von  Singularstämmen   einfachster 

Bildung  aus  dreiradicaligen  Wurzeln.  Hieher  gehören  nur 
Singularstämme  ohne  die  Feminin-Endung  at  oder  ^,  indem  die 
Feminin-Stämme  (mit  Ausnahme  von  h^'^^')  /^ÖC^',  ild9^^', 
^^'t'',  rthol'O  den  äussern  Plural  bilden  (§  133,  b)  oder  andere 
Collectivformen  haben.  Auch  die  Singularstämme  der  Formen  *7 
nC-j  1(\C'  und  IflC'  fallen  hier  fort,  weil  erstere  Form  über- 
haupt keinen  oder  doch  nur  einen  äusseren  und  die  letzteren  beiden 
nach  §  134,  c,a  lediglich  den  äusseren  Plural  bilden.  Somit  kommen 
hier  nur  die  Singularstämme  der  Formen  *1'ÜC'  1'flC'  lf\C'  in 
Betracht  sowie  einige  der  Form  l'flC  •  folgende  Stämme  der 
Form  P-aC'- 

1.  Die  erste  und  einfachste  Collectivform  kommt  von 
Singularstämmen  der  Form  *7'flC'  und  entsteht  dadurch,  dass  sich 
kurzes  ä  nach  dem  zweiten  (im  Sing,  vocallosen)  Radical  festsetzt. 
Nach  dem  Arabischen  zu  schliessen^,  konnte  sich  dieses  a  auch  dehnen; 
doch  ist  ä  bis  jetzt  nur  in  4^^K"''  von  «J^J^Ä'-"  Schenkel  (Cant.  5,  15. 
Joh.19,31,  nehenM'-y^''  Ps.146,11.  Jud.15,8)  und  T-Vfl>--;  ^•T'B-- 

1  Ewald,  Gr.  Ar.  §  307. 


§  136.    Innere  Pluralbildung.  269 

von  ^^^^"'Wcg  7A1  belegen.  Für  kurzes  a  s.  z.  B.  hV}'-  Ohr  hn'}'] 
mediae  geniinafcae:  Ihl'  Gesetz  Ihl*^',  '^'H-'  Griihe  '^{Vi{''\  tertiae 
infirniae:  /*'Cfl**"  Wurzel  /*'^Ö>*=.  Dieser  Bildung  folgen  nament- 
lich auch  die  uralten,  stark  verkürzten  Wörter  (§  105  a.  E.):  Yx'fi- 
Vater,  M'-'  Bruder,  h^'  Hand,  Ä^-'  Mund,  ö!^"-  Mann,  dö- 
Baum,  wobei  als  dritter  Radical  ii  erscheint:  h(\(0*i,  h'^(D*'  (§  44), 
?iAfl>--",  hii,(0*',  Ö^(0*Sj  ö0(O-s.  Häufig  bilden  diesen  Plural  die 
Namen  von  Teilen  des  tierisch-menschlichen  Körpers :  'flCll'  Knie, 
hin-  (*'-Ji'.Ä-:),  M'i'  Busen,  hlC-  Fuss,  h-J^::  Flügel,  Ä* 
^C'  Nagel,  TCfl"  =  ÖCtl'  Backenzahn;  ausserdem  auch:  /hlf'fi' 
'Tf-Ar-  h-üV'  K-'}^-,  tlvüC'-  Farbe,  rftA--,  t^ftA',  h^^' 
(Plur  -^A*^:)^  hr-^',  Ö^C-,  •7'flC-,  •7Ä-r:,  T^^:.  Ein 
Pluraletantum  ist  wohl  auch  i\d*(D*'  RaiichwerJc.  Indessen  lassen 
viele  dieser  Wörter  auch  die  Pluralform  K*7nC'  (s.  unten,  Nr.  2) 
zu:  /^COI-:  ^ß>f{"'  >Ar-  fi'Ü'i''  -nCh-  h'JT."  h-WJ:  MO 
1'ü'  Ä">¥--  Ä'^C."  und  /hli-n-",  dessen  Plur.  rlKH-n-'  Stämme, 
dagegen  hlhH'ü'  Völker  bedeutet  (ebenso  ÖÖ',  s.  unten).    Dass  mit 

dieser  Form  *7flC'  einst  auch  eine  Form  (>>j*i  und  u^^i  wechselte, 

lässt  sich  nicht  beweisen :  ft^T-  Söhne,  das  immer  im  Sinne  eines 
Plurals  gebraucht  wird  und  darum  leicht  als  Plural  von  Ä^* 
angesehn  werden  könnte,  ist,  wie  die  Art  der  Anhängung  des 
Pron.  suff.  ergiebt,  vielmehr  ein  collectiv  gebrauchter  (§  131,  2) 
Singular;  ebenso  scheint  Oht^r^'  Kinder  sowohl  Plur.  zu  fl'AÄ's 
als  auch  ein  Part.  pass.  zu  sein,  das  collectiv  gebraucht  wird,  an 
einzelnen  Stellen  aber  auch  noch  Sohn  im  Singular  zu  bedeuten 
scheint  {Q^Qn.  17,  16.  18,  10.  14.  Cant.  5,  10).  Ebenso  könnte  Ö 
J^fl^•:  1  (Ps.  138,18)  Männer  als  ein  Sing.  coli,  (für  gewöhnliches 
Ö^')  aufgefasst  werden ;  solange  indessen  eine  solche  Singularform 
nicht  auch  sonst  belegt  ist,  dürfte  es  doch  eher  als  Plural  der  Form 

\jyxi  jjj^'fl)*:  edewwe  (für  d'H*(0*i,  wie  y^^  Brüder)  anzusehn  sein. 

2.  Eine  zweite  und  zwar  von  allen  Singularstämmen  ein- 
facher Bildung  die  häufigste  Collectivbildung  enthält  a  nach 
dem  zweiten  Radical  und  h  als  Stammvorschlag,  das  mit  dem 
ersten  Radical  eine  Silbe  bildet,  vor  Hauchlauten  aber  nie  ver- 
längert wird:  Form  hitlC'-  Dieser  Bildung  folgen  zunächst 
Singularstämme,  die  einen  a-Laut  enthalten,  namentlich  solche,  die 
auch  nach  dem  zweiten  Radical  a  haben ;  das  vortretende  }i  kann 
demnach  als  ein  durch  das  neu  eindringende  ä   aus   dem   Stamme 


^  Vgl.  auch  Lüdolf's  Anm.  zu  Ps.  72,  5. 


270  §  136.    Innere  Pluralbildung. 

hin  ausgetriebenes  a  des  Singularstammes  betrachtet  werden.  Erst 
in  zweiter  Linie  nehmen  Singularstämme,  die  kein  a  enthalten, 
an  dieser  Bildung  teil.  Die  Feminin-Endung  't*  kommt  ihr  äusserst 
selten  zu.  Das  eindringende  a  ist  immer  lang,  mit  Ausnahme  von 
hÖ0(D*s  Bäume  (neben  Ö0O^')  von  ÖÖ'  (und  h^P'l''  s.  unten). 
Diese  Collectivform  ist 

a)  fast  ausschliesslich  im  Gebrauch  für  Singularstämme  der 
Form  1(\0\  z.  B.:  ^lO  Bede  MPO  Sprachen,  Hi-fl-'  Schwanz 
h'n^'ü'^  ÄflJA:  Gebiet  h^H^A-,  ebenso:  ^L^1''  thooC'  ^m'i' 
fiiwo  ^A5^-  nAft-  nrhW--  ^Iß:-'  hd.O  OÄJEl'-  n^'i'  H^Ä-- 

nd,o  loB^'  ääd-}.'  <(.^ft:; 

h)  sehr  häufig  von  der  Singularform  l'flC'  (von  der  freilich  oft 
auch  die  Collectivformen  ^*7'flC'lh'  und  Ä*7'flC-  gebildet  werden, 
s.  unten):  09^^'  Säule  hö"^^',  f.'üO  Berg  hJ^dO;  mediae 
geminatae:  w^:  Sach  h^^^',  0C'  Feind  hÖ^'C';  vornvocalig: 
weh'  Monat  hd^^'h',  (D^'is  Wein  hiO'jflr''  Weinrehen;  mediae 
infirmae:  P^*'-  Baum  hÖV9^'',  P^'  Vogel  hö^^',  {iJV-  Haus 
Ji-fl^^-v  Ausserdem:  rh-flA'  '^ft-  wC^'-  wCI'-  ril'  ^J^/h" 
d^'h'   rtCr-    fiO    rtfl>-T"    *l^rTK-    H-n-  -TirA.-  M^-   CD*^: 

(D^O  (DK-'ü'  oa^ß:'  O^'^'  oß:^'  iKo-n--  f.^9"'  l^ö-  ^O 

9^9^'  <(.tA!.  hCd'ü'  Zehntausende  (von  '^^^)  ist  Pluraletantum. 
Den  Plural  von  '^ih'}^  Schuh  ti^h'i'  schreibt  man  auch  (§  47) 
h'^lM'  (s.  Gen.  14,  23  ann.).  Die  Wörter  d\^^'  Feld,  ft^^- 
Schwert,  '^ili'i'  Schuh,  d't'C'  Stah  haben  neben  diesem  Plural 
auch  noch  andre  Formen :  hth^^'  und  hfh^^'th  htlf^'  und 
htl^^^',  hl^hl'  und  h^hV-,   h-üi^C'  (Num.  17,  17)  und 

c)  Aber  auch  von  der  Singularform  *7'flC'  ist  diese  Collectiv- 
form gebräuchlich  geworden  und  sogar  noch  häufiger  als  Nr.  1, 
was  um  so  weniger  auffällt,  als  manche  Wörter  schon  im  Sing, 
zwischen  *7'flD  und  I^AD  wechseln.  So:  A'flfl-'  Kleid  ^iAn^v* 
T^O  Land  h9^^0,  Ö'i^'  Edelstein  hö^^'-,  9^M"  Mindert 
h9''h^']  A-fl!  Herz  hAn-fl",  9^^'  Ehemann  Äi^;^^•^  flÄ-" 
Genosse  h'ü^^']  h^''  Hand  hlti^iW''  neben  dem  gewöhnlichen 
hftr»-:,  ^C(0*''  Wurzel  h/^/^a^'-,  ^'^9^'-  Bart  h^^^\9^' 
Ebenso  (ausser  den  schon  unter  Nr.  1  genannten):  (h^9^-  Cl'ü' 
-nCö'  IV-Ü'  h^^'  h'PA:  Ä-Cd-  r-l^'  T7=  KCrTK-  K\^-^.- 
^(h9^'  und  von  einem  weiblichen  Singularstamm  h^j^'l'"  Winter: 


1   Nur  wenige  haben  die  Collectivform   /i*7fll*C'   (§  1^7)   und  einige 
andere  die  äussere  Bildung  §  134,  y. 


§  137.    Innere  Plunilbildiing.  271 

h\l/'-9^'  (neben  der  äusseren  Bildung  h/,-''7'1"-"  §  133,  b,  a).  Hier- 
her gehört  vielleicht  auch  das  Pluraletantum  h'yS{Cs  ÄnhlicJc. 

Eine  Feminin-Endung  findet  sich  an  dieser  zweiten  Collectiv- 
form  sehr  selten.  Möglich  ist  sie  (nach  §  36)  in  Wörtern  von 
Wurzeln  tertiae  gutturalis:  h^'^tlvl*'  v  öjidyga  (Apoc.  18,  14) 
von  ^i^rlh--^;  ferner  von  rhK's  Ffeil  (V^M  ^  ^g^-  F'^)'  ^^^^''•■•"' 
ebenso  von  T'fl'  iveibliclie  Brust  (ursprünglich  tertiae  infirmae) 
ÄTfl'l'--  und  von  t\9^''  Name  hft"?'!":.  Von  d.O(D"'  Otter  (tertiae 
infirmae)  kommt  der  Plur.  Yx^P'l^'  (indem  an  Yx^Off^'^  aus  Y\^ 
9l»-.',  '>  tritt)  ^.  In  K</ö'l-:  Magd  und  rth«'>-'  oder  rth'V«'  Gasse 
wird  das  fem.  'V  als  wurzelhaft  behandelt,  daher:  t\lt\''l'\*'  und 
hfth'Th-'  oder  hh\^"' 

3.  Eine  dritte,  übrigens  schon  stark  in  Abnahme  begriffene  §  137 
Collectivbildung  enthält  betontes  (Trumpf,  S.  542)  u   nach  dem 
zweiten  Radical  und  (wie  No.  2)  }\  als  Stamm  vorschlagt.     Dieser 
Bildung   folgen   mehrere  Personenwörter  und   solche   Begriffe,    die 
gern  männlich  aufgefasst  werden,  woraus  sich  der  Vocal  ü  statt  ä 

zu  erklären  scheint:  Kj^*?^  Esel  hM-l'j   rli4'A-'  Feld  hth^^' 

(neben  h!h^^'  und  Jir'h^AThO,  0^'^'  Ast  hö^-^'  (^)^^l 
ihfi^O  Umzäunung  h^^-O,  tUdl'-  Bänke  h^^l'-,  Ü'IO  Stadt 
und   Land   YxVhC''   (}\\)'Y'C'),  l^tl'-  Pfennig  h^l^^il';   ohne 

Singular:  hß'Ü'ß^'  Juden,  hö^'l'  Ohrringe;  von  einem  verlornen 
Sing.:  hh^l'  Greise  (Plur.  zu  h^^P^^'Y 

4.  Eine  vierte  Collectivbildung  enthält  kurzes  e  (ur- 
sprünglich wahrscheinlich  u)  nach  dem  zweiten  Radical  und  eben- 
falls h  als  Stammvorschlag  ^.  Diese  Bildung  ist  fast  noch  seltner 
als  die  vorige  und  scheint  teils  durch  No.  2,  teils  durch  No.  5  ver- 
drängt worden  zu  sein.  Die  meisten  Wörter,  die  ihr  folgen,  haben 
daneben  noch  eine  andere  Form:  (D*^C'  Hügel  ?%fl>'*7C"  {aüger), 


1  Dagegen  ist  JiÖH^il''  Kriege  von  O'HTi';  das  Ludolf,  Lex.  p.  606 
anführt,  nach  seiner  Gramm,  p.  108  in  /löfl^l'f""  (doppelter  Plural)  zu 
verbessern;  ebenso  stellt  Jud.  8,  26  nicht,  wie  Ludolf  im  Lex.  anführt, 
h(f>'^'(\'t''j  sondern  t\(D'S{(\^s  (doppelter  Plural). 

2  Vgl.  Prätorius,  Ämh.  Spr.  S.  189. 

3  Arabisch  entspricht  nicht  sowohl  (>*il,    das   äthiopisch   ti*^'(\Cl' 

lauten  müsste,  als  vielmehr  Jyxi;  vgl.  D.  H.  Müller,  ZDMG  XXXVII, 
S.  366.  Merkwürdig  ist,  dass  fast  alle  Wörter  dieser  Bildung  von  Wurzeln 
primae  gutturalis  kommen. 

*  Ueber  ^}|jp«^:  vgl.  m.  Lex.,  col.  771. 

'"f 
^  Arabisch  entspricht  Jjül.  —  Zur  Betonung  vgl.  Trumpf,  S.  542. 


272  §  137.    Innere  Pluralbildung. 

^Ä-As  Blatt  h^?:^'\  ^^-C'  Stab  hü^C'  (und  h-Ü^C'), 
-TrftA--  Sacl  Mh^'  (und  Mft^'  Gen.  42,  25.  43,  22.  44,  1), 
^TC'  und  VTC--  (^^a;7^  MTC',  ^;hA!  Schale  hK'/hAs  (und 
ÄK-;hA-|h:),    n*A:   Maulesel  hü^^-   (und  ^n^AllO.    "/?i'>' 

Schuh  hl^Ki'  (und  Ä/^^i'Js).  Der  Plur.  Yx^UCiD*'  Schweine 
(aJireww^)  gehört  wohl  zu  einem  verlornen  Sing.  thCO^' ;  im  Sing, 
gebraucht  man  rh^-fl^^'  (Ps.  79,  14.  Lev.  11,  7)^^,  das  wohl  auch 
als  Collectiv  steht. 

5.  Viel  häufiger  und  neben  No.  2  von  dieser  Classe  am  ge- 
bräuchlichsten ist  diese  Form  mit  der  Feminin-Endung  T"^. 
Sie  wird  gebildet 

a)  selten  vom  Singularstamm  *7'flC' :  CYitl'  Kopf  hC'hll'l''^ 
'itlC'  Adler  hlhC^',  Üh-Ü'  Wolf  Älfh-nTh",  IV-Ü-  Biene 
h'TfV'fi'l''  (neben  h'i'/'ü')  (sprich  ansert  u.  s.  w.) ; 

h)  gewöhnlich  vom  Singularstamm  I'ÜC'  oder  auch  von 
PaC'  Oß>l''  Äuge  höß^'y^',  a^l'  Leichnam  hü^l^-', 
n/hC-  Meer  Y\'(\h\CA''\  ebenso:  4.?iJ^:  ^hli'  nt^A"  -MtJA: 
vre:  >4»|J:  >^|):  hA-fl:  O^C^'  (lK"^=  WCh'  l^Ö*  l-üC' 
äA<>:  Hl-n-  0C^''  OCÖ'  und  ÖCÖ'  <<.>A:;  auch  von  rh^'A" 
Feld  (s.  No.  3),  fH^A--  Maidesel  (s.  No.  4),  ^^rThA'  .ScÄr^^e  (s.  No.  4), 
rtji^s  Schwert  (s.  No.  2).  Von  4*ft'Ths  i?o^ew  kommt  h^Mr' 
(für  Ii4'ft'lh'ih0?  indem  "V  als  wurzelhaft  betrachtet  wird;  von  un- 
bekannten   Singularformen:    Ix^^'i'li'i"'  Sehnen^    h/^^C't''  Neu- 

mondcj   Yx^Ch'^'  junge  Vögel  (xia-vil    n^rilSN);   wohl  auch    Jtfl>* 

A'Th-'  Raulvögel  (Hen.  89,  10.  90,  2.  96,  2  für  hi>fl>-ft'Th--  von  D^y 
o^SLä);  von  AUl^s  Ochse  JiAUrl -•,  ^J^h'  (?eM7/e  ^CJ^l-?!  1h  ■ 
(neben  hC-^h')  HlJA-"  mc/^  >i-n(>Al':,  ^^C/h'  F^/^rer  ^iT'C 
rill"',  och-"  Freund  hÖCYl^'.  Auch  das  Wort  hj&rt.'  Schlange 
kann  von  hj&fl",  ohne  Berücksichtigung  der  Endung  ^  (§  118), 
Äh^ri'lh  ■  und  zusammengezogen  hXxM'^'  (Hen.  20,  7)  bilden, 
während  von  \\fytlr  hUß'll^''  gebildet  wird  (§  140);  ebenso  OTf 
Ms  Löwe  (§  131)  Olfütl^'  (von  Olrilll',  ohne  Vorschlags-h,  weil 
durch  eine  Täuschung  des  Bildungstriebs  0  für  t\  genommen  wird). 
^^ÖC't"'  Haar""  bildet  (von  ^ÖC-)  h/^ÖC't"" 

1  Nicht  '^^^A';  wie  Ludolf  im  Lex.  hat. 

2  [Vgl.  auch  Tab.  Tab.  59  {Chrest.  p.  121)  und  dazu  Trumpf,  ZDMG 
XXXIV,  S.  236  f.  und  Cornill,  ebd.  XXXV,  S.  050.  Auch  Cod.  Mon.  Aeth.  11, 
fol.  48  V«  liest  dort  fllArh^fl>*JP-] 

3  Arabisch  iiXxil.  —  Zur  Betonung  s.  Trumpf,  S.  543.  «■ 
*  Als  wäre  ^'ÖC't''  ein  Einzelwort  (§  131)  und  '^ÖO  oder  /^dO 


§  136.    Innere  Pluralbildung.  273 

IL  Sanimelwörter  von  einigen  längeren  Singular-  §  138 
stammen  dreiradicaliger  Wurzeln.  P]inige  Beschreibe  Wörter 
der  Form  §  108,  b.  c  sowie  die  nach  §  117  durch  Verdopplung 
des  zweiten  Hadicals  gebildeten  Adjectiva  und  Nomina  des  Thäters 
haben  eine  eigentümliche  und  von  den  Collectivformen  der  übrigen 
längeren  Singularstämme  verschiedene  Bildung,  die  darin  besteht, 
dass  der  wesentliche  Vocal  des  Singularstammes  nach  dem  zweiten 
Radical  durch  kurzes  d  verdrängt  und  fem.  't*  angehängt  wird. 
An  diesem  a  und  'l'  haftet  der  Sinn  eines  collectiven  Abstractums. 
Im  übrigen  ist  die  mit  dem  Grundstamm  vorgehende  Umgestaltung 
so  stark,  dass  diese  Collectivbildung  fast  eher  wie  eine  Neubildung 
aus  der  Wurzel  selbst  erscheint^. 

1.  Am  häufigsten  erscheint  sie  im  Gebrauch  bei  Singularstäm- 
men der  Form  l(\d'  und  ist  für  diese  die  einzig  mögliche  Form 
einer  Collectivbildung  und  häufiger  als  die  äussere  Bildung  §  132,  g. 
Wenn  man  aus  dem  Arabischen  einen  Schluss  auf  das  Aethiopische 
ziehn   darf,   so   ist  anzunehmen,    dass   dabei    die  Verdopplung   des 

zweiten  Radicals  aufgegeben  wird  (wie  in  Sv^l  von  ^L^Oi  was  aus 
dem  Aethiopischen  selbst  bis  jetzt  nicht  zu  beweisen  ist;  vgl. 
Trumpf,  S.  543».  Beispiele:  't'^'^i  der  erste  4*Ä5^1-s  (qaddmt), 
T.'hd*''  Schreiber  Krh^'Th-",  rt^<^s  Schwertträger  fl^^^'-,  'h^^s 
Sänger  'TrAJi^-"?  ^'J^s  Jäger  ^0(0*^'-  imaüt;  aber  tertiae  gut- 
turalis:  iP^\i  Opferer  i^^ö't'';  von  Wurzeln  mit  schHessendem 
m  oder  ft:  ^i^m.-"  räuberisch  ^rtT-"j  0?-^'  Schnitter  00^' 
(§  54).  Dieselbe  Bildung  findet  sich  von  "^^d^f  'If-S^-"  ^^h^' 
rt^*-'  h^^:  (D^d'.  (Dfl\X'  O.^d'  IdK'  MK'  Ä^fl,!  u.  a., 
und,  neben  der  äusseren,  von  rh^-rt."  ^^-^rt.'"  fi^\'  ^^ü^' 
^^iK'  flO^A."  O^V'-  ^'J^d'  ind'  1^^:  Göt^enpriester^ 
bildet  l^iO'H"'  und  mischlautig  1^^'-;  ebenso  TA'E-'  Hirte  (von 
der  ürwurzel  bn^  +  (ä)wt)  TA^'^'    (für  ^AO^^'%  als  wäre  (D 

erst  abgeleitet.  In  der  That  aber  wird  /^fiC'l''  ebensowohl  als  Collectiv, 
Ps.  39,  17,    wie    als    Einzelwort,    Matth.  5,  36,    gebraucht.    —    Auf   einer 

arabischem   i^jiil   entsprechenden  Collectivform  scheint   ?i^*7^'  -^'Vemc?- 

lingschaft  und  Fremdling  (von  einem  Sing.  V7,J^0  ^^u  beruhn. 

^  Arabisch  entspricht  Jüti  und  itXÄi,    Ewald,  Gr.  Ar.  §  312. 

2  S.  dagegen  König,  S.  95. 

3  Von  dem  zweifelhaft  ist,  ob  es  von  der  Wurzel  I^CD-  =  Ij?«  oder 

von  p^'^i    ^2>   -\-  äicl  =  ^J^  abzuleiten  sei. 

Dillmann,  Aethiop.  Sprache,  2,  Aufl.  18 


274  §  139.    Innere  Pluralbild  im  g. 

wurzelhaft;  vgl.  auch  Ol'i^liJ  Wahrsager  m^'feA'lh-'.  Auch  der 
Name  dOß>^'  Riesen  ist  wohl  von  einem  Sing.  ^^P-s  abzuleiten, 
also  ursprünglich  Hirten,  Hirtenvölker. 

2.  Auch  einige  Beschreibewörter  mit  t  nach  dem  zweiten 
Radical  folgen  dieser  Bildung  (neben  der  äusseren  Bildung  §  132,  l,b): 
^m,!'  dünn  ^mlf^',  mdrü'  weise  rtlfl'fl^^  OfUß.-"  gross  Od 
^'t' ;  ebenso  das  Substantiv  diüj  Bürge  rhflj^'lh'  (wogegen  andere 
Substantiva  dieser  Form  die  Bildung  §  140  haben)  und  endlich 
auch  das  stark  verkürzte  Wort  ^d'  Seher  (§114,  c)  '^d^^' 
(neben  ^CH'-  und  ^C^^i) 

3.  Von  der  Participform  *7n*C'  hat  ^^(0*i  rein,  acht  diese 
Bildung:  4'Äfl^'il'',  wenn  nicht  ein  Singular  4''^fl>''  zu  Grunde 
liegt.  Hienach  könnte  man  auch  ^1/^'t''  Könige  von  'i'h^' 
ableiten  und  hätte  nicht  nötig,  es  auf  den  im  Aethiopischen  selten 
gewordenen  Singular  ^P'^L'  zurückzuführen^. 

§  139  III.    Die  Sammelwörter  von  längeren  Stämmen  drei- 

und  mehrlautiger  Wurzeln  haben  nur  eine  einzige  Form: 
langes  ä  nach  dem  drittletzten  starken  Stammlaut;  vor  ihm  eine 
Silbe  mit  kurzem  a,  das  sich  nur  sehr  selten  zu  e  senkt  (oder  in 
fünflautigen  Stämmen  zwei  Silben  mit  zwei  kurzen  a),  und  nach 
ihm  eine  Silbe  mit  kurzem  e  (§  60)^.  Diese  Form  wird  gebildet: 
von  allen  Nominalstämmen  mehrlautiger  Wurzeln^;  von  allen  durch 
äusserliche  Vermehrung  gebildeten  Stämmen  dreiradicaliger  Wur- 
zeln^; endlich  von  mehreren  Nominalstämmen  dreiradicaliger  Wur- 
zeln mit  langen  Vocalen  nach  dem  zweiten  oder  dritten  Radical, 
sofern  nach  den  Lautgesetzen  solche  lange  Vocale  dem  Lautwerte 
eines  starken  Radicals  gleichkommen.  Bisweilen  tritt,  nach  noch 
zu  erörternden  Gesetzen,  fem.  't  an,  wobei  im  Allgemeinen  das 
Grundgesetz  gilt,  dass  Nominalstämme,  die  im  Sing.  ^Ih  haben,  es 
im  Plural  in  der  Regel  nicht  haben.  Zur  Betonung  vgl.  Trumpf, 
S.  543  f.     Wir  betrachten  zunächst 


1  Einzig   in  seiner  Art   ist  das  häufig   in   der  Redensart   'jti'^ti'   ^ 
Cü*ß*t  Waisen  und  auch  sonst  (Lev.  11,40;  Deut.  14,  21  ann.)  vorkommende 

Wort  ^(D'^*'\  ich  erkenne  darin  die  Collectivform  ^xi  (Ewald,  ör.  ^r. 
§313):  ^(O*^*'  entspricht  vollkommen  arab.  ^c^yjc  von  o^^a^j  sodass 
Itv^ti'   ^(D*^*'   eigentlich  bedeutet:    Kinder  der   Todten.     Dagegen   ist 

(l\/^-(D*s   Plejaden  nur   äthiopische  Aussprache   von   ü*.i'. 

2  Wie  im  Arabischen,  Ewald,  Gr.  Ar.  §  314. 

^  Mit  Ausnahme  derer,  die  einen  äussern  Plural  bilden. 


§  139.    Innere  Pluralbildung.  275 

1.  Collect! vbildungen  verschiedenartiger  Singularformen  von 
Nominalstäramen  mehrlautiger  Wurzeln:  fiTfü^'  Kette 
rtV^A:  (sanasei),  rtcD-rtfli-s  Leiter  fl^tia^'-,  Ol-üf^'i''  Fehrock 
mn^'y-  .P/'>'7A:  Jimgfrau  RV'7A-,  4>^'>Ä"A:  Fuchs  *VK-A'; 
aber  «^'J-^^A-'  candela  *l**i''^,As  (mit  Beibehaltung  von  t)\  von 
bis  jetzt  nicht  belegten  Singularen :  rt^P-Tf-A-"  'Vf^l-  H<PC/h-" 
l^^l^Ö';  mit  '1"  von  Singularen  ohne  Feminin-P]ndung  (besonders 
Personen  Wörter  und  Tiernamen):  rtj&^'Js  Satan  rt^T'J'lh'j  "blr 
nA"  Botschafter  'f-V-nA-Tj-:  und  '['V-nA",  OlrM'  Löwe  O^-d 
ft'l--'  ö4'^-fl--  Scorpion  O^C'Ü'I"-,  OlfüC'-  Seeungetüm  O'i'ü 
CTh-,  h7^.C--  Zi/^pe  hV^C^s  und  h^^C-,  'f'C^p-fl-  TFimper 
4'^'J'n'Tl--;  umgekehrt:  'k'iHM"  (und  'fe'>f|?iO  ZocÄ:ß  ^.^Ith'', 
MÖ'l''  Felsgegend  Ä'PAl)';  mit  'l*  von  fem.  Singularformen: 
hAftft'l"-'  Garbe  h^htl'V '- ,  m^ArV>  •■  Geldstück  nii-A/h^: 
(neben  m^-A/hO^  rt'flÄ"'J'Th-"  Fi^er  rtflj^'(>^.".  Hat  der  Singular- 
stamm andere  Endungen,  z.  B.  ä.  i,  so  werden  diese  in  der  Col- 
lectivbildung  abgeworfen:    Ä-n-h^-"  Zelt  M'^C',   Ä'>^A.-'   (Ä"> 

Auch  aus  mehrlautigen  Wurzeln  durch  Verkürzung  ent- 
standene ,  dreiradicalig  gewordene  Nominalstämme  folgen  dieser 
Bildung:  h^Ytth-  Stein  h'Phrh"  (indem  der  Kehlhauchlaut  sich 
von  seinem  u  trennt),  Wrü-"  Stern  h^h-fl^-',  P-CiT'  Hahn  und 
Henne   R^PCU',    "i"^^ '   Türe  (V^w^^)    'Tf'P'^fl^--,    A.A.^'-" 

Nacht   (V^Af)    A^AJZ.!    (JLli")    und    das    Fremdwort    ATH^-" 

>Sa?^&a^7i  rt^-fll-:.     ö'iöy-'  Mücken  (für  blblf-)  behält  f,  gleich- 
sam zum  Ersatz  des  abgefallenen  *},  bei:   Ö'i'lL'lh'' 

2.  Alle  durch  Vorsätze  gebildeten  Nominalstämme 
dreiradicaliger  Wurzeln  folgen  dieser  Collectivbildung,  nämlich: 

a)  Nominalstämme  mit  vorgesetztem,  irgendwie  ent- 
standenem h*  hTrHÖ'  Thräne  M'ÜÖ',  Md^^'-  Heuschrecke  h 
T-flTs,  hlr^^"'  Türe  M^^'-;  mit  Feminin-Endung  (Personen- 
und  Tiernamen):  h9^fh,(0"'  Ahne  hlfli-'V'-  (für  h'llha^^i), 
K'JÄ.'Ps  Maus  Ji'iXl--;  h9^^\}''  Gott  (obwohl  selbst  eine  Col- 
lectivform,  §  136,  2)  h^^.Yl'1*'.  Aus  dem  Syrischen  durch  das 
Arabische  eingeführt  ist  der  theologische  Ausdruck  h^ijf"'  Wesen, 

Suhstan;^  {^>i^\)'', 

h)  Nominalstämme  mit  vorgesetztem  'l"  (selten):  'th. 
T'C'l'-  Zeichen    IhrC'^  ^ö^l'i'-  Lager  'Vif.!-, 

18* 


276  _  §  139.    Innere  Pluralbildung. 

c)  sehr  häufig  durch  vorgesetztes  o^  gebildete  No- 
minalstämme.  Zwar  haben  Participien  und  Nomina  des 
Thäters  meist  die  äussere  Pluralbildung  (§  132,  f);  bisweilen 
jedoch  auch  die  innere,  und  zwar  (als  Person enwörter)  mit  an- 
gehängtem ^:  tro^YiCi  Batgeher  t^^YlC^',  t^lt^lr'  Fürst 
aofi^'}^:^  OD^C}:  Hornbläser  t^^Cl^-.  Tdtl'  Miferbe  ao^ 
Cft^:,  <w>öCC!  FeindscTiaftstifter  od^CC^',  o^Yt^ü-  Bichter 
f^^y^lf'i't'''  Hingegen  bildet  ^w>l'Afl>*s  der  Folgende,  Nachfolger 
ffo^^0}*s  ohne  "ih.  Auch  die  nach  §  134,  c,  a  meist  den  äusseren 
Plural  bildenden  Ortsnamen  der  Form  9^1(\C'  participiren  zum 
Teil  an  dieser  Collectivbildung :  {T'W'rfJ-'fl  ■"  Tempel  ^V^C-fl^•^ 
9^Ö^ß:''  Fuss  einer  Saide  ao^fo^. 

Fast  ausschliesslich  herrscht  sie  bei  den  übrigen  durch  vor- 
gesetztes 0^  gebildeten  Wörtern  §  116,  wobei  Singularstämme  ohne 
Feminin-Zeichen,  zumal  Personenwörter,  in  der  Collectivform  meist 
^  annehmen:  o^^Ml-  Gesandter  a^fih\\^'^  ^'i^tl'  Geist 
ff^^^tl^',  o^C^'  Schlüssel  f'^/^'lh^'',  ^^h'-  Wechselgesang 
if^^^h^',  f^h^ß:'  Schemel  <w>hjg,J^ : ;  dagegen:  ^!t\0'}' 
Mutterschooss  t^^^fy^i'-  (Gen.  49,  25),  '^ihtlh'  Junges  t^^tlh-, 
^l'^f^C'  Wohnung  f^^^^C'',  oder  mit  doppelter  Bildung:  a^'ü 
l!^'  Blitz  ^dC^'-  und  tr^dC^^',  ^TrdC''  Thron,  ^l^hA: 
Nagel  u.  a.^  Weibliche  Singalarstämme  haben  im  Collectiv  meist 
die  männliche  Form:  at^/^lC^'-  Netz  ^'^'7C-",  ^A;^A^.• 
Kinnbacke  ^^^^',  ^OA'Ths  Tag  (von  TO^^')  ^^Ö^', 
f^Tf/i^'t''  Versuchung  o^^lißh'  {manasew^  oder  manasw^),  f^h 
\\^i  Fenster  a^h\ia^h  ^^t^^'  Gewicht  emf\^ahi,  ao\\tiJ\r' 
Talent  ^3lAp.s  (makalj'  für  makalef)  oder  ^hA^v  ^Ä'rh.l'-' 
Spiegel  ^HrhJK.',  «^CVT"-"  Heerde'^  a^l,'öf^'  (maraei);  sehr 
selten  die  weibliche,  z.  ß.  ir^Cd'ü^''  Netz  ^^'ü'ü^';  häufiger 
beide  neben  einander:  ^Tflrh^-"  Messer  ^^'fl/h-  und  aon}^ 
/]h'^^  ebenso  t^lr^Ö^'i  ^^th'l"';  zumal  wenn  schon  der  Sing, 
beide  Formen  hat:  f^^h^'  und  ao^h^^''  Schultergegend  o^^ 
h^s  und  ^;^!n^^•-^  ebenso  ^09^'  und  *^ö?^^'  Türschloss, 
o^?C(DO  und  ao^(DQ^i  Tragstange  u.  s.  w. 

Von  fünf-  und  mehrlautigen  Stämmen:  o^ii>ti/]r'  Gelenk 
^AMiK-^  f^iil^'  Cither  00(1(^^(0".  und  a^ii^^^"]  i^l(f^ 
i\Ö^'  Vorhang  a^lav^M'  und  o^loV^M^- 

1  Als  Pluraliatantum  aufzufassen  sind  oo^^^^'s  Gegner  und  OO 
^4'd'ih'  Gegenstück. 

2  ODQ^i^*:  Braut  {]/ ^qo))  bildet  OO^n^^Ohi,  gewöhnlich  aber, 
mit  Uebergang  von  Oh  in  Ji^,    ti^^*Ö^'- 


§  140.    Innere  Tluialbildung.  277 

3.  Dieselbe  Bildung  findet  statt  bei  vielen  Nominalstämmen  §  140 
dreiradicaliger  Wurzeln  mit  langen  Vocalen  nach  dem 
ersten  oder  zweiten  Radical  oder  vocalischen  Endungen, 
sowie  bei  solchen,  die  aus  mehrlautigen  Stämmen  durch  Verkürzung 
entstanden  sind.  Die  Sprache  sucht  diese  Stämme,  die  meist  zu 
wenig  feste  Laute  haben,  um  die  drei  Silben  a-a-e,  deren  letzte 
geschlossen  sein  muss,  umspannen  zu  können,  auf  verschiedene 
Weise,  durch  Ein-  oder  Anfügung  von  Halbvocalen  oder  durch 
den  Stammvorschlag  ti.  zu  erweitern :  die  Wahl  der  eingeschlagenen 
Mittel  ist  dabei  meist  schon  durch  die  Singularform  begründet. 

a)  Bei  den  Wörtern  mit  t  und  e  nach  dem  zweiten  Radical, 
ursprünglich  Infinitiven  oder  Beschreibewörtern,  stossen,  wenn  sich 
nach  dem  zweiten  Radical  ä  eindrängt  und  i,  e  in  e  übergeht, 
zwei  Vocale  zusammen  und  werden  zunächst  durch  einen  von  i,  e 
hergenommenen  HalbvocaP  J&  getrennt,  wofür  dann  im  Aethio- 
pischen  nach  §  41  meist  (O*  eingetreten  ist.  So  von  (D^di/U'  Fluss 
noch  OI^J&'M^s,  von  -hoO^V-  Sünde  •^mß'h'  (Lev.  16,  16  annot. 
Jos.  24,  19),  von  ^d^^i  Kuchen  Ä^JR^^s  mit  J&,  ebenso  in  dem 

arab.  Wort    mflJ&Ö*  Naturanlage   (/«jLa&    von    iüix^io);    dagegen 

ist  sonst  überall  fl^  eingedrungen :  'liiTl.K'lh-  bildet  häufiger  '^^ 
(0*Y\'^  '\9kJr'  Eisen :  '^^ay^'iH"-  eiserne  Werkzeuge,  4'rt.ft!  Pres- 
byter ^fi(0*t\H"';    ebenso    ft<fc4»::   ÄJ^fl^^*-"^    und    ^^Oh^^s 

(Minuten  Hexaem.  S.  27,  Ifi".);    Ä^^O^ds  Honigseim  (a^ä^),   fl^ 

(D^Ö'  Wunder thuer ei  (/o^Xj);  •flrh.C'  Land  f\^(0*C'^''.    Dagegen 

wirft  ?i*7M,?i'  Herr,  das  in  dem  vorgeschlagenen  tx  einen  vierten 
festen  Laut  hat,  t  spurlos  aus:  hPhti't'  (§  57).  Aehnlich  bildet 
hMU^'  Hode  (§  120)  hflil^'-.  Auch  der  Plural  O^fD-'}^'' 
Pförtner  scheint  zum  Sing.  O^*^-  zu  gehören ;  vgl.  m.  Le^c.,  col.  1022. 

Wörter  mit  ä  oder  ü  nach  dem  zweiten  Radical  folgen  der- 
selben Bildung.  So  bildet  MR"-  Hals  i}fl(0-^:  (und  May-^'-) 
und  ^^'t''  Gürtel  ^^(0*'t''^  indem  die  erste  Silbe  nicht  einmal  a 
durchdringen  lässt.  Von  l^'V^'-  Feld  kommt  l^^O^V',  von  'Iffl 
t\^:  Brod  (fem.  von  Iffl-liO  'Tlflfl>-Tf'.  Dagegen  bildet  O^C' 
blind  (n.iy),  mit  verdoppeltem  zweiten  Radical,  O'Pfl^Cl"-'  (Matth. 

15,14  alte  Ausg.)  und  h^dö^'  Finger  M'fld-"   U^^l).     Von 

1  Ebenso  im  Arabischen;   Ewald,  Gr.  Ar.  §  317. 

2  So  bildete  auch  der  Herausgeber  des  röm.  N.  T.,  Tesfa-Zion. 


278  _  §  140.    Innere  Pluralbildung. 

dem  Plur.  A.i^'J'  Aelteste  kommt  die  neue  Collectivbildung  (i^^ 
(0*'}'t'  (als  Amtsname). 

h)  Wörter,  die  auf  ä,  ät  auslauten,  müssen  diese  Endung, 
mag  sie  aus  äw^  äwt  entstanden  oder  nur  Feminin-Endung  sein, 
zunächst  zu  t,  tj^  senken;  dafür  wird  aber  im  Aethiopischen  immer 
ew^  ew^  gesprochen,  um  so  mehr  als  in  manchen  dieser  Wörter 
ein  wurzelhaftes  ü  hinten  abgefallen  war^.  So  bildet  fi^^'  Zelt 
fi^^Ohs,  flhat;:  Fusssohle  rtV.'JiD-s,  'Mfti^!  Schulterblatt  i-Utl 
a>*'',  (DdM'  Jüngling  mit  Fem  .-Endung  (D^\t^'',  (D^^*'  Schild 
(D^^ah'',  H'f]^!  Fell  HOÄ-fl^--,  9^^'  Reihe  Ä*P'>a>-:,  ^öfi'-  weiss 
Mß:a}'',  rtA.«^-"  Blattseite  {oEXiöa  Acc.)  rtAJ^fl>-s,  li\^'  Schüssel 
iQ^a)*'.  Von  \i'^^'  Stichivaffe,  wofür  man  auch  \v-^^'  spricht, 
kommen  h»^'>fl>*s  und  M^fltB"-   (vgl.  oben  h^fl^Ä"-")- 

Dagegen  behaupten  Wörter,  die  auf  ein  Bilduugs-e  auslauten, 
in  der  Collectivform  'i,  J^,  ohne  es  in  we  übergehn  zu  lassen;  meist 
nehmen  sie  aber  zugleich  die  Fem. -Endung  an:  ^9^%'  Krug  bildet 
n'^Öf^'  und  l^d(0"'  neben  "^9^%^^'-  und  '75^9^ •;  dagegen 
ACß:  Heer,  hCß-  Tier,  thCZ-  Widder:  rt^^l^s  h/^Vt"-  rh^ 
l/t'.  So  ist  wohl  auch  7"^-'%.'h"  Halsgegend  {Hals)  nichts  an- 
deres als  eine  Collectivform  von  'Y'Q%'  (vgl.  D'^^iXI^)   und  ebenso 

?tli*'hjt''  Hüftgegend  ein  Plur.  von  einem  verlornen  Sing.  K'C*^'- 
c)  Einige  andere  Stämme  lassen,  um  vier  feste  Laute  zu  ge- 
winnen, h.  vortreten.     So  kommt  von  PWi'  Gespenst  hP'i'i't''^ 
von   'ÜÖ^ß*'  Zugvieh   iyyi'^)    MÖC'   und   von   hj&rt.s  Schlange 

hhf^h^'  (neben  tvtlf^li^'  §  137,  5,  b);   ebenso  h^^O*^-  Ein- 

geweide  von    einem  verlornen   Sing.    (vgl.  ^*>o  ^Lsw!    und    □''3:?p). 

Von  ^Ö^ '  Junges  der  Heerde  kommt  mit  Beibelassung  des 
schliessenden  a*  h^ÖV '  (Hen.  86,  2).  Merkwürdiger  Weise 
nehmen  sogar  einige  dreiradicalige  Stämme  einfachster  Bildung 
diese  Collectivform  an^:  iilö'  Rost  am  Getreide:  h^StÖ'  und 
Yx^'^Ö'    dem  Getreide  schädliche  Insecten,    {{'^ö'    und    n*7lJ'l'' 


1  Es   entsprecben  dann   die   arab.   Bildungen    (11x5    und    JLxi    von 

J^*i  und  l^xs.     In   ^«^*B:  Wecje  Lev.  26,  22.   Deut.  28,  7.  25.  Jud.  5,  6. 

20,32   (von   ^V")   i^*  ^i^®  Fem.-Endung  e   (;^— )  angehängt,  vgl.  Ewald, 
6rr.  Tlr.  §319  f. 

2  Vgl.  Ewald,  G'r.  Ar.  §  319. 

.3  Wie  im  Arabischen   J^l,   ycsl   Ewald  §  318. 


§141.    riurale  von  Plunilen.  279 

ScMf:  An"/!*'!--  und  Y\(VlÖh  (V\^.'  und  mA/1-"  Zicqe :  hmtij, 
^r'C''  Tiger  (ausser  tiVrcV-  §  137,  5,  b):  h^9TA''\  Auch 
rwA->-  Töc//^er  bildet  h*P/\!^:' 

IV.  Eine  viel  einfachere  Art  der  Collectivbilduug,  die  aber 
im  Aethiopischen  nur  noch  in  einzelnen  Trümmern  erkennbar  ist, 
entsteht  durch  weibliche  singularische  Abstractendungen. 
So  kann  von  dem  Amtsnamen  Ih'if'  Künstler  (§  138,  a  Anm.) 
äusserlich  ihTr^'l''  (s.  oben),  aber  auch  mit  der  Endung  at  an 
Stelle  von  ja  h»V'V-"  und  tuV'l'-'  gebildet  werden;  von  ^^^'Tf-: 
Äschenhichen  lautet  das  Collectiv  ^^'i^"  (s.  Gen.  18,  6  annot.). 
Namentlich  wird  die  von  dem  Beziehungs-Adjectiv  abgeleitete 
Endung  ja,  ijä  (§  120)  zu  diesem  Zwecke  verwandt*:  h'iM'-  Weih 
kann  (wie  'ühfU'  Mann)  schon  an  sich  collectiv  gebraucht  werden ; 
soll  aber  die  Mehrzahl  bestimmter  ausgedrückt  werden,  so  bildet 
man  h^ft't^-'  und  Mtl^y--  Weibervolk;  ebenso  M-Xl^f'-  Ringe 
(Ex.  35,  10)  und  hC^fy  Seiden  (von  KC^ß.:  =  Ä^'^'g :) 
Rom.  10,  12  (alte  Ausg.). 

Gilt  ein  Eigenname  als  indeclinabel,  so  kann  er  auch  äusser- 
lich durch  vorgesetztes  ?iA'  =  die  von  in  den  Plural  erhoben 
werden:  ItxtK'  ^C'flrh"  Riesen  Gen.  6,  4.  14,  5,  obwohl  man  fC 
-flrlh'  in  den  Acc.  fC'üdi'  setzen  kann  Gen.  10,  8.  So  auch  JiA" 
ii^Ö'i^'  die  sieben  (Ludolf,  Lex.). 

c)   Plurale   von   Pluralen. 

Das  Aethiopische  hat  nun  aber  noch  die  besondere  Fähig-  §  ui 
keit,  von  solchen  durch  innere  Bildung  entstandenen  CoUectiv- 
formen  neue  Plurale  durch  äussere,  und  zwar  weibliche  Plural- 
endungen abzuleiten,  und  hat  von  dieser  Fähigkeit  so  häufigen 
Gebrauch  gemacht  wie  keine  andere  semitische  Sprache^.  Schliess- 
lich kann  ja  jedes  CoUectivum  als  einfacher  einheitlicher  Begriff 
gedacht  werden,  und  wenn  ein  solcher  als  mehrfach  vorhanden- 
seiend bezeichnet  werden  soll,  so  liegt  es  nahe,  davon  einen  neuen 
Plural  zu  bilden.  Eine  mit  einer  solchen  Fähigkeit  begabte  Sprache 
erfreut  sich  einer  eigentümlichen  Kürze  des  Ausdrucks   und   kann 


1  Diese  Bildungen  lassen  sich  als  eine  neue  Collectivform  von  der  nächst- 
liegenden Collectivform  hlUÖ',  h'üJ^ä'  u.  s.  f.  auffassen,  wie  ^^A 
h^-:  Götter  von  h^^^Tfl'- 

2  Vgl.  Ewald,  Gr.  Ar.  §  323. 

3  Ueber  das  Arabische  vgl.  Ewald,  Gr.  Ar.  §  326. 


280  §  141.    Plurale  von  Pluralen. 

Begriffe,  die  andere  Sprachen  durch  mehrere  Wörter  umschreiben 
müssen,  in  einem  einzigen  Wort  wiedergeben.  Die  Möglichkeiten 
der  Anwendung  dieser  Fähigkeit  sind  aber  mannigfaltig. 

1.  Einige  Wörter  drücken  im  Plural  nur  einen  einfachen 
Begriff  aus  und  lassen  darum  im  Sinne  der  Mehrheit  einen  neuen 
Plural  zu.  Hieher  gehören  mehrere  der  §  131,2  aufgeführten 
Begriffe :  h9^^i}'  Gott,  i\9^fl^'  Bild,  h9^mV  Maass,  hCf^'' 
Himmel,  t\^(h^'  Eingeweide,  h^^f^'  Schreibzeug,  o^^'üC' 
Grab,  -f^h^^O  Zeichen,  troOf^uq.  Treppe  (von  ^ÖCI'  Stufe)  u.  a., 
daher:  h'^^Y}^'  Götter,  h9^^^^'  Kr^«?^'  hCfl^'  h"^ 
Ö^P^'  h^^'H^'  fro^-n/^^'  (Matth.  27,  52.  53)  ^hT'l^^' 
^'iCP^'-.  So  auch  öO'P^i  Baumanlagen  Deut.  28,  40.  42;  und 
von  OÄÄ-!  Hof:  hö^^'-  Gehöfte  und  tiÖKH^'  mehrere  Gehöfte 
Jos.  16,  7  u.  s. 

2.  Namentlich  die  Namen  der  Flüsse,  Seen,  Berge,  Wege, 
Oerter,  Ringe,  Türen,  Instrumente,  Zeiten,  Monate,  Länder  und 
Völker  können  mit  Beziehung  auf  die  Teile,  aus  denen  sie  be- 
stehn,  im  ersten  Plural  im  Sinne  eines  gewöhnlichen  Sing,  stehn 
und  lassen  daher  leicht  einen  zweiten  Plural  zu,  oft  auch  da, 
wo  man  den  einfachen  erwarten  sollte :  Ji^A*?  •  und  h^^P't' ' 
Flüsse,  höyi'  und  hÖfP^^  Seen  (Lev.  11,  36),  h^dC-  und 
h^d^^'  Gebirge,  ^^Oh-  und  ^^^^'  Wege,  hö^^'  und  h 
Ö^^^'  Versammlungsplätze  (Kreise)  Matth.  23,  6;  h^^Tf-  und 
h^^q^t  Festungswerke,  hd^^'ü'  und  h(D*^(\^'',  h(0-^^'  und 
h0^^4-^'  Ringe,  tm^^^ay^i  und  ODOg^f^^i  Türen  (sofern  eine 
Türe  schon  oft  aus  mehreren  Teilen  besteht),  äVä'A'  und  Ä'i'Ä' 
Al"!  Cijmbeln,  trotiq^^z  und  o^ti^^^^'  Cithern,  a^^^Ohi 
und  /w>:i^<p^:  Leuchten,  hli^V-  und  hlil^^'  Zeiten,  YxO^ 
^1f!  und  ha^lf^'>^'  Monate,  hlP^'-  und  MP-^^-  Stämme, 
fxVhQ'  und  hV'h^'t*'  Städte.  In  manchen  Fällen,  in  denen 
solche  zweite  Plurale  gebraucht  werden,  liegt  der  Begriff  „nach 
ihren  verschiedenen  Arten"  darin,  z.  B.  hll^'l^'t''  Zeiten  nach 
ihren  verschiedenen  Arten  als  Jahreszeiten,  Jahre,  Monate  u.  s.  f., 
YxOh^i^^i  Hen.  8,  1  Binge  aller  Art,  u.  s.  w. 

3.  Um  die  Mannigfaltigkeit,  Menge  oder  Allheit  auszudrücken, 
kann  jedes  Collectiv  in  den  zweiten  Plural  erhoben  werden,  mit 
oder  ohne  hinzutretendes  'fllf^lf  viel  oder  1rf"A*'  alle.  So:  ?iAU 
1^;M-.-  W-A-tf»-:  alle  Stiere  (Hen.  87,  4),  W"A--  h^^^^'-  alle 
Landschaften  Gen.  13,  10;  Vf-A^T"  M^^^*'  alle  Kräuter  zu- 
sammen Marc.  4,  32;  h/^^^'l''  die  härenen  DecJcen  alle  Num. 
4,25;    hÖ'Pi^^''  alle  Vögel  Gen.  8,  19;   h^dh^'  alle  Kriege-, 


§  141.    Plurale  von  Pluralen.  281 

tiMi'^"  die  Nasen  vom  ganzen  Volke  Num.  11,  20;  ?i^4'i>;i"'ih5 

alle  Quellen  (Hen.  89,  3);  oder  Mx^K^'  ^KA'H''  Myriaden  von 
Myriadenmassen  (Millionen). 

4.  Wenn  der  Plural  eines  Begriffs  schon  einem  Einzelnen 
zukommt,  so  wird,  wenn  er  mehreren  zugeschrieben  werden  soll, 
der  Plural  des  Plurals  gebildet.  So  hat  z.  B.  ein  einzelner  Mensch 
h*^(h^',  aber  mehrere  haben  h^Ö^^'  Eingeweide.  Hen.  70,  3 
heisst  es:  die  Engel  nahmen  Wh^^'l*'  Seile,  weil  jeder  einzelne 
schon  Ä'^flA»  nahm  (obwohl  in  der  entsprechenden  Stelle  61,  1 
nur  ^i^OA'  steht).  Ganz  aus  demselben  Grunde  steht  o^(\Ö^'\r' 
Werkzeuge  Hen.  53,  3.  4.  Ein  Gesetzbuch  ist  ^Ä'r!i<{.--  Ihll'-, 
aber  Gesetzhücher  kann  durch  <^^/h^'h'  hxlP"^'  ausgedrückt 
werden.  So  kann  man  sagen  Hfl^fl>*d'  (einer  von  Wunderthaten) 
ein  Wunderthäter,   aber  im  Plural  ebensogut  ?iA'  (\^(0*'i't'i  wie 

hA-  (\^(0-ö' 

5.  Zu  unterscheiden  von  den  genannten  Fällen  ist  es,  wenn 
a^^lr'  Aelteste  und  ^1^'t"-  Könige  bloss  deshalb  in  einen  zweiten 
Plural  treten,  um  die  Würde  noch  besonders  zu  bezeichnen:  ({^^ 
^'t*s  und  A«^fl>•^''^^  ^lA^^'t'';  oder  wenn  an  eine  Collectivform 
von  Personenwörtern  auch  äusserliche,  männliche  oder  weibliche, 
Pluralendungen  antreten,  nur  um  das  Geschlecht  bestimmter  zu 
unterscheiden:  so  ist  ^^'JA'fl!  (von  ^Ötl'Ü')  Wittwer  oder  Withven; 
will  man  bestimmter  reden,  so  sagt  man  tf^'itl^l'i'  Wittwer,  ^^'i 
M^'-  Wittwen;  ebenso  o^^^fVi''  Wächter.  An  h^PAÄ"-"  Töchter 
hängt    man,    um    das    Geschlecht    näher    auszudrücken,    auch    ät: 

Die  Bildung  dieser  zweiten  Plurale  wird  in  der  Regel  durch 
die  äussere  Endung  ät  (selten  an)  vollzogen;  nur  von  Äl^Ah" 
und  d^^'i'  wird  der  neue  Plural  innerlich  gebildet^.  Die  En- 
dung ät  tritt  gewöhnlich  auch  an  Collectivstämme,  die  auf  fem.  "1* 
enden,  äusserlich  an:  l\Mi9^'}r'  tx^V^^'^'',  lautet  dagegen  der 
Collectivstamm  auf  üt  aus,  so  bildet  man  lieber  (doch  nicht  not- 
wendig) wät  als  ütät  (§  133,  b,a):  W^(h^'  h'^Ö^^-,  ^^^'t' 


^  Amharisirende,  unregelmässige  Bildungen  sind    f^/i^tlvl*:    ^^iü 

2  Merkwürdig  ist  die  unregelmässige  Form  ^'^V'^A^'VA^''  (Ludolf 
Lex.  p.  274),  die  Ludolf  von  'T|<WA''?A'  ableitet. 


282  §  142.    Casusbildung. 

III.  Die  Bildung  der  Casus. 

§  142  Die  Verhältnisse,  in  welche  das  Nomen  im  Satze  treten  kann, 

gewöhnlich  Casus  genannt,  sind,  wie  im  Semitischen  überhaupt, 
so  auch  im  x4ethiopischen  nur  durch  wenige  besondere  Formbil- 
dungen vertreten.  Das  Nomen  ist  im  Satze  entweder  unabhängig 
gestellt,  Subject,  oder  abhängig,  entweder  von  einem  Verbum  als 
Object  oder  von  einem  andern  Nomen  als  Genitiv.  Auf  diesen 
drei  Grundstellungen,  die  ein  Nomen  im  Satze  einnehmen  kann, 
beruhn  die  Casus,  welche  im  Semitischen  überhaupt  möglich  sind 
und  welche  das  Arabische,  in  dieser  Beziehung  die  vollendetste  der 
semitischen  Sprachen,  durch  besondere  Formen  ausgeprägt  hat: 
Nominativ  (wozu  man  auch  eine  andere  Art  des  unabhängigen 
Nomens,  das  Nomen  im  Ausruf  oder  den  Vocativ  rechnen  kann), 
Accusativ,  Genitiv.  Alle  andern  Beziehungen  des  Nomens  im 
Satze,  welche  in  andern  Sprachen  durch  verschiedene  andere  Casus- 
■  formen  ausgedrückt  werden,  müssen  im  Semitischen  entweder  mit 
Hülfe  von  Präpositionen,  namentlich  der  Dativ  durch  die  Präpos.  A 
(§  164)  ausgedrückt  oder  durch  eine  beziehungsreichere  Anwendung 
des  Accusativ-  und  Genitiv -Verhältnisses  ersetzt  werden.  Aber 
selbst  diese  vier,  im  Semitischen  möglichen  Casus  sind  keineswegs 
in  allen  semitischen  Sprachen  vollständig  entwickelt;  auch  das 
Aethiopische  hat  mehrere  von  ihnen  zwar  zu  entwickeln  angefangen, 
aber  nicht  durchgeführt^. 

1.  Der  Nominativ  als  Subjectscasus  hat  als  Gegensatz  den 
Accusativ  als  Objectscasus.  Er  ist  als  Subjectscasus  beziehungslos, 
während  der  Casus  obliquus  immer  eine  Beziehung  auf  ein  Wort, 
von  dem  er  abhängt,  in  sich  scbliesst.  Den  beziehungslosen  Casus 
haben  die  semitischen  Sprachen  ursprünglich  nicht  durch  eine  be- 
sondere Form  bezeichnet*,  sondern  der  reine,  durch  Genus  und 
Numerus  hindurchgegangene  Nominalstamm  genügt  unmittelbar 
für  den  Fall,  wo  er  als  unabhängiges  Wort  im  Satze  hingestellt 
werden  soll,  und  wenigstens  die  nordsemitischen  Sprachen  sind  auf 
diesem  Standpunkt  stehn  geblieben.  Dagegen  ist  die  arabische 
Sprache  um  einen  Schritt  weiter  gegangen.  Wie  sie  die  Abhängig- 
keit des  Objects  durch  eine  dem  Nominalstamm  angefügte  Endung 
bezeichnet,  so  bezeichnete  sie  auch  die  Verhältnisse  der  Unabhängig- 

^  Gegen  die  von  Hommel  vorgetragene  Ansicht,  dass  das  Ursemitische 
eine  Casusunterscheidung  gehabt  habe,  wendet  sich  mit  Recht  Haupt,  ZDMG 
XXXIV,  S.  758. 

2  S.  Ewald,  Hebr.  Spr.  §  202,  a. 


§  142.    Nominativ  und  Vocativ.  283 

keit  durcli  Endungen^.  Das  Aethiopische  steht  in  diesem  Punkt 
eher  auf  Seite  des  Nordsemitischen.  Allerdings  weist  es  bei  den 
meisten  Nominalstämmen  für  den  Unabhängigkeitscasus  einen 
andern  vocalischen  Auslaut  als  für  den  Objectscasus  auf  und  somit 
in  gewissem  Sinne  eine  Nominativendung  im  Gegensatz  zur  Accusativ- 
endung.  Im  Gebiet  der  Fürwörter  hat  das  persönliche  Pronomen 
im  unabhängigen  Casus  für  das  männliche  Geschlecht  den  Aus- 
laut ü  =  er,  für  das  weibliche  1  =  sie,  und  dasselbe  findet 
sich  auch  in  einigen  andern  Wörtern,  namentlich  Zahlwörtern, 
z.  B.  hth'^'  em-er,  htMl'  ein-e.  Da  nun  auch  im  Arabischen 
der  Nominativ  des  Nomens  den  Auslaut  u  hat  und  sich  ähnliches 
auch  in  verwandten  Sprachen  zeigt*,  und  da  schon  nach  den  Laut- 
gesetzen (§  38)  anzunehmen  ist,  dass  auch  die  äthiopischen  Nominal- 
stämme einst  vocalisch  auslauteten,  also  überall  da,  wo  nicht  der 
vocalische  Auslaut  des  Accusativs  stand,  ein  anderer  vocalischer 
Auslaut  existirt  haben  muss,  so  haben  wir  uns  zu  denken,  dass 
einst  auch  im  Aethiopischen  die  Nomina,  welche  auf  den  dritten 
Radical  endigen,  im  Unabhängigkeitscasus  einen  vocalischen  Aus- 
laut hatten,  und  verschiedene  Spuren  (vor  allem  die  Schrift)  zeigen, 
dass  dieser  Auslaut  das  kurze  unbestimmte  e  war^.  Der  Grund- 
gegensatz zwischen  Subjects-  und  Objectscasus  war  also  einst 
meist  auch  durch  einen  Gegensatz  des  Auslauts  bezeichnet.  Da- 
gegen scheint  das  Aethiopische  nie  einen  Versuch  gemacht  zu  haben, 
auch  den  andern  Gegensatz  zwischen  Nominativ  und  Genitiv  durch 
verschiedene  vocalische  Endungen  zu  bezeichnen,  ein  Fortschritt, 
den  nur  das  Arabische  machte.  Vielmehr  musste  der  eine  Aus- 
laut e  sowohl  das  Nomen  in  Unabhängigkeit  als  das  Nomen  in 
Abhängigkeit  von  einem  andern  Nomen  bezeichnen,  und  schon 
hiedurch  war  jenem  e  eine  speciiische  Bedeutung  als  Nominativ- 
zeichen genommen.  Da  ausserdem  die  ganze  Entwicklung  der 
Vocalaussprache  darauf  lossteuerte,  das  kurze  e  immer  mehr  zu 
verflüchtigen  und  unter  Umständen  ganz  auszustossen  (§  37  f.),  so 
gab  schliesslich  das  Aethiopische  die  Bezeichnung  des  Nomens  über- 
haupt und  damit  auch  des  Nominativs  durch  einen  vocalischen 
Auslaut  völlig  auf,  während  es  dagegen  den  Accusativ  regelmässig 
bezeichnete.  Nur  in  gewissen  Fällen,  nämlich  wo  es  der  Silben- 
bau und  die  lautliche  Natur  des  letzten  Radicals  erforderte,  musste 


1  Ebenso  wie  die  Verhältnisse  des  Verbums   durch   die  Art   der   aus- 
lautenden Vocale  bezeichnet  werden  oder  wurden. 

2  S.  Ewald,  Hebr.  Sjjv.  S.  450,  Anm.  1. 

3  Anders  Barth,  ZDMG  XL  VI,  S.  685. 


284  §  142.    Nominativ  und  Vocativ. 

sich  auch  das  ^  des  Nominativ-Genitiv  noch  zäher  erhalten,  wie 
das  §  38  des  Näheren  gezeigt  ist. 

Wenn  aber  nicht  einmal  der  Nominativ  äusserlich  bezeichnet 
wird,  so  noch  weniger  der  Vocativ,  der  keinem  so  directen  Gegen- 
satz gegenübersteht  wie  der  Nominativ  dem  Accusativ.  Für  das  No- 
men im  Ausruf  genügt  in  der  Regel  der  Nominalstamm.  Gleichwohl 
hat  das  Aethiopische  von  anderer  Seite  her  einen  Anfang  zur 
selbständigen  Ausbildung  eines  Vocativs  gemacht.  Wie  in  andern 
Sprachen  kann  nämlich  der  Vocativ  auch  hier  durch  ein  beige- 
setztes Ausrufswort,  das  betonte  (Trumpf,  S.  544)  Wörtchen  h- 
(§  61)  auch  äusserlich  bezeichnet  werden,  z.  B.  hl'üC'  '%C' 
0  du  guter  Knecht!  Luc.  19,  17;  hhlrll't?'  o  meine  Weiher! 
Gen.  4,  23;  h't'(D*^^s  öti^'t'  du  verkehrtes  Geschlecht!  Luc. 
9,  41.  12,  20;  hhlü»'  o  du  So  und  so.  Im  Aethiopischen  ist  man 
darin  noch  weiter  gegangen  und  hat  h'  dem  Nomen  hinten  ange- 
fügt^ und  so  den  Anfang  zur  eigentlichen  Casusbildung  gemacht. 
Diese  Art  der  Vocativbildung  mag  in  der  Sprache  einst  allgemeiner 
verbreitet  gewesen  sein,  findet  sich  aber  jetzt  nur  bei  einigen 
wenigen  Wörtern,  die  häufig  im  Vocativ  gebraucht  werden.  Der 
Hauchlaut  von  h'  fällt  dabei  regelmässig  ab  (§  47)*.  So  findet  man 
noch  öfters  hllLh'  Herr!  z.  B.  Ps.  8,  1.  Matth.  7,  21;  hl^s  (Org.) 
und  ho^"'  Mutter!,  'ühfL-f''  Weih!  Joh.  4,  21.  20,  13.  15.  Wie 
sehr  h'  in  dieser  Zusammensetzung  schon  seine  stärkere  Bedeutung 
verloren  hat,  geht  daraus  hervor,  dass  man  einem  auf  diese  Weise 
gebildeten  Vocativ  hie  und  da  nochmals  ein  ^i  vorsetzte:  h'üh. 
fU-f-'  0  Weih!  Joh.  2,  4.  Matth.  15,  28;  vgl.  Prätorius,  ZDMG 
XLVII,  S.  388  f. 

Ausserdem  hat  nur  das  Wort  ti'ü'  Vater  einen  besondern 
Vocativ  M'  (Gen.  27,  18.  22, 7.  Matth.  11,  25.  Luc.  15,  18.  21  u.  s.), 

wahrscheinlich  ein  Accusativ  (wie  im  Arabischen  ^^\  vj?  da  der 
Accusativ  von  ti'ü'  wenigstens  vor  Pron.  suff.  noch  h(\'  lautet 
(§  154)^.    Weitaus  am  häufigsten  aber  wird  auch  im  Aethiopischen 


^  Wie  auch  andere  Casus  im  Semitischen  und  in  andern  Sprachen 
durch  die  Anfügung  kurzer  Wörter,  meist  von  Präpositionen  oder  Pronomina, 
entstanden  sind. 

2  Dass  durch  diese  Bildung  das  Stat.  constr. -Verhältnis  nicht  auf- 
gehoben werde,  behauptet  Ludolf  Gr.  III,  7  mit  Berufung  auf  Ps.  83,  1.  4; 
in  seiner  Psalmenausgabe  hat  er  aber  nicht  ?i*7H,^»'  'Tfj^A'}'?  sondern 
h*7ll,K'    '^y^'i'   drucken  lassen. 

^  Vgl.  übrigens  K3t<. 


§  143.    Accusativ.  285 

der  Vocativ  durch  den  reinen  Nominalstamm  ausgedrückt:   l'tlC' 
?iVhJ?,!  scJdechter  Knecht!  Matth.  18,  32.  25,  26. 

2.  Der  Accusativ.  Von  der  alten  gegensätzlichen  Be-  §  143 
Zeichnung  des  Nominativs  und  Accusativs  hat  das  Aethiopische 
wenigstens  die  letztere  regelmässig  erhalten  und  durchgeführt.  Im 
Gegensatz  zu  dem  e  des  Nom.-Gen.  wurde  der  Accusativ  durch 
auslautendes  a  bezeichnet,  sowohl  auf  dem  Gebiete  der  Pronomina 
als  auf  dem  der  eigentlichen  Nomina :  das  Aethiopische  stimmt 
auch  hierin  mit  dem  Arabischen  völlig  überein.  Dieses  a  lautet 
aber  in  gewissen  Fällen  voller  Vs  M,  und  es  kann,  alles  richtig 
erwogen,  kein  Zweifel  darüber  sein,  dass  V'  die  Grundform  ist, 
aus  der  a  erst  abgestumpft  ist.  Es  ist  dies  ein  unpersönliches 
Deutewörtchen  (§  62)  in  der  Bedeutung  hie,  da^  und  ursprüng- 
lich sicher  identisch  mit  dem  hebr.  n«.  der  Richtung.  Es  giebt 
also  zunächst  die  Richtung  auf  einen  Gegenstand  hin  an,  auf  den 
sich  die  Handlung  als  auf  ihr  Object  richtet:  h^^d'  'ültifwi^ ' 
er  liebt  in  der  Richtung  auf  ein  Weib.  Und  es  erhellt  daraus  von 
selbst,  nicht  nur  wie  treffend  diese  Bezeichnung  ist,  um  einem 
transitiven  Verbum  ein  Object  unterzuordnen,  sondern  auch  der 
eigentümliche  Gebrauch  des  Accusativs  (im  Semitischen  überhaupt 
und  so  auch  im  Aethiopischen)  für  Verhältnisse,  die  in  anderen 
Sprachen  durch  andere  Casus  ausgedrückt  werden.  Der  Accusativ 
wird  hier  auch  wie  der  Locativ  des  Sanskrit  gebraucht,  räumlich 
um  das  Verweilen  an  einem  Ort  und  die  Bewegung  nach  einem 
Ort  auszudrücken,  zeitlich  auf  die  Frage  wann?  und  wie  lange?, 
endlich  auch,  um  irgendwelche  Beziehung  einer  Aussage  anzugeben, 
z.  B.  '^^Afl^'l^'5  l^'  sie  war  verhüllt  ihrem  Gesichte  nach  oder 
an  ihrem  Gesicht  (s.  §  174  ff.).  Diese  verschiedenen  Bedeutungen 
des  Accusativs  erklären  sich  vollkommen  aus  jener  Grundbedeutung 
des  Wörtchens  V'.  Im  Einzelnen  ist  über  die  Accusativbildung 
Folgendes  zu  bemerken. 

Die  ursprüngliche  Form  des  stets  betonten  (Trumpf,  S.  544) 
Anhängsels  Vs  erscheint  noch  ziemlich  regelmässig  an  Eigennamen. 
Zwar  muss  ein  Eigenname  nicht  notwendig  ein  Accusativzeichen 
zu  sich  nehmen,  um  in  den  Accusativ  zu  treten,  denn  er  gilt  eben 
als  Eigenname  für  starr  und  unbeweglich,  tritt  nie  in  den  st.  constr. 
und  kann  ebenso   auch   das  Accusativ-Zeichen    entbehren;    in    den 


1  An  Bedeutung  nicht  verschieden  sind  das  ebenfalls  enclitische  ^s 
und  die  von  einer  andern  Deutewurzel  abgeleiteten  Anhängsel  ^s  und  J: 
(§  160);   von  ^s  geht  die  amharische  Acc.-Bezeichnung  en  aus. 


286  §  143.    Accusativ. 

jetzigen  Handschriften  fehlt  sogar  in  der  Mehrzahl  der  Fälle, 
namentlich  wenn  der  Accusativ  aus  dem  Zusammenhang  leicht  als 
solcher  erkannt  wird,  die  Accusativ-Bezeichnung  der  Eigennamen, 
z.  B.  Jos.  22,  13.  24,  4.  Tritt  aber  ein  Zeichen  an,  so  ist  es  immer 
hä  (nicht  a),  weil  sich  dieses  nicht  so  eng  mit  dem  Stamme  ver- 
knüpft, sondern  mehr  äusserlich  anfügt  als  a  und  auch  die  Grund- 
form vocalisch  auslautender  Namen  nicht  verändert :  vor  Allem  bei 
zusammengesetzten  Namen  (die  im  Aethiopischen  sehr  häufig  sind) 
war  diese  mehr  äusserliche  Anfügung  des  Zeichens  ganz  notwendig. 
Also:  je.l>-^y-  den  Juda  Matth.  1,  2,  fiCh-  '^Cf^^i',  iK1%}\ 
'flrh.Cy'j  Ä'fl^"  HJ&'ihy';  zahlreiche  Beispiele  von  Eigennamen 
im  Accusativ  mit  und  ohne  V'  s.  Matth.  1.  Gen.  4.  Dabei  be- 
zeichnet dieses  Vs  auch  alle  Verhältnisse,  die  der  Accusativ  sonst 
ausdrückt,  z.  B.  {[»"f*'  ^ih»9°*i'  nach  Bethlehem  Matth.  2,  8;  aber 
auch  ohne  V^,  z.  B.  flJfl^At'  4'^C'i'lf /*'5  als  er  nach  Kapernaum 
kam  Matth.  8,  5.  In  Dichtungen  findet  man  V'  sogar  Wörtern 
angehängt,  die  das  A  der  Richtung  vor  sich  haben :  fi^9^ '  "h'ü 
As  t{h,C^^PM'  ^futl-  (LuDOLF,  Gr.).  —  Aber  auch  an  Nomina 
appell.  kommt  dieses  V*  für  gewöhnliches  a  vor,  wenn  auch  sehr 
selten,  z.  B.  "JAV'  die  Höhle  (Epist.  Zar'a-Jacob,  bei  Ludolf,  Comm.); 
vgl.  auch  ?i7A»y'.  Ausserdem  ist  es  als  ä  (ohne  Hauch)  noch 
erhalten  in  einigen  adverbial  gebrauchten  Wörtern,  §  163. 

An  die  Nomina  appell.  (Subst.  Adj.  Infin.)  tritt  es  gewöhn- 
lich als  tonloses  (vgl.  Trumpf,  S.  544  f.)  ä  ^,  sowohl  an  Plural-  wie 
an  Singularformen.  Endigt  nun  das  Wort  consonantisch  (nach  Ab- 
werfung des  e  des  Nom.-Gen.),  so  wird  a  einfach  angefügt:  'i'h 
r'-  König  Ifl-iP''  Plur,.  ili^i-:,  ebenso  hd'  Vater  (Matth.  3,  9. 
15,  4),  ö'i^'  Meistein  ä'i^',  h-h'-  Bruder  h'V«:  Gen.  43,  6.  7 
oder  Ji'VflJ!  Gen.  24,  29;  Wörter  mit  einem  durch  einen  Hauch- 
laut gedehnten  ä  in  der  letzten  Silbe  behaupten  dieses  auch  im 
Accusativ,  z.  B.  ^^}\'  Mangel^  Acc.  ^^h'-  Lautet  aber  der 
Stamm  vocalisch  aus,  so  ist  zu  unterscheiden  zwischen  e,  ö,  ä  einer- 
seits und  i,  ü  andrerseits.  Mit  e,  ö,  ü  verbindet  sich  das  Accusativ- 
Zeichen  nicht  etwa  in  der  Gestalt  von  V')  wie  man  erwarten  könnte, 
sondern  ä  verschmilzt  mit  ihnen  zu  e,  ö,  ä,  welchen  Ursprungs 
auch  diese  Vocale  seien  (§  39).  Formen  wie  ö'ilU^*'  Cither,  ^1»' 
Blume,  hC^'  Tier,  gh^'  Heer,  Üfls  Thau,  •^Afc"-'  Schnit^werh 
lauten  daher  im  Nominativ  und  Accusativ  gleich,  und  etwaige 
Zweideutigkeiten   können    durch   die  Umschreibung  des  Accusativs 

1  Die  Länge  des  ä  in  den  Accusativen  einiger  Wörter  vor  Pron.  suff. 
(§  154)  hat  einen  besondern  Grund. 


§  143.    Accusativ.  287 

mit  Pron.  suff.  und  folgendem  A  (§  172)  vermieden  werden.  Auf  w 
auslautende  Nominalstämme  giebt  es  nicht;  wo  sich  ü  findet,  z.  B. 
in  Vf"A*'  alle  oder  in  hth*^'  einer^  ist  es  pronominalen  Ursprungs, 
und  diese  Wörter  bilden  daher  ihren  Accusativ  nach  Art  der  Pro- 
nomina, §  157  f.  Von  den  auf  t  auslautenden  Wörtern  gehören 
diejenigen,  in  welchen  t  Pron.  suff.  ist,  wie  hdi'lZ'  eine,  ebenfalls 
in  die  Lehre  von  den  Pronomina  (§  158);  ausserdem  endigen  aber 
noch  viele  andere  Stämme  auf  wurzelhaftes  t  (z.  B.  ff'^d'  frucht- 
bar) oder  auf  ein  Bildungs-t  (z.  B.  (f\t{J  Ziege  für  niA«J?^0  oder 
auf  die  Adjectiv-Endung  t ;  sie  alle  verhärten  in  der  Regel  1  nicht 
zu  7,  sondern  lassen  nach  §  40  i-a  =  e  werden:  'ühfU'  Mann 
bildet  -ühfL'-,  f^-nO  iP/.^'Bs  Gen.  10,  30;  r/i^i^'ß!  -flhrt.--  Gen. 
49,  15;  auch  (Vid^'  bildet  niAf';  und  nur  in  den  Fällen,  wo  t  noch 
mit  ej^  wechselt  (§  51),  wie  in  <^^CJ&-'  und  <^^^.-,  <^hAj&s 
und  o^htij,  fl/hCJK""  und  flA^s,  ist  die  Accusativ-Bildung  a^^ 
Cf  *  '^hAf  s  flflhCf '  die  gebräuchliche,  die  andere  aber  nicht 
unmöglich. 

Neben  dieser  gewöhnlichen  Accusativ-Bildung  der  meisten 
Nominalstämme  kommen  auch  Fälle  vor,  in  denen  die  Bildung  auf- 
gegeben wird  oder  nicht  zur  Erscheinung  kommt.  Obwohl  ihre 
Besprechung  eigentlich  in  die  Syntax  gehört,  so  scheint  es  doch 
zweckmässiger,  sie  schon  hier  zusammenzustellen.  1.  Wenn  die 
Accusativconstruction  durch  mehrere  Glieder  fortgesetzt  wird,  wird 
sie  bei  den  späteren  Gliedern  hie  und  da  aufgegeben,  nachdem  am 
ersten  oder  an  den  ersten  Gliedern  der  Accusativ  ausgedrückt  war, 
z.  B.  Num.  19,  16.  Hen.  22,  1,  oder  bei  einer  dem  Accusativ  bei- 
gegebenen Apposition  Ex.  31,  18^.  2.  Wenn  der  Accusativ  durch 
ein  mit  H  eingeleitetes  Wort,  sei  dieses  Zeichen  des  Gen.  oder  Rel., 
näher  bestimmt  wird,  kann  dadurch  das  Accusativ- Verhältnis  auf- 
gehoben werden,  z.  B.  Ex.  35,  22  (F.  H.)  ho^^d.'  W\i'ti"'  HCT 
HflJC*--  (für  OiW-A"'  rtOO;  Num.  8,  8  JZ-V/^h-:  W9^s  H'J^I- 
(für  AÜ</"-);  Num.  19,  10.  21  ß>\blt'  h^'  HA9A9":  (für  /hl 
z.  B.  Gen.  17,  7*).  Dies  erklärt  sich  aus  der  im  Aethiopischen 
sehr  gebräuchlichen  Attraction  des  Nomens  durch  das  Pron.  rel. 
(§  201);  und  wenn  H  auch  als  Genitiv-Zeichen  diese  Kraft  aus- 
übt, so  folgt  daraus  nur,  wie  lebendig  noch  das  Bewusstsein  der 
Sprache  von  dem  ursprünglichen  relativen  Sinn  des  Gen. -Zeichens 

1  Ueber  die  Wendung  Öti"^'   Jt^liA'lh*   oder  Jii^jJA'Tf"*   (iA'!"' 

s.  m.  Lex.,  col.  925;   vgl.  auch   ÜlC'   h9'^ÜlC'  Sir.  36,  31. 

2  Vgl.  auch  ehrest,  p.  52,  1.  5;  Platt,  Vidasc.  43,  9  etc.  (König,  S.  70); 
auch  LuDOLF,  Gr.  VI,  2,  13. 


288  §  144.    Genitivverhältnis. 

war^.     3.   Endlich  geht,   wenn  Pronomina  suff.   an  den  Accusativ 
antreten,  in  gewissen  Fällen  (§  154)  das  Accusativ-Zeichen  verloren; 
ebenso,  wenn  ein  Accusativ  zugleich  st.  c.  wird  (§  144). 
§  144  3.    Um  das   dritte   mögliche  Verhältnis,    das    Genitiv-Ver- 

hältnis, oder  allgemeiner  das  Verhältnis  der  Unterordnung  eines 
Nomens  unter  ein  anderes  auszudrücken,  hat  das  Aethiopische  das- 
selbe Mittel,  das  von  Alters  her  allen  semitischen  Sprachen  gemein- 
sam war,  den  sogenannten  Status  constructus,  der  zwar  in  vielen 
Fällen  dem  Genitiv- Verhältnis  andrer  Sprachen  entspricht,  an  sich 
aber  eine  viel  weitere  und  mannigfaltigere  Bedeutung  trägt  und 
jede  mögliche  Art  der  Unterordnung  eines  Nomens  unter  ein  an- 
deres, welche  nichtsemitische  Sprachen  mit  Hülfe  von  Präpositionen 
oder  von  Zusammensetzungen  bezeichnen,  ausdrückt.  Daneben  aber 
hat  sich  das  Aethiopische  für  das  Genitiv-Verhältnis  im  engeren 
Sinn  auch  noch  anderer  Ausdrucksmittel  bedient. 

a)  Der  Status  constructus.  Um  ein  Nomen  einem  andern 
unterzuordnen,  hat  das  älteste  Semitisch  ein  Mittel,  das  auch  die 
indoeuropäischen  Sprachen  kennen,  eine  Art  Wortzusammensetzung, 
in  welcher  der  allgemeine,  näher  zu  bestimmende  Begriff  voran- 
gestellt einem  besonderen  näher  bestimmenden  sich  eng  anschliesst 
und  unterordnet.  Der  Sinn  und  die  Kraft  dieses  Verhältnisses  liegt 
eben  in  der  engen  Zusammenschliessung  beider  Wörter  und  im 
Ton,  der  das  untergeordnete  Wort  als  das  bestimmende  hervorhebt: 
Herr-Land,  Herr-Haus  ist  Herr  des  Landes,  des  Hauses,  oder 
unser  Landesherr,  Hausherr,  und  das  Nordsemitische  zeigt,  dass 
schon  durch  das  blosse  engere  Zusammensprechen  beider  Wörter, 
mit  Betonung  des  letzten  und  der  dadurch  von  selbst  gegebenen 
möglichst  kurzen  Aussprache  des  ersten  dieses  Verhältnis  seinen 
Bestand  gewinnt.  Es  kann  sich  aber  zwischen  die  beiden  Wörter 
auch  ein  bezügliches  Wörtchen  einfügen,  welches  das  zwischen 
beiden  vorhandene  Bezüglichkeitsverhältnis  ausdrücklich  aussagt, 
und  diese  Art  der  St.  c- Bildung,  die  auch  im  Althebräischen,  in 
dem  sogenannten  Bindevocal  des  St.  c,  erscheint,  ist  im  Aethio- 
pischen  die  herrschende  geworden.  Das  Bezüglichkeitswörtchen 
wird  aber  nicht  dem  zweiten  (bestimmenden)  Worte  vorgesetzt  (wie 
im  Amharischen)  oder  gar  nachgesetzt  (wie  im  Arabischen),  wo- 
durch das  zweite  Wort  zu  einem  gewöhnlichen  Genitiv  herabsänke 
und  die  Notwendigkeit  der  Zusammensetzung  selbst  möglicherweise 

^  Dagegen  gehört  nicht  Heher,  dass  nach  }[\0t*:  wie  nie  der  Acc. 
stehn  kann,  was  Ludolf  so  sehr  auffällig  fand  (z.  B.  Ps.  37,  21.  Cant.  8,6); 
denn  )[\0^i  ist  Präpos.  und  steht  zum  Folgenden  immer  im  St.  c- Verhältnis. 


§  144.    Status  constructus.  ,  289 

aufgehoben  würde,  sondern  es  tritt  an  das  erste  (zu  bestimmende) 
Wort  und  bezeichnet  es  als  auf  ein  anderes,  unmittelbar  folgendes 
Wort  sich  beziehend,  und  die  Zusammenordnung  beider  Wörter 
in  der  bezeichneten  Reihenfolge  bleibt  auch  so  ganz  notwendig. 
Dieses  Wörtchen  nun,  das  wie  eine  Endung  dem  ein  anderes  sich 
unterordnenden  Worte  angehängt  wird,  oder  die  Endung  des  St. 
constr.  ist  im  Aethiopischen  immer  a.  Dass  diese  Endung,  obwohl 
sie  jetzt  äusserlich  mit  der  Accusativ-Endung  zusammenfällt,  ur- 
sprünglich damit  nicht  identisch  sein  kann,  leuchtet  von  selbst  ein, 
da  sie  etwas  ganz  anderes  ausdrückt  und  nicht  dem  Untergeordneten, 
sondern  dem  Unterordnenden  angehängt  wird.  Vor  Fürwörtern, 
die  sich  als  Suff,  einem  St.  c.  unterordnen,  lautet  diese  Endung  1 
(§  153)  und  in  mehreren  Fällen  noch  voller  ta  (§  150).  Nimmt 
man  dazu,  dass  auch  im  Hebräischen  ein  1  als  Bindevocal  des 
St.  c.  erscheint,  und  dass  das  Amharische  den  Genitiv  durch  Vor- 
setzung des  bezüglichen  Wörtchens  ^  (entsprechend  dem  äthio- 
pischen H)  ausdrückt,  so  ergiebt  sich  als  unzweifelhaft,  dass  die 
Endung  a  nur  abgekürzt  ist  aus  der  volleren  m,  diese  selbst  aber 
nichts  bedeutet  als  er  von  oder  ivelcher^  ebenso  aus  ursprünglichem  i 
gebildet  wie  H  aus  li  (§  65),  sodass  z.  B.  'V'h't'  d^'t'  ursprüng- 
lich bedeutet:  Türe  welche  —  Haus,  Türe  hezüglich  auf  —  Haus, 
Haustüre^.  Die  Endung  ia  wurde  aber  nicht,  wie  es  nach  äthio- 
pischen Lautgesetzen  möglich  gewesen  wäre,  zu  e,  weil  sich  zwischen 
den  beiden  eng  verbundenen  Wörtern  kein  langer,  den  Ton  an- 
haltender Vocal  festsetzen  sollte,  sondern  stumpfte  sich  in  der  Regel 
zu  dem  kürzeren  a  ab.  Gleichwohl  hat  sich,  wie  wir  sehn  werden, 
in  manchen  Fällen  e  noch  erhalten  (§  167),  ist  aber  dort  wohl 
anderen  Urprungs. 

Hienach  wird  im  Aethiopischen  ein  Wort,  sei  es  Singular 
oder  Plural,  in  den  St.  c.  gesetzt  durch  Anhängung  der  tonlosen 
(Trumpf,  S.  544)  Endung  a;  tritt  ein  solches  Wort  in  den  St.  c, 
so  fällt  die  Accusativ-Endung  mit  der  des  St.  c.  zusammen,  z.  B. 
d^^(Ds  ^ih^'ti  ihll'ü'  er  schickte  die  Schriftgelehrten  des  Volkes. 
Die  Gesetze  der  Anfügung  sind  dieselben  wie  beim  a  des  Accusativs 
(§  143).    An  consonantisch  auslautende  Wörter  tritt  a  einfach  an: 


^  Obiger  Erklärung  der  Endung  a  schliesst  sich  auch  Trumpf,  Ss.  544, 
N.  1;  557,  N.  1  an;  s.  dagegen  Halevy,  Journ.  as.  VII,  1,  p.  453  suivv.  und 
Prätorius,  ZDMG  XXVI,  S.  433;  XXVII,  S.  643.  Dass  das  von  uns  ange- 
zogene amharische  ^  (vermittelst  Tf )  selbst  erst  aus  ff  geschwächt  sei, 
scheint  Prätorius  {Amh.  Spr.  S.  126)  mit  Recht  hervorzuheben. 

Di  lim  an  n,  Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  19 


290  §  145.    Umschreibung  des  Genitivs. 

Z.B.  OD'i'q/^i':  ti^y^'-  Himmelreich   (von    <wi'}«7/*'^:),  j^^h 

V'l"'  Hili'ü' die  Schriftgelehrten  des  Volkes  (von  Ärli^^-O,    Jifl." 

Ä9"s  Bluträcher  (von  K'fl'  Fa^er)^.  Dabei  ist  zu  beachten,  dass 
auf  einen  Hauchlaut  endigende  Wörter  mit  ä  der  letzten  Silbe  dieses  ä 
auch  im  St.  c.  beibehalten,  wie  '^^h'  'h^h'j  ^Mh'  ^Mh'- 
An  Wörtern,  die  auf  ä,  e,  ö  auslauten,  verschwindet  a  in  diesen 
Vocalen:  ?i^ft<^-  1^9^'  Tiere  des  Feldes,  ■^h-l^.-  MlX^'  Blut- 
reinigung des  Weihes,  IM,'  "^Afts  rt^'lh'  Z(g^Y  (^er  dritten  Stunde. 
Wörter  auf  ü  wie  Vf'/V*-?  i^rh-^'  lassen  überhaupt  keinen  St.  c.  zu 
(§  157).  An  Wörtern  auf  1  verschmilzt  a  mit  i  zu  e  nach  den 
§  143  angegebenen  Gesetzen:  'ültxflj  Mann  bildet  'flhf)»';  1({d' 
l(\d>'^  rhO,!  9^1t\^'  centurio  Matth.  8,  5;  aber  i^tl'ttld'  hat  ^ 
fti'ACf !  und  ebenso  ^^s  /SeÄer  '^C?',  woneben  <^^s  u.  dergl. 
wenigstens  auch  möglich  ist,  wie  man  umgekehrt  in  der  ältesten 
Zeit  z.  B.  auch  noch  'üTtxM'  gesagt  zu  haben  scheint*.  Von  Eigen- 
namen wird  der  St.  c.  nicht  gebildet.  —  Ueber  die  Bedeutungen 
dieses  St.  c. -Verhältnisses  s.  §  184. 

§  145  h)   Die  Umschreibung   des   Genitivs.    Der  Ausdruck  des 

Genitivs  durch  den  St.  c.  fordert  immer  die  unmittelbare  Zusammen- 
ordnung beider  Wörter,  des  zu  bestimmenden  und  des  bestimmenden; 
nie  kann  ein  drittes,  fremdes  Wort,  wie  z.  B.  ein  Adjectiv,  zwischen 
beide  treten,  weil  sonst  die  Zusammenordnung  selbst,  die  eben  das 
St.  c- Verhältnis  bedingt,  zerstört  würde.  Dadurch  wird  die 
Sprache  in  der  Freiheit  ihres  Wortgefüges  sehr  beengt.  Da  ferner 
manche  Wörter  entweder  gar  keinen  St.  c.  zulassen,  wie  die  Eigen- 
namen, oder  sich  in  der  Form  des  St.  c.  von  der  des  St.  absolutus 
nicht  unterscheiden  (wie  alle  Wörter,  die  auf  ä,  e,  ö  auslauten), 
da  endlich  in  allen  Fällen,  wo  das  in  den  St.  c.  zu  stellende  Wort 
zugleich  in  den  Accusativ  tritt,  die  Bezeichnung  des  Accusativs  und 
des  St.  c.  zusammenfallen,  so  ist  es  nicht  zu  verwundern,  dass  die 
Sprache  jene  älteste  Bezeichnung  des  Genitiv -Verhältnisses  un- 
genügend fand  und  eine  neue  Bezeichnung  schuf,  welche  sowohl 
der  Deutlichkeit  des  Ausdrucks  als  der  Freiheit  der  Wortstellung 
dienlich  war.  Diese  neue  Bezeichnung  lehnt  sich  zwar  an  die  im 
äthiopischen  St.  c.  vorliegende  Ausdrucksweise  des  Genitiv-Verhält- 
nisses an,  es  wird  wie  dort  ein  Pron.  relat.   zu  Hülfe   genommen, 


1  Es  ist  nicht  richtig,  wenn  Ludolf  sagt,  dass  }\'(\i  'h'^^i  th9^'  h^' 

den  St.  c.  durch  Pron.  sufF.  und  f{  umschreiben  müssen. 

2  S.  die  RüppELL'schen  Inschriften  I,  1,  II,  2. 


§  145.    Umschreibung  des  Genitivs.  291 

um    die    Bezüglichkeifc   dieses    V^erhültnisses    auszudrücken;    sie    ist 
aber  darin  sehr  verschieden   von    jenem,    dass    dabei    keine  Wort- 
zusammensetzung stattfindet   und    demnach    auch    das    Pron.  relat. 
nicht  dem    zu    bestimmenden  Worte  nach-,    sondern    dem    bestim- 
menden  vorgesetzt   wird.     Das   Pron.  rel.,    das    für   diesen   Zweck 
gebraucht  wird,   ist  nicht  das   ältere   f  ^,    sondern  das  später  ge- 
wöhnliche H  ^,   worin  zugleich  ein  Beweis    dafür   liegt,    dass  diese 
ganze  Bezeichnungsweise   secundär    ist.     Der  Sinn    dieser  Genitiv- 
bezeichnung   kann    nicht    zweifelhaft   sein:    hYlti^^'    li(OC^'   ist 
Krone  welche  Gold  oder  Krone  auf  Gold  hemglich  d.  i.  Krone  von 
Gold  oder  goldene  Krone,   ?i*7H.?is   HtLlhs  Herr  Haus -bezüglich, 
Herr  des  Hauses.     Die   Stellung   eines  so   gebildeten  Genitivs  im 
Satze  ist  vollkommen   frei;    man    kann    ebensowohl    \l(DCi^-    t\\l 
A.A!  als  Wr)A.A-'   n(DC^i  oder  KhA^A--  OflJK"-  Hfl^C*-"  sagen. 
Wie   sehr    aber    der    ursprüngliche    relative    Sinn    dieses    Genitiv- 
zeichens in  der  Sprache  lebendig  blieb,    dafür    zeugt   (ausser  dem 
§  143  a.  E.  gelegentlich  beigebrachten  Beweis)  der  Umstand,  dass 
dieses  Genitivzeichen  noch  wie  das  Pron.  rel.  den  Unterschied  von 
Zahl  und  Geschlecht  durchlaufen  kann.    Zwar  ist  es  erlaubt  und 
sogar  das  weitaus  gewöhnlichste,   den  Genitiv  bloss   mit   H  zu  be- 
zeichnen, auch  wenn  das  Nomen,   von   dem   er   abhängt,    weiblich 
ist  oder  im  Plural  steht,  z.  B.  {[»-f"-   Arh.5^--   HJ&(i-^"  Bethlehem 
in  Juda  Matth.  2,  1  oder  hniö-   Hi^rhT^A"    ndi^'   ^A^h>A: 
die  verlornen  Schafe  vom  Hause  Israel  Matth.  15,  24;   aber  man 
kann    wenigstens,    wenn    das    regierende   Wort    ein    Fem.    ist,    die 
weibliche  Form  M-i"-  dafür  setzen,  z.  B.  ^C^s   Mi*'-   ^d^'d'' 
Maria  Jacobi   Matth.  27,  56,   Oß-^h--   M-f"-   ^'^1'   dein  Auge 
der  rechten  Seite  {deiti  rechtes  Äuge)  Matth.  5,  29,  tii^^'  h'i't'' 
Tf\1ll^h'üih»C'  die  Pforte  des  Herrn  Ps.  117,  19,   und   wenn   das 
regierende   Wort   im    Plural   steht,    das   pluralische   Genitivzeichen 
hti'  gebrauchen :  h^V9^'t''  hii'  (P^h'U'  OÄÄ*-'  die  Stiere  jenes 
Hofes  Hen.  89,  5,  h^d^.'  ^(\l^^'  l\^'  \l^.9^^'  die  Berge  der 
Finsternisse  der  Winterszeit  Hen.  17,  7. 

Diese  Bezeichnung   des  Genitivs   durch    H    hat  so  sehr  über- 
hand genommen,   dass  sie   eine   andere   mögliche,    im  Hebräischen 

1  Das  sich  im  Amharischen  noch  zu  diesem  Zweck  erhalten  hat. 

2  Das  Aethiopische  stimmt  hierin  ganz  mit  dem  Aramäischen  überein, 
das   zum   selben    Zwecke  ^"^   ?    verwendet.     Halevy   vergleicht  ferner    «jj 

s.  MoRDTMANN,  ZDMG  XLIV,  S.  191  f .  —  H  wird  dem  Worte,  das  es  in  den 
Gen.  bringen  soll,  immer  ohne  trennende  Punkte  vorgesetzt,  §  147. 

19* 


-^«^^  §  146.    Pronomina  demonstrativa. 

sehr  gebräuchliche,  nämlich  die  durch  die  Präposition  A  (b)  ziem- 
lich verdrängt  hat,  s.  §  186. 

üeber  eine  andere  mögliche  Umschreibung  des  Genitivs  durch 
ein  Pron.  suff.  mit  folgendem  A  s.  §  172. 


B.  Pronomina  und  Numeralia. 
I.  Pronomina. 

§  146  In    der   Bildung   der   Personen,    Numeri,   Genera   und  Casus 

der  Pronomina  ist  vieles  eigentümliche  erhalten,  was  bei  den 
Nominalstämmen  aus  Begriffswurzeln  nie  Eingang  gefunden  hat. 
1.  Die  persönlich  ausgebildeten  Deutewörter  (Prono- 
mina demonstrativa). 

a)  Das  nächste  Deutewort  ist  II  s  dieser  (§  62),  kurz  und 
scharf  gesprochen  ^e  und  stets  betont  (Trumpf,  S.  546).  Es  lautet 
in  seiner  nächsten  (Nom.-Gen.)  Form  auf  das  kurze  unbestimmte  e 
aus,  wie  andere  Nominalstämme.  Es  bildet  sein  Fem.  durch  die 
weibliche  Endung  ä  (§  126)  H  diese  und  den  Accusativ  durch 
die  gewöhnliche  Accusativ-Endung  ä  (§  143),  also  Acc.  masc.  H 
diesen  (z.  B.  Ex.  20,  1),  fem.  H  diese  (z.  B.  Matth.  17,  9).  Im 
Nominativ  wird  dieses  Pronomen  noch  ziemlich  häufig  gebraucht, 
im  Accusativ  seltner.  Da  das  Wörtchen  sehr  kurz  ist,  so  lehnt 
es  sich  in  der  Regel  an  ein  anderes  vorhergehendes  oder  nach- 
folgendes Wort  an,  z.  B.  Il^li'ü''  Matth.  15,  8;  K.ß>^hV^1l'' 
Matth.  19,  26;  Tflnf-A--"  13,  54;  AI/.-  8,  9;  Tirt--  27,  47;  TfV-s 
Gen.  43,  29;  9^l\M'  H-ßh^^s  Matth.  12,  41;  H^fl^AJ^s  24,  34; 
Hi,'  26,  13;  WUh^i  21,  4,  und  wird  nur  sehr  selten  als  selb- 
ständiges Wort  durch  s  vom  folgenden  abgetrennt,  z.  B.  Gen.  42,  28. 

Eben  wegen  seiner  Kürze  ward  dieses  Wort  von  der  Sprache 
schon  frühzeitig  als  ungenügend  empfunden  und  wurde  deshalb 
mit  einem  andern  Deutewort  zusammengesetzt:  mit  'f'  (§  62),  ur- 
sprünglich verwandt  mit  Tf,  das,  da  es  hinten  angefügt  wird,  die 
Zeichen  des  Genus  und  der  Casus  zu  sich  nimmt.  Es  erhält  im 
Nom.  masc.  den  Vocal  w,  fem.  t  (§  65)  =  er,  sie:  "fcs  dieser, 
'tl'  diese^.  Im  Accusativ  beider  Genera  steht  diesem  w,  ^  immer  a 
gegenüber,  also  'f's  diesen^  diese.  Die  Zusammensetzung  selbst 
ist  im  Fem.  einfach:   Ht^  diese  (Nom.),   Hi's  diese  (Acc),  z.  B. 


^   Der   Erklärung   dieses    -fc :    durch   König,    S.  124   kann   ich   nicht 
zustimmen. 


§  146.    Pronomina  demonstrativa.  293 

Ruth  3,  13.  Im  Masc.  dagegen  spricht  man  statt  ll'U^  U'l''  nacli 
§58  vielmehr  l/^i^s  jzcntü^  (Nom.),  WH*'-  mnta  (Acc).  Beide 
Bestandteile  der  Zusammensetzung  sind  flectirbar.  Diese  längere 
Form    irj'li-"    H'lZ',   Wl'V'    H'/'-'    ist  weitaus  die   gebräuchlichere. 

Der  Plural  von  Tf  H  wird,  wie  in  den  übrigen  semitischen 
Sprachen,  von  einer  andern  Deutewurzel,  aly  la  (§  62)  gebildet, 
und  zwar  durch  Zusammensetzung  beider  Formen,  sodass  also  die 
Mehrzahl  ausgedrückt  wird  durch  der  -\-  der  =  die  oder  diese. 
Die  x4.ussprache  lautet  im  Aethiopischen  masc.  ?iA*!^,  fem.  "h^' 
(ellü,  ella)^  Formen,  die  wahrscheinlich  aus  längerem  ellüm,  ellöm 
und  ellän  abgestumpft  sind  (s.  unten).  Beide  werden  noch  ziem- 
lich häufig  gebraucht,  namentlich  "htir'  sehr  oft,  z.  B.  Matth.  15, 
20.  32,  aber  auch  M',  z.  B.  Matth.  5,  19.  Ps.  89,  11.  Hen.  22,  3. 
71,  12.  Einer  besondern  Accusativ-Bildung  sind  sie  nicht  mehr 
fähig,  da  sie  hinten  zu  stark  verkürzt  sind,  und  werden  deshalb 
nur  äusserst  selten  im  Accusativ  gebraucht  (z.  B.  JiA*'  Hen.  37,  3); 
der  Accusativ  wird  entweder  durch  Pronn.  suiF.  und  A  umschrieben, 
oder  man  gebraucht  die  zusammengesetzte  Form.  Neben  ?iA«  findet 
sich  auch  das  fem.  hA-'J«',  z.  B.  G.  Lal.  p.  55,  1.  20;  p.  56, 
11.  4.  19;  p.  59,  ].  23. 

Wie  nun  aber  der  Singular  H  H  gern  durch  i^s  verstärkt 
wird,  so  auch  der  Plural,  indem  an  die  ursprünglichen  Formen 
htk"'  und  hA-"  'U'-  tritt:  hti^'i'U',  seltener  hA-'J'fr«'  diese  (m.), 
^lA'J'fJs,  seltener  ?iA'}'fc'  diese  (f.)^.  Merkwürdig  ist  an  dieser 
Zusammensetzung ,  dass  das  zweite  Glied  weder  Numerus  noch 
Genus  unterscheidet,  offenbar  deshalb,  weil,  wenn  auch  'p'  in  den 
Plural  (-f-ot^i  •f'li:  §  148)  träte,  der  Stamm  zu  lang  würde;  "l-s 
bleibt  vielmehr  im  Singular  für  beide  Genera  im  Sinne  eines  ver- 
stärkenden da  :  diese  da.  Im  Accusativ  werden  nicht  hti*''}':  h^lt' 
flectirt,  die  keinen  vocalischen  Auslaut  mehr  haben,  an  dem  die 
Beugung  hörbar  werden  könnte,  sondern  'ps,  das  (wie  oben)  in  '^ 
übergeht:  hti^'li"',  seltener  hti-lfi"'  hos  (Hen.  93,  2.  Matth.  10,  5. 
13,  53,  an  letzterer  Stelle  bei  einem  Nom.  fem.),  Iti^Tfl''  has 
(Hen.  82,  1.  Ruth  3,  17  u.  ö.). 


^  So  betont  auch  Ludolf;  s.  dagegen  Trumpf,  S.  546. 

2  Am  meisten  entsprechend  dem  rabb.  y^t^. 

3  In  der  Bildung  entsprechen  genau  7\0^*'i'\»'  "h^l'^'P'' -,  §  M8. 
Uebrigens  scheint  Yxtt^ll'  ^^^  JiA"!'™*  (vgl.  (D'lti'f'^'^' ')  unter  dem  Ein- 
fluss  des  folgenden  t  entstanden  zu  sein. 


294  §  146.    Pronomina  demonstrativa. 

Seiner  Bedeutung  nacli  geht  Tf  ll'i'P'  u.  s.  f.  immer  auf 
das  Nähere  und  Bekannte,  und  nur  wenn  es  wiederholt  wird,  wie 
in  ll'i'U'  iill'i'P'  dieser — jenan,  kann  es  das  zweite  Mal  das 
Entferntere  bezeichnen.  —  Masc.  sowohl  wie  Fem.  können  auch 
unpersönlich  (neutrisch)  gebraucht  werden;  doch  ist  das  Masc.  in 
diesem  Sinne  viel  häufiger. 

h)  Zur  Bildung  eines  Demonstrativums,  das  auf  Entfernteres 
und  Unbekanntes  hinweist,  wurde  das  ebenbesprochene  Pron.  dem. 
mit  der  Wurzel  ka,  persönlich  ausgebildet  kü  (§  62),  zusammen- 
gesetzt. So  entsteht  das  masc.  TiVb'  ^ekü'^  dieser  dort  diA.  jener. 
Aber  für  das  Fem.  wird  kü  nicht  mit  H-,  sondern  mit  einer  von 
der  Wurzel  an  abgeleiteten  weiblichen  Form  hlr't'  (ent)  diese 
(§  62)  zusammengesetzt:  'h'i'tX)*'  jene  (z.  B.  Hen.  85,  5),  nicht 
Ji^lhh«',  da  Vb'  schon  starr  geworden  ist  und  keine  Unterscheidang 
von  Genus  oder  Numerus  mehr  zulässt.  Selbst  die  Unterscheidung 
des  Accusativs  ist  bei  kü  selten,  wobei  sich  ü  in  den  Kehllaut 
flüchtet  und  Xb'  zu  h"^  wird.  Demnach  lautet  der  Acc.  masc.  Tih"- 
(indem  das  erste  Glied  starr  bleibt)  Hen.  89,  44.  51.  Gen.  27,  17 
(ann.),  fem.  M^X)-'  h^^h»-"  und  K'J'Mfb!  (Prov.  15,  18).  Da  also 
das  schliessende  tb"  für  die  Flexion  schon  etwas  unempfänglich 
geworden  ist,  so  wurde  weiterhin  auch  dieses  Pron.  noch  einmal 
zusammengesetzt  und  zwar  mit  ^J  (s.  oben  unter  a).  Statt  IfVl-iJs, 
was  nie  vorkommt '^,  sprach  man  aber  kürzer  zweisilbig  Tilrf'i^! 
und  Tihl^s  {^ekiietü  und  sektü)  jener  (§  36),  und  statt  Ji^'lhVb'fc'" 
oder  verkürzt  h'J'ihh'fc!  mit  Einschiebung  eines  weiblichen  ä,  das 
den  Wortton  trägt,  hlr^ilil'  (entakHI)  jene  (Marc.  11,  21.  14, 
25  u.  ö.).  Von  der  verstärkten  Masculin-Form  wird  dann  in  der 
Regel  auch  der  Accusativ  abgeleitet:  HYl't'  und  Ulrf"'!'''  jenen 
(z.  B.  Gen.  27,  16.  Lev.  1,  8.  Num.  5,  18.  25.  Jos.  21,  40);  M^ 
Jfl't'"  jene  ist  bis  jetzt  nicht  gefunden. 

Der  Plural  wird,  da  Tti'i't-  keinen  Plural  hat,  für  beide 
Genera  von  ella  gebildet  und  lautet  von  der  kürzeren  Form  1l\b' 
ltilfH'\h'  m.  f.  JiAYbs,  von  der  längeren  TfW"|J!  M^Ylil'  m.  f. 
?iAW"fcs  oder  hAhl^s;  daneben  findet  sich  f.  Mili^'-  Jos.  4,  11. 
Das  ?iA'    ist   in    dieser  Zusammensetzung  seines  vocalischen  Aus- 


^  Vgl.  aber  Trumpf,  S,  547.  —  Zuweilen  wird  die  Partikel  fy  zwischen 
beide  Bestandteile  eingeschoben:  TirtVb';  s.  m.  Lex.  col.  1057  oben. 

2  Für  die  von  König,  S.  53   angeführte  Stelle  4  Esr.  11,  25   empfiehlt 
sich  noclimalige  Prüfung  der  Handschrift. 


§  147.    Pronomen  relativum.  295 

lautes  beraubt^  und  wahrscheinlich  auch  die  Verdopplung  des  A 
aufgegeben,  wenn  anders  clhuetü  cllcetU  und  nicht  vielmehr  elleknetü 
clleJctü  zu  lesen  ist.  Ueber  den  weiblichen  Gebrauch  von  tiMb' 
und  ?iAh'|::  s.  z.  B.  Matth.  25,  7.  8.  11.  Hen.  9,  8.  hMb'  kann 
keinen  Accusativ  mehr  bilden,  dagegen  lautet  von  hMl'U'  der 
Accusativ  Tti^M"-  oder  hAW-i'-",  z.  B.  Ex.  34,  4.  Hen.  89,  60.  Im 
übrigen  wird  dieser  Plural  oft  durch   'hf^''i'pi  h'H'i'P'   ersetzt. 

Was  die  Bedeutung  dieses  Wortes  im  besondern  betriJfft,  so 
kann  Iflfb-'  Ji'J'l'Vb-'  u.  s.  f.,  weil  auf  das  Unbekannte  hinweisend, 
auch  im  Sinne  eines  unbestimmten  Artikels  irgend  einer  gebraucht 
werden,  wenn  der  Sprechende  einen  neuen,  ihm  bekannten,  dem 
Hörer  aber  noch  unbekannten  Gegenstand  in  die  Rede  einführt, 
z.  B.  Hen.  89,  29;  oder  auch  für  etwas  bestimmtes  Unbestimmtes, 
im  Sinne  unseres  der  betreffende  z.  B.  Hen.  72,  3.  5.  Auch  wird 
es  in  verächtlichem  Sinne  gebraucht,   wie  iste^    z.  B.  Gen.  37,  19. 

In  den  St.  c.  kann  weder  ein  Pron.  dem.,  noch  irgend  ein 
anderes  Pron.  treten;  wohl  aber  können  sie  von  einem  Wort  im 
St.  constr.  als  Genitive  abhängig  sein,  z.  B.  f^troi  'Uil'P'  Gen.  9,  6 
(s.  §  184),  bilden  aber  häufig  auch  ihren  Genitiv  äusserlich  durch 
vorgesetztes  H. 

2.   Die  bezüglichen  und  fragenden  Fürwörter.  §  147 

a)  Als  Pronomen  relativum  dient  im  Aethiopischen  die 
Deutewurzel  1f,  ohne  weitere  Zusammensetzung*;  aber  es  unter- 
scheidet sich  von  If  in  der  Bedeutung  dieser  immer  durch  die 
Aussprache  mit  a:  H  welcher;  zur  Betonung  s.  Trumpf,  S.  547. 
Das  Fem.  dazu  lautet  nicht  H  (aus  einem  sogleich  anzugebenden 
Grunde),  sondern  filfl*'  welche^  abgeleitet  vom  Stamme  an,  der 
weiblich  als  M^-  auch  in  M^Yl''  (§  146,  b)  erscheint.  Der 
Plural  zu  beiden,  ohne  Unterscheidung  des  Geschlechts,  ist  ?iA' 
(ella)  welche,  abgeleitet  von  dem  zusammengesetzten  Pron.  el-lüy 
das  auch  in  ?i/V*'  und  TtiMb'  (§  146)  vorhanden  ist.  Bedenkt 
man,  dass  diese  drei  Formen  auf  a  auslauten  und  sich  als  Relativa 
eben  durch  diesen  Auslaut  von  den  entsprechenden  Demonstrativ- 
formen unterscheiden,  so  kann  man  nicht  zweifeln,  dass  dieses  a 
der  Träger  des  relativen  Sinnes  dieser  Formen  ist.  Da  somit  a 
schon  in  der  Grundform  wesentlich  ist,  so  lässt  sich  von  diesen  drei 
Wörtern  keine  Accusativform  bilden;  wie  (DQ^'  sowohl  das  Gold 
im  Accusativ,  als  auch  das  Gold  des  im  Acc.  und  St.  c.  zugleich 

1  Wie  ^K  aus  n!?K. 

2  Wie  im  Aramäischen  ?. 


296  §  147.    Pronomen  relativum. 

ist,  so  wird  H  h.'i'i''  "hh-  unmittelbar  auch  als  Accusativ  ge- 
braucht. In  den  Genitiv  können  diese  Relativa  treten,  indem  sie 
sich  einem  St.  c.  unterordnen,  wie  'ühfL'l''  H^'t*"  das  Weih  dessen, 
der  gestorben  ist,  oder  das  äussere  Genitivzeichen  H  vortreten 
lassen:  HH=  dessen,  nhlflT'  deren,  Wtxti'  welcher.  —  Wie  nun 
aber  in  einigen  andern  semitischen  Sprachen  das  Pron.  rel.  starr 
und  für  die  Unterscheidung  des  Geschlechtes  und  der  Zahl  un- 
empfänglich geworden  ist,  so  kann  auch  im  Aethiopischen  die  Form 
H  zugleich  für  den  Sing.  f.  und  den  Plur.  m.  und  f.  gebraucht 
werden,  und  dieser  Gebrauch  von  H  als  eines  allgemeinen  Relativ- 
zeichens ist  fast  ebenso  häufig  als  die  Unterscheidung  von  Ge- 
schlecht und  Zahl,  z.  B.  i\i\a^'  n-f'P'üh^'  iW^f'  die  Väter, 
die  sich  in  Nicäa  versammelten,  h^lr'P'  H'lfC^'  hae  qiias  elegerunt; 
namentlich  dann,  wenn  der  Begriff,  auf  den  sich  das  Fron,  relat. 
bezieht,  im  Relativsatz  selbst  noch  ausdrücklich  durch  ein  Nomen 
oder  ein  Pron.  suff.  ausgedrückt  ist  und  daher  am  Anfang  des 
Satzes  ein  allgemeines  Relativzeichen  genügt,  z.  B.  tlt^'b't''  "flh 
fl/Iri  quae  mortiia  est  femina,  oder  nh9°i»V'  ex  qua,  Y['it\9°^\ff'^' 
ex  quibus.  Dagegen  können  natürlich  Tti'i't*'  und  "hü'  nie  als 
allgemeines  Relativzeichen  gebraucht  werden^. 

Soll  das  unpersönliche  welches  oder  was  ausgedrückt  werden, 
so  gebraucht  man  dafür  in  der  Regel  H?  nicht  hlfi*',  z.  B.  HJ& 
H'thOffl'  was  sich  regt  (Gen.  1,  24),  U^thiO'O  was  geht  (Ps.  8,  8). 
Den  correlativen  Begriff  der  {der,  welcher)  schliessen,  wie  in  allen 
semitischen  Sprachen,  U  TtiTfl''  Titi'  an  sich  schon  ein,  mögen 
sie  im  Nom.,  Gen.  oder  Acc.  stehn  (s.  §  201);  doch  kann  er, 
wenn  ein  Nachdruck  darauf  ruht,  durch  (D'h't^'  oder  ein  Pron.  dem. 
noch  besonders  ausgedrückt  werden,  z.  B.  ßh'h'U'  H^^^^h'  er, 
nämlich  der  gekommen  ist.  —  Sonst  kann  H  auch  den  Begriff 
quicumque^  wer  nur  immer  ausdrücken,  z.  B.  Matth.  10,  11.  14 
(s.  §  201),  oder  es  wird,  um  diesen  Sinn  zu  erzielen,  wenigstens  H 
(kaum  aber  li'i't''  hü')  verdoppelt:  HH'  welcher  welcher  =  wer 
nur.  —  Das  kurze  Wörtchen  H  lehnt  sich,  wie  Tf  (§  146),  fast 
immer  an  ein  anderes  Wort  an,  selten  an  ein  vorhergehendes  (eine 
Präposition),  gewöhnlich  an  das  nächstfolgende  Wort  des  Relativ- 
satzes, den  es  einleitet. 


1  In  dem  von  Ludolf  angeführten  Satze  ?i *7 11,^1 'flr[l»C'  KT"!'- 
^'<?.4*C'  K'J^4*'  steht  IfiTfl*:  nicht  für  H'  auf  Gott  bezüglich,  sondern 
ist  Conj.  —  ?i^H'j   also:  Deus  justitiae  amans. 


§  147.    Pronomina  interrogativa.  297 

h)  Das  substantivische  Fragewort  ist  <^V-'  wer?^^  zu- 
sammengesetzt aus  der  Fragewurzel  ma  (§  G3)  und  der  Deute- 
wurzel 7ia  (§  62),  welche  durch  angehängtes  ü  persönlich  zu  nü 
ausgebildet  ist  (wie  tu,  kU  §  146).  Es  wird  immer  persönlich  und 
substantivisch  gebraucht  (ganz  wie  das  deutsche  wer?),  z.  B.  ?i<^V-" 
von  wem?  (Chrest.  p.  97,  1.  11),  und  wird  als  erstarrte  Bildung 
für  Sing.  fem.  und  für  Plur.  m.  und  f.  zugleich  verwendet,  z.  B. 
ff^^'  ^Mv  H'b'  wer  ist  diese?  (Org.);  <^V-!  hl^f'^' wer  seid 
ihr?  (Ex.  10,  8);  </»V--"  (D'M*^'-  ht)^'  wer  sind  diese?  (Hen. 
40,  8),  und  nur  gelegentlich  (nach  §  140  a.  E.)  durch  vorgesetztes 
?iA'  ausdrücklich  in  den  Plural  gesetzt:  Itxh'  <^>«!  tx^^'l!']^'  h 
'ifl>-fs  wer  sind  meine  Brüder?  (Matth.  12,  48.  Hbr.  3,  16).  Da- 
gegen kann  0^Y''  wie  andere  auf  ü  auslautende  Pronoraina  einen 
Accusativ  bilden:  troy.  ^f^en?  (z.  B.  Gen.  37,  15.  Jos.  24,  15)^ 

Dieses  <w>^:  als  das  persönliche  Pronomen  muss  nun  überall 
da,  aber  auch  nur  da,  gebraucht  werden,  wo  nach  Personen  ge- 
fragt wird;  bei  Sachen  (masc.  oder  fem.  gen.)  gebraucht  man  ein 
unpersönlich  oder  sachlich  ausgebildetes  Fragewort  9^'}'t''  was?, 
gebildet  vom  Stamme  if^'}'  (der  auch  in  i^V-'  steckt)  mit  der 
Fem. -Endung  "jh^.  Auch  dieses  9^'i't"'  steht  sowohl  beim  grammat. 
Plural  als  beim  grammat.  Fem.,  z.  B.  ^'i^Y':  Hf  hM'  was 
ist  das  für  eine  Sünde?  (Jos.  22,  16),  9^1^''  (B^h^'-  ?iA--"  ?i<^ 
'J'Jj''  was  sind  das  für  Dinge  da?  (Hen.  52,  3),  und  bildet  eben- 
falls regelmässig  einen  Accusativ  9^'i'l's  was?. 

<^^s  und  9^'i't'i  werden  beide  sowohl  in  der  unabhängigen 
als  in  der  abhängigen  Frage  gebraucht,  z.  B.  Matth.  10,  11.  Hen. 
12,  1,  und  beide  werden  häufig  durch  angehängte  Fragewörtchen 
verstärkt  (§  198).  Beide  nehmen  in  einem  negativen  Satze  (sei 
es  in  einem  gradezu  verneinenden  oder  in  einem  Fragesatz  mit 
verneinendem  Sinn)  den  Sinn  eines  Pronomen  indefinitum  = 
irgend  wer,  irgend  was  an  und  umschreiben  dann  mit  h^  den 
Begriff  keiner,  nichts,  wobei  häufig  die  enklitischen  Wörtchen  *L' 


1  Zur  Betonung  s.  Trumpf,  S.  547  f. 

2  Im  Org.  fand  Ludolf  sogar  einmal  /  (§  143)  mit  ifo^i  verbunden: 
noy/ :  ?iJ\,fl>*|)!  wen  werde  ich  rufen?.  Vgl.  aucli  Matth.  27,  21  rom. 
Jes.  51,  12  var.  —  Man  beachte  den  Wechsel  zwischen  00^:  und  £/»^-: 
ehrest,  p.  104,  1.  25  f.  und  p.  105,  11.  3.  5. 

3  Dieses  ^  vertritt  somit  hier,  im  Gebiet  der  Fürv^örter,  wo  das 
persönliche  Weibliche  i  oder  ä  zum  Zeichen  hat,  das  sächliche  Geschlecht; 
8.  hierüber  und  über  den  Zusammenhang  des  -^  mit  der  indoeurop.  Neutral- 
endung Ewald,  Hehr.  Spr.  §§  172,  a  und  173,  a. 


-^^o  §  147.    Pronomina  interrogativa. 

oder    3^s   auch   antreten   und    ausserdem    noch    ID    und   vorgesetzt 
werden  kann,    z.  B.  Ä^^V-VL^  Niemand  Ex.  34,  24.  Matth.  8,  28, 
(Oh^(^*l-*L'   auch  nicht  irgend  einer   Matth.  17,  8;    (Dh^9^'i^X 
auch  gar  nichts  Cant.  4,  7,  (DhJ^'i^*L'  Matth.  27,  12;  fl>/uh^ 
9^'i'lri  und  nicht  wie  etwas  d.  i.  ivie  nichts  Ps.  38,  7;  hC'  J&lflA 
f^Y'*t'  wie  kann  Jemand  P  Matth.  12,  29.     In  den  Genitiv  können 
beide  treten  durch  ein  ihnen  vorausgesetztes  Nomen  im  St.  c.  oder 
äusserlich  durch  H,   H^^^'  wessen?    119^"}^'^- 

Ausser  dem  neutrischen  l^'Jlh!  kommt  noch  eine  andere 
Form  'T.  (über  deren  Entstehung  §  63  zu  vergleichen  ist)  was? 
vor,  die  zwar  häufig  nur  noch  als  Adverbium  des  Ausrufs  tvie! 
wie  sehr!  gebraucht  wird  (z.  B.  ''IftTi'^s  wie  viel  sind!  Ps.  3,  1), 
aber  doch  auch  noch  öfters  den  Sinn  von  9^'i't*'  was?  hat;  sie 
wird  dann  fast  immer  mit  dem  folgenden  Worte  verbunden  :  'T.Ü 
ÜWiian^:  ■^•704-'  was  wollt  ihr  {dann)  thun?  Hen.  101,  2;  "^^ 
ÖM'  was  geht  das  uns  an?  Matth.  27,  4.  Joh.  21,  22;  'T.A.i'- 
(DM\'  was  habe  ich  mit  dir  zu  schaffen?  1  Reg.  17,  18.  Im  ganzen 
aber  ist  dieses  '^  veraltet. 

c)  Adjeetivisch  kann  wenigstens  <w>^;  nicht  unmittelbar 
gebraucht  werden;  vielmehr  muss  dann  eine  Umschreibung  durch 
^^V" "  und  H  eintreten,  z.  B.  welcher  Mensch  kann  ?  od^^i  Oh'h'^' 
ii'ültx'  MJ&h As  iver  ist  der  Mensch,  der  kann  ?.    Auch  bei  JT^'J^': 

wird  leicht  eine  solche  Umschreibung  angewandt;  doch  kann  9^'i'['' 
schon  eher  ein  anderes  Nomen  in  Appos.  zu  sich  nehmen  (§  198). 
Ueberdies  hat  aber  die  Sprache  auch  noch  ein  besonderes  Frage- 
adjectiv  (§  63),  hß»'^  welcher?  und  wie  beschaffen?^  das,  aus 
einer  alten  Fragepartikel  ^K  erst  zu  einem  Adjectiv  herausgebildet, 

an  den  Numeri,  Genera  und  Casus  teilnimmt;  gleichwohl  haftet 
ihm  von  seiner  ursprünglichen  Starrheit  noch  so  viel  an,  dass  es 
kein  Fem.  Sing,  und,  so  viel  bis  jetzt  bekannt  ist,  auch  kein  Masc. 
Plur.  bildet,  und  da  es  wahrscheinlich  nicht  persönlich  gebraucht, 
sondern  nur  mit  Sach-  und  Begriffs  Wörtern  verbunden  wird,  so 
genügen  auch  die  andern  möglichen  Formen  für  alle  Fälle.  Man 
sagt  also  entweder  im  Singular  flhf''  /*'A^'J'  mit  ivelcher  Voll- 
macht? Matth.  21,  24,  nhj&s  M^'-  ^u  welcher  Stunde?  24,  42, 
A>iJ&:  OD^ö^'  für  welche  Zeit?  1  Petr.  1,  11,  n^'J-f'"  h^'  "^ 
a\}\^'  Hen.  21,  4;  oder  im  Plural  hß^'  welche?  (sc.  ^MH^") 
Matth.  19,  18.  Im  Acc.  Sing,  lautet  es  regelrecht  M'-,  z.  B.  M'- 
ßi-s  welches  Haus?  Act.  7,  49;  im  Plural  h^'V-  (Matth.  19,  18). 


^  Zur  Betonung  s.  Tuumpp,  S.  548. 


§  148.    Pronomina  personalia.  299 


Es  wird  wie  if'*Y''  und  9^'i'l''  in  abhängiger  und  unabhängiger 
Frage  gebraucht  und  wie  jene  öfters  durch  enklitische  Fragewörter, 
namentlich  V-s,  verstärkt  (Matth.  22,  36.  Act.  7,  49).  lieber  h^' 
als  Pronomen  indefinitum  ^  qiiicumque,  qualiscumqtie^  qui- 
libet,  qiiisquis  vgl.  m.  Lex.,  col.  795. 

3.   Die  persönlichen  Fürwörter  (Pronomina  personalia).  §  148 

a)  Das  Fürwort  der  dritten  Person  lautet  nach  §  G5 
im  Masc.  (O'Tti'ps^  im  Fem.  JiJi'fc',  er,  sie'^.  Es  ist  ursprünglich 
wie  die  übrigen  persönlichen  Fürwörter  substantivisch,  wird  aber 
schon  durchaus,  wie  hebr.  Nin*,  auch  adjectivisch  gebraucht  im 
Sinne  von  avxog,  selbiger^  eben  der,  auch  im  Gegensatz  zu  H 
und  ll'i'P',  um  auf  etwas  Entfernteres  hinzuweisen,  für  jener^^ 
oder  auch  mit  li  TlVb*  verbunden,  um  eben  dieser,  jener  auszu- 
drücken, z.  B.  Hen.  89,  9.  106,  16;  oder  mit  H  welcher,  z.  B.  Hfl»- 
Tti'P'  eben  der  ivelcher  Matth.  10,  4.  Hen.  15.  4.  Sofern  nun  (D* 
Ji'J::  Pron.  subst.  ist,  bildet  es  keine  selbständige  Accusativform 
(s.  §  149);  als  Adjectiv  aber  lässt  es  einen  Accusativ  zu,  der 
ebenso  wie  der  von  ll'i'U'  und  Ht",  niit  Verwandlung  von  '^'  'tV 
in  i^s,  gebildet  ist,  also:  fl>-?ii''  J&^l'^•'•  Das  Wort  bildet  einen 
doppelten  Plural,  je  nachdem  entweder  auf  das  erste  oder  auf  das 
zweite  Glied  der  Zusammensetzung  der  Nachdruck  gelegt  wird. 
Im  erstem  Fall  bleibt  "fcs  unverändert  (wie  in  §  146),  und  nur 
(D^Ti  und  J&h  werden  in  den  Plural  gesetzt,  der  dann  im  Masc. 
^ao-'}»|j :  emuntü  (ursprünglich  umiimtu),  im  Fem.  'h*'nr'P ' 
emantü^  (wie  hti^'i'^'  li^'i'P')  lautet.    Ruht  der  Nachdruck  auf 


1  Zur  Betonung  s.  Trumpf,  S.  548  f. 

2  Im  Tigre  flx'fSi  fli^'  ^-  s-  w.  hat  sich  das  ursprüngliche  Pl  von 
Xin  noch  erhalten;  vgl.  Nöldeke,  W.  Ztschr.  f.  d.  K.  d.  M.  IV,  S.  294  [und 
Littmann,  Zeitschr.  f.  Ass.  XII,  S.  193].  S.  auch  D.  H.  Müller,  ZDMG  XXXVII, 
S.  349  und  N.  2;  393,  N.  2.  —  Ueber  das  i  zur  Bildung  des  Fem.  s.  Barth, 
ZDMG  XL  VI,  S.  685  ff.;  über  die  Nebenform  JK./v.'fc:   König,  S.  119. 

3  Es  ersetzt  namentlich  oft  den  Plural  von  tfVl-!. 

*  Bedenkt  man,  dass  von  »J::  die  Plur.  -f-O^':  »f-'J«)  von  tl«:  Iftf»-: 
l/"}'!,  von  ?|A'  Itld^'i'  K^"}'  gebildet  werden,  so  ergiebt  sich  auch  hier 
(wie  in  §  132)  die  Dehnung  der  Sing.-Endung  mit  Nasalirung  als  Bildungs- 
mittel des  Plur.  Vom  Sing,  ii^  erwartet  man  demnach  einen  Plural  um, 
während  von  i^  aus  überhaupt  keiner  gebildet  worden  zu  sein  scheint. 
Dieses  kurze  um  wurde  nun  durch  nochmalige  Anhängung  der  Pluralendung 
öm,  an,  wodurch  zugleich  das  Geschlecht  bezeichnet  wurde,  verstärkt  und 
dann  das  vordere  ü  gekürzt:   umüm,  umän,    wie  in   TltDH  7\Ilt<    .oJoi  — .«Jsi. 

Den  Geschlechtsunterschied  bezeichnet  in   diesen   Pluralendungen   der   ver- 


300  §  148.    Pronomina  personalia. 

dem  zweiten  Gliede  der  Zusammensetzung,  so  lautet  der  Plural  m. 
Ohli-f'tn^: ^  fem.  Oh'h'f'li'.  Hier  wird  O^fx  unverändert  für  beide 
Geschlechter  gebraucht,  also  im  Fem.  anstatt  des  singularischen 
fstx  angewandt;  im  Plural  'f'O^i  (wo  ö  aus  ü  durch  weitere 
Verbreiterung  entstanden  zu  sein  scheint)  ist  ü  zu  beurteilen  wie  in 

^  neben  ^]    in  -^"Js   (von   l^ ,   nicht  von  "fc   gebildet  und   aus 

tu-an  entstanden)  ist  der  nach  dem  arabischen  [^j>s^  mögliche  Aus- 
laut a  nie  zur  Geltung  gekommen  oder  aber  wieder  abgefallen. 
Der  Unterschied  zwischen  diesen  beiden  Pluralformen  scheint  ur- 
sprünglich der  gewesen  zu  sein,  dass  die  erstere  mehr  für  das 
Pron.  adj.,  die  letztere  mehr  für  das  Pron.  subst.  gebraucht  wurde; 
doch  hat  der  spätere  Sprachgebrauch  diesen  Unterschied  fast  ganz 
verwischt  und  nur  darin  noch  einen  Rest  davon  erhalten,  dass, 
wenn  dieses  Pron.  die  Stelle  der  Copula  (§  194)  vertritt,  lieber 
Chli^m»*:  als  'h^'^^lr'U'  Anwendung  findet.  Einen  Accusativ 
bildet  keine  der  beiden  Pluralformen;  er  wird  in  der  Regel  durch 
Pron.  sufP.  mit  folgendem  A  umschrieben  ^. 

h)  Das  Fürwort  der  zweiten  Person  lautet  hTr'i*'  du 
(§  65),  und  obwohl  in  dieser  männlichen  Form  kein  ü  erscheint 
(wie  man  nach  §  146  ff.  erwarten  sollte),  offenbar  weil  ta  selbst 
schon  aus  twa  abgekürzt  ist,  so  steht  ihr  doch  im  Fem.  die  regel- 
mässige Bildung  mit  t  gegenüber:  h'i't'-  Der  Plural  lautet  m. 
h'i^f^'',  fem.  hlr^J'-.  Der  Plural  M'Thö^-s  ist  offenbar  von 
hlft^'  nach  Analogie  des  Plurals  (D'h'f'''^'  von  Oh'h'U'  gebildet, 
indem  aus  tu  tum  und  mit  angehängtem  u  tümu  wurde;  da  aber 
der  Ton  auf  an-  ruht,  so  verkürzte  sich  das  u  von  tu  zu  e^. 
Weniger  sicher  ist  von  dem  fem.  't'i '  zu  bestimmen,  ob  es  aus 
iJ  oder  "t    gebildet   ist,    also    ursprünglich    tön   oder    tm   lautete 

(vgl.  jJmaj!   und   ^^J]j. 

c)  Die  erste  Person  M^  ich  ist  generis  communis.    Sie  ist 

zwar,  wie  das  arabische  Lj|,  nach  §  65  aus  ursprünglichem  ^ty^ 
durch  Abwerfung  der  letzten  Silbe  "'D  entstanden;  dass  man  daneben 
einst  aber  auch  im  Aethiopischen  eine  Form  "^^K  kannte,  zeigt  das 


schiedene  Vocal,  ü  für  Masc.  und  ä  für  Fem.  (wie  in  U-s  V^),  und  dem  ü 
entspricht  als  Nasal  m^  dem  an.  —  S.  dagegen  Trumpf,  S.  548,  N.  1. 

1  Doch  vgl.  z.  B.  Nura.  21,  25. 

^  Nach  König,  S.  120  beruht  diese  Veränderung  auf  einer  Art  von 
Dissimilation. 


§  149.    Pronomina  personalia.  301 

Pron.  suif.  >,:  (§  149)  i.    Der  Plural  lautet  'iM'  (nehna)  und  ist 

wie  ^^^^J  und  l^n^t^  aus  "^^JK  durch  Wiederholung  des  ganzen 
Stammes  anahanah  {ich  +  ich  =  ivir)  und  allmählige  Abkürzung 
entstanden. 

Die  Accusativ-  und  Genitivbildung  der  persönlichen  §  149 
Fürwörter.  Alle  drei  Personen  beider  Genera  und  Numeri  haben 
im  Aethiopischen,  wie  in  den  übrigen  semitischen  Sprachen,  die 
Eigentümlichkeit,  dass  sie  keine  selbständige  Accusativform  mehr 
bilden ;  auch  können  sie  nicht,  wie  die  übrigen  Pronomina,  in 
ihrer  selbständigen  Form  sich  entweder  einem  St.  c.  unterordnen* 
oder  das  Genitivzeichen  H  vortreten  lassen.  Vielmehr  haben  sich 
für  beide  Fälle  der  Unterordnung,  der  unter  das  Verbum  im  Acc. 
und  der  unter  das  Nomen  im  Gen.,  eigentümlich  verkürzte  und 
zum  Teil  stark  umgelautete  Formen  ausgebildet,  die  sich  als  An- 
hängsel (enklitica)  mit  dem  Verbum  oder  Nomen  verbinden^  und 
deshalb  gewöhnlich  Pronomina  suffixa  genannt  werden.  Diese 
Wörtchen  verschmelzen  mit  dem  Wort,  an  das  sie  treten,  so  sehr, 
dass  die  ganze  Zusammensetzung  nur  einen  Ton  trägt.  Für  beide 
Arten  der  Unterordnung  sind  die  gleichen  Anhängsel  im  Gebrauch; 
nur  in  der  ersten  Person  Sing,  hat  sich  für  das  Genitivsuffix  eine 
etwas  kürzere  Form  als  für  das  Accusativsuffix  ausgebildet,  was 
zuletzt  nur  als  eine  Folge  der  verschiedenen  Art  und  Weise  der 
Anknüpfung  in  beiden  Fällen  zu  erklären  ist.  Diese  angelehnten 
Formen  des  persönlichen  Fürwortes  sind*:  1)  für  die  3.  p.  S.  m. 
Ü«!,  f.  •/!,  PI.  m.  irtf«>-:5,  f.  (f-Js.  Es  sind  Abkürzungen  (§  62) 
aus  l::  ;^:  -J^o»-:  -f^-",  als  zweitem  Glied  von  O^'Mi'  O^h 
^tn^s  u,  s.  w.  Zwar  lautet  das  selbständige  Pron.  im  Fem.  Sing. 
J&Ji'fc'  und  nicht  f^tx^'^  wie  überhaupt  im  Aethiopischen  1  als 
Fem.  zu  ü  im  Gebiet  der  Fürwörter  viel  verbreiteter  ist.  Gleich- 
wohl zeigen  H,  gegenüber  Ti,  und  Jt'J^^h'fcs,  dass  auch  hier  ä 
für  das  weibliche  Fürwort  möglich  war,  und  nach  Abschwächung 

^  Auch  amhariscli  Yx^'. 

2  Doch  vgl.  (Dlt\9^^'^0  OhM^i   'i'^hth*'  Phlx.  164. 

^  Ebenso,  wie  sich  in  einigen  indoeuropäischen  Sprachen  für  den 
Gen.,  Dat.  und  Acc.  enklitische  Formen  des  Pron.  person.  entwickelt  haben. 

*  Zur  Betonung  s.  Trumpf,  S.  549. 

^  Dass  ll'öi*':  für  den  Sing.  ll«:  stehn  könne,  lässt  sich  aus  Luc.  2,  4. 
Joh.  19,  27.  Act.  1,  20,  wie  Ludolp  de  Dieu,  Critica  sacra  p.  226  zu  Jes.  53,  6, 
Gesenius,  Lehrgeb.  S.  216,  6  und  Schlottmann,  Inschrift  JEschmunazars  S.  111 
wollen,  nicht  beweisen. 


302  §  149.    Pronomina  personalia. 

von  */*  zu  y  lag  unter  beiden  Formen  des  Hauchlautes  wegen  ä 
näher  als  t;  das  Aethiopische  stimmt  hier  völlig  mit  den  andern 
semitischen  Sprachen  überein.  2)  Für  die  zweite  Person  S.  m. 
h-",  f.  il.s,  PL  m.  \ia^s  (kemmü),  f.  h'Js  (ken).  Auch  diese  Formen 
sind  ebensodeutlich  aus  hlft*'  hTr'b-  u.  s.  w.  (§  148)  verkürzt, 
nur  dass  (nach  §§  65  und  101)  t  immer  in  Ic  übergegangen  ist, 
ein  üebergang,  der  hier  um  so  näher  lag,  als  das  hlr  vorn  abfiel 
und  t  nicht  mehr  durch  den  dentalen  Nasal  gehalten  wurde.  Auch 
in  hö»-:,  das  immer  den  Ton  trägt,  ist  das  lange  ü  (kümu)  zwar 

CS     ' 

nicht  mehr  erhalten,   wohl  aber,   wie  in  jj^>    ntDH  u.  s.  w.,   durch 

die  Verdopplung  des  m  ersetzt.  3)  Von  der  ersten  Person  lautet 
im  Singular  das  Pron.  suff.  verbale  Jl'j  das  nominale  fs,  im 
Plur.  in  beiderlei  Sinn  Js.  Von  diesen  ist  i^'  aus  einem  neben 
h^i  möglichen  hi^'  (§  148,  c),  Js  aus  Iffhi'  abgekürzt;  fs  aber 
ist  zunächst  aus  i,   das  im  Aethiopischen  noch  öfters  vorkommt^, 

auf  dieselbe  Weise  wie   im  Arabischen  (^   aus   (^ — ^,    namentlich 

aus  dem  Grunde  herausgebildet,  um  ein  Zusammenfallen  des  Pron. 
sufP.  mit  dem  ßindevocal  t  (§  153)  zu  verhindern.  Das  t  selbst 
ist  oJBfenbar  erst  aus  nt  abgekürzt,  aber  in  dieser  Verkürzung  uralt 
und  gemeinsemitisch  und  schliesslich  daraus  zu  erklären,  dass  sich 
die  Suff,  mit  dem  Nomen  noch  enger  zu  vereinigen  suchen  als 
mit  dem  Verbum.  —  Sämmtliche  Anhängsel  lauten  hienach  con- 
sonan tisch  an ;  doch  können  die  vier  Formen  der  dritten  Person 
ihren  Hauchlaut  leicht  einbüssen.  Die  Formen  Ylf'^''  Yl'i'  Iffi^^- 
V"}'  sind  immer  betont;  die  andern  haben  ihren  Ton  abgegeben, 
doch  X'  ^'  ^'  ^''  ^'  ^1^^  ^1^  ^6n  ihnen  unmittelbar  vorausgehenden 
Bindelaut,  wogegen  h'  XU'  den  Ton  des  Wortes,  an  das  sie  treten, 
unverändert  lassen.  lieber  die  Bedeutung  dieser  Suffixe  ist  noch 
besonders  zu  bemerken,  dass  die  Suffixe  der  dritten  Person  sich 
auf  das  Subject  des  Satzes  zurückbeziehn  können  und  dann 
reflexive  Bedeutung  haben  ;  namentlich  bei  den  Nominalsuffixen, 
z.  B.  i[-"U''  sich  Gen.  5,  3,  ^'hd^lT^''  hinter  sich  Gen.  9,  23; 
seltner  bei  den  Verbalsuffixen,  §  151. 

In  der  Gestalt  dieser  Suffixformen  werden  nun  die  persön- 
lichen Fürwörter  den  That-  und  Nennwörtern  gewöhnlich  angehängt, 
wenn  sie  in  den  Accusativ  oder  Genitiv  treten  sollen,  (lieber  die 
Art  der  Anhängung  s.  §  151  ö'.)     Da  aber   leicht  auch  Fälle  ein- 


'  In  M"  (§  167),  n.--  (§  167),  hlf^\'  (§  163). 
2  Ewald,  Gr.  Ar.  §  97. 


§  150.    Pronomina  personalia.  303 

treten  können,  in  denen  eine  solche  Anhängung  des  Fürworts  nicht 
möglich  ist,  oder  wo  ein  besonderer  Nachdruck  auf  dem  Fürworte 
ruht,  der  in  seiner  Gestalt  und  Stellung  als  Pron.  suff.  nicht  ge- 
bührend zum  Ausdruck  gebracht  werden  könnte,  so  hat  die  Sprache 
noch  einige  besondere  Formen  geschaffen,  durch  welche  ein  per- 
sönliches Pron.  selbständig  und  nachdrücklich  in  den  Acc,  Gen. 
und  auch  in  den  Nom.  gesetzt  werden  kann. 

Bezeichnung  des  Acc,  Gen.  und  Nom.  eines  persön-  §  150 
liehen  Fürworts,  auf  dem  ein  besonderer  Nachdruck  ruht. 

a)  Hat  ein  persönliches  Pronomen  im  Accusativ  einen  be- 
sondern Nachdruck,  sofern  es  stillschweigend  oder  ausdrücklich 
andern  Personen  entgegengesetzt  wird,  und  soll  es  aus  diesem 
Grunde  (nach  §  196)  auch  durch  eine  selbständige  und  nachdrück- 
liche Stellung  im  Satze  hervorgehoben  werden,  so  hat  das  Aethio- 
pische  hiefür  das  Mittel,  ein  pronominales  Substantiv,  das  Selbstheit 
bedeutet,  mit  den  Genitivsuffixen  der  persönlichen  Fürwörter  zu- 
sammenzusetzen, im  Sinne  von  meine  Selbstheit  d.  i.  mich  seihst 
u.  s.  w.  Dieses  Substantiv  ist  nach  §  65  tuS^h  an  welches  die 
Pronomina  suffixa  antreten^: 

lufi'  hjho^'  tUM'  Xufifo^'  Xx^fin- 

Der  Gebrauch  dieses  Äccusativs  ist  sehr  häufig,  aber  nur  dann 
zulässig,  wenn  das  Fürwort  einen  gewissen  Nachdruck  hat:  HtU 
f^i  •Jr(D\\^i  i'flJhß^s  Md^'l(0\''  wer  mich  aufnimmt,  nimmt 
den  auf,  der  mich  gesandt  hat  Matth.  10,  40;  \u9^'  Hrifi't'^' 
;''J^Ahs  ihn  allein  sollst  du  anbeten!  Matth.  4,  10;  TxG.'  MXl' 
<CÄ-4-ft--  K9^^"'  wie  viel  mehr  euch!  Matth.  6,  30;  Kfi'  eben 
sie  Jos.  16,  10.  Dabei  kann  die  dritte  P.  m.  S.  unpersönlich  ge- 
braucht werden:  ^^i :  htM'dX'  Vl.^li-rt  •'  J&l'fK- =  thun  nicht 
auch  die  Heiden  eben  dasselbe?  Matth.  5,  48,  Und  selbst  durch 
ein  Nomen  im  Accusativ  kann  ein  solches  Fürwort  wie  durch 
eine  Appos.  näher  bestimmt  werden:  X\.fi'  9^^ö  eben  es,  das 
Land,  d.  i.  eben  selbiges  Land  Jos.  12,  6;  Vf"A«!  h.^0-.'  t^?:d\d.' 
eben  selbiges  ganze  Buch  Hen.  89,  70.  77;  Otl^^lf 'J  =  (^^Ö^- 
iv  xaTg  7)jueQaig  eKsivaig  Judith  4,  6.  6,  15.  8,  1.  Und  Hen.  67,  11 
steht  es  sogar  bei  einem  absolut  vorausgesetzten  Accusativ  (oder 
Nominativ):  fllU.^U--'  «^^^-s  und  was  eben  es,  die  Wasser,  betrifft 
d.  i.  und  eben  selbige  Wasser.  Vgl.  auch  flö/^AflA'  /iAflrt-  h. 
yv-'  ehrest,  p.  29,  1.  25  und  WhYi-  K^h"  n/h-fc'l'h--  G.  Ad.  40,7. 


1  Zur  Betonung  s.  Trumpf,  S,  550. 


304  §  150.    Pronomina  personalia. 

V)  Um  vom  persönlichen  Fürwort  einen  nachdrücklichen  oder 
auch  nur  selbständigen  Genitiv  zu  bilden,  werden  im  Aethiopischen 
die  drei  Formen  des  Relativums,  das  zugleich  Genitivzeichen  ist, 
li  Ji'J'i's  XAv  durch  den  Bindelaut  l'-a  (§  153)  vermittelt,  mit 
den  Genitivsuffixen  der  drei  Personen  zusammengesetzt^: 

s.^fuJip:     }\Jh\\'        n.h\i}      njM^'         n.M' 
IrtMs     nJhSio^'     fthh^!     rtKiftf»-:      nj^n- 

AM±M'ltxl±h\v      M±h\\^'  M^hO"'      M±M' 
[M-bM'  M'bhiii^'  M±hi}V'  M-thWi^'  Mbhirv 

[hA^M'  hd^hiiao^'   hü^hii'}''  Titi^hirt^'   hti^hin- 

Der  Bedeutung  nach  haben  diese  Formen  immer  den  Sinn 
von  possessiven  Adjectiven  :  ll,h?'  "hlftlM-  hü^h^'  heisst:  der 
meinige,  die  meinige,  die  meinigen  (eigentlich:  meiner  u.  s.  f.).  Sie 
werden  aber  nie  wie  andere  Adjectiva  einfach  neben  das  Nomen 
gestellt  (etwa  wie:  uxor  tua)^  sondern  fordern  immer  den  St.  c. 
vor  sich,  also  'ü'htlA''  Ji'J'fcÄh'  das  Weih  des  deinigen  d.  i.  dein 
Weib,  und  müssen  deshalb,  wenn  sie  als  gewöhnliche  Adjectiva 
behandelt  werden  sollen,  das  Genitivzeichen  noch  ein  zweites  Mal 
vortreten  lassen:  'ühfljt'  Hhlfhhll'  das  Weib,  welches  ^um 
deinigen  gehört.  Also:  fl^'ihfl^'t"'  h'i'bhlh'  durch  seine  eigene 
Lust  Jac.  1,  14;  ÜYt'ti''  CVf'rt'  H^hirif'  in  aller  ihrer  TJnreinig- 
Jceit  Hen.  10,  11;  Hen.  41,  5.  8.  63,  3;  Accusativ:  ChJ^'  ^nhO-" 
lt.?ili-s  wir  haben  seinen  Stern  gesehn  Matth.  2,  2.  6,  33;  oder 
0(O*f^'  lUhO*'  im  ümJcreis  seiner  d.  i.  um  ihn  her  Hen.  47,  3. 
Nur  wenn  das  Nomen,  auf  das  sie  sich  beziehn  und  im  Genus 
und  Numerus  richten,  schon  im  St.  c.  steht,  sei  es  weil  ihm  bereits 
ein  Pron.  suff.  angehängt  ist,  sei  es  weil  ein  anderes  Wort  davon 
abhängt,  können  sie  frei  und  einfach  beigeordnet  werden,  z.  B. 
t\hi"'  höM*''  Ttilf±hV'''  (für  n  s  h'  -•  üM"'  h  0  seine  Doppel- 
höhle Gen.  23,  9;  CD«/^:  V^I^VL:  Milhlh'  (wo  M±hO''  nur 
das  ö  in  ^^fi '  noch  einmal  hervorhebt)  tmd  sogar  sein  eigenes 
Leben  Luc.  14,  26;  hC^hM'  htij\h'  deine  eigenen  Jünger  Luc. 
5,  33;  in  letzterem  Fall  kann  das  Possessivum  vorausgestellt  werden: 
iihtiJW''  hC^h^O*'  seinen  eigenen  Jüngern.  Auch  sonst  kann, 
wenn  das  Poss.  voransteht,  das  Pron.  rel.  fehlen:  h'i'thlFf'^*'  ih 
^(D^*:  (für  nlti  :)  Hen.  38,  6.  Da  nun  auf  diese  Weise  das  Poss. 
immer  bis  auf  einen  gewissen  Grad  substantivisch  aufgefasst  wird, 
so  kann  es  leicht  als  Prädicat  stehn:    M^hh'-   S^Ml'   £W>'3-«7/^-Th: 

1  Zur  Betonung  s.  Trumpf,  S.  550. 


§  150.    Pronomina  personalia.  305 

dein  ist  das  Beich^  Matth.  6,  13,  oder  als  Subject:  'l't\h^9^- 
"hii^hü'i  die  seinigen  fragten  ihn  Marc.  4,  10.  Namentlich  die 
nächste  Form,  \\Jt\^ '  \\J\\\'  u.  s.  w.,  steht  oft  ganz  neutrisch: 
das  meinige  u.  s.  f.:  ?il^"II.K?  *  von  dem  meinigen  Joh.  16,  14; 
O^'M"'  \\J[\0''  in  das  seinige  Joh.  1,  11;  oder,  miter  Auslassung 
des  Nomens,  worauf  es  sich  bezieht:  Itihc^'  Wt'  tf^ild.M'^*' 
ayAl'^ '  f>0'f\  '  O^S '  ?il^"V  •■  WjMyt^'  -  denn  das  Erbteil  der 
Kinder  Juda  luar  grösser  als  das  ihrige  Jos.  19,  9,  obgleich  in 
solchen  Fällen  das  Relativum  auch  noch  einmal  vorgesetzt  werden 
kann:  ?il?"5r'  niUhlT^"'  Joh.  3,  30.  Die  Flexion  des  in  diesem 
Possessivum  als  erstes  Glied  steckenden  Pron.  rel.  nach  dem  Genus 
und  Numerus  des  Nomens,  worauf  es  sich  bezieht,  ist  übrigens 
hier  um  der  selbständigen  Stellung  solcher  Possessiva  willen  etwas 
notwendiger  und  daher  auch  regelmässiger  beobachtet  als  in  dem 
Fall  §  147,  a. 

c)  Aber  auch  der  Nominativ  der  persönlichen  Fürwörter 
ist  gelegentlich  im  Gegensatz  zu  anderen  Personen  besonders  hervor- 
zuheben, z.  B.  eben  ich,  ich  selbst  u.  s.  w.,  und  dieser  Fall  erstreckt 
sich  bisweilen  auch  auf  die  Demonstrativa :  eben  dieser  u.  s.  f. 
Um  den  Begriff  idem,  eben  der,  auszudrücken,  genügt  beim  Pron. 
demonstr.  (nach  §  148,  a)  häufig  schon  die  Zusammensetzung  mit 
(0*}\'P')  J&Ji't'  u.  s.  f.  Doch  kann  die  Sprache  zu  demonstrativen 
und  persönlichen  Fürwörtern  noch  ein  besonderes  Wörtchen  setzen, 
h'^s,  beinahe,  eben,  nur  (§  162),  das  immer  nachsteht  und  zu 
jedem  Casus  treten  kann,  z.  B.:  von  Eivigheit  zu  Eivigkeit  hli't^' 
h^:  bist  du  derselbe  Ps.  89,  2.  92,  3;  h.^li-."  \l(^'  ^'ä-  eben 
dasselbe  Wort  Matth.  26,  44;  Ulfl"-  h^:  fi'^ÖYl'''  dies  eben  habe 
ich  gehört  Ps.61, 11;  l'rt^:-"  iflO'-  h^-"  er  that  ebenso  Matth.  20,5. 

Um  den  Begriff  selbst  bei  den  drei  Personen  auszudrücken, 
wird  im  Aethiopischen  das  Wörtchen  hh'  er  er  d.  i.  er  seihst  (vgl. 
oben,  S.  106,  §  62,  1,  c),  durch  den  Bindevocal  %  vermittelt,  mit 
den  Genitivsuffixen  zusammengesetzt^ : 

^^^''   ^^^\^"'  AA^h^-  aa^it^-:  hajj'ii' 

Für  titiS'  kann  nach  §  153  auch  AAf  ^  (laleja)  stehn,  z.  B. 
1  Cor.  4,  3.  Ps.  50,  4.  Gen.  45.  12  ann.;  auch  AA^?-"  findet  sich: 
Gen.  45,  12  GC  (König,  S.  153).  Diese  Zusammensetzung  wird 
immer  im  Sinne  eines  Nominativs    gebraucht;    für   den  Accusativ 


1  Eigentlich:  etwas  dir  zugehöriges  ist  das  Beich. 

2  Zur  Betonung  s.  Tuumpp,  S.  551. 

Dillmann,  Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  20 


^06  §  151.    Pronomina  suffixa. 

stellt  h.^'  (s.  oben  unter  a)  oder  Chll'  (s.  unten):  fi[\s  h"i>-" 
tiA^f'  CTtiM-  ivenn  ivir  uns  selbst  richten  würden  1  Cor.  11,  31; 
iiiijrau*!  ^h?"4-s  sie  ivissen  es  selbst  Act.  22,  19;  nhfO\'  f\^ 
Chs  die  du  gegründet  hast  Ps.  8,  4;  AA.'/-  ^T'f-^'-'  |)4'^'f-«^--"  {er 

selbst,  ihr  Weg  d.  i.)  ihr  Weg  seihst  dient  ihnen  sum  Fall  Ps.  48,  13. 
Jos.  10,  1.  4.  17, 18.  22,  2.  23,  3.  Und  in  diesem  Sinne  wird  AA-' 
oft  noch  neben  das  selbständige  persönliche  Pron.  gesetzt:  (D*Y\'\i' 
hüj)'  }\1\\J\'Üd\.0  Jos.  22,  23;  m^M^'  ^^^hl  ^^-J^s  fl>-?i1:: 

avTOQ  eoTLv  'Edcoia  Gen.  36,  1. 

Nicht  für  den  Nominativ,  aber  für  jeden  andern  Casus  mög- 
lich ist  die  Umschreibung  des  Begriffes  selbst  durch  CKh'  Kopf^ 
mit  angehängtem  Pron.  suff. ;  sie  ist  sehr  häufig:  o^'i'  "l'^rt.' 
ChMX'  wen  machst  du  aus  dir  selbst?  Joh.  8,  54.  Matth.  8,  4. 
Gen.  19,  17;  '^'^fm-s  hVJht^o^'  tr^-Ü^O'  sie  kauften  für  sich 
(selbst)  Speise  Matth.  14,  15.  Hen.  10,  2.  Num.  31,  53.  Jos.  11,  14. 
ehrest,  p.  24,  1.  4;  p.  43,  1.  8,  und  wird  namentlich  dann  gebraucht, 
Tvenn  das  Pronomen  von  einer  Präposition  abhängt,  z.  B.  AdA' 
C'htlh^'^''  gegen  euch  selbst  Jos.  24,  22.  Chtl'  kann  sich  sogar 
auf  an  sich  unpersönliche,  aber  persönlich  gedachte  Dinge  beziehn: 
IfliP*'  hC'h^'  'l'rh.A*=  der  morgende  Tag  wird  für  sich  selbst 
sorgen  Matth.  6,  34.  Weniger  gebräuchlich  ist  für  eine  solche 
Umschreibung  das  Wort  \^h'  Seele  ^  Leben  und  wird  nur  da 
angewandt,  wo  man  auch  in  andern  Sprachen  jenen  Begriff  für 
selbst  setzen  kann:  #w>|yi0i:  'i^{ii  Af  "1*'  er  gab  sich  selbst  in 
den  Tod  (Liturg.);    Gen.  19,  17.    Jos.  23,  11.    G.  Ad.  5,  3  f.;  7,  4 

(wo  im  arab.  Orig.  (j^ij  stehn  wird)  u.  s.  w. 
§  151  Die  Anhängung  der  Verbalsuffixa,  nämlich  an  Perfect, 

Imperfect,  Subjunctiv  und  Imperativ  (über  den  Infin.  s.  §  155). 
Das  SuflP.  hängt  sich  an  das  Verbum  im  Sinne  eines  Objects,  also 
in  der  Accusativ-Unterordnung,  und  weitaus  in  den  meisten  Fällen 
vertritt  das  Pron.  suflF.  am  Verbum  das  persönliche  Pronomen  im 
Accusativ.  Da  aber  nach  §  143  (und  §  174  ff.)  der  Accusativ  im 
Aethiopischen  einen  viel  weiteren  Sinn  und  mannigfaltigeren  Ge- 
brauch zulässt  als  in  andern  Sprachen  und  oft  das  ausdrückt,  was 
man  im  Deutschen  durch  in  Beziehung  auf  bezeichnet,  so  wird 
natürlich  im  Aethiopischen  das  Pron.  suff.  nicht  nur  für  den 
Accusativ,  sondern  auch  für  den  Dativ  des  persönlichen  Pronomens 
gebraucht,    der    bei    einem    selbständigen   Wort   immer    durch    die 

1  Das  im  Amharischen  gradezAi  Pronomen  der  dritten  Person  ge- 
worden ist:  ?iCA*"- 


§  151.    Pronomina  snffixa.  307 

Präposition  A"  in  Beziehung  auf\  für  bezeichnet  wird.  Ansätze 
zu  einem  dativiscben  Gebrauch  des  Pron.  suff.  finden  sich  bekannt- 
lich auch  in  andern  Sprachen^.  Im  Aethiopischen  können  alle 
intr.,  refl.  und  pass.  Verba  ein  Pron.  suff.  im  Sinne  eines  Dativs 
zu  sich  nehmen:  ?hlflM'  es  reicht  uns  Jos.  17,  16;  fA'^'h(S^ 
\\ao*i  f^s  ivird  euch  geöffnet  iverden  Matth.  7,  7;  f^'^fy{\t\'  es  ist 
dir  hesser  Marc.  9,  45,  J&'1["'^'A«I»'  es  ivird  ihm  angerechnet  Rom. 

4,  5,  jP.'n*feAhs  es  soll  dir  wachsen  Gen.  3,  18,  7\^,t\\\\l'  ich  ivill 
dir  hin ;^u fügen  Tob.  5,  15;  namentlich  \iV'  und  Ülidi'  sein^  z.  B. 
JiOO-^'J::  ^.;lv7ii':  JRhfl>-V-lrJö'''-"  sie  tverden  euch  zu  BicUern 
iverden  Matth.  12,  27,  \^Y{J  es  ist  mir  gescheht  Tob.  8,  IG.  Ein 
Suff,  der  dritten  Person  kann  dann  reflexiven  Sinn  annehmen 
(g  149):  h^^!  'l'Vl'T'  'dhtl^'f''  dass  sie  ihm  zu  seinemWeihe  iverde. 

Indessen    geht   auch   dieser    dativische  Gebrauch    im    Grunde 

vom  accusativischen  aus,    und    in    beiden  Fällen   wird   deshalb   das 

Suffix  auf   gleiche  Weise   mit   dem  Verbum  verbunden.     Derselbe 

Vocal  a,    der   am  Nomen  den  Accusativ  bezeichnet   (§  143),    tritt 

hier  vor  das  Pron.  suff.   als  eine  Art  Bindelaut  zwischen  Verbum 

und    Pronomen,    um    den  Accusativ    zu    bezeichnen*.     Mit   diesem 

Bindelaut  zusammen  lauten  die  Verbalsuffixa  (vgl,  §  149)  wie  folgt. 

I.  IL  III. 

m.  f.  m.  f. 

5.  ä-nl.    a-ka,  a-lcl.  d-hü,    zusgez.  ö,         a-Zzä,  zusgez.  ä . 
PI.  ä-na.    a-hemmü^  a-ken.  a-hö'nm,    ^      ö'mü,    a-hö'n,     ?       on^. 

Doch  zeigt  sich  dieser  Zwischenlaut  regelmässig  nur  dann,  wenn 
die  Suffixe  an  consonantisch  auslautende  Verbalpersonen  antreten, 
und  auch  dann  nicht  immer;  lauten  die  letzteren  vocalisch  aus,  so 
wird  er  oft  durch  die  auslautenden  Vocale  verdrängt.  Der  Subj. 
mit  seinen  consonantisch  auslautenden  Formen  verschmäht  vor  den 
vier  Suffixen  der  zweiten  Person  den  Bindelaut  durchwegs*,  weil 
ihm  überhaupt  die  kurze  straffe  Aussprache  eigentümlich  ist  und 
der  Bindevocal  hier  nicht  durch  den  Ton  gehalten  wird,  da  kemmü 
und  ken  den  Ton  stets  auf  sich  ziehn,  Jca  und  Jet  aber  ganz  tonlos 
geworden  sind  und  nicht  einmal  der  Bindevocal  vor  ihnen  betont 
wird  (§  149).  Die  vier  Suffixe  der  dritten  Person  werden  meist 
unter  Ausstossung  von  V  (§  47)  contrahirt,  namentlich  dann,  wenn 


1  Ewald,  Hebr,  Spr.  §  315,  b;  Hoffmann,  Gr.  Syr.  p.  315. 

2  Vgl.  Ewald,  Hehr.  Spr.  §  247,  b.    S.  dagegen  König,  S.  141  f. 

3  Vgl.  dagegen  Trumpf,  Ss.  551,  554  f. 

*  Sodass  z.  B.  ^Vl-Vh^''*"!  Matth.  9,  29   bei  Platt  entschieden  un- 
richtig ist. 

20* 


"^08  §  151.    Pronomina  suffixa. 

die  Verbalform   consonantisch    auslautet.     Im   Einzelnen   sind    die 
Gesetze  der  Anfügung  an  das  Verbum  folgende. 

1.  An  alle  consonantisch  schliessenden  Yerbalpersonen  (mit 
Ausnahme  derer  des  Subjunctivs)  treten  die  Suff,  der  ersten  und  zweiten 
Person  vermittelst  des  Bindelauts  und  die  Suff,  der  dritten  Person 
in  ihrer  contrahirten  Form.  An  consonantisch  schliessende  Personen 
des  Subjunctivs  schliessen  sich  die  Suffixe  der  zweiten  Person  ohne 
Bindevocal  an;  an  die  zweite  P.  S.  m.  des  Imperativs  werden  die 
Suffixe  der  zweiten  Person  überhaupt  nicht  angehängt.  Die  zweite 
Person  PI.  f.  Perfect,  ^iCillf'  kommt  sehr  selten  mit  Suffixen  vor  ^ 
und  lässt  dann  ihr  ilTfi  in  l\'  übergehn,  wodurch  sie  den  gleichen 
Auslaut  wie  die  dritte  P.  PL  f.  gewinnt;  vgl.  /ifi^hlh'  Aö^-^rt.* 
4'J^'^h'}:  K-Ü^'dx"  Cyr.  a  Reg.  im  Tüb.  MS.  fol.  25,  b.  Daneben 
finden  sich  Formen  wie  ihOlfil^Ü'',  lii^^h^U-s;  s.  CORNILL,  Bas 
Buch  der  weisen  Fhüosophen  (Leipzig  1875),  S.  51  und  vgl.  König, 
Ss.  133,  141,  Philippi,  ZDMG  XXXII,  S.  71  und  Nöldeke,  ebend. 
XXXVIII,  S.  417.    S.  auch  Peätorius,  ebend.  XLI,  S.  690. 

2.  Von  den  auf  a  auslautenden  Personen  Jl^s  VlCh'  ilCi' 
behält  die  erste  P.  PL  Perf.  ihr  ä  auch  vor  dem  Bindelaut  a  bei, 
verschmilzt  es  mit  diesem  zu  ü  und  verhindert  dadurch  auch  bei 
den  Suffixen  der  dritten  Person  die  Contraction  mit  dem  Bindelaut*. 
Die  zweite  Person  S.  m.  Perf.,  nach  der  die  Suffixe  der  zweiten 
Person  überhaupt  nicht  stehn,  giebt  vor  dem  Bindelaut  d  ihr  a 
auf,  und  zwar  regelmässig  bei  den  Suffixen  der  ersten  Person  und 
bei  den  Pluralsuffixen  der  dritten  Person,  willkürlich  bei  den 
Singularsuffixen  der  dritten  Person,  sodass  die  Form  mit  letzteren 
entweder  ilC^Ü-s  ^IChV'-  oder  ^iCYl-  ^iCh-  lautete   Die  dritte 


1  Z.  B.  Ex.  2,  20  und  Cant.  5,  8  (wo  Ludolf  eine  unriclitige  Torrn  in 
den  Text  hineincorrigirt  hat). 

2  Die  oben  gegebene  Erklärung  des  langen  <i  ziehe  ich  der  andern, 
auch  von  König,  S.  141  vertretenen  vor,  wonach  hier  in  (^  nur  die  ursprüng- 
liche Aussprache  von  J,  wie  sie  im  arab.  o  erscheint,  wiederkehre.  —  Fast 
häufiger  als  1(\C^V'',  IdC^lft'^'  und  1(\C^U"}''  sind  im  Josippon, 
wenigstens  in  Cod.  Frcf.,  die  Bildungen  IdC^s,  IflCT^'^'v-  idCVi'] 
ebenso  öfters  in  Sx.,  z.  B.  rt^AT-"  Sx.  Genb.  28,  /Jfl'ü^i  =  ^h'fl^'/  = 
und  ^dC^s  =  ^dC^V'-  Sx.  Genb.  28  Enc. 

3  Nach  Nöldeke,  ZDMG  XXXVllI,  S.  413,  N.  1  enthält  ^iChü''- 
ein  ursprünglich  langes  ä,  wie  hebr.  nriN*  gegenüber  on.j|.    König,  S.  132 

erklärt  die  Länge   in   ^|   durch  Dehnung  vor  einem  Hauchlaut.  —    Zur  Be- 
tonung vgl.  TiiuMPP,  S.  551  ft". 


§  151.    Pronomina  snffixa.  ^09 

l*erson  S.  in.  Perf.  giel)t  vor  allen  Suffixen  ihr  auslautendes  a  (§  91) 
auf  und  ninnnt  die  Suffixe  der  dritten  Person  immer  in  ihrer 
contrahirten  Form  an. 

3.  In  den  auf  ein  Bildungs-w  auslautenden  Personen  des 
Verbums,  V7Ch-  >•?<-"  VlCh^"  J?.V'7<"  T|-M<"  J&'}'74.:  =\1 
*•/<.:  ^"/'J.:,  wird  vor  allen  Suffixen  der  ersten  und  zweiten  Person 
der  Biudevocal  a  durch  ü  verdrängt,  wobei  ü  überall  da,  wo  a 
betont  sein  sollte,  den  Ton  übernimmt  (z.  B.  in  hlCMf'^^S)',  die 
Suftixa  der  dritten  Person  werden  immer  in  ihrer  durch  Contraction 
mit  dem  Bindelaut  entstandenen,  kürzeren  und  vocalisch  anlautenden 
Form  ö,  ä,  ömü^  ön  angefügt,  indem  vor  diesen  Vocalen  ü  in  w 
verhärtet  wird,  z.  B.  ^1C9^'^  obgleich  namentlich  ältere  Hand- 
schriften in  diesem  Falle  öfters  bloss  halbe  Verhärtung  (§  40) 
zeigen,  z.  B.  fifhü'P'  mCVbP'^!  l[\Ci}O^P''';  |fKa^9KVhF- 
Am.  9,  7  (A),  hy^fi'Pilt^'P'  Herrn.  22  b,  19. 

4.  Die  Personen,  welche  auf  weibliches  Bildungs-i  enden, 
ViCtU"  't'^lld'  't'ild'  ^*7^*,  nehmen  keine  Suffixa  der  zweiten 
Person  an;  die  Suffixa  der  dritten  Person  treten  in  der  durch 
Contraction  mit  dem  Bindelaut  entstandenen,  vocalisch  anlautenden 
Form  an,  indem  t  bald  ganz,  bald  halb  verhärtet  wird  (letzteres 
namentlich  in  älteren  Handschriften  sehr  häufig),  z.  B.  'tA^?''}' 
Ruth  2,  8;  IhO'i?"'  und  rThOS^P-s  Ex.  2,  9  (ann.);  IdC^'-  und  "1(1 
df'  Gen.  16,  6  (ann.);  h^CiX?-'  Gen.  21,  18  (ann.);  ^rt^^f-.P-s 
ehrest,  p.  74,  1.  2P.  Dagegen  lassen  die  Suffixa  der  ersten  Person 
keinen  Bindelaut  und  Verhärtung  des  1  in  einen  Halbvocal  zu, 
weil  dadurch  in  den  meisten  Fällen  doppelt  geschlossene  Silben 
mitten  im  Worte  entstünden  (wie  IflChf  i'  'Hi^hf  5^0,  sondern 
sie  schwächen  %  zu  e^,  das  dann  wahrscheinlich  betont  ist,  und 
hängen  daran  \'  't'  ohne  Bindelaut  an.  So  entstehn  im  Perfect 
Formen  wie  Y^V(\X'  Gen.  30,  15,  t\9^ih^Wi'  Gant.  5,  9,  \ilf\l\h 
die  nasahenl  amhalkcna  Jwnkem  gesprochen  werden  zu  müssen 
scheinen;  im  Imperf.  Subj.  und  Imperat.  Formen  wie  H'l'ÜCX'j 
^'}r'h:i:''  Gen.  30, 15,  'ilCl^  Gen.  24,  23.  47,  h-üM.'  Gen.  88,  16, 
Ü-ÜX'  Gen.  30,  14,  ?t^'>^:  35,  17,  hfl^^l'  (von  htl'l'?'.')  24,17. 
43,  45  (wahrscheinlich  tegahreni  u.  s.  w.). 


^  S.  meine  Ausgabe  des  Octateuch,  Comm.  p.  5. 


■^  Nach  König,  S.  127  geschieht  dies  zur  Vermeidung  eines  Hiatus. 

3  Es  scheint,  dass  dieses  weibliche  ^,  wenn  in  den  Inlaut  kommend, 
überhaupt  eine  Neigung  hat,  flüchtiger  gesprochen  zu  werden.  —  König, 
Ss.  120,  153  nimmt  hier  eine  Dissimilation  an.    Vgl.  auch  oben,  S.  G5,  §  36. 


310  §  152.    Pronomina  suffixa, 

5.    In  den  Personen,  welche  auf  ä  enden,  J"?^-"  /ü"/^«  '1* 
^•7^'  J2.^*7^'    ^7*7^s  'J'7^5,   verschmilzt  der  Bindelant  a  mit 
ä  zu  ä;    eine  Contraction    in    den  Suffixen    der   dritten  Person  ist 
darum  nicht  zulässig. 
§  152  Nach    diesen    Gesetzen    sind    alle    einzelnen    hier    möglichen 

Bildungen   verständlich.     Eine    Uebersicht   giebt    Tafel  V.     Doch 
verdienen  einige  Fälle  noch  besondere  Erwähnung. 

Bei  der  Anhängung  der  Suffixa  an  den  Subjunctiv  kann 
es  nach  §  151,  1  vorkommen,  dass  der  Anfangslaut  der  Suffixa  der 
zweiten  Person,  3fl  mit  einem  wurzelhaften  Kehlgaumenlaut:  *7 
4*  h  unmittelbar  zusammenstösst;  in  diesem  Falle  geht  nach 
§  54  das  h  des  Suff,  in  *7  oder  4»  über:  ^C/h4'-'  er  will  dich 
entfernen  Deut.  13,  11,  h'^Ä'T.'  ich  sollte  dich  verlassen  Ruth  1, 16, 
K^Cih^'-  juf)  eKhmhcoodv  oe  Prov.  3,  3,  y(D*ß:^i  Sir.  12,  16, 
^ÖCl'  G.  Ad.  43,  24,  und  für  hh  wird  meist  nur  ein  Zeichen 
geschrieben  (§  55):  KHCh:  ich  tvill  dich  segnen  Gen.  27,  7.  10.  25. 
Ruth  2,  4;  J&^fth-"  er  dich  heisse  Chrest.  p.  44,  1.  11.  Die  Ab- 
schreiber sind  dann  oft  irre  gegangen  und  haben,  weil  sie  das 
Suffix  nicht  mehr  erkannten,  bald  die  Verbalform  ohne  Suffix 
gesetzt,  z.  B.  hnC\l'  für  h(\C\\'  Gen.  27,  4.  (28,  3),  bald  ein  Suif. 
der  dritten  Pers.  m.  aus  einem  Suff*,  der  zweiten  Pers.  m.  ge- 
macht, z.  B.  J&OClfi:  für  J&OCh--  Gen.  48,  20  u.  ö}. 

Wenn  an  die  Personen  des  Imperf.  Subj.  und  Imperat.  der 
Verba  tertiae  gutturalis,  die  unmittelbar  auf  den  letzten  Radical 
auslauten,  wobei  vorhergehendes  a  zu  ä  gedehnt  ist,  wie  in  ^9^ 
9ji''  S^^lK-",  f^^dj*lii\^  ^^dJ*lch'  U.S. f.,  ein  vocalisch  anlautendes 
oder  mit  dem  Bindelaut  a  angefügtes  Suffix  tritt,  so  entsteh n  die- 
selben Veränderungen,  welche  in  der  Conjugation  dieser  Verba  ein- 
treten, wenn  an  jene  Formen  vocalisch  anlautende  Personalendungen 
treten  (§103),  also:  ^T^h-  fsT?:h\h  tl^^Ö'  firoS^' u.  s.  w.^ 
wogegen  Wurzeln,  die  zugleich  mediae  infirmae  sind,  wie  in  der 
Flexion  §  103  ä  behaupten:  J&flh :  ß^dhi,'-  ß>(\}\f^"'  u.  s.  w. 
Auch  9^00'  kann  ä  behaupten,  z.  B.  h/}r'\*f^"iP'  sürne  ihm 
nicht  Gen.  44,  18,  neben  '1">öW(l03'.: ;  vgl.  König,  S.  85. 

Wurzeln  mediae  geminatae  können  geeigneten  Falls 
(wenn  nämlich  an  eine  mit  vocallosem  Radical  schliessende  Form 
ein  durch  den  Bindelaut  a  eingeleitetes  oder  vocalisch  anlautendes 

^  Gr.  Ad.  29,  10  hat  Trumpf  einige  dieser  Formen  auf  eigene  Hand 
hergestellt. 

2  Doch  liest  man  auch  'fl^/':  Deut.  12,  18.  22  für  -flA/'s  14,23. 
15,  20.  Sir.  6,  12  haben  einige  Manuscripte  i^^*'M\l\\\'  l'ür  ^'{^'h'iihh' 


§  152.    ri-onomiua  snffixa,  311 

Suffix  tritt),  ganz  ebenso  wie  in  der  Flexion  §  103,  den  Doppel- 
laut contrahiien,  z.  B.  JK-ifl:  oder  JK-J-nO-"  von  ß>y(\'(\r  tx^rpa^-z 
oder  WröPd'^''   von   hTÖÖ'  u.  s.  f. 

Verbal  formen  von  Wurzeln  tertiae  infirmae,  welche  auf 
7?,  t  als  dritten  Radical  auslauten,  müssen  vor  dem  Binde vocal 
(ebenso  wie  in  der  Flexion  vor  vocaliscli  anlautenden  Personal- 
endungen §  103)  w,  1  zu  IV,  j  verhärten^,  z.  B.  J&'l'A'Ps  von  J& 
-1-A-",  '1-Afll^,.-  von  '1-A--,  JPrhJ&f^-  von  ^/fit-^  h^h^fD'/j  von 
hrlii'-,  ÄA'flflJ}:-'  von  hAd-:  (Ps.  118,  34);  aber  Subj.  mit  SuflP.  der 
zweiten  Person  ?i'>A-h--  (Matth.  8,  19);  ferner  J&^hf-s  von  ^d^Kh 
Ch^\'  von  CAi.:,  -liifj.e-  von  -JöA.",  AiChP-=  von  ÄCÄ.".  Doch 
findet  man  auch  hier  hie  und  da  die  halbe  Verhärtung,  z.  B.  fO 
n.fh.-Gen.28,3.  Ex.30,4.  Num.12,11,  "hd^ÜS'-  Am.  8, 10  (A)  u.  ö. 

Das  verkürzte  J&üi!  er  sagte  ('|-fl,:  hü.«"  l{i»'  §  103)  muss 
auch  vor  den  Suffixen  sein  A  wieder  erscheinen  lassen :  J^OjASi' 
J&Q.A*'-'  u.  s.  w. 

Wie  das  Arabische^  so  hat  auch  das  Aethiopische  die  Kraft, 
zwei  Suffixe  an  ein  Verbum  zu  hängen.  Verba  nämlich, 
welcher  zwei  Accusative  sich  unterordnen  können,  §  177,  können 
auch  zwei  Suffixe  zu  sich  nehmen.  Die  Rangordnung  unter  diesen 
Suffixen  ist  dann  die,  dass  die  I.  Person  der  IL  und  IIT.,  die  II. 
der  III.  vorangeht  und  zunächst  an  das  Verbum  tritt.  Beispiele: 
GW'dWwh'  Num.  18,  8;  hO-dW'  Gen.  15,  7  (vgl.  König,  S.  133); 
fliJ?.Wiy-  Deut.  28,  30;  f  O-ühö»-^ '  und  ^Ü'üYlT^ '  Jos. 
9,  22;  S!Ü?>?.1?-'  Luc.  9,  39;  GWm?-'  G.  A.  109,  10;  ÜfW^' 
Gen.  29,  21;  h'üMXS'  Hez.  3,  2;  ^fllW>.f-s  Gen.  42,  37;  (ifi- 
5r^:  Gen.  23,  9;  aHJÜX?-!'  Gen.  31,  9;  -IVÜ^'i-  Gad.  Ad.  57,  2. 
Es  ergiebt  sich  daraus  zugleich,  dass,  wenn  das  erste  Suffix  auf 
«,  1  schliesst  und  ein  SufF.  der  III.  Person  (ö,  ä,  ömw,  ön)  antritt, 
«,  t  ganz  oder  halb  verhärtet  werden  kann^;  doch  ist  letzteres 
gewöhnlicher  (vgl.  König,  S.  153  f.),  und  der  Ton  ruht  dann  auf 
dem  letzteren  Suffix  (vgl.  Trumpf,  S.  55G);  Schliesst  das  erste 
Suffix  auf  a,  so  treten  die  Suffixa  der  dritten  Person  immer  in 
ihrer  ursprünglichen  Gestalt  (/^^Z,  Aä,  Jiömü^  Jwn)  an ,  und  das 
vorhergehende  a  wird  durch  den  Einfluss  des  Hauchlautes  und  des 
Tones,  den  es  dann  trägt,  gern  zu  ä  gedehnt*. 


^  Zur  Betonung  s.  TRUMPr,  S.  556. 

2  Ewald,  Gr.  Ar.  §  674. 

^  Doch  findet  sich  in  dem  sehr  alten  Cod.  Laur.  zu  Zach.  3,  1  noch: 

^  S.  aber  Num.  U,  8.  Deut.  6,  23.  9,  6. 


312  §  153.    PronoiTiinii  suffixa. 

153  Anhängung    der   Pronomina  suffixa    an    das    Nomen. 

Dem    Nomen    ordnen    sich    Fürwörter    ebenso    unter    wie    andere 
Nomina  (§  144),  nämlich  im  Genitivverhältnis  oder  im  possessiven 
Sinn.     Zwar  hat   nach  §  150   das  Aethiopische  Mittel,   von  jedem 
persönlichen  Fürwort  selbständige  Possessiva  abzuleiten,  die  es  im 
Sinne  eines  Genitivs  verwenden   kann;    sie   werden    aber   fast   nur 
dann  gebraucht,    wenn    ein    gewisser  Nachdruck   auf   dem   Genitiv 
liegt   oder  wenn    die  Anhängung  eines  Suff,    aus    andern  Gründen 
nicht  thunlich   ist,    z.  B.    im   Falle   eines  Status  constructus.     Wo 
aber  solche  besondere  Fälle  nicht  vorliegen,  wird  auch  im  Aethio- 
pischen  gewöhnlich  jedes  persönliche  Fürwort,  das  in  den  Genitiv 
treten  soll,  seinem  Nomen  als  Suffix  angehängt,  z.  B.  f^^ÖHj)'' 
die  Tage  sein^  seine  Tage.    Die  Kraft  der  Unterordnung  des  Pro- 
nomens unter  das  Nomen  liegt  in  der  Zusammensetzung,  wie  beim 
Status  constructus  §  144,    und  wo    immer  Suffixa    im  Sinne   eines 
Genitivs  einem  Worte  angehängt  sind,  liegt  in  der  That  auch  ein 
Stat.  constr.- Verhältnis  vor.    Da  nun  nach  §  144  dieses  Verhältnis 
denkbar   ist    und    in    andern    Sprachen    auch    ohne    jedes    äussere 
Bildungsmittel  verwirklicht  werden  kann,  sodass  schon  in  der  engen 
Zusanimenordnung  zweier  Wörter  und  in  der  Art  ihrer  Betonung 
die  ganze  Kraft  des  Verhältnisses  enthalten  ist,   so  wäre  es  denk- 
bar,   dass    auch    im  Aethiopischen    die  Suffixe  ohne    alle    äusseren 
Hülfsmittel  sich  eng  an  das  Nomen  anschlössen  und    durch  dieses 
Zusammenschmelzen    beider  zu    einem  einzigen  Wort    das  Genitiv- 
verhältnis zu  Stande  gebracht  würde.     In  der  That   ist  dem  aber 
nicht  so.     Wie   nämlich   im  Aethiopischen   der   Status  constructus 
immer  durch  eine  Endung  gebildet  wird,   so  wird    auch    das  Suf- 
fixum  jeweilig  vermittelst  eines   Bindelautes,   der  jener  Endung 
entspricht,    an    das  Nomen    angehängt.     Nur   ist    dieser  Bindelaut 
nicht  mehr  in  allen  Fällen  gleich  ursprünglich  erhalten.     Es  sind 
deshalb,  um  sein  Wesen  zu  verstehn,  verschiedene  Fälle  zu  unter- 
scheiden. 

1.  Am  reinsten  erscheint  der  Bindelaut,  wenn  Suffixa  an 
den  Plural  des  Nomens,  sei  es  den  äusseren  oder  inneren,  an- 
treten. Die  Pluralformen  ordnen  sich  das  Suff,  unter  durch  den 
Bindevocal  ¥,  welcher  immer  den  Ton  trägt,  wenn  das  Suffix  ihn 
nicht  selbst  (h^^'s  h^"  iTf^''  Ü"i'  §  149)  erfordert.  Dieser 
Bindelaut  gilt  für  so  wesentlich,  dass  um  seinetwillen  sogar  das  a 
des  Accusativs  aufgegeben  wird,  sodass,  wenn  ein  Plur.  Acc.  ein 
Suffix  annehmen  soll ,  das  Accusativzeichen  schwindet  und  das 
Accusativverhältnis  nur  aus  dem  Zusammenbang  erkennbar  ist.    In 


§  153.    Pronomiim  suffixa.  '»l^ 

diesem  7,  das  auf  merkwürdige  Weise  mit  einer  alten  Endung  des 
Status  constructus  im  Hebräischen  übereinstimmt,  kann  man  nur 
eine  St.  constr.-Endung  sehn;  da  es  in  den  §  150,  h  angegebenen 
Fällen  voller  1a  lautet,  so  wird  es  wahrscheinlich,  dass  sowohl  die 
gewöhnliche  äthiopische  Endung  des  St.  constr.,  öf,  als  auch  dieser 
Bindelaut  1  nur  zwei  verschiedene  Verkürzungen  einer  und  der- 
selben Grundform  la  sind  (§  144)^.  —  Dieser  Bindelaut  %  wird 
aus  lautlichen  Gründen  in  zwei  Fällen  zu  e  geschwächt:  a)  vor 
dem  SufF.  f,  indem  (§  52)  1  -f-  ja  zu  ejja  wird  oder  aber  1  vor  ja 
sich  zu  e  schwächt  (eja)^.  Doch  ist  dies  keineswegs  immer  der 
Fall;  namentlich  ältere  Handschriften  zeigen  oft  Formen  mit  tja 
wie  JiR^f-"  h9"^M'  u.  s.  w.;  vgl.  König,  S.  153.  h)  Vor  dem 
Suif.  ll.  kann  t  zu  e  verkürzt  werden,  offenbar  um  nicht  zwei 
t-Laute  nach  einander  hören  lassen  zu  müssen.  Hienach  lauten 
die  Suffixe,   welche   an  den  Plural   treten    (vgl.  Trumpf,  S.  557): 

I.  IL  III. 

m.  f.  m.  f. 

S/      •  —'     1  I    ^   ~Kt.  — /      7  —  —'7  — 

.    e-ja.  t  -küy         V '  7/.-  ^ '    '^'         *  '^' 

\6~rCt. 

P.    t-na.         t-lcemmü,    t-ken.         t-hö  niü,    t-hö  n. 

Beispiele  s.  Tafel  VI.  Die  Form  Ija  z.  B.  Kn^e-"  Gen.  32,  10. 
47,  9.  30;  hl^Ah.f-"  Gen.  48,  3;  h-h^^-  Jud.  8,  19;  die  Form  Ikt 
Yxii'PM.'  Ps  44,  18;  eki  ?iAnfth.=  Cant.  4,  11;  h«7^Cll,'  ibid. 
Ruth  3,  3  (G).  Schliesst  der  Pluralstamni  mit  j&s,  so  müsste  durch 
Antreten  des  Bindelautes  f«.s  entstehn,  aber  besonders  vor  den 
Suffixen  der  dritten  Person  findet  man  nur  selten  f«.s,  z.  B.  in 
tiXi^'A)*'  (neben  hhjK.U-0,  s.  m.  Lex..,  col.  789;  vielmehr  schmilzt 
f,  mit  dem  i-Laut  zusammen  in  J&  (vgl.  Trumpf,  S.  558):  <^^-|) 
J&li-s  mara-i-Jm  =  maraihü  Gen.  21,  22.  26,  26,  ^^(iJe.lr^^s 
Gen.  34,  23;  Vf-A"'  l'Pß.Ü'i  (Acc.  und  Collectiv,  s.  unten  §  155) 
Gen.  32,  24,  öHf^O''  (Acc.)  Tob.  13,  4,  und  auch  mit  Suff,  der 
n.  Person  'i'Pf.ilo^''  (für  "J^Pf-höi»-.)  Ex.  10,  24,  l^jjj&lfjs 
Matth.  25,  4;  und  Ex.  38,  26  findet  sich  sogar  ^^^U/S.p-'J •'  von 
^^^liJK»s,  indem  der  Biiidelaut  zu  einem  Halbvocal  verhärtet  und 
h  ausgestossen  wurde  (doch  s.  d.  annot.  dazu).  Da  jedoch  im 
Aethiopischen   jeder   Plural,    namentlich   die   inneren  Plurale  oder 


^  Auch  Trumpf,  S.  557,  N.  1  hält  i  für  den  üeberrest  eines  alten 
St.  c;  vgl.  oben,  S.  289,  N.  1  sowie  auch  König,  S.  142. 

2  Dass  in  diesem  Fall  j  doppelt  zu  sprechen  sei,  wird  nicht  aus- 
drücklich gemeldet,  und  die  andere  Möglichkeit  ist  durch  Kürzung  von  i 
vor  \\^  zu  c  nahegelegt. 


"^^^  §  154.    Pronomina  suffixa. 

Collectivformen,  wieder  leicht  als  einfacher  singiilarischer  Begriff 
aufgefasst  werden  kann,  so  ist  es  nicht  weiter  zu  verwundern,  dass 
an  Pluralformen  die  Suffixa  öfters  auch  nach  Art  der  Singulare 
antreten;  s.  unten  §  155. 

§  154  2.    Wenn    die    Suffixa    an   Singularformen    antreten,    so 

wird  der  Bindelaut  t  zu  e  verkürzt  oder  ganz  aufgegeben.  Dabei 
ist  zwischen  vocalisch  und  consonan tisch  auslautenden  Nominal- 
stämmen zu  unterscheiden. 

a)  Nominalstämme,  die  auf  (irgendwie  entstandenes)  ä, 
e,  ö  auslauten,  lassen  in  allen  Casus  die  Suffixa  ohne  Binde- 
vocal  antreten,  weil  der  lange  Vocal  ihn  verschlingt,  z.  B.  /^^«"if-! 
seine  HerrlichJceit  Ex.  24,  17;  '^^^a^s  ihre  ünreinigkeit  2  Esr. 
9,11;  i-<?.Arn<^--"  ihre  Trennung  G.  Ad.  11,  19;  ^h-i^"}-'  (statt 
^h-f-ir'JO  M.  M.  f.  192.  In  fr;l-<(o!  wird  sogar  das  e  der  Nominal- 
bildung abgeworfen;  vgl.  m.  Lex.^  col.  367  (s.  Tafel  VI). 

h)  Consonantisch  auslautende  Nominalstämme  hängen^ 
a)  wenn  sie  im  Accusativ  stehn,  die  Suffixa  ebenfalls  ohne 
Bindevocal  an,  sofern  das  ä  des  Accusativs  für  zu  wichtig  gilt,  um 
verdrängt  zu  werden,  der  Bindevocal  sich  daneben  aber  nicht  fest- 
setzen kann.  Zwar  konnte  *  und  a  zu  e  contrahirt  werden :  dieser 
Mischlaut  ist  aber  beim  gewöhnlichen  Nomen  nicht  in  Gebrauch 
gekommen  und  zeigt  sich  nur  bei  einigen  Präpositionen  mit  Suf- 
fixen, §  167.  Nur  vor  dem  Suff".  ?,  wo  der  Bindelaut  t  oder  e 
an  dem  j  einen  Halt  hat,  ist  er  regelmässig  stark  genug,  das  ä 
des  Accusativs  zu  verdrängen,  sodass  thlid'  +  SuiF.  fs  nicht 
/hliOf !,  sondern  rJhll'Uf '  hezheja  lautet^.  Da  nun  der  Bindelaut, 
mit  Ausnahme  dieses  einen  Falles,  wegfällt,  so  muss  das  a  des 
Accusativs  den  Ton  übernehmen,  den  der  Bindelaut  hätte  tragen 
sollen:  ä-na.  Für  d-hii  ä-hä  spricht  man  aber,  mit  Ausstossung 
des  Hauchlautes,  immer  ö\  a.  Also:  rhllüV"  rhlfP'  rhlfO";  da- 
gegen rHilfllhs  /hllflllaS  mit  dem  Ton  auf  der  Tonsilbe  des 
Stammes;  ferner  ^llüilf^'  ihlidlfll'  mit  dem  Ton  auf  dem 
Suffix;  endlich  für  (h'HdÖ'^^*'  ihliülfi'  immer  zusammengezogen 


1  Zur  Betonung  vgl.  Trumpf,  S.  556  ff. 

2  Zwar  könnte  man  die  Form  it\']i'(\^s  aus  ursprünglichem  /]h^/fl," 
erklären  und  somit  annehmen,  das  ä  des  Accusativs  sei  in  diesem  Falle 
durch  das  vocalische  Suff,  l  (§  149)  verdrängt  worden,  und  könnte  ebenso 
eja  an  den  Pluralformen  aus  ursprünglichem  l  erklären  wollen;  aber  f  an 
Stelle  des  Suff,  i  scheint  doch  sehr  alt  zu  sein,  was  alte  Bildungen  wie 
l^ftA»?"  (§  167)  beweisen,  und  eine  Verdrängung  des  (i  des  Acc.  kommt 
auch  vor  andern  Suffixen  vor. 


§154.    Pronoiniiui  suffixa.  ''l'J 

und  mit  Ausstossmig  des  Hauchlautes  /h'Hfl^'»"'  i'UlWi'.  Auch 
vor  andern  Suffixen  als  ^'  kommt  es  hie  und  da  vor,  dass  das  a 
des  Accusativs  einem  Bindevocal  e  weicht,  z.  B.  (l\lh'  im  Acc. 
Num.  18,  3  (F),  ÄrAhh-'  Lev.  25,  36,  ÄrAhhö»'-"  Lev.  25,  38. 
26,12;  3  Reg.  1,14  haben  die  ältesten  Handschriften  ViCh.-"  für 
Vl/.h.s;  vgl.  auch  Ch(\Mj  Sir.  38,  21;  hhn^l'h'  Tab.  Tab.  60 
(Chrest.  p.  122  [wo  Cod.  Mon.  Aeth.  11,  fol.  49  r^  hhr'C'Vil''  liest]), 
/.y:h,'1'h'  Tab.  Tab.  79  (ibid.  p.  126  [Codd.  Trumpf,  Francof.  und 
Mon.  11,  fol.  57  v^:  /,Ä-h.'Ml-"]),  Platt,  Did.  p.  5,  1.  10,  ,1^1h' 
und  ^\^:^h'  bei  Laur.  4  Esr.  10,  39  (54).  13,  55  (58).  4  Esr.  8,  12. 
9,  32  (neue  Ausg.),  um  das  klappernde  7h)  *I*h  zu  vermeiden; 
rhH-Jh..-  4  Esr.  10,  15(20)M 

^)  wenn  das  Nomen  im  Nominativ  steht,  so  erscheint  vor 
den  Suffixen  der  ersten  und  zweiten  Person  der  Bindevocal  e,  der 
vor  f  s  und  5fs  zugleich  den  Ton  trägt,  also :  e-ja,  e-na,  e-Jcemmü, 
e-Tcen,  Dagegen  lauten  die  Suffixe  der  dritten  Person  nicht  e-liü^^ 
e-hä,  e-höniü^  e-hön^  sondern  mit  Ausstossung  des  Hauchlautes  und 
Verdrängung  des  Bindelautes  w',  ä',  omTi,  on.  Im  übrigen  s.  Tafel  VI. 
Wörter,  die  auf  ^'  ^'  i}'  J&s  "Tr'  endigen,  können  diese  Laute 
wiegen  des  Bindelautes  nie  mit  den  Suffixen,  die  mit  einem  ähn- 
lichen oder  gleichen  Laute  anfangen,  zusammenfliessen  lassen  (vgl. 
König,  S.  96),  also  RöJ-JJ:  (nicht  Äöi^O)  ^rAäflh-",  /..hj&e." 
Hen.  14,  4,  fLt^h'  Gen.  48,  5,  flJC'l'h^"  Gen.  43,  12.  Wörter, 
die  auf  tt-haltige  Kehllaute  auslauten,  wie  '^^A^'  ACT"'  hängen 
im  Nom.  und  Acc.  die  Suffixa  der  dritten  Person  nach  Art  der 
andern  Nomina  und  mit  Berücksichtigung  von  §  42  an :  fiC")' 
fiC"^'  fiC'^i^'^"'  fiC'^lf'^  können  aber  auch,  um  die  eigentümliche 
Aussprache  ihres  letzten  Radicals  zu  bewahren,  die  volle  Form  e/^w, 
ehömü,  eliön  annehmen,  z.  B.  ilCPÜ'f'^'  Num.  31,  49  (Acc);  rtC 
7^"/s  Deut.  17,  3.  Ebenso  können  auf  ai  auslautende  Wörter  ll-s 
•/:  if  flo-:  (O:  annehmen,  z.  B.  hhj&lTtf^-"  Jud.  20,  34.  41  (=  h 
jlp-oo-:)^  doch  geschieht  dies  selten. 

1  LuDOLF  stellt  aucli  das  Gesetz  auf,  dass,  wenn  ein  Nomen  im  Acc. 
mit  Suff,  noch  weiter  durch  ein  Anhängsel,  wie  ^:  VL"  u.  s.  f.,  beschwert 
werde,  das  a  des  Acc.  in  e  übergehe,  z.  B.  •f'ffhC'  '^ÜAh'  ?i*7ll.^»" 
(O^lh^Jl'Mj  P«-  24,  6;  andere  Fälle:  Ps.  83,  6  (gegen  V.  2).  71,  1.  87,  12. 
91,  2  (gegen  Ps.  70,  20.  21);  allein  diese  Fälle  sind  vielmehr  nach  §  143  a.  E. 
zu  erklären:  die  Accusativconstruction  hebt  sich  im  Verlauf  auf.  und  statt 
des  Acc.  tritt  die  nächste  Form  des  Nomens  ein. 

2  Merkwürdig  ist  Exod.  3G,  12  fl/h'fc'l'Ü"  •• 


olö  §  154.    Pronomina  suffixa. 

c)  Nomina,  die  auf  t  auslauten,  lassen  im  Nominativ 
keinen  Bindevocal  zu,  sondern  hängen  die  Suffixe,  wie  andere 
vocaliscli  auslautende  Stämme,  unmittelbar  an,  unter  Beibehaltung 
des  Hauchlauts  in  den  Suffixen  der  dritten  Person.  Nur  für  tja 
liest  man  hie  und  da  ejja  oder  eja^  z.  B.  f^^'^'}?'  Ps.  18,  16. 
68,  17  (von  ffo^-^i^:)  90,  2;  vgl.  auch  ^rtjZ^h'  ^^'i\>?'  (var.:  ^ 
ß'tU'  n.h?'')  1  Sam.  22,  13;  i^PO^O'''  Tob.  1,  13  Francof.  Wenn 
solche  Nomina  im  Accusativ  stehn,  so  kann  das  Accusativzeichen  a 
zwischen  dem  Auslaut  1  und  dem  Bindevocal  erdrückt  werden, 
wenigstens  vor  ^'  Ü-s  V'  ^'  iTfi^^'  iV'i'  ziemlich  regelmässig,  z.  B. 
MhS'  Ex.  15,  1,  d^m^'i'  Matth.  1,  16;  dA^^i-  Hen.  6,  3;  d.m 
d'l'  Phys.  5,  12;  Hexaem.  33,  6^;  dagegen  wird  vor  den  Suffixen 
der  zweiten  Person  das  a  des  Accusativs  meistens  bewahrt,  z.  B. 
MhM'  Matth.  5,  43.  Ex.  23,  22.  Deut.  32,  38;  dagegen  ÄHÄ^h." 
Job.  13,  4,  'i({d\i'  Sir.  4,  4  var.  In  Ex.  23,  25  ist  d^mdh'  nach 
§  143  a.  E.  zu  erklären. 

d)  Einige  kurze  alte  Wörter  haben  eine  etwas  abweichende 
Art,  ihre  Suffixe  anzuhängen.  Die  vier  Nomina  h'ü'  Vater,  ih9^' 
Schiüäher,  "h"^'  Bruder,  ti^'  Mund  lassen  vor  Suffixen  ihren 
ursprünglichen  Auslaut  wieder  zum  Vorschein  kommen,  nämlich 
in  der  Grundform  ü,  im  Accusativ  ä'^,  verschmähen  aber  eben 
darum  andere  Bindevocale;  die  Suffixe  der  dritten  Person  nehmen 
sie  in  ihrer  vollen  Gestalt  an.  Hienach  entsteht  von  der  Nominativ- 
form ^n-fs  (Ps.  26, 16),  ha^y-,  Kn-hs  (loh.  s,  lo),  ha^hj  ha- 

Yiao^:  ha-hi'  (Gen.  31,5),  ha^ih'  hH'V'  hH'iro^'  ha-inr-, 

ebenso  K'^f -■  Luc.  6,  42,  h''l^il'  Matth.  5,  24,  M^ih'  Gen.  38,  29; 
rhö»-h.!  Gen  38,  13,  Ai^V-  38,  25;  Jtf  f  s  Ps.  16,  5,  hiO"-  9,  29, 

^^•Iftfo-:  5^  10^  M'h'  Apoc.  10,  9.  Im  Accusativ  raüssten  diese 
Wörter  eigentlich  lauten:  ÄHf»,  hUh'  (Eph.  6,  2),  hdü-'  Joh. 
6,  42,  MlTf^''  Marc.  1,  20;  JiÄhö»--  und  M^ilf^'-  Gen.  42,  20 
(ann  ),  M'PÜ'o^"'  oder  h'XWti^''  Ps.  37,  21,  M^PO"-  Matth.  5,  22. 
Ps.  48,  7;  ih^Ü''  Ex.  18,  26;  1%4-li'S  Matth.  5,  2;  sie  geben  aber 
die  Accusativform  leicht  auf  und  bleiben  auch  für  den  Accusativ 
in  ihrer  nächsten  Form;  so  Acc.  hd'O*'   Chrest.  p.  24,  1.  5,  i^fl*^ 


1  Ferner  Num.  35,  23.  Deut.  4,  42.  21,  1.  Joh.  7,  32.  Hehr.  11,  7. 
Jac.  4,  4.  11. 

2  Welches  ä  mit  li  ebenso  wechselt  wie  im  gewöhnlichen  Nomen  a 
mit  €..  Uebrigens  kommt  wenigstens  von  Yvd'  auch  noch  ein  Acc.  f\({' 
ohne  Suffix  vor  Matth.  19,  29;  vgl.  den  Vocativ  §  142.  —  In  Beziehung  auf 
diese  Eigentümlichkeit  dieser  Wörter  vgl.  man  das  Arabische,  Hebräische 
und  Syrische:  Ewald,  Gr.  Ar.  §  411,  Hehr.  Spr.  §256,  a,  und  Hoffmann, 
Gr.  Syr.  p.  273  f.  —  S.  auch  König,  S.  108. 


§  155.    Pronomina  suffixa.  «jl« 

Jud.  18,  19,  ha-iro^"'  Gen.  4,  21  (Deut.  21,  13.  25,  3),  hiU' 
Deut.  25,  3;  namentlich  h^-'  hat  für  den  Accusativ  fast  re<]jel- 
mässig  die  nächste  Form:  M'O-'  Ps.  G8,  19.  Hen.  lOG,  3,  M-V'- 
Gen.  4,  11  (ann.).  Hen.  56,  8,  M-f :  Jud.  11,  35,  Mh'  Jud.  11,  3G, 
M-iroo-:  Ps.  9,  42.  Hen.  17,  8.  —  Das  Nomen  ?iJ^'s  Hand  bildet, 
obgleich  es  wie  die  eben  genannten  Wörter  im  Plural  (0*i  als 
dritten  Radical  erscheinen  lässt  (§  136),  nicht  h-^-f«'  u.s.  w.,  sondern 
nimmt  vor  Suffixen  immer  die  Form  ?iÄ»'  an,  was  auf  eine  ur- 
sprüngliche Aussprache  JiSd',  etwa  wie  nnj.,  hinweist;  dabei  werden 
Nominativ    und    Accusativ    nicht    unterschieden :    li^?'  ?iR.h'  "h 

3.  Indessen  werden  nun  im  Aethiopischen  oft  auch  an  Sin-   §  155 
gularstämme   die   Suffixe   nach  Art   des   Plurals   und   um- 
gekehrt   an    Pluralstämme    nach    Art    des    Singulars    an- 
gehängt. 

a)  Singularstärame  nehmen  Pluralsuffixe  an^,  teils  wegen  der 
Aehnlichkeit  der  Bedeutung,  wenn  sie  nämlich  collectiven  Sinn 
haben,  teils  und  noch  häufiger  wegen  der  Aehnlichkeit  der  Form. 
Vor  allem  haben  Pluralsuffixe  fast  ganz  regelmässig  diejenigen 
Singularstämme,  welche  ein  langes  ä  vor  dem  letzten  Radical  oder 
Bildungslaut  enthalten,  ebensowohl  wegen  äusserer  Aehnlichkeit 
mit  der  Pluralform  }i9^^^'  als  auch  darum,  weil  nach  dem 
langen  ä  ein  e  als  Bindelaut  zu  schwach  wäre,  um  den  Ton  zu 
tragen;  sie  knüpfen  fast  immer  durch  t  an,  im  Nominativ  wie  im 
Accusativ:  ^CniO-'  Gen.  4,  4,  9^M^0"'  Gen.  1,  9,  9^'WhJiU'' 
Gen.  3,  16,  K'iPXlh:  Jos.  3,  15.  4,  18,  tf»-^-^U-!  Jos.  10,  11,  9^ 
tP^iM'-  Ps.  2,  8,  9^^^^%0"'  Ps.  42,  4,  9^d^fL0''  Hen.  72,  2, 
(^'(\K0''  ^'^K.Ü'''  Hen.  73,  3,  AÜJ^-fc'/-  Luc.  1,  36.  Die  gleichen 
Bildungen  haben  nach  §  48  hie  und  da  auch  Wörter  der  Form 
/^CO^'  von  Wurzeln  mediae  gutturalis:  ft'flrh'fch-"  Ps.  47,  9. 
72,  28  (vgl.  §  121,  d),  C^'WtO'i  Gen.  21,  2;  doch  auch  9^in^t*'' 
Ps.  61,  11,  9'"l(\a(^"'  Ps.  27,  5,  4»^'«^*!  Ps.  29,  4.  96,  13  u.  s.  f. 
Ebenso  können  durch   t   anknüpfen  Wörter  der  zweiten  einfachen 

1  Dagegen  3^1^.:  Tab.  Tab.  53,  1 ;  66,4  {Chrest  pp.  120,  123).  —  Zur 
Erklärung  vgl.  Philippi,  ZDMG  XXXII,  S.  74;  Barth,  ibid.  XLI,  S.  637; 
König,  S.  107  und  oben,  S.  256  und  N.  1. 

2  Dagegen  entstand,  wenn  Hen.  44  und  Ex.  34,  13  die  Handschriften 
^^tltitW^^"'  für  ^^fiüjr^'^*'  ^hre  Bilder  haben,  diese  Form  bloss  durch 
Verwechslung  des  Begrifi'sworts  mit  der  Präposition  ^^'ilti'  (§  167)  seitens 
der  Abschreiber. 

^  Vgl.  im  Hebräischen  Ewald,  llchr.  Spr.  §  259,  b. 


"^lö  §  156.    Pronomina  suffixa. 

Bildung  der  Form  hflj^'s  wegen  ihrer  äusseren  Aelmlichkeit  mit 
der  ersten  Collectivform :  hfl-^hs  Ps.  121,  7,  Tflflli-^  Ps.  146,  5, 
dÄfl.ll-5  u.  s.  w.;  auch  OdüjTf^"'  Judith  1,  7;  ferner  die  Wörter 
der  Form  <^*70C'  und  f^'QÜC'l*' ,  namentlich  wenn  sie  collectiv 
gehraucht  sind,  z.  ß.  ^"^^dlT^"-  Ps.  48,  11  u.  s.  w.,  und  sonst 
noch  viele  andere  Singularformen,  namentlich  collectiv  gebrauchte, 
z.  B.  ^</»'fcj!  Ps.  89,  10,  "iHD'bir^"'  Ps.  77,  37. 

h)  Pluralstämme  nehmen  Singularsuffixe  an ,  sofern  jeder 
Plural  als  ein  einheitlicher  Begriff  aufgefasst  werden  kann :  HÄ* 
^'l'-  Ps.  31,  14.  33,  16,  fihh'l'  Ps.  102,  21,  ÄAh+:  Ps.  67,  1, 
Mh-f-f^"'  Ps.  105,  11,  ÄAh^-hs  Ps.  20,  8,  hilF-f-f^"'  Hen.  94,  7, 
Ä'^hS":  Matth.  3,  11,  'Wli^i''  Gen.  40,  5,  hl-üC-f^'  Gen.  44,  16, 
ODtpifti^au^s  Lev.  7,  36,  ^th^-f^f^"-  Matth.  7,  29,  hAQrtlfU'  (Acc.) 
Ruth  3,  3,  M-nd-f-'}'  ihre  Finger  M.  Berh.  f.  43  a,  9^1(\^"f'' 
(Acc.)  G.  Ad.  50,  17;  namentlich  solche  Plurale,  die  nur  einen  ein- 
fachen Singularbegriff  ausdrücken,  z.  B.  h9^^Yl'  Gott  oder  <^^ 
'üGo^'-  Gen.  47,  30,  ob^'ÜC'i'  Gen.  23,  6. 

4.  Wie  an  die  gewöhnlichen  Nomina  so  treten  die  Suffixa 
auch  an  den  Infinitiv.  Zwar  können  die  auf  ö  auslautenden  In- 
finitive nach  §  125  überhaupt  keine  Suffixe  annehmen,  weil  sie 
vor  dem  Suffix  in  ihre  ursprüngliche  Form  auf  öt  zurückkehren 
müssen^.  Dagegen  treten  an  die  beiden  andern  möglichen  Infinitiv- 
formen Suffixe  an.  Das  Gerundium  muss  nach  §  123  immer  im 
Accusativ  stehn,  nimmt  daher  die  Suffixe  so  an  wie  andere  con- 
sonantisch  auslautende  Nomina  im  Accusativ  (§  154,  b,  a):  (ß%jt\^' 
Ps.  67,  24;  ChJ&f .-  Ps.  72,  3,  ^Ü^^M'  Ps.  49,  21,  -h^J&mh-"  Luc. 
22,  32,  'f'l'*l,h'  Matth.  2,  14  u.  s.  w.  Die  nennwörtlichen  Infinitive 
können  sowohl  in  der  Nominativform  wie  in  der  Accusativform 
gebraucht  werden  und  nehmen  dann  ihre  Suffixe  ganz  wie  andere 
consonantisch  auslautende  Nomina  (§  154,  b,  a.  ß)  an,  z.  B.  h^fjT 
^ha»-:  Nom.,  h'^.Vi'ilf^"'  Acc.  üeber  die  Suffixe  an  Prä- 
positionen und  andern  Partikeln  s.  unten  §  167. 
§156  Was  nun   schliesslich    noch    die   Bedeutung   der    Suffixe 

am  Nomen  betrifft,  so  müssen  sie,  weil  im  Verhältnis  der  Status 
constructus-Unterordnung  zum  Nomen  stehend  (§  153),  zunächst 
das  Pronomen  im  Genitiv  ausdrücken  (sei  es  Gen.  subj.  oder  obj. 
§  184),  und  weitaus  in  den  meisten  Fällen  trifft  dies  auch  zu. 
Wie  indessen  nach  §   184  der  Stat.  constr.  dazu   dient,   ein  Wort 


1  Demnach  ist  hM'4'^F*^'^' '  Num.  26,  63  keine  gute  Form,  und 
Cod.  C  hat  besser  hM'i-^F-f'^*"'- 


§  157.    Pronomiiialia.  319 

durch  diis  andere  überhaupt  näher  zu  bestimmen,  und  deshalb 
auch  da  angewandt  werden  kann^,  wo  andere  Sprachen  das  Bei- 
ordnungsverhältnis (Apposition)  anwenden,  so  kann  auch  das 
Suffixuni  an  einem  Nomen  eine  nähere  Bestimmung  zu  dem  betr. 
Nomen  hinzufügen  und  ist  dann  in  unsern  Sprachen  im  Verhältnis 
der  Beiordnung  zum  Nomen  auszudrücken,  z.  B.  Ö/f't*^'  ein  Nackter 
von  einem  Ich  d.  i.  nacJd  ich,  ich  als  nacJcter.  So  hat  sich,  wie 
das  Accusativsuffix  auch  dativisch  gebraucht  wird,  §  151,  auch 
vom  Genitivsuffix  aus  eine  neue  Bedeutung  des  Pron.  sufF.  ab- 
gezweigt. Im  Aethiopischen  hat  diese  Sitte,  ein  dem  Sinn  nach 
beigeordnetes  Pronomen  der  Form  nach  als  Suffixum  im  Genitiv 
unterzuordnen ,  in  einem  Falle  sehr  überhandgenommen :  wenn 
nämlich  ein  den  Zustand  einer  Person  ausdrückendes  Beschreibewort 
oder  persönliches  Nomen  in  freier  Beiordnung  oder  als  Prädicat 
zu  einem  persönlichen  Subject  oder  Object  des  Satzes  erscheint, 
w^ird  es  nicht  leer,  sondern  immer  durch  das  Suffix  der  Person, 
der  es  beigeordnet  ist,  ergänzt  in  den  Satz  gestellt:  7«»f  =  Öli*^' 
er  floh  ein  nackter  von  einetn  er  d.  i.  er  floh  nackt  Marc.  14,  51, 
f(D*^:^X'  Ö^*^^'  sie  sollen  mich  zu  Fall  bringen  als  einen 
nachten  von  einem  ich  d.  i.  sie  sollen  mich  nackt  niederstürzen 
Ps.  7,  4,  ÜhOK'  ö^'^X^f^''  sie  loaren  nackt  Gen.  2,  25.  3,  7 
(grade  Ö^'^'  wird  immer  nur  so  gebraucht;  s.  auch  Gen.  1,2 
annot.  3,  10.  Hen.  32,  6  u.  ö.) ;  'f'fliARs  ÖOh^n'  er  war  blind  ge- 
boren Joh.  9,  1.  13;  ih^:  'Vtl-lf'"  er  ging  traurig  fort  Marc.  10,  22. 

Ps.  37,6;  ji'ij&rths  ^nh!  (U'tih  IhS^m^'  til'ihtih'  wöof-tih'- 

CDV*Ch:  Matth.  18,  8  ff.;   MHP'-'  ii'i'h^''  ^^9" -  Jos.  8,  23; 

Ifdd'  "lÖÜ'üK'  bleibe  Wittwe !  Gen.  38,  11  (wo  genauer  '^öft 
nh.:  stehn  sollte);  ß^yüC-  'Mfl-H---  Chrest.  p.  42,  1.  20;  '^^:^: 
4»fll-'^3:lftf»"  G.  Ad.  29,  26;  s.  auch  T^f'-"  in  m.  Lex.,  col.  1221. 
Andere  Fälle  dieser  Art  s.  unten  §§  163,  2.  172,  b.  189  und  bei 
den  Zahladjectiven  §  191. 

II.   Pronominalia. 

1.    Es  giebt  einige    mit  Begriffswörtern    zusammenge-  §  157 
setzte   Fürwörter,    durch    welche    pronominale   Wörter   anderer 
Sprachen  ersetzt  werden. 

Der  Begriff  solcher  wird  im  Aethiopischen,  wie  in  andern 
semitischen  Sprachen,  ausgedrückt  durch  die  Präposition  h'^s  (§  165), 
die  selbst  pronominalen  Ursprungs  ist,  und  das  Deutewort  l/s  oder 

1  Wie  im  Hebräischen  D1t<  KIQ  oder  im  Sanskrit  die  Karmadhäraya- 

TT"" 

Zusammensetzuni»-. 


320  §  157.    Pronominalia. 

V'i'U'  dieser:  ll^li',  \\f^'  ll^i^s  (z.  B.  Hen.  25,  7),  oder  durch 
ein  Pron.  suff.:  h'^f  =  h'^li- •■  u.  s.  f.  (§  167);  in  beiden  Fällen 
kann  ausserdem  noch  das  Pron.  rel.  vorgesetzt  werden :  Hh^^lH ' 
=  der  wie  er  ist,  ein  solcher,  Här^lis  Matth.  17,  21;  t(hii'  h 
^Ti:  solchen  (Dat.  pl.)  Matth.  19,  14. 

Der  Begriff  so  gross  wird  umschrieben  durch  den  Stat.  constr. 
(und  meist  zugleich  Accusativ)  von  ff^m'V'  Maass,  z.  B.  V/i*^ 
^'f-:  of^ixx'i'  'haX'V'  tl^'E'  Glaube  {in  der  Grösse  von)  so  gross 
wie  ein  Senfkorn  Matth.  17,  20;  ihM^-  WC^:  H^m>s  tlH-C'- 
ein  goldenes  Rohr  (von  der  Grösse  eines  Stabs)  so  gross  wie  ein 
Stab  Apoc.  11,  1,  ähnlich  Luc.  18,  16,  oder  mit  Tj:  'H"}*:,  z.  B. 
^^ITIVII""  so  gross  Jac.  3,  4;  n^'^m^'H*  um  so  viel  Act.  5,  8,  oder 
mit  vorgesetztem  Pron.  rel.  U^f^dl'i'M'  so  gross  (was  im  Maass 
von  diesem  ist)  Matth.  8,  10.  15,  33.  Ebenso  kann  ß^OlV',  indem 
das  Pron.  ausgelassen  wird,  auch  wie  gross,  wie  viel  (im  bezüg- 
lichen Sinn  oder  in  abhängiger  Frage)  bedeuten :  ich  will  euch  er- 
zählen oo(^i  l'ü^'  M^M'  (Maass  dessen,  was)  wie  viel  er 
meiner  Seele  gethan  hat  Ps.  65,  15.  Matth.  27,  13.  Ex.  19,  4,  relat. 
Gen.  34,  12.  Um  es  zu  einem  Fragewort  zu  machen,  wird  "l  was? 
wie?  (§  63)  vorgesetzt,  das  wenigstens  zur  Einleitung  einer  unab- 
hängigen Frage  stehn  muss:  '^^^nii^  "IhÜ-fl'Jl'  ivie  viel  wollt  ihr 
mir  geben?  Matth.  26, 15,  'Xo^oxY-  t^nCO'  h1ih/^i}f^''  Matth. 
16,  9.  15,  34.  Gen.  30,  29.  47,  8.  Ps.  118,  84.  Hen.  89,  62.  —  Sehr 
merkwürdig  ist  fl^'Js,  eigentlich:  Hervorragiing,  Grösse,  das  nur 
als  Fragewort  in  der  Bedeutung  wie  viel?  wie  gross?  gebraucht 
wird;  ursprünglich  Jifl^T'i^'  mit  fragendem  "h  (§  63,  b)  und  h^ 
If't'^  eigentlich:  tvas  Grösse  davon?  d.  i.  wieviel?  (Ludolf,  Lex. 
p.  188),  wie  oft?  (G.  Ad.  45,  6):  dann  ohne  Fragezeichen  tl^i' 
(Maass  von^  für  tl^i'  H)  =  wie  oft  Matth.  18,  21;  endlich  gradezu 
tl^lf'  wie  viel?  im  Nom.  (Ludolf,  1.  c).  Die  Kraft  der  Frage 
liegt  hier  nur  im  Ton. 

2.  Ebenso  giebt  es  mehrere  Begriffswörter,  welche  nur 
in  Zusammensetzung  mit  Pronn.  suff.  gebräuchlich  sind. 
Diese  Wörter  enthalten  nämhch  nur  ganz  allgemeine  Begriffe  des 
Raumes,  Maasses  oder  Daseins  und  sind  insofern  immer  einer  Er- 
gänzung bedürftig,  die  sie  sich  eigentlich  im  Stat.  constr.  unter- 
ordnen müssten  wie  manche  andere,  an  sich  leere,  Begriffswörter, 
welche  sich  gewöhnlich  erst  durch  ein  anderes  Wort  ergänzen 
(§  185)^.      Die   hier   zu    besprechenden    Wörter    haben    aber    das 

^  Es  giebt  in  jeder  semitischen  Sin-ache  solche  Wörter,  vgl.  Ewald 
Hebr.  Spr.  §  209,  c. 


§  157.    Pronominalia.  321 

eigentümliche,  dass  sie  nie  durch  ein  Begriffswort,  sondern  immer 
nur  durch  ein  Pronomen  suffixum  ergänzt  werden^.  Es  gehören 
hieher  folgende. 

Das  altsemitische  Wort  Vf'A'  Ganzheit^  Gesammtheit  kommt 
nur  adverhial  noch  einigemal  selbständig  vor  (Vf'AX"  und  M'ti*!»' 
überall  und  überall  Jim  §  160),  muss  aber  sonst  immer  durch  ein 
Suffix  ergänzt  werden,  wodurch  zum  voraus  oder  nachträglich  auf 
den  ergänzenden  Begriff  hingewiesen  wird,  und  wird,  mit  seinem 
Suffix  vereinigt,  zu  jenem  Begriff  immer  als  freie  Apposition  ge- 
stellt. In  der  Regel  ist  es  mit  Suffixen  der  dritten  Person  zu- 
sammengesetzt: Vf-ZV*-*  VM'  \{^li*'(i^'i  Vf'A-'Js,  Accusativ  Vf-A"-' 
(§  154,  6,  a)  W'As  \{'{i^a^'s  Yi*ti^'i';  mit  den  Singularsuffixen  be- 
deutet es  all,  jeder  und  gatiz,  mit  Pluralsuffixen  alle ;  W"A*s  kann 
ganz  für  sich  stehn  und  bedeutet  dann  alles^  z.  B.  Tti^lUh'  V/'A*- 
der  Herr  von  allem;  meist  aber  ist  es  mit  andern  Nomina  ver- 
bunden: 1rf"A*'  "ÜhfL'  oder  'üTtifl,'  1rf"A*"  jeder  Mann  oder  alle 
Männer,  Xi^ti^ao^t  V?/^'Th-"  alle  Könige  oder  h"'  Inf""-',  V/'A-"  9^ 
Ä'D  oder  JP*"-'  Vf-'':  die  ganze  Erde,  Vf"A--"  f'^ld.ti'  alleWesen  u.s.f. 
Eigentlich  soll  sich  das  Suffix  im  Genus  und  Numerus  nach  dem 
Begriff,  auf  den  es  sich  bezieht,  richten;  oft  genug  aber  steht 
masc.  W'A*s  für  fem.  Vf'A^  auch  wenn  es  sich  auf  Begriffe  weib- 
lichen Geschlechts  bezieht,  wie  1nf"A-s  #w>'>*7/^'Tl':  Luc.  11,  17,  und 
noch  häufiger  steht  der  Singular  W'A*"  bei  einem  im  Plural  aus- 
gedrückten Begriff;  ja  es  kann  sogar  neben  Inf'A;'',  weil  dadurch 
die  Gesammtheit  schon  ausgedrückt  ist,  jedes  Wort  (auch  solche, 
die  sonst  nie  collectiven  Sinn  haben)  im  Singular  belassen  werden : 
Yf"A*=  flrhC"  alle  Meere  oder:  jedes  Meer.  Selbst  wo  der  Begriff 
alle  ganz  allein  steht,  kann  Vf'A*'  im  Singular  bleiben :  alle  kamen 
um  W-A-s  ^i*-'  oder  W^A^o»-:  ^'fcs.  Auch  findet  man  viele  Fälle, 
wo  W"A*'  sich  nicht  nach  dem  Casus  des  Wortes,  zu  dem  es  ge- 
hört, richtet,  sondern,  besonders  wenn  es  nachsteht,  in  seiner 
nächsten  Form  verbleibt,  weil  der  Casus  schon  am  Hauptwort 
ausgedrückt  und  das  ganze  Verhältnis  zwischen  beiden  nur  das 
einer  losen  Beiordnung  ist.  —  Ausserdem  kann  aber  dieses  Wort 
auch  alle  andern  Suffixa  (mit  Ausnahme  von  ps)  annehmen,  in 
der  Bedeutung:  wir  alle ^  ihr  alle  u.  s.  f.,  und  rauss  diese  Suffixa 
statt  derer  der  dritten  Person  annehmen,  wenn  der  Begriff  alle  sich 
auf  die  zweite  oder  erste  Person  bezieht:  wir  sind  alle  gegangen 
W-AV--  rHCJs  oder  ^Cti  Vf-A>s,  so  W"Ahtf»-s  Matth.  23,  8. 
Ps.  2,  10;  tf  Alfl'>:;  Acc.  W'Ais  Ex.  16,  3  u.  s.  f. 

1  Wie  mi  Hebräischen  V"^n\  V\'2h- 

D  i  1 1  m  <a  11  n ,   Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl. 


322  §  158.    Numeralia. 

Aus  der  weiblichen  Form  V/'A"!"-  entstand  durch  Anhängung 
des  collectivbildenden  ä  (§  140,  IV)  und  Einschiebung  von  If  (§  58) 
'd'h'}^'  in  der  Bedeutung  Ganzheit,  Gesammtheit.  Auch  dieses 
Wort  kommt  immer  nur  durch  Suffixa  ergänzt  vor,  um  den  Be- 
griff gmi^,  im  Sinne  von  dem  ganzen  Wesen  nach^  auszudrücken: 
W'A^;''f -  ich  ganz  (mein  ganzes  Wesen),  \i't\li^\\'  du  ganz 
Luc.  n.  36,  W-AVl>--  er  ganz  Gen.  25,  25.  Hen.  72,  4,  M^M 
;^^^:  ^pV''-  sein  ganzer  Leih  Matth.  5,  30,  V/'A*} ;*•'/'  sie  ganz, 
'h'i'i'''  tt'tilf^Ü'^'^''  in  der  Bichtiing  nach  ihrer  Ganzheit  d.  i.  sie 
nach  allen  Richtungen^  sie  ganz  Apoc.  4,  8,  M'h'i^**!'  A»A.'f''  die 
ganze  Nacht  Exod.  14,  20. 

Das  Wort  flrÜi't'l''  Einsamlceit  (§  120,  a)  wird  immer  ^  mit 
den  Suffixen  verbunden,  um  den  Begriff  allein  zu  umschreiben: 
fl^'fc'if'?'  meine  EinsaniJceit  d.  i.  ich  allein,  flrh'fcl'hs  du  allein 
Ps.  50,  5,  n^h-fci^s  er  allein  Jos.  22,  20,  hjü-'-  dMl-f^'  ;^-5^Ah- 
Matth.  4,  10.  10,  42,  d^^^lniO"'  ihr  allein  Matth.  18,  15,  O^h 
^-f-tn^:  Matth.  17,  1,  n/Ki-fc-f}-'  Gen.  21,  28.  Doch  bewahrt  es 
hie  und  da  seine  Substantivbedeutung:  ÜQfh'h'f'^^' '  hei  ihrem 
allein-sein,  als  sie  allein  waren  Marc.  4,  10. 

Ausserdem  hat  das  Wort  hT''ihs  (vergleiche:  gratis,  D3n  um- 
sonst), St.  c.  h'J'P'-,  Eitelkeit,  Nichtigkeit  immer  das  Suffix  der 
dritten  Person  S.  m,  (wie  Vf'A*')?  1^'i'P'  Acc.  hl-f^',  um  Nichtiges, 
Eitles  auszudrücken,  Ps.  38,  8.  2,  1.  Doch  wird  es  meist  adverbial 
gebraucht  entweder  in  der  Form  h'J'^^  oder  mit  fl  zusammen- 
gesetzt flh'J'fc'  (§  163).  Ueber  einige  andere  mit  den  Suffixen 
der  dritten  Person  zusammengesetzte  Wörter,  welche  immer  als 
Adverbia  vorkommen,  s.  unten  §  163;  ebendort  auch  über  9-^5 
mit  Suffixen. 

III.   Numeralia. 

§  158  Die  Zahlwörter  sind  im  Aethiopischen  nahezu  alle  ganz  die- 

selben wie  in  den  übrigen  semitischen  Sprachen ;  es  darf  darum 
hier  über  ihre  Wurzel-  und  zum  Teil  auch  Stammbildung  auf  die 
Sprachlehren  der  andern  Sprachen  verwiesen  werden. 

1.  Die  Grundzahlen  (Cardinalia)*.  Das  Zahlwort  für  eins 
lautet  seiner  Wurzel  und  seinem  Stamme  nach  hth^'  und  ist, 
wie  in  den  andern  Sprachen,  eigentlich  ein  Adjectiv;  daher  nimmt 


1  Vgl.  oben  S.  319   {i^^^:. 

2  Ueber  die  Diptosie  der  Cardinaha  von  eins  bis  zehn  s.  Barth,  ZDMG 
XLVI,  S.  G91  f.   -    Zur  Betonuno-  vgl.  Tiuimit,  S.  558. 


§  158.    Cai-dinalia.  323 

es,  mit  einem  weiblichen  Beg-riff  verbunden,  die  Feminin-Endung 
an:  hih'l^'  (für  ^irhJ^/'Tl's  §54).  Aber  es  kommt  nie  mehr  in 
diesen  nackten  Formen  vor^,  sondern  wird,  wie  die  Pronomina 
demonstrativa  §  146,  zai  einem  persönlichen  Zahlwort  erst  durch 
Anhängung  der  Endung  ü  im  Masc,  t  im  Fem.,  sodass  das  wirk- 
liche Zahlwort  für  ehis  immer  lautet  htlvH''  ein-er,  htlvll'  ein-e. 
Es  tritt  in  den  Accusativ,  indem  es,  wie  die  Pronomina,  a  mit  w,  t 
wechseln  lässt:  htli^*'^  hth'V'.  Einen  Status  constructus  kann  es 
ebensowenig  bilden  als  die  Pronomina'^;  einer  derselben  u.  derpfl. 
muss  daher  ausgedrückt  werden  durch  einer  von  denselben  Keh'^^' 

h'r't''  u.  s.  w. 

Das  Zahlwort  für  zivei,  welches  die  übrigen  semitischen 
Sprachen  haben,  ist  zwar  auch  im  Aethiopischen  in  Resten  erhalten 
in  rt^"/tL:  der  ziceite  Tag  (der  Woche  oder  des  Monats)  und  h'ljt''  der 
folgende  Tag,  als  eigentliches  Zahlwort  aber  ausser  Gebrauch  ge- 
kommen; dafür  wurde  von  der  Wurzel  ^^2  ll^h'  {trennen,  entziveien, 
von  etwas  abhaltenj  hemmen)  ein  neues  Zahlwort,  das  in  D^t:^^^  und 

^^>    ^üds    seine    Anknüpfungspunkte    hat,    abgeleitet,    nämlich 

hAh>',  eigentlich  ein  Paar,  der  Form  nach  ein  Dual  §  131.  In 
diesem  Sinne  von  ein  Paar  oder  0wei  kommt  dieses  Wort  öfters  noch 
ganz  selbständig  als  Subject  oder  Prädicat  vor,  z.  B.  IflAh»'  ^% 
Afll.!  2tuei  werden  sein  Matth.  24,  40,  tiß>^'  H'flA^i,-'  M-Ü''-  ein 
Schwert y  dessen  Schneide  ein  Paar  ist  (d.  h.  das  zwei  Schneiden 
hat)  Ps.  149,  6;  oder  aber  es  kann  sich  als  Stat.  constr.  durch 
einen  Genitiv  ergänzen  und  wird  dann  namentlich  mit  Suffixen 
verbunden  YlMi,^'-  hA^-lfl«^- -  hA^i.h'J--  iHMi^lf^"-  hA^u 
U'^',  um  den  Begriff  ivir,  ihr,  sie  beide  auszudrücken.  Es  kann 
aber  auch  —  und  dies  ist  das  gewöhnliche  —  mit  dem  Begriff, 
von  dem  die  Zweiheit  ausgesagt  werden  soll,  durch  blosse  Bei- 
ordnung verbunden  werden,  nach  Art  der  übrigen  Zahlen  (s.  unten), 
z.  B.  hA^:  Ä'fc'p!  (Acc.)  Gen.  48,  1.  Da  nun  an  diesem  h^h»' 
kein  Geschlecht  ausgedrückt  werden  kann,  so  trat  nach  Analogie 
der  andern  Zahlwörter  die  weibliche  Endung  'l's  ^  an  und  an  diese 
für  das  masc.  w,  für  das  fem.  1  (ganz  wie  in  hih^'-),  daher: 
m.  hAh.i-=  ^wei-e,  f.  hAh.'fc=  sivei-e,  Acc.  für  m.  und  f.  hA 
^•JT.     Wo    das  Geschlecht    bestimmt   unterschieden    werden    soll. 


^  Als  Plural  findet  sich  }\fl\^t'l''  uniones  Abush.  11. 
2  Vgl.  jedoch  Y^A^^^Y',  var.  hih^'t'  Macc.  10,37. 
^  hAÄ.'Th'  Zweiheit,  eine  Abstractbildung. 

21* 


324  §  158.    Cardinalia. 

wird  eine  dieser  beiden  Formen  gebraucht;  wo  das  Geschlecht 
irrelevant  oder  schon  aus  dem  Zusammenhang  deutlich  ist,  kann 
auch  hAft>-  gebraucht  werden;  und  in  nachlässiger  Redeweise 
steht  oft  h AÄ.'fc  -  als  die  nächste  Form  auch  bei  Sachwörtern 
und  Begriffs  Wörtern,  welche  dem  grammatischen  Geschlecht  nach 
weiblich  sind. 

Die  übrigen  Zahlen  von  3 — 10  sind  folgende: 

Masc.  a  Fem.  h 


3. 

whM^' 

i^^tl' 

/^Aft" 

4. 

hcdö'l''' 

hcnö- 

caö' 

5. 

-hrh-^' 

-Tirftj 

'^jrft! 

6. 

ttJ^tiU' 

ftfr- 

tl^tl' 

7. 

ii-üo^'- 

fi-ÜO"' 

tinö' 

8. 

flOD-i-t:: 

rt'^J:- 

tir-i- 

9. 

^tlO'P'  oder 

i-ftO*-- 

'ttlO''  oder 

i-tlth- 

ttlÖ' 

10. 

Oif'C'U' 

0/^4-- 

ö^O 

Alle  diese  Zahlen  sind  ursprünglich  Substantiva.  Ihre  ur- 
sprünglichste Bildung  und  Aussprache  war  zwar  sicher  ohne 
Feminin-Endung ;  aber  schon  sehr  frühe  bildete  man  daraus  (in 
allen  semitischen  Sprachen)  Abstracta  durch  die  weibliche  Endung, 
und  diese  Form  wurde  die  gewöhnliche.  In  einer  noch  späteren 
Zeit,  da  man  diese  Wörter  nicht  mehr  als  Substantiva  durch  den 
Stat.  constr.,  sondern  wie  Adjectiva  durch  Beiordnung  verband, 
fing  man  an,  auch  das  Geschlecht  an  ihnen  zu  unterscheiden,  und 
behielt  nun  für  das  nächste  d.  i.  männliche  Geschlecht  die  damals 
gebräuchlichste  Form  mit  Feminin-Endung,  verwandte  dagegen  für 
das  weibliche  Geschlecht  die  veraltete  oder  eine  neugebildete  kürzere 
Form  ohne  weibliche  Endung.  In  diesem  allgemeinen  Entwicklungs- 
gang stimmt  das  Aethiopische  mit  den  andern  semitischen  Sprachen 
durchaus  überein.  Was  nun  aber  die  einzelnen  Formen  betrifft, 
so  kommt  die  durch  weibliches  "T  gebildete  Form  selten  mehr  in 
dieser  nackten  Gestalt  vor,  z.  B.  rt'flO'ihs  Jos.  6,  13,  obgleich  sie 
wenigstens  dann  nicht  vermieden  werden  konnte,  wenn  sich  das 
Zahlwort  im  Stat.  constr.  einen  Genitiv  unterordnen,  §  191,  oder 
sich  mit  Suffixen  verbinden  sollte,  z,  B.  whh'kyr^'^'''  ihrer  drei 
d.  i.  sie  zu  dreieUj  fl'ÜO'bV^'^'  die  (genannten)  sieben  Marc.  12,  22, 
Oif'C'tWf^'  4  Esr.  3,  60.  In  der  Regel  werden  diese  Zahlen 
nicht  mehr  als  Substantiva  im  Stat.  constr.  mit  dem  gezählten 
Gegenstand  verbunden,  sondern  wie  Adjectiva  durch  Beiordnung, 
§  191,    und    werden    darum    durch    Anhängung    der    pronominalen 


§  158.    Caixliiialia.  325 

Eiuliiiig  ü  aus  Abstracten  zu  Aussagewörtern ^,  ganz  wie  hA/i."t'5 
sie  lassen  dann  dieses  n,  wenn  sie  in  den  Accusativ  treten,  mit  a 
wechseln  :  tMAfti-'  i^'Aft'l'-  u.  s.  f.  In  der  Bildung  dieser  Formen 
mit  weiblichem  'l'  muss  ein  langer  Vocal  der  Grundform  nach 
§  3G  verkürzt  werden :  wtiM"  von  ipAA-'j  A'^'J'TI'-"  von  ii*^!' 
oder  rt^^J:-',  und  daher  iPAfti-«'  A^^^^'^'l^s;  doch  liest  man  Jud. 
3,8.  14  auch  A'^'Ji^-".  Die  beiden  Formen  rt-nol::  'f'AO+s, 
gebildet  nach  g  127,  a,  gehn  nach  §  47  a.  E.  häufig  in  AHdi-' 
'l'A(i'l-''^  über.  In  der  Zahl  neun  ist  übrigens  ebensowohl  'l'lXO'V' 
als  'l^tiO'V'  gebräuchlich.  Von  acht  findet  sich  mit  Bewahrung 
des  t  von  ti^lX-  {n}W)  auch  noch  ii^X'li'-  1  Petr.  3,  20. 
Gen.  46,  22. 

Die  dem  Gebrauch  nach  weibliche,  der  Form  nach  männ- 
liche Form  wird  aus  der  vorhergehenden  gebildet  durch  Abwerfung 
des  '!"  und  Zurückführung  des  Wortes  auf  seinen  ursprünglichen 
Wurzelbestand.  Dabei  ist  zweierlei  möglich:  1.  es  kann  auf  die 
in  der  Sprache  veraltete  Grundform  zurückgegangen  werden,  um 
sie  wieder  neu   in  den  Gebrauch   einzuführen,   daher   IA»AA'  \!}v>'^ 

(§  18  a.  E.),  hmb'  VT]^^  '^^ti' '  ^'Q^  J-^)  ftÄ-fl'  ^  (vgl 
,j*.jLl),   ti'üö'   V^'^,   rt^>.s  Jos.  21,  39.  Num.  35,  7   r\}m  ^U5, 

"VM'  und  ^hb'  yti^rij  O/^'C'*  "W,^:^  2.  es  kann  aber  auch  eine 
ganz  neue  Form,  nach  Art  der  Nomina  erster  einfacher  Bildung, 
gebildet  werden,  wie  sie  oben  als  die  zweite  Femininform  ver- 
zeichnet ist.  Diese  Form  ist  indessen  nicht  sehr  beliebt  (mehrere 
Beispiele  findet  man  1  Reg.  7.  Deut.  3,  11.  Ex.  37,  1.  Ruth  3,  15), 
sondern  dient  mehr  zur  Bildung  von  Zahladverbien  (§  159).  Von 
den  weiblichen  Zahlen  der  ersten  Form  pflegen  diejenigen,  welche 
nicht  vocalisch  schliessen  oder  keinen  langen  Vocal  in  der  letzten 
Silbe  haben,    ebenso  wie   die    männlichen  Zahlen    ü   anzunehmen, 


1  wbXvV'  ist  die  Dreie,  iPAfl*!^«  t^''^^-^-  Es  liegt  zwar  sehr  nahe, 
ü  als  ein  gewöhnliches  Pron.  sufF.  aufzufassen  und  lA»Afl'l«'  nach  §  157  als 
drei  davon  zu  erklären.  Aber  diese  Auffassung  ist  falsch;  denn  dann  müsste 
der  Acc.  iPAft'f'«  lauten,  was  nicht  der  Fall  ist,  und  auch  h A^b't'  wäre 
unerklärlich.  Die  Bildung  ist  vielmehr  dieselbe,  wie  wenn  aus  der  Wurzel 
»(•  ein  Pron.  demonst.  »fj:  er  im  persönlichen  Sinn  gebildet  wird.  Vgl. 
auch  KA'b^'fr:  oben,  S.  320. 

2  LuDOLF  hielt  diese  für  die  ursprünglichen  Formen. 

3  Hie  und  da  auch  '^9^{l :  geschrieben  (§  48). 
*  Hie  und  da  auch  'J/^'C '  geschrieben  (§  48). 


326  §  158.    Cardiiialia. 

um  Aussagewörter  zu  werden,  daher  ftfrs  (für  ftÄ'fr'  sessu)^  rt-fl 
O-',  'i'tKh'  oder  H'tlO''  ^,  0/^^' ;  wahrscheinlich  kann  man  auch 
•^JT'rt«:  bilden,  und  neben  0/^4-=  erscheint  auch  O^^C-.  Von 
(^m,  vier,  füvf,  acht  gebraucht  man  dann  lieber  auch  in  der  Ver- 
bindung mit  weiblichen  Wörtern  die  Form  wiih'U'  hC(\Ö'P'  'S 
jrA*s  rt^'J'l----,  wenn  nicht  wMi'  hC^XÖ-  -h^^h-  tl'^X'  vor- 
ffezoffen  wird.  Während  man  aber  von  den  auf  '[^  auslautenden 
männlichen  Zahlen  noch  einen  Accusativ  bilden  kann,  sind  Afrs 
{i'f\(h'  i'tl(h'  und  in  der  Regel  auch  0^^^'^  so  starr  geworden, 
dass  sie  ihr  ü  auch  im  Accusativ  und  vor  Suffixen  (Num.  8,  2) 
beibehalten.  Wohl  aber  können  '^9^(1'  und  die  ganze  zweite 
Reihe  der  weiblichen  Zahlen  durch  Anhängung  von  ä  in  den 
Accusativ  treten. 

Für  die  Zehner  von  20 — 90  sollte  man  nach  Analogie  der 
andern  semitischen  Sprachen  eine  Pluralform  erwarten :  in  der  That 
scheinen  sie  einst  auch  durch  Anhängung  der  männlichen  Plural- 
endung an  aus  den  ursprünglichen  Grundformen  der  Einheiten 
gebildet  worden  zu  sein,  Hessen  aber  dann  später,  weil  sie  keine 
Genera  und  keine  Casus  mehr  unterschieden,  den  Nasal  am  P]nde 
verschwinden  (§  58) 3,  daher:  iP^f|''  30,  hC'ü'i'  40  (für  hCd'i' 
§45),  -^r^s  50,  M'  60  (für  tt^fl'),  rtO^s  70,  fi^Tf^'  80, 
-IM'  90  (z.  B.  Luc.  15,  4.  7.  Matth.  18,  12.  13)  oder  ^tl'i''  (z.  B. 
Gen.  17,  17);  die  von  10  abgeleitete  Form  ö/^d-'  (nie  d/^^O 
dient,  weil  für  100  ein  eigenes  Wort  vorhanden  ist,  nicht  für  100, 
sondern  für  20. 

Die  Zahl  100  ist  9^h^'',  St.  c.  und  Acc.  9^}ii"',  Plur.  h 
9^h^'  (§  136,  2,  c).  Das  semitische  Wort  für  1000  JiA^s  hat 
im  Aethiopischen  vielmehr  die  Bedeutung  von  10000;  St.  c.  und 
Acc.  h^d.',  Plur  hM^',  Plur.  Plur.  hMi^'t-  rh^'  und 
hA^'  sind  beide  ursprünglich  Substantiva,  werden  aber  meist  wie 
alle  andern  Zahlwörter  durch  blosse  Beiordnung  mit  dem  gezählten 
Gegenstand  verbunden,  §  191.  Veraltet  und  wenig  mehr  gebräuch- 
lich sind  hCn-ü'  und  dd^^'  Myriaden  (§§  136,  2,  b.  134,  c,  ß). 
Für  die  Zahl  1000  kann  im  Aethiopischen  hA^s  nur  dann  ge- 
braucht werden,  wenn  es  nicht  auf  die  Genauigkeit  der  Zahl, 
sondern  auf  den  Begriff  einer  grossen  Menge  ankommt:  so  wird 
z.  B.  Deut.  33,  17  sowohl  javQLddeg  als  ^diddeg  mit  hlti^^'  über- 

1  Jos.  21,16.  15,57. 

2  S.  jedoch  0/^Ci'i  m-  ^-«^-^  col.  959. 

3  Etwa  wie  die  Personalendung  des  Verbums  ü  aus  ursprünglicViem 
itn  um  entstand.  —  Zur  Betonung  s.  Trumi-i',  S.  558. 


§  151).    Onliir.iliii.  o27 

setzt,    ebenso  Dan.  7,  10:    hh^d.'-  hMi-'l'-   I0't/ti^d>'l:    '|-h/CV 

Am^''  ;^/A<at  ;^<Am(5fg  xa<  /.ivQLai  /.ivQiddeg,  vgl.  Hen.  40,  1.  Zum 
genaueren  Zablausdruck  muss  1000  durch  Oi^C'l-  •'  9^*'i\'V  ' 
=  10  X  100  umschrieben  werden;  so  2000  0/*'^:  T^h'V',  3000 
iA»A«^s  '/'h'Tf-:  u.  s.  f.      100000  ist  Ou^C't^'  hAT-:  und   1000000 

Sollen  Zahlen  im  Sinne  einer  Addition  zusammengesetzt 
werden,  so  geht  insgemein  die  grössere  Zahl  vor,  und  die  kleinere 
wird  fast  immer  durch  (D  und  angereiht.  Dabei  ist  in  Beziehung 
auf  die  Zahlen  11 — 19  noch  besonders  zu  bemerken,  dass  immer 
die  gleichen  Geschlechter  und  Formen  zusammengesetzt  werden: 
OipC'I-'  Whilv^'-'  11,  Oi^C-l:-'  OiSnAh.*.-  12,  Oi^C-U'  (DiuA 
i\'U'  13  u.  s.  f.  oder  (l/*'4-:  (Diiih'l:',  0^^^'  Ö^SflAh,"  (Jos. 
21,  7.  38),  0^^'  (OwM\i  u.  s  f.  oder  Ö^O  Oü^^h',  d^O 
(DC'ÜÖ'  u.  s.  f.  Werden  Zahlen  im  Sinne  einer  Multiplication 
zusammengesetzt,  so  geht  die  kleinere  der  grösseren,  aber  natürlich 
ohne  Ol,  voraus:  hAh.'[J-'  9^}i'h  200,  Oi^C'U-  (OhihH-'  '/^h'l" 
1100,  oder  0/*'4---  a)hih±''  9^h1''   1100  u.  s.  f. 

2.    Die  abgeleiteten  Zahlwörter.  §  159 

a)  Die  Zahladjectiva  oder  Ordinalia  werden  in  der 
Form  eines  Part.  act.  §  109,  a  (die  sonst  nicht  mehr  viel  gebräuch- 
lich ist)  von  der  Grundform  abgeleitet,  wie  im  Arabischen,  und 
zwar  von  der  dreiradicaligen  Wurzelgestalt,  ohne  Rücksicht  auf 
festere  Vocale  oder  einen  vierten,  hinten  oder  vorn  angewachsenen 
Laut,  welche  sich  in  der  Grundform  festgesetzt  haben,  also  "*/ Aft' 
^''ÜÖ'  u.  s.  f.  Für  der  erste  wird  ein  Adjectiv,  nach  §  117  von 
der  Y^f!^aD  gebildet,  nämlich  4*'^'^.'  gebraucht;  für  der  zweite 
entweder  das  Wort  ^|AK-  der  andere,  und  zwar  meist  nur  dann, 
wenn  bloss  von  zweien  die  Rede  ist  (alter),  oder  das,  schon  im 
Veralten  begriffene,  Wort  hö'ü^  (von  der  |/jf|jjn  doppelt  sein) 
oder   am    gewöhnlichsten    ^*79*'"    (Rl^^s  I,  2    ivied erholen,    vgl. 

Ä-».:^t>    ^<>    IV.   VIII.).      Das    Femininum    wird    von    allen    diesen 

Participialformen  durch  angehängtes  "ih^  gebildet:  JlA?i'Th"  ^*7l^'l" 

•^Aftl*'  u.  s.  f.  Indessen  haben  diese  Adjectiva  in  Folge  eines 
grade  in  der  Zahlbildung  sehr  üppig  wuchernden  Formentriebs  und 
zugleich  wohl  auch,  weil  die  alte  Participialforni  sonst  in  der 
Sprache  ausser  Gebrauch  kam,  durch  Anhängung  von  Endungen 
neue  Formen  gewonnen.  Es  tritt  nämlich  an  die  Participialform 
entweder  die   lange  Endung  am,    fem.  äwlt  (§  119,  b):  "/A<^*Gs 


328 


159.    Woclien-  und  Monatstage. 


'^A^'g'ihs,  oder  die  kürzere  äi,  der  dann  nach  §  129,  C  ein  fem.  It 
oder  äwlt  entspricht:  '*iMß''  **l^ll/\"  oder  '^A^^'Th!.  Beide 
Formen  werden  auch  von  ^'^^i  gebildet,  nicht  aber  von  ^lAK-; 
nnd  von  hö'ü'  sehr  selten  die  Form  1}Ö(W'.  Neben  ^»S'T.s  bildet 
man,  von  ^^JT:,  ^^^^s  und  ^^"^^s,  aber  im  Fem.  nur  4*^ 
'%^:.     Also: 

Masc.  Fem. 


1. 

2. 

,      3. 

1. 

2. 

1. 

4>J^^: 

^^^^s 

^J^o^^: 

^^o^/l". 

2. 

^«79«: 

.^c^oy^j^. 

^n'^^' 

^1"%^"' 

J^'^^«'!" 

3. 

•^Aft: 

•^A^«.- 

•^A^i&: 

•^Art^-Th: 

'^M'^^' 

4. 

^-nd-- 

^-n'J«- 

^n^/jR- 

^'fl'il': 

^-fl^«^-- 

5. 

r^i^A- 

^jp^ig: 

:5»r<^/2.: 

:^rrt.>: 

^rfi^^' 

6. 

^j^n- 

«^J^«^^: 

i^J^^jR: 

i^Ä-rt.^.- 

fi^fi'^^-' 

7. 

^^-nd- 

j^.fl'J^: 

o-n^j?." 

i^-ntl-- 

«^'fl^^l-' 

8. 

/^r-j: 

il9^q^z 

fir*^ß>' 

i^jr»^^: 

il^f^i^^: 

9. 

;^ft^s 

'J^M'ti'' 

^iflf.' 

^^i^^;).: 

^ft«J^;j-: 

10. 

^/^C: 

^/^^«: 

•J/^^Ji! 

•J/^^^- 

0/^^«Thi 

Für  die  Zehner  treten,  wie  in  andern  semitischen  Sprachen, 
gewöhnlich  auch  für  die  Ordinalia  die  Cardinalia  ein  (das  dreissigste 
Jahr  =  das  Jahr  dreissig) :  tv^'^-  wf^flO*'  h(OChi  Ludolf,  Lex. 
col.  333;  doch  kommt  daneben  eine  Adjectivbildung  auf  äwt  vor: 
20  d/^^<e:,  30  W^f\^',  40  KC-H^«-,  50  -h^^tl^',  60  A^«", 
70  rt'n^'gs,  80  il'Uy^'',  90  'f'A'J^--.  Dagegen  werden  von 
9^}i't'-  und  hA^!  keine  Adjectiva  abgeleitet. 

b)  Für  die  Wochen-  und  Monatstage  haben  die  Aethiopen 
eigentümliche  Bildungen  ^.  Von  einem  Part.  pass.  der  Form  libC' 
wird  nämlich  ein  substantivisches  Nomen  neu  abgeleitet  durch 
Eindringen  eines  a  nach  dem   ersten  Radical    (sodass,    wenn    *7Ü* 

C'  =  J^-^'j  irhC'  =  <iy->^)  mit  der  Bedeutung  eines  Substantivs 
wie  Jievrdg,  ißdojudg  u.  s.  f.  (vgl.  §  109,  3,  b)^.  Also  M'f>'  der 
zweite  Tag  (der  Woche  oder  des  Monats)^,  iPA*fl=  der  dritte^  ^ 
fl-^s  der  vierte,  '\a^ti'.  der  fünfte,  M^h'  der  sechste,  rtfl-j)-'  der 
siebente,  rttf^-^s  der  achte  (Tag  des  Monats),  'tM'  der  nennte, 
Ou»*C'  der  zehnte.  Der  erste  der  Woche  heisst  }\d\*^'  (für  Iv 
rh-Ä's  wegen  des  Hauchlauts  rh-)?   der  erste  des  Monats   h^C' 

1  Vgl.  Ewald,   Gr.  Ar.  §  364. 

2  Vgl.  Ewald,  Ilebr.  Spr.  §  152,  c. 

3  Dalier  auch  das  Fem.  rtJ^'l":,  wogegen  l^Jl'l":  von  tl'if,i  kommt. 


§  159.    Miiltiplicativa.  329 

(Gipfel);  diiher  der  eüfte  des  Monats  (Iiii»-D  rDV7,C»  Niim.  7,  72; 
Ou^H:-'  (Di^a-A-  Act.  27,  27,  OiP-D  Ol-V^^-ft-"  Lev.  23,  6.  Diese 
Bildungen  unterscheiden  kein  Gesclileclit^  und  können  ganz  selb- 
ständig ohne  beigesetztes  Tag  gebraucht  werden:  ÜOu^'C'  Ö^^Q'd« 
in  14  Tagen  Hen.  78,  6,  oder  aber  können,  wie  andere  Zahlwörter, 
im  Beiordnungsverhältnis  mit  dem  gezählten  Gegenstand  verbunden 
werden.  Sie  werden  statt  der  übrigen  Zahlwörter  fast  überall  ge- 
braucht, wo  Tage,  Monate  (Stunden)  gezählt  werden,  z.  B.  VH^' 
Üf  ••  rtV-f  •■  f^^bii'  er  hlich  dort  (eine  Zweie  Tage)  2  Tage  Joh. 
11,  0;  iPA-rt:  öti'V'  (Dwürii'  A.A«i''  3  Tage  und  3  Nächte 
Matth.  12,  40.  15,  32.  Joh.  2,  19.  Luc.  13,  14.  Joh.  20,  26.  Gen. 
7,  4.  10.  8,  10.  24,  55.  Ex.  7,  25.  20,  9.  Lev.  15,  13,  sogar  ^<P 
Öti'  ry;ölg-ai^n-(|s  364  Tage  Hen.  72,  32,  und  stehn  ebenso 
für  Zahladjectiva,  w^enn  Tage  gezählt  werden :  }\tro'.  rtö»-^:  öti'l" 
am  achten  Tage  Luc.  1,  59.  2,  21;  doch  tritt  dann  in  der  Regel 
ein  ergänzendes  SufF.  der  dritten  P.  S.  m.  an  (wie  bei  W'/V-s  u.  a. 
§  157):  Ä^:  Qa^^'  öl^fl-Ö- s  A.A.1'-'  Act.  27,  27  alt  (s.  auch 
§  191).  Selten  werden  sie  für  die  Zählung  anderer  Gegenstände 
als  von  Zeiträumen  verwandt  Hen.  77,  8. 

c)  Um  Zahlwörter  im  Sinne  des  Mehrfachen  (multiplica- 
tiva)  auszudrücken,  können  Participia  passiva  der  Form  *7fl*C' 
gebraucht  werden.  Denn  da  man  nach  §  77  von  den  Zahlen  1 — 10 
auch  Verba  ableiten  kann,  so  lässt  sich  auch  ein  Part.  pass.  bilden: 
/^/V'ft*  drei  fach,  dreieckig,  dreieinig,  Cd^Ö'  vierfach,  viereckig  u.  s.w. 
Von  ^luei  ist  in  diesem  Sinne  Tßlh'ü'  doppelt  gebräuchlich. 

Auch  können  Substantiva  der  Form  'tl'üC'l*'  (§  111)  und 
'Th*7'n^'l"  und  noch  gewöhnlicher  der  Form  5^*7*0^"=  und  1^*7 
'Üd't'^  abgeleitet  werden,  um  die  Mehrfachheit  und  das  Mehrfache 
(eigentlich  das  Erzeugnis)  auszudrücken.  Daher:  'Ih/^Aftll"  das 
Dreifache  und  Dreieinigkeit,  '^C'ÜÖ't"'  das  Vierfache  Luc.  19,  8. 
Ex.  21,  37,  -l-'VlT'ft'Th:  das  Fünffache  Ex.  21,  37,  ^Ö^'C^*'  das 
Zehnfache,  '^rti^dJlT'  das  Zehnt  an  send  fache  =  10000  (Hen.  21,  6. 
40, 1.  71,8.  13  U.S.W.);  oder  j^/^AA^--"  das  Dreifache,  9^'^9"tl^-' 
das  Fünffache  Gen.  43,  34,  '/^tl'üX^''  Sieben fachheit,  9^1t\^d.^' 
das  Zehntaiisendfache,  Ps.  67, 18.  —  Im  Accusativ  werden  solche  Sub- 
stantiva adverbial  gebraucht  (§  163):  J^/^Afti'-'  dreifach  Deut.  19,  3, 

1  Doch  liest  man  Matth.  27,  46  rt^"!"-'  'l'h'O't"'  ('/'fr l'Tl"  •")  <^^i^ 
neunte  Stunde. 

2  Nämlich  zunächst  Participia  passiva  der  Form  OOila^'Q-  §  116,  y, 
oder  Sachwörter  der  Form  tf^'^'QC-  und  £W>*7flCr'  §  116,  ^,  «,  vermehrt  um 
die  weibliche  Endung  ^  oder  it  §  120,  a,  vor  welcher  sich  OD  zu  J^**  senkt. 


^<J^  §  159.    Abstracte  Zahlsubytantiva.     Zahladverbien. 

^C-nöi-'  vierfach,    9^^9^l\'i-:  fünffach,    J^fl-n'i'f' -"  sielenfach 
Ps.  11,  7.  78,  13,  ^Ör'Ci''  zehnfach  Jes.  6,  13. 

Von  der  Zahl  zwei  wird  gebildet  hö^i'i''  das  Doppelte  (Ver- 
dopplung) und  hli^'^s  zweifach  (Adv.),  aber  auch  von  derselben 
Wurzel  9^^Ö{iJ}r'  Verdopplung  in  dem  allgemeinen  Sinne  von 
Vervielfachung.  Vervielfachtes,  und  dieses  Wort  kann  mit  jeder 
Zahl  zusammengesetzt  werden,  um  das  Vielfache  auszudrücken:  ^^tx 
^''  TYlÖflff"'  Hundertfaches  Gen.  26,  12.  Matth.  19,29.  Luc.  8,  8, 
hÖM"  9^\lÖüJ\''  zweifach  Apoc.  18,  6,  -({Wh'  Thö^i*'  viel- 
fach Luc  18,  30;  Z  JP'hlJrt.^:  Hen.  91,  16,  l^lniJfl.'h:  ?i A* : 
'hTKh^^^  Apoc.  9,  16;  sogar  %  9^\\Ö{{,^'\^  -  ^9^{)C^' 
Hen.  93,  10. 

Einfacher  findet  sich  fliA'A«^'  dreissigfältig,  üf^'h't'  hundert- 
fältig Marc.  4,  20. 

d)  Abstracte  Zahlsubstantiva  sind  ^f\{U'  Dreiheit,  'Ih 
^rt.:  die  Filnfe,  {^(["b-  die  Siehene,  Woche  (§  120,  ß),  auch  ^'h 

"^h"  (§  111,^). 

e)  um  Zahladverbien  in  der  Bedeutung  so  und  so  viel  mal 
auszudrücken,  wird  die  Grundzahl  zweiter  weiblicher  Form  (§  158) 
in  den  Accusativ  gesetzt:  i^Art'  dreimal  Matth.  26,  34.  Hen.  65,  2, 
'h^^ii'  fünfmal  2  Cor.  11,  24,  ^'00-'  sielenmal  Gen.  4,  15,  oder  — 
und  dies  ist  fast  noch  häufiger  —  jene  Form,  ohne  alle  Bildung, 
starr  belassen  und  als  Adverbium  gebraucht  (§  163):  h'HÖ'  sielen- 
mal (sehr  häufig).  Für  einmal  gebraucht  man  9^Ö/i'  (j*^?  2(*.x)) 
Marc.  14,41.  7,27.  Tit.  3,  10,  oder  ([9^ÖC'' ,  obgleich  letzteres 
eigentlich  bedeutet   auf  einmcd    Cant.  4,  9,    oder    hth'l''   (slX:^-!^) 

Jud.  6,  39.  16,  18;  für  zweimal  höd'-  Tit.  3,  10  oder  hÖM"-  oder 
i\^iiDi,  Eür  höhere  wie  niedere  Zahlen  kann  man  auch  eine  Um- 
schreibung durch  T.lt  •  {Zeit,  Stunde,  mal)  anwenden :  whh'l* ' 
T.H,!  dreimal,  hCfll)'^•  9^'Mr'  IM»'  vierhundertmal,  oder  wtih 
"7''  1M»^'f"-  dreimal',  T.H.S  kann  auch  weggelassen  werden,  wenn 
der  Sinn  aus  dem  Zusammenhang  deutlich  ist:  rt'fl^'  Hfl"  h'dÖ' 
70  X  1  mal  Matth.  18,  22,  rt-flO-h-"  sielenmal  Jos.  6,  16.  Oder 
es  wird   i^hdfl^'ihs  (s.  oben  c)  angewendet. 

Auf  die  Frage  zum  wie  vielten  mal?  setzt  man  das  Zahl- 
adjectiv,  entweder  neutrisch  mit  der  Präposition  fl  z.  B.  fl'^Afts 
zum  dritten  mal  Luc.  23, 22,  Ü^^IT*'  zum  ziveiten  mal  Matth.  18, 16 
(doch  auch  hÖf\'    Pi^la^'-  Luc.  23,  20),  M'nö'  Job  5,  19,  auch 


§  151).     Hnichziililen.     Distributiva,  331 

im  Fem.  und  Acc.  z.  B.  /^''ÜÖ'l*-  ^iim  vierten  mal  Num.  10,  (i;  oder 
persönlich  als  Apposition  zai  der  Person,  der  eine  Handlung  zum 
so  und  so  vielten  mal  zugeschrieben  wird,  z.  B.  du  schlägst  mich 
VU""  '^Afth'"  'U'i'U-  nun  zum  dritten  mal  Num.  22,  28;  s. 
unten,  §  191. 

f)  Der  Teil  vom  Ganzen  wird  gewöhnlich  ausgedrückt 
durch  h^'  (T)  Hand,  seltner  h^A-'  Hen.  78,  4,  mit  dem  Zahl- 

adjectiv  in  männlicher  oder  weiblicher  Form:  ^-'fld'I's  JiR,*/"  A 
'/•«^•C.-  der  vierte  Teil  der  Erde,  il'ü'if^'  h^'  Hen.  73,  3,  fl-ü 
'Vi"  h,^:-  73,  5;  :''9^M''  Iti^Ü'-'  (Acc.)Lev.5, 16.  Gen. 47,  24.2G; 
^/^'C'h  hÄ'--  Lev.  6,  13.  Oft  wird  aber  das  Zahladjectiv  in  den 
Stat.  constr.  gestellt:  l,*'ÜÖ'\"  "h^'  der  vierte  dem  Teil  nach  = 
der  vierte  Teil  z.  ß.  Apoc.  G,  8  (Platt),  s.  auch  §  191;  so  9/*^ 
^'l's'  h^'  ein  Zehnteil  Gen.  14,  20.  28,  22.  Matth.  23,  23.  Zwei 
Teile  sind  auch  9^\\Öi[J\*'  Deut.  21,  17.  Bruchzahlen  sind  z.  B. 
r  l-'i^^M'  %  Hen.  78,  7,  m-  %%  h^'  in  je  1/7  Hen.  74,  3. 

g)  Um  den  Begriff  je  (distributiva)  bei  Zahlen  auszu- 
drücken, hat  das  Aethiopische  keine  besondere  Bildung.  Vielmehr 
dient  dafür,  wenigstens  bei  einfachen  Zahlwörtern,  zunächst  die 
Wiederholung  des  Zahlworts:  hihH^'  hih^-'  hih-t-  hih-ll' 
singuli,  singulae  Hen.  72.  1.  3.  7,  1.  89,  59.  Gen.  40,  5,  hAh>- 
hAAi.!  Gen  7,  9.  15,  2.  3;  rtad'Th--  tl(\Ö'[^'  Gen.  7,  2.  3.^  Wo 
dies  nicht  angeht  oder  als  zu  weitläufig  gilt,  werden  die  Vorsatz- 
wörtchen  Oj  Aj  H  angewendet,  verdoppelt  flfl,  AA ,  HH.  Von 
diesen  kann  HH  nur  dann  gebraucht  werden,  wenn  ohnehin  ein 
Genitivverhältnis  oder  ein  Relativsatz  vorliegt,  z.  B.  hÖ'l^l'  (OC^' 
nU'-  ^/^<--"  rThA^»-"  J^'Acöi^s  goldene  Ringe,  deren  Gewicht  je 
10  Unzen  war  Gen.  24,  22.  34,  25.  37,  7.  43,  21;  ebenso  ist,  wenn 
die  Präpositionen  0  und  A  ohnehin  stehn  würden,  ihre  Verdopplung 
von  selbst  nahegelegt,  um  je  auszudrücken:  Hrt"  ^S^'  Mti'l'' 
um  je  einen  Benar  täglich,  Matth.  20,  2.  Hen.  34,  2;  AA-'  §  jedem 
Einzelnen  Matth.  25,  15.  Hen.  7,  1.  Jud.  11,  40^    Aber  diese  beiden 


1  S.  über  dieses  Wort  oben,  S.  231,  N.  1. 

^  So  wiederholt  man,  um  singidi  auszudrücken,  auch  andere  Wörter; 
'flhrt."  'flhrt.'  ^i^'^  simjidi,  jedermann  Jud.  8,  24.  17,  6,  'i^Ö'  V'^fjs 
jeden  Morgen,   «^f]'   '^fl'  2  Reg.  3,  1,  \\aDt    \\aD:  Ludolf,  Lex.,  col.  392, 

iir'd'  \\TO  Ex  8, 10 

3  In  älteren  Handschriften  findet  man  statt  AA"  auch  A?lA';  was 
nach  §  140  a.  E.  zu  beurteilen  ist;  z.  ß.  statt  AA*   Ö  jedem  Einzelnen  f^liy 

/\:  ö,  wodurch  0  in  den  Plural  erhoben  wird  Gen.  42,  25.annot.  47,  12  annot. 


^^^  §  160.    Pronominaladverbien. 

letzteren  Präpositionen  fl  und  A  können  auch  jedem  andern  Worte 
des  Satzes,  sei  es  Sabj.  oder  Obj,  oder  sonst  in  irgend  einem  andern 
Verbältnisse  stehend,  verdoppelt  vorgesetzt  werden,  um  ävd,  xaxä 
auszudrücken:  <D5r/*'?i-=  flfl=  "^TC"  und  sie  erhielten  avä  dipdqiov 
(deutsch:  dem  Denar  nach  nach)  je  einen  Denar  Matth.  20,  9.  10; 
(D(DÜ(io^i  O^U'  Hü'  hAAbi^s  und  er  gab  ihnen  je  ßivei  Kleider 
(eigentlich:  Kleider  nach  nach  Paar)  Gen.  45,  22;  'JV/^h«  Ofts 
OipC'^'  Ö^iO^s  AA=  9^}i'l''  lüir  wollen  nehmen  (10- Männer-weise) 
je  10  Männer  auf  100  Jud.  20,  10;  J&flA*'  flfl'  ö  sie  werden  sagen 
{nach  nach  eins)  einzeln  Mattb.  26,  22;  HAA'  H.hl^s  (h^^ao^- 
{deren  Krankheiten  gleichsam  xai^  Idiav  waren)  von  denen  jeder 
seine  eigene  Krankheit  hatte  Matth.  4,  24  u.  s.  f. 

h)  Zum  Aasdruck  der  Begriffe  jzqcotov,  devreqov,  tqHov 
{erstens,  zweitens,  drittens)  findet  sich  KiWll'^  h^tx^'^  ^^il^'- 
Sir.  23,  23  (das  Subj.  ist  gen.  fem.). 


DRITTE  ABTEILUNG. 
Die  Bildung  der  Verhältniswörter. 

Unter  diesem  Titel  soll  besonders  gehandelt  werden  von  den 
Adverbien,   Präpositionen  und  Conjimctionen. 

I.  Adverbien. 
1.   Von  Pronominalwurzeln  abgeleitete  Adverbien. 

160  1.    Adverbia  demonstrativen  Sinnes. 

a)  Das  allgemeinste  Wörtchen  dieser  Art  lautet  ursprünglich 
V'?  ^'  (§  62),  hinweisend:  dal  sieh  da!^  kommt  aber  in  dieser 
kurzen  Form  nicht  mehr  vor,  sondern  nur  zusammengesetzt:  1.  mit 
dem  a  (hä)  der  Richtung  (§  143)  als  ^0'  (Ps.  79,  3.  Gen.  4,  8  ann., 
Herm.  82  a,  13),  IfO'  4  Esr.  3,  26  (König,  S.  136),  'V'i'  Marc.  10, 
21  Rom.  oder  gewöhnlich  ^9'  =  hieher,  immer  in  der  Aufforderung, 
entsprechend  devgo  oder  sqx^'^  Matth.  19,  21.  8,  9.  9,  18.   14,  28, 


49,  28  annot.;    aber  auch    12  Fürsten    AhA  =    fhliüjf^'^ '    (füi'    AA*) 

Gen.  25,  16,  sofern  das  Collectiv  ^Jf  :  ihre  Stammschaft  durch  ?iA'  i^^ 
einen  neuen  Plural  erhoben  wird,  der  hier  das  Distributive  ausdrückt:  für 
ihre  Stammschaften, 


§  IGO.    ProiiomiiKiladverbien.  <->'J«J 

und  =  ivohlan!  ivohlanf!  z.  B.  Apoc.  6,  P.  Da  es  immer  als  Befehl 
oder  Aufforderung  gebraucht  wird,  wird  es  sogar  w^ie  ein  Imperativ 
conjugirt^    nämlich    2.  P.    f.  S.    1%'    (Gen.  19,  32.    Joh.  4,  IG), 

2.  P.  PI.  m.  10-'  (Matth.  11,  28.  21,  38.  Ps.  94,  1.  Jud.  16,  18), 
f.  l'b'  (und  h^'  Matth.  28,  6  Platt).  Meistens  tritt  noch  ein 
Verbum  daneben,  z.B.  Gen.  11,4;  doch  kann  V9s  auch  schon  für 
sich  vollen  Sinn  geben :  WiO'i  '1[fl»f -■  und  her  m  mir !  (kommet) 
Gen.  45,  18;  —  oder  2.  mit  Pronn.  suffixa  in  der  Accusativ- 
unterordnunff.  Mit  dem  SuiF.  der  1.  P.  S.  lautet  es  indessen 
nicht  ^i^}  sondern  V^s  (wohl  um  den  Gleichklang  zu  vermeiden) 
=  da  mich!  d.  i.  siehe  da  bin  ich!  Matth.  8,  7.  Act.  9,  10.  Hebr. 
10,  7.  Ps.  39,  10,  oder  auch,  mit  noch  einmal  hinzugesetztem  M' 
ich,  ie-'  M--  Gen.  22,  1.  11.  27,  18;  mit  dem  Suff,  der  3.  P.  S.  m. 
VO"*^  (mit  durch  den  Ton  und  Hauchlaut  gedehntem  a)  da  ist  er 
oder  es  und  allgemeiner  siehe  da,  z.  B.  Ps.  7,  15.  Gen.  19,  8.  Matth. 
10,  16.  15,  22.  Die  Suffixa  V'  Ipf^ '-  Iflf-  nimmt  es  in  ihrer 
abgestumpften  Gestalt  ä,  ömü,  ön  an,  lässt  aber  dann  nach  §  41 
zwischen  sich  und  ihnen  einen  trennenden  Halbvocal  hören,  näm- 
lich >^!  ecce  eam!  Joh.  19,  27.  Luc.  19,  20.  Gen.  12,  19,  oder  5^*?:; 
doch  steht  i^'  gewöhnlich  im  neutrischen  Sinn  (und  somit  gleich- 
bedeutend mit  «S"(h!)  da  es!  sieh  da  Joh.  19,  5.  26.  Luc.  17,  21.  23. 
Matth.  11,  19.  24,  23.  26.  Ps.  51,  6;  ferner  ^?-a^i  ecce  cos!  Marc. 

3,  32.  34.  Act.  5,  25,  und  !rp-7!  en  eas!  Gen.  19,  8.  Mit  den  Suff, 
der  1.  P.   PI.  und  2.  P.   PI.  ist  es  nicht  gebräuchlich. 

Ein  anderes  Wörtchen*,  das  wie  V^Js  in  der  Bedeutung  da! 
gebraucht  wird,  ist  JiTi'  (jH,  riBH),  von  derselben  Wurzel  wie  das 

vorige,  aber  in  der  Aussprache  an  (§  62);  daher  'h'}Yl^'^'  da! 
ihr!  =  laßere  Matth.  26,  26,  ebenfalls  in  der  Aufforderung  wie  ^9'- 
Ausserdem  giebt  es  noch  einige  kurze  enclitische  Weise- 
wörtchen  vom  selben  Stamm.  Das  Wörtchen  V,  das  bis  jetzt  nur 
als  Anhängsel  an  der  Präposition  und  Conjunction  hflh'  his  ge- 
funden ist,  drückt  die  Richtung  aus  Itihllh'  bis  —  hin:  htlM' 
OiH-ü'  bis  zum  Westen  hin  Ps.  49,  2.  112,  3.  Mal.  1,  11;  Tti9^ii'nh' 
htlM'  MM'  Ex.  13,  2,  hhM'  -lin-  0^:^'  twTflili:  Jud.  15, 14; 
ht\M'  CKtl?^^^'  Hen.  89,  5.  8.  75.  Es  ist  vielleicht  nur  ab- 
gekürzt aus  vollerem  is,  das  noch  vorkommt  bei  einem  Accusativ 


1  Vgl.  auch  Trumpf,  S.  559  und  Sitzher.  d.  k.  bmjer.  Äk.  d.  W.  1877, 
S.  119  ff. 

2  Vgl.  im  Hebräischen  Ewald,  Hebr.  Spr.  §  101,  c. 
^  Daher  das  amharische  ^Ohs   er  ist. 

^   Wogegen  }\"i^i  ßdöiCe  Ex.  4,  19  schwerlich  hielier  gehört. 


^^4  §  160.    Pronominaladverbien. 

der  Richtung:  (O'tl't'  htM'^'  an  einen  Ort  hin,  oder  (Joh.  11,  52) 
bloss  hfh't^'  in  eins,  zu  einem  Ort  hin  (s.  Ludolf,  Lex.  col.  332)^. 
Der  Bedeutung  nach  diesem  Ji  entsprechend,  aber  von  einer  andern 
Wurzel  (§  62)  gebildet  ist  %'  da,  hier,  noch  gebräuchlich  als  An- 
hängsel an  W'As  Allheit:  V/'AXs  überall,  aber  Accusativ  W'AX^ 
überall  hin,  OVf'AX-'  überall  Ex.  40,  32,  ?ll^1r^AX:  von  überall 
her  Marc.  1,  45,  M'^ldlii'-  ckss.  Hen.  28,  2.  Und  wie  mit  i,s 
die  Form  V',  so  wechselte  einst  mit  X'  auch  die  Form  V,  vgl. 
§§  143  und  163. 

b)  Selbständige  Adverbia  des  Ortes  und  der  Zwt.  Hie- 
her gehören  vor  allem  V^'  da,  dahin  und  Tff  s  hier,  hieher.  Beide 
sind  in  dieser  Aussprache  wohl  nur  durch  Auflösung  aus  X  und  H. 
entstanden  (vgl.  unter  a  und  H,  in  JR^iüO-  Beispiele:  Tlfs  hier 
Matth.  14,  17.  26,  36,  hieher  8,  29.  14,  18;  Üf -"  ^a  Marc.  11,  5, 
dahin  Rom.  15,  24.  Beide  werden  auch  mit  Präpositionen  zu- 
sammengesetzt: nue--  Matth.  13,  42;  nifP-"  Matth.  17,  4;  ?i9"Uf-" 
wn  da  Matth.  11,  1,  auch  von  der  Zeit  Hen.  38,  6;  hT'Ti^h  htl 
l\:  yf :  u.  s.  f.  Um  auf  das  Entferntere  hinzuweisen,  hat  die 
Sprache  eine  Ableitung  von  h  mit  dem  V  der  Richtung,  das  hier 
zu  th  verhärtet  wird  (§  62),  hdi-  und  h^v'  dorthin  Matth.  26,  36. 
Num.  17,  2,  oder  mit  Präpositionen:  '^d'-  hAi'  dorthin  Matth.  17,  20, 
auch  nhrfi^  dort,  h9^llih'  Jos.  8,  22.  Ausserdem  kann  aus  \}th' 
dorthin  ein  Wort  für  dort  gebildet  werden  durch  nochmalige  An- 
hängung von  h,  hihi}'  dort  Luc.  17,21.  23.  Matth.  24,  23.  Gen. 
19,9;  daher  fl'Hf^.'  OlQilrhh^-'  hier  und  dort;  auch  in  der  Be- 
deutung von  ultra,  supra,  s.  m.  Lex.,  col.  823.  Als  Adverbium 
der  Zeit  heisst  ^"hlL'  jetzt,  nun.  Es  ist  zusammengesetzt  aus 
^'h  §  65  und  einem  Adverbium  H,^,  das  gewiss  einst  örtliche  Be- 
deutung hatte  und  nur  auf  die  Zeit  übertragen  wurde,  und  wird 
sehr  häufig  gebraucht,  auch  mit  Präpositionen  zusammengesetzt: 
TiS^jZ-Mf.'  von  nun  an,  hMl'  f^hlL'  bis  jetzt.  Es  wird  indessen 
nicht  bloss  für  die  Gegenwart  des  Sprechers  angewendet,  sondern 
auch  von  der  Gegenwart  in  der  Zukunft  oder  Vergangenheit,  wie 
das  hebr.  nriy,  z.  B.  Hen.  38,  4.  50,  5.  —  Andere  Zeitadverbien 
müssen  umschrieben  werden:  darnach  li9^1l',  }i9^^V'j  }i9^M'' 
(Hen.  83,  10.  89,  19),  }i9^ß:"id'  li^*-"  u.  dergl.;  damals  hn,i': 

f^hi"'  IM-,  tKo-h-U'  oDt^ö^'  u.  s.  f. 

^  Nach  Prätorius,  Amh.  Spr.  S.  197  soll  dieses  ^i  oder  J;:  im  Am- 
harischen  das  gewöhnliche  Accusativzeichen  geworden  sein. 

2  Von  der  y'lf ,  gebildet  wie  Vi  und  ^:.  Zu  allen  dreien  ist  in  Be- 
ziehung auf  den  Auslaut  a,us  dem  Hehr,  zu  vergleichen  "W  VN  "^nC- 


§  IUI.    Pronominaladverbien.  «^^^o 

2.    Adverbia  fragenden  und  bezüglichen  Sinnes.  §  IGl 

a)  Frageadverbien.  Um  einen  Satz-  als  E'ragesatz  über- 
haupt zu  kennzeichnen,  also  um  in  Ermangelung  eines  bestimmteren 
Frageadverbs  eine  Frage  einzuleiten,  hat  das  Aethiopische  nicht 
Vorsatzwörtchen  S  wie  andere  semitische  Sprachen,  sondern  einige 
kurze  Wörtchen,  welche  einem  Wort  im  Fragesatze  angehängt 
werden,  wie  z.  B.  ne  im  Lateinischen,  nämlich  't-'  und  Ih',  über 
deren  etwaigen  Unterschied  in  der  Bedeutung  §  198  zu  vergleichen 
ist.  Sie  scheinen  ursprünglich  es  im  Sinne  von  es  ist  {der  Fall) 
zu  bedeuten'^  und  bekommen  ihre  Fragekraft  neben  dem  Ton  zu- 
gleich durch  ihre  enclitische  Stellung :  i'Äl^V-li-- Matth.  9,  28  ihr 
glaubt,  (ist)  das  (der  Fall)?  ==  glaubt  ihr?  hT-'/'V--  H/Z.'^K"?i-- 
11,  3  du  bist  der  kommen  soll,  (ist)  das  (der  Fall)?  oder  so?  = 
bist  du,  der  da  kommen  soll?.  (Ueber  den  Gebrauch  dieser  Frage- 
wörtchen in  gewissen  Bedingungssätzen,  z.  B.  M\0*'  ^flÖY'  Ix^' 
M\9^^Wt'  tvenn  tvir  vergessen  hätten  den  Namen  unseres  Gottes 
u.  s.  f.  Ps.  43,  22,  s.  §  205).  Das  Wörtchen  V-"  wird  gern  auch 
volleren  und  bestimmteren  Fragewörtern  wie  JT*^'!":  h^'b'  h^' 
u.  s.  w.  angehängt.  Stösst  V-'  mit  dem  vocallosen  '}  eines  Verbums 
zusammen,  so  wird  nur  ein  If  geschrieben :  ^'^^tli''  wirst  du  ver- 
derben? Gen.  18,  28;  dagegen  beim  Nomen  ^'hlfi-'  ist  gesund? 
Gen.  29,  6,  weil  dahn^iTc^  zu  sprechen  ist.  Für  die  Gegenfrage 
hat  das  Aethiopische  ai"%aDi  eigentlich  und  was  etwa?  d.i.  oder?, 
zusammengesetzt  aus  ^  und  <^  §  63.  Für  die  abhängige  Frage 
wird  Ji^^s  eigentlich:  wenn,  dann  auch  ob  gebraucht,  worüber 
§  198  zu  vergleichen  ist. 

Frageadverbien  bestimmteren  Sinnes  sind  1.  h^'b'  wo?  und 
wohin?  (letzteres  z.  B.  Gen.  37,  30.  Hen.  102,  1),  in  abhängiger 
und  unabhängiger  Frage,  gebildet  aus  dem  fragenden  JiJKi,  das 
aus  Weisewörtern  Fragewörter  bildet,   und  "t  hier^;  oft  noch  mit 

1  Wie  n,  I. 

2  Zwar  liegt  es  sehr  nahe,  V"'  i^it  «T  und  ne  und  nun  zusammen- 
zustellen. Da  aber  ||«  (aus  '|;:  §  62)  offenbar  ebenso  gebildet  ist  und  nichts 
als  es  bedeuten  kann,  da  ferner  pi  es  ist  sehr  häufig  zur  Einleitung  einer 
Frage  gebraucht  wird  §  198,  so  ist  es  geratener,  auch  ^:  so  zu  erklären, 
um  so  mehr,  da  sich  auch  ^:  ^s,  J:  ■/:,  j^:  Y,:  an  Bildung  und  Bedeutung 
durchaus  entsprechen. 

3  S.  aber  Trumpf,  S.  559  und  vgl.  König,  S.  96. 

*   Die  ursprüngliche  Form  für   ^t,    verwandt   mit   ff,:,    erhalten   in 

^nO    ^^    ^^T^-    ~    Beachte   h^'U'   i^it   folgendem    J^iT*    =    ^f    in 

Sätzen    wie    (Jlc)    ^^wo    IcX^ö   ^j|    was  ist  dies  gegen  das?   G.  A.  7,  5.  6^»«, 
7.  8.  9.  14. 


ooö  §  161.    Pronominaladverbien. 

V*'  verbunden:  ti^'b^"'  wo?  wohin?.  Mit  Präpositionen  zusammen- 
gesetzt: dhß''^'  wo?  (Matth.  2,  4.  Jud.  20,  3),  auch  auf  welche 
Art?  Matth.  9,  15.  12,34,  hT'hf.'lS'  woher?  Matth.  21,  25.  Hen. 
41,  5.  Gen.  29,  4;  'Iffls  ÄJ&'fcs  ivohin?,  Äfth^  hjK-'t-"  bis  ivohin?. 
Mit  oder  ohne  VI'  oder  3^!  wird  Jij&'ts  in  negativen  Sätzen  auch 
indefinit  gebraucht,  irgendivie,  3  Reg.  3,  36.  10,  12.  4  Reg.  5,  25. 
2.  'nhU,^  wann?,  durch  <w>  §  63  aus  ?iH,!,  j&Mi-"  gebildet  und 
ebenfalls  oft  durch  V-  verstärkt;  'h'^hH'  seit  wann?,  TtiMl'  '^hH' 
bis  wann?  ivie  lange  noch?  (Ps.  12,  1  —  3.  Jos.  18,  3.  Matth.  17,  17), 
ü^hn.'  für  wann?  1  Petr.  1,  11.  3.  hGZ'-  wie?,  aus  h  (JtJK-O 
§  63,  b  und  Gl'  hier,  so  §  64,  b  gebildet.  Es  kann  durch  V-'  ver- 
stärkt, auch  mit  d  zusammengesetzt  werden,  dltiG'  auf  iv eiche  Art? 
Marc.  2,  18,  und  wird  sehr  häufig  in  abhängiger  Frage  gebraucht 
sowie  auch  im  Ausruf:  o  wie!  Hen.  21,  8.  Oefters  zeigt  es  einen 
etwas  mehr  gefärbten  Begrifi^,  z.  B.  K'A^^'Ml!  Itx^'  wie  gross 
muss  deine  Finsternis  sein?  Matth.  6,  23.  1  Joh.  3,  1;  tx^'  d,^ 
4-^!  wie  viel  mehr?  Matth.  6,  30.  7,  11.  10,  25.  Statt  des  ein- 
fachen Itx^'  findet  sich  auch  Itx^Cu'^  ?i4-ß^^  "h^G'  und  ItidJhG'j 
besonders  bei  Cyrillus  Alexandrinus;  s.  m.  Lex.,  col.  807.  4.  Für 
tvarum?  gebraucht  man  im  Aethiopischen  9^'}'t''^  ^^'Y't'h'  was? 
z.  B.  Hen.  83,  6.  Gen.  40,  7,  oder  häufiger  im  Accusativ  {T'^-f*!, 
^^l-t^'  Gen.  26,  27.  Matth.  7,  3,  oder  Ü9^'}^''  wozu?  Ps.  2,  1 
oder  nJi'J'h-'  ^'^^i  weswegen?  Matth.  17,  19,  während  dTl^- 
auf  welche  Art?  bedeutet  Ps.  118,  9.  Oder  man  kann  warum? 
auch  umschreiben  durch  Wendungen  wie  9^'^'Y'  h/^th^'  was 
hat  sie  lachen  gemacht?  d.  i.  warum  lacht  sie?  Gen.  18,  13.  24,  31. 
Matth.  20,  6.  Jud.  18,  8. 

h)  Bezügliche  Adverbien.  Im  Sinne  von  wo?  wird  ge- 
wöhnlich gebraucht  "^d-,  gebildet  aus  "Ifs  (verhärtet  aus  Ü'  §62,  l,b) 
und  der  hier  nachgesetzten  Präposition  fl ;  ursprünglich  hin- 
weisend in  —  da  und  in  diesem  Sinne  eine  sehr  häufig  gebrauchte 
Präposition  §  165;  ist  aber  auch  relativ  geworden:  m  —  ivo,  wo, 
und  wohin.  Z.B.  -^d-  Vt^Xh'  M-  Ü? '  J&XA--  HJ&Tf-AÄhS:- 
Joh.  12,  26.  Matth.  8, 19.  20.  13,  50.  Ps.  83,  3  u.  s.  w.  Auch  kann  im 
Relativsatz,  den  es  einleitet,  noch  V^'  dazugesetzt  werden,  aber  durch 
einige  Wörter  getrennt^:  'W'  ÜhOl.'  Üf"  woselbst  sie  tvaren  Hen. 
17,  1.  Gen.  13,4.  Jos.  22,  19  u.  s.  f.  'Xd'  wird  mit  Präpositionen 
zusammengesetzt:  fl'lffls  da,  wo  oder  bloss  tvo  Matth.  13,  57.  Jos. 
8,  24.  Hen.  12,  1.  33,  2,  tvo  nur  immer  Matth.  26,  13;  Mi"  'W- 

^  Dt*' — \\t^t^. 


§  162.    Pronominaladverbien.  337 

WO  mir  immer  Hen.  16,  1 ;  M^^'W'  ivoJicr  Hen.  41,3.  Matth.  12,  44. 
Für  ivann  crebrauchfc  man  h^"*'  (§64,  3,  b),  z.  B.  Job.  4,  21;  A 
t\ifo:  lis  icann  Zepb.  3,  8.  Doch  wird  Ji<^'  schon  mehr  als  Con- 
junction  und  als  Präposition  gebraucht  (s.  unten).  Sonst  ist  leicht 
auch  das  blosse  Relativ  H,  bezüglich  auf  ein  vorhergenanntes  Wort 
der  Zeit,  hinreichend,  um  ivann  auszudrücken  (s.  §  202,  3).  Der 
Begriff  wie  wird  durch  \\t^'  ausgedrückt,  das  aber  immer  entweder 
Präposition  oder  Conjunction  ist. 

3.  Verneinende,  bejahende,  ausrufende,  einschrän-  §  162 
kende  Wörtchen  und  einige  Enclitica  allgemeinsten  Sin- 
nes. Die  gewöhnliche  Partikel,  die  dazu  dient,  um  ein  einzelnes 
Wort  oder  einen  ganzen  Satz  zu  verneinen,  ist  /i,  §  62,  c.  Sie 
wird  immer  an  ein  anderes  Wort  vorn  angelehnt,  und  zwar  an 
das,  welches  zunächst  oder  zumeist  verneint  werden  soll,  und  übt 
in  dieser  Zusammensetzung  hie  und  da  einen  Einfluss  auf  ein  an- 
lautendes i\  aus  §  48,  5  ^.  Stärkere  und  selbständigere  Ver- 
neinungen sind  l\\\'  (§  64,  b)  keineswegs,  nicht  und  ^iAH',  wo- 
rüber  man    §§  167  und   197    vergleiche,    dem    Begriffe    nach    am 

meisten  hebr.  ]'^K  und  arab.  {j*^-^J  entsprechend,  da  es  zunächst 
bedeutet:  es  ist  nicht,  es  gieht  nicht-,  auch  für  nein  gebraucht 
Matth.  5,  37.  13,  29,  Ex.  10,  25  u.  s.  w.  ~  Das  Wort  hl'il^',  zu- 
sammengesetzt aus  txli  (=  ]^K)  §  62,  c  und  'fi^'  hei  mir  (§  167), 
eigentlich:  nicht  hei  mir  (ist),  bedeutet:  ich  hins  nicht  im  Stand, 
mag  nicht,  kann  nicht;  mit  diesem  Wort  weist  man  Zumutungen 
zurück:  Jac.4,  7.  Matth.  21,  29.  Eine  ältere  Form  ist  Md'  (§  167). 
Vgl.  auch  M-üh-,   Mdh'  und  ?i'>fLh^: 

Bejahend  ist  "hiDs^  ja^  freilich,  allerdings  Matth.  5,  37.  Mit 
hW'  0  ja  willigt  man  in  eine  Aufforderung  ein,  sodass  es  das 
Gegenteil  von  Mil^s  ist:  Jud.  6,  13.  15.  22.  Matth.  21,  29  27,  20. 
Rom.  3,  26.  Jac.  3,  3.  4,  7.  5,  6.  lieber  seinen  Ursprung  s.  §  62,  b.^  — 
Um  in  jemanden  zu  dringen,  gebraucht  man  fis  doch!  einem 
Imperativ  als  encliticon  angehängt:  'too^q^fi:  wende  dich  doch! 
Ps.  79,  15;   hß:'^'ifi''  rette  doch!"^  117,  24.     Es   kommt  von  der 

^  Der  Ton  des  Wortes,  mit  dem  }\^  verbunden  wird,  bleibt  dadurch 
unbeeinflusst ;  Trumpf,  S.  559. 

2  Wohl  stark  verkürzt  aus  einer  älteren  Form;  vorläufig  verv^eise 
ich  auf  ^|,    K^^,    ^n^K,    XIH^K. 

3  Doch  könnte  es  auch  aus  u-Tiu,  hu-hu,  das  isVs,  so  isfs  entstanden  sein. 
*  Also  wie  i«^^  und -der  arabische  Modus  energeticus. 

Dill  mann,   Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  22 


3oo  §  162.    Pronominaladverbien. 

Deutewurzel  rt  §  62,  1,  a  und  ist  wohl  ursprünglich  nur  hin- 
weisend auf  etwas  da!^  daher  gebraucht,  um  die  Aufmerksamkeit 
des  Angeflehten  auf  einen  Gegenstand  zu  lenken.  Stärker  drückt 
denselben  Sinn  aus  ItxMi*'  o  doch !  §  64,  b  ^,  zwar  selbständig,  aber 
doch  dem  Imperativ  nachgesetzt:  Act.  22,  27.  Gen.  24,  23.  Für 
so  denn,   doch,   so   wird  auch   ^s   gebraucht:  Jes.  14,  10.  Phlx.  3. 

Ein  Freuden-  und  Hohnruf  ist  M^Ö-  ei!  (§  63,  c)  Ps.  34,24. 
39,  21.  69,  4.  Job  39,  25. 

Einschränkend    ist    h^^'  (§  64,  b),    immer   nachgesetzt,   das 
zunächst  so,    dann  wie  ivas  (HOS    indefin.)    bedeutet    und    von    da 

aus  1.  heinahe  Gen.  32,  32.  Gen.  39.  10  (wo  es  aus  einem  beson- 
deren Grunde  vorgesetzt  ist),  2.  nichts  anderes  als  oder  eben,  nur: 
lO-fl-f's  hC/*'s  Ylf^'  nur  in  den  Bauch  Marc.  7,  19;  hY^'-  O'^'fl 
ll^s  YiODs  nicht  vom  Brod  allein  Matth.  4,  4.  5,  47.  21,  21.  Ps. 
61,  9.  Es  wird  darum  besonders  zu  Pronomina  gesetzt,  um  den 
Begriff  eben  (idem)  auszudrücken  §  150,  c. 

Das  Wörtchen  '^s,  immer  enclitisch  und  offenbar  nichts  als 
ein  altes  Fragewort  was?  (§  63),  das  in  Y}^^',  '^aoi  als  zweites 
Glied  erscheint,  dient,  einem  Begriffe  nachgesetzt,  dazu,  ihn  hervor- 
zuheben^. Es  wird  gerne  gebraucht  1.  bei  Vergleichungswörtern, 
um  grade,  gans  auszudrücken  Hen.  23,  2:  es  setzt  seinen  Lauf 
nicht  aus  Tag  und  Nacht  i\^'  h^lü*^^'  sondern  grade  so  (ganz 
ebenso)  läuft  es  fort;  (Don'^d.lx'  ^-^h'  h'^lh^-"  fl>-h'|Js  (Org.) 
und  mit  dem  heil.  Geist  verhält  es  sich  (ganz)  ebenso^;  in  beiden 
Fällen  könnte  dafür  auch  Tßff^i  stehn;  2.  in  Fragen,  Fragewörtern 
angehängt,  um  sie  zu  verstärken,  entsprechend  unserem  demi,  doch: 
^'y^'i^OD:  ivas  doch?  Matth.  11,  8.  9;  h^'^s'ta^'' wo  doch? \  ao 
*i*troi  h'i'l^:  Mh'  iver  bist  du  denn  nun?  Joh.  1,  22.  Gen.  27,  33; 
ha:^'  wie  denn?  Joh.  7,  45.  Ex.  2,  18;  hCV-^s  Rom.  4,  3;  '^ 
hlL'hf^'  Gen.  30,  30;  3.  auch  sonst,  z.  B.  Abimelech  trug  es  (O* 
fl'f's  tm^Yi^o^aoi  {auf  seinen  Schidtern^  was?!)  auf  seinen  eigenen 
Schidtern  (um  das  auffallende  hervorzuheben)  Jud.  9,  48  F;  f^Tx 
't^ao;  sie  selbst,  hth'b^'^'  die  eine  (Luüolf,  Gramm.). 


1  Ich  glaube  nicht,  dass  dies  von  Cil\(Ds  =  fi\l^ i  kommt,  da 
dieses  Wort  nicht  bitten  bedeutet. 

2  Vgl,  assyr.  ma:  [Pognon,  L'inscription  de  Bavian,  p.  72  suiv.  und] 
Haupt  in  Schkader's  KAT  2,  Ss.  55,  N.  3  und  66.  —  D.  H.  Müller,  Epigr. 
DenTcm.  S.  67  f.  will  dieses  OOs  ebenso  wie  das  JP:  in  "lh''7A5^-  als  einen 
Rest  der  Mimation  auffassen. 

^  Vgl.  assyr.  kinia,  Haupt,  Keilschriftt.  S.  195. 


§  163.    Von  BegrifliswÖrtern  abgeleitete  Adverbien.  339 

Endlich  ist  hier  zu  nennen  t\',  welches,  stets  für  sich  betont 
(Trumpf,  S.  559  f.),  überall,  wo  Botschaften,  Briefe,  überhaupt 
Worte  eines  dritten  in  der  Erzählung  wörtlich  an^^eführt  werden, 
jedem  einzelnen  Worte  dieser  Anführung  hinten  angehängt  wird^, 
mag  sie  auch  noch  so  lang  sein,  z.  B.  Joh.  1, 19.  Num.  20,  14 — 20. 
21,  21  flf.  22,  5  ff.  Gen.  32,  5  ff.  ann.,  38,  25.  45,  9—11.  50,  4.  5. 
Jiid.  2,  1-3.  9,  7—20.  11,  12  ff.;  selbst  kleinen  Wörtern  wie  K^  H 
u.  a.,  die  sonst  immer  an  ein  anderes  Wort  angelehnt  werden,  wird 
es  von  manchen  Schreibern  angehängt.  Man  wird  darin  ein  ab- 
geblasstes  V^  es,  oder  so,   im  Sinne  von  ?^T7f,  erkennen  dürfen. 

2.   Von  Begriffswörtern  abgeleitete  Adverbien. 

1.  Die  meisten  adverbial  gebrauchten  Wörter  sind  Ursprung-  §  163 
lieh  Nomina,  und  nur  sehr  wenige  kommen  unmittelbar  vom 
Verbum  her.  Nun  kann  aber  jedes  Nomen,  indem  es  im  Accusativ 
dem  Verbum  des  Satzes  untergeordnet  wird,  das  Verbum  nach  Art 
eines  Adverbiums  näher  bestimmen  (nach  §  174).  Somit  ist  der 
Accusativ  recht  eigentlich  der  Casus,  um  Adverbia  zu  bilden. 
Und  zwar  ist  diese  Bildung  ebensowohl  vom  Beschreibewort  als 
vom  Substantiv  aus  vor  sich  gegangen;  denn  da  auch  jedes  Adjectiv 
leicht  im  neutrischen  Sinne  aufgefasst  werden  kann,  wodurch  es 
an  Bedeutung  einem  Substantiv  ähnlich  wird,  so  kann  es,  in 
solcher  Auffassung  in  den  Accusativ  gesetzt,  auch  ein  Adverbium 
werden.  Manche  Begriffs  Wörter  sind  überdies  nur  noch  in  diesem 
adverbialen  Accusativ  im  Sprachgebrauch  erhalten,  und  namentlich 
diese  sollen  hier  besprochen  werden. 

Orts-  und  Zeitbestimmungen  oder  Nomina,  die  im 
Accusativ  des  Ortes  und  der  Zeit  gebraucht  werden,  sind  z.  B. 
folgende  ursprüngliche  Substantiva :  A^t.'  Seite  (z.  B.  h^Ad„'  (O 
K^tid^'  nicht  dahin  und  nicht  dorthin  Jos.  8,  20.  Ex.  2,  12),  «'»A 
ÖM''  oben  und  auftvärts,  ^A4*^A.i'-"  abwärts,  ^hilii'  in  der 
Mitte  (Marc.  3,  3),  ^^/Kii'-"  unterhalb,  h^h'  hinten,  OfO^ß.'- 
ringsumher,  ^öP-i"'  jenseits,  J&J^>s  rechtshin,  fy^^a^'-  linkshin, 
Äfl-ft!  nördlich,  Ä"^^s  hinten  und  nachher  (Matth.  25,  11),  Ä"1[ 
i^i"-  rückwärts,  rücklings,  ^^tm:  vorn  (Num.  1,53.  32,  17.  Deut. 
20,  4.  Jos.  6,  9.  Ps.  45,  5),  (D^ilm'  innen,  drinnen,  *^^a^i  schief, 
quer-,    A.A^i'-"  bei  Nacht,  a^O^i''  bei  Tag  und  heute  (Gen.  43, 

1  Platt  hat  es  in  seiner  Ausgabe  des  N.  T.  gewöhnlicli  weggelassen; 
ich  selbst  habe  in  meinen  Ausgaben  in  der  Regel  nnr  die  Anfangs-  und 
Endwörter  der  Meldung  damit  versehn. 

22* 


340  §  163.    Von  Begriffswörtern  abgeleitete  Adverbien. 

16.  25),  fiCh'  abends,  ^^iro:  vorn,  ostwärts  (Gen.  2,  8),  zuerst, 
'0uvor  (Matth.  13,  30.  17,  10),  '^dd,'  heuer  (Luc.  13,  8),  ^10'-  früh- 
morgens, U^dJ  und  (O'td'  fortwährend,  %i^if*i  morgen ;  ursprüng- 
liche Adjectiva:  A(^A*  hoch,  aufwärts,  ^ih't'?'  unterhalb  (Jos. 
16,  3.  18,  13  ann.),  ^^-^s  oder  ^9'^'  ferne,  weit  (Matth.  15,  8. 
Marc.  7,6),  C'^-^'-  ferne,  a^l^^s  durchaus  (Hebr.  9,  4),  lltird.' 
fortivährend  (Ex.  21,  6),  ilv^'t:  cpaveQcbg,  7^'>'^-f  s  lange.  Nur 
noch  in  diesem  adverbialen  Accusativ  gebräuchlich  sind :  AiJA' 
oben  (meist  Präpos.,  s.  unten),  ^'tti'l*'  unten,  abwärts  (Matth.  4,  6; 
meist  Präpos.). 

Maassbestimmungen  enthalten  die  Zahladverbien  §  159,  e: 
hödi"'  und  ^^YlÖd-t'  wiederholt,  il(h(\'  doppelt,  höd'  und  ^ 
'^ODs  wiederum,  f^(l\^'  und  h9^^'i'  (Grösse  von  — )  so  gross  als, 
^Zf^m^'  und  '^tr^m'}'  quantopcre  (Job.  35,  5),  ^J^"4-ft-'  sehr^ 
überschwänglich,  besonders,  vor  allem  (auch  als  Präd.),  tl^i'  wie 
oftP]  s.  schon  §  157,  1. 

Bestimmungen  der  Art  und  Weise  werden  fast  immer 
von  Adjectiven  gebildet,  z.  B.  f^iid'  bitterlich,  W^^'  (neben  IP 
VJ^O  gut,  wohl,  hh-f  5  schlecht,  übel,  ?^*i^0'  sehr,  geivaltig,  ^Ä- 
<^s  vollkommen,  ganz,  Ofl^f '  sehr,  T^4'-"  und  T'J'fc«!*!  genau, 
?Ci^*^'  häufig,  'flH"1[5  viel,  oft,  'h{{*l^'  zusammen,  zumal,  mit- 
einander, ß^^l'  zugleich,  ^o^'^'  zusammen,  l'rh-'t''  demütig, 
bescheiden,  ^^0'  müssig,  C't^O'  (neben  C'PÖ')  recht  und  grade 
gegenüber  (Hen.  72,  8),  richtig  (Ghrest.  p.  76,  1.  14),  'V^rtl'  wenig, 
^fn-j!  schnell,  plötzlich,  ^li'hB'  fl^^nvis  cpQimcbg  xal  raxeojg 
(Sap.  6,  5),  '^^A'  TiQaxaimg  (Sap.  6,  8),  h^^^'  evjuevcbg  (Sap.  6, 16), 
If^th'  ococpQÖvojg  (Sap.  9,  11),  1)^(0'  in  Wirklichkeit  und  viele 
andere;  vgl.  auch  h^:  -S'l^ -"  h-f'ilt^''  Tob.  5,  15.  Von  Sub- 
stantiven abgeleitet  sind  namentlich  die  folgenden  sehr  häufig  und 
meist  nur  als  Adverbien  erhalten :  /h^  ■  allmählig,  wenig,  tlTfh ' 
einmütig,  dil'  umsonst  (flhs  Leerheit),  oo^^ß):  ^g^  Beihe  nach, 
sofort,  Tftl'h't''  tvenig,  allmählig,  ^Cl'  zugleich,  •^'fl't''  plötzlich, 
^ö«gf^^:  {^^'%'t'i)  heimlich,  und  besonders  häufig  T4"  eigent- 
lich :  genau,  dann  gewöhnlich  sehr,  sogar,  weiterhin  eben,  aller- 
dings, T4's  Ä«  nicht  einmal  {ne  quidem)^. 

Aber  den  gleichen  Zweck  wie  durch  den  Accusativ  erreicht  die 
Sprache  auch  durch   die  Präposition  (l    (§  164):    indem   diese 


1  Eine  merkwürdige  Steigerungsform  ist  Ps.  44,  2  HlHnin«  ^^^'^ 
geschicict  {behende),  von  einem  von  der  KiTlfln  '^(^'^ise  sein  abgeleiteten 
Steigerungsadjectiv  niDni'n'?  nach  §  112,  b. 


§  163.    Von  Begriffswörtern  abgeleitete  Adverbien.  341 

eineDi  Substantiv  oder  Adjectiv  vorgesetzt  wird,  können  daraus 
Adverbia  der  Art  und  Weise  gebildet  werden :  n^'O/lh'  morgens, 
ÜT^P'  umsonst  (Matth.  10,  8),  H^-^^Z--  endlich,  n^i'Ch-"  griechisch 
(Luc.  23,  38),  (ilöll'  äthiopisch,  fliUM"-  lügenhaft  (Matth.  5,  33), 
fl'l'öüjl'-'  Stolz,  flÄ-'^V/l-!  heimlich,  ddJ'!^'  freiwillig  (mit  Suflf.), 
nW'dli-"  mit  Geivalt  (gezwungen);  Hi^Vi?»«'  gütlich  (Gen.  26,  29), 
flrhi^'-J^-  übel  (Matth.  21,  41),  fl'JÄ-rh -"  unschuldig  er  weise  (Gen. 
20,6),  fl'Vn-h--  im  geheimen,  n^lfl-'  wohlbehalten  (Gen.  26,  31), 
nVf'A*'  u.  s.  f.  Bei  Wörtern,  die  den  Begriif  allmählig  ausdrücken, 
wird  n  verdoppelt  (vgl.  §  159,^):  Mlrlli:^'',  (Idlh^ '  Auch 
andere  Präpositionen  werden  zur  Bildung  adverbialer  Begriffe  ver- 
wendet, wie:  Mfi9^'  ewig,  'Vrt'  hAK'  (nach  einer  andern  Seite 
hin)  anderivärts,  ^il^'hJl'lhs  einst  und  längst  (von  Alters  her).  So 
wird  auch  dem  ^"h^'  nachher  noch  einmal  7x9"  vorgesetzt:  h9" 
!^'hO  darnach  (Matth.  21,  32). 

2.  Einige  wenige  adverbiale  Bestimmungen  werden  auch 
durch  andere  Bildungen  ausgedrückt.  Ein  Nomen  kann  starr  und 
unlebendig  in  der  Form,  in  der  es  aus  der  Stammbildung  hervor- 
geht, in  den  Satz  hineingestellt  werden ;  doch  trifft  dies  neben  den 
Zahladverbien  §  159,  e  nur  bei  sehr  wenigen  Wörtern  zu,  welche 
für  den  übrigen  Gebrauch  ganz  oder  fast  ganz  veraltet  sind :  p-J^: 
heute  (Tag),  '^rh'V'  einst  (Altertum)  Eph.  5,  8,  h^llf'  wahrhaftig^ 
geiviss^;  4*^*^5  stierst,  anfangs  (häufig;  doch  auch  Acc.  ^^'^i, 
aber  selten)^;  vgl.  auch  9jP:  "hT^iT-,  btcV'  h9"ÖÜ^',  OlO 
l\9"0lC'.  —  Einige  andere  haben  hinten  Fron,  suff.,  wie  'Ihh'^f ' 
priuSy  oder  andere  ursprünglich  pronominale  Endungen.  Am 
häufigsten  ist  das  neutrische  ü  (hü)^  davon:  ^•^o^'s  (das  erste 
davon)  mauerst,  früher,  einst,  eher  (sehr  häufig),  '^f\"ljÜ''  und  ^ 
^'T.fs  s.  m.  Lex.,  col.  463  f.,  AdA*'  (Höhe  davon)  oberhalb  Jos. 
16,  5;  flrh'fc'l^'  (Einsamkeit  davon  §  157,  2)  nur,  allein,  bloss 
Gen.  2,  6  (meist  nachgesetzt),  und  häufiger  das  kürzere  Ofhi^'  nur, 
aber,  jedoch,  vielmehr  (s.  §  168),  ;^^^^s  unterhalb-,  Hh^^"'  (Be- 

ständigkeit  davon,  Wahrheit  davon;  Wurzel  [*lc>,  [•tt^,  (VÄt>)  viel- 
mehr, jedoch,  z.  B.  Ps.  1,  2.  5.  Marc.  4,  17.  5,  36.  Fhil.  2,  12;  h'i'U'' 
(§  157,  2)  vergeblich,  umsonst  (auch  Hh'J'ii!  und  M-f-');  fl/h*fc-' 
(wohl:  nach  Maass  davon,  0  ist  Fräp.)  ziemlich,  stark  Marc.  7,  3. 
Deut.  9,  21.  Jos.  8,  4  u.  s.  f.;  AlfA-f  =  und  Ml^i-'-  (auf  die  Dauer 

1  Noch  als  Prädicat  gebraucht  Hen.  82,  7. 

2  Dagegen  ist  ^f^^^i  Matth.  20,  8.  23,  26  Imperativ. 

3  Nach  Barth,  ZDMG  XLVI,  S.  691  soll  dies  ü  der  Nominativ  einer 
ursprünglichen  diptotischen  Declination  sein. 


342  §  163.    Von  Begriffs  Wörtern  abgeleitete  Adverbien. 

davon)  auf  immer.  In  andern  erscheint  statt  ü  vielmehr  ä,  das 
aber  nicht  als  das  Pron.  suff.  3.  P.  f.  S.  aufzufassen,  sondern  das  ä, 
y  ist,  welches  ursprünglich  hin  bedeutet  und  dann  zAir  Accusativ- 
bildung  verwandt  wird  (§  143):  h^^v'^  und  l\^i\'  (an  der  Mündung) 
aussen^  draussen^  ausserhalb,  auswärts  (daran  können  wieder  Pron. 
suff.  antreten  wie  h^hlh'  ausivendig  davon  Matth.  23,  25  f.,  oder 
auch  Präpositionen,  z.B.  fl^^^is  Gen.  9,  22  *)  und  *^a^^i  (zum 
Vollendeten,  zur  Vollendung  hin)  gändich,  jemals,  überhaupt,  gar, 
fast  immer  in  Sätzen  verneinenden  Sinnes,  z.  B.  '^o^'^i  h^'f'^ 
Id'  fi'üh'  niemals  hat  ein  Mensch  geredet  Joh.  7,  46;  hjt*9^ 
thtir'  ^o^'^*'  ihr  sollt  gar  nicht  schwören  Matth.  5,  34;  auch  A*7 
O^^^ '  auf  immer  und  eivig.  In  ähnlichem  Sinne  wie  diese  ein  ä, 
nimmt  1nf*As  *l»'  an,  §  160,  und  hdi'f''  Ji-'  §  160.  Dunkler  Abkunft 
ist  '^'^Al^s  ^  gestern,  längst  (^iDn).  Ganz  eigentümlich  ist  *}'^= 
noch,  ferner^  seiner  Bildung  nach  offenbar  ein  Adjectiv,  aus  ur- 
sprünglichem *}Ä's  ("^'iy)  II eu  gebildet,  also  eigentlich  dauernd, 
und  dann  wieder  zu  einem  Adverbium  erstarrt,  wie  ^H^'%'.  Es 
hat  aber  von  seiner  ursprünglichen  Adjectivbedeutung  noch  die 
Eigentümlichkeit  bewahrt,  dass  es  überaus  häufig  persönliche  Suf- 
fixa  in  der  §  156  erklärten  Weise  und  Bedeutung  annimmt,  also 
als  selbständiges  Wort  in  Apposition  zu  einem  andern  in  den  Satz 
tritt:  ^■^li-s  IhfO}*''  (O'h'ti'  noch  lebt  er  Gen.  43,  28  (aber  h^' 
9^s  Ihfa^'  V.  27),  45,  3  (anders  V.  6);  K<w>:  «}^Ü-:  /h^fll*: 
p-rt.^!  Gen.  45,  28;  MU'  ^-^Iföi»-:  OHOK'.  Jud.  19,  11.  6,  24; 
ferner  Gen.  18,  12.  44,  14.  Act.  9,  1.  Hen.  89,  25.  Schliesslich  wird 
'i^O'i  (dauernd;  es)  wieder  adverbial  für  noch,  noch  immer  ge- 
braucht Matth.  16,  9. 

3.  Viele  adverbiale  Begriffe  können  im  Semitischen  und  so 
auch  im  Aethiopischen  durch  Verba  ausgedrückt  werden,  worüber 
in  §  180  gehandelt  werden  wird.  Etwas  verschieden  davon  ist  der 
Fall,  dass  ein  völlig  flectirtes  Verbum  wie  in  einem  Zwischensatz 
mitten  in  den  Fluss  der  Worte  des  Satzes  hineingestellt  wird,  so- 
dass es  als  eine  Nebenbestimmung  erscheint.  So  wird  Mlii'  oder 
PjihAs  es  reicht  hin  bald  unpersönlich,  bald  persönlich  in  den 
Wechsel  von  Genus  und  Numerus  eintretend  sehr  häufig  in  den 
Satz  eingeschoben,  um  den  Begriff  ungefähr,   etiva  auszudrücken : 


^   Diese  Sclireibweise  ist  in  den  älteren  Handscbriften  nocb  ziemlicli 
ständig. 

2  Das   ä  in  Sl'P'V'   und   h^A«  ^^inten  ist  wohl  anders  zu  erklären, 
da  das  Wort  in  dieser  Form  auch  als  Subst.  vorkommt. 

3  S.  darüber  Ewald,  Hehr.  Sjjr.  S.  91. 


§  164.    Präpositionen.  34 


o 


<ö>n<--"  V^:    i'^ihAs  Oi^'C'V'-  ^i^'l'-   lind  sie  hliehen  dort  etiva 

10  Jahre  Ruth  1,  4;  es  fielen  von  Israel  ^Mlf^'  (fl'flhA.s  un- 
gefähr 30  Mann  (Nominativ)  Jud.  20,  31 ;  ebenso  Y\t\\\\'ü'  ich  ver- 
mute  für  vermutlich,  ivohl  Gen.  37,  10.  Ps.  123,  2.  3,  und  'fl^O'fJi 
{nütze  mir,  thu'  mir  den  Gefallen)  für  o  doch!  in  der  Bitte;  auch 
*h^^{{'  lass  es  doch!  oder  '^^'hli'  lasset  doch!  für  zu  geschiveigen 
von,  geschweige  denn,  z.  B.  1  Cor.  6,  3.  Ein  Perfect,  nach  arab. 
Weise  (doch  s.  §  199)  in  einem  Wunschsatz  gebraucht,  ist  *hti' 
oder  gewöhnlicher  thil'^  ferne  sei  es!^  entweder  allein  gestellt. 
Gen.  18,  25,  oder  mit  folgendem  A,  z.  B.  rfirt*  A*'/'-  ferne  sei  es 
von  mir!  Act.  10,  14.  Matth.  16,  22.  Jos.  22,  29.  —  Ein  uraltes, 
nur  noch  aus  dem  Hebräischen  erklärbares  Wort  ist  l\'}^\'  viel- 
leicht (mit  folgendem  Mi^'-  oh)  Joh.  4,  29.  Act.  11,  18.  23,  9. 
2  Cor.  11,  3.  Rom.  5,  7,  zusammengesetzt  aus  Iti"}'  =  "[^N  (§  62,  c) 

und  «^iJs,  einem  alten  Infin.  von  yn^  fÄ'O'  wissen  mit  dem  im 
Aethiopischen  veralteten  (§  149)  Fron.  suff.  der  1.  Pers.  S.  i,  also 
eigentlich :  nicht  mein  Wissen^  ich  weiss  nicht ;  in  diesem  Sinn 
kommt  es  noch  vor  2  Cor.  12,  2.  3  (vgl.  Gal.  4,  11);  auch  begreift 
man  hieraus,  wie  davon  oft  A?i<^«   ob  abhängen  kann. 

4.  Endlich  ist  mit  den  Fremdwörtern  aus  dem  Griechischen 
eine  Endung  — loii  herübergenommen,  um  von  Volksnamenadjec- 
tiven  Adverbia  zu  bilden,  welche  die  Sprache,  in  der  geredet 
oder  geschrieben  wird,  ausdrücken:  (T^'Vj&flrn.s  römisch^  Ö'ü^*^ 
fllD."  hebräisch  u.  s.  f.  Die  späteren  Hessen  t  weg:  CT'^VJ&flT- 
Joh.  19,  20  (Platt),  d-ü^^hT-  Act.  26,  14,  fiCtl^'-  syrisch. 
Diesen  Bildungen  kann  auch  fl  vortreten:  (\Ö'(\/ä*^tl^'  Luc.  23,38. 
Joh.  19,20;  oder  ein  St.c:  ^Id'  Ö'ü^-^tl'?'  hebräische  Sprache, 

II.  Präpositionen. 

Ausser  den  paar  Präpositionen,  welche  nach  §  142  die  fehlen-  §  164 
den  Casus  der  Nomina  ersetzen  müssen  und  daher  sehr  häufig 
gebraucht  und  ihrer  Form  nach  ausserordentlich  verkürzt  sind, 
sind  die  meisten  Präpositionen  von  Nomina  abgeleitet  und  in  ihrer 
ursprünglichen  Form  wohl  erhalten.  Wenige  sind  ursprüngliche 
Conjunctionen  oder  wenigstens  von  Pronominal  wurzeln  abgeleitete 
Adverbia.  Die  Zahl  der  einfachen  Präpositionen  ist  im  Aethio- 
pischen sehr  gross  und  wird  dadurch  noch  grösser,  dass  eine  Menge 
von  Präpositionen  wieder  mit  andern  zusammengesetzt  werden  kann, 


1  (jxL^5    Ewald,   Gr.  Ar.  I,  p.  369. 


344  §  164.    Präpositionen. 

um  feinere  Verhältnisunterscheidungen  zu  erzielen.  Jede  dieser 
Präpositionen  hat  die  Kraft,  sich  ein  Nomen,  viele  auch  die  Kraft, 
sich  einen  ganzen  Satz  unterzuordnen ;  die  Art  der  Unterordnung 
ist  dieselbe  wie  bei  jedem  andern  Nomen,  nämlich  vermittelst  des 
Stat.  constr.-Verhältnisses  §  144.  Jedes  als  Präposition  gebrauchte 
Wort  steht  zu  dem  davon  abhängigen  Wort  oder  Satz  in  dem 
genannten  Verhältnis,  daher  lauten  auch  alle  auf  a  (oder  a)  aus; 
doch  v^^ird  sich  v^eiterhin  zeigen,  dass  manche  einst  voller  auf  e 
auslauteten  (§  167).  Viele,  namentlich  diejenigen,  welche  ursprüng- 
lich räumliche  und  zeitliche  Verhältnisse  ausdrücken,  müssen  zu- 
gleich als  im  Accusativ  (des  Ortes  und  der  Zeit)  stehend  gedacht 
werden.  Da  die  Präposition  im  Stat.  constr.  steht,  so  muss  sie 
naturgemäss  dem  Nomen  vorangehn ;  doch  hat  das  Aethiopische  die 
Kraft,  einige  Präpositionen  wenigstens  dem  Pron.  rel.  nachzusetzen 
(§  202)^.  Ausserdem  können  die  Präpositionen  auf  sehr  mannig- 
faltige Weise  wieder  unter  sich  zusammengesetzt  oder  von  einander 
abhängig  sein;  am  meisten  werden  0  A  "^9^  Itxlff*'  mit  andern 
Präpositionen  zusammengesetzt.  Die  meisten  der  Wörter,  die  als 
Präpositionen  im  Gebrauch  sind,  sind  anderweitig  in  der  Sprache 
nicht  mehr  erhalten  ;  nur  eine  Minderzahl  kommt  auch  in  anderem 
Gebrauche  vor.  Neben  diesen  entschiedenen  Präpositionen  giebt 
es  dann  auch  solche,  die  erst  im  Uebergang  dazu  begriffen  sind, 
es  zu  werden.  Manche  Nomina,  die  einen  Ort  oder  eine  Zeit,  ein 
Maass  oder  sonst  ein  Verhältnis  ausdrücken,  können,  in  den  Accusativ 
und  Status  constructus  tretend,  die  Stelle  einer  Präposition  versehn; 
sie  v/erden  aber  nur  selten  so  gebraucht,  und  man  kann  darum 
im  Zweifel  sein,  ob  man  sie  überhaupt  zu  den  Präpositionen 
rechnen  soll. 

a)  Die  häufigst  gebrauchten,  am  stärksten  verkürz- 
ten Präpositionen,  die  sich  zugleich  immer  oder  wenigstens  oft 
an  das  von  ihnen  abhängige  Wort  anlehnen,  sind : 

1.  fl*  (immer  dem  folgenden  Worte  angelehnt)  iw,  aber  von 
dieser  Grundbedeutung  aus  sich  zu  manchen  andern  Bedeutungen 
verzweigend,  ä)  Es  drückt  zunächst  die  Ruhe  und  das  Verweilen 
an  einem  Orte,  in  einer  Zeit,  in  einem  Gegenstand  aus:  fli^J^C= 
im  Lande,  OHt*  AfA."!"'  in  dieser  NacJit,  [{wd^'f^^'^''  in  ihrem 
Äufgehn  (während  oder  wann   sie   aufgehn),   flft<^ '   h9"^Yl '  im 


1  Wie  denn  auch  '^fl:  ^fl:  ^fl :  selbst  durch  nachgesetztes  f) 
entstanden  sind. 

^  Wohl  zusammenhängend  mit  |^3,  flj&Jsj  übrigens  in  allen  semit. 
Sprachen  gebräuchlich. 


§  164.    Präpositionen.  345 

Namen  Gottes,  'TrA^-  •"  lW'ilÜ'1' '-  WiW^'A^ :  sie  gingen  forty  in 
Furcht  und  Freude  (seiend)  Mattli.  28,  8.  Selten  wird  es  bei 
Verben  der  Bewegung  gebraucht  als  isti  —  hin,  nach,  weniger  selten 
im  feindlichen  Sinn  von  gegen.  Häufiger  kann  es  die  blosse  Nähe  bei 
oder  das  Angrenzen  an  etwas  ausdrücken,  an,  z.  B.  'l'O^'d*'  flh'fl'J' 
sich  an  einem  Siein  stosscn  Matth.  4,  6.  11,  5,  oder  das  Durchgehn 
durch  etwas,  z.  B.  j&l'flhs  flö'^^'l"'  er  kehrt  ^urücJc  (im  ersten) 
durch  das  erste  Thor  Hen.  72,  25;  noch  häufiger  verbinden  sich 
gewisse  Verba  mit  Q,  indem  sie  bildlich  als  ein  Eingehn  in  den 
Gegenstand  oder  Verweilen  darin  aufgefasst  werden  können,  wie 
0^*9^ d'  n  Gefallen  haben  an,  h9^^'  fl  glauben  an,  '^<^'V0J••  H 
sich  einem  anvertrauen  u.  s.  f.  b)  Sofern  ein  einzelner,  der  in 
Gesellschaft  anderer  oder  mit  einem  Haufen  geht,  gleichsam  in 
demselben  oder  unter  denselben  ist,  nimmt  Q  auch  die  Bedeutung 
mit,  z.  B.  Hen.  1,  4.  9,  oder  unter  (inter)  an;  sofern  das,  was  durch 
ein  Mittel  oder  in  Wirkung  einer  Ursache  geschieht,  als  in  den- 
selben enthalten  angesehn  wird,  kann  es  ferner  bedeuten  mit,  durch, 
wegen,  aus,  z.  B.  Kh^^d'  0  (=  i)  1  Joh.  3,  16  u.  s.  f.,  M\h 
dM'  hÄ'V3^'  mit  (durch)  deinen  Flügeln  decJce  mich!  Ps.  16,  9, 
d^l'MiL'i"'  Afl'-'  aus  Herzenshärtigheit,  flIrf'A-s  Ühdil^'  wegen 
jeden  Vergehens  von  ihr  Matth.  19,  3,  AhRs  in  der  Hand  von  Je- 
manden d.i.  durch  ihn;  ^f^Ots  fl.  huren  mit  einem  (als  Mittel) 
Matth.  5,  28;  ih^O):  ft  leben  von  etwas  Deut.  8,  3.  Gen.  27,  40. 
Matth.  4,  4 ;  und  daher  sogar  vom  persönlichen  Urheber  gebraucht 
(per,  a)  Matth.  18,  7.  14,  2  u.  s.  w.  Ebenso  sagt  man  im  Aethio- 
pischen,  dass  etwas  in  der  und  der  Weise  geschehe,  z.  B.  ddifi't'' 
in  Lüge,  lügenhafter  Weise  (andere  Beispiele  §  163,  1),  wo  es  un- 
serem nach,  gemäss,  in  entspricht:  (\/^9^d't'll'  nach  deinem  Wohl- 
gefallen Ps.  50,  19,  (\ht)^'ü'  in  Strömen,  stromweise,  flh*7^s  ft 
'kV'  VrhCI^•Cs  gemäss  dem  Fuss  der  Kinder  (wie  Kinder  gehn 
können)  gehn  wir  Gen.  33,  14  u.  s.  f.,  oder  n'^^A4*^s  an  Zahl,  der 
Zahl  nach  Hen.  89,  60;  und  dann  wird  es  bei  distributiver  Rede- 
weise auch  wiederholt  (§  159,^):  00=  9^^l^a^s  ihren  (einzelnen) 
Ländern  nach  Gen.  10,  5,  ÜflH'^^^'^s  nach  ihren  einseinen  Ge- 
schlechtern Gen.  7,  14.  Daher  steht  es  ferner  bei  Wörtern  der 
Vergleichung,  mit,  nach,  z.  B.  ^^^{i^'  flÄ'T''7As  du  bist  mit 
einer  Jungfrau  vergleichbar,  und  des  Nennens  mit  oder  nach  etwas, 
z.  B.  Hen.  72,  36;  und  namentlich  bei  den  Begriffen  des  Kaufens, 
Gebens,  Nehmens,  um  den  Preis  anzugeben,  um,  z.  B.  Gen.  30,  16. 
Hen.  5,  6,  oder  des  Strafens  für,  z.  B.  i'4*P'^'  ft  sich  für  etwas 
rächen.    So  mancherlei  indessen  die  Bedeutungen  dieser  Präposition 


346  §  164.    Präpositionen. 

sind,  so  sind  sie  doch  bei  weitem  nicht  alle  in  häufigem  Gebrauch; 
für  die  meisten  abgeleiteten  Bedeutungen  hat  die  Sprache  vielmehr 
andere,  ausschliesslich  dafür  dienende  Wörter,  die  weit  häufiger 
gebraucht  werden ;  die  gewöhnlichsten  Bedeutungen  von  ft  sind 
in,  an,  mit  oder  durch  (Mittel),  auf  oder  nach  (Art  und  Weise), 
um  (Wert). 

2.  A^  (immer  an  ein  folgendes  Wort  angelehnt)  drückt  die 
Richtung  nach  etwas  hin  aus :  £!U  —  hin,  gegen  —  hin.  a)  Es  kann 
so  in  durchaus  örtlicher  Bedeutung  stehn :  rh<i  s  A  hingehn  ^u 
Hen.  56,  2,  0th^'  i&'?'(l?t'  ti^flfh'  die  Sonne  kehrt  zurück  nach 
Osten  Hen.  72,  13.  15;  hdi^-'  AhAh-s  j^^^O  einer  UicJct  gegen 
den  andern  hin  Hen.  41,7;  oder  im  zeitlichen  Sinn:  fl^r/i'lhs  A 
't'd.^H^'  es  kam  ^ur  Vollendung  Gen.  6, 16;  A^O.^'  hfh*^'  gegen 
den  Morgen  des  Sonntags  hin  Matth.  28,  1,  A^AJ^-  für  ewig,  A 
Ift^s  auf  immer.  Weiterhin  führt  es  das  Ziel  ein,  auf  das  eine 
Handlung  losgeht,  z.  B.  J&Ä5^h«=  ti^^^-  sie  dürsten  nach  Ge- 
rechtigkeit Matth.  5,  6;  dtlth'  Alrf')2l'  er  ist  des  Gerichts  schuldig 
5,  21,  oder  bei  Verben  des  Werdens  das,  wo^u  etwas  wird,  z.  B. 
(D\\^s  iii^'id,fi'  th^(D't''  und  er  ivurde  2U  einem  lebendigen  Wesen 
Gen.  2,  7,  und  den  Zweck,  z.  B.  die  Gestirne  sind  M^3\9"C'  ^u 
Zeichen  Gen.  1,  14.  15;  ipVJ&«"  tiüti^Ö'  gut  zu  essen  2,  9,  j^flC*' 
^i{^^\^'  sie  Ua^en  zum  Segen  Hen.  59,  1.  Matth.  23,  5.  26,  12. 
Von  da  aus  wird  es  weiterhin  gebraucht,  um  anzugeben,  für  wen, 
zu  wessen  Bestem  etwas  geschieht  (Dativus  commodi):  Ah'''*''  für 
euch  d.  i.  ^u  eurem  Nutzen  Hen.  5,  1;  gieh  ihm  dies  A.i'*  fl^Ah' 
für  dich  und  mich  Matth.  17,  27;  ÄAfs  A'  beten  für  einen,  #hHV- 
A'  trauern  für  einen,  •f'flAiA'  A  kämpfen  für  einen,  und  ist  über- 
haupt das  Wort,  um  den  Dativ  auszudrücken,  h)  Es  drückt  aber 
auch  ganz  allgemein  aus  in  Beziehung  auf,  z.  B.  9^1i'f''  "hliXi' 
'l'd^^'H-'  tt*"P'  fi'^Ö'i''  was  bedürfet  ihr  nun  noch  Zeugnis  in 
Beziehung  auf  ihn?  Matth.  26,  65,  und  kann  deshalb,  wie  jedes 
Verhältnis,  so  auch  das  Genitiv-Verhältnis  ausdrücken,  z.  B.  hA?i' 
'l'hHIi-  A'üCV'i'  lrl\*tl'  ein  anderes  Gesetz  (nämlich)  des  kleinen 
Lichtes  Hen.  73,  1,  hinjh'  titild^''  Herr  des  Sabbaths  Matth. 
12,  8,  sowie  auch  das  Accusativ- Verhältnis,  namentlich  bei  solchen 
Verben,  die  man  auch  in  anderen  Sprachen  leicht  mit  dem  Dativ 
verbinden  kann :  A'flrfi'  A?  (\Ül'  A?  äö^O"  A  u.  s.  f.  einen  loben, 
segnen,  nennen  (rufen),  0dd*'  A  (einem)  einen  lästern  Matth.  12,  31; 
vgl.  auch  ehrest.,  p.  42,  1.  26;  p.  44,  1.  1.     Doch   ist   dieser   Ge- 


^   Zusammenliängend  mit   'pK,    (J*  5    wie  in  den  übrigen  semitischen 
Sprachen. 


§  KU.    Präpositionen.  347 

brauch  von  A  zur  Umschreibung  des  Genitivs  und  Accusativs  im 
Aethiopischen  immer  etwas  seltener  geblieben ;  um  so  häufiger 
kommt  es  vor,  dass,  wenn  eine  Person  oder  ein  Gegenstand  schon 
durch  ein  Pron.  suff.  angedeutet  ist  und  dieselben  nachher  noch 
besonders  genannt  werden,  ihnen  A  vorgesetzt  wird,  um  die  Be- 
ziehung zwischen  dem  Suffix  und  dem  Nomen  herzustellen,  z.  B.  Ä 
(D*p:  Arhl/'O^  er  rief  es  (bezüglich  auf)  das  Volk  ==  er  rief  das 
Volk.  Dieser  Gebrauch  von  A  kommt  fast  in  jedem  Satze  vor, 
da  aus  besonderen  (unten  zu  erörternden)  Gründen  diese  Umschreibung 
einer  directen  Genitiv-,  Dativ-,  Accusativ-Unterordnung  durch  Sufi". 
mit  A  ausserordentlich  überhandgenommen  hat.  Als  das  allge- 
meinste Verhältniswort  kann  es  im  Verlauf  einer  längeren  An- 
einanderreihung andere  Präpositionen  ersetzen,  z.  B.  ^^tlMfl^'^'^' 
(DMChi}^'^'''  mit  euch  und  eurem-  Samen  Gen.  9,  9.  Verhältnis- 
mässig selten  drückt  es  die  Gemässheif,  Angemessenheit  aus,  z,  B. 
A<^^4»R-"  Ü^hO'i  nach  seinem  Wohlgefallen,  oder  Ü^Tfh'f'f^' 
did  cpddvov  Matth.  27,  18.  Wie  0,  kann  auch  A  (§  159,  g)  in 
distributiver  Redeweise  wiederholt  werden,  z.  B.  flA?»'  flAA'  dA'l"' 
die  tägliche  Nahrung  (die  für  jeden  Tag  ist)  Matth.  6,  11,  AA" 
fl*JA'  auf  jedes  Fest  Marc.  15,  6;  auch  mit  adverbialem  Accusativ: 
AA'  ^*nü'  CD  Ach-  Enc. 

3.  ?il^V'\  angelehnt  ?i9",  jenes  die  Grundform,  die  nament- 
lich in  den  älteren  Handschriften  noch  häufiger  ist  als  11x9^  und 
immer  wieder  erscheinen  muss,  wo  Suffixe  antreten  sollen ;  dieses 
daraus  verkürzt,  indem  ^  nach  jT*  leicht  verschwand,  und  immer 
an  das  folgende  Wort  angelehnt,  indem  es  in  der  Schrift  sogar 
9^  verliert,  wenn  das  folgende  Wort  mit  m  beginnt  (§  55) :  7x9^^' 
emmetä\  "h^^^Wi-  emmalcan,  hH^'P'  emmotü.  ?i9"^!,  7x9^  be- 
deutet: von — her,  von,  aus  und  wird  sehr  mannigfaltig  verwandt. 
Zunächst  in  örtlichem  Sinne :  tx^h. '  7x9^01(1 '  hinaus  aus  der 
Stadt',  sie  sammeln  alle  Ungläubigen  'h^^lrl^'P'  aus  seinem 
Reiche  Matth.  13,  41,  7x9^ Mi'  aus  dem  Herzen  heraus  Matth. 
12,  34.  18,  34,  und  von  der  Zeit  seit,  von  —  an:  7x9^ d^M^'  M^' 
von  selbiger  Stunde  an  Matth.  9,  22.  20;  7x9^11'  (von  diesem  an) 
darnach,  7x9^(i'%0'  ^hr'  sobald  er  das  M^ort  hörte-,  7x9^^^^'- 
9Al^s  von  Anfang  der  Welt  an  Matth.  24,  21.  Hen.  41,  4.  Be- 
achtenswert sind  Verbindungen    mit    adverbialen   Redensarten    wie 


1  S.  §  34.  Es  ist  das  hebr.  p ,  im  Stat.  constr.  JT'J '  ^^^d  mit  vor- 
geschlagenem Tx-)  und  geht  schliesslich  auf  eine  Wurzel  HitO  teilen  zurück. 
Vgl.  König,  S.  144. 


348  §  164.    Präpositionen. 

'h^^^lti't''  ÖM"'  Dan.  Ap.  1,64  (in  einigen  Handschriften),  }i9^ 
^hi"'  h^^.'  1  Reg.  16,  13.  30,25.  Weiterhin  wird  hJP'V:  ge- 
braucht, um  den  oder  das  einzuführen,  von  dem  etwas  gesucht, 
genommen  oder  hergeleitet  wird,  z.  B.  ^lft'^'fl*f*^(|■  "^9^  sich  etwas 
von  einem  erlitten  Hen.  63,  1,  lihti'  hf^'i'  von  einem  erfragen, 
hüten  von  u.  s.  w.,  den  Stoff,  aus  dem  etwas  gemacht  oder  ent- 
sprossen ist,  Hen.  26,  5.  28,  2,  daher  auch  bei  Verben  des  Vollseins, 
<^AKv  ^1Ü'  u.  dergl.,  namentlich  auch  den  Urheber,  z.  B.  OTf 
fi't''  lti9"^'  sie  wurde  schwanger  von  dem  und  dem  Gen.  19,  36, 
und  die  Ursache,  fx^^^CÜ'^'  aus  Furcht  vor  ihm  Matth.  28,  4; 
lt\9^^Ö^^'  aus  Stolz,  h9^^/^^0''  aus  Freude  darüber  Matth. 
13,  44.  14,  26.  Ps.  37,  8;  K^^'^ti^'  ^9^^'  -üll^lh'  es  Icannnicht 
gezählt  werden  vor  Menge  Gen.  32,  13.  48,  10,  daher  h^j!  wegen 
Gen.  27,  46 ;  öfters  beim  Passiv  wie  lat.  a  Matth.  8,  24.  14,  24  u.  s.  w.; 
auch  um  den  Grund  anzugeben,  von  dem  ein  Erkennen  oder  Ur- 
teilen ausgeht,  z.  B.  Tt\9^^d>{ff^''  ^h9^CPf^'  an  ihren  Früchten 
werdet  ihr  sie  erJcennen  Matth.  7,  20.  12,  33  (doch  steht  auch  fl 
in  diesem  Sinne  Gen.  15,  8),  CM'  Tt\9^  erkennen  an  Jud.  7,  17; 
}i9^^^'tll\ :  'hÄÄ'4'  •  nach  deinen  Worten  wirst  du  für  gerecht 
erJclärt  Matth.  12,  37.  —  Mehr  in  seiner  ursprünglichen  sinnlichen 
Bedeutung  steht  es,  wo  eine  Entfernung  von  etwas,  ein  Trennen, 
Scheiden,  Absondern  ausgedrückt  wird,  z.  B.  Matth.  13,  49.  21,  43, 
oder  POC'fl'  0*h^'  h^^/i^^'  die  Sonne  geht  unter  vom  Himmel 
iveg  Hen.  72,  5.  Gen.  8,  2,  daher  bei  den  Verben  des  Zurückhaltens 
von,  hAhs  h^Y',  oder  h^VXi'  MD^^\\'  h^M-  du  hast  deinen 
eigenen  Sohn  nicht  verschont  vor  mir  Gen.  22,  12,  des  Fürchtens, 
Fliehens,  sich  Hütens  vor  etwas,  des  Verbergens  vor  (Matth.  11,  25. 
Gen.  18,  17),  des  Mangels  und  Leerseins  (wie  OCi^')^.  An  die 
Bedeutung  der  Aussonderung  von  schliesst  sich  weiter  die  der  Aus- 
wahl aus,  und  daher  ist  }\9^'i'  auch  das  Vergleichungswort  zwischen 
höherem  und  niedrerem  geworden  und  dient  zur  Umschreibung  des 
Comparativs  und  Superlativs:  fl-Clri'l'-"  M'h'  h9^Ml\^'  gesegnet 
bist  du  vor  den  WeibernLuc.  1,  28;  Od,^'  h9^h  U^hW^"'  grösser 
als  das  ihrige  Jos.  19,  9;  die  Schlange  'l'ni'fl'n-'  hJ^W'/V--"  hC^' 
war  listiger  als  alle  Tiere  Gen.  3,  1  (die  Arche  erhob  sich  ?il^V' 
9^^C'  über  die  Erde  Gen.  7,  17).  Ebenso  wird  es  stets  gebraucht, 
wenn  der  Teil  vom  Ganzen  ausgedrückt  werden  soll:  i}^h»'U'  h. 
9^^hf^''  zwei  von  euch  Matth.  18,  19;  <^y-:  h9^Y\^Yi,\f(^"'  iver 
von  beiden?  21,31;  CDp  s  lt\9^i\C^yiJ)' '  und  es  tvar  einer  tinter 


^  Im  arab.  Text  des  G.  Ad.  entspricht  öfters    .wä. 


§  165.    Präpositionen.  349 

seinen  Jüngern  12,  47;  j^.Ü»'  A?i?*Vnn.n'J'  dixit  uni  e  sapientibus 
FhI.  f.  60;  und  so  dient  es  oft,  den  fehlenden  Begriff  einige  zu 
ersetzen:  V/*'Ji'  lt\9^'i'  TilrM'  er  nahm  einige  Tiere  Gen.  8,  20. 
6,  2.  19.  27,  28.  45,  23.  —  Endlich  kann  man  im  Aethiopischen 
ebensowohl  sagen  auf  der  Seite  von  (OA^-;  070')  als  von  der 
Seite  ah  h^^ü^'-  Joh.  19,  18.  Apoc.  22,  2,  und  daher  steht  1x9"^' 
oft,  um  die  räumliche  Richtung  von  etwas  anzugeben :  }i9^^'  h^'h' 
ausserhalb  Gen.  7,  16  ;  h9^^(D'fl(lhO''  auf  der  Innenseite  Ex.  25,  11, 
•J^^J^'^Q:  hinten,  von  hinten  Ex.  14,  27.  —  lieber  dTi^^'^'-  und 
ti}\9^^^'  vgl.  das  Lexicon. 

b)    Die  übrigen  Präpositionen   häufigeren  Gebrauchs  §  165 
sind  : 

4.  'Tifls  bei  und  gegen  —  Am^,  aus  'Tf  und  H  zusammengesetzt, 
heisst  eigentlich  in  —  da  und  wird  auch  relativ  als  wo  gebraucht 
§  161,  &.  Es  steht  sowohl  bei  Verben  des  Verweilens  als  der  Be- 
wegung und  drückt  aus  in  der  Nähe  bei^  an:  ^A'  Üh(Di  "TfO^ 
hin.h'üih.O  das  Wort  war  bei  Gott  Joh.  1,  1.  2;  'hd'-  a^A^U' 
^f^'  an  einem  Wasserbach  Ps.  1,3;  'lifl'  f^*i^'  Wifl^C'  su  wem 
sollen  lüir  gehn?  Joh.  6,  68;  Itxli'l''  'TrlLf '  die  bei  mir  ist  Gant.  1,  9. 
15.  2,  2.  Es  wird  immer  angewandt  bei  Verben  des  Gehens^ 
Kommens^  Schichens  nach  oder  zu  Jemanden  oder  einem  Ort  und 
des  lieber gebens  an  Jemanden,  h^'üh'  'llfl"  Matth.  20,  18.  Auch 
drückt  es  wie  gen  die  Richtung  auf  etwas  überhaupt  aus:  ^5^^' 
'Iffts  fi*^^'  gen  Himmel  blicken  Matth.  14,  19,  und  wechselt  oft 
mit  A,  z.  ß.  äC-Ii^  äAP-",  lihh',  -t^'^ey-  -^(1''  schreien,  beten, 
bitten  ^u  Jemanden,  sich  anvertrauen  an  Jemanden;  und  h^A-  'llfl' 
austeilen  an  einen.  —  Es  wird  vielfach  mit  ii,  fl,  "h^^  zusammen- 
gesetzt: A'^fl'  ^u  etivas  hin  Hen.  56,  5  (eigentümlich  Exod.  4,  16), 
fl'llfls  bei,  unter  (inter),  z.  B.  ihr  werdet  gehasst  sein  fl'Vfl'  Vf"A'' 
ti'ü'h'  bei  allen  Menschen  Matth.  10,  22;  hh^^Ö  fl''lfl-'  sich  er- 
kundigen bei  einem  Matth.  14,  8;  namentlich  kaufen  bei  einem 
{==  von  einem)  Gen.  23,  19;  und  weiter  in  Bezug  auf,  im  Ver- 
gleich mit:  fl-Tifl:  tni^öti'  hfl^p!  im  Vergleich  mit  den  Tagen 
meiner  Väter  Gen.  47, 9;  endlich  'h9^'V\'  von  bei  —  weg  (Dyp  r\m), 
von  Seiten  Jemandes,  sehr  häufig  bei  Verben  des  Leihens,  Forderns, 
Nehmens,  Erfahrens,  Gegebemverdens  Joh.  6,  65.  Matth.  2,  9.  16. 
5,  42.  11,  26;  und  oft  beim  Passiv,  um  den  Urheber  einzuführen, 
z.  B.  Matth.  1,  22.  2, 15.  3,  6.  4, 1.  6,  2  (in  diesem  Sinne  viel  häufiger 
als  h9^  und  fl). 

1  Der  Bedeutung  nach  entspricht  sowohl  j!    als   JUä. 


350  §  165.    Präpositionen. 

5.  ItiMl'  his^  aus  "1^  und  h,  eigentlich  bis  dass  (§  64,  b),  ist 

ursprünglich  Conjunction,  wird  dann  mit  Verdrängung  des  alten 
1)1  in  längerer  Gestalt  als  Präposition   gebraucht  und  hie  und  da 

noch  durch  V"  verlängert  §  160,  a.  Es  wird  vom  Räume  und  der 
Zeit  gebraucht  und  ist  das  einzige  Wort  für  dieses  Verhältnis  (da 
A  mehr  gegen  hin  ist) :  htlh'  h^^^'  9^ß:C'  bis  m  den  Enden 
der  Erde  Ps.  2,  8,  lt\h\\'  J&Mi'  Ms  jetst  Ps.  70,  18;  auch  YxlxXl' 
m  ?:(\hi'  30  Morgen  lang  Hen.  72,  9,  oder  hMl-  Yl^h.'  ^'P 
Ö^'  innerhalh  zweier  Tage  Matth.  26,  2.  Gen.  40,  13 ;  und  h^^i* 
fllJi^!  ItxhXX'  Mh'l?'  Männer  und  Weiher  Jos.  6,  21;  hlxXl'  fl>- 
M*'  h'XC'  Dan.  12,  1  (vgl.  oben  YiT^t-)  Es  hat  oft  noch  andere 
Präpositionen  der  Zeit  oder  Richtung  nach  sich :  txhXX'  A^*!"'  bis 
mm  Tode,  hl\\\'  'hd'  ßi*'  '^h'  bis  zum  Hause  Micha' s  Jud. 
18,13;  hMl'  ^^^iro"  bis  vor  Jud.  19,10;  hhh'  A'JAS^-"  bis  in 
Ewigkeit  Hen.  72,  1.  —  Oefters  geht  es  in  den  Begriff  sogar  über, 
wobei  merkwürdig  ist,  dass  hie  und  da  das  ihm  folgende  Wort 
von  einem  Verbum  abhängig  im  Accusativ  steht:  "hMl'  (110' 
(Accusativ)  bis  zu  den  Schafen  Jos.  6,  21  (als  bedeute  es  nur  sogar). 

6.  \lo^'  wie  ist  ebenfalls  ursprünglich  Conjunction  der  Ver- 
gleichung  (§  169,  3  und  HtD  §  64,  b),  wird  aber  sehr  häufig  als 
Präposition  (im  Stat.  constr.)  gebraucht;  ebenso  die  Zusammen- 
setzung nh^^s  (auf  welche  Art)  wie\  bei  Zahlen  auch  ungefähr 
Matth.  14,  21. 

7.  fl>'ft'hs  in  (ev  und  elg),  Accusativ  und  Stat.  constr.  wahr- 
scheinlich von  Ohilf*:  Innenseite  (nach  §  57)^;  eine  sehr  häufig 
gebrauchte  Präposition,  an  Bedeutung  am  meisten  hebr.  bt^,  und  ^)l 

entsprechend.  Ihr  Sinn  ist  in  —  hinein^  z.  B.  (D^^i  flJ-Ai's  "^-fls 
er  fällt  in  die  Grube  Matth.  15,  14,  Oh'  fl^'ft'^•'  h^'  geht  ein  in 
den  Mund  15,  11,  oder  auf —  hin,  auf  der  Fläche  von  etwas ^  auf, 
an,  bei,  bei  Verben  der  Bewegung  und  des  Verweilens,  wie  Jfl^' 
m-rt-f-:  ffD'^dQi  sitzen  auf  dem  Stuhl  (eigenthch :  sich  setzen  auf), 
und  sie  ist  bei  Verben  der  Bewegung  häufiger  als  H'-  Hinaufsteigen 
auf  ist  OCl'  (O-tli"'  Marc.  16,  19.  Matth.  15,  39;  Opfer  auf  den 
Altar  bringen  fl^■ft'^s  9^/^^Ö';  wandeln  auf  der  Erde  fl^fti*-' 
9^^C';  schreiben  in  ein  Buch  II^'A'^s  «^K'rh^s;  Feuchtigkeit 
auf  dem  Gras  1J%'  Ohtli'-  ^hO  Deut.  32,  2;  sich  zurückziehn 
nach  'tlfhi^'  (O'tl'i*:  Matth.  15,  21;  einladen  zu  einem  Fest  Ä 
ahQi  Ohlii"'  Matth.  22,  9;  hineinlegen  in  etwas  fliftf -•  ahfli"- 


^  Doch  vgl.  assyr.  istu. 


§  105.    Präpositionen.  351 

13,  47  u.  s.  f.  Besonders  zai  beachten  ist:  liinmifügen  ^u  etwas 
(OMl-  Oi'M"',  R<^^=  (D'il'Vs  verbinden  mit  Gen.  30,  40,  und 
setzen  über  einen  (als  Vorgesetzten)  o^»f,am  Ohh'V'  Matth.  25,  21. 
Gen.  41,  41  (AMs  V.  43);  auch  bei  Verben  des  Machens,  ^rte« 
O^ti'i"'  2u  etwas  machen  Ex.  32,  10.  Deut.  9,  14.  Es  wird  zu- 
sammengesetzt mit  n  und  hl'*';  dtO'tl'V'  ist  innerhalb,  in,  bei, 
unter  (inter):  (\(D*tl'l*'  hVl'O  in  den  Städten  Matth.  11,  20,  D 
O'tl'l"'  H^'1"'  im  Tod  Ps.  6,  5;  ftfl>-fti'--  9^ fi*W\"  bei  Gastmahlen 
Matth.  23,  (3,  flfl>-ft't'f- <"*••"  unter  ihnen  23,  34;  eigentümhch  Ih 
^Ö'  dO^M*'  M'V'  ivir  wollen  es  vernehmen  (in)  aus  ihrem  Munde 
Gen.  24,  57;  —  h9^(0'M*i  ist  aus  etwas  heraus  oder  von  etwas 
herab,  immer  mit  dem  Nebenbegriff,  dass  es  vorher  darin  oder 
darauf  war:  U^Oöli'  'h9^(Sy'M*'  h^'  ivas  aus  dem  Munde  aus- 
geht Matth.  15,  11.  19;  ai^.fj\-i  h9^(D'M"'  liro^'-  sie  stieg  ab 
von  ihrem  Kamcele  Gen.  24,  64,  oder  a^'V^i  hÖB*^'  ?ll^a^■ft'^! 
ÖOO^'  Matth.  21,8;  <w>^:  hi^O^A'fc'l'äl^*-'  wer  ist  (von  zwischen) 
unter  euch?  12,  11.  Beachte  auch  die  adverbiale  Verbindung  tD* 
M'-  hdi-^rY.'  (neben  n^rhi-i-)  Sx.  Genb.  18. 

8.  AdA-  auf,  über,  Accusativ  und  Stat.  constr.  von  AÖA.' 
Höhe,  ist  im  allgemeinen  =  ^)l,  bedeutet  zunächst  auf  einem  Gegen- 
stand und  auf  einen  Gegenstand  und  wechselt  in  diesem  Sinne  oft 
mit  ahli'l"',  z.  B.  fiöti'  R'flCs  auf  dem  Berg,  ^dxh'  ^Öh'  hin- 
breiten auf  oder  über  etivas  Matth.  21,7,  hlrttd'  AdA'  legen  auf 
etwas  Matth.  12,  18.  19,  15,  i'^M '-  ^Öti-  reiten  auf  (auch  i\ 
und  -^flO;  auch  UCh'  AdA=  •flhrt.'Ths  ein  Weib  besamen  Hen.  15,5; 
^9^Kh'  fi^9^1nf'^'  ^ÖtUV'  es  Jcomme  euer  Friede  über  siel  Matth. 
10,  13.  Dann  auch  an,  z.  B.  ^Öti'  OrhC'  am  Meer  Jos.  16,  3, 
KAO!  ^C(D'  AdA»l>-'  es  ist  keine  Wurzel  an  ihm  Matth.  13,  21; 
oder  £U  etwas  hin^u,  ausser,  h^'t''i**1}i '  'ühfL'f''  ^ÖtifÜ"}'  du 
sollst  kein  Weib  ausser  ihnen  nehmen  Gen.  31,  50.  Mehr  über- 
tragen von  der  Pflicht,  die  einem  obliegt:  'tiL^'  U^ÖüM' 
zahle,  ivas  du  schuldig  bist,  "I^ÖM'  was  geht  das  uns  an?  Matth. 
27,  4,  und  herrschen  über  z.  B.  Matth.  20,  25.  Sodann  ist  über 
einen  her  sein  soviel  als  mit  lieber gewalt  gegen  ihn  sein,  oder  aber 
für  ihn  sein,  also  im  feindlichen  Sinn  gegen,  sehr  häufig  bei  Verben 
des  Schimpfens,  Kämpfens,  Bösethuns  gegen  einen,  z.  B.  't'^ti^' 
AÖÜ'  Matth.  2,  16.  20,  19,  htiM^troi  /{dh'  Gen.  19,  7,  h(\fi'  AM" 
Matth.  18,  21.  Ps.  3,  1.  12,  3.  Matth.  10,  21,  oder  tl9^ö'  ^Ö^'  Zeug- 
nis wider  einen  24, 14,  j&Ü»!  ^A'  ^Ö(i>?'  er  sagte  ein  Wort  gegen 
mich  12,32;  K,^\hli-  ^ÖtiM'  ll'J'fcs  so  etwas  soll  dir  nicht  ge- 
schehn  16,22;   oder  in  freundlichem  Sinne  für,  zum  Besten  von: 


ob^  §  165.    Präpositionen. 

i\Wh^'  AdA"  einem  Gutes  tJiun,  i?>5\,A.'  ^Öti>\\'  er  wird  für  dich  beten 
Gen.  20,  7;  H'i't"'  K'J^*-"  lud-  AdA»fs  diese  Pflicht  erweise  mir 
20,  13;  dhlft"'  ^dir^'^'  ^Öä»\}f^:  wegen  meiner  Furcht  für  euch 
G.  Ad.  109,23.  AiJA'  wird  zusammengesetzt  mit  fl  und  'h9^-   d^äii' 

ist  noch  bestimmter  als  A^A'  auf\  über^  z.  B.  Ps.  4,  7;  Gericht  über 
einen  ÜA^A-  Hen.  22,  4;  flAdA*'  drüber  hin  Hen.  28,  2;  es  wurde 
kein  Unrecht  erfunden  QAl)A>f  *  an  mir  Ps.  16,4.  Gen.  44,  17; 
und  namentlich  wird  es  gebraucht  für  durch,  wenn  Jemand  als 
das  (leidende  oder  thätige)  Mittel  der  Vollziehung  einer  Handlung 
dargestellt  wird:  f^ld^h-  f^^^lO  flAl)A.ln^'s  der  Geist  redet 
durch  euch  Matth.  10,20;  /2.^fl)A'^!  fl^A-Ä*-'  ({^ÖtUifli  es  werden 
Kinder  geboren  durch  sie  Hen.  15,  5;  flAlJAfU' ^  ^^^(UO^?*  ' 
durch  ihn  erhalten  sie  ihn  Matth.  26,  24;  OAdA-  fi^iU'  unter  Mose 
(unter  seiner  Herrschaft)  Jos.  20,  2.  'h9^f\Öt\. '  ist  davon  herab, 
von  —  weg  (b}lü)  Hen.  28,  2.  Matth.  17,  18.   18,  9;   oder  auch  so 

viel  als  Tii^'liQ!,  z.  B.  'i^^'h'  h^^^Öt^»? '  nimm  an  von  mir 
Gen.  21,  30. 

9.  ^^AllAi's,  Accusativ  und  Stat.  constr.  von  tw^f^^^: 
Höhe,  ist  immer  im  örtlichen  Sinne  oberhalb^  O^^Ö^'i*'  9°^C' 
(oben)  auf  der  Erde  Luc.  6,  49.  Gen.  7,  24;  «^ Ali Ai' s  Chfr-" 
über  seinem  Haupt  Matth.  27,  37.  Hen.  32,  2.  Und  wie  im  Hebr. 
ist  über  etwas  auch  vor  ihm^  hervorragend,  ^o^  s  «^AdA'tli" ' 
er  stand  vor  ihm  Gen.  18,  2.  22,  9.  24,  43.  41,  1.  Gleichbedeutend 
mit  <^AlJA'^•'  ist  n<w>Al>A'f'«". 

10.  -^fl!  auf^  über^  drüber^  zum  Teil  gleichbedeutend  mit 
AiJA',  scheint  aus  \  (§  62,  a)  und  ft  ^  zusammengesetzt  zu  sein 
und  wäre  somit  eigentlich  an  —  dem.  Es  hat  zunächst  denselben 
Sinn  wie  AdA";  man  sagt:  auf  Felsen  bauen  "^.fls  Matth.  7,  25.  26, 
•Ir^h't'  ^fls  reiten  auf,  (Djh^s  ^O-"  \\»\{*th'  es  ist  auf  Steine 
gefallen  Matth.  13,  5;  sich  lagern,  setzen  auf  etivas  14,19.  23,2; 
stützen  auf  23,  4;  Herrschaft  über  Matth.  10,  1;  setzen  (zum  Herrn) 
über  Hen.  24,  6;  V^-^"  ^d'  1^^'  ao'id.ii'  h\^(D^"'  Gen.  2,  7. 
Dann  wird  es  öfters  im  feindlichen  Sinne  gebraucht  gegen,  wider 
Hen.  10,  9.  56,  7.  Matth.  24,  7.  Act.  23,  5,  0d.^i  -^n«-  lästern  wider 
einen  Marc.  3,  29 ;  ferner,  um  den  Gegenstand  einer  Handlung  ein- 
zuführen, namentlich  sich  freuen  über  't'iL/^th'  "^fl'  Hen.  97,  2; 
weinen  über  Hen.  95,  1,  seufzen  über  12,  6,  vertrauen  auf  94,  8; 
bei  Verben  des  Hinzufügens  da^u^  hin^u  't'iOfih'  ^ü'  Hen.  82, 11. 


1  Wie  -1(0:,    M' 


§  U)6.    Präpositionen.  ^oö 

Num.  32,  14;  -^H -"  1/3:  •"  und  ausserdem.  —  Mit  -^Ü  •"  wechselt 
und  ist  fast  ebenso  häufig  wie  jenes  H-^fl  ',  z.  B.  Ps.  9,  42.  Gen. 
6,  12.  24,  18.  Job  16,  14.  Hen.  20,  5.  "M^J^iM'-  ist  von  —  herab 
Matth.14,29;  eigentümlich:  01^*1:  ^l^^-^^H-'  ^f^"-  hth'l*'  Tx^o-^i 

über  seine  Länge  hinaus  eine  Elle  hinzusetzen  Matth.  6,  27. 

11.  tf^'ilti'   gegen  —  hin   (versus,  juxta,   erga)   drückt  die  §  166 
Richtung    nach    etwas    hin    am    kräftigsten    aus    und    wird    meist 
räumlich  als  gegen  —  hin^  gegenüber,  entlang  gebraucht:  tf^Tflti' 
^lftÄ'>Jp!  gegen  Spanien  hin,  nach  Spanien  Rom.  15,  24,  if^Ttlti' 
f<^'>."  nach  rechts  hin  Marc.  1,  16,  f^HÜ'  HrhC-'  gegen  das  Meer 

hin  und  am  Meer  hin  Matth.  4,  13.  13,  1,  und  so  immer  bei  An- 
gabe der  Ortsrichtung  und  der  Weltgegenden  u.  s.  w.  Seltner 
steht  es  bei  Verben  der  Zuneigung  u.  dergl.  für  gegen  oder  lat. 
erga.     Das  Wort  ist  Accusativ  und  Stat.  constr.  von  <^^1A*  die 

sichtbare  Seite  von  etwas  (yjLs\j,  vgl.  tX^J,  "'.^..A)-    Es  wird  mit 

andern  Präpositionen  zusammengesetzt  A'^^lA"  gegen  hin  im  ört- 
lichen Sinn  Gen.  13,  14,  übergetragen  erga  Hebr.  2,  17;  "ho^lrlti' 
entweder  in  der  Eichtung  nach  (s.  über  "h^^  §  164,  3)  Gen.  13,  11, 
oder  von  Seiten,  z.  B.  sie  ist  meine  Schwester  ?i<^'}7A'  hfl*f '  von 
Seiten  meines  Vaters  Gen.  20, 12,  Ji'^'JlAs  (O'}'],^:  vom  Evangelium 
aus  betrachtet,  in  Rücksicht  des  Evangeliums  Rom.  11,  2S;  —  oder 
wird  andern  Ortspräpositionen  vorgesetzt,  wie  ^^'ilii'  Ä"^^5  nach 
hinten  zu,  ^Irlti''  4'J^^-"  u.  s.  f.  Sehr  häufig  ist  hlri''  ^llti'] 
s.  unten  Nr.  19. 

12.  9^tlfi'  mit  (cum),  Acc.  und  St.  c.  von  l^ftA-'  Äehnlich- 
keit,  bedeutet  eigentlich :  in  der  Aehnlichkeit  von  d.  i.  wie  und 
wird  immer  gebraucht  für  mit,  um  die  Begleitung  und  Gesellschaft 
auszudrücken ;  es  ist  für  dieses  Verhältnis  das  gewöhnliche  Wort 
(er  wie  er  =  er  mit  ihm),  z.  B.  rH^:  hSt^h-  9"hli'  hC^h^lh' 
Jesus  ging  mit  seinen  Jüngern.  Es  findet  häufige  Anwendung 
bei  Begriffen,  die  ein  gegenseitiges  Thun  ausdrücken:  Frieden 
halten  mit,  kämpfen  mit,  sich  unterreden  mit,  z.  B.  'b^l/i'  9^tlti' 
Matth.  17, 13,  und  drückt  dann  auch  aus  im  Verhältnis  zu  einander, 
z.  B.  Ä^-^Rl:  9^lhd-f'''  9^tlA''  Ihf^Tr'  er  lässt  nicht  ab  von 
seiner  Barmherzigkeit  gegen  die  Lebenden  Ruth  2,  20;  (D^^^^ 
^tf»- ;  f  (l4>n* "  ö  9^(\ii '  hAh«  =  sie  halten  sich  unter  einander 
Treue  Hen.  41,5;  sogar  bei  Verben  des  Sichtrennens,  'i't'^*i{\^' 
Q  9^tlti'  hAVh-  wir  ivollen  uns  von  einander  trennen  Gen.  31,  49 
(wofür  Gen.  32,  17  ?i9"i'  steht).  Seiner  Grundbedeutung  gemäss 
hat  es  ganz  besonders  seine  Stelle  bei  Verben  der  Verähnlichung 

Dillmann,  Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  23 


«^54  §  166.    Präpositionen. 

und  Ausgleichung,  z.  B.  'h^^rtAh-s  9^{lMl'  ich  hin  mit  dir  ver- 
gleichbar, fßH'^/iß»'  öii^'  9^t\ti'  AfA^I"'  der  Tag  wird  der  Nacht 
gleich  Hen.  72,  20,  und  weiter  des  Gezähltwerdens  unter  und  Ge- 
haltenwerdens für,  z.  B.  "t^'V^Ali'  9^t\ii'  ^Th^i-  er  wird  zu  den 
Sündern  gerechnet  Ps.  87,  4,  sowie  des  Hinzufügens,  z.  B.  Hj^^'lh'B 
Ah  ■  l^AA»lf  *''*• '  der  zu  ihnen  hinzugefügt  ivird  Hen.  82,  20. 
Seltner  steht  es,  um  auszudrücken,  was  einer  bei  sich  hat,  mit 
sich  führt,  z.  B.  sie  kamen  9°tlA'  ^^'üfh'  (Dd0(Or''  mit 
Schtvertern  und  Stangen  Matth.  26,  47  (wofür  V.  55  0);  oder  im 
Sinne  des  lat.  penes  Hen.  9,  5. 

13.  ^^ffo:  ^Qjr  {ante  und  coram,  \3D^),  Acc.  und  St.  c.  von 
4*^"^-  Vorderseite,  wird  räumlich  und  zeitlich  gebraucht:  ^^ao: 
Tt^^b'  vor  dem  Altar  Matth.  5,  24,  ^^ao:  p-jp"  :  vor  dem 
heutigen  Tag,  4»J^</»s  coram  Matth.  25,  32.  27,11.  Sehr  häufig 
ist  04* Ä"^^ 5  vor,  im  Sinne  von  ante  und  coram,  Matth.  10,  32. 
11,  10.  26.  Ps.  9,  26,  und  gegenüber  Hen.  4;  und  ?i^4'Ä'^  : 
(^as'pip)  von  vor  —  her,  vor,  z.  B.  h9^^^f^'-  hf^'h'  vor  der  Flut 

Matth.  24,  38  ;  hT'^^o^'  1K\\'  ß>(0^h'  ^'h/hf  ••  von  vor  deinem, 
Angesicht  geht  mein  Recht  aus  Ps.  16,  3,  auch  wegen  Hen.  9,  10, 
oder  contra:  llh9^^3^^Wf'^'  'i^h'ventus  con/raWwsMatth.14,24. 

14.  Ä"1f^!  nach^  hinter,  Gegensatz  zu  ^^f^',  Accusativ 
und  Stat.  c.  von  Ä"^C'  Hinterseite,  wird  von  Raum  und  Zeit  ge- 
braucht: Ä^V^lT«'^-"  hinter  sich  Ps.6,  10  ;  J^'V^-"  W'/V*'  nach  allem 
Marc.  12,  6;  '\rtifDt  j^'hO  nachfolgen  UMh.  10,^'^.  Noch  häufiger 
ist  lt\9^^'^^'  in  beiderlei  Sinn:  rh^s  hi^'J^'^^lf tf»' •■  er  ging 
hinter  ihnen  her-,  'h9^^'h^'Xi'  nach  diesem-,  7x9^ ^'*l^'  hfA- 
nach  der  Flut  Gen.  9,  20;   M'^^^'hO  h\^'  Herrn,  p.  80.  Matth. 

21,  32  Platt.  (Doch  ist  dann  'i\9^  öfters  in  seiner  Grundbedeu- 
tung zu  fassen :  th^Ü'  ?iJ^Ä"^^P"  geh  von  hinter  mir  weg  Matth. 
16,  23.)     Auch  nÄ"^^!  Hen.  65,  4.  Matth.  15,  23. 

15.  ^"Mlii'  mitten  in,  zwischen,  unter  (inter),  Acc.  und  St.  c. 
von  "Ihil^'  Mitte  (eigentlich :  was  in  ein  anderes  gefasst,  darin 
enthalten  ist,  von  hltli' ,  caus.  von  te);  z.B.  <^?ihA»f--  (0*^}% 
hA9ii:  zwischen  mir  und  dir-,  dn^pc^'  ^hhii'  ■f'W'A'lh-'  er  schickte 
sie  unter  die  Wölfe  Matth.  10,  16;  '^Mlii'  (IthC-  mitten  auf  dem 
Meer  14,  24.  Auch  (l'^JihAs  in  der  Mitte  von  Matth.  14,  6,  und 
K'^hhA-   ri?P  öen.  48,  12. 

16.  ;l'fhi''"  unterhalb,  unter  (siib),  Acc.  und  St.  c.  von  ;^/h'l*' 
Grund,  z.  B.  ;^rlh'^s  hldth'  unter  seine  Füsse  Ps.  8,  7.  Matth. 

22,  44;  auch  mit  D  und  "M^.     Gleichbedeutend  damit  ist 


§   l()(>.      PlilpOHlilOlKUl.  OOD 

17.  ^'^'Tl'rlfi'/'"  tmürhalbj  Acc.  und  St.  c.  von  «'/»'V/Ki'l"!  Unter- 
seite, Gen.  1,9.  G,  17.  Ps.  17,40.  Hen.  26,  2;  auch  h^'l'lh't"' 
nnnp  Hen.  14,  19. 

18.  Ofl^Ä'  um  (circa),  Acc.  und  St.  c.  von  QOh^^'  Umkreis, 
häufig,  z.  B.  Marc.  3,  34.  Ps.  30,  16. 

19.  "h'i'V'^  -wärts,  in  der  RicJittmg  auf  oder  nach  u.  s.  w. 
ist  offenbar  vom  Pron.  dem.  K'i'l*'  (§  146,  fem.  zu  Ifs)  abgeleitet, 
drückt  ebensomannigfaltige  Beziehungen  aus  wie  der  Accusativ 
und  ist  zugleich  eine  der  feinsten  Präpositionen  des  Aethiopischen.  Oft 
umschreibt  es  nur  einen  Accusativ,  namentlich  bei  den  Verben  der 
Bewegung:  "htidJ  Itxli'f''  ß'h'b'  ^T'll's  er  ging  vorüber  selbigen 
Weges  Matth.  8,  28,  'f-'^/hiP-'  hl^Üf -'  Mi^'-  nAt*'  er  entwich 
von  da  in  Einsamkeit  Matth.  14,  13.  23;  I-Oh--'  Mi"'  h^h^ 
^V't'  sie  kehrten  zurück  einen  andern  Weg  2,  12;  Oh'  Iti'i't'' 
M*^^'  er  trat  ein  (das  Thor  d.  i.)  durch  das  Thor  Job.  10,  1.  2; 
^0(0-^'  hl'l"'  flÄ-fl^s  er  durchsieht  die  Wüste  Matth.  12,  43; 
so  immer  "htid.'  Mi"  durchziehn  Jud.  11,  17  ff.,  diO^Tt'  Mi"' 
f^KUlT'  er  schaute  zum  Fenster  hinaus  (durch  das  Fenster)  Gen. 
26,  8,  Mir-  -'T'h^'  durch  das  Thor  (wechselnd  mit  fl)  Hen.  72,  6  ff.; 
Mi"'  ^^Tr?-'  zu  meiner  Rechten;  Mi*-  ahtim-  fDMir-  h^ 
M'  innerlich  und  äusserlich  Gen.  6,  14;  ?t '>'/'' s  «'"'JäC'  in  der 
Richtung  dessen,  was  man  sieht,  d.  i.  vorwärts  Gen.  33,  12;  "hlfi*' 
'Tifl!  auf  welcher  Seite  Jud.  1,  25.  Als  Präposition  von  so  all- 
gemeiner Bedeutung  wird  hlfi''  häufig  andern  Präpositionen  vor- 
gesetzt, um  sie  durch  den  Nebenbegriff  in  der  Richtung  nach  näher 
zu  bestimmen:  Mi"'  ^H-  ^ß»'  über  das  Wasser  hin  Matth.  14,  28; 
K^i*:  ao'iif^s  q^OhV'  durch  die  Feldergegend  hin  Matth.  12,  1; 
'^A^Vb!  ^7'^^  -^.fl-'  dfhC'  ich  ging  über  das  Meer  iveg  Hen.  32, 2; 
Mi"'  Ä"^^ll'!  in  der  Richtung  hinter  ihm  Matth.  9,  20.  Cant.  2,  9; 
Mir-  ^^aoi  Ex.  34,  6.  Jos.  8,  14  u.  s.  f. 

20.  {["Mi*',  zusammengesetzt  aus  n  und  'Mi''  Nr.  19,  ist 
eigentlich  in  der  Richtung  oder  in  Beziehung  auf,  daher  1.  wegen 
(stärker  und  deutlicher  als  fl),  sehr  häufig,  dann  für  und  um  vom 
Preis  und  Lohn,  z.  B.  ich  will  dir  7  Jahre  dienen  dMi"-  ^rh-A-" 
um  Rahel  Gen.  29,  18.  30,  15;  und  für,  z.  B.  bitten  für  einen, 
Fürbitte  einlegen;  2.  in  Betreff)  über,  um  den  Gegenstand  des 
Redens,  Denkens,  Schreibens  u.  s.  f.  einzuführen ,  z.  B.  was  sollen 
wir  mit  den  übrigen  machen  flh^'i''  Mtli''  in  Betreff  der  Weiber  P 
Jud.  21,  7;    JP^ILA-«'^!  Oh^i'!  ?^th'ill''  er  redete  zu  ihnen  über 


^  Dem  Ursprung  nach,  nicht  der  Bedeutung,  entspricht  piN  und  cXaä. 

23* 


^^^  §  166.    Präpositionen. 

Johannes  Matth.  17,  13.  11,  7.  10.  13,  10,  u.  s.  f.,  sehr  häufig; 
daher  auch  das  gewöhnliche  Wort,  um  in  üeberschriften  der 
Bücher  und  Buchabschnitte  den  Inhalt  anzugeben.  —  Ueber  h<^- 
Mi*:  vgl.  ra.  Lex.,  col.  827. 

21.  Üf 'J'^s  anstatt,  statt,  ursprünglich  V^'t'  ^  gebildet  aus 
Üfs  da  (an  der  Stelle)  und  einer  Endung  "ih,  welche  das  St.  c- 
Zeichen  trägt:  an  der  Stelle  von,  beim  Tausch  und  bei  der  Stell- 
vertretung (in  ersterer  Bedeutung  wechselnd  mit  fl^i^'f'O-  sie 
vergalten  mir  Böses  Uf  *?"[•-■  W^ß»'  für  Gutes  Ps.  37,  21.  Gen.  44,  4; 
er  stirbt  V^lr-t'  /hlf-fl--  für  das  Volk  Joh.  11,  50;  bei  der  Thron- 
folge Gen.  36,  33  fF. 

22.  m^^'  und  Mf'^'t'',  von  nj&^.'  {]'2)  Zwischenraum 
(Trennung)  und  fl.  Die  Singularform  steht  1.  selten  in  räum- 
licher Bedeutung  zwischen,  inter:  ?iA'  j&'ThAÄ^s  flflJ&T'}'  die 
unter  sich  zusammenhängen  Ex.  28,  7;  iKi'  jR-^VK^s  flflj&T'}-' 
ihre  Gesichter  sollen  sich  gegenseitig  ansehn  25,  20.  2.  Sofern 
aber  das,  was  zwischen  zwei  Gegenständen  ist,  zugleich  wieder  das 
verbindende  zwischen  ihnen  ist,  bedeutet  nOi^^'  weiter  aus  Änlass, 
Ursache'^  von,  durch  Einfluss  von,  oder  ivegen  und  ist  in  diesem 
Sinne  häufig:  Jud.  20,  10.  Mal.  1,  2;  ü^f.h'n''  desivegen  Ex.  20, 11; 
oder  in  Betreff  (wie  fl?i'}i"s)  Jud.  21,  16.  —  Die  Pluralform,  die 
auch  fln>'i''ih'  geschrieben  wird,  kommt  nur  mit  Suffixen  verbunden 
vor,  hat  immer  räumlichen  Sinn  zwischen,  unter,  z.  B.  Ex.  26,  3, 
und  wird  sehr  häufig  von  dem,  was  mehrere  Personen  unter  sich 
thun  und  machen,  also  namentlich  bei  Verben  des  St.  III,  3  ge- 
braucht, z.  B.  Matth.  9,  3.  16,  7.  8.  12,  26,  sogar  ao-^^^^i  J^ 
li"'  ^^^d.^'  flfl^*i"'fc'/s  ein  Beich,  das  in  sich  selbst  zwie- 
trächtig ist  Matth.  12,  25;  und  mit  Wiederholung  von  0-  flfl-  0 
f^^-tiff^'  Gen.  42,  21.  28. 

Neben  nnj&V--  kommt  KT-OjK-^r-  (für  it\9^{\^'i'  §  57)  öfters 
vor  als  wegen  und  über  {de) :  txli^f^'i'  Tf^i^s  desivegen  Marc.  1,38; 
h'jnj&V.-  <w>^:  jR-flA-"  über  wen  redet  er?  Joh.  13,  22.  Ex.  29, 36.  — 
Im  Allgemeinen  aber  ist  der  Gebrauch  von  nHj&V*  und  h'JflJ&Js 
im  Abnehmen  begriffnen  und  Mvlr'i*'  dafür  viel  häufiger  geworden. 

23.  h'JflA*,  häufiger  HJi'J'n As,  o/iwe  und  a?<5ser,  ist  ursprüng- 
lich Conjunction  und  als  solche  noch  viel  gebraucht.  Es  steht  für 
?i^flA'  (§  57),  ist  zusammengesetzt  aus   "M^  icenn  (§  64,  b)  und 

1  S.  meinen  Octat.  Äeth.,  Comm.  p.  5.  Der  Nasal  ist  eingeschoben 
nach  §  58. 

^  Vgl.  ijJO  intervallum  und  nexus;  ''4|«t1T^  Zwischenraum,  Ursache, 
Änlass. 


§  166.    Präpositionen.  357 

b2  nicht  und  entspriclit  ^"ny.;?;  Wltx'iüfi'  ist  was  icenn  nichts  wenn 

das  nicht.  Es  heisst  ohne:  hlrdA'  W'VJi'  ohne  Gericht  (Lit.),  h 
C'ü'i'  Müti'  hih'tV  40  weniger  eins  2  Cor.  11,  24.  Jud.  20, 15.  17, 
\\}\H\^^  'rfld*'  ohne  Gleichnisse  Matth.  13,  34;   \\h'i(\h'  V-d.'- 

ohne  Frucht  13,22.  15,38.  Hen.  89,  44;  ausser  Matth.  11,  27. 
14,  17.  21.  21,  19. 

c)  Seltener  als  Präpositionen  vorkommende  Wörter 
oder  solche,  die  erst  anfangen  Präpositionen  zu  werden,  sind : 

24.  ffo^^oDs  yory  im  Vorzug  vor  Hen.  48,  2,  Acc.  und  St.  c. 
von  ao^^^i  n)as  vorn  ist. 

25.  "lÖF^'t'  jenseits,  entlang  (von  ^ÖF^'I''  Uehergang, 
Furt)  Hen.  18,  10.  Matth.  19,  1.  Gen.  41,  3. 

26.  ^V  gegen  —  hin  (eigentlich :  Weg^  Richtung)  von  Zeit 
und  Ort,   z.  B.    ^^''  flO}'  gegen  Ähend   Gen.  3,  8.  8,  11.  19,  1. 

27.  (f\^'  und  T/'*"  hart  neben  (eigentlich:  Genauigkeit) 
Matth.  20,  30.  Ex.  24,  4.  29,  12.  15,  27.  Jos.  8,  35;  auch  (l"?^' 
Ps.  140,  7. 

28.  n,Ä-"  neben  Gen.  30,  40  (von  rt.Ä'-'  Genossenschaft). 

29.  i^h:5»H-"  neben,  hart  an  (von  ^^h'^Ü'-  Grenzort),  auch 
nh-hn-  Num.  34,  3.  Deut.  11,  30.  Jos.  12,  9. 

30.  fl>*hft'  längs,  entlang  (zusammenhängend  mit  T,  amhar. 
(Df^i)  im  Buch  der  Jubiläen,  und  fllO-Jift!  Deut.  32,  51. 

31.  i-JnA--  anstatt  ('MnA-'  Stelle)  Ex.  21,  36.  Hen.  89,  39. 
103,  3. 

32.  'hfl^Am'  für,  um  im  Tausch  (^^O^AT'  Tausch), 
s.  LuDOLy,  Lex. 

33.  if^liTt^'  und  hlf^d'  gegenüber  (eigentlich:  was  man 
vor  sich  sieht,  Gegend  des  Anblicks)  Jos.  8,  14.  Marc.  12,  41.  13,  3. 
Gen.  12,  8. 

34.  JiJP'^As  und  hChSf'  wie  in  poetischer  Rede  (eigentlich: 
nach  dem  Bild  von). 

35.  «^mVs,  häufiger  h9^^^',  im  Maass  von,  so  gross  als 
(s.  §  157,  1). 

36.  hfl^A'  und  h*PAs  hinter  und  h^h'  draussen  vor.  End- 
lich noch  folgende  merkwürdige  Wörter: 

37.  nd'fl^l's  nur  mit  Suff,  um  —  willen  (nlDji2.5,  wegen 
Anlass  von):  dö'üd.^K'  Gen.  12,  13  ^ 

^  flÖ'fl^'lhhs  £^i  ooi  Jud.  11,23  ist  doch  wohl  besser  als  h'üdt'l'' 

von  n^f'  aufzufassen. 


358  §  167.    Anhängung  der  Suffixa  an  Präpositionen. 

38.  h^"'',  pronominalen  Ursprungs,  §  64,  b,  und  eigentlich 
Conjunction  und  relatives  Adverbium  der  Zeit  (s.  §  161,  b)  wann^ 
aber  auch  als  Präposition  ^ur  Zeit  von^  z.  B.  Jud.  14,  15.  17. 
Ps.  77,  12.  Matth.  11,  22.  17,  23.  Hen.  22,  4.  Es  kommt  in  alten 
Drucken  und  Handschriften  noch  oft  in  der  Form  Yx^'l»'  vor  (vgl. 
§  167),.  die  es  vor  Suffixen  immer  haben  muss.  Sehr  häufig  ist 
es  mit  dem  Sufi".  der  3.  P.  f.  S.  V--  h'^'i'  für  damals  Matth.  2,  17. 
13,  43.  Luc.  13,  1  (§  160,  b).  —  Ganz  ähnlicher  Abkunft  und  Be- 
deutung ist  ^fl.'  (§  62,  l,a),  von  f^  (f<3)  da  und  fl  in.  Es  ist 
relativ  gefasst  und  heisst  dann:  wann,  als  (§  170),  aber  auch 
demonstrativ  damals;  letzteres  ist  die  Grundbedeutung,  aus  der 
sich  die  relative  erst  entwickelt  hat.  Vor  Alters  mit  der  Endung  e 
fi([»',  teils  absolut  gebraucht,  ^h't''  fiiL'  in  jenem  damals  d.  i. 
0U  selbiger  Zeit  Matth.  7,  23,  teils  einen  Genitiv  sich  unterordnend, 
doch  im  späteren  Aethiopisch  nur  noch  mit  Suffix  ^s  Öf\»*i' 
damals  und  sogleich,  alsdann^  z.  B.  Matth.  12,  13  u.  s.  f.  h^V- 
und  ftütV'  werden  dann  beide  mit  andern  Präpositionen  zusammen- 
gesetzt: AöiUV'  für  den  Augenhlich  Luc.  8,  13;  h9^(^{i»i'  von 
damals  an.,  sogleich  Hen.  85,  4.  89,  20;  l\9^i\^i'  darnach  Matth. 
26,  16.  —  Wahrscheinlich  reiht  sich,  wie  schon  §  64,  b  vermutet 
ist,  daran  auch  T,H.'  ^  als  von  ähnlichem  Ursprung,  obgleich  es 
schon  gewöhnlich  die  Bedeutung  Zeitpunkt,  Stunde,  Augenblick 
hat  (vgl.  J&h't's  fi(U').  -Es  wird  ganz  wie  h'^'  gebraucht  =  in 
Zeit  von  mit  folgendem  Gen.,  kann  einen  ganzen  Satz  im  Genitiv 
sich  unterordnen :  T^H.'  <f.4*Ä'h<''*"-  (Zeit  von  ihr  wollt)  wann  ihr 
wollt  Marc.  14,  7,  und  ist  von  da  aus  auf  dem  Weg,  eine  Con- 
junction zu  werden,  wie  ^0*  fast  immer  Conjunction  ist.  Man  sagt 
aber  wie  J&hi':  ^(Ls  so  auch  fl^hi's  1.H.-",  f>'h'f"-  T.H.5  damals 
Matth.  21,  2.  Ps.  18,  14;  oder  wie  h^Vi'  {^f\.i'  auch  XMM'  ^^ 
H.y=  sogleich,  damals  Matth.  14,  27.  21,  3  u.  s.  w. 

üeber  {\M'  vjieq,  dvii,  negi  und  ^^s  pro,  ävri  s.  m.  Lex., 
coli.  538.  1380. 

167  Anhängung  der  Suffixa   an   die   Präpositionen.     Fast 

alle  Präpositionen  können,  wie  sie  im  Stat.  constr.  sich  Nomina 
unterordnen,  so  auch  das  persönliche  Fürwort  als  Suffix  zu  sich 
nehmen.  Die  Art  der  Anhängung  ist  aber,  je  nach  dem  Ursprung 
und  dem  Gebrauch  der  Präposition,  sehr  verschieden. 

1.  Die  beiden  ganz  kurzen  und  ausserordentlich  häufig  ge- 
brauchten   Präpositionen    H    und    A    gehen    ihren    eigenen    Weg. 

1   H.:  wie  in  J&hH.:,  '"/hlf.: 


§  167.    Anhängung  der  öufHxa  an  Präpositionen.  ^^59 

a)  A  lässt  die  Suffixa  der  zweiten  Person  m.  und  f.  und  die  Suff. 

PI.   aller   Personen   ohne   Bindevocal   antreten,  jedoch   so,   dass   la 

mit  Vfi^":  und  iP'i'  zu  A"^"**'   A"7=  zusammengezogen  wird.    Das 

Suff,  der  ersten  Person  Sing,  wurde  (nach  §  149)  in  seiner  ältesten 

Gestalt  t  an  A  oder  vielmehr  A  gehängt:  A«' ;  ebenso  wurden  die 

Suff.  Sing,  der  dritten  Person  mit    A   zusammengezogen   A"'  A'^. 

Aber    diese   Formen   A*'j  A"'?  A"    galten    bald   für  zu   kurz  und 

wurden  deshalb  durch  nochmalige  Anhängung  des  Personalzeichens 

verstärkt,  in  der  dritten  Person  durch  'fr  und  •!;  (wie  in  (D*h'U' 

f'h'il')  und  in  der  ersten  durch  *[',  das  hier  als  mit  V  von  M' 

ich  wechselnd  erklärt  werden  muss*.     Daher  (Trumpf,  S.  560): 

1.  2.  3. 

m.  f.  m.  f. 

S.  A.'l's  mir  Ah-'  AU,-"  dir  A*"fr'  ihm  A't-'  ihr 
PI.  AV-"  uns  M}^*^'  Ah^-"  euch  A^ö»-:  ihnen  A""}-"  ihnen. 
Für  A-*}--,  z.  B.  Matth.  24,  19.  Hen.  9,  8,  findet  sich  auch  mit 
angehängtem  *:  (wie  in  ?iA-^+-"  Tti^lfP')  A-'J'fr-"  Ex.  26,  4.  37. 
Gen.  31,  43,  und  mit  angehängtem  -J^^s  (wie  in  0>*'h't'lr')  ti^-f^lr' 
für  t[**'i't''}: .  —  Ausserdem  haben  noch  etwas  eigentümliche  Suf- 
fixa an  A  sich  erhalten  in  der  Zusammensetzung  mit  flij&s  und 
htU'  (§61,  vgl.  m.  Lex.):  ausser  flJj&A«'^'  weh  mir!  sagt  man 
auch  flIJ&Af  •■  (für  <DJ&A.!,  vgl.  'flf  s  für  d,'-),  ebenso  hA*Af-- 
(für  hdfii^')  neben  i^A^A.'^^  und  in  der  dritten  Person  noch  ohne 
-fr-  hti,'  A--  Job  31,  3,  hti>ti^''  üahhi:''  'ÜhflJ  Matth.  18,  7, 
hA.A«'^:  AhT^^--  T^/hA-^-  Ps.  30,  21.  Matth.  24,  19;  sonst  W^ 
M\',  cDj&Ah.s,  h(i>'  Ahtf»- '  u.  s.  w. 

b)  An  n  treten  die  Suffixa,  indem  a  zu  e  zurückgeht;  nur 
in  der  dritten  Person  verschmilzt  a  mit  Ä^^,  hä  u.  s.  w.  zu  ö,  ä, 
ömw,  öw,  also  (Trumpf,  S.  560): 

1.  2.  3. 

m.  f.  m.  f. 

S.    'U?' in  mir 'flh'        'diU'   in  dir     0'       in  ihm      fls    in  ihr 
PI.  'flV-"  m  uns  'flhtf'»":  'flhT'S  ?w  ewcA  fltf»-:  m  i/i«ew  07-  m  ihnen. 

Indessen  findet  sich  statt  0',  0-"  auch  O+Sj  flÜs  (wie  A«"frs 
Ai:--)  und  statt  (W-  auch  (l^+s  Jos.  24,  31.  Matth.  25,  16.  Num. 


^   ^S   1^'    nS.   —   A-t'   4  Esr.  6,  62   (König,    S.  124)   ist  offenbar 

Druckfehler. 

2  Wie  im  Arabischen  und  in  den  nordsemitischen  Sprachen  die 
Personalenduno^  der  1.  P.  Porf.  tu,  ti  lautet;  vgl.  Ewald,  Hehr.Spr,  §  105,  e, 
Gr.  Ar.  I,  p.  285  f. 


360  §  167.    Anhängung  der  Suffixa  an  Präpositionen. 

13,  28.  14,  34;  ferner  wie  nr-f^'}'-  so  aucli  n-i^T""  Num.  32,  17; 
endlich  statt  'flf  •"  noch  d?'-  Sap.  2,  13  (A  =  Abb.  55).  Auch  hat 
sich  von  ursprünglichem  0."  in  mir  noch  eine  Spur  erhalten  in 
h'Jft,'  für  gewöhnliches  ?i7'flf '  §  162.  Ueberdies  hat  (l  mit 
Suffixen,  obgleich  es  seine  Grundbedeutung  noch  nicht  aufgegeben 
hat,  gewöhnlich  schon  ganz  eigentümliche  Bedeutungen  angenommen 
und  wird  in  diesen  ausserordentlich  häufig  gebraucht:  1.  Sofern 
nämlich  nach  §  194  in  'ü^'  schon  die  Copula  ist  steckt,  kann 
•flf'"  'flh'  u.  s.  f.  heissen :  hei  mir  ist^  d.  h.  ich  habe,  du  hast, 
er  hat,  z.  B.  H'flh'  was  du  hast.  Es  ersetzt  somit  in  vielen  Fällen 
unser  Hilfszeitwort  haben  und  wird  nach  §  176,  h  fast  immer  mit 
dem  Accusativ  construirt,  z.  B.  hd'  'flV'  einen  Vater  haben  wir 
Matth.  3,  9.  2.  Die  dritte  Person  Sing.  m.  0=  oder  Jl'fJ  s  kann 
aber  auch  bedeuten:  darin  (ist)  d.  h.  es  ist  vorhanden,  es  giebt, 
an  Bedeutung  völlig  dem  ti^"|   der  Hebräer   entsprechend,   z.  B.  H' 

"hü'  H^th*'  es  giebt,  welche  kamen,  es  kamen  einige.  Das  Wort 
ist  dann  immer  unpersönlich,  und  das  Subject  dazu  kann  entweder 
im  Nominativ  oder  im  Accusativ  genannt  werden,  s.  §  192.  Um 
(!'  in  diesen  beiden  Bedeutungen  zu  verneinen,  setzte  man  schon 
in  ältester  Zeit  die  nur  noch  in  dieser  Zusammensetzung  erhaltene 
Verneinung  t\^'  (p^)  vor  (§  62,  c),  daher*: 

1.  2. 

in .  f. 

s.  ^iA-fle-        JtA-flh-        KA-nh.-- 

PL  ÄA-flV-  ÄA-flhtf»-:     hA-flh^s 

3. 
m.  f. 

S.    KAO-  oder  hA(l+"  JiAO--  oder  hAn-fcs 

PL  hAn*^-  ÄAn'>-  oder  hAO'Ji:.- 

2.  Von  den  andern  Präpositionen  haben  einige,  weil  sie 
pronominalen  Ursprungs  sind,  noch  allerlei  Eigentümlichkeiten  be- 
wahrt. Die  Präposition  hlÜl'  bis  und  Mi"-  (§  166,  No.  19) 
nehmen  keine  Suffixa  an,  erstere  deshalb  nicht,  weil  sie  eigentlich 
Conjunction  ist  und  bedeutet  bis  dass^  li'i'i*'  deshalb  nicht, 
weil  es  mit  Suffixen  zur  Umschreibung  des  Possessivums  dient, 
§  150,  b.  Dagegen  lässt  dhlr't''  wegen  Suffixa  antreten,  und 
zwar  durchaus  nach  §  150,  b,  also  (Ihlfbh?'  dh'i'bhO'i  u. s.  f. 


^  Zu  diesem  Gebraucli  von  fl  vgl.  Stellen  wie  Hen.  37,  5  YlY^:  'flf's 

sie  wurden  mir  zu  teil. 

2   An  Gebrauch  vielfach  ^m*aJ  und  Vf^f  entsprechend. 


§  167.    Anhilngung  der  Suflixa  an  Präpositionen.  361 

Endlich  lässt   h^^^  ivie^    ursprünglich    ebenfalls   Conjunction,    vor 
den   Suffixen   durchaus    ein    langes  ä    (von  o^  =  HO)    erscheinen 

1.  2.  3. 

ni.  f.  m.  f. 

s.   h^'ve:      Xi^ih'      h^^h.:        Xt^ith-        h^^ys 
PI.  h'^v-       h^'Vlritf»--  h'^h'j!       h'^irtf»--    h^if^-; 

h^'Vli'S  steht  dann  oft  für  solcher  und  neutrisch  {wie  es)  für  solches 

und  für  50  (§  157,  1). 

3.    Die  meisten   andern  Präpositionen    nehmen    vor   Suffixen 

den  Auslaut  e  statt  a  an.     Dies  lässt  sich    nur  als  eine  Spur  der 

alten   St.  c- Endung  ia  (§  144)    erklären,    die    sich    hier    ofienbar 

deshalb    zäher    erhalten    hat,    weil   diese  Wörter   alle   zugleich   im 

Accusativ   stehn   und   die    alte   St.  c- Endung  ia   mit    dem   a   des 

Accusativs  zu  e  zusammenwuchs^.     Und  merkwürdiger  Weise  hat 

sich  dieses  e  an  manchen  Präpositionen  sogar  dann  erhalten,  wenn 

sie  nur  ein  gewöhnliches  Nomen    bei   sich   haben    (vgl.  m.   Octat.^ 

app.  er.,  p.  5):    'Tffl,!  Jos.  10,  4  ann.,  c^'i'Ki,'  Num.  20,  19  ann., 

hf^V.'  Lev.  20,  5  F,  "hMh'  Gen.  35,  20  F.  Am.  6,  15  (A).  8,  12  (A), 

'FÖ&>i'  4  Reg.  7,  18,  Hh'XIA»:  Matth.  15,  38  Rom.,   Üf-fc:  Gen. 

47,  19  F,  Üf'^'tlf-"  Gen.  44,  33  F,   -^n.."  Matth.  14,  26.  28  (alt), 

<^m&s  Sap.  12,  20  (A)   und   oft  im  N.  T.  (alte  Ausg.)   u.  s.  w., 

vgl.  oben  §  166,  Nr.  38  tx'"Lh  ^H,--.    Vor  Suffixen  tritt  diese  Form 

immer  ein,  z.  B.  von  S^ftA"  mit: 

1.  2.  8. 

m.  f.  m.  f. 

s.  rftA.p-  rhMi'      riiMi^'    rtia,o"'      rtiM- 
PI.  rtiM'   9^fitui}(^"'  rftA.h^-   9^t\ti,Vf^"'  rht\>\r'i'' 

Ebenso  von  hr*^'-  ^d-  -IfH'  ^Ä-^!  Ä"V^s  ^^^'  ^AMi-* 
^^fl^'  ^VhhA-  ;I-A'h!  </»l-rThi-=  V^l-t"-  hlflü-  Doch  finden 
sich  öfters  auch  Suffixe  ohne  e  angehängt,  z.  B.  ^19^^^^*'  von 
ihnen  Ex.  1,7,  namentlich  an  solchen  Präpositionen,  die  auch  sonst 
noch  als  Substantiva  gebräuchlich  sind:  «WJ-^/H^-J::  und  tm^^^f^s 
Jos.  7, 21.  22  annot.,  ao^ö^'f^f^'-  Gen.  7,  20,  <^A|)A*.-  Hen.  89,  4; 
h9°^lhß"'  G.  Ad.  49,  9,  "^hhti*"^''  Ps.  54,  17.  Matth.  18,  20. 
Num.  17,  2.  Lev.  26,  46. 

1  Es  ist  also  weder  der  pluralische  Bindelaut  \.  im  Hebräischen  an 
manchen  Präpositionen  vor  dem  Suff,  zu  vergleichen,  wie  Philippi,  Wesen 
und  Urspr.  des  St.  c,  S.  107,  Prätorius,  ZDMG  XXVJI,  S.  644  und  Trumpp, 
S.  560,  N.  1  wollen,  noch  auch  das  c  von  jK-hH,-'  "yMl.^  7,H.-'-  —  ^J^l- 
noch  Barth,  ZDMG  XLII,  S.  348  ff. 


362  §  168.    Conjunctionen. 

4.  Die  Präposition  fl^'ft'f'!  in  nimmt  vor  Suffixen  die  neue 
Abstractform  O^'tl'^'l*'  das  Innere,  Innenseite  an  und  hängt  daran 
die  Suffixa,  wie  fld'fl^'Th-",  also:  ahfl-Wt^ll'  fl>-ft't'^h<^-'  Ohfl 
'ti^s  fl^ft't;^*  (D-il'b't'f'^"'  a>-ft't'f-'J  •  ^  An  die  Präposition 
nftJ&V-  treten  die  Suffixa  nach  Art  gewöhnlicher  Nomina  an: 
Ex.  26,  9.  36,  11;  an  die  Pluralforra  (\l}f^f^^'',  wie  an  gewöhn- 
liche Plurale,  mit  'i:  (\[\f*^±Wf^''  u.  s.  w. 

5.  OO^^'  um  nimmt,  als  wäre  es  noch  keine  volle  Prä- 
position, die  Suffixa  immer  wie  ein  gewöhnliches  Nomen  im  Acc. 
an:  00^^^'-  Ps.  30,  16,  Ofl>-^!  Marc.  3,  34,  0(0*-^'  Jos.  21,  40, 
OOhp.'ii  Jos.  21, 39.  24,  33  u.  s.  f.,  ebenso  ^ÖP^'l"-  <^'>Ä^--  u.  s.  w., 
oder  h^^flii'  M^^:-'  nach  §  153,  1,  T.^"  h^h-  h9^''  u.  a. 
nach  §  154,  2,  a. 

III.    Conjunctionen. 

§  168  Manche  der  unter  den  Präpositionen  aufgeführten  Verhältnis- 

wörter werden  zugleich  als  Conjunctionen  gebraucht,  sei  es,  dass 
sie  ursprünglich  Präpositionen  und  erst  abgeleiteter  Weise  Con- 
junctionen sind,  oder  sei  es  umgekehrt.  In  der  That  liegt,  da 
eine  Präposition  immer  im  Status  constructus- Verhältnis  steht  und 
ferner  ein  Wort  durch  den  Stat.  constr.  sich  einen  ganzen  Satz 
unterordnen  kann,  er  mag  durch  ein  Pron.  relat.  eingeleitet  sein 
oder  nicht  (z.  B.  h9"m^'  ÜD^'-  o^C^i^'  r*ha,\r(^"'  Maass 
dessen  dass,  d.  i.  so  lange  der  Bräutigam  bei  ihnen  ist  Marc.  2,  19), 
die  Möglichkeit  des  üebergangs  von  einer  Präposition  in  eine 
Conjunction  klar  vor,  und  manche  Conjunctionen  sind  auf  diese 
Weise  entstanden.  Neben  diesen  giebt  es  andere,  welche  ursprüng- 
lich blosse  Adverbien  sind  und  durch  leichte  Umbiegung  des  Sinnes 
oder  auch  der  Form  die  Kraft  gewannen,  Sätze  mit  einander  zu 
verbinden.  Die  meisten  und  die  geläufigsten  Conjunctionen  sind 
aber  pronominalen  Ursprungs  und  gehn,  sofern  das  Pron.  relat. 
eben  das  zur  Beziehung  von  Wörtern  und  Sätzen  auf  einander 
dienende  ist,  gewöhnlich  von  einem  Pron.  relat.  oder  von  einem 
relativ  gebrauchten  Pron.  demonstr.  aus.  Unter  den  Conjunctionen 
selbst  ist  wieder  ein  sehr  wesentlicher  Unterschied  der,  dass  einige 
den  Satz,  den  sie  einleiten,  sich  strenger  unterordnen,  andere  ihm 
nur  lose  vortreten.    Jene  ersteren  müssen  notwendig  immer  an  der 


1  Die  Form  (O'tl'U'l*-  ^^  Stat.  constr.  findet  sich  Rüppell  II,  39 
[D.H.Müller,  Epigr.  Denhn.  S.  45].  _  JJ^hor  (Il-f|'f;'|":  s.  jetzt  auch 
Barth,  ZDMG  XLII,  S.  348,  N.  G. 


§  1G8.    Conjunctionen.  Oöo 

Spitze  des  Satzes  stehn  und  sind  entweder  mit  relativen  Fürwörtern 
zusammengesetzt  oder  stehn  im  Stat.  constr. ;  diese  sind  nichts  als 
Adverbien,  welche  darum  auch  leicht  wie  andere  adverbiale  Wörtchen 
hinter  das  erste  oder  die  ersten  Wörter  des  Satzes  zurücktreten 
oder  gar  wie  Enclitica  sich  einem  derselben  anhängen  können. 
Sie  folgen  hier  nach  ihren  Bedeutungen  geordnet. 

1.   Fortsetzende,   trennende,   gegensätzliche,   einschränkende 

Conjunctionen. 

1.  Die  einfachste  Copula  ist  W  und  (1,  ^),  immer  an  das 
folgende  Wort  angelehnt.  Sie  verbindet  ebensowohl  einzelne  Wörter 
als  Sätze  und  entspricht  öfters  unserem  stärkeren  auch  und  nicht 
selten  unserem  aber^  sofern  das  in  der  einen  Sprache  als  eine  ein- 
fache Fortsetzung,  Aneinanderreihung  aufgefasst  werden  kann,  was 
in  der  andern  mehr  als  Gegensatz  ausgedrückt  wird;  oder  auch 
unserem  oder,  bis,  z.  B.  „zwei  tmd  drei"  für  „zwei  bis  drei" 
(Hen.  3).  Doch  sind  für  auch,  aber  und  oder  besondere  Wörtchen 
vorhanden,  die  in  gewöhnlichem  Gebrauch  sind. 

2.  Bald  trennend  (disjunctiv),  bald  erklärend  ist  h(0*i  oder 
(J,  1J<)  o]  );  doch  hat  man  für  oder  im  Sinne  von  das  heisst 
auch  eine  Umschreibung  mit  »TlVLA',  §  193,  und  für  oder  als  sive 
ebenfalls  noch  andere  Ausdrücke,  §  170. 

3.  Für  den  Begriff  auch  dient  das  eigentümliche  Wort  VL'? 
immer  enclitisch  wie  re  und  qiie^  ein  Adverbium  kürzester  Bildung 
von  der  Wurzel  Ü^  §  62,  z.  B.  a^T^'d^hO^^lH.'  auch  die  Zöllner 
Matth.  5,  46,  Yxli'i'Hj  auch  du  18,  33,  JiAVLPs  auch  die,  die  er  hat 
13,  12.  Es  dient  auch  zur  Anreihung  und  ist  dann  =  und,  z.  B. 
"hii^M^XO^*'  An»'lhh^''*'VL-"  ich  will  euch  und  euer  Haus  ernähren 
Gen.  50,  21.  Am  häufigsten  kommt  es  vor  in  Verbindung  mit  CD, 
ffl  —  Y.s  und  auch,  ferner,  und :  (D'h'ihVL'  und  {auch)  die  Tiere 
Gen.  1,  26;  CD^nV.-"  1-Ä.A?-  und  wann  ihr  betet  Matth.  6,  5.  Es 
verbindet  in  allen  diesen  Fällen  ebensowohl  einzelne  Wörter  wie 
ganze  Sätze.  Häufig  dient  es  dazu^,  um  aus  den  Fragewörtern 
a^^''  und  f^'i'^T'  Indefinita  zu  machen  (§  147,  b),  jedoch  nur  in 
Sätzen  mit  verneinendem  Sinn. 


1  Auch  =  o  !^U  G.  Ad.  S.  110,  Z.  7  und  Note  2. 

2  Wenn  nicht  vielmehr  aus  einer  Fragewurzel  l'nn,  Id  abgeschwächt. 

3  Wie  f^f^  und  ^«T. 


364  §  168.    Conjunctionen. 

4.  Etwas  stärker  als  *L'  ist  3^ ' ,  von  der  Wurzel  V  ebenso 
gebildet  wie  *L'  von  der  Wurzel  Ö  ^  Es  kann  zwar  oft  mit  auch 
übersetzt  werden,  ist  aber  genauer  unser  seinerseits,  hinwiederum^ 
denn  es  hat  seine  Stelle  da,  wo  ein  Gegenseitigkeitsverhältnis  statt- 
findet, zwei  oder  mehrere  Glieder  (Wörter  oder  Sätze)  sich  ent- 
sprechen; griechisch  wäre  es  am  ehesten  durch  jjLev  oder  de  aus- 
zudrücken; was  ihr  wollt,  dass  euch  die  Leute  thun^  'lü^'  t^o^i 
^'jr^tfD-j^:  ß^Qs  fji^f;  {Ji^^  ihnen  eurerseits  Matth.  7,  12;  wenn  ihr  den 
Menschen  ihre  Schuld  vergehet,  f '1rÄ'*7'  h\\ff^X'  hfl^h^'^'s  wird 
auch  euch  euer  Vater  vergehen  6,  14.  15;  dlio^'  Hrt'^J?^'  (Ot[9^ 
^CX'  wie  im  Himmel,  so  auch  auf  Erden  6,  10.  So  wird  sehr 
oft  (D  —  ^:  zusammengesetzt  =  de,  wenn  etwas  neues  hinzugefügt 
wird :  (DliV^'Iri^'  und  die  Priester  aher  (ihrerseits)  u.  s.  f.  Jos.  6, 13. 
14.  9,3;  vgl.  namentlich  die  lehrreiche  Stelle  Matth.  13,37  —  39: 
der  Sämann  ist  des  Menschen  Sohn,  (D'}^^{)'\^\'  der  AcJcer  aher 
ist  die  Welt,  (Dw^f/t^'  WCh'  der  gute  Samen  aher  sind  die  Kinder 
des  Reichs  u.  s.  f.  Wenn  zwei  oder  mehrere  Glieder  durch  \'^  CD— Jr : 
aneinandergereiht  werden,  entspricht  dies  unserem  soivohl —  als  auch: 
(D(DbY\-'  h^'^l'^X'  (Dhl^-f-o^'X-  und  es  ^ogen  soivohl  sie  als 
ihre  Könige  aus  Jos.  11,4;  oder  hl^W-AV^^:  ^OCI-  (Dh9^V?i,'' 
rnA'  wie  von  allen  andern  Seiten  so  steigt  auch  von  jener  Seite 
Thau  auf  Een.2S, 2;  ebenso  i^'-  (D,  z.  B.  (O^h'Pi,'  (Dhü'  J^AA.Ii-: 
er  sowohl  als  die,  welche  bei  ihm  waren  Matth.  12,  3,  oder 
V^:  _  fli  _  Jr:  Gen.  42,  35.  Wie  VI-'  und  zu  gleichem  Zweck  wird 
i^'  auch  dem  Fragewort  angehängt;  doch  nimmt  tn^Y'i  lieber  V,'  » 
9^1^:  lieber  Jr:  an^ 

5.  Der  Begriff  aher  wird,  wenn  er  nicht  mit  besonderem 
Nachdruck  steht,  regelmässig  durch  ü'  ausgedrückt,  das  ebenfalls 
immer  enclitisch  steht,  von  der  Wurzel  rt*  (§  62,  1,  a)  kommt 
und  zunächst  da  bedeutet;  seine  Grundbedeutung  ist  keineswegs 
aher,  sondern  es  wird  einem  Worte  angehängt,  um  dieses  n ach- 
druck svoll  hervorzuheben,  und  verleiht  dadurch  der  äthiopischen 
Rede  besondere  Feinheit  und  Kürze.  Z.  B.:  sorget  nicht  für  morgen, 
7if|£7D:  liPlT'rt:  l'rh.A.-  ACh^-"  denn  morgen  ivird  für  sich  seihst 


1  -ni  soll  auch  assyrisch  sein;  s.  Haupt,  Der  keilinschr.  Sintfluth- 
bericht  (Leipzig  1881),  S.  29  [und  Delitzsch,  Assyr.  Gramm.  §  79,  ß]. 

2  Weil  Ü^^'lJ  keinen  guten  Laut  giebt. 

^  Stösst  5^:  mit  dem  auslautenden  *}  eines  Nomens  zusammen,  so 
ündet  gewöhnlich  keine  Contraction  (§  55,  c)  statt,  z.  B.  Lev.  25,  22.  Deut. 
2,  23.  29  (vgl.  §  161,  a);  doch  s.  Num.  6,  4. 

*  Ganz  ähnlich  sind  "^"^l",   rT,  c^i'. 

7       v>  I 


§  168.    Conjiinctionen.  365 

sorgen  Matth.  6,  34;  hf^:  rilA-S-rt-'  h'H"  ah1\l.h'nih.C'  wenn 
du  wirklich  der  Sohn  Gottes  bist  4,  3;  Gen.  4,  25.  Matth.  3,  15. 
6,  9.  21,  13.  Jos.  23,  2.  Hen.  15,  7.  IG,  3  u.  s.  w.  Daher  entspricht 
es  auch  einem  juev,  wo  dieses  hervorhebt:  ''7?i^4-rt'  'flH*^'  (D'l 
04-=  'h^t^'i'  6  jLiev  i^egiojLidg  nolvc;,  ol  Se  egyarai  oUyoi  Matth. 
9,37;  ^l\{\'  ^h'  fö^^'d'  OlJiRöl-:  \\%f\(D-'  Gen  27,22;  so- 
wohl für  /.ih  als  für  de  steht  es  z.  B.  Joh.  3,  29.  30.  Ueber  die 
Stelking  von  {l-  im  Satze  vgl.:  ai?iA"  f>Yi>'(\h'{i'  Tob.  12,  10,  wo 
jüngere  Handschriften  (Dtxhd'  J&Ai»'flfr5  bieten.  Um  einen  be- 
sonders starken  Nachdruck  hervorzubringen,  kann  es  auch  mehreren 
Wörtern  des  Satzes  angehängt  werden:  h9^?*9^ll'  hlXlfl'  fiS.^ 
^\'  von  heute  an  wird  er  mich  nun  gewiss  lieben  Gen.  30,  20. 
Wenn  es  wirklich  nur  unser  aber  oder  das  griechische  fortschrei- 
tende oder  gegensätzliche  de  ausdrückt,  wird  es  oft  noch  mit  (D 
verbunden:  Ö9— rts,  z.  B.  (D}\irDf^:  wenn  aber'^. 

6.  Stärker  und  fast  nur  nach  Sätzen  mit  verneinendem  Sinn 
drückt   den    Gegensatz    aus    h^'   sondern,    vielmehr,    gebildet   aus 

A  =  5  (§  62)  und  h9^  =  h9^  wenn  (§  170)^  es  wird  ziemlich 
häufig  gebraucht  und  steht  immer  am  Anfang  des  Satzes,  z.  B.: 
der  Mensch  lebt  nicht  vom  JBrod  allein,  Y\f\'  nW"A*'  ^A-  sondern 
von  jedem  Wort  Matth.  4,  4.  Im  Sinne  von  ivenn  nicht  steht  es 
ehrest,  p.  4,    1.  21;    p.  92,  1.   13.      In    Uebersetzungen    aus    dem 

Arabischen  entspricht  es  auch  !^J  ausser,  z.  B.  Yx^i'  Yi^f*'  ausser 
ivenn  G.  Ad.  148,  1. 

7.  In  ähnlichem  Sinn  wird  nach  einer  Verneinung  oft  auch 
lKll{\^'  und  \lM({^''  (§  166,  Nr.  23)  gebraucht:  Matth.  9,  12. 
16,  23.  Marc.  7,  15.  Ps.  43,  5. 

8.  Auch  fl/h'fr'  (§  163,  2),  das  eigentlich  nur  bedeutet,  wird 
oft  für  doch,  vielmehr,  aber  gebraucht.    Es  wird  dann  in  der  Regel 


1  Ueber  lirtVl--'  (ifrtVhO  s.  m.  Lex.,  col.  1056  f.  und  vgl.  Prätoriüs, 
Beitr.  z.  Assyr.,  I,  S.  26. 

2  Also  wie  jij  ojebildet.  Anderer  Ansicht  ist  Nöldeke,  der  in  einem 
Briefe  vom  4.  Dez.  1882  ^^:  als  dXM  erklärt,  das  durch  Vermittelung  des 
Koptischen,  wo  es  ganz  üblich  ist  (vgl.  Stern's  Gramm.),  in's  Aethiopische 

w 

gedrungen  sei.  Gegen  eine  Zusammenstellung  mit  j^l  macht  dort  derselbe 
Gelehrte  geltend,  dass  lä  sonst  im  Geez  nicht  bezeugt  ist,  dass  sich  m 
und  n  im  Geez  nicht  progressiv  assimiliren   und  dass   die  semitischen  Par- 

tikeln  für  den  Begriff  wenn  stets  i  enthalten  (-»l  =  *H  =  Qit^n)- 


»^t)«  §  169.    Conjiinctionen. 

einem  andern  Worte,  meistens  dem  Hauptworte,  auf  das  es  an- 
kommt, nachgesetzt:  hlilh*'  Q^'U'-  fiMnh'dih.C'  gehet  viel- 
mehr Gott  Matth.  5,  33;  J&Tfh'}:  ([h\'l^'  JlCSfl^"  es  sei  vielmehr 
eure  Rede  V.  37.  10,  6;  KA-"  AulnV-'  Orhi^-"  h9^Vi'  die  doch  nicht 
zu  uns  gehören  1  Joh.  2,  19.  Mit  (D  zusammengesetzt,  IDflrlhi^-'j 
drückt  es  aher  {sondern)  aus:  ÄDOrhiJ'  0'*k'  aber  hütet  euch! 
Matth.  6,  1.  8,  4;  flin/h*-"  ?i-flAlntf»-."  aber  ich  sage  euch  Matth. 
8,  11;  Cöfl/h*:  ¥Cl^•■  aber  fürchtet  den,  der  u.  s.  f.  10,  28; 
auch  von  W  getrennt:  (Dh'üMlf'^'' '  flrh+'  ich  sage  euch  aber 
Matth.  17,  12,  und  so  oft.  Ausserdem  kann  im  selben  Satze  noch 
fi'-  stehn :  (Dh^A'  KiL^ß^'l"-  ArTii^-"  j&h-fcs  'ühfL^'-  wenn  aber 
jenes  Weib  nicht  will  Gen.  24,8;  (Dd^h-P-  Mi^O-fi'-  Ä.ffrft!  Kf 
^ao^:  aber  Jesus  selbst  taufte  nicht  Joh.  4,  2. 

9.  lieber  Hh^'^'''  vielmehr  (auch  zusammengesetzt:  tl'h'}i\ti' 
^hf^'  sondern  vielmehr  Marc.  7,  15)  s.  §  163,  2. 

2.    Folgernde,  begründende,  bezweckende  Conjunctionen. 

§  169  1.    Eine  Folgerung  bezeichnet  ih'  nun,  also,  immer  enclitisch 

und  wahrscheinlich  verkürzt  aus  ]5,  §  64,  b.     Es   ist  sehr  häufig, 

namentlich  im  N.  T.,  z.  B.:  (DYtti^lrih'  'hfl^AÄ"-"  und  alle  Ge- 
schlechter somit  sind  u.  s.  w.  Matth.  1,  17;  h'}fi^'  ich  aber  nun 
Matth.  3,  11.  Es  wird  auch  an  h  angehängt,  zur  Verstärkung 
der  Verwunderung:  yt\h^^9^V^lr'  o  was  für  Lehrer!.  Dem  vocal- 
losen  *7'  T"  eines  Verbums  kann  sich  das  Je  von  ih'  assimiliren  : 
Mß:%''  Gen.  33,  15. 

2.  Ebenfalls  zunächst  folgernd,  also,  nun,  dann  aber  auch 
so  viel  wie  nun  denn,  sofort  ist  ?i'}h',  das  immer  einem  der  ersten 
Wörter  des  Satzes  nachgesetzt  vrird  und  von  "hlr  und  h ,  §  64,  b, 
abzuleiten  ist.  Es  ist  sehr  häufig,  z.  B.  ^9^'}^'-  Mh'  ^^^0 
(h\'  warum  zürnet  ihr  mir  also?  Joh.  7,  23.  Oft  steht  es  neben 
h,:  =  so  denn  nun,  z.  B.  '7fl4-ll,s  ItxlrXl'  iP^Tf-'  ^d»'  so  bringet 
denn  nun  gute  Früchte  Matth.  3,  8.  5,  13.  6,  31.  10,  26.  22,  9;  oder 
es  wird  durch  tl'  verstärkt:  Ah»  "hlXlti-  "hü'  Ä^^'^f-"  50  gehe 
denn  nun  zu  meiner  Magd  hinein  Gen.  16,  2.  29,  19.  21.  Hen.  16,  4. 
Auch  kann  es  dann,  durch  andere  Enclitica  verstärkt,  an  den 
Anfang  des  Satzes  treten:  }i'}hl)1fl>:  Matth.  19,  6.  In  der  Erzählung 
drückt  es,  zu  einem  Perfect  oder  Imperfect  gesetzt,  mit  (D  zusammen 
und  so  aus^:  (Dlx'W'  "hlrXX'  und  sie  fingen  nun  an  Hen.  86,  6. 


^  Dem  T  und  *|  consecutivum  der  Hebräer  entsprechend. 


4?  KiO.     Cniijuiicl  ioiiPii.  o()7 

93,  3;  tflJP 7.'/^ >!<"*'"•  ?i'>hs  WMt?  er  tvird  sie  (nun)  so/br^  drängen 
Hen.  62,  10.  Ex.  5,  7.  10.  (i,  7.  7,  5;  oder  es  entspricht  in  gewissen 
Verbindungen  unserem  noch :  ^irli'f'  -'  Ti'iil  •  (einmal  nun)  noch 
einmal  Jud.  16,  28.  lieber  h^  —  Ji'J'h"  nicht  mehr,  ovxhi,  i.ii]xhi 
s.  d.  Lex. 

3.  Aehnlich  zusammengesetzt,  aber  an  Bedeutung  etwas  ver- 
schieden ist  das  meist  nachgesetzte,  nur  hie  und  da  vorantretende 
h'i.'^'  uQa.  Es  steht  fast  immer  in  Fragen  und  leitet  aus  be- 
kannten Voraussetzungen  mit  Wahrscheinlichkeit  sich  ergebende 
Folgerungen  ab:  wohl?,  doch  wohl  nun?  u.  s.  w. :  «w^-:  "hlrP' 
fOfl.=  iver  ist  nun  wohl  der  grössere?  Matth.  18,  1;  Tx'iP''  hl'i 
lif'i'l''  }i''^''i'l^'  (O't^rF^f^''  so  sind  doch  wohl  ihre  Kinder  frei? 
17,26;  ohne  Fragewort:  MP'  AK-rh-'h  ^ÖiU\\^^-'  iw>'}«7/*'"(-: 
so  ist  doch  lüohl  das  Reich  mi  euch  gekommen?  12,  28;  s.  auch 
t^'l'  MP'  Matth.  19,25;  9^1'V'  ItxlP'  19,  27.  Sehr  bezeich- 
nend auch:  #wj^:  ItxlP'  fl^?i'(J-'  lOi^s  was  ist  nun  wohl  das 
für  ein  Mensch  (nämlich  der  die  von  ihm  gethanen  Dinge  thun 
kann ;  also  folgernd  aus  seinen  Thaten)  Matth.  8, 27.  Der  Bedeutungs- 
unterschied von  h*}!!  •  muss  in  P^  liegen:  wenn  ?i^h  =  =  (da) 
siehe^  dass  =  daher,  also,  so  muss  ItiiP '  sein  siehe  doch  oder 
siehe,  was!  Daraus  erklärt  sich  ein  Gebrauch  wie  Marc.  1,  37 
IhlfP'  W"/!-*  f 'If/^'iM-h'  es  sucht  dich  ja  alles,  wo  auf  etwas  be- 
kanntes, das  auch  vom  Angeredeten  hätte  in  Betracht  genommen 
w^erden  können,  hingewiesen  wird. 

4.  Begründend  ist  htl^"^'  (aus  rt  und  <^  §  64,  b)  weil  und 
denn^,  fast  das  einzige  Wort  für  diesen  Begriff  und  sehr  häufig 
gebraucht.     Seltener  wie  ön  =  dass  (§  203). 

5.  Das  Pron.  relativum,  neutrisch  aufgefasst,  H  *,  ist  auch 
dass  (so  dass)  und  weil. 

6.  Das  gewöhnliche  Wort  für  dass  ist  h^"^'  ^  (gemäss  dem 
was;  wie),  das  auch  als  Präposition  gebräuchlich  ist,  §  165,  6.  Es 
bedeutet  ebensowohl  dass,  sodass  als  damit  und  muss  in  letzterem 
Falle  immer  den  Subjunctiv  nach  sich  haben.  Mit  h^  zusammen 
(h^^-  hj  bedeutet  es  dass  nicht,  damit  nicht. 


1  Wie  auch  ^3  beides  vereinigt. 

2  Wie  ntrx,   'U^,  ?,  ^f^,  quod. 

3  Wie  wg,  öjcmg,  Z^^,  iit.  —  Nach  Nöldeke,  GGA  1886,  No.  26, 
S.  1013  ist  \\0O:  dass  verschieden  von  i\ffD:  ivie  =  U.5  und  ist  zu  L^Ä5 
zu  stellen,  da  im  Tigrina  le  =      S   "'^  eine  grosse  Rolle  spielt. 


368  §  169.    Conjunctionen. 

7.  Die  Präposition  A  (§  164,  2),  welche  den  Zweck  ausdrückt, 
wird,  wie  J  im  Arabischen,    auch  einem   ganzen  Satze  vorgesetzt, 

um  einen  Wunsch,  einen  Befehl  oder  eine  Absicht  auszudrücken. 
Sie  wird  in  unabhängigen  Sätzen  und  in  abhängigen  Finalsätzen 
(vgl.  m.  Lex.  col.  24  und  Hexa'em.  15,  3)  gebraucht  und  muss 
immer  den  Subjunctiv  nach  sich  haben,  dem  sie  unmittelbar  vor- 
tritt. Offenbar  hängt  von  diesem  A  im  Stat.  constr.  der  ganze 
folgende  Satz  ab;  es  müsste  eigentlich  lauten  Alf  dasu  dass,  wo- 
bei aber  wegen  der  kurzen  Redeweise  eines  Befehlenden  oder 
Wünschenden  H  nie  in  Anwendung  kommt. 

8.  "hilll',  eigentlich  bis  dass  (auch  Präposition  §  165,  5), 
ist  weiterhin  auch  sodass^  z.  B.  Jos.  23,  5.  13;  da  es  indessen  schon 
häufig  als  Präposition  gebraucht  wird,  so  setzt  man  es  wieder  mit 
fid'  zusammen:  ?iflh:  fifi'  bis  wann^  auch  sodass,  Sore,  Matth. 
8,  24.  28.  13,  2.  54.  15,  31  u.  s.  f.  Im  Hexaemeron  entspricht  es 
(mit  Indic.  oder  Subj.  verbunden)  öfters  ^5-^^,  z.  B.  5,  15;  9,  17; 
s.  auch  G.  Ad.  27,  11. 

9.  Mflti'-  und  n}l'i(\^''  (§  166,  23)  kann  sich  auch  im 
Sinne  von  ohne  dass,  sodass  nicht  einen  ganzen  Satz  unterordnen : 
Matth.  10,  29  u.  s.  w.     (Es  sollte  eigentlich  voller  Ti^HArf--  lauten.) 

10.  Endlich  gehört  hieher  das  seinem  Ursprung  nach  so  sehr 
dunkle  Wort  ^%'.  Dies  entspricht  manchmal  unserem  vielleicht 
und  drückt  Zweifel,  üngewissheit  oder  blosse  Wahrscheinlichkeit 
aus:  dh^fh^^C'  W'  P"T."  es  ist  vielleicht  aus  Unwissenheit  ge- 
scheht Gen.  43,  12.  20,  11.  Luc.  11,  20;  viel  häufiger  aber  wird  es 
angewandt,  wenn  das  Ungewisse  zugleich  Besorgnis  erregt,  und 
entspricht  dann  dem  griechischen  jutjjiote,  hebr.  J9  und  unserem 
dass  nur  nicht!:  P-T.."  ß»(rD^}^:  HJ&h'fl^h-'  es  dürfte  sonst  leicht 
einer  kommen,  der  mehr  geehrt  ist  als  du  Luc.  14,  8;  ^%'  M- 
'h't*iWh*^'  9^l\M'  dass  ich  nur  nicht  mit  ihr  untergehe  Hen.  65, 3; 
fl'/&?iH.3l"  P"?.'  yiUÖ^'  hf^lhi  und  nun  steht  ^u  besorgen,  dass 
er  seine  Hand  ausstrecke  Gen.  3,  22;  P*T,!  'ThM.-  da  könntest  du 
leicht  in  Sünde  geraten  Deut.  4,  19.  Gen.  26,  9.  Deut.  8,  12  — 14. 
Gen.  38,  11.  Daher  nach  Verben  des  Fürchtens  und  Sichhütens: 
Itid^Ci)  '  ?'%  •  iu't'd.^^- '  ich  fürchte,  ihr  wollet  vielleicht  Glicht 
Hen.  6,  3;  (^4»  =  P"T.-"  Apoc.  22,  9.  Hiernach  muss  das  Wort 
eigentlich  bedeuten :  es  dürfte  sein,  dass  oder  es  steht  zu  be- 
fürchten, dass^. 


^  Sodass  7J^:  =  ^^  (§  64,  b),  P*  aber  aus  irgend  einem  längeren  Wort 
bis  zur  Unkenntlichkeit  verstümmelt  zu  sein  scheint,  etwa  aus  einem  Optativ 


§  170.    Conjunctionen.  369 

3.    Bedingungs-  und  Zeitverhältnisse  ausdrückende  Conjunctionen. 

Für  diese  beiden  Verhältnisse  hat  das  Aethiopische,  wie  auch  §  170 
andere  Sprachen,  zum  Teil  die  gleichen  Wörter. 

1.  Von  dem  fragenden  und  bezüglichen  <"'  mit  vorgesetztem 
Hauchlaut  (§  64,  b)  leitet  sich  ab:  h^'  als  Zeit-,  h^'-  als  Be- 
dingungspartikel, ein  Unterschied,  der  rein  lautlicher  Natur  ist 
und  sich  gewiss  erst  im  Laufe  der  Zeit  ausgeprägt  hat^.  h^'^' 
wanrij  als  ist  nicht  so  sehr  häufig  und  wird  meist  durch  fid'  er- 
setzt; wo  es  steht,  hat  es  noch  den  vollen  Sinn  von  ^ur  Zeit  als 
(vgl.  auch  §  161,  b).  Es  wird  zusammengesetzt  zu  "M^tx^^'  seit, 
z.  ß.  Gen.  11,  10  (u.  0.)  und  zu  IhlÜl'  h^^'  (s.  unten).  Dagegen  ist 
in  Uh^^'  als  (Ps.  3,  üeberschrift  u.  s.  w.)  h^"^'  dem  Rel.  nach- 
gesetzte (§  164)  Präposition,  also  eigentlich:  ^wr  Zeit  davon  dass. 
YiifOi  ivenn^  ist  das  gewöhnliche  Bedingungswörtchen,  das  steht, 
wenn  etwas  wirkliches  oder  mögliches  gesetzt  wird ;  es  wird  zu- 
sammengesetzt mit  A-  tilti^^'  (gegen  wann  hin  d.  i.)  für  den  Fall 
dass,  so  viel  als  ?i<^s  wenn,  z.  B.  Ps.  45,  2.  Gen.  15,  5.  18,  24. 
Matth.  11,  23.  Beide  bedeuten  in  abhängiger  Frage:  ob.  Wenn 
nicht,  ob  nicht  wird  durch  Anfügung  der  Verneinung  ausgedrückt: 
h^'-  K  oder  Ah«^!  K,-  Wenn  auch  ist  h^"/.'  (AJi^^Yj)  oder 
(Dli^'^'L'.  Wird  "ho^X'  oder  "ho^H^  wiederholt,  so  werden  zwei 
mögliche  Fälle  einander  gegenübergestellt :  sive  —  sive^  sei  es  dass 
—  oder,  z.  B.  Txoo^i  ^^(D^'-  ail\tn*\i  ^^:  1  Cor.  3,  22;  ?i</» 
*L'  }i(Ds  (DTti^t-  hAO-  Matth.  5,  37.  Doch  kann  (Dho^^L-  oder 
fl'Ah'^'  unter  Umständen  schon  an  und  für  sich  oder  bedeuten: 
Matth.  12,  25.  Hen.  59,  2.  Ist  dagegen  oder  im  ausschliessenden 
(disjunctiven)  Sinne  gemeint,  so  wird  die  Verneinung  l\\\-  nicht 
mit  "ho^'  zu  "h^^i  M}'  oder  Itx'^'M^'  zusammengezogen,  und  dies 
bedeutet  dann  1.  oder  (aut),  z.  B.  Luc.  2,  24  und  wiederholt  h*^ 
h\i'  —  (Dh'^Mi:  oder  h^lhlifi '-  —  h'^hM  '  entweder  —  oder 
(s.  §  206),  oder  2.  tvo  nicht  d.  i.  sonst  (sin  minus):  Marc.  2,  21. 
Matth.  6,  1.  24  u.  s.  f. 

2.  Verkürzt  aus  Tti^"*'  ist  M^,  meist  an  der  Spitze  des  Nach- 


von  H'n,   ninC?),  als  wäre  es  ^^  1n^  (?),   oder  von  lf,    ^  erweicht,   sodass 

T  T  TT  ^  •  :  -^ 

P"T,'  eigentlich  ob  dass  (^^f   «J)  wäre. 

1  Vgl,  ^A;  (wenn  nicht,  ausser)  sondern, 

Dillmann,   Aetbiop.  Sprache,  2,  Aufl.  24 


370  §  170.    Conjunctionen. 

Satzes  irrealer  Conditionalsätze  stehend^  und  griechischem  äv  ent- 
sprechend*. Es  wird,  da  es  nicht  mehr  ein  eigentliches  Bedingungs- 
wörtchen  ist,  sondern  an  der  Spitze  des  Nachsatzes  nur  noch  ein- 
mal andeuten  soll,  dass  der  ganze  Satz  bloss  bedingt  aufzufassen 
ist,  immer  einem  andern  Worte  vorn  angelehnt  (wie  hJ^Vftrh«' 
sie  würden  Busse  gethan  haben  Matth.  11,  21),  weshalb  a  von  Ji^^"- 
(meist)  abgefallen  ist.  Weiterhin  wird  "^9^  auch  in  Wunschsätzen 
gebraucht,  wenn  die  Erfüllung  des  .Wunsches  als  zweifelhaft  oder 
unwahrscheinlich  dargestellt  werden  soll:  a^'h'  'h9^\\d*hX'  o  dass 
mir  einer  mitteilte!. 

3.  fid'  (§§  62,  1,  a;  166,  Nr.  38),  eigentlich  im  da^  daj  wird 
meist  relativ  gebraucht  wie  unser  c?a,  als,  wann  und  ist  die  ge- 
wöhnliche Zeitpartikel.  Hie  und  da  findet  man,  namentlich  wenn 
Enclitica  daran  angehängt  sind,  in  alten  Handschriften  und  Drucken 
auch  noch  die  Form  ^O.--  (§§  166,  Nr.  38;  167,  3),  z.  B.  fiO^fi' 
wann  aber,  Öihlh'  wann  wohl.  In  irrealen  Conditionalsätzen  wird 
Ö([i  als  Bedingnngspartikel  wenn^  gebraucht,  mit  folgendem  ?iJ^ 
im  Nachsatze :  den  Uebergang  zu  dieser  Bedeutung  bildet  der  Ge- 
brauch in  Wunschsätzen,  wo  man  wie  <w>^:  o  dass  doch  einer! 
(§  199)  so  auch  ^0=  o  dass  doch  irgendwann!  sagte. 

4.  "hTfati-  und  Uh'idii'  (eigentlich:  wenn  nicht,  ausser 
§  166,  Nr.  23  und  ohne  dass  §  169,  9)  wird  auch  von  der  Zeit 
gebraucht:  da  noch  nicht,  ehe.,  und  dann  mit  dem  Subj.  verbunden 
(§  90);  ebenso  auch  mehr  bedingend:  es  sei  denn  dass.,  ausser, 
Matth.  19,9.  11;  HTi'XIA:  tx^Oi  ausser  wenn,  Matth.  12,  29. 

5.  "hlifi'  indem,  während  spielt  im  Gebiet  der  Conjunctionen 
dieselbe  Rolle  wie  'h'i'V'^  (§  166,  Nr.  19)  unter  den  Präpositionen. 
Das  vorgesetzte  Itx'i  {da,  siehe)  setzt  gleichsam  die  relative  Con- 
junction  H*  dass  in  den  Accusativ,  um  so  den  ganzen  dadurch  ein- 
geleiteten Satz  im  Accusativ  der  nähern  Bestimmung  oder  als 
Zustandssatz  dem  Verbum  des  Hauptsatzes  unterzuordnen:  da 
dass,  in  dem  (Zustande)  dass.  Dieses  ?i'}H'  wird  ausserordentlich 
häufig  gebraucht,  um  die  fehlenden  Participien  zu  ersetzen  (ganz 
wie    das    deutsche    indem) ,    oder    auch    gleichbedeutend   mit   dem 


^  Doch  s.  G.  Ad.  54,  25  liAP'  H?i5^Jfl5f'  ^^  tvären  wir  nicht  gewesen 
und  vgl.  ebend.  55,  2. 

2  Es  verhält  sich  zu  YiifOs  wie  äv  zu  idv  {sl  äv). 

^  Es  entspricht  dann  it?,    ••J. 

*    Das    selbst    wiederum ,    wenn    auch    nur    selten ,    als    Conjunction 
vorkommt. 


§  171.    Conjiinctionen.  '^' ^ 

Gerundium  (§  123)  und  öfters  für  dieses,  wenn  es  aus  besondern 
Gründen  nicht  angebt,  das  Gerundium  zu  bilden  oder  zu  gebrauchen. 
Oft  entspricht  es  unserem  obgleich,  namentlich  nach  Verneinungen 
oder  in  verneinenden  Sätzen,  z.  B.  er  ass  nichts  kostbares  hlftl' 
(\Öl\'  fl>*?i'l--'  da  er  doch  (obgleich  er)  reich  war;  oder  Matth.  13,  13. 

6.  htlll'  bis  dass  (auch  hhM'  §  160)  wird  auch  zeitlich 
gebraucht;  doch  steht  dafür  häufiger  hMl'  h^^'  bis  wann ,  bis, 
Matth.  2,  13.  15,  auch  so  lange  als,  Gant.  3,  5;  oder  Jifth«'  öü- 
bis  als,  bis,  Matth.  2,  9.  5,  18.  26. 

7.  }\9^l\^'',  seltner  Ahi^^h^s  und  iih^'  h^-",  aus  Tti^o: 

und  h^"^',  ist  sobald  als,  Matth.  5,  23.  9,  21  u.  s.  w.;  s.  m.  Lex., 
col.  829  f. 

8.  Ursprüngliche  Präpositionen,  die  ohne  nachgesetztes  Rela- 
tivum  als  Conjunctionen  gebraucht  werden,  sind  h'J^^'^d'  nach- 
dem (sehr  häufig)  und  h9^^^f'^'  bevor,  ehe,  auch  ^f^'tw-,  die 
beiden  letzteren  mit  dem  Subj.  verbunden  (§  90);  ferner  oo(V\'l'i 
l\9^mY'  und  aWrmY'  so  lange  als,  z.  B.  Marc.  2, 19.  Matth.  9,  15. 
Gal.  4,  1.  Ps.  103,  34  (s.  §§  166,  35  und  157,  1). 

9.  Mit  dem  rel.  H  zusammengesetzt  sind  "h^^ti'  von  da  an 
dass  d.  i.  nachdem,  Hen.  6,  1.  Matth.  20,  8.  Gen.  24,  22,  und  flH-- 
indem  (=  Mn-),  als,  Gen.  24,  36.  40,  15. 

10.  Ausserdem  können  noch  manche  Präpositionen  und  Sub- 
stantiva,  indem  sie  in  den  Stat.  constr.  treten,  auch  als  Conjunc- 
tionen gebraucht  werden,  wobei  H  bald  hinzugesetzt,  bald  weg- 
gelassen wird:  IJL'  wann,  ivann  nur  immer  (Zeit  von),  Marc.  14,7; 
lif '>'^:  H  statt  dass,  Jos.  24,  20  oder  V^l-t*'-  K^(D:  dafür  dass 
er  sich  abmühte-,  "i'flJ-Ani^  iui\^9*'  dafür  dass  sie  ihn  gespeist, 
(IKlr'ti  H  deswegen  weil,  Hen.  13,  2.  Gen.  6,  6.  Marc.  1,  44,  dafür 
dass  Gen.  29,  27,  und  noch  mehrere  andere. 

Es  ergiebt  sich  aus  der  Uebersicht  über  die  Adverbien,  §171 
Präpositionen  und  Conjunctionen,  dass  das  Aethiopische  eine  grosse 
Menge  von  Wörtchen  besitzt,  die  unselbständig  geworden  anderen 
stärkeren  Wörtern  vorn  oder  hinten  angelehnt  werden.  Die  An- 
lehnung vorn  ist  auch  in  den  andern  semitischen  Sprachen  sehr 
geläufig  und  trifft,  wie  im  Gebiet  der  Fürwörter  Tf  und  It,  so  auch 
im  Gebiet  der  Partikeln  nur  die  sehr  kurzen  einsilbigen  Wörtchen, 
die  zu  schwach  sind,  um  selbständig  zu  bleiben  und  einen  eigenen 
Ton  zu  tragen,  nämlich  die  Präpositionen  fl;  A>  li9^,  die  Con- 
junctionen A,  flJ)  H?  1x9^,  die  Negation  /i,,  das  Interrogativum  ^ 

24* 


^'^2  §  171.    Conjunctionen. 

und  die  Interjection  Ai^,  welch  letztere  übrigens  auch  nachgesetzt 
werden  kann.  Diese  Wörtchen  vereinigen  sich  mit  dem  Wort, 
dem  sie  vortreten,  zur  Toneinheit  und  behaupten  nur,  wenn  sie 
lange  Vocale  haben,  noch  eine  Art  selbständigen  Tones.  Gleich- 
wohl ist  ihre  Verbindung  mit  dem  Worte  nicht  so  enge,  dass  sie 
auf  die  Lautverhältnisse  einwirkte:  der  An-  und  Auslaut  beider 
zusammentreffender  Wörter  bleibt  immer  unverändert ;  nur  h^ 
macht  in  gewissen  Fällen  einen  stärkeren  Einfluss  auf  den  Anlaut 
des  folgenden  Wortes  geltend  (§  48,  5). 

Aber  alle  diese  Wörtchen  lehnen  sich  im  Aethiopischen  nur 
deshalb  vorn  an  ein  Wort,  weil  sie  ihrem  Begriff  nach  teils  an 
der  Spitze  des  Satzes,  teils  vor  dem  Worte,  vor  das  sie  treten, 
stehn  müssen^.  Wo  aber  sonst  ein  Wörtchen  seinem  Begriff  nach 
als  untergeordnet  und  zu  einem  Hauptbegriff  nur  hinzugefügt  er- 
scheint, hat  das  Aethiopische  den  Zug,  ein  solches  Wort  dem 
Hauptbegriff  nachzusetzen  oder  als  Encliticon  hinten  anzuhängen. 
Fast  alle  diese  feineren  geistigeren  Wörtchen,  welche  die  Haupt- 
denkverhältnisse leicht  und  kurz  ausdrücken  oder  blosse  Schat- 
tirungen  zu  den  stärkeren  Begriffen  beibringen,  werden  ihrer  unter- 
geordneten Bedeutung  gemäss  nachgesetzt ;  sie  verschwinden  darum 
nicht  und  verlieren  nichts  von  der  ihnen  zukommenden  Wichtig- 
keit, aber  der  Fhiss  der  Rede  wird  leichter  und  gefügiger  und  das 
ganze  übersichtlicher,  wenn  die  feinen  Nebenbegriffe  zurücktreten 
und  als  leicht  aufgetragene  Färbungen  der  Hauptgestalten  des 
Satzes  erscheinen.  Zwar  sehen  wir  aus  einzelnen  Erscheinungen 
der  andern  semitischen  Sprachen,  dass  auch  sie  diese  Fähigkeit 
der  Nachstellung  einzelner  Wörter  haben,  aber  so  ausgedehnten 
Gebrauch  davon  wie  das  Aethiop^'sche  hat  keine  andere  semitische 
Sprache  gemacht:  das  Aethiopische  hingegen  hat,  indem  es  jenen 
Grundsatz  fast  allgemein  durchführte,  einen  entschiedenen  Fort- 
schritt bekundet,  hat  sich  den  indoeuropäischen  Sprachen  genähert 
und  für  die  Leichtigkeit  und  Gefügigkeit  des  Satzbaues  viel  ge- 
wonnen. Fast  immer  nachgesetzt  werden  h'Jhs  YxliP'  flrh'Jj'j 
oft  auch  ■8h«''**',  und  stets  h^WJ:  und  hflVb';  nur  enclitisch  sind 
X}  *L'  %'  *L'  \h'  II- s  V-!  tmt  V"  ii'  h'  fi'-  •/•",  öfters  auch  K  Wie 
die  Enclitica  anderer  Sprachen   hängen  sich  aber  auch  die   äthio- 

^  Ausserdem  die  nur  noch  in  Zusammensetzungen  vorkommenden 
h'i,    hA,   h  u.  s  f 

2  Aber  selbst  hier  durchbrechen  einzelne  Präpositionen  das  obige 
Gesetz,  indem  sie  wenigstens  an  Pronomina  hie  und  da  auch  hinten  an- 
treten können,  wie  in  den  indoeuropäischen  Sprachen. 


§  171.    Conjuiietiüiieii.  873 

pischen  nur  äusserlich  an  und  ändern  in  der  Regel  an  den  Laut- 
verhältnissen  des  Wortes,  an  das  sie  treten,  nichts.  Auch  bleiben 
dabei  die  Tonverhältnisse  des  Wortes  unverändert,  vgl.  Trumpf, 
S.  559;  doch  s.  §  59.  Nur  einige  v^enige  Enclitica  führen  Laut- 
veränderungen herbei.  Wie  das  ^i  des  Vocativs  antritt,  ist  schon 
in  §  142  gezeigt  worden.  Vor  fl'  lässt  M'  äna  ich  sein  zweites  a 
regelmässig  schwinden,  also  immer  h'ifl''  Dass  auch  andere 
Wörter  mit  ähnlichen  Lautverhältnissen  vor  rts  ihr  auslautendes  a 
aufgeben,  kommt  sehr  selten  oder  gar  nicht  vor ;  denn  wenn 
Deut.  11,  27.  28  fl^h'l'rt.-  und  (Dood^dz  in  Abhängigkeit  von 
einem  Verbum  (V.  26)  stehn,  so  kann  dies  auch  nach  §  143  er- 
klärt werden^.  Vor  dem  t\  im  Sinne  von  ^"Rt  erscheint  hie  und 
da  statt  eines  auslautenden  a  wieder  ursprüngliches  t  (§  167,  3): 
^llti^h'-  Num.  20,  19  ann.,  '^(\»h''  Jos.  10,  4  ann.,  oder  a  dehnt 
sich  zu  ä:  f^'H^ih'  Num.  20,  19  ann. '^,  oder  wird  abgeworfen: 
hlhYitlh'  Nnm.  20,  IS  ann.;  vgl.  2  Reg.  2,  5.  4  Reg.  5,  26.  19,29. 
Ebenso  kommt  auch  sonst  vor  Anhängseln  leicht  ein  ursprüng- 
liches, später  zu  a  gewordenes  auslautendes  e  wieder  zum  Vorschein, 
wie  in  fia-  (§  170,  3),  h^'-,  ^mV-"  u.  s.  f.  (§  167,  3). 

Von  diesen  hinten  oder  vorn  angelehnten  Wörtchen  können 
nicht  nur  je  eines,  sondern  auch  zwei,  drei  und  mehr  an  ein  Wort 
treten,  z.B.  «»Ah^rtlrt!  und  wenn  aber  nun,  ÖJftHhi^/ifi'H'flSis 
und  hinwiederum  an  dem  der  vom  Volke  (ist),  YxlrMh'  ich  aber 
nun,  flJVf"AX2^'  und  auch  überall  u.  s.  f. 


1  Hienach  ist  auch  Col.  1,  23  i'iPf  JP*!!-:    0^Ä>'  (Platt  unrichtig 
0<P^:)   a)fih\}*L'  zu  erklären    (vgl.  Col.  1,  25.  Eph.  3,  7).     In  f,^d„^' 

#il5^"    A^fl^s  JPs.  12,  6  ist  3^  sicher  als  Pron.  sufF.  zu  fassen  (gegen  Ludolf). 

2  Vgl.   ä   im   Bilin,    Quara,    Saho   und  'Afar;    Reinisch,    Wörterb.  d. 
Bilmspr.  S.  1. 


374 


DRITTER  TEIL. 

SYNTAX. 


In  jedem,  auch  dem  einfachsten  Satze  müssen  notwendig 
enthalten  sein  eine  Person  oder  ein  Gegenstand,  von  dem  etwas 
ausgesagt  wird,  das  Subject,  und  das,  was  von  ihm  ausgesagt 
wird,  die  Aussage  oder  das  Prädicat.  Wo  diese  beiden  Glieder 
vorhanden  sind,  ist  ein  vollkommener  Satz;  wo  das  eine  oder 
andere  fehlt,  ist  der  Satz  unvollkommen.  Von  diesen  zwei  Grund- 
bestandteilen aus  kann  sich  aber  ein  Satz  weiter  und  weiter  bis 
zu  grosser  Länge  ausdehnen,  indem  er  entweder  um  das  Subject 
oder  um  das  Prädicat  sich  andere  Worte  anlagern  lässt,  um  welche 
dann  wieder  andere  sich  anlagern  können  u.  s.  f.  Alle  solche  um 
ein  Grundglied  des  Satzes  sich  schaarenden  Satzglieder  müssen  auf 
irgend  eine  Weise  ihre  Zugehörigkeit  zu  demselben  zu  erkennen 
geben,  und  es  ist  eben  die  Satzlehre  oder  Syntax,  in  der  die 
Arten,  auf  welche,  und  die  Mittel,  durch  welche  ein  Grundglied 
sich  mit  anderen  Worten  und  Bestimmungen  verbinden  kann, 
näher  nachzuweisen  sind.  Die  einfachen  Sätze  selbst  zerfallen  je 
nach  ihrem  besonderen  Sinne  wieder  in  verschiedene  Arten.  End- 
lich können  zwei  an  sich  vollständige  Sätze  in  einem  gewissen 
Gegenseitigkeitsverhältnis  zu  einander  stehn,  sodass  keiner  ohne 
den  andern,  sondern  nur  beide  miteinander  den  Gedanken  zum 
vollen  Ausdruck  bringen,  wonach  sich  dem  einfachen  Satz  der 
zusammengesetzte  Satz  als  eine  besondere  Art  entgegenstellt.  Dem- 
nach behandelt  die  Syntax  zunächst  die  Erweiterung  der  Haupt- 
glieder des  Satzes  durch  Nebenglieder  oder 

A.  Die  Hauptwortgruppen  des  Satzes. 

In  allen  Arten  von  Wortgruppen  kommen  Nomina  vor,  und 
da  auch  der  Bau  dieser  Gruppen   sich   manchmal   verschieden   ge- 


§  172.    Uinsclireibuiig"  des  Artikels.  ö7o 

staltet,    je  naclideni  die  darin   befindlichen  Nomina   bestimmt  oder 
unbestimmt  sind,  so  betrachten  wir: 

L   Die  Umschreibung  des  Artikels. 

Das  Aethiopische  hat  keinen  Artikel  ausgebildet,  ebensowenig  §  172 
wie  die  übrigen  abessinischen  Sprachen  ^  und  das  Assyrische,  und 
hat  sich  somit  auf  einer  altertümlicheren  Stufe  erhalten  als  die 
andern  semitischen  Sprachen^,  Natürlicher  Weise  haben  sich  ihm 
verschiedene  Mittel  und  Wege  eröffnet,  um  das  bestimmte  Nomen 
vom  unbestimmten  zu  unterscheiden,  aber  alles  ist  noch  frei  und 
im  ersten  Werden ;  bis  zur  Erzeugung  eines  ständigen  Artikels 
ist  keine  Bahn  verfolgt. 

1.  Um  ein  Wort  als  bestimmt  darzustellen,  bedarf  es  in 
vielen  Fällen  nicht  erst  eines  Beisatzes,  weil  schon  durch  den  Sinn 
und  Zusammenhang  nahegelegt  ist,  wer  oder  was  gemeint  sei, 
und  kein  Zweifel  stattfinden  kann.  ßegriflPe,  die  einzig  in  ihrer 
Art  sind,  sind  schon  hiedurch  stets  bestimmt,  wie  h9^^i}'  Gott, 
0^J&:  Sonne,  "f*^'-  Tod,  flhJRr»^--  Lehen,  TP^l^^'-  Osten;  es 
müsste  vielmehr  umgekehrt,  wenn  sie  unbestimmt  oder  in  einer 
ihrer  besondern  Arten  zu  denken  sind,  dies  durch  einen  besondern 
Beisatz  ausgedrückt  werden,  z.  B.  ^^*:  h\h^'  ein  böser  Tod, 
h9^^Y}'  ^h^C'  ein  fremder  Gott.  Ebenso  sind  alle  Eigennamen 
an  sich  bestimmt.  Sodann  wird  in  andern  Sprachen  der  bestimmte 
Artikel  gebraucht,  um  auf  ein  schon  erwähntes  zurückzuweisen, 
z.  B.  der  Mann,  nämlich  von  dem  vorher  die  Rede  war.  Nun  ist 
aber  im  Flusse  oder  Zusammenhange  der  Rede  meist  von  selbst 
klar,  dass  dasselbe  gemeint  sei,  was  vorher  erwähnt  war,  und 
darum  kann  auch  der  zurückweisende  Artikel  entbehrt  werden, 
z.  B.  Matth.  4,  25  es  folgten  ihm  viele  Leute  (hfhH'W  'flfrr^'JO? 
worauf  5,  1  mit  (DCh?''  hthHd'  und  als  er  die  Leute  sah  fort- 
gefahren wird,  ohne  weitere  Andeutung  einer  Determination,  weil 
sich  diese  von  selbst  ergiebt.  In  andern  Fällen,  in  denen  Sprachen 
mit  Artikel  diesen  gebrauchen,  ist  er  um  so  überflüssiger,  als  der 
Beisatz,  durch  den  das  Wort  mit  dem  Artikel  erst  determinirt 
wird,  unmittelbar  daneben  steht,  z.  B.  rhlifl'  htt^h»^'  das  Volk 
Israel,  ao'y^/^'t"'  rt*^^^:  das  Himmelreich. 

1  Mit  Ausnahme  des  Saho. 

2  Dagegen  will  D.  H.  Müller,  Ei)igr.  Denlcm.  S.  68  (vgl.  Ss.  20,  72) 
aus  dem  Vorkommen  des  postponirten  sabäischen  Artikels  an  schliessen, 
dass  auch  das  Geez  einst  den  Artikel  gehabt  und  ihn  wieder  aufgegeben 
habe,  eine  Ansicht,  der  wir  nicht  beizupflichten  vermögen. 


376  §  172.    Umschreibung  des  Artikels. 

a)  Sollte  aber  Sinn  und  Zusammenhang  nicht  genügen,  um 
jedem  Missverständnis  vorzubeugen,  so  kann  das  Aethiopische  auf 
verschiedene  Weise  nachhelfen.  Zunächst  durch  die  Hinzufügung 
des  zurückweisenden  Pronomens  (D^'h'l^i^:  Kai  eXaße  äno  rcov 
Xi^mv  Tov  Tonov  Wz/^h'  hl^fl^hi^!  h'ü'i''  IKO-'h-p:  -dih.C'- 
Gen.  28,  11;  xal  vyjM^]  6  äv&Qcojiog  (D'tiiOti'  (O'h'P'  'ühfL' 
Gen.  26,  13;  vgl.  auch  Tob.  6,  2.  3.  13.  12,  5;  Chrest  p.  26,  11.  8. 
11.  29  u.  ö.;  oder,  vrenn  die  frühere  Erwähnung  etwas  weiter  zurück- 
liegt, durch  T/lfl*--,  z.  B.  Gen.  27,  16.  Num.  20,  8  (vgl.  mit  V.  9). 
Ruth  4,  1;  sehr  häufig  durch  TlVl-!,  z.  B.  Tob.  6,  4.  6.  13.  8,  2.  3. 
11,  3.  5.  7.  12,  1;  auch  durch  'H,  Tob.  6,  4.  11,  3,  und  durch 
IfJ^",  Tob.  6,  16.  12,  2.  Dem  gleichen  Zweck  dient  oft  noch 
besser  die  Anhängung  eines  Pron.  sufF.,  z.  B.  xal  jiQogrjX'&ov  ol 
jua'&fjTai  {die  Jünger  d.  i.  Christi  Jünger)  «J'Cfl"-  hMh^O''  Matth. 
18,  1;  hAh.!/*«^--  M(0-''  die  beiden  Brüder  Matth.  20,  24 
(während  Yl^h»'^'  h'hO^'  wäre  ^wei  Brüder,  vgl.  Matth.  20,  30), 
und  sogar  ev  reo  iviavxcp  exeivco  d^ii^'tlÜ''  im  Jahr  davon  Deut. 
14,  28;  htl^"''  d,?k9^\b'  O^^ÖHj}*-  TisnXrjQCOVTai  ydg  ai  fjjusQai 
Gen.  29,  21;  lti9^'l''  iltitl''  hh9^^'  hr'^ü.lh'  äno  rfjg  ovTifjg 
jud'&STE  TTjv  Tiagaßohjv  Matth.  24,  32.  Und  diese  Rückweisung 
durch  ein  Genitivsuffix  ist  in  manchen  Fällen  so  notwendig  und 
ständig,  dass  sie  selbst  dann  nicht  unterlassen  wird,  wenn  schon 
ein  Pron.  dem.  dabei  steht,  z.  B.  11^^'-  IfJ*-"  <^Ah(^-■  (Doo 
K'rh^*'  Tivog  f}  eIxcov  avir]  xal  fj  EJZiyQa(prj ;  Matth.  22,  20. 

h)  Von  solchen  Fällen  aus  hat  sich  der  Gebrauch  des  Pron. 
suff.  zum  Ersatz  des  Artikels  aber  auch  auf  solche  Fälle  ausge- 
dehnt, wo  uns  ein  Genitivverhältnis  undenkbar  erscheint.  Wird 
nämlich  ein  Gegenstand  in  die  Rede  eingeführt  und  später  mit 
demselben  Namen  wieder  genannt,  so  hat  er  das  zweite  Mal  in 
andern  Sprachen  den  Artikel ;  im  Aethiopischen  aber  wird  das 
zweite  Mal  sehr  häufig  ein  Suffix  der  dritten  Person  beigefügt, 
um  auf  den  erstmals  gebrauchten  Namen  zurückzuweisen,  z.  B. 
rhAl^Vb'  rhA^^-'  (D\\aD'^i  Üi^f^'  ich  träumte  einen  Traum 
und  das  ist  (Traum  davon)  der  Traum  Gen.  37,  9;  sie  warfen  ihn 
in  einen  Brunnen  {OU^'t^')  (DQH^^^As  gh^tl'  der  Brunnen  aber 
war  neu  Gen.  37,  24;  ich  sah  dort  einen  hohen  Thron  i^^lrdd') 
ai?i<y»'lh/h't' •  '^'^fl4-"  0(U^'  und  von  dem  grossen  Throne  ging 
aus  u.  s.  w.  Hen.  14,  18.  19;  ihr  standet  unten  am  Berge  (Ä'flfT') 


1  Wie  das  so  oft  im  Sanskrit  geschieht   und   wie   dies  der  Ursprung 
des  Artikels  der  meisten  Sprachen  ist. 


§  172.    Umschreibuiio-  des  Artikels.  377 

fl'J&VA'/.^'-"  Ä'fl4--'  ivährend  der  Berg  brannte  Deut.  4,  11.  9,  15. 
Vgl.  auch  Tob.  6,  5.  12.  7,  9;  Chrest.  p.  31,  1.  2  und  beachte  be- 
sonders hAh>'  =  6  äXlog.  Die  Fälle,  in  denen  der  bestimmte 
Artikel  auf  diese  auffallende  Weise  umschrieben  wird,  sind  gar 
nicht  selten,  vgl.  z.  B.  noch  Deut.  13,  16.  Ex.  3,  2.  Jud.  1,  8.  6,  20 
(/"/Jll-0,  17,2  (fllC*0.  17,5  (-nhrt.li-0,  19,  16.  Ruth  2,17 
(ft70i»«:),  Marc.  2,  22  (cDiK-V-:  und  11*0,  Hen.  26,  5  (oiVf-A---  1i 
A'fr^  und  alle  die  Thäler,  rückbezüglich  auf  V.  2 — 4)  u.  s.  w. 
In  allen  diesen  Fällen  ist  das  Suff,  nach  §  156  zu  erklären:  R'fl^-' 
auf  Ä'flC'  bezüglich  ist  Berg  er  d.  i.  er  der  Berg^  also  =  (0*}% 

c)  Eine  dritte  und  zwar  die  gewöhnlichste  Art,  den  Artikel 
zu  ersetzen,  besteht  darin,  dass,  wenn  ein  determinirtes  Wort 
im  Verhältnis  der  Unterordnung  zu  einem  Verbum  oder  Nomen 
im  Stat.  constr.  (womit  auch  Präpositionen  zusammenfallen)  im 
Satze  auftritt,  ein  auf  dieses  Wort  bezügliches  Suffix  dem  regieren- 
den Verbum  oder  Nomen  angehängt  und  die  Beziehung  dieses 
Suffixes  auf  das  abhängige  Wort  durch  ein  dem  abhängigen  Worte 
vorgesetztes  A  (§  164,  Nr.  2)  angedeutet  wird;  z.  B.  (Ddoo^-,  }y 
•7H,Ä'flrh.C-"  A'flCy}!  bhi"'  und  Gott  nannte  (es,  auf  Licht  be- 
züglich) das  Licht  Tag  Gen.  1,  5;  f\Ö(i»Ü*'  MÖti-  {\A"'  gegen 
(ihn,  auf  Hausherrn  bezüglich)  den  Hausherrn  Matth.  20,  11;  ^^ 
^V'  ATfl'fl-'  der  Anfang  der  Weisheit;  aber  auch  fl-fc:  flVlC-" 
mit  ihm,  mit  dem  Wort  =  mit  dem  Wort  G.  Ad.  6,  17.  —  Indessen 
findet  sich  dieselbe  Wendung  gelegentlich  auch  bei  indeter- 
minirten  Nomina,  z.  B.  CKf  •'  iihth't'  h^^^^'  Chrest.  p.  42, 
1.  14;  vgl.  auch  ibid.  p.  40,  11.  17.  19  und  G.  Ad.  146,  10. 

Dies  ist  weitaus  die  häufigste  Umschreibung  des  bestimmten 
Artikels,  und  obgleich  kein  Zweifel  darüber  sein  kann,  dass  diese 
Vorausnahme  eines  bestimmten  Nomens  durch  ein  darauf  bezüg- 
liches Suffix  nur  zu  dem  Zweck  aufkam,  um  das  Nomen  als  ein 
bestimmtes  und  bekanntes  darzustellen^,  so  ist  diese  Redeweise  doch 
so  beliebt  und  geläufig  geworden^,  dass  sie  auch  da  angewandt 
wird,  wo  ein  Nomen  schon  durch  beigesetzte  Demonstrativa  oder 
durch  angehängte  Suffixa  oder  sonst  wie  hinreichend  als  determinirt 
bezeichnet  ist,  ganz  ähnlich,  wie  Sprachen,  die  einen  Artikel  haben, 
diesen  auch  da  anwenden,  wo  er  an  sich  nicht  nötig  wäre,  wie  in 

1  Wie  schon  daraus  hervorgeht,  dass  auf  unbestimmte  Nomina  nur 
sehr  selten  auf  solche  Weise  durch  ein  anticipirtes  Suff,  hingewiesen  wird ; 
vgl.  oben. 

2  Fast  noch  mehr  als  im  Aramäischen. 


378  §  172.    Umschreibung  des  Artikels. 

S  naxYiQ  fxov,    z.  B.:    ^di^'-  A-*"  A'^Ahh'   0,^'-'   hCft't^'J-" 

schreibe  dem  Beamten  der  Kirche  Apoc.  2,  1,  ChS^''  A?i*7H,?iV= 
ivir  haben  unsern  Herrn  gesehn  Joli.  20,  25,  (Dh^^ll'  'tl'ü^*' 
AJ^Ji'fc'  ;^n1*=  im(?  a/50  so^/s^  du  jenen  Kasten  machen  Gen.  6,  15, 
l^;ih^+-  Ah'7H.?i'flrh.C--  fe  Barmherzigkeit  Gottes,  J&Ä.AA'*'}: 
iP^y-t"'  äjuavQoT  xd  xaXd  Sap.  4,  12,  (D9^Y}Ch'  f^'t-  htv^^C- 
Sap.  9,  17,  AM"  nJ^Ü^'  ^d.^^'-'  ^hr*C9^'  Judith  8,  14.  Ja 
man  kann  behaupten,  dass  die  Anticipation  eines  schon  anderweitig 
determinirten  Nomens  durch  ein  darauf  bezügliches  Suffix  häufiger 
ist  als  ihre  Unterlassung.  Selten  wird  A,  das  sonst  die  Beziehung 
vermittelt,  ausgelassen,  weil  die  Construction  schon  an  sich  deut- 
lich ist,  z.  B.  bei  der  Accusativ-Rection :  Üft^^s  MhA'  'ÜhfL't?' 
gieb  mir  endlich  einmal  mein  Weib  Gen.  29,  21,  9^^C'  'Ir'h'A^P' 
/^Plh'-  A^iHiA:  G.  Ad.  89, 15;  bei  der  Genitiv- Verbindung:  Chrest. 
p.  14,  11.  10.  18;  p.  18,7.  15. 

Sind  von  einem  Verbum  oder  Nomen  (Präposition)  mehrere 
determinirte  Wörter  abhängig,  so  kann  das  Suffix  auf  das  erste 
derselben  allein  bezogen  werden,  wie  (D'f'UllG'  ?i*7H,Ai'flrli.C' 
a'T'h'  (DfiMA-:  h^'V^'  fliAVf-A-s  MM'  u.  s.  w.  Gen.  8,  1.  9,  8 
12,20,  J&nCVi:  A'V4-ie.-"  (Oti'h^^y'}:  er  preist  den  Äuserwählten 
und  die  Äuserwählten  Hen.  40,  5,  O^l^'f"-  TxfLü''  hM'ü'  (D(i 
9k^^'9^'  fl^AW-A--"  M^^^'  Luc.  11,  42,  und  so  regelmässig, 
wenn  das  erste  abhängige  Wort  das  wichtigste  der  Reihe  ist; 
oder  das  Sufp.  wird  auf  alle  zusammen  bezogen,  wie  in  ^hO'"*'' 
till9"Plf'  (Ofili'y^cytl'  er  fand  den  Simeon  und  Andreas  Marc. 
1,  16.  Gen.  14,  2,  oder  endlich  das  Suff,  wird  lediglich  auf  den 
nächsten  Genitiv  oder  Accusativ  bezogen,  und  bei  den  übrigen  läuft 
die  ebene  Genitiv-  oder  Accusativunterordnung  fort,  z.  B.  (D^^Vx} 
Ml^'  -ühMt^'  (Dti^TV-  flJlrf-A-:  ^«Pp-tf»-:  Gen.  12,  5.  14,  16. 
32,  8  ;  An*«"  Ad.CP'i'  (DliO(\^'P'  das  Herz  Pharao' s  und  seiner 
Grossen  Ex.  14,  5. 

Dass  indessen  ein  solches  Suffix,  das  auf  ein  bestimmtes,  im 
Satze  genanntes,  Nomen  hinweist,  dem  Nomen  immer  vorausgehe 
und  das  Nomen  immer  nachfolge,  ist  durchaus  nicht  notwendig; 
vielmehr  können,  wenn  Sinn  und  Bau  des  Satzes  es  verlangen, 
ein  solcher  Accusativ  oder  Genitiv  dem  Worte,  von  dem.  sie  ab- 
hängen, auch  vorgesetzt  werden,  z.  B.  (Ofi'ültxhJVX}  f'^^'  und 
zum  Weibe  hinwiederum  sagte  er  Gen.  3,  16  (s.  unten  §  196). 
Auch  brauchen  sie,  dem  Suff,  nachgesetzt,  nicht  unmittelbar  auf 
dasselbe  zu  folgen,  sondern  können  durch  mehrere  Wörter  davon 
getrennt   sein.      Es    ist    augenscheinlich ,    dass    durch    diese    Um- 


§  173.    Umschreibung  des  Artikels.  379 

Schreibung  des  bestimmten  Artikels  bei  Nomina,  die  in  irgend 
einer  Unterordnung  stehn,  zugleich  die  Möglichkeit  grösserer  Frei- 
heit in  der  Wortstellung  erzielt  wird,  und  diese  Rücksicht  hat 
mit  dazu  beigetragen,  diese  Umschreibung  in  der  Sprache  so  vor- 
herrschend werden  zu  lassen. 

2.  Da  nun  das  Aethiopische  Mittel  genug  hat,  um  nötigen-  §  173 
falls  die  Determination  eines  Nomens  besonders  anzudeuten,  so  war 
es  um  so  weniger  geboten,  das  indeterminirte  Nomen  durch  den 
sogenannten  unbestimmten  Artikel  besonders  zu  bezeichnen. 
Vielmehr  genügt  die  Abwesenheit  einer  Andeutung  der  Deter- 
mination und  der  Zusammenhang,  um  ein  Wort  als  indeterminirt 
erkennen  zu  lassen  :  ^^^h*'  o^ii'^^lr'  es  harnen  Magier  Matth.  2, 1; 
n^^K'  'ühfL't*'  wer  ein  Weib  sieht  5,  28  u.  s.  f.  Wo  dies 
nicht  der  Fall  sein  sollte,  ist  es  meist  gleichgültig,  ob  ein  Wort 
als  determinirt  oder  indeterminirt  aufgefasst  wird,  wie  Matth.  2,  12 
£Dj7t^tfi>-:  nrThA9"s  in  einem  Traum  oder  im  Traum;  2,  13  ^0*' 
f^^MX'  h^/H^Ä'flfh.C!  Jifti'ChP--"  ein  Engel  oder  der  Engel  des 
Herrn-,  19,  21  i\9"l\\Klr'  dem  Armen  oder  einem  Armen.  In  den- 
jenigen Fällen  aber,  wo  der  unbestimmte  Artikel  anderer  Sprachen 
den  Begriff  irgend  einer  ausdrückt,  und  ebenso  für  den  Plural 
irgend  tvelcJie,  einige  hat  allerdings  auch  das  Aethiopische  eine 
eigene  Art  der  Bezeichnung  dieses  Begriffs.  Irgend  einer  ist,  wenn 
ein  Mensch  gemeint  ist,  'ühfl,'  oder  rt-dh-',  z.  B.  Matth.  22,  16, 
fem.  'Q'hfl/l'',  z.  B.  'ültifu^'  ii'fl^•^'^•'  eine  Hebräerin;  doch 
Avird  hiefür  auch  schon  htUH^'  hth'h'  einer,  eine  gebraucht,  und 
zwar  nicht  nur  in  Fällen,  wo  schon  im  griechischen  Grundtext  elg 
steht,  wie  Matth.  8,  19.  Gen.  22,  13,  sondern  auch  sonst,  z.  B. 
Gen.  38,  2  xal  elds  '&vyaT£Qa  äv&Qcojiov  Xavavaiov  fl^ChP'  txtM"' 
(DA-i"'  hih^'  -nltifL'';  ehrest,  p.  24,  11.  20.  21.  25;  p.  25,  1.  14; 
p.  31,  1.  1  (Oh'h'ti'  ö'ü'htl^')  u.  s.  f.  Auch  einander  wird  meist 
durch  hih^"'  und  hA^t•2  mit  irgend  einer  Präposition  vor  1}  ' 
ausgedrückt.  Bei  Sach Wörtern  ist  eine  äussere  Bezeichnung  der 
Indetermination  noch  viel  weniger  nötig;  doch  kann  man  auch 
bei  Sachen  hihH-'  gebrauchen,  z.  B.  Jos.  24,  32,  oder  Wendungen 
wie  ö^'  HM'  irgend  eine  Schuld  Deut.  24,  10.  Bei  Mehrheits- 
begriff'en  dient  oft  schon  der  blosse  Plural,  um  einige,  unbestimmt 
viele  auszudrücken,  wie  h^^J^'^d'  ^^^Ö^'  nach  einigen  oder 
mehreren  Tagen  Jud.  14,  8.  15,  1.  Ausserdem  hat  das  Aethiopische 
noch  folgende,  sehr  häufig  angewandte  Mittel  zum  Ausdruck  dieser 
Begriff'e:  a)  den  Gebrauch  der  Präposition  ?i5^J",  welche  einen 
Teil  des  Ganzen  bezeichnet  (s.  §  164,  Nr.  3),  z.  B.  h9^Öd-'n''  etwas 


380  §  174.    Rection  des  Verbums. 

schweres  Mattb.  19,  23,  h^'  lti9^0^tl'f"'  ^ih^H^'  einige  Schrift- 
gelehrte  9,  3,  hAh.+-"  lt\9^}\C^K,Ü''  zwei  Jünger  von  ihm  21,1, 
h^^h'  ^"'flrt.Ahs  etwas  von  deinem  Gericht  Gen.  25,  30  (andere 
Beispiele  §  164,  3);  h)  die  Umschreibung  mit  0'  es  gieht  (§  167, 1,  b) 
und  folgendem  Pron.  relat.,  z.  B.  "ho^iX'  WllRl'  wenn  einer  entlässt 
Mattb.  19,  9,  n?iA!  i\?:ih^''  einige  kamen  Gen.  14,  3,  dhti'  Vti 
(H.'  h9^hH'  ^^Oho^i  Iff :  einige  sind  unter  den  hier  stehenden 
Mattb.  16,  28;  daber  flfi'  —  (Mi'-  —  OH-"  (oder  PhA--  u.  s.  f.) 
einige  —  andere  —  andere  u.  s.  w.,  Mattb.  21,  35.  22,  5.  25,  15; 
c)  negativ  für  nicht  irgend  einer  oder  keiner,  Niemand,  nichts  ent- 
weder j^AO'  H  nicht  gieht  es  einen,  der  oder  h^  mit  folgendem 
<^V«VL''  und  neutriscb  5^'}1'2r:  (§  147,  b);  gar  nichts  und  gar  keiner 
wird  auch  durcb  Trf'A*'  und  eine  Negation  wiedergegeben.  —  Für 
irgend  einen  bestimmten  Unbestimmten,  den  man  nicbt  mit  Namen 
nennen    will,    griecbiscb    6  öeTva,    bebräiscb   ^JtD^X  ^ihB,    hat    das 

Aetbiopische  den  Ausdruck  7ilA>:  Mattb.  26,  18,  dessen  Bildung 
und  Ableitung  bis  jetzt  völlig  dunkel  ist. 

II.  Reetion  des  Verbums. 
1.   Nomina  und  Pronomina  in  Unterordnung  unter  das  Verbum. 

§  174  Das  Verbum   kann  sich  Nomina  unterordnen   im  Aecusativ- 

verhältnis,  und  diese  Art  der  Unterordnung  ist  die  nächste  und 
die  gewöhnliche.  Wo  sie  nicht  ausreicht,  werden  Präpositionen 
zu  Hülfe  genommen.  Eine  dritte  Art,  auf  welche  ein  Verbum 
sich  mit  einem  Nomen  verbinden  könnte,  giebt  es  nicht;  selbst 
die  sogenannten  Adverbien  sind  fast  immer  im  Accusativ  oder 
durch  Präpositionen  in  Abhängigkeit  vom  Verbum,  und  auch  die 
verhältnismässig  wenigen  Adverbien,  welche,  pronominalen  oder 
andern  Ursprungs,  weder  durch  den  Accusativ  noch  durch  Präpo- 
sitionen gebildet  sind,  §§  160 — 163,  müssen  gleichwohl  als  in  einem 
Unterordnungsverhältnis  unter  das  Verbum  stehend  gedacht  werden. 

ä)  Objectsausdruck  durch  den  Accusativ. 

Der  Accusativ  hat  im  Aethiopischen,  wie  schon  §  143  ange- 
deutet ist,  die  verschiedensten  Functionen. 

1.  Er  dient  dazu,  um  den  Verbalbegriff  durch  irgend  eine 
nähere  Bestimmung  zu  ergänzen.     Es  kann  so 

a)  ein  Nomen  irgend  welcher  Art  im  Accusativ  an  das 
Verbum  angeschlossen  werden,  um  die  Art  und  Weise,  das  all- 


§  174.    Objectsausdruck  durcla  den  Accusativ.  oöl 

gemeine  Verhältnis  der  Handlung  auszudrücken  (adverbialer 
Accusativ). 

Adjectiva  im  Accusativ  beschreiben  die  Art  und  Weise  der 
Handlung,  wie:  ÜM'  f'^d^^'  er  weinte  (ein  bitteres)  hitterlich 
Matth.26,  75,  \\h'ia^'  ^CtU^'  h^^ÜlO  ^"P'Y- ehe  sie  sich  weit 
von  der  Stadt  entfernt  hatten  Gen.  44,  4,  ipVP-"  i'VHf «  K^^ftl' 
wohl  hat  Jesaia  geweissagt  Matth.  15,  7.  Und  so  können  aus  Ad- 
jectiven,  indem  sie  in  den  Accusativ  treten,  Adverbia  gebildet 
werden,  §  163.  In  den  Fällen  aber,  in  denen  eine  solche  nähere 
Bestimmung  nicht  sowohl  zum  Verbum  als  vielmehr  zum  Subject 
oder  Object  gehört,  wie  er  floh  nackt  oder  er  nahm  ihn  lebendig 
gefangen^  muss  im  Aethiopischen  diese  Bestimmung  auf  das  Subj. 
oder  Obj.  bezogen  und  diesem  als  Apposition  beigeordnet  werden, 
s.  §  189. 

Ebenso  kann  der  Verbalbegriff  durch  Substantiva  im  Accusativ 
ergänzt  werden,  um  die  Art  und  Weise,  die  näheren  Umstände 
der  Handlung  zu  beschreiben,  obwohl  dann  fast  häufiger  Präpo- 
sitionen angewandt  werden :  *7'fl'f''  f^'t^^9^f'^*'  plötdich  treffen 
sie  sie  Ps.  63,  4  (s.  auch  §  163);  Vfl^-'  Of»-ft-'  er  sass  (Gericht) 
m  Gericht  Matth.  27,  19;  p-T.-"  ^iW  (D-il-t'-  9"1^u^''  Ä'Crh--" 
^•fti^-' Jud.3,  24;  *tf»-:  ^^s  sie  standen  (im)  Hinterhalt  Jud.  9, U; 
i\\0^'  <^Ä'}'^.■  er  war  fieberkrank  Luc.  4,  38  ;  T't'-  iP^?'-  C^^h' 
er  starb  in  gutem  Alter  Gen.  25,  8;  Chjn9^'  iihlU.h'üfh.O  lA' 
HlK"*  ich  sah  Gott  von  Angesicht  0U  Angesicht  Gen.  32,  31.  Jud.  6, 22; 
ihV  tl?Ott^'  nach  dem  Gesetz  (Becht)  des  Grösseren  Chrest.  p.  97, 
1.  21  f.;  vgl.  p.  96,  1.  16. 

Ebenso  kann  sich  ein  nennwörtlicher  Infinitiv  dem  Verbum 
unterordnen,  um  dieses  näher  zu  bestimmen:  ti^^h'  .^m^Ai*''*"' 
delendo  delebit  eos  Jos.  17,  13,  vgl.  §  181. 

b)  Auf  dieselbe  Weise  werden  Orts-  und  Zeitbestimmungen 
an  das  Verbum  angeschlossen  (Accusativ  des  Ortes  und  der  Zeit), 
sowohl  an  Verba  der  Bewegung  als  an  Verba  der  Ruhe,  und 
dieser  Gebrauch  des  Accusativs  ist  sehr  häufig.  So  sagt  man 
©öK'  l^o^-  er  ging  hinaus  aufs  Feld,  (Dfyh'  0'üh'  er  ^og  in 
den  Krieg  Jud.  3,  10,  h't'OK'  'üth.C^^'^'  sie  kehrten  heim  an  ihren 
Ort  Matth.  2,  12,  OCV  014^'-  er  ging  hinauf  in  die  Stadt  Matth. 
21,  18,  h^^f^iio^'i  la^^'  ich  werde  euch  vorausgehn  nach  Galiläa 
26,  32,  n.i'.-  Kn-n.--  im  Hause  deines  Vaters  Gen.  24,  23,  (D(DMs 
^ChfLO'-'  und  er  legte  es  sich  m  Häupten  28,  11,  "'iTP'-'  'üth»^' 
l'Ü^'  sie  verkauften  ihn  nach  Aegyptenland  Gen.  37, 36.  Hen.  14,2, 
ÜMDs  q^0o:  er  war  auf  dem  Feld  Gen.  4,  8.  Matth.  24,  26,  9^ 


^^2  §  175.    Objectsausdruck  durch  den  Accusativ. 

^l^^'  nach  Osten  m  (auf  die  Frage  wo?)  G.  A.  30,23,  «^^s 
9''^^.'  ßeßi]xe  im  yrjg  Sap.  18,  15  A;  vgl.  auch  -fl^h,^-'  hxf'P'i' 
Tab.  Tab.  12,  2  {Chrest  p.  110),  9^^0  Cft*-'  Tab.  Tab.  18,  1 
(C//re5^.  p.  112).  In  allen  diesen  Fällen  könnten  auch  Präpositionen 
gebraucht  werden  (fl,  'Iffls,  (D^il't'i  u.  s.  w.),  und  oft  werden  im 
selben  Satze,  wenn  mehrere  Ortsbestimmungen  angegeben  werden, 
beide  Verbindungsweisen  neben  einander  gebraucht:  f^i^s  VlC^- 
(DahM*:  fl^i3•■  er  geht  heim  in  seine  Stadt  und  sein  Haus  Jos.  20, 6 ; 
ebenso  Gen.  30,  25  und  31,  3,  oder  Itx^OK^  (O'tli"'  h'üf±i}^"' 
(DiO-tl-t''  ftruAh^-:  -flrli.^:^    HOHinir)'^!   Jos.  22,  4. 

Von  der  Zeit:  ^hhti'  i\>a^'t"'  um  Mitternacht  Matth.  25,6; 
hfh'i''  ftO't'  eine  Stunde  lang  26,  40 ;  A»A«'t'*  heute  Nacht  Gen. 
19,  5;  ^^O  Mittags  18,  1;  ^'^s  in  einem  Jahr  18,  10;  ^lrh'^•' 
Öti'f*'  eines  Tages  Chrest.  p.  44,  I.  16;  TC^hv'  IrMvf"'  warte  ein 
wenig  Hen.  52,  5;  (Dthf^fD-  M9^'  e,f,(Dm  ^^ao-lt  Gen.  5,  5; 
und  in  Relativsätzen:  fllJA'Ths  h'J'f's  '\*i\^(h'  am  Tage,  da  ihr 
essen  werdet  Gen.  2,  17.  Auch  für  dieses  Verhältnis  können  Prä- 
positionen gebraucht  werden. 

c)  Ebenso  werden  Maassbestimmungen  im  Accusativ  aus- 
gedrückt: 'f'tiOh'  OiPCi"'  (D'^9^M'"'  h^^i'i  er  erhob  sich  15 
Ellen  hoch  Gen.  7,20;  ID?i«w>:  Oh^^.i  ^tAh+r  9,^^'ii  -h^^M'- 
und  wenn  jene  Gerechten  um  fünf  weniger  sind  Gen.  18,  28;  ^A\ 
bb'  V  oot^df^t  ßf  ist  SU  klein  (zu  spät)  um  50  Tage  Hen.  74,  14; 
h^A^^s  Ai^^J^C-"  fi'ÜOi"'  h^A-"  teilet  das  Land  in  sieben  Teile 
Jos.  18,  6.  Hen.  77,  3  (anders  Gen.  32,  8);  {J-flf  s  h^A--'  9°')r*t\i"' 
Ith^Yl'U'  sein  Teil  ivar  fünfmal  so  gross  als  der  von  jenen  Gen. 
43,  34;  \\a^'  '^^s  hf^l'i?'  'ÜH'^^*'  wie  Sand  ivaren  sie  an 
Menge  Jud,  7, 12;  h^'  'üil^"-  V^'^^'t'  ^01^-  '^avt'  MiC' 
wenn  ihr  Glauben  habet  so  gross  als  ein  Senfkorn  Matth.  17,  20. 
So  wird  namentlich  jKhA-  es  reicht  hin  immer  mit  dem  Accusativ 
des  Maasses  verbunden:  fh3nA-=  h^d.'-  fll'1li^A'^ -•  9^hi"'  es 
waren  ungefähr  10500  Jud.  8,  10.  9,  49. 
175  2.    Das    Verbum    wird    durch    einen   Accusativ   ergänzt,    der 

seinen  Inhalt  oder  seine  Beziehung  angiebt,  wobei  in  beiden 
Fällen  das  untergeordnete  Nomen  schon  enger  mit  dem  Verbal- 
begrifip  zusammengehört*. 

a)  So  ordnet  sich  ein  Verbum  ein  von  ihm  selbst  abge- 
leitetes Substantiv  unter,  um  sich  durch  sich  selbst  zu  erklären, 

1  Wobei  sich  freilich  der  Accusativ  auch  durch  Attraction  (§  201) 
erklären  lässt. 

2  Selten  sind  Fälle  wie  JiA/h^-'  Wl^'    s.  m.  Lex.,  col.  30. 


§  175.    Objectsausdruck  durch  den  Accusativ.  38o 

wie  in:  't^^ÖO'  ''^d'l""  er  zürnte  einen  Zorn  Jud.  2,  14.  9,  30,  '^ 
rhA«'  'i9"t\\l\'  wir  ivollen  einen  Schwur  tliim  Hen.  6,  4,  tUM^^'i' 
/hA<^'"  ivir  haben  einen  Traum  gehabt  Gen.  40,  8;  oder  um  da- 
durch seinen  eigenen  Begriff  mit  Nachdruck  hervorzuheben  (wofür 
sonst  der  Infinitiv  statt  des  Substantivs  dient  §  181):  9,*^'.  I^a^af-y. 
abgemüht  haben  wir  uns  Hen.  103,9,  'ÜÖM'  'ÜÖli'  ivir  sind  reich 
geworden  Hen.  97,  8  Gen.  2,  17,  flV«:  nhrt"  -l^hti'  ^^tlü-  htl 
^•AbAs  hat  er  mit  Israel  gekämpft?  (im  Gegensatz  zum  Frieden- 
halten) Jud.  11,25;  meist  aber,  um  an  den  Accusativ  noch  eine 
andere  Bestimmung  anzureihen,  z.  B.  ein  Adjectiv,  wobei  dann 
Substantiv  und  Adjectiv  zusammen  nur  einen  Adverbial -Begriff 
umschreiben:  'i'9^00'  ^^O'l''  OttS'  er  mmte  sehr  Gen.  39,  19, 
i"<(./^rh--  ^/*'^."  dfl,?--  er  freute  sich  sehr  Matth.  2,  10,  ^.CU-s 
OiiS'  ^CÜ't'  sie  fürchteten  sich  sehr  Marc.  4,  41,  Ol'^'ff'-"  (lfl.f  •" 
f^fi^'  fll?iVl-f  s  und  er  plagte  ihn  mit  einer  schweren  bösen  Plage 
Gen.  12,  17.  Jos.  10,  10.  20.  Gen.  46,  29.  27,  33.  Hen.  12,  4.  65,  5; 
oder  't'ihT''  ÜChMl'  'VtU9^9*'  HH.hf '  vollziehe  du  für  dich  die 
Schwagerehe,  die  mir  zukommt  Ruth  4,  6.  So  auch  in  Relativ- 
sätzen:  flJi^'f'-"  fl^hi--"  lifl^IIri!  h{\*l)''  ivegen  seines  Segens,  mit 
dem  ihn  sein  Vater  gesegnet  hatte  Gen.  27,41;  fllnf'iJl!  ]ifMl\\f^^' 
mit  dem  Gericht,  mit  dem  ihr  richtet  Matth.  7,  2.  Hie  und  da 
werden  auch  Nomina  von  andern  Wurzeln,  aber  verwandten  Sinnes 
so  untergeordnet:  rtn/hVb-"  tlT-  Mt\'inJ\'  fl^h'^•"  (Dli'üdi'i'' 
Hen.  39,  9,  J^A-  ^l.'h'kWo^'  ?,Cih^''  9"Ä-C- Hen.  9,  2.  Oefters 
wird  in  diesen  Fällen  statt  des  Acc.  die  Präp.  fl  gebraucht:  ]&■?" 
d^^'ih^'  n^/^'-h--  Hen.  25,  6,  (D(Dah(h'  ÜOfi^^'  (D^Oh^'  (D 
^iÖ'  Jos.  6,  20. 

b)  Namentlich  Verba,  welche  eine  Fülle  und  Ueberfluss 
oder  das  Gegenteil  ausdrücken,  lassen  den  Gegenstand,  von  dem 
etwas  voll  oder  leer  ist,  im  Accusativ  zu  sich  treten  (obgleich  er 
nach  §  164,  Nr.  3  auch  durch  119^^'  eingeführt  werden  kann): 
•pao^h*:  ^rtQ:  sie  tvurden  voll  von  Weisheit  Hen.  48,  1.  Ps.  64, 14 
(mit  h9^i''  Hen.  56,4.  Matth.  22,  10),  ^Öd.'  Ä'^rt'-"  sie  sind  voll 
süssen  Weines  Act.  2,  13  (mit  h9^  Hen.  63,  10),  'Ti^hYb--  d.a^-fi'- 
ich  ermangelte  der  Heilung  Ps.  37,  7.  So  sagt  man  i^Ä'C'  ?i^i" 
^(0*^1i''  A\tiM'  (Do^^d.'  ein  Land,  das  von  Milch  und  Honig 
überfliesst  Ex.  33,  3.  Jos.  5,  6,  W'A'^ ;'•'/••  'H'h^'  00(0'  es  ist 
ganz  mit  Bäumen  bepflanzt  Hen.  10,  18. 

Ebenso  dieVerba  des  SichbekleidensCi'A-flrt-"  i'OÄi^!  u.s.f.) 
und  des  Ueberziehens,  z.  B.  'ih4*^A**  (OC^i  du  sollst  ihn  mit 
Gold  überziehn   Ex.  25,  11.  28;    'l''l"üh'  H^'   du  sollst  sie  mit 


384  §  176.    Objectsausdruck  durch  den  Accusativ. 

Pech  beschmieren  (jen.  6,  14  u.  s.  w.    Vgl.  auch  ]fh>rhA"5  di^'fr' 

Tob.  11,  10. 

c)  Der  Accusativ  weist  dem  Verbum  seine  Beziehung  auf 
einen  Gegenstand  an  oder  schränkt  die  schon  im  Subjects-  oder 
Objects-Casus  im  allgemeinen  genannte  Beziehung  des  Verbums 
auf  einen  bestimmten  Teil  des  Gegenstandes  ein.  Bei  passiven  und 
halbpassiven  Verben  ist  der  Gegenstand,  auf  den  sich  die  Handlung 
bezieht,  im  Subjects-Casus  genannt;  wenn  aber  eigentlich  nicht 
der  ganze  Gegenstand,  sondern  nur  ein  Teil  davon  von  der  Hand- 
lung betroffen  wird,  so  wird  dieser  Teil  in  einem  erklärenden 
Accusativ  beigesetzt:  A^s  'IhÄ^'  hÖß»'i'bV'  Lea  war  Jcranh  an 
den  Augen  Gen.  29,  17,  •f'^^j&nV''  l^o^^'  sie  ivandten  sich  mit 
ihrem  Gesicht  Jud.  18,  23,  '/'lAnn'ih^  IK'  sie  verschleierte  sich 
am  Gesicht  (das  Gesicht)  Gen.  38,  15.  24,  65,  ^^XlM'-  ÖC^^Yl' 
bedecke  dich  an  deiner  Blosse  (dir  deine  Blosse)  Apoc.  3,  18,  '^'i 
0'fl'  1?A\'  wasche  (dich  am  Gesicht)  dir  das  Gesicht  Matth.  6,  17. 
27,  24.  Marc.  7,  3.  Gen.  43,  31,  ID-M/fl^h-  P-rt.^-"  K'^lJT'fcli--- 
und  Joseph  wurde  erschüttert  in  seinem  Innern  Gen.  43,  30;  s.  auch 
4  Esr.  9,  39  (Laur.  40).  Bei  activen  Verben  ist  der  Gegenstand, 
auf  den  sich  die  Handlung  bezieht,  im  Objects-Casus  genannt,  kann 
aber  dann  auf  seinen  Teil  eingeschränkt  werden  durch  einen  zweiten 
Accusativ,  der  die  Beziehung  genauer  angiebt.  Diese  Verbindung 
ist  im  Aethiopischen  sehr  häufig  und  bildet  eine  eigentümliche 
Feinheit  der  Sprache:  lM'  txf^^-  er  rührte  sie  an  ihrer  Hand  an, 
h'hH''  h^V'-  er  nahm  sie  bei  der  Hand  Matth.  8,  15.  9,  29.  20,  34, 
^\i**CÖ9^'  Cht^'  sie  schlagen  ihn  an  den  Kopf  Matth.  27,  30,  t\Ö 
iDC^oo*'  Yxö^'i'kiro^'  sie  blendeten  sie  an  den  Augen  (ihnen 
die  Augen)  Gen.  19,  11,  di^^'  Yl^F^'  er  umfasste  ihn  am  Hals 
(ihm  den  Hals)  Gen.  33,  4,  ih^d.-f-s  In^P-'  Tob.  11,8,  h^'ipt^'- 
^(lOD-:  er  verhärtete  ihnen  das  Her^  (sie  am  Herzen)  Jos.  11,  20, 
^dO'f''  %^^'llO'  Chih'  sie  schor  (ihn  an)  ihm  die  7  Lochen 
seines  Kopfes  Jud.  17,  19.  Auch  da  wo  andere  Sprachen  in 
diesen  Fällen  nur  einen  Objects-Casus  haben,  wie  in  ijiparo  rfjg 
XeiQog  avzfjg  er  rührte  ihre  Hand  an,  verwendet  der  Aethiope  in 
diesen  Fällen  immer  zwei  Accusative. 
§  176  3.   Endlich   führt   der   Accusativ  die  von   der  Handlung  be- 

troffene Person  oder  Sache,  d.  i.  den  Gegenstand  oder  das  Object 
ein.  Dies  ist  der  gewöhnliche  Gebrauch  des  Accusativs,  den  auch 
andere  Sprachen  haben.  Nicht  nur  alle  transitiven  Verba  können 
einen  solchen  Accusativ  zu  sich  nehmen,  sondern  auch  viele  ur- 
sprünglich   halbpassive,   indem   sie   durch    eine  neue  Wendung  des 


§  176.    Objectsaiisdruck  durch  tleii  Accusativ.  385 

Begriffs  in  transitive  übergehn,  wie  z.  B.  '}'[\/,'  thätig  sein  schon 
ganz  gewöhnlich  für  machen^  tlmn  gebraucht  wird,  ohne  desshalb 
seine  intransitive  Aussprache  aufzugeben  (§  76).  Namentlich  werden, 
zum  Teil  im  Gegensatz  zu  unsern  Sprachen,  mit  dem  Accusativ 
verbunden 

d)  die  Verba  des  Sagens,  Redens,  Erzählens,  Rufens, 
Befehlens  u.  s.  f.  Nicht  nur  das,  was  einer  sagt,  wird  im  Acc. 
wiedergegeben,  sondern  auch  der,  zu  dem  er  redet  (den  er  anredet), 
wird  ebensowohl  im  Accusativ  als  im  Dativ  (mit  A)  eingeführt: 
J^jfljA"  •■  er  sagte  zu  ihm^  J&QjA'il  •  sie  sagten  zu  mir^  't^ld^ ' 
Matth.  28,  18.  Marc.  14,  11  und  oft,  JOÜ  -■  Matth.  25,  36.  39,  h 
Üf  ■  mit  dem  Accusativ  der  Person  einem  (etwas)  verweigern 
Matth.  18,  30  u.  s.  f.  Namentlich  wenn  die  Person  nur  durch  ein 
Fürwort  (Suffix)  ausgedrückt  wird,  ist  diese  Accusativverbindung 
beliebt;  sonst  wird  häufiger  A  gebraucht.  Das  Verbum  f^Aifi' 
mit  dem  Accusativ  kann  heissen  hei  etwas  schivören  (etwas  im 
Schwur  anrufen),  Matth.  5,  34.  35.  23,  18.  22;  doch  kann  hier  auch 
n  stehn,  Matth.  23,  16.  18; 

b)  die  Verba  des  Gleichens,  Aehnlichseins  u.  s.  f.,  z.B. 
jLof^h^'  'ü'hfi,'  Matth.  7,24.  13,24.  31;  doch  können  diese  auch 
mit  i^'ftA'j  h^^^'j   0  oder  A  verbunden  werden ; 

c)  die  Verba  des  Vollseins  und  Mangelhabens,  s.  oben; 

d)  die  Verba  des  Vermögens  und  Schwachseins,  Gering- 
seins, sofern  sie  durch  eine  neue  Begriifswendung  den  Sinn  des 
Ueberwältigens  und  Uebertreflfens  oder  des  Gegenteils  annehmen. 
So  heisst  hUA-  mit  dem  Accusativ  einen  vermögen  d.  i.  ihn  über- 
mannen Gen.  32,  26,  ^k'iO-  niit  dem  Accusativ  einem  zu  stark  sein, 
ihn  bezwingen  Jos.  17,  13.  Marc.  1,  7,  'hfh'  stark  sein,  mit  Acc. 
übenvältigcn  Matth.  16,  18.  Luc.  11,  22.  Ps.  17,  20,  ebenso  i'hV^'' 
über  einen  mächtig  werden  Matth.  24,  24,  'h'^^ti'  Ps.  37,  12.  Gen. 
19,  9.  Auch  diese  Verbindung  ist  dann  am  leichtesten,  wenn  der 
Accusativ  ein  persönliches  Fürwort  (Suffix)  ist.  Und  hieran  knüpft 
sich  nun  eine  eigentümliche  Feinheit  und  Kürze  der  äthiopischen 
Sprache,  indem  bei  jeder  Vergleichung  die  verglichene  Person  oder 
Sache,  wenn  sie  durch  ein  Pronomen  ausgedrückt  ist,  als  Acc.  sutf. 
an  jedes  intransitive  oder  passive  Verbum  antreten  kann,  wogegen, 
wenn  sie  durch  ein  Nomen  ausgedrückt  ist,  'h9^^'  gebraucht 
werden  muss :  ti'ü'  PO'flf  J^s  der  Vater  ist  grösser  denn  ich  (über- 
trifft mich  an  Grösse),  ?0'(\?"'  Gen.  48,  19,  hä'-  ^Mlf^P^'  die 
schlechter  sind  als  er  Luc.  11,26,    U^j'^IH'Y}"^''  der  grösser  ist 

D  i  1 1  m  a  11 11 ,  Aetliiop.  Sprache,  2,  Aufl.  25 


386  §  176.    Objectsausdruck  durch  den  Accusativ. 

als  ihr  Matth.  23,  11,  S^sflMi}^^' '  es  ist  euch  unmöglich  Matth. 
17,  20.  Gen.  18,  14,  ^'3"^.■  ''\m'i9'  die  schöner  ist  als  sie  Jud.  15,2, 
^MiMl^*^"'  es  ist  euch  zu  enge  Jos.  17,  15,  U^lhfi'  der  jünger 
ist  als  er  Gen.  25,  23.  Jud.  15,  2,  RVdh>-'  T4*-'  du  bist  uns  viel 
zu  mächtig  geivorden  Gen.  2G,  IG,  hAfls  'ühä»'  HJ^rtVOnh*  Nie- 
mand ist  lueiser  als  du  Gen.  41,  39,  hAO'  tlh^.^^^^h'  ich  iverde 
um  nichts  grösser  sein  als  du  Gen.  41,  40,  (Dßr'Ufh'f''  a*"U'  und 
er  ist  niedriger  als  selbiger  Hen.  26,  4  (vgl.  unten  §  187,3). 

e)  Verba  des  Kommens,  Gehens,  Gelangens  werden 
mit  dem  Accusativ  verbunden,  nicht  nur  in  dem  schon  oben, 
§  174,  1,  b  angegebenen  Sinn,  sondern  auch  mit  einem  eigentlichen 
Objectsaccusativ :  /h^-*  ^'T'f'i  er  zog  seinen  Weg  Gen.  19,  2,  hlr 
fiA(D:  mit  dem  Accusativ  des  Landes  =  es  durchivandeln  Jud.  18,  9, 
/'Rs  mit  Accusativ  ein  Land  durchzieht  Gen.  12,  6,  HftlD!  ^.Al" 
den  Fluss  überschreiten  Gen.  31,  21,  'htid*'  mit  Accusativ  etwas 
übertreten^  übergehn  Hen.  41,  5,  und  so  auch  mit  persönlichen  Ob- 
jecten,  z.  B.  (\F\ih'  und  f^^h'  mit  Accusativ  einen  überkommen^ 
ihn  erreichen  Matth.  23,  36.  Gen.  14,  15.  15,  12.  Jud.  16,  9,  ih^s 
mit  dem  Accusativ  des  Weibes  es  beschlafen,  bespringen  Ex.  22,  19. 
Marc.  7,  21,  i-^J-hOs  einen  treffen  Matth.  28,  9  u.  s.  f.  Ebenso  die 
Verba  des  Folgens,  Verfolgens  und  Zuvorkommens,  z.  B. 
t^^OD:  niit  Accusativ  einc7n  zuvorJcommen  Matth.  21,31.  Marc.  6, 45, 
Jud.  7,  24  (F).     Ferner  nehmen  einen  Accusativ  zu  sich 

/)  die  Verba  des  Sicherinnerns  und  Gedenkens,  z.  B. 
]thd'  an  einen  denken  Matth.  26,  13,  des  Gefallens  und  An- 
genehmseins, sofern  ihnen  der  Begriff  des  Befriedigens  zu  Grunde 
liegt,  wie  hf^^^'  (immer  mit  Accusativ),  fh(DU''  Matth.  21,  15,  und 
des  Wohlgefallenhabens  (Erwählens),  wie  w9^C^  Marc.  1,  11. 

g)  Alle  Verba,  die  auf  den  Begriff  einen  behandeln,  etwas 
an  einem  thun  zurückgeführt  werden  können,  können  sich  den 
von  ihnen  getroffenen  Gegenstand  im  Accusativ  unterordnen,  z.  B. 
I^rh4*-  mit  Accusativ  einen  auslachen  Marc.  5,  40,  'V<?.^s  mit  Acc. 
sich  eines  schämen  Marc.  8,  38  (oder  sich  vor  einem  schämen  = 
ihn  scheuen  Matth.  21,  37),  hrhft'  mit  Accusativ  einen  verläugnen, 
Oh(D'  sich  an  einem  ärgern  Matth.  26,  31.  33,  ^Af '  mit  dem 
Accusativ  der  Person  einem  etivas  anthun,  ihn  behandeln  Matth.  21, 36, 
h9^^'  einein  glauben,  vertrauen  Gen.  45,  26;  daher  namentlich 
viele  Verba  der  St.  I,  3.  III,  3,  z.  B.  Ar/iCD:  einen  betrauern  Gen. 
37,  34,  't^'l^ii'  einen  bekämpfen  Jud.  1,  5,  'tPß^ii'  dass.,  'l*,^' 
moD'.  lind  'l'f;/^'}i:  sich  wider  einen  erheben  Ps.  147,  6,  '^<P«^rt•" 


§  177.    Objectsausdruck  diucli  den  Accusativ.  387 

mit  einem  rechten  Hen.  1,  9,  sogar  '\*9^^{lO'  auf  einen  zürnen  Gen. 
30,  2,  'VY\t'^^'  einem  vertrauen  Rom.  15,  14  u.  s.  f. 

li)  Endlich  gehört  hierher  das  §  167,  l,b  erwähnte  und  unten, 
§  192,  b  noch  weiter  zu  besprechende  'M'  'üXl'  fls  u.  s.  f.,  womit 
der  Begriff  haben  umschrieben  wird,  saninit  seiner  Verneinung  i\ 
t\'(\^'  u.  s.  f.  So  oft  diese  Wörter  den  Begriff  hahen  ausdrücken, 
werden  sie  mit  dem  Accusativ  des  Gegenstandes  verbunden  (während 
sie  in  der  Bedeutung  es  gieht^  es  ist  vorhanden  durch  einen  No- 
minativ ergänzt  werden).  Auch  diese  Verbindung  kann  nur  dadurch 
erklärt  werden,  dass  der  abgeleitete  Sinn  allmählig  über  die  ur- 
sprüngliche Bedeutung  überwog.  Also:  ix^'tih'  h^A'  du  hast 
keinen  Teil  Jos.  22,  25,  hi\'  'üY-  h'nCV9'^'/'  wir  hahen  Abraham 
zum  Vater  Matth.  3,  9,  hilf^'  O-'  "MH^Tf-'  T^'^5  denn  er  hatte 
vielen  Besitz  Matth.  19,  22,  Q-fc:  m^tl'l"'  M-V'-  'feK'A-'  sie  hatte 
ein  Blatt  im  Schnabel  Gen.  8,  11,  PY/i'  /^A'flfs  ich  habe  keinen 
Dämon  Joh.  8,  49.  Diese  ungemein  beliebte  Wendung  kann  selbst 
dann  gebraucht  werden,  wenn  das  besitzende  Subject  nicht  nur 
durch  ein  stellvertretendes  Fürwort,  sondern  mit  einem  Nomen 
(appell.  oder  propr.)  genannt  ist :  in  letzterem  Falle  erhält  0  das 
auf  das  Nomen  bezügliche  Suff.,  und  das  Nomen  selbst  wird  mit 
A  angefügt  (wie  in  §  172,  c) :  ain-fcs  AC-AJ^* -"  MiD  '  und  die 
Bebekka  hatte  einen  Bruder  Gen.  24,  29,  oder  A  kann  (wie  in 
§  172,  c)  auch  wegbleiben:  fll[l<n>-:  ft-fe-f»:  rrfl>A."  MM'-  'ült'Y' 
und  die  Kinder  Buben  hatten  viel  Vieh  Num.  32,  1,  (D(l'U:  AH« 
hAÄ.!  Ä'PAR"  und  Laban  hatte  zivei  Töchter  Gen.  29,  16;  oder 
das  Nomen  kann  (nach  §  196)  absolut  vorausstehn :  'ülift^'  ß't' 
hA^l,'^••  fl^A•^-■  ein  Mann  hatte  zwei  Söhne  Matth.  21,  28,  was 
besonders  dann  am  Platze  ist,  wenn  es,  wie  in  dem  gegebenen 
Fall,  unbestimmt  ist.  Es  kommt  jedoch  öfters  vor,  dass  in  solchen 
Fällen,  wo  0-  und  JiAfl'  den  Begriff  haben  in  sich  schliessen,  die 
Handschriften  gleichwohl  den  Nominativ  statt  des  gewöhnlicheren 
Accusativs  bieten,  wie  '^J^A^  h^'ü?'  ich  habe  keine  Kraft  (Kraft 
ist  nicht  in  mir)  Ps.  68,  2,  h^'  (Iff^''  sie  haben  einen  Mund  Ps. 
113,  13  ff.  (annot.),  Hflö»-:  TH-n--  die  Weisheit  haben  Hen.  5,  8, 
i^AO'  T^'l'-  oii^ö(\r'  seine  Tage  haben  keinen  Anfang  Ghrest. 
p.  92,  1.  22  (dagegen  1.  26  T^'J':),  ÄAfl:  h-ü-  iüCtl-f-il-  ibid. 
p.  93,  1.  2  u.  s.  w.  Solche  Abweichungen  erklären  sich  daraus, 
dass  fl!  mehr  nach  seinem  ursprünglichen  Sinn  als  nach  seiner 
abgeleiteten  Bedeutung  verbunden  wird. 

4.    Bei  dem  weitverbreiteten  Gebrauch  des  Accusativs,  der  in   §  177 
§§  174—176  erklärt   ist,    liegt    es    in    der  Natur   der   Sache,    dass 

25* 


388  §  177.    Objectsausdruck  durch  den  Accusativ, 

manche  Verba  mit  einem  doppelten  Accusativ  verbunden 
werden  können.  Denn  ein  transitives  Verbum  kann  ausser  seinem 
nächsten  Objectsaccusativ  nach  §  174  f.  noch  einen  weiteren  Accusativ 
adverbialer  oder  locativer  Natur  zu  sich  nehmen,  wie  sich  aus  den 
dort  angeführten  Beispielen  ergiebt.  Davon  soll  indessen  hier  nicht 
weiter  die  Rede  sein.  Ausserdem  giebt  es  viele  Verba,  welche  einen 
doppelten  Objectsaccusativ  regieren.  Dieser  Art  sind  ä)  alle  Causa- 
tiva  von  transitiven  Verben  §§  77,  79  ff.;  b)  nach  §  176,  c  die 
Verba  des  Füllens,  Sättigens,  Mangelleidenlassens  ;  c)  nach  §  175,  b 
die  Verba  des  Bekleidens,  Bedeckens,  Gürtens,  Krönens,  Umgebens, 
Ueberziehens,  Ausziehens,  z.  B.  ilM-  Hen.  54,  5,  fitiü'  Matth. 
27,  31.  Gen.  37,  23;  d)  des  Gebens,  Anvertrauens,  Schenkens, 
Nehmens,  Beraubens,  sofern  ihre  Begriffe  sich  an  h)  und  c)  an- 
reihen, z.  B.  WÜIV'  Matth.  20,  8.  21,  23.  Gen.  30,  18,  hfOd.?'-  Gen. 
39,  4,  XR."  Luc.  9,  39.  19,  26,  V/^Ä-"  Gen.  14,  16.  (30,  15),  tldi"- 
Gen.  44,  6,  tr^mfD:  Chrest.  p.  96,  1.  11;  e)  nach  §  176,  g  die  Verba 
des  Verhinderns,  Verbietens,  Verweigerns,  z.  B.  hAK'  Prov.  30,  7, 
i\i\^'  Gen.  24,  41,  und  des  Vergeltens,  Behandeins,  z.  B.  d^M' 
Ps.  7,  4,  ^rtf!  Matth.  21,  40.  27,  22;  f)  nach  §  176,  b  die  des  Ver- 
gleichens,  nach  §  176,  a  die  des  Nennens^  Fragens,  Bittens,  Lehrens, 
Erzählens,  Redens,  z.  B.  -l^tihii'  Matth.  21,  24.  Marc.  4,  10,  rt^p: 
Gen.  1,  5.  8  und  oft,  u.  s.  f.  g)  Endlich  können  viele  Verba,  welche 
ein  Machen  oder  ein  Urteilen  ausdrücken,  ausser  ihrem  nächsten 
Object  auch  noch  einen  Prädicatsaccusativ  zu  sich  nehmen,  d.  h. 
einen  solchen,  der,  falls  das  nächste  Object,  in  einen  unabhängigen 
Satz  gestellt,  Subject  würde,  zu  diesem  das  Prädicat  bilden  würde. 
Z.  B.  t\9°{\^'  U"!'  er  hielt  sie  für  eine  Hure  d.  i.  meinte,  dass 
sie  eine  Hure  sei  Gen.  38,  15,  Kflna^'-  hü-  liMdü-  ihli'i' 
lriM»ll?i}^'^'  wir  werden  euch  sorgenfrei  machen  Matth.  28,  14, 
hl'üC^'  ihÜd'  0(L?'  ich  werde  ihn  su  einem  grossen  Volk  machen 
Gen.  17,  20,  hl^KT^'^"  =  o^'Ü^O'  ich  werde  sie  zu  einer  Speise 
machen  Gen.  27,  9,  "hhC^*"^''  Xi^hh^r-  bindet  sie  zu  Garben 
Matth.  13,  30,  'i'^d^'i  M±'  9^1nO  lild-  wirtvollen  diesen  Plan 
zur  That  machen  Hen.  6,  4  und  so  häufig  l'fl^s  mit  dem  Acc. 
der  Materie,  s.  m.  Lex.,  col.  1160;  auch  'i^^'h'  Ä^A-^,htf»-:  M' 
ixlih'llf'  wir  wollen  eure  Töchter  uns  zu  Weibern  nehmen  Gen. 
34,  16.     Doch  kann  in  den  letztgenannten  Fällen  das  zweite  Object, 

1  Doch  findet  man  hie  und  da,  in  mehr  nachlässiger  Rede,  bei  Verben 
des  Nennens  auch  Ausdrücke  wie  ^^(0'Ö9^'  A'/4-fl-"  *I*-^''7*C-"  K'fl'h'C-' 

Hen.  77,  1.  Gen.  26,  21,  wo  der  Name  wie  ein  Nom.  propr.  in  seiner  nächsten 
Form  bleibt. 


§  177.    Objectsausdruck  durch  den  Acciisativ.  oöJ 

das  hier  mehr  das  Product  angiebt,  auch  durch  A  eingeführt 
werden  (§  179)  ^  Bei  vielen  der  erwähnten  Verba  ist  indessen  die 
Verbindung  eines  doppelten  Accusativs  nicht  notwendig;  das  eine 
Object  kann  auch  durch  eine  Präposition  eingeführt  werden;  vgl. 
unten.  Auch  lässt  sich  beobachten,  dass,  wenn  ein  Verbum  zwei 
Objecte  zu  sich  nimmt,  das  eine  davon  meist  bestimmt  ist  und 
daher,  wenn  es  nicht  überhaupt  nur  Fürwort  ist,  nach  §  172,  c 
durch  Suffixa  und  A  untergeordnet  wird. 

Ein  dreifacher  Accusativ,  nämlich  der  im  vorstehenden  be- 
schriebene doppelte  Accusativ  und  dazu  noch  ein  Accusativ  im  Sinne 
eines  Dativs,  findet  sich  z.  B.  in  HhCd^M'-  Irf-A-."  ^Tdi"-  HH 
\l,hO''  ^d»'  qui  fecisti,  ut  singulae  creahirae  nobis  fructus  varios 
afferant  II  Const.  Ap.  39. 

5.  Dass  auch  reflexive  Verba  (St.  III)  sich  einen  Accusativ 
unterordnen,  ist  schon  in  §  80  an  einzelnen  Beispielen  gezeigt 
worden^,  und  sofern  es  für  die  Unterordnung  eines  Objects  keinen 
Unterschied  macht,  ob  ein  Verbum  in  St.  I,  1  oder  in  St.  III 
halbpassiv  und  reflexiv  gebraucht  wird  (wie  f^^K'  und  't'^^AÄ^ 
voll  sein  und  sich  füllen^  beide  mit  Accusativ  verbunden,  A'flA" 
und  'f'A'flrt'  an^ielm  und  sich  bekleiden)^  unterscheidet  sich  dieser 
Fall  nicht  wesentlich  von  den  in  §§  175,  176  besprochenen.  Ebenso 
unterscheidet  sich  ein  Verbum,  das  im  Reflexivstamm  wieder  eine 
einfache  Bedeutung  annimmt,  in  Beziehung  auf  die  Accusativ- 
verbindung  oft  gar  nicht  mehr  weiter  von  einem  einfachen  Transi- 
tivum,  wie  0^(\\(O'  übergeben y  't'i^(i\(0'  sich  übergeben  lassen 
d.  i.  erhalten,  nehmen,  't'AJih«  sich  schicken  lassen  d.  i.  dienen 
mit  dem  Accusativ  der  Person  Matth.  25,  44.  27,  55,  'i'09^^'  sich 
binden  an  d.  i.  anhangen,  nachfolgen  mit  Accusativ  Matth.  27,  57, 
i'4'flA-'  entgegengehn  Gen.  14,  17,  'bh^^i'  bekennen  Marc.  1,  5, 
"t'Ä'hV'  reiten  mit  Accusativ  Gen.  49,  17.  Sogar  zwei  Accusative 
können  Reflexivstämme  annehmen,  die  sich  in  ihrer  Bedeutung 
wieder  vereinfacht  haben,  s.  z.  B.  't'tlTtiti'  oben  unter  Nr.  4. 

Ebenso  nehmen  alle  Passiva  von  Verben,  die  im  Activum 
zwei  Accusative    haben,    das    eine    der   beiden   Objecte   des   Activ- 


1  Anderer  Art  sind  Fälle  wie:  fO^iD'hXl'  AKA^l'hh '  er  gleit 
deinen  Feinden  den  Sieg  über  dich  Chrest. -p.  44,  1.  1;  ^A"^^'  titlth^V' 
lh9^U''  ibid.  p,  42,  1.  15;  vgl.  unten  S.  394. 

2  Vgl    z  B    auch  JudithlO,  3f  :    '^'^Ö^'^h-•   ^PV'-    (\^1^'   fl''^ 

'^nh't"'  A'tV.'h  r'öC'b'  CM'  öJi-V^-M"  /^'ÖC^'        (D-l- 


390  §  177.    Objectsausdruck  durcli  den  Accusativ. 

Stammes  im  Accusativ  zu  sich,  z.  B.  't'^^Vd'  gelehrt  werden  (lernen) 
mit  Accusativ  des  Objects  Luc.  1,  4,  •f'i^-Ä'f '  mit  Accusativ  der 
Sache  etwas  erstattet  erhalten  Deut.  15,  2.  3.  Ps.  39,  21,  i'Oflfs 
mit  Accusativ  Vergeltimg  erhalten  für  etwas  Marc.  10,  30,  W'A*' 
'i'(0*V(\i,'  alles  ist  mir  gegeben  Matth.  11,  27,  '^h^A•'  mit  Acc. 
etwas  zugeteilt  erhalten;  andere  Beispiele  s.  Exod.  36,  6.  Deut.  11, 11. 
Ganz  besonders  aber  muss  zu  allen  Verben,  die  im  Activ  neben 
dem  nächsten  Object  noch  einen  Prädicats-  oder  Produkts- Accusativ 
zu  sich  nehmen,  auch  im  Passiv  das  Prädicat  oder  Produkt  im 
Accusativ  treten^,  also  zu  allen,  welche  ausdrücken  genannt,  für 
etwas  erfunden,  gedacht,  erlclärt  werden^  oder  0u  etwas  gemacht, 
erwählt,  gesetzt,  ernannt  werden,  z.  B.  'f'fi9^^:  'VK-Ä*  er  wird  der 
kleinste  genannt^  Matth.  5, 19.  23,10,  !^^(Ds  ff/'^hrt-"  der  würdig 
erfunden  wurde,  J&^'1[ft*7-"  M}"^'  (L^il^'^"'  flÄ"lD-"  euer  Haus 
wird  euch  wüste  gelassen  werden  Matth.  23,  38,  'f"7"A«^s  A^i^s 
K'Ä'*?* '  es  wurde  ihm  zur  Gerechtigheit  angerechnet  Gen.  15,  6, 
f^^'hY'  '^'^C7"'^•'  er  wird  verdollmetscht  (als)  Erlöser,  U'ü't' 
i'fl^Üfl's  i\'h*lli,h'üd\>0  sie  sind  Gott  (als  eine)  zu  einer  Gabe 
gegeben  Num.  18,  6,  '^i^^9^\{*'  Ahh'  ich  wurde  zum  Diener  ein- 
gesetzt Eph.  3,  7.  Nur  selten  wird  in  diesen  Fällen  statt  des 
Prädicatsaccusativs  der  Nominativ  angewandt,  sodass  sich  das  Prädicat 
wie  eine  Apposition  an  das  Subject  anschliesst:  't'it'fßi^i  hA^ 
HC''  IDA-S-s  hV}'  Uf '>'tll-s  sein  Sohn  Eleazar  wurde  als  Priester 
an  seiner  statt  eingesetzt  Deut.  10,  6. 

Aus  dem  Gebrauch  des  Accusativs  bei  diesen  Passiven  er- 
läutert sich  nun  auch  die  dem  Aethiopischen  mit  dem  Arabischen^ 
gemeinsame  Eigentümlichkeit,  dass  auch  die  Yerba  des  Seins, 
Werdens  und  Bleibens  Üh(D:  M^  ^fl^s  (^^ao:)  das  Prädicat 
im  Accusativ  zu  sich  nehmen,  sofern  darin  nämlich  immer  der 
Begriff  zu  etwas  gemacht  sein  oder  werden  liegt :  hllO^'i :  IfA'th' 
ich  werde  rein  sein  Ps.  17,  26,  Hlfi^'  flJJRJ:  das  Wein  geworden  war 
Joh.  2,  9,  h^s  ^Hdo'  er  wurde  ein  Bogenschütze  Gen.  21,  20,  HÜ 
A(Ds  J^'Afll!  der  bereit  ist  1  Petr.  4,  5,  ^^Ifi"-  WitlJ  (was  bist 
du  geworden)  was  ist  dir?  Gen.  21,  17,  VbJ^'  Ixh^d*'  iverde  zu 
Tausenden  24,  60,  ^h'üO  hOn^s  flh-'  sein  Kreis  bleibt  leer  Hen. 
78,  14,  'hii'h'i'  i&5"fl4-'  sie  sassen  versammelt  Hen.  13,  9,  \lo^' 
J&'jn4-=  8Ä*^V=  flJ^Ä-^^V'  dass  sie  gerecht  und  rein  bleiben  Hen. 

1  Wie  im  Arabischen,  Ewald,  Gr.  Ar.  §  546. 

2  Bei  den  Verben  des  Genanntwerdens  werden  Eigennamen  meist 
nicbt  in  den  Accusativ  gesetzt,  z.  B.  Gen.  17,  5.  11,  9. 

3  Ewald,   Gr.  Ar.  §  553  ff. 


§  178.    Objectsausdnu'k  diircli  ilcn  Accusaiiv.  391 

69,  11,  y,'luii'0^':  ti^n'i^:  sie  sfeJm  müssig  Matth.  20,  3;  ebenso 
auch  möh',  z.  B.  fAUtih'  h\V^ '  äjioßaivEi  oxXrjQog  Sir.  30,  8. 
Daran  schliesst  sich  auch  der  Gebrauch  von  ViV"  mit  dem  Acc.  für 
dienen  zu  etwas,  z.  B.  fli'l'hfl*-'^'  'VM^O  und  es  soll  zum  Zeichen 
sein  Gen.  9,  13,  Ol^iT^»" -"  "H^^ti^oo^:  ^^J  :  i^^^d  ihre  Ziegel 
dienten  ihnen  cds  Steine  Gen.  11,  3.  Bei  IfiV«',  OAö^-j  ^ü/.'  wird 
dieses  Gesetz  regelmässig  befolgt;  dagegen  ist  in  Fällen,  wo  das 
Prädicat  auch  als  Apposition  aufgefasst  werden  kann,  weil  der 
Verbalbegriff  nicht  so  leer  ist  wie  M',  ÜtifDs^  z.  B.  in  „was  steht 
ihr  müssig?",  auch  eine  andere  Yerbindungsweise  möglich  (§  189). 
Wenn  sich  nun  bei  \l^i  und  ÜA(Di  oft  ein  Nominativ  findet^,  während 
man  nach  dem  Gesagten  eher  einen  Accusativ  erwarten  würde,  so 
liegt  entweder  blosse  Nachlässigkeit  der  Handschriftenschreiber  vor 
oder  aber  eine  andere  Auffassung  des  Satzes  zu  Grunde ;  z.  B.  kann 
es  wurde  Licht  ausgedrückt  werden  durch:  Licht  entstand  und 
heisst  dann  äthiopisch  \i^'  'flC/'^',  oder  es  kann  Licht  als  Prädicat 
zu  dem  unpersönlichen  es  wurde  gefasst  werden,  und  es  heisst 
dann  äthiopisch  Yi^s  'üCV^';  daher  schwanken  die  Handschriften 
Gen.  1,  3.  Hen.  89,  8.  So  kann  man  sagen:  hji^'  iP^f-'  es  ist 
nicht  gut  Matth.  15,  26  und  hjh^'  W^f»'  nicht  ist  gutes  Gen. 
2,  18;  (D\\Y'  fhl'  fl^'fI'^s  hrt^h^A-'  es  entstand  eine  Sitte  Jud. 
11,  39,  wo  ebensogut  thl'  möglich  wäre:  es  wurde  zu  einer  Sitte: 
Üh(D'  !^'4'lr'  (für  J^^^O  es  war  vergraben  vorhanden  Jos.  7,  21.  22: 
fi')'}^''  OA-h--  ehrest,  p.  29,  1.  13. 

6.  Zu  unterscheiden  von  allen  bisher  genannten  Fällen  sind  §  178 
diejenigen,  in  denen  im  Aethiopischen  an  active,  intrans.,  refl.  und 
passive Verba  ein  Pron.suff.  im  Sinne  eines  Dativs  antritt  (§  151). 
Ein  solcher  Accusativ  drückt  nicht  das  nächste  Object,  sondern  in 
Beziehung  auf,  für^  also  dasselbe  aus,  was  sonst  durch  A  ausge- 
drückt wird.  Er  hat  am  meisten  Aehnlichkeit  mit  dem  Accusativ 
der  Fälle  §  175,  c,  ist  aber  wieder  dadurch  von  jenen  unterschieden, 
dass  er  nur  für  das  Pron.  suff.  zulässig  ist.  So  sagt  man  hC') 
CDV:  öffne  (für)  uns!  Matth.  25,  11,  (D^^tlilP-  und  sie  iverden 
ihm  noch  hinzufügen  Matth.  25,  29,  'tCd^X'  es  ist  mir  übrig  19,  20, 
MJE-^I-Oh-"  ivas  dir  recht  ist  (gut  dünkt)  22,  17,  J&'V.J&rth--  es  ist 
dir  hesser  5,  29.  30,  hJ}r\\(D''i\\f'^"'  AAl^s  nicht  ivird  euch  Friede 
sein  Hen.  5,  4;  vgl.  auch  ÜtiO^X'  es  steht  mir  bevor  in  der  üm- 


1  Dass  das  Prädicat,  wenn  es  durch  die  Präposition  }|</»:  eingeführt 
wird,  wie  in  Ai^'|"VbV"'  h*^'  <^J^'A*P^'  Matth.  6,  5,  nicht  im  Accusativ 
stehn  kann,  versteht  sich  nach  §  165,  Nr.  6  von  selbst. 


392  §  178.    Objectsausdruck  durch  den  Accusativ, 

Schreibung  des  Futurum  instans  §  89  und  l^'Ji'h-  §  198.  Da 
nun  ein  solcher  Gebrauch  des  Pron.  suff.  im  Sinne  eines  Dativs 
überhaupt  möglich  ist,  so  lässt  sich  die  Umschreibung  des  be- 
stimmten Artikels  durch  ein  dem  Verbum  angehängtes  Suffix  auch 
auf  Nomina,  die  in  der  Dativunterordnung  zum  Verbum  stehn, 
ausdehnen,  §  172,  c:  h^'  AT'^'  es  ivar  dem  Noah  Gen.  7,  6,  (D 
^hß^Yd'  ^^'OAÖ'  Ml'  (Dü^it^':  und  es  wird  dir  und  ihnen  {^ur) 
Speise  sein  Gen.  6,  21  u.  s.  f.  Am  beliebtesten  ist  dieser  Gebrauch 
des  Suffixums  bei  bi",  um  den  Begriff  einem  ^u  etwas  sein  oder 
dienen  auszudrücken,  und  das  Suff.  Avird  in  diesem  Fall  nur  selten 
weggelassen :  dass  sie  ihm  siim  Weihe  werde  heisst  äthiopisch  immer 
^Vh^:  -n'hllA-'  oder  'Mfb^':  'ühil^^' ,  nicht  l^irM^:  ühh^-f"' \ 
so  auch  J&h*'^h<^'-  Ahhs  er  sei  euer  Diener  Matth.  20,  26,  h^i 
}\li\l'  J^hfl^'T'  (D^F*'  wie  kann  er  nun  (zugleich)  sein  Sohn  sein? 
22,  45.  Sodann  wird  einer  ganz  eigentümlichen  Feinheit  der 
äthiopischen  Sprache  zufolge  jedem  Verbum,  das  irgend  einen  Teil 
eines  lebenden  Wesens  (wie  Glied,  Seele,  Name,  Ehre,  Eigen- 
schaften u.  s.  f.)  zum  Subject  oder  Object  hat,  noch  ein  auf  das 
Wesen  selbst  bezügliches  Pron.  suff.  in  dativischem  oder  accusa- 
tivischem  Sinne  angehängt,  um  die  Handlung  als  zugleich  von  dem 
Wesen  selbst,  nicht  nur  von  einem  Teil  desselben,  ausgehend  oder 
auf  das  Wesen  übergehend  zu  bezeichnen,  z.  B.  ß»'i*^/^thi^'  A 
•flf  s  mein  Herz  freut  sich  (mür)  Ps.  12,  6.  Jud.  19,  6,  1'(\h'  Afl's 
seine  Besinnimg  hehrte  (ihm)  zurück  Marc.  5,  15.  Luc.  8,  35,  R'J 
iPa^'.  AO«*»"-"  ihr  Herz  erschrak  (ihnen)  Gen.  42,  28.  45,  26, 
fUß'9^'  Afl'=  sein  Gemüt  lebte  (ihm)  wieder  auf  Gen.  45,  27,  t^ 
i.Cr^X'  h^M'  meine  Seele  ist  (mir)  hetrüht  Ruth  1,  13,  'ü'hllJV' 
M-t"'  f^T'  JK.CO-;hH!  ein  Weih,  dem  Blut  floss  Matth.  9,  20  (wo- 
für in  andern  Sprachen  gesagt  würde  Ä^:  jZ-OH/hTlO^  h9^0\' 
J^AP'"  höre  (mich)  meine  Stimme  Gen.  27,43,  {\9^P '-  ,^ti^'  er 
hörte  (ihn)  sehte  Stimme  Jud.  13,  9,  a^'\*C'  Klf^*  er  hieb  ihm 
sein  Ohr  ah  Matth.  26,  51,  (DCh^ '  W-h^'  d^^'  und  er  sah 
(sie)  den  Leih  der  Dina  Gen.  34,  3,  (DKh^Cf^--  K^ti-lt-  hh 
f-tf»-:  und  Jesus  erkannte  sie  in  ihrer  Schlechtigkeit  Matth.  22,  18, 
^ItiilCP'  hli^O'i  sie  sollen  ihm  die  Füsse  binden^  22,  13;  vgl. 
auch  j&fimV-  J^'AV=  Judith  8,  17,  Kh^^ÜX.'  Iwn-Ü'  Tftflh.: 
8,  29,  Ä^J&^^-llll.=  A'flU."  10,  16;  ebenso  sagt  man  für  er  nannte 
seinen  Namen  so  und  so  zwar  auch  rt'^f"  ft^ips,  aber  feiner:  ii 
UD^:  tiqoi  rt,-!-:  Gen.  4,  25.  3,  20  annot.     Die  Fälle  in  §  175,  c 

^  Was  auch  nach  §  175,  c  erklärt  werden  kann. 


§  179.    Unterordnung"  durch  Präpositionen.  393 

sind  alle  den  hier  aufgezählten  ähnlich ;  mir  ist  in  jenen  immer 
die  Person  selbst  das  eigentliche  Subject  oder  Object,  und  der  Teil 
von  ihr  steht  im  Beziehungsaccusativ,  wälirend  umgekehrt  hier 
der  Teil  immer  nächstes  Subject  oder  Object  ist,  die  Person  selbst 
aber  im  Nebenaccusativ  dazugenannt  wird. 

Hiemit  sind  die  vorzüglichsten  Gebrauchsweisen  des  äthio- 
pischen Accusativs  erklärt.  Es  versteht  sich  dabei  von  selbst,  dass 
nicht  jedes  Verbum,  das  einen  Accusativ  zu  sich  nehmen  kann, 
dies  auch  immer  thun  muss.  Auch  active  und  doppelt  transitive 
Verba  können  oft  ohne  jedes  Object  im  Satze  stehn,  teilweise  schon 
deshalb,  weil  das  Object  als  aus  dem  Zusammenhang  selbstverständ- 
lich verschwiegen  und  oft  nicht  einmal  durch  ein  Pronomen  ver- 
treten wird,  z.  B.  Matth.  21,  2  dort  iverdet  ihr  eine  Eselin  und 
ein  Eselsfüllen  finden,  ^H'/h*'  (Dh9^^'h'^'  li^'i*'  bindet  (sie)  los 
und  bringet  (sie)  7nir,  h^'th^^i^-  glaubt  (es)  nicht !  Matth.  24,  23. 
Gen.  9,  2  ;  oder  von  zwei  Objecten  wenigstens  das  eine  ausgelassen 
wird:  mein  Haus  ist  ein  Bethaus,  Wh'ylr^'fi'  'l'd>ll^'  dh-t"- 
rt^4''^•  ihr  aber  machet  (es)  ^u  einer  Diebshöhle  Matth.  21,  13; 
teils  aber  auch,  weil  diese  Verba,  die  in  andern  Sprachen  oft 
besser  intransitiv  ausgedrückt  werden,  schon  an  und  für  sich  einen 
genügenden  Sinn  geben:  H^flCil '  (Dyß)*\:  das  erleuchtet  und 
erivärmt  (Licht  und  Wärme  verbreitet)  Hen.  72,  4,  K.fl^AR'ih' 
A"'!-'  sie  gebar  ihm  nicht  (war  unfruchtbar)  Gen.  16,  1,  JP|TI^4'' 
er  taufte  (ohne  Object)  Marc.  1,  4,  hh^^d'  wissen,  Matth.  27,  65 
wissend  d.  i.  'kundig  sein,  h'i't^'^''  h'h9^^'  da  sehet  ihr  zu!  27,  24, 
d*'i'(D'  (wollen,  begehren)  ivillig  sein  26,  41  u.  s.  f. 

b)    Unterordnung    der    Nomina    und    Pronomina    durch 

Präpositionen. 

Kann  das  Nomen  einem  Verbum  nicht  auf  eine  der  §§  174  §  179 
bis  178  beschriebenen  Arten  im  Accusativ  untergeordnet  werden, 
so  muss  es  sich  mit  Hülfe  einer  Präposition  damit  verbinden. 
Welche  Präpositionen  bei  den  einzelnen  Verben  möglich  und  ge- 
bräuchlich sind,  zeigt  das  Wörterbuch.  Manches  darüber  ist  ge- 
legentHch  oben,  §  164  fp.,  bei  der  Lehre  von  den  Präpositionen 
angegeben.     Dazu  ist  hier  noch  folgendes  zu  bemerken: 

1.  Statt  der  strengeren  L^nterordnung  im  Accusativ  kann 
auch  die  schlaffere  durch  A,  die  Präposition  allgemeinster  Be- 
ziehung eintretend     Doch  ist  dies   im   ganzen  selten  und  nur  auf 

^  Wie  analog  im  Aramäischen. 


394  §  179.    Unterordnung  durcli  Präpositionen. 

einige  wenige  Fälle  beschränkt  geblieben.  Schlechthin  für  den 
Accusativ  findet  man  z.  B.  A  gebraucht  Gen.  17,  12  fl^Arh?^!  lhl 
114«  •  (wo  genauer  zu  sagen  wäre  'hTTfCPO  und  das  Kind  be- 
schneidet!, ferner  in  hA"  fOC^''  AhOrt-'  O'hfß'  ivelche  die  Sonnen- 
kugel ^iim  Untergang  bringen  Hen.  18,  4,  hil^^'  ti'l^h^^C't'  (Oti 
hll^'i'  tiCh^i,'  denn  die  Zeichen  und  Zeiten  zeigte  er  mir  Hen. 
75,3,  nK^(0*^h'  AKÄ-*"  flJAC^(l--  hrM^'  der  seine  Ge- 
rechtigkeit und  Wahrheit  ihm  nicht  entzogen  hat  Gen.  24,  27  ^,  und 
so  kann  mit  A  auch  eine  angefangene  Accusativverbindung  fort- 
gesetzt werden:  h^'  hjt'^9^0^'  (DhAliCh?'  dass  du  uns  nichts 
zu  Leid  thun  iverdest  noch  meinen  Nachkommen  Gen.  21,  23. 
Häufiger  wechselt  A  mit  dem  Accusativ  bei  allen  Verben,  die  den 
Begriff  des  Anredens  enthalten,  sofern  man  hier  immer  die  Be- 
ziehung auch  als  reden  zu  einem  wenden  kann:  man  kann  also 
nicht  nur  Wörter  wie  sagen,  erzählen,  reden  ebensoleicht  mit  A 
als  mit  dem  Accusativ  verbinden  (§  176,  3,  a),  sondern  namentlich 
auch  die  Begriffe  bitten  und  fragen,  ferner  loben  und  preisen 
{(\Ül'  fi'üfh'  u.  a.),  rufen,  befehlen,  verbieten,  tadeln  (z.  B.  Htid,' 
Hen.  13,  10),  zur echtiv eisen  u.  s.  f.  Besonders  aber  tritt  A,  als  die 
Präposition,  welche  das  Ziel  und  den  Zweck  einführt  (§  164,  Nr.  2), 
dann  ein,  wenn  einem  Verbum  ein  Nomen  in  diesem  letzteren 
Sinne  untergeordnet  wird.  So  können  Verba  des  Gebens  den, 
dem  gegeben  wird,  ebensowohl  durch  A  als  durch  den  Accusativ 
(§  177,  4)  unterordnen;  und  namentlich  der  Accusativ  des  Prädicats 
(§  177,  4  u.  5)  kann  überall,  wo  eine  Zweckvorstellung  gedacht  wird, 
durch  die  Verbindung  mit  A  ersetzt  werden :  •f'^^ffl''  9*^^'d'  A 
^^,^'ÜC'  sie  kauften  ein  Land  zum  Begräbnisacker  Matth.  27,  7. 
Gen.  49,  30,  h^^.A"'"*"'  Ai^Af^'l^-"  A^^iK'^"  er  teilte  sie  in  drei 
Heere  Jud.  7,  16,  l^P'  K\^*  =  h^9^  '  ^'\\l^'  WCh'  gerechte 
Sterbliche  stelle  auf  zu  einer  Pflanze  des  Samens  Hen.  84,  6,  Yxl 
'ü/n'  An^h'ihs  ich  will  sie  zu  einem  Segen  machen  Hen.  45,  4.  5, 
i^^'hd.f^'  'TlhA.--  A'hhA-'  M'-n-  Ä'Ä'4'-"  es  ivird  ein  Mann  er- 
ivählt  tverden  zur  Pflanze  des  Gerichts  der  Gerechtigkeit  Hen.  93,  5. 
So  wird  auch  W'  dienen  zu  etwas  und  zu  etivas  iverden  ebenso- 
wohl mit  A  als  mit  dem  Accusativ  (§  177,  5)  verbunden:  fl>llV' 
ti^^'id^il'  rhj&fl^'ih"  und  er  ivard  zu  einem  lebenden  Wesen  Gen. 
2,  7.  20,  16,  (D^iia^lr'  hd^h^'-  1'(\C'  und  das  Thun  ivird  zum 
Segen  dienen  Hen.  10, 16.  52,  4,  j^hCD-V-h«'«*'-"  hö^^^-  sie  werden 
euch  zum  Anstoss  werden  Jud.  2,  3.     Hie   und   da  werden   dafür 


1  Vgl.  oben,  S.  389,  N.  1. 


§  179.    Uiilmüidmui^'  durch  rriipositionen.  '^J'-> 

juu'li  andere  Präpositionen  der  Richtung  angewandt:  Ti'Q'i^  h^'l" 
Oi'tl'V  -  Chfi '  "Ihll'i'l'  •  der  Stein  ist  zum  Eckstein  geworden 
Matth.  21,  42,    f1'(\h\\'   (O-M"-   A/f' -•    ^V^Afl-  er  tvird  dich 

ivieder  zum  Mundschenken  machen  Gen.  40,  13,  oder  IDAni'   'Tifl' 

verändern  in  etivas  (anderes). 

Im  übrigen  wird  durch  A  insgemein  der  Dativ  anderer 
Sprachen  ausgedrückt. 

2.  Manche  Verba,  die  sich  mit  dem  Accusativ  verbinden 
lassen,  können  ihr  Objeet  auch  durch  Präpositionen  einführen, 
nehmen  aber  dann  in  der  Regel  einen  etwas  andern  Sinn  an,  und 
oft  entspricht  die  Unterordnung  eines  Objects  durch  eine  Präposition 
unter  ein  Verbum  den  zusammengesetzten  Verben  der  indoeuro- 
päischen Sprachen:  ti9^0'  mit  Accusativ  einen  hören,  mit  A  zu- 
hören und  gehorchen,  Ch?'  mit  n  auf  etwas  sehn  Hen.  39,  10, 
^OhO'  niit  A  einem  zurufen  Gen.  21,  17,  (D^^:  AdA"  einen  an- 
speien Matth.  27,  30,  >Ä^-"  (D^M* '  aufUicken  nach  Gen.  15,  5, 
rtl^f  s  mit  Accusativ  etwas  trinken,  mit  "h^^^-  davon  trinken  Gen. 
9,  21,  h'^U'  fassen,  halten,  aber  mit  fl  anfassen  Gen.  19,  16, 
V^'Tf«  hauchen,  mit  -^fl"  einen  anhauchen  und  einem  einhauchen 
Hen.  82,  7  u.  s.  f.  Sonst  wird  bei  jedem  Verbum,  das  sein  Objeet 
durch  Präpositionen  annimmt,  die  Präposition  je  nach  dem  Sinne 
des  Verbums  gewählt,  z.  B.  hflrt  '  A  sich  an  einein  versündigen 
Jud.  10,  10,  r/ili^''  A  trauern  um  einen,  AlÄ-  A  sich  (vor)  einem 
beugen  Gen.  27,  29.  42,  6,  <^Ah-"  A^  V*^!^'-'  A  König  sein  über 
einen  (einem)  Jud.  9,  8.  22  (und  AM-"  Jud.  9,  9),  CÖf^'  ItxT'l', 
^.CO'-  }i9^y'  beben,  fürchten  vor  (Gen.  9,  2.  32,  12),  1"?'-  iW^d' 
li9°i'  fliehn,  sich  hüten  vor,  hödd,'  }i9^^'  ausruhn  von  Hen. 
53,  7,  VK'r/i--  lti9^  rein  sein  von  etwas  Hen.  10,  22,  'td^A'-  h9^ 
sich  rächen  an  Jud.  16,  28.  Hen.  54,  6,  äAP=  'TfO-  beten  zu  Gen. 
20,17,  ebenso  fthii'  'W'-  Gen.  25,  21,  h9^^'  0  glauben  an,  W 
9°0  n,  d.'Va^'  n  Gefallen,  Lust  haben  an,  ^Trh'  AdA«  eifer- 
süchtig sein  auf  Gen.  26,  14.  30,  1  u.  s.  f.  Auch  können  alle  Verba, 
welche  Eigenschaften  ausdrücken,  durch  das  Vergleichungswort 
}i9^^'  und  einige  andere  Präpositionen  mit  andern  Begriffen  ver- 
glichen werden,  s.  unten  §  187. 

Endlich  kann  ein  Schriftsteller  gelegenthch  auf  eine  ganz 
eigentümliche  und  kühne  Weise  ein  Verbum  mit  einer  Präposition 
verbinden,  die  seinem  Begriffe  nach  ihm  eigentlich  nicht  zukommt, 
wie  ^ihd,'  mit  dem  Accusativ  der  Sache  und  AdA'  der  Person 
einem  etivas  aufschreiben  (zu  gut  schreiben)  Hen.  10,  8,  VHH-"  mit 


396  §  180.    Das  Yerbum  in  Unterordnung  unter  das  Verb  um. 

?i9"V'  einen  trösten  von  etwas  weg  d.  i.  über  etwas  beruhigen  Gen. 
5,  29,  t^^h'  ^f^'  (D^tli"'  ih^O  das  Wasser  füllte  sich  in  das 
Schiff  hinein  (das  Schiff  wurde  voll  von  Wasser)  Marc.  4,  37;  vgl. 
Ex.  28,  3;  auch  -i^^^Oi:  h^^'^O  (t\^91'  Jer.  11,  19.  Doch 
sind  wenigstens  in  der  gewöhnlichen  äthiopischen  Sprache  solche 
kühnere  Verbindungen  selten. 

Im  allgemeinen  werden  die  Präpositionen  im  Aethiopischen 
schon  sehr  häufig  angewandt.  Zwar  ist  der  Gebrauch  des  Acc. 
auch  in  seinen  altertümlicheren  Bedeutungen  noch  vollkommen 
lebendig  und  so  geläufig  als  in  irgend  einer  der  ältesten  semitischen 
Sprachen,  häufig  aber  ist  daneben  eine  Wortverbindung  durch 
Präpositionen  möglich;  ein  gewisses  Streben  nach  Freiheit  und 
Mannigfaltigkeit  in  der  Wortverbindung  giebt  sich  unverkennbar 
auch  auf  diesem  Gebiete  kund. 

2.    Das  Verbum  in  Unterordnung  unter  das  Verbum. 


§  180  Wie  das  Verbum  durch  ein  ihm  untergeordnetes  Nomen  oder 

Pronomen,  so  kann  es  auch  durch  ein  anderes  Verbum  ergänzt 
werden.  Würde  in  diesem  Falle  das  ergänzende  Verbum  lediglich 
m  den  nenn  wörtlichen  Infinitiv  treten  und  sich  wie  ein  anderes 
Nomen  dem  Hauptverbum  unterordnen,  so  wäre  es  überflüssig,  dies 
hier  besonders  zu  erörtern.  In  der  That  aber  giebt  es  noch  manche 
andere  Mittel,  um  ein  Verbum  einem  Verbum  unterzuordnen,  und 
diese  sollen  hier  erklärt  werden.  Der  Sinn,  in  welchem  sich  ein 
Verbum  ein  anderes  unterordnet,  ist  mannigfaltig. 

1.  Das  zweite  Verbum  kann  die  Art  und  Weise  des  Haupt- 
verbums,  die  näheren  Umstände  der  Handlung  und  ihre 
Zeit  bestimmen. 

d)  Soll  zu  dem  Hauptverbum  (oder  zu  der  Aussage  des  Satzes) 
eine  adverbiale  Verhältnisbestimmung  gefügt  werden,  so 
wird  diese  im  Aethiopischen,  teils  weil  adverbiale  Ausdrücke  hier 
noch  weniger  zahlreich  ausgebildet  vorliegen,  teils  weil  die  Ver- 
hältnisbestimmung stärker  betont  werden  soll  als  dies  bei  einem 
adverbialen  Ausdruck  möglich  wäre,  häufig  durch  ein  Verbum 
ausgedrückt.  In  diesem  Falle  sind  hauptsächlich  zweierlei  Ver- 
bindungen der  beiden  Verba  möglich. 

d)  Beide  Verba  werden  (in  gleichem  Tempus,  Modus,  Numerus 
und  der  gleichen  Person)  nebeneinander  gestellt,  aber  nicht  wie  ge- 
wöhnlich durch  fl>  verbunden,  sondern  bleiben  un verbunden,  wobei 
sie,  weil  durch  keine  Copula  getrennt,  sich  um  so  enger  zusammen- 


§  180.    Das  Vtnbuui  in  Unterordnung  unter  das  Verbum.  397 

scliliesseii.  Besonders  häufig  werden  auf  diese  Weise  einige  adverbiale 
Zeit-  und  Ortsbegriffe  allgemeinsten  Sinnes  verbunden,  die  dem  Haupt- 
verbum,  dessen  Begriff  sie  ergänzen,  vorangelin.  So  kann  man  zwar 
den  Satz  und  sie  gebar  noch  einmal  auch  im  Aethiopischen  durch  ein 
Adverbium  ausdrücken:  OIOlAft'!"  ^■^•',  z.B.  Gen.  29,  34;  soll  aber 
dieses  noch  einmal  hervorgehoben  werden,  so  drückt  man  es  durch 
Rl^w>:  iviederholen  aus :  fllftl^/oif"  CDAÄ'Th'  und  noch  einmal  ychar 
sie  Gen.  4,  2.  29,  33;  Rl<^:  dJltO'  noch  einmal  schichte  er,  ob- 
wohl auch  (D^'^iro:  ^/gOü  möglich  ist  Luc.  20,  11;  so  auch  Jud. 
20,  22.  Gen.  25,  1.  Ebenso  dient  (D^}\:  er  hat  vollendet  dazu,  um 
den  Begriff  schon  zu  umschreiben  (s.  §  88) :  MH"'  (Dß'hH"'  iR'Tf'«' 
das  Feuer  brennt  schon  Luc.  12,  49,  (D^M:  iTtiHi'  wir  haben 
vorhin  schon  getadelt  Rom.  3,  9.  Num.  17,  11.  12.  22,  29.  33.  Matth. 
5,28.  11,21.  17,  12;  und  dieses  Wort  kann  dem  Hauptverbum 
sogar  nachgesetzt  werden:  (BtnaM^L'  OJß^h'  ftO't''  und  Abend- 
stunde ist  es  bereits  geworden  Marc.  6,  35^.  —  Vgl.  ferner:  fliöK-' 
'l'^HA^^''*""  sie  zogen  aus  ihnen  entgegen  Jud.  1,  10;  rh-^'  'h^* 
ft/V*!  geht  entgegen  Jos.  9,  9;  •t'7/^K-!  'ifh*C'  wir  wollen  auf- 
brechen Gen.  33,  12.  27,  19.  Jos.  7,  13;  'iüC'  'Hi,[\^'  A-^»"-" 
bleibe  iveissagend  ihnen  Chrest.  p.  3,  1.  22  f.  u.  s.  f.  In  solchen  Ver- 
bindungen finden  sich  zwar  öfters  beide  Verba  auch  durch  (D  ver- 
bunden; bessere  Handschriften   vermeiden  dies  aber. 

ß)  Noch  häufiger  wird  solchen  Zeit-  oder  Verhältnis-bestim- 
menden Verben  das  Hauptverbum  im  Accusativ  des  Infinitivs  unter- 
geordnet, und  auf  diese  Weise  kann  jedes  Verbum,  sei  es  activ 
oder  passiv,  untergeordnet  werden,  indem  es  in  den  nenn  wörtlichen 
Infinitiv  tritt.  Das  regierende  Verbum,  das  die  adverbiale  Neben- 
bestimmung enthält,  ist  meist  transitiv  oder  causativ,  kann  aber 
auch  reflexiv-passiv  sein,  und  der  Accusativ  des  Infinitivs  ist  in 
letzterem  Falle  nach  §  174  zu  erklären.  So:  'tl9"^t*'  0^.(D ' 
sie  waren  (alle  geworden  im  Hinübergehn)  alle  hinübergegangen 
Jos.  4,  8.  11;  4*Äl^lri-'  V7.(?'Mfl^'^-"  ich  habe  es  euch  zuvor  gesagt 
Matth.  24,25.  12,29.  17,11;  h^m'ii}'}''  ^Ä.h'  {=^01^-  oo 
^Ma'y^  ihr  seid  schnell  gekommen  Ex.  2,  18.  Gen.  18,  7.  Jos.  4,  10; 
'\(iC\\o^''  h^Vi'  9^hi[,?''  ihr  habt  zugleich  mit  mir  geglaubt 
Rom.  1,  12;  Kf.^19^:  h^hs  Ü^P'-  J^ftA.htf»-s  ich  werde  hin- 

^  Das  Tempus  stimmt  grade  bei  (D^Y\'  immer  mit  dem  Tempus 
des  Hauptbegriffs  überein:  beide  stehn  im  Perfect.  Doch  wird,  um  ein 
Präsens  auszudrücken,  (D^}\:  auch  mit  dem  Imperfect  verbunden:  (Dj^'hi 

^'H-  fl>-A'/''  1'-'}^:''  y,'/'(\0  bereits  lie(ß  die  Axt  am  StammeM2itth.d, 10. 
Ein  Adv.  fllj?,"^:  anzunehmen  ist  nicht  nötig. 


o9ö  §  181.    Das  Verbum  in  Unterordnung  unter  das  Verbum. 

fort  nicht  mehr  hei  euch  sein  Jos.  7,  12.  Gen.  8,  12.  38,  26;  Ix'h 
A'fes  '1'rt.flP"'  hhA*  sie  hatten  das  Getreide  aufgegessen  Gen.  43, 1. 
Jos.  8,  24.  10,20;  hwh^'-  l^Jj  er  hat  wohl  gethan  Jud.  17,  13; 
h^f^OD^-:  h}\9^^(^''  sie  erkundigte  sich  mvor  Matth.  14,  8.  17,  25; 
h^,^d,'^''  ÄA./i'f'^  sie  hassten  ihn  noch  mehr  Gen.  37,  8.  Matth. 
27,  23;  rtArn-"  i^^'l''  er  ivar  schon  ganz  todt  Job.  19,  33;  h'd 
If'VTh-"  tx'üh'  sie  brachte  am  meisten  Luc.  21,  3;  ^f^'  yCH\^'' 
€p(iiaD:  das  Wasser  stand  ferne  Jos.  3,  16.  Statt  des  Infinitivs 
kann  auch  ein  Abstractum  eintreten,  z.  B.  Whl^hd.-  'l'Ö*']/^'f'' 
der  beharrlich  geduldig  ist  Matth.  24,  13. 
§  181  b)   Wird   einem   Verbum    eine    nähere   Bestimmung   der   Art 

und  Weise,  der  Umstände  oder  der  Zeit  beigefügt,  die  nur  durch 
einen  Verbalbegriff  ausgedrückt  werden  kann,  so  hat  das  Aethio- 
pische  verschiedene  Mittel,  sie  zum  Ausdruck  zu  bringen. 

a)  Die  Nebanbestimmung  wird  im  Gerundium  (§  123)  unter- 
geordnet. Dabei  tritt  der  Infinitiv  selbst  nach  §  174  f.  in  den 
Accusativ,  steht  aber  nur  selten  ohne  Suffix,  wie  in  M'ti*''  "ih^^' 
d^^OD:  h^^H.h'flrh.C--  idX'  '^'üC'  die  ganze  Welt  vollendete  der 
Herr,  thuend  sein  Werh  Gen.  2,  2.  Vielmehr  wird  fast  immer  das 
Subject,  das  die  untergeordnete  Handhing  vollzieht,  mag  es  zu- 
gleich das  Subject  des  Hauptsatzes  oder  dessen  Object  sein,  durch 
ein  dem  Infinitiv  angehängtes  Pron.  suff.  noch  besonders  ausgedrückt. 
So  werden  Zustandsbestimmungen  ausgedrückt,  wie  'VOI^i^'h'  h 
il9^hi,'  geduldig  höre  mich  an!  Act.  26,  3,  mmdh'  'f'öT./'s  und 
er  ging  hinaus,  indem  er  an  sich  hielt  Gen.  43,  31,  und  sogar  Ü 
A<D:  V*d**s  er  ivar  schlafend  d.  i.  er  schlief  eben,  und  noch  häufiger 
Zeitbestimmungen  (und  selbst  an  Zeitbestimmungen  angrenzende 
Bedingungen),  die,  da  der  Infinitiv  keine  Tempora  unterscheidet, 
je  nach  dem  Zusammenhang  von  der  Vergangenheit,  Gegenwart 
oder  Zukunft  verstanden  werden  können:  (Dd*A^fi'  lt\9^0^'  t^d' 
(B'tl'l*'  5^V/"^-'fl!  und  indem  er  von  da  wegging,  begab  er  sich 
nach  dein  Tempel  Matth.  12,  9,  (DOidF-'  hl^r/i^C-"  '^'^nA«-■ 
fi(UV'  'üh/L'  und  als  er  aus  dem  Schiffe  stieg,  Jcam  ihm  alsbald 
ein  Mann  entgegen  Marc.  5,  2,  HCfl-'  e^\^'  fllLr^tf»-:  Ifl^:  die 
Sonne  ging  unter ^  als  sie  nach  Gihea  gelangten  Jud.  19,  14,  I/J& 
(14*'' As  nUCJi«'  i^H^^s  ivelches  sprosst  durch  seinen  Samen,  wenn 
er  gesäet  wird  Gen.  1,  29,  (Dä^p:  XcTJ^'A-'  ,O70-  und  als  Herodes 
es  hörte,  erschrak  er  Matth.  2,  3,  fh^di}^'^''  'l'rt^iA*'  hingegangen, 
erkundiget  euch  2,8,  «'»K'h-'  i*»>.4^ö»-:  (Ohtli^'^li^^f^"-  sie  kamen, 
nachdem  sie  Beisevorrat  eingenommen  und  Zurüstungen  gemacht 
hatten  Jos.  9,  2,  'h'i'V'  '^A.Ai-"  hö/^l''  welches,  als  es  voll  loar, 


§  181.    Das  Verbuin  in  Unterordnung  unter  das  Verbum.  399 

sie  hcrmißogen  Matth.  13,  48,  t^'h'   KiV^ -  \\HV? '  W^'H^'-   «>,e/ 

*"L{h'  Job  9,  4,  und  so  fast  auf  jeder  Seite  einer  historischen  Er- 
zählung. Selbst  wenn  der  Umstands-  oder  Zeitsatz  ein  eigenes 
Subject  hat,  das  im  Hauptsatz  weder  als  Subject  noch  als  Object 
erwähnt  ist,  kann  das  Gerundium  stehn ;  das  Subject  wird  dann, 
nachdem  das  Suffix  am  Infinitiv  darauf  hingewiesen,  diesem  Suff, 
frei  in  seiner  nächsten  Form  (nicht  im  Accusativ)  beigeordnet: 
OüD^^Yx :  fl)-?i'l-  ■  nh-  ■  f»*fc "  und  als  jener  hinausgegangen  w(n% 
kamen  seine  Diener  Jud.  3,  24:;  fli'VA.6"-'  Ü'ÜO'l"  "if^'h  n^'P'ü' 
h'^W  je.i'"^?!-'  rt-nni--  'if^'h  n^'^'H'  und  als  die  7  Jahre  des 
Ueherflusses  vorüber  ivaren^  kamen  die  7  Jahre  des  Hungers  Gen. 
41,53;  'VA.6".'  ^'PM-  -nWl'  Job  2,  9;  (D'\(D^^P^^  K^ibh' 
t{ih:  ^/»rt'^A'Jj  flÄVh-*  und  als  Jesus  geboren  tuar,  siehe  da  kamen 
die  Magier  Matth.  2,  1 ;  oder  mit  dem  Infinitiv  unpersönlicher 
Verba:  m9'*M^ '-  h^S '  h^^K'h-'-  und  als  es  Abend  ivurdc, 
brachten  sie  Matth.  8,  16.  26,  20;  (DffDtl?''  oo^^yt  -(ihrt.-"  und 
als  es  Abend  war,  kam  ein  Mann  27,  57. 

ß)  Wenn  die  Nebenbestimmung  einen  Zustand  des  handelnden 
Subjects  des  Hauptverbums  beschreibt  (was  in  andern  Sprachen 
durch  ein  dem  Subject  beigeordnetes  Participium  ausgedrückt  wird), 
so  kann  sie  durch  ein  dem  Hauptverbum  beigeordnetes  Imperfect 
(nach  §  89  das  eigentliche  Tempus  für  die  Beschreibung  eines 
Znstandes)  ausgedrückt  werden  ;  nur  muss  dann  (wie  in  dem  ähn- 
lichen Falle  §  180,  1,  a,  a)  die  Copula  (D  immer  fehlen,  damit 
durch  die  enge  Verbindung  die  Unterordnung  des  Nebenbegriffs 
unter  den  Hauptbegriff  zum  Ausdruck  komme.  Dabei  ist  es  nicht 
nötig,  dass  beide  Verba  unmittelbar  nebeneinander  gestellt  werden : 
je  nach  Umständen  können  verschiedene  Wörter  dazwischen  treten, 
z.  B.:  VfK-5  f  O^'-fl?*  •'  sie  sassen  ihn  bewachend  Matth.  27,  36; 
'l'Ah'fls  ^^d^bl'  sie  liegt  fieberkrank  darnieder  8,  14;  ^ll^*'  H 
n<n>-:  'Yd'fX'  h^f^^'^o^"'  h'üt^'  die  Weisheit  haben,  iverden  er- 
geben sein,  ohne  ivieder  zu  sündigen  Hen.  5,  8;  Tx^^'  '\f^*^9^9*' 
"Vl'iiYx*'  (D'h'V '•  Itxt^r'  YxiM'ü'  ivenn  ihr  ihn  verlasset,  zurück- 
kehrend zu  jenen  Völkern  Jos.  23,  12;  Wjf/KD*^^ '-  n/h-fc+-"  f'd. 
C\)'  G.  Ad.  93,  19.  Darauf  beruht  auch  die  Umschreibung  des 
lateinischen  Imperfects  durch  Üh(Ds  mit  dem  Imperfect  (§  89),  wie  in 
ÜOr:  ,?m9^^''  er  taufte  (war  taufend).  Vgl.  auch  §  189  f.  Drückt 
dagegen  die  Nebenbestimmung  nicht  sofast  einen  Zustand  des  Sub- 
jects als  vielmehr  eine  Fortsetzung  der  Haupthandlung  aus,  so  wird 
sie  in  das  gleiche  Tempus  wie  das  Hauptverbum  gesetzt  und  diesem 
asyndetisch  beigeordnet:  fll>/*'h«:  Ä^A-4.l/'<^'"  hiO'fld"- und  sie 


400  §  182.    Das  Verbum  in  Unterordnung  unter  das  Verbum. 

nahmen  ihre  Töchter,  sie  heiratend  Jiid.  3,  6;  f^^^h'  h'f''}'  Hj& 
(U^ll'  'TlAii.'  es  kam  ein  rauchender  Ofen,  vorübergehend  u.  s.  f. 
Gen.  15,  17;  (Dfy]\^:  '\ww'\"'  sie  ging  aus  suchend  Hen.  85,  6 
(vgl.  §  180,  1,  a,  a). 

y)  Ausserdem  stehn  für  die  genannten  Fälle  und  für  die 
Anknüpfung  jeder  Nebenbestimmung,  die  durch  ein  Verbum  aus- 
gedrückt werden  muss,  sei  es  eine  Art-,  Zustands-  oder  Zeitbe- 
stimmung, Conjunctionen  wie  hlrH'  indem,  ^fls  u.  s.  f.  zur  Ver- 
fügung, §  189,  die  hierfür  sehr  häufig  gebraucht  werden. 

d)  Ein  besonderer  Fall  tritt  ein,  wenn  zu  einem  Verbum 
sein  eigener  nennwörtlicher  Infinitiv  im  Accusativ  ergänzend  hin- 
zutritt (vgl.  §  174),  wobei  der  nähere  Sinn  einer  solchen  Ausdrucks- 
weise verschiedenartig  sein  kann.  Entweder  soll  durch  die  Wieder- 
holung des  Verbums  das  Sich-wiederholen  der  Handlang  selbst, 
also  die  AUmähligkeit,  Fortdauer,  Gänzlichkeifc  der  Handlung  aus- 
gedrückt werden:  (Dfi^tlf^s  fL9^fitlP''^"'  und  vertilgend  vertilgten 
sie  sie  (nach  und  nach  ganz)  Jud.  20,  43,  h'üll'^'  hUlVi'  mehrend 
mehren  iverde  ich  (werde  viel  und  immer  mehr  machen)  Gen.  3,  16. 
16,  10,  oder  aber  es  soll  die  Aufmerksamkeit  des  Hörers  ganz 
besonders  auf  den  Begriff  gelenkt  und  das  Verbum  nachdrücklich 
hervorgehoben  werden,  und  dieser  letztere  Gebrauch  des  Infinitivs 
ist  weitaus  der  häufigere:  rt'^0'  '\'il9^Ü''  (OhJ}r(i>'ti(B,'  hören 
thut  ihr  wohl,  aber  ihr  versteht  nicht  Matth.  13,  14.  Marc.  4,  12; 
(\Q\V'  MCMX'  segnen  werde  ich  dich  Gen.  22,  17;  'iXiP't-'  1'^ 
1^'  f^ÖtU't'  willst  du  über  uns  herrschen?  37,  8;  ID4"fcArt  = 
/i,'J4"VAh5  tödten  aber  werden  ivir  dich  nicht  Jud.  15,  13;  Wh 
9"Cr.-  MyTC'  wissen  sollst  du  Gen.  15,  13;  ferner  Gen.  20,  18. 
50,  16  Jud.  8,  25  u.  s.  f.  De^  Infinitiv  steht,  wie  diese  Beispiele 
zeigen,  meist  voran ;  doch  kann  er,  namentlich  wenn  er  die  Fort- 
dauer der  Handlung  ausdrückt,  auch  nachgesetzt  werden:  \\0^' 
J?^A5i?*:  i\9^M\'  Ah'7H.h'flr[i.C=  dass  sie  Gott  immerfort  an- 
beten wollen  Jos.  22,  27;  auch  WM'  \\^^ '  ivas  es  auch  sei  Ex. 
22,  8.  GaL  5,  10. 
§  182  2.   Das  untergeordnete  Verbum  steht  im   Sinne   einer  In- 

haltsbestimmung oder  eines  Objects  und  ist  daher  immer 
im  Objectscasus  zu  denken. 

a)  In  diesem  Fall  ist  die  nächstliegende  Verbindungsweise 
die,  a)  dass  das  untergeordnete  Verbum  im  Accusativ  des  nenn- 
wörtlichen Infinitivs  steht.  Sie  ist  auch  dann  möglich  und  sehr 
gewöhnlich,  wenn  das  untergeordnete  Verbum  Objecte  von  sich 
abhängen  hat:    der  Infinitiv  wird   in  diesem  Falle  entweder  mehr 


§  182.    Das  Verbiim  in  Unterordnung  unter  das  Verbuni.  401 

als  Nomen  aufgefasst  und  ordnet  sicli  sein  Object  durch  das  St.  c- 
Verhältnis  unter  (s.  S.  409),    oder   mehr   als  Verbum    (ohne   dass 
deshalb   das  Gerundium    eintreten    müsste)    und    nimmt   dann   sein 
Object   im  Accusativ  oder  vermittelst  Präpositionen   zu  sich.     Vor 
allem  werden  einige  an  sich  leere  Verba  (Hilfszeitwörter),  nämlich 
die   V^erba   des    Könnens    und    Nichtkönnens    meistens   so   ver- 
bunden :  Ä^JP'hA"  'V'/.T'  hd'O'^  er  kann  seinen  Vater  nicht  ver- 
lassen Geu.  U,  22;  fllV^.rth^-rt:  /i,JK,hA-5  'l"l:ä' eure  Seele  aber 
vermögen  sie  nicht  zu  tödten ;  HJ&hA-'  ^r'Prt-"  (D^P-  ''id'O  hfl\ 
7^A"2  der  Leib  und  Seele  zusammen  verderben  Jcann  Matth.  10,  28. 
9,  15.  28.  7,  18.  5,  14.  36.  3,  9;  tlM'  'VlJÜ''  er  vermag  nicht  zu 
tvachen  Matth.  26,  40;  tlM'  hO^^h-f'S  tvir  vermochten  ihn  nicht 
auszutreiben  Matth.  17,  19.  Jos.  17,  12;  ferner  auch  andere  Verba, 
deren  Begriff  sich  zu  dem  des  Könnens  hinneigt,  wie  wissen,  lieben^ 
geivohnt  sein :  fii9^^'  hth^P'  hth^'  er  war  geivohnfy  einem  das 
Leben  zu  schenken  Matth.  27,15;  :^'h9^<-'  iP^?'  Ü'üi"'  fl^'/^fl-" 
ihr  wisset  gute  Gaben  zu  geben  7,11.  16,3;  ^^.4'<"'  4'^<^-'  CöÄ 
AP'2  sie  lieben  zu  stehn  und  zu  beten  Matth.  6,  5;  ferner  die  Verba 
des  Verhinderns,  Verweigerns  und  Nichtwollens  (wogegen 
die  Verba  des  Wollens,  als  ein  Zweckverhältnis  ausdrückend,  meist 
anders  verbunden   werden):    'l'h^'hP^'^'''  fl^h'  ihr  hindert  sie 
hineinzukommen  Matth.  23,  14  (vgl.  §  176,  3,  a).  Hen.  63,  10;  h^'l' 
Yl^h?*^'^''  f^9kjt\'  '1rn»f '  verbietet  ihnen  nicht,  zu  mir  zu  kommen 
Matth.  19,  14.  Jud.  15,  1;  ^rh.A--  l'fift.-"  i^'T'MH.-  Eahel  will  sich 
nicht  trösten  lassen  Matth.  2,  18;    ^fl^h"  (0**t(i'  sie  verweigern 
dir  zu  geben  Gen.  24,  41.  37,35;   CM-f''  hrh»^'  ideiv  aQvovvrai 
Sap.  17,  10  A.     Aber   auch   manche   andere  Verba,   die   zum   Teil 
auch    andere    Verbindungen    zulassen ,    können    den   Accusativ    des 
Infinitivs  zu  sich  nehmen:  ^d^d'  Q?^'}?'-  h\l'  M'  ti'hO"ü'  zu 
meiner  Rechten  zu  sitzen  verleihe  nicht  ich  Matth.  20,  23  ;  avdO 
'f'h'hti^'f''  er  tvagte  ihn  zu  fragen  22,  46 ;  dtl(h'  'V'flft'/'-'  i^/.K 
sie  hatten  Brod  mitzunehmen  vergessen    16,  5;    ^l-'i^i,'   MlOf 
er  zögert  zu  kommen  24,48;  d^CÜ'  Ax^d'  V?'  er  fürchtete  dort- 
hin zu  gehn  2,  22.  1,  20.  Gen.  19,  30;  i"T[Ä-7-.-  -l^tSj^-f^'  M\^ 
Ah-"  ihr  höret  auf,  Gott  zu  folgen  Jos.  22,  16.  18.  29.  Gen.  11,  6; 
vgl.    ausserdem    §  180,  1,  a,  ß.      Dabei    ist    es   möglich,    dass    das 
regierende  Verbum  schon  im  voraus  durch  ein  auf  das  Object  des 
untergeordneten    Verbums    bezügliches    Suffix    ergänzt   wird,    was 
wiederum    eine    eigentümliche    Feinheit   der    äthiopischen    Sprache 
(ähnlich  der  §  178  beschriebenen)  bildet:  lh^\^*"'   y*tA"f''   Art.'!"-* 
y\1\\^h'üih,C'  ich  vermag  das  Haus  Gottes  zu  zerstören  Matth. 

Di  11 111  an II,  Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  2G 


402  §  182.    Das  Verbum  in  Unterordnung  unter  das  Verbuin. 

26,  61;  ^V'!  ja.hA-'"  tiliTfl'-'  idX'  4  Esr.  2,  6  ;  ja  das  regierende 
Verbum  kann  sogar  das  Object  des  abhängigen,  wenn  dieses  nur 
ein  Pronomen  ist,  ganz  an  sich  ziehn :  tlhlrf^ '  d.Ü^fi  s  sie  ver- 
mochten ihn  nicht  ^u  heilen  Matth.  17,16  (für  liM^'  <^fl>*^'f-r).  — 
Der  untergeordnete  Infinitiv  kann  in  der  Folge  in  ein  Verbum 
finitum  übergehn  und  umgekehrt,  z.  B.:  'f'/y»f..fliö»- :  AJi^C ' 
O^'Y'l^ix '  d,'t(0*9^o^* '  sich  tvendend  £um  Gehn  und  schneller  Ver- 
folgung derselben  Sap.  19,  2,  je.ÄAJ"tf»-."  ^'l'h^h^''  -üCVlr '- 
(D-l^H^^ih:  fl^rt'^:  ^'A^'l'."  Sap.  18,4;  ebenso  auch  der  Sub- 
jeetsinfinitiv,  z.  B.  4  Esr.  13,  20. 

Merkwürdigerweise  können  auch  unpersönliche  Verba  (§  192) 
durch  einen  Infinitiv  im  Aecusativ  ergänzt  werden,  wofür  freilich 
auch  andere  Constructionen  möglich  sind.  So  wird  namentlich 
h^'^  wenn  es  die  Bedeutung  von  k'oii,  e^soii  es  ist  möglich  oder 
es  ist  erlaubt  hat,  häufig  mit  dem  Aecusativ  des  Infinitivs  ver- 
bunden:  H/i,i^hfl>*^'  7ft,^'  ivas  zu  thun  nicht  erlaubt  ist  Matth. 
12,2;  J?,ha^'J:  rirt^Q-h  in.^-"  W^^' es  ist  erlaubt,  am  Sabbath 
gutes  ni  thun  12,  12.  12,  10.  Deut.  22,  19;  /uje.->OÄ'nh--  Ä^f'-f-' 
es  dünke  dir  nicht  schver  (§  178),  ihn  zu  entlassen  Deut.  15,  18; 
YxODt  ji^lhhliA«'  'W'hti^dr^'  ivenn  es  möglich  ist,  dass  dies  vorüber- 
gehe Matth.  26,  42;  Ä^M--  iP^f"  Y^h-  "i'^h-i"'  (O-tk-^'-  (DOh 
'/.n*  AhAO'!"-  es  ist  nicht  fein,  das  Brod  der  Kinder  zu  nehmen 
und  es  den  Hunden  zu  geben  Matth.  15,  26;  j&'l'A A '  OJi'l'' 
(§  124  a.  A.)  -///»A:  Ihil'Y'  h^^^'V'  ff^C^h'  hr*(\Ö^'  d'Rh' 
OD'i'l/^'l'.  rt^^'l--  Matth.  19,  24  (vgl.  9,  5);  li>htf»"  O'B^'f-- 
fili'i't^:  ^*'flC'  (es  ist  genug  für  euch  das  Umkreisen  dieses  Ge- 
birges) ihr  habt  dieses  Gebirge  nun  genug  umgangen  Deut.  2,  3^. 
Am  leichtesten  erklären  sich  solche  Verbindungen  daraus,  dass  im 
Gedanken  die  unpersönliche  Wendung  des  Verbums  durch  eine 
persönliche  ersetzt  wird  (z.  B.  in  es  ist  erlaubt  ==  man  kann).  — 
Indessen  ist  diese  Construction  nicht  notwendig:  die  Ergänzung 
kann  zu  solchen  Verben  auch  iui  Subjectscasus  treten,  wodurch  sie 
aufhören,  unpersönlich  zu  sein:  A/f*'  J&'t.J^rt3^=  #7»<g-T[-:  mir  ist 
es  besser  zu  sterben  1  Cor.  9,  15;  hör'-  '^^^l'-  jK-'K^A-'  -n'/.A-* 
Hen.  37,  3;  fdöO"  ÖJA.^'  es  wird  ihr  schwer  zu  gebären  Hen. 
62,4;  MihYlf'^"'  flA.d-"  es  genügt  euch,  zu  essen  Hen.  102,  9 
(vgl.  Hebr.  9,  27.  10,  31).  Bei  Infinitiven  auf  ö  ist  es  nicht  zu 
erkennen,    welcher  der   beiden  Constructionen   sie  folgen,   z.  B.  in 


1  Ein  Beispiel,   in  dem  HA**'  zuerst  mit  dem  Subjunctiv  und  später 
mit  dem  Aecusativ  des  Infinitivs   construirt  wird,    findet   sich  Sap.  IG,  28  A. 


§  182.    Das  Verbum  in  Unterordnung  unter  das  Verbuni.  403 

hh'  lA'VjE*'"  hO^'hO'  (hl  ist  nicM  gut  heiraten  Mattli.  10,  10,  sofern 
hti^'M'  sowohl  Nominativ  als  Accusativ  sein  kann. 

Ueber  den  Accusativ  c.  Infinitiv  bei  den  Verben  des  Sagens 
und  Wahrnehniens  s.  §  190. 

ß)  Wo  diese  nächstliegende  Verbindung  im  Infinitiv  nicht 
angebt,  tritt  der  Gebrauch  einer  Conjunction  wie  h^^'j  51?  Itifl^^' 
u.  s.  f.  ein,  z.  B.  er  sagte,  dass  u.  s.  f.;  vgl.  §  203. 

h)  Wenn  das  unterzuordnende  Verbum  zum  Hauptverbum 
mehr  im  Verhältnis  der  beabsichtigten  Folge  und  des 
Zweckes  steht,  tritt 

a)  möglicherweise  die  im  Ganzen  seltene  Verbindung  durch 
A  mit  folgendem  nennwörtlichem  Infinitiv  ein  (s.  auch 
§  183),  z.  B.:  MÄ,J&hfl>-T-'  tidü^Ö'  ivelcJie  ihm  nicht  erlaubt  ist 
zu  essen  Matth.  12,  4^; 

ß)  am  häufigsten  der  Subjunctiv,  der  wie  ein  Accusativ 
unmittelbar  (d.  h.  ohne  Conjunction)  dem  Hauptverbum  unterge- 
ordnet wird.  Er  erscheint  namentlich  nach  Verben  des  Wollen s, 
Wünschens,  Bittens,  ßefehlens,  Erlaubens,  Versprechens 
und  Anfangens:  hWÜ'  ^Üd*'  er  befahl,  sie  sollen  geben  Matth. 
19,  7.  27,  64 ;  JK^ßs  ^'l'O^Ü''  er  sagte  (befahl),  sie  sollen  sich  hüten 
Matth.  16,  12.  Hen.  69,  14;  h^:  '{'d,^^'-  ^K-^-"  ^'Yl'lf'  ivenn 
du  vollkommen  iverden  iv'dlst  Matth.  19,  21.  12,  46.  14,  5.  Jos. 
24,  15.  Hen.  39,  8;  h^s  dA*^\\'  ^0(1/2.=  etc.  Chrest.  p.  42,  1.  6; 
d^'VOX,'  f^Ctx^*'  sie  haben  gewünscht  su  sehn  Matth.  13,  17;  f'Tf 
/*'iA'-."  J&'V'i'74-h'  sie  suchen  dich  zu  sprechen  Matth.  12,  47;  "h 
Ä"7''  J&Ali4J"  'Iffl'^l-"  lasset  sie  zusammen  tvachsen  Matth.  13,  30. 
24,  43.  27,  49;  fih^P'  yC'h?'^'^"'  sie  baten  ihn,  er  möchte  sie 
sehn  lassen  Matth.  IG,  1 ;  t\'üA\\'  "hl'ü'ü'  erlaube  mir  m  sprechen 
Gen.  18,  32.  31,7;  ht\i^'ü^(h'  P-lfA^-"  bittet,  dass  vorübergehe 
Matth.  8,  34;  ^UaTn'i'  hlU.h'Üfh.O  'l'CM'  0^.^'V^  Gott  ver- 
leihe euch,  dass  ihr  Ruhe  findet  Ruth  1,  9;  Ji'TrH-"  J&ft'flhs  er  fing 
an  zu  predigen  Matth.  4,  17  und  sehr  häufig.  So  auch  bei  vielen 
andern  Verben  ähnlicher  Bedeutungen,  z.  B.:  t^OCPc^''  ß'Ö'l^H"- 
lehret  sie  halten  Matth.  28,  20  (mit  dem  Nebenbegriff  des  Beauf- 
tragens) ;  h^^'^'l"'  'Th^^^^Th-  sie  ivar  nahe  am  Sterben  Marc.  5,  23; 
'hn^PrhVl-'"  ?i'l''i"?C-'  ich  habe  mich  erkühnt  m  reden  Gen.  18,31;  auch 
bei  hUA-,  z.  B.  Hen.  14,  21.  Hexaem.  9,  20,  und  anderen  Begriffen 
des  Könnens,  z.B.  «DäIMs  ^^00''  i\h9''C''  JK-^h-  aih^ß^öCl"- 


1  Auch  mit  einer  Negation  wird  im  Cod.  Francof.  Jer.  35, 14  TiT'D'!' 
]"**"mP,i:*  wiedergegeben  durch  AAl.A'l'f •   (O^»')'" 

26* 


404  §  183.    Das  Verbum  in  Unterordnung  unter  das  Verbum. 

Hexaem.9,16  f.;  und  bei  Verben  des  Hoffens,  z.  B.  'tfid^iO:  fffC 
^'  (var.  yOC^')  Sir.  11,  19.  —  Ebenso  werden  auch  unpersönliche 
Verba  mit  dem  Subj.  verbunden  (s.  oben  a):  jR/^J^^^h^^"-"  't^tl^' 
es  gefällt  euch  m  flmn  Jos.  9,  23 ;  YxM'-  w^^f^^i  ßldO  (Mh^-P- 
es  ist  nicht  gut,  dass  er  allein  sei  Gen.  2,  18;  ^J?^hfl>*>h  "  ^(D^ 
M'  du  darfst  sie  nicht  heiraten  Matth.  14,  4.  Deut.  22,  29 ;  JP^Ä 
AflJj^-'  hß^"}'}'  CS  ziemt  sich  für  mich,  mich  zu  beugen  Marc.  1,  7. 
Matth.  3,  11.  15;  J&'Y.J&rth -'  'VfXh'  es  ist  dir  hesser,  einzugehn 
Matth.  18,  8.  9;  hh-"  <wi^->a>-!  ^th*^'  es  ist  nicht  nötig,  dass 
sie  gehn  Matth.  14,  16.  23,23.  Hieher  gehört  auch  UA?*-'  mit 
dem  Subjunctiv  §  89. 

7)  In  den  meisten  der  unter  ß)  angeführten  Fälle  kann 
aber  der  Subjunctiv  auch  durch  die  Conjunction  l\f^'  eingeführt 
werden :  t\l\'\''ü^'dP-  h'^s  ^M\4*-  sie  baten  ihn,  dass  sie  be- 
rühren dürften  Matth.  14,36;  Kf^f.19^''  h^'-  hd^t-'-  ich  will 
nicht  wieder  schichen  Hen.  10^  22;  J&Q>A^'  h*^"  h^'i'Ü^Ö' er  sagte 
uns,  dass  ivir  nicht  essen  sollen  Gen.  3,  3;  o^thti'  h^^ '  ^U(\' 
er  versprach  eidlich,  ihr  zu  geben  Matth.  14,  7;  li^'^fi^'s  h^^  ' 
■  ÄAO'  AHJ&'J*7^'  er  ermahnte  sie,  niemanden  etwas  zu  sagen  16,  20; 
s.  auch  §  203.  Auch  nach  unpersönlichen  Verben  ist  h^^'  mit 
dem  Subjunctiv  mögHch :  J?*'i,J&rth'  h<^-"  J&'lvh7«*A-'  es  ist  dir 
besser,  dass  (ein  Glied)  zu  Grunde  gehe  Matth.  5,  29.  30;  K.J&'Th 
d**^^'  h^^"  J&'l'rli7«'A'  es  wird  nicht  gewünscht,  dass  zu  Grunde 
gehe  Matth.  18,  14;  Ä,/?.RAfl>3:-'  h<^-'  hli'V'  ^({1\'  es  ziemt  sich 
nicht  für  mich,  dass  du  kommest  Matth.  8,  8;  'flCD.'^:  A-i^'  h<^-' 
mit  Subjunctiv  es  ist  ihm  erlaubt,  zu  Marc.  2,  10;  ebenso  llV'  mit 
ilffDs  i^ixid  Subjunctiv  Deut.  24,  4.  Und  sogar  YlVti'  wird,  wenn 
auch  sehr  selten,  so  verbunden:  od'/,:  Hj&hA-'  h^"*'  fr/iA.-'  rh 
aSO''  iver  ist  im  Stande,  seine  Gedanken  zu  denken  ?  Hen.  93, 11. 

d)  Die  Verba  des  Anfangens,  Aufhörens  werden,  wie  in 
andern  Sprachen  mit  dem  Particip,  so  im  Aethiopischen  sehr  häufig 
durch  Itxlill'^  meist  mit  folgendem  Imperfect,  verbunden:  Ix'Wl*' 
Itxltli'  ßfO^^h'  ö  AhAh«:  sie  fingen  an,  einander  zu  stossen  Hen. 
87,  1.  89,  72;   ebenso  (Dm^'-  Hen.  89,  15  u.  s.  f. 

§  183  3.    Endlich    kann,    wie    von    einem    Verbum    ausser    seinem 

nächsten  Object  noch  andere  Nomina  im  Sinne  eines  Dativs  oder 
anderer  Verhältnisse  abhängen  können,  so  auch  zu  einem  Verbum 
ein  zweites  Verbum  nicht  als  nächstes,  sondern  als  entfernteres 
Object  treten,  um  die  Richtung,  den  Zweck  und  Erfolg  der 
Haupthandlung    anzugeben,    was    besonders    bei    Verben    der    Be- 


§  183.     l>as  Vcrl)uiu  in  Uiitcrürdmiii^-  uni(3r  (l;is  Vorl)imi.  405 

wegimg,    des  Machens,    Gebens,    Zwingens,   Veranlasseiis    der   Fall 
ist.     Dabei  kann 

a)  das  unterzuordnende  Verbum  im  Infinitiv  stehn :  der 
ZweckbegrifF  wird  dann  entweder  dadurch  ausgedrückt,  dass  der 
Infinitiv  in  den  Accusativ  der  Richtung  (§  174)  gesetzt  wird:  Iffl: 
hhHy-  {i'%0'  h^'h^lö'  wer  Ohren  hat  zu  hören,  der  höre!  Matth. 
11,  15.  13,9.  43;  dSlÜ'  0.1  ••  ha-O"'  ii'P.h'  ^'JAI«:  er  fürchtete 
sich  vor  seiner  Familie,  hei  Tage  hineimiiyehn  Jud.  6,  27;  /i,'V 
"T'liht's  ih^/i'  O^a^llh'  seid  nicht  lässig,  zu  gehn  und  zu  kommen 
Jud.  18,  9;  oder  aber,  was  häufiger  ist,  dadurch,  dass  der  Infinitiv 
durch  A  eingeführt  wird :  sie  werden  Zeichen  thun,  iihtltlx'f' '  'h 
4-^V '  um  die  Auserwählten  zu  verführen  Matth.  24,  24,  j&Vb^  = 
AK'flC(/'"  sie  sollen  dienen  zum  Leuchten  Gen.  1,  15,  n^rJhV^  A'Tf 
•^,C"  wir  sind  gekommen,  um  zu  ivohnen  Gen.  43,  21,  'htlC?^^'^'' 
h^fltl't'  fih'iK^F^'f'^'^'''  bindet  sie  in  Garben,  um  sie  anzuzünden 
Matth.  13,  30;  M^lO'V'  hth^C-  sie  bestand  darauf,  zu  gehn 
Ruth  1,  18.  Gen.  9,  11.  18,  2.  37,  18;  auch  Gen.  2,  9. 

b)  Noch  viel  häufiger  wird  das  unterzuordnende  Verbum 
unmittelbar  im  Subjunctiv  angeschlossen:  <SJl(D^  ?%*7'flC'f'''  j^K 
(Xh(h'  er  sandte  Diener  aus,  um  zu  rufen  Matth.  22,  3.  7.  Jos.  8,  2; 
^K"h--  i&lf/^/*'--  er  kam,  um  zu  suchen  Matth.  18,  11;  K^dß:' 
J&'^'^h'  er  steige  nicht  herab,  um  zu  nehmen  24,  17;  OC'h'  j&'Th 
^'i'^po^'i  sie  zogen  hinauf,  sie  zu  bekämpfen  Jos.  22,  12;  Ofl 
TP'-"  ^^'C'  sie  zwangen  ihn,  zu  tragen  Matth.  27,  32;  (DOilP'- 
J&ft'f'iK-'  sie  gaben  ihm  zu  trinJcen  27,  34.  Gen.  3,  12;  'V^hJ^?'-' 
Ah"/n,?i«  ^'9^^1n9^i  ihr  habt  den  Herrn  erivählt,  ihm  zu  dienen 
Jos.  24,  22;  (D}\irD:  Jijrji:  ^4*'^A3l-  und  wenn  du  mich  notwendig 
tödten  musst  =  J^j:'£  ^  ^J  lXj  !^  ^jL^  ^jl^  G.  Ad.  89,  3 ;  )&^ 
ftp"'  J&'l'W-'Vs  er  macht  ihn  aufgedunsen  Chrest.  p.  41,  1.  13;  rt 

^ih^'  h^'nV''  -iin-  hiiih'nfh.o  1-^/^/^"  hrM"'  g  Ad  8,8f ; 

namentlich  auch  bei  Verben  des  Sichhütens:  O'^i'   Ä/Th'^/^h«! 

hütet  euch,  zu  nehmen  Jos.  6,  18. 

c)  In  diesem  Falle  ist  aber  auch  \iO^'  mit  dem  Subjunctiv 
möglich  und  wird  hie  und  da  gebraucht,  obgleich  die  Verbindung 
ohne  \\aoi  feiner  ist,  z.  B.:  dJi(0'  Wl'üC'l"  \\f^'  ß^Tr/^h*'-  er 
schickte  Diener  aus,  um  zu  holen  Matth.  21,  34;  hldC^"-  h^-" 
f*Ö^/h'  er  nötigte  sie,  hinaufsugehn  14,  22.  Den  Unterschied  der 
Constructionen  von  b)  und  c)  zeigt  folgendes  Beispiel:  tx^^Ktx' 
A.'hs  "ivd^iö'  (D\\at*t  '|-nCh-'  Wl\^'  bring  mir  1.  etwas  zu  essen 
2.  damit  meine  Seele  dich  segne  Gen.  27,  4.  Ueberhaupt  wird,  je 
weniger  in  dem  Begriff  des  Hauptverbums  eine  Zweckbestimmung 


406  §  184.    Verbindung  der  Nomina  untereinander. 

begründet  ist  und  je  loser  sich  diese  begrifflich  anfügt,  desto  eher 
die  losere  Verbindung  durch  h*^-  gewählt. 

4.  Wie  rait  Hülfe  von  Präpositionen  Nomina  dem  Verbum 
untergeordnet  werden,  so  auch  Verba.  Das  unterzuordnende  Verbum 
muss  dann  in  den  nennwörtlichen  Infinitiv  treten,  der  von  der 
Präposition  regiert  wird,  z.  B.:  Vi^/hVh«"  üMi"-  d^OtjC^^'  h.^ 
Iftfo«;  ich  bereue,  sie  geschaffen  2U  haben  Gen.  6,7,  h^^h^^^^' 
flrth.P;'*'  (Dfl'fi^h^'  er  merkte  es  nicht,  als  sie  sich  legte  und 
als  sie  aufstand  Gen.  19,  33,  htlCAi-f-'  flVn.'fl!  Vf'A'  AfA.i""  sie 
ermüdete  ihn  mit  Reden  die  ganze  Nacht  Jud.  16,  16,  (D*l\'\*'  (D 
A^Ä"-'  im  Gehären  Gen.  35,  16,  ii^f^V^'  zum  Sterben  47,  29  u.  s.  f. 
Statt  einer  solchen  Construction,  die  sich  von  der  Unterordnung 
irgend  eines  Nomens  unter  ein  Verbum  vermittelst  einer  Präposition 
nicht  weiter  unterscheidet  (§  179),  kann  die  unterzuordnende  Hand- 
lung aber  auch  durch  die  der  betreffenden  Präposition  entsprechende 
Conjunction  mit  dem  Tempus  finitum  ausgedrückt  werden,  wie 
in  Vftrh-"  flh'i't'  HI'fK?-'  M'ü'h'  er  bereute  es,  den  Menschen 
geschaffen  zu  haben  Gen.  6,  6  (vgl.  unten  §  203). 

III.  Verbindung  der  Nomina  untereinander. 

§  184  Die    beiden    einzig    möglichen    Arten    der    Verbindung    von 

Wörtern  überhaupt  sind  Beiordnung  und  Unterordnung.  Auch  auf 
dem  Gebiet  der  Verba  ist  die  Beiordnung  möglich,  erscheint  aber 
dort  (in  den  §§  180,  1,  a,  a  und  181,  ß  angegebenen  Fällen)  weit 
seltner  als  auf  dem  Gebiet  der  Nomina,  wo  beide  Arten  von  Wort- 
verbindung häufig  vorkommen. 

1.   Die  Unterordnung  der  Nomina. 

Das  eigentümliche  Mittel,  um  ein  Nomen  einem  andern  unter- 
zuordnen, ist  nach  §  144  das  Genitivverhältnis;  wo  dieses  nicht 
ausreicht,  kann  die  Beziehung  der  beiden  Nomina  zu  einander 
durch  Präpositionen  vermittelt  werden,  und  bei  gewissen,  dem 
Verbum  näher  stehenden  Arten  von  Nomina  ist  sogar  eine  Unter- 
ordnunof  im  Accusativ  möpjlich. 


ig         1.^^         XXV.V.  .....*  ^XT  XX.V^p,. 


a)   Das  Genitivverhältnis. 

1.  Der  nächste  Ausdruck  für  das  Genitivverhältnis  ist  der 
Status  constructus  (§  144).  In  den  Stat.  constr.  treten  können 
im  Aethiopischen   alle   Nomina   (Substantiva,  Adjectiva,   Infinitive, 


§  184.    Unterordnung  der  Nomina.  407 

Zahlwörter)  mit  Ausnahme  der  Pronomina  und  der  P]i(yennamen. 
Andere  Sprachen  können  wenigstens  im  Notfall  auch  Eigennamen 
in  den  Stat.  constr.  treten  lassen :  das  Aethiopische  hat  dies  um 
so  weniger  nötig,  als  es  noch  andere  geläufige  Mittel  hat,  um  das 
Genitivverhältnis  auszudrücken.  Ebenso  sind  alle  Arten  von  Nomina 
fähig,  von  einem  Stat.  constr.  abhängig  zu  werden,  z.  B.  ^tU^^^^' 
flJA.jp/-"  die  Wehen  des  Gebarens  Gen.  35,  17,  ^*?Öti'  (nti^P^:3's 
die  Tage  ihres  Gebarens  25,  24,  hV/\^'  (D'M^'  -Arh^C:-  die  Töchter 
jenes  Landes  Gen.  34,  1,  ft^^^s  Üil'P'  das  Blut  von  jenem  Gen.  9,  G, 
fllA-l-:  <^V-:  h'i'l:'  ivessen  Tochter  bist  du?  24,23,  h*7'nC-fcli" 
seine  Diener,  sogar  *l"Tl'A'  4''^,^'^""  die  Schlacht  des  zuerst  d.  i. 
die  frühere  Schlacht  Jud.  20,  39;  auch  Relativa:  h^'  HjK.'l-'klAs 
Hand  des  Unter drücJcers.  Und  die  Bedeutung  dieses  Verhält- 
nisses ist  ebenso  w^eit  und  mannigfaltig  wie  die  Bedeutung  der 
Wortzusammensetzung  (der  Nomina)  in  den  indoeuropäischen 
Sprachen. 

a)  Am  häufigsten  wird  es  angewandt,  um  den  Genitiv  im 
enoferen  Sinne  oder  das  Verhältnis  des  Besitzes  und  Besessenwerdens 
auszudrücken,  wie  'i'hi^i  9^ß^C'  der  König  des  Landes,  hÜ'O'' 
sein  Vater.  Wenn  dabei  das  im  Stat.  constr.  stehende  Wort  ein 
Personen-  oder  Gegenstandsname  ist,  so  ist  das  abhängige  Wort 
immer  Genitivus  subjectivus;  ist  aber  das  erste  Wort  ein  BegrifFs- 
wort,  so  kann  das  abhängige  Wort  ebensowohl  Genitivus  sub- 
jectivus als  objectivus  sein  :  ^CÜ't'  'flhrt.!  die  Furcht  des  Mannes 
(die  der  Mann  hat)  oder  vor  dein  Manne  (mit  der  man  ihn  fürchtet), 
?i9"*7C^()-s  ans  Schrecken  vor  ihm  Matth.  14,26,  ^0*1'^?'  ein 
Anstoss  für  mich  16,  23,  W'Vl;-"  M^tir'  Gericht  über  alle  Hen.  22,  8. 
In  einen  solchen  Stat.  constr.  können  auch  Adjectiva  treten,  wenn 
sie  mehr  substantivisch  gefasst  werden :  'Tr^A^ '  d^CPlt  '  die 
Mächtigen  Fharao's  Gen.  50,  4,  ^-^ti*'  t\'h1}\jt\'  der  Heilige  des 
Herrn  Marc.  1,  24.  Verwandt  mit  dem  Possessivverhältnis  ist  das 
Verhältnis  des  Teiles  zum  Ganzen,  wie  lA'TJ^'l"  Art-Ah"  der  beste 
Teil  (das  Beste)  der  Menschen  Hen.  20,  5,  «l'^<^!  fllAJ^'f :  der 
erste  meiner  Kinder  Gen.  49,  3;  und  dieses  Verhältnis  dient  dann 
auch  zum  Ausdruck  des  Superlativs,  §  187.  Im  selben  Sinn  kann 
einem  Nomen  das  gleiche  Nomen  im  Genitiv  untergeordnet  werden, 
um  den  betreffenden  Begriff  auf  die  höchste  Stufe  zu  erheben 
oder  in  seiner  Gesammtheit  zu  setzen  :  A^A^^s  'JAl^"'  auf  Ewig- 
keit{<ix\)  der  EivigJieit(en),  für  alle  Ewigheit  Hen.  10,  12;  ebenso 
'l"fl>-AR«'  'l'fl>-AJP,''"  10,  14;  M'l"'  M'l''  ein  Feuermeer  (unge- 
heures Feuer)   14,  22;  df^'l"-  Ö^^'  ßadv  ßddog  Koh.  7,  24;  h 


408  §  184.    Unterordnung  der  Nomina. 

li*^'  h^-'^«=  Lev.  26, 10  u.  s.  f.  Aber  auch  auf  andere  Weise  kann 
ein  Nomen  im  Stat.  c.  durch  ein  zweites  Nomen  näher  bestimmt 
werden :  h)  das  erste  Nomen  drückt  das  Allgemeine  aus  und  wird 
durch  das  zweite,  welches  das  Besondere  ausdrückt,  eingeschränkt: 
V*lO  hS<^^t^^'  die  Stadt  Jerusalem,  H^JA-'  i-ClM'  Passafest, 
^A'^•"  fl'ia^'  Sahbathtag,  ÖO'  üM'  Feigenbaum,  ihW-  ^tl^ÜV- 
ein  Lügner  von  einem  Messias,  ein  falscher  Messias  (1  Joh.  2,  18), 
^'(iili"'  ^h^'  Süssbrod  Jud.  6,  20.  Zwar  ist  für  Wörter,  die 
in  diesem  Verhältnis  zu  einander  stehn ,  auch  die  Beiordnung 
möglich  (§  189),  doch  ist  die  Stat.  constr.-Verbindung  gleichfalls 
häufig.  Ja  diese  wird  sogar,  freilich  nur  selten,  zur  Verbindung 
eines  Adjectivs  mit  einem  Substantiv  angewandt.  Indem  nämlich 
das  Substantiv  im  Status  constructus  sich  ein  Adjectiv  unter- 
ordnet, schränkt  es  durch  eine  besondere  Artbestimmung  seinen 
eigenen  allgemeinen  Begriff  ein;  dem  Sinne  nach  unterscheidet 
sich  aber  dann  eine  derart  verbundene  Wortgruppe  von  einer 
durch  blosse  Beiordnung  verbundenen  wie  im  Deutschen  Grosskönig 
von  grosser  König.  So  liest  man:  /*^C(D'  fh^9^'  (Nerv  des  ver- 
botenen) verbotener  Nerv  Gen.  32,  26.  33,  '^f  s  TO-5^»  Süsswasser 
Lev.  U,  50  —  52.  Num.  5,  17.  Deut.  8,  15,  Üld'  "iXxX'  Fremdstadt 
Jud.  19,  12,  Ä'^Ah'/'J  'iKO  Fremdgötter  Gen.  35,  2.  Jos.  24, 14. 
23,  n-üO  Ö'ü/^'Pj  Hebräerknecht  Gen.  39,  14  (FH),  hÜ'  hiüP'R'' 
Altvater  Gen.  44,  20  (F),  h'^^M'  dö^'-  Nehengötter  Jos.  23,  16 
(gegen  Jos.  24,  2.  16,  20).  Lev.  13,  37,  l^Ä-^-'  VKO  Chresf.  p.  11, 
1.  23  f.,  ^ii'  ff^OCXC'  ibid.  p.  13,  1.  14^.  Eigentlich  gehört 
hieher  auch  die  stete  Verbindung  der  Possessiva  H.hf  *  u.  s.  w. 
durch  den  St.  c.  des  vorhergehenden  Wortes,  §  150,  b.  c)  Das 
abhängige  Wort  bezeichnet  den  Stoff,  Ursprung  oder  eine  Eigen- 
schaft des  ersteren  Nomens,  und  deshalb  dient  dieses  Genitiv- 
verhältnis auch  ganz  besonders  dazu,  fehlende  Beschreibewörter 
zu  ersetzen:  ;^^'^•'  Ob'  Lade  von  Holz  (hölzerne),  il^d*'  hfl'l'' 
feuriges  Schivert  Gen.  3,  24,  'flhrt»'  liiVA'  äv&QWJiog  äyQoixog 
Gen.  16, 12,  •feÄ^A-'  H^^-"  Oelblatt  8, 11,  Wfi'  /H^OI-Th:  lebendiges 
Wesen  9,12,  öf^(D:  tl9^''  berühmte  Männer  6,4,  ^'k'^'  'liJ&A-" 
rüstige  Jünglinge  Jud.  18,  2,  Ö0O^'  ^^OH'  ivohlriechende  Bäume 
Hen.  24,  3,  'il/i:  (ttl'  eitles  Wort  49,  4.  Insbesondere  werden,  um 
Adjectiva  oder  andere  fehlende  Begriffe  zu  umschreiben,  die  Wörter 


1  Bezold,  Zeitschr.  f.  Keilschriftf.  II,  S.  316  will  etwas  ähnliches  im 
Assyrischen  gefunden  haben ;  s.  [auch  Fleischer,  Zeitschr.  f.  Ass.  I,  S.  428  f.; 
Delitzsch,  Assyr.  Gramm.  §  122,  2  und]  dagegen  Lehmann,  Zeitschr.  f.  Keil- 
schriftf. II,  S.  427. 


i 


§  184.    Uiilci'ordnun*»'  der  Noiniiiii.  409 

(\dfii'  Herr  in  gewissen  Verbindunfi^en  {(\dA'  ?iP'  freigchiy^  (\ÖtK' 
''"KMi'h  -•  sclirifthmdig,  (\ötK'  Öf\'  Glätihiger)  und  OlAjP/s  ^  zum 
Ausdruck    von    alt    bei    Altersangaben    (wie    fl^Af.-"  VCOV  'J//»'!«: 

110  Jahre  alt  Jud.  2,  8)  angewandt,  d)  Endlich  drückt  der  St.  c. 
auch  noch  viele  andere  denkbare  Verhältnisbestiramungen  aus,  wie 
{lOin-  f^/^'^ö'1"'  Höh  mm  Opfer  (Opferholz)  Gen.  22,  G;  und 
zwar  namentlich,  wenn  das  im  St.  c.  stehende  Nomen  dem  Verbum 
näher  steht.  Solcher  Art  sind  die  Participia  und  Adjectiva  verbalia, 
die,  in  den  St.  c.  tretend,  durch  Nomina  auf  irgend  eine  Weise 
näher  bestimmt  werden  können :  l)fl*p!  Oß''}'  stohen  Auges,  /** 
ii^O'  A'fls  unersättlichen  Sbmes  Ps.  100,  7,  C'i'O-  V^^lT'l"' 
(recht  von  Glauben)  rechtgläubig^  ^^drh'  7^P  '  voll  von  Gnade^ 
C'V-cJ»:  ODo'l-:  fern  von  Zorn  Hen.  40,  9,  h'^H :  Pi,! '-  Teufel- 
besessen  Marc.  3,  11,  Chtl'  lO-"  Seite- durchbohrt,  ^A^fl"!'  A-fls 
hartherzige^  W^S!'  ^^^h'  luohlsiegend  (siegesschön),  4'4-'flP'  ntir 
nahe  Gen.  45,  10,  /»iJP^'J:  ^ß>(D^'  HA^Al^!  ewiges  Leben  lebend 
Hen.  15,  6,  inCJPJ-"  {1^9^'-  Friedenstifter  Matth.  5,  9^  ferner  die 
Infinitive  und  infinitivartigen  BegrifFswörter,  die  sich  im  St.  c. 
jedes  Object,  das  ihr  Verbum  im  Accusativ  zu  sich  nimmt,  unter- 
ordnen können:  'flAO'  /iCB"  TAier^ems5e«es  Gen.  31,  39,  ^fVi' 
tWi-tt"'  }\\\A*'  Vergeltung  für  alles  Böse  Gen.  50,  15,  /^'A^V  s 
V^/V••"  Herrschaft  über  alles  Hen.  9,  5,  4"I;A'  Wh'  Seele  tödten 
Matth.  19,  18,  hil'üC'  h'ü-  (D}i9^ '  Vater  und  Mutter  ehren 
Matth.  19,19,  H^h'  ÜlC'  hineingehn  in  die  Stadt  Marc.  1,  45, 
ÜÄ.fh-'  ^l^^;^-■  nach  Ephrata  kommen  Gen.  35, 16,  h'G^-'  Olrf-D 
das  Erstgeborner- sein  Gen.  25,  32  f.,  CD^fi:  *^'i\?C'  hinabgehn  nach 
Äegypten  4G,  3,  </ö^-:  JRhA-'  ^%d''  S^rTh/.*«"  Sir.  18,  5. 

Die  Stelle  des  abhängigen  Noraens  kann  auch  ein  ganzer 
Satz  versehn :  namentlich  ZeitbegrifFe  werden  im  Stat.  constr.  häufig 
mit  einem  ganzen  Satz  verbunden  und  bilden  somit  ein  Analogon 
zu  den  Präpositionen,  die  auch  als  Conjunctionen  gebraucht  werden, 
§  170.  Z.  B.:  n^3^i'"  flAfh-"  am  zweiten  Tage  (des:  sie  haben 
gegessen),  nachdem  sie  gegessen  haben  Jos.  5,  12;  T.H.«"  J?*7Ö>*/lli  •" 
Ä'Hrh'  um  die  Stunde,  da  die  Morgenröte  anbricht  Jos.  6,  15;  IM,' 
fO^'H"  0^\f^'  zur  Stunde  des  Sonnenuntergangs  Marc.  1,  32;  Ö 
A'l-.-  -l-l» A^,i  d,CP'i''  der  Geburtstag  Pharao' s  Gen.  40,  20;  M 
A'[--'  h"i^.1?^''  Tft--  an  dem  Tage,  da  sie  ihn  entwöhnten  Gen.  21,  8. 

^  Doch  wohl  nur  in  Stellen,  wo  dies  der  grieck.-hebr.  Grundtext  hat. 

2  Bemerkenswert  ist  der  Zusatz  eines  Suff,  an  dem  den  St.  c.  näher 
bestimmenden  Nomen;  so  heisst  schön  von  Gesicht  nicht  nur  A/Illf '  l?\'j 
sondern  auch  Arhf  •   lÄ-",  z-  B.  Chrest.  p.  38,  1.  2. 


410  §  185.    Unterordnung  der  Nomina. 

185  Werden  mm  auf  diese  Weise  durch  den  Stat.  constr.  Wörter 

zu  einer  Gruppe  verbunden,  so  versteht  sich  nach  §  144,  dass  das 
abhängige  Wort  unmittelbar  auf  das  regierende  folgen  muss,  da 
ein  Teil  der  Kraft  des  ganzen  Verhältnisses  eben  in  der  unmittel- 
baren Verknüpfung  der  beiden  Wörter  liegt.  Man  kann  darum 
kein  anderes  Wort  zwischen  die  beiden  im  Stat.  constr.-Verhältnis 
stehenden  einschieben.  Wenn  daher  das  regierende  Wort  noch 
eine  andere  Bestimmung  neben  sich  hat,  z.  B.  ein  Adjectiv,  so 
muss  dieses  vor  oder  nach  der  ganzen  Gruppe  stehn :  Od^f''  OäR' 
(D^V  oder  O^ß^'  !»<&'>•  Clft.JK..",  aber  nicht  OÄfi.'  0(l.ß>'  (D^l- 
ein  grosser  Weinberg;  oder  wenn  das  regierende  Wort  ein  durch 
Suffixe  auszudrückendes  Possessivum  bei  sich  hat,  z.  B.  dein  Feld- 
zeug (Waffen),  so  kann  das  Suffixum  nicht  an  den  Stat.  constr. 
treten^:  ^^fh^  rh4'A",  sondern  wird  entweder  hinter  die  ganze 
Gruppe  gestellt,  wie  in  '>4*f :  rh^'Ah  •'  Gen.  27,  3,  £/»/^<Pl>i'." 
iio^'YgJt'Yiao"'  eure  Danliopfer  Jos.  22,  27,  {{»'V-  Y\M\'  deinVater- 
haus  Gen.  12,1,  OÄ'^-'  100''  seine  (Seitenbein)  Ri2^pe  2,  22,  h 
^h^iPf^''  tiA*'  '^Ö^'/^O''  seine  beiden  Oberverschnittenen  40,  2, 
oder  das  St.  c. -Verhältnis  wird  durch  eine  andere  Genitivbezeich- 
nung ersetzt  (s.  unten  §  186).  Auch  ist  es  in  der  Regel  unge- 
bräuchlich, dass  ein  und  derselbe  Genitiv  von  zwei  Wörtern  in  der 
Art  abhänge,  dass  man  beide  in  den  St.  c.  setzt  und  das  abhängige 
Wort  nur  dem  letzteren  der  beiden  anhängt.  Den  Stämmen  und 
Völkern  Israels  lautet  daher  gewöhnlich  nicht:  AV7fts  fl^/hlfü  • 
^irt^-^bA',  sondern  das  abhängige  Wort  muss  entweder  beiden 
Wörtern  im  St.  c.  angehängt  werden,  wie  AV7ft'  txlxli-h»^'  (D 
A/hlifl"  7\l\^'h>^',  oder  wird,  wenn  dies  zu  weitläufig  erscheint, 
das  zweite  Mal  durch  ein  Pron.  sufi".  vertreten  :  A!^7R'  htl^^h»^' 
fl^A/hlifl*',  oder  endlich  das  erste  regierende  Wort  muss  im  Status 
absolutus  stehn:  MU^^-  rDA/h'Hfl--  hh/^-h.^'-  Jud.  18,  19,  hr* 
Ä-'^^.-  ')^^H-'  fl)^^H''M'5  f^^'i'  G.  Ad.  39,23,  flfchs  (Dao 
'fc^'  h^\^^'t''  M.  Berh.  f.  9  b.  Doch  finden  sich  Ausnahmen  von 
dieser  Regel;  s.  Chrest.^  p.  XV  [und  Bezold,  Zeitschr.  f.  Kcilschriftf. 
II,  S.  355,  N.  1]*.  Wohl  aber  können  zwei  Genitive  von  einem 
und  demselben  St.  c.  abhängen,  wenigstens  wenn  sie  unter  sich 
gleichartig  sind  und  im  selben  Beziehungsverhältnis  zum  regieren- 

1  Doch  liest  man  Num.  18,  31  'l'dÜl^''   Ä'fl'/'^!    If^^rirn-A: 

euer  Zeugnishütte -Geschäft,    wofür   andere  Handschriften   ^*i\Ci\\0^*i   Jf 

ft-n-l-^!   H<^nm-A"  haben. 

2  Vgl.   auch   D.  H.  Müller,   ZDMG   XXIX,  S.  117  ff.    über  den  St.  c. 
im  Minäo-Sabäischen. 


§  185.    Uiitcrordniui};'  der  Nomina.  411 

den  Worte  stelin,  z.  B.  hÄ'n/."  KH-A"'}-  ri)'>'i:;l-A//':  die  Berge 
Scbnlons  und  Naphfhalrs  MaUh.  4,  13,  hV/^fi'-  ÖF-T'  rD-JT'C-- 
(Jen.  14,  11,  txT'iWX'  {{"If.'  10*^^:0  24,7,  'MriA'   KÄ*"  ml 

"1*0'  Hen.  10,  16.  Ebenso  genügt  es,  eine  Präposition  einer  ganzen 
Keihe  von  durch  und  verbundenen  Wörtern  nur  einmal  vorzusetzen, 
wie  z.  B.  Gen.  13,  14;  sie  kann  aber  auch  jedesmal  wiederholt 
werden,  wie  Gen.  12,  1.  13,  2.  27,  IG.  47,  17,  und  die  Wieder- 
holung ist  notwendig,  wenn  vorher  der  Genitiv  durch  ein  Sufhxum 
ausgedrückt  war,  z.  B.  Ah  "  (OfiHChh  '  dir  und  deinem  Samen 
Gen.  24,  7  ^ 

Ein  von  einem  Stat.  constr.  abhängiges  Wort  kann  selbst 
wieder  im  St.  c.  stehn,  um  sich  ein  anderes  Wort  unterzuordnen, 
z.  B.  '[\^-nn-"  n.-!'!  ^4»ftA-'  die  Zinne  des  Tcmpelhauses  Matth. 
4,  5,  ft^^s  Äfl'h*  der  Name  deines  Vaters,  und  so  kann  durch 
weitere  Ausdehnung  eine  längere  Kette  von  Nomina  entstehn,  die 
durch  den  St.  c.  verbunden  sind:  tf^^ihd.'  ^avV'  'üQ^i^'l"' 
i\^^'  Hen  72,  1;  ^Ahh'f  -•  >7R.-  hü^'V'  M^W^t^''  A/h 
-H-n-  Jos.  21,1;  ÖM'  il-üd'  tl-üdA-t"'  ^J^fi-llh'  Ps.  144,  5^ 

Soll  eine  durch  den  Stat.  constr.  zusammengehaltene  Wort- 
gruppe, die  unseren  Compositis  entsprechend  nur  einen  einfachen 
Begriff  ausdrückt,  in  den  Plural  treten,  so  wird  bald  der  eine, 
bald  der  andere,  bald  beide  Componenten  in  den  Plural  gesetzt^: 
hCS'  9^^C'  (Erdenthier)  Schlange  bildet  den  Plural  h^-^-t '- 
9^^C']  O^f^'  in-"  -R/j^pe  (Seitenbein)  entweder  O^Cf^'  li{^^' 
(Org.)  oder  txö^r-f^'  IflS  rt.'^.•  ^CMlH'  Kirche  hfiy-i'  h 
Ctltn-  oder  n,i's  hCA-t^T'^'  oder  Ä-flJ?'[-:  ilCM'J^'l''] 
ha-  9^^'t"'  AU  ^fl:  9^'^'J'^'  oder  hflöJ'  r^'Jh'l']  Ax^tD-y^' 
o^iUhx'  falsche  Messiase  Matth.  24,  24,  dx^lO^fY'  Vfl.^'Th-"  falsche 
Propheten  24,  11,  flJ-A'Äs  W^'  HurenJdnder  (von  verschiedenen 
H'^:)  Hen.  10,  9  u.  s.  w. 

Wenn  das  abhängige  Wort  in  unsern  Sprachen  mit  dem  be- 
stimmten Artikel  versehn  zu  denken  ist,  so  kann  diese  Deter- 
mination  nach    §  172,  c    durch   ein  vorausgeschicktes,    dem    St.  c. 


^  Mit  Recht  behauptet  Ludolf,    dass   man   in   der  Poesie   den   St.  c. 
auch  nach  dem  von  ihm  abhängigen  Worte   setzen   könne;    s.   ausser   "/fi^ 

(Dfl'i'  (Dfi^i,  das  er  als  Beispiel  anführt,  noch  A'flrh'f"'  '^Ahh'l'" 
Arh^Ä.s  ehrest,  p.  36,  1.  9;  lÄ'Ah.-"  CD '|- <-<}-'[•:  ibid.  p.  147,  1.  10  und 
vgl.  ibid.  p.  XVI. 

2  Merkwürdig  ist  J^'A"  MM^'-  'üUß>'  (für  /^'A"  'üh?'  ÄAh'J"-") 

Sap.  18,  10  A. 

3  Vgl.  Hoffmann,  Gr.  Syr.  p.  254. 


412  §  185.    Unterordnung  der  Nomina. 

angehängtes  Suffix  mit  folgendem  A  ausgedrückt  werden,  z,  B. 
9^!hd't:''  iihin.h'üfh.O  die  Barmher dgleit  Gottes,   VIC?-"  AAu 

^ibli'  (Äcc.)  die  Rede  über  Jesus  Matth.  14,  1,  hlP;^s  ümd,^'' 

A.'^O'Th'  er  deckte  das  Dach  des  Kastens  auf  Gen.  8,  13.  In  diesem 
Falle  kann  das  durch  A  eingeführte  abhängige  Wort  dem  regie- 
renden Wort  auch  voranstehn  oder  davon  durch  mehrere  andere 
Wörter  getrennt  sein.  Und  wenn  sich  mehrere  Genitive  aneinander 
reihen,  so  kann  je  nach  Umständen  das  A  vor  jedem  wiederholt 
werden  oder  auch,  wo  ein  Missverständnis  ausgeschlossen  ist,  das 
zweite  Mal  fehlen,  wie  z.  B.  Gen.  14,  1.  Hie  und  da  geht  dann, 
wenn  das  regierende  Wort  noch  eine  adjectivische  Nebenbestimmung 
bei  sich  hat,  das  Aethiopische  in  der  Freiheit  seiner  Wortverbindung 
so  weit,  dass  das  auf  den  Genitiv  hinweisende  Suffix  dem  Adjectiv 
statt  dem  Substantiv  angehängt  wird:  Tf^i^:  .^*7ö»-:  tihlHjti' 
/i,f  frft"  ni'üd'  't'h9"^J  hoc  est  alterum  domini  Jesu,  qiiod  fecit 
miracidiim  Joh.  4,  54. 

Nach  §  172,  a  wird  im  Aethiopischen  der  bestimmte  Artikel 
anderer  Sprachen  häufig  durch  ein  dem  zu  bestimmenden  Wort 
angehängtes  Pron.  sufF.,  also  durch  ein  Genitivverhältnis  ausge- 
drückt. Namentlich  müssen  alle  Adjectiva,  wenn  sie  mehr  sub- 
stantivisch gebraucht  werden,  d.  h.  von  einer  vorher  genannten 
Gattung  von  Wesen  oder  Gegenständen  eine  bestimmte  Art  an- 
geben, durch  ein  auf  das  früher  genannte  Substantiv  zurückweisen- 
des Suffix  (das  hier  im  partitiven  Sinn  zu  verstehn  ist)  ergänzt 
werden,  z.  B.  in:  die  Leute  der  Stadt  umringten  das  Haus,  die 
grossen  und  die  Meinen  Ofl.P"«'»"-"  ai'ih^{ia^'<  Gen.  19,  4.  11; 
und  ^um  zweiten  (Sohn)  sagte  er:  CDAhAh-J^'  J^^IL^  (d.  i.  zum 
zweiten  davon,  nämlich  der  Sohnschaft)  Matth.  21,  30  ^  und  so 
ganz  gewöhnlich  bei  Zahladjectiven  (§  191).  Aber  auch  sonst 
erfordert,  wo  immer  ein  Nomen,  das  zu  einem  früher  genannten 
in  einem  Teil-  oder  Besitz- Verhältnis  steht,  in  den  Satz  neu  ein- 
geführt wird,  die  Genauigkeit  und  Feinheit  der  Sprache,  diese  Rück- 
beziehung durch  ein  Suffix  auszudrücken,  z.  B.  er  floh  zu  Fuss 
1"?-  n?i*74-'  (mit  seinem  Fuss)  Jud.  4,  15.  Insbesondere  müssen 
gewisse  an  sich  unvollständige  und  auf  eine  Ergänzung  durch 
andere  angewiesene  Begriffe,  wie  die  Wörter,  welche  Orts-,  Zeit-, 
Maass-,  Zahl-  und  Artbestimmungen  enthalten,  fast  immer  durch 
einen  andern  Begrifi*,  den  sie  sich  im  St.  c.  unterordnen,  ergänzt 
werden  und  nehmen  darum,  wenn  dieser  Begriff  nicht  unmittelbar 


1  Vgl.  m.  Lex.,  col.  821. 


§  186.    Unterordnung  der  Nomina.  41o 

mit  iliiien  '/nsaninieiigeiifinnt  ist,  ein  darauf  he/ügliclies  Suffix  an, 
z.  B.  (l->i:  A9'\^'C'  (Ü'M"'  'V-:^'  Oii:il\Q'  durchziehe  das  Land 
in  der  Länge  und  Breite  Gen.  13,  17;  bis  er  nicht  mehr  ge- 
zählt iverden  kann  hT^^'  '(\'}l''l''  vor  Menge  16,  10;  das  ICind, 
das  sie  ihm  geboren  hatte  nC/^'V/:'/-'  im  Älter  21,7.  37,3;  ich 
bin  klein  an  Zahl  fl>vJi-.P/s  M-  n'^^A^»*-?-*  34,  30;  bis  zum  Ende 
htlh'  'l'^H''7/|: !  Hen.  2,  2;  so  ist  es  nicht  der  Brauch  h^M' 
h^llh''  tl\l''  Gen.  34,  7;  der  Ort  hiess  vor  Alters  so  und  so 
'l'U'llÜ'''  (Älter  davon)  28,19  (doch  auch  'l-hl'.-  Jud.  1,  10.  11); 
am  andern  Tag  MX^'' ;  es  ist  Abend  und  die  Zeit  (des  Essens) 
ist  vorüber  lört'J'l:^^:  '\tKd»'  Matth.  14,  15;  der  Vorhang  zerriss 
von  oben  an  bis  unten  ans  h^^^Öt^'  hMl'  jf'ih'l^'  27,51.  Gen. 
35,  8  u.  s.  f.  Deshalb  haben  gewisse  Wörter  dieser  Art  ständig 
ein  Suffix,  s.  §§  157,  2;   163,  2;   191. 

2.    Das  Genitivverhältnis  kann  aber  auch  ausgedrückt  werden  §  186 
nach  §  145,  b 

a)  durch  U ,  h'Ji'-,  ?iA'.  Diese  äussere  Bezeichnung  des 
Genitivverhältnisses  ist  der  Bedeutung  nach  fast  ebenso  weit  und 
mannigfaltig  wie  die  Unterordnung  durch  den  Stat.  constr. ;  sie 
unterscheidet  sich  aber  in  Beziehung  auf  ihren  Gebrauch  dadurch 
wesentlich  von  dieser,  dass  in  ihr  die  Wörter  nicht  an  eine  be- 
stimmte Stellung  gebunden  sind.  Vielmehr  entspricht  der  durch 
H  gebildete  Genitiv  vollständig  dem  Genitivcasus  andrer  Sprachen 
und  kann  zu  dem  Wort,  von  dem  er  abhängt,  so  frei  gestellt 
werden  als  nur  irgend  ein  Genitiv  in  den  indoeuropäischen  Sprachen. 
In  der  That  scheint  das  Streben  nach  Freiheit  in  der  Wortstellung 
und  im  Satzbau  auch  die  eigentliche  Ursache  der  Ausbildung 
dieser  eigentümlichen  Genitivbezeichnung  im  Aethiopischen  zu  sein. 
Denn  sie  wird  besonders    häufig    in    folgenden  Fällen   angewandt: 

a)  wenn  das  regierende  Wort  ein  Eigenname  ist,  der  keinen 
St.  c.  zulässt,  z.  B.  n.'f':  Arh.?"-"  Hj&li-^-'  Bethlehem  Jiidä  Matth. 
2,  5,  oder  wenn  es  wegen  seines  vocalischen  Auslauts  im  Stat.  c. 
keine  besondere  Form  annehmen  kann,  z.  B.  9^ flu»'  HhC-^Ä'  1 
^•ül"«"  das  Gleichnis  vom  Unkraut  auf  dem  Äcker  Matth.  13,  36, 
oder  wenn  es  zugleich  im  Accusativ  steht  und  deshalb  der  St.  c. 
nicht  vom  St.  a.  unterschieden  werden  kann,  z.  B.  4"I'A*  W'A"' 
M^'t'   na^'l"'  ^ih>9^''  Matth.  2,  16; 

ß)  um  eine  allzulange  Kette  von  Nomina  in  St.  c. -Ver- 
bindung zu  vermeiden,  oder  wenn  das  regierende  Wort  andere 
Bestimmungen  neben  sich  hat,  von  denen  es  nicht  getrennt  werden 
soll,  z.  B.  'l'hHli''  ^^i^VP/'  n-üCV^^"  das  erste  Gesetz  der  Lichter 


414  §  186.    Unterordnung  der  Nomina. 

Hen.  72,  2,  [\öh'1"'  Od^'  hlr-i' '  W->2i  s  am  grossen  Tage  des 
Gerichts  Hen.  10,6;  nameDtlich,  wenn  das  regierende  Wort  schon 
einen  andern  Genitiv  von  sich  abhängen  hat:  li(D*}i'li :  ÄJ^f  : 
Uth'^M '  ^CO'l^ '  das  ist  mein  Blut  des  neuen  Bundes  Mattli. 
26,  28,  b/J-f:  hlft'  'Ü^C'  meinen  silbernen  Becher  Gen.  44,  2, 
l^^rTh^rT--  nh(0'^'')''  seinen  monatlichen  Lauf  Hen.  74,  1,  hAH 
fLV'-  lf^nA;^-•  ihre  WitticenMeider  Gen.  38,  14,  W-A--"  h-flCf -" 
H'flrh.^'  *7'nK''  meine  ganze  ägyptische  HerrlichJceit  45,  13.  31,  7, 
Tf^*^P'  AH'JA!  \\\\{i'\i'  den  Baalsaltar  deines  Vaters  :^w^.^,2h, 
•Tin-  bO'  OA^-'  M'V'  ^^^''  hei  der  Trauereiche  Gen.  35,  8,  h^' 
rh'lf'A!  HfllA,^'h.5  die  Alraunen  deines  Sohnes  30,14; 

y)  sehr  häufig,  um  die  wiederholte  Nennung  des  regierenden 
Wortes,  die  beim  St.  c. -Verhältnis  unvermeidlich  oder  wenigstens 
wünschenswert  wäre,  zu  vermeiden.  Wenn  nämlich  von  einem 
und  demselben  Wort  mehrere  Genitive  abhängen  sollen,  so  kann 
zwar  nach  §  185  jenes  Wort  nur  einmal  im  St.  c.  gesetzt  werden 
und  sich  dennoch  mehrere  Wörter  unterordnen :  beliebter  aber  ist 
es  in  diesem  Falle,  dem  zweiten,  dritten  u.  s.  w.  Genitiv  H  vorzu- 
setzen, wodurch  die  Fortsetzung  des  Genitivverhältnisses  deutlicher 
bezeichnet  wird,  z.  B.  //»H'7'fl'l'-"  0^\^'  (DHiDC^'-  die  Kammern 
der  Sonne  und  (die)  des  Mondes  Hen.  41,  5,  hö^^'l*'-  röJ&'J-*  0) 
HH^^^s  Wein-  und  Oelgärten  Jud.  15,  5;  oder  aber  das  St.  c- Ver- 
hältnis wird  überhaupt  aufgegeben,  z.  B.  TA*"!"  HA-T"  Ö^HK'fl 
^'9^'  die  Hirten  des  Lot  und  Abraham  Gen.  13,  7,  h'ü^\\i"'  H 
Mlö'  (Onh^ti.-  Widder  und  Böcke  Gen.  31,  10.  Von  beson- 
derem Wert  wird  diese  Möglichkeit  der  Genitivbezeichnung  in 
Fällen ,  wo  der  Genitiv  auf  irgend  welche  Weise  von  seinem 
regierenden  Nomen  zu  weit  getrennt  ist,  z.  B.  (D^/^}\  s  A*"l- ' 
nlV."  HA'fl'J:  rh'^A'^A-  COnhChÖ'-  0(\S'  und  er  nahm 
sich  einen  grünen  Weisspappelstab  und  einen  grossen  Mcmdelstab 
Gen.  30,  37,  T'ÜCh'  Hf^-^f^lX'  h9^n '  M«h  •  eine  Beute, 
ivelche  schöner  ist  als  die  deiner  Brüder  48,  22  (in  beiden  Fällen 
müssten  andere  Sprachen  d'l'd'  und  9"l)CU'  wiederholen),  oder 
wo  der  Genitiv  die  Stelle  eines  Prädicats  versieht:  (D^l}(D''i':  Vf" 
A-tf»«:  }lh9^^Y}''  und  sie  iverden  alle  Gottes  sein  Hen.  1,8;  C»^ 
?ip.:  \\tW'.   lltw^^^i   (=  XioBt  ^.3^f:  f/D,Q^4>:)  und  sein  Aus- 

sehn  ist  wie  das  eines  Blitzes  Matth.  28,  3;  h'>'^tf»•-•  HhCA-f-A-* 
fl^hCA-f  AJ:--  \ih^\\Jf\'({ih.C'  ihr  seid  Christi  und  Christus  Gottes 
1  Cor.  3,  23.  Sogar  zum  Ausdruck  des  griechischen  to  mit  fol- 
gendem Genitiv  dient  dieses  H:    (OM^'  \\o^  '  HHAA  •'  H'l'l'fK- •' 

ihr  ivürdet  nicht  bloss  rd  Ttjg  ovxfjg  ausführen  können  Matth.  21,21; 


§  186.     IJnterordnuiio-  der  Nomina.  415 

Od"'  I/V/^"/.-"  A>/J"/.-'  f/fhet  dem  Kaiser,  ivas  des  Kaisers  ist  I  22,  21; 
/i/'IV/i.A.'  Uh^Ulh-nihA:-'  Ylh'UW  Ufi'flh''  du  denkst  nicht  tvas 
Gottes,  sondern  tvas  des  Menschen  ist  16,  23. 

ö)  Da  hienach  H  auch  den  Begriffner  von^  ausdrückt,  so 
dient  es  sehr  häufig  auch  zur  Umschreibung  fehlender  Beschreibe- 
wörter  oder  bezüglicher  Adjectiva  und  abgeleiteter  Personenwörter, 
z.  B.  HKfl^»  -•  lumpig  Matth.  5,  22,  lU^ldM  '  geistig,  mK.^  ' 
golden,  H^/?ihA  ••  mittlere  Jud.  IG,  29,  J/fl>-4ur -'  aiisgehauen 
Deut.  6,  11,  WPWli'  lesessen  oder  ein  Besessener  Matth.  9,32, 
JiA-  hP'Yi^-'  Besessene   4,  24.   8,  16,    HA9"Ä^-  ein  Aussätziger 

8,  2,  hh'  A'/"Ä'--  Aussätzige  Matth.  10,  8,  hfi-  0^9'  Leute 
des  Unrechts  Hen.  95,7,   hfi'  ilCtl'f'tl'   Christiisan gehörige  Marc. 

9,  41,  Whx-nO  bunt  Gen.  31,  8,  Hrlrfl^.'  ÄO^'  iveissgeflecU  30,40, 
Hrh-n^-'  A\f^^''  aschenfarbig  30,  39,  H^l'-d'-  I^A-"  hameelhären 
Marc.  1,  6,  m^.^*'  von  Schnee  Matth.  28,  3^  Die  Collectiva  ^ 
"id^tl'  Seele,  Geist  und  /*'J^s  Fleisch  werden,  wenn  sie  im  Sinne 
von  lebende  Wesen  (li^^A,  ni"l)  und  Sterbliche  {it^^)  gebraucht  sind, 
immer  erst  durch  vorgesetztes  H  zu  Personenwörtern :  Vf'A*  s  H 
^IdM-,  z.  B.  Gen.  7,  22;  Hi^/J :  Gen.  6,  12.  17.  7,21.  Matth. 
24,  22;  auch  Wf^T'-  Joh.  1,  13  u.  s.  f. 

Ausserdem  wird  dieses  H  gerne  gebraucht,  um  Pronomina 
demonstrativa,  interrogativa  und  relativa  auf  bequeme  Weise  in  den 
Genitiv  zu  bringen.  Selten  steht  es  bei  Wörtern  des  Trennens  im 
Sinne  eines  Ablativs,  z.  B.  flljZ.<{.Arntf»-:  Hl/s  njMTO^*'  er  ivird 
sie  von  einander  scheiden  Matth.  25,  32  (§  159,  g). 

b)  Viel  seltner  ist  die  Anwendung  der  die  Beziehung  im  All- 
gemeinen ausdrückenden  Präposition  A  zur  Bezeichnung  des  Genitiv- 
verhältnisses. Sie  wird  meistens  nur  dann  gebraucht,  wenn  der 
Genitiv  sich  auch  als  Dativ  denken  lässt,  z.  B.  in  \\(^  '  'Mfl-V-  • 
fl>"A*Ä'  tKhü*^^"'  damit  ihr  Kinder  eures  Vaters  werdet  Matth. 
5,  45;  .Ghfl>-«i":  ^lrllft  •■  ^C'i.'f" -'  ApTA^B  =  sie  werden  eine 
Ileerde  eines  Hirten  iverdcn  Joh.  10,  16;  Yxl'Vf^''  fl>*?i'I--'  ?%»(D'' 
A9^,^:0  ihr  seid  das  SaU  der  Erde  Matth.  5, 13;  (D^-iiA^.'  ^A 
M\'  ahltx'U''  A'üih.d''  '7'flK--  Gen.  42,  6;  hlU.lti'  AlrfA-'  Gen. 
45,  8.  39,  1.  40,  1.  Sap.  14,  1  A.  14,  15;  oder  wenn  der  Genitiv 
nur  die   Beziehung   auf  etwas  ausdrückt:   't}i9^CJl''  ti^Ö^'ü' 


^  Wie  arab.   •;>  mit  folgendem  Genitiv. 

^  Ebenso  werden  auch  viele  äthiopische  Eigennamen  gebildet:  (f/^ 
Arti'j  li^Cy*/^'  11-  s-  f  Bei  den  Namen  von  Festen  wird  J/  oft  auch  aus- 
gelassen:   n'lhAuAs   f'ii'   flli'^Jl/i.A''  «^^  MichaeUs{tag). 


416  §  187.    Unterordnung  durch  d^  Accusativ. 

das  Zeichen  JacoVs  (das  auf  ihn  hinweist)  Gen.  30,  42,  h^^'l'd. 
h'fl  ■  a^ffO' :  }\fiQ  s  man  findet  heine  Sp^ir  von  ihnen  Hen.  48,  9 
(wo  A-^'^'s  für  hilGo^"'  gewählt  ist,  damit  i\i\0  indeterminirt 
bleibe),  ÖB^Ü'  AW'VJis  das  Harte  des  Gerichts  Hen.  68,  2;  oder 
um  den  Urheber  auszudrücken:  ff^^OH'  Aft'^T''  a)\\C(U'  Hen. 29,  2, 
a*"p:  ff^OH'  der  Geruch  davon  Hen.  25,  6;  oder  auch  um  ein 
Pronomen,  auf  dem  der  Nachdruck  ruht,  in  den  Genitiv  zu  setzen: 
ö^AtJ:-'  '^^'  ^ihOi'C'  und  auch  sein  Wasser  fliesst  Hen.  26,  3. 
Merkwürdig  ist  der  Gebrauch  von  A  nach  hA"  im  Sinne  von  die 
von  (s.  oben  a,  d):  (DhCHKO"-  AP-rh'>ft."  (Dhdt'  A^•^<^fl^^'>• 
und  die  Jünger  des  Johannes  und  auch  die  der  Pharisäer  Marc. 
2,  18.  Aehnlich  findet  sich  auch  sonst  A,  um  das  Genitivver- 
hältnis durch  weitere  Glieder  fortzuführen,  wenn  im  ersten  Glied 
der  Genitiv  durch  ein  Suffix  ausgedrückt  war:  AH'  <DAOflj&'fcy.' 
sein  und  seiner  Grossen  Herz  Exod.  9,  35.   10,  1. 

c)  Um  das  Genitivverhältnis  im  Sinne  eines  Teilverhältnisses 
zum  Ausdruck  zu  bringen,  wird  auch  1x9^^'  (§  164,  Nr.  3)  oder 
die  mit  11x9^  zusammengesetzte  Präposition  'h9^(B*l\'l''  gebraucht. 
So  ist  einer  derselben  ImM''  h^^^lT^'^',  iver  von  beiden?  ^^V-' 
hi'^hA^i.irtf»-:,  unser  einer  bh^Vi-  Gen.  3,  22;  Jos.  8,  37;  und 
so  namentlich  bei  Zahlenangaben,  z.  B.  Matth.  25,  2.  26,  47.  22,  28; 
Ji/w>:  \\Y,  %l(Db"iaO'li  hTlU^Oi'l^'  A^rlh'  im  601.  Jahre  des 
Lebens  Noah's  Gen.  8,  13;  auch  in  Verbindungen  wie  ?iA=  h^^ 
(D'il'i':  Krh^'ih"  einige  der  Schriftgelehrten  (welche  von  den  Schrift- 
gelehrten waren)  Matth.  9,  3;  hti"-  (O-h-f-f^"-  ?i9">-"  h^Tß-üH"' 
hti'  das  sind  diejenigen  der  Sterne,  ivelche  u.  s.  f.  Hen.  21,  6. 

b)   Die  Unterordnung   durch   den  Accusativ   oder   durch 

Präpositionen. 

§  187  Diese  beiden  Arten  der  Unterordnung  sind  dem  Verbum  eigen- 

tümlich ;  auf  dem  Gebiet  der  Nomina  können  sie  eigentlich  nur 
da  vorkommen,  wo  ein  Nomen  seinem  Begriffe  nach  dem  Verbum 
nahesteht. 

1.  Im  Accusativ  können  ein  Nomen  zu  sich  nehmen  die 
Infinitive,  und  zwar  zunächst  das  Gerundium,  das,  weil  immer 
schon  vorher  mit  einem  Suffixum  im  Sinne  des  Subjects  verbunden, 
keine  Verknüpfung  des  Objects  durch  den  Stat.  constr.  zulässt,  z.  B. 
'WSl^"'  fhf^d'  a)h(\{rf^"'  indem  sie  das  Schiff  und  ihren  Vater 
verliessen  Matth.  4,  22 ;  W\\^jfü' :  Ch?' '  und  als  er  ihn  gesehn 
Job.  21,  21;    A^rl^:  ?iSi,ll' s  da  er  seilte  Hand  ausgebreitet  hatte 


§187.    Unterordnimg  durch  Präpositionen.  417 

Matth.  8,  3.  Die  nennwörtlichen  Infinitive  nehmen  ihr  Object  zwar 
meist  nach  Art  der  Nomina,  also  im  St.  c.-Verhältnis  zu  sich,  z.  B. 
Matth.  22,  29.  8,  12.  Marc.  2,  7.  3,  4.  Gen.  8,  21.  11,  8  (s.  schon 
oben,  §  184),  können  es  aber  auch  im  Accusativ  annehmen,  z.  B. 
Deut.  5,  22.  Matth.  10,28.  7,11.  27,15;  ^'K'Vh :  OllT  Ah^'h  = 
Vf'A"  ■  Sap.  12,  IG  vers.  alt.,  und  hie  und  da  folgt  ihnen  hierin 
auch  ein  infinitivartiges  Begriffswort,  z.  B.  in  flK'fc:  i/»'}<7/*''i'' 
{{tp^f^i  sein  Kommen  in  das  Himmelreich  Matth.  19,  23.  Aber 
auch  von  einigen  Adjectiven  und  participialen  Beschreibewörtern 
können,  wie  vom  Verbum,  Accusative  abhängig  sein,  wenn  dies 
auch  im  Ganzen  selten  vorkommt.  Die  activen  Participien  und 
die  Wörter,  welche  den  Thäter  ausdrücken,  verbinden  sich  mit 
einem  Nomen  fast  stets  im  St.  c.-Verhältnis,  z.  B.  ff^d,(0'fli  ^^tl' 
(nicht  i^^(D*l\'  h^fi')  ein  Seelenarst^  sind  also  schon  vollkommene 
Nomina  geworden^.  Dagegen  können  einige  Adjectiva  von  Verben, 
die  einen  Accusativ  regieren,  auch  ihrerseits  ein  Nomen  im 
Accusativ  zu  sich  nehmen,  namentlich  die  der  Fülle  und  des 
Mangels:  9^(!^hli'  JilJ^i^'f- •'  voll  von  Gehein  Matth.  23,  27; 
J^Ah-Th:  itir^n-  voll  von  Gift  Jac.  3,  8.  Gen.  14,10;  ^0-'}'  hd. 
^'P'  beladen  mit  Wohlgerüchen  Gen.  37,  25;  sogar  Ji'Tf'-lfs  ixo- 
jusvog  lässt  sich  so  verbinden :  h'lhH'} '  ^"^^1/1 '  "W^ '  eiserne 
Fesseln  haltend  Hen.  56,  1.  Auch  kann  jedes  Aussagewort  einen 
adverbialen  Accusativ  (§  174)  zu  sich  nehmen:  iP^ßß't'  J&K'fc' 
l^i  sie  ist  schön  dem  Gesicht  nach  Gen.  26,  7;  /^ü'^lr'  ^'P 
Iftfo*:  fett  an  Fleisch  41,  2,  und  ebenso  jedes  Adverbium  sich 
(im  Accusativ)  anfügen,  sowohl  vor-  als  nachgestellt:  Hl^A^  ^Ä" 
4-^!  Überaus  reich  Gen.  13,  2;  }\9^i'  Crh-^f»-'  -flrh.C=  T*:  von 
einem  sehr  fernen  Land  Jos.  9,  7  u.  s.  f. 

2.  Häufiger  ist  es,  dass  dem  Verbum  näher  stehende  Begriffs- 
und Beschreibewörter  vermittelst  einer  Präposition  durch  ein 
Nomen  ergänzt  oder  näher  bestimmt  werden.  So  sagt  man:  fl^'As 
M^fia^'i  Rache  für  ihr  Leben  Hen.  22, 11;  tl9"Ö'  ilthfi^''  falsches 
Zeugnis  Matth.  15,  19;  Arh*"  ft?i'Ji's  "ha^i  Trauer  um  seine 
Mutter  Gen.  24,  67;  üM'-  Mi'  li^l.'f"'  ooC^h'  das  Ein- 
gehn  durch  ein  Nadelöhr  Matth.  19,24;  auch  fl^A-Ä«  'Vl-Vi'  h 
y^ti'ü'h '  die  Kinder  der  Wächter  von  den  Menschen  (sofern  (D* 
A-Ä"!  ursprünglich  Part.  pass.  ist,  §  136,  1)  Hen.  10,  9;  ^d'lf3:  = 
Ä'^"!'-"  fl-^Os  Ä"4*^--  Job  16,  14  u.  s.  f.  Lieber  freilich  werden 
solche  hinzutretende  Bestimmungen  durch  das  Pron.  rel.  angefügt. 

1  S   jedoch  Sir.  43,  33:  hti^s    V/A""    TtilUh'üdl.C''   l(\d' 

Dill  mann,   Aetliiop.  Sprache,  2.  Anfl.  27 


418  §  187.    Unterordnung  durcli  Präpositionen. 

Infinitive  können  ohnehin  jedes  Nomen  vermittelst  der  Präposition 
zu  sich  nehmen,  die  das  betr.  Verbum  regiert,  und  es  sind  sogar 
Verbindungen  möglich  wie  (DUh'idti'  i^llÖO-"  h^Ot'fi'  dd^Ö' 
K^fM'i^'  liil'ültx'  aber  essen,  ohne  sich  die  Hände  gewaschen  zu 
haben,  verunreinigt  den  Menschen  nicht  Matth.  15,  20.  Auch  können 
mit  Adjectiven  und  participähnlichen  Wörtern  ebensogut  iv'\q  mit 
irgend  einem  Verbum  Nomina  durch  Präpositionen  verbunden 
werden^:  mit  Participia  passiva  vielfach  durch  0  mit,  wie  'VV'K's 
flA^V=  h^'Ths  gehallt  mit  Feuerflammen  Hen.  14,  15,  Ä*T"fls  0 
Xi'Dr'  Tfl-fl"  gesättigt  mit  aller  Weisheit,  Afl-T-"  flCDC^*-"  mit  Gold 
überwogen  Exod.  28,  20,  'iW'h'  Oftl^s  besprengt  mit  Blut  Apoc. 
19,  13;  mit  anderen  Participien  und  Adjectiven  (mit  intransitiven 
Begriffen)  nach  Maassgabe  ihres  Verbums,  wie  ^Ä-rh'  lt\9^^'  rein 
von  Matth.  27,  24.  Gen.  24,  8,  J^'A-h-"  h^^'i-  voll  von  Deut.  6,  11, 
Ö^^'  7x9^^'  leer  von,  (Xö^-  hf^Y-  reich  an  Gen.  13,  2,  h^h' 
h9^'i'  verschieden  von  Hen.  40,  2,  lO^Vl-A  '  0  oder  AdA '  ver- 
trauend auf,  Ö^f*'  9^tlii'  gleich  mit,  4*4-'fl '  A  einem  nahe  Gen. 
14,  13  oder  mit  'W-  23,  13,  AÄ-^»-"  mit  (O^ili"-  oder  A^'JlA-' 
angrenzend  an,  ^^^PÜ^'  AdA'  Verivalter  über  Gen.  24,  2.  Auch 
durch  A  mit  dem  Infinitiv  können  Adjectiva  und  auch  Substantiva  er- 
gänzt werden,  um  dem  allgemeinen  Begriff  eine  besondere  Richtung 
zu  geben :  W^fß  s  tsXid^ö  '  (DiP^fs  s  AChJ&  =  gut  zu  essen  und 
schön  anzusehn  Gen.  2,  9.  Hen.  24,  5,  Ä'A^^'l"-'  h^9kC '  eine 
Finsternis,  anzublicJceji  Hen.  22,  2.  21,  8.  24,  5. 

3.  Insbesondere  werden  Präpositionen  auch  zur  Steigerung 
und  Vergleichung  von  Eigenschaftsbegriffen  verwandt  (s.  §  179,  2), 
wobei  den  Beschreibewörtern  intransitive  Verba,  welche  Eigen- 
schaften ausdrücken,  gleichkommen,  sofern  nach  §  202  in  Er- 
mangelung von  Participien  und  Adjectiven  Umschreibungen  durch 
das  Relativum  und  Verbum  finitum  als  Adjectiva  gebraucht  werden 
oder  auch  das  Verbum  häufig  selbst  gesetzt  wird,  wenn  ein  Ad- 
jectiv  als  Prädicat  stehn  sollte.  Zum  Ausdruck  der  Steigerungs- 
grade anderer  Sprachen  genügt  im  Aethiopischen  oft  schon  ein 
einfaches  Adjectiv  oder  Verbum,  wenn  es  mit  Nachdruck  gesetzt 
wird  oder  wenn  der  Kreis  von  Gegenständen,  unter  denen  sich 
einer  besonders  auszeichnet,  noch  besonders  genannt  ist,  eingeführt 
durch  n,  nfl^A-f's  u.  s.  w.;  z.  B.  /JhK-Ä-'  ^fi^ß.'-  ft^7'7/*''Tl" 
er  wird  der  kleinste  genannt  werden  im  Reich  Matth.  5,  19 ;  JiJ&V-' 
1"?iH1fs  f  Oft,-"  nfl>-Ai'"  Yxd^"  ivelches  Gebot  ist  gross  (das  grösste) 

^  Hierin  zum  Teil  wechselnd  mit  der  §  184,  d  beschriebenen  Ver- 
binduner. 


§  187.    Unterordnung  durch  Präpositionen.  419 

im  Gesetz?  22,35;  h"!'  'J-h-fl-  flu.'/"-"  ÄO-fs  ich  hin  der  kleinste 
meiner  Familie  Jud.  0,  15;  IffOH.'  'l"?iHH'l's  die  grösseren  Gebote 
23,  23  ;  HJK."/.>.:  fllJ?/^■  6?er  Z>mere  Wein  Joh.  2,  10.  Gen.  27,  15; 
wie  denn  auch  einige  Begriffe  den  Steigernngsgrad  schon  an  sich 
einschliessen,  wie  'h,ii'  hesser  sein,  ff'üll'^'t':  das  meiste  (der 
grösste  Teil)  Ps.  77,  35,  a^it»!^''  das  heste  (der  beste  Teil)  Num. 
31,  26.  —  Wird  das,  womit  etwas  verglichen  wird,  ausdrücklich 
genannt,  so  kann  es  bei  gewissen  Verben  nach  §  176,  3,  d  im 
Accusativ  untergeordnet  werden  und  bei  Adjectiven  im  Genitiv 
(Gen.  partitivus,  §  184),  z.  B.  Ofl.P''''*"-  der  grosse  derselben  d.  i. 
ihr  grösster,  ^^tl'!*'  ^^'^Ir'  (das  Heilige  der  Heiligen  d.  i.)  das 
Allerheilig ste;  gewöhnlicher  aber  wird  mit  den  betr.  Verben  und 
Adjectiven  die  Präposition  JiJ^V'  verbunden,  welche  den  Teil  vom 
Ganzen  und  den  Vorzug  ausdrückt,  z.  B.  rtlfl.'fl-  7x9^^'  weiser  als^ 
^Ihh  '  'hfF  er  ist  Meiner  als,  "^f  rt  '  7x9^  er  ist  hesser  als,  ÄÄ" 
4"V!  ^h^C'  h9^Y.^'  Tamar  ist  gerechter  als  ich  Gen.  38,  26, 
oder  fl'Ch'ih'  }\9^t\'ih'V'  gesegneter  als  Weiher  d.  i.  die  gesegnetste 
der  Weiher  Luc.  1,  28.  Diese  Wendung  zum  Zwecke  der  Compara- 
tion  ist  auch  bei  transitiven  Verben  möglich,  wobei  dann  'M^'i  • 
mehr  als  bedeutet :  ^ö^d  '  fd^^G  '  AP-rt.^  •  hT'i '  W/l-tf»- : 
R*fe*fe '  Jacoh  lichte  den  Joseph  (vor)  mehr  als  alle  seine  Söhne 
Gen.  37,  3.  Auch  können  dadurch  ganze  Sätze  mit  einander  ver- 
glichen werden,  s.  unten,  §  204.  Oft  wird  vor  7x9^^'  noch  ein 
Steigerungsadverb  gesetzt,  wie  T*l* "  sehr,  ^^4'^-  üheraus,  viel 
mehr,  z.  B.  J&/*"V;i-:  ^,Ä-4-R=  Kl^J&h'fc--  ÜIC-  es  tvird  ihnen 
viel  erträglicher  ergehn  als  seihiger  Stadt  Matth.  10,  15.  Gen.  19,  9. 
29,30.  Jud.  2,  19.  Matth.  18,  13.  11,9;  oder  es  wird,  wenn  der 
Begriff  bis  aufs  höchste  gesteigert  werden  soll,  nach  1x9^^'  noch 
Vf"A*s  gesetzt,  'Thril'Ü-fl-  7x9^^'  W"/V*''  h/^'^H"'  sie  ist  listiger  als 
alle  andern  Thiere  Gen.  3,  1.  Marc.  4,  31.  Hen.  8,  1.  Gen.  34,  19; 
doch  kann  W-A--"  auch  fehlen,  wie  in  'itl't't"'  7x9^^'  ?ih.'Ths  das 
kleinste  Uehel  Chrest.  p.  45,  1.  5.  Da  7x9^^'  Präposition  ist  und 
vor  bedeutet,  so  wird,  falls  eine  andere  Präposition  die  Unter- 
ordnung des  verglichenen  Wortes  unter  das  Verbum  vermitteln 
sollte,  diese  weggelassen,  wie  in  fs^d^^hi'  i{7xl'bM-  d^^A-f^' 
7x9^ 'VM  '  (D'l'hO't^  '  er  freut  sich  darüber  mehr  (vor)  als  über 
die  99  Matth.  18,  13;  vgl.  auch  7x^ '-  h^d.^'d.f.'-  K'J^'4'htf»- s 
d.^i'f.'  ?irÄWi^1--  (wo  nach  §  186,  a,  y  auch  hl^HÄrh^l" 
stehn  könnte)  wenn  eure  Gerechtigkeit  nicht  grösser  ist  als  die  der 
Schriftgelehrten  Matth.  5,  20.  Indessen  ist  das  Aethiopische  so 
geschmeidig,  dass  eine  derartige  Präposition  nach  7x9^^'  auch  noch 

27* 


420  §  188.    Beiordnung  der  Nomina. 

stehn  kann,  z.  B.  in  i&'Y./K.fl:  Ah"  hO-ü'  h9^^'  AhA^s  -flhrt." 

es  ist  besser  für  mich,  dass  ich  sie  dir  gehe  als  einem  andern 
Gen.  29,  19,  wo  schon  zwei  Sätze  mit  einander  verglichen  werden 
und  'h9^h'  kurz  für  hT^'   HhO-fls  steht. 

2.   Die  Beiordnung  der  Nomina. 

§188  Im  Beiordnungsverhältnis  (der  Apposition)  lassen  sich  mit 

Beziehung  auf  den  Grad  der  engeren  oder  loseren  Verknüpfung 
der  Wörter  drei  Stufen  unterscheiden. 

1.  Durch  Beiordnung  wird  in  der  Regel  mit  dem  Nomen 
verbunden  das  Adjectiv,  und  was  diesem  ähnlich  ist:  die  Pro- 
nomina demonstrativa  und  die  Numeralia,  und  in  gewissem 
Sinn  reiht  sich  diesen  auch  das  Pronomen  relativum  an :  über  die 
beiden  letztern  wird  unten  §§191  und  201  f.  noch  besonders  ge- 
handelt werden.  Die  hinweisenden  Fürwörter  werden  ganz  wie 
Adjectiva  verbunden  und  haben  diesen  gegenüber  nur  das  eigen- 
tümliche, dass  sie  meist  dem  Nomen  vorangestellt  werden,  wie 
ff/ix-t'  ao-yi^^^'t  Marc.  3,  24;  Aa^h*=  md,C'  Gen.  1,8;  «O- 
h-t:  AÜ^"  18,  8.  50,  11;  H'i'P'.  -ühfL'  24,  65;  'Oi'"  (O-M-' 
Üm^'  die  Türe  jenes  Hauses  Jud.  19,  27;  'ÜCV^-  liXb-  M^'  das 
Licht  jenes  Feuers  Hen.  71,  2;  wo  sie  nachgesetzt  werden,  sind 
sie  eher  in  einem  loseren  Beiordnungsverhältnis  zu  denken,  z.  B. 
ahh't!  Vld'  h^fOrtuP'}'  Hil'  in  die  Stadt  der  Jebusäer  hier 
Jud.  19,  11.  Zu  den  Adjectiven  gesellen  sich  aber  auch  manche 
adjectivisch  gebrauchte  ursprüngliche  Substantiva  (Begriffs-  oder 
Personen  Wörter),  wie  ^1)9^'  ^^lliTti'  ein  gemästeter  Ochse  Jud. 
6,  28;  'ihfl>"AJ^''  l^/V•'^"  (DU'^:  verJcehrtes  und  hurerisches  Ge- 
schlecht Matth.  16,  4  (ni-  ist  Hure);  Oh^'h  rh^'/'<»^-"  9^^h' 
(h^'i'  fil9^-  evexsv  dgaKog  kqi^öjv  Hez.  13,  19;  andere  Beispiele 
Num.  20,  17.  21,  22.  Deut.  8,  15.  9,  1;  ferner  namentlich  Vf-A*:  all, 
jeder,  '^^T'  Wertigkeit  und  wenig,  'Jft'fc"^-  Kleinigkeit  und  klein 
Jac.  3,  5.  Gen.  19,  20.  Jud.  4,  19.  Hen.  63,  6;  hx^'-  Maass  und 
massig,  z.  B.  rh4*'  ^^ '  ein  ivenig  Wasser  Gen.  24,  17;  endlich 
auch  9^'i'V^L')  9^1r't*i^'  irgend  etwas  und  hie  und  da  9^'i't''  was? 
(s.  §  198). 

Diese  Wörter  werden  dem  Nomen  beigeordnet;  denn  die 
Unterordnung  des  Adjectivs  unter  das  Substantiv  oder  des  Sub- 
stantivs unter  das  Adjectiv  ist  nach  §  184  zwar  möglich,  aber  im 
Ganzen  selten.  Die  Verknüpfung  durch  Beiordnung  ist  die  mög- 
lich  engste:    das  Adjectiv,    als  der   hinzutretende,    minder  wesent- 


§  188.    Beiordnung?  der  Nomina.  421 

liehe  Begriff,  niuss  sich  nach  dem  Nomen  richten  und  dessen  Genus, 
Numerus  und  Casus  annehmen. 

Das  Gesetz  der  Casuscongruenz  wird  ausnahmslos  beobachtet. 
Nur  wenn  einem  Nomen  durch  den  Status  constructus  ein  anderes 
untergeordnet  wird,  folgt  ihm  das  Adjectiv  hierin  nicht,  sondern 
tritt  vielmehr  als  ein  Beschreibewort  zu  der  ganzen  durch  den 
Stat.  constr.  gebildeten  Wortgruppe  in  Beiordnung,  s.  §  185.  Wohl 
aber  muss,  wenn  das  Nomen  im  Accusativ  steht,  das  Adjectiv  ihm 
hierin  folgen,  und  nur  in  dem  §  143  a.  E.  angegebenen  Falle 
finden  sich  hie  und  da  Abweichungen,  z.  B.  *7flC'  ^^fli''  li'i't'- 
ÖÖ'  (DC'ÜÖ^"'  Gen.  6,  14. 

Dagegen  erleiden  die  beiden  andern  Gesetze  von  der  Con- 
gruenz  des  Genus  und  Numerus,  wenn  sie  auch  dem  Grundsatze 
nach  gelten,  um  der  eigentümlichen  Schwankungen  willen,  die  das 
Aethiopische  in  Bezug  auf  Genus  und  Numerus  der  Nomina  zu- 
lässt,  bedeutende  Einschränkungen.  Da  nämlich  nach  §  130  nur 
die  eigentlichen  Personennamen  immer  bestimmt  als  männliche 
oder  weibliche  unterschieden  werden,  fast  alle  andern  Wörter  aber 
sowohl  als  männlich  wie  als  weiblich  aufgefasst  werden  können, 
so  ist  auch  das  Adjectiv  nur  bei  Personennamen  männlichen  Ge- 
schlechts notw^endig  männlich  und  bei  weiblichen  notwendig  weib- 
lich ;  bei  allen  andern  Nomina  aber  sind  in  Bezug  auf  das  Genus 
des  Adjectivs  dieselben  Schwankungen  möglich,  denen  der  Ge- 
schlechtsgebrauch des  Nomens  in  der  Sprache  ausgesetzt  ist.  Man 
sagt  also  zwar  9^ß:C'  U^^^^'-  Marc.  4,  8,  aber  auch  9^^C' 
i^^^',  n-i"'  J^^A.-  Marc.  4,  13,  fll-R.'h:  hhW"  Gen.  37,  2,  Hi"' 
/IhJ&CDi'-  Oflf  ••  Jud.  15,  18,  (D(\öß:i^i  Trf-A--  ^^(D^:  Marc.  4,  19, 
Ohh-Ps  aot\d.C^'  4,  24,  (in.J&.-  ^CfiTh:  4,  41,  nM-^'  Ö^^i^-, 
IfJ*-  ^CÜ^'  G.  Ad.  38,  15  f.,  -hax^h^'  OO.^'  Gen.  20,  9,  Ctl 
0^'  DUß»'  Hen.  8,  2,  ^r'VC^'  rh-^ftj  Marc.  1,  27;  V/^h"  h 
-ü^'  Oflf  •■  und  daneben  (DM^-  Jos.  24,  26  u.  s.  f. 

Sodann  sind  im  Plural  zwar  die  Personenwörter  und  zumal 
ihre  durch  äussere  Endungen  gebildeten  Plurale  entschieden  entweder 
masculini  oder  feminini  generis,  und  auch  die  durch  ät  gebildeten 
Amtsnamen  (§  133,  a)  werden  meist  männlich  und  pluralisch  auf- 
gefasst und  darum  auch  in  der  Regel  mit  dem  Adjectiv  im  Plural 
masculini  oder  feminini  verbunden.  Alle  andern  Plurale  aber, 
zumal  die  innerlich  gebildeten  (Collectivformen)  können  wieder  als 
einheitliche  Sammelbegriffe,  also  als  Singular,  und  zwar  nach  der- 
selben Schwankung,  die  auch  im  Genus  des  Singulars  obwaltet, 
entweder  als  weiblich    oder   als   männlich    aufgefasst  werden,   und 


422  §  188.    Beiordnung  der  Nomina. 

demnacli  kann  ein  Plural  sowohl  mit  einem  Adjectiv  Sing.  masc. 
oder  fem.  als  auch  mit  einem  Adjectiv  Plur.  m.  oder  f.  verbunden 
werden  (s.  §  135).  Man  findet  'üW-i^'V'  '>'?M'  Marc.  2,  15,  h 
/KiH-fl-  -m^'^l'  3,  20,  h^(\0  'i'tt'>l'  (DhOh'nO  'l'?^^'  Hen. 
1,  6,  On^^i-!  aiJE^^-h-hs  ^^'f"'  Hen.  5,  4,  öe(Di  -nfr:^^!  Hen. 
32,  3,  h^h^'  hhx'^O  Marc.  4,  36;  aber  auch  '[^h9^l>'}^'  Ofl. 
^Y'  (Dm*'Wi'  Hen.  36,  4,  ho^l-)^'  "^f^'  67,  13,  AiAnft-  w^ 
^^:  Gen.  24,  53,  -fl»-^  :  hM-ü'  Gen.  17,  4,  (D-M'-  ^^i^' 
Hen.  13,  10,  11^^-  -flA-jZ."  Matth.  9,  17,  ^^^":  -üM-'h''  Ps.  92,  6, 
9^1(\^''t''  iP^ß»'-  Im  Allgemeinen  lässt  sich  bemerken:  jeder 
Plural  irgendwelcher  Form  kann  mit  dem  Adjectiv  im  Plural  je 
in  dem  Genus,  das  dem  Worte  im  Singular  zukommt,  verbunden 
werden;  aber  auch  jeder  Plural  und  sogar  der  Plural  des  Plurals 
(§  141)  kann  auch  als  Singular  aufgefasst  werden  und  nimmt  dann 
in  der  Regel  das  Adjectiv  im  Singular  und  zwar  im  nächsten  Genus, 
im  Masculinum,  möglicher  Weise  aber  auch  im  Femininum  zu  sich. 
Andererseits  werden  aber  auch  wieder  Singularwörter,  mögen  sie 
Collectivbegrifi*e  an  sich  sein  oder  nur  an  den  betreffenden  einzelnen 
Stellen  collectiven  Sinn  haben,  mit  dem  Plural  des  Adjectivs  ver- 
bunden, und  zwar  in  dem  Genus,  das  dem  Einzelbegriff  zukommt: 
'(WtM''  fi-nh'  Marc  4,  1,  ^hli'ü'  ^^'Hr-  Gen.  14,  5.  Deut.  9,  2, 
tl'ilih^''  Ott^y^'  grosse  HerrlichJceiten  Hen.  65,  12,  AHj&'W»^?»: 
'lhfl>*AÄ'!  C'lh^'^'  den  künftigen  fernen  Geschlechtern  Hen.  1,  2, 
sogar  OiB-yi"'  Odßi"-  Hen.  85,  6;  vgl.  auch  0(\ß't"'  11^9^' 
neben  Ofl^f  s  'W^aoi  \  Esr.  2,  49.  —  Adjectiva,  die  eine  innere 
Pluralbildung  zulassen,  lassen  diese  gerne  dann  erscheinen,  wenn 
auch  das  Nomen,  dem  sie  beigeordnet  sind,  die  Collectivform  hat: 
O^-nC^'  Onj&'h  Gen.  1,21;  -f^hrO  0^^^'  Jos.  24,  17;  txhx 
n-n-  Oüf^^"'  (D^CY^n-  Jos.  23,  9;  hna^'  ^^9^^"'  Jos.  24,  2; 
doch  auch  sonst,  z.  B.  -üC^fi^'  (lflje.1"-  Gen.  1,  16. 

Etwas  eigentümlich  in  seiner  Verbindung  mit  Nomina  ist 
Vf'A**;  vgl.  oben,  §  157,  2.  Es  kann  für  sich  stehn,  ohne  Ver- 
bindung mit  einem  andern  Nomen,  in  der  Bedeutung  jeder ^  z.  B. 
Hen.  7,  1,  oder  alles,  z.  B.  Hen.  1,  5.  7,  oder  alle^  z.  B,  Gen.  16, 12. 
45,  1.  Wenn  es  mit  einem  Nomen  Sing.  fem.  verbunden  wird, 
sollte  es  Vf-A-"  lauten,  z.  B.  Vf-^'  H'h-"  9^^0  Gen.  26,  4;  da  es 
sich  aber  nur  lose  mit  dem  Nomen  verbindet,  behält  es  oft  auch 
neben  dem  Femininum  sein  nächstes  Geschlecht,  z.  B.  Xt't^r'  i^V 
f^^-'  Ml"'  Jos  21,  43;  WA--  Wtl'  M'i'i  OÄlh:  Gen.  46,  27. 
Bei  Nomina  plur.  kann  es  in  den  Plural  treten:  Yi^ti*'^'^"'  A.^V' 
hu«?'!-!  Matth.  2,  4;  Vf-A-^»-'  hx^^'^ll'  Marc.  3,  10;  W'A-'J"  tx 


§  189.    Beiordnung  der  Nomina.  423 

'^1^'V'  4,  32;  yf-A"<^--'  'rA-'Tl---  Gen.  29,  3;  kann  aber  auch  im 
Sincr.  ni.  bleiben:  Irf-A-'  ViS^'V  Jos.  22,  16;  W'A--  WCli-s  22,5; 
Vf-A---  ^lA--  alle,  welche  23,  14;  W-A--'  r7i9V'|---  Matth.  2,  16;  W-A--' 
ÖO(D:  Gen.  2,  9;    W-/V- ••    hllCM' '-   Marc.  4,  31;    und   da  es  die 

Mehrheit  schon  an  sich  ausdrückt,  so  braucht  das  mit  ihm  ver- 
bundene Nomen  überhaupt  nicht  in  den  Plural  zu  treten  und  ist 
dennoch  collectivisch  zu  fassen:  1rf"A* '  /^Af '  alle  meine  Worte 
Jos.  22,  2,  W-A-=  0O  21,  42  u.  s.  f. 

Die  Stellung  des  Adjectivs  gegenüber  dem  Hauptnomen 
ist  völlig  frei;  das  Aethiopische  reiht  sich  in  dieser  Beziehung  den 
freiesten  der  indoeuropäischen  Sprachen  an.  Man  wird  zwar  be- 
merken können,  dass  in  gleichmässig  fortlaufender  Rede  das  Adjectiv 
häufiger  nach  als  vor  das  Substantiv  gestellt  wird  ^.  Aber  wo  nur 
irgend  ein  besonderer  Nachdruck  auf  dem  Adjectiv  ruht  oder  die 
Verteilung  der  übrigen  Wortgruppen  und  der  Wohllaut  des  ganzen 
Satzes  es  wünschenswert  machen,  kann  das  Adjectiv  ebensgut  auch 
vorangestellt  werden,  wobei  sogar  kaum  das  Stat.  constr.- Verhältnis 
eine  Beschränkung  eintreten  lässt,  insofern  ein  zu  dem  im  Stat.  c. 
stehenden  Nomen  gehöriges  Adjectiv  sich  nicht  zwischen  den  St.  c. 
und  den  dazu  gehörigen  Genitiv  eindrängen  darf,  aber  auch  ein 
zum  Genitiv  gehöriges  Adjectiv  in  diesem  Fall  lieber  zurücktritt. 
Hingegen  kann  auch  nach  jeder  Präposition  das  Adjectiv  dem 
Substantiv  vorangestellt  werden,  und  die  Pron.  demonstrativa  sammt 
W'A*'  gehn  ihrem  Substantiv  fast  immer  voraus,  auch  dann,  wenn 
es  von  einem  Stat.  constr.  abhängt.  Ebenso  kann  das  Adjectiv 
von  seinem  Substantiv  durch  verschiedene  andere  Wörter  getrennt 
werden,  wie  durch  Relativsätze  oder  durch  sich  dazwischendrängende 
adverbiale  und  andere  Nebenbestimmungen,  z.  B.  fl>*ft'f's  ö  'h9^fi 
Mri:-  l'ü'-  in  eine  Grube  von  diesen  Gen.  37,  20.  22.  26,  1,  (D}\ 
hih-t'  rhA.n-  mb'  y^l-ü'  AgA-nh"  Jes.  7,  22  vers.  alt.,  oder 
durch  Verba  u.  s.  w.,  z.  B.  I^Üi"  A'flf  •'  ^^KVh-"  Cti'di'  agrum 
Cordts  mei  mundent  immundum.  Wenn  mehrere  Adjectiva  mit 
einem  Substantiv  verbunden  sind,  ist  es  sogar  feiner  und  wohl- 
lautender, sie  durch  das  Substantiv  selbst  oder  durch  andere  Wörter 
zu  trennen,  wie  ©'TlhA,--  9,^^'-  a^?l*:  fll^Ä-J^-'  Gen.  6,  9 ;  0 
n,f-  /*'^f:   CDh'ü-fs   12.  17;  •74-1^'  ^^f^^'  (DOÜ.^-  15,  12; 

/hTin-  Od?'  ^hfl>-7-  h-ücir-  (D-üW-h-  is,  is. 

2.   Im  Beiordnungsverhältnis  kann  ein  Substantiv  auch  andere   §  189 
Substantiva    antreten    lassen,    um    sich    dadurch    näher    zu    be- 

1  Nur  f^^^i  exterior  wird  fast  immer  vorangestellt;  s.  m.  Lex., 
col.  1295. 


424  §  189.    Beiordnimg  der  Nomina. 

stimmen.  Zwar  ist,  wenn  zwei  Substantiva  sich  zu  einander  ver- 
halten wie  Gattung  und  Art,  Allgemeines  und  Besonderes,  oft  auch 
die  Unterordnung  möglich  (§  184);  so  könnte  z.  B.  flfl>*ft"t''  ö 
F^9^'  ÜIO  Gen.  18,26  auch  i\(0*tli"'  ÜlO  fiF-^'-  lauten.  Wenn 
aber  das  erklärende  Wort  selbst  wieder  durch  ein  anderes  be- 
stimmt ist,  wie  in  ÖV^'  Mti'-  h^*!^'-  Matth.  21,  5,  'ühfL'  (\ 
Öü'-  n.1--- Matth.  21,33,  QA*!  'iti^»'-  /i^j^-' Gen.  14, 2,  so  ist  nur 
die  Beiordnung  möglich.  Hinsichtlich  der  Wortstellung  kann  so- 
wohl das  Allgemeine  als  das  Besondere  vorangestellt  werden,  je 
nachdem  man  mehr  das  eine  oder  das  andere  hervorheben  will : 
^AWn-  tt-Th.A:  Ken.  32,  2 ;  ^Ahlf):  ^^t\'  ^4^h,^'  32,  6; 
fl^A-R-  d'if''i"' Riesensöhne  15,3;  'ühf^'U'  C'fl^--  Gen.  25,  21 ; 
Ö^-n-P'  Cfh.'^''  21,  24;  oder  0^f^:  -üCil'  Hen.  72,2;  li'lf^' 
ItxfX^'  Matth.  18,  9;  p-rh'Jft"  ^TJ^^f»-  14,  2;  0(D*(\r'  Oflje.-  V 
4-ft"  Marc.  4,  37;  X^Th"  -flhrt."  9,^^i  (D^'h^'.  Ä-J^*:  Hen. 
15,  1.  In  diesem  Beiordnungsverhältnis  kann  auch  ein  Concretum 
neben  ein  Abstractum  treten,  wie  in  'ühfL'  ^P^"^'  em  Mann, 
eine  Fremdlingschaft  d.  i.  ein  Fremder  Jud.  19,  17^.  Soll  auf 
diese  Weise  ein  Pronomen  durch  ein  beigeordnetes  Nomen  erklärt 
werden,  so  steht  das  Pronomen  voraus.  Gleichheit  des  Casus  ist 
auch  hier  erforderlich,  wie  •fl?irt,s  'i'hl^''  Matth.  18,  23;  doch  ist 
dieses  Verhältnis  schon  etwas  loser  als  das  §  188  beschriebene, 
und  ein  einem  Accusativ  beigeordnetes  Nomen  kann  daher  nach 
§  143  a.  E.  auch  ohne  Accusativ-Zeichen  bleiben,  wie  h^^C'  li 
1\lh'ü(h.C'  h9^^i}i\''  Matth.  22,  37.  Ist  eine  solche  durch 
Apposition  gebildete  Substantivgruppe  einer  Präposition  unterge- 
ordnet, so  wird  die  Präposition  vor  der  Apposition  in  der  Regel 
nicht  wiederholt;  ist  sie  nach  §  172,  c  durch  ein  auf  sie  bezüg- 
liches Suffix  mit  folgendem  A  eingeleitet,  so  wird  das  A  in  der 
Regel  nur  einmal  gesetzt,  wenn  in  der  Gruppe  das  Bestimmtere 
und  Besondere  voransteht,  wie  in  CDA^s  AA./^T'S  flW'4- •  Gen. 
10,  15;  J&ßA!  A^^s  'flhA.*!  Gen.  12,  11;  geht  aber  das  All- 
gemeinere und  Unbestimmtere  voran,  so  wird  A  vor  der  Apposition 
gerne  wiederholt:  ühlllM''  AÄ-flCVi^-"  Gen.  24,  27.  36;  ebenso 
wenn  W"A* '   in   loser  Beiordnung  nachgesetzt  wird  :    tihl^ii^O' ' 

AW-A-<^!  Gen.  24,  20 ;  AA-fl^:  TA-^--  AW-A**«^--  43,  32.  Wird 
endlich  einem  Pron.  suff.  ein  Substantiv  oder  Adjectiv  als  Appo- 
sition beigeordnet,  so  wird  dieses  durch  A  eingeleitet,  z.  B.  A^'t'" 

^  Nach  diesem  Appositionsverhältnis  ist  auch.  Ex.  20,  8  zu  erklären : 
"l'HhCr'  Öii't*'  A^fl'lh«"  hf^^^^'  gedenke  an  den  Sahbath,  ihn  zu 
heiligen,  indem  ti^^J^^'s  eine  verbessernde  Apposition  zu  |)A'/''  ist. 


§  189.    Beiordnung  der  Nomina.  425 

A^,^4»!  mir,  dem  Gerechten;  Ti^^y-  ?iR.f:  Milxil'V?'  Jud.  17,3. 
Ps.  50,  5;  hr'^h'  h(\'?''  M\*rPl'  Judith  9,  2;  doch  auch  fllVl. 
fO"'  n^Tfi-fc-f--  Matfch.  4,  10. 

3.  In  losester  und  freiester  Beiordnung  können  sowohl  zum 
Subject  als  zum  (näheren  oder  entfernteren)  Object  eines  Satzes 
neue  Bestimmungen  hinzutreten,  welche  wir  im  Deutschen  gewöhn- 
lich mit  als  einführen;  sie  lassen  sich  immer  in  ganze  Sätze  auf- 
lösen und  sind  aus  solchen  eigentlich  nur  verkürzt. 

a)  Ist  eine  solche  entferntere  Apposition  ein  einfaches  Sub- 
stantiv, so  wird  es  im  gleichen  Casus  wie  das  Nomen,  auf  das 
es  sich  bezieht,  an  irgend  eine  Stelle  des  Satzes  gestellt :  0^*h ' 
?0C*1'  AV--  -Vn--  h'Ti?''}."  OD^Ml'  wer  soll  für  uns  als  Führer 
gegen  die  Kanaanäer  hinaußiehnP  Jud.  1,  1;  oder  f (i'fl  ^  ^Vfi' 
(UH '  '(\lt'^'lf '  er  giebt  sein  Lehen  als  Lösegeld  für  viele  Matth. 
20,  28 ;  dM\Cf^'  i'fldi'!  fDhIrh'fr'  er  schuf  sie  als  ein  männ- 
liches und  ein  tveibliches  Gen.  5,  2.  23,  16.  38,  18.  Ist  die  Appo- 
sition auf  das  Subject  bezüglich  und  lässt  sich  durch  dass  er  das 
und  das  sei  umschreiben,  so  kann  sie  nach  §  177,  5  auch  in  den 
Accusativ  treten:  <^V- :  ^OCI'-  M'  <^ft^>  •'  wer  soll  für  uns 
hinaiif^iehn  als  Führer?  Jud.  20,  18;  j&4»Cft' •'  A^^i*'  'lim.K 
•ptf»*:  ^4-*/V'  eXsvoovTat  ev  ovXXoytojucp  ösdol  Sap.  4,  20;  vgl.  auch 
m.  Lex.,  col.  652  f.,  s.  v.  'JO^C-',  und   Chrest.  p.  XVI. 

h)  Ist  die  Apposition  ein  Adjectiv,  so  wird  dieses,  weil  es 
eine  selbständigere  Stellung  im  Satze  einnimmt,  in  der  Regel  durch 
ein  (auf  das  Nomen,  zu  dem  es  Apposition  ist,  bezügliches)  Fron. 
suff.  in  dem  §  156  angegebenen  Sinne  ergänzt.  So  sagt  man: 
9^'i^  •  h+^htf^  -■  'Hf  ••  b^'iVfXO^ '  (was  lässt  euch  hier  als 
müssige  von  einem  ihr  stehn?)  warum  steht  ihr  hier  müssig?  Matth. 
20,  6;  h'^li?^'  ii'i'h/^'  thyP'  sie  nahmen  den  König  lebendig 
gefangen  Jos.  8,  23 ;  ö^^^'-  h9^dJl(J^\\X'  du  hättest  mich  nacht 
fortgeschickt  Gen.  31,  42  ;  und  ähnlich  bei  Verben  der  Wahrnehmung 
(s.  unten),  oder  wenn  die  Apposition  zum  Subject  gehört:  f''%f^ 
Ml'  "Ihflh''  iWihMl'  es  ist  dir  besser,  du  gehst  lahm  ein  u.  s.  w. 
Matth.  18,  8 ;  CDrh^ :  ^'Vl-H* :  und  er  ging  traurig  von  dannen 
Marc.  10,  22  i;  Hfl'/t-'}  •  /^(hV-s  fs'h^O  Gen.  49,  13;  hA'  *>• 
;l-5rirtf».:  J&ÄCO-4-'  '>9f!  rh^As  Jud.  18,  11;  hlii-  J^A?i^f: 
^C^i-'  (Döii'^?''  hl-ühV  MtLh'üih.C'  Ruth  1,  21.  3,  17 
(vgl.  §  156).     Doch   wird    das  Suffix   hie   und   da   auch   für   ent- 


^  S.  dazu  Analogien  im  Assyrischen  bei  Haupt,  Sum.  Fam.-Ges.,  S.  36, 
N.  2  [;  dagegen  aber  Delitzsch,  Ässyr.  Gramm.  §  80,  b,  a,  Anm.]. 


426  §  190.    Beiordnung  der  Nomina. 

behrlich  erachtet:  Ifl-^^iU'  ß'^^'h'-  -TffLh.-"  ^90'-  dein  König 
Jcommt  zu  dir  sanftmütig  Matth.  21,  5;  VtiOX,'  {{'üh'  Xi^Yxl'  ^ 
'^'^-Tr'  Gen.  13,  7;  h'^'  hfi't'?*'  ih^^ü'  wann  ich  ihn  neu  trinken 
iverde  Matth.  26,  29;  M*^*^"  h^"lC\\'  9«^!  ivdchen  Fisch  du 
(als  den  ersten)  merst  fängst  17,  27;  d/i^^-f-'  fi'^'JH.  •"  ihn  frei 
lassen  Deat.  15,  18. 

c)  Eine  solche  Apposition  kann  aber  auch  ein  ganzer  Satz 
oder  wenigstens  ein  Verbalbegriff  sein,  der  eigentlich  im  Particip 
auszudrücken  wäre,  aber,  da  das  Aethiopische  nicht  mehr  alle  Parti- 
cipien  bilden  kann,  auf  andere  Weise,  nämlich  durch  das  Verbum 
finitum  ausgedrückt  wird.  Die  Apposition  kann  1.  als  ein  abge- 
kürzter Zustandssatz  beigefügt  werden,  z.  B.  M'  iK'f '  ^ih'f''  h 
%^C'    ich   blickte^    das    Gesicht   abivärts   gekehrt    Hen.   14,  25; 

2.  nach  §  181,  b,  /?  im  Imperfect  durch  engste  Verbindung  beigeordnet 
werden :  Yi^'  h^"^-  o  1x9^^^'  j^h9"C'  er  ist  geworden  wie  unser 
einer,  wissend  Gen.  3,  22;  ich  will  dir  zeigen  alle  Gesichte  Q^* 
Ä'^^h'  MiC'  vor  dir  redend  Hen.  83,  1;  es  ivaren  dort  gegen 
3000   Philister   ^^?\C9^''    indem   sie   ihm    zusahen   Jud.  16,  27; 

3.  statt  des  Particips  durch  Yx^W'  indem  und  das  Verbum  finitum 
wiedergegeben  werden:  4*Cfl'''  'h^V''  Mü'  J&^^ÜC'  sie  traten 
zu  ihm,  während  er  lehrte  Matth.  21,  23;  iiCih''  ?i'>H'  f'1[/*'ii^' 
sie  mühten  sich  ah  suchend  Gen.  19,  11;  f^TCh^'-  MH'  f^lnCP 
sie  kamen,  ihn  versuchend  Matth.  16,  1;  frhfl>*4-'  Mit'  /ü^'Th 
sie  gehn  blasend  Jos.  6,  9 ;  d.'i9*^''  Mü'  h\ß(D*'  (D*'i\'^'  er  ent- 
liess  sie  noch  bei  seinen  Lebzeiten  Gen.  25,  6.  46,  30;  MH''  9^}% 
^^:  'ioD^i  f^^:  hCöAJ^'-'  ich  als  100 jähriger  sollte  zeugen? 
17,  17.  Ist  in  dem  Satze  mit  ?i'JH'  das  Prädicat  ein  Adjectiv,  so 
kann  sogar  die  Copula  und  das  Subject  fehlen,  indem  der  Satz 
sich  enger  an  das  durch  ihn  näher  zu  bestimmende  Nomen  des 
Hauptsatzes  anschliesst:  HJ&^^a>-'Th"  hlH'  9^^^'  (0''l,C'  der  als 
gerechter  und  guter  stirbt  Hen.  81,  4;  und  wenn  das  näher  zu 
bestimmende  Nomen  im  Accusativ  steht,  so  kann  sogar  das  Prädicat 
des  Satzes  mit  "hlrii  -  in  den  Accusativ  treten :  ?i<^  =  h^'hO't'  •" 
"hlfU'  9^{i'ti'  ivenn  sie  ein  Kind  im  Zustande  der  Ausbildung 
fehlgebiert  Ex.  21,  23;  4.  durch  die  §  181,  b,  a  beschriebene  V\^en- 
dung  ausgedrückt  werden. 

§  190  d)  PJine  besondere  Berücksichtigung  ^  verdienen  hier  noch  die 

Verba  des  W^ahrnehmens,  für  etwas  Erklärens  und  zu  etwas 
Machens.    Nach  äthiopischer  Auffassung  müsste  das,  wofür  etwas 


^  Vgl.  zu  diesem  ganzen  Paragraphen  auch  §  203. 


§  190.    Beiordnung  der  Nomina.  427 

erklärt,  wozu  etwas  gemacht  und  als  was  etwas  wahrgenommen 
wird,  wenn  es  durch  ein  Verbum  auszudrücken  ist,  eigentlich  im 
Particip  dem  nächsten  Object  beigeordnet  werden.  Da  aber  das 
Particip  nicht  immer  bildbar  ist,  so  treten  auch  andere  Ausdrucks- 
weisen ein.  1.  Der  Verbalbegriff,  der  das  Prädicatsobject  zum 
Hauptverbum  ausdrücken  soll,  wird  im  Accusativ  des  Particips 
dem  nächsten  Object  beigeordnet  (s.  §  177,  4,  g  und  über  die  Passiv- 
construction  §  177,  5):  ll.^li-"  ^h'OVl-"  ^JP/4»-"  ihn  habe  ich  gerecht 
erfunden  Gen.  7,  1 ;  ChM''  -h^^lO^-  rt^jK.:  ^^^i-:  ich  sah  die 
Pforten  des  Himmels  offen  Ben.  34,  2;  (DÜ\'f\9*'  A?i*7H.A»*"*"  s 
fl^'?.*!':  fl>•ft'^•"  9°^0  9"a^'^:  und  sie  fanden  ihren  Herrn  todt 
zur  Erde  gefallen  Jud.  3,  25.  Gen.  32,  2.  Dabei  kann  nach 
§  189,  3,  b  ein  solches  Particip  auch  das  Suff,  annehmen:  ''??iH.s 
ChS^ '  C'^'flh  '  —  (Bfxd^'ixXx  :  u.  s.  f.  wann  sahen  wir  dich 
hungrig  und  durstig?  u.  s.  f.  Matth.  25,  37.  38,  44;  CDChP"  s  ^ 
Yl-H"  hStl'h'  und  als  Jesus  ihn  traurig  sah  Luc.  18,  24;  und  in 
Passivconstruction :  09^^.'  iS^Pl'  'i'^M(\^'  T^^^-  dasVliess 
des  Gideon  wurde  nass  gefunden  (Org.).  2.  Der  Verbalbegriff 
tritt  in  das  Gerundium  mit  Suff.,  im  Accusativ  untergeordnet  (vgl. 
§  181,  b,  a):  '^?iH.:  CK^U'-  'l^Tithl}'-  wann  sahen  wir  dich  ge- 
fangen? Matth.  25,  44;  Ü\(\'  A4*^A'k(i-!  (hf^P'  er  fand  seinen 
Knaben  genesen  8,  13;  und  sogar  ohne  Suffix:  <w>J:  ^-fl/^jr:  h 
'R^!  wer  söget  ihr  von  mir  dass  ich  sei?  Matth.  16,  15;  h9*"h'  (O* 
A*^'  ?i*7ll,Ä'flrhiC'  h^V"  fh'M'ü'  d)^oX6yi]oav  {^eov  vlbv  elvai 
Xaov  Sap.  18,  13;  auch  1  Reg.  3,  21  ;  und  fortgesetzt  durch  ein 
Verbum  finitum  in:  Ah^-"  Chjl-  hfiKÜ'  ''iVl'  hlUh'-  CD-^A 
(Dh'-  IC'-  dh-nl'  ehrest,  p.  42,  1.  9  f.  Diese  Accusative  c.  Infin. 
im  eigentlichen  Sinn  sind  fast  nur  bei  Verben  des  Wahrnehmens 
und  Erklärens  zu  finden.  3.  Sehr  häufig  wird  das  Particip  durch 
}ilf\l'  und  das  Verbum  finitum  umschrieben :  CM-  h^h^'  Mti' 
jf,^(D*a^'i  er  sah  andere  stehn  Matth.  20,  3.  Gen.  26,  8;  Ü\(\o^'' 
Mn-  ^'KD'O^s  er  fand  sie  schlafend  Matth.  26,  40;  fll,*^A-"  U 
AÄ"  fi^d\\*-  h'ili'  i^nCh*  und  eine  andere  Stimme  hörte  ich 
preisen  Hen.  40,  5;  oder  in  Passivconstruction:  i^dYld't'  Mit ' 
(\:  a>-Ai' 2  '^'^B^ '  sie  wurde  schwanger  erfunden  Matth.  1,  18. 
Selbst  wo  Adjectiva  und  Participien  bildbar  sind,  findet  man  diese 
Wendung  mit  hin-,  wie  in  ChP- ."  hT" '  Mit'  Ö^^^'  ahh'i^: 
Cham  sah  ihn  nackt  Gen.  9,  22.  Das  nächste  Object  des  Haupt- 
verbums  wird  dann  oft  schon  als  Subjeet  in  den  Satz  mit  Wifi' 
gezogen,  jedoch  meist  diesem  vorangestellt,  wie  ChM*'  Ü'^^f^: 
^Th'i '   h'itt '  J?'rt^.'^- '   und  ich  sah  alle  Sünder  weggetrieben 


^'^^  §  190.    Beiordnung  der  Nomina, 

werden  Hen.  41,  2.  4.  Das  Prädicatsobject  wird  durch  einen  selb- 
ständigen Satz  ausgedrückt  und  dieser  unmittelbar  (ohne  Hülfe 
irgend  einer  Conjunction)  dem  Verbum  des  Wahrnehmens  unter- 
geordnet. Dabei  kann  das  nächste  Object  entweder  im  Accusativ, 
vom  Hauptverbum  abhängig,  stehn  oder  aber  auch  als  Subject  in 
den  abhängigen  Satz  gezogen  werden :  doch  wird  es  auch  im  letz- 
teren Falle  meist  in  seiner  Stellung  zwischen  dem  Hauptverbum 
und  dem  untergeordneten  Verbum  belassen  (Attraction).  Man 
sagt:  Ch^'  mA'  ?0C1'  sie  sahen  Rauch  aufsteigen  Jos.  8,  20; 
{i^Ö\\9*f^"'  J&'flA---  ich  habe  sie  sagen  hören  Gen.  37,  17;  J&^ 
h^?*'  AflJAR-  MA=  Ji^lhfiD-'  ^^^h'-  sie  werden  des 
Menschen  Sohn  kommen  sehn  Matth.  24,  30.  Hen.  32,  3;  Ch?^^'^' 
1'VhH7"  er  sah  sie  traurig  (er  sah  sie,  sie  sind  traurig)  Gen.  40,  6; 
ChSi'  hf^h-b'  9^^C'  wf^fs^i  T*!*--  wir  fanden  jenes  Land 
sehr  gut  (es  ist  sehr  gut)  Jud.  18,9;  oder  mit  Attraction:  CM  i 
'flhrt.5  ^^(D*9^'  er  sah  (ein  Mann  steht)  einen  Mann  stehn  Jos. 
5,  13;  CAuVb!  rt'^J&s  f^^^'i^'h'  ich  sah  den  Himmel  stürzen  Hen. 
83,  3.  Marc.  1,  10;  auch  in  folgender  Stellung:  (Df^l)*''  ^f-ti^ao^t 
"hitf'^Tr'  Ch^Xh'  und  siehe,  sie  alle  sah  ich  gebunden  Hen.  90,  23. 
5.  Der  selbständige  untergeordnete  Satz  kann  nach  den  Verben 
des  Wahrnehmens  und  Sagens  dem  Hauptverbum  auch  durch  h<^" 
dass  oder  wie  untergeordnet  werden;  auch  hier  ist  eine  Attraction 
des  nächsten  Objects  des  Hauptverbums  in  den  abhängigen  Satz 
möglich,  aber  die  Feinheit  der  Sprache  erfordert,  dass  auch  dann 
durch  ein  dem  Hauptverbum  angehängtes  Pronomen  suffixum  darauf 
hingewiesen  werde:  hhT*Ü\'  h'^-"  ^Vfl'  'ilhtU'  M-i*'^  ich 
kenne  dich  als  einen  harten  Mann  Matth.  25,  24.  26 ;  ii^^ÖP  ' 
\\aoi  O^^s  (O'il'l*:  flj'ihs  sie  hörten  von  ihm,  dass  er  im  Hause 
sei  Marc.  2,  1.  Hen.  65,  1.  83,  4.  Gen.  6,  2.  12;  (Dfid:  ChF'  h^-' 
i^^jKil"'  f'h'b'  Öd^'t''  und  als  er  sah,  dass  die  Buhe  gut  sei 
Gen.  49,  15.  Ist  im  untergeordneten  Satze  das  Prädicat  nicht  ein 
Verbum,  sondern  ein  Adjectiv  (oder  Substantiv),  und  wird  das 
nächste  Object  nicht  in  den  untergeordneten  Satz  attrahirt,  so  kann 
in  letzterem  auch  die  Copula  fehlen :  ChP--'  ü'ilCV'i''  h^'-  W^f^'- 
er  sah  das  Licht  (dass  gut),  dass  es  gut  sei^  Gen.  1,  4.  8.  6.  Nach 
Verben  des  Machens  wird  das  Prädicatsobject,  wenn  es  durch  ein 
Verbum  finitura  ausgedrückt  werden  muss,  nach  §  183,  b,  c  in  den 


1  Man  könnte  zwar  auch  sagen:  y\h9^C'   h<^  !   Ä'^-Sfl  =   'fl?irt.= 
hl'f"')  aber  Yxh^^Üi'  ist  feiner. 

2  Wofür  auch  möglich  wäre:  ChP"-'  'üCVi'  h^'"'"  iP^f^'  fl^'hi-"- 


§  101.    Verl)in<liin^'  (Um-  Numcralia,  inul  Nomina.  4JJ 

Siibjnnctiv  mit  oder  ohne  h^^ '  gesetzt,  also  entweder  f>iiytlSf ' 
->j/tfi»-:  ttoifT  avTrjr  jiioixua&ai  Mtxtth.  5,  32;  h^'-  Ä^VV-"  ^'^'id.ft'' 
*^.rt-  ;iv/DrtAP':  A^/«Ah"  Ä.^«*-  J&Vl-'>-  ehrest,  p.  91,  1.  16 
oder  }id>Mh'  hf^'  f>rh'  Wr'iM'  hrThHn-  Gen.  17,  6;  '\'\lx 
r/D'>:  XioDi  yh'lz:  ["70/.  •  ''Vh/Xh  "  Job  39,  12.  Ps.  26,  19. 
Kon).  15,  14.  Hebr.  6,9.  Merkwürdigerweise  findet  sich  sogar  nach 
Verben  des  Segens  diese  Unterordnung  durch  den  Subjunctiv 
(welcher  hier  wie  der  Optativ  anderer  Sprachen  zum  Ausdruck  der 
Möglichkeit  dient):  «^Js  J&'flAP*-"  ßAl'lf'  fi'üh'  wer  sagen  die 
Leute  von  ihm  dass  er  sei?  Matth.  16,  13. 

Anhang :   Verbindung  der  Numeralia  und  Nomina. 

üeber  die  Verbindung  der  Zahlwörter  mit  Nennwörtern  soll  §  191 
der  üebersichtlichkeit  halber  statt  oben,  §§  184,  185,  188  vielmehr 
hier  gehandelt  werden. 

1.  Die  Grundzahlen  sind  ursprünglich  (mit  Ausnahme  von 
YiiU*^"')  abstracte  Substantiva  und  sollten  demnach  den  gezählten 
Gegenstand  im  Genitiv  zu  sich  nehmen.  In  der  That  sind  auch 
diejenigen  Formen  der  Numeralia,  welche  nicht  um  das  pronominale 
Anhängsel  ü  vermehrt  sind,  fähig,  in  den  Stat.  constr.  zu  treten. 
Man  findet:  'h^^h'f''  dÄfl>--"  fmf  Männer  Gen.  47,  2;  h^tli"- 
f^M*'  -ühfL'  (Acc.)  Jud.  20,  39;  -^^^fl-  9''h'l"'  -ühfL-  20,  45; 
hAh.'f*'  h(0*^')i  Jud.  11,  37;  aber  diese  Verbindungsweise  ist 
sehr  selten^.  Nur  wenn  der  gezählte  Gegenstand  ein  persönliches 
Fürwort  ist,  tritt  er  immer  als  Suffix  an  die  oben  genannte  Grund- 
form der  Zahlen  3 — 10  an,  und  zwar  (nach  §  155,  3,  a,  weil  diese 
Zahlen  Mehrheitsbegriffe  sind)  immer  durch  den  Bindevocal  t: 
i^Aft-tlf  ^»^ -■  ihrer  drei  und  die  dreie,  hC(\Ö±Ü'on' :^  ilß^l'b 
Iftf»-;  u.  s.  f.^.  Soll  aber  ein  Wort  im  Verhältnis  eines  partitiven 
Genitivs  untergeordnet  werden,  wie  drei  derselben,  so  wird  es  nach 
§  186,  c  bei  allen  Zahlwörtern,  ohne  Ausnahme,  vermittelst  der 
Präposition  Itxf^'i'  angeschlossen:  bh9'^0wC']^'  (DhAh.'l^'  einer 
der  zwölfe  Matth.  26,  47;  i\di±'  h9°ilf^'  htl^K^'  einer  der 
Stämme  Israels  Gen.  49,  16  u.  s.  f. 

Die  gewöhnliche  Verbindung  des  gezählten  Gegenstandes  mit 
dem  Zahlwort  ist  für  sämmtliche  Zahlen  das  Beiordnungsverhältnis 
(§  188),  und  es  ist  schon  in  §  158  gezeigt  worden,  dass  an  die 
Zahlen  1—10  ebendarum   gewöhnlich   das    pronominale  ü    antritt. 

1  Vgl.  noch  Num.  35,  14.  2  Petr.  2,  5. 

2  Vgl.  auch  'TjjP'^lftf»-:  4  Reg.  1,  14. 


^oO  §  191.    Verbindung  der  Numeralia  und  Nomina. 

Sie  werden  ganz  wie  andere  Adjectiva,  oder  genauer  wie  Ythr' 
(§  188),  mit  dem  Nomen  verbunden.  Wenn  das  Nomen  im 
Accusativ  steht,  treten  sie  ebenfalls  in  den  Accusativ,  soweit  sie 
einen  solchen  bilden  können:  3r)Ah>:  9^'h'l'''  •^J^^Yl^'^'  Jos.7,21; 
hA<<.:  'flhrt,!  Jud.  1,4.  8,  4;  Oi^>C'l"'  (Dfiffo-^-f-.  <J£W>'^:  J8  Jahre 
Jos.  24,  33;  9^'h't''  f^SO  Matth  18,  28;  AlC^^'^•  5^?i'/'"  9^1^: 
Gen.  15,  13;  Oi^Ci"'  CDhAh.i'-'  9^'/-:  Gen.  14,  4.  Jedoch  lässt 
das  fem.  Zahlwort  auf  ü,  wie  0/^4-'  nach  §  158  keinen  Accusativ 
mehr  zu,  daher:  ftfr:  '^«Plffll:  Hen.  72,  3;  ii'ÜO'''  ')'(\l\i"'  Matth. 
15,36;  0/^^'  ÄV'7A5  Matth.  25,  1;  und  hienach  gelegentlich 
auch  die  männliche  Form :  diPCi^'  u.  s.  f.  Sogar  die  Pluralformen 
von  9^h'l^'  und  h^^'  können  schon  ganz  wie  Adjectiva  mit  dem 
gezählten  Gegenstand  verbunden  werden,  z.  B.  im  Nominativ :  h 
M^'  fl>^?iA<f.'f':  hM4-^''   ^AhSfl^--  Hen.  71,  13. 

Da  durch  das  Zahlwort  die  bestimmte  Mehrheit  schon  aus- 
gedrückt ist,  so  schliesst  sich  daran  der  gezählte  Gegenstand  am 
häufigsten  im  Singular,  z.B.  %f,(Db  ^«^'l'-'  Gen.  8,  13;  ipA^«"  -fl 
4-^"  Matth.  26,  15.  Doch  ist  auch  der  Plural  (wie  bei  lrf"/V"" 
§  188)  möglich:  '^9^^:  ^J^^l'-  Gen.  18,  24  ff.;  Ou^C-U-  (Dwh 
M--'  ^lUT-Cs  Jos.  21,4;  f^h^-  Kn*?!*- Matth.  18, 12.  Jos.  24,  32; 
lliA'C't-  CölflAh.*:  aofiq^.'i^i  Gen.  25,  16,  oder  ^C^Ä.H--  (in 
den  Evangelien),  h^d.-  <^hAf-"  Matth.  18,  24;  rt-fln"!:.-  h'hOh: 
22,  25.  Ein  Pronomen  beim  Zahlwort  tritt,  schon  deshalb,  weil 
es  nach  §  188  in  der  Regel  vorangestellt  wird,  in  den  Plural: 
KAh*:  -hrh-^'  Gen.  14,9;  Itxtir'  lA'Afti:-  9,  19;  ?iAVh."  ö  lÄ"' 
Hen.  40,3;  HM'JiJ--  hA^.-"  '^?l^i^|:  Matth.  22,  40.  Auch  Ad- 
jectiva treten  in  der  Regel  in  den  Plural,  selbst  wenn  das  Sub- 
stantiv im  Singular  bleibt:  tl'ÜO'^'  rt*E^'  ^mS'i '  (Död'^-'} ' 
Gen.  41,5-7;  oder  rt-flO'h -'  U^h^'-  ^^V'tli"'  Matth.  12,45. 
Möglich  ist  aber  auch:  ^|Ah'^•■  •^9^fi''  '^hA.'/'-'  Matth.  25,  16, 
^lA^li'•■  A'flO'i'-"  9^'^:  Gen.  29,  30,  in  welchen  beiden  Fällen 
übrigens  hAKi'«  näher  zum  Zahlwort  zu  beziehn  ist:  eine  andere 
Fünf  Talente. 

Hinsichtlich  des  Genus  der  Numeralia  kehren  die  §  188  ge- 
schilderten Schwankungen  wieder:  man  sagt  z.B.  ebensogut  (l/*'4-' 
aia>f[{i:  hVhC'  Jos.  21,  6.  33,  oder  0/*'<-:  ölhA^i.-  hVhC'- 
u.  s.  f.  Jos.  21,  7.  18.  19.  22.  24.  26.  29.  32.  38,  als  Oi^C'P'  d^iA» 
^tl'U'  hVhC'-  Jos.  21,  4  US.  w. 

Das  Zahlwort  wird  in  der  Regel  dem  gezählten  Gegenstand 
vorangestellt;  nur  aus  besondern  Gründen  kann  es  auch  nachstehn, 
z.  B.  Gen.  32,  15.   16.  49,  28.    1  Reg.  25,  5.    —    Jede    Zahl    kann 


§  191.    Verbindung  der  Numeralia  und  Nomina.  431 

auch  ohne  Beifiigiin<]f  eines  gezälilten  Gegenstands  für  sich  allein 
im  Satz  stehn,  z.  B.  Oi^^Ci"-  9^^h'V'  tausend  (Acc.)  Jos.  23,  10. 

Ist  der  gezählte  Gegenstand  ein  Maass,  Gewicht  u.  dergl., 
so  wird  er  mit  dem  Zahlwort  meistens  durch  die  Präposition  0. 
verbunden  ^  z.  B.  r'ffl}if^''l"'  *l<^'  seine  Länge  (ist)  300  an  Ellen 
Gen.  6,  15.  Hen.  7,  2  Joh.  21,  8;  (DMi  ^-^(DI-  (DC^:  Oi^'C'l' 
Oi'l'ilO'h  trh'l"'  nrt4»A!  Jud.  8,26.  So  sagt  man  auch:  a)\iy. 
fl7tfi»-:  []'''' ft^.C'l'*  A^'h"  tcnd  die  Gerste  davon  betrug  ein  Maass 
Epha  Ruth  2,  17. 

Die  §  159,  b  beschriebenen  Bildungen  von  Zahlwörtern,  welche 
zur  Zählung  von  Tagen  und  Monaten  verwendet  werden,  können 
zwar  als  Substantiva  mit  dem  gezählten  Gegenstand  auch  durch 
das  Stat.  constr.-Verhältnis  verbunden  werden,  wie  ilü'O'  dA'Th-" 
Ex.  7,  25,  nehmen  aber  gewöhnlich,  wie  die  andern  Zahlwörter, 
den  gezählten  Gegenstand  im  Beiordnungsverhältnis  zu  sich  (s.  die 
Beispiele  §  159,  b).  Wo  sie  selbständig  stehn  für  der  so  und  so 
vielte  (Tag),  werden  sie  in  der  Regel  durch  ein  auf  Tag  oder 
Monat  bezügliches  Suff,  ergänzt,  wie  Gen.  8,  14.  Lev.  23,  6.  Num. 
29,  12.  Gen.  7,  11.  8,4. 

2.  Die  Zahladjectiva  müssen,  wie  jedes  Adjectiv,  wenn  sie 
mit  einem  Nomen  verbunden  werden,  dessen  Casus  (und  Genus) 
annehmen:  dl^'ÜÖ'  '>fl^AJ^ -•  Gen.  15,  16;  fl'^Aftl- :  dA'>  •' 
Gen.  22,  4.  Selten  tritt  das  Zahladjectiv  in  den  Stat.  constr.  und 
lässt  das  Nomen  von  sich  abhängen:  fl«^3l'l"  Öti'^'  am  folgenden 
Tag  Jos.  10,  32 ;  häufiger  ist  dies  bei  der  Bezeichnung  der  Bruch- 
zahlen §  159  f. 

Wird  bei  einem  Zahladjectiv  der  gezählte  Gegenstand  nicht 
ausdrücklich  genannt,  steht  es  also  mehr  substantivisch,  wie :  der 
dritte,  so  muss  es  nach  §  185  a.  E.  durch  ein  auf  das  ausgelassene 
Nomen  bezügliches  Suffix  ergänzt  werden :  CDh^^Ü-^  hM\*Jj  ö^*^ 
A  fr  Vis  hMl'  rt'flO'fc  !/'<''*•'  und  ehenso  der  zweite  und  dritte  bis 
2U  den  sieben  Matth.22,  26;  (Dli^h^'^L'  und  das  andere  (Gebot) 
22,  38.  Ruth  1,  4;  h«^  •"  ^|A?|;^ -•  ivie  die  andere  Matth.  12,  13; 
h(h^'  JK.>/^h-!  (Dh^h-  ^'M^'h'  Matth.  24,40;  O'^AW"  am 
dritten  (Tag)  Luc.  2,  46;  Mi,^'  am  folgenden  Tag;  daher  auch 
immer:  hA\H-'  9^hii'  hAK-'  mit  einander^.   Oder  aber  es  schliesst 


1  Vgl.  Ewald,  Hebr.  Spr.  S.  689. 

2  Docli  wird  einander  im  Aethippisclien  (und  Semitischen  überhaupt) 
oft  durch  die  zweimalige  Setzung  des  Nomens  selbst  ausgedrückt,  wie 
"h'dl '  ^M  '  h'ü'i  '  ^*^  ^5'««m  auf  dem  andern  Matth.  24,  2;  OO^^Ö?  ' 
"ho^/ä'Öi^''  öen.  32,  17  u.  s.  w. 


'*32  §  192.    Bau  des  einfachen  Satzes. 

sich  ein  auf  das  Hauptnomen  im  Satze  bezügliches  Suff,  im  pos- 
sessiven Sinn  an:  und  sie  sagte  zu  Buth:  i^'^fll'^^  hMx'VXU' 
die  andere  (deiner)  ist  nach  Hause  gegangen,  so  kehre  auch  du 
zurück  Ruth  1,  15;  'Vfrtl-'  9^i'hd^'  ß^^d^'-  hr^y-  4'^^^h.! 
die  zweite  Gnade  übertrifft  noch  (deine)  die  erste  3,  10;  ^Ih-  *^ 
AA<^:  P-l^s  hin-  f^%lnh\'  siehe,  heute  ist  es  der  dritte  (ihr 
dritter)  nämlich:  Tag,  dass  sie  auf  mich  warten  Marc.  8,  2;  weil 
du  sagtest:  „ich  hasse  sie",  tDÜ'tlTnP  '  üh^hh'  so  gab  ich  sie 
einem  andern  (deiner,  d.  i.  als  du)  Jud.  15,  2;  der  jüngste  ist  bei 
seinem  Vater  (Dl}^}i*fi'  1^'t'  der  andere  (zu  ihm)  aber  ist  todt 
Gen.  42, 13.  32,20;  selbiges  Thier  il9^*fao*i  (O-M^-  ist  der  achte 
(dazu)  Apoc.  17,  11.  —  Auch  kann,  wenn  von  jemandem  gesagt 
wird,  dass  er  etwas  zum  so  und  so  vielten  Mal  thue,  dies  durch 
das  Zahladjectiv  ausgedrückt  werden,  indem  dieses  (wie  im  Lat.) 
als  Apposition  dem  handelnden  Subject  beigeordnet  und  durch  ein 
auf  letzteres  bezügliches  Suffix  ergänzt  wird  (§  189,  3,  b) :  du 
schlägst  mich  ^Ih'  "^Afth  •"  ^H-j^s  nun  zum  dritten  Mal  Num. 
22,  28.  24,  10;  er  hat  mich  betrogen  (D^O*'-  ^'qao^:  P-JP:  heute 
zum  zweiten  Mal  Gen.  27,  36.  Doch  kann  man  auch  einfacher 
sagen:  ai^li--  «^Aft-'  Ti^*."  Mli'-  ;^A'^rh4'^i!  und  siehe,  jetzt 
verhöhnst  du  mich  zum  dritten  Mal  Jud.  16, 15.  Num.  14,  22.  22,  32. 
Für  das  Zahladjectiv  wird  oft  das  Cardinale  gebraucht,  nicht 
nur  bei  höheren  Zahlen,  die  keine  Adjectiva  bilden,  sondern  auch 
bei  niedrigeren,  z.  B.  fl/irli'fc"  '^'^H"  im  ersten  Thor e  Hen.  72,25; 
(Dtjo^:  p.|^^:  [\9»}i^:  WOn'C'P''  'J^'Ths  im  llOten  Jahre 
Gen.  50,  26.  16,  16.  17,  1.  24.  Namentlich  wenn  Stunden  (des 
Tages)  gezählt  werden,  gebraucht  der  Aethiope  gern  die  Grund- 
zahl: T.li:  iPAfts  ti'i^'  um  drei  Uhr  Matth.  20,  3.  5.  6.  27,45 
(doch  auch  fl^^*^^:  A'iH''  in  der  ersten  Stunde  Jud.  7,  19), 
ebenso  wie  man  auch  sagen  kann  d^f^'t'  §?  ^^  Jahre  500 
Hen.  60,  1. 

B.  Der  Bau  des  einfachen  Satzes. 

§  192  Nachdem  gezeigt  ist,  wie  die  Grundglieder  des  Satzes,  Sub- 

ject und  Prädicat,  sich  zu  längeren  Wortgruppen  erweitern  können, 
soll  von  diesen  Grundgliedern  selbst  und  ihrer  Zusammenfügung 
zu  einem  Satze  gehandelt  werden. 

1.  Das  Subject.  Jeder  Satz,  der  nicht  unvollkommen  ist, 
muss  ein  Subject,  d.  h.  einen  Gegenstand  enthalten,  von  dem  etwas 
ausgesagt  wird.    Ein  solches  ist  in  der  Regel  ein  Substantiv  (auch 


§11)2.     I>;iii  {[('^  ciiiCaclicii   S;ii/,('M.  ioo 

ein  Infinitiv,  z.  B.  Mattli.  15,  20.  17,4.  1  Cor.  9,  15)  oder  ein  ein 
Substantiv  vertretendes  Pronomen^,  auch  ein  Adjectiv,  wenn  es 
zur  Substantivkraft  erhoben  wird,  und  sogar  ein  Adverbiuni,  wenn 
es  von  der  Sprache  neu  belebt  zu  einem  Nomen  substantivum 
erhoben  wird,  wie  z.  B.  p-jP";  Marc.  8,  2.  Auch  können  ganze 
Sätze  die  Stelle  des  Subjects  vertreten,  namentlich  Relativ-  und 
Bedingungssätze,  z.  B.  ^hYlii'/J  M^h'flVl*'  H^lfi'  es  genügt  mir, 
dass  ich  Gnade  gefunden  habe  Gen.  33,  15;  h^f  iliU^h'l' '  h'^tl- 
'>/#»II>— !•:  kümmert  es  dich  nicht,  dass  (wenn)  ivir  sterben?  Marc. 
4,  38 ;  wie  in  andern  Sprachen. 

Da  nach  §  101  das  Verbum  finitum  neben  der  Aussage  immer 
auch  schon  die  Person  in  sich  schliesst,  so  hat  eigentlich  jeder 
Satz,  der  durch  ein  Verbum  finitum  ausgedrückt  ist,  schon  sein 
Subject,  auch  wenn  dieses  nicht  ausdrücklich  genannt  ist.  In- 
des.sen  ist  die  im  Verbum  enthaltene  Subjectsbezeichnung,  wenn 
das  Verbum  in  der  dritten  Person  steht,  noch  sehr  mangelhaft, 
weil  das  im  Verbum  enthaltene  Pronomen  nur  auf  etwas,  eine 
Person  oder  Sache  oder  einen  Begriff,  hinweist,  es  also  immer 
noch  unbestimmt  bleibt,  was  das  so  angedeutete  Subject  sei.  In 
weitaus  den  meisten  Sätzen  wird  darum  das  Subject  noch  aus- 
drücklich genannt,  oder  es  wird  wenigstens  aus  dem  Zusammen- 
hang mit  andern  Sätzen  klar,  wer  mit  der  im  Verbum  steckenden 
Person  gemeint  sei.  Gleichwohl  giebt  es  Sätze,  wo  ein  Verbum 
in  der  dritten  Person  ganz  für  sich  steht,  ohne  dass  ein  Subject 
dazu  genannt  wäre  oder  sich  aus  dem  Zusammenhang  ergänzen 
Hesse,  und  diese  Fälle  sind  hier  besonders  zu  besprechen. 

a)  Es  giebt  eine  unbestimmte  Redeweise,  in  der  der 
Redende  das  Subject  einer  Handlung,  obwohl  es  ein  Lebendiges, 
eine  Person  ist,  nicht  ausdrücklich  nennt,  weil  er  es  entweder 
nicht  kennt  oder  nicht  nennen  will  und  weil  es  ihm  mehr  auf  die 
Handlung  (Aussage)  als  auf  die  handelnde  Person  ankonnnt.  In 
diesem  Fall  gebraucht  der  Aethiope,  wenn  er  für  die  unbestimmte 
i^erson  nicht  gradezu  {\'iO\*  oder  'iX'hfi^'  Leute  oder  einer  setzen 
will,  meist  die  dritte  Person  m.  PL:  athS^y:Ö^  '  iiC'ü,'^ '  nnd 
man  sagte  der  Eebehka  au  Gen.  27,  42 ;  h^jf,^^:o^'  :  m-'/^fl  : 
man  giebt  nicht  zuerst  Gen.  29,  20.  31,  20.  Hen.  14,  19.  22,  3. 
31,3.  Jud.  10,  2  u.  s.  f.;  selten  die  dritte  P.  S.  m.,  z.  B.  h^:  f.h 
^CXi'  dass  er  (man)  dich  binde  Hen.  13,  1. 

'  Dies  kann  sogni-  felilcn  und  ist  daini  dein  Riimn  nach  zu  or'i'äir/e^ii, 

v-1  /  n  1 ,1  10, 12:  hhn^"  'j\w*i\\.'  }if\tn»:  h^rf^hii^fi'  n^ 

UilJniann,  Aetbiop.  Sprache,  2.  Antl.  28 


434  §  192.    Bau  des  einfachen  Satzes, 

b)  Sodann  giebt  es  eine  unpersönliche  Redeweise,  die 
dann  gebraucht  wird,  wenn  es  dem  Redenden  bloss  um  die  Aus- 
sage, nicht  um  das,  von  dem  er  aussagt,  zu  thun  ist  und  er  darum 
die  Aussage  in  der  dritten  Person  Sing.  m.  hinstellt,  ohne  irgend- 
wie zu  verstehn  zu  geben,  wen  oder  was  er  mit  dem  im  Verbum 
steckenden  Fürwort  meine.  Tm  Deutschen  gebrauchen  wir  in  diesen 
Fällen  das  unpersönliche  es.  Solche  unpersönliche  Verba  kommen 
im  Aethiopischen  manche  vor,  und  zwar  immer  in  der  3.  P.  S.  m. 
(nicht  fem.) :  jK.li'3'i'"-"  es  regnet  Matth.  16,  3  ;  tr^fi^:  es  ivird  Abend 
16,  2;  \\'i''  rli^f-'  es  ist  Abendrot  geworden  16,  2;  Y\\\ti'  es  reicht-, 
ViV-'  es  ist  erlaubt  und  es  genügt^  Deut.  3,  26;  J^^Ä'fl'fls  es  ist 
enge  u.  s.  f.  Auch  giebt  es  unpersönliche  Sätze,  in  denen  gar  kein 
Verbum  finitum  enthalten  ist,  wie  Ö'l^f]  '  Arfi'iß^- •  und  als  es 
gegen  die  Zeit  ihres  Hingehens  hin  tvar  Jud.  1,  14.  Treten  solche 
anpersönliche  Sätze  in  den  Infinitiv,  so  lassen  sie  das  Suffix  der 
dritten  Person  Sing.  masc.  als  Subject  erscheinen  (s.  §  181,  b,a  a.  E.), 
z.  B.  (Dff'^'idA"-  AtA/l'-"  h'e'T-'  und  als  es  Mitternacht  geworden 
luar  Ruth  3,  8. 

Endlich  wird  im  Aethiopischen  sehr  häufig  die  schwach- 
persönliche Redeweise  angewandt,  in  welcher  ein  Verbum  zwar 
auch  zunächst  scheinbar  unpersönlich  auftritt,  dazu  aber  sofort 
ein  gewisser  Ersatz  des  fehlenden  Subjects  in  einem  eigenen  Satze 
nachgebracht  wird,  den  man  im  Deutschen  gewöhnlich  durch  den 
Infinitiv  mit  ^u  oder  durch  dass,  wenn  und  andere  Conjunctionen 
ausdrückt.  So  werden  namentlich  gebraucht:  M'-  es  ist  erlaubt, 
'flffl.rh"  dass.,  M:  es  genügt,  ir'^^'fiO's  es  ist  notwendig,  f^^^t^' 
CS  schickt  sich  (mit  Acc.  für  einen),  j^^'VÖ'  es  ist  recht,  f^'f'AA-" 
es  ist  leicht,  y,h,.K'9''''  es  gefällt  (Jos.  9,  23),  y.lVP'-Ö''  es  nüt^t, 
S^''bf»fl'  es  ist  besser,  jf^'^J  oder  ia»VJ?^"  es  ist  gut,  hM'  es 
genügt,  avilO'  es  ist  Sitte  (Vit.  Ad.),  J&«J*^,'9"'"  (mit  Acc.  einem) 
es  kommt  zuerst  ^u  (Ruth  4,  4),  J?.<^ftA-"  es  scheint,  ^tl'l'Cii^' 
dass.,  flA^W:  rs  steht  bevor  (mit  folgendem  Subjunctiv)  u.  a.  *.  Wie 
solche  Verba  den  die  Stelle  des  Subjects  vertretenden  Satz  bald 
im  Accusativ  des  Infinitivs  (§  182,  a,  a)  oder  im  Nominativ  des 
Infinitivs  (ebendas.),  bald  im  Subjunctiv  in  unmittelbarer  Unter- 
ordnung (§  182,  b,^)  oder  durch  h^^-  verbunden  (§  182,  b, /)  zu 


^  Dagegen  gebraucht  der  Aethiope  für  unser  es  peht  mir  so  und  so 
immer  \\'g :  in  persönlicher  Auffassung,  z.  B.  1\tm  :  h#W»1f :  YxXlOh'i  ' 
ivenn  es  mir  so  gehn  ivird  Gen.  25,  22. 

2  Hierher  gehören  auch  Wendungen  wie  JI"'J'|«:  ti/^'gh^''  ^"'" 
rill  er  f  eam  fccit?;  vgl.  m.  l.ex.,  col.  188  und  4  Esr.  9,  39  (Laur.  40). 


§  192.     Hau  des  ciDfaclicn   Satzes.  't'>'^ 

sich  nehmen,  ist  schon  oben  gezeigt  worden.  Sie  können  ihn  aucli 
noch  iiuf  andere  Weise  einführen,  z.B.  /i.JiMfl-'>h  •■  (^Ä-rt  -  4\^.' 
'"Ah-  i\h'i'l''  Ü)'}\'U'  il\^'i'  es  dünke  dir  nicht  hart  (in  Betrell' 
jenes  Kindes)  die  Angelegenheit  jenes  Kindes  Gen.  21,  12;  oder  mit 
Y\l\t'*^',  z.  B.  JLMfl-'JJri'*'*--"  Ah^**"'  }\l\("*'  es  genüge  euch,  dass 
Nimi.  16,3;  oder  durch  H,  z.  B.  hj\hf{\0''  li^ihi}'/."  9''^^' 
ist  es  dir  nicht  genug,  dass  du  mir  meinen  Mann  genommen  hast? 
Gen.  30,  15.  33,  15.  Zu  solchen  halbpersönlichen  Sätzen  gehört 
auch:  inAl'"'3'''h-  ^i'^h"  A.'/'"  htU^^'  und  tvozu  soll  es  mir  nun, 
dass  ich  lebe?  Gen.  27,  46. 

Ganz  besonders  aber  gehören  hierher  die  ausserordentlich 
häufig  gebrauchten  Wörter  fl-'  es  gieht,  ^lAO"  es  gieht  nicht  (oder 
fl-|:."  und  ^lAfl'l-)  §§  167,  1,  b,  176,  h.  Im  Unterschied  von  p: 
er  hat  (§  176,  h)  nimmt  das  hier  zu  besprechende  fl=  seine  Er- 
gänzung im  Sinne  eines  Subjects  in  der  Regel  im  Nominativ  zu 
sich:  {\*P  ^:"lAh ''  j^  AO  •'  ^'V'^A^"!"  -  vor  ihm  gieht  es  kein  Auf- 
hören'^ Hen.39,  11.  41,2.  49,2.  58,3,  und  so  immer,  wenn  man 
dafür  gradezu  es  ist,  es  ist  nicht  sagen  kann.  Wo  dagegen  0' 
mehr  den  Sinn  von  nuin  findet,  man  trifft  hat,  kann  es  sein  Subject 
auch  im  Accusativ  zu  sich  nehmen  (vgl.  §  176,  h):  fls  rHiÖ^PV  ' 
es  gieht  Verschnittene  Matth.  19,12;  fl'l::  '^d^-  'HÖ^'  CöhhASL-- 
es  gieht  hei  uns  Stroh  und  auch  Futter  Gen.  24,  25.  42,  1  u.  s.  w. 
Dieses  ps  und  ^AO"  ist  so  gewöhnlich  geworden,  dass  man  es 
häufig  auch  zur  Einleitung  einer  Frage  gebraucht,  entweder  allein, 
z.  B.  Jud.  4,  20,  oder  mit  einem  Fragewort,  z.  B.  flV-  -"  (1/^fl.ll'  ' 
i\l'  hin  ich  sein  Wächter?  Gen.  4,  9,  wo  es  Stütze  des  Frageworts 
ist  (s.  auch  §  198);  oder  man  wendet  es  mit  folgendem  H  oder 
h^^s  im  Sinne  von  es  ist  der  Fall,  dass  an:  hh^O-  Mtf'A.^/h-' 
ivenn  es  der  Fall  sein  sollte,  dass  du  zeugest  Gen.  48,  0;  h'^fl«" 
hf"^'-  Jfi'/-"  yy'ld'  wenn  es  später  geschieht  Jos.  22,  28.  Gen.  42,  38; 
oder  man  umschreibt  dadurch  mit  folgendem  Relativ  den  Begriff 
etwas,  einige,  etwelche  (§  173),  auch  0=  h^^'  hald  —  hald  Matth. 
17,15.  —  Endlich  wird  auch  (ähnlich  wie  das  hebr.  \"1^1  und  ^^^*l) 

fl'lfiV*  oft  unpersönlich  gebraucht  in  der  Bedeutung  2md  es  geschah, 
worauf  das,  was  geschah,  besser  ohne  als  mit  (D  angefügt  wird: 
fl'3n>:  d^h'lV  Öti'h  ftKVh.'  Gen.  26,  32.  27,  1.  41,  1    Hen.  52,  7; 


^   Hie  lind  da  Hndet  sich  statt  des  iieutrischeii  o  in  p:   und    ^AP* 
ein  persönliches  Suff,  im  Sinne  eines   Dativs,    /,.  li.    fll<|»*/^lP':   ^lAP****"'. 

eigx'ntlich:  und  Steh n  ist   nicht  in  ihnen,  das  heisst:  und  StcJm  (jicht  es  nidil 
für  sie   Hen.  41,  2. 

26* 


436  §  192.    Bau  des  einfaclien  .Satzes, 

(Dhy-  Ö(\'   flJAR'h   Wffo'}^:   U^(Ds   Ohti't''   hOT-  Gen.  38,27; 

oder  auch  durch  h^f^ '  und  den  Subjunctiv:  fliM  :  ?iJ^.P/'V^'M  •• 
iliTD:   'H-hn-i-   ^l^M?'  Hen.  71,1. 

c)  Wenn  das  handelnde  Subject  verschwiegen  wird,  so  wird 
statt  der  Activconstruction  häufig  das  Passiv  angewandt,  wodurch 
das  Object  der  Handlung  zum  grammatischen  Subject  wird.  Die 
Passivconstrnction  ist  im  Aethiopischen  ziemlich  häufig,  z.  B.  'f'Cß 
A-S-s  A^'f-s  9  Ä'fe4's  es  ivurden  ihm  40  Söhne  geboren  Jud.  12, 14; 
5\A-f-ö»--"  AH,P,"J*'>-"  i'Al^O-'  das  Gehet  der  Gerechten  wurde  er- 
hört  Hen.  47,  4;  h^^'  'i'Mh'  A^s  dass  Lea  gehasst  werde  Gen. 
29,31;  ?il^"'H|-'l'rt -•  Y\\\'  h'^ll!  H'["?'n/,-"  vor  alters  that  man 
nicht  so  Matth.  19,  8.  Hen.  48,  2.  50,2.  57,2;  obgleich  das  Passiv 
anderer  Sprachen  öfters  auch  durch  die  unbestimmte  Redeweise  im 
Activ  (s.  oben  a)  ersetzt  wird  :  fll^^lLA?*-'  AÄ'fl^-S'"'  xal  t^^tth] 
TO)  'Aß^adju  Gen.  15,  13;  J&4"["AJ'*s  äno&avhoo  Jud.  G,  30  u.  s.  f. 
Auch  wird  ein  passives  Verbum  unpersönlich  oder  schwachpersön- 
lich gebraucht  (s.  oben  &),  z.  B.  'l'^flUA'  es  ivird  gesagt  Luc.  4,  12; 
y,'l'd.^y^'  es  ivird  erfordert,  J&'VhliAs  ^'.9  ist  möglich  (wird  ge- 
konnt), 'l'tlM'  es  ist  unmöglich',  an  solche  Verba  fügt  sich  dann 
der  Satz,  der  als  ihr  Subject  dienen  niuss,  in  denselben  Wendungen 
wie  an  die  übrigen  schwachpersönlichen  Verba,  z.  B.  fll^iAfl '  H 
f»'V\\Ü^'  j&'V'Vn?!'  lt\9^YM'  nichts  Jcann  vor  dir  sich  verbergen 
Hen.  9,  5.  Da  nun  ein  Passiv  in  der  3.  Person  S.  m.  in  schwach- 
persönlicher Auffassung  genau  so  viel  aussagt  als  ein  Verbum 
activum  in  der  3.  Person  PI.  m.  in  unbestimmter  Redeweise  (z.  B. 
'l'-flUA'  und  ji'flA*  •'  man  sagt)^  und  da  auch  andere  schwach- 
persönliche Verba  eine  nachträgliche  Ergänzung  ihres  Subjects  im 
Accusativ  zu  sich  nehmen  können  (§  182,  a,a),  so  ist  es  nicht  auf- 
fallend, dass  im  Aethiopischen  bei  der  passiven  Ausdrucks  weise 
das  Object  einer  Handlung,  statt  als  grammatisches  Subject  im 
Nominativ,  auch  im  Accusativ^  stehn  kann,  z.  B.  'f'{i9^^ '  tlT^  ' 
i\3p*9^^  es  tvurde  genannt  seinen  Namen  d.  i.  man  nannte  seinen 
Namen  Edom  Gen.  25,  30.  Deut.  28,  10;  je.'T[-tL4*A:  Vf-A*--"  es  aird 
gestraft  werden  alles  Hen.  25,  4;  Sap.  11,  4  (A).  14,  7  (A).  Deut. 
28,  10.  4  Esr.  2,  22  var.  4  Esr.  G,  G5  (Laur.  75).  4  Esr.9,  24  (Laur. 
27).  4  Esr.  10,  51  (Laur.  65);  sogar  beim  Part.  pass. :  H/^F-1^*':  A*-" 
ix'üf'l''  4  Esr.  7,  IG  (Laur.  24). 

Seltner  ist  im  Aethiopischen  die  Passivconstrnction,  wenn  das 
handelnde   Subject   zugleich    genannt   ist.      In   diesem    Falle   muss 


1  Vgl.  für  das  Hebr.  Ewald  §  295,  b. 


§  103.    Bau  des  einfachen  Satzeii,  437 

das  Subject  durch  eine  Präi)Ositioi),  die  ein  Ursächlichkeitsverliiiltnis 
bezeichnet,  cin^j^eführt  werden :  seltner  durcli  A ,  /-.  B.  'l'hiO''}  : 
r'm.h'  A-'l:-  C/nrst.  ]>  l;>,  1  22;  rilJLV>A.nfl>--  Art^Vl^jP'J-  Und. 
45,24;  aiJ?^fl*-Wi:  tiMh'Vh'  ibid.  44,  1;  häutiger  durcli  11 
zum  Ausdruck  des  Mittels  und  einer  unpersihiliclien  Ursache,  aber 
auch  von  Personen  gesagt  =  durch,  z.  13.  US^»'l'l(\C'  H'i'A-'l" -" 
tvas  durch  die  Hirten  angerichtet  wird  lien.  89,  62.  Matth.  14,  2 
(vgh2,  17.  21,4),  und  durch  ?il^>:  (und  }\*F)  zum  Ausdruck  des 
Urhebers,  z.  B.  -f-HAd- "  Wr^ '  VfA"«^-  h^'H'l'  I^T  -  sie 
ivurden  (jcfresscn  von  allen  ivilden  Tieren  Hen.  89,  57  (vgl.  §  1()4, 

Nr.  3),  hf^^hWi'-  nrt'^jpih:  lüi!^'''  (Dhr'h(\(o-'v  nrj^-r:- 
r^-njP'iv-  hf:A'/:^'.''Th-  ?iAh=  j&hH.:  ^V'iinjL'.:  (o^Mfix'' 

ehrest,  p.  78,  1.  25ff. ;  hie  und  da  auch  durch  Zusammensetzungen 
mit  Yi^,  A.  B.  h9"^!^f^'   bei  'f-aMiR--  Hen.  37,  4,  oder  hiP'iffl:. 

2.  Das  Prädicat  eines  Satzes  ist  gewöhnlich  ein  Verbum  §  1^3 
oder  ein  Adjectiv  (Participium).  Gewisse  Adjeetiva  müssen,  wenn 
sie  als  Prädicat  gebraucht  werden,  immer  oder  wenigstens  in  ge- 
wissen Fällen  durch  ein  Sufdx  ergänzt  werden,  s.  §§  156,  191. 
Und  dieselbe  Construction  wie  die  gewöhnlichen  Adjeetiva  haben 
in  diesem  Falle  auch  solche  Adjeetiva  und  Participien,  welche 
durch  das  Pron.  relativum  umschrieben  sind  (§  202),  z.  B.  (Df^il 
fl^'>-•  Ä:'»/?*.-  n?M\.''  h^i>fi"li:''  und  das  spätere  Schicksal 
desselben  ivird  schlimmer  sein  als  sein  früheres  Matth.  12,  45; 
ebenso  auch  die  durch  das  Genitivzeichen  H  gebildeten :  z.  B.  fli 
A'flA*-'  HK'/^^'  l'^A«  itnd  sein  Kleid  tvar  (von  Kameelshaaren) 
kameelshären  Marc.  1,  (3,  ?iA<^!  htf»-T"[J.'  H^P'  denn  sie  sind 
sterblich  (Fleisch)  Gen.  6,  3,  und  die  §  150  beschriebenen  Pronomina 
possessiva,  z.  B.  H,ÄV  ■'  '^^'  unser  ist  das  Wasser  Gen.  26,  20, 
M'l"'  Ä.JnVl'-"  M^hiro^"'  die  nicht  die  ihrige  ist  15,  13,  auch 
wenn  sie  vorn  noch  durch  das  Pron.  relativum  verstärkt  sind,  wie 
W-A*-"  H^4i3h^'  liM.M'  (O'h'U'  alles,  tvas  du  siehst,  ist  mein  3\A'^^ 
oder  durch  die  Wiederholung  des  Verbums,  Gen.  26,  13.  F]benso 
können  die  §  186,  a,  y  beschriebenen,  mit  AdjectivbegrifFen  ver- 
wandten Genitive  zum  Prädicat  werden:  hlr't'f'^'''  nilCtt'f'il'  ihr 
seid  Christi  1  Cor.  3,  23. 

Sodann  können  aber  auch  alle  anderen  Arten  von  Wörtern 
die  Stelle  eines  Prädicats  versehn,  vor  allem  Nomina  substantiva 
(Infinitive)  und  Zahlwörter,  wie  (Dlr^A*■   V^A«"   ia»AA-'   Ö^iA'AA'f-' 

^  Dagegen  wird  im  Act.  A7Ä  •  A  constriürt. 


438  §  1U4.     Hau  des  einfuclicii  Satzes. 

und  alle  Seelen  waren  33  Gen.  46,  15.  Substantiva  drücken  den 
Prädicatsbegriif  oft  stärker  und  umfassender  aus  als  ein  Beschreibe- 
wort, z.  B.  fyltxh'l*'  (O'h'l''  M'  es  ist  eilte  Schmach  für  uns  Gen. 
34,  14;  W-A--  T^ld/r'^V'  Ö^Oa'l-'  alle  ihre  Werke  sind  Ab- 
trünnigJceit  (nichts  als  Abtrünnigkeit)  Hen.  93,  9  ;  auch  wird  das 
Substantiv  gebraucht  in  Ermanglung  eines  Adjectivs,  das  genau 
denselben  Begriff  ausdrückte,  wobei  dann  in  manchen  Fällen  auch 
der  Genitiv  des  Substantivs  stehn  könnte:  flJJI^J^'^. :  H^^Ä" :  und 
sein  Boden  war  Kry  stall  {=  Hfl^i.^'-"  hry  stallen  oder:  von  Kr  t/stall) 
Hen.  14,  10:  fllrt^f-ö»-.-  a^y,:  und  ihr  Himmel  war  Wasser  V.  11; 
^'d>0''  ^r^ltl'  T'l''  t\C'hS^*i  seine  Frucht  ist  ergötdich  anzusehn 
(wo  mit  dem  für  ein  Adjectiv  gebrauchten  Substantiv  sogar  ein 
Adverbium  verbunden  ist)  Hen.  24,  5.  88,1.  21,8.  22,2.  Ferner 
dienen  auch  Nomina  mit  Präpositionen  als  Prädicat,  z.  B.  Gi'Tx'l'' 
-'in.e-  er  (ist)  mir  (zugethan)  Gen.  29,  34;  JilP'V :  0?xT'^  •  Wh 
ijn^.  ^^'p^:  ti'i'l":  von  meinem  Fleisch  und  Blut  bist  du  Gen. 
29,  14;  h9^Ö0"ü'  üM-'  ^'J"//^-/' :  ettvas  Schweres  ist  sein 
Eingehn  in  das  Reich  Matth.  19,  23  (vgl.  §  173);  hlif^'  h^ih'r' 
T^h\^'\*'  denn  auf  ewig  (ist)  seine  Barmherzigkeit  Ps.  135  und  oft; 
{la^»^'  {^"A^'V !  O^M*'  ?iÄ,l>"  •'  ein  gezogenes  Schwert  (war)  in 
seiner  Hand  Jos.  5,  13;  V^A••■  "hü^t^'  9^h^•  ^-^Al'  all  sein  Thun 
(war)  bei  den  Heiligen  Hen.  12,  2.  Und  demgemäss  können  sogar 
eigentliche  Adverbia  Prädicat  werden,  sofern  auch  sie  dieselben 
Verhältnisbestimmungen  vs^ie  ein  Nomen  mit  Präposition  ausdrücken, 
z.B.  hA*-"  Ö?^(0-'  hlh'  }\0^'1'\''  l^"rtA.^:  diese  Männer  sind 
(im  Frieden)  friedlich  mit  uns  Gen.  34,  21.  42,19;  ?iir>:  <w>^-|-: 
.''■/Th'/'"  'Vhi^l^''  yyJQ  emeXeoTeQa  fj  einig  amov  Sap.  15,  10.  End- 
lich dienen  auch  ganze  Sätze  als  Prädicat,  namentlich  Relativsätze 
und  abgekürzte  Relativsätze,  wie  in  andern  Sprachen. 

Zu  bemerken  ist  hier  der  eigentümliche  Gebrauch  von  'fiy.A' 
sagen  als  Prädicat  eines  kurzen  Satzes:  liiD'Ti'U'  'H'/^A'  das  ist 
sagen  ist  die  stehende  Formel  für  das  heisst,  das  bedeutet,  z.  B. 
Matth.  27,47;  auch  in  nh^rhd'^ '  'fl'/,A -■  ivas  „von  meinein 
Vater^'  sagen  ist  (oder:  das  heisst:  von  meinem  Vater)  Gen.  19,  37. 
Es  wird  dann  meist  abgekürzt  zu  'flY.A",  z.  B.  in  ^»fl\^i\'  Otl'Ci' 
•n'/.As  Isaschar  („Lolm^'  sagen)  d.  i.  Lohn  Gen.  30,  18.  Marc.  3,  17. 
5,  41,  und  überall  da  angewandt,  wo  Fremdwörter  erklärt  werden, 
/.  B.  in  den  äthiopisch-amharischen  Wörterverzeichnissen. 
§  11)4  3.   Die  Verbindung  von  Subject  und  Prädicat. 

a)    Ist   das    Prädicat   nicht   ein    volles  Verbura,    sondern    ein 
Nomen  irgendwelcher  Art,  so  gebraucht  man  in  unsern  Sprachen 


§  l!)l.     I!;iii   des   (Miiraclicii   Salzes. 


ir.9 


zur  Verbindung  des  Subjects  mit  dem  Prädicat  oder  zur  Kinfulnuug 
des  Prädicats  das  Hilfszeitwort  sein.  Im  Aethiopischeu,  wie  iu 
den  übrigen  semitischen  Sprachen,  ist  ein  solches  Verbindungs- 
wort zunächst  nicht  nötig:  Subject  und  Prädicat  können  unmittel- 
bar zusammengestellt  werden,  wobei  dann  der  Sinn  und  Zusammen- 
hang von  selbst  ergiebt,  welche  Bedeutung  jedem  von  beiden  in 
dieser  Verbindung  zukomme,  z.B.  h^-"  ''i'H-'  dtUC'  'ülll'^"' 
ivie  Sand  des  Meeres  (ist)  ihre  Menge  Jos.  11,  4;  ^i-i/''-^!'!'-"  hl'" 
(oy/ii  höy/yilü'"'  heiter  von  Wein  (sind)  seine  Äugen  Gen.  49,  12. 
Am  gebräuchlichsten  ist  diese  verbindungslose  Zusammensetzung 
von  Subject  und  Prädicat  dann,  wenn  das  Subject  ein  Pronomen 
ist  und  nachsteht;  denn  in  diesem  Fall  kann  ein  Missverständnis 
um  so  weniger  obwalten,  als  das  Prädicats  wort,  wenn  es  nur  Ap- 
position sein  sollte ,  hinter  das  Pronomen  gestellt  sein  müsste ; 
daher  sagt  man:  f^'^/Jl''  hl'l'  Staub  bist  du  Gen.  3,  19;  'tlO^'H' 
^'j-Tf-i/o-:  selig  seid  ihr  Matth.  5,  11;  'Ült:*''}'  'iM'  viel  sind  wir 
Marc.  5,  9;  nh1\lh'(\il^O  M'  ich  bin  Gottes  Gen.  50,  19;  'liA 
^>'l''  "JrhV'  tüir  sind  Fremdlinge  Jud.  19,  18;  hy''U'  h'i'i'"'  ivo 
bist  du?  Gen.  3,  9;  T'i'l"-  'V^iXCho^'-  tvas  ist  euer  Geschäft? 
46,  33.  Hingegen  würde  in  manchen  andern  Fällen  dieser  Sinn 
der  Verbindung  nicht  immer  sogleich  in  die  Augen  springen,  und 
es  wäre  eine  Verwechslung  des  Verhältnisses  beider  Wörter  mit 
dem  Appositionalverhältnis  möglich ;  in  solchen  Fällen  wird  Sub- 
ject und  Prädicat  durch  ein  beigesetztes  persönliches  Pronomen 
der  dritten  Person,  das  im  Genus  und  Numerus  mit  dem  Subject 
congruirt,  zugleich  getrennt  und  verbunden.  Dieses  Pronomen,  die 
Copula,  soll  nämlich  anzeigen,  dass  das  Subjectswort  und  Prädicats- 
wort  nicht  unmittelbar  mit  einander  zu  verbinden  seien,  aber  doch  in 
einer  wesentlichen  persönlichen  Beziehung  zu  einander  stehn,  und 
dass  das  Prädicatswort  nichts  anderes  als  die  Aussage  zum  Subjects- 
wort als  der  Person  sei.  Mit  andern  Worten:  dem  Prädicatswort 
wird  ein  persönliches  Pronomen  beigegeben,  um  es  vollständig  zum 
Prädicat  zu  machen,  ganz  ebenso  wie  das  flectirte  Verbum  immer 
schon  das  Personenzeichen  und  damit  das  Bindeglied  zwischen 
Subject  und  Prädicat  in  sich  schliesst.  So  sagt  man  ?ift<^"  d^vü' 
f'h't '  5^'J^'C  •'  ^J^'^^iPc^'  •  denn  das  Land  ist  weit  vor  ihnen 
(während  der  Satz  ohne  j^h'h'  bedeuten  würde:  denn  ein  weites 
Land  ist  vor  ihnen)  Gen.  34,  21.  Notwendig  ist  der  Gebrauch 
dieses  Bindeworts  auch  dann,  wenn  (aus  besondern  Gründen,  §  196) 
das  Subject  voransteht,  z.  B.  in  hür  =  ho^'l'l- '  A*-!' :  h.A»'^  ' 
dies  sind  die  Kinder  der  Oholibamah  Gen.  36,  14.     Aber  von  den 


440  §  194.    Bau  des  einfachen  Satzes, 

Fällen  aus,  in  denen  die  Copula  für  die  Klarheit  des  Sinnes  wesent- 
lich war,   hat  sich  im  Aethiopischen  ihr  Gebrauch  auch  auf  viele 
andere  Sätze,   wo   sie   entbehrt  werden    konnte,    verbreitet.     Dabei 
steht  die  Copula  entweder  vor  oder  nach  dem  Prädicat,  am  liebsten 
in  der  Mitte  zwischen  Subject  und  Prädicat:    '(Wt:*»! ''  h^'^'^i^ 
?x(IK'i'i'  viele  sind  berufen  Matth.  20,  1(3;  -f'^JK-V-'  hin.h'(\fh,C 
y^hiZ'  H-/;-'  dies  ist  das  Lager  Gottes  Gen.  32,  3;  c^'h'  l»-?i'|J 
iVi-U'- wer  ist  dieser  P  Matth.  21,10;  H±-'  y.h±''  /^'CO't'?'  dies 
ist  mein  Bündnis  Gen.  17,10;  hti''  i^titl'U'  ÄfthA-"  lA'Aft-'  ^^^ 
^<)A:  h'^'i'P''  diese  3  Trauben  sind  3  Tage  Gen.  40,  12.    Not- 
Avendig   ist  sie  auch,    wenn    das    Subject    ein  Fron,  relativum   ist 
na^M*'  iro^.'^ifao^s  rvelcher  ihr  Führer  ist  Hen.  72,  1;  Mt 
jP-^-fc"  Ih-üGlf' welche  Hebron  ist  Gen.  35,  27;  niO-h-f-^^ '  tl.'/" 
fllhlT:  (Dfd^^i  ivelche  sind  Sem,  Harn,  Japhet  Gen.  5,  32.    Genus 
und  Numerus  des  Bindepronomens  können  sich,  wenn  Subject  und 
Frädicat    hierin  nicht   übereinstimmen,    sowohl    nach    dem  Subject 
als  nach  dem  Prädicat  richten ;    aber  die   letztere  Art   ist  das  ge- 
wöhnliche:  \}f^1l'  (B'h'P'  hfl^illPf'^"'  so  lauten  ihre  Namen 
Gen.  46,  8;  9^1^'  ro-h* :  ht^'  ?i<^'>*s  was  sind  diese  da? 
Hen.  52,  3;  ^V""  (O^h-f'f^''  hti"'   6  1^":  wer  sind  diese  4  Ge- 
sichter? Hen.  40,  8.     Natürlich  kann  die  Copula  auch  dann  stehn, 
wenn  das  Subject    ein   Fronomen    der    ersten  oder   zweiten  Person 
ist:  h'i^f^"-  (0*h'P''  'üCVi-'   A'JAS'"--  ihr  (es)  seid  das  Licht 
der  Welt  Matth.  5,  14;  h'O"'  O^h'P''  '^AOf*''  du  bist  Esau  Gen. 
27,  21;  Ixl'  a>-?iiJ:  (ich  es)  ich  bin's  Matth.  14,27;  M"  fl^M-' 
^i^'Ah-  h'aC'/9^''  ich  bin  der  Gott  Abraham' s  Gen.  26,  24.  45,  3; 

M--  a^h'l''  ^AWn: M"  Ol-h-i::  "Ihh-A-  G.  Ad.  138,  2-6; 

doch  kann  statt  dessen  nach  dem  Prädicat  jenes  Pronomen  auch 
noch  einmal  wiederholt  werden,  z.  B.  htl^"*'  M'  '%C'  M'  denn 
ich  (d.  h.  was  mich  betrifft)  gut  ich  (so  bin  ich  gut)  Matth.  20,  15, 
sodass  das  Subject  absolute  vorausgesetzt  erscheint ;  ebenso  JiT'T 
f^'  KMa^n-  M'^<^•••  Matth.  15,  16.  Jud.  12,  5;  fl)W'A>-- 
Ä**:  6  -nhrt..-  Ihil'  Gen.  42,  11. 

Dagegen  werden  die  beiden  Verba  Üfi(D:  und  \^^-  noch  nicht 
so  häufig  als  Bindewort  zwischen  Subject  und  Prädicat  gebraucht. 
Oh(0:  hat  meist  seine  volle  Bedeutung  vorhanden  sein,  da  sein, 
sich  befinden,  z.  B.  Mit'  Mi*'  H'M)^'  Üh(D'l'i  so  lange  eine 
jüngere  da  ist  Gen.  29,  26,  Mi"-  UAfl)'>:  (D^tl'h  ft-fl/j  tl^^hV- 
ivelche  auf  dem  Gebirge  Kanaan  liegt  Gen.  33,  18,  Üti^'  IDA^'«' 
lies  es  ist  hier  ein  Knabe  Job.  6,  9,  IJf :  «iA-Vl-"  M-  ^hha^"^' 
da  bin  ich  (anwesend)  unter  ihnen  Matth.  18,  20;  und  ebenso  hat 


§  105.    Bau  des  einfachen  Satzes.  441 

hV'  meist  den  vollen  Sinn  von  werden,  cntstcliHy  (ßcscJiehn,  im 
Werden  becjrijfen  (künfti<^)  scin^  z.  B.  Ps.  37,  15.  Marc.  5,  14.  Gen. 
21),  36;  aucli  ViV=  für  sich  =  es  ist  geschebn  d.  i.  vorbei  Gen.  38, 23. 
Gleichwohl  kamen  beide  Wörter  auch  als  Bindevs^örter  zwischen 
Suhject  und  Prädicat  in  Gebrauch,  entweder  deshalb,  weil  das 
Prädicat  zugleich  als  in  den  Kreis  der  Vergangenheit  oder  Zukunft 
fallend  dargestellt  werden  sollte,  was  durch  das  pronominale  Binde- 
wort nicht  scharf  genug  ausgedrückt  werden  kann^:  IDIM**'  Itx**} 
\\.t\'i[t\\.il'  'rl\h'  P-rt.^--  und  Gott  ivar  mit  Joseph  Gen.  39,  2, 
(nf.M^i  W-A--'  fl>-A-Rs  fi'(\}\'  HJ^*>-'  und  es  sollen  (künftig) 
alle  Menschenkinder  gerecht  sein  Hen.  10,  21 ;  oder  um  das  Prädicat 
zu  verneinen  (als  nüisste  dies  immer  ausgedrückt  werden  durch : 
es  ist  einer  das  und  das  nicht  geworden) :  ^i'^-P  '  ä-^C  '  fl>*?i'fr ' 
(0}\'}fl :  ^JiT-h-  s  M^^ '  mein  Bruder  ist  haarig,  ich  aber  hin 
nicht  haarig  Gen.  27,  11.  21.  42,  11.  31.  Matth.  10,  20,  hj)(t"' 
fl'A.^'-"  fl^•rt'^•'  0H4''^=  es  ist  kein  Knabe  in  dem  Brunnen  (vor- 
handen) Gen.  37,  30.  In  allen  andern  Fällen,  in  denen  die  beiden 
Verba  als  Bindewörter  gebraucht  sind,  haben  sie  fast  immer  noch 
einen  bedeutungsvollen  Nebensinn,  z.  B.  HÜAfl'"  J^"AflJ'  der  bereit 
ist  (steht)  1  Petr.  4,  5,  hü'  Üt{(D,''  a^A-^ :  Q. 'I"  •"  die  im  Hause 
(anwesend)  ivaren  Gen.  39,  14.  Lev.  10,  7.  21,  12. 

b)  Ist  das  Prädicat  ein  volles  Verbum  oder  ein  Adjectiv,  so  §  1*^5 
niuss  es  im  Genus  und  Numerus  mit  dem  Subject  con- 
gruiren.  Jedoch  machen  sich  alle  die  Schwankungen  in  Be- 
handlung des  Gechlechts  und  der  Zahl,  welche  §  188  beschrieben 
sind,  auch  hier  wieder  geltend.  Hienach  wird,  wenn  das  Subject 
ein  persönliches  Nomen  oder  Pronomen  ist,  auch  die  Ueberein- 
stimmung  des  Geschlechts  und  der  Zahl  am  genauesten  gehand- 
habt, z.  B.  ild'ilf'  hi-t-tiu''  selig  seid  ihr^^  K^th^P'  M*7A. 
l/'im- :  nlclit  trauerten  ihre  Jungfrauen  Ps.  77,  69;  hh^'^  -  'flH* 
M"'  h'ifllyO"'  Jud.  8,  30;  i-lDA^:  A*«^-"  h^^f^'-  w^f'l" 
fl^AUj?'!"«'  Hen.  6,  1.  Ist  das  Subject  ein  Sach-  oder  Begriffswort, 
so  herrscht  zwar  in  vielen  Fällen  Congruenz,  wie  in  jRTrhV"  •  'flC 
yV'ih'  es  werden  Lichter !  Gen.  1,  14  (weil  'flCVJ"  meist  masc.  ist), 


^  Obgleich  auch  in  diesem  Fall  die  pronominale  Copula  <^'ebraucht 
wird:  oij'öiisüa,  tl  eorai  xa  evvjivia  aviov;  (D'\ClY\^>'  ^'^'IT'  fl^?l'|^'  rh 
tSy^Ü**  Gen.  37,  20.  Jud.  13,  12.  Sogar  ohne  Copula  kommen  Sätze  vor, 
die  in  den  Kreis  der  Vergangenheit  oder  Zukunft  fallen:  YxifO  '  ffhfi'l*  : 
^^fh^'i'  tllfi*'  *"0  hiii(/e  du  unter  den  Mundschenken  wärest  Gen.  40,  13; 
y\y,'U'  ^'^^^'  l^Ti\'}'  '1^0  wird  dann  die  Wohnung  der  Sünder  sein? 
llen.  oS,  2.  Deut.  15,  15. 


442  §  195.    Hau  dos  eiiifaclicn  Öcatzos. 

J&l'hi^;'':  1fn-Ai'l:(röi>-:  A^^^-^T^J  es  werden  geoffenharet  tverden 
die  GeJieimnisse  der  Gerechten  Hen.  38,  3,  Ch^'  i\Öf»lr'\'^'  meine 
Augen  sahen  Hen.  39,  5;  oft  aber  behält  auch  das  Prädicat  zu 
einem  fem.  Subject  im  Singular  sein  nächstes  Geschlecht  bei:  (O 
\\'i'  ,^4"1"=  0{\S'  ^nd  sein  Fall  ward  gross  Matth.  7,  27,  CDh 

V-V-  M'l"'  (Dm'i-  hr^'P'lV.'  öli'h  G.  Ad. 42, 11,  hfi^'^'  /^'vr- 
fl>-ri'['"  AflöD-:  ?iVi/>:  flVf-A^-"  7Jis  denn  Böses  ruht  in  ihrem 
Herren  jederzeit  Gen.  8,  21,  (D^:  ^ö^'l-f-o^"-  OiiS'  T4''  Gen. 
50,  9,  oder  es  tritt  zu  einem  Subject  im  Plural  fem.  das  Prädicat 
im  Plural  masc,  Avie  ^'h^H''  ^ij\>?'  CJ^-«!»:  Gesichte  fielen  auf 
mich  Hen.  13,8;  oder  der  Plural  des  Subjects  wird  als  weibliches 
Einheitswort  aufgefasst,  wie  'V^fl>*/ul/'tf^"-"  O'ü?^'  ihre  Sünden 
sind  gross  Gen.  18,20;  oder,  was  das  gewöhnlichste  ist,  das  Prä- 
dicat zu  einem  Plural  steht  im  Singular  masc,  und  zwar  besonders 
häufig,  wenn  es  voransteht:  'TiA^.  •"  <^*PM.O"  s  Jos.  23,  1.  2.  Ps. 
77,  37  (gegen  Ps.  89,  9);  (D(Dfih'  ft«^'^*--  Matth.  4,  24;  00(0"- 
nß>d.d'  Gen.  1,  11;  /?,^A,(lA  "  hH/H'-  9,^^!'  Ps.  74,  10 
(obgleich  dies  auch  nach  §  192,  c  erklärt  werden  kann);  J&Vb'J ' 
^'loi:  oD^l^iiiao^i  Luc.  12,  35;  J&^n/.!n  :  VfA-'  hctiHi}'  T 
^:0  dhlizMl'-  Gen.  12,  13.  Folgen  jedoch  auf  ein  pluralisches 
Subject  noch  mehrere  weitere  Prädicate,  ohne  dass  das  Subject 
noch  einmal  ausdrücklich  wiederholt  wird,  so  tritt  statt  des  nächst- 
liegenden Sing.  masc.  häufig  wieder  die  volle  Congruenz  in  Genus 
und  Numerus  ein;    man  bemerke  also  Fälle  wie:  fid'  ff^?Ct\'  J\ 

^n'H^'  hniö-  ^nif'  ^o'}^-  Gen. 30, 38,  (Dfia-  t^^h-  (da 

19'  01^'  V.  39;  oder  (D-M'  (D-h-U'  ih^l-  lA'^Ä-   hÖl\^4*Jh'' 

lDh(0-?:h^'  (nicht  (Dha^-^'h-)  h(lh^'  Gen.  40,  10.  Ex.  16,22. 
Umgekehrt  werden  singularische  Collectivbegriffe  gerne  mit  dem 
Plural  des  Prädicats  verbanden^:  hÖ9"h*'  rTfiTf'flf  '  höret,  mein 
Volk!  Ps  77,  1;  ß-h:  hh/^h,^'  f'rDhA-:  Ps.  1 13,  17.  18  ;  JP.'I'^ 
/:(b'  UChh'  Gen.  22,  17;  (Ddiw-  WA*'  ÜlO  fA^^H^P^-  Matth. 
8,  34.  Marc.  1,  33. 

Enthält  ein  Satz  mehrere  durch  Verbindungspartikeln  ver- 
knüpfte Subjecte,  so  kann  das  Prädicat,  wenn  es  voransteht,  ent- 
weder nur  mit  dem  ersten  oder  mit  allen  zusammen  congruiren 
(wie  in  §  172,  c);  steht  es  nach,  so  tritt  es  gewöhnlich  in  den 
Plural,  obwohl  auch  in  diesem  Fall  der  Singular  vorkommt:  ^h' 
hlf'l''  mtlhfl/lh'  u.  s.  f.   Gen.  8,  16;  (DiDöh'.  S"'l-   (D-aM/U' 

^  Ein  Aiialogon  bildet  die  Umschreibung  des  ArtikoU,  §  17'J,  c:  '^/ll. 
Jl^-tf»-:    A'in-IJ."   ÜIC'  (^ien   19,15. 


§  l'.K).     Üiiii   tli's  (Miiraclicn   Sni/.cs.  11-) 

11.  s  [\  Gen  8,  18.  9,  2;  fl)>/*'h.:  rt//":  fllj?^-:  Gen.  9,  2;];  ü) 
V/*'h.-  Än^'/'-  fllVJU::  h'iM'J'  A-^'»-:  11,29;  Jf?i'H]A-  .('. 
'IV^.riU:--  Oli,C-.-  W'iyir'C'  llen  48  3;  rtAl^""  fl>i:-|()-  rt-'Mv- 
.e.hfl>->-"  llen.  11.2;  ^.r:«;!':  r/l/.«JJ^-:  >/^Attf»-:  Hen.  13,  3;  '"l 
»/'>•  öMfi*^'/"--  fli;^''?-  flir/»c]['j^.q>>:  Ä,J?.7 /*"/'<"»•=  Hen.  25,  0. 
Hierbei  kommt  viel  auf  den  Sinn  an:  ist  das  erste  Wort  Hauptsubject 
und  die  folgenden  ihrem  Werte  nach  diesem  untergeordnet,  sodass 
flJ  eher  unserem  mit  entspricht,  wie  in  den  oben  angeführten 
Fällen  Gen.  8,  16.  18  oder  in  fll'-iA^"  R.n/.-  IDD/.*-- Jud.  5,  1, 
so  richtet  sich  das  Prädicat  in  der  Regel  nur  nach  dem  ersten  der 
Subjecte,  auch  wenn  sie  alle  persönliche  Wesen  bezeichnen. 

Oefters  richtet  sich  auch  das  Prädicat  nicht  nach  dem  gram- 
matischen, sondern  dem  logischen  Subject  des  Satzes^,  z.  B.  in 
'/*7-T|-V--  rhH'V^--  l^'h«'"--  V'9^''  ivarmn  ist  euer  Angesicht  heute 
traurig?  Gen.  40,  7;  f^^h'  fl'/"h-'  ivas  ist  dein  Name?  Gen.  32,28 
(s.  §  198);  f>?xCih''  >^-<^'l'-'  die  Seelen  (der  Menschen)  schreien 
Hen.  9,  10. 

c)  In  Beziehung  auf  die  Satzstellung  ist  das  Aethiopischo  §  l'^*^'» 
freier  als  jede  andere  semitische  Sprache:  es  kann  fast  jeden 
griechischen  Satz  mit  ziemlich  genauer  Beibehaltung  der  Wort- 
stellung ausdrücken.  Die  ganze  Entwicklung  der  Sprache  strebte 
während  einer  langen  Bildungszeit  darauf  hin,  eine  möglichst  grosse 
Freiheit  des  Satzbaues  und  die  Fähigkeit  zu  erzielen,  den  mannig- 
faltigen Gestaltungen  und  Schattirungen  eines  Gedankens  ent- 
sprechenden Ausdruck  zu  verleihen.  Deshalb  sind  grade  die  Ver- 
hältniswörter überaus  reich  ausgebildet  und  der  mannigfaltigste 
Gebrauch  der  Suffixa  sowie  die  verschiedenen  oben  beschriebenen 
Ausdrucksweisen  für  die  Casus  entwickelt.  Hinter  diesen  Formen 
und  Sprach  mittein  aber  lebt  eine  gewisse  Geistes-  und  Denkkraff, 
welche  auch  länger  gedehnte  und  verschobene  Sätze  zusammen- 
zufassen und  den  abgetrennten  und  fernerstehenden  Gliedern  des 
Satzes  ihre  richtige  Beziehung  anzuweisen  weiss.  Wie  sich  hier- 
nach die  Wortstellung  innerhalb  der  einzelnen  Wortgruppen  des 
Satzes  gestalten  könne,  ist  im  allgemeinen  schon  oben  angegeben  : 
im  Folgenden  soll  nur  von  der  Wortstellung  der  Hauptglieder  des 
Satzes  die  Rede  sein. 

a)    In   der   gewöhnlichen,    ruhig  dahinfliessenden  Rede    steht 

1   Ebenso  bei  der  Umschreibung  des  Artikels,  4?  172,  c:    '|"|/hrr'"*' ■ 

t\Y\f\±-    h^nC'l'M'    (Lit);    n^.9^(lo^:    Ml/.'    VfA   ••    iU^(D'i:'i"' 

Gen.  11,9. 


444  §  196.    Bau  des  einfaelien  Satzes. 

das  Prädicat  an  der  Spitze  des  Satzes ;  ihm  folgt  das  Subject  und 
diesem   das   Object:    (DiüM'  P-rt.^  •  'Flfi'-  n^'Ä"'^  ••  ^•7^t^l•  = 

Gen.  39,  4.  Ist  das  Object  ein  Pron.  sufF.,  so  geht  es  natürlich 
dem  Snbject  voran.  Sind  mehrere  Objecte  vorhanden,  so  steht  das 
von  der  Handlung  zunächst  betroffene  vor  den  andern.  Bildet  aber 
das  Object  mit  dem  Verbum  zusammen  einen  einzigen  Begriff,  so 
steht  es  vor  dem  Subject:  Ol CöAÄ'Th  =  CöAR  :  ^Ml'  'ühfl^^ - 
Jud.  13,  24,  (D(Df^?^:  hÖf^l'llV'  AM"  P-rt.^  •  -flhrtj' •  hl 
lljfi*'  Gen.  39,  7;  ebenso  wird  das  Subject  gerne  nachgestellt, 
wenn  sich  daran  noch  andere  Bestimmungen  anreihen,  wie  in  Kfcu- 
^UJ&^J&nV!  ^«T^d'^-:  -nCyVl--  Ha^f|'^:  rt^^/Z.:  Hen.  2,  1, 
oder  wenn  es  zugleich  Subject  zu  einem  Relativsatz  sein  soll:  ti 
C'\a):  #/»nyl;^■  A;^n^-  'Tlf-  h'ii''  l-ü/i''  Gen.  8,  6.  Regel- 
mässiger tritt  das  Subject  vor  das  Prädicat  nur  dann,  wenn  das 
Prädicat  ein  Substantiv  ist  (s.  einige  Beispiele  §  193),  und  in 
Nebensätzen,  die  zu  einer  Haupthandlung  die  näheren  Umstände 
oder  den  Zustand  fügen,  in  welchem  eine  bei  der  Haupthandlung 
beteiligte  Person  oder  Sache  während  derselben  ist  (Zustandssätze)  ^ 
mögen  sie  mit  oder  ohne  (D  mit  dem  Hauptsatze  verbunden  sein. 
In  diesem  Falle  wird  immer  die  Person  oder  Sache,  deren  Zustand 
und  Umstände  näher  beschrieben  werden  sollen,  an  die  Spitze  des 
Satzes  gestellt,  oft  auch  durch  beigefügtes  rt-  noch  besonders 
hervorgehoben  und,  indem  dadurch  alle  Aufmerksamkeit  auf  sie 
gelenkt  wird,  der  Fluss  der  Erzähkuig  von  Begebenheiten  gehemmt: 
er  brachte  dem  Egion  seine  Gabe,  flJAi,*'M*?"rt -'  lim.T -'  'ühii,'' 
a^li'P-  T*!*  =  Eglon  aber  tuar  ein  sehr  feiner  Mann  Jud.  3,  17. 
Hen.  14,  25;  er  sah  einen  Mann  vor  sich  sieJm,  (Dfyfj^:  l^"A*'i' 
(0*t\'i*i  h^lh'  indem  ein  gezogenes  Schwert  in  seiner  Hand  tvar 
Jos.  5,  13.  Hen.  39,  5;  hxffD*'-  P-rt.^-"  Ol A.^'h  •'  (OOf-'h'^i  /w>A 
t\\\'  AArh.^-  *7-nK':  Gen.  45,  26.  Jud.  3,  27;  V/^K- :  ^-fl^ ' 
hlM"  h'^'  iituMv  PC4''  (Dh'^:  u.  s  w.  Ruth  1,  4.  So  zieht 
öfters  auch  das  Wort  ^^^  siehe,  wenn  es,  an  die  Spitze  des  Satzes 
gestellt,  auf  einen  bestimmten  Gegenstand  hinweisen  soll,  diesen 
an  sich  und  vor  das  Prädicat,  z.  B.  Gen.  33,  1.  41,5.  Jud.  14,  5.  8, 
während  es,  wenn  es  mehr  auf  die  Handlung  als  auf  das  Subject 
hinweist,  die  ursprüngliche  Wortstellung  nicht  alterirt,  z.  B.  Jud. 
20,  40.  Hen.  85,  3. 

ß)  Diese  gewöhnliche  Satzstellung  wird  immer  durchbrochen, 
wenn  dem  Sinne  des  Gedankens  gemäss  irgend  ein  Wort  des  Satzes 
vor  den  andern  hervorgehoben  werden  soll :    die   höhere   Wichtig- 

'  «.  Ewald,  IJebr.  Spr.  §  306,  b;   Gr.  Ar.  §  G70. 


s?  11)().     Iliiii  des  i'iiitachcii   Sat/ea.  '*'*^^ 

keit  des  betreffenden  Wortes  wird  gerne  durch  die  Stellung  aus- 
gedrückt, indem  man  es  an  die  Spitze  des  Satzes  treten  lässt,  und 
so  kann  jedes  Wort  des  Satzes  durch  Voranstellung  hervorgehoben 
werden.  Z.B.  hat  das  Subject  den  Nachdruck  in:  h^llLti'dtluC' 
Äölinh^""'  UÖti'l"'  rt^H'!"!  Gott  (selbst)  hat  euch  diesen  Sabhath- 
icu)  gegeben  Ex.  16,  29,  oder:  und  es  ivurde  nicht  stinkend,  tnöTuL' 
/i,'['<^/r^  •■  iWÖti^O' '  auch  Würmer  erzeugten  sich  nicht  daran 
V.  24;  oder  das  Object  in  :  .'''A-'  WjMh'-  'ii\9^^Ö'  sein  Wort  ivollen 
ivir  hören  Jos.  24,  24;  '\a\i\'V^'  hUMO  ?'9^'  an  meine  Sünde 
denke  ich  heute  Gen.  41,  9;  (nUf^dJnO  A/l'-'  ''l^Mb'  aber  einen, 
der  mir  deuten  könnte,  habe  ich  nicht  41,  15;  li'l**l(\^*'  iMö'h 
f'^''  *7fl4-'  ivas  ihr  thun  müsset,  thnt  Ex.  16,23;  oder  irgend  eine 
andere  Bestimmung  in:  ^.''bf^/iVj  Ml'-  hO'ü''  h9''^'  üU^h'  'ü 
hflj  es  ist  besser,  dass  ich  sie  dir  gebe,  als  einem  andern  Mann 
Gen.  29,  19;  f[öii»^'  ^\\''i  '  ^ill9^^ll'  auf  mich  komme  dein 
Fluch!  Gen.  27,  13;  h'/^rt-'  h'^lfs  ÜAfl^ir:  ?iVb'>:  wenn  es  mir 
so  gchn  sollte  25,  22;  h'/'-Hllrt -•  h\i'  h^li-  nHüd'  vor 
alters  that  man  nicht  so  Matth.  19,  8;  sie  sammelten  jeden  Mor- 
gen u.  s.  f.,  aH\öM^'  OC'Ü''  jPft'l'/J-nh-  Uöd'l^''  -iTO  aber  am 
Freitag  sammelten  sie  ein  doppelt  Maass  Ex.  16,  22;  rt-S-rt"  Öti'V' 
;i'rt-|*/i»flh«s  sechs  Tage  lang  sollt  ihr  sammeln,  aber  u.  s.  f.  V.  26. 
Bildet  ein  vorangestelltes  Subject  eine  Wortgruppe  für  sich, 
so  wird  es  gerne  unmittelbar  vor  dem  Prädicat  noch  einmal  durch 
ein  Pronomen  zusammengefasst  und  hervorgehoben  :  (0*}\'\i'  'flJirt.' 

US.  f.  Gen.  44,  17;   "Vüi,^-   (DlÜCri,^'   <-4-^i,A:  CD4.V-h.A- 

fl).?i^.0O-:  fff.'iöP^i^'i  Hen.  54,  6.  Ein  mit  Nachdruck  voran- 
gestellter Acc,  Dativ  oder  Genitiv  eines  durch  den  Artikel  bestimmten 
Wortes  kann  nncli  §  172,  c  durch  ein  Fron.  suff.  und  A  umschrieben 
sein :  CDA'Mhi-Jl '  A'I'A}'' '  und  jenen  hinwiederum  hängten  sie 
Gen.  41,  13;  M'-  ti}i1\\.h'(\(h»C'  'l'ACO-P'-"  sondern  dem  Herrn 
folget !  Jos.  23,  8 ;  fllA'n?irt/'f">.-'  j^rtiAs  und  zum  Weibe  ihrerseits 
sprach  er  Gen.  3,  16;  flIA-öo-A:  «P^^fl>-i'*ö»".'  AV/'A"^"*"-"  sie  selbst 
aber  rotteten  sie  sämmtlich  aus  Jos.  11,14;  hfl^'^'  ühlU^h'  ^^ 
V'i-A'l"'"  'l'C?if  •'  'flC/V--'  denn  das  Licht  des  Herrn  der  Geister 
ist  erschie7ienEen.3S,4;  AHJ^.^'^rt-  AA^-'  ß^l'üC'-  A"^--"  Hen. 
1,  8.  Sodann  kann  aber  auch  jedes  Wort,  welchen  Rang  es  auch 
im  Satze  einnimmt,  emphatisch  in  einem  Nominativus  absolutus 
an  die  Spitze  des  Satzes  treten,  wobei  es  genügt,  an  der  Stelle 
des  Satzes,  an  der  es  ohne  Nachdruck  zu  stehn  hätte,  darauf  zurück- 
zuweisen:    hhi^'-   h^"'   t\^'   '^Cy9^'  ist  nicht  seiner  Mutter 


44b  §  19G.    Bau  des  einfachen  Satzes. 

Name  Maria?  Matth.  13,  55 ;  (Dyö4''üfi'  f1\n'-9''''  l.^'h^' JacoVs 
Gesicht  aber  war  hässlich  Gen.  25,  27;  IDflJC4*lri^-rts  Mfl-f-'  'i 
/^h* '  9^t\tifYl''^' '  was  aher  euer  Geld  heirifff,  so  nehmet  das 
doppelte  davon  mit  euch  Gen.  43,  12;  (O^'h't^  '  ^'iUlrfl'  A-Ofr-' 
MM-nfl"  n^Td'  7^A-  Matth.  3,  4;  (Dh'y't-o^d''  hAfls  HJ& 
'V^O}oo\\a^'i  ß^cJi  cü)er  kann  niemand  ividerstehn  Jos.  23,  9; 
\{^-'  Ob'  nK^d,d'  ^^-  lA^Vf-  j&TH'rP'"  Matth.  7,  19;  An* 
^\J^Ü''  'td.^'^'  ;l-?i9"C?*-  Judith  8,14.  Ja  selbst  das  rück- 
weisende Suffix  kann  unter  Umständen  fehlen :  flJVf'A'"  MCYi'  Wf» 
n^'h'  -^.O.'/:  hilvh'  ir^l\d.CH"'   'tiaC'  hA^.--  Hen.  10,  19 1. 

Ausser  durch  die  Stellung  kann  indessen  das  Aethiopischo 
einzelne  Wörter  vor  andern  auch  durch  das  Anhängsel  fi'  (§  168,  5, 
z.  B.  f^^öü'  flij&fli'lf  rt  •  Gen.  47,  9,  htlf^  '  f^idAat^ifl : 
Hen.  15,  7),  durch  *0  cmch^  '/^'  himviederum  und  noch  andere  der- 
artige Wörtchen  hervorheben. 

Um  Nomina  hervorzuheben,  dient  auch  der  emphatische  Zu- 
satz des  Pronomens  der  dritten  Person  oder  gewöhnlich  die  Um- 
schreibung durch  ein  Suffixum  und  A ;  eine  genauere  Betrachtung 
aller  vorkommenden  möglichen  Fälle  lehrt,  dass  diese  (schon  §  172,c 
beschriebene)  Wendung  häufig  nicht  nur  zum  Ersatz  des  fehlenden 
Artikels,  sondern  auch  zur  Verstärkung  des  Nachdrucks  dient, 
z.B.  in  r/iA'  A"^'''*^  tihl'üC'tlh'  ferne  sei  es  von  ihnen,  deinen 
Knechten,  dass  u.  s.  f.  (sie  können  so  etwas  nicht  thun)  Gen.  44,  7. 

Um  Verba  emphatisch  hervortreten  zu  lassen,  dient  besonders 
die  §  181,  d  beschriebene  Verstärkung  durch  ihren  eigenen  Infinitiv; 
seine  Stelle  vertreten  hie  und  da  auch  andere  Begriffs  Wörter,  z.  B. 
H.V*"  H.VöJ,3^=  W'A-'  U1(\C\\J  man  hat  mir  erzählt  alles,  was  du 
f/ethan  hast  Ruth  2,  11;  *f*''/' :  'J//»!!!-'!":  sterben  müssen  tuir 
Jud.  13,  22.  Hen.  98,  15. 

Wie  persönliche  und  andere  Pronomina  im  Satze  hervor- 
gehoben werden,  ist  im  wesentlichen  schon  in  §§  150  und  148,  a 
gezeigt  worden.  Im  allgemeinen  dient  auch  die  Wiederholung  des 
Pronomens  zu  seiner  Hervorhebung.  Ist  ein  Pronomen  suffixum 
an  ein  Nomen  oder  Verbum  angelehnt,  so  wird  ihm,  um  es  hervor- 
zuheben, in  der  Regel  noch  das  entsprechende  Pronomen  separatum 
beigefügt,  und  zwar  meist  in  dem  Casus,  den  es  im  Satze  einzu- 
nehmen hat:  flChJr :  h^^f  3:  •'  segiw  auch  mich  Gen.  27,  34;  Üd 
X?'  \^9"f''  gieb  mir  sie  29,18;  h.JPM-  JPrhJK.flJ.h..'  dich  aber 


1    Vgl.   auch    das    Beispiel    eines    absolute    vorangestellten    ll.JPll'  ' 
oben,  S.  303  a.  E. 


§  1!)().     15:111  (Icis  einfaflien  Satzos.  447 

werden  sie  am  Lehen  lassen  Gen.  12,  12;  'hdMj  A//"rt-"  fl^Oj»^«" 
mir  ist  mein  Geld  zurückgegeben  ivorden  42,  28;  /*'/^>-"  UW.M' 
nnser  eigener  Leih  47,  18;  seltner  im  Nominativ,  wie:  fß'l'y.'^^'^h' 
'l'il\9^^9^''  h'i'l''  dir  Icommt  die  Schivagerehe  zuerst  zu  Ruth  4,  4; 
hrhM\\V:'\\\'  M'\-'  ehrest,  p.  42,  1.  8;  -n^'  h'iti'  nri-V  ich 
habe  ja  viel  Gen.  33,  9.  Steht  das  persönliche  Pronomen  im 
Nominativ,  so  wird  gerne  AA.Ü"*  u.  s.  w.  (§  150)  beigesetzt:  Ms 
ti\S''  ^AlP'i'  ich  hin  Pharao  Gen.  41,  44;  (DiD'h'U''  AA.I)-'  f* 
/b'HHll.-*  lind  er  wird  dir  befehlen  Ruth  3,  4.  Zum  Ausdruck  des 
Begriffes  auch  er  gebraucht  man  immer  fl>*?i'li '/.•',  z.  B.  (Dl'(\^' 
Üi'h'l'V/'  «^"'HAO'  ^ind  auch  er  bereitete  ein  Gericht  Gen.  27,  31; 
selbst  bei  der  ersten  Person:  a^M^U.'  hYL-  h^^^^:0\\o^"'  so 
sage  auch  ich  euch  nicht  Matth.  21,  27. 

y)  Meistens  bildet  also  die  nachdrückliche  Hervorhebung  eines 
Satzgliedes  den  Grund  zur  Vertausch ung  der  gewöhnlichen  Wort- 
stellung mit  einer  andern.  Oft  aber  bewirkt  auch  die  Aneinander- 
reihung verschiedener  Sätze  oder  ihre  Verschlingung  in  einander 
eine  Störung  der  regelmässigen  Satzstellung.  So  wird  namentlich 
jedes  Wort,  das  durch  einen  längeren,  nicht  in  den  Hauptsatz  ein- 
zuschiebenden Relativsatz  bestimmt  ist,  womöglich  unmittelbar  vor 
diesen  Relativsatz,  also  an  das  Ende  des  eigenen  Satzes  gestellt, 
auch  abgesehn  von  den  eigentümlichen  Wortstellungen  in  Folge 
von  Attraction  (§§  190  und  201).  Als  Beispiel  der  Wortstellung 
in  Sätzen  mit  einem  im  Infinitiv  untergeordneten  Verbum  diene 
Ex.  16,28:  htlh'  "IhU.'  thü?''  '1'hH'W -  fl"lO'  (n^hl^', 
wo  i'ÄHTif'"  zwar  zunächst  von  rt"?.Ö%  aber  mittelbar  von  'l*h 
•n?-'  abhängt  und  darum  zwischen  beide  gesetzt  ist.  Endlich  ist 
auch  die  Rücksicht  auf  den  Wortfall  und  die  gefällige  Abrundung 
des  Satzes  massgebend,  wie  z.  B.  in  fl)V^^•"  Mö'l''  rt'ß-l"-"  Olli'' 
"hT"!'  hrh-S."  /*'Cfl>--  'V4-r>'  (Diß^^,y}''  Gen.  41,  5,  was  im 
einzelnen  hier  in  Kürze  nicht  erschöpfend  beschrieben  werden  kann. 
Besonders  beliebt  ist  es,  zwei  verschiedene  Casusformen  eines  und 
desselben  Wortes  zusammenzustellen:  Ö(D,C'  MOi^C'  A?i<^"  ^^ 
Cih:  Matth.  15,  14;  ?i6":  J&hA"  rtj&^'> :  AAjZ-^'J  •  hOi-Öh-f-s 
Marc.  3,  23;  fro^fi^^-.  fW^Q^q^:  J&fllA.^.'--  Hen.  43,  2;  'V.^'>-•  A 
'U'lr-  y?y:0''  K-.P,*-  81,7  oder  81,  8.  83,  4;  'Vat-^y:-  hT' 
'1-IO-A.^/:  'l'/b-nA'    Hen.  107,  1. 


448  §  107.    Negativsätze. 

C.   Besondere  Arten  von  Sätzen. 

1.    Negativ-,  Frage-  und  Ausrufe-Sätze. 

§  107  1.    Negativsätze.     Zur  Negation  hat  das   Aethiopische  die 

drei  Wörter  Si^'  hh'  h^O'  in  gewöhnlichem  Gebrauch. 

a)  Die  nächstliegende  und  häufigste  Negation  ist  h^.  Sie 
kann  ein  einzelnes  Wort  verneinen  und  entspricht  dann  oft  unserem 
im-,  z.  B.  At'T'fl>*AÄ'  ••  h^h''li/t' '  o  du  ungläubiges  GeschlecJd ! 
Matth.  17,  17;  Kh^iS-f'^"-  ihr  Unglaube  13,  58;  aKfh9^(^' 
'^aM'-'l"--  durch  NichtJcennen  der  Schrift  22,29;  i}hJfh9''G' 
in  Umvissenheit  Gen.  26,  10;  h^U9**9^'  Nicht -huren  (Keuschheit) 
2  Petr.  1,  G;  flÄ,4-hOj5  durch  Nicht- Beischlaf  d.  i.  ohne  Beischlaf. 
In  diesem  Falle  bildet  sie  mit  dem  Nomen,  dem  sie  vortritt,  ein 
zusammengesetztes  Wort.  Viel  häufiger  aber  dient  h^  dazu,  um 
einen  ganzen  Satz  zu  verneinen.  Es  muss  dann  immer  dem 
Prädicat  vorangehn  und  hat  seine  nächste  Stelle  vor  dem  Prädicat 
selbst:  "J/lhV'  ^,'JhA'  di^d' ivir  können  nicht  gehn  Gen.  44,  2(3; 
fllfllj?,>:  W^^fi''  Ai,J&ri'l"j&'*  und  Wein  und  Süsswein  darf  er  nicht 
trinken  Jud.  13,  14;  ?il^'A,'[-^ni<W'  M^'h^^'-  t^^^Ö'f-^'  CD 
^CM'i't'  so  hätte  er  von  uns  unser  Opfer  und  unsere  Gabe  nicht 
angenommen  Jud.  13,  23^;  so  auch  zur  Verneinung  von  Infinitiv- 
sätzen, Matth.  19,  18.  Ist  kein  Verbum  im  Satze,  so  tritt  A,  lieber 
an  die  Spitze  des  Satzes,  z.B.:  fllÄ,Ä'70-'  rt'^JK.-'  ^dü>0"'  indem 
kein  Himmels gctvölbe  über  ihm  war  Hen.  18,  12;  doch  wird  nach 
§  194  in  derartigen  Negativsätzen  gewöhnlich  das  Hilfszeitwort 
VlV"  oder  OACö:,  welchem  Ä^  dann  vortritt,  gebraucht,  oder  es 
wird  JiAn^  zu  Hülfe  genommen  (s.  unten).  Soll  aber  ein  einzelnes 
Wort  im  Satze,  das  nach  dem  Prädicat  steht,  mit  besonderem 
Nachdruck  verneint  werden,  so  muss  gleichwohl  auch  das  Prädicat 
die  Verneinungspartikel  haben,  z.  B.  es  blieb  auch  nicht  einer  übrig 
a}h^'i'C^.''  (Dh^hih'^'-'  Jud.  4,  16.  Hen.  84,  3;  steht  das  negirte 
Einzelwort  vor  dem  Prädicat,  so  wird  auch  in  diesem  Fall  beim 
Prädicat  in  der  Regel  die  Negation  wiederholt :  Ü^Kj'lhx^ix'  Ü 
•^d'  Ä.flAdVl-'  ?il'"Äfl*7'V.h'  nicht  einmal  ein  Böcklein  habe  ich 
von  deiner  Heerde  genommen  Gen.  31,  38;  (OhJ\i\t\v\l}  ^'^'  MV' 
K'i'ü^'  0/^res/f.  p.  76,  1.  1 ;  (Dh^öÜ/^P''  ÄAn*  (nicht  OO  /^A 
^l'i'  h^"'"  J&*7A^=  und  kein  einsiger  Sterblicher  hat  die  Macht, 


'  Kiiie  Ansnahnio  bildet  Sir.  HO,  10:   h^'h^^'^'V- •    jK-flAC/-''    IWA. 


§  197.    Neo-ativslltze.  449 

ihn  an^uriikren  Hen.  25,  4.  Daraus  ergiebt  sich  zugleich  schon, 
dass  eine  doppelte  Negation  keine  Affirmation  bewirkt,  sondern  die 
Verneinung  eher  verstärkt. 

Ä^  wird  aber  auch  prohibitiv  (als  subjective  Negation  =  ^K, 
//^/)  gebraucht  und  dann  mit  dem  Snbjunctiv  verbunden:  }\/["'h 
a^h-'  glaubt  es  nicht!  Matth.  24,  23;  hJ\'^'['^*'  Wt^'  tödet  ihn 
nicht  Gen.  37,  21,  und  in  längeren  Sätzen  gewöhnlich  vor  jedem 
neuen  Verbum  wiederholt,  z.  B.  Jud.  13,  7  (s.  auch  unten).  Ebenso 
steht  es  in  abhängigen  finalen  Negativsätzen  mit  oder  ohne  h^^'- 
Wo  \\f^'  nicht  entbehrt  werden  kann,  heisst  demnach  damit  nicht 
h^-  K  0?)-  h^-  K^'(\h^'  Matth.  26,  41;  h^  •  MflA  ■ 
Gen.  14,  23.  26,7.  29;  Xiaoi  hAA.htf»-:  /^J^rM-A:  damit  ihr 
beide  nicht  umkommt  27,  45;  zuweilen  lässt  es  sich  auch  mit  es 
möchte  sonst  übersetzen ,  z.  ß.  in  h'^  -'  /i.'/'ChflJ^  •  lt\\\J\*  ' 
Gen.  19,  19. 

h)  Stärker  und  zugleich  selbständiger  negirend  ist  Y\\^'  keines- 
wegs, nicht  (§  162),  das  häufig  auch  in  Fragesätzen  steht  (^i3riV-'j 
Y\\^0* ')  und  hauptsächlich  dazu  dient,  um  einzelne  Satzteile  zu 
verneinen,  wobei  ihm  meistens  Y\f{'  sondern  {nicht  das  —  sondern 
das)  gegenübersteht :  M^ '  Alf  •"  'l'flJ^AJ^'  •"  hA  •'  nicht  für  dieses 
Geschlecht,  sondern  u.  s.  f.  Hen.  1,  2;  sie  werden  Riesen  mengen 
auf  Br den,  h\^'  Ut^^'id.tl'  M'  ii^P  '  nicht  geistige,  sondern 
fleischliche  Hen.  106,  17;  hY^'  dflS^^h-  Wh^:  M^ll^h-  Jos. 
24,  12.  22,  26.  28  ;  und  so  fast  immer  in  abgekürzten  oder  un- 
vollständigen Sätzen:  (Dhh'  Cfh*^  '  aber  nicht  weit  davon  Hen. 
30,  1 ;  ihr  solltet  für  die  Menschen  bitten,  (D}\h  '  fi'üh '  dM'b 
M}(i^s  aber  nicht  die  Menschest  für  euch  Hen.  15,  2  ;  M^'  I*»VJ&" 
hay'flßi  da  ist  nicht  gut  heiraten  Matth.  19,  10;  fl^Th'f^  =  MYh'- 
nn^A-"  indessen  nur  nicht  am  Fest!  26,  5;  h\^'  <^¥'lhfl>- •'  J& 
rh-4-=  es  ist  nicht  nötig,  dass  sie  gehn  14,  16  {h^tf^^'tlD' s  ist 
mehr  =  unnötig).  Daher  beständig  (Dliiros  j\lis  oder  CDji'^s  h 
Jflrt*  (z.  B.  Gen.  18,  21)  tvo  aber  nicht,  ohne  folgendes  Verbum. 
Ferner  wird  }\\^'  häufig  angewandt,  wenn  in  einem  im  übrigen 
vollständigen  Satz  ein  einzelnes  Wort  (aber  nicht  zugleich  der 
ganze  Satz)  verneint  werden  soll;  da  nun  h\^'^  wenn  es  nur  dem 
betreff'enden  Worte  vorgesetzt,  der  übrige  Satz  aber  in  seinem  Baue 
unverändert  gelassen  würde,  sich  doch  zugleich  auf  den  ganzen 
Satz  erstrecken  würde,  so  wird  das  betreff'ende  Einzelwort  mit  }\\^' 
vorangestellt,  dann  aber  der  ganze  Satz  unterbrochen  und  durch 
ein  Pron.  relativum  fortgeführt  (wie  im  Französischen),  z.  B.  M^' 
Yi'fi"'    }iyir*C''    nicht  jeder   (ist's,    der)    begreift    Matth.   19,  11 

Dill  mann,   Actliiop,  Spraclie,  2.  Aufl.  29 


450  §  197.    Negativsätze. 

(während  h\^'  Yi'dr'  yi9^C',  wenn  man  sich  überhaupt  so  aus- 
drücken könnte,  bedeuten  würde:  nicht  irgendiver  hegreift);  htl^^' 
hY^'  l^M'  ahtl^dC^h'  denn  Glicht  ivir  (sind  es,  die  dich  ver- 
abscheut haben)  haben  dich  verabscheut  Gen.  26,  29 ;  ?iJ^'l"hT 
fi'  M^'  h^^ll'  ll't'l'Üd.'  vor  aliers  hat  man  so  nicht  gethan 
Matth.  19,8;  Y\\\'  l]K"J^-4'."  ^hT^ltxXX'  nicht  in  Gerechtigkeit  (ist 
es,  dass  du  gebracht  hast)  hast  da  gebracht  Gen.  4,  7;  M^'  fl'V 
'üilH''  Yl^^'  lifrhP"*  'ühfL'  nicht  vom  Brod  allein  (ist  es,  dass 
der  Mensch  lebt)  lebt  der  Mensch  Matth.  4,  4;  hh'-  hlr^f^ '  HS. 
Vll>-höi>'5^5  nicht  ihr  habt  mich  geschickt  Gen.  45,  8;  ebenso  Gen.  8,4. 
Jos.  22,  24.  Matth.  7,  21.  16,  11.  In  derselben  Weise  wird  auch 
ein  Verbum  mit  Emphase  negirt:  h\^'  UH^'l^'l''  rhf^'  keineswegs 
(ist  es  der  Fall,  dass  das  Kind  gestorben  ist)  gestorben  ist  das  Kind 
Matth.  9,  24;  fifl'-  Wfl :  nd^Öh'  H'>'^  -  Ö0'  wenn  du  wirklich 
nicht  gegessen  hast  von  diesem  Baum  Gen.  3,  11.  Und  so  kann 
Ml  5  schliesslich  auch  unmittelbar  vor  ein  Verbum  treten,  wenn 
nämlich  dieses  selbst  als  in  einem  abgekürzten  Relativsatz  stehend 
angesehn  werden  kann:  Y\\\'  "X^'V'h'üYx:^ '  Uii(DY}C^' '  nicht  euch 
zu  verbergen  habt  ihr  nötig  (eigentlich :  nicld  dass  ihr  euch  ver- 
bergen müsstet,  steht  euch  bevor)  Hen.  104,  5. 

c)  Die  Negation  }i AP  •  bedeutet  eigentlich  es  giebt  nicht, 
es  ist  nicht  vorhanden  (§§  167,  1,  b  und  192,  b)  und  kann  nur  da 
gebraucht  werden,  wo  diese  Wendung  möglich  und  denkbar  ist. 
Sie  wird  ganz  selbständig  gesetzt  für  nei72  (im  Gegensatz  zu 
?iCD:  ja)  im  Sinne  von  es  ist  nicht  der  Fall,  Matth.  5,  37;  oder 
in  der  Antwort  auf  eine  Frage,  Matth.  13,  29.  Joh.  1,  21;  oder  um 
etwas  abzuwehren  und  sich  zu  verbitten,  Ex.  10,  25.  Ruth  1,  13. 
In  Sätzen,  denen  ein  Verbum  finitum  fehlt,  wird  KAP'  gebraucht 
im  Sinne  von  es  ist  nicht  vorhanden:  (D}\^^fyS  hAH^  AdA»lH  = 
und  Wasser  ist  nicht  über  ihm  Hen.  18,  12;  (Oh^öll/^P'  h^(\' 
/^A^'Js  h'^'  ^1t\Ö'  und  dass  ein  Sterblicher  ihn  berühre,  nicht 
ist  Vollmacht  (dazu)  Hen.  25,4;  ^lAO-'  K'J^'*-  (D^tli"-  M'V'O^'- 
nicht  ist  Gerechtigkeit  in  ihrem  Munde  Ps.  5,  10  (Accusativ  nach 
§  192,  b)  u.  s.  f.  Ebenso  dient  es  (wie  ]^^),  einem  Einzelnomen 
vorgesetzt,  zur  Bildung  negativer  Adjectiva,  z.  B.  j^AO  •  ^•'V'fl  ' 
nicht  breit  Hen.  26,  3  und  im  Plural  AiAfl'J'  l>*'h'ü'  V.  5  {nicht 
an  ihnen  breites),  ÄAfls  V-^ '  (nicht  ist  Höhe)  es  ist  nicht  hqch 
V.  4.  Auch  wird  durch  j^AO'  und  folgendes  Pron.  relat.  keiner 
und  nichts  (eigentlich :  nicht  ist,  iver  oder  was)  umschrieben :  Y\ 
AOs  Hf'h^Ö'  f'^'h^U  nicht  soll  es  irgend  jemand  hören  Jos.  6,  10; 
ÄAfl:  n-tCd.'  niemand  blieb  übrig  8,  17;    löhAji »  JiAfl -"  li?» 


§  197.    Negativsätzc.  451 

'1"Af'''  und  er  verbot:  niemand  soll  ihm  folgen  Marc.  5,  37;  hA 
fl-'  M'VO{\'/J  nichts  sollst  du  mir  gehen  Gen.  30,  31;  fll^i>:  h<^-' 
HhAH-"  Wh'  (O'M"'  hCT/'^'^'-'  und  es  war,  als  wäre  nichts  in 
ihren  Bauch  gekommen  Gen.  41,  21;  und  ebenso  bedeutet  JiAn - 
tximi  {nicht  ist,  wann)  niemals,  z.  B.  Jud.  19,  30.  Mit  folgendem 
H  dient  ^AO'  zur  nachdrücklichen  Verneinung  ganzer  Sätze:  t\ 
An=  H'Th'l'.^^iFh'  n^S"'l"  streitet  ja  nicht  mit  einander  auf  dem 
Wege  Gen.  45,  24.  üeber  ^A'flf -'  u.  s.  f.  ich  habe  nicht  s.  §  176,  h. 
Diese  Negation  muss  nun  in  ihren  beiden  Bedeutungen  es  gieht 
nicht  und  ich  habe  nicht  oft  auch  fehlende  negative  Adjectiva  um- 
schreiben :  Oti^^'  fh^tl'  fl^ÄAn'fc-"  ^?''  ein  neuer  und  wasser- 
loser Brunnen  (eigentlich:  und  Wasser  hat  er  nicht)  Gen.  37,  24; 
hO^^^C'-  tUf^h^'  hAs  t\^(\oo"'  'fl'^h'f'-"  neue  unbeschädigte 
Sehnen  (Saiten)  Jud.  16,7;  'h^fl'-  '>^A4'^--  /lAOö^--  unzählige 
Auserwählte  (Zahl  ist  nicht  an  ihnen)  Hen.  39,  6 ;  ich  sah  Zehn- 
tausende ID^AO^'^  ••  'V-A4*^  -•  (Odi^'ü '  und  unzählig  und  un- 
berechenbar viele  (und  nicht  ist  an  ihnen  Zahl  und  Rechnung) 
Hen.  40,  1. 

d)  üebrigens  kann  nichts  und  keiner  auch  ausgedrückt  werden 
durch  Vf'/V*s  mit  einer  Negation  oder  durch  h^  mit  folgendem  flJ/i. 
i^'ht'  oder  (Dh^9'"i^i,'  (§  173),  z.  B.  /u^-flA'^:  Vf-A«'  nOl-il' 
Jud.  13,  4  (vgl.  Hen.  93,  14  in  einer  Frage  mit  negativem  Sinn); 
hAH-  nCh^'  (Dh^OD^f.  Matth.  17,  8.  Jos.  8,  17.  Hen.  14,  21; 
ai}l<7D:  (Dh^9^'i'ts  ^ly."  (O-tl-t'-  hf^O'-'  und  wie  gar  nichts  war 
es  in  seiner  Hand  Jud.  14,  6;  löAi^h<^-  9"lf^'  Wi,'  und  (nicht 
wie  irgend  etwas)  wie  nichts  sind  sie  mir  Gen.  47,  9;  (Dhjn^^' 
r^lr^t'  Sir.  17,  28;  WhM^'  9^1^'  d)?  ovdev  Sir.  40,6;  (D^^ 
(l^'i^Y^s  Am.  6,  6;  s.  auch  §  198.  Den  Begriff  gar  in  Negativ- 
sätzen drückt  noch  besonders  *^ß^^i  aus  (§  163,  2),  z.  B.  h^"^ 
f^'h'  t)r(i^'s  ^ ß'  '^(/^"ii'S  sie  Hessen  gar  kein  Fleisch  von  ihnen 
übrig  Hen.  90,  4 ;  *qau'^,:  Ä,^'>fl'flh'^-V-"  habt  ihr  gar  nie  ge- 
lesen? Marc.  2,  25.  Nicht  einmal  wird  durch  A.  — T*f*s  ausge- 
drückt (sofern  T*!*  •  §  163,  1  eigentlich  genau,  dann  auch  sogar 
Gen.  44,  8  bedeutet),  z.  B.  K.^fll[\i\o^'  T*-"  }\9^^'h^'  ihr  habt 
nicht  einmal  nachher  Busse  gethan  Matth.  21,  32.  Vgl.  auch  (D 
hJL'  AuJ&hA"s  ovds  yoLQ  dvvarai  Rom.  8,  7  (Platt).  Nicht  nur 
ist  hh'  h<^  5,  z.  B.  Matth.  4,  4.  Nicht  mehr,  nicht  ferner  kann 
durch  h^—Mh'  ausgedrückt  werden:  (Oh^f^lfO:  ?|'>h '  Jud. 
13,  21.  Hen.  92,  5.  Ueber  M'ü? '-  ich  mag  nicht  s.  §  162,  über 
y\'i^\i  ich  weiss  Glicht  §  163,  3. 

Für  tveder  —  noch  wird  immer  h^  —  Oih^   oder    (Dh^~(D}i^ 

29* 


452  §  198.    Fragesätze. 

{neque  —  neque)  gebraucht,  wobei  beim  Verbum,  wenn  durch  weder 
—  noch  einander  Nomina  entgegengesetzt  werden,  die  Negation 
wiederholt  werden  muss  (s.  oben,  a) :  (Dh^^hiO*'} :  A*^"*"  •  9"fh 
d't"-  (Dh^fi^9*^'  und  sie  werden  Jceine  Gnade  finden  noch  Frieden 
Hen.  12,  6;  h^^^hh'  (Dh^-ühfL-  K^'l-'^mO^ '-  iveder  Engel 
noch  Mensch  erhält  Hen.  68,  5;  (DhJ\9^fq^ '.  Ol/i^^nP«  •"  Ä^hü 
AVb '  'i^G '  weder  seine  Ausdehnung  noch  seine  Grösse  Jcomite 
ich  sehn  Hen.  21,7.  Luc.  9,  3;  K^d^Ö'  'üC't"'  (Dh^tlöi}'  K 

m^ö"  Hen  52,  8;  h^'  K^'i'^h'  K^H'ii'  mYx^^thy.  hr 

hl'  Gen.  14,  23.  So  wird  &Yv^  13  Male  wiederholt  Jud.  1,  27. 
Vgl.  auch  §  206,  1  ^ 

§  198  2.   Fragesätze.    In  der  Frage  drängt  sich  der  Begriff,  über 

dessen  Sein  oder  Nichtsein  der  Fragende  sich  unterrichten  möchte, 
an  die  Spitze  des  Satzes ;  und  schon  durch  die  auf  solche  Weise 
herbeigeführte  eigentümliche  Wortstellung  im  Satze,  zusammen  mit 
der  Art  der  Betonung,  kann  die  Frage  gebildet  werden.  Indessen 
sind  im  Aethiopischen  solche  nackte  Fragen  ziemlich  selten,  z.  B. 
Matth.  12,  28.  Gen.  26,  9  (an  beiden  Stellen  durch  Wörter  ein- 
geleitet, die  auch  sonst  gern  in  der  Frage  stehn) ;  und  will  man 
ja  kein  Fragewort  gebrauchen,  so  leitet  man  die  Frage  lieber 
durch  n-'  H  ist's,  dass  ein,  z.  B.  fl-"  Wh(0'  Iffs  'flhA.-"  ist  je- 
mand hier?  Jud.  4,  20.  Gewöhnlich  aber  gebraucht  man  Frage- 
wörter. 

a)  Das  gewöhnlichste  Fragewort  ist  das  enclitische  V-*  (§  161,a), 
wodurch  der  Fragesatz,  da  sowohl  eine  bejahende  als  eine  verneinende 
Antwort  folgen  kann,  noch  keine  bestimmte  Färbung  erhält:  •^'^ 
7^-=  Kfl-hö»-:  Tih-:  h^.P'^'  fl>je.n,Ap:  f\"ll '  ist  euer  Vater, 
der  alte  Mann  ivohl?  und  sie  scgfen:  ja  Gen.  43,  27.  28;  lUffi'' 
IdCtlJ  hast  du  das  gethan?  Gen.  3,  13.  Es  braucht  nicht  immer 
dem  ersten  Wort  angehängt  zu  werden :  }\9^^Y'  rt'flK'  Xljs^'h'  h 
l'\* '  hO}* '  7x9^^ '  QCt '  gehörst  dti  zu  unsern  Leuten  oder  zum 
Feinde?  Jos.  5,  13,  und  dabei  kann  sogar  (D  und  andere  Con- 
junctionen  wie  ?ift<^!  an  der  Spitze  des  Satzes  stehn:  flJJ&hA*^"' 
^<fe«|j:  A^»C9^'  Ä'E*^!  Marc.  2,  19;  auch  kann  V«:,  wenn  der 
Satz  aus  mehreren  Sätzen  besteht,  wiederholt  werden :  ^"Itl^ 
o^^s  flJ/u;*VhP'V- =  Gen.  18,  24.  Soll  nicht  ein  einzelnes  Wort, 
sondern  der  ganze  Satz  von  der  Kraft  der  Frage  betroffen  werden, 
so  tritt  häufig  fl  mit  V-'  verbunden,  flV-s  (=  isfs  der  Fall?)  an 
die  Spitze  des  Satzes:  fl^-:  h'HV'  J&li'fl"  wird  er  ihm  einen  Stein 


1  Auch  ]iY\H\iii  wird  immer  durch  fll/i     fortgesetzt. 


§  198.    l<^!igesiltze.  453 

ijehen?  Matth.  7,  9;  PV- •  0.^'{\^h'^  M -•  Ah'Tf-P -"  Gen.  4,  9.  Jos. 
22,20;  oder,  noch  voller,  O'h'  \\  (ist's  der  Fall,  dass?),  z.  B. 
nV-s  IZ-nln«^'--"  h'V'--  //a^/f  V/^r  ez7?m  Bruder?  Gen.  43,  7;  flV-s  If 
'Oh-*  hast  du?  Gen.  19,  12;  OV--"  hl\t\'  l/'>rt.6"-"  5otoi  m;«>  emm 
andern  erJioffen?  Matth.  11,  3  (wo  hAKv  weil  es  von  der  Frage 
besonders  betroffen  wird,  vorangestellt  ist). 

Negative  B^ragen,  auf  welche  eine  bejahende  Antwort  er- 
wartet wird,  können  zwar  durch  h^  —  V-'  ausgedrückt  werden,  z.  B. 
/uJ^'^n-nh^^-V--"  habt  ihr  nicht  gelesen?  Marc.  2,  25,  doch  steht 
dafür  auch  fxM" '  mit  oder  ohne  folgendes  )/  zu  Gebote :  M^'h ' 
üh'i'l^'  ^'ih,^'  '/'*l'>P'h- •■  habe  ich  nicht  um  Rahel  gedient? 
Gen.  29,  25;  h\\*i''  h'h'PM'  (O-tlt"-  tl,\h9'*''  Gen.  37,  13,  und  h 
Y^'h'  muss  angewandt  werden,  wenn  kein  Verbuni  im  Satze  ist 
oder  das  Verbum  nicht  am  Anfang  stehn  kann,  weil  ein  anderes 
Wort  den  Nachdruck  hat.  Auch  können  Sätze  wie  j^AO«  'flh 
A.'/'s  es  gieht  kein  Weib  in  die  Frageform  gebracht  werden  durch 
Anhängung  von  ^'    an    ^lAO  •   oder   durch  Vorsetzung  von    0^  •  j 

0^!  KAP-   flM.'i"'  Jud.  14,  3. 

Ziemlich  gleichbedeutend  mit  V"'  ist  Ih-  (§  161,  a),  das  mit 
jenem  oft  gradezu  promiscue  gebraucht  wird,  in  der  Regel  aber 
noch  die  Nebenbedeutung  des  Zweifels  und  der  völligen  Ungewiss- 
heit  und  Ratlosigkeit  (des  Fragenden  oder  Angeredeten)  zu  haben 
scheint:  J&hfl>-'>l>!  ist  es  wohl  erlaubt?  Matth.  19,  3;  ^*h9"C0''' 
weisst  du  wohl?  Nisitth Ab,  12;  ß^'f^f^O-:  h9'*h^'Vln''  h{\U^' 
liest  man  wohl  von  Dornen  Trauben?  7,  16;  h'i'l'O''  (andere  Les- 
art: hl't'l''')  njf^OD^Cltx'  bist  du  der  da  kommen  soll?  11,  3.  In 
Ps.  93,  9  erscheint  es  mit  >-  verbunden:  Hl-hAli"-"  tOx'W'i'  K,f» 
ii9^Ö*h'  der  das  Ohr  gepflanzt  hat,  der  sollte  nicht  hören? !.  Es 
wird,  wie  V-',  auch  mit  Y\\^-  und  AAP'  zusammengesetzt:  M^ih' 
^^-n^iO-yV//'  h'lü"'  M-n^'  Matth  5,  46;  hhü"-  Wil-  -t 
Od'  hr*fLtL^'  6,  25;  h\n)''  W^^'-  MCh'  li/^hh'  13,  27  (vgl. 
^hV--  Matth.  5,  48.  6,  27);  h APü« '  h^  •  hTrü-ülnf^"'  (ist's 
nicht,  wann  ihr  gelesen  habt?)  habt  ihr  nie  gelesen?  21,  16. 

b)  Das  Fragewort  für  die  abhängige  Frage  ist  "h^^'  ob 
oder  ^'hf^'  (§  170,  1),  hie  und  da  verkürzt  hll",  z.  B.  h*^-"  J&C 
h^'  h^s  i-V^'7-  ^ß»'  h9^^'  9^ß:Ci  um  zu  sehn,  ob  das 
Wasser  auf  der  Erde  abgenommen  habe?  Gen.  8,  7;  TrlC^'  Mi 
ao :  nli '  "l'hß^ '  (L'["  ••  Äfl'Vl.  •  Ai '  sage  mir,  ob  es  für  uns 
Wohnung  giebt  bei  deinem  Vater?  24,  23;  J&'l'(l'l*'flP' •"  t\}\^ ' 
ß>d„a)'fi''   Marc.  3,  2;  auch  durch  >-  und  li-'  verstärkt:  h^-  h 


454  §  198.    Fragesätze. 

li-lh'  InCMh'  Matth.  26,  63;  'iCh^'  h^'  ß^f^K'h'h'  h.A 
ytl'  27,49;  A?i^:   fi'h^^'i'h'  h-^Vh-  Gen.  37,  14. 

c)  In  der  disjunctiven  Frage  ist  zwar  ^ifl>*!  06?er  (§  168,  2) 
möglich,  Jos.  5,  13.  Jud.  20,  28;  doch  wird  dafür  in  unabhängigen 
Sätzen  gewöhnlich  W'^ao  :  gebraucht  (§  161,  a),  z.  B.  (D^oo  z 
hSibhi'  oder  Jesum?  Matth.  27,  17;  lt\9^'M\'  (D-ti-F^an^^'-  CD 
^od:  li^^'^ds  >U.C-"  17,25.  Auch  kann  einem  spätem  Wort 
der  disjunctiven  Frage  noch  V"  •  angehängt  werden :  }i9^fi^^'h ' 
03^00:  JiJT'rt'flhV-:  Matth.  21,  25;  Mi^^'  Vt^^^h-  (D^im: 
(l'h'  U^h'  lilffhG'  bist  du  der  kommende,  oder  gieht  es  einen 
andern,  auf  den  wir  hoffen  können?  Luc.  7,  19  (in  der  entsprechen- 
den Stelle  Matth.  11,3:  (Dii'i*^  h^Yx').  In  abhängigen  disjunctiven 
Fragen  wird   gewöhnlich  (Dltitf*:  oder  (DiOiff^s  gebraucht:    liCh 

Gen.  18,21;  i\h^'  hl-t^^'  O^hi::  '^fiOh:  wMtif^'  K^'ih' 
Gen.  27,  21;  K^'  je-^iCrh'   hlH.h'üfh.O  ^T-f^'  (OMi^t"  h 

Afls  24,  21;  (Dh^'-  ÄAn--  oder  oh  nicht?  Jud.  2,  22.  Hen.  89,  63. 
Hierher  gehört  auch  die  Stelle  9^'}^:  ß.^'AA:  hJ^-flVLA-"  —  öl 
lt\9^'i\th'  Matth.  9,  5.  Marc.  2,  9  (wo  h9^  für  K^-"  steht,  vgl. 
§  170,  2,  und  der  Accusativ  nach  §  182,  a,  a). 

d)  Um  der  Frage  noch  bestimmtere  Färbungen  zu  geben, 
werden  gebraucht  ^^s,  worüber  schon  §  162  a.  E.  gehandelt  worden 
ist;  ferner  "hlfP'  äga  wohl?  doch  wohl  nun?  §  169,  3;  auch  P"7.s 
(§  169,  10)  kann  zweifelnde  Fragen,  die  der  Ausfluss  von  Befürch- 
tungen sind,  einleiten,  z.  B.  P"T,5  'ühtU't'll '  ^h'b'  sie  ist  doch 
wohl  dein  Weib?  Gen.  26,  9.  Nur  um  der  Frage  Kraft  und  Nach- 
druck zu  geben,  wird  auch  fk'  angewandt:  hth't't''  Yl^^'  Mlil' 
ÜÜl't'll'  h(\-  ist  denn  dein  Segen  nur  einer,  o  Vater?  Gen. 
27,  38. 

Als  Antwort  auf  Fragen  wird  für  die  Bejahung  hCD:  (§  162), 
für  die  Verneinung  hAP-  (z.  B.  Jud.  4,  20),  oder,  wenn  die  Frage 
eine  Aufforderung  enthielt,  für  die  Einwilligang  hlP'^  für  die  Ab- 
lehnung "hlfü^  s  gebraucht,  oder  das  Hauptwort  des  Fragesatzes, 
das  speciell  in  Frage  gestellt  war,  wird  wiederholt.  Gen.  43,  28. 
Jud.  13,  11.  Matth.  16,13.  14. 

e)  Von  den  bestimmteren  Fragewörtern  ist  zunächst  das  Pron. 
tf^'h'  anzuführen,  das  immer  persönlich  ist;  man  sagt  zwar  auch: 
<^V-s  fl?"hs  was  ist  dein  Name?  Gen.  32,  28.  Marc.  5,  9.  Jud. 
13,  17  (wie  'T]ÜV^  ^p),  aber  doch  nur  deshalb,  weil  der  Sinn  ist: 
wer   bist  du  dem  Namen  nach?.     <w>^. :    bildet   einen    Accusativ, 


§  198.    Fragesätze.  455 

aber  keinen  Plural  (§  147,  b);  es  kann  auf  einen  Stat.  constr.  in 
der  Function  des  Genitivs  folgen:  IDA'I"-"  ^^V-"  Mil'  wessen  Tochter 
bist  du?  Gen.  24,  23.  Mattb.  22,  42;  n<^»flr1h'|--"  '^V-"  mit  wessen 
Vollmacht?  21,  23;  oder  der  Genitiv  kann  umschrieben  werden 
durch  H<^>-',  wie  Hen.  22,G;  hl'V'  ^V-  H'l"  (Dti^"  iv essen  ist 
dieses  Mädchen?  Kuth  2,  5;  der  Dativ  durcb  A^V-,  z.  B.  Matth. 
22,  28.  Auch  mit  allen  andern  Präpositionen  kann  if^'i'i  verbunden 
werden:  h^^'W'  ^'h'  von  wem?  Matth.  17,  25;  Mxl'V'  ^'h- 
ivegen  ivessen?  Hen.  21,  5  u.  s.  w.  Es  steht  in  der  Regel  an  der 
Spitze  des  Satzes ;  hat  aber  zugleich  ein  anderes  Wort  im  Satze 
den  Nachdruck,  so  kann  dieses  auch  voranstehn  :  "hti^lfl*'  o^([Ö 
^'f":  A^^V-"  ytl'l'^^iD'yti^i  diese  Werkzeuge,  für  iven  bereiten 
sie  sie?  Hen.  53,  4;  'Mf^l^M'  li^'l'-  (D'h'P''  dieser  Geist  da, 
wem  gehört  er?  Hen.  22,  6.  Die  Verbindung  wer  irgend,  wer  immer 
kann  ausgedrückt  werden  durch  die  Umschreibung  wer  ist  irgend 
einer,  der  u.  s.  w.,  z.  B.  ^V- :  fl>*?i+ •"  Vf-A- "  (0*t\rM-'  fi-üh' 
HJ&hAs  ivelcher  Mensch  vermöchte  immer?  (wo  ist  irgend  ein 
Menschenkind,  das  vermöchte?)   Hen.  93,  11. 

Das  entsprechende  neutrische  Fragewort  9^'i't''  (§  147,  b) 
wird  sehr  häutig  gebraucht,  wenn  nach  Dingen  gefragt  wird.  Es 
kann  einen  Accusativ  bilden,  sich  mit  Präpositionen  verbinden  und 
dieselben  Stellungen  im  Satze  einnehmen  wie  ^^V-',  z.  B.  H'i'U' 
9^'}^^s  Oh'h'l:'  was  ist  dies?  Hen.  23,  3.  Zu  bemerken  ist  die 
Redensart  9^'i't* '  Ifi'Jlri«'  (was  bist  du  geworden?)  was  ist  dir? 
Jud.  1,  14.  Obgleich  ursprünglich  bloss  substantivisch  gebraucht, 
kann  es  doch  auch  Adjectiva  und  Substantiva  im  Appositions- 
verhältnis zu  sich  nehmen:  ühlft"'  9^'i't"'  ^-h^'  wegen  welchen 
Gesichts?  Hen.  60,  5;  9^'ii"'  OM-  'fllßf^''  was  für  Lohn  habt 
ihr?  Matth.  5,  46;  i^'J'f-:  Ml'?'-  was  Böses?  Matth.  27,  23.  Da 
9^'i't' '  das  Prädicat  schon  in  sich  schliesst,  so  kann  es,  wie  die 
Verba  des  Seins,  auch  ein  Suffix  im  Sinne  eines  Dativs  zu  sich 
nehmen  (§  178):  9^'i't'h'  htir  '  was  sind  dir  diese?  {wozu  dir 
diese?)  Gen.  48,  8;  9^1^\\'  fl^hi^  •■  IM'^'  W-A--"  (was  ist  dir) 
wozu  dir  alles  dieses?  Gen.  33,  8.  Ausserdem  wird  ein  solcher 
Dativ  mit  A  auch  zur  Verstärkung  hinzugesetzt:  t\9^'i'V  '  Ah" 
^iuh^'  wozu  (dir)  fragst  du?  Gen.  32,  30.  Num.  14,  41. 

9^'i'l''  nimmt  gerne  noch  das  Fragewort  ^-s  zu  sich,  z.  B. 
9^1'[-'l-'  '%C'  ivas  ist  das  Gute?  Matth.  19,  16.  Ferner  wird 
sowohl  an  <^V« '  als  an  9^'i't' '  häufig  ein  Verbum  als  Prädicat 
nicht  unmittelbar,  sondern  durch  Vermittlung  des  Pron.  relat.  an- 
geschlossen:    9^'i't"'  iii'Cd^X-  was   (ist's,  das  mir  übrig  bleibt?) 


456  §  199.    Ausrufesätze. 

hleiU  mir  übrig?  Matth.  19,  20;  ^V- •'  HJ&ÄAP' ."  iver  (ist's,  der 
dessen  würdig  ist?)  ist  dessen  würdig P  10,  11.  Beide  können  so- 
wohl in  der  directen  als  in  der  indirecten  Frage  stehn  und  können 
durch  angehängtes  VL",  Y^'  oder  in  Negativsätzen  durch  vorgesetztes 
(Dh^  indefinit  werden  (§§  147,  b;  197,  d),  und  h^9^1^i,''  kann 
dann  wie  das  interrogative  9^1r'}r'  auch  mit  appositionalen  Sub- 
stantiven und  Adjectiven  verbunden  werden:  (DK^9^^i']rX'  0^^^' 
Gen.  19,  8;  (DhjP*'}'\*X'  ^ti'  mcht  irgend  ein  Wort  Hen.  14,  7; 
UMi'  9^'i^'i^'  irgend  etwas  anderes  Hen.  78,  17. 

üeber  '^  s.  §  147,  b,  über  h^'-  §  147,  c. 

Ueber  hß^'t:'  ivo?,  h^.'-  wie?,  ^?iH,:  wann?  und  J^'Jl---, 
^l-l^',  hTl^'  warum?  vgl.  §  161,  a.  Auch  h^'  steht,  wie 
die  andern  Fragewörter,  mit  folgendem  H  oder  \\o^'  häufig  selb- 
ständig, z.  B.  h^,'  h<^-'  hXX/l*'  ^A,^^\'  wie  kommt' s,  dass  ihr 
mir  Böses  vergeltet?  Gen.  44,  4;  hC'  }\h/^ti>'i\OK'  tvie  ist's,  dass 
ihr  nicht  einsehet?  Matth.  16,  11. 

Ueber  '^<^m*>-"  wie  viel?  wie  gross?,  l\^^'  und  hh^l'ii' 
ivie  viel?  wie  oft?  s.  §  157,  1. 

Mehrere  selbständige  Fragewörter  verschiedenen  Sinnes  können 
auch    ohne    (D    an  einander   gereiht  werden :    KC "  ^^Ifi*  *  'Ih'ih'i' 
14«'  ^ojg  fj  TL  la^07]re  Matth.  10,  19. 
§  199  3.    Ausrufesätze,    a)  Im  Ausruf  kann  ein  einzelnes  Nomen 

stehn,  nnflectirt  und  abgerissen,  z.  B.  ^"hli'  'l*'flA*'  fehlerlos!  sagt 
ihr  Matth.  23,  18;  W^^'-  gut!  Ruth  3,  13;  rtAS^-"  K-flA."  A*^C 
f9°'  Gruss!  sage  ich  su  Maria;  thß'(D't'  iLCP'i'  Leben  Fharao's! 
d.  i.  beim  Leben  Pharao' s  Gen.  42,  15.  16.  Auch  der  Vocativ, 
§  142,  ist  nichts  anderes  als  ein  solches  einzeln  gerufenes  Wort. 
Diesem  kann  noch  das  Pronomen  der  zweiten  Person  vorangeschickt 
werden:  K'i'i''  h'Y-ps  du!  mein  Bruder!  Gen.  33,  9.  14.  üeber 
hQ!  Vater!  vgl.  oben,  S.  284,  §  142. 

b)  Das  Verbum  eines  Ausrufesatzes  steht  bei  der  Anrede  im 
Imperativ,  mit  Negation  dagegen  im  Subjunctiv,  z.  B.  't'9^(h '  (O 
h^'i'h'üfb '  zürnet,  aber  sündiget  nicht  Ps.  4,  5 ;  Ä^'lh'Th'^rlhAfl*'  • 
^'tl-  Sir.  41,21.  Muntert  jemand  sich  selbst  auf  oder  befiehlt  er 
einem  andern,  so  steht  A  (§  169,  7)  mit  unmittelbar  folgendem 
Subjunctiv :  'h9^^1tilLfi '  AK*'^*'!'  •"  'h'ih '  nun  aber  will  ich  gerne 
sterben!  Gen.  46,  30;  Cho^ '-  AJ&Vh'J  •'  irog^tn»-:  verflucht  sei 
ihr  Zorn!  Gen.  49,  7;  Aj&Vl-'}'  -üCn  -  1,  3;  ahh-p  -  A.e.l>'^'fl  • 
Chrth.s  3,  15;  tif.d.^9"''  er  fasse  es!  Matth.  19,  12;  A  l^'.'/'rtft  • 
Gen.  17,  14;  T.?-?-"  A?iVl-^-"  Al>A.h.-  44,  32.  Hat  der  Satz  mehrere 
Verba,  so  steht  A  entweder  nur  beim  ersten,  Gen.  9,  27,  oder  auch 


§  11)9.    AusnifüsiU/,0.  457 

bei  mehreren,  Ruth  1,  17.  In  Negativsiitzen  steht  nicht  A/i.,  weil 
A  durch  Ä.  vom  Verbuni  getrennt  würde,  sondern  vielmehr  h^^' 
Ä, ,  Jud.  21,  1.  Indessen  ist  diese  Einführung  des  Subjunctivs 
durch  A  oder  h^'  nicht  notwendig:  jPlO-A-n-"  Matth.  22,  24;  p. 
*-T[-AJ"!  26,  66.  Gen.  9,  26.  Ruth  4,  11.  Ps.  102,  1.  2;  Ji-^ILh-O 
iluC''  jP,d'["flh."  ?i'/VA-!  hVbJ?.!  Ps.  120,  7.  5.  Exhortativ 
wird  häufig  J^:  gebraucht,  z.  B.  '>£!•-■  '>'>J^'4' -•  Gen.  11,  4.  7, 
das  auch  für  sich  stehn  kann:  "}%'  Iff '  Melier!  Ruth  2,  14 
(s.  §  160,  a).  Im  Falle  eines  strengen  und  sehr  nachdrücklichen 
Befehls,  gegen  den  man  keinen  Widerspruch  erwartet,  steht  statt 
des  Imperativs  oder  Subjunctivs  das  Imperfect;  sehr  häufig  z.  B. 
in  den  Gesetzen  des  Pentateuch.  —  Infinitive  sind  in  Ausrufe- 
sätzen selten;  doch  sagt  man  im  gemeinen  Leben:  yWyh'  h'ßf  ' 
was  geschehn  ist,  sein  Geschehnsein!  d.  h.  es  ist  nun  einmal  ge- 
schehn.  Auch  Yilr^ '  1  Reg.  19,  4  genug!  (ich  habe  genug!)  ist 
offenbar  ein  alter  Infinitiv  mit  Suffix:  Genüge  meiner!;  denn  M^ 
bedeutet  öfters  es  genügt,  Deut.  2,  3.  3,  26.  Num.  16,  3. 

c)  Auch  ganze  Sätze,  ohne  Verbum  (§  193  f.),  können  im 
Ausruf  stehn :  in  ihnen  steht  in  der  Regel  das  Prädicat  voran,  und 
die  Copula  zwischen  Subject  und  Prädicat  fehlt  ^,  z.  B.  tl'üth 
^''  tihnn^h-üd^O  Lob  (sei)  Gott!;  ft^9^''  Ah-"  Friede  dir!  Jud. 
6,  23;  hlllh'üfh.C'  9^ht\>Y}f^''  Gott  mit  euch!  Ruth  2,  4;  fl- 
4.h.-  n^OD^h'  ütXf^'  ltx'nnJ^'i{i\^,0  Matth.  21,  9.  23,39.  Hen. 
9,  4 ;  ^'^h  '  ^'^'l\ '  ^'^l\ '  txIXi.h  '  ^«T^fl  >  '  heilig,  heilig, 
heilig  der  Herr  der  Geister!  Hen.  39,  12  ;  -Iffl'  l^^hj  9^n(\hJU' 
nach  deinem  Mann  sei  dein  Verlangen!  Gen.  3,  16.  Daher  die 
Schwurformel:  fh^fD-'-  M'  (D^x^Oh'  1x9^^'  Num.  14,  21.  28  (mit 
folgendem  lt\f^'  hSfi:).  Deut.  32,  40 ;  rli^a>-:  M^  (B^^tÖ-  (1.:  (D 
K-^OO  ^'J'^/^'l-f :  Judith  2,  12;  hx^Oh'.  hnnJfx-üdi^C'  (mit 
folgendem  h^  0  Jud.  8,  19.  Ruth  3,  13. 

d)  Besondere  Wörter  im  Ausruf  sind:  Orh"  Heil!'^^  wie  es 
scheint,  ein  Accusativ,  2  Job.  11;  flr/i«"  liÜJ  Heil!  Rabbi!  Matth. 
26,49;  Qih''  ll-W'  h^O-^'-  Heil!  Jiidenkönig!  27,29;  auch 
mit  Suffixen:  flrThh'J -"  Heil  euch!  (xaiQETe)  Matth.  28,  9.  Das 
Gegenteil  ist  (Df^i  und  Y\ii>'  wehe  und  Aj&As  ^  wehe!  ach!  (§§  61 
und  167,  1,  a),  die  beiden  ersteren  immer  mit  folgendem  A,  z.  B. 


1  Hen.  22,  14  ist  (D'ltx'ti'  Subject. 

2  Arabischem  -^«3  entsprechend  und  seiner  Abkunft  nach  noch  unklar, 

3  Die  Grundform  scheint  Aj& '  ^u  sein. 


-158  §  199.    Ausrufesätze. 

(Df,M\J  oder  ÄA.:  Ah.--  Matth.  11,  21  (alte  Ausg.  und  Platt)  ; 
hü>''  Ahtf»-:  Matth.  23,  13  ff.;  das  letztere  immer  mit  Suff.:  z.  B. 
rtiAP"  tveJi  mir!  Ps.  119,  5.  Um  etwas  von  sich  abzuwehren  oder 
sich  gegen  etwas  zu  verwahren,  wird  fhfi '  ('hA  •)  §  163,  3  ge- 
braucht; alleinstehend:  rhA '  hlHJx''  /i/lh'^nC-'  H^-f's  ^l/i'- 
Gen.  18,  25,  oder  häufiger  mit  folgendem  Dativ:  rhA  •  A.'f'"  h*7 
Ü^h'  ferne  sei  es  von  9inr,  o  Herr!  Act.  10,  14;  *iiA"  Ah'  ^i'^ 
H.Ai.-  Matth.  16,  22;  rhA-"  A^-'  Jos.  22,  29;  rhA-  A-<»«»---  Gen.  44,  7. 
Soll  davon  ein  Verbum  abhängen,  so  wird  dieses  entweder  durch 
den  Subjunctiv  untergeordnet:  Matth.  16,  22.  Jud.  19,  23.  Gen. 
18,25,  oder  durch  ?iAh'"  und  das  Imperfect :  dxii'  M'  hMX'  ^"h 
Ä"*7"  ferne  sei  es  von  uns,  zu  verlassen  Jos.  22,  29.  24,  16;  rhA' 
A.i's  ?iAh-  Yxl-nC'  ATfJiJ-  'nO  Gen.  44,  17.  Zur  Verstärkung 
des  Imperativs  werden  gebraucht:  A"  (§  162)  und  hAh*'  (§  162); 
ferner  'Ü^OX'  (§  163,  3),  z.  B.  -Ü^OX'  ü^^'-  CK'  ^^ite,  Meister, 
sieh!  Luc.  9,  38,  'Ü^OX'  h'lXLh'  h'iitUX'  ^iUe,  Herr,  erlaube 
mir!  Gen.  44,  18,  und  im  Plural  'i{^0-X%  2  Cor.  10,  1.  Gen.  19,  18 
'ü^thX'  hPhM'?'  bitte,  meine  Herren!.  Eine  Interjection  der 
Freude  und  des  Hohnes  ist  Ttilf^Ö'  ei!^  s.  §  162. 

e)  Zum  Ausdruck  des  Wunsches  kann  das  Verbum  eben- 
falls in  den  Subjunctiv  gesetzt  werden;  doch  ist,  wie  in  den  Be- 
dingungssätzen (§  205),  die  mit  den  Wunschsätzen  verwandt  sind, 
auch  das  Perfect  möglich:  ^h-Ah*-*  9^P''  ü^ß:^\\''  evQoifxi  Gen. 
34,  11.  Ruth  2,  13;  J&U-^ :  A'Hrlvh -'  M^h  •"  (aMomoav)  Gen. 
49,  8.  Sir.  36,  4.  Tob.  11,  16.  Besondere  Wörter  zur  Einleitung 
eines  Wunschsatzes  sind  "hco'-  wenn!  und  ?il^"  (§  170),  z.  B.  7x9^ 
J'^hh  s  si  siimsisses  =  debebas  sumere  Matth.  25,  27,  sowie  die 
Conjunction  Afl'  wann,  welche  wie  17  für  o  dass  doch!  gebraucht 
wird:  AH'  ^'t^ :  o  dass  wir  gestorben  wären!  Ex.  16,  3;  Afl ' 
'IrRCV'  fl'^flC^-"  wären  wir  doch  geblieben!  Jos.  7,  7.  Ferner  kann 
ein  Wunsch  auch  durch  die  Fragewörter  werP  was?  wann?  wo? 
wie?  eingeleitet  werden:  <wV-'  (DÜ(\^'  d^^'f"  o  dass  uns  jemand 
Buhe  gäbe!  Hen.  63,  5;  </»V-'  ^Ü'dX'  o  dass  mir  jemand  gäbe! 
95,  1;  auch  mit  }\9^  =  äv  vor  dem  Verbum:  </»>-:  h9^ild.tiX' 
0  dass  mir  jemand  zuteilte!,  oder  mit  hf^'  (s.  oben):  <w>^-:  YiOO: 
hlilh'  Alfhi^s  /hlf'fl'"  (O'tl'l''  ?iÄ,?'"  ivenn  mir  nur  doch  je- 
mand jenes  Volk  in   meine  Hand  gäbe!  Jud.  9,  29.   Num.  11,  29. 

f)  Für  wie!  wie  sehr!  im  Ausruf  gebraucht  man  '^  (§  147,b), 
z.  B.  'XM^^'  tvie  lieblich!  Gant.  4,  10,  ferner  hW.'  (§  161,  a) 
und  sogar  h^^s,  z.  B.  h''^'  i*»VJ&-"  fll^i/'-A-'  Ch?'P'  wie  schön 
und  erfreulich  ist  sein  Anblick!  Hen.  32,  5.     Steigerndes  wie  viel 


§  200.    Copulativsätze.  459 

nic/ir!  ist  hUl'  <<.Ä"*{-R '  (§  161,  a);  für  tvie  viel  weniger!  kann 
auch  ?i6""  oder  YiWjnt'  tvie  nun!  f^ebraucht  werden:  sogar  unser 
Geld  haben  wir  surückgehracht,    m'txG'M» '  litiC^  '  ?il^ft.'l'h  -"  (O 

^^«^!  wieviel  weniger  werden  wir  Geld  stehlen  aus  deinem  Hause! 
Gen.  44,  8. 

2.   Angelehnte  Sätze, 
a)   Copulativsätze. 

1.  Um  Wörter  an  Wörter,  Sätze  an  Sätze  anzureihen,  dient  §  200 
die  Conjunction  (D  oder  das  enclitische  *L'  auch  (§  168,  3).  Dass 
auch  ohne  die  Vermittlung  solcher  Verbindungswörtchen  die  Rede 
durch  mehrere  coordinirte  Glieder  fortgeführt  werde,  ist  zwar  mög- 
lich, z.  B.  A(hA:  (in.J&--  (D^'%h'  Hen.  10,  1.  15,  4,  aber  nicht 
gewöhnlich,  und  auch  in  Aufzählungen  werden  lieber  die  einzelnen 
Glieder  durch  besondere  Wörtchen  verbunden.  Soll  ein  Wort  oder 
ein  Satz  an  einen  vorhergehenden  nicht  nur  angereiht,  sondern 
zugleich  als  etwas  neues  hervorgehoben  werden,  so  wird  (D  —  VL" 
oder  fli  —  3r:  (§  168,  3.  4)  zusammengesetzt  und  unter  Umständen 
beliebig  oft  wiederholt.  —  Wenn  an  ein  Nomen,  welches  nicht 
ausdrücklich  genannt,  sondern  nur  im  Verbum  oder  in  einem 
Pron.  sufif.  angedeutet  ist,  ein  neues  Nomen  angereiht  werden  soll, 
so  wird  das  angedeutete  Nomen  vorher  gerne  noch  einmal  durch 
ein  selbständiges  persönliches  Fürwort  hervorgehoben,  wie  \\(^  ' 
S^li\C'  fl^hiJ-  CDnhrt.*-  fl>Ä**-  Ruth  1,  1.  Jud.  19,  9  Matth. 
25,  9.  Ein  auf  mehrere  durch  und  aneinandergereihte  Nomina 
bezügliches  Verbum,  Adjectivum  oder  Pronomen  kann,  wenn  es 
der  Reihe  vorangeht,  sich  in  seinem  Genus  und  Numerus  entweder 
nur  nach  dem  nächsten  und  wichtigsten  derselben  oder  nach  allen 
zusammen  richten,  wobei  bei  gemischten  Geschlechtern  das  Mas- 
culinum  den  Vorzug  hat,  z.  B.  (DlD^f^i  09^(^1'  (Dhi^rÜ*'  (Ohf^'- 
Jud.  14,  5;  fllVltr^-:  tihUlh'-  (Düh^"-  Jud.  14,  2  (s.  auch 
§  172,  c) ;  wenn  es  der  Reihe  nachfolgt,  muss  es  in  der  Regel  in 
den  Plural  treten.  Andrerseits  kann  auch  ein  und  dasselbe  Nomen 
Object  zu  zwei  oder  mehreren  durch  (D  verbundenen  Verben  sein; 
in  diesem  Falle  wird,  wenn  das  zweite  Verbum  nach  dem  Object 
steht,  letzteres  gewöhnlich  durch  ein  Pron.  suff.  aufgenommen; 
doch  vgl.  z.  B.  auch  i\9"'i^^''  '^f^T-  ^A<^ '  (Diro^'ih''  (nicht 
Wao^'iYi:)  ehrest,  p.  45,  1.  21  f. 

Um  Sätze  an  Sätze  zu  reihen,  genügt  im  Aethiopischen  das 
allgemeinste  Verbindungswörtchen  (D   selbst  in  denjenigen  Fällen, 


460  §  200.    CopulativsiUze. 

wo  andere,  die  logischen  Verhältnisse  genauer  ausdrückende  Sprachen 
andere  Verbindungswörter  oder  Partikeln  anwenden.  Für  das 
griechische  fortschreitende  de  steht  im  Aethiopischen  gew^öhnlich 
ID,  und  selbst  für  das  gegensätzliche  aber  genügt  in  vielen  Fällen 
CD,  z.  B.  Matth.  7,  3.  16,  26;  nur  wo  ein  einzelner  Begriff  des 
angereihten  Satzes  einem  einzelnen  Begriff  des  vorhergehenden 
entgegengesetzt  werden  soll,  wird  ii '  und  noch  häufiger  fl> — (i : 
(§  168,  5)  gebraucht.  Auch  kann  ein  Infinitiv  durch  ein  Verbum 
finitum  fortgesetzt  werden,  wie  in  "h^"^'  ?i*7H,/t  •"  Oi'Afllh  ^ 
Ghrest.  p.  42,  1.  9  f.  Koh.  8,  16,  und  umgekehrt  ein  Verbum  finitum 
durch  einen  Infinitiv,  z.  B.  Ühl-f"'  M'^öXxX'  A.'^  •  (O'frO^P 
^\\'  Mxr^Ml'  G  Ad  57,  9;  hin-  f-lr/^/^  =  ^^^d^'  (D^* 
^h-f^'  lt\9^Mfh''  1^'  9^^C''  ebend.  78,24.  —  Ebenso  pflegen 
auch  Zustandssätze^,  die  in  den  Fluss  der  Rede  hineingeworfen 
werden,  um  einen  vorher  genannten  Gegenstand,  einen  Umstand 
oder  ein  Verhältnis  näher  zu  beschreiben,  durch  (D  an  die  Haupt- 
sätze angereiht  zu  werden,  z.  B.  [ih'  Ü>i' =  Av.P"ftrnrt  "  CDQi'li-" 
"J^ '  9^\t'/^'i\  '  fjXd^EV  stg  olxiav  "Iovotov,  ob  fi  olxia  fjv  ovvo- 
jLioQOvoa  Tfj  ovvaycoyfj  Act.  18,7.  Jedoch  muss,  wie  schon  §  196,  c,  a 
gezeigt  ist,  in  solchen  Beschreibesätzen  das  Subject  in  der  Regel 
voranstehn  und  wird  im  Aethiopischen  ausserdem  gewöhnlich  noch 
durch  angehängtes  fi'  hervorgehoben,  z.  B.  die  Engel  harnen  Abends 
nach  Sodom,  IDA^tA-"  Ütl^:  ^'^'ÜO  a^ft'^.■  hT'^K"-'  während  Lot 
eben  im  Thore  sass  Gen.  19,  1.  20,4.  21,5.  24,  62.  Num.  22,  22. 
Jud.  13,  2.  Immerhin  sind  solche  durch  (D  eingeleitete  Beschreibe- 
sätze im  Aethiopischen  bei  weitem  nicht  so  häufig  wie  im  Arabi- 
schen;  viel  häufiger  gebraucht  das  Aethiopische  zur  Einführung 
von  Zustandssätzen  die  Conjunction  "hTfÜ'  (§  170,  5),  z.  B.  Gen. 
18,  1.  Jud.  8,  11.  Ex.  12,  11.  Hen.  32,  3.  Aber  auch  ohne  MH'- 
und  (D  ^  nur  in  asyndetischer  Beiordnung,  kann  dem  Hauptsätze 
ein  Zustandssatz  angefügt  werden  ;  vgl.  §  189,  3,  c  und  Fälle  wie 
Hen.  14,  24  wM-  MO^Vb"  hlth-  117+ •  ^0-  lK"f:  l^dd-, 
ehrest,  p.  31,  1.  17  f.  CDjnO'  a>•A'^ :  1^9":  K?^^^"i'  h^ 
^^'-V'  C»Au^Alin>5  rh;^JK"".  —  Endlich  wird  im  Aethiopischen 
auch ,  um  Sätze  aneinanderzureihen ,  die  im  Verhältnis  einer 
zeitlichen  oder  logischen  Folge  zu  einander  stehn,  CD  in  sehr  aus- 
gedehnter Weise  gebraucht.  Das  Aethiopische  kennt  kein  beson- 
deres Waw  consecutivum  wie  das  Hebräische,  noch  auch  ein  o 
im  Unterschied  von  ^   wie  das  Arabische;  im  Erzählungs-  wie  im 


1  S.  darüber  Ewald,  G)\  Ar.  §  670,  Hebr,  Sjrr.  §  306,  c  und  §  341. 


§  200.    Copnliitivsilt/e.  461 

Weissagiingsstil  werden  die  einzelnen  Aussagen  immer  durch  das- 
selbe Verbindungsvvörtclien  fli  aneinandergereiht,  und  wenn  die 
Zeit-  oder  Gedankenfolge  genauer  ausgedrückt  werden  soll,  so 
müssen  für  diesen  Zweck  besondere  Wörtchen  beigefügt  werden, 
wie  a)h9^"}l'' und  dann,  Jud.  16,25.  19,8,  oder  fl)-  h'Jh-- (§  169,  2). 
Gleichwohl  kann  kein  Zweifel  sein,  dass  dieses  Öl,  obschon  es  in 
Aussprache  und  Form  von  der  gewöhnlichen  Verbindungspartikel 
(D  nicht  zu  unterscheiden  ist,  doch  oft  genug  einen  kräftigeren 
Sinn  als  diese  trägt.  Nach  Zeit-  und  Bedingungssätzen,  deren 
Nachsatz  gewöhnlich  ohne  Vermittlung  einer  Conjunction  an  den 
Vordersatz  angeschlossen  wird,  kann  es  mit  besonderer  Kraft  an 
die  Spitze  des  Nachsatzes  treten,  z.  B.  (DÖfi'-  JiJiK'C  -  O^f^^h^' 
und  als  er  aiifhlickt,  da  sieht  er  Gen.  29,  2 ;  ivenn  er  inich  wohl- 
behalten ^urüclcbringt,  (Dß,il(lh^^:  h9^^\\S'  so  soll  er  mir  mein 
Gott  sein  Gen.  28,  20  f.;  und  ähnlich  nach  einer  Frage :  ^^^m^' 
'l'Ü'd'V,'  (DM^  M}f^"'  hl'üh'  ivas  geht  ihr  mir?,  so  werde  ich 
ihn  euch  verraten  Matth.  26,  15.  V^^enn  ferner  einem  Hauptsatze 
Nebenbestimmungen  vorangeschickt  sind,  wird  (D  gern  gebraucht, 
um  den  Hauptsatz  selbst  kräftig  einzuführen,  z.  B.  "hh^^^  '  9'^' 
rtfl^d*  ff^^b^'  (Diitn»^}^:  ^q^i^i  ^qqJ^  sind  es  sieben  Tage,  da  bringe 
ich  Gen.  7,  4^.  Endlich  können  sogar  zwei  Handlungen,  von  denen 
die  erste  Bedingung  und  Voraussetzung  der  zweiten  ist,  durch 
dieses  kräftigere  fl>  mit  einander  verbunden  werden,  wie:  ich  habe 
von  dir  erfahren,  1t^:  {i^b\\'  rTfiA^^-*  (OdMCXl'  dass  du  einen 
Traum  nur  su  hören  brauchst,  um  ihn  auch  sogleich  zu  deuten 
(dxovoavzd  os  evvnvia  ovyxQTvai  amd)  Gen.  41,  15.  —  Mit  fol- 
gendem Subjunctiv  wird  (D  sehr  häufig  angewandt,  um  die  beab- 
sichtigte Folge  zu  einer  vorhergehenden  Handlung  nachzubringen, 
besonders  nach  Aufforderungen :  'i'P'üh'  '  (Dh^^öYl^'^'  •  ver- 
sammelt euch,  dass  ich  euch  verMlnde  oder  so  will  ich  euch  ver- 
künden Gen.  49,  1.  Deut.  32,  1.  Jud.  14,  13.  Ps.  49,  8.  80,  8;  oder 
nach  Fragen,  z.  B.  Matth.  26,  53.  Ebenso  kann  ein  Wunsch  oder 
Befehl,  der  als  Folgerung  aus  einer  vorhergehenden  Handlung 
abgeleitet  wird,  durch  (O  mit  folgendem  Imperativ  oder  Subjunctiv 
an  den  vorhergehenden  Satz  angeschlossen  werden,  z.  B.  auch  dies 
Mal  hast  du  mich  belogen,  (0}i^^Oi^'  so  sage  mir  denn  (ävdy- 
yedov  drj  /uoi)  Jud.  16,  13;  wer  hat  euch  erlaubt,  Hass  zu  üben?, 
Öl j&Ch'fllri^- :  Vf-U--  so  treffe  euch  denn  das  Gericht!  Hen.  95,  2. 


1  Während  in  andern  Fällen   der  gleiche  Zweck   durch   asyndetische 
Beiordnung   erreicht   wird:    ftVhO  •'    \\l\i*'    flfl.*!    Ch^'   ft^hji -' 

ich  schlief  in  seinem  Hause,  da  sah  ich  ein  Gesicht  Hen.  83,  3. 


462  §  200.    Copulativsätze. 

Kann  hienach  also  das  Aethiopische  zum  Ausdruck  ver- 
schiedener Verhältnisse  die  Partikel  CD  mit  besonderer  Kraft  ge- 
brauchen, so  stehn  ihm  doch  in  den  meisten  Fällen  auch  Partikeln 
und  Conjunctionen  zu  Gebote,  welche  diese  Verhältnisse  noch  be- 
stimmter ausdrücken :  der  Gebrauch  dieses  kräftigeren  (D  ist  darum 
auch  nicht  so  häufig  wie  in  andern  Sprachen.  So  wird  z.  B., 
um  nur  eines  anzuführen,   das   hebräische  1  ^n^l  im  Aethiopischen 

viel  häufiger  durch  (DM  '  h*^  '  und  es  geschah,    dass   als   durch 
(D\\^i  (D  ausgedrückt. 

Dem  stärkeren  Verbindungswörtchen  auch  entspricht  äthio- 
pisches *L'  (§  168,  3)  und  etwas  stärker  X'  im  Sinne  von  auch — 
seinerseits.  —  Auch  in  negativen  Sätzen  werden  dieselben  Ver- 
bindungswörtchen gebraucht,  also:  CD/^,  (D}\^ — VL^?  CD^ — j^s, 
Yi^ — y.!  u.  s.  f.  und  nicht,  noch,  noch  auch.  Um  eine  Aussage  zu 
verbessern  und  einer  Sache  eine  andere  als  ebenso  möglich  an  die 
Seite  zu  stellen,  dient  gewöhnlich  Y\(0*'  oder,  selten  (D  und  (§  168, 1); 
häufiger  (Dlt\f^*L'  {(O'hooY^i)  sive,  oder  auch  und  OlAh^^^  (DYx 
tro  s  (§170,  1)^  Für  das  ausschliessende  oder  dient  (Dh^hY^' 
(§  170,  1).  Ueber  die  Wiederholung  dieser  Partikeln,  um  auszu- 
drücken entiveder  —  oder,  sei  es  dass  —  oder,  s.  §  206,  über  oder 
in  der  Gegenfrage  §  198,  c. 

2.  Gegensätze  werden  ausgedrückt  durch  fli  (s.  oben,  Nr.  1) 
und  stärker  durch  das  enclitische  fi-  oder  durch  (D — rt:,  vgl. 
§  168,  5.  ■ 

Um  nach  einer  Negation  das  Gegenteil  einzuführen  und  zu 
bejahen,  dient  h^'  sonderyi  (§  168,  6),  auch  hT-flA'  und  Wlt\'}i\ti' 
(§  168,  7),  doch  haben  die  letzteren  beiden  ihrer  Grundbedeutung 
gemäss  fast  immer  mehr  den  Sinn  von  sondern  nur,  z.  B.  Ch^-f*' 
hJlKM'^''  HhT'flA^  ^A*s  seine  Gestalt  habt  ihr  nicht  ivahr- 
genommen,  sondern  nur  seine  Stimme  Deut.  4,  12;  oder:  nicht  be- 
dürfen die  Gesunden  des  Arztes,  Wtxliüti'  txti'  ^th^*^''  sondern 
nur  die  Kranken  Matth.  9,  12.  Joh.  6,  38.  9,  31.  Ps.  117, 17.  130,  3; 
an  vielen  Stellen  entspricht  gradezu  unser  ausser  (et  juij)^  z.  B. 
Matth.  5,13.   Gal.  1,  19.    Hen.  69,  11.     Verbessernd  und  bejahend 


1  Dieses  fllh^^VL",  (Düh^^t'-  (Otih^"*'  usw.  kann  ähnlich 
wie  ^(D*i  in  den  Satz  eingefügt  werden,  ohne  die  begonnene  Constniction 
im  mindesten  zu  stören,  z.  B.  Ah'^^O  •  liCld*t*  '  AU<^  -  (DIK^^H,-  fl 
*'lO'  Ex.  21,37;  kann  aber  auch  als  Bedingungspartikel  mit  dem  von  ihm 
an  das  Vorhergehende  angeschlossenen  Wort  zusammen  einen  selbständigen 
Satz  bilden,  z.B.  (D<^'\*ti'  'i\'hiU'  iDÜh^*/.'  'fl?iA/1["-"  Ex.  21,  29.  2?,  6. 


§  200.    Copiilativsät/e.  463 

findet  sich    häufig    auch    ^tlfi^'^'  •  vielmehr  (§  168,  9),    z.  B.   Jud. 
15,  13.  Gen.  35,  10. 

Das  einschränkende  (\il\'U'  nur  (g  168,  8)  wird  sehr  oft  im 
Sinne  von  jedoch,  d2.Xd,  dt:,  fjiälXov  gebraucht,  nicht  nur  mitten 
im  Satz,  wie  1  Joh.  2,  19,  sondern  auch  zur  Verbindung  von  Sätzen, 
wobei  dann  meist  (Xi(\i\v\*'-  oder  fl)  — n/llii-=  zusammengesetzt  wird, 
z.  B.  ich  könnte  dir  böses  anthun,  ÖlOrTh'!-'  h9"^i}'  J&fliA^s  jedoch 
Gott  hat  zu  mir  gesagt  Gen.  31,  29;  (D}x'f\M\o^"'  fl/li'fj  ••  ich 
sage  euch  jedoch  (aber)  Matth.  17,  11.  —  Gleichivohl,  trotzdem 
kann  ausgedrückt  werden  durch  (D — ti',  z.  B.  Ps.  49,  17.  18,  durch 
l^ftAlf-'  hei  dem,  trotzdem,  z.  B.  1  Cor.  14,  21.  Hen.  90,  11, 
oder  durch  Hlnf'A-'Ws  hei  alle  dem,  z.  B.  Hen.  89,46;  in  negativen 
Sätzen  auch  durch  T^* '  {sogar  §  163,  1)  und  A.,  z.  B.  obgleich 
ich  allezeit  bei  euch  war,  lt\^\\f'^"'  T'J»-"  h^tii-hx^l^''  habt  ihr 
doch  eure  Hände  nicht  ausgebreitet  Luc.  22,  53.  Matth.  21,  32. 
Uebrigens  wird  doch  im  Nachsatz  von  Bedingungssätzen,  die 
durch  wenn  auch  eingeleitet  sind,  in  der  Regel  nicht  ausgedrückt, 
s.  z.  B.  Matth.  26,  35. 

Die  Steigerung  wird  durch  die  Adverbien  T4*  '  sogar 
(§  163,  1)  und  4L^4'^'  gar  sehr,  noch  mehr  ausgedrückt;  nament- 
lich in  negativen  Sätzen,  wo  K^  —  T4' '  oder  T4* '  —  h^  einem 
ne  —  quidem  entspricht,  z.  B.  Exod.  11,7,  und  in  Frage-  und  Aus- 
rufe-Sätzen, wo  liG'  h'ih'  <{.Ä'4-Rs  nach  einem  positiven  Satz 
um  wie  viel  mehr  nun?  und  nach  einem  negativen  tuie  viel  weniger? 
bedeutet,  z.  B.  Matth.  6,  30.  Hebr.  12,  25.  Auch  das  oben,  §  163,  3 
erklärte  'Vj^'Jrts  wird  in  solchem  Zusammenhang  angewandt. 

Das  rein  einschränkende  nur  kann  zwar  durch  fl/h'fr ' 
(§  163,  2)  ausgedrückt  werden,  z.  B.  Gen.  34,  15;  da  dies  aber 
häufig  schon  im  Sinne  von  doch,  jedoch  gebraucht  wird,  so  ist 
für  nur  auch  flrlh't'^"  (§  163,  2)  gebräuchlich  geworden.  Ausser- 
dem steht  dafür  auch  h^'"  s  zu  Gebote,  vgl.  §  162,  und  nach 
negativen  Sätzen  auch  h'^dh',  nMdii'  ausser  (§§168, 7  u.  170,  4). 
Wie  jedoch  in  den  classischen  Sprachen  die  Einschränkung  nicht 
nur  durch  Adverbien,  sondern  auch  durch  flectirte  Adjectiva  (juovog, 
solus)  ausgedrückt  wird,  so  zieht  auch  das  Aethiopische  diese  mehr 
persönliche  Ausdrucksweise  in  vielen  Fällen  der  adverbialen  vor 
und  gebraucht  hiezu  das  §  157  beschriebene  (Iflx't'l' '  mit  ange- 
hängten Pronomina  sufF.,  z.  B.  nur  ihn  h^^li"'  Qfh'h'f''  Matth.  4,10. 

3.  Zur  Begründung  dient  insgemein  die  Conjunction  Tfitl^^' 
(§  169,  4),  die  ausserordentlich  häufig  angewandt  wird  und  zu- 
nächst unserem  tveil,  weiterhin  auch  unserem  denn  entspricht,  wo- 


464  §  201.    Attributive  Relativsätze. 

für  das  Aethiopische  kein  anderes  Wort  hat.  Da  sie  relativen 
Sinn  hat,  so  kann  sie  nebst  dem  durch  sie  eingeleiteten  Satze  dem 
begründeten  Satze  auch  vorangestellt  werden,  z.  B.  (Ohtl^^ '  h. 
Afls  /*'C<D=  f'flrt^  und  weil  es  nicht  Wurzel  hatte,  verdorrte  es 
Matth.  13,  6.  22,  25.  Jud.  15,  2.  Ebenso  wird  die  Vergleichungs- 
conjunction  ({\\0^'  oder  Hh*^'  ivie  oft  auch  im  Sinne  von  was- 
massen,  dieweil  angewandt,  z.  B.  Hen,  81,  3.  Gen.  34,  7;  stärker 
ist  Hh'i't''  H  darob  dass,  deswegen  weil  §  170,  10. 

Um  Folgerungen  auszudrücken,  hat  das  Aethiopische  zu- 
nächst das  enclitische  \h'  also  und  das  fast  immer  nachgesetzte 
?i'}h'  nun;  ItxliP'  nun  wohl  denn  ist  mehr  zweifelnd  und  fragend; 
s.  oben,  §  169,  1-3.  Stärker  ist  Mxii^''  'n'}'P''  oder  dMi^li'- 
deshalb,  darum,  z.  B.  Jud.  15,  19.  In  der  Bibel  ist  auch  das 
einem  nnyi  entsprechende  fllJ&?iH,3r :  und  nun  denn  ziemlich  häufig, 

z.  B.  Gen.  31,  29.  Jud.  13,  7.  14,  2.  20,  9.  Hen.  94,  1.  3. 

b)   Attributive  Relativsätze. 

§  201  Ein  Relativsatz  im  engeren  Sinne  wird   in    der  Regel   durch 

das  §  147,  a  beschriebene  Pronomen  relativum  eingeleitet;  andere 
persönliche  Relativa  hat  das  Aethiopische  nicht,  wohl  aber  ein 
besonderes  relatives  Ortsadverbium  'TfO"  (§  161,  b)  wo,  wobei,  wo- 
hin, wozu^  und  h^"^'  wann  oder  da  (§  161,  b),  das  wenigstens  oft 
die  Stelle  eines  relativen  Zeitadverbiums  vertritt.  Relativsätze, 
welche  ohne  Vermittlung  eines  Pronomen  relativum  an  ein  Wort 
des  Hauptsatzes  eine  Nebenbestimmung  fügen,  sind  im  Aethio- 
pischen  zwar  möglich,  aber  seltner  als  in  andern  semitischen 
Sprachen  und  erscheinen  fast  nur  noch  wie  Reste  aus  einer  alter- 
tümlicheren Sprachperiode ;  dabei  ist  es  gleichgültig,  ob  das  näher 
zu  beschreibende  Wort  definirt  ist  oder  nicht:  /^T^?i*  /^-P  '  h 
9^äO'f'll  •  tilge  aus  das  Fleisch,  das  dich  erzürnt  hat  Hen.  84,  6 ; 
ühCfx^ '  ÄCh^Vbh  •  nach  dem  Bilde,  das  ich  dir  gezeigt  habe 
Ex.  26,  30.  36,  5;  flj)A^-'  K.'Vd\)i^'  an  einem  Tage,  da  er  (ihn) 
nicht  erwartete  Matth.  24,  50;  h-f-V-  f^^^^'  (Varr.:  W^h^^', 
KiW'  f^^^^')  '^tid.'  1  Esr.  2,  48.  Am  entbehrlichsten  gilt,  auch 
noch  in  späterer  Sprache,  ein  Pron.  relat.  dann,  wenn  von  einem 
im  Stat.  constr.  stehenden  Nomen  ein  ganzer  Satz  abhängt,  z.  B. 
in  ([fro^öh'  ß'^^Tfi''  <^^¥'>'Th!  in  den  Tagen  (dessen,  dass)  da 
die  Richter  richteten  Ruth  1,  1.  Gen.  24,  11.  Lev.  7,  15.  38.  13,  14. 
14,1.  Num.  6,13;  h^"  K^C19"'  ÖM"-  iaiAJ^'h"  (Var.:  li 
-f'CDAJ^hO  Sir.  23,  14;  a-üdi.^.'  'l'L(D(D'\b''  (Var.:  a-Hih^C-  H 


§  201.    Attributive  Relativsätze.  465 

'l-^fllfll-Vl-:)  Tob.  3,  15  11.  s.  f.;    auch  in  fia-  ^>-"  %\L''   f^Öüü' 

O'hf'-  als  es  Zeit  war,  dass  die  Sonne  unter gehn  sollte  Gen.  15, 17. 
Und  es  ist  schon  oben,  §  168  bemerkt  worden,  dass  manche  halb- 
leere Wörter,  die  sich  auf  diese  Weise  ganze  Sätze  unterordnen, 
zu  Conjunctionen  geworden  sind. 

1.  Wird  aber  das  Pronomen  relativum  gebraucht,  so  braucht 
es  sich  nicht  notwendig  an  ein  ausdrücklich  genanntes  Nomen 
anzulehnen,  sondern  kann  auch  mehr  selbständig  oder  substantivisch 
stehn  und  ist  dann  correlativ,  d.  h.  es  schliesst,  nach  unserer  Weise 
zu  reden,  sein  Demonstrativ  in  sich,  z.  B.  wer  (d.  i.  derjenige, 
welcher)  glaubet,  wird  selig  Marc.  16,  16;  ÄAn^*^'-'  H^fl AO- •" 
sie  hatten  nicht  (etwas),  was  sie  essen  konnten  Marc.  8,  1 ;  H  kann 
hienach  bezeichnen :  tver,  was,  einer  ivelcher,  ettvas  was,  der  welcher, 
das  was.  Aus  diesem  Grunde  pflegt  dieses  einfache  Pronomen 
relativum  auch  im  Sinne  von  wer  nur  immer,  was  nur  immer  zu 
genügen,  und  nur,  wenn  es  zugleich  distributiven  Sinn  haben  soll, 
wie  z.  B.  in  V^A-«^'-"  HlfrliAP-^' •"  AO«^- -"  ^l^Ä'h- -■  sie  alle 
sollen  darbringen,  was  nur  immer  ihr  Herz  denkt  Ex.  35,  5,  wird 
es  häufig  auch  verdoppelt  (vgl.  §  159,  g).  Was  hier  von  H  gesagt 
ist,  gilt  auch  von  'Tffl '  und  ti^^  •  (s.  unten).  Zwar  kann  der 
Deutlichkeit  wegen  und  namentlich,  wenn  mit  H  auf  ein  schon 
entfernter  liegendes  Nomen  zurückgewiesen  werden  soll,  dem  Pro- 
nomen relativum  das  Demonstrativum  noch  ausdrücklich  vorangehn, 
wie  (D'lti^'  liVÄ'rh '  jener,  der  rein  geworden  war  Lev.  14,  19. 
Gen.  15,  17;  JiA-s  ?iA--  diese,  welche  Jud.  6,  10;  Ifh*."  ni\9^?:i\' 
Lev.  1,  4;  notwendig  ist  dies  aber  durchaus  nicht.  Steht  hingegen 
der  Relativsatz  voran,  so  wird,  namentlich  wenn  er  nicht  ganz 
kurz  ist,  häufig  an  der  Spitze  des  Hauptsatzes  durch  ein  Pron. 
demonstrativum  darauf  zurückgewiesen,  z.  B.  Jxti'  Y\i'  KfLAh  s 
ho^l'ii'  Jirh-4-'  Jud.  7,  4.  Matth.  24,  13.  Bei  einem  solchen 
für  sich  allein  stehenden  Pron.  rel.,  das  sein  Demonstrativum  in  sich 
schliesst,  werden  Genus  und  Numerus  genau  unterschieden,  und 
die  Casusverhältnisse,  die  ein  solcher  die  Stelle  eines  Nomen  sub- 
stantivum  vertretender  Relativsatz  innerhalb  des  Hauptsatzes  ein- 
nimmt, werden  ebenso  bezeichnet  wie  bei  jedem  andern  Nomen, 
z.  B.  nY\9'^'t'  f^^'hl'  Marc.  16,  16;  K\\'i\\o^"'  hl^t^^-  hii- 
1-1'*S"I4- •■  nicht  ihr  seid  die  Redenden  Matth.  10,  20;  ChM*-  H 
A^^:  CJiA-'  ff^^Ö^*  ich  sah  einen,  derein  betagtes  Haupt  hatte 
Hen.  46,  1.  Num.  23,  8.  Jud.  17,  6;  H"l-^p(^''  A?iA  "  f  OÖ^  ' 
Ruth  2,  3.  Luc.  9,  11  (nach  §  172,  c);  ^^ '-  n'^'t^'  das  Blut 
dessen,  den  er  getödtet  Num.  23,  24.  Hen.  49,  3;  J^rtA-'  ?iA--  H^'t:- 

Dillmaiin,  Aethiop.  Sprache,  2.  Aufl.  30 


466  §  201.    Attributive  Relativsätze. 

mit  denerij  die  gestorben  sind  Ruth  1,  8  u.  s.  f.  Bemerkenswert 
ist,  dass  sich  ein  Pron.  relat.  der  dritten  Person  auch  auf  eine 
erste  Person  beziehn  kann,  z.  B.  (DhiiahTfi  tt^f*^'  (=  Ä'Aal:) 
Sap.  9,  12. 

Auch  auf  ein  Pronomen  separatum,  das  virtuell  im  Genitiv 
steht,  kann  das  Relativum  mittelst  A  bezogen  werden,  z.  B.  Asc. 
Js.  7,  20,  ebenso  auf  einen  Dativ  (wie  iÜ^^^'i'' — A^iAO,  7..  B. 
Asc.  Js.  8,  26.  9,  21.  7,  21.  10,  16.  11, 16  (vgl.  Trumpf,  GGA  1877, 
S.  1544  fr.  z.  d.  St.). 

Bezieht  sich  hingegen  das  Pronomen  relativum  auf  ein  aus- 
drücklich genanntes  Nomen  des  Hauptsatzes,  das  es,  ähnlich  wie 
ein  attributives  Adjectiv,  näher  bestimmt,  und  geht  dieses  Sub- 
stantivum  dem  Relativsatz  voran,  so  ist  es  nicht  unumgänglich 
notwendig,  dass  das  Pronomen  relativum  mit  dem  Nomen  im  Genus 
und  Numerus  congruirt,  sondern  das  Relativ  H  bleibt  als  allge- 
meines Relativzeichen  (§  147,  a),  auch  auf  weibliche  oder  Mehr- 
heitswörter bezüglich,  öfters  in  seiner  nächsten  Gestalt,  z.  ß.  <w> 
fllniO*''  O^'h  n}\9^^V"i'  offene  Fenster,  aus  welchen  Hen.  72,  7; 
K'>ft'l"JP'  H'V^?"'  Weiber,  welche  sie  gerne  wollten  Gen.  6,  2.  Ist 
das  Nomen,  an  das  sich  das  Relativum  schliesst,  ein  Pron.  suff., 
so  wird  die  Beziehung  durch  ein  dem  Relativum  vorgesetztes  A 
vermittelt:  9^l\M'  AhA-  ^CV'  mit  iins^  die  wir  getragen  haben 
Matth.  20,  12.  —  Indessen  braucht  das  Nomen,  auf  das  sich 
das  Relativum  bezieht,  nicht  notwendig  vor  diesem  zu  stehn, 
sondern  kann  vielmehr,  wie  nach  §  188  das  Adjectiv,  auch  nach- 
folgen, z.  B.  K.^-hC^  '  HflJJ^'*  -•  hilii '  leset  das  Getreide,  das 
ausgefallen  ist,  nicht  auf  Lev.  19,9.  Deut.  33,  11;  und  wenn  das 
Nomen  den  Beisatz  Vf"A*'  hat,  so  wird  sogar  gewöhnlich  der 
Relativsatz  zwischen  W'A*'  und  das  Nomen  eingeschoben,  z.  B. 
W-A-!  MJ&TlinC"  nhO>!  l'Pf^'  Num.  21,13;  W-A-'  Hl^l-fl^-s 
^A'  Deut.  1,  18.  Ja  sogar  die  Attraction  des  Nomens,  auf  das 
sich  das  Relativum  bezieht,  aus  dem  Hauptsatz  in  den  Relativsatz, 
wie  in  den  classischen  Sprachen  ^,  ist  im  Aethiopischen  beliebt,  z.  B. 
(D^h'f''  h^i's  OMlo^''  ÜlC'  in  welche  ihr  nur  immer  kommet 
Matth.  10,  11;  Wh^ß'  Uf:  li^ii±''  '^f'  Ex.  17,  1;  h^dil-üXl'- 
H'^niVlf !  ^f^^^'V'  ich  habe  keinen  so  grossen  Glauben  gefunden 
Matth.  8,  10;  ^AA'  nß>(0^'li''  ^-^fl '  (DOd^-  Ä'^'Vft^-.-  mit 
dem  Heiligen  und  Grossen,  welcher  aus  seiner  Wohnung  treten  ivird 
Hen.  1,  3.    Oder  es  wird  wenigstens  ein  Beiwort  des  Hauptnomens 


1  Vgl.  auch  Ewald,  Ilehv.  Spr.  §  334,  a. 


§  202.    Attributive  Relativsätze.  46? 

in  den   Relativsatz  gezogen,  wie  in  llVUs  Ä'flC«'  UChM''  VR'V" 

dieser  hohe  Berg,  tvelchen  du  gesehn  hast  Hen.  25,  3.  Auch  ge- 
hören hieher  Fälle  wie  (D9,^^fii  HJR-VlR^s  ^l.CÄ*Vl••■  Ps.3(3,2G; 
Vf-A--  a^^w^A-'  nK'^^'t'  Ä\h*d.'  (O-tll--  lliU'  //«KVh^.-  ^ 
^^»Ä'?i--  ^Öii>ll'  Deut.  28,  61.  So  sagt  man  auch  h^  '  Öii'l '- 
ivelchcs  Tages  Gen.  3,  5.  Besonders  wird  1rf"A*s,  wenn  es  dem  M 
unmittelbar  vorangeht,  gerne  mit  dem  Relativum  eng  zusammen- 
genommen und  richtet  sich  dann  in  seiner  Construction  nach  dem 
Relativ-,  nicht  nach  dem  Hauptsatze,  z.  B.  -l'*^fl<-'  W"A--'  HK'rli-^-s 
thuet  alles,  was  (=  was  nur  immer)  geschrieben  ist  Jos.  23,  6. 
Num.  18,  15.  Deut.  6,  1.  20.  11,  3.  34,  12. 

Was  insbesondere  das  Ortsadverbium  'Vfl '  betrifft,  so  kann 
dieses,  wie  H,  correlativ  gebraucht  werden  und  bedeuten :  da  ivo, 
dahin  wo,  da  ivohiii,  dahin  wohin,  z.  B.  A^^'  '^Q'  J&'f'CÖ-  Gen. 
31,19;  hl{[C'  -TlH:  Üm\\"'  Jud.  17,  9;  'Jhti'l'P'fih'  l^r-h^i- 
h^lt/i(0*ll'  du  sammelst  von  da,  wo  du  nicht  gesäet  hast  Matth. 
25,24;  rwiAlJA'h  'W'  Üü^:  rThn«  Matth.  2,  9 ;  h^Ml'-  'Vfl* 
^'OC^'  "hlli*'  sie  fand  nicht  (einen  Ort),  ivo  ihr  Fiiss  ruhen 
konnte  Gen.  8,  9;  rli^A -"  fl^X* -"  "hd'  ÜA(0*^'  Wüste  ist's,  wo 
wir  sind  Luc.  9,  12.  Es  kann  sich  aber  auch  an  ein  vorher  aus- 
drücklich genanntes  Nomen  anschliessen,  zunächst  an  Nomina  des 
Orts,  wie  <^hT-'  "^d'  ^o^'  ÜP-'  seinen  Ort,  wo  er  schlief  Ruth 
3,  4.  Luc.  10,  5,  aber  auch  an  Sachwörter  und  Personennamen, 
und  vertritt  dann  die  Stelle  des  Pron.  rel.  H  mit  einer  entsprechen- 
den Präposition  des  Orts,  z.  B.  rt^7A^-"  ii'W'  f  (IC*7-  die  Wagen, 
worin  er  aufsteigt  Hen.  72,  5.  73,2;  ^Ahh'Th.'  {{'hü'  Ü^aK'  ?" 
T*PV'  die  Engel,  an  tvelche  sie  übergehen  waren  Hen.  63,  1,  ähnlich 
wie  in  solchen  Fällen  auch  Üf  s  mit  vorhergehendem  W  gebraucht 
werden  kann,  z.  B.  htM'H'  Itxti'  'Thflfl^?!-'  liP-'  die  Völker,  m 
welchen  du  kommst  Deut.  12,  29. 

2.    Die    Casusverhältnisse    des    Pronomen    relativum  §  202 
innerhalb  des  Relativsatzes  können  auf  mehrfache  Weise 
ausgedrückt  werden. 

Die  gewöhnliche  Ausdrucksweise  ist  die,  dass  das  Pronomen 
relativum,  obwohl  nach  Genus  und  Numerus  flectirt,  nur  als  all- 
gemeines Relationszeichen  behandelt  wird,  das  der  Ergänzung  durch 
persönliche  Fürwörter  bedarf.  Allerdings  ist,  wenn  das  Relativ 
im  Relativsatze  die  Stelle  des  Subjects  vertritt,  eine  solche  Er- 
gänzung durch  ein  persönliches  Fürwort  nicht  notwendig,  weil  die 
Ergänzung  im  Verbum  selbst  enthalten  ist,  z.  B.  'ilhfl^'  U?fli(0'C' 
der  Mann,    welcher  geht.     Ebenso    kann    die   Ergänzung    entbehrt 

30* 


468  §  202.    Attributive  Relativsätze. 

werden,  wenn  das  Relativ  nach  unserer  Ausdrucks  weise  in  den 
Objectscasus  (Accusativ)  treten  soll,  weil  sich  seine  casuelle  Be- 
ziehung meist  aus  dem  Zusammenhang  versteht,  z.  B.  9^^C'  hlr'f'' 
(DÜdil'  das  Landj  welches  er  dir  gegeben  hat;  doch  wird  in  diesem 
Fall  die  Ergänzung  schon  ebenso  häufig  beigefügt,  wie  in  txhxH'ü' 
WYxY^a^i  ^-1-fll^^fPtfiH:  ^i^  VölJcer,  welche  ihr  beerben  iverdet 
Deut.  12,  2 ;  und  besonders  nötig  ist  dies,  wenn  das  Pronomen 
relativum  sich  auf  ein  Pronomen  der  ersten  oder  zweiten  Person 
bezieht.  —  Soll  das  Pronomen  relativum  zu  einem  Nomen  des 
Relativsatzes  im  Genitivverhältnis  stehn,  so  wird  dies  nicht  am 
Relativum,  sondern  durch  ein  dem  Nomen  angehängtes  Suffix  aus- 
gedrückt :  ÜIO  "hlff*'  ll^''  flJhO  eine  Stadt,  deren  Name  Sikar 
Job.  4,  5;  HJ&nKVTfi-"  Chfrs  dessen  Gipfel  reicht  Gen.  11,4;  hü'- 
^^'H'i'  JiÄ'eiftf»-.-  deren  Hände  gefüllt  sind  Num.  3,  3;  oder, 
falls  der  Genitiv  durch  Präpositionen  auszudrücken  ist  (§  186), 
durch  ein  der  Präposition  angehängtes  Suffix :  die  Kirche^  Klr't' ' 
^"t'  'ti^>?9^\\''  Ahhs  ^u  deren  Diener  ich  gesetzt  bin  Col.  1,  25; 
^wei  Diener^  tlhth^''  hy^iVf^' '  deren  einer.  —  Ebenso  ist,  wenn 
dem  Pronomen  relativum  sein  Verhältnis  im  Relativsatz  mit  Hülfe 
einer  Präposition  angewiesen  werden  soll,  im  Aethiopischen  die 
gewöhnliche  Wendung  die,  dass  die  Präposition  mit  einem  ent- 
sprechenden Pron.  sufF.  dem  Relativum  nachgesetzt  wird,  und  zwar 
entweder  unmittelbar  oder  durch  einige  Wörter  davon  getrennt, 
z.  B.  ÜIC'  7\lri"'  "ixTVl'  die  Stadt,  aus  welcher  Jos.  20,  6;  9^ 
Ä'Cs  Tx'i'l*'  {[(0*t\'}s^'  •f'CDAÄ!  das  Land,  worin  er  geboren 
wurde  Gen.  11,  28;  hö"^^'  hü-  ^(\.V"i -  ^^(0^9^''  Tf}*-' 
n,!*:  Jud.  16,  26;  Utf^^htU'  '^fl^(^ "  ^u  dem  du  gekommen  bist 
Ruth  2,12;  -ahfl,'  HÄ,'V«A*-  Dr-p'  hnilh'üih.C'  -^auh-f^'- 
Ps.  31,  2.  —  Nur  sehr  selten  wird  in  einem  solchen  Falle  durch 
ein  dem  Pronomen  relativum  vorgesetztes  A  (§  172,  c)  die  Be- 
ziehung desselben  auf  das  folgende  Pron.  suff.  besonders  angedeutet, 
z.  B.  in  AÄA  '  m-ft't-P^-  -■  Üti^h  s  für  blosses  ?iA  ••  Ex.  34,  10. 
Aber  das  Pronomen  relativum  kann  im  Aethiopischen,  ähnlich 
wie  in  den  indogermanischen  Sprachen,  auch  als  ein  wirkliches 
Pronominaladjectiv  behandelt  werden ;  hierauf  gründet  sich  die 
zweite  Art,  dem  Relativ  seine  Casusverhältnisse  innerhalb  des  Relativ- 
satzes anzuweisen,  welche  darin  besteht,  dass  ihm  die  Casuszeichen 
und  Präpositionen  einfach  vorgesetzt  werden,  z.  B.  Geld,  flH"  'J*^ 
fTs  M}A'  mit  tvelchem  wir  Korn  einkaufen  ivollen  Gen.  43,  22; 
er  erfragte  die  Zeit,  flH '  tyM'Ch?*^'^* '  Vtl'ü '  in  ivelcher  ihnen 
der  Stern  erschienen  war  Matth.  2,  7;  Vl/^h-"  flH=  fttth'tl}''  er  hat 


§  202.    Attributive  Relativsätze.  409 

dir  ctiras  gesagt,  womit  er  dich  verführen  tvird  Deut.  13,  6.  Ex. 
34,35.  Gen.  31,32.  Pix.  28,  4;  W-A--  (D-h'V'  MröJ^'^»:  (1,^/^^'" 
jeder,  auf  welchen  ihre  Leiche  fällt  Lev.  11,  32.  35;  -^Jls  UClh^' 
f'(DC.^''  ff^'idM'  ^'^'l\'  aufweichen  du  den  heiligen  Geist  herah- 
Jcommen  siehst  Job.  1,33;  hh9"(l'  iill'Vl'tlC'  yvcbdi  rivi  jzoieTg 
Sir.  12,  1;  ^lAfl-'  liH  '  hliH'  er  hat  niemandem  befohlen  15,  20; 
/{"hin»:  'i\l\:  (\U'i'(\^''/''  wenn  du  ettvas  hast,  ivomit  du  ihm  nützest 
13,4;  (DUOf^"'  An-'  nW-"  JK.'V.AP-!  xaQÖiav  edcoxs  diavoelodai 
nvTio  17,  6;  Ob'  HH  '  J&'HnC  •  Sap.  14,  7;  ÄAH  •  AHf -V^CT  • 
CD^An'  Alf  J?'<^-Cirs  niemanden  scheut  er  (Gott)  und  niemanden 
furchtet  er  (während  ohne  A  der  Sinn  sein  könnte :  niemand  scheut 
ihn  und  niemand  fürchtet  ihn)  Clera.  204  b. 

Hie  und  da  werden  beide  Constructionsweisen  so  mit  einander 
verbunden,  dass  man  sowohl  dem  Pron.  rel.  die  Präposition  vor- 
treten als  auch  im  Relativsatz  selbst  die  Präposition  mit  Pron.  suff. 
noch  einmal  nachfolgen  lässt,  wie:  glücklich  die,  tihü'  h^thÜil' 
A-OO-:  \i^([^'.  IP^at^:  Ps.  31,1;  Wfls  AnCDÜtl'-  '^9^t\'t:  ao\\ 
Mr-  Matth.  25,  15;  ([^^M'  flMfl*  •  HflTh  ■  Ex.  17,  5.  30,  4. 
36.  39,17.  Lev.  11,  34  u.  s.  w. 

Indessen  werden  längere  Präpositionen  nicht  gerne  vor  das 
Pronomen  relativum  gesetzt:  das  Aethiopische  hat  die  sehr  be- 
merkenswerte Freiheit  gewonnen,  sie  nachzusetzen^:  9^^C.'  Itxi'f*' 
'llfl.'  f'^^'M'  das  Land,  zu  dem  wir  gekommen  sind  Gen.  47,  4; 
hd"}'  H-Tlfl-'  Steine,  an  welchen  Lev.  14,  40;  ''/°A*-"  llh9^^''  ^(D 
^h*'  'h^'hOi'  ich  zählte  die  Thore,  aus  denen  sie  herauskamen 
Hen.  33,  3;  '\9'hahi  ^A  ■  lt\9^'\(\'  ^(DÖh-  B'h^'  die  Thore, 
aus  denen  die  Sonne  herauskommt  Hen.  72,  3;  'flH*'^  s  \l'h9^'['^ 
thd.'  \ih^'  ^'üh'  AdA'  Ir'h^'  mehr  als  (hier)  geschrieben  ist, 
sind  die  Kriege,  die  der  König  zu  führen  hatte  Cod.  Bodl.  XXIX, 
f.  15  b,  B.^  Ganz  kurze,  einsilbige  Präpositionen  werden  aber, 
soviel  bekannt,  dem  Pron.  rel.  auf  diese  Weise  nie  nachgesetzt. 

Die  Stellung  der  Präposition  vor  dem  Relativ,  dessen  Ver- 
hältnis innerhalb  des  Relativsatzes  sie  anzeigt,  hat  in  den  Fällen, 
wo  das  Pron.  rel.  sich  auf  ein  vorhergenanntes  Nomen  bezieht, 
keinerlei  Undeutlichkeit  zur  Folge.  Wird  hingegen  das  Relativum 
mehr  substantivisch  und  correlativ  gebraucht  (§  201),  wie  in  dem 
Satze:  -^n.-  HChJil'  f'fDC^s  a^l^h'  ^H-tl-  auf  wen  du  den 
heiligen  Geist  herabkommen  siehst,  so  ist  diese  Ausdrucksweise  nur 
dann  erlaubt,   wenn   über   die  Beziehung  des  Pron.  rel.   innerhalb 

^  Wie  quocum  oder  womit,  worunter  u.  s.  f. 

2  [Vgl. Perrüchon,  Histoire  des guerres  (V' Amda  Syon,  Paris  1890,  p.  113.] 


470  §  202.    Attributive  Relativsätze. 

des  Hauptsatzes  kein  Zweifel  sein  kann.  —  Am  häufigsten  findet 
sich  die  Voranstellung  der  Präposition,  wenn  diese  vom  Verbura  des 
Hauptsatzes  und  des  Relativsatzes  zugleich  abhängt:  "Mxd'  WflA' 
'TrH  ■  hA  ■  ^h'flVh '  *r*lrt '  ich  will  ÄeJiren  lesen  hei  denen^  bei 
ivelchen  ich  Gnade  finde  Ruth  2,  2. 

Vermöge  des  in  §  174  f.  beschriebenen  freieren  Gebrauchs 
des  Accusativs  kann  das  Pronomen  relativum  in  manchen  Fällen, 
in  denen  andere  Sprachen  ihm  eine  Präposition  vortreten  lassen 
müssen,  einfach  im  Accusativ  untergeordnet  werden ;  so  namentlich, 
wenn  es  sich  an  einen  Temporalbegriff  anschlicost,  wie  in:  HhA 
^^":  'ioD^:  \i(DfyY\^:  im  ziveiten  Jahre,  dass  sie  ausgezogen  waren 
Num.  1,1;  hJT'^/W'Ths  Hi^^^fH :  von  dem  Jahre  an,  in  dem  er 
es  gekauft  hat  Lev.  25,  50.  Ps.  89,  17;  aber  auch  sonst,  wie:  4*'fl 
"h-  llßf'l'4*'üli*'  das  Oel,  womit  sie  gesalbt  werden  Ex.  35,  28. 
38,  25  (wofür  Ex.  40,  7  HO*!  J&^+'flh- 0 ;  und  noch  freier: 
5^7'lh "  IJ^J&f '  li^l'yhi^ '  was  ist  meine  Schuld^  wegen  der  du 
mich  verfolgst?  Gen.  31,36  (doch  s.  §  203,  1,  a). 

3.  Die  Relativconstruction  ist  im  Aethiopischen  sehr 
beliebt  und  häufig  angewandt. 

Vor  allem  werden  in  der  Sprache  fehlende  Participien  (§  123) 
und  Adjectiva  durch  Relativsätze  umschrieben,  z.  B.  IfJ&VÄ'Ä"' 
brennend  Hen.  14, 12;  HÄ^^h*^^-'  unwissend  Gen.  20,  4;  HJ&<w> 
^h'  oder  HJ&hcö-7-"  Jcünftig;  HfiA*s  gegemvärtig  Rom.  8,38;  H 
p.'H7C2  sogenannt  Hen.  17,  4;  n^ttCh'  Säemann  Matth.  13,  3; 
HJ&AlJ^':  der  ältere,  n^lrhtl'  der  jüngere  Gen.  10,  31  ff.;  HA9 
ti9" :  eivig;  H^^f/^'s  der  frühere  Deut.  10,  4.  Namentlich  Ad- 
jectiva, die  ein  Können  oder  Nichtkönnen  ausdrücken,  werden  so 
umschrieben:  HJ&^'ThA  s  tödtlich  Ps.  7,  14,  HJ^^^fl^^  :  sterblich, 
H/l,^<^fl^''^5  unsterblich,  HJV.J&  Thö^mT"  uner messlich,  UKf'^ 
'^ii^ '  unzählig,  Uh^ytl'f'Ch^'  unsichtbar  u.  s.  w. ;  ebenso  die 
privativen  und  die  aus  mehreren  Wörtern  zusammengesetzten  Ad- 
jectiva unserer  Sprachen,  z.  B.  'h^^l'  {Ttxh')  '>^A4^«'  ti^fy^*- 
unzählige  Auserwählte  (§201a.  A.);  Hw^AAi^'  'J^^iJs  dreijährig 
Gen.  15,9;  HÄAn«'  ^^' ivasserlosVs.l^)^,  4.;  ^TO/h^"-"  hl-):'' 
hAh.'fj:  hd^HiV'  ein  zweischneidiges  Schivert  Jud.  3,  16;  HhAO^ 
ÄCö-A'  unheilbar  Deut.  28,  27;  HÄAn-'  IP^-  unschiddig  Ex.  23,  7. 
Selbst  wenn  ein  entsprechendes  Adjectiv  in  der  Sprache  vorhanden 
ist,  wird  die  Umschreibung  durch  einen  Relativsatz  oft  als  kräftiger 
oder  feiner  vorgezogen,  wie:  Heofl."  'üCV'}'  (DUf^lf'htl'  -ilCVi'' 
das  grosse  und  das  kleine  Licht  Gen.  1,16;  "htS*  'i'C^-s  die  übrigen 
Joh.  6,  12.  Jos.  21,26;  Hfhhj  (für  hh-Ji:)  Matth.  12,  45.    Auch 


§  20L>.     Alh-ilMiiivo   ];(-l;il.ivsiU/o.  471 

wird  häutig  ein  x\djectiv  seinem  Substantiv  mit  Hülfe  des  Pron.  rel. 
angefügt,  nicht  nur  wenn  es  einen  adverbialen  Zusatz  bei  sich  hat, 
wie  l/r7iJPfl>""  A^Al^"«  CT  der  ewig  lebende  Hen.  5,  1,  sondern  auch 
wenn  darauf  ein  Nachdruck  ruhen  soll:  hT^'t'  tx'iM'  H'JK-rlfi' 
von  dem  reinen  Vieh  (im  Gegensatz  zum  unreinen)  Gen.  7,  2; 
flJAÄ'.-  Mfllrf-^'  ihr  erstgehorner  Sohn  Mattli.  1,  25.  Gen.  25,  25. 
27,  19  (gegen  Gen.  38,  6)^.  Dass  das  Pron.  possess.  II.Äf'  u.  s.  f. 
häufig  durch  H  mit  seinem  Substantiv  verknüpft  wird  (z.  B.  Gen. 
37,  7.  31,  18.  21),  ist  schon  oben,  §  150,  b  bemerkt  worden. 

Ferner  dient  die  relative  Redewendung  öfters  dazu,  um  an 
ein  Nomen  allerlei  Nebenbestimmungen  anzureihen,  z.  B.  mf^' 
Vf-A-s  U(0'{\'l'  rt*^^"  1'üd'  ich  beobachtete  alle  Werke  am  Himmel 
Hen.  2,  1 ;  h^(\C'  nh^^h-ül'-  hd'O  Berge  aus  Edelstein  Hen. 
18,  6.  Und  fast  immer  wird  unsere  Präposition  ohne^  für  die  sonst 
nur  K'JflA'  (S.  356  f.)  zu  Gebote  steht,  durch  HJ^AO-  umschrieben, 
z.  B.  hdlö'  HhAfl!  TA'ß."  Schafe  ohne  Hirten  Num.  27,  17. 

Endlich  wird,  wie  schon  oben  §  197,  c  gezeigt  worden  ist, 
besonders  häufig  auch  nach  den  Negationen  M^'  und  j^APs  teils 
das  unpersönliche  und  adverbiale  Relativ  U  quod,  teils  das  persön- 
liche Pron.  rel.  gebraucht,  z.  B.  Wi:  W'A*  •'  H/i-nAi -"  ?i*7H,^ ' 
li^(\(0-h '  fl^ft'^  •■  a^'i'^^^  '  nicht  jeder,  der  ^u  mir  „Herr'' 
sagt,  (ist's,  der  eingehn  wird)  tvird  in  das  Beich  eingehn  Matth. 
7,  21.  Ebenso  finden  sich  in  §  197,  c  Beispiele  dafür,  dass  bei 
der  Umschreibung  von  niemand,  nichts  u.  s.  f.  durch  KAH-  H 
das  Verbum  in  jedem  ihm  nach  dem  Zusammenhang  zukommenden 
Modus,  namentlich  auch  im  Subjunctiv  stehn  kann:  ^lAH'  H^fiA*' 
niemand  soll  sein  Lev.  16,  17.  Jos.  6,  10.  Matth.  16,  20. 

4.  Die  Stellung  der  Worte  im  Relativsatz  weicht  von  der 
Wortstellung  des  gewöhnlichen  Satzes  nicht  wesentlich  ab.  Nur 
steht,  wenn  das  Pronomen  relativum  durch  eine  Präposition  mit 
Pron.  suff.  ergänzt  wird,  diese  Präposition  sehr  häufig  unmittelbar 
nach  dem  Relativum;  s.  die  Beispiele  oben.  Und  wie  nach  §  196 
in  jedem  Satz  ein  Wort  dadurch  einen  besonderen  Nachdruck  er- 
halten kann,  dass  es  an  die  Spitze  des  Satzes  gestellt  wird,  so 
können  auch  in  Relativsätzen  das  Wort  oder  die  Wörter,  die  her- 
vorgehoben werden  sollen,  dem  Pron.  relat.  vortreten,  z.  B.  ID/i, 
^d\\Ci''  09^^'  ^hil'  (D^^9^i  n^öM'  Jericho  aber  war  ver- 


1  Dass  grade  fllnf'C '  so  häufig  durch  das  Pron.  relat.  mit  seinem 
Substantivum  verbunden  wird,  erklärt  sich  übrigens  wohl  daraus,  dass  es 
eigentlich  Erstgehurt,  nicht  Erstgeborner  bedeutet. 


472  §  203.    Conjimctionale  Relativsätze. 

schlössen  und  wohlvermauert  Jos.  6,  1 ;  tr^h'i '  hl^'H  •"  lif>l,C9^  '- 
ein  Ort  noch  furchtbarer  als  dieser  Hen.  21,  7;  fllVf-A**  •  Hl'ü^' 
'i"h9^^'  und  welcher  alle  die  Wunder  gethan  hat  Jos.  24,  17;  H 
VfUi&"  Hi^flUA'  ^t'as  (?wrcA  den  Propheten  gesagt  ist  Matth.  21,  4; 
-ühtU'  -in-  W-A-»  rt-nh--  a^^^PO'-  n^lKD-'}'  K^dh-  ein  Mann 
soll  ^u  keinem  Verivandten  und  zu  heinem,  der  sein  Fleisch  ist, 
hineingehn  Lev.  18,  6.  In  einigen  Fällen  scheint  ein  Wort  nicht 
sofast  des  Nachdrucks  wegen,  als  vielmehr  zum  Zweck  einer  schönen 
Abrundung  des  Satzes  vorangestellt  zu  sein ;  dies  ist  somit  Sache 
des  feineren  Stils. 

c)    Conjunctionale  Relativsätze. 

§  203  1.    Wenn  das  Subject  oder  Object  eines  Satzes   nicht  durch 

ein  Nomen  ausgedrückt  werden  kann,  sondern  durch  einen  ganzen 
Satz  umschrieben  werden  muss,  so  kann  dieser  das  Subject  oder 
Object  erklärende  Satz  durch  relative  Conjunctionen  angeknüpft 
werden,  die  im  allgemeinen  unserem  erklärenden  dass  entsprechen. 
a)  Wenn  auf  den  erklärenden  Satz  schon  im  Hauptsatze 
durch  ein  Pronomen  demonstrativum  oder  durch  das  im  Verbum 
steckende  Pron.  pers.  hingewiesen  ist^,  so  genügt  für  die  Ein- 
führung des  erklärenden  Satzes  das  Pron.  relat.  H,  nach  unserer 
Ausdrucksweise  neutral  gefasst,  das  tvas,  das  dass,  ich  meine  dass. 
So  sagt  man:  ^^l^'h-  ahM?'  TfJ* "  \lY\^(nl\\'  ÜX^Ü'  tvas 
ist  dies,  dass  du  so  schnell  gefunden  hast?  Gen.  27,20;  ti^^'i't'- 
liTf'P'  \ih(f>*^M}^'^^ '  wozu  das,  dass  ihr  uns  herausgeführt  habt? 
Num.20,5.  Jud.  13,  18.  Marc.  1,  27.  Gen.  12, 18;  9^'ii"'  l(\C\l"' 
^^f^'f' :  U't^'h'Vhi^ '  was  habe  ich  gethan,  dass  du  dich  heim- 
lich mir  entziehst?  Gen.  31,  26  (über  die  Stellung  von  ^9^'^'t'- 
s.  unten).  Ferner  wird  nach  halbpersönlichen  Verben  (§  192,  b) 
H  gebraucht,  um  einen  Gedanken  als  ihr  logisches  Subject  anzu- 
schliessen,  z.  B.  a^ilfi^o^^i  H'^rhfl^■C'  es  schien  ihnen,  dass  sie 
gehe  Joh.  11,  31.  Matth.  20,  10.  26,53.  Gen.  31,31;  häufig  auch 
nach  fls,  hAH',  hh-,  s.  §§  197,  198;  dagegen  kann  zu  f^{[^Ö' 
es  nützt  das  logische  Subject  auch  durch  hltxf'^'  eingeführt  werden, 
Matth.  16,  26.  Gen.  37,  26  (wie  im  Griechischen).  Auch  kann  H 
mit  seinem  Satze  einem  Hauptsatze  vorangestellt  werden  im  Sinne 
von  was  das  betrifft,  dass  oder  das,  dass,  z.  B.  IDHJ&n» '  und 
(was  das  betrifft,)  dass  er  sagt  Hebr.  12,  27.  4  Esr.  6,  51. 


^   Dies  ist  aber  gewöhnlich  nur  dann  der  Fall,  wenn  der  erklärende 
Satz  das  logische  Subject  des  Hauptsatzes  darstellt. 


1 


§  203.    Conjunctionalo  Relativsätze.  4*3 

h)  Süll  aber  durch  den  Satz  mit  dass  nicht  nur  ein  im 
Hauptsatze  schon  an<^edeuteter  Begriff  nachträglich  erklärt,  sondern 
eine  notwendige  Ergänzung  zum  Verbum  des  Hauptsatzes  neu 
hinzugefügt  werden,  wie  z.  B.  nach  Verben  des  Sagens,  Wahr- 
nehmens, Denkens,  Befehlens,  Fürchtens,  Anfangens  u.  s.  f.  das 
Object  dieser  Verba,  so  werden  andere  Conjunctionen  und  Wen- 
dungen gebraucht,  meistens  h^^^ '  und  hil^"^'- 

a)  Nach  den  Verben  des  Wahrnehmens,  Erkennens, 
Denkens,  Scheinens,  Meinens  u.  s.  f.  erscheint  zunächst  h*^' 
(wie)  dass:  CM '  h^^  '  H'lf'lf  s  er  sah,  dass  viel  ivar  Gen.  6,  5. 
Jud.  16,  27;  f,^l\t\X'  \\^  '  es  scheint  mir,  dass  Hen.  lOG,  6; 
Ktx^^.'  h^s  i-VThls  n^'  Gen.  8,  11.  Ps.  4,  4;  auch  •^OC- 
A.'!"-'  i'ÄJ'"^'  \iO^'  Kh'\r'  (S^'h'^'  thie  mir  ein  Zeichen  [woran 
ich  erkenne),  dass  du  es  bist  Jud.  6,  17.  —  Damit  wechseln  aber 
auch  andere  Conjunctionen,  welche  tvie  (c5g)  bedeuten,  wie  Hh'^'j 
nh^^'j  ?iC-,  und  zwar  nicht  nur  in  Fällen,  wo  es  mehr  auf  die 
Art  und  Weise  des  Hergangs  als  auf  das  dass  ankommt,  z.  B. 
Matth.  18,  31.  Ruth  3,  16,  sondern  auch  dann,  wenn  wir  sie  mit 
dass  übersetzen  können,  z.  B.  Hen.  9,  6.  Ps.  9,  13.  Hen.  5,  1.  — 
Seltner  wird  liti^^ '  weil,  dann  auch  dass  (öri)  gebraucht,  z.  B. 
hh^O  hhi^'  Hen.  98,  8.  —  Schon  oben,  in  §  190  wurde 
ferner  erklärt,  dass  nach  den  genannten  Verben  der  als  ihr  Object 
dienende  Satz  auch  ohne  Vermittlung  einer  Conjunction  unter- 
geordnet werden  kann,  wie:  Chf'  i'rtT*'  {\^fr-  flllö^R:  <W)'J 
d*h '  ^^tl '  er  sah  den  Himmel  sich  spalten  und  den  heiligen  Geist 
herahkommen  Marc.  1,  10.  Hen.  83,  3;  oder  mit  vorangestelltem 
Objectssatz:  (D^lhi  Yt'ü^aO':  liit^/^.'ys  ChJ(\''  und  siehe,  sie  alle 
sah  ich  gebunden  Hen.  90,  23;  ferner,  dass  in  diesem  Fall  das 
Subject  des  untergeordneten  Satzes  auch  durch  ein  dem  Verbum 
des  Hauptsatzes  angehängtes  Pron.  suff.  im  Hauptsatze  besonders 
hervorgehoben  werden  kann,  wie  dilt^'  ^'^(0*9^'  er  fand  ihn  stehn 
Num.  23,  6 ;  oder  auch,  dass  der  untergeordnete  Satz  durch  das 
zur  Umschreibung  der  Participia  und  zur  Einführung  von  Zustands- 
sätzen  dienende  "h'ili '  eingeleitet  werden  kann,  z.  B.  ChJO* '  W" 
/V-tf»-:  ^^h'}:  ItxlW'  J&rtR'^-'  ich  sah  alle  Sünder  iveggetrieben 
werden  Hen.  41,  2,  wo  "hlrW'  ߻flf^^-'  einem  griechischen  Part, 
entspricht  und  Yi'ii^c^'  s  ^TÄ7  •' ,  das  Object  von  Chjd* '  sein 
und  im  Accusativ  stehn  sollte,  durch  Attraction  als  Subject  in  den 
Nebensatz  gezogen  ist  (s.  unten);  oder  auch  durch  flH,  z.  B.  in 
flHi'flJrtVbs  ehrest,  p.  19,  1.  1.  lieber  den  Acc.  c.  Infin.  nach 
solchen  Verben  s.  §  190,  2. 


474  §  203.    Conjunctionale  Relativsätze. 

ß)  Nach  den  Verben  des  Sagens,  Erklärens  u.  s.  f.  wird 
der  ihr  Object  enthaltende  Satz  in  der  Reorel  durch  h*^ '  ange- 
knüpft (§  169,  6),  z.  B.  i^A\^'  h^'  K^i^^C-  er  schvur,  dass 
er  nicht  wisse  Matth.  26,72;  seltner  durch  htl^''*',  z.  B.  <^rhA' 
hh^'  er  helräftigte,  dass  Hen.  98,  6;  JK.'fl  A  s  "hlx^^  '  Ti^i:-" 
CDA,^'-  ^AkD-I'  li^^i  'V^-f-  ehrest,  p.  37,  1.  26  i.  Werden  die 
gesprochenen  Worte  in  directer  Rede  angeführt,  so  folgen  sie  in 
der  Regel  ohne  Anknüpfung  durch  eine  Conjunction;  doch  kann 
zur  Einführung  der  directen  Rede,  wie  im  Griechischen  oVi,  so  im 
Aethiopischen  auch  h'^  •'  oder  'hh^'^  '  dienen,  z.  B.  Lev.  14,  35. 
Jos.  5,  6.  Matth.  2,  23.  21,  16.  Hen.  83,  7.  Chrest.  p.  29,  1.  27. 
Hexoem.  p.  32,  1.24;  bisweilen  auch  H,  z.B.  mj^Q,/!-:  Hh\^'  7 
^CW(^"'  AÄ**!  hh^h.^'  Judith  5,  23.  Hie  und  da  wird 
auch,  wenn  der  in  directer  Rede  angeführte  Satz  kurz  ist,  das 
einführende  /ifliS  er  sagte  u.  s.  f.  erst  an  das  Ende  der  Anführung 
gesetzt,  z.  B.  hil^'^ '  h'üf^ '  ß>ih^P '  denn  „er  ist  verrücJct^^ 
sagten  sie  von  ihm  Marc.  3,  21.  Gen.  39,  17.  Jud.  21,  5.  Hen.  55,  3, 
oder  JB.n>s  u.  s.  f.  wird,  wenn  es  schon  vor  der  Anführung  stand, 
am  Schlüsse  derselben  wiederholt,  z.  B.  Gen.  3,  3. 

y)  Der  Objectssatz  nach  Verben  des  Fürchtens  und  Sich- 
hüten s  kann  nach  §  182,  a  im  Infinitiv  untergeordnet  werden,  wie 
h^'  ^d.CÖ''  n/h-fc^h"  (D/^f^:  Jud.  7,  10;  oder  im  Infinitiv  mit 
A  (§  183,  a),  z.  B.  W-A--'  J^A--  l)4"fl--  MÜX'  ^äv  Qfjjua  (pvXd^n 
noiEiv  Deut.  13,  1;  oder  auch  durch  \\f^'  h^  mit  folgendem  Sub- 
junctiv  (sofern  man  von  dem,  was  man  befürchtet,  wünscht,  dass 
es  nicht  sei),  z.  B.  hd.CV'  hr^iO"-  h^-"  K^9^^}i'  ich  fürchte 
mich  vor  ihm,  er  möchte  kommen  Gen.  32,  12.  24,  9.  Hen.  106,  6; 
oder  auch  durch  blosses  h^  mit  Subjunctiv,  z.  B.  (h^  s  ChAh ' 
K^l'üh'  Gen.  24,  6.  31,29;  oder  endlich,  und  zwar  häufig, 
durch  P-T.!  (^§  169,10)  mit  folgendem  Indicativ*,  z.  B.  hiLCÜ '- 
?'%'  h^'t'dn^^'  ich  fürchte,  ihr  iverdet  nicht  ivollen  Hen.  6,  3. 
Jos.  9,  5.  P'7.5  wird  auch  ohne  Verbum  gebraucht  und  entspricht 
dann  unserem  dass  nur  nicht!,  Deut.  4,  19.  Lev.  10,  19.  Ex.  34,  15. 
Ist  der  Begriff  des  Fürchtens  etc.  negirt,  so  steht  stets  h*^ '  mit 
dem  Subjunctiv,  z.  B.  h:VO^i\i  Xioo -.  J&^C  •"  4  Reg.  10,  31. 


^  Sehr  selten  durch  den  Acc.  c.  Infin.,  §  190,  2,  oder  gar  durch  den 
Accusativ  und  folgenden  Subjunctiv,  §  190,  6. 

2  Der  Indicativ  erklärt  sich  aus  der  Grundbedeutung  von  ^t^',  viel- 
leicht; der  dadurch  eingeleitete  Satz  ist  also  immer  als  directe  Rede  auf- 
zufassen. 


§203.     ('(.njuiiclioiiiilc    l\('l:iüvs;l(,/,t\  ^175 

(5)  Die  Verba  des  Anfaiigens  und  Aufliörens  können  /war 
den  Objectssatz  im  Infinitiv  oder  auch  im  Subjunctiv  (ohne  h*^") 
zu  sich  nehmen,  z.  B.  Marc.  1,  45;  gewöhnlicher  aber  ist,  nament- 
lich nach  den  Verben  des  Anfangens,  die  Construction  mit  li'iiU 
und  folgendem  Tmperfect  (entsprechend  dem  Particip  im  Griech.): 
h'^\t'  h'ili'  y'(0*^h-  AAhAh«'  sie  fingen  a7i,  einander  zu  stossen 
Hen.  87,1.  89,15.  72. 

e)  lieber  die  verschiedenen  Arten,  wie  andern  Verben,  z.  B. 
denen  des  Könnens,  Verstehens,  Gewohntseins,  Befehlens,  Ver- 
bietens,  Erlaubens,  Wollens  und  NichtwoUens,  Bittens,  Forderns, 
Mahnens,  sowie  den  halbpersönlichen  Verben  ihre  Objects-  und 
Subjectssätze  angefügt  werden,  s.  oben,  §  181  flf. 

2.  Wenn  das  entferntere  Object  einer  Handlung  oder  deren 
Ursache,  Folge,  Ziel  u.  s.  f.  durch  einen  ganzen  Satz  auszudrücken 
ist,  so  steht  hiefür  nach  §  183  zwar  auch  die  Construction  mit 
dem  Infinitiv  und  vorgesetzten  Präpositionen  und  in  gewissen 
Fällen  die  Unterordnung  durch  den  Subjunctiv  zu  Gebote,  daneben 
aber  findet  sich  auch  die  Verbindung  der  Sätze  durch  Conjunctionen, 
und  in  gewissen  Fällen   ist    diese   letztere    ausschliesslich    zulässig. 

a)  Für  die  Finalsätze  dient,  sofern  sie  nicht  durch  den 
Infinitiv  mit  A  oder  (was  sehr  häufig  ist)  durch  den  unvermittelten 
engangeschlossenen  Subjunctiv  untergeordnet  werden,  h<^'  mit 
dem  Subjunctiv  (s.  oben  §  183  c),  z.  B.  Jt^-'  hh9^C',  Var.  von 
tihh^^G'  Sap.  7,  17;  oder  (ähnlich  wie  im  Lateinischen  qtii  mit 
dem  Subjunctiv)  das  Pron.  rel.  H  mit  folgendem  Subjunctiv,  z.  B. 
sie  suchten  falsche  Zeugen,  HH  '  f'^'t^P '  um  durch  sie  (oder : 
um  dadurch)  ihn  zum  Tod  zu  bringen  Matth.  26,  59.  Gen.  4G,  5. 
Ruth  4,  14.  Selbst  A  wird  =  h<^ -"  gebraucht,  z.  B.  IthlfV/' ' 
A^7*7/^-'  Jer.  37,  1  Frcf.  Dabei  ist  der  Subjunctiv  in  jedem 
angelehnten  Satze,  in  welchem  eine  Absicht,  ein  Wunsch,  ein 
Sollen  und  Wollen  enthalten  ist,  so  notwendig,  dass  er  sogar  nach 
Verben  des  Sagens  und  Wahrnehmens  stehn  muss,  z.  B.  f^YiU, ' 
tiK'^a  '  h<^  '  Irfi'üt^ '  nun  haben  ivir  erkannt,  dass  tvir  ihn 
preisen  sollen  Hen.  63,  4;  ß,H*(\Ü^'  a^^fi"} '-  h^  '  J&'V/^i*»- •" 
es  ivird  zu  den  Heiligen  gesagt  tverden,  dass  sie  suchen  sollen 
Hen.  58,  5;  und  so  immer,  wenn  sagen  =  befehlen  ist  (§  182,  b,  ß); 
ja  selbst  wo  sagen  nur  die  Aeusserung  einer  Meinung  bedeutet, 
steht  der  Subjunctiv,  wenn  auch  selten  :  tr"^^  .'  j&'fl  AP*  •"  ^\\*'i  ' 
fi'ü'h'  ti(D^^s  Mli'-  h^h\^0^'  wen  sagen  die  Leute  des 
Menschen  Sohn  (d.  h.  von  des  Menschen  Sohn),  dass  er  sein  soll? 
Matth.  16,  13.      Vgl.    auch:    hSh^^'l'    J&9"K'?t- •   ?"AA.l/'<^  • 


476  §  203.    Conjunctionale  Relativsätze. 

G.  Ad.  62,  8;    -t-^lia'  ,eÄ"VT-"  6,  18   (wo  das  von  Trumpf  bei- 
gesetzte h<^-"  nicht  nötig  ist);  M^h^'^^Yl^'^* '  \\f^'  ^d^^^'i 

Rom.  15,  14.  Hebr.  6,  7;  Ä.'/'Hh^!  J&'7nD  Ps.  108,  14. 

b)  Consecutivsätze  werden  angeknüpft  a)  durch  ^tflll ' 
(§  169,  8)  bis  dass  d.  i.  sodass^^  meist  mit  folgendem  Indicativ, 
z.  B.  er  antwortete  nichts,  hhil'  S^YlC'  ^"^^hil'  sodass  der 
Statthalter  sich  verwunderte  Matth.  27,  14.  Marc.  1,  15,  selten  mit 
dem  Subjunctiv,  z.  B.  Gen.  16,  10^;  oder  noch  häufiger  durch  "h 
h\\'  M',  §  169,  8.  Ueber  hfth."  nach  d\(\'  s.  §  199,  d.  ß)  Auch 
X\tW'  kann  die  Folge  einleiten,  nimmt  aber  auch  in  diesem  Fall, 
wie  bei  einem  finalen  Verhältnis,  den  Subjunctiv  zu  sieb.  Daher 
steht  es  für  sodass  überhaupt  nur  dann,  wenn  die  Folge  zugleich 
als  eine  beabsichtigte  oder  erzwungene  dargestellt  werden  soll,  wie: 
Abraham  nannte  den  Ort  so  und  so,  \\o^'  J^fl/V* '  ?"9^ '  sodass 
man  noch  heute  sagt  Gen.  22,  14  (wo  schon  der  Grieche  tva  eTjicooi 
hat);  giebt  es  kein  Weib  in  deinem  Volke,  h^"^'  "ihrh-C'  sodass  du 
gehn  müsstest?  Jud.  14,  3;  4  Esr.  1,  28.  2,  6;  daher  denn  nament- 
lich nach  den  Verben  des  Machens,  Bewirkens  u,  s.  f.  immer  der 
Subjunctiv  mit  oder  ohne  h*'"'  folgen  muss  (§  196,  6).  Sodass 
nicht  kann  durch  die  genannten  Conjunctionen  mit  folgendem  h^ 
ausgedrückt  werden;  wo  aber  sodass  nicht  so  viel  als  ohne  dass 
ist,  entspricht  im  Aethiopischen  TilfdA'  und  \lYi'i(\A'  mit  dem 
Imperfect,  z.  B.  kein  Sperling  fällt  zur  Erde,  Hh'^nA '  ft\9^C ' 
ha^Yia^:  ohne  dass  (es  sei  denn  dass)  euer  Vater  es  tveiss  Matth. 
10,  29 ;  auch  mit  dem  Subjunctiv,  z.  B.  wie  bist  du  hereingekommen, 
tlMdii'  'l'Aflfts  A'flrt-"  ^^CJ"  ohne  dass  (ehe)  du  ein  hoch- 
zeitlich Kleid  anzogst  P  Matth.  22,  12;  oder  aber  die  Zustands- 
bestimmung  wird  in  derselben  Weise  wie  andere  Zustandssätze 
angeknüpft  durch  "hlflt '  h^  oder  durch  asyndetische  Beiordnung 
des  Nebensatzes  mit  h^  (s.  §  200)  oder  sogar  durch  blosses  (Dh^, 
wie:  fliJ&Ä-s  /^ÖCi"-  (Dh^ß^tlfh'P  '  sie  treffen  ein  Haar,  ohne 
zu  fehlen  Jud.  20,  16. 

c)  Causalsätze  werden  durch  die  Conjunction  "hh^^'  weil 
angeknüpft,  s.  schon  §  200.  So  wird  auch  nach  Verben  der  Ge- 
mütsbewegung der  Grund  und  Anlass  des  Affects  im  Aethiopischen 
gewöhnlich  durch  hh^'^ '  eingeführt,  z.  B.  'i^d.^th'  hft*^  •'  '/'fl 
AH-s  er  freute  sich,  dass  sie  gefressen  wurden  Hen.  89,  58;  rh 
HV'  hfl^^'  er  wurde  traurig  darüber,  dass  Hen.  102,  5.  89,  67  u.s.  f. 
Statt  hliO^'  kann  auch  Mxl'l^'  H  oder  Mvi'V'  mit  dem  Infinitiv 
eintreten,  s.  z.  B.  Gen.  6,  6.  7. 

^   Vgl.  /c-Xä*.  2  Uebrigens  nicht  in  allen  Handschriften. 


§  204,    Conjunctionale  Relativsätze.  477 

In  den  verschiedenen  durch  relative  Conjunctionen  einge- 
leiteten Sätzen,  welche  oben  unter  Nrr.  1  und  2  besprochen  sind, 
kann  (ähnlich  wie  in  den  attributiven  Relativsätzen,  §  202,  4)  das 
eine  oder  andere  Wort,  das  einen  Nachdruck  haben  soll,  vor  die 
den  Satz  einleitende  Conjunction  gestellt  werden,  z.B.  Ch^\\''  h 
Öd'  h^^  '  htlvU'  ich  sah,  dass  sie  wieder  irrten  Hen.  89,  51. 
Gen.  47,  19  u.  s.  f.  Ebenso  muss,  wenn  der  durch  die  Conjunction 
eingeleitete  Satz  Teil  eines  Relativsatzes  ist,  ein  Teil  der  zu  jenem 
gehörigen  Worte  der  Conjunction  vorausgehn,  z.  B.  JT'JP^'C  Tti'i'V' 
'^rhAVb  •■  h<^  =  hÜ'üYlf'^'  -•  das  Land,  welches  euch  zu  gehen 
ich  geschworen  habe  Jud.  2,1;  rlilf-fl -"  Ttiti'  h(L'  hf^  '  VxiO'b 
/^tf»- :  Jud.  2,  3  u.  s.  f.  —  Ausserdem  soll  hier  noch  einmal  an 
§  190  erinnert  werden:  wenn  nach  Verben,  welche  einen  doppelten 
Accusativ  regieren  können,  wie  die  Verba  des  Erkennens,  Er- 
klärens,  Machens  n.  s.  f.,  das  zweite  Object  durch  einen  eigenen 
Satz  mit  einer  relativen  Conjunction  ausgedrückt  wird,  so  ist  es 
feiner,  das  erste  Object  nicht  als  Subject  in  den  abhängigen  Satz 
zu  ziehn,  sondern  als  Object  in  den  Hauptsatz  zu  stellen,  wie  C 
?if :  «T'V  •■  9"^^:^  '  h^  '  h^'i'l'i' '  JSfoah  sah,  dass  die  Erde  sich 
neigte  Hen.  65,  1.  83,  4;  oder  aber,  wenn  es  als  Subject  in  den 
abhängigen  Satz  gezogen  wird,  es  wenigstens  der  Conjunction  voran- 
gehn  zu  lassen,  wie  C/i,Vh -'  Vf-A-^- -"  '^'^Vyl  -  ?i7H -'  j/^tiM^' 
Hen.  41,  2.  89,  40.  95,  1  u.  s.  w. 

3.  Vergleichungssätze.  Um  eine  Vergleichung  einzuleiten,  §204 
dienen  die  Conjunctionen  Xv^ot^  Hh'^  ^  Hh<^*,  vor  Nomina  fem. 
auch  XlODi  ^l^'^:,  z.  B.  Joh.  1,  32.  Ps.  143,  14.  Die  Vergleichung 
kann  einem  andern  Satze  angefügt  werden,  wobei  es  nicht  nötig 
ist,  dass  in  diesem  auf  die  relative  Conjunction  durch  ein  Demon- 
strativum  hingewiesen  werde,  z.  B.  Hrt'l'fs  Xitm  i  Jirt-fc:  h  A'fl : 
welcher  trinJct,  wie  ein  Hund  trinkt  Jud.  7,  5.  16,  9.  Gen.  6,  22. 
Matth.  20,  27  f.  Hen.  27,  5.  Geht  aber  der  Satz  mit  der  relativen 
Conjunction  voran,  so  wird  in  der  Regel  ein  ihr  entsprechendes 
Demonstrativum  an  die  Spitze  des  folgenden  Satzes  gestellt,  s.  unten 
§  206.  Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  die  Vergleichungscon- 
junction  auch  andern  Conjunctionen  vortreten  kann,  z.  B.  n^^"  • 
^n  '  tvie  wann  Jud.  15,  14.  Unser  deutsches  wie  wenn  dagegen 
ist  im  Aethiopischen  oft  persönlich  gewendet  ivie  ivelcher,  z.  B. 
(O^Ö'^'-  AMfl«^-'  h^-'  HJR.VÖ'V--  '^''i^h'  niA.-"  und  er  zerriss 
den  Löiven,  tvie  wenn  einer  ein  Böchchen  zerreisst  Jud.  14,  6.  Gen. 
41,  21.  42,  30. 

In  der  Vergleichung  der  Steigerungssätze  genügt  in  der  Regel 


478  §  204.    Conjunctionale  Relativsätze. 

dasselbe  ?ii^V"  (und  ?il^),  das  wir  schon  §  187,  3  als  zu  diesem 
Zwecke  dienend  kennen  gelernt  haben,  und  zwar  nicht  nur  dann, 
wenn  das  Verbum  des  verglichenen  Satzes  im  Infinitiv  ausgedrückt 
werden  kann,  wie  in  J&'i.je.rt :  'Ihf^'f  '  dh'nW.h'üth.C'  h^^-t 
h9^^'  (\Mti'  h^ihfa^'  es  ist  besser  auf  Gott  ^u  trauen  als 
auf  Menschen  Ps.  117,  8.  9.  Ruth  1,  12,  wobei  es  nicht  einmal 
nötig  ist,  dass  'h9^'i '  unmittelbar  vor  dem  Infinitiv  stehe,  z.  B. 
es  ist  leichter,  dass  ein  Kameel  durch  ein  Nadelöhr  eingehe,  "M^ 
ndA-  a^ix'  ao-i^^^i  txin.h'üiluC'  als  dass  ein  Reicher  in 
das  Reich  Gottes  eingehe  Matth.  19,  24,  und  möglicher  Weise  auch 
der  Infinitiv  überhaupt  ausgelassen  werden  kann,  z.  B.  S^'%f»{\X' 
Ah-"  IxÜ'^'  "hf^h-  AhAhs  'flKrt.-'  es  ist  mir  hesser,  sie  dir  mi 
gehen,  als  einem  andern  Mann  Gen.  29,  19;  —  sondern  auch  dann, 
wenn  das  Verbum  des  verglichenen  Satzes  im  Tempus  finitum  aus- 
gedrückt wird.  'h9^'i'  ist  dann  nach  §  168  als  Status  constructus 
aufzufassen,  von  dem  der  ganze  folgende  Satz  abhängt^,  z.  B.: 
A^hrt"  f^'\f^ii\'  ^^Th:   ^ilP'JZ.Thflrh»^-  ir"li'7'i'f- l  Cor.9,15; 

IJEI-:  Jud.  18,  19.  Job.  11,  50.  12,43.  Auch  in  diesem  Fall  ist  es 
nicht  nötig,  dass  das  Verbum  direct  auf  lti9*^^'  folge,  sondern  es 
können  einzelne  Wörter  und  Sätze  dazwischentreten :  fß'^^Ml ' 
Xiao,  je.lvh7«A:  bh9^'i'  hHAh-  Yx^XiH-'  r'Ph'  ^^(oy.^: 
ay'tl'l*'  lVi9^-  es  ist  dir  hesser,  dass  eins  deiner  Glieder  um- 
komme, als  dass  dein  ganzer  Leib  in  die  Gehenna  geivorfen  werde 
Matth.  5,  29.  30;  es  ist  dir  hesser,  dass  du  lahm  eingehest  u.  s.  w., 

h9^h'in''  -nh-  hAh.-  hA-  "M-fljRje.:  ahtit--  M^-  als  dass 

du  als  einer,   der  ^ivei  Hände  hat,   in's  Feuer  geworfen  werdest 

Matth.  18,  8. 

4.  Temporalsätze.  Die  Haupthandlung  begleitende  oder 
ihr  vorausgehende  Nebenhandlungen  können  im  Aethiopischen  durch 
das  Gerundium  ausgedrückt  werden,  mag  ihr  Subject  das  gleiche 
wie  im  Hauptsatze  sein  oder  nicht,  mag  der  Temporalsatz  vor  oder 
nach  dem  Hauptsatz  stehn  und  mag  die  Handlung  vollendet  oder 
unvollendet  sein;  vgl.  §  181.  Diese  Wendung  ist  aber  nicht  immer 
bequem,  am  wenigsten  dann,  wenn  die  Nebenhandlung  einen 
längeren  Satz  umfasst;  das  Aethiopische  hat  darum  auch  relative 
Conjunctionen  zum  Ausdruck  derselben  Zeitbeziehungen  ausgebildet, 
die  das  Gerundium  ausdrücken  kann,  namentlich  der  Beziehungen: 


^  =--  hi^>H-'  =  H?li^">-"  (§202,2),  was  gleichfalls  vorkommt,  wenn 
auch  selten,  z.  B.  Gen.  4,  13. 


§  204.    Coiijinictionalo  Relativsätze.  479 

nachdem,  als,  indem,  tvährend.  Die  übrigen  Beziehungen  wie  bis, 
ehe,  seif,  so  lange  als  u.  a.  können  ohnehin  nur  durch  Conjunc- 
tionen  ausgedrückt  werden.  Alle  durch  solche  Conjunctionen  ein- 
geleiteten Temporalsätze  sind  als  an  den  Hauptsatz  angelehnte 
Sätze  aufzufassen,  obgleich  sie  nicht  notwendig  nach  diesem  stehn 
müssen,  sondern  sich  auch  in  ihn  hineinschieben  oder  sogar  ihm 
vorangehn  können.  Manche  von  ihnen,  namentlich  die  mit  ivann, 
sobald  als,  so  lange  als  eingeleiteten  enthalten  bisweilen  schon 
den  Sinn  eines  Conditionalsatzes  (s.  §  205),  Von  den  temporalen 
Conjunctionen,  die  in  §  170  aufgezählt  sind,  werden  ^il'*'^"'^^  s, 
h^h^"^',  h9"tt'^  welche  etwa  unserem  nachdem  und  seit  ent- 
sprechen, naturgemäss  mit  dem  Perfect  verbunden,  z.  B.  Gen.  5,  4  if. 
Matth.  2,13.  Gen.  11, 10.  24,32.  Ex.  19, 1.  40, 15.  Deut.  2, 16  u.s.w. 
^n«^  und  h^^'  für  wann  oder  als  können  je  nach  dem  Zusammen- 
hang das  Verbum  im  Perfect  oder  Imperfect  zu  sich  nehmen,  z.  B. 
Gen.  6,  1.  39,  15.  Ps.  2,  5.  Hen.  10,  12.  Gen.  11,  10.  Hen.  25,  4; 
ebenso  'h9^h^'^ '  sobald  als  (auch  ivann)^  z.  B. :  mit  dem  Perfect 
Gen.  30,  42.  Num.  21,  9;  mit  einem  auf  die  Zukunft  bezüglichen 
Perfect  (Fut.  exact.)  Gen.  12, 12.  Lev.  14, 34.  Deut.  2,  25.  Matth.  9,  21. 
21,  24;  mit  dem  Imperfect  Matth.  5,  23;  ebenso  auch  "htill'  h^"^'^ 
^m^',  h9''^^''  so  lange  als,  Hen.  93,  3.  Cant.  3,  5.  Matth.  9,  15. 
Lev.  13,  46.  Jud.  18,  31.  Marc.  2,  19.  Gab  4,  1.  —  Dagegen  wird 
die  Conjunction  Yi'iH'  (unser  indem  und  während)^  da  sie  fast 
immer  einen  in  die  Zeit  der  Haupthandlung  fallenden  Zustand  ein- 
führt, nach  §  89  meist  mit  dem  Imperfect  construirt  und  in  dieser 
Verbindung  ausserordentlich  häufig  gebraucht,  beinahe  so  häufig  wie 
im  Griechischen  das  Particip  und  im  Deutschen  indem  oder  während^ 
z.  B.  Matth.  9,  35.  13,  13.  17,  3.  14.  18,  1.  Luc.  9,  29.  56.  11,  27. 
Gen.  29,  9.  Fast  nur  solche  Verba,  welche  an  und  für  sich  den 
Sinn  eines  zuständlichen  Seins  tragen,  wie  z.  B.  ÜtiiD '  selbst, 
können  nach  h'ill'  im  Perfect  stehn,  z.  B.  Ps.  21,  9.  Dieses  Ti'in' 
kann  öfters  auch  mit  obgleich  übersetzt  werden,  z.  B.  Luc.  22,  53, 
zumal  wenn  eine  Negation  vorhergeht  oder  nachfolgt,  oder  mit 
ohne  dass,  z.B.  ovdkv  öiacpeQEi  dovXov,  hlH'  ?i*7H.?i=  (0*lt\'\''  A 
W'/V*!  obgleich  er  der  Herr  von  allein  ist  Gal.  4,  1.  4  Esr.  8,  67; 
'h'iW'  h^^iL*^^'  obgleich  er  nicht  ivill  {ohne  dass).  In  ähnlichem 
Sinne  wie  Ji'JH*  wird  wohl  auch  fllfs  gebraucht,  s.  §  170,  9;  doch 
hat  dieses  mehr  den  Sinn  von    bei  dem  dass  d.  h.  trotzdem  dass, 


^   Im  Synaxarion  wird  nach  ^fls    der  Nachsatz   häufig   mit   01    ein- 
geführt; s.  die  Beispiele  (Uirest.  pp.  24,  20. 


480  §  205.     Conditionalsätze. 

ohwoJil.  Im  übrigen  ist  hierzu  §  200  zu  vergleichen,  wonach  Zu- 
standssätze  auch  durch  asyndetische  Beiordnung  ausgedrückt  oder 
durch  (D  eingeleitet  werden  können.  —  Die  Conjunctionen  'h'i 
flA-",  Hh'^nA=,  ?i?"4'Ä"^s  ehe,  bevor  werden  nach  §  90  mit 
dem  Subjunctiv  verbunden,  z.  B.  Gen.  11,  4.  19,  4.  Jud.  14,  18; 
Gen.  24,  15.  Matth.  6,  8.  26,  34.  Ps.  38,  17.  Hen.  9,  11.  48,  3;  Gen. 
2,  5.  Hen.  48,  6 ;  doch  ist  auch  die  Construction  mit  dem  Infinitiv 
möglich,  z.  ß.  Matth.  15,20.  —  Endlich  kann  ItxMX'  bis  je  nach 
dem  Zusammenhang  das  Verbum  im  Perfect,  z.  B.  Matth.  12,  22. 
Gen.  8,  7.  Hen.  13,  7,  oder  im  Imperfect,  z.  B.  Matth.  5,  18.  12,  20. 
Hen.  10,  12.  17.  19,1  zu  sich  nehmen,  ebenso  hilh'  h^"^'  oder 
htlil'  fid'-  bis  wann,  bis,  z.  B.  Matth.  2,9.  13.  16,  28.  Gen.  39, 16. 
Jud.  13,  7.  18,30.  Ps.  122,  3.  Dass  die  Bedeutung  der  drei  letzt- 
genannten Conjunctionen  schon  oft  in  den  Sinn  von  sodass  über- 
geht, ist  schon  §  203,  2,  b  bemerkt  worden. 


3.  Reeiproke  Sätze  und  ^A^orte. 

a)   Conditionalsätze. 

205  Die  Conditionalsätze  sind  ihrer  Natur  nach  Doppelsätze,  deren 

einer  eine  Voraussetzung  ponirt,  unter  welcher  die  Aussage  des 
andern  Satzes  eintrifft.  Zwar  giebt  es  auch  bedingte  Aussagen, 
deren  Bedingung  nicht  ausdrücklich  angeführt  wird ;  aber  dies  sind 
unvollständige  und  abgekürzte  Sätze,  die  immer  zu  vollen  zwei- 
gliedrigen Sätzen  entwickelt  werden  können ;  und  irgend  eine  An- 
deutung, dass  die  Aussage  nur  bedingt  zu  verstehn  sei,  müssen 
auch  sie  immer  enthalten.  —  Unter  diesen  Doppelsätzen  geht  in 
der  Regel  der  die  Voraussetzung  ausdrückende  dem  die  Folge  ent- 
haltenden voran ;  doch  ist  auch  die  umgekehrte  Stellung  der  Sätze 
möglich,  wenn  sie  durch  anderweitige  Umstände  im  Zusammenhang 
erfordert  wird:  die  Hauptaussage  wird  dann  zuerst  gesetzt  und 
nachgehends  durch  die  Beifügung  einer  Bedingung  von  etwas 
anderem  abhängig  gemacht.  —  Die  Bedingtheit  der  Aussage  wird 
durchwegs  durch  besondere  Bedingungspartikeln  bezeichnet.  Dass 
ein  Bedingungssatz  ohne  solche  äussere  Bezeichnung  vorkommt, 
ist  zwar  möglich,  aber  im  Aethiopischen  nicht  häufig.  Die  Voraus- 
setzung kann  ponirt  und  die  Folge  durch  das  (D  der  Folge  oder 
durch  asyndetische  Beiordnung  angeschlossen  werden ;  für  die 
erstere  Art  s.  Beispiele  in  §  200,  für  die  letztere:  /uliA^Vl*-"  fl 
^^'  liA^Vh"  fl^^'iäM'  bin  ich  nicht  leiblich  da,  so  doch  geistig 


§  205.    Conditionalsätze.  481 

(Org.);  Itx^^^o^'  h9^T^''  jK-nif-Tf-s  ^äJde  ich  sie,  so  sind  sie 
mehr  als  Sand  Ps.  138,  17.  Gewöhnlich  aber  gebraucht  man  die 
Bedingungspartikeln,    und    zwar   für    die    Protasis    "ho^ '   (AK^^O 

und  {^ü ' ;  jenes  für  Bedingungen,  in  denen  etwas  ohne  Rücksicht 
auf  seine  Wirklichkeit  oder  Möglichkeit  einfach  als  Voraussetzung 
hingestellt  wird,  dieses  für  Bedingungen,  in  denen  der  Redende 
etwas  ihn  unmöglich  oder  unwahrscheinlich  dünkendes  als  Voraus- 
setzung ponirt.  Je  nachdem  die  Voraussetzung  mit  der  einen  oder 
andern  dieser  Bedingungspartikeln  eingeleitet  wird,  wird  auch  der 
Nachsatz  verschieden  eingeleitet.  Daher  sind  für  unsere  weitere 
Darstellung  zwei  Arten  von  Conditionalsätzen  zu  unterscheiden.  — 
Dem  Sinne  von  Conditionalsätzen  nähern  sich  bisweilen  auch 
Relativsätze,  z.  B.  AHhARS:-"  ?i!f)rlh/^  •"  hYL'  wer  mich  (wenn 
mich  jemand)  verleugnet,  den  werde  ich  (so  werde  ich  ihn)  auch 
verleugnen  Matth.  10,  33,  und  Temporalsätze,  z.  B.  a^'i^fitn»':  ^^ 
Id'  fid'  Ch^P'-  A'^<-f-"  HJifs  ihr  Geist  ivird  stark  werden, 
wann  sie  meinen  Auserwählten  sehn  werden  Hen.  45,  3.  Gen.  38,  9; 
wie  denn  nicht  nur  t^{\'  zugleich  temporale  Conjunction  ist,  sondern 
auch  Tty^^'  wenn  mit  J%<^s  wann  zusammenhängt  (§  170,  1).  — 
Sowohl  in  den  realen  Bedingungssätzen  als  auch  in  denen,  die  nur 
annäherungsweise  real  sind,  muss  in  der  Regel  die  in  der  Protasis 
genannte  Handlung  vollendet  oder  wenigstens  begonnen  sein,  wenn 
ihre  Folge  eintreten  soll;  und  deshalb  wird  grade  im  Vordersatz 
eines  Conditionalsatzes  gewöhnlich  das  Perfectum  gebraucht,  inso- 
fern es  nicht  nur,  wenn  die  bedingende  Handlung  wirklich  in  die 
Vergangenheit,  sondern  auch  wenn  sie  in  die  Gegenwart  und  Zu- 
kunft fällt,  (als  Fut.  exact.)  angewandt  wird.  Gleichwohl  ist  im 
Vordersatz  nicht  nur  das  Perfectum,  sondern  nach  Umständen  auch 
das  Imperfect  oder  auch  ein  Satz  ohne  Verbum  (§  194)  möglich. 
Im  ganzen  stimmt  das  Aethiopische  in  der  Behandlung  der  Tempora 
solcher  Sätze  viel  mehr  mit  dem  Hebräischen  als  mit  dem 
Arabischen  überein. 

1.  In  den  einfachen  Conditionalsätzen,  d.  h.  solchen, 
in  welchen  ohne  Rücksicht  auf  die  Wirklichkeit  oder  Möglichkeit 
eine  Voraussetzung  ponirt  und  davon  eine  Folge  abhängig  gemacht 
wird,  wird  die  Protasis  eingeführt  durch  TxO^'  oder  Ah*^'  wenn 
(§  170,  1),  negativ  durch  ?i<w»:  (oder  A?i<^"')  h^  oder  M^'.  Der 
Nachsatz  kann  durch  das  (D  der  Folge  (z.  B.  1  Cor.  5,  3 ;  s.  auch 
§  200)  oder  durch  öl  — h^h-"  so  —  denn  (nun)  (z.  B.  Jud.  16,  7) 
oder  durch  "MXl'  allein  (z.  B.  Jud.  16,  11)  bezeichnet  werden; 
aber  nötig  ist  dies  nicht,  und  weitaus  in  den  meisten  Fällen  wird 

Dill  mann,   Aethiop,  Sprache,  2.  Aufl.  31 


482  §  205,    Condifcionalsätze. 

er  ohne  jede  äussere  Bezeichnung  eingeführt.  Für  wenn  auch, 
obgleich  kann  h^^  '  genügen ;  doch  steht  dafür  auch  genauer  h 
o^X'  oder  Ji^X-'S  z.  B.  Ps.  22,  4.  Jes.  49, 15.  Hen.  100,  5.  Matth. 
26,  35,  ohne  dass  im  Nachsatz  eine  gegensätzliche  Partikel  (doch) 
gebraucht  würde  (§  200,  2).  Fällt  nun,  was  bei  diesen  einfachen 
Conditionalsätzen  das  gewöhnliche  ist,  die  bedingende  Handlung  in 
den  Kreis  der  Zukunft,  so  steht  sie  gewöhnlich  im  Perfect  (das 
hier  die  Bedeutung  eines  Fut.  exact.  hat,  §  88) ;  die  Handlung  der 
Apodosis  fällt  dann  ebenfalls  in  die  Zukunft  oder  höchstens  in  die 
Gegenwart  und  wird  in  beiden  Fällen  durch  das  Imperfect  aus- 
gedrückt, z.  B.  h^"^'  "^M'  fßOD(j[h^z  wenn  er  ihn  verlässt  (ver- 
lassen wird),  so  stirbt  er  (wird  ersterben)  Gen.  44,  22.  28,20.  21; 
(\9^'i^  s  -j^oD  s  tifi^ii :  'ThÄhl^  -"  wodurch  du  schwach  tccrden 
tvirst,  tvenn  man  dich  damit  bindet  Jud.  16,  6.  Matth.  18,  3.  26,  35; 

h<^ih-  ha-^i,'  jK-i-fiCs  Ah<^"  h^'  K'^f.'io^'  Aft.K-h<^-- 

so  wird  auch  mein  Vater  euch  thun,  tuenn  ihr  eurem  Nächsten 
nicht  vergebet  Matth.  18,  34;  j^^i- :  f^Ü^P '  hii-üh'  Ah<^  «' 
Vf'A** "  "lii^^ '  d'üih  •  tvas  nützt  es  dem  Menschen^  wenn  er  die 
ganze  Welt  geivinnt  (gewonnen  haben  wird).^  Matth.  16,  26.  Gen. 
38,  16.  Jedoch  ist  im  Vordersatz  auch  in  diesem  Fall  ein  Imper- 
fect möglich,  z.  B.  Ah<^ -*  ItxhXl'  A'^p.-"  M-A^OA.-"  lt\h\\'  H 
^^i  ^(DC\i  Matth.  11,  23,-  wo  offenbar  die  Hyperbel  des  Aus- 
drucks den  Uebersetzer  veranlasste,  nicht  das  Tempus  des  wirklich 
Geschehenen,  sondern  das  des  Möglichen  und  nur  Gedachten  zu 
setzen  (fast  im  Sinne  von :  wenn  du  auch  erhoben  würdest) ;  h^'i 
hA-  Ah^^-  A.J&lhP'flK«'  wir  vermögen  das  nicht,  tvenn  nicht 
(die  Hirten)  zusammenkommen  Gen.  29,  8  (wo  Mi^'^ '  h^  fast  so 
viel  als  Uhlfd/i'  ist).  Fällt  aber  die  bedingende  Handlung  in 
die  Vergangenheit,  so  steht  auch  hiefür  nur  das  Perfect  zu  Gebote, 
z.  B.  iiht^'  i'AOi:  A-flf  ■  '(ihfL-i"'  'ühfL'  (D/ti^-  fl^rhJ&Vh" 
-r^i--  fl.;^■  -ühtL^^i,'  i-hÄ-r-  AhAh-  -ühfL'  Job  31,  9; 
doch  gebraucht  man  dann  statt  ?t<^  s  lieber  h^^rt  =  im  Sinne 
von  wenn  tüirUich,  z.  B.  hf^ii'  h^lf-*  IflCVb-"  —  A.^fl>*J^*3:-' 
ÄA?i'T"f  s  Ps.  7,  3.  4.  Fällt  auch  die  Handlung  des  Nachsatzes  in 
die  Vergangenheit,  so  wird  sie  gleichfalls  durch  das  Perfect  aus- 
gedrückt, z.B.  ho^Mh'  Ä*4'h-  ^nfr-  *Ä"^(i-!  (D^^iDi  n 

?ift=  'hiTiJfx'f'^'^ '  tvenn  also  (tvirJclich)  deine  Kinder  vor  ihm  sich 
verschuldet  haben,  so  hat  er  sie  den  Folgen  ihrer  Sünden  über- 
gehen Job  8,  4;  ebenso  Job.  18,  23.  Rom.  6,  5.  Col.  3,  1.    Endlich 


1  lieber  MWz  3i^  obgleich  s.  §  204,  4. 


§  205.    Coiulitionalsätze.  1^»'^ 

stellt,  wenn  die  bedinj^ende  Handlung  dem  Kreise  der  Gegenwart 
angehört,  im  Vordersatz  das  Iniperfect  oder  ein  präsentischer  Zu- 
standssatz  und  für  ?i<w>:  auch  in  diesem  Falle  häufig  "h^^^A',  z.  B. 
}iffi^fi:  ,C,'l"hl/A''  —  jL'.'VA^-'  tvenn  es  möglich  ist^  —  50  gehe  er 
vorüber  Matth.  26,  39;  jP.P/'V'i''."  hf^'  f'd.^F-'  er  rette  ihn,  wenn 
er  Gefallen  an  ihm  hat  Matth.  27,43;  hf^il-  fliAÄ-"  h^Wj^'ü 
,h,0  h'yi"'  /X^'  h(f^M*^\\'  Matth.  27,40.  42;  (Dhf^iiz  -J^ 
-h'>:  ft*h--  h^^hlM'-  Aj&'flAO-'  1  Sam.  21,  5;  obwohl  ein 
Verbum  inchoativum  auch  im  Perfect  stehn  kann:  }\0^-  C^'flVb' 
Ai.J?^ft?iAh'  tvenn  ich  (hungrig  geworden  bin)  hungere,  iverde  ich 
es  dir  nicht  sagen  Ps.  49,  13.  Selbst  wenn  die  Handlung  des 
Vordersatzes  öfters  wiederholt  und  "ha^i  =  so  oft  als  ist,  ist  das 
Perfect  besser,  z.  B.  "hao:  Chjtl-  rt^-*-"  '>^a>-K"--  S^'ftA.li-"  ivenn 
du  einen  Dieb  siehst,  läufst  du  mit  ihm  Ps.  49,  19.  45,  2.  —  Dem 
gleichen  Zwecke  wie  das  hie  und  da  an  "hf^^  angehängte  ti'  dienen 
manchmal  auch  die  in  den  Vordersatz  aufgenommenen  Frage- 
partikeln Ü«!  und  V*'  (§  161);  indem  dadurch  die  Bedingung  zu- 
gleich als  Frage  hingestellt  wird,  soll  der  Zweifel  daran  angeregt 
und  unserem  tvenn  tvirJdich  Ausdruck  verliehn  werden,  wie  in: 
txo^ii'  hTr-tlh'  hin^h'  htini^-  h9^i{h''  -^O.h--  Herr,  tvenn  du 
es  (wirklich)  bist,  so  heisse  mich  mi  dir  kommen  Matth.  14,  28; 
hf^'-  p.Äfl>•£^hV•  •■  ^Ä'h-s  hä"'  fi-nh'-  i-'}/*'?i!  tvenn  diese 
Männer  (wirklich)  dich  zu  rufen  gekommen  sind,  so  stehe  auf! 
Num.  22,  20;  vgl.  auch  A?i^D- =  Act.  16,  15. 

Selten  wird  7x00-.  zu  TiiT  verkürzt,  z.  B.  9^1^'h'  'XC' 
H?i9"7ncVh-   /hje-öJ-/'-    HA^Al^:    nw-  haiCh-    was  ist   das 

Gute,  tvodurch,  tvenn  ich  es  thue,  ich  das  etvige  Leben  ererbe? 
Matth.  19,  16. 

Folgen  zwei  Bedingungssätze  aufeinander,  deren  zweiter  die 
Voraussetzung,  die  im  ersten  bejahend  gesetzt  war,  negirt,  so  ist 
es  nicht  nötig,  im  zweiten  den  ganzen  Vordersatz  zu  wiederholen, 
sondern  es  genügt  (D}\aoi  ^^i:  (oih^h^O  oder  (D'h^'i\\\l\'  tvo 
nicht,  im  andern  Fall,  sonst,  z.  B.  (DMx^'^fi'  'Th7'fl4- =  9^it\d'f'' 
AdA"  hinh?'-  'J'74-5:--  (Dh'^ltih''  ?i'><^eT-"  tvenn  ihr  nun 
(wirklich)  gegen  meinen  Herrn  die  Gnade  thun  tvollet,  so  saget  es 
mir,  tvo  nicht,  so  kehre  ich  um  Gen.  24, 49.  Ex.  32,  32.  Jud.  9, 16 — 20. 
Und  diese  Redewendung  kann  nach  jeder  beliebigen  Aussage  (nicht 
nur  nach  Bedingungssätzen)  gebraucht  werden,  um  das  anzuknüpfen, 
was  im  Falle  des  Nichteintreffens  der  vorher  genannten  Handlung 
stattfinden  wird,  z.  B.  hütet  euch,  eure  Almosen  öffentlich  zu  geben-. 


48-4  §  205.    Conditionalsätze. 

(D}\^^t\)^f\  •  hA-fllT^^  •  Oild'  ico  liidii,  SO  habt  ihr  keinen  Lohn 

dafür  Matth.  6,  1.  Marc.  2.  21.  Lac  14,  32.  Jos.  22,  22. 

Es  sei  denn  oder  ausser  heissi,  wenn  kein  neues  Verbom 
folgt,  nM(\^'  (§  170.  4V  z.  B.  Matth.  19,  9:  folgt  aber  ein  neaes 
Verbum.  so  steht  Hh'HlA  •  h^^ '  es  sei  denn  dass  oder  ausser 
ireym,  z.  B.  Matth.  12,  29,  oder  Hh'JflA-"  mit  dem  Sabjanctiv,  z.B. 
Matth.  5,  32.  —  Ueber  wie  wenn  s.  §  204,  3.  —  Weim  auch  no(k 
so  viel  ist  h^'  ^^^mV".  z.  B.  Koh.  8,  17,  wenn  mar  nidU.'  als 
Partikel  der  Ungewissheit  und  Furcbt  ?^%' .  s.  §  203.  1.  a.  ;•.  — 
Ueber  (A  'h'^O*  si  quis  mit  folgendem  H  oder  l}^^'  vgl.  m.  Lex., 
col  481. 

2.  In  den  irrealen  Conditionalsätzen  wird  die  Protasis 
immer  durch  fiÜ'  eingeführt,  eine  Partikel,  die  erst  in  Folge  ihres 
häufigen  Gebrauches  im  Wunsche^  o  wann .',  o  dass  doch  .'  (§199.  e) 
als  Bediugungspartikel  in  solchen  Conditional^tzen,  die  einen  Fall 
gleichsam  nur  wunschweise  setzen,  ii:  Aufnahme  gekommen  sein 
kann.  Auch  kann  fragendes  Ih'  und  V"=  oder  hervorhebendes  rt* 
nach  fit\'  angewandt  werden,  im  gleichen  Sinne  wie  nach  K^'^s- 
Da  aber  ^fl '  auch  temporale  Conjunction  ist  (§  204,  4),  so  kann 
dadurch  allein  ein  Conditionalsatz  nicht  Ton  einem  Temporalsatz 
unterschieden  werden,  und  darum  muss  die  Apodosis  immer  durch 
die  Partikel  hT"^  är  (§  170,  2)  eingeleitet  werden.  Dieses  hf*- 
das  eigentliche  Zeichen  der  hTpothetischen  Aussage,  tritt  immer 
unmittelbar  Tor  das  Verbum  des  Nachsatzes  und  kann,  wenn  der 
Nachsatz  mehrere  Verba  hat.  mehrmals  wiederholt  werden;  weg- 
gelassen wird  es  bisweilen  dann,  wenn  der  bedinge  Satz  Tor  dem 
bedingenden  steht.  z.B.  -^frtV'  Öa-  "P^y-  (l-Arh.^-  '^-flX':  h 
^^:  '}cn>-'ti  nii'}'!^'  l^T-  es  (war)  wäre  uns  hesser  geweseth 
icenn  wir  in  Aeg.    '  : ben)  gestorben  wären^  als  dass  wir  in 

dieser  Wüste  .r  Xum.  14.  2:    hhtl^-f--   Ödfl-   f^^\\ 

l)f{*>tn^i  ü'^^^'ii^i  um  zu  verfuhren,  wenn  anders  es  mögiich 
uäre,  auch  die  Äusenca'^'-:"  }5\''h  24.  24  (wo  X^  fehlt,  weil 
es  zwischen  der  Präposini^  uli  dr^  Infinitiv  nicht  stehn  kann); 
Tgl.  auch  G.  Ad.  48,  7. 

Was  die  Tempora  der  irrealen  Conditionalsatze  betrifft,  so 
ist  zu  bemerken,  dass  in  der  Protasis  sowohl  als  in  der  Apodosis 
das   Perfectum    fast    durchwegs    herrschend    geworden   ist.     Der 


1  Wie  "t^,   J. 

^  Ursprünglich   Yit^  s .   das  dann  und  wann  noch   vorkommt,   r.  B. 
■4  Esr.  3,  54  (auch  Y.  55  in  einer  Handschrift).  7.  20.  Tob.  10.  5. 


§  205.    Comlitional Sätze.  485 

Aethiope  sagt:  wemi  du  das  thatest,  so  that  ich  das^  und  drückt 
durch  die  Gleichheit  des  Tempus  im  Vorder-  und  Nachsatz  zu- 
nächst nur  aus,  dass  sich  die  beiden  Sätze  genau  entsprechen,  der 
zweite  unzweifelhaft  aus  dem  ersten  folgt.  Da  aber  dieser  Art 
von  Bedingungssätzen  immer  die  Ueberzeugung  anhaftet,  dass  der 
Fall  in  Wirklichkeit  nicht  eintritt,  und  diese  Ueberzeugung  zu- 
meist nur  bei  Dingen,  die  in  den  Kreis  der  Vergangenheit  oder 
der  vollendeten  Gegenwart  fallen,  begründet  ist,  so  erklärt  sich 
hieraus  der  Gebrauch  des  Perfectums,  das  eben  da  steht,  wo  es 
sich  um  die  Vergangenheit  oder  die  vollendet  vorliegende  Gegen- 
wart handelt  (§  88).  Ob  aber  ein  solches  Perfect  eines  irrealen 
Conditionalsatzes  wirklich  dem  Kreise  der  Vergangenheit  oder  der 
Gegenwart  oder  der  Zukunft  angehört,  und  ob  der  Vordersatz  in 
derselben  Zeitsphäre  liegt  wie  der  Nachsatz,  kann  nur  aus  dem 
Zusammenhang  entschieden  werden.  Dafür  genügt  aber  der  Zu- 
sammenhang auch  in  den  meisten  Fällen  für  diese  Entscheidung: 
nur  selten  wird  man  im  Zweifel  sein,  ob  man  in  der  Uebersetzung 
den  Optativ  der  Vergangenheit  oder  Gegenwart  gebrauchen  soll, 
und  zumeist  nur  dann,  wenn  der  betr.  Satz  in  der  Sphäre  der 
Vergangenheit  ebenso  wahr  ist  wie  in  der  Gegenwart  und  um- 
gekehrt. Hienach  sagt  man  äthiopisch:  /ifls  ^iChX'  M^dJlO^ 
Yhh '  wenn  du  mir  es  gesagt  hättest^  so  hätte  ich  dich  entlassen 
Gen.  31,27.  Matth.  23,  30.  Gen.  31,42.  Jud.  14,  18.  Matth.  11,  21. 
Num.  22,  29.  33^;  aber  auch:  {^{{0--  -ha^üH-  Ihl'  HJ^-hAs  K 
th^P'  ([(O^hi:'  fh*!'  h9^W''  ^f^^i  ivenn  ivirUich  ein  Gesetz, 
das  lebendig  machen  kann,  gegeben  iväre,  so  gäbe  es  eine  Gerechtig- 
keit aus  jenem  Gesetz  Gal.  3,  21;  hS^hV-"  ^tid'  /t"*'  so  wollte 
er  ihm  vergeben  G.  Ad.  90,  18;  fitl'  h!h?(0-i}9^Pf^  '  h9^K^ 
'PMV'Ylf'^ '  wenn  ihr  sie  hättet  leben  lassen,  so  ivürde  ich  euch 
nicht  (hiemit)  tödten  Jud.  8,  19.  Matth.  26,  24.  Ps.  50,  17;  lauter 
Fälle,  in  denen  die  Voraussetzung  in  die  Vergangenheit,  die  Folge  in 
die  Gegenwart  fällt;  oder:  fia'  iL^^'-  ji+l'AV '  —  hr'K't'^ 
m0''  ive7in  er  uns  (jetzt  oder  künftig)  tödten  tvollte,  so  hätte  er 
es  nicht  angenommen  Jud.  13,  23,  wo  das  umgekehrte  Verhältnis 
eintritt;  oder  endlich:  fid'-  hYlO"-  H-^Ä^'  h'^l-p'  ^<P<JA  s 
ÄAO'  }i}\9^^'h^'  f^'h*L'  wenn  jene  (künftigen)  Tage  nicht  ver- 
kürzt ivürden,  so  würde  kein  Mensch  selig  Matth.  24,  22,  wo  das 


^  An  den  drei  letztgenannten  Stellen  ist   (D^h-   nicht  gebraucht, 

um  das  ganze  der  Vergangenheit   zuzuweisen   (etwa  wie   öJf),   sondern  ist 
nur  Uebersetzung  von  :xd/.ai,  ^jörj,  vvv. 


486  §  205.    Conditionalsätze. 

ganze  in  die  Zukunft  fällt.  Dagegen  ist  es  an  Stellen  wie  Ps. 
80,  12  f.  43,  22  f.,  wo  die  Protasis  der  Vergangenheit  angehört, 
allerdings  zweifelhaft,  ob  auch  die  Apodosis  von  der  Vergangenheit 
oder  von  der  Gegenwart  zu  verstehn  sei. 

Nur  sehr  selten  erscheint  im  Vordersatz  ein  Imperfect  statt 
des  Perfects,  im  Nachsatz  aber  gleichwohl  7x9^  mit  dem  Perfect, 
z.  ß.    in    einem    Satze    allgemeiner    Wahrheit,    der    für    jede    Zeit 

gültig  ist:  fia-  yh9^co"'  (\ö^''  a.^-  lu,-  jr^ä^-  rt^*' 

}i9'''l1Ü''  a)hjir"'l^l'  i&Tl"h/.J&!  n,*"  tvenn  der  Hausherr 
die  Stunde,  da  der  Dieb  kommt,  (wirklich)  wüsste,  so  tvürde  er 
ivachen  und  nicht  in  sein  Haus  einbrechen  lassen  Matth.  24,  43 ; 
vgl.  auch  M'  M^'  yh9^^'  ivenn  sie  nicht  tuüssten  G.  Ad.  97,  19. 

Ein  Nominalsatz  als  Protasis  findet  sich  z.  B.  Chrest.  p.  6,  1.  13  ff.: 

^n-  h\i'  -nhfL'  AY.*-  Mi"'  ?irÄOAV!-h:      /^n-  hYi-  Hh 

^-H-   Itir'hil'  und  G.  Ad.  97,  12  f.:  Wfia'.  h\i''  hli"-  fl-llßf: 

Häufig  wird  in  irrealen  Conditionalsätzen  die  Bedingung,  als 
aus  dem  Zusammenhang  selbstverständlich,  verschwiegen  und  nur 
angegeben,  was  unter  einer  gewissen  (verschwiegenen)  Voraus- 
setzung hätte  geschehn  sollen.  Um  so  notwendiger  ist  die  Ein- 
führung einer  solchen  nur  hypothetisch  gegebenen  Aussage  durch 
lt\9^^  zugleich  immer  ein  sicheres  Zeichen,  dass  in  unsern  Sprachen 
mit  dem  Optativ  oder  Conjunctiv  zu  übersetzen  ist,  z.  B.:  Oif^tx 
üSl'  lt\T\\\)M\*'  7(l.^-'  hVbf  •  f\öM\'  und  nun  könnte  ich  dir 
böses  anthun  Gen.  31,29;  tro^s  ?iir»H,>}P  :  üh'i\CV9^ '-  wer  hätte 
das  dem  Abraham  gemeldet!  Gen.  21,  7;  ^ih^^i^i^ß^m'  fl-fl 
H*^'  was  teuer  hätte  verkauft  tverden  können  Matth.  26,  9.  16,  26. 
25,  27  u.  s.  f.;  und  sogar:  ^ft:  lt\9^Y\Ö^d^\'  wenn  er  auch  Buhe 
hätte  (was  nicht  der  Fall  ist)  Sir.  34,  4. 

Da  somit  tx^^  die  Kraft  hat,  einem  Satze  hypothetische 
Färbung  zu  geben,  so  wird  es  auch  häufig  in  Wunschsätzen  ge- 
braucht (§  199,  e);  ebenso  ständig  in  der  Redensart  rlh^*  •  \\^^' 
\a\9^  mit  dem  Perfect,  ivenig  nur,  dass  —  wäre,  d.  i.  beinahe  wäre^ 
z.  B.  h\^'  i}^^'  ll}\9^M\(['  beinahe  hätte  einer  sich  gelegt  Gen. 
26,10.  Ps.  72,  2.  118,  87. 


§  206.    Wechselsiltze.  487 

b)  Wechselsätze  und  Wechselwörter. 

Einzelne  Wörter  oder  Wortreihen   und  Sätze   können    durch  §  206 
verschiedene  Wendungen  und  Formeln  in  eine  solche  gegenseitige 
Beziehung    gebracht    werden,    dass   jedes    das    andere    fordert    und 
durch  sich  selbst  darauf  hinweist.     Solche  Formeln  sind : 

1.  sowohl  —  als  auch,  verneinend  weder  —  noch.  Dafürsteht 
im  Aethiopischen  selten  (D  —  (D  —  fli,  z.  B.  Gen.  33,  1 ;  häufiger 
VL:  öl,  z.  B.  hf^'i-t^t'  fliW-A--   ÄrT(iHn.(i'^  -•   Jos.  10,  5;    X- 

fli-y.:,  z.  B.  >nnY.-  (dcm*/.-  Matth.  12, 22;  i-  m  — jr.-,  jos. 

11,  4.  Ps.  48,  2.  Joh.  2,  15.  Hen.  28,  2.  Gen.  24,  25.  Marc.  3,  32.  35 
(dreimal).  Rom.  1,  14  (viermal);  ^:  (O ,  z.  B.  Matth.  12,  3;  V,: 
(D — 3^:,  Gen.  42,  35.  Alle  diese  Verbindungen  können  auch  mit 
Negationen  gebraucht  werden.     Vgl.  oben,  §  197  a.  E. 

2.  ivie  —  so.     Durch  flll^-',  \i^',  Hh^-',  \\oo  '  Mi"- 

einerseits  und  h^llh'  oder  h^^H'  andererseits  werden  im  Aethio- 
pischen meist  nur  ganze  Sätze  auf  einander  bezogen,  z.  ß.  Jud. 
15,  11.  Num.  5,  4.  Deut.  8,  5.  Matth.  12,  40.  13,  40.  Hen.  98,  4. 
Matth.  24,  17;  selten  einzelne  Wörter,  in  welchem  Falle  das  zweite 
Glied  (h'^^^0  auch  fehlen  kann,  z.  B.  h^  =  oollti'  ?C(\hi' 
o^lltK'  0^'ü'  Hen.  28,  2.  Auch  Hh^ -•  —  Ol  —  S^s  kommt 
vor,  Matth.  6,  10.  —  Durch  nhl^^V  •■  (vgl.  §  166,  35)  mit  fol- 
gendem h^lü*'  wird  je  mehr  —  desto  mehr  ausgedrückt,  z.  B.  (\h 
9^^^'  äd^h'-  h'^l^•■  h^hi^'  Chfih'  (nach  dem  Maass  deiner 
Grösse,  so  demütige  dich)  je  grösser  du  bist,  desto  mehr  demütige 
dich  Sir.  3, 18;  nhJ^^V'  ^'^^ß^Pou'-  h'^li--"  ^dlf-lh'' je  mehr 
sie  sie  plagferij  desto  stärker  vermehrten  sie  sich  Ex.  1,  12.  Auch 
Jliw>:  mit  einem  folgenden  Ausdruck  für  Menge  und  h^lO*'  können 
dies  ausdrücken,  wie  h^  •"  'flH-'lf-"  (O^Ö?-  /^PlT^^'  h^ll-  H 
tf»-:  'tOhfi'Y:  airD'}^fi:  jß  jyiehr  ihr  Leib  brennt,  desto  stärkere 
Veränderung  geht  in  ihrem  Geiste  vor  sich  Hen.  67,  9. 

3.  juev  —  de^  wofür  das  Aethiopische  keine  besondere  Formel 
hat,  wird  teils  gar  nicht  übersetzt,  teils  durch  5^  s  im  zweiten 
Gliede;  am  entsprechendsten  ist  A  im  ersten  Gliede  und  (D  zur 
Einführung  des  zweiten  (s.  §  200,  2). 

4.  Entiveder  —  oder  im  Sinne  von  sive  —  sive  ist  äthiopisch 
l^OD'j^s  —  (D'h^'^i,:  oder  "h^f^V,'  —  (Dh^'^V,',  und  beide  werden 
häufig  gebraucht,  nicht  nur  um  einzelne  Wörter  in  gegenseitige 
Beziehung  zu  setzen,  z.  B.  lt\(^\'  ih^Oi'l'  i  (Dh^X  '  'p-jf- •* 
1  Cor.  3,  22    (sogar   achtmal  wiederholt).    Lev.  3,  1.   Matth.  5,  37, 


488  §  206.    Wechselsätze. 

sondern  auch  um  zwei  vollständige  Conditionalsätze  einzuleiten, 
die  sich  wechselseitig  auf  einander  beziehn  sollen,  Luc.  20,  5  f. 
Ps.  138,  7,  Sollen  sich  dagegen  die  beiden  Sätze  ausschliessen 
(aut  —  aut),  so  wird  h'^hY^'-  oder  h^^M^A''  und  iDh^^hYis 
oder  iDh'l'Mifl'  gebraucht,  z.  B.  Gen.  13,  9.  24,  49.  Lev.  1,  14. 
Jos.  24,  15.  Matth.  6,  24.  12,  33. 

Als  ein  Beispiel  besonders  verwickelter  Satzperioden  diene 
der  Brief  des  Cyrillus  an  Johannes;  vgl.  Ghrest.  p.  75,  11.  2  —  7. 
21—25;  p.  76,  il.  15—21. 


il 


Tafel  I. 
Schrifttafel  des  äthiopischen  Alphabets. 


U-haltige  Kehl-  und  Gaumenlaute. 


Niuuun  der  /.vicheii  iiath 

iNamen 

form 

mit  Ä 

zu  spre 

eben 

II. 

IM. 

IV. 

V. 

VI. 

mit  r 
oder 

VII. 

Miiiüo 

Lautwert 

Kntapr. 
hebr. 

l«»iit.> 

im  röm. 
N.T. 

mit  ü 

mit  i 

mit  ä 

mit  c 

auch 
ohne 
Vocal 

mit  ö 

bäisch 

und  Transscription 

reap. 
arab. 

1. 

irßt  Bai 

oahf.1 

0 

0- 

t 

y 

Ä 

u 

If 

Y 

H 

n 

2, 

A^»  lÄiin 

An»"' 

A 

A- 

A. 

A 

A. 

A 

A- 

1 

l 

s 

3. 

AiOh^i  Haut 

,ha»-1-» 

,h 

rh. 

«h. 

«h 

ih. 

;h 

H. 

T 

ursprünglich  starkes 

C 

h  (A),  später  wie 

No.  1  gesprochen 

1. 

1f.'   Mai 

aof.t') 

ao 

ao. 

"l 

07 

"% 

yo 

T» 

^ 

m 

0 

.). 

•1ID-1-I  .s<i«/ 

Wtth'l'i 

u> 

!»»• 

"/. 

•1 

•% 

/" 

y 

' 

ursprünglich  seh  (.s), 
später  wie  No.  7 
gesprochen 

V 

i'i. 

V.Öt\',  i:Xft'   lii'es,  Ri'iS 

ihh''^ 

C 

<• 

<! 

£. 

£. 

c 

Cf 

) 

r 

-l 

7. 

fl^-i  Sät 

fit' 

A 

fr 

A. 

A 

A. 

A 

A 

A 

s 

D 

8. 

.•t'V''  Qüf 

*T.« 

+ 

« 

* 

^ 

* 

* 

♦ 

« 

gutturales  Je  (q) 

P 

!>. 

ft-7-«  nrt 

n.-7-' 

n 

n- 

n. 

n 

n> 

•n 

n 

n 

b 

3 

10. 

;**S;«  Tu  in 

•I-Wi 

•»• 

* 

•fc 

:»• 

•t 

=t- 

* 

X 

t 

n 

II. 

•iL'y"»  ll'irm 

-1C9"> 

•» 

•»• 

t 

ii 

•i 

1 

■V 

V 

ursprünglich  ch  (//), 

t 

später  wie   No.  1 

gesprochen 

12. 

»y/i«  K„häs 

v-i/i- 

» 

V- 

i 

V 

i. 

-» 

«? 

H 

n 

, 

13. 

hfiiV'  Alf 

^lAT-i 

h 

h. 

A. 

A 

h. 

}k 

A 

h 

Spiritus  lenis  (') 

N 

!*• 

hV'  Küf 

h¥i 

h 

Yl- 

tu 

h 

h. 

h 

h 

^1 

k 

1 

15. 

•p'c  mw-, 

«D«! 

(D 

(0. 

«e 

«p 

«B 

m« 

y 

0 

w 

16. 

'iy.i'  '.im 

0^.1  • 

0 

ö- 

•i 

•> 

^ 

A 

f 

0 

eigentünilicherKehl- 
hauch  ('),   später 

y 

17. 

ny.'    HJ?.:  Zu,  Zai 

MJ&' 

N 

H" 

»1. 

H 

H. 

•M 

H 

X 

wie  No.  13  gespr. 
weiches  s  (.r) 

J 
d 

t 

18. 

ffi/D-i,,  f  07-^,  Jamaii,J,imäii 

ftfo-j, 

P 

«l 

fr 

^ 

r> 

/S, 

p- 

? 

H 

r 

ID 

19. 

y.r>>  iimt 

JC-}-!-! 

Ä 

^ 

^ 

'S 

Ä. 

Ä- 

A?. 

-| 

20. 

19"A'.  Tr'6i>  (liml,  Gnml 

1?"A» 

1 

T- 

T, 

;> 

l 

1 

•> 

9 

emphatisches  t  {t) 
emphatisches  p  (p) 
emphat.    explosiver 

3 

21. 
22. 
23. 

"ly.^'    mf.^>  Täit,  Ta>i 
Af.1-«  Päit 

AI».!-. 

X. 

X. 

«1 

X 

X. 

T 

X- 

X 

24. 

»*•  .Sorpa 

XA> 

0 

e- 

l 

9 

* 

6 

/» 

B 

Zischlaut,  ts  (s) 
ursprünglich  Stumm- 

laut (d),  später  wie 

25. 

20. 

M^>   Af 
Ti  Pa 

TA' 

T 

iL 

4- 

T 

T 

♦ 

No.  23  gesprochen 
f 
leicht  angezischtes 

vj 

«■hal- 
tiges 

L 

mitiJ 

IL 

mit  i 

IIL 
mit  ö 

IV. 

mit  e 

mit  !• 

AusspracUu 

+ 

« 

^ 

* 

^ 

♦^ 

qu&,  9111,   guü,  qiü,  qiiS. 

-1 

•V" 

-v. 

A 

> 

t- 

htiä,  hin,  hua,  hui},  huH. 

h 

h- 

»!•■ 

V\ 

*>. 

»^ 

k-iiii,  kill,  kiiä,  kuc,  kulf. 

•i 

7- 

T- 

=1 

> 

i"- 

(jiiti,  gut,  giiä,  gue,  guÜ. 

Zahlzeichen. 


äthio- 
pisch 

grie- 
rnisch 

äthiopisch 

Äthiopisch 

grie- 
chisch 

1   h 

A 

11 

Xö  oder  besser 

ifoH 

20    '/? 

A 

2   g 

B 

12 

AI      -        - 

Xffl« 

30    (fi 

.1 

•^  r 

r 

13 

Xr     -       . 

Xfflr 

40    i-j 

.1/ 

4  ö  ' 

A 

14 

Ji»     '       ' 

Xfflfi 

50    H 

.\ 

5  g 

E 

15 

XÄ      •         ' 

Xfflfe 

CO    Ä 

T 

<-  jl 

c 

10 

U    '      - 

Xm« 

70    (f 

0 

7  % 

Z 

17 

y.7,  " 

X«"?; 

80    If 

11 

8    S 

H 

18 

X?;    • 

X"»?; 

90  5( 

;; 

9    S 

0 

19 

X.B       ' 

».i» 

100   ü 

J' 

10   I 

I 

200    KK 

1000  XJ! 

10000    (f 
100000    Xff 

i 


starkes  Verbum 


J  transitiv 

intransitiv    . 

inediae  giitturalis,  trans.  u.intrs. 

tertiae  gutturalis,  trans.  u.  intrs. 

.     .       f  intransitiv  . 
niediae  gfniinatae 

I   transitiv 

I  mit  T(     .     . 

\  mit  ? 


inediae  infinnae 


tertiae  iiifirniae 


liintenvocali 


mit  «     . 
mit  t 
transitiv 
(  intransitiv  . 
u.  niittelliauclilant. 


3ra. 

A-nrt- 

»'CO- 

vnn- 
ch?- 


transitiv        .  i 
intransitiv    .  j 
iiediae  gutturalis,  trans.  u.  intrs. 
rrtiae  gutturalis,  trans.  u.  intrs. 
intransitiv  . 
transitiv 
starke  Bildung       .     . 
■scliwache  Bildung 
mediae  gutturalis   . 
tertiae  gutturalis    .     . 
mit  »       •     ■  1 
mit  t        .     . 
transitiv    .     .     . 
intransitiv 
oder  mediae  gut- 
turalis .     .     . 
transitiv    .     .     . 
intransitiv      .     . 
'    I  oder  mediae  gut- 
l      turalis   . 
l'rimae    W ,     v.iediae    gutturali.«, 
tertiae  infinnae  (Ohö?')  ■     . 


starkes  Verbum 


Iiediae  geininatae 


(11 


'diae  infirmae 


mit 


tertiae 
infinnae 


mit 


Tafel  II. 

Uebersicht  über  die  Bildung  der  Verba. 

A.    Das  dreiradicalige  Verbum. 

1.    Einfacher  Grundstamm  (I,  1). 
a)   Perfect. 


3  f. 

A-nrt-l"- 

ipCOI"- 

vnnii" 

Ch?1"- 


f-llC- 

-1'>"JC ' 

J&Anf): 

■lAnft- 

^rihc> 

-l-{n>,hC 

f.r'l^b- 

^•nb 

^'JAÄ-- 

1?RÄ-  = 

^^-n-n- 

l-'j-n-d' 

f.at-'^O 

■>fl»-1C 

^hf:- 

-1-AJt- 

FWiTf» 

l-rh-M» 

fA\' 

•1-9?.» 

f^.'fV- 

•lV-9"- 

f,"tf- 

^nr- 

^1-A-: 

1-1A-: 

^T.+fl»-(-f) 

•l•¥•^fll 

^.IflOfl»-» 

■i-hofl»- 

f.\\&- 

•lh<{.- 

f.b^^-- 

■|*n^- 

f.C09.- 


'(•f-) 


Singular. 
2  m. 

Anrih: 

wib\\- 

f'lAflJ-h!  I 
1-l-A-h:    ) 


•lAüA- 
^ri-b 

•lAÄ-: 

HA-- 


2  f. 

Annti.: 

vn-nh.' 

flAa»-h. 
I+A»h/ 

CA,»!.- 


Ic. 

Anfth-- 

vn-nvi-- 

l-IAflJ-tl-- 
CA.*»-  •• 


b)   Subjunctiv. 


^ZOf.-- 


'W 


l-Anrt.: 
Ivel.' 

■ilA^- 

l-iA'e- 


?iAnfi- 

h^ib- 
Mf-K'  •■ 

?iAÄ-  •• 
?»??.■• 

hV-iat- 
hiioto" 
hbtt^- 
hCOf!.-- 
ho  f.' 


■■w 


f.Aflrt" 

^r'co-- 

^AS-- 

nh'' 

^'1-Afll. 

p.hoflJ.  •• 
^hcp-- 

i! 


3  m. 

3  f. 

>74.' 

V1<{.» 

A-nfr: 

A-n'i' 

rM-- 

rA^' 

wCO--- 

wC"f- 

>•{■' 

ifi' 

>nn-- 

^nn- 

«{•«n»-: 

S°"V' 

"töo-: 

"t"7i 

■I-Atn.- 

i-fW- 

h<:f.  • 

i\d!f- 

o-nP' 

0-üf- 

C?iP- 

ChSf- 

^.An«^- 
jf.'inn- 

^A>J' 

f  r/iH  : 
^•1A«P ! 

S!.COf' 
fOf- 


Plural 
2  m. 
V7Chö"-' 
Atiftho»- ' 

u'i.b\\oo-  •■ 

vn-nho»" 

"tj»"jfl(n». : 
|-J-Afl)-h«»-'l 
|/"A-yifl"-=     I 


-I-Aflfr  •■ 

■lA  S.  = 
17h.- 

IV.OD- : 

l"lAflJ. 
VV'l-ffl. 

'\'C01-- 

■lov-- 


2  f. 

Anrth^' 

'r/iich'}: 

a'^b^ni' 

on.P.h'}- 


lAll^: 

■i-r,h/.-  ■■ 

l'if.f,- 
ivnn- 

•lIAfl- 

•■(••7.'^! 
-1- lAT  •• 

Ihce» 
■ibnf- 

1'coy- 

■loy- 


1  c. 

iicy- 

MM' 
n-Aby- 

■itt-ny- 
Tiry 
'%rY-  . 

(■IAflJ-»-l 

M-A-V:     I 

0Ü¥'i- 
CK"/- 


'i'ilC- 

■ir.hi:- 

lf^i.b- 

'iio-'-IC.' 
7AÄ-- 

Wh»- 
ilh' 

■i^i.'J"' 

J-l-A-  i 

'iiioai-' 

■iTrni- 

-ibtn'.- 

ICO^- 


(-f-) 


starkes  VerbuDi,  transitiv  . 
mediae  guttiiralis  .... 
inediae  geminatae,  intransitiv 

primae  (D,  transitiv 

tertiae  intirniae,  mit  « 
,     ..        I  mit  «,  transitiv    . 


infirmae 


mit  u,  intransitiv 
metliae  gntturalis 


Tafel  III. 

Uebersicht  über  die  Bildung  der  Verba. 

A.   Das  dreiradicalige  Verbum. 

1.    Einfacher  GrundstamiTi. 
c)   Imperativ. 


Singular. 


2  m. 
IC- 

ho«»"' 


2  f. 


Plural. 


■l-Ain.  • 
hOffl.' 


2  f. 
l-AV: 

ho*?' 


intransitiv 
tertiae  gutturalis 
transitiv     .     . 

{intransitiv 
tertiae  gutturalis 
1    mit  T     .     .     .     . 
I  mit  t,  transitiv   . 
i)  mit  »,  intransitiv 
I  mediae  gutturalis 


Singular. 


2  m. 

2  f. 

2  m. 

2  f. 

Anfi- 

AnA.: 

AHA-- 

An<^- 

ri^b- 

/»"Ci.' 

/^CO'  • 

/"CJ- 

^-nn' 

-jn,'  onn,-) 

-in-'Cj-nn-:) 

ja-CJ-nn 

A.^' 

M,- 

AS.' 

A^: 

?h' 

9^- 

9h.- 

Hh: 

'%r- 

■^"1= 

"f_in»-: 

•i.<"i  ■ 

\\6- 

hcp.! 

hcp- 

hc.e: 

i)n?.- 

dnp.= 

Anp- 

dn,e  ■ 

<:o.e.! 

<:oP.  = 

/.OP  - 

<:o.e- 

(1)   Iiiiperfect. 


Starkes  Verbum,  trans.  n.  intrs 
primae  gutturalis     .... 
mediae  gutturalis     .... 
mediae  geminatae,  trans.  u.  intrs, 

primae  P        

primae  fli 

zugleich   meiliae  gutturalis     . 
mit  H 
l  mit  i 

Imit  a     .     .     .     . 
7Aigleicli  med.  gutt. 
iufirmae   j   mit  t     .     .     .     . 
1  zugleich  med.  gutt. 


mediae  infirmae 


3  m. 
J&J1C' 

J&rAC  ■ 

^f -nrt  - 

Ji-I'A- : 
^ho-  - 


3  f. 

ih>^C' 
ihf-nft  - 

•/•aivTh'H : 
■l-iffl-jn*  .- 
-Vipjftj»"  .- 
■1-/-A-- 
1-ho- : 
■Tl-h<i- 


Singular. 
2  m. 

•vnc ' 
-VrAc 
■l-p'flft ' 

->flJA.<i- : 

'l-rD-ATi 
-l-iaJ-9" : 
■l-u-J?.'/" 

■VhO-- 

•loi-'i.  .- 


2  f. 

•1-r  A<{  ■• 
■Ve-iirt. ! 

■Y-fflA-S.  •• 

■>fl>-All.  ■ 
•VVfli-'T. ! 

•l-l*'/?."?.. 
^-/■A«e : 
■|-hii'e : 
'1-hcp.  - 
■ll-flj-dp.  .- 


1  c. 

hnc  - 
tihri  •■ 

h?aii  ■■ 

hm  AK-  ■■ 
ho»-/!»-«! 

Mfo-r  ■■ 

Mti--- 
h\\0-  ■■ 

hat'%: 


3  m. 

phrv-' 

.ftVS.- 
f.wAS-  •• 

^'.W^ao. : 
^•»-Affl. : 

^hcp  - 


3  f. 

i&fl)A^  - 
^■/•A«?  - 


Plural. 
2  m. 

'l'hn-' 

•1-rrM-' 
■l-enrt-- 

■VfllAS. : 

•■|-a»-AII-: 

•l-l-AöJ.: 

-Ihöfl).' 

^•hCP.: 

-Tl-fli-dp.- 


2  f. 

./■hJT"?- 
-1-9"  A<{.  - 

■ip-n/j  ■ 

-l-flJA^ : 

'ThflJvliH  •■ 

-|-Vfl>-"V  : 
•l-O'^"? ! 
■V/A'P ! 
-l-hd'P ' 
^•hc.e : 


1  c. 

-»IC! 

ih9"'i  •■ 
"Jr  AC  - 

'>P'nft  - 

•>fl>A.«l"  - 

'>fl»-A-ll  i 
-»©•IT  - 

Vl/i'  ■■ 
■iYtO'  ■■ 
"ilni- 


/ 


Tafel   IV. 

Uebersicht  über   die   Bildung   der  Verba. 

A.   Das  dreiradicalige  Verbum. 

2.    Die  übrigen   Verbalstämme. 


,                    primae                 niediae 
"'■"*                 ){"tt"rali»             guttunilis 

tertiae         j         mediae 
gutturalis       |      gcmiiiatae 

priuKi-'                                          iTi.-dint^  iTiHrin:x.'                 1                    Icitia.'   in 

iniKH' 

I,  2. 

Eiiifuclier  Steigc- 
run^sstamm 

Perfect 
Subj. 
Imperat. 
Imperf. 

«CR""' 

P,hR-A: 

,URH  •■ 

)Afh: 

J&VAA- 

}A;h> 

>liAA  = 

fflAm- 
JM»AT  = 
fl»AT' 
p.'BAT' 

fnn- 
jjp-n-n  ■• 
p-n-n  ■• 
f.f-a-tt  ■■ 

hmA  ••           mP*  •• 
hffl-A:          mj.'.4" 

I»'>P  = 

I,  3. 

Einfacher  Ein- 
wirkungsstamm 

Perfect 
Subj.    1 
Imperf.) 
Imperat. 

mein' 
nch- 

HAWi: 

^nA;h> 
nA;h: 

A«J<1- 
ACC» 

J'.A,I..= 

"/•l'P: 
PI*' 

II,   1. 
Caiisativum  vom 
einfaclien   Griind- 

stamm 

Perfect 
Subj. 
Imperat. 
Imperf 

M1^.■^ 
nic' 

fhr'C' 

hi-ah' 
f-nnh' 

h-if-f.' 
nsL-sf.-' 

htR-X:' 

ha»-AR- 
^m-AÄ-s 
Äfl»-AÄ-: 
^fflAÄ-: 

Äf.nA  = 
.epnA: 
Aij&nA ! 
^p-nft ' 

\n-c-  \ 

|^4.}P-:| 

|ÄÄ.f:=  1 

hlAfli ' 
^•lA-- 
MA-- 
^-lA" 

ÄA-|-P> 

PA/:  = 
hA/:  < 
^AJ;  = 

II,  2.               Perfect 
Causativum  vom    1       ,  . 
Steigerungs-         ^"^^- 

Imperf 

hOdV- 
fO£' 

i^AOA-j 
.PAAAs 
hAAA- 
MAA> 

fff-tt^h' 

hwmi : 
fww-'i  1 

ÄfliP«!-' 

.eil.«"-:                  f  •%!,,■. 

11,  3.              Perfect 
Causativum  vom      Subj.      | 
Einwirkung«-        Imperf  f 
stamm               Imperat. 

M*A-- 

A'PhP' 
^«PJi.» 
hVti.' 

III,  1. 
I!eflexiv-Pa.ssiv 
vom  einfachen 
li  rundstamm 

Perfect 

Subj.      1 
Imperf  ) 

Imperat. 

(•/•«"•Am  ■• 

IIM-otAT  : 
(-I-V1C: 
[•(•0dAt  ■■ 

Hl*«: 

i-MOH- 

•|-ö"Ah: 

Ij&^-iiv/": 

1-fllAÄ ! 
^l-fflAÄ-  -• 
■l-fl»AÄ-  •• 

i-l-Ua>'h  •■ 

•l"Vf:p! 

III,  2. 

ü'-rtexiv-PassiT 

vniii  Steigerungs- 

stanim 

Perfect 

Subj. 

Imperat. 

Imperf. 

f.l-i.f.r'' 
■H.%9'' 

f+ÄÄA» 
l-fÄ-ÄAs 

JIXÄA: 
+ÄhA: 
ßX.hA: 

ß.W.'^th' 

'l<«."/A: 

-J-fl»Ah  •• 

^ilaiAh- 
+fflAh  •• 
^1"BAh- 

+Pfl>-W  : 

^Tip«Pü- 

•IP'PU  ■• 

l-AfflAä            •IVIlP+'             iMtB' 

-»•ip>p> 

■|■|^^iy.' 

111,  3. 
Uellexiv  vom  Ein- 
wirkungsstamm 
oder  (.iegenseitig- 
keitsstamm 

Perfect 

Subj. 

Imperf. 

Imperat 

1 

+"7WiA' 
^•Tl»7AA.- 

1-"7WiA : 

•/•vnn: 
ß-Kn-n: 

'l-VAm ' 
ßVVHt" 

■tVAV 

•I-<5.mR> 

iMfiPÄ"« 

•l-hPÄ-' 

1-;l'Aai : 
j^;l-Afl»-« 
l^;^A- 
l•|•;^Afl»•• 
l+;l-A-» 

•I/'VP' 

-tpif.' 

Tafel   V. 

üebersicht   über  die   Bildung   der  Verba. 

A.   Oas  dreiradicalige  Verbum. 

2.    Die   übrigen    Verbalslämme. 


itir-llee«lii 
I  (•infachen 
indfUmtn 


,i>.-ltrfli-si> 
>t*i((cninK»- 


'■"'"'  |/.ftlrtlA  ■ 

Siibj.  ftlllVtl  < 

Imparat  hlli'iVtl ' 

ImjMrf.  fllliVh ' 

P.rfect  htllM/i  • 

Subj.  fMf,ih  •■ 

Iraperat  ht\lf,iti> 

ImperT.  \ftli-*,-ib' 


IV,  :i. 
.i.r-IC<'flr: 


Pnttci 


„mirknnip-     Sul.j.       1 
)  u.  ruii««t)V  '  Imperf.  f 
ii^enwitig- 
ttjwtniiuu 


Itiipenit.     htl-tSIC 


.fft;»-,1i+i:' 


JPft.lt/'V-  • 


^ft■l•fl»•,1.ft  > 


^ft/Cli*'        ^ftMl+--A-        ^ft(-V/"--      MI-flH.l.ft  > 


>iftl«>»lA- 

Sh-i-vua  > 


ytll—lin-^  •• 


M-i-^y-n  • 

r 

ytii-uy.K  • 

htllM'K  • 


.ffll-tV-  ■ 


ytiiü/.' 


hM-nv> 
ytii-n  • 


B.    Oas  mehrlautige  Verbum. 


iiil   llim.'hJiiuli-ii 


.It   biiK 


mehrfkcb  •cbmu-li 


iifarhiT  Stamm 


Perfcct 

Subj 

Imperot. 
liuparf. 


t.y:inb< 


"Viv.h  > 
y.ivi'M  > 


y.wAh ' 


y.nhnh 


y.rM  • 
y.y.rM  ■■ 
y.rhti- 


y"it\-i 


\y.Ti' 
\y.-vi' 

wie  Subjuiictiv 


Hf  rfect  hy.-ilfl  > 

Subj.  yy.viä ' 

Im,...rnl.  hf-llt' 

,  Iiii|«rf.  [  fK»t' 


hl-^Oi ' 


hf^mW '        h/.iHM  > 


yn-iiii'       y""'f\Mi'      yim:\t> 
\f0'-\n'     ./«•IT»'     \fiucu> 


yim-.hh  ■■      yntxi 

h""t:tttl  ■■        h'lfli 


(AR,«' 

[yy^fi  ■■ 
\yr^,i, 
l/i  *'.."/•>■ 

>'ie  äubjuDctiv 


III.  ». 
'•nM!iligkeiU- 
•Utnm 


IV.  1.  3. 

'iutiT-K«llttiT> 

»tanin 


P«rf«ct       +«i>">Rn  • 

Subj.      I  i^-T-flo-jR-n . 

ImptnL  j  +a'-iy.-n  • 
Imiwrf.      fi1-«»>R-0  > 


y-li-Hot'     y.^ir>/>-if,/t  •  y.=t-i-i)/.-U' 

lltZZ^,]  ^'-"•w.  ^1-.«^«. 


l'«rf«i      +AVAAI 

Subj.       1 

Imperf. 

Impml.  |-HKAA> 


^ATAAi 


A<H«UkA' 


•l-M-JI-7^ 

y-ui»' 


y.-l-ndi  ■■ 
■i'nd-i  ■■ 


1  +m¥+*« 


imptrmi.   M>r:rf:  • 

Imperf.       T"»*:?"!: ' 


A'X.COÄ-       MAAflO' 


.f>(nAA> 
/■')n<AA' 

»«  Subj. 


wie  öubjuacliv 


rt">+m . 

t-iy.V' 

»•■rtH!  ' 

y-i"i>;. 

tiVI:- 

■»••■}'!.> 

SMMf 

jüi->^.' 

J.  ■»•■•>  S.- 
y.xn/j'. ' 
•ixri'y.  > 

y.taoiAat-1  I  y.%ii"uy.: 


y.-1-'"''i/iii>- 


fnf> 
In- Ad" 
l.i'.;,7.. 

Ij-.rt-A-' 

I7.I.' 

lA-A-' 

I      wie  tiubj. 

yvi.  • 

hVI. ' 


Koim  I 

I  lim- ('(III 
|.t','trti-oi- 
Wliaif' 
IHdi-tfi-i 
l(«ii-t'i 
l'll«M'  ' 

/iX.V<" ' 

yr-i-  < 


wie  .SubjuuctiT 

+rt.Af  >       +n.Hii»  I 

j'-lA.Ay.  >      yMUim- 
it\.tiy.  •        iin/w-  ■ 

wie  SubjuocUr 


yji';haf      y.Miiy.'    '  y.tiyiat-- 

AA|-A<.'Aa>  1.    Imperfecl  tll+AVh-i        . 


^l.-i-fiy.m  • 

1  n+0*' 


M«f  ■  KifiittD  I 

wie  äubjuiiai( 


i 


Tafel  VI. 

Uebersicht  über  die   Bildung  der  Pronomina. 

I.    Pronomina  demonstrativa. 

b)  jener. 


Sing. 


(Nora.  Tf> 
1  Acc.     M  •• 


a)   dieser. 

f.                       m. 

f. 

n:       oder    TIT'I:' 

H-fc. 

»1=        oder    »/>•/•: 

H'/-. 

p,         (Nom.  ?,A--     M-    oder    hn-TrU'     JiA'Jl: 


m.  f.  ni.  f. 

Htt"     Ml-Tn-'    oder    -MW-I:»  (llhl::)      ri'i:i'M: 
Tfh-:  -  oder    'JIW"I':    {iDnl':)       hi^M- 


>lAVh> 


>iAif"|.»    Ode,    ^Ahl--! 
>iAiH--    oder    ?iAh-J": 


a)  tvclcher. 

^'"^'-  I  f.    Ki\-. 
Flur.      c.    ?,A' 


2.    Pronomina  relativa  und  interrogativa. 

b)  wer?  was? 

ni.  f.  II. 

Nora.  »»>••■  ?"'>-l": 

Acc.     ff»V>  J»"'»'/-! 


c)  welcher? 

Sing.  Ä^.« 

Noiii    h^-1- 


Flui 


I  Acc.     h9\' 


Singular. 


h-ii' 


I.  Fers. 
II.  Fers. 


III.  Fers.  f^^°™-  "'•^''■•" 

\  Acc.      fl>-?|-/-: 


3.    Pronomina  personalia. 


Fl 

Ural. 

m. 

c. 

f. 

— 

•>A>- 

— 

Wi^ao-. 

— 

^-J-l-}: 

Nom.         oder 

?,»7'J'|: 

— 

oder 

OhYi-^O'*'' 

(D'h-f-'i 

4.   Suffigierte  Personalpronomina. 

I-  Pers.  II.   Pers. 

c-  n).  f. 

Sing.   (^'  =*"'  Nomen 

I  i»  am  Verbum  "  "•" 

Flur.       >:  Jfjoo-:     }rj7 ' 


III.  Pers. 
m.  f. 


i 


Tafel  VII. 
Uebersicht  über  die  Anhängung  der  Verbalsuffixa. 


3  i  n  g  u  1  a  I 

Plural. 

1. 

2  m. 

2  f. 

3  m. 

3  f. 

1. 

2  m. 

2  f. 

3  m. 

3  f. 

I.       »/. ' 

Ji^iJ'. ' 

V7^h: 

^l£h,> 

MC- 

>1^' 

vi^v- 

V7^h««'-' 

V7<:h'> » 

V7(Y<n>- : 

J7C?'>  : 

Formen,  die    .,,pi| . 
auf  u  aus- 

VlChJr- 

— 

- 

fj7Ch: 

\-ilCW' 

>7ChV- 

— 

— 

nciiö»-: 

*7C»i'>- 

lauten        ilCi-- 

— 

>7CS'h» 

MCTh.» 

•HC^V-: 

ilCW'/- 

— 

ilCWTno^-- 

V7CVln'J- 

V7CVir<n»" 

V7cvir'>  ■ 

11.        in/.' 

»/{Jr- 

J^^h  ■■ 

Vl^h.» 

'lli'O-. 

mV- 

V1/!.V  = 

Vl^höB- : 

l7^h'>' 

V7<{.iro»': 

>7<5in' 

Formen,  die    jf-ili-  '■  I 
auf  ä  aus-     ^'il^- ' ) 

^n^Jr.' 

J?.V7/5h- 

^i^^h.' 

^ili'O-- 

^i1/.V- 

JP.i^/JV- 

p.V7<{.h«»"ä 

f.i'li'W- 

^v^^l^ö»•! 

j?.n/..ir'>: 

lauten         lli-  = 

-»^/..Jr: 

— 

— 

'ili'O". 

'il/.'/i 

"JI^V' 

— 

— 

^«7<{.irfl»- 1 

'J^^l/'J  : 

V7f:h-' 



»Clfl-h: 

J7Ch-h.: 

nctir- 

ilClnV' 

— 

V7Ch-hff»'! 

'ilVM'W- 

ilC'i\9*o«- 

i7r:h}»''j! 

111. 

•/'K- ' 

iKi.- 

V7<-h: 

n<-h.: 

V7CJP- 

ilCV  ■ 

V7<-V  = 

V7<-hö»-! 

>7<.3n'}  •■ 

>7C?'ö»-' 

>7C?''>: 

Formen,  die 

iniiijav.  : 

>7f:jT"»->.-- 

— 

— 

V7Ch?"?': 

"iiCnrv- 

ilChö»*! 

— 

— 

V7(:hJ»"?'ö"-! 

V7(:»ir?''> 

auf  M  aus- 
lauten 

1V«7<.:| 

^.r/^J'.- 

i!.il^i\' 

jP.V7<-h.' 

^'.V^Cf- 

ß-ilCP- 

^>'7<.>- 

liJ^^-JT"»  •• 

f.V"j<-h'>' 

^ncf'"»'' 

Jt'.V7(;}"'>: 

->-K-  • 

'>-j<>.= 

— 

— 

•j^cjp- 

r/cp  = 

->•?<.>■ 

— 

- 

^'7Cf'w-- 

-iicp'i- 

,    '''■,.    >7r:i).: 

v?(:h>.: 

— 

—  ■ 

V7ChP-  ■ 

^iciif' 

vichV! 

— 

— 

J7ChPff»-- 

^iclnvi  •• 

rormen,  die    st^t-aty, 
auf  t  aus-     /  '  '" ' 

•1>"/C>.: 

— 

— 

•1V1CP-: 

■1'ilCF- 

»"JCV! 

— 

— 

■incp"^-  = 

-H^cp-J: 

lauten          '  ^''  * 

'nCJr.- 

— 

— 

'J'ICP-' 

'ilOf- 

-j^o- 

— 

— 

-J^f'p-OD.  : 

^"»CP-^  = 

V7/.1  •■ 

>7/./-3r: 

>^^•^h: 

ildi'h,' 

i?^:^^' 

'lld.J'- 

^Id-l-i- 

>7<:i'h'"»" 

^id'l'Tn-i- 

>7<:^'tf»-! 

»7<:'f'j' 

V. 

/2.V7C: 

J&V?^».- 

^V^^Ih: 

ß-il^XK' 

js-v^tr  •• 

J^.V'7^: 

^V7/.J- 

^V"?<:hö«»'= 

if.'i'^^M-i- 

IM^f^ö".: 

f.^lt^'i- 

Formen, 
welche  con- 
sonantisch 

•»•7r:: 

•i-»'?*:^: 

•1-V7C ' 

in*:*' 

Mim  ■■ 

auslauten 

-j^r:- 

'>"?/.>,: 

— 

— 

nc- 

"ili-- 

•j^^iv- 

— 

70/(^01»-: 

-iicri' 

>?r:n'>  = 

— ■ 

— 

— 

nciiv"- 

ilChV ' 

— 

— 

ilChlf'^--' 

iicum  ■■ 

JP.'JIC: 

Subjunctiv-     -l-^^C  : 

formen     ]h'}'lC-\ 

/in<ii' 

Jt-J-JCh» 

f-'iiai,- 

f.'iie-- 

^'i1£-' 

ß-'ildi' 

j&nchö»"' 

^•J^ch"}.- 

f/ilCo^'  •• 

^'iia'i- 

[riiC'l 

i 


Tafel  VIII. 

Uebersicht  über  die  Genus-  und  Numerusbildung  der  Nominalstämme. 

I.  Die  Genus-  und  Numerusbildung  der  Adjectiva  und  Participien. 


Sing    ihfat-:  rVfl>">-  rh^'.'»"  '''^1 " 


f. 


5. 


6.  7.  8.  !  9. 

Sing,  '^^,'ilö'       oBf-llö-l---      ao^Cf.-       ao^6^'--         o^'h^'  a°'i^6^-         «""JÄ^^s  <w^<iL'^«e>' 

Flur.    öD^'J'l?'»:    tfO^-ZJ"/?-!-:       öD^C^^!     «n<H(:^-Tl"  ,    <W-hC^^!     o»J,CJP-l"  I    O^'i^l.fKD'^'i--    OO-HAOh^^': 


f. 


2.    Die  Pluralbildung   der  Substantiva. 

a)   Die  äussere  Pluralbildung. 


a)  mit 
Endung 

Masuuliu- 
des  Plurals. 

Sin-. 
Plur. 

1. 

Sing. 
Plur. 

3. 

Sing. 
Plur. 

111    übrigen  s.  die  Ad 
jectiva. 

ß)    inil 

Feminin -Endung  des  Plurals. 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

Sing.  0H*>- 

W-A,!-- 

^OD'l-  : 

Tf-nm^s 

aolpU>^^' : 

^?i9"C^: 

Äff"«,-: 

Ä-l- 

Plur.  on^^' 

W-A^l-.- 

f^ao^^ . 

"M-nm;*"!"'  1  oD^if^^'^i 

Ihin-C;)-^  • 

f.OD*!t- 

Äl>''1"» 

9. 

10. 

■  11. 

12.                       13. 

14. 

15. 

16. 

Sing.   JT-^iA.: 

in- 

-H*- 

'i-nC-            Ä-A^A*- 

7Ä-' 

/»•A: 

Höbt» 

Plur.   jrOA^^: 

7(191- : 

TJ^^: 

i-n^l--       Ä-A*A^^- 

7>l^' 

/»•A^ä 

HffDVV.- 

II 

17. 

18. 

19. 

20. 

21. 

22. 

23. 

24. 

Sing.  Tfl-fl- 

•JA?": 

ffD-JhC: 

TJVl'"' 

n'JA- 

/»•A"!"»» 

•IM-»  > 

rihi-r-- 

Plur.  Tfln^s 

'JA'^l-: 

«"•"Hl^^s 

-HV^^  •• 

n'jA-i-: 

/*'A«1T^  : 

^hmt-' 

9"i'hi-1t- 

Au 

itsnamen.                   Eigennamen. 

25.                                  26. 

Sint 

;.  hUt--                    ao^dtl-- 

Plu 

.   JlÜ9^! 

aoß'^fi^- : 

t 


Tafel  IX. 

Uebersicht  über  die  Genus-  und  Numerusbildung  der  Nominalstämme. 

2.   Die  Pluralbildung   der  Substantiva. 

b)  Die  innere  Pluralbildung. 


Plur.               Sing. 
Lrste  Bildung  ,  ^^^,            Äfl . 

Zweite   Bildung 

Plur. 

1 ÄAnft- 

Sing. 

Ä-nc» 
A-nft- 

Dritte   Bildung 

Plur. 

(  hh'i.'n- 

\  txVl-C- 

Sing. 

«IC' 

Vierte  Bildung    h-OlC'          nlC- 

Füi 

fte  Bildung 

Sechste  Bildung 

1  ÄJ.'hl-- 
flin-nl-' 

mfU-n: 

Siebente  Bildung 

1.                      2. 

Plur.  rtv/iA:        h'Ph-n-Th' 
Sing.  rt'JrtAi        Jih-n-- 

9.                    10. 
Plur.   'Ufl»"?'!---       h'^fl»-^"-- 
Sing.  '»X.^:              h<^Ä-.- 

3. 

Ä-n-Zv:- : 

11. 

4. 
12. 

rth»?  •• 

.5.                     6. 

•■      oDtiVi'         OD"}  AM- 
IS.                 14. 
hA-lil-'         hP-i-il-' 

7. 
15. 

8. 

3.   Die  Anhängung   der  Nominalsuffixa. 

a)   an  Singularstamme, 
a)  welche  auf  ä,  e,  ö  auslauten: 


1. 

2  m. 

2  f. 

3  m. 

3  f. 

oni.  u.  Acc. 

f  Sing. 
l  Plur. 

/?)    welche  auf 

%  auslauten: 

Nora. 

\  Sing. 
1  Plur. 

•n?.rt.h- 
'nhrt.h'"»- ! 

-nJirt.h.: 
•nhrt.h'}: 

•nhrt.«-.- 
-nhrt.u''»--- 

tthfl.7' 

■nhfLin 

Acc. 

f  Sing. 
t  Plur. 

'nhrt.e  ■■ 

•nhrt.h  ■ 
•nhrt.h'«'-: 

'Wh(\.\\.- 

-nhrt.iT>: 

•n?irt.ü-- 

■{X'hdiroo- : 

nhfi.'/-- 
■ahfi.ir'i 

/ 

)   welche  consonantisch  auslaute 

i; 

Nom. 

f  Sing. 
1  Plur. 

/*'C(I-1>- 

/"COl-h : 

/^-co-lii.' 

/^co-lJ  ■• 

Acc. 

(  Sing. 
1  Plur. 

r'CO-l'i» 

/^CO/ll,! 

/^•CO-ti  • 

b)  an  Pluralstämme. 


Nom   u.  Acc.  I  S'"g    '^'^hYl^f:    ««>A^h•th• 

i  Plur.   on^Jih-tV  ••     ""Ahh-fchö"- 


'"'Vhh-/:Ji.-     o"Ahh-to-s       oD^iMi^Y' 

«^AhJrfclll-    o»i\J,J]-fc(rö»-:    o»y\J,h.tu"J  i 


i 


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^»»sas^^ 


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